Herr Gott, dich loben wir (Luther)
Herr Gott, dich loben wir (auch Deutsches Tedeum genannt) ist ein liturgischer Wechselgesang, dessen Text und Musik Martin Luther verfasste. Es basiert auf dem mittelalterlichen Te Deum und erschien 1529 erstmals im Druck. Im Evangelischen Gesangbuch steht es unter Nr. 191.
Geschichte
Über die Entstehungsgeschichte gibt es keine überlieferten Informationen. Der Gesang wurde erstmals in den Geistlichen Liedern von Joseph Klug 1529 in Wittenberg gedruckt. Von dieser Ausgabe ist kein Exemplar erhalten. Die älteste erhaltene Ausgabe ist die von 1533.
Schon durch seine augustinische Prägung schätzte Luther das Te Deum, das laut Legende als Wechselgesang zwischen Ambrosius und Augustinus entstanden war. Er zählte es neben dem Apostolikum, dem Nizänum und dem Athanasianum zu den Grundbekenntnissen der Kirche.[1] Seine Fassung Herr Gott, dich loben wir wird jedoch im evangelischen Gottesdienst nur selten gesungen.[2]
Text
Luther nahm das lateinische Te Deum aus dem 5. Jahrhundert als Vorlage und formte daraus einen Wechselgesang in zu Beginn sechssilbigen, dann durchgehend achtsilbigen gereimten Verspaaren.[3] Die lateinische Vorlage wurde vielleicht von Niketas von Remesiana verfasst, später dann fälschlicherweise Ambrosius von Mailand zugeschrieben.
I |
II |
Herr Gott, dich loben wir, |
Herr Gott, wir danken dir. |
I und II | |
Dein göttlich Macht und Herrlichkeit |
geht über Himmel und Erden weit. |
I und II |
Musik
Martin Luther nutzte hier eine einfache Fassung des gregorianischen Te Deum[4] und veränderte sie leicht.[5][6] Bedeutsam ist die Hervorhebung von zwei Textzeilen durch doppelte Notenwerte: „Nun hilf uns, Herr, den Dienern dein, die mit deim teu’rn Blut erlöset sein“ – hier war in der katholischen Liturgie das Niederknien üblich[7] – und die Schlussbitte „Auf dich hoffen wir, lieber Herr, in Schanden lass uns nimmermehr“.
Neben anderen Komponisten bearbeiteten Johann Sebastian Bach in den Kantaten 16, 120 und 190 und Felix Mendelssohn Bartholdy als Choralkantate MWV A 20 den Gesang.
Literatur
- Hans-Christian Drömann: 191 – Herr Gott, dich loben wir (Te Deum). In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Nr. 6/7. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-50330-X, S. 107–115 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Wilhelm Lucke: Die Lieder Luthers (= Weimarer Lutherausgabe. Band 35). Böhlau, Weimar 1923, S. 249–254 (Textarchiv – Internet Archive).
Weblinks
- Chorale Melodies used in Bach's Vocal Works: Herr Gott, dich loben wir, bach-cantatas.com (englisch)
Anmerkungen
- Vgl. seine Schrift Die drei Symbole oder Bekenntnisse des Glaubens Christi, in der Kirche einträchtiglich gebraucht von 1538
- Drömann S. 108
- Der folgende Text nach EG 191. Vater, Engel, Himmel, König sind teilweise einsilbig aufgefasst.
- Gregorianisches Te Deum
- Herr Gott, dich loben wir Melodie, Luther-Gesellschaft e.V. (pdf)
- Herr Gott, dich loben wir zur Melodie auf colmarisches.free
- vgl. Florentius Schilling: Sonntägliche Predigten oder Penuarium quadragesimale. Johann Hoffmann, Sulzbach 1681, S. 113–114 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).