Isabella I. (Kastilien)
Isabella I. von Kastilien (spanisch Isabel I de Castilla; * 22. April 1451 in Madrigal de las Altas Torres; † 26. November 1504 in Medina del Campo; genannt auch Isabella die Katholische, span. Isabel la Católica) war Königin von Kastilien und León von 1474 bis 1504 und von 1479 bis 1504 als Gattin Ferdinands II. auch Königin von Aragón.
Leben
Isabella war die Tochter (Infantin) des Königs Johann II. von Kastilien und León und dessen zweiter Gemahlin Isabella von Portugal.
Jugend, Charakter und Ausbildung
Isabella war von stämmiger Statur, mit rotblonden Haaren und schräg geschnittenen grünen Augen. Sie genoss eine ausgezeichnete Ausbildung im Kloster Santa Ana in Ávila, wobei auch auf körperliche Schulung Wert gelegt wurde, sodass die Prinzessin eine ausgezeichnete Reiterin war. Sie war im Kloster zu einer selbstsicheren jungen Frau erzogen worden.
Gleich nach dem Tode des Vaters 1454 war sie samt ihrem jüngeren Bruder Alfonso und ihrer Mutter vom Hof vertrieben worden, was die übersensible Mutter in tiefe Melancholie gestürzt hatte. Sie vergrub sich in ihr eigenes Unglück, statt sich um ihre Kinder zu kümmern. Da das Volk mit König Heinrich IV., ihrem Halbbruder aus der ersten Ehe Johanns II. mit Marie von Aragón, unzufrieden war, kam es zu Unruhen und der erst dreizehnjährige Alfonso griff zu den Waffen, wobei ihm ein Überraschungssieg gegen den Halbbruder gelang. Jedoch starb er schon kurze Zeit darauf nach dem Verzehr einer Forelle. Die genaue Ursache wurde nie geklärt.[1]
Schon als junge Frau wollte ihr Halbbruder Heinrich IV. sie verehelichen – zuerst wurde sie dem gut dreißig Jahre älteren Karl von Viana, dem Prinzen von Navarra, versprochen, welcher jedoch plötzlich starb. Gegen den nächsten Ehekandidaten Alfonso von Portugal konnte sie sich erfolgreich wehren, nicht jedoch gegen den darauf folgenden Heiratskandidaten, Pedro Girón, den Bruder des Großmeisters von Calatrava; jedoch starb auch dieser Verlobte noch vor der Hochzeit an Diphtherie. Nun wollte Heinrich IV. seine Schwester mit Charles de Valois, dem Herzog von Berry und Bruder von König Ludwig XI., verheiraten. Die inzwischen Erwachsene wollte sich jedoch ihren zukünftigen Ehemann selber aussuchen und wählte sich dazu Ferdinand, den zukünftigen König von Aragón, der ihren Vorstellungen eines zielstrebigen, tapferen und klugen Ehemannes entsprach. Sie war so emanzipiert, dass sie über ihren Berater, den jüdischen Finanzier Abraham Senior, in Kontakt zu Ferdinand trat und ihm, der mit seinen siebzehn Jahren bereits mit einer Mätresse zwei Kinder hatte, einen Antrag machte. Dieser nahm an. Da eine offizielle Werbung wegen des Halbbruders nicht möglich war, verkleidete sich Ferdinand als Eseltreiber und reiste so mit nur einigen wenigen Begleitern zu ihr nach Valladolid, wohin sie vor ihrem Halbbruder geflohen war.[1] Isabella vermählte sich am 19. Oktober 1469 mit Ferdinand.
Königin von Kastilien
Nach dem Tod ihres Bruders Heinrich IV. bestieg Isabella 1474 mit ihrem Gatten den kastilischen Thron. Zwar erhob Johanna La Beltraneja, die für illegitim erklärte Tochter Heinrichs, Anspruch auf die kastilische Krone und wurde von einem Teil des Adels und von Portugal unterstützt; aber Isabella besiegte diese Gegner, und die Schlacht von Toro am 17. März 1476 sicherte ihre Krone.
Isabella und Ferdinand regierten ihre Reiche Aragón und Kastilien ab 1479 gemeinsam, obwohl Isabella die alleinige „Besitzerin“ der Krone von Kastilien blieb; so entstand die Grundlage für ein gesamtspanisches Königreich. Ihrer Verwendung verdankte Christoph Kolumbus 1486 die Unterstützung zu seinem Unternehmen, das die Entdeckung Amerikas 1492 unter spanisch-kastilischer Flagge zur Folge hatte. Dies schuf die Grundlage für das spätere spanische Kolonialreich.
Auf Basis der 1478 von Papst Sixtus IV. erlassenen päpstlichen Bulle Exigit sincerae devotionis führten Isabella und Ferdinand die Inquisition in ihrem Reich ein. 1488 schufen sie den Consejo de la Suprema y General Inquisición. Überwiegend richtete sich die Inquisition gegen zum Christentum konvertierte Juden, die sogenannten Marranen, die verdächtigt wurden, insgeheim noch ihrem früheren Glauben anzuhängen. Mehr als die Hälfte, in Guadalupe etwa mehr als drei Viertel, aller so Angeklagten wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Eroberung des Emirats von Granada im Januar 1492 bildete den Endpunkt der „Reconquista“ und damit der rund 700 Jahre dauernden Präsenz der Mauren in weiten Teilen der iberischen Halbinsel. In der Folge gingen Ferdinand und Isabella mit großer Brutalität gegen Juden und Muslime vor. Mit dem Alhambra-Edikt vom 31. März 1492 wurden alle Juden im Herrschaftsgebiet von Isabella und Ferdinand (Sephardim) gezwungen, entweder zum Christentum überzutreten oder das Land zu, was einen weiteren wirtschaftlichen und künstlerischen Aderlass bedeutete. Papst Alexander VI. verlieh dem Ehepaar 1494 den Titel der reyes católicos (Katholische Könige). 1502 folgte die Ausweisung der noch verbliebenen Muslime.
Isabella und Ferdinand führten die Santa Hermandad (Heilige Bruderschaft) ein, ein landesweites Polizei- und Justizsystem, das die bisher üblichen lokalen hermandades ablöste und die Rechte der lokalen Aristokratie einschränkte.
Isabella starb am 26. November 1504 in Medina del Campo. Ihre sterblichen Überreste befinden sich in der Krypta der Capilla Real (Königliche Kapelle) in Granada, Andalusien. Die Grabinschrift lautet:
“Mohameticae sectae prostratores et heretice pervicacie extinctores Ferdinandus Aragonorum et Helisabetha Castelle vir et uxor unanimes Catolice appellati marmoreo clauduntur hoc tumulo.”
„Die Vernichter der Mohammedanischen Sekte und Auslöscher der ketzerischen Falschheit, Ferdinand von Aragón und Isabella von Kastilien Gemahl und Gemahlin, allerseits die Katholischen geheißen, umschließt dieses marmorne Grab.“
Ihre Tochter Johanna übernahm 1504 gemeinsam mit ihrem Gatten Philipp dem Schönen von Habsburg die Herrschaft in Kastilien.
Wappen
Nachkommen
Mit Ferdinand II. hatte sie zehn Kinder, von denen fünf tot geboren wurden oder kurz nach der Geburt starben. Die überlebenden Kinder sind:
- Isabella (* 2. Oktober 1470; † 23. August 1498)
- ⚭ Infant Alfons von Portugal (* 18. Mai 1475; † 13. Juli 1491)
- ⚭ König Manuel I. von Portugal (* 31. Mai 1469; † 13. Dezember 1521), der nach ihrem Tod ihre Schwester Maria heiratete
- Johann (* 28. Juni 1478; † 4. Oktober 1497) ⚭ Margarete von Österreich (* 10. Januar 1480; † 1. Dezember 1530), jüngere Schwester von Philipp dem Schönen, Sohn des späteren Kaisers Maximilian I.
- Johanna, genannt die Wahnsinnige, Königin von Kastilien, (* 6. November 1479; † 13. April 1555) ⚭ Philipp I., genannt der Schöne, König von Kastilien, Sohn des späteren Kaisers Maximilian I.
- Maria (* 29. Juni 1482; † 7. März 1517) ⚭ König Manuel I. von Portugal (1469–1521), Witwer ihrer Schwester Isabella
- Katharina (* 16. Dezember 1485; † 7. Januar 1536)
- ⚭ Arthur Tudor, Prinz von Wales,
- ⚭ König Heinrich VIII. von England, nach dem Tode des Bruders Arthur Tudor
Ahnentafel
Ahnentafel Isabella I. von Kastilien | ||||||||
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Ururgroßeltern |
Herzog |
König |
König |
König |
König |
John of Gaunt, 1. Duke of Lancaster (1340–1399) |
König |
Nuno Álvares Pereira (1360–1431) |
Urgroßeltern |
König |
John of Gaunt, 1. Duke of Lancaster (1340–1399) |
König |
Herzog | ||||
Großeltern |
König Heinrich III. (Kastilien) (1379–1406) |
Herzog Johann von Portugal (1400–1442) | ||||||
Eltern |
König Johann II. (Kastilien) (1405–1454) | |||||||
Isabella I. von Kastilien (1451–1504) |
Seligsprechungsprozess
1974 eröffnete Papst Paul VI. den Seligsprechungsprozess. Dadurch wurde der Titel „Dienerin Gottes“ zuerkannt.
Literatur
- A. St. Wittlin: Isabella. Begründerin der Weltmacht Spanien. Historischer Roman. Rentsch, Zürich & Leipzig 1936[2]
- Juan Eslava Galán: Los reyes católicos. Editorial Planeta, Barcelona 2004, ISBN 978-84-08-05121-3.
- Hans Leicht: Isabella von Kastilien. Königin am Vorabend der spanischen Weltmacht. Friedrich Pustest, Regensburg 1994, ISBN 3-7917-1436-8.
- Jean B. de Nervo: Isabelle la Catholique, reine d’Espagne. Sa vie, son temps, son règne. Lévy, Paris 1874.
- Joseph Pérez: Ferdinand und Isabella. Spanien zur Zeit der katholischen Könige („Isabelle et Ferdinand, rois catholiques d’Espagne“). Diederichs, München 1996, ISBN 3-424-01238-6.
- Horst Pietschmann: Isabella die „Katholische“. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 5. Artemis & Winkler, München/Zürich 1991, ISBN 3-7608-8905-0, Sp. 669–671.
- William Hickling Prescott: Geschichte der Regierung Ferdinands und Isabellas der Katholischen von Spanien („History of the reign of Ferdinand and Isabelle the Catholic of Spain“). Brockhaus, Leipzig 1843 (2 Bde.)
Weblinks
- Literatur von und über Isabella I. im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Isabella I. (Kastilien). In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten).
Einzelnachweise
- Sigrid-Maria Größing: Um Krone und Liebe. Almathea, Wien 2008, ISBN 978-3-85002-649-9.
- Neuauflagen bis in die 1990er Jahre, auch unter leicht abweichenden Titeln. Zahlr. Übersetzungen.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Alfons von Trastámara und Avis (Alfons von Kastilien) | Fürstin von Asturien 1468–1474 | Isabella von Trastámara und Trastámara (Isabella von Aragón und Kastilien) |
Heinrich IV. | Königin von Kastilien und León 1474–1504 | Johanna und Philipp I. |