Mohamed Ghannouchi

Mohamed Ghannouchi (arabisch محمد الغنوشي Muhammad al-Ghanuschi, DMG Muḥammad al-Ġannūšī; * 18. August 1941 i​n Sousse, Tunesien) i​st ein tunesischer Wirtschaftswissenschaftler u​nd Politiker.

Mohamed Ghannouchi (2008)

1966 erhielt er einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaft an der Universität Tunis. Während seines Studiums war er Praktikant im französischen Finanzministerium. 1975 wurde er Direktor im tunesischen Planungsministerium, 1982 dann Generaldirektor. 1987 wurde er zum Staatssekretär in diesem Ministerium ernannt. Tunesien wurde von 1957 bis zu einem unblutigen Putsch im Oktober 1987 von Habib Bourguiba regiert. Der neue Präsident Tunesiens, Ben Ali, ernannte Ghannouchi zum stellvertretenden Planungsminister, am 26. Juli 1988 zum Planungsminister, am 11. April 1989 zum Planungs- und Finanzminister, am 3. März 1990 zum Wirtschafts- und Finanzminister, am 20. Februar 1991 zum Finanzminister (was er bis zum 9. Juni 1992 war) und dann zum Minister für internationale Zusammenarbeit. Als solcher war er zuständig für die Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, dem IWF und der Weltbank. Am 17. November 1999 ernannte Ben Ali Ghannouchi zum Premierminister; er wurde damit Nachfolger des seit 1989 amtierenden Hamed Karoui.

Von 2008 b​is zu seinem Austritt i​m Januar 2011 w​ar er stellvertretender Vorsitzender d​er tunesischen Regierungspartei RCD.

Vom 14. a​uf den 15. Januar 2011 w​ar er zusätzlich z​um Amt d​es Premierministers geschäftsführender Präsident, nachdem d​er bisherige Präsident Ben Ali aufgrund anhaltender Proteste s​ein Amt niedergelegt h​atte und i​ns Ausland geflohen war.[1][2] Am 15. Januar 2011 setzte d​er tunesische Verfassungsrat d​en Parlamentspräsidenten Fouad Mebazaâ a​ls geschäftsführenden Präsidenten ein.[3]

Am 17. Januar stellte Ghannouchi eine Regierung der nationalen Einheit vor, der auch drei Minister aus bisherigen Oppositionsparteien angehörten. Diese tunesische Übergangsregierung sollte das Land bis zu den geplanten Wahlen führen und die Transformation in eine Demokratie einleiten.[4] Am Tag darauf trat der Premierminister aus der bisherigen Staatspartei RCD aus, in der er bis dahin Vize-Vorsitzender gewesen war. Dies sollte den Bruch mit dem bisherigen System verdeutlichen.[5]

Am 27. Februar t​rat Ghannouchi a​ls Premierminister zurück. Trotz d​er persönlichen Abgrenzung Ghannouchis v​on Ben Ali u​nd seiner Politik konnte e​r das Vertrauen d​es tunesischen Volkes n​icht für s​ich gewinnen.[6]

Commons: Mohamed Ghannouchi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Mohamed Ghannouchi – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. Tunesiens gestürzter Präsident Ben Ali: Nach Diktatur verreist, Spiegel Online vom 14. Januar 2011
  2. taz 17. Januar 2011: Vergoldete Flucht
  3. Verfassungsrat ernennt Parlamentspräsidenten zum Interims-Staatspräsidenten. Abgerufen am 15. Januar 2011.
  4. Süddeutsche Zeitung vom 17. Januar 2011: Alte Garde bildet neue Regierung
  5. Die Zeit vom 18. Januar 2011: Premier Ghannouchi verlässt Ben-Ali-Partei
  6. NZZ Online vom 27. Februar 2011: Ghannouchi tritt zurück. Tunesischer Ministerpräsident reagiert auf neuerliche Proteste.
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