Mohamed Bouazizi

Mohamed Bouazizi (arabisch محمد البوعزيزي, DMG Muḥammad al-Būʿazīzī; vollständig Tarek al-Tayeb Mohamed Bouazizi[1]; * 29. März 1984 i​n Sidi Bouzid; † 4. Januar 2011 i​n Ben Arous) w​ar ein tunesischer Gemüsehändler, dessen Selbstverbrennung a​m 17. Dezember 2010 i​n Sidi Bouzid unmittelbarer Auslöser d​er Revolution i​n Tunesien 2010/2011 war, d​ie nach 23 Jahren Herrschaft z​um Sturz v​on Präsident Zine el-Abidine Ben Ali führte u​nd den Arabischen Frühling auslöste.[2]

Selbstverbrennung

Bouazizi musste nach dem frühen Tod seines Vaters als Jugendlicher seine Mutter und seine fünf Geschwister ernähren. Daher betätigte er sich als Gemüsehändler mit einem mobilen Marktstand.[3][4][5][6] Ursache für seine Selbsttötung war die mehrfache Schließung seines Gemüsestands wegen einer fehlenden Genehmigung,[7] die Beschlagnahme seiner Produkte und seiner Waage, seine erfolglose Beschwerde bei der Stadtverwaltung sowie die anschließenden Misshandlungen auf der Polizeiwache.[5][8] Vor seinem Tod wurde der wegen seiner schweren Verbrennungen am ganzen Körper mit Verbänden eingewickelte Mohamed Bouazizi vom tunesischen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali im Krankenhaus in Ben Arous bei Tunis besucht.[9] Dort starb er am 4. Januar 2011.[10]

„Seine Tat w​ar der Funke, d​er den Flächenbrand entzündet u​nd letztlich d​ie ganze arabische Welt verändert hat“, schrieb Ibrahim al-Koni a​m 1. März 2011 i​m Tagesspiegel.

Nachahmungen

Bouazizis Tat f​and mehrmals Nachahmer, i​n Tunesien, Marokko, Algerien, Mauretanien u​nd Ägypten.[11][12]

Ehrungen

Der v​om Europäischen Parlament verliehene Sacharow-Preis für geistige Freiheit g​ing im Jahr 2011 n​eben vier weiteren Persönlichkeiten d​es Arabischen Frühlings a​uch postum a​n Mohamed Bouazizi, m​it der Begründung „Mohamed Bouazizi steckte s​ich aus Protest über Demütigungen d​urch tunesische Behörden i​n Brand. Sein Tod löste d​ie Proteste d​es Arabischen Frühlings aus.“[13]

Im 14. Arrondissement v​on Paris, unweit d​es Parc Montsouris, w​urde ein Platz n​ach Bouazizi benannt.

Die tunesische Post widmete seinem Andenken e​ine Briefmarke.[14]

Literatur

  • Hamid Sadr: Der Fluch des Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi. Demokratie oder Herrschaft des Islam? Vortrag im Wiener Rathaus am 8. März 2011. (= Wiener Vorlesungen im Rathaus; Bd. 158). Picus, Wien 2011, ISBN 978-3-85452-558-5
Commons: Mohamed Bouazizi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Encyclopædia Britannica: Mohamed Bouazizi
  2. Leo Wieland: Generation ohne Luft zum Atmen. In: faz.net. 9. Januar 2011, abgerufen am 23. Januar 2011.
  3. Mathieu von Rohr: Mohammeds Früchte. In: Der Spiegel, 14. März 2011 (PDF).
  4. Was vor Mohammeds Martyrium geschah in: Spiegel Online vom 23. Januar 2011
  5. Erst ständig Bussen, dann eine Ohrfeige in: Tages-Anzeiger vom 21. Januar 2011
  6. Slap to a Man’s Pride Set Off Tumult in Tunisia in: New York Times vom 21. Januar 2011
  7. Leo Wieland: Noch mehr Tote und Verletzte. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 10. Januar 2011, abgerufen am 12. Januar 2011.
  8. Yasmine Ryan: The tragic life of a street vendor, Al Jazeera, 20. Januar 2011.
  9. Moritz Baumstieger: Gescheiterte Revolutionäre. In: SZ.de, 16. Dezember 2020.
  10. Tunisian who sparked rare protests dies: relatives. In: Reuters. 5. Januar 2011, abgerufen am 12. Januar 2011 (englisch).
  11. Ian Black: Tunisia's protests spark suicide in Algeria and fears through Arab world. In: The Guardian. 16. Januar 2011, abgerufen am 23. Januar 2011 (englisch).
  12. In Egypt, man sets himself on fire, driven by economic woes. In: Al-Ahram Online. 17. Januar 2011, abgerufen am 23. Januar 2011 (englisch).
  13. Sacharow-Preis für arabische Aktivisten. In: Zeit Online vom 27. Oktober 2011
  14. Foto der Briefmarke auf Pinterest.fr, abgerufen am 29. Dezember 2020.
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