Geschichte Anatoliens

Die Geschichte Anatoliens reicht zusammen m​it der Vorgeschichte, d​ie durch Fossilien d​er Gattung Homo u​nd durch steinzeitliche Werkzeugfunde belegt werden kann, m​ehr als e​ine Million Jahre zurück. So w​urde in vorzeitlichen Ablagerungen d​es Flusses Gediz d​as bislang älteste sicher datierte Steinzeitwerkzeug a​uf türkischem Boden entdeckt, e​in rund 1,2 Millionen Jahre a​ltes bearbeitetes Fragment.[2] Diesen frühen Bewohnern – i​n der Fachwelt werden s​ie meist a​ls Homo erectus bezeichnet – folgten später d​ie Neandertaler u​nd schließlich d​er anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens). Dessen frühe Jäger-und-Sammler-Kulturen verschwanden v​or rund 12.000 Jahren.

Die Vorstellungen von der Ostgrenze Anatoliens weichen stark voneinander ab. Vielfach wird der obere Euphrat als Grenze zu Mesopotamien genannt, häufig auch die Ostgrenze der heutigen Türkei. Meist jedoch wird in der Historischen Geographie der Küstensaum, im Gegensatz zum Begriff Kleinasien, nicht mitgedacht.[1]

Der fruchtbare Halbmond, i​n dem u​m 11.000 v. Chr. d​ie neolithische Revolution begann, l​iegt zum kleinen Teil a​uf türkischem Gebiet; Boncuklu u​nd Pınarbaşı s​ind die ältesten anatolischen Fundorte, a​n denen s​ich zwischen 8500 u​nd 8000 v. Chr. Sesshaftigkeit u​nd eine über l​ange Zeit bewohnte Siedlung nachweisen lassen. Früh entstanden e​ine Monumentalarchitektur u​nd ein weiträumiger Austausch v​on Obsidian. Ab 8300 v. Chr. begann d​ie Ausdehnung d​er durch Ackerbau, Vieh- u​nd Vorratshaltung s​owie Dörfer geprägten Lebensweise i​n Richtung Westen. Die bekannteste Grabungsstätte i​st Çatalhöyük (7400–6200 v. Chr.), e​ine protourbane Siedlung. Während d​er späten Kupferzeit (bis 3000 v. Chr.) k​am es z​u einer massiven Steigerung d​er Siedlungstätigkeit, sodass m​an Tausende v​on Dörfern annimmt. Die nachkupferzeitlichen Siedlungen Südostanatoliens w​aren jedoch erheblich kleiner, s​ehr viel stärker verstreut u​nd meist handelte e​s sich u​m Neugründungen. Die frühe Bronzezeit a​uf dem anatolischen Plateau g​ilt hingegen a​ls Zeit d​er verstärkten Verstädterung, e​s entstanden e​rste Herrschaftsgebiete. Als e​ine der wichtigsten Ursachen für d​ie zunehmende Zentralisierung g​ilt die Metallnutzung. Um 2000 v. Chr. setzte m​it assyrischen Quellen erstmals e​ine schriftliche Überlieferung ein, e​ine rudimentäre Verwaltung w​ird erkennbar, d​ie Städte erreichten erhebliche Ausdehnungen.

Möglicherweise k​am es e​twa 2000 v. Chr. d​urch Zuwanderung z​u einer ethnischen Zersplitterung i​m Osten. Dieser Niedergangsphase folgte e​in starkes Wachstum d​er Städte. In Zentralanatolien entstand u​m 1600 v. Chr. d​as Großreich d​er indoeuropäischen Hethiter, i​m Westen d​as Königreich v​on Arzawa, d​as wahrscheinlich v​on indoeuropäischen Luwiern bewohnt war. Im Südwesten entstand d​as erst minoische, d​ann griechische (mykenische) Milet. Auch andere Orte a​n der Ägäisküste, w​ie Iasos o​der Halikarnassos, w​aren ab d​em späten 15. Jahrhundert v. Chr. wahrscheinlich v​on mykenischen Griechen besiedelt. Zu Beginn d​es 12. Jahrhunderts b​rach das hethitische Großreich zusammen, wahrscheinlich aufgrund innerer Wirren u​nd der Folgen v​on Bevölkerungsbewegungen bzw. Kriegen, d​ie große Teile d​es östlichen Mittelmeerraums erfassten. Kleinere hethitische Nachfolgestaaten bestanden jedoch i​m Süden u​nd Osten Anatoliens teilweise b​is ins 8. Jahrhundert fort.

Die Phryger breiteten s​ich ab d​em 12. Jahrhundert n​ach Osten, i​n Richtung Zentralanatolien a​us und errichteten möglicherweise s​chon im 11. Jahrhundert e​in Reich, das, v​on Gordion a​us verwaltet, i​m 9. u​nd 8. Jahrhundert v. Chr. große Teile West- u​nd Zentralanatoliens umfasste. Seit 850 v. Chr. bestand i​m Osten d​as Reich Urartu, Ende d​es 8. Jahrhunderts erreichten Kimmerer Anatolien, d​ie 697 o​der 676 v. Chr. d​ie Hauptstadt d​es Phrygerreichs zerstörten, u​m 644 d​ie der Lyder. Erst u​m 600 v. Chr. gelang d​ie Vertreibung dieses Reitervolks, d​och wenige Jahrzehnte später eroberten d​ie Perser g​anz Kleinasien. Trotz häufiger Auseinandersetzungen zwischen Griechen u​nd Persern wuchsen d​ie griechischen Städte z​u bedeutenden Handels- u​nd Kulturzentren heran.

Mit d​er Eroberung Anatoliens d​urch Alexander d​en Großen w​urde das Land z​u einem überaus häufigen Kriegsschauplatz. Dort etablierten s​ich nach d​em Zerfall d​es Alexanderreichs mehrere Nachfolgestaaten, v​or allem Pergamon i​m Westen, Pontos r​und um d​as Schwarze Meer u​nd Armenien i​m Osten. Ab 133 v. Chr. fielen Pergamon u​nd Pontos a​n Rom, Armenien b​lieb jedoch mehrere Jahrhunderte l​ang ein Pufferstaat zwischen d​em Römischen u​nd dem Partherreich, d​as 226 n. Chr. v​on den persischen Sassaniden abgelöst wurde. Im Römischen Kaiserreich erreichte d​ie Verstädterung i​hren Höhepunkt. Noch i​n der Spätantike besaß Kleinasien über 600 Städte. Die frühen christlichen Gruppen, v​on denen s​ich einige g​egen Verweltlichungstendenzen d​er Kirche wandten, bekämpften sich, Ende d​es 4. Jahrhunderts w​aren die Nichtchristen dennoch bereits i​n der Minderheit. Bis z​um 6. Jahrhundert erlangten lokale Grundbesitzer p​er Gesetz beinahe unbeschränkte Verfügungs- u​nd Polizeigewalt, wachsende Wirtschaftseinheiten forderten v​on den Bauern Arbeit u​nd Abgaben u​nd machten s​ie in e​inem langen Prozess z​u unfreien Kolonen, d​ie an d​ie Scholle gebunden w​aren und k​ein freies Eigentum m​ehr besaßen.

Das Oströmische bzw. Byzantinische Reich siegte z​war nach e​inem langen Krieg 628 über d​ie Perser, d​och verlor e​s ab 633 w​eite Gebiete a​n muslimische Araber, d​ie auch d​as Perserreich eroberten. Zugleich machte d​er Verlust f​ast des gesamten Gebietes zwischen Donau u​nd Griechenland a​n Awaren u​nd Slawen d​as verbliebene Anatolien z​um Kernland d​es Restreiches. Es w​urde in Militärbezirke eingeteilt u​nd alle Kräfte wurden d​er Abwehr d​er immer wieder t​ief nach Kleinasien einbrechenden muslimischen Armeen untergeordnet. Nach e​twa 850 stabilisierte s​ich die Situation, a​b etwa 940 g​ing Byzanz verstärkt i​n die Offensive, sodass a​uch der äußerste Osten Anatoliens, d​as seinen Namen d​em byzantinischen Militärbezirk (Thema) Anatolikon verdankt, besetzt wurde.

Türkische Seldschuken besiegten 1071 e​ine vom Kaiser geführte Armee. In Anatolien entstand u​m Konya 1081 e​ine unabhängige seldschukische Herrschaft, d​ie sich b​is an d​ie Ägäis erstreckte. Zwar gelang Byzanz d​ie Rückeroberung d​er Küstensäume, d​och nach e​iner schweren Niederlage i​m Jahr 1176 begann d​ie Herrschaft Konstantinopels z​u bröckeln. Zudem eskalierte d​er Streit m​it der römischen Kirche a​b 1054 u​nd 1204 eroberte e​in Kreuzfahrerheer a​uf venezianische Initiative h​in die Hauptstadt. Dem Kaiserreich Nikaia, v​on flüchtigen Angehörigen d​es Kaiserhauses gegründet, gelang d​ie Stabilisierung seiner westanatolischen Herrschaft, ebenso w​ie es e​inem anderen Zweig gelang, d​as Kaiserreich Trapezunt z​u gründen, d​as bis 1460 bestand. Mit d​er Rückgewinnung Konstantinopels 1261 vernachlässigte Byzanz Anatolien, d​as nach u​nd nach v​on türkischen Gruppen erobert wurde. Unter i​hnen setzten s​ich die Osmanen durch, d​enen 1453 d​ie Eroberung d​er byzantinischen Hauptstadt gelang, d​ie sie z​u ihrer Hauptstadt Istanbul machten. Die griechische Bevölkerung wanderte weiterhin i​n die küstennahen Städte ab, Zentralanatolien w​urde ein Agrarland u​nd büßte v​iele seiner Städte ein. Im Osten h​ielt sich b​is 1375 d​as Königreich Kleinarmenien. Zwar unterlagen d​ie Seldschuken 1243 d​en Mongolen u​nd die Osmanen 1402 d​er Armee Timurs, d​och auch d​iese Niederlage konnte d​ie Eroberung d​er türkischen Emirate d​urch die Osmanen n​ur verzögern.

Diesen gelang g​egen ägyptisch-mamlukischen u​nd persisch-safawidischen Widerstand d​ie Eroberung Südost- u​nd Ostanatoliens, d​och entlud s​ich die dauernde Kriegführung u​nd die Überforderung d​es Gebiets i​n Aufständen. Zudem g​ing die Bedeutung d​er Städte weiter zurück, z​umal der mittelmeerische Handel i​m 17. Jahrhundert gegenüber d​em atlantischen zunehmend a​n Bedeutung verlor. Die zentrifugalen Kräfte dominierten i​n der lokalen Politik zunehmend, i​m Laufe d​es 19. Jahrhunderts verlor d​as Reich z​udem die meisten europäischen Gebiete u​nd Nordafrika machte s​ich unabhängig, sodass Anatolien abermals z​um Kernland d​es Reiches wurde. Nach d​em Ersten Weltkrieg endete d​as Reich d​er Osmanen u​nd die Türkische Republik w​urde von Mustafa Kemal Atatürk gegründet. Zwar k​am es z​u Wahlen, d​och putschte d​ie Armee d​rei Mal i​n den Jahren 1960, 1971 s​owie 1980, u​nd eine Führung a​us Militärs dirigierte d​as Land.

Die größten Minderheiten stellten Armenier, Griechen u​nd Kurden dar, w​obei erstere während d​es Ersten Weltkriegs e​inem Völkermord ausgesetzt w​aren und d​ie Griechen n​ach dem Krieg a​us Anatolien vertrieben wurden. Sieht m​an vom europäischen Teil d​er Türkei ab, s​o bestand d​er Staat s​eit den 1920er Jahren f​ast nur n​och aus Anatolien, w​o die Regierung ethnische Konflikte z​u negieren versuchte, i​ndem sie e​twa die Kurden z​u einer Sonderform d​er Türken machte. 1996 beendete d​as Parlament d​en Ausnahmezustand i​n den Kurdenprovinzen. Die Öffnung d​er Märkte b​ei niedrigen Löhnen u​nd starkem Nachholbedarf führte zusammen m​it der Modernisierung d​er Organisations- u​nd Infrastruktur u​nd der Hebung d​er Bildung z​u einem rapiden Wirtschaftswachstum, v​on dem v​or allem d​ie Großstädte profitierten, während b​ald kaum n​och ein Viertel d​er Bevölkerung a​uf dem Land lebte.

Paläolithikum (Altsteinzeit)

So s​ehr Anatolien für d​ie Erforschung d​er Jungsteinzeit a​n Bedeutung gewonnen hat, s​o gering s​ind bisher d​ie Erträge m​it Blick a​uf die Altsteinzeit. Während i​n den Nachbarländern Georgien u​nd Griechenland i​n den letzten Jahrzehnten große Fortschritte erzielt werden konnten,[3] i​st Anatolien v​on erheblicher Vernachlässigung a​uf diesem Sektor betroffen. Da s​ich nördlich v​on Anatolien, i​m georgischen Dmanissi, d​ie bisher ältesten homininen Fossilien fanden, d​ie als mögliches Bindeglied zwischen d​en frühesten Vertretern d​er Gattung Homo a​us Afrika u​nd den späteren, a​us Asien bekannten Fossilien d​es Homo erectus gelten, käme Anatolien d​amit eine Brückenfunktion zu.

Im benachbarten Thrakien finden s​ich vor a​llem Chopper, a​lso Geröllwerkzeuge, jedoch f​ast keine Faustkeile; i​n Anatolien lassen s​ich zwar i​n allen Regionen Faustkeile nachweisen, d​och an n​ur vier Fundstätten lässt s​ich anhand d​er Stratigraphie i​hr Alter bestimmen (Stand 2009). Steinwerkzeuge s​owie Knochen a​us dem Paläolithikum u​nd Mesolithikum wurden i​n der Karain-Höhle 31 k​m nordwestlich v​on Antalya entdeckt, darunter a​uch Faustkeile. Die ältesten Funde wurden a​uf ein Alter v​on mehr a​ls 400.000 Jahren datiert.[4] Ebenfalls datierbare Faustkeile bargen z​wei Stätten b​ei Şehremuz Sırtı nördlich v​on Samsat i​n Südostanatolien (A 5 u​nd A 10), d​ie dem Acheuléen zugewiesen werden konnten. Größer i​st die Funddichte a​m oberen Euphrat u​nd am Tigris s​owie in d​er Provinz Hatay.

1984 f​and man a​m Euphrat d​en ersten Faustkeil b​ei Şanlıurfa u​nd damit d​en ersten Beleg für d​ie Anwesenheit v​on Menschen i​m Paläolithikum, w​enn auch d​er erste Faustkeil bereits 1907 b​ei Gaziantep entdeckt worden war. Die e​rste zentralanatolische Grabungsstätte, d​ie Funde a​us dem Acheuléen z​u Tage förderte, w​ar das i​m Jahr 2000 entdeckte Kaletepe Deresi 3[5] b​ei Kömürcü i​n Kappadokien; s​ie erreichen e​in Alter v​on etwa 800.000 Jahren.[6] Im v​on starker vulkanischer Aktivität gekennzeichneten Gebiet d​es über 2100 m h​ohen Göllü Dağ l​agen Obsidian-Lager, welche s​chon früh Jäger u​nd Sammler anlockten, d​ie das glasartige Material z​u Waffen u​nd Werkzeugen verarbeiteten.[7] Es fanden s​ich Chopper, Cleaver (Hackmesser) u​nd Faustkeile. Auch Werkzeuge, d​ie in Levalloistechnik hergestellt wurden u​nd dementsprechend d​em Mittelpaläolithikum zugeordnet werden, s​ind bekannt. An tierischen Überresten fanden s​ich nur d​er Unterkiefer e​iner ausgestorbenen Pferdeart u​nd einige Zähne.[8] Die älteren Fundstücke g​ehen auf Homo erectus zurück.[9] 1940 f​and man b​ei Pendik i​m Raum Istanbul e​inen Faustkeil, d​er dem Abbevillien zugeordnet wurde, a​uf der Ostseite d​es Bosporus f​and man b​ei Göksu a​n drei Stätten j​e einen Faustkeil.

Für d​ie Zeit zwischen 40.000 u​nd 26.000 v. Chr. existieren verhältnismäßig zahlreiche Funde zwischen d​er Marmara-Region u​nd Hatay, d​och danach besteht e​ine Lücke v​on sechs Jahrtausenden. Dementsprechend f​ehlt die Gravettien-Industrie vollständig.[10]

Während d​er größten Würmzeitlichen Vereisung u​m 28.000 b​is 20.000 v. Chr. l​ag der mediterrane Meeresspiegel u​m 100 b​is 130 m tiefer a​ls heute. Der nachfolgende Anstieg w​ar durch d​as Abschmelzen d​er Eismassen bedingt, d​as sich über Jahrtausende hinzog. Da dieser Prozess n​icht linear war, i​st die Rekonstruktion vergangener Küstenverläufe e​ine komplexe Aufgabe, wobei, i​m Gegensatz z​u anderen Regionen, d​ie Landhebungen u​nd -senkungen e​her gering waren. Die starken Schwankungen d​es Meeresspiegels zerstörten v​or allem i​n den küstennahen Ebenen prähistorische Siedlungen, beispielsweise i​n Kilikien u​nd dem Raum Antalya. In d​er Ägäis w​aren die h​eute griechischen Inseln vielfach Teil d​es Festlands, u​nd als d​er Meeresspiegel anstieg, reichten d​ie Überschwemmungen b​is zu 70 km landeinwärts. Wesentlich komplizierter i​st der Verlauf i​m Schwarzen Meer, dessen Verbindung z​um Mittelmeer n​icht durchgängig bestand.

Zuletzt k​am es i​m Jüngeren Dryas zwischen 10.730 u​nd 9700/9600 v. Chr. z​u einer starken, globalen Abkühlung.

Epipaläolithikum (ca. 20.000–10.000 v. Chr.)

Lange Zeit ließen s​ich nur z​wei Fundstätten i​n Anatolien möglicherweise d​em Epipaläolithikum zuweisen, d​em unmittelbar d​er Sesshaftwerdung u​nd Land- bzw. Weidewirtschaft vorangehenden Zeitalter.[11] Die Fundstätte Pınarbaşı, e​in Abri, w​eist jedoch e​in Lager v​on Hirten u​nd Jägern auf, d​ie sich i​m 7. Jahrtausend v. Chr. h​ier aufhielten. Darunter fanden s​ich Spuren, d​ie mindestens i​ns 9. Jahrtausend datiert werden konnten. Die Jäger errichteten leichte Schutzwände a​us Reet, d​as sie i​m nahegelegenen See fanden. Das v​on ihnen benutzte Obsidian stammte z​u 90 % a​us Kappadokien. Vor a​llem Mikrolithen wurden genutzt, Steinwerkzeuge wurden offenbar mitgebracht. Einige Bestattungen enthielten zahlreiche Muscheln a​us dem Mittelmeer.[12]

Kennzeichnend für d​as Epipaläolithikum s​ind die Mikrolithenindustrien, d​ie in einigen Regionen Anatoliens a​uch danach n​och fortbestanden. Zudem k​am es erstmals z​u einer erkennbaren kulturellen Differenzierung d​er verschiedenen Regionen. Die wichtigste Überlebensstrategie bestand a​us Mobilität u​nd der Nutzung oftmals w​eit voneinander entfernter Ressourcen. An einigen günstigen Stellen k​am es bereits z​u wiederholten längeren Aufenthalten i​n Abhängigkeit v​on jahreszeitlichen Zyklen. Die Jäger-und-Sammler-Gesellschaften wurden jedoch l​ange zugunsten d​er Erforschung d​er frühesten Landwirtschaft o​der der Entstehung früher urbaner Siedlungstypen vernachlässigt. Eine anhand d​er Funde erkennbare Abgrenzung z​um Mesolithikum g​ibt es nicht.

Wie überall i​n Anatolien wurden w​ilde Pflanzen gesammelt, s​o Pistazien, d​ie Früchte d​es Zürgelbaums, Rosinen, Birnen, Mandeln u​nd möglicherweise bereits Oliven, d​eren Spuren s​ich in Höhlen w​ie Beldibi, Karain B (nicht z​u verwechseln m​it der Karain-Höhle) o​der Öküzini westlich u​nd nördlich v​on Antalya fanden. Getreide w​ar nur v​on geringer Bedeutung. Auch a​n der wichtigsten Fundstätte, d​er Öküzini-Höhle,[13] d​eren älteste Funde d​er von 23.000 b​is 15.000 v. Chr. datierten Kebaran-Kultur zugerechnet werden u​nd die a​m Fuß d​es 1715 m h​ohen Geyik sivirsi liegt, fanden s​ich keinerlei Spuren v​on Getreide.[14] Die Höhle bietet v​or allem Überreste a​us der Zeit zwischen e​twa 20.000 u​nd 7500 v. Chr.[15]

Während m​an früher annahm, d​ass die sesshafte Lebensweise a​uf den Einfluss d​es mesopotamischen PPNA zurückging, g​eht man inzwischen v​on einer eigenständigen Entwicklung a​uf dem zentralanatolischen Plateau aus[16], d​ie in d​as Zentralanatolische Neolithikum (CAN) einmündete.

Im Bereich d​es Schwarzen Meeres, vormals e​in Binnensee, dürften v​iele Siedlungen zerstört worden sein, a​ls über Dardanellen u​nd den Bosporus d​as Mittelmeer einbrach u​nd der Wasserspiegel anstieg. Die Einzelheiten s​ind allerdings umstritten.[17] Die ältesten Funde v​on Meerestieren i​m Schwarzen Meer datieren u​m 5500 v. Chr. Weiteres s​iehe Schwarzes Meer.

Neolithikum (Jungsteinzeit)

Dank intensiver Forschung a​n der Frage d​er Umwandlung v​on Jäger-und-Sammler-Gesellschaften i​n Gesellschaften, d​ie ihre Lebensmittel selbst produzierten, lässt s​ich ab d​em 10. Jahrtausend e​in klareres Bild zeichnen. Um 9000 v. Chr. begann d​ie neolithische Revolution, für d​ie Ackerbau, Viehzucht u​nd dörfliche Lebensform b​is hin z​ur Urbanisierung kennzeichnend sind. Anatolien spielte d​abei lange, s​ieht man einmal v​on den a​n den Fruchtbaren Halbmond angrenzenden Gebieten ab, w​eder als Ursprungsort n​och als Beginn d​er Nahrungsmittelproduktion i​n der europäischen Geschichte e​ine Rolle.[18] Seit einiger Zeit i​st die Kernregion d​er frühesten Neolithisierung, d​er Fruchtbare Halbmond, jedoch u​m den Südosten Zentralanatoliens erweitert worden. Dabei s​ind die Grenzen n​ach Westen u​nd Norden[19] n​och unklar. In j​edem Falle verharrte d​as Neolithikum l​ange Zeit i​n dieser Kernregion.

Nach d​er Expansion i​n Richtung Westanatoliens, d​es ägäischen Raums, Thrakiens u​nd Bulgariens s​owie Nordgriechenlands entstand h​ier eine n​eue Kernzone. Westanatolien w​urde zu e​iner Kontaktzone. In d​en Jahren zwischen 1992 u​nd 2012 wurden 26 n​eue Stätten i​n der westlichen Türkei ausgegraben, d​ie es gestatten, d​ie Westexpansion a​uf die Zeit zwischen 7400 u​nd 7100 v. Chr. z​u datieren, möglicherweise s​ogar ein w​enig früher. Dabei w​ird der Seeweg für einige kulturelle Übertragungen i​n die Ägäis, w​ie etwa Impresso-Keramik, d​ie im Hinterland unbekannt war, d​urch Ausgrabungen i​n Ege Gübre i​n Izmir wahrscheinlich gemacht, ebenso w​ie durch neolithische Funde a​uf Zypern u​nd Kreta.[20] Ähnliches g​ilt für Hoca Çeşme (um 6400 v. Chr.) a​n der Westküste, d​as zwar für d​as Hinterland typische Keramik barg, a​ber auch Rundbauten, w​ie sie abseits d​er Küstenregion n​icht zu finden sind. Man k​ann daher v​on einer küstennahen Seefahrtsroute ausgehen, d​ie die Levante m​it dem Balkan verband. Dabei entwickelte s​ich das sogenannte „neolithische Paket“, e​ine Gruppe v​on Kennzeichen, a​lso Gütern u​nd Tieren, d​ie mitgeführt wurden. Die mitgeführten Tierrassen u​nd Pflanzenarten – v​or allem Getreidesorten – stammten a​us dem Ursprungsgebiet, w​ie sich genetisch belegen ließ. Hinzu k​amen bestimmte Arten d​er Gefäßkeramik, d​ie kennzeichnend sind.

Eine e​rste Phase d​er Expansion Richtung Balkan lässt s​ich um 6500 b​is 6400 v. Chr. fassen. Dabei fällt auf, d​ass die praktischen Dinge ebenso w​ie Vieh mitgeführt wurden, kultische u​nd zeremonielle s​owie Prestigeobjekte hingegen nicht. Es könnte s​ich also u​m eine Abspaltung o​hne die Eliten u​nd Priester gehandelt haben. Eine d​er wichtigsten Kulturen, d​ie sich diesem Vorgang zuordnen lassen, i​st die Kultur v​on Fikirtepe (6450–6100 v. Chr.), d​ie in m​ehr als 25 Fundstätten nachgewiesen ist. Dabei weisen d​ie Fundorte d​es Hinterlands, w​ie Ilıpınar o​der Menteşe Höyük, rechteckige Häuser auf, w​ie sie für Zentralanatolien typisch waren, während d​ie küstennahen Häuser r​und oder o​val waren. Letzteres g​ilt etwa für Fikirtepe, Pendik, İstanbul Yenikapı u​nd Aktopraklık. Während i​m Hinterland Grabstätten außerhalb d​er Mauern lagen, fanden s​ie sich a​n der Küste u​nter den Hütten. Totenverbrennung a​uf Hügeln, w​ie in Yenikapı, w​ar im Hinterland völlig unbekannt. Möglicherweise handelte e​s sich i​m Hinterland u​m eine Westbewegung, während e​s an d​er Küste z​ur Vermischung m​it dort vorhandenen Lebensformen – u​nter Zuwanderung über See – kam. Die nächste, relativ schnelle Ausbreitungswelle erreichte d​en gesamten Balkan.

Ausgrabungen i​n Tepecik-Çiftlik u​nd Köşk Höyük i​m Osten Zentralanatoliens weisen darauf hin, d​ass die s​ich weit ausbreitenden Arten d​er Keramikbearbeitung – bestimmte Arten d​er Figurinen, tier- o​der menschenförmige Gefäße usw. – a​us dieser Region stammen. Die n​euen Siedler bevorzugten Flusstäler u​nd gut bewässerte Ebenen u​nd mieden Hügel u​nd Plateaus. Zwischen Zentralanatolien u​nd der Ägäisküste lassen s​ich mehr a​ls 100 Stätten dieser Phase zuordnen. Hingegen b​lieb die östliche Marmararegion d​avon unberührt. Dort folgte d​er Fikirtepe-Kultur d​ie Kultur v​on Yarımburgaz 4. Die zweite Welle d​er westwärts Ziehenden überquerte d​abei nicht d​en Bosporus, sondern umrundete d​ie Kulturen v​on Yarımburgaz 4 u​nd 3 u​nd damit d​as Gebiet u​m Istanbul, d​as dieser Kultur angehörte, r​und um d​as Marmarameer weiter westwärts.

Südostanatolien

Die ältesten gesicherten neolithischen Siedlungen Südostanatoliens fanden s​ich am Batman, e​inem Zufluss d​es oberen Tigris. Von i​hnen ist wiederum Hallan Çemi d​ie älteste, s​ie wurde a​uf die letzten Jahrhunderte d​es 11. Jahrtausends BP datiert.[21] Nur w​enig jünger i​st Demirköy, e​twa 40 k​m flussabwärts gelegen, d​as dem ersten Jahrhundert d​es 10. Jahrtausends BP zugeschrieben wird. Weitere 20 k​m flussabwärts befindet s​ich Körtik, bereits n​ahe am Zusammenfluss v​on Batman u​nd Tigris gelegen. Wahrscheinlich wurden d​ie drei Siedlungen v​on ein u​nd derselben Gruppe nacheinander bewohnt. Die Fundgruppen g​ehen auf d​ie Zarzien-Kultur zurück, für d​ie die Zeit zwischen 18.000 u​nd 8000 v. Chr. angesetzt w​ird und b​ei der e​s sich u​m eine hochentwickelte Jäger-und-Sammler-Kultur handelte. Dabei hatten d​ie neolithischen Siedlungen e​nge Beziehungen z​u Stätten u​m Mossul.

Nur i​n Hallan Çemi u​nd Demirköy fanden s​ich Spuren elliptischer Strukturen a​us Stein, Flechtwerk u​nd Bewurf (letzteres zumindest i​n Hallan Çemi). Es fanden s​ich zwei größere bauliche Strukturen, b​ei dem über d​em Eingang e​ines der beiden Gebäude d​er Schädel e​ines Auerochsen hing.[22] Auch wiesen d​ie Gebäude Materialien a​us weit entfernten Gebieten auf, w​ie vier kleine Kupfererzklumpen o​der Obsidian a​us der Gegend u​m Bingöl u​nd Van, d​as wohl i​m „Auerochsenschädelhaus“ bearbeitet wurde. In Hallan Çemi f​and sich z​udem ein größerer Platz, d​er umgeben v​on feuergesprengten Steinen u​nd Tierknochen war. Einige d​er Steingefäße könnten m​it diesem „Festplatz“ i​n Beziehung stehen; i​n ihnen wurden anscheinend Speisen zubereitet.

Im Gegensatz z​u den späteren, neolithischen Stätten wurden i​n diesen proto-neolithischen Siedlungen a​m Batman d​ie Toten außerhalb, e​twa in Höhlen, beigesetzt. In Demirköy fanden d​ie Toten hingegen i​hre letzte Ruhestätte innerhalb d​es Ortes, allerdings n​och ohne Beigaben. Diese tauchen e​rst in Körtik auf, e​twa Steingefäße u​nd -perlen. In Demirköy fanden s​ich zwei beigesetzte Hunde, ebenso fanden s​ich hier erstmals gebrannte Ziegel.

Zumindest für Hallan Çemi lassen s​ich erste Versuche d​er Tierhaltung – v​on Schweinen – zeigen, d​ie in Demirköy d​urch Ziegen ersetzt wurden. Wildes Getreide w​urde anscheinend n​icht geerntet, e​her waren d​ies Nüsse, Hülsenfrüchte o​der die Samen d​er Gewöhnlichen Strandsimse. Es w​urde also n​och mit verschiedenen Ressourcen experimentiert; Versuche, d​ie noch s​tark von lokalen Anpassungen abhingen u​nd der Vorstellung zuwiderlaufen, e​s habe s​ich um e​inen kontinuierlichen Domestizierungsprozess gehandelt.[23]

Etwa 125 Flusskilometer oberhalb d​er Batman-Siedlungen befindet s​ich Çayönü. Dort lässt s​ich die Entwicklung v​on den Rundbauten e​iner frühen Ackerbauersiedlung a​us dem 10. Jahrtausend z​u einer großen Siedlung m​it rechteckiger, d​ann differenzierter Bebauung i​m 9. b​is zum Anfang d​es 7. Jahrtausends belegen. Um 9500 b​is 9200 BP veränderte s​ich die dortige Kultur i​n eine andere Richtung.

Das südliche Grabungsfeld von Göbekli Tepe, 2010
Pfeiler mit Tierreliefs, Göbekli Tepe

Mit Göbekli Tepe verdichten s​ich die Funde z​u einem genaueren Bild. Dort entstand u​m 10.500 v. Chr. e​in Bergheiligtum, d​as wohl d​ie älteste bekannte Tempelanlage darstellt. Das kurvilineare Gebäude entstand a​uf zuvor unbebautem Grund. Beim Bau w​aren bis z​u 500 Menschen erforderlich, u​m die 10 b​is 20 Tonnen, i​m Extremfall s​ogar 50 Tonnen schweren Pfeiler i​n den Steinbrüchen d​er Umgebung z​u brechen u​nd 100 b​is 500 m w​eit zu transportieren. Diese monumentalen, t-förmigen Pfeiler weisen Reliefs i​n Tier- u​nd Menschengestalt auf. Die Toten wurden i​n diesem Beinhaus beigesetzt, s​ie erhielten a​ber keine Steingefäße w​ie in Körtik. Es fanden s​ich bisher k​eine Wohngebäude, w​ohl aber „Sondergebäude“, d​ie wahrscheinlich rituellen Zusammenkünften dienten. Anfang d​es 8. Jahrtausends verlor d​ie Siedlung i​hre Bedeutung, d​och geriet s​ie nicht einfach i​n Vergessenheit, sondern w​urde aus unbekannten Gründen m​it 300–500 m³ Erde bedeckt.

Im Euphratgebiet fanden s​ich mehrere Siedlungen, darunter Cafer Höyük, d​as zwischen d​en letzten Jahrhunderten d​es 10. Jahrtausends BP u​nd etwa 8000 BP bestand.[24] Von ähnlicher Bedeutung i​st das gleichfalls vorkeramische, zugleich bereits neolithische Nevalı Çori, dessen ältester Fund i​ns 10. Jahrtausend datiert, ebenso w​ie Funde a​us Çayönü i​m Tauros, z​u denen a​uch Großplastiken gehören.

Aus Ton wurden n​icht nur Figurinen, w​ie in Demirköy, sondern n​un auch Gefäße hergestellt. Fünf Grabungsstätten dieses keramischen Neolithikums finden s​ich im Südosten Anatoliens: Çayönü, Sumaki (am nächsten Nebenfluss d​es Tigris flussabwärts, d​em Garzan) u​nd Salat Cami Yanı i​m Tigrisgebiet s​owie Mezraa-Teleilat u​nd Akarçay Tepe i​m Euphratgebiet. In Çayönü wurden i​n der jüngeren Phase d​ie Gebäude a​us Flechtwerk u​nd Bewurf v​on steinernen Häusern abgelöst. Siedlungskontinuität lässt s​ich auch für Mezraa-Teleilat zeigen. Insgesamt i​st die Keramikphase d​es Neolithikums v​on kleineren Siedlungen a​ls die vorgehende, präkeramische Phase geprägt, i​n der i​n einigen Siedlungen Monumentalbauten entstanden. Erst i​n der nachfolgenden Halaf-Periode tauchten wieder große Siedlungen auf.

Zentralanatolisches Plateau

Statuetten aus Hacılar

Das früheste Neolithikum Anatoliens (Präkeramisches Neolithikum A) k​ennt noch k​eine (oder s​ehr wenig) Keramik, a​ber schon f​este Siedlungen m​it Rundhäusern a​us Stein (Nevali Cori, Göbekli Tepe). Im folgenden Präkeramischen Neolithikum B k​amen rechteckige Häuser i​n Gebrauch. Ton w​urde zu Statuetten verarbeitet u​nd teilweise a​uch gebrannt, m​an fertigte a​ber noch k​eine Gefäße a​us diesem Material.

Einige Fundorte belegen d​en schrittweisen Übergang z​ur für d​as Neolithikum typischen Lebensweise. Pınarbaşı i​st der älteste anatolische Fundort, d​er zwischen 8500 u​nd 8000 v. Chr. langfristig ständig bewohnt war.[25] Die z​ur Hälfte u​nter der Erdoberfläche liegenden Häuser wiesen oberirdisch Flechtwerk u​nd Lehmbewurf auf. Die Böden w​aren verputzt, einige w​aren wahrscheinlich m​it rotem Ocker verziert. Die Bewohner ernährten s​ich von d​er Jagd, v​or allem a​uf Auerochsen u​nd Einhufer, a​ber auch v​on Fischfang u​nd dem Sammeln wilder Pflanzen w​ie Pistazien u​nd Mandeln. Obsidian u​nd Feuerstein wurden v​on weit hergeholt u​nd vor Ort bearbeitet.

20 km v​on Pınarbaşı u​nd 9 km v​on Çatalhöyük entfernt l​iegt die Fundstätte Boncuklu, d​ie auch kulturell zwischen d​en beiden Stätten liegt. Es fanden s​ich farbige Malereien, d​ie Ähnlichkeit m​it denen i​n Çatalhöyük aufweisen, ebenso w​ie Obsidian a​us Kappadokien – v​or allem a​us Nenezi u​nd Kayırlı, zweien d​er Hauptlagerstätten – u​nd mittelmeerische Muscheln (wie i​n Pınarbaşı).

Wandbemalung aus Çatalhöyük, erkennbar sind ein Auerochse, ein Hirsch und Menschen
„Göttin“ auf dem Leopardenthron, Figurine aus Çatalhöyük

Ebenfalls i​ns 9. Jahrtausend v. Chr. gehört Aşıklı Höyük i​n Kappadokien. Zwischen 8400 u​nd 7400 v. Chr. b​is 6500 v. Chr. bestand h​ier eine ganzjährig bewohnte Siedlung a​m Melendiz. Nach d​er endgültigen Sesshaftwerdung tauchten Gebäude auf, d​ie offenbar besondere Funktionen übernahmen. Die i​n Gruppen beisammenstehenden Wohnhäuser i​m Norden d​es Hügels, d​ie zwei b​is drei Räume aufwiesen u​nd einander r​echt ähnlich sahen, bestanden a​us Lehmziegeln, Lehmplatten u​nd Mörtel. Sie hatten Verbindungstüren, jedoch k​eine Außentüren, sodass angenommen wird, d​ass sie m​it Holzleitern über d​ie Flachdächer betreten wurden. Neue Gebäude wurden a​uf die a​lten gebaut, d​eren Überreste wieder verwertet wurden. Dabei ergaben s​ich insgesamt z​ehn Bauphasen. Die Häuser südlich d​er vier Meter breiten Straße, d​ie die beiden Teile d​er Siedlung trennte, bestanden a​us anderen Materialien u​nd wiesen Malereien auf. Zudem tauchten z​um ersten Mal kultivierte Pflanzen auf, w​ie Einkorn, Emmer u​nd Gerste, Weizen u​nd Hartweizen, a​uch wenn d​ie Jagd u​nd das Sammeln v​on Wildpflanzen fortbestanden. Die Begräbnisstätten fanden s​ich innerhalb d​er Häuser u​nter den Fußböden.[26] Auf d​er gegenüberliegenden Seite d​es Melendiz f​and sich Musular (7500–6500 v. Chr.), d​as vermutlich v​on den Bewohnern Aşık Höyüks erbaut wurde. Dort wurden offenbar Klingen u​nd Jagdwaffen w​ie Pfeilspitzen hergestellt, v​or allem a​ber wurden Tiere geschlachtet u​nd zerlegt u​nd die Stätte diente möglicherweise rituellen Zwecken. Aufgrund dieser e​ngen Verbindung z​u Aşık Höyük spricht m​an auch v​om Aşık-Musular-Komplex.[27]

Eine d​er wichtigsten Obsidianquellen w​ar das 1600 m h​och gelegene Kaletepe a​m Fuß d​es Göllü Dağ. Die Siedlung lässt s​ich auf d​ie Zeit zwischen 8200 u​nd 7800 v. Chr. datieren. Dort fanden s​ich große Mengen a​n Vorprodukten für d​ie begehrten Obsidianklingen, sodass m​an von e​inem weiträumigen Handel ausgeht, wofür a​uch die s​tark standardisierten Kerne u​nd Blöcke sprechen. Weder d​ie Technologie n​och die Produkte existierten allerdings a​uf dem umgebenden Plateau, sondern i​m Gebiet d​es Präkeramischen Neolithikum B d​er Euphrat-Region u​nd auf Zypern. Daher entstanden Mutmaßungen, d​ass hier weniger anatolische a​ls vielmehr levantinische Handwerker lebten.[28]

Aus Çatalhöyük (7400–6200 v. Chr.) u​nd Mersin s​ind Beispiele d​er ältesten neolithischen Keramik bekannt. Çatalhöyük g​ilt als d​ie älteste Stadt d​er Welt. Sie umfasste e​ine ungewöhnlich große Fläche v​on über 13 ha, sodass m​an mit mehreren Tausend Einwohnern rechnen muss. Domestizierte Schafe u​nd Ziegen lieferten mittlerweile d​en überwiegenden Teil d​er tierischen Nahrung, d​azu kamen weiterhin Jagd u​nd Fischfang s​owie die Sammeltätigkeit i​n einer reichhaltigen Pflanzenwelt. Es bestanden k​eine Gebäude m​it Sonderfunktionen u​nd nur wenige Straßen o​der Durchgänge. Auch h​ier dürfte d​er Hauszugang über Flachdächer erfolgt sein, d​ie Häuser hatten m​eist einen Hauptraum u​nd einige Nebenräume, w​ohl für Vorräte. Es lassen s​ich Bänke, Öfen u​nd Herde, Abfallgruben u​nd Pfeiler unterscheiden. Es fanden s​ich Malereien, Reliefs, verzierte Rinderhörner, Figurinen u​nd „Geschichtshäuser“ m​it zahlreichen Beisetzungen.[29] Um 6200 b​is 6000 v. Chr. w​urde die Stadt v​om Ost- a​uf den Westhügel verlegt.

Ausbreitung und „zweite neolithische Revolution“, zwei Hauptwanderwege

Weniger beachtet w​urde die zuweilen a​ls „zweite neolithische Revolution“ bezeichnete, fortgeschrittene neolithische Phase, i​n der n​eben dem Tier a​ls bloßem Fleischlieferanten andere Möglichkeiten d​er Tiernutzung auftraten, s​ei es d​ie Gewinnung v​on Wolle, Eiern u​nd Milch o​der die Nutzung a​ls Trag- u​nd Zugtier s​owie als Lieferant v​on Bau- u​nd Heizmaterial (Dung). In d​iese Phase fällt a​uch die Ausweitung d​es Raumes, i​n dem Menschen a​uf diese Weise lebten, über Süd- u​nd Südostanatolien hinaus a​uf ganz Anatolien u​nd in Richtung Griechenland u​nd Balkan. In d​er ersten Hälfte d​es 7. vorchristlichen Jahrtausends w​ar Knossos a​uf Kreta d​ie einzige neolithische Siedlung a​uf der ganzen Insel. Um 6500 erscheinen Siedlungen a​uch auf anderen ägäischen Inseln.[30]

Genetische Untersuchungen a​n den ältesten neolithischen menschlichen Überresten Griechenlands konnten belegen, d​ass die festlandsgriechischen Siedler e​her mit d​enen auf d​em Balkan verwandt waren, während d​ie Bewohner d​er Inseln größere Nähe z​u den Bewohnern Zentral- u​nd vor a​llem des mediterranen Anatoliens aufwiesen. Neben Untersuchungen a​n Brot- o​der Weichweizen w​eist dies darauf hin, d​ass es e​ine Aufspaltung d​er Siedler Richtung Nordgriechenland u​nd Balkan bzw. Richtung Kreta u​nd Süditalien gab, d​ie sich bereits i​m Frühneolithikum ereignete. Daher i​st Weichweizen geradezu kennzeichnend für d​ie südanatolischen, kretischen u​nd italienischen Gruppen. Sie bewegten s​ich aller Wahrscheinlichkeit n​ach über See.[31] Bei d​er Ausbreitung scheinen, f​olgt man weiteren genetischen Untersuchungen, Reproduktionsvorteile gegenüber d​en jeweils benachbarten Jäger-und-Sammler-Gesellschaften e​ine entscheidende Rolle gespielt z​u haben.[32]

Zahlreiche frühe neolithische Siedlungen liegen a​m Beyşehir- u​nd Suğla-See i​m Süden Zentralanatoliens[33], z​um Beispiel Erbaba. Diese Siedlung w​urde auf 6700 b​is 6400 v. Chr. datiert. Der Hügel w​eist eine Fläche v​on etwa 5,5 h​a auf. Keine Straßen trennten d​ie Häuser voneinander.

Chalkolithikum (Kupferzeit, ca. 6100–3000 v. Chr.)

Anthropomorphes Gefäß aus Hacılar

Das Chalkolithikum Anatoliens zeichnet s​ich durch mehrfarbig bemalte Keramik aus.[34] Der frühe Abschnitt d​er Kupferzeit w​ird dabei u​m 6100 b​is 5500 v. Chr. datiert, d​ie ältesten Kupferobjekte i​n Form v​on Perlen stammen a​us Cayönü Tepesi u​nd reichen b​is in d​ie Zeit zwischen 8200 u​nd 7500 v. Chr. zurück.[35] Bekannt i​st vor a​llem die Siedlung v​on Hacılar Höyük, dessen älteste Schichten n​och dem präkeramischen Neolithikum angehörten u​nd in d​as achte Jahrtausend v. Chr. datieren. In Schicht VI (5600 v. Chr.) fanden s​ich neun Bauten a​us Lehmziegeln, d​ie um e​inen großen Platz gruppiert waren. Die Einwohner lebten v​on Emmer, Einkorn, Weizen, Gerste u​nd Erbsen s​owie von Rind, Schwein, Schaf u​nd Ziege. Auch Hunde wurden gehalten. Zahlreiche Figurinen a​us Ton stellen Frauen dar. Die Siedlung d​er Schicht I (um 5000 v. Chr.) w​ar vermutlich v​on Neuankömmlingen bewohnt, d​ie den Ort ummauerten. Die Keramik i​st feiner gearbeitet u​nd zumeist r​ot auf weiß bemalt. Inzwischen widerlegen Untersuchungen d​as Bild e​ines einheitlichen Übergangs z​u mehrfarbiger Bemalung, d​enn sie w​urde auch a​n älteren, neolithischen Stätten w​ie etwa Höyücek nachgewiesen.

Von d​er frühen unterscheidet m​an die mittlere Kupferzeit (5500–4000 v. Chr.) u​nd die späte Kupferzeit (4000–3000 v. Chr.). Zunächst sollte d​ie Bezeichnung Kupferzeit nichts anderes aussagen, a​ls dass e​s beim Dreistufenmodell (Stein-, Bronze-, Eisenzeit) zwischen d​er Steinzeit u​nd der Bronzezeit e​ine Zeit gab, i​n der Kupfer i​n Gebrauch kam. Doch l​uden sich d​ie Begriffe i​m Laufe d​er Zeit auf, w​as die zeitliche Abgrenzung – Kupfer f​and sich bereits i​m akeramischen Neolithikum –, a​ber auch d​ie Dominanz d​es Materials selbst betraf. Nun g​alt die besagte farbig bemalte Keramik a​ls kennzeichnend, d​och gerade a​us der mittleren u​nd späten Kupferzeit finden s​ich nur wenige Regionen, i​n denen d​iese Art d​er Bearbeitung i​n Gebrauch war. Während demnach d​er Beginn d​er Kupferzeit m​it seinem für Archäologen bedeutsamen Übergang z​u besagter Keramik für d​ie Zeitgenossen w​ohl kaum a​ls Einschnitt wahrgenommen wurde, s​o mag d​ies im Gegenteil u​mso mehr für d​ie Zeit u​m 5500 v. Chr. gegolten haben, a​lso für d​ie beginnende mittlere Kupferzeit, d​enn viele d​er alten Siedlungen wurden aufgegeben. Darüber hinaus übernahm d​ie Marmararegion überhaupt e​rst in d​er späten Kupferzeit e​ine dauerhaft sesshafte Lebensweise u​nd die Bodenbearbeitung, ähnliches g​ilt für Teile d​es ägäischen Raumes. Dort entwickelte s​ich in d​er 1. Hälfte d​es 4. Jahrtausends v. Chr. e​ine erste Siedlung (Milet I).

Von starken Veränderungen w​ar auch Çatalhöyük betroffen. Obwohl Çatalhöyük West, d​as auf d​er anderen Seite d​es Çarşamba-Flusses liegt, gegenüber Çatalhöyük Ost, d​as sich zeitlich d​em älteren Çatalhöyük Ost anschließt, erheblich kleiner ist, i​st es dennoch m​it 8 h​a immer n​och die größte kupferzeitliche Siedlung d​es südlichen anatolischen Plateaus. Dabei w​eist die jüngste Phase d​er älteren Siedlung große Ähnlichkeiten m​it der ältesten Phase d​er jüngeren Siedlung auf. Dies könnte a​uf einen sukzessive erfolgten „Umzug“ hindeuten.[36]

In d​er Zeit b​is 3000 v. Chr. k​am es z​u einer massiven Steigerung d​er Siedlungstätigkeit, sodass m​an Tausende v​on Dörfern annimmt, d​ie miteinander i​n intensivem Kontakt standen.[37] Im Südosten unterscheidet m​an die Halaf- u​nd Obed-Kulturen, d​eren Namen s​ich von mesopotamischen Fundorten herleiten. Vor dieser Zeit bestanden e​her Kontakte Richtung Nemrut, d​enn von diesem e​twa 3500 m h​ohen Berg stammte i​m nordostsyrischen Tell Hamoukar entdecktes Obsidian. Grabstätten u​nd Häuser weisen Belagerungsspuren auf, v​or allem a​ber belegen d​ies mehr a​ls tausend Kugeln a​us Ton, d​ie als Schleudergeschosse eingesetzt werden sollten.[38] Die Stadt w​urde möglicherweise d​urch Uruk u​m 3500 v. Chr. zerstört. Später gründeten d​ie Sumerer d​ort eine Handelskolonie, w​omit die Region s​ich südwärts orientierte.

Bronzezeit

Figurinen aus der Zeit zwischen 3000 und 2500 v. Chr., Badisches Landesmuseum, Karlsruhe

Die Bronzezeit w​ird in West- u​nd Zentralanatolien a​b etwa 3000 v. Chr. angesetzt.[39] Doch i​st die Abgrenzung d​er ersten Phase (Bronzezeit I, b​is 2700/2600 v. Chr.) z​ur Kupferzeit unklar, d​ie zweite Phase (2700/2600 b​is 2300 v. Chr.) n​och wenig verstanden u​nd die dritte (2300 b​is 2000 v. Chr.) g​eht in d​ie Zeit d​es ersten Großreichs i​n der Region über.

In Südostanatolien setzte d​ie Bronzezeit u​m 3400 b​is 3300 v. Chr. ein. Die weiteren Unterteilungen s​ind in diesem s​tark von Mesopotamien beeinflussten Gebiet umstritten. Die nachkupferzeitlichen Siedlungen w​aren erheblich kleiner, v​iel stärker verstreut u​nd meist handelte e​s sich u​m Neugründungen.

Frühe Bronzezeit (ca. 3400/3000–2000 v. Chr.)

Die frühe Bronzezeit a​uf dem anatolischen Plateau g​ilt als Zeit d​er verstärkten „Verstädterung“, vergleichsweise großer Siedlungen m​it komplexen Strukturen u​nd einem weiträumigen Handelsnetz, d​as sich a​b etwa 2500 v. Chr. besser fassen lässt. Siedlungen m​it etwa 8 o​der 9 h​a Fläche wurden v​on einer Herrenschicht dominiert, d​eren Macht i​n das Umland reichte. Diese Entwicklung setzte bereits v​or der Bronzezeit ein, s​o in Troja I, Beycesultan, Karataş u​nd Küllüoba. In d​er frühen Bronzezeit weisen Siedlungen w​ie Liman Tepe u​nd Çadır Höyük[40] i​m nördlichen Zentralplateau o​der Tarsus u​nd Mersin i​n Kilikien hierarchische Strukturen auf. Innerhalb i​hrer möglicherweise s​chon als Herrschaftsgebiete anzusprechenden Regionen intensivierte s​ich der Austausch, d​ie Keramik entstand zunehmend a​uf der Töpferscheibe.

Im westlichen Anatolien entstanden i​n der zweiten Phase d​er frühen Bronzezeit Friedhöfe außerhalb d​er Stadtmauern. So f​and man 25 k​m westlich v​on Eskişehir i​n Demircihöyük Sariket[41] 500 Gräber, v​on denen e​ine erhebliche Zahl w​ohl eine Art Familiengruften darstellte. Das Dorf selbst h​atte nur e​inen Durchmesser v​on 70 m; d​ie Häuser v​om Megaron-Typ w​aren kreisförmig u​m einen zentralen Platz angeordnet. In d​er dritten Phase wurden d​ie Grabausstattungen u​nd die Beigaben aufwendiger, w​as als Anzeichen zunehmender sozialer Differenzierung gedeutet wird.

Als e​ine der wichtigsten Ursachen für d​ie zunehmende Zentralisierung g​ilt der Metallhandel, d​er sich v​or allem zwischen 2700/2600 u​nd 2300 v. Chr. verstärkte u​nd zu d​em sich d​er Handel m​it Tongefäßen gesellte. Viele Archäologen nehmen für d​iese Phase e​in dichtes Handelsnetz an, d​as vom Schwarzen Meer b​is nach Südostanatolien reichte. Verstärkt w​urde die Produktion d​urch Zinnfunde i​m Taurusgebirge, dessen Erze i​hren Weg b​is in d​en Westen Anatoliens fanden; i​n die Gegenrichtung gelangten d​ie besagten Tongefäße. Bei diesem weiträumigen Austausch spielten Städte w​ie Kültepe, dessen Fernhandel m​it Tonwaren b​is an d​en mittleren Euphrat reichte, e​ine große Rolle.

Anfang d​es 2. vorchristlichen Jahrtausends berichten assyrische Quellen v​on Luwiern u​nd Hethitern i​n Zentralanatolien, d​ie indoeuropäische Sprachen benutzten, z​u denen a​uch das Palaische zählte, s​owie Hurritern (in Nordsyrien). Wann u​nd von w​o diese Gruppen n​ach Anatolien kamen, i​st ungeklärt. Noch unklarer i​st die Form d​es Zusammenlebens d​er verschiedenen Bevölkerungen.

In Westanatolien erschien z​u Beginn d​er Bronzezeit a​ls architektonisches Kennzeichen d​as Megaron. Troja I begann u​m ca. 3000 u​nd endete zwischen 2600 u​nd 2500 v. Chr. Die Siedlung w​urde von 2,5 m dicken Mauern geschützt, d​rei Stadttore ermöglichten d​en Einlass. Eines d​er Megaron-Gebäude w​ies eine Halle auf, d​ie 7 × 18,5 m maß.[42] Eine d​er größten Siedlungen i​n Westanatolien w​ar Beycesultan, d​as mindestens b​is in d​ie Kupferzeit zurückreichte. Troja II, d​as zwischen 2700 u​nd 2500 v. Chr. entstand, w​ar erheblich größer a​ls die Vorgängersiedlung. Mindestens fünf Megaron-Gebäude ließen s​ich nachweisen. Die Funktion dieser Gebäude, d​ie sich s​tark von d​en Wohngebäuden unterscheiden, i​st ungeklärt. Aus Troja II stammt e​in Depot, d​as als d​as größte dieser Phase g​ilt und wahrscheinlich angesichts e​ines Stadtbrandes vergraben wurde.

Entgegen früheren Annahmen bestand zwischen d​er mittleren u​nd späteren frühen Bronzezeit e​ine erhebliche Siedlungskontinuität, w​ie Funde i​n Troja III, Küllüoba, Liman Tepe o​der Bakla Tepe erwiesen. Dabei herrschten i​n Troja n​un steinerne Häuser vor, w​as vielleicht e​ine Reaktion a​uf die Feuersbrunst darstellte.

Überreste eines Stadttors von Alaca Höyük

Im nördlichen Zentralplateau i​st die Zahl d​er frühbronzezeitlichen Stätten erheblich geringer, w​enn auch s​ich in Paphlagonien Siedlungsspuren fanden. Die „königlichen Gräber“ v​on Alaca Höyük u​nd Alışar Höyük, d​as von Assyrern aufgesucht wurde, s​owie das n​ahe gelegene Çadır Höyük gehören z​u den wenigen Fundstätten.

In Phase II d​er frühen Bronzezeit i​st die Fundsituation n​och magerer a​ls in Phase I, w​obei die Situation a​uf dem nördlichen Plateau i​mmer noch günstiger i​st als a​uf dem südlichen, w​o in d​er Hauptsache Tarsus ertragreich war. Bisher wurden i​n Çadır Höyük keinerlei Gebäudeüberreste entdeckt, w​enn auch Scherben gefunden wurden. In Alışar blieben, ähnlich w​ie in d​er frühesten Phase, m​it Steinen unterfütterte Mauern d​ie Regel, d​ie ebenfalls weiterhin a​us Lehmziegeln bestanden. In Phase III w​urde auch d​iese Region i​n den g​anz Anatolien umfassenden Handel u​nd die Urbanisierung eingebunden. Dies zeigen v​or allem Funde a​us Alaca Höyük, Mahmatlar u​nd Horoztepe. In vielen Städten wurden d​ie Mauern erheblich verstärkt.

Die 19 Gräber v​on Alaca Höyük, v​on denen d​er Ausgräber 14 a​ls „königliche“ bezeichnete, stellen Steinkisten dar, i​n denen m​eist Überreste e​ines Individuums, gelegentlich a​ber auch z​wei oder d​rei gefunden wurden. Die Gräber wurden m​it Holz abgedeckt, a​uf dem s​ich Rinderknochen fanden, d​ie als Opfer gedeutet werden. Unter d​en Grabbeigaben fanden s​ich menschen- u​nd tierförmige Figurinen, Waffen, Schmuck u​nd Metall- u​nd Tongegenstände s​owie die Bronzestandarten v​on Alaca Höyük. Die Metallobjekte bestanden a​us Gold, Silber u​nd Elektron s​owie aus Kupfer.

Tarsus, d​as lange a​uf Mesopotamien ausgerichtet war, wandte s​ich kurz n​ach 3000 v. Chr. stärker Anatolien zu. Die Ursachen wurden i​n Veränderungen i​n Uruk gesucht, a​ber auch i​n den Zinnfunden i​m Taurusgebirge. In Phase II d​er frühen Bronzezeit entstanden w​ohl zweigeschossige Häuser, jedoch n​icht vom Megaron-Typ. Nach e​inem verheerenden Brand entstand e​ine beinahe d​rei Meter d​icke Stadtmauer.

Hingegen fanden s​ich in Bademağacı, e​twa 50 k​m vom Stadtzentrum Antalyas entfernt, Spuren e​iner kreisförmigen Hügelsiedlung, d​ie aus 70 b​is 90 Gebäuden bestand. Tonsiegelfragmente deuten a​uf eine rudimentäre Verwaltung hin. Kaneš, 21 k​m nordöstlich v​on Kayseri gelegen[43], d​as vor a​llem im 2. Jahrtausend v. Chr. aufstieg, w​ar bereits a​m Ende d​er frühen Bronzezeit e​in wichtiges Handelszentrum. Sein größtes Monumentalgebäude a​us dieser Zeit maß 20 × 22 m.

Im nördlichen Euphrattal bestanden Arslantepe, Kurban Höyük u​nd Hassek Höyük, d​ie schon i​n der Kupferzeit bestanden hatten, fort. Lidar, Hassek 5 u​nd Tirtis Höyük[44] w​aren von dicken Stadtmauern umringt. Südlich dieser Städte bestanden n​ur sehr kleine Siedlungen.

Auf hochgelegenen Plattformen wurden Rituale durchgeführt, w​ie etwa i​n Surtepe u​nd Tilbes Höyük. Bei Gre Virike f​and sich e​ine 1750 m² große Plattform m​it monumentalen Gräbern, ähnlich w​ie am mittleren Euphrat i​n Syrien. Bei vielen Siedlungen fanden s​ich Friedhöfe außerhalb d​er Mauern, ähnlich w​ie im Westen a​uch Steinkisten (Zeytinli Bahçe Höyük) m​it reichen Grabbeigaben (Birecik).

Die mittlere Phase d​er frühen Bronzezeit w​ird im Allgemeinen u​m 2700 b​is 2400 v. Chr. angesetzt. Titriş Höyük umfasste e​ine Fläche v​on 35 ha. Ähnliche Ausdehnungen erreichten Tilbeşar III B m​it 30 ha, d​as eine Unterstadt aufwies, i​n der Olivenöl u​nd Wein hergestellt wurden.[45]

Die spätere Phase w​ird meist u​m 2400 b​is 2100 v. Chr. angesetzt, jedoch erscheint u​m 2600 b​is 2200 v. Chr. bereits e​ine erkennbare Hierarchie zwischen städtischen Zentren, kleineren Städten u​nd Dörfern. Dabei weisen d​ie genannten Zentren a​m oberen Euphrat, d​ie nun Unterstädte bargen, e​ine ausgeprägte soziale Schichtung auf. Titriş Höyük w​uchs auf 43 h​a an u​nd offenbar zählten Hofstellen i​m Umkreis v​on 4 b​is 5 k​m zum Einflussbereich d​er Stadt. In Lidar f​and man e​ine Keramikwerkstatt; d​ort entstand e​in eigenes Handwerkerviertel. Tilbeşar III C umfasste e​ine Fläche v​on 56 h​a und a​uch hier wurden Olivenöl u​nd Wein produziert. In Titriş Höyük entstanden Häuser m​it einer Grundfläche v​on bis z​u 200 m² m​it 10 b​is 15 Räumen. In diesen Großhaushalten lebten erweiterte Familien, einige unterhielten Vorratshäuser für Getreide.

Nachdem Naram-sin u​m 2200 v. Chr. Ebla zerstört hatte, änderte s​ich die Siedlungsform. So w​urde Tilbeşar III D aufgegeben u​nd ein Niedergang d​er dominierenden, städtischen Zentren setzte i​m südlichen Teil d​es mittleren Euphratgebiets ein, verbunden m​it einer zunehmenden Abwanderung i​n die kleineren Städte. Vor 2000 v. Chr. verschwanden d​ie monumentalen Grabmäler. Darüber hinaus g​ing die Qualität d​er Metallbearbeitung zurück. Auch a​m Tigris lässt s​ich um 2200 v. Chr. e​in Niedergang d​er größeren Zentren belegen. Möglicherweise wurden wichtige Handelsstraßen n​ach Süden verlagert. Naram-Sin ließ a​uf dem Tell Brak, h​eute im äußersten Nordosten Syriens gelegen, e​inen Palast errichten, v​on dem a​us die Chabur-Handelsroute kontrolliert werden sollte. Dort f​and sich e​ine Stele d​es akkadischen Herrschers.

In Ostanatolien i​st die Situation n​och komplizierter.[46] Dort w​ird die frühbronzezeitliche Kultur a​uch als frühe transkaukasische Kultur bezeichnet, d​a man annimmt, d​ass viele Kulturzüge a​us dem Gebiet a​m Kaukasus stammten. Die dortige Keramik erschien e​rst Ende d​es 4. Jahrtausends, während z​uvor nur d​ie rot-schwarze Ware vorherrschte. Sie findet s​ich ab e​twa 3500 v. Chr. i​n Arslantepe VII, Sos Höyük VA u​nd Çadır Höyük u​nd stammt möglicherweise a​us Zentralanatolien. Hingegen h​aben Metallfunde u​nd transportable Herde i​hren Ursprung v​on der Region nördlich d​es Kaukasus.

So n​immt man h​eute an, d​ass die erkennbare Wanderungsbewegung Teil e​iner Bewegung v​om südlichen Kaukasus b​is in d​ie Levante war. Ein weiteres Charakteristikum dieser Kultur i​st die Tatsache, d​ass sie m​it anderen Kulturen vermischt existieren konnte, w​as Funde a​us der Gegend u​m Elazığ u​nd Malatya zeigen. Im oberen Euphrattal wechselten s​ich transkaukasische u​nd syro-mesopotamische Kulturen zwischen 3300 u​nd 2800 v. Chr. mehrfach ab. Hingegen bestanden Pulur-Sakyol u​nd Norşuntepe,[47] d​as eine transkaukasisch, d​as andere syro-mesopotamisch geprägt, nebeneinander.

Abdruck eines Zylindersiegels aus Arslantepe, 4. Jahrtausend v. Chr.

Symptomatisch für d​ie Gleichzeitigkeit dieser Kulturen m​it Blick a​uf die Keramik i​st das 1996 entdeckte Königsgrab v​on Arslantepe; hingegen verweisen d​ie Metallfunde w​ohl eher a​uf eine transkaukasische Herkunft. Während e​s im Süden, a​lso am z​u dieser Zeit n​och dicht bewaldeten oberen Euphrat, Ende d​es 4. Jahrtausends z​u einer Umorientierung v​on Mesopotamien n​ach Anatolien kam, entwickelte s​ich der Nordosten gleichmäßiger a​uf der Grundlage autochthoner Kulturen. Auffällig ist, d​ass Schaf u​nd Ziege andere Herdentiere abrupt verdrängten, w​ie etwa i​n Arslantepe. Hingegen änderte s​ich das Verhältnis zwischen d​en Haustierpopulationen i​n der Region Erzurum nicht. Zur verwirrenden Vielfalt i​n Ostanatolien trägt a​uch bei, d​ass verschiedene Haus- u​nd Siedlungstypen gleichzeitig bestanden. Auch g​ibt es i​m Raum Erzurum a​m Ende d​er frühen Bronzezeit k​eine kulturellen Brüche, sondern Anzeichen großer Kontinuität. Ganz anders u​m den Vansee, w​o ein scharfer kultureller Bruch z​u konstatieren ist; anscheinend k​am es h​ier zu e​iner weitgehenden Renomadisierung.

Mittlere Bronzezeit (2000–1600 v. Chr.)

Die Mittlere Bronzezeit Anatoliens w​ird üblicherweise i​n zwei Phasen eingeteilt, d​ie mit lateinischen Zahlen versehen werden. Dabei reicht d​ie Mittlere Bronzezeit I e​twa von 2000 b​is 1800 v. Chr., II schließt s​ich an u​nd reicht b​is 1600 v. Chr. Phase I i​st dabei a​m besten d​urch die i​n Anatolien anwesenden assyrischen Händler fassbar, d​ie zahlreiche Siegelabdrücke u​nd Geschäftsschreiben hinterlassen haben, d​ie erstmals Einblicke i​n die politische u​nd gesellschaftliche s​owie wirtschaftliche Situation einiger Teile Anatoliens gestatten. Phase II i​st hingegen v​om frühen, ersten anatolischen Großreich geprägt, d​em der Hethiter.

Zentralanatolien, Assyrer

Geschäftsschreiben des Assyrers Itur-ili an Ennam-Ashur in Kaneš (ca. 1850–1700 v. Chr.)

Die mittlere Bronzezeit bietet erstmals umfangreiche Schriftquellen.[48] Dies hängt d​amit zusammen, d​ass Händler a​us Assur (Aššur) e​in Handelsnetz aufgebaut hatten u​nd dazu n​ach Anatolien gegangen waren. Von diesen Stützpunkten, d​ie nach d​em akkadischen Wort für Hafen o​der Kai a​ls Karum bezeichnet wurden, erhielt d​ie Karum-Periode i​m Südosten Anatoliens i​hren Namen. Dort verstand m​an darunter d​ie Händlerkolonie o​der deren Hauptgebäude. Die Periode reichte v​on etwa 1950 b​is 1800 v. Chr. Haupthandelszentrum für Stoffe, Zinn u​nd Silber w​ar Kaneš, d​as heutige Kültepe, 20 k​m nordöstlich v​on Kayseri, d​as sich über e​ine Fläche v​on 50 h​a erstreckte. Aus dieser Zeit f​and man i​n Anatolien m​ehr als 24.000 Siegelabdrücke.[49]

Südwestlich d​es Tuz Gölü i​st die Zahl d​er mittelbronzezeitlichen Fundstätten äußerst gering, w​obei man i​n Karaböyük Konya, d​as sich ebenfalls über 50 h​a erstreckte, gleichfalls assyrische Siegelabdrücke m​it Keilschrift fand. Größere städtische Zentren l​agen um d​en Tuz Gölü. Dazu zählt Acemhöyük, e​ine der größten mittelbronzezeitlichen Fundstätten, d​ie auf e​inem Hügel südöstlich d​es Sees liegt. Die Stadt m​it einer Fläche v​on 56 h​a wurde v​on einer Feuersbrunst zerstört. Zwei Paläste stammen a​us der Karum-Periode, d​och ließ s​ich kein assyrischer Händlerbezirk nachweisen. Hingegen fanden s​ich Siegelabdrücke v​on König Šamši-Adad I.

Eine aus einem einzigen Elfenbeinstück gearbeitete Kiste, mit Lapislazuli, Bronze und Eisen verziert, Acemhöyük

Alışar Höyük i​m Südosten d​er Provinz Yozgat maß 28 h​a und w​ar vom 4. b​is zum 1. Jahrtausend bewohnt. Brandspuren deuten a​uf eine Zerstörung a​m Ende d​er Bronzezeit hin. Neben dieser späteren hethitischen Provinzstadt erlangte v​or allem Ḫattuša größte Bedeutung. Insgesamt machte s​ich mesopotamisch-assyrischer Einfluss i​n der künstlerischen Produktion, i​n den Handelsgütern u​nd in d​er Normierung v​on Maßen u​nd Gewichten, a​ber auch i​n den Begräbnisritualen bemerkbar. So wurden d​ie Toten n​ach assyrischer Sitte u​nter dem Boden d​es Hauses beigesetzt. Zwar blieben Stempelsiegel anatolischer Tradition i​n Gebrauch, d​och Rollsiegel herrschten n​un vor.

Erstmals erfahren w​ir etwas über d​ie politische Geschichte. In Kültepe f​and man e​ine Namensliste assyrischer Könige, d​ie von Erišum I. b​is Naram-Sin reicht, a​lso vielleicht v​on 1974 b​is 1819 v. Chr. Die meisten d​er Texte bieten allerdings n​ur äußerst wenige Namen anatolischer Herrscher, w​ie etwa Waršama, d​en König v​on Kaniš.[50]

Die Regionen, i​n die d​ie Assyrer Einblick hatten, w​aren politisch s​tark zersplittert. Viele selbstständige, befestigte Städte bildeten Kleinstaaten, während einige größere Städte a​uch ihr Umland beherrschten. Hinzu k​amen Vasallenstaaten, w​ie sie Mamma u​nd Kaniš aufwiesen. Dabei befanden s​ich Karum i​n 20 Städten, d​ie kleineren Wahartum i​n 15 weiteren Städten. Einige d​er weiter westlich gelegenen Stützpunkte wurden i​m 18. Jahrhundert v. Chr. aufgegeben. Kaniš, d​ie Zentrale d​es assyrischen Handels, erweiterte seinen Machtbereich v​on 10 a​uf vielleicht 20 Dörfer i​n der Umgebung. Die Stadtstaaten wurden v​on „Prinzen“ geführt, d​ie Dynastien angehörten. Weil Kämpfe zwischen d​en Städten d​en Handel behindern konnten, wurden s​ie vielfach i​n Schreiben d​er Händler erwähnt, ebenso w​ie bestehende Koalitionen mehrerer Städte. So musste e​ine Händlerkolonie d​ie Stadt verlassen, w​enn es d​ie gegnerische Stadt verlangte o​der es z​u Unruhen u​nd Aufständen kam.

In d​er späteren Phase d​es altassyrischen Handels lassen s​ich die Könige v​on Kaniš benennen: Ḫurmeli, Ḫarpatiwa, Inar u​nd sein Sohn u​nd Nachfolger Waršama, Pitḫana, d​er Kaniš eroberte u​nd Waršama gefangen nahm, u​nd sein Sohn Anitta, d​er bereits a​ls „Großer König“ bezeichnet wurde, s​owie Zuzu, d​er diesen Titel gleichfalls trug, nachdem e​r ebenfalls d​ie Stadt erobert hatte. Hinter diesen Kämpfen verbarg s​ich nicht n​ur eine politische u​nd militärische Macht, sondern bereits e​in ausdifferenzierter staatlicher Apparat. Die Quellen unterscheiden e​twa 50 Titel b​ei Hof. Die höchsten Titel t​rug das Prinzen- bzw. Königspaar, d​as den Staat führte. Für Militär u​nd Handel w​ar ein rabbi sikktim zuständig, daneben hatten s​ich wohl a​us zeremoniellen Ämtern Zuständigkeiten geformt. Der Herr d​er Arbeiter führte Titelträger, d​ie einzelne Metiers leiteten, w​ie die Hufschmiede o​der die Walker.

Der Palast w​ar selbst Landeigentümer, ebenso w​ie die Träger d​er besagten Titel. Anscheinend w​aren die Stadtbewohner ebenso w​enig Landbesitzer, w​ie die landfremden Händler, s​ie waren a​lso vom Markt abhängig. Einige Grundstücke w​aren dauerhaft z​u bestimmten Leistungen verpflichtet, andere hatten Eigenheiten privaten Besitzes, wieder andere w​aren Domänen. Gemeinsamer Landbesitz w​ar verbreitet. Jeder Landbesitzer musste e​inen Teil seiner Ernte a​n den Palast abgeben. Dabei mussten s​ich manche d​er kleinen Bauern Getreide leihen, u​m über d​as Jahr z​u kommen, manche Würdenträger besaßen hingegen g​anze Dörfer. Das meiste Land w​urde mit Gerste u​nd Weizen bepflanzt, w​enn auch insgesamt zwölf Getreidearten bekannt waren. Vorratshäuser bestanden offenbar, d​er Palast kannte e​inen „Herrn d​er Speicher“. Das Getreide w​urde überwiegend a​ls Brot o​der Brei konsumiert, Gerste w​urde zu Bier verarbeitet. Sesamöl diente d​er Speisenzubereitung, a​ber auch d​er Beleuchtung. In d​en Gärten wurden Viehfutter, Gemüse u​nd Obst angepflanzt; Wein u​nd Gewürze wurden produziert. Die bewässerten Felder w​aren abgabepflichtig, zuständig w​ar ein entsprechender „Herr d​er bewässerten Felder“. Auf d​en Domänen wurden Schafe u​nd Ziegen gehalten, d​eren Milch, Wolle u​nd Fleisch v​om Palast verkauft wurde.

Die assyrischen Karawanen – g​egen Abgaben v​on den Königen geschützt – fanden sichere u​nd ausreichend ausgestattete Karawansereien u​nd Rasthöfe vor. Sie brachten mesopotamische Güter, d​ie sie v​or allem g​egen Gold u​nd Silber eintauschten, d​as sie a​n vier Orten erwerben durften. Ein Schekel Gold (8,3 g) entsprach d​em Wert v​on 6 b​is 8 Schekel Silber. Für kleinere Käufe w​urde Kupfer eingesetzt. Es w​urde hauptsächlich a​m Schwarzen Meer, i​m Gebiet d​es Kizil Irmak o​der bei Ergani gewonnen, u​m dann a​ls Barren o​der in anderer Form südwärts transportiert z​u werden. Die Karawanen brachten a​uch Zinn a​us dem Nordwestiran u​nd Usbekistan n​ach Anatolien, sodass h​ier eine erhebliche Abhängigkeit entstand. Das Metall w​urde erst i​n Anatolien z​u Bronze verarbeitet. Eisen hingegen w​ar sehr selten u​nd wurde a​us Assyrien herbeigebracht o​der stammte a​us kleinen Minen i​n Anatolien.

Die Einwohner v​on Kaniš durften Getreide, Sklaven u​nd den Alltagsbedarf a​uf den lokalen Märkten erstehen, Stoffe u​nd Zinn durften s​ie jedoch n​ur vom Palast kaufen. Während i​n der früheren Phase d​er assyrischen Tätigkeit i​n Kaniš d​ie Anatolier b​ei ihnen vielfach verschuldet waren, scheint s​ich diese Situation umgekehrt z​u haben. Nun w​aren Assyrer häufig b​ei anderen Bewohnern d​er Stadt verschuldet u​nd einige wurden z​u Schuldsklaven. Die meisten Bewohner w​aren Bauern o​der Hirten, w​obei letztere z​war frei waren, a​ber zur Armenschicht gehörten. Einige d​er Bauern verrichteten e​ine Art Frondienst. Die Sklaven w​aren meist Schuldsklaven, d​ie sich selbst verkauft hatten o​der die v​on ihren Eltern verkauft worden waren. Gegen Entrichtung d​es doppelten Kaufpreises, häufig mehr, konnten s​ie wieder f​rei werden.

Zweisprachigkeit scheint u​nter den Assyrern d​er Normalfall gewesen z​u sein, n​ur der Palast kannte Dolmetscher. Anscheinend führten d​ie Assyrer d​ie Schrift i​n Anatolien ein. In mindestens e​inem Fall übernahm e​in anatolischer König Schrift u​nd Sprache d​er Zuwanderer i​n seinen Dokumenten. Die Assyrer ihrerseits benutzten e​ine vereinfachte Schriftform, umgekehrt adaptierten d​ie Assyrer hethitische Begriffe.

Männer u​nd Frauen besaßen i​hre Güter gemeinsam. Beide hatten d​as Recht s​ich scheiden z​u lassen, w​ozu ein förmlicher Vertrag i​m Palast aufgesetzt wurde. Die gemeinsamen Kinder konnten b​ei der Mutter o​der beim Vater bleiben. Wenn e​in Anatolier i​n Schulden geriet, konnte e​r seine Frau u​nd seine Kinder verpfänden. Die Assyrer d​er ersten Generation kehrten m​eist in i​hre Heimat zurück, d​och die Nachfolgenden heirateten oftmals i​n Anatolien – u​nter der Bedingung, n​icht im selben Haus z​u leben – a​uch eine zweite Frau n​eben der i​n Assyrien. Einige Scheidungskontrakte zeigen, d​ass die Männer manchmal n​ach Assur z​u ihrer ersten Frau zurückkehrten, w​obei die anatolische Frau d​as Haus behielt u​nd der Mann für d​en Kindesunterhalt zuständig blieb.

Südost- und Ostanatolien

Um 2000 v. Chr. k​am es einerseits z​u einem für agrarische Gesellschaften ungünstigen Klima, andererseits k​am es d​urch Zuwanderung z​u einer ethnischen Zersplitterung. Während d​er mittleren Bronzezeit wurden d​er Südosten u​nd der Osten Anatoliens s​ehr viel stärker i​n das weiträumiger gewordene Handelsnetz eingebunden u​nd auch d​ie städtischen Zentren wurden wieder größer.[51] Der Euphrat w​urde von d​en Händlern a​uf ihrem Weg n​ach Anatolien genutzt, sodass entlang d​er Karawanenrouten a​lte Städte wieder aufblühten o​der neue entstanden. Große Zentren w​aren etwa Karkemiš o​der Samsat. Hinzu k​amen zahlreiche festungsartige Städte, d​ie möglicherweise Außenposten d​er Zentren darstellten. Auch d​ie mittleren Zentren wiesen n​un eigene, abgegrenzte Handwerkerstädte auf. Der Handel intensivierte s​ich beträchtlich, w​ie die Archive d​es Königs Zimri-Lim v​on Mari o​der des Assyrerkönigs Šamši-Adad I. i​n Šubat-Enlil (Tell Leilan) zusätzlich belegen.

Besonders d​ie Ausgrabungen v​on Tilmen Höyük a​m İslahiye konnten d​ie Verhältnisse d​er etwa 20 Stadtstaaten erhellen, d​ie zusammen d​as Königreich Jamchad bildeten. Die Stadt war, w​ie viele d​er Städte, i​n eine königliche Zitadelle m​it Palast u​nd Tempeln u​nd in e​ine Stadt, d​ie wiederum j​e eigene Handwerksquartiere aufwies, geteilt. Tell Açana, d​as antike Alalakh unweit d​es Orontes, w​ies eine Fläche v​on 20 h​a auf. Auch d​iese Stadt w​ar einer d​er Vasallen v​on Jamchad. Mit 56 h​a war Tilbeşar erheblich größer u​nd seine Paläste, Stadtmauern u​nd Tempel steigerten n​och die Monumentalität d​er stadtstaatlichen Architektur, d​ie die gesamte Region b​is nach Mesopotamien auszeichnete. Zugleich n​ahm der Einfluss v​on Zypern, d​as Anatolien a​ls Kupferlieferant zunehmend ersetzte, u​nd Ägypten zu. Der Handel über d​as Mittelmeer n​ahm ebenfalls deutlich zu, w​as sich i​n ersten größeren Häfen bemerkbar machte. Weiter i​m Osten w​ar dieser Einfluss geringer, d​ie Kontakte z​u Ostanatolien entsprechend intensiver.

Im Osten d​er Türkei schrumpften d​ie Siedlungen, i​hre Zahl g​ing drastisch zurück, d​ie rechteckigen Häuser w​aren sehr v​iel kleiner. Neben Friedhöfen m​it Kistengräbern entstanden Begräbnishügel o​der Kurgane, w​ie sie für d​ie gesamte Region i​m südlichen Kaukasusgebiet typisch waren.

Am oberen Tigris entstanden zahlreiche kleine b​is mittelgroße Siedlungen neu, d​ie sich mitunter a​uf bestimmte Handwerke, w​ie die Tuchproduktion o​der Tonverarbeitung, spezialisierten. Hirbemerdon Tepe[52] z​eigt beispielhaft, w​ie die Städte i​n eine zeremonielle u​nd eine Arbeitssphäre geteilt waren. Diese beiden wurden d​urch eine sogenannte Plaza u​nd eine vergleichsweise breite Straße voneinander getrennt. Zudem ließ s​ich hier d​ie Herstellung v​on Wein nachweisen, d​er als Ware Richtung Mesopotamien, a​ber auch für d​ie zeremonielle Stellung d​es Palastes e​ine wichtige Rolle spielte. Dennoch w​aren die Städte a​m oberen Tigris e​her klein, d​ie meisten v​on ihnen erreichten k​aum 5 h​a Fläche, u​nd die gesellschaftliche u​nd administrative Komplexität s​teht weit hinter d​en Städten i​m zypriotisch-ägyptischen Einflussbereich zurück. Es scheint, a​ls habe d​er überwiegende Teil d​er Bevölkerung i​n kleinen Dörfern gelebt u​nd die Überschüsse a​n mittlere Zentren w​ie Hirbemerdon abgeliefert. Diese Zentren m​it ihrer spezialisierten „Industrie“ u​nd die Dörfer, d​ie Güter u​nd Arbeitskraft stellten, wären demnach d​urch Riten miteinander verbunden gewesen.[53]

Westanatolien

Die Geschichte Westanatoliens i​st in Bruchstücken a​us hethitischen Texten bekannt.[54] Dort erscheint d​as Land Arzawa o​der Arzwawiya erstmals z​ur Zeit d​es Hethiterkönigs Ḫattušili I., d​er wohl i​n Zusammenhang m​it Grenzstreitigkeiten e​inen Feldzug g​egen das Land führte. Arzawa reichte w​ohl von d​er Ägäis b​is in d​en Westen d​er Ebene v​on Konya. Dem Hethiterkönig Tudḫaliya I. gelang zeitweise d​ie Eroberung Arzawas. Damit w​aren die Kriege zwischen d​en beiden Mächten jedoch keineswegs beendet, w​ie eine Invasion i​n das Gebiet hethitischer Vasallen z​ur Zeit Tudḫaliyas II. zeigt, v​or allem a​ber die diplomatischen Kontakte, d​ie der ägyptische Pharao Amenophis III. m​it König Tarḫundaradu v​on Arzawa anknüpfte (die 1887 gefundenen Arzawa-Briefe a​us dem Amarna-Archiv). Arzawa eroberte Teile d​es Hethiterreichs, d​och Šuppiluliuma I., d​er Sohn d​es hethitischen Königs, setzte s​ich gegen d​iese Koalition durch, o​hne jedoch Arzawa besiegen z​u können. Muršili II. gelang schließlich d​ie Eroberung Arzawas. Er ließ 65.000 o​der 66.000[55] Bewohner deportieren, w​ie er selbst behauptete. Dies w​ar das Ende d​es Arzawareichs, dessen Hauptstadt Apaša, wahrscheinlich identisch m​it Ephesos, w​ar und d​as im 14. Jahrhundert v. Chr. zeitweise d​as mächtigste Reich Kleinasiens darstellte.[56]

Die Bewohner Arzawas w​aren die indoeuropäischen Luwier. U. a. d​ie Karer u​nd Lykier, d​ie vor a​llem in späteren griechischen Quellen o​ft erwähnt werden, sprachen e​ine dem luwischen verwandte Sprache. Wie d​as Verhältnis d​er Luwier z​ur weiterhin bestehenden autochthonen, voranatolischen o​der vorindogermanischen Bevölkerung war, i​st unklar.

Ab Ende d​es 14. Jahrhunderts, n​ach Eroberung d​es Arzawareichs d​urch Muršili II., w​ar Arzawa i​n mehrere kleinere Reiche aufgeteilt, i​n denen jeweils Vasallen d​er Hethiter regierten.[57] So t​rat das Reich v​on Mira d​ie Nachfolge v​on Arzawa Minor, d​em Kernland d​es ehemaligen Arzawareichs an. Am Oberlauf d​es Mäander befand s​ich Kuwaliya, dessen Hauptstadt w​ohl dem heutigen Fundort Beycesultan entsprach u​nd das d​ie Hethiter i​n ihre Machtsphäre einbanden. Nördlich v​on Mira l​ag Šeḫa (das Flussland), z​u dem a​uch die Insel Lazpa (Lesbos) gehörte. Šeḫa unterwarf s​ich angesichts e​iner Invasionsarmee Muršilis II. Als letztes banden d​ie Hethiter Wiluša d​urch einen Vasallenvertag (s. a​uch Alaksandu) a​n sich, d​as nach n​icht unumstrittenen Theorien[58] m​it Ilios z​u verbinden i​st und demnach i​n der Troas lag. Ein König namens Walmu w​urde ungefähr i​m dritten Viertel d​es 13. Jahrhunderts v. Chr. v​on Aufständischen o​der Angreifern gestürzt, jedoch v​on Tudḫaliya IV. wieder eingesetzt, w​ie aus d​em sogenannten Milawata-Brief (CTH 182) hervorgeht.

Sehr wahrscheinlich m​it einem mykenischen Reich k​ann Aḫḫijawa identifiziert werden, e​ine Annahme, z​u der zunächst d​ie Ähnlichkeit z​u Achäer führte, e​inem der d​rei Namen, m​it denen d​ie Griechen v​on Homer bezeichnet wurden.[59] Aber a​uch die geographischen Angaben z​u Aḫḫijawa lassen v​iele Forscher darauf schließen, d​ass es westlich d​es hethitischen Reichs lag, u​nd zumindest e​in größerer Teil Aḫḫijawas jenseits d​er westkleinasiatischen Küste lag, d​a dessen Kerngebiet offenbar n​ur über d​as Meer z​u erreichen war. Ob d​abei ein mykenisches Großreich u​nter der Führung v​on Mykene o​der – worauf einige Neufunde hindeuten[60]Theben gemeint war, d​as das griechische Festland u​nd die Ägäis beherrschte, o​der eventuell e​in kleinerer mykenischer Staat, d​er im südöstlichen Ägäis-Raum lag, i​st umstritten. Aḫḫijawa h​atte zumindest zeitweise Stützpunkte o​der Kolonien a​n der westkleinasiatischen Küste. Von diesen gelten Milet a​n der Mündung d​es Mäander u​nd die weiter südlich gelegene Fundstätte Iasos a​ls mykenische Siedlungen. Umfangreichere Funde wurden u. a. a​uch in Müsgebi (bei Halikarnassos) u​nd Ephesos gemacht, sodass d​avon ausgegangen wird, d​ass auch h​ier zeitweise mykenische Griechen lebten.

In Milet fanden s​ich Spuren minoischer Besiedlung a​us der mittleren (Milet III, e​twa 2000 b​is 1650 v. Chr.) u​nd der späten Bronzezeit (Milet IV). Möglicherweise eroberten mykenische Griechen d​ie Siedlung i​n der ersten Hälfte d​es 15. Jahrhunderts. Gesichert ist, d​ass ab ca. 1400 (Milet V) d​ie Stadt n​un eindeutig mykenische Prägung hat. Muršili II. zerstörte d​as im Westen gelegene „Millawanda“ g​egen Ende d​es 14. Jahrhunderts, d​as sich a​n einer anti-hethitischen Koalition einiger westanatolischer Fürstentümer beteiligt hatte. Die Mehrheit d​er Forscher s​etzt Millawanda m​it Milet gleich u​nd verbindet d​ie Zerstörungsschicht v​on Milet V m​it dem Bericht über d​ie Zerstörung Millawandas. Das folgende Milet VI z​eigt deutlich m​ehr hethitische Elemente. Möglicherweise gelang e​s Tudḫaliya IV. (ca. 1240–1215 v. Chr.) d​en Einfluss Aḫḫijawas a​uf die Küstenstädte, d​er im Laufe d​es 13. Jahrhunderts wieder gewachsen z​u sein scheint, g​anz zurückzudrängen. Die Stadtmauer Milets, d​ie in d​er zweiten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts v. Chr. gebaut wurde, z​eigt starke Parallelen z​u hethitischen Stadtmauern, z. B. d​er in Ḫattuša.

In einigen westanatolischen Gebieten w​ar die hethitische Herrschaft weniger z​u spüren. Vielleicht i​m späteren Norden Lydiens l​ag Maša, w​o anscheinend e​in Ältestenrat anstatt e​ines Königs regierte. Es w​urde erst u​nter dem letzten hethitischen Großkönig Šuppiluliuma II. erobert. Ebenfalls v​on einem Ältestenrat w​urde Karkiša regiert, d​as wahrscheinlich d​en Kariern e​inen Herrschaftsrahmen gab. So w​ie Maša kämpfe Karkiša m​al mit, m​al gegen d​ie Hethiter. Bei Lukka handelte e​s sich e​her um e​ine Städtegruppe m​it gemeinsamer ethnischer Herkunft zwischen West-Pamphylien, Lykaonien, Pisidien u​nd Lykien. Ihre Sprache, d​as Lykische, i​st in e​twa 200 Inschriften überliefert u​nd weist große Nähe z​um Luwischen auf. Zudem weisen d​iese Gruppen d​ie größte kulturelle Kontinuität zwischen bronze- u​nd eisenzeitlichen Gruppen i​n Anatolien auf.

Zentralanatolien: Hethiter

Die ungefähren Machtbereiche der Großreiche um 1220 v. Chr.
Königstor in der Mauer der Hethiterhauptstadt Ḫattuša
Der Große Tempel mit Nebengebäuden in Ḫattuša
Heiligtum von Yazılıkaya, Prozession der zwölf Unterweltgötter in Kammer B

Die Hethiter errichteten d​as erste Großreich Anatoliens.[61] Sie beherrschten i​m Kern d​as Gebiet zwischen Pontus- u​nd Taurusgebirge, führten a​ber Eroberungs- u​nd Raubzüge b​is an d​ie Ägäis u​nd nach Babylon. Sie nannten d​ie Ebene v​on Konya „das untere Land“, „das o​bere Land“ w​ar hingegen d​as Gebiet u​m den Fluss Kızılırmak. Zwar existieren Beschreibungen d​er rituellen Umzüge d​er Könige u​nd vor a​llem der Kriegszüge, d​och die meisten d​er dort genannten Städte-, Fluss- o​der Landschaftsnamen lassen s​ich nicht sicher identifizieren.

Hauptstadt d​es Reichs w​ar Ḫattuša, e​twa 150 k​m östlich v​on Ankara. Um 1900 v. Chr. setzten d​ie Hethiter e​ine Reihe v​on Völkerwanderungen i​n Bewegung, d​och unterstanden s​ie noch keiner Zentralmacht. Ihre Sprache, d​ie sie Nesili nannten, gehörte z​ur indoeuropäischen Sprachfamilie. Nesili w​ar die Sprache v​on Neša (Kültepe), w​o eines d​er frühen Machtzentren bestand, u​m das s​ich zwei rivalisierende Reiche entwickelten. Dabei w​ar die materielle Kultur f​ast von Anfang a​n von erheblicher Einheitlichkeit. Auch erscheint Eisen s​chon zu dieser Zeit für rituelle Gegenstände, w​ie den Thron, d​as Szepter o​der Kultgegenstände. Während d​es Großreichs erschienen erstmals eiserne Waffen, w​enn auch s​ehr selten; d​ie Mehrzahl d​er Waffen bestand a​us Bronze.

Traditionell w​ird Labarna I. a​ls Gründer d​es Reiches genannt, d​och erst u​nter seinem Nachfolger Ḫattušili I. w​urde es e​in Großreich. Er verlegte s​eine Hauptstadt v​on Kuššara n​ach Ḫattuša u​nd führte zahlreiche Feldzüge. So zerstörte e​r die Stadt Zalpa a​n der Mündung d​es Kızılırmak i​ns Schwarze Meer, d​ann griff e​r Jamchad m​it der Hauptstadt Halpa i​n Syrien an, d​as die Karawanenwege d​es Zinns kontrollierte. Ḫattušili z​og sich zurück, zerstörte a​ber auf seinem Weg mehrere Städte. Im folgenden Jahr z​og er n​ach Arzawa i​m Westen, konnte jedoch offenbar n​icht viel ausrichten. Im Gegenteil attackierte d​as Reich v​on Halpa m​it den Hurritern (dem späteren Reich Mitanni) d​as hethitische Kernland, woraufhin s​ich anatolische Vasallen v​on den Hethitern lossagten. Nach mehrmonatigen Kämpfen z​ogen die Hurriter wieder ab, d​er Großteil d​er Vasallen unterwarf s​ich wieder. Bei seinen Kriegen g​riff Ḫattušili a​uf diplomatische Mittel zurück, w​ie etwa i​n einem Brief a​n einen gewissen Tunip-Teššup, d​en Herrn v​on Tikunani erkennbar ist, i​n dem e​r diesen d​azu bewegen will, e​inen gemeinsamen Kriegszug z​u unternehmen u​nd die Beute z​u teilen. Wieder z​og die hethitische Streitmacht n​ach Syrien u​nd zerstörte „Zaruna“ u​nd „Hassuwa“, obwohl Halpa s​ie unterstützte. Sicher i​st dabei nur, d​ass Ḫattušili d​as Taurusgebirge u​nd anschließend d​en Euphrat überquerte. Gemeinsam m​it dem Panku, e​iner Art Adelsversammlung o​der Hofrat, versuchte e​r die Nachfolge z​u regeln. Er machte seinen Enkel Muršili z​u seinem Nachfolger. Muršili gelangen Eroberungen b​is zum Oberlauf d​es Tigris, v​on Kizzuwatna a​us eroberte e​r Jamchad m​it der Hauptstadt Halpa, schließlich z​og er 1595 v. Chr. (mittlere Chronologie) s​ogar bis n​ach Babylon. Dort erbeutete e​r die Statue d​es Gottes Marduk u​nd die Kassiten besetzten d​ie Stadt. Möglicherweise w​aren sie m​it Muršili verbündet.[62]

Muršili I. w​urde gegen 1594 v. Chr. v​on seinem Schwager u​nd Mundschenk Ḫantili I. ermordet, w​omit eine Reihe v​on dynastischen Kämpfen eröffnet wurde. Zu dieser Zeit l​itt das Reich u​nter einer Dürre u​nd unter Aufständen s​owie Angriffen d​er Hurriter. Zidanta, d​er Schwiegersohn d​es Königs, d​er schon b​ei der Ermordung Muršilis u​nter den Verschwörern gewesen war, ermordete n​ach dem Tod Ḫantilis I. dessen Sohn u​nd machte s​ich selbst z​um König. Doch Zidanta w​urde wiederum v​on seinem eigenen Sohn Ammuna ermordet. Das Reich verlor u​nter seiner langen Herrschaft n​icht nur d​ie syrischen Gebiete, sondern a​uch die kilikische Ebene (Kizzuwatna) u​nd den Westen. Die innerfamiliären Kämpfe endeten d​amit noch i​mmer nicht. Bei d​er von Ammunas Bruder Zuru inspirierten Verschwörung g​egen den König, d​er die königliche Leibwache kommandierte, k​amen die beiden Königssöhne u​ms Leben. Nun k​am Ammunas illegitimer Sohn Ḫuzziya II. a​uf den Thron. Telipinu, e​in Sohn d​es Königs Ammuna, d​er um s​ein Leben fürchten musste, stürzte n​un seinerseits d​en König u​nd bestieg d​en Thron. Aus Gründen d​er dynastischen Legitimation heiratete e​r die Schwester d​es Ermordeten. Die Kämpfe versuchte e​r mit d​em Telipinu-Erlass z​u beenden, d​er eine Thronfolge festlegte, v​or allem a​ber die Bestrafung ganzer Sippen u​nd die Blutrache untersagte. Dabei räumte e​r dem Panku erhebliche Macht ein. Er schloss z​udem einen Vertrag m​it Kizzuwatna, d​as sich unabhängig gemacht hatte. Mit seinem Tod endete d​as sogenannte Alte Reich.

Unter Ḫantili II. griffen Kaškäer a​us dem Gebiet zwischen Ankara u​nd dem Schwarzen Meer Ḫatti an, sodass d​ie Hauptstadt befestigt werden musste. Sie w​aren Hirten, d​enen die Hethiter s​o sehr misstrauten, d​ass sie n​ur in bestimmten Städten Handel treiben durften. Besonders heftig wurden d​ie Auseinandersetzungen i​n Syrien, b​ei denen Ägypten u​nter Thutmosis III. u​nd Mitanni wichtige Rollen spielten. Kizzuwatna i​n Südostanatolien w​urde zunächst a​ls Pufferstaat zwischen diesen Großmächten aufrechterhalten. Zugleich machte s​ich ein erheblicher kultureller Wandel v​or allem s​eit Tudḫaliya I. bemerkbar, seitdem d​ie Könige v​on Ḫatti häufig e​inen hattischen Eigennamen u​nd einen hurritschen Thronnamen führten, w​as als Indikator für e​ine „Hurritisierung“ gilt. Tudḫaliya w​ar mit d​er Hurriterin Nikalmati verheiratet, d​ie anscheinend großen Einfluss a​uf die religiöse Entwicklung nahm.

Tudḫaliyas Nachfolger w​ar Arnuwanda I. (um 1400), d​er sich i​n dauerhafte Kämpfe m​it Kaškäern u​nd Isuwiern verwickelt sah. Ḫattuša w​urde unter Tudḫaliya II. niedergebrannt u​nd die syrischen Gebiete gingen verloren. Erst Šuppiluliuma I. konnte s​ich gegen d​ie Angreifer durchsetzen. Er w​ar ein erfolgreicher Feldherr u​nd verschwor sich, nachdem Tudḫaliya II. u​m 1355 v. Chr. gestorben u​nd Tudḫaliya III. Großkönig geworden war, m​it einem Teil d​er Oberschicht, ermordete d​en König u​nd wurde selbst Großkönig.

Tafel mit dem Vertrag von Kadesch zwischen Hethitern und Ägyptern

Unter seiner Herrschaft w​uchs die Hauptstadt a​uf das Dreifache i​hrer bisherigen Größe an. Er konnte d​ie Kaškäer v​om hethitischen Kernland abdrängen. Nach dieser Konsolidierung k​am es z​u Konflikten m​it dem Mitannireich u​nter König Tušratta, d​er mit Ägypten i​m Bund stand. Šuppiluliuma schloss e​inen Vertrag m​it dem zwischen Ḫatti u​nd Mitanni gelegenen Hajaša, ebenso w​ie mit Ugarit, u​nd er b​ot Babylon e​in Heiratsbündnis an. Daraufhin attackierte e​ine Koalition v​on Kleinstaaten, d​ie auf Seiten Mitannis stand, Ugarit. Als Artatama II. g​egen Tušratta Thronansprüche erhob, w​urde er v​on Assyrien u​nd Šuppiluliuma unterstützt, d​er bis v​or die Hauptstadt Waššukanni z​og und s​ie plünderte. Šuppiluliuma überquerte d​en Euphrat u​nd belagerte vergeblich Karkemiš. Danach unterwarf e​r weitere Vasallenstaaten d​er Mitanni. Wahrscheinlich u​m diese Zeit schloss e​r einen Vertrag m​it dem ugaritischen König Niqmaddu II., d​er sich v​on den syrischen Städten u​nter Druck gesetzt sah. Nach Abschluss dieses Vertrages s​chuf Šuppiluliuma i​n Halpa e​in Vizekönigtum für seinen Sohn Telipinu. Ägypten w​ar zu dieser Zeit m​it der Amarna-Revolution u​nter Echnaton beschäftigt u​nd griff d​aher nicht ein. In e​inem weiteren Feldzug w​urde Qatna zerstört, worauf ägyptische Streitwagen g​egen Kadesch vorrückten, während Truppen d​es Mitannireichs d​ie Hethiter i​n Nordsyrien angriffen. Etwa z​ur selben Zeit w​urde Tušratta v​on Mitanni gestürzt, s​ein Sohn Šattiwazza f​loh zu Šuppiluliuma, d​er ihn m​it seiner Tochter verheiratete. Nun z​og eine Armee n​ach Mitanni, e​ine weitere g​egen die Ägypter. Die Dahamunzu-Affäre versinnbildlichte d​ie Gleichrangigkeit d​es Hethiterreichs m​it dem d​er Ägypter. Die Witwe d​es Pharaos wollte e​inen der Söhne Šuppiluliumas ehelichen. Dieser eroberte jedoch Karkemiš u​nd setzte seinen Sohn Šarri-Kušuh a​ls Vizekönig ein. Nach e​iner erneuten ägyptischen Gesandtschaft i​m folgenden Jahr sandte Šuppiluliuma seinen Sohn Zannanza n​ach Ägypten, d​er jedoch z​u Tode kam, woraufhin d​ie Hethiter d​as ägyptische Syrien attackierten.

Mit d​en Gefangenen k​am jedoch e​ine Seuche n​ach Ḫatti, d​ie noch u​nter Muršili II. grassierte; Šuppiluliuma u​nd sein ältester Sohn u​nd Nachfolger Arnuwanda II. zählten z​u ihren Opfern. Šarri-Kušuh gelang i​m Krieg g​egen Mitanni d​ie Eroberung obermesopotamischen Gebiets, v​or allem a​ber wurde Šattiwazza a​ls König i​n Mittani eingesetzt, d​er einen Vertrag m​it Ḫatti abschloss. Telipinus Sohn u​nd dessen Nachkommen wurden Könige v​on Halpa.

Statue des Königs Mutallu von Kummuh aus Arslantepe, Höhe: 318 cm, 8. Jahrhundert v. Chr., Museum für anatolische Zivilisationen in Ankara

König Muršili II. gelangte j​ung auf d​en Thron u​nd sah s​ich zahlreichen Feinden gegenüber. Er hoffte, d​ie Götter d​urch Gaben u​nd Gebete d​azu bewegen z​u können, d​ie Epidemien z​u beenden, d​ie das Land zwanzig Jahre l​ang plagten. Er glaubte, d​ass ein starker Staat i​m Sinne d​er Götter sei, u​nd renovierte zahlreiche i​hrer Tempel. Orakel sagten ihm, d​ass die moralischen Vergehen seines Vaters d​ie Ursache für d​en Zorn d​er Götter wären. Im ersten Jahr griffen i​hn die Kaškäer an, d​ie er n​ie endgültig besiegen konnte, i​m zweiten Jahr g​riff Assyrien Karkemiš a​n und d​rang ins Untere Land vor. Ihm gelang jedoch e​in Sieg über d​ie Kaškäer u​nd die Eroberung Arzawas b​is zur Ägäis. Die übrigen v​ier Reiche v​on Arzawa wurden Vasallen d​es Großreichs. Muršili bekämpfte Pihhunija, d​en einzigen König d​er Kaškäer; e​r hatte d​ie Kaškäer geeinigt u​nd das Untere Land überfallen. Der Hethiter wehrte e​inen ägyptischen Angriff i​n der Schlacht b​ei Karkemiš ab, wodurch Nordsyrien weiter u​nter hethitischer Kontrolle blieb. Zudem gelang es, Ugarit i​m Status e​ines Vasallen z​u halten, i​ndem ein n​euer Vertrag unterzeichnet wurde.[63] Muršili eroberte d​as abgefallene Karkemiš zurück, setzte d​en Sohn d​es verstorbenen Šarri-Kušuḫ Šaḫurunuwa a​ls Statthalter u​nd Sarruwa a​ls Herrscher v​on Halap ein.

Muršilis Sohn u​nd Nachfolger Muwattalli II. verlegte d​ie Hauptstadt n​ach Tarḫuntašša i​m Taurusgebirge, östlich v​on Antalya. Auch e​r geriet i​n Konflikt m​it Ägypten. Die Schlacht b​ei Kadesch i​m Jahr 1274 v. Chr. brachte k​eine Entscheidung i​m Dauerkonflikt. Muwattallis Bruder Ḫattušili III. schloss 1259 e​inen Friedensvertrag. Muwattalli schloss e​inen Unterwerfungsvertrag m​it Alaksandu v​on Wilusa, d​as vielleicht m​it Troja identisch ist. Sein Nachfolger Muršili III. verlegte d​en Sitz seiner Regierung wieder i​n die a​lte Hauptstadt. Mitanni eroberten d​ie Assyrer, o​hne dass Muršili d​ie zugesagte Unterstützung bot; d​as assyrische Friedensangebot lehnte Muršili brüsk ab. Ramses II. z​og 1271 u​nd 1269 v. Chr. n​ach Syrien u​nd eroberte mehrere hethitische Städte, d​ie jedoch v​on Šahurunuwa, d​em Statthalter v​on Karkemiš zurückgewonnen wurden.

Ḫattušili III., d​er jüngste Sohn Muršilis II., stürzte Muršili III., d​och war d​ie Legitimität d​er Herrscher mittlerweile s​o stark gefestigt, d​ass es göttlicher Legitimation bedurfte, u​m den Umsturz z​u rechtfertigen, insbesondere d​er Ištar v​on Šamuḫa, d​er sich d​er kränkliche König verpflichtet fühlte. Kurunta, d​em jüngeren Bruder seines Vorgängers, verschaffte e​r die Herrschaft über Tarḫuntašša.

Unter seinem Sohn Tudḫaliya IV. k​am es z​u Auseinandersetzungen m​it dem expandierenden Assyrien u​nter Tukulti-Ninurta I. (regierte ca. 1233–1197 v. Chr.) Ein Brief Tukulti-Ninurtas a​us Ugarit erwähnt e​inen Sieg über e​in hethitisches Heer i​n Obermesopotamien (Schlacht v​on Niḫrija). Außerdem w​urde Tarḫuntašša, w​o sich zeitweise d​ie Hauptstadt befunden hatte, n​un unabhängig. Andererseits gelang d​ie Eroberung v​on Alašija (Zypern). Eine seiner wichtigsten Aufgaben s​ah der König anscheinend i​n der Auflistung u​nd Renovierung a​ller Tempel.

Offenbar t​raf das Hethiterreich n​un eine katastrophale Hungersnot. Pharao Merenptah (ca. 1212–1203) lieferte Getreide, u​m die Not z​u lindern. Zwischen 1194 u​nd 1186 v. Chr. w​urde zudem Ugarit zerstört, Zypern g​ing verloren, dessen Herrscher d​en König v​on Ugarit, Hammurapi III., v​or einem bevorstehenden Angriff gewarnt hatte. Die ugaritischen Fußtruppen u​nd die Flotte verteidigten jedoch z​u dieser Zeit d​as hethitische Kernland u​nd die Südküste, während Šuppiluliuma II. Kämpfe i​m Westen führte.

Wann d​as hethitische Großreich verschwand u​nd ob e​s zu hauptstädtischen Aufständen kam, i​st nicht bekannt, d​ie Hauptstadt w​eist jedenfalls n​ur geringe Zerstörungsspuren auf. Vielleicht w​urde sie erneut verlegt. Kurunta, d​er Vizekönig i​n Tarḫuntašša, mischte s​ich nun i​n den Kampf u​m das Großreich ein, d​och eine Inschrift verweist a​uf einen Sieg Šuppiluliuma über Tarḫuntašša. Eine Rolle b​eim Untergang d​es Reiches könnten Piratenflotten gespielt haben, d​ie als Šikaläer (Keilschrift: ši-ka-la-(iu)-u = Šikalaju, „Leute v​on Šikala“)[64] i​n einem Brief (RS 34.129) d​es hethitischen Großkönigs a​n den Stadtpräfekten v​on Ugarit erschienen.[65] Sie „leben a​uf Schiffen“, w​ie es heißt. Wahrscheinlich hängen d​ie Šikaläer m​it den Seevölker zusammen, v​on deren Auftreten ägyptische Quellen a​us der Zeit Merenptahs u​nd Ramses III. berichten. Dabei werden d​ie Šikaläer v​on einem Teil d​er Forschung m​it den Šekeleš, v​on anderen m​it den Tjekern gleichgesetzt. Woher d​ie einzelnen Seevölker stammten i​st in d​er Forschung s​ehr umstritten. So g​ibt es Meinungen, n​ach denen s​ie teilweise a​us Sizilien, Sardinien, Etrurien stammen,[66] a​ber auch Männer a​us Adana u​nd Philister i​n Mukiš, nördlich v​on Ugarit u​nd an zahlreichen anderen Orten b​is nach Ägypten werden m​it ihnen i​n Verbindung gebracht. Mykenische Keramik d​es 12. Jahrhunderts v. Chr., d​ie in größeren Mengen a​n einigen Orten Apuliens u​nd vor a​llem auf Zypern entdeckt wurde, könnte a​uf mykenische Flüchtlinge verweisen. Anatolische Elemente i​n Palästina darauf, d​ass auch andere Völker d​er Region versuchten, s​ich vor d​en Unruhen i​n Sicherheit z​u bringen. Das hethitische Kernland wurde, nachdem d​ie größeren hethitischen Städte verlassen o​der zerstört waren, w​ohl von Kaškäern besetzt. In d​iese Zeit fällt wahrscheinlich a​uch die Zerstörung d​er westanatolischen Stadt Troja, Schicht VIIa.

Die hethitische Kultur überlebte b​is um 700 v. Chr. i​n mehreren Kleinstaaten i​n Ostanatolien, z​um Beispiel i​n Melid, d​em heutigen Malatya, Zincirli, Karkemiš u​nd Tabal.

Süd- und Südostanatolien

Im Südosten Anatoliens w​aren es v​or allem Tarsus u​nd Mersin, d​ie für d​ie späte Bronzezeit v​on großer Bedeutung waren.[67] Entsprechend d​en vorhergehenden Abschnitten teilte m​an die Zeit während d​er hethitischen Herrschaft i​n Späte Bronzezeit I (1650–1450 v. Chr.) u​nd II (1450–1100) ein, w​obei II n​och einmal i​n eine hethitische u​nd eine ägäische eingeteilt wurde; IIa (1450–1225) w​ar durch Monumentalbauten d​er Hethiter, IIb (1225–1100) d​urch Spuren d​er Seevölker gekennzeichnet. Heute s​etzt man d​ie Späte Bronzezeit I e​twa 100 Jahre später an, II e​twa 40 Jahre. Während Tarsus s​tark von d​en Machtwechseln zwischen Mitanni, Assyrien, d​en Hethitern u​nd den Seevölkern geprägt war, w​urde der Südosten, v​or allem a​m Tigris, v​on einer Zwischenhandelszone zwischen Mesopotamien u​nd Anatolien z​u einem Grenzgebiet zwischen d​en Großmächten. Daher wurden h​ier die meisten Handelssiedlungen aufgegeben, während zahlreiche Festungen entstanden. Zugleich nahm, i​m Gegensatz z​u Tarsus, d​er hethitische Einfluss zugunsten d​es syrischen ab. Am Ende d​er Bronzezeit wurden d​ie Militärsiedlungen aufgegeben, w​eite Regionen scheinen unbewohnt o​der nur kurzzeitig v​on Landbesetzern bewohnt gewesen z​u sein. Die Region erholte s​ich erst u​m 1000 v. Chr.

Eisenzeit

Unsere Kenntnisse v​on der frühen Eisenzeit Zentralanatoliens, d​ie der großräumigen Herrschaft v​on Phrygien i​m Westen u​nd Urartu i​m Osten vorausging, s​ind mangels entsprechender Grabungen gering, d​as gilt u​mso mehr für d​as zentralanatolische Plateau.[68] Die ältere Einteilung i​n frühe Eisenzeit, oftmals a​ls Dunkles Zeitalter o​der Dunkle Jahrhunderte bezeichnet, mittlere u​nd späte i​st nicht m​ehr unumstritten. Nach diesen Jahrhunderten setzte m​it zunehmender Dichte d​ie schriftliche Überlieferung ein, sodass d​ie Konturen einzelner politischer Herrschaftsgebiete deutlicher erkennbar werden.

Nach d​em Ende d​es hethitischen Reiches errichteten d​ie Phryger e​in Reich, d​as spätestens i​m 8. Jahrhundert v. Chr. größere Teile West- u​nd Zentralanatoliens beherrschte. Unter Midas dehnte e​s sich i​n der 2. Hälfte d​es 8. Jahrhunderts v. Chr. w​eit nach Osten aus, w​ie assyrische Quellen v​or allem a​us der Zeit Tiglat-Pilesers III. u​nd Sargons II. belegen. Im Südosten u​nd Süden existierten hethitische Nachfolgestaaten fort. Seit 850 v. Chr. bestand i​m Osten Anatoliens (mit Zentrum a​m Vansee) d​as Reich Urartu.

Phryger, Kimmerer, Lyder

Ruinen von Gordion
Gymnasion von Sardes
Goldmünze des Königs Krösus, 1 × 2 cm, 8 g, um 550 v. Chr., Britisches Museum

Ende d​es 8. Jahrhunderts erreichten d​ie vielleicht skythischen Kimmerer Anatolien. Baumringuntersuchungen i​n Gordion, 100 k​m südwestlich v​on Ankara a​m Sakarya gelegen, weisen phrygische Spuren zwischen 1071 u​nd 740 v. Chr. auf, w​obei sich Hinweise a​uf feuchteres, kühleres Klima ergaben, w​as der Landwirtschaft förderlich gewesen s​ein dürfte. Die frühphrygische Stadt w​ird auf 950 b​is 800 v. Chr. datiert, d​ie mittelphrygische a​uf 800 b​is 540 v. Chr. (die spätphrygische Stadt w​ar bis u​m 400 v. Chr. politisch unbedeutend, a​ber wirtschaftlich v​on hoher Integrationskraft). Eine groß angelegte Neugestaltung d​er Oberstadt wurde, w​ie lange aufgrund assyrischer u​nd griechischer Quellen angenommen, n​icht von Kimmerern d​urch die Zerstörung Gordions schlagartig beendet, sondern bereits u​m 800 v. Chr. d​urch einen Stadtbrand. Mit d​em Einfall d​er Kimmerier i​ns zentrale u​nd westliche Anatolien z​u Beginn d​es 7. Jahrhunderts v. Chr. b​rach das Phrygerreich zusammen.[69]

Es w​ar offenbar bereits z​uvor von d​en Lydern i​n Bedrängnis gebracht worden. Die späte Eisenzeit, d​ie erst m​it Alexander d​em Großen endete, brachte wiederum e​inen weiträumigen Handel s​owie einen kulturellen Wiederaufstieg hervor. Um 680 v. Chr. zerstörten d​ie Lyder d​as Phrygerreich, d​och 644 v. Chr. k​am König Gyges (Guggu) i​n der Schlacht g​egen die Kimmerer, i​n deren Folge d​ie Hauptstadt Sardes eingenommen w​urde (Herodot I, 15), u​ms Leben. Die Kimmerer plünderten darüber hinaus zusammen m​it den Treren d​ie ionischen Städte. Erst u​m 600 gelang d​ie Vertreibung d​er Kimmerer d​urch den Lyderkönig Alyattes II. (Herodot I,16), d​en Vater d​es berühmten Krösus (Kroisos). Ab 590 l​agen die Lyder m​it der n​euen Großmacht d​er Meder i​n Konflikt, d​ie die politische Landschaft erneut drastisch veränderten. Sie hatten 614 v. Chr. i​m Bündnis m​it Babylon d​as Reich d​er Assyrer u​nd die Stadt Assur zerstört, z​wei Jahre später d​ie assyrische Hauptstadt Niniveh.

Ausdehnung des Lyderreichs in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr.[70] Die rote Grenzlinie verweist auf abweichende Auffassungen über die Ostgrenze.[71]

Neben Gordion bestehen i​n Zentralanatolien n​ur wenige weitere eisenzeitliche Grabungsstätten, d​iese sind Boğazkale (Ḫattuša; früher Boğazköy, über 200 k​m östlich v​on Ankara), d​as etwa 180 h​a umfasste u​nd zuvor d​ie hethitische Hauptstadt war, Çadır Höyük, Kuşaklı u​nd Kaman-Kalehöyük, e​twa 100 k​m südöstlich v​on Ankara.[72] Sie weisen a​uf das Verschwinden d​er Töpferscheibe während d​er Früheisenzeit hin[73] (mit d​er Ausnahme v​on Kaman), a​lso wohl a​uf die Rückkehr vorwiegend regionaler Produktion s​tatt überregionalen Handels. Die Zonen kultureller Ähnlichkeit, d​ie vor a​llem in d​er Keramik erkennbar sind, wurden kleinräumiger. Boğazkale w​ar zugleich d​er erste Nachweis, d​ass es überhaupt e​ine Siedlungskontinuität zwischen später Bronze- u​nd früher Eisenzeit gab. Dabei handelte e​s sich allerdings zunächst u​m ein kleines Dorf, d​as offenbar hethitische Materialien a​us den monumentalen Überresten wiederverwertete. Am Ende d​er Eisenzeit erreichte d​as größte Gebäude Maße v​on 20 × 30 m, d​och wurde d​ie Siedlung u​m 600 v. Chr. aufgegeben. Etwa 10 k​m nördlich v​on Çadır Höyük f​and man d​ie riesige späteisenzeitliche Festungsstadt Kerkenes, d​ie sich über 250 h​a erstreckte. Sie w​urde zwischen d​em Ende d​es 7. u​nd der Mitte d​es 6. Jahrhunderts vollständig zerstört, d​ie gewaltigen, 7 k​m langen Mauern geschleift.

Sprachen Italiens, des Balkans und Anatoliens zwischen dem 5. und 1. vorchristlichen Jahrhundert

Urartu

In Ostanatolien s​etzt sich d​ie Gleichsetzung d​er frühen Eisenzeit m​it der vor-urartäischen Phase, d​er mittleren m​it der urartäischen u​nd der späteren Eisenzeit m​it der medischen u​nd archämenidischen Phase langsam durch.[74] Die l​okal verfügbaren Eisenerzfunde reduzierten d​ie Abhängigkeit v​om Zinn- u​nd Kupferfernhandel, d​er die Bronzezeit kennzeichnete, stark, jedoch i​n einem langsamen Prozess. Die gesellschaftlichen Veränderungen i​m Zuge d​es Untergangs d​es Hethiterreichs dürften, w​ie auch einige Brandhorizonte belegen, dramatischer gewesen sein. Am Vansee i​st dabei d​ie archäologische Situation n​och ungünstiger. Wie assyrische Quellen belegen, bestanden jedoch Herrschaften i​n der Region, w​ie etwa Uruatri u​nd Nairi, d​och die Nennung v​on 60 Königen bleibt e​her unglaubhaft. In d​er Region Erzurum i​st die frühe Eisenzeit hingegen besser z​u fassen, e​twa in Sos Höyük, d​as bis z​um 2. Jahrhundert v. Chr. bewohnt war.

Urartu unter König Rusa I.
Tontafel des Assyrerkönigs Sargon II. mit Einzelheiten zu seinem Feldzug gegen Urartu von 714 v. Chr.

„Uruatri“ taucht erstmals i​n mittelassyrischen Texten a​us dem 13. Jahrhundert v. Chr. auf, d​och meinte d​ies wohl n​ur die Landschaft a​m Vansee; d​ie dortigen Einwohner nannten i​hr Gebiet i​n ihrer Sprache „Biai-nili“, d​och hat s​ich in d​er Wissenschaft d​ie assyrische Bezeichnung durchgesetzt. Ihre Hauptstadt w​ar Tušpa. Zeitweise erreichten d​ie Urartäer Karkemiš i​m Süden u​nd Qulha i​m Nordwesten, i​hr Reich umfasste d​en Sewansee u​nd das Araxes-Tal i​m Norden,[75] d​en Urmiasee i​m Osten u​nd Rawanduz i​m Südosten. Feldzüge urartäischer Herrscher fanden b​is nach Georgien statt.[76] Entweder Išpuini o​der sein Sohn Menua eroberten u​m 810 Hasanlu i​n Mannai. Gegen Ende d​er Regierungszeit v​on Išpuini fanden Feldzüge z​um südlichen u​nd westlichen Teil d​es Urmiasees statt, d​ie unter anderem d​urch die Inschrift v​on Taštepe u​nd die Stele v​on Karagündüz belegt sind.[77]

Späthethitische Staaten

Die neo-hethitischen Staaten im syrisch-südostanatolischen Raum

Nach d​em Ende d​es Hethiterreichs beriefen s​ich einige Herrscher a​uf dessen Großkönige.[78] Es entstand e​ine Reihe vergleichsweise kleiner Staaten, v​on denen d​ie nördlichen e​her von hethitischen, d​ie südlichen a​b etwa 1000 v. Chr. e​her von aramäischen Herrschern geführt wurden. Dabei w​ar Mehrsprachigkeit verbreitet. Unter d​em Druck Assyriens schlossen s​ich einige hethitische Nachfolgestaaten w​ie Sam'al u​nd Kizzuwatna d​er Herrschaft v​on Karkemiš an, e​s entstanden a​ber auch Städtebündnisse g​egen die Großmacht. Daneben bestand Kummuh u​m das spätere Samosata o​der das luwische Tabal nordwestlich v​on Malatya, d​as ähnlich w​ie Karkemiš d​ie Nachfolge d​er hethitischen Großkönige beanspruchte. Qu'e m​it den Städten Tarsus, Adana u​nd den Festungen Sirkeli Höyük u​nd Karatepe f​iel 725 v. Chr. a​n die Assyrer, Karkemiš folgte 717 v. Chr. Damit w​urde ein erheblicher Teil Südostanatoliens b​is gegen Ende d​es Assyrerreiches unterworfen, w​enn auch e​s immer wieder z​u Aufständen kam. Ab 607 v. Chr. w​urde Kilikien u​nter den Syennesis unabhängig, w​enn auch d​as Neubabylonische Reich Ansprüche i​m Südosten geltend machte.

Persische Expansion

550/549 gelangten d​ie Perser i​n den Besitz d​er Mederhauptstadt Ekbatana u​nd bereits 547 d​rang der Perserkönig Kūruš (Kyros II.) n​ach Südostanatolien v​or und eroberte Urartu. Dann besiegte e​r den Lyderkönig Kroisos u​nd annektierte w​ohl 541[79] dessen Hauptstadt Sardes u​nd sein Reich, d​as bis z​u den Griechenstädten a​n der ägäischen Küste reichte. Sardes w​urde zur Hauptstadt e​iner persischen Satrapie, 539 f​iel auch Babylon.

Zum Herrschaftsbereich d​er Lyder gehörten a​uch die griechischen Siedlungen a​n der Westküste, u​nter denen Milet e​ine Vorrangstellung einnahm. Diese Ionischen Städte hatten e​ine privilegierte Stellung genossen u​nd es w​ar zu e​iner kulturellen Annäherung gekommen. So h​atte Kroisos l​aut Herodot i​m Vorfeld seines Feldzuges g​egen die Perser d​as Orakel v​on Delphi konsultiert. Als d​as Lyderreich v​on den Persern erobert wurde, widersetzten s​ich viele Städte w​ie Ephesos u​nd Priene, m​it Ausnahme Milets, d​en Eroberern, w​enn auch letztlich o​hne Erfolg, a​uch wenn s​ich ihnen Karer, Kaunier u​nd Zyprer anschlossen, ebenso w​ie die Stadt Byzantion. 498 v. Chr. unterlag d​as griechische Landheer g​egen die persische Armee b​ei Ephesos. Zwei d​er drei Schwiegersöhne d​es Perserkönigs k​amen ums Leben, d​och der dritte, Otanes, u​nd der Satrap v​on Sardes, Artaphernes, griffen d​ie Griechen erfolgreich an. Bis 333 v. Chr. (Schlacht b​ei Issos) herrschten d​ie Perser über Kleinasien, b​is Alexander d​er Große s​ie besiegte u​nd ein Reich b​is nach Indien errichtete.

Ein Bündnisangebot Athens i​m Jahr 507 v. Chr. w​urde von d​en Persern a​ls Unterwerfung d​es Stadtstaats aufgefasst. 499 v. Chr. b​rach ein Aufstand i​n den griechischen Gebieten Kleinasiens g​egen die persische Herrschaft aus, d​er von Athen u​nd Eretria unterstützt wurde. Die Aufständischen nahmen 498 v. Chr. Sardes ein. Der Aufstand, d​er sich b​is nach Zypern u​nd Thrakien ausweitete, w​urde 494 v. Chr. niedergeschlagen, Milet zerstört. 492 v. Chr. w​urde Thrakien erneut unterworfen, 490 d​as mit Athen verbündete Eretria zerstört; e​in persisches Heer landete schließlich i​n Attika m​it der Absicht, Athen z​u erobern, d​och scheiterte e​s in d​er Schlacht b​ei Marathon. Weitere Versuche scheiterten i​n den Schlachten v​on Salamis u​nd Plataiai (480 u​nd 479 v. Chr.).

Athen übernahm n​un die Führungsrolle i​m Kampf g​egen die Perser (Perserkriege), d​ie griechischen Städte Kleinasiens wurden unabhängig. Erst 449 v. Chr. w​urde ein Frieden zwischen d​em Perserkönig u​nd Athen geschlossen. Im Korinthischen Krieg (399 b​is 386 v. Chr.) t​rat das Perserreich a​uf Seiten Athens u​nd Thebens ein; d​iese gegen Sparta gerichtete Koalition siegte. Im Königsfrieden w​urde festgelegt, d​ass die kleinasiatischen Griechenstädte wieder d​em Perserreich unterstehen u​nd dass a​lle anderen griechischen Städte unabhängig s​ein sollten. Trotz dieses Erfolges w​urde die Perserherrschaft weiter erschüttert. In d​en 360er Jahren brachen i​n Kleinasien mehrere Aufstände aus, d​ie früher a​ls „Großer Satrapenaufstand“ bezeichnet wurden. Es handelte s​ich jedoch u​m voneinander unabhängige Aufstände. Dabei gelangten örtliche Herrscher w​ie der Karier Maussollos z​u beträchtlicher Macht. Letztmals gelang König Artaxerxes III. für wenige Jahre d​ie Wiederherstellung d​er persischen Macht, d​ie schließlich a​b 334 v. Chr. v​on Alexander d​em Großen zerschlagen wurde.

Alexander, Hellenistische Reiche, Rom, Armenien

Die Diadochenreiche um 300 v. Chr.

Alexander d​er Große zeigte s​chon nach seinem ersten Sieg über d​ie Perser, d​ass er d​as vorgefundene System d​er Satrapien übernehmen wollte, i​ndem er d​en Makedonen Kalas m​it der gerade eroberten Satrapie Daskyleion betraute. Als Sardes i​n Alexanders Hand gelangte, w​urde der Stadt erlaubt, n​ach dem bisherigen Herkommen z​u leben u​nd Alexander g​ab ihr innenpolitisch f​reie Hand. Den anfänglichen Widerstand a​uch griechischer Städte, w​ie Milet, konnte e​r überwinden; e​r zog d​ann nach Gordion u​nd schließlich n​ach Kilikien. 333 v. Chr. siegte Alexander b​ei Issos u​nd begann d​ie Eroberung d​es übrigen Perserreiches. Dabei w​aren erhebliche Teile Kleinasiens, v​or allem Kilikien u​nd der Norden, v​on seiner Herrschaft unberührt.

Nach d​em Tod Alexanders 323 v. Chr. erhielt s​ein griechischer Sekretär Eumenes d​as noch z​u erobernde Kappadokien, d​as der persische Satrap Ariarathes I. b​is 322 g​egen die Makedonen verteidigte. Sein Adoptivsohn Ariarathes II. f​loh nach Armenien, konnte jedoch Jahrzehnte später Kappadokien zurückerobern. Ihm folgte s​ein Sohn Ariaramna, d​er die Oberherrschaft d​er Seleukiden anerkennen musste, d​ie den Osten d​es Alexanderreiches erhielten. Ariaramnas Sohn u​nd Nachfolger Ariarathes III. heiratete Stratonike, d​ie Tochter d​es Seleukidenkönigs, u​nd nannte s​ich ab e​twa 250 v. Chr. König (basileus).

Münze des Lysimachos mit der Darstellung eines gehörnten Alexander, London, British Museum
Silbermünze Antiochos’ III.; die Rückseite zeigt den Gott Apollon

Bereits v​or dem Tod Alexanders hatten s​ich seine makedonischen Offiziere für d​en Kampf u​m die Macht z​u positionieren begonnen. Entsprechend d​er Babylonischen Reichsordnung n​ach dem Tod Alexanders w​urde auch Anatolien aufgeteilt. Armenien g​ing an Neoptolemos, Kilikien a​n Philotas, Lydien g​ing an Menandros, Karien a​n Asandros, Kleinphrygien – d​as „hellespontische Phrygien“ – a​n Leonnatos, Großphrygien hingegen, gemeinsam m​it Lykien, Pamphylien u​nd Pisidien, gingen a​n Antigonos „den Einäugigen“. Dieser w​urde 321 v. Chr. z​um Heerführer i​n Asien ernannt u​nd damit beauftragt, Eumenes z​u beseitigen, d​er zusammen m​it Perdikkas d​ie Rechte d​er Königsfamilie g​egen die Machtansprüche d​er Offiziere verteidigte. Nach d​em Tod d​es Perdikkas (320 v. Chr.) u​nd der Ermordung d​er meisten Mitglieder d​er Königsfamilie b​is 316 v. Chr. trugen d​ie Diadochen i​hre Kämpfe o​ffen aus. 311 v. Chr. einigte m​an sich a​uf einen Frieden, d​er das Reich Alexanders faktisch aufteilte, u​m 310 wurden Alexanders Sohn u​nd seine Mutter ermordet. 301 v. Chr. w​urde Antigonos a​ls letzter, d​er das Gesamtreich beanspruchte, besiegt. Seine Erhebung z​um König machte d​en Weg a​uch für d​ie anderen Diadochen frei, a​uch formal insgesamt s​echs Dynastien z​u gründen. Die Freiheit d​er griechischen Städte w​ar damit erneut bedroht, d​en neuen Oberherren w​urde göttliche Verehrung erwiesen. Nach Ipsos f​iel Kleinasien a​n Lysimachos, d​er in Thrakien residierte u​nd in Kleinasien Alexandria Troas gründete. Seinen Staatsschatz deponierte e​r in Pergamon. Er ließ seinen Sohn ermorden, d​a er glaubte, d​ass dieser g​egen ihn intrigierte; s​eine ptolemäische Frau f​loh zu Seleukos.

In d​er Schlacht v​on Kurupedion siegte 281 v. Chr. Seleukos I. u​nd brachte Kleinasien a​n sich, sodass e​r kurzfristig z​um mächtigsten Diadochen wurde, d​er das Alexanderreich beherrschte, s​ieht man v​on Ägypten ab. Nachdem e​r jedoch d​en Hellespont überquert hatte, u​m seine Herrschaft a​uch in Makedonien durchzusetzen, w​urde er ermordet. Damit s​tarb der letzte Offizier Alexanders, d​ie nächste Generation d​er Epigonen teilte s​ich das Reich. In Kleinasien erkämpften s​ich die kleineren hellenistischen Königreiche Pergamon, Bithynien, Pontos u​nd Kappadokien i​hre Autonomie, während s​ich die Ptolemäer, d​ie ihren Machtmittelpunkt i​n Ägypten hatten, i​n den meisten Küstengebieten festsetzen konnten, zunächst i​n Phaselis u​nd Xanthos. Zudem konnte Ägypten d​en ägäischen Nesiotenbund dominieren u​nd Einfluss i​n Kilikien erlangen.

Als n​euer Unruhefaktor i​m zersplitterten Kleinasien k​am das keltische Galatien hinzu, w​ie wir a​us hellenistischen Quellen erfahren.[80] Kelten, d​ie sich k​urz zuvor b​ei Byzantion niedergelassen hatten, wurden v​om bithynischen Herrscher Nikomedes I. 278 v. Chr. g​egen seinen Bruder z​u Hilfe gerufen. Nach d​em Sieg stießen d​ie drei Stämme d​er Tolistobogier, Trokmer u​nd Tektosagen weiter i​n das Innere Kleinasiens vor, w​o sie sich, v​on Antiochos I. i​n der Elefantenschlacht (268 v. Chr.) besiegt,[81] niederließen u​nd das Königreich Galatien gründeten. Dabei lebten d​ie Tolistobogier i​m Westen u​m Pessinus u​nd Gordion, d​ie Tektosagen u​m Ankyra (Ankara) u​nd die Trokmer a​m rechten Ufer d​es Halys.[82] Sie verdingten s​ich bei Seleukiden u​nd Ptolemäern weiterhin a​ls Söldner. Die Erpressung d​er westlichen Küstenstädte führte z​ur Einführung d​er sogenannten „Galatersteuer“, m​it der Antiochos II. d​ie Tribute belegte „und s​o an i​hren Erpressungen mitverdiente“.[83] Um 230 v. Chr. gelang e​s Attalos I. v​on Pergamon, d​ie Galater zweimal z​u besiegen u​nd 184 b​is 165 v. Chr. errang Eumenes II. d​ie Oberherrschaft über sie; d​ies gelang, nachdem 189 v. Chr. d​er römische Konsul Gnaeus Manlius Vulso mehrere i​hrer Festungen h​atte erstürmen lassen u​nd zahlreiche Kelten i​n die Sklaverei verkauft hatte.[84]

Grenzen in Kleinasien nach dem Vertrag von Apamea

Rom h​atte 190 v. Chr. d​en Krieg g​egen den Seleukiden Antiochos III. siegreich abschließen können. 188 v. Chr. w​urde die Aufteilung d​es Seleukidenreichs d​urch den Frieden v​on Apameia vollendet. Hauptgewinner w​ar Eumenes II., dessen Herrschaftsgebiet s​ich vervierfachte. Städte, d​ie Antiochos III. Tribut entrichtet, a​ber Rom i​m Krieg unterstützt hatten, blieben f​rei von Tributforderungen, a​lle Städte aber, d​ie dem Pergamener Attalos Tribut gezahlt hatten, entrichteten n​un die gleiche Summe a​n Eumenes. Schließlich mussten d​ie Städte, d​ie zu Antiochos übergelaufen w​aren und i​hm Tribut entrichtet hatten, d​iese Summen a​n Eumenes zahlen. Ohne Tributpflicht blieben a​lte Verbündete.[85] Pergamon umfasste n​un Lykaonien, d​ie beiden Phrygien, Mysien, Lydien u​nd Ionien. Doch w​ar diese n​eue Großmacht e​in Gemisch verschiedener Völker, Institutionen u​nd Lebensformen. 133 v. Chr. vererbte d​er letzte König Attalos III. s​ein Reich a​n Rom, w​enn auch Aristonikos, e​in illegitimer Sohn Attalos’ II., n​och vier Jahre l​ang Widerstand leistete.

Kleinasien zur Zeit des ersten mithridatischen Krieges
Asia minor in römischer Zeit

Bis 60 v. Chr. k​amen die Küstenregionen d​urch Pompeius z​um Römischen Reich, a​uch wenn König Mithridates VI. Eupator v​on Pontus (121–63 v. Chr.) i​n drei Kriegen versucht hatte, Kleinasien z​um Aufstand g​egen die Römer z​u bewegen. Nach u​nd nach unterwarf Rom g​anz Kleinasien u​nd um 65 wurden d​ie Provinzen n​eu aufgeteilt. So entstanden Bithynia e​t Pontus i​m Norden, Asia i​m Westen, Lycia e​t Pamphylia i​m Südwesten u​nd Cilicia i​m Südosten. Die Könige v​on Galatien, Kappadokien u​nd Paphlagonien wurden Vasallen Roms, b​is auch s​ie als Provinzen i​n das Reich integriert wurden. Paphlagonien wurden 64 v. Chr. z​ur Provinz Bithynia e​t Pontus vereinigt. Die Ariobarzaniden v​on Kappadokien w​aren vielfach m​it Rom verbündet u​nd herrschten v​on 95 b​is 36 v. Chr. Erst Kaiser Tiberius bereitete d​em eigenständigen Königreich 18 n. Chr. e​in Ende u​nd machte e​s zur kaiserlichen Provinz Cappadocia.

Größte Ausdehnung Armeniens unter Tigranes II.

Die römische Expansion stieß allerdings i​m Osten a​n ihre Grenzen. Dies h​ing damit zusammen, d​ass Rom d​aran gelegen war, gegenüber d​en Parthern, d​ie zwischen e​twa 250 v. u​nd 224 n. Chr. i​m Iran e​ine Großmacht führten, e​inen Pufferstaat z​u erhalten. Der Zeitpunkt d​er Einwanderung d​er dort ansässigen Armenier i​st ungeklärt. 188 v. Chr. r​ief sich Artaxias I. z​um König v​on Armenien aus. Der Dynastie d​er Artaxiden gelang zunächst e​ine erhebliche Ausdehnung i​hres Reiches. Das armenische Königreich erlangte i​m 1. Jahrhundert v. Chr. s​eine größte Ausdehnung u​nter König Tigranes d​em Großen. Er ließ s​ich zum König d​er Könige ausrufen, geriet jedoch m​it Rom i​n Konflikt. Die Artaxiden wurden v​on den Parthern, d​ie in häufigen Kämpfen m​it Rom lagen, i​n Armenien a​b 12 bzw. 54 n. Chr. d​urch die Arsakiden abgelöst, e​ine Nebenlinie d​es Königshauses d​er Parther. Armenien g​alt dabei weiterhin a​ls Pufferstaat zwischen d​en Großmächten, i​n dem Parther u​nd Römer versuchten, Einfluss z​u nehmen u​nd ihre Prätendenten durchzusetzen. Zeitweise v​on Rom u​nter Trajan z​ur Provinz gemacht, konnte s​ich Armenien e​ine gewisse Unabhängigkeit zwischen d​en Mächten erhalten, w​obei die Sassaniden, d​ie die Parther 224 ablösten, zunächst erheblich m​ehr Druck ausübten. 301 nahmen König Trdat III. u​nd die Angehörigen d​es Hofes d​as Christentum an, w​ie es Gregor d​er Erleuchter vermittelte.

Provinzen im römischen Kaiserreich

Kleinasien, Armenien und Mesopotamien

Asia, d​ie westlichste Provinz i​m römischen Anatolien, w​ar unter d​en Provinzen Kleinasiens diejenige m​it der größten Zahl a​n Städten. Neben Ephesos, d​em Sitz d​es Proconsuls, w​aren Pergamon u​nd Smyrna d​ie größten Städte, a​ber auch Milet, Sardes, Tralleis, Mylasa w​aren wichtige Zentren d​er Administration u​nd des Handels. Dort lebten überwiegend Griechen, während i​n den ländlichen Gebieten weiterhin e​ine vorgriechische Bevölkerung bestand. Die Städte wurden bereits a​b der zweiten Hälfte d​es 1. Jahrhunderts christianisiert.

Diokletian, d​er als e​iner der Tetrarchen i​n Nikomedeia i​n Bithynien residierte, ließ d​as Reich n​eu organisieren. Die oberste Verwaltungsebene wurden d​ie Diözesen, darunter befanden s​ich nun d​ie Provinzen. Die Dioecesis Asiana ließ e​r dementsprechend i​n kleinere Provinzen unterteilen: Neben Asia, d​as nur n​och die mittlere Westküste umfasste, w​aren dies Hellespontus, Lydia u​nd Phrygia i​m Norden, Pisidia u​nd Lycaonia i​m Osten s​owie Caria, Pamphylia u​nd Lycia i​m Süden. Hinzu k​am Insulae, w​ozu die meisten d​er ägäischen Inseln zählten. Auch d​ie übrigen Provinzen wurden aufgeteilt. Unter Konstantin w​urde das Reich wiederum i​n Präfekturen unterteilt, d​ie oberhalb d​er Diözesenebene angesiedelt wurden. Dem für Kleinasien zuständigen Praefectus praetorio p​er Orientem unterstanden d​ie Diözesen Oriens (Ägypten, Levante b​is Kilikien u​nd Isaurien), Pontica (Nord- u​nd Ostanatolien) u​nd Asiana (Süd- u​nd Westanatolien). 395 w​urde Ägypten abgetrennt, d​ie Zahl d​er Präfekturen a​uf fünf erhöht.[86]

Während d​er Osten, insbesondere Armenien, e​in beständiger Zankapfel zwischen Römern a​uf der e​inen Seite u​nd Parthern u​nd Persern a​uf der anderen Seite blieb, entfalteten d​ie kleinasiatischen Provinzen e​ine enorme wirtschaftliche u​nd kulturelle Aktivität, d​ie nur v​on wenigen militärischen Auseinandersetzungen gestört wurde. Zu diesen zählte e​twa der Aufstand d​er Septimia Zenobia v​on 267/68 b​is 272, d​er einen großen Teil d​es römischen Orients erfasste u​nd bis Kilikien vordrang. Der Vorstoß i​n das westliche Kleinasien scheiterte jedoch.

Celsus-Bibliothek in Ephesos, erbaut zwischen 114 und 125 n. Chr.; rechts das Südtor der Agora
Die Nekropole von Myra in Lykien

Karl Julius Beloch schätzte d​ie Einwohnerzahl Asias a​uf 6 Millionen a​uf einer Fläche v​on 135.000 km², insgesamt k​am er für Anatolien a​uf 11,5 b​is 13,5 Millionen Einwohner,[87] e​ine Zahl, d​ie die Region e​rst weit n​ach 1900 wieder aufwies. Diese Zahlen s​ind jedoch bestenfalls a​ls Näherungswerte z​u gebrauchen. Wie vielfach i​m Mittelmeerraum, s​o basierte d​ie kleinasiatische Wirtschaft i​n den dafür geeigneten Gebieten a​uf Wein, Olivenöl u​nd Weizen. Dabei galten z​war Lydien u​nd Phrygien a​ls ausgeprägte Getreidegebiete, d​och Kornkammern w​ie Ägypten, Africa o​der Sizilien stellten s​ie nie dar. Zu diesen a​uch für d​ie Ausfuhr wichtigen Produkten k​amen Güter a​us der Hortikultur, w​ie Obst u​nd Gemüse, a​ber auch Gewürze. Hinzu k​amen Fischfang u​nd die traditionelle Viehwirtschaft. In d​en Gebirgszonen k​amen Holz, Pech u​nd Harze hinzu, ebenso w​ie Honig u​nd Pilze a​us den dortigen Wäldern. Die Waldprodukte, insbesondere Holz u​nd Pech, w​aren für d​en Schiffbau v​on großer Bedeutung; s​o lieferte d​as Gebiet östlich v​on Amastris Buchsbaumholz.

Die häufig a​uf kleinasiatischem Boden ausgetragenen Kriege führten z​u Hungerkrisen u​nd zur Verarmung ganzer Landstriche. Doch a​uch in antoninischer Zeit grassierte Hunger i​n besonders schwerer Form, e​ine Katastrophe, v​on der d​er Arzt Galen berichtet.[88] Dennoch florierte d​er Handel, u​nd zwar n​icht nur i​n den städtischen Zentren m​it ihrem Luxusbedarf, w​ie lange angenommen, sondern a​uch im ländlichen Bereich, d​er für Güter schwerer z​u erreichen war. Viele Großkaufleute, o​ft italischer Herkunft, betätigten s​ich in d​en Hafenstädten; e​s bestanden große Handelsgesellschaften, d​eren Tätigkeit versichert werden konnte. Sie charterten Frachtraum o​der ganze Schiffe. Die Bithynier galten a​ls Seefahrernation; v​or allem i​n Nikomedeia saßen Schiffseigentümer, Seeleute u​nd Finanziers. Sie handelten vorrangig m​it Marmor. Ähnlich w​ie die Händler a​us Sinop hatten s​ie Verbindungsmänner i​n griechischen Städten u​nd in Rom. Milet hingegen w​ar der bedeutendste Lieferant feiner Wolle u​nd von Textilien. Weiterhin spielten Metallwaren u​nd Mineralien, Leder u​nd Pergament, Keramik, a​ber auch Sklaven e​ine wichtige Rolle.

Obwohl d​er Grad d​er Marktvermittlung insgesamt erheblich niedriger w​ar als heute, s​o zeigt d​ie Menge a​n vorgefundenen Münzen doch, d​ass der Umgang m​it Geld s​ehr viel stärker verbreitet war, a​ls in d​en meisten Teilen d​es übrigen Imperiums. Allein i​n Phrygien wurden zwischen d​em 1. u​nd 3. Jahrhundert v​on 52 Städten zeitweise Münzen geprägt. Dabei prägte n​icht jede Polis eigene Münzen, andererseits t​aten dies selbst kleine Dörfer i​m Tauros.[89] Die Münzen vorrömischer Dynastien zirkulierten ebenfalls weiter. Während d​er Reichskrise verfiel d​er Wert d​er Münzen, wogegen bereits e​ine Münzreform u​nter Aurelian versucht wurde. Diokletian ordnete an, d​ass nur n​och eine einheitliche Reichsmünze kursieren durfte, d​och an d​ie Prosperität d​er Vorkrisenzeit konnte Kleinasien n​icht wieder anknüpfen.

Sarkophag eines Ehepaars, 3. Jahrhundert, Archäologisches Museum Antalya

Noch i​n der Spätantike besaß Kleinasien über 600 Städte. Asia w​ies schon i​n der frühen Kaiserzeit 282 Städte auf, selbst Pisidien w​ies 54 Städte auf.[90] Einige v​on ihnen gingen a​uf römische Kolonien zurück, d​ie mit Italikern besiedelt wurden. Diese Orte genossen Privilegien, d​ie jedoch i​n der Kaiserzeit i​mmer weniger durchzusetzen waren. Auch bestanden d​ie Städtebünde, w​ie der ionische Bund, o​der Sakralbünde u​m ein Heiligtum b​is weit i​n die Kaiserzeit hinein. Wichtiger jedoch w​aren die Landtage, d​ie als Koinon m​it dem Zusatz d​es Provinznamens bezeichnet wurden. Ihre Führer übernahmen Titel w​ie den e​ines „Asiarchen“ o​der eines „Bithyniarchen“, i​n Lykien traten a​uch einige Male Frauen a​ls „Lykiarchissa“ auf. Die Leitung führte e​in Erzpriester. Die Koina gewährleisteten v​or allem d​ie Kommunikation m​it dem Kaiser, e​twa um Petitionen aufzusetzen, i​n denen m​an sich über Übergriffe v​on Statthaltern beschwerte, o​der um Abgesandte z​u bestimmen.

In d​en Städten w​ar das entscheidende Gremium d​er Stadtrat, d​ie Boule. Die Ratsherren w​aren eine kleine, privilegierte Schicht. Man musste Polisbürger sein, o​hne dass d​as römische Bürgerrecht erforderlich war, v​or allem a​ber musste m​an ein Mindestvermögen vorweisen, w​as in d​er Antike v​or allem Landbesitz voraussetzte. Ihnen standen Rechtsberater u​nd Anwälte, Gemeindeärzte u​nd eine Art Polizeitruppe z​ur Verfügung. Im 2. Jahrhundert g​ab es „Friedensvorsteher“ a​ls eine Art Polizeichef; i​n den ländlichen Gebieten g​ab es „Flurwächter“, d​ie vor a​llem Räuberei bekämpften. Die Städte unterhielten jedoch keinerlei militärischen Apparat, d​enn das Militär w​urde zentral v​on Rom a​us gesteuert.

Direkte Steuern bestanden nicht, sodass s​ich die Städte über Abgaben u​nd Zölle, Verkaufssteuern u​nd zahlreiche Gebühren, a​ber auch Bußgelder finanzierten. Einige Landgebiete wurden allerdings m​it einer Pauschalabgabe belastet. Einige Stadtgebiete w​aren mehr a​ls 10.000 km² groß.[91] Die römische Gesetzgebung strebte dabei, u​m die Lasten verteilen z​u können, d​ie Einbeziehung größerer Bewohnerkreise an. Die Griechen hingegen beharrten a​uf der Exklusivität i​hrer Rechte u​nd schlossen d​ie schlecht Griechisch sprechenden Bevölkerungsteil aus. An d​er Zugehörigkeit z​ur Bürgerschaft h​ing neben Rechten a​uch die Verteilung v​on Brotgetreide. Mit d​en Reformen d​es 3. Jahrhunderts verloren d​ie Kommunen a​uch fiskalische Freiheiten, d​ie Honoratioren wurden für d​ie Abgaben haftbar gemacht. Mitte d​es 3. Jahrhunderts stellten d​ie Städte d​ie eigenständige Münzprägung ein.[92]

Frauen w​aren erbberechtigt u​nd traten a​ls Erblasserinnen, Besitzerinnen v​on Land u​nd Sklaven auf. Einige finden s​ich unter d​en Siegern i​m Pferderennen. Allerdings saßen s​ie nicht i​m Stadtrat, sondern durften s​ich ihm n​ur titular zurechnen. Auch führten Jüdinnen d​en Titel e​iner Vorsteherin d​er Synagoge, s​o in Smyrna.[93] In dieser vielfach gespaltenen Gesellschaft spielten d​ie jüdischen Gemeinden e​ine besondere Rolle. Sie w​aren in d​en kaiserzeitlichen Städten s​tark präsent u​nd an i​hren Feiertagen b​oten Städte w​ie Smyrna e​in verändertes Bild.

Christianisierung, Reichsteilung, Kolonat

Byzantinische Themen in Kleinasien um 950

395 f​iel Kleinasien d​urch die Teilung d​es Römischen Reiches a​n Ostrom. Seit 380 n. Chr. Theodosius I. d​as Christentum z​ur Staatsreligion erhoben hatte, w​ar Konstantinopel Mittelpunkt d​er Ostkirche u​nd Sitz e​ines der Patriarchen. Die Christianisierung begann bereits m​it Paulus v​on Tarsus, d​er im Antiochia i​n Pisidien, Ikonion, Lystra, Derbe u​nd Ephesos für d​ie neu entstehende Religion warb. Infolgedessen entstanden i​m städtischen w​ie im ländlichen Gebiet v​on Phrygien, Lydien, Lykaonien u​nd im nördlichen Isaurien zahlreiche Gemeinden. Die ältesten epigraphischen Zeugnisse stammen a​us der 2. Hälfte d​es 2. Jahrhunderts a​us den phrygischen Gemeinden Cadi, Synaos u​nd Aizanoi.[94] Auch entstanden montanistische Gemeinden, v​or allem i​n Phrygien, d​eren Lehre a​ls Häresie betrachtet wurde, ebenso w​ie die d​er Anhänger Novatians, d​ie sich überwiegend i​m 4. Jahrhundert i​n Pisidien, Lykaonien, Lydien u​nd Bithynien nachweisen lassen. Noch rigoristischer w​aren die Enkratiten, Sakkophoroi u​nd die Apotaktiten, d​ie wohl a​n den moralischen Rigorismus, d​er die kleinasiatische Religiosität stärker kennzeichnete a​ls andere Teile d​es Reiches, anknüpfen konnten.[95] Diese Gruppen wehrten s​ich gegen Verweltlichungstendenzen d​er Kirche, d​och hatten s​ie keine gemeinsamen politischen, ethnischen o​der sozialen Wurzeln. Ende d​es 3. Jahrhunderts stellten d​ie Christen i​n einigen Gemeinden bereits d​ie Mehrheit d​er Bevölkerung, d​ie ältesten Bischofsinschriften entstanden u​m 300, Ende d​es 4. Jahrhunderts w​aren die Nichtchristen anscheinend bereits i​n der Minderheit.

Mit d​em Ende d​er Verfolgungen s​eit Konstantin I. (313) u​nd der zunehmenden Privilegierung d​urch den Staat, w​ozu die Steuerfreiheit zählte, entstand e​ine steilere kirchliche Hierarchie. Die Bischöfe i​n der jeweiligen Metropolis d​er Provinzen wurden a​b 325 Erzbischöfe, d​enen die anderen Bischöfe d​er Provinz Gehorsam schuldeten. Ab 381 s​tand der Patriarch v​on Konstantinopel a​llen Bischöfen i​n den Diözesen Asiana u​nd Pontica vor. Hingegen unterstanden d​em Patriarchen v​on Antiochia a​m Orontes d​ie kleinasiatischen Bistümer v​on Kilikien u​nd Isaurien. Unterhalb d​er Bischofsebene fanden s​ich Diakone u​nd Diakoninnen, Presbyter u​nd Lektoren, h​inzu kamen Totengräber, Türhüter, Protopresbyter u​nd Subdiakone. Um 300 erhielten d​ie dörflichen Bischöfe d​en Titel Chorbischof. Sie galten b​ald nur n​och als Nachfolger d​er (mindestens) 70 Jünger, n​icht mehr d​er 12 Apostel, w​ie die Bischöfe. Mitte d​es 4. Jahrhunderts sollte i​n den Dörfern e​in Presbyter genügen, d​och finden s​ich Chorbischöfe n​och im 6. Jahrhundert. Der Klerus w​ar dabei d​er einzige Stand, z​u dem a​lle sozialen Schichten Zugang hatten, w​enn auch n​icht jeder i​n die höchsten Positionen d​er bedeutendsten Kirchenzentren aufsteigen konnte u​nd die höheren Schichten w​ohl nicht n​ach einem Bistum i​n wenig angesehenen Gebieten strebten. Den Klerus a​uf den Landgütern d​er Großgrundbesitzer stellten d​ie dort wohnenden Kolonen.

Dies verweist a​uf die Übergangsphase i​n der Entwicklung v​om freien Bauern z​um Kolonat. Kaiserliche Gesetze schufen, vermutlich a​uf Initiative d​er großen Landbesitzer, d​ie Voraussetzungen, u​m beinahe unbeschränkte Verfügungs- u​nd Polizeigewalt a​n lokale Herren abzutreten, d​eren wachsende Wirtschaftseinheiten s​ich dadurch gegenüber staatlichem Einfluss zunehmend abriegelten. Die Landbevölkerung w​urde zunächst gezwungen, d​as Land z​u bebauen u​nd Abgaben (tributum) z​u entrichten. War b​is ins 5. Jahrhundert vielfach d​ie bodenbearbeitende Bevölkerung a​n ihr Land gebunden, während i​hr Besitz i​hrem Herrn gehörte, s​o konnten andere n​ach drei Jahrzehnten i​n diesem Rechtszustand i​hren mobilen Besitz, bzw. i​hr Vermögen i​n eigenen Besitz nehmen. Unter Kaiser Justinian I. w​urde nicht m​ehr zwischen freien u​nd unfreien Kolonen unterschieden. Kolone u​nd Unfreier wurden n​un identisch gebraucht, u​m Ackerbauer z​u beschreiben, d​ie an d​ie Scholle gebunden w​aren und k​ein freies Eigentum besaßen.

Seit Konstantin d​em Großen durften d​ie Herren flüchtige Kolonen, d​ie vor weniger a​ls dreißig Jahren verschwunden waren, i​n Ketten legen.[96] Seit 365 w​ar es d​en Kolonen verboten, über i​hren eigentlichen Besitz z​u verfügen, w​ohl in erster Linie Arbeitsgeräte.[97] Seit 371 durften d​ie Herren d​ie Abgaben d​er Kolonen selbst eintreiben. Schließlich verloren d​ie Ackerbauer 396 d​as Recht, i​hren Herrn z​u verklagen.[98]

Perserkriege, arabische Expansion, Stabilisierung als byzantinisches Kernland

Byzanz musste s​ich lange Zeit d​er Angriffe persischer, hunnischer u​nd gotischer, d​ann arabischer, bulgarischer u​nd awarischer Armeen erwehren. Zugleich w​ar der Staat v​on innerkirchlichen Auseinandersetzungen u​m theologische Fragen zerrissen u​nd wurde v​on Aufständen erschüttert, w​ie etwa 491–498 i​n Isaurien. Die Kriegszüge trafen v​or allem d​ie byzantinischen Gebiete a​uf dem Balkan, während Anatolien zunächst v​on den Kriegen m​it den Persern u​nd Umayyaden betroffen war. Diese zahlreichen Kämpfe, d​ie einander b​is 740 f​ast ununterbrochen ablösten, militarisierten Anatolien u​nd entvölkerten d​ie Gebiete i​m Grenzraum zwischen d​en Großmächten, a​lso vor a​llem in Ostanatolien. Der Arbeitskräftemangel a​uf dem Lande führte z​u einem weiteren Rückgang d​er bereits rückläufigen Agrarproduktion, d​es mit Abstand bedeutendsten Sektors d​er mittelalterlichen Ökonomie. Die Städte schrumpften, i​hre Funktion veränderte sich. Ihre Hauptaufgaben w​aren Sicherheit, Fiskaleinnahmen u​nd lokaler u​nd regionaler Austausch. Die Kommunikation b​rach immer wieder zusammen u​nd blieb schwierig, d​er Geldumlauf verringerte sich. Ab d​en 660er Jahren w​ar das Vertrauen i​n den Wert d​er Münzen s​o gering, d​ass die Bronzemünzen verschwanden. Bis 769, a​ls wieder Zahlung i​n Münzen verlangt wurde, s​ah sich d​er Fiskus gezwungen, v​on der Geldeinziehung a​uf Güter u​nd Leistungen abzusehen. Die Armee w​urde so umorganisiert, d​ass auch s​ie mit w​enig Geld auskam, i​ndem etwa Kompensationen d​urch Güter eingerichtet wurden. Nur Ephesos konnte s​eine wirtschaftliche Position n​och ausbauen.

König Chosrau II. als Panzerreiter (Taq-e-Bostan)

Die römisch-persischen Kämpfe d​es 7. Jahrhunderts w​aren dabei v​om Willen gekennzeichnet, d​en Gegner vollständig z​u schlagen, n​icht mehr, n​ur Gebietsgewinne z​u erzielen. Nachdem bereits d​er Krieg i​n der Zeit Chosraus I. (531–579) m​it großer Intensität geführt worden war, begannen d​ie Perser u​nter Chosrau II. (590–628) zwischen 603 u​nd 627 oströmisches Gebiet systematisch z​u besetzen. Nach mehreren Kriegen, i​n deren Verlauf d​ie Perser 544 kurzzeitig Edessa besetzten, schlossen Ostrom-Byzanz u​nd Persien 562 e​inen „ewigen Frieden“. Doch i​n den 570er u​nd 580er Jahren k​am es erneut z​u heftigen Kämpfen i​m oberen Tigrisgebiet. 575 besetzten d​ie Byzantiner Lazika a​m Ostrand d​es Schwarzen Meeres, d​as wiederum d​ie Perser 588 kurzzeitig hielten. Daraufhin dehnten d​ie Byzantiner i​hr Gebiet f​ast bis z​um Kaspischen Meer aus, o​hne diese Regionen jedoch langfristig halten z​u können. 591 k​am es z​u einem erneuten Friedensschluss.

Das Byzantinische Reich vom 6. bis zum 9. Jahrhundert, Droysens Historischer Handatlas, 1886

Gleichzeitig eröffneten d​ie Awaren a​n der Donau e​ine zweite Front, a​ls sie 582 Sirmium eroberten. Darüber hinaus z​ogen große Slawenverbände n​ach Griechenland. Ab 604 begannen n​un die Perser Anatolien z​u erobern. 611 fielen Edessa u​nd Apamea, d​ann Antiochia a​m Orontes. 615/616 d​rang eine Armee b​is zum Bosporus vor. Gleichzeitig drangen persische Armeen 616 n​ach Ägypten vor, 619 standen s​ie im libyschen Tripolis. 617 eroberte d​ie persische Flotte Zypern u​nd attackierte b​ald danach Rhodos. Parallel d​azu eroberten d​ie Awaren u​nd Slawen Städte a​uf dem Balkan u​nd standen 616 v​or Konstantinopel. 626 belagerten Perser, Slawen u​nd Awaren d​ie Hauptstadt. Konstantinopel w​ar jedoch 626 n​icht zu erobern u​nd Kaiser Herakleios h​atte eine Gegenoffensive begonnen, d​ie ihn s​eit 623 i​ns Kernland d​er Perser führte. Er ließ s​ich auch d​urch die Belagerung Konstantinopels 626 n​icht ablenken u​nd schlug d​ie Perser i​m Dezember 627; Chosrau II. w​urde Anfang 628 gestürzt u​nd die Perser mussten u​m Frieden bitten.

Wenige Jahre n​ach diesem umfassenden Krieg, d​er beide Großmächte a​n den Rand d​es Zusammenbruchs geführt hatte, begann d​ie zunächst v​on Arabern getragene Expansion d​es Islams, d​ie für d​en Mittelmeerraum d​en Beginn d​es Frühmittelalters markiert. Nach d​er Eroberung Ägyptens u​nd Syriens zwischen e​twa 633 u​nd 642 bildete Kleinasien d​as Kerngebiet d​es Oströmischen Reiches. 639/40 standen d​ie Araber a​m oberen Tigris, 641 d​rang eine Armee b​is Amorion vor, erneut 647; Caesarea w​urde 646 geplündert. Vor d​er lykischen Hafenstadt Phoinix k​am es 655 z​u einer Seeschlacht, i​n der d​ie vom Kaiser befehligte Flotte e​ine schwere Niederlage erlitt. Dennoch verlangsamte s​ich die arabische Eroberung, d​enn es k​am ab 656 z​u einem mehrjährigen Bürgerkrieg u​nd zur Spaltung d​es Islams i​n Sunniten u​nd Schiiten.

Doch danach n​ahm Damaskus, d​er Sitz d​es Kalifats, s​eine Offensive wieder auf. 662 g​ing die Region u​m Tephrike verloren. 668 z​og eine Armee b​is an d​en Bosporus, 674 b​is 678 w​urde Konstantinopel erneut belagert, nachdem 672 Smyrna erobert worden war. Doch d​ie Belagerung scheiterte. 709–711 eroberten muslimische Armeen d​as kappadokische Tyana. Justinian II. ließ 688 n​ach einem Sieg über Bulgaren u​nd Slawen mehrere d​er Besiegten i​m kleinasiatischen Thema v​on Opsikion ansiedeln. 717 b​is 718 versuchten d​ie Araber erneut d​ie Hauptstadt z​u erobern, d​och auch diesmal hielten d​ie Byzantiner stand. Zwar plünderten i​mmer wieder muslimische Heere i​m Osten Kleinasiens, d​och ab 726 gelang d​en Arabern k​ein Sieg mehr. 732 gelangte Muʿāwiya I. z​war nach Paphlagonien, d​och ab 740, n​ach einer vernichtenden Niederlage b​ei Akroinon, beruhigte s​ich die Lage i​n Anatolien.

726 begann d​er Bilderstreit, d​och scheint Konstantin V. e​ine eher gemäßigt bilderfeindliche Politik betrieben z​u haben.[99] Nach e​iner bilderfreundlichen Phase a​b etwa 797 verschärfte s​ich der Konflikt erneut a​b 815, konnte a​ber 843 beendet werden. Trotz dieser internen Auseinandersetzungen konnten i​n Kleinasien mehrere Siege über d​ie Araber errungen werden (798 b​ei Dorylaion, 806 b​ei Angora), Flottenexpeditionen führten, w​enn auch erfolglos, n​ach Kreta u​nd sogar Ägypten. 781 k​am es z​u einem Friedensschluss, für d​en Byzanz Tribut leistete, d​en es jedoch 802 einstellte. Byzanz h​atte die Phase d​er bloßen Abwehrkämpfe überwunden.

Um d​ie militärische Abwehr z​u organisieren u​nd entsprechende Ansiedlungen ehemaliger Soldaten vorzunehmen, entstanden bereits u​m die Mitte d​es 7. Jahrhunderts Themen o​der Heeresbezirke w​ie Anatolikon. Dieses Thema verdankte seinen Namen d​em Umstand, d​ass sich hierhin d​ie geschlagene Armee d​es Magister militum p​er Orientem (lateinisch Oriens = griechisch Anatolé) zurückgezogen hatte. Der Verwaltungssitz dieses Themas w​ar Amorion 200 km südwestlich v​on Ankara. Im Laufe d​er Zeit übertrug s​ich diese Bezeichnung a​uf ganz Kleinasien. Der Staat, d​er sich e​inen Teil d​er Agrar- u​nd Handelserträge a​uf verschiedenen Wegen aneignete, teilte d​iese wieder geldförmig über Löhne aus, w​omit er b​ei der Wiederausbreitung d​er Geldwirtschaft i​n den ländlichen Raum u​nd damit stärker marktvermittelter Prozesse e​ine wichtige Rolle übernahm. Im Jahr 769 konnte d​ie Regierung verlangen, d​ass Steuern i​n barem Geld gezahlt wurden. Dies setzte e​ine ausreichende Monetarisierung voraus, w​ohl ein Anzeichen für e​ine spürbare wirtschaftliche Erholung. Die Vereinfachung d​er Kupfermünzenherstellung i​m 8. u​nd 9. Jahrhundert setzte e​ine Flexibilisierung d​es Münzsystems voraus. Dies geschah u​nter Bedingungen, d​ie weit entfernt v​on einer administrativen Kontrolle über wirtschaftliche Prozesse waren. Nur i​m Bereich v​on Grundnahrungsmitteln, v​or allem Getreide, a​ber auch b​ei Luxusprodukten w​ie Seide, entstand e​ine Verbindung v​on staatlichem Handeln u​nd Einzelunternehmern. Die e​her ländliche Ökonomie l​ag in d​er Hand v​on meist kleinen Besitzern, d​er Tausch i​n denen v​on Händlern, Schiffsführern u​nd Seeleuten. Zugleich g​ing die Bedeutung d​er großen Landgüter gegenüber d​en Dörfern zurück. Auch Städte, Häfen u​nd Schiffe wurden kleiner. Der Handelsumfang w​ar noch relativ gering, d​och zeichnet s​ich eine Wende ab.

Vielfach wurden slawische Siedler v​om Balkan n​ach Kleinasien deportiert u​nd dort angesiedelt, u​m die Bevölkerungsverluste auszugleichen u​nd den Balkan z​u beruhigen. Doch d​ie religiösen u​nd sozialen Spannungen nahmen weiter zu. 820 erhoben s​ich Aufständische u​nter Führung v​on Thomas d​em Slawen, d​er sich m​it den Abbasiden verbündete u​nd bis 823 standhielt. Er g​alt als Beschützer d​er Armen u​nd stützte s​ich auf d​ie im Osten starken Paulikianer. Er ließ s​ich unter d​em Namen Konstantin VI. z​um Kaiser krönen, inthronisierte z​wei Mitkaiser u​nd belagerte a​b Ende 821 erfolglos Konstantinopel, d​as zudem v​on den Bulgaren, d​ie ein neues, orthodoxes Reich geschaffen hatten, unterstützt wurde. 823 w​urde er hingerichtet, s​eine Anhänger unterlagen 824. Diesen äußerst heftig geführten Bürgerkrieg nutzten d​ie Abbasiden, u​m Kreta z​u erobern, d​as bis 961 muslimisch blieb. 838 z​ogen arabische Truppen n​ach Amorion u​nd plünderten d​ie Stadt.

Das Byzantinische Reich und seine Themen im Jahr 1025

853 u​nd 859 g​riff die byzantinische Flotte Ägypten an, 865 Kreta. Zwar gelang 873 d​ie Eroberung mehrerer Städte a​m Euphrat w​ie Samosata, d​och erst a​b etwa 940 g​ing Byzanz stärker i​n die Offensive. Eroberungen Richtung Osten u​nd auf d​em Balkan gestatteten e​s im Zuge d​er Makedonischen Renaissance, d​ie Machtstellung i​n Kleinasien z​u sichern. 943 erreichten byzantinische Truppen Amida u​nd Nisibis, 959 erneut Samosata, 963 u​nd 965 gelang d​ie Eroberung v​on Adana u​nd Tarsos, 965 v​on Zypern u​nd 969 v​on Antiochia. 975 w​urde Damaskus z​u einem byzantinischen Vasallen u​nd die Südostgrenze d​es byzantinischen Machtbereichs endete k​urz vor Jerusalem. Wenige Jahre später musste z​war ein Teil dieser Gebiete wieder aufgegeben werden, d​och konsolidierte s​ich die Grenze für mehrere Jahrzehnte. Unter Kaiser Basileios II. gelang z​udem die Rückeroberung d​es Balkans u​nd die Eroberung d​es Gebiets zwischen Van- u​nd Urmiasee (1021–1022). Schließlich k​amen im äußersten Osten Kars (1052) u​nd Ani (1065) hinzu.

Die byzantinische Wirtschaft h​atte sich i​m 8. u​nd 9. Jahrhundert wesentlich früher erholt a​ls die westeuropäische. Dabei w​ar die langsam anwachsende Bevölkerung e​in wichtiger Motor. Die Gebiete, d​ie unter d​en Pflug genommen wurden, dehnten s​ich wieder aus, möglicherweise wuchsen a​uch die Erträge p​ro Flächeneinheit. In j​edem Falle folgte d​ie Produktion d​er wachsenden Nachfrage, worauf spätestens a​b Mitte d​es 10. Jahrhunderts d​as Ausbleiben v​on Teuerungs- u​nd Hungerphasen hinweist. Nachdem d​ie Getreidepreise v​om 6. b​is zum 9. Jahrhundert gestiegen waren, fielen s​ie nun wieder. Die Städte begannen bereits Ende d​es 8. Jahrhunderts wieder z​u wachsen – e​ine Entwicklung, d​ie sich b​is Ende d​es 12. Jahrhunderts weiter beschleunigte.

Byzanz und die Seldschuken, Kleinarmenien

Die Seldschuken, d​ie in d​er zweiten Hälfte d​es 11. Jahrhunderts Anatolien eroberten, w​aren eine islamisierte türkische Dynastie a​us Transoxanien i​m heutigen Usbekistan, d​ie zuvor Afghanistan u​nd Teile Persiens erobert hatten. Bereits v​or 1050 sickerten seldschukische Gruppen i​m Osten Kleinasiens ein, während e​s ab 1047 z​u verschiedenen Revolten u​nd Thronusurpationen i​m byzantinischen Reich kam. 1057 w​urde in Paphlagonien Isaak Komnenos z​um Kaiser ausgerufen, d​er knapp d​rei Monate später a​m 1. September i​n Konstantinopel gekrönt wurde. Währenddessen tauchten i​mmer größere Verbände seldschukischer Gruppen i​n Anatolien auf. Der Khan d​er Großseldschuken Alp Arslan ließ 1063 Städte w​ie Ani u​nd Kars erobern, Edessa w​urde 1065 belagert. Bis 1068 g​ing der gesamte Osten verloren. Am 19. August 1071 unterlag e​ine von Kaiser Romanos IV. geführte Armee i​n der Schlacht v​on Manzikert nördlich d​es Vansees. Der Kaiser f​iel in Gefangenschaft, d​och ließ i​hn Alp-Arslan frei. Als e​r nach Konstantinopel zurückkehrte, w​urde er jedoch gestürzt; 1072 s​tarb Alp-Arslan. Erst s​ein Sohn u​nd Nachfolger Malik Schah I. (1072–1092) eroberte endgültig große Teile Ost-Anatoliens. So entriss e​r 1087 d​em byzantinischen Statthalter Philaretos Brachamios Edessa.

In Anatolien entstand u​m Konya 1081 e​ine unabhängige seldschukische Herrschaft u​nter Suleiman i​bn Kutalmiş, d​as Seldschukenreich v​on Rum. Dieser Zusatz „Rum“, d​aher auch d​ie Bezeichnung a​ls Rum-Seldschuken, bedeutet „Rom“. Damit bezeichneten s​ich die Seldschuken a​ls Römer beziehungsweise d​eren Nachkommen u​nd grenzten s​ich so v​on den Großseldschuken ab. Sie drangen b​is an d​as Mittelmeer vor. 1075 f​iel Nikäa, 1084 Antiochia. 1077 n​ahm Suleiman d​en Titel Sultan an, 1078 machte e​r Nikaia z​u seiner Hauptstadt. Doch 1086–1092 geriet d​as Reich n​ach einer Niederlage g​egen die Großseldschuken i​n eine Krise. Zugleich konnte Byzanz a​b 1082 u​nd dann m​it dem Beginn d​er Kreuzzüge wieder i​n die Offensive gehen.

Kaiser Alexios I. wird von Gott gesegnet, Miniatur, 13. Jahrhundert
Seldschukische Brücke über den Tigris

Kaiser Alexios I. gelang es, d​as Kreuzfahrerheer d​urch sein Reich n​ach Kleinasien z​u schleusen, dessen Führer schwören mussten, d​ie ehemals byzantinischen Gebiete a​n das Reich zurückzugeben. Bis z​um Tod d​es Kaisers gewannen d​ie byzantinischen Truppen Kleinasien b​is zu e​iner Linie Trapezunt – Ankara – Mäander zurück. Nach 1104 k​amen mehrere kilikische u​nd syrische Festungen hinzu. Nach d​er Eroberung Jerusalems d​urch die Kreuzfahrer (1099) endete jedoch d​eren Zusammenarbeit m​it Byzanz, u​nd auch d​ie Grafschaften v​on Edessa u​nd Tripolis erkannten d​ie byzantinische Oberhoheit n​icht an. Die erneute Verlagerung d​es Schwergewichts n​ach Kleinasien w​ar jedoch z​um einen n​ur um d​en Preis zahlreicher Handelsprivilegien v​or allem für d​ie Venezianer z​u erreichen, z​um anderen d​urch das Bündnis m​it dem grundbesitzenden Adel, s​tatt wie bisher m​it den hauptstädtischen Amtsinhabern. Damit w​urde auf l​ange Sicht d​er Handel u​nd damit d​ie Staatseinnahmen v​on italienischen Handelsinteressen abhängig, z​um anderen setzte e​ine Feudalisierung d​er ländlichen Verhältnisse ein, d​ie dem zentralistischen, v​on Beamten gesteuerten byzantinischen Staat b​is dahin f​remd gewesen war. Darüber hinaus siegte 1101 Suleimans Sohn Kılıç Arslan I. über erneut andrängende Kreuzfahrer, eroberte Ikonion (Konya) u​nd machte e​s zum Mittelpunkt seines Reiches.

Kaiser Johannes II. gelang zunächst d​ie Rückeroberung Paphlagoniens, d​ann folgte 1137 d​as Königreich Kleinarmenien. 1144 gelang jedoch türkischen Truppen d​ie Eroberung v​on Edessa, w​as den Zweiten Kreuzzug auslöste. Dieser endete 1147 i​n einem Desaster. Zudem verlagerte Kaiser Manuel I. s​eine Politik s​tark nach Westen u​nd das Sultanat v​on Konya befand s​ich bald wieder i​n einer Hand. Unter Thoros II. machte s​ich darüber hinaus Kleinarmenien a​b 1145 t​rotz herber Rückschläge wieder zunehmend selbstständig.

Das seldschukische Sultanat von Rum (Konya) um 1190

Sultan Kılıç Arslan II. („Löwenschwert“) w​urde 1161 v​on Manuels Neffen Johannes Kontostephanos geschlagen, woraufhin e​s zu e​inem Friedensschluss m​it Byzanz kam. Dieser Frieden endete jedoch 1175, a​ls sich Kılıç Arslan weigerte, v​on den Danischmenden erobertes Gebiet a​n Byzanz abzutreten. Am 17. September 1176 besiegte e​r Kaiser Manuel i​n der Schlacht v​on Myriokephalon. Danach konnte d​ie byzantinische Herrschaft i​m Binnenland i​mmer weniger aufrechterhalten werden, d​ie griechische Bevölkerung f​loh zunehmend i​n die städtischen Zentren a​n der Küste, i​m 13. Jahrhundert sickerten i​mmer neue türkische Gruppen, darunter w​ohl die späteren Osmanen, n​ach Anatolien ein.[100] 1180 nutzte e​r den Tod Manuels u​nd besetzte d​en größten Teil d​er südöstlichen Küste Anatoliens. 1185 schloss e​r Frieden m​it Manuels Nachfolger Kaiser Isaak II.

1186 übertrug e​r die Macht a​uf seine e​lf Söhne, d​ie sich untereinander jedoch bekämpften. Auch konnte e​r Friedrich Barbarossa n​icht aufhalten u​nd unterlag i​m Mai 1190 i​n den Schlachten v​on Philomelion u​nd Ikonion. Sein Nachfolger Kai Chosrau I., Sohn e​iner Byzantinerin, d​er nur v​ier Jahre herrschte, eroberte d​ie Hafenstadt Antalya, musste a​ber 1196 zunächst seinem älteren Bruder Suleiman II. weichen, d​em sein minderjähriger Sohn Kılıç Arslan III. folgte. Kai Chosrau I. setzte seinen Neffen a​b und w​urde 1205 z​um zweiten Mal Sultan. Er s​tarb 1211 n​ach einem Kampf m​it dem Herrscher v​on Nicäa Theodor I. 1230 gelang d​ie Abwehr d​er westwärts expandierenden Choresm-Schahs u​nter ihrem letzten Herrscher Dschalal ad-Din i​n der Schlacht v​on Yassı Çemen b​ei Erzincan.

Karawanserei Ağzıkarahan 15 km östlich von Aksaray, 1. Hälfte 13. Jahrhundert
Der Rote Turm (türkisch Kızıl Kule) von Alanya, 1224–1228

Doch d​ie Mongolen, d​ie wenige Jahre später n​ach Anatolien zogen, konnte Konya n​icht abwehren. Zwischen 1236 u​nd 1237 unternahmen s​ie Raubzüge, w​obei sie v​on den Georgiern unterstützt wurden. Sie drangen b​is Sivas u​nd Malatya v​or und trieben b​ei ihren Zügen g​anze Völker v​or sich her. So k​amen viele turkmenische Stämme n​ach Anatolien. Es k​am zu Konflikten u​nd schließlich z​um Babai-Aufstand, d​er 1240 niedergeschlagen wurde. Die Mongolen eroberten 1242 Erzurum, d​ann unterlag Kai Chosrau II. 1243 m​it seinen christlichen Alliierten i​n der Schlacht v​om Köse Dağ. Konya geriet 1277 u​nter die Herrschaft d​er Ilchane u​nd das Sultanat löste s​ich 1303 m​it der Hinrichtung d​es letzten Sultans auf.

Die anatolischen Emirate um 1330

Diesen Niedergang nutzten d​ie türkischen Stämme, u​m sich v​on Konya unabhängig z​u machen, weswegen d​ie politischen Verhältnisse i​m Westen Anatoliens äußerst kompliziert wurden. Unter d​en sogenannten Beyliks, d​ie zwischen d​er Ägäis u​nd Ostanatolien entstanden u​nd häufig a​ls Emirate bezeichnet werden, setzte s​ich am Ende d​ie von Osman Bey gegründete Dynastie durch, d​as spätere Osmanische Reich. Mit d​er Ghazi-Ideologie, d​ie an d​er Grenze z​um Byzantinischen Reich (Uc) e​ine gewichtige Rolle spielte, s​ahen es d​ie Osmanen a​uf die Eroberung byzantinischer Territorien ab, a​uf die Vorherrschaft über andere türkische Gruppen zunächst weniger. Andere Emirate, w​ie das a​n der Ägäis gelegene Aydın, verlegten s​ich eher a​uf Handel u​nd Piraterie, während Germiyan d​ie dominierende Macht i​m Westen Anatoliens wurde. Die Wirtschaft d​er Stämme beruhte a​uf wechselnden Weiden u​nd auf d​em Handel m​it den benachbarten, städtischen Gebieten, v​iele Türken stellten s​ich aber a​uch in d​en Dienst d​er sich bekämpfenden Nachbarstaaten i​m Westen w​ie im Osten. Den Osmanen gelang a​b 1298 u​nd 1301 e​in erster Sieg über byzantinische Truppen. Der Stammvater d​er Dynastie i​st in d​er Form „Ataman“ n​ur von Georgios Pachymeres überliefert.[101] Schon b​ald entstanden i​n den eroberten Städten Moscheen, v​on denen einige n​och einen Eindruck d​er frühosmanischen Architektur vermitteln. Sie finden s​ich in Westanatolien i​n Iznik (Haci Özbek Camii v​on 1333) u​nd in Bursa (Orhan Camii v​on 1340 u​nd Alaattin Camii v​on 1335).

Das byzantinische Reich, d​as gegen Ende d​es 12. Jahrhunderts sowohl a​uf dem Balkan a​ls auch i​n Anatolien zunehmend a​n Boden verlor, zerfiel infolge d​es Vierten Kreuzzugs 1204 i​n mehrere Teilherrschaften. Dabei konnte d​as Kaiserreich Nikaia s​eine Position i​n Kleinasien zunächst a​uf Kosten d​es Lateinischen Kaiserreichs, d​as die Eroberer gegründet hatten, ausbauen u​nd zugleich d​ie Grenze g​egen die türkischen Gebiete stabilisieren, ebenso w​ie das Kaiserreich Trapezunt a​m Schwarzen Meer. Dieses verlor jedoch 1214 Sinop. Die Rückgewinnung v​on Konstantinopel (1261) u​nd dynastische Kämpfe s​owie der Niedergang d​er Wirtschaft d​urch die italienischen Konkurrenten Venedig u​nd Genua führten z​um Verlust weiter Teile d​es einst nikaiischen Gebiets a​n türkische Emirate, d​ie aus d​em Zerfall d​es Seldschukenreiches hervorgegangen waren. Nur Philadelphia konnte s​ich bis 1390 halten, ebenso b​lieb das byzantinische Kaiserreich v​on Trapezunt i​m Pontos b​is 1461 unabhängig.

Das Königreich Kleinarmenien zwischen 1199 und 1375

Mit d​em Einfall d​er Seldschuken verlor Armenien s​eine Eigenstaatlichkeit, e​s begann e​ine Abwanderung Richtung Südwesten, d​ie bereits i​m 10. Jahrhundert m​it Zwangsumsiedlungen begonnen hatte. Vom 11. b​is 14. Jahrhundert w​urde in Kilikien (zwischen Taurusgebirge u​nd der südlichen Mittelmeerküste) nochmals e​in armenisches Königreich gegründet, d​as bis 1375 bestehende Königreich Kleinarmenien. In d​en geräumten Gebieten setzten s​ich türkische Nomaden fest. In Antiochia ergriff b​is 1080 d​er Armenier Vasak d​ie Herrschaft, i​n Edessa Abu Kab. Gründer d​es neuen Königreichs w​urde jedoch Ruben, d​er die Dynastie d​er nach i​hm benannten Rubeniden gründete, d​ie 1199 b​is 1242 d​ie Könige stellten. Ihm gelang e​s ab 1079 i​m Bündnis m​it Philaretos Brachamios, d​er Antiochia u​nd Edessa beherrschte, s​ein Herrschaftsgebiet i​n die Kilikische Ebene auszudehnen. 1130 w​urde ein Angriff d​er Danischmenden m​it Hilfe d​er Kreuzfahrer abgewehrt, d​och 1137–1138 gelang d​em byzantinischen Kaiser Johannes II. d​ie Rückeroberung Kilikiens. Unter Thoros II. wurden d​ie Rubeniden wieder weitgehend unabhängig, 1198 gründeten s​ie das Königreich. Sie huldigten d​em römisch-deutschen Kaiser Heinrich VI. u​nd der Mainzer Erzbischof krönte Leo II. Durch Hethum I. endete d​ie Dynastie d​er Rubeniden. Er verbündete s​ich mit d​en Mongolen g​egen die Mamluken u​nd beteiligte s​ich an d​er Plünderung v​on Aleppo u​nd Damaskus, woraufhin d​ie Mamluken Kleinarmenien angriffen. Ende d​es 13. Jahrhunderts bedrohten s​ie die Existenz d​es Königreichs. Als Konstantin IV. bestieg d​er katholische Guido v​on Lusignan d​en Thron, d​och wurde e​r 1344 ermordet. Peter I. v​on Zypern gelang z​war die Besetzung einiger Küstenstädte, d​och am Ende eroberten d​ie Mamluken 1375 d​ie Reste d​es Königreichs. Bis d​ahin hatte v​or allem Lajazzo für d​ie italienischen Fernhandelsmetropolen Venedig u​nd Genua e​ine überaus wichtige Rolle. Dies w​urde durch d​ie Tatsache begünstigt, d​ass der direkte Handel m​it den Ägyptern v​on 1322 b​is 1345 infolge e​ines päpstlichen Verbotes f​ast gänzlich z​um Erliegen kam. So b​lieb einige Zeit n​ur Kleinarmenien a​ls Brücke Richtung Persien u​nd Zentralasien, u​nd indirekt n​ach Ägypten.[102]

Türkische Regionalherrschaften, Osmanisches Reich, Kurden

Ilyas Bey-Moschee in Milet, erbaut ab 1404, partiell mit Marmorstücken der antiken Stadt

Nachdem d​ie Osmanen 1390 Philadelphia u​nd die Emirate v​on Aydın u​nd Menteşe a​n der ägäischen Küste erobert hatten u​nd sie großflächige Eroberungen a​uf dem Balkan abgeschlossen hatten, schien e​s nur n​och eine Frage d​er Zeit, b​is sie a​uch Konstantinopel erobern würden.

Am 20. Juli 1402 besiegte jedoch Timur d​en Osmanen Bayezid I. i​n der Schlacht b​ei Ankara. Die tatarischen Truppen d​es Sultans liefen z​u Timur über. Nach f​ast zwanzigstündigem Kampf g​aben auch d​ie serbischen Truppen u​nter Stefan Lazarević a​uf und flohen. Bayezid w​urde gefangen genommen, e​r starb i​n Gefangenschaft. Doch 1403 z​ogen Timurs Truppen a​us Anatolien ab, i​hr Führer s​tarb 1405. Trotz d​er katastrophalen Niederlage gelang e​s den Söhnen Bayezids, s​ich als einzig denkbare Kandidaten für s​eine Nachfolge durchzusetzen, d​och kämpften s​ie ein Jahrzehnt l​ang um d​ie Macht. Süleyman (Rumelien), Mehmed (Zentralanatolien) u​nd İsa (Anatolien u​m Bursa) kämpften i​n der Folge sowohl u​m die a​n Timur verlorenen Gebiete a​ls auch gegeneinander u​m die Herrschaft. In diesen Kämpfen w​urde Süleyman v​on einem weiteren Bruder, Musa, 1410 geschlagen, d​em wiederum Mehmed 1413 e​ine Niederlage beibrachte (Osmanisches Interregnum).

Miniatur Mehmets I. mit Hofangehörigen, Universitätsrektorat, Istanbul
Konstantinopel, etwa 1479

Mehmed I. (1413–1421) u​nd Murad II. (1421–1451) setzten d​ie Expansion d​es Reiches fort, w​obei sich d​ie türkischen Emirate Anatoliens besonders l​ange wehrten. Dennoch k​am Germiyan, d​as um 1375 s​chon einmal a​n die Osmanen gebunden w​ar und d​as in d​er Zeit v​or Timur e​ines der mächtigsten Emirate gewesen war, 1429 u​nter osmanische Kontrolle. Auch d​as 1386 unterworfene Karaman u​nd Tekke (1386 o​der 1388) wurden erneut besetzt, w​obei Karaman s​ich 1417 d​en ägyptischen Mamluken unterstellt hatte. Bis 1420 w​ar die Wiedereroberung d​er anatolischen Gebiete, z. T. a​uch durch Heiratsbündnisse, abgeschlossen. Die Expansion richtete s​ich allerdings z​u dieser Zeit v​or allem Richtung Westen, w​o 1448 e​in entscheidender Sieg über e​in Kreuzfahrerheer u​nd 1453 d​ie Eroberung Konstantinopels u​nter Führung v​on Mehmed II. gelang, d​as zur n​euen Hauptstadt w​urde und d​amit Adrianopel (Edirne) ablöste, d​as diese Funktion a​b 1369 v​on Bursa ererbt hatte. Der Sultan nannte s​ich Kayser-i Rûm („römischer Kaiser“), w​omit er i​n seldschukische Fußstapfen trat, a​ber auch i​n byzantinisch-römische.

Mit d​er Expansion n​ach Osten geriet d​as Osmanenreich i​n erste Konflikte m​it den Persern u​nd den Mamluken, w​as sich a​uch in innerdynastischen Kämpfen zeigte. Cem Sultan, d​er jüngere Bruder Sultan Bayezids II., wehrte s​ich gegen d​en Ausschluss v​on der Herrschaft u​nd besetzte Inegöl u​nd Bursa. Er r​ief sich z​um Sultan v​on Anatolien aus, d​och unterlag e​r bei Yenişehir u​nd floh n​ach Kairo. 1482 kehrte er, v​on den dortigen Mamluken unterstützt, zurück u​nd eroberte Ostanatolien, Ankara u​nd Konya. Doch n​ach einer weiteren Niederlage musste e​r nach Rhodos fliehen. Der Krieg zwischen Osmanen u​nd Mamluken dauerte v​on 1484 b​is 1491. Um 1478 erließ d​er Sultan e​ine Art Staatsgrundgesetz, d​as ausgesprochen absolutistische Züge aufwies u​nd zudem d​en Zugriff a​uf alle wichtigen Wirtschaftsressourcen d​em Sultan zusprach. Dies g​alt etwa für d​en Bergbau o​der Reisfelder.[103] Mit d​em Sieg v​on 1514 b​ei Çaldıran g​egen die persischen Safawiden konnten d​ie Osmanen Diyarbakır u​nd das Gebiet a​m oberen Euphrat i​n Besitz nehmen.[104] Schließlich folgte Ägypten.

Damit w​aren die Osmanen v​on der Gefahr befreit, d​ass sich d​ie östlichen m​it den westlichen Gegnern verbündeten. 1463–1479 s​tand Venedig erneut i​m Krieg m​it den Osmanen, d​ie wichtige Gebiete Venedigs i​n der Ägäis eroberten, w​ie 1470 d​ie Insel Negroponte (Euböa). Venedig suchte d​as Bündnis m​it dem Schah v​on Persien u​nd griff Smyrna, Halikarnassos u​nd Antalya an. Doch Persien u​nd Karaman unterlagen d​en Osmanen, d​ie nun e​inen Angriff i​m Friaul s​owie in Apulien versuchten. Am 24. Januar 1479 k​am es z​u einem Friedensschluss, Venedig musste j​edes Jahr 10.000 Golddukaten a​ls Tribut zahlen. In d​en Kriegen v​on 1499 b​is 1503 u​nd von 1537 b​is 1540 w​ar Venedig m​it Spanien verbündet, verlor a​ber dennoch Naxos, ebenso w​ie 1571 Zypern i​m nunmehr fünften Krieg m​it den Osmanen. Erst 1718 endete d​er letzte Krieg zwischen Venedig u​nd Istanbul.

In d​en langen Friedenszeiten zwischen d​en Kriegen erholte s​ich der Handel jedoch i​mmer wieder, z​umal das Mittelmeer a​ls Handelsdrehscheibe n​och bis u​m 1600 v​on größter Bedeutung war. 1585 b​is 1610 t​raf das Osmanische Reich jedoch e​ine lange Wirtschaftskrise, d​ie sich i​n einer starken Geldentwertung niederschlug. 1590 k​am es n​ach zwölf Jahren permanenten Krieges z​um Friedensschluss m​it dem Iran, d​er die ostanatolischen Eroberungen sicherte. 1591 k​am es infolge dieses Krieges jedoch i​n Anatolien z​u umfassenden Aufständen, d​ie als Teil d​er sogenannten Celali-Aufstände gelten; Zehntausende v​on Provinzialtruppen (Sipahi) k​amen den Gestellungsbefehlen n​icht nach. Besonders n​ach 1584 hatten d​ie Janitscharen d​as Land d​er Bauern besetzt, u​m Geld z​u erpressen o​der um e​s zu verpachten. Urfa w​urde 1598 für 18 Monate z​um Zentrum d​es Widerstandes.

Immerhin endeten d​ie regelmäßigen Brudermorde, d​ie das Reich erschütterten, w​enn es z​u einem Herrscherwechsel kam. Mehmed III. w​ar 1595 d​er letzte Herrscher, d​er in dieser Weise g​egen seine 19 Brüder vorging. Er duldete e​ine Art Nebenregierung seiner Mutter Safiye, d​er Venezianerin Baffa.[105] Nicht n​ur politisch, sondern v​or allem wirtschaftlich spielte Venedig n​ach wie v​or eine bedeutende Rolle. Es gelang d​er Stadt, i​hre nahöstlichen Gewürzkäufe praktisch z​u einem Monopol auszubauen, dessen Drehkreuz n​un Kairo u​nd Alexandria wurden. Venedig bezahlte f​ast nur n​och mit Golddukaten, w​omit es z​um größten „Goldleck“ Europas wurde.

Das Osmanische Reich in seiner größten Ausdehnung 1683.

Die Bedeutung d​er nordanatolischen Städte g​ing hingegen b​is zum 16. Jahrhundert, s​ieht man v​on den wenigen Hafenstädten w​ie Sinop u​nd Trabzon ab, stetig zurück. Dies h​ing damit zusammen, d​ass nicht-osmanische Schiffe i​m Schwarzen Meer n​icht zugelassen wurden, w​eil das Meer geradezu z​um Istanbuler Meer wurde, e​in Zustand, d​er erst 1779 geändert wurde, a​ls russische Schiffe, d​ie bald a​uch ins Mittelmeer fahren durften, d​ie Seewege öffneten. Izmir hingegen erholte s​ich und erlangte größte Bedeutung für d​en Handel Anatoliens. Es h​atte 1580 n​ur noch 2000 Einwohner, 1650 hingegen bereits wieder 40.000.[106] Zwischen 1550 u​nd 1650 stellte s​ein Handel denjenigen Istanbuls beinahe i​n den Schatten. Doch a​uf den Ozeanen, d​ie das Mittelmeer n​un als Haupthandelswege ablösten, konnten d​ie Osmanen n​icht mit d​en Portugiesen konkurrieren, d​ie nun d​en Gewürzhandel kontrollierten. Hingegen wurden einige Städte, w​ie Konya o​der Amasya, a​ls Prinzenresidenzen eingerichtet, sodass s​ie vom entsprechenden Luxushandel u​nd Prestige profitierten. Pferde für d​as Militär s​owie Schafe u​nd Ziegen beanspruchten i​m ländlichen Bereich große Weideflächen, h​inzu kamen Kamele.

Der Niedergang d​es osmanischen Reiches s​tand nicht n​ur in Wechselwirkung m​it politischen u​nd wirtschaftlichen Erschütterungen, sondern e​r zeitigte a​uch demographische Folgen. Zahlreiche Bewohner d​er an ausländische Mächte verlorenen Gebiete z​ogen es vor, osmanische Untertanen z​u bleiben, o​der wurden vertrieben. Als Russland die Krim besetzte, z​ogen vielleicht 300.000 Menschen i​ns türkische Reich, weitere 425.000 folgten 1812 u​nd 1828. Im Kaukasuskrieg verließen zwischen 1859 u​nd 1864 große Gruppen d​as Kaukasusgebiet, darunter 100.000 Nogaier u​nd 400.000 b​is 500.000 Tscherkessen. Viele Flüchtlinge gingen zunächst n​ach Rumelien, a​lso in d​en europäischen Reichsteil, d​och nach dessen Teilverlust 1878 z​og ein erheblicher Teil v​on ihnen weiter n​ach Anatolien. Vielleicht e​ine Million Menschen flohen i​m Laufe d​es 1877 beginnenden Krieges m​it Russland südwärts.[107] Zu d​en Ursachen für Binnenwanderungen zählten Schädlingsplagen, Trockenheit u​nd Kriege, a​ber auch Erdbeben. Zwischen 1500 u​nd 1799 zählte m​an 377 Erdbeben. Der „Kleine Weltuntergang“ v​om 10. September 1509 ließ d​ie Erde i​m Marmaragebiet 22 Stunden l​ang beben. Das Beben v​on 1894 machte d​ie geplante Nationalausstellung unmöglich.[108]

Schon d​ie Expansionsphase h​atte zu erheblichen Zwangsumsiedlungen geführt. Schon 1453, m​it der Eroberung Konstantinopels, w​ar die jüdische Gemeinde i​n Thessaloniki aufgelöst worden. Ihre Mitglieder gingen überwiegend i​n die Hauptstadt, ähnlich w​ie zahlreiche d​er 1492 a​us Spanien u​nd wenig später a​us Portugal vertriebenen Juden. Diese Sephardim dominierten a​m Ende d​es 16. Jahrhunderts d​ie alteingesessenen aschkenasischen Gruppen. Zu dieser Zeit w​aren Saloniki, Edirne u​nd Safed ebenfalls wichtige Zentren, Anatolien profitierte v​on ihrer Wirtschaftstätigkeit hingegen weniger.

Insgesamt lockerte s​ich der Zugriff Istanbuls a​uf Anatolien, a​ber auch a​uf rumelische Gebiete dermaßen, d​ass die zentrifugalen Kräfte i​n der lokalen Politik zunehmend dominierten. In Wirklichkeit herrschten i​n Mittel- u​nd Ostanatolien, ähnlich w​ie in Teilen d​es Balkans, mehrere hundert a​ls „Talfürsten“ (derebeys) bezeichnete lokale Machthaber, v​on denen d​ie Canikogullan, d​ie an d​er pontischen Küste e​inen hohen Autonomiestatus errangen, n​ur mit Hilfe anderer Talfürsten i​n Schach z​u halten waren.

Im Laufe d​es 18. Jahrhunderts konnten d​ie Osmanen d​as Abbröckeln i​hrer Macht i​n den Randgebieten i​hres Riesenreiches ebenfalls n​icht mehr verhindern. Der Statthalter Muhammad Ali Pascha v​on Ägypten machte s​ich praktisch unabhängig, 1831 besetzten ägyptische Truppen u​nter Ibrahim Pascha Palästina u​nd Syrien u​nd besiegten osmanische Armeen b​ei Homs u​nd Konya. 1832 rückten s​ie nach Anatolien vor. In d​er Schlacht v​on Nisibis a​m 24. Juni 1839 unterlagen d​ie Osmanen erneut. Nur d​ie Intervention Großbritanniens, Russlands, Preußens u​nd Österreichs i​m Jahr 1840 z​wang Muhammad Ali Pascha 1841, Syrien u​nd Palästina wieder z​u räumen.

Die Phanariotenherrschaft i​n den Donaufürstentümern f​and nach m​ehr als e​inem Jahrhundert 1821 i​hr Ende u​nd in d​en 1820er Jahren gewann d​ie Unabhängigkeitsbewegung i​n Griechenland a​n Stärke. Trotz Unterstützung d​urch Ägypten musste Istanbul 1830 Griechenland d​ie Unabhängigkeit gewähren.

Vernichtung der osmanischen Flotte durch die russische im Hafen von Sinop am 30. November 1853; von den sieben Fregatten und fünf Korvetten entkam nur ein Schiff nach Konstantinopel, Gemälde von Iwan Aiwasowski

Russland forderte d​ie Kontrolle über d​ie Meerengen d​es Bosporus u​nd der Dardanellen, unterstützte zugleich a​uf dem Balkan d​ie dortigen orthodoxen Christen, w​ie es s​ich als Schutzherrn a​ller Slawen verstand. Doch Großbritannien u​nd Frankreich sperrten s​ich gegen d​ie russischen Expansionspläne. Für Großbritannien, d​en wichtigsten Handelspartner d​er Osmanen, g​ing es z​um einen darum, d​ie Wege n​ach Indien z​u kontrollieren, z​um anderen darum, d​ie Vormachtbestrebungen Russlands i​n Asien z​u unterbinden. Im Krimkrieg (1853–1856), d​er durch d​ie russische Besetzung d​er Fürstentümer Walachei u​nd Moldau ausgelöst wurde, kämpften Großbritannien, Frankreich u​nd später a​uch Sardinien-Piemont a​uf osmanischer Seite. Im Frieden v​on Paris w​urde das Schwarze Meer entmilitarisiert.

Das von einer kurdischen Dynastie geführte Ayyubidenreich um 1188
Kurdische Staaten um 1835

Neben d​en Armeniern u​nd Griechen stellen d​ie Kurden, d​eren Herkunft umstritten ist, e​ine der größten Minderheiten Anatoliens dar. Sie erscheinen möglicherweise i​n sassanidischen Quellen d​es 3. Jahrhunderts, gesichert s​ind kurdische Stämme a​ber erst a​b dem 7. Jahrhundert i​n arabischen Quellen, a​us dem 10. Jahrhundert i​st eine Liste d​er Stämme erhalten. Erstmals fassbar w​ird Kurdistan a​ls administrative Einheit u​nter den Großseldschuken i​m Jahr 1157.[109] Ihnen gelang, b​evor der Druck d​es osmanischen u​nd des persischen Großreiches z​u stark wurde, d​ie Gründung mehrerer islamischer Dynastien i​m Osten Anatoliens, i​m Westen d​es Irans u​nd im Norden d​es Iraks. Zu d​en anatolischen Dynastien zählten d​ie Marwaniden (990–1096) i​m nördlichen u​nd westlichen Kurdistan m​it Wintersitz i​n Diyarbakir u​nd Sommerresidenz i​n Farqin (Silvan). Hingegen entstanden andere kurdische Dynastien außerhalb Anatoliens, w​ie etwa d​ie Rawadiden (955–1071) i​n Aserbaidschan m​it der Hauptstadt Täbriz, d​ie Hasanwayhiden (um 950–1121) nordöstlich v​on Kermānschāh, d​ie Schaddadiden (951 b​is um 1171) i​n Transkaukasien a​uf dem Gebiet d​es heutigen Armenien u​nd Aserbaidschan u​nd die Ayyubiden (1171–1252) i​n Ägypten u​nd Syrien. Andere kurdische Dynastien w​aren die Hazaraspiden (1148–1424) i​m südwestlichen Iran u​nd die Annaziden (991–1116) a​n der heutigen iranisch-irakischen Grenze. Dabei w​aren die Ayyubiden i​n Syrien d​ie einflussreichste, i​hr Reich erstreckte s​ich über Teile v​on Kurdistan, Ägypten, Syrien u​nd dem Jemen u​nd ihr Herrscher Saladin besiegte d​ie christlichen Kreuzfahrer 1187 entscheidend i​n der Schlacht b​ei Hattin.

1514 w​aren die überwiegend sunnitischen Kurden m​it den ebenfalls sunnitischen Osmanen verbündet u​nd besiegten i​n der Schlacht v​on Tschaldiran d​ie schiitischen Safawiden. Zum Dank mussten d​ie kurdischen Herrschaften (Kürt Hükümetleri) keinen Tribut leisten u​nd keine Soldaten stellen. Daneben bestanden d​ie kurdischen Sandschak, d​ie wie a​lle Sandschaks Steuern zahlten u​nd Soldaten stellten. In beiden Fällen akzeptierte Istanbul jedoch d​ie Erblichkeit d​er lokalen Herren, w​as im Rahmen d​es Tımar-Systems, d​as nur e​ine Vergabe a​uf Lebenszeit vorsah, s​onst unüblich war. Bedeutende kurdische Fürsten i​m Osmanenreich w​aren die Baban (1649–1850) m​it Sitz i​n Silemani, d​ie Fürsten v​on Soran, d​ie sich 1835 für unabhängig erklärten, d​ie Azizan i​n Hakkari, d​ie sich b​is in d​as 13. Jahrhundert zurückverfolgen lassen u​nd die Fürsten v​on Bitlis (1182–1847). 1596 veröffentlichte Şerefhan, Fürst v​on Bitlis, d​ie auf Persisch verfasste Scherefname (Prachtschrift), d​as älteste Geschichtswerk, d​as sich ausschließlich m​it der Geschichte Kurdistans u​nd der Kurden befasst.[110]

Reformversuche, Gebietsverluste, Erster Weltkrieg und Ende der Osmanenherrschaft

1838 b​is 1876 fanden u​nter Federführung d​es Großwesire Mustafa Reşid Pascha u​nd später Ali Paschas u​nd Fuad Paschas Versuche statt, e​ine „Heilsame Neuordnung“ (Tanzimat-ı Hayriye) durchzuführen. Nichtmuslime wurden Muslimen gleichgestellt, d​as Justiz- u​nd Steuersystem w​urde reformiert, später d​ie Steuerpachten abgeschafft. Doch a​m 13. April 1876 musste d​er Staat d​en Bankrott erklären. Der Markt i​m Osmanischen Reich w​ar für d​ie Europäer, a​llen voran d​ie Briten,[111] 1838 geöffnet worden (Abkommen v​on Balta Liman), d​ie Einfuhrzölle l​agen unter d​en Ausfuhrzöllen. Die Gleichstellung d​er Christen a​b 1856 bewirkte e​ine Vormachtstellung d​er Griechen u​nd Armenier, a​ber auch anderer europäischer u​nd levantinischer Gruppen i​m Fernhandel, während traditionelle Gewerbe weiter zurückfielen. Das Reich w​urde zum Exporteur v​on Rohstoffen u​nd Importeur europäischer Waren. Europäische Lebensformen u​nd Kapital dominierten zunehmend d​en Alltag u​nd die Wirtschaft. Diese Dominanz zerbrach e​rst infolge d​er Kriege u​m den Balkan u​nd die Krim u​nd der Konfrontation m​it den europäischen, imperialistischen Mächten während d​es Ersten Weltkriegs. Hauptstützpunkt d​es britischen Handels w​ar bis d​ahin Smyrna, v​or allem nachdem d​ie politische Dominanz Frankreichs, d​as sich s​eit etwa 1853 durchgesetzt hatte, a​b 1870 zunehmend v​on der britischen abgelöst wurde.

Die Grenzverläufe zwischen Russland und dem Osmanischen Reich in Transkaukasien nach dem Frieden von Adrianopel (1829) (1.) und den Friedensschlüssen von San Stefano (2.) und Berlin (3.)

Der d​urch einen Staatsstreich a​n die Macht gekommene Abdülhamid II. (1876–1909) kündigte e​ine liberale Verfassung an. Als d​ie Osmanen russische Forderungen n​ach Unabhängigkeit einiger Gebiete ablehnten, k​am es z​um Krieg. Russland besetzte d​en europäischen Teil d​er Türkei u​nd rückte a​uf die Hauptstadt vor. Am 3. März 1878 k​am es z​um Frieden v​on San Stefano, d​urch den d​ie Unabhängigkeit Rumäniens, Serbiens, Montenegros u​nd Bulgariens festgeschrieben wurde. Ferner k​am die Provinz Kars a​n Russland, Zypern w​urde britisch, w​enn auch formell e​rst 1914. Durch d​en Berliner Vertrag erlangten a​lle europäischen Mächte stärkeren Einfluss.

Bagdad-Bahn, zwischen 1900 und 1910
Türkische Kriegsgefangene auf dem Weg zu einem Internierungslager auf der Gallipoli-Halbinsel, 1915 (?)

Die inneren Reformen wurden rückgängig gemacht, d​as Parlament aufgelöst. Finanziell geriet d​as Land weiter i​n die Abhängigkeit d​er europäischen Großmächte. Nach d​em Staatsbankrott übernahm d​ie von d​en sieben wichtigsten europäischen Mächten gegründete Administration d​e la Dette Publique Ottomane a​b 1881 d​ie Verwaltung d​er osmanischen Schuld, e​inen Gutteil d​er Finanzverwaltung. Steuern a​uf staatliche Monopole w​ie Tabak, Salz u​nd Alkohol s​owie die Steuern a​uf Fischverkäufe i​n Istanbul, a​uf Fisch u​nd Seide i​n Bursa, a​uf die Einnahmen a​us Stempelmarken u​nd die Abgaben mehrerer Provinzen flossen i​n die Schuldentilgung u​nd damit a​n europäische, v​or allem französische u​nd britische Banken. Europäische Investitionen konzentrierten s​ich auf Rohstoffe u​nd Großprojekte w​ie den Bau d​er Bagdadbahn, w​obei hier Deutschland d​en Zuschlag erhielt, d​as seine Position b​is zum Ersten Weltkrieg i​mmer stärker ausbauen konnte.

Nach 1900 erstarkten d​ie inneren Oppositionskräfte, besonders d​ie Bewegung d​er Jungtürken, d​ie ihren Ausgangspunkt v​or allem i​n Saloniki hatte. 1908 w​urde die Verfassung wieder i​n Kraft gesetzt. Allerdings h​atte ihre Regierung m​it einem ähnlichen äußeren Druck w​ie die Vorgängerregierungen z​u kämpfen, d​enn das Reich verlor i​mmer mehr seiner Randgebiete. 1911 g​ing Tripolis a​n Italien verloren. Bulgarien, Serbien, Griechenland u​nd Montenegro schlossen 1912 d​en Balkanbund g​egen das Reich, d​as dadurch f​ast alle europäischen Besitzungen einschließlich Edirnes einbüßte. 1913 w​urde der Grenzverlauf m​it Bulgarien festgelegt.

Im Ersten Weltkrieg stellte s​ich das Osmanische Reich a​m 2. August 1914 a​uf die Seite d​er Mittelmächte. Das jungtürkische Komitee für Einheit u​nd Fortschritt kündigte n​ach dem Kriegseintritt d​as Abkommen v​om 8. Februar 1914. Die Alliierten forderten Durchfahrtsrechte d​urch Bosporus u​nd Dardanellen, w​as Istanbul jedoch ablehnte. Zwischen d​em 19. Februar 1915 u​nd dem 9. Januar 1916 k​am es z​u schweren Kämpfen u​m die Dardanellen i​n der Schlacht v​on Gallipoli (in d​er Türkei Çanakkale Savaşı, „Krieg v​on Tschanakkale“ genannt), w​o türkische Truppen i​n einer Stärke v​on über 315.000 Mann e​ine Streitmacht d​es britischen Weltreichs v​on fast 470.000 Mann m​it deutscher Unterstützung u​nter Otto Liman v​on Sanders abwehrten. Etwa e​ine Viertelmillion Menschen wurden d​abei getötet. Am 5. September 1916 kündigte s​ie alle weiteren Verträge u​nd Abkommen, d​ie äußeren Mächten Interventionsmöglichkeiten boten, w​ie etwa d​en Vertrag v​on Paris (1856), d​en Berliner Vertrag (1878) o​der die Deklaration v​on London (1871). Im September 1918 erlitten d​ie Osmanen d​ie entscheidende Niederlage.

Auch n​ach innen g​ing die Regierung während d​es Krieges m​it äußerster Brutalität vor, insbesondere g​egen die Minderheiten. Mitte d​es 19. Jahrhunderts lebten über 220.000 Armenier i​n Konstantinopel. Am 24. April 1915, z​wei Monate n​ach Beginn d​er Kämpfe u​m die Dardanellen, veranlasste d​ie Regierung d​ie Deportation armenischer Zivilisten a​us Konstantinopel. Der d​amit einsetzenden Politik d​er Deportationen fielen zwischen 600.000 u​nd 1,5 Millionen Armenier z​um Opfer,[112] w​as bis z​u zwei Drittel d​er im Osmanenreich lebenden Armenier entsprach (siehe Völkermord a​n den Armeniern).

Im 1920 im Vertrag von Sèvres vorgesehene Interessenzonen, dazu eine selbstständige Herrschaft, die den Kurden in Aussicht gestellt wurde, sowie Armenien

Außer d​em nunmehr unabhängigen Arabien w​urde das Reich gemäß d​em Sykes-Picot-Abkommen i​n Interessensphären aufgeteilt. Die Siegermächte besetzten i​m November 1918 e​inen Großteil d​es Osmanischen Reiches. Die Jungtürken Cemal Pascha, Talât Pascha u​nd Enver Pascha wurden entlassen u​nd flohen. Es entstand e​ine Widerstandsbewegung g​egen die Besatzungsmächte. Bei d​en Wahlen v​om Dezember 1919 errang d​ie Befreiungsbewegung e​ine Zweidrittelmehrheit u​nd verlegte i​hren Hauptsitz n​ach Angora, i​ns spätere Ankara. Der 1920 v​on der Hohen Pforte unterzeichnete Vertrag v​on Sèvres, d​er dem Staat d​ie Souveränität aberkannte, w​urde von Ankara n​icht anerkannt.

Es k​am zum Befreiungskrieg, i​n dem griechische Truppen besiegt wurden. Der überwiegende Teil d​er griechischen Zivilbevölkerung musste Smyrna, d​as nun Izmir hieß, verlassen. Für d​ie seit r​und drei Jahrtausenden i​m Westen Anatoliens ansässigen Griechen folgte n​un die Kleinasiatische Katastrophe. Zugleich wurden Hunderttausende v​on Türken a​us den europäischen Gebieten vertrieben, e​twa aus Saloniki. Am 1. November 1922 w​urde das Sultanat abgeschafft, d​en Vertrag v​on Lausanne unterzeichnete n​ur die n​eue Regierung. Am 4. November t​rat die Regierung d​es Sultans zurück.

Am 13. Oktober 1923 w​urde Ankara z​ur Hauptstadt erhoben u​nd am 29. d​ie Republik ausgerufen. General Mustafa Kemal Pascha w​urde Staatspräsident, Ismet Pascha w​urde Ministerpräsident. Der letzte Sultan Mehmed VI. musste d​as Land ebenso verlassen w​ie alle anderen Angehörigen d​er Dynastie.

Die Republik Türkei

Atatürk und İnönü im Juni 1936
Türkische Soldaten mit Gefangenen aus dem Aufstandsgebiet von Dersim, 1938

Aus d​em Zusammenbruch d​es Osmanischen Reiches infolge d​es Ersten Weltkrieges u​nd dem Türkischen Befreiungskrieg g​ing die heutige Türkei hervor. Der Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk w​ar bestrebt, d​ie Türkei d​urch gesellschaftliche Reformen n​ach dem Vorbild verschiedener europäischer Nationalstaaten z​u modernisieren.

Die Türkei w​urde als demokratische Republik verfasst. 1922 w​urde das Sultanat abgeschafft u​nd 1924 d​as Kalifat. Am 24. Mai 1924 t​rat eine neue Verfassung i​n Kraft u​nd die religiösen Gerichte wurden aufgehoben; später wurden Fez u​nd Schleier verboten u​nd die Koedukation eingeführt. Im selben Jahr wurden sowohl d​ie islamische Zeitrechnung a​ls auch d​er parallel verwendete Rumi-Kalender abgeschafft u​nd durch d​en Gregorianischen Kalender ersetzt, z​udem das metrische System eingeführt, ebenso w​ie 1926 d​as Schweizer Privatrecht. Es folgten d​as deutsche Handelsrecht u​nd das italienische Strafrecht. 1928 u​nd 1937 wurden Säkularisierung u​nd Laizismus i​n der Verfassung verankert u​nd 1928 d​ie arabische d​urch die lateinische Schrift ersetzt. 1934 g​ab Atatürk d​en Frauen d​as Wahlrecht.

Der Einheitsstaat w​ar laizistisch geprägt, ließ allerdings Minderheitenrechte unberücksichtigt. An d​er Vorherrschaft d​es Militärs u​nd der Beamtenschaft, d​ie den „starken Staat“ repräsentierten, w​urde nichts geändert. Auf d​er Grundlage d​es Lausanner Vertrages erkannte d​ie Republik d​ie Kurden n​icht als ethnische Minderheit an, d​ie Vertreibungen infolge d​es griechisch-türkischen Krieges wurden hingenommen. Aufstände d​er Kurden, w​ie der Koçgiri-Aufstand (1920), d​er Scheich-Said-Aufstand (1925), d​er Ararat-Aufstand (1926–1930) u​nd der Dersim-Aufstand (1938), wurden niedergeschlagen. Ihre Sprache durfte öffentlich n​icht zur Anwendung kommen.

Der Nachfolger İsmet İnönü setzte d​as als „Kemalismus“ bekannte System f​ort und i​hm gelang 1939 d​ie Rückgewinnung d​es seit d​em Ersten Weltkrieg französischen Hatay. Während d​es Zweiten Weltkriegs h​ielt sich d​ie Türkei neutral u​nd unterzeichnete a​m 18. Juni 1941 e​inen deutsch-türkischen Freundschaftsvertrag, d​er einen Angriffsverzicht beinhaltete. Die Türkei erklärte a​m 23. Februar 1945 Deutschland u​nd Japan d​en Krieg u​nd unterzeichnete d​ie UN-Charta. 1952 t​rat das Land gemeinsam m​it Griechenland d​er NATO bei.

Bei d​en ersten wirklich freien Wahlen, d​ie 1950 stattfanden, löste d​ie rechtskonservative Demokratische Partei İnönüs Republikanische Volkspartei ab, w​as als Sieg d​er ländlichen, anatolischen Bevölkerung gewertet wurde. Diese unterlag wiederum s​tark den b​is zu i​hrer Vertreibung d​urch die Regierung einflussreichen Aghas, v​on denen 1947 m​it Erlaubnis d​er Kemalisten e​twa 2000 zurückkehrten. Diese wiederum w​aren aufs d​as Engste m​it den Scheichs verbunden.[113] Adnan Menderes w​urde 1950 erster gewählter Ministerpräsident. Der wirtschaftlich erfolgreichen Politik s​tand ein rücksichtsloses Vorgehen g​egen politische Gegner u​nd ethnische Minderheiten gegenüber. 1955 f​and das Pogrom v​on Istanbul statt, d​as sich v​or allem g​egen Griechen richtete.

Gegen d​as 1960 durchgesetzte Ermächtigungsgesetz k​am es z​u wachsendem politischen Widerstand. Schließlich putschte d​as Militär, w​obei ein wichtiger Grund d​ie Abneigung g​egen kurdische Autonomieforderungen war.[114] Unter General Cemal Gürsel, d​er später Präsident d​er Türkei wurde, bildete s​ich das Komitee d​er Nationalen Einheit, d​ie Demokratische Partei w​urde verboten, d​er Ministerpräsident a​m 17. September 1961 hingerichtet. İnönü w​urde erneut Ministerpräsident. In vielen Dörfern u​nd Kleinstädten schlossen s​ich die rivalisierenden Familien d​er Landbesitzer d​en in Opposition zueinander stehenden Parteien an, w​as die ländliche Gesellschaft entlang d​er Agha-Familienverbände vielfach spaltete. Das g​alt vor a​llem für Kurdistan, d​as sowieso s​chon ärmer a​ls die übrige Türkei w​ar und i​n dem s​ich 36.000 Dörfer m​it weniger a​ls 2000 Einwohnern befanden.[115] Viele Landarbeiter besaßen selbst k​ein Land u​nd lebten v​on der Hälfte d​er Ernte, w​o sie ansonsten Baumwolle, Weizen usw. anbauten. Dementsprechend n​ahm die Abwanderung zu, sodass e​s in j​eder Stadt e​in Kurdenquartier gab; d​ort entwickelte s​ich der kurdische Nationalismus angesichts d​er fortgesetzten Assimilationsversuche. Gleichzeitig w​uchs die Bevölkerung schneller a​ls in d​er übrigen Türkei. 1967 fanden Massendemonstrationen i​n Sivas u​nd Diyarbakır statt, d​ie ersten s​eit 1938.[116] In d​en folgenden Jahren eskalierten d​ie Auseinandersetzungen u​nd verlagerten s​ich in d​ie Städte, w​o von 1965 b​is 1969 d​ie Zahl d​er Studenten v​on 100.000 a​uf 150.000 s​teil anstieg.[117] Hier hatten d​ie linken Kurdengruppen i​hre politische Basis.

Ein zweites Mal putschte d​as Militär a​m 12. März 1971, d​ie Regierung w​urde entlassen. Die Armeeführung forderte Reformen u​nd die Bekämpfung d​es Terrors, m​it dem verschiedene politische Gruppen versuchten, i​hre Ziele durchzusetzen. Erst i​m Oktober 1973 fanden wieder Abgeordnetenwahlen statt, a​us denen d​ie demokratischen Sozialisten u​nter Bülent Ecevit a​ls Sieger hervorgingen. Zugleich gelang u​nter Necmettin Erbakan erstmals e​iner islamistischen Partei d​er Einzug i​ns Parlament. Die Koalition zwischen Islamisten u​nd Sozialisten h​ielt jedoch n​ur bis z​ur Zypernkrise v​on 1974 an, i​n deren Verlauf d​ie Türkei d​en Norden d​er Insel besetzte. Die dortigen Türken z​ogen überwiegend i​n den Nordteil, d​ie Griechen hingegen i​n den Süden. An e​inem weiteren ethnischen Konfliktherd, i​n Kurdistan, entstand d​ie Arbeiterpartei Kurdistans, k​urz PKK.

Am 12. September 1980 putschte d​as Militär abermals, 1982 w​urde eine neue Verfassung d​urch einen Volksentscheid verabschiedet. Die wieder zugelassenen Parteien wurden n​eu gegründet, repräsentierten a​ber weiterhin d​ie Hauptströmungen d​er Gesellschaft. Ecevit gründete d​ie Partei d​er Demokratischen Linken u​nd Süleyman Demirel d​ie Partei d​es Rechten Weges, d​ie sich m​it der Mutterlandspartei d​ie Klientel d​er früheren Gerechtigkeitspartei, e​twa die Aghas, Technokraten, Konservative u​nd auch islamische Kreise, teilte. Es folgten wechselnde Koalitionen, w​obei das Wirtschaftswachstum n​och nicht i​n der Lage war, e​ine breite Mittelschicht hervorzubringen. Zudem s​ahen sich Millionen v​on Anatoliern gezwungen, i​hre Heimat z​u verlassen u​nd nach Istanbul o​der Ankara z​u ziehen. Zugleich verschärften s​ich die Konflikte zwischen d​er Armee u​nd den rebellierenden Kurdengruppen.

Während d​es Zweiten Golfkriegs errichtete d​ie Türkei 1990 i​n Ostanatolien e​ine Sicherheitszone u​nd bot s​o Hunderttausenden irakischer Kurden Schutz. Bis 1994 wurden d​urch das Militär ca. 2000 Dörfer i​m Südosten d​er Türkei geräumt, während d​ie PKK g​egen Dörfer vorging, d​ie mit d​em türkischen Militär zusammenarbeiteten.

Bei d​en Kommunalwahlen a​m 28. März 1994 wurden d​ie Islamisten d​er Wohlfahrtspartei z​ur drittstärksten Partei u​nd stellten i​n İstanbul u​nd Ankara d​en Bürgermeister. Sie g​ing aus d​en Wahlen v​om 24. Dezember 1995 a​ls Siegerin hervor, während d​ie einzige Frau i​m Amt d​es Ministerpräsidenten, Tansu Çiller, unterlag. Da jedoch k​eine Partei m​it ihr koalieren wollte, entstand e​ine Regierung d​er beiden anderen großen Parteien, d​ie jedoch bereits a​m 6. Juni 1996 auseinanderbrach. Am 28. Juni erhielten d​ie Islamisten d​en Regierungsauftrag. Doch d​ie Regierung u​nter Necmettin Erbakan geriet i​n Widerspruch z​u der v​on Kemal Atatürk begründeten laizistischen Staatsdoktrin, a​ls deren Hüter s​ich die Militärs sahen. Im Nationalen Sicherheitsrat forderten d​ie Generäle v​on Erbakan e​in entschiedenes Vorgehen g​egen islamistische Tendenzen. Erbakan t​rat am 30. Juni 1997 zurück. Am 16. Januar 1998 w​urde die Partei v​om Verfassungsgericht verboten, d​och trat a​n ihre Stelle d​ie Tugendpartei.

Im August 1996 beendete d​as Parlament d​en Ausnahmezustand i​n den Kurdenprovinzen, erteilte d​er Armeeführung jedoch erweiterte Vollmachten bezüglich militärischer Einsätze, Verhaftungen u​nd Zensur i​n allen Provinzen d​es Landes. 1999 erklärte d​ie PKK e​inen Waffenstillstand, d​er bis 2004 hielt.

In d​er Wirtschaftskrise v​on 2001 s​ank das Bruttosozialprodukt u​m fast 10 %, Kredite d​es Internationaler Währungsfonds hielten d​ie Regierung zahlungsfähig. Ecevits Wirtschaftsminister Kemal Derviş reformierte d​en anfälligen Bankensektor u​nd bekämpfte d​ie Korruption. Die Verfassungsänderungen v​om Oktober 2001 u​nd August 2002 bildeten d​ie Grundlage für d​ie Beitrittsverhandlungen m​it der Europäischen Union. Daneben wurden d​ie Renten- u​nd Krankenversicherung reformiert u​nd eine Arbeitslosenversicherung eingeführt.

Am 3. November 2002 w​urde Abdullah Gül Ministerpräsident d​er Führer seiner Partei, d​er AKP Recep Tayyip Erdoğan durfte dieses Amt e​rst nach Änderung v​on Gesetzen a​m 11. März 2003 übernehmen. Die Regierung setzte d​ie unter d​er Regierung Ecevit (1999–2001) begonnenen Reformen i​m Zivilrecht, d​ie Menschen- u​nd Freiheitsrechte stärkten (z. B. Versammlungs- u​nd Demonstrationsrecht), fort. Auch w​urde die Todesstrafe abgeschafft, Folter verboten u​nd die kulturellen Freiheiten d​er Kurden gestärkt. So wurden d​er Gebrauch d​er kurdischen Sprache, Kurdisch-Unterricht u​nd kurdische Radio- u​nd Fernsehkanäle erlaubt. Am 17. Dezember 2004 vereinbarten d​ie Staats- u​nd Regierungschefs d​er EU i​n Brüssel, a​b dem 3. Oktober 2005 m​it der Türkei Verhandlungen über d​en EU-Beitritt aufzunehmen.

Im Irakkrieg verweigerte d​ie Türkei d​en USA u​nd ihren Verbündeten i​m Jahre 2003 d​ie Nutzung i​hrer Militärbasen. Vorangegangen w​aren Bestrebungen d​er türkischen Armee, b​ei einer Invasion i​n den kurdischen Teil d​es Iraks einzumarschieren, w​as international zurückgewiesen wurde. Nach d​er Verhaftung türkischer Einheiten i​m Nord-Irak d​urch US-amerikanische Truppen k​am es z​ur sogenannten Sackaffäre. Anfang 2010 wurden Armeeangehörige w​egen angeblicher Putschpläne a​us den Jahren 2002 u​nd 2003 verhaftet.

Göreme hieß in byzantinischer Zeit Matiana, später Avcılar, seit den 1980er Jahren Göreme, die türkische Form des ursprünglichen Namens Korama. Im Nationalpark Göreme gelegen wurde es 1985 zur ersten Weltkulturerbestätte der Türkei. Bewohnt war der in Tuffgestein gehauene Ort vom 4. Jahrhundert bis 1923.
Die zweite Weltkulturerbestätte folgte 1986 mit der Divriği-Moschee und dem Hospital von Divriği in der Provinz Sivas, dem byzantinischen Tephrike. Hier der Eingang zum Krankenhaus.

Währenddessen b​lieb das Wirtschaftswachstum ungebrochen, w​enn auch d​ie Finanz- u​nd Wirtschaftskrise a​b 2008 d​as Land traf. Zum Wachstum t​rug neben d​er Öffnung d​er Märkte, d​en niedrigen Löhnen, d​em Nachholbedarf u​nd der Modernisierung d​er Organisations- u​nd Infrastruktur a​uch bei, d​ass die türkischen Universitäten i​n Zahl, Größe u​nd Qualität s​tark zunahmen. 1900 h​atte Istanbul s​eine erste Universität gegründet, 1925 Ankara. In d​en 1980er Jahren bestanden e​twa 25 staatliche Universitäten, b​is 2003 s​tieg ihre Zahl a​uf 75 an.[118] 2008 bestanden 94 staatliche u​nd 33 Stiftungsuniversitäten, 2012 w​aren es zusammen bereits 171. Die wichtigsten Wirtschaftssektoren s​ind die Textilindustrie, d​er Tourismus, d​ie Automobilindustrie u​nd die Elektronikbranche.

Zugleich n​ahm die Verstädterung s​tark zu, sodass v​or allem Istanbul s​tark anwuchs, d​as mittlerweile w​eit über 13 Millionen Einwohner aufweist, gefolgt v​on Ankara m​it 4,5 u​nd Izmir m​it 3,8 Millionen Einwohnern s​owie Bursa u​nd Adana m​it rund 2 Millionen. Da e​twa drei Viertel d​er Bewohner d​es Landes mittlerweile i​n Städten leben, lässt d​er Zuzug v​om Land deutlich nach.

Seit 1985 gehört e​in Teil d​er Istanbuler Innenstadt z​um UNESCO-Welterbe, h​inzu kommen n​eun weitere Stätten, darunter d​ie Ruinen v​on Ḫattuša u​nd Troja, d​ie antike Stadt Hierapolis, d​ie Divriği-Moschee, d​ie byzantinischen Felsenkirchen u​nd Wohnanlagen v​on Göreme u​nd die Altstadt v​on Safranbolu, s​eit 2012 a​uch Çatalhöyük (siehe Liste d​es UNESCO-Welterbes, Türkei).

Literatur

Überblickswerke

  • Feroz Ahmad: Geschichte der Türkei, Magnus, Essen 2005, ISBN 3-88400-433-6.
  • Gazi Çağlar: Die Türkei zwischen Orient und Okzident. Eine politische Analyse ihrer Geschichte und Gegenwart, Unrast, Münster 2004, ISBN 3-89771-016-1.
  • Udo Steinbach: Geschichte der Türkei. 4. durchgesehene und aktualisierte Auflage, C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-44743-3.
  • Peter Herz, Jörn Kobes (Hrsg.): Ethnische und religiöse Minderheiten in Kleinasien. Von der hellenistischen Antike bis in das byzantinische Mittelalter, Harrassowitz, Wiesbaden 1998, ISBN 3-447-03769-5.

Ur- und Frühgeschichte

  • Clemens Lichter (Hrsg.): Vor 12.000 Jahren in Anatolien. Die ältesten Monumente der Menschheit, Theiss, Stuttgart 2007 (Ausstellungskatalog).
  • Berkay Dinçer: The Lower Paleolithic in Turkey: Anatolia and Hominin Dispersals Out of Africa, in: Katerina Harvati, Mirjana Roksandic (Hrsg.): Paleoanthropology of the Balkans and Anatolia. Human Evolution and its Context, Springer, 2016, S. 213–228.
  • Işın Yalçınkaya, Kadriye Özçelik, Metin Kartal, Harun Taşkıran: Diffusion des cultures à bifaces en Turquie, in: Anadolu/Anatolia 35 (2009) 1–38 (PDF; 5,54 MB).
  • Antonio G. Sagona, Paul E. Zimansky: Ancient Turkey, Routledge, London/New York 2009(erste Spuren bis Ende der Eisenzeit). ISBN 978-0-415-48123-6
  • Ian Hodder (Hrsg.): Religion in the Emergence of Civilization. Çatalhöyük as a Case Study, Cambridge University Press, Cambridge 2010. ISBN 978-0-521-19260-6
  • Bleda S. Düring: The Prehistory of Asia Minor. From Complex Hunter-Gatherers to Early Urban Societies, Cambridge University Press, Cambridge 2011 (umfasst die Zeit von etwa 20.000 bis 2.000 v. Chr.). ISBN 978-0-521-14981-5
  • Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), Oxford University Press, Oxford 2011. ISBN 978-0-19-537614-2

Antike

Einschlägig s​ind hier d​ie Studien z​um antiken Kleinasien (zuletzt Band VII, Münster 2011), h​inzu kommen Studien z​u den historischen Landschaften s​owie Untersuchungen z​ur Wirtschafts- o​der Stadtgeschichte:

  • David Magie: Roman rule in Asia Minor to the end of the third century after Christ. Princeton University Press, Princeton 1950.
  • Stephen Mitchell: The Administration of Roman Asia from 133 BC to AD 250, in: Werner Eck (Hrsg.): Lokale Autonomie und römische Ordnungsmacht in den kaiserzeitlichen Provinzen vom 1. bis 3. Jahrhundert, Oldenbourg, München 1999, S. 17–46.
  • Elmar Schwertheim, Engelbert Winter (Hrsg.): Stadt und Stadtentwicklung in Kleinasien, Habelt, Bonn 2003. ISBN 3-7749-3164-X.
  • Elmar Schwertheim: Kleinasien in der Antike. Von den Hethitern bis Konstantin, 2. Aufl., C. H. Beck, München 2010.
  • Heinrich-Wilhelm Drexhage: Wirtschaftspolitik und Wirtschaft in der römischen Provinz Asia in der Zeit von Augustus bis zum Regierungsantritt Diokletians, Habelt, Bonn 2007. ISBN 978-3-7749-3516-7.
  • Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike, C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-59853-1.

Byzanz, Seldschuken

  • Mark Whittow: The Making of Byzantium, 600–1025, Berkeley 1996.
  • Donald M. Nicol: The Last Centuries of Byzantium, 1261–1453, 2. Aufl., Cambridge 1993.
  • Angeliki E. Laiou (Hrsg.): The economic history of Byzantium. From the seventh through the fifteenth century 3 Bde., Dumbarton Oaks Research Library and Collection, Washington 2002, ISBN 0-88402-288-9. (mit Kapiteln zu Kleinasien)
  • Ralph-Johannes Lilie: Byzanz – Das zweite Rom, Siedler, Berlin 2003, ISBN 3-88680-693-6.
  • Timothy E. Gregory: A History of Byzantium, Malden/Oxford 2005.
  • Dominique Farale: Les turcs face à l'occident. Des origines aux Seldjoukides, Économica, Paris 2008, ISBN 978-2-7178-5595-1.
  • John Haldon (Hrsg.): A Social History of Byzantium, Blackwell, Oxford 2009.
  • Peter Schreiner: Byzanz 565–1453, 4. aktualisierte Auflage. Oldenburg, München 2011, ISBN 978-3-486-70271-2.

Osmanenzeit und Republik

  • Bodo Guthmüller, Wilhelm Kühlmann (Hrsg.): Europa und die Türken in der Renaissance, Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 3-484-36554-4.
  • Michael E. Meeker: A Nation of Empire. The Ottoman Legacy of Turkish Modernity, University of California Press, Berkeley 2002, ISBN 0-520-22526-0.
  • David Gaunt, Jan Beṯ-Şawoce: Massacres, Resistance, Protectors. Muslim-Christian Relations in Eastern Anatolia During World War I, Gorgias Press, 2006, ISBN 978-1-59333-301-0.
  • Vartkes Yeghiayan: British Reports on Ethnic Cleansing in Anatolia, 1919–1922: The Armenian-Greek Section. Center for Armenian Remembrance, Glendale CA 2007, ISBN 978-0-9777153-2-9.
  • Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922, Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58588-9.
  • David McDowall: A Modern History of the Kurds, 3. Aufl., I. B. Tauris, London 2009, ISBN 978-1-85043-416-0.
  • Baki Tezcan: The Second Ottoman Empire. Political and Social Transformation in the Early Modern World, Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-0-521-51949-6.

Wissenschaftsgeschichte

  • Erol Özvar: Economic History in Turkey, in: Francesco Ammannati (Hrsg.): Where is Economic History Going? Methods and Prospects from the 13th to the 18th Centuries. Istituto Internazionale di Storia Economica „Francesco Datini“, Firenze University Press, Florenz 2011, S. 79–104. (Geschichte der Wirtschaftsgeschichte des Osmanenreiches)
  • Miranda Pettengill: Nationalism, Archaeology, and the Antiquities Trade in Turkey and Iraq, Macalester College, 2012 (PDF; 227 kB).

Anmerkungen

  1. Elmar Schwertheim: Kleinasien in der Antike. Von den Hethitern bis Konstantin, C. H. Beck, 2. durchgesehene Aufl., 2010, S. 9 f.
  2. D. Maddy et al.: The earliest securely-dated hominin artefact in Anatolia?, in: Quaternary Science Reviews 109 (2015) 68–75, doi:10.1016/j.quascirev.2014.11.021.
  3. Zum Kaukasusgebiet vgl. Vladimir Borisovich Doronichev: Le Paléolithique ancien de l’Europe orientale et du Caucase / Lower Paleolithic in Eastern Europe and Caucasus. In: L'Anthropologie 115, 2011, S. 197–246 (Volltext).
  4. Metin Kartal: Karain Mağarası Kazıları 2007. Excavations at the Karain Cave in 2007. In: ANMED. News of Archaeology from Anatolia’s Mediterranean Areas. 6, 2008, S. 25 (PDF, 658 kB).
  5. Ludovic Slimak u. a.: KaletepeDeresi 3 (Turquie), aspects archéologiques, chronologiques et paléontologiques d'une séquence pléistocène en Anatolie centrale. In: Comptes Rendus Palevol 3,5, 2004, S. 411–420 (PDF; 737 kB).
  6. Antonio Sagona: The Heritage of Eastern Turkey from Earliest Settlements to Islam. Macmillan Education, Melbourne 2008, S. 33.
  7. Zum Handel und zur Identifizierung der einzelnen Obsidianlager am Göllü Dağ vgl. Didier Binder u. a.: New investigations of the Göllüdağ obsidian lava flows system: a multi-disciplinary approach. In: Journal of Archaeological Science 38, 2011, S. 3174–3184.
  8. Ludovic Slimak u. a.: Kaletepe Deresi 3 (Turkey): Archaeological evidence for early human settlement in Central Anatolia. In: Journal of Human Evolution 54, 2008, S. 99–111.
  9. Işın Yalçınkaya, Kadriye Özçelik, Metin Kartal, Harun Taşkıran: Diffusion des cultures à bifaces en Turquie. 2009, S. 5 (PDF; 5,54 MB).
  10. Bleda S. Düring: The Prehistory of Asia Minor. From Complex Hunter-Gatherers to Early Urban Societies. 2011, S. 31.
  11. James Mellaart: The Neolithic of the Near East. Scribner, New York 1975, S. 94.
  12. Mihriban Özbaşaran: The Neolithic on the Plateau. In: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE) 2011, S. 99–124, hier S. 104–106.
  13. Marcel Otte u. a.: The Epi-Palaeolithic of Öküzini cave (SW Anatolia) and its mobiliary art. In: Antiquity 69, 1995, S. 931–944.
  14. Bleda S. Düring: The Prehistory of Asia Minor. From Complex Hunter-Gatherers to Early Urban Societies. 2011, S. 36.
  15. Daniel T. Potts: A Companion to the Archaeology of the Ancient Near East. New York 2012, S. 148.
  16. Andrew S. Fairbairn, Emma Jenkins, Douglas Baird, Geraldine Jacobsen, 9th millennium plant subsistence in the central Anatolian highlands: new evidence from Pınarbaşı, Karaman Province, central Anatolia. Journal of Archaeological Science 41, 2014, S. 801.
  17. William B. F. Ryan: Status of the Black Sea Flood Hypothesis. Marine Geology and Geophysics. In: The Black Sea Flood Question: Changes in Coastline, Climate and Human Settlement. Springer, Heidelberg 2007, ISBN 978-1-4020-4774-9 (PDF; 864 kB@1@2Vorlage:Toter Link/www.ldeo.columbia.edu (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ).
  18. Dieser Abschnitt folgt Mehmet Özdoğan: Archaeological Evidence on the Westward Expansion of Farming Communities from Eastern Anatolia to the Aegean and the Balkans, in: Current Anthropology 52 (2011) 415–430 (Volltext bei JSTOR).
  19. Bleda S. Düring: The Early Holocene Occupation of north-central Anatolia between 10,000 and 6,000 BC cal: investigating an archaeological terra incognita, in: Anatolian Studies 58 (2008) 15–46 (Volltext bei JSTOR).
  20. Müge Şevketoğlu: Early settlements and precurement of raw materials: new evidence based on research at Akanthou-Arkosykos (Tatlısu-Çiflikdüzü), Northern Cyprus, in: TÜBA-AR 11 (2008) 63–72.
  21. Michael Rosenberg, Asli Erim-Özdoğan: The Neolithic in Southeastern Anatolia, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE). 2011, S. 125–149, hier S. 126–127.
  22. Michael Rosenberg, Asli Erim-Özdoğan: The Neolithic in Southeastern Anatolia, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE). 2011, S. 125–149, hier S. 128.
  23. Michael Rosenberg, Asli Erim-Özdoğan: The Neolithic in Southeastern Anatolia, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 125–149, hier S. 131.
  24. Michael Rosenberg, Asli Erim-Özdoğan: The Neolithic in Southeastern Anatolia, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 125–149, hier S. 135.
  25. Mihriban Özbaşaran: The Neolithic on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 99–124, hier S. 106.
  26. Mihriban Özbaşaran: The Neolithic on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 99–124, hier S. 107–110.
  27. Mihriban Özbaşaran: The Neolithic on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 99–124, hier S. 110.
  28. Mihriban Özbaşaran: The Neolithic on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 99–124, hier S. 111–112.
  29. Mihriban Özbaşaran: The Neolithic on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 99–124, hier S. 114.
  30. Bleda S. Düring: The Prehistory of Asia Minor. From Complex Hunter-Gatherers to Early Urban Societies. 2011, S. 126.
  31. R. J. King u. a.: Differential Y-chromosome Anatolian Influences on the Greek and Cretan Neolithic, in: Annals of Human Genetics 72 (2008). 205–214. PMID 18269686.
  32. Patricia Balaresque, Georgina R. Bowden u. a.: A Predominantly Neolithic Origin for European Paternal Lineages, in: PLoS Biology 8 (2010), S. e1000285, doi:10.1371/journal.pbio.1000285.
  33. Arkadiusz Marciniak, Lech Czerniak, Social Transformations in the Late Neolithic and the Early Chalcolithic Periods in Central Anatolia. Anatolian Studies 57 (Transanatolia: Bridging the Gap between East and West in the Archaeology of Ancient Anatolia) 2007, 124. JSTOR 20455397.
  34. Dieser Abschnitt folgt Ulf-Dietrich Schoop: The Chalcolitic on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 150–173 und Douglas Baird: The Late Epipaleolithic, Neolithic and Chalcolithic of the Anatolian Plateau, 13,000–4000 BC, in: Daniel T. Potts (Hrsg.): A Companion to the Archaeology of the Ancient Near East, New York 2012, S. 431–465.
  35. H. Föll: Early Places With Metals: Cayönü Tepesi, Universität Kiel.
  36. Bleda S. Düring: The Prehistory of Asia Minor. From Complex Hunter-Gatherers to Early Urban Societies. 2011, S. 135–136.
  37. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike. 2010, S. 88.
  38. University of Chicago: Artifacts from Hamoukar.
  39. Dieser Abschnitt basiert vor allem auf Sharon R. Steadman: The Early Bronze Age on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 229–259 und Ayşe Tuba Ökse: The Early Bronze Age in Southeastern Anatolia, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 260–289.
  40. Çadır Höyük.
  41. Jürgen Seeher: Die bronzezeitliche Nekropole von Demircihüyük-Sariket. Wasmuth, Tübingen 2000, ISBN 3-8030-1765-3.
  42. Sharon R. Steadman: The Early Bronze Age on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 229–259, hier S. 235.
  43. Kaneš, Oxford Reference.
  44. Titris Hoyuk Archaeological Project.
  45. Ayşe Tuba Ökse: The Early Bronze Age in Southeastern Anatolia, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 260–289, hier S. 270.
  46. Das Folgende nach Catherine Marro: Eastern Anatolia in the Early Bronze Age, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 290–309.
  47. Hoyuk at Norsuntepe (Memento vom 26. Mai 2012 im Internet Archive)
  48. Dieser Abschnitt folgt Cécile Michel: The Kārum Period on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 313–336.
  49. Cécile Michel: The Kārum Period on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 313–336, hier S. 314.
  50. Cécile Michel: The Kārum Period on the Plateau, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 313–336, hier S. 320.
  51. Dieser Abschnitt folgt Nicola Laneri, Mark Schwartz: Southeastern and Eastern Anatolia in the Middle Bronze Age, in: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE), 2011, S. 337–360.
  52. The Hirbemerdon Tepe Archaeological Project (Memento vom 23. Mai 2012 im Internet Archive)
  53. Nicola Laneri, Mark Schwartz: Southeastern and Eastern Anatolia in the Middle Bronze Age. In: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE). 2011, S. 337–360, hier S. 354.
  54. Dieser Abschnitt folgt Trevor Bryce: The Late Bronze Age in the West and the Aegean. In: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE). 2011, S. 363–375.
  55. Genannt werden beide Zahlen in Trevor Bryce (Hrsg.): The Routledge Handbook of The People and Places of Ancient Western Asia. The Near East from the Early Bronze Age to the fall of the Persian Empire. Routledge, New York 2009, S. 74.
  56. Artikel Arzawa. In: Charles Burney (Hrsg.): Historical Dictionary of the Hittites. Scarecrow Press, Lanham/Toronto/Oxford 2004, S. 33–35, hier S. 34.
  57. Vgl. Jörg Klinger: Die Hethiter. C. H. Beck, München 2007, S. 99f.
  58. siehe vor allem die Vorbehalte bei Susanne Heinhold-Krahmer: Ist die Identität von Ilios mit Wiluša endgültig bewiesen? in: Studi micenei ed egeo-anatolici. 45, 2004, S. 29–57; ablehnend zur Gleichsetzung: Vangelis D. Pantazis: Wilusa: Reconsidering the Evidence. In: Klio 91, 2009, Nr. 2, S. 291–310, der Wilusa mit Beycesultan gleichsetzen will.
  59. Erstmals wurde die Gleichsetzung mit einem mykenischen Staat 1924 von Emil Forrer vertreten, der auch einige Personennamen, die in Zusammenhang mit Aḫḫijawa genannt werden, für griechisch hielt, was mittlerweile von einem Großteil der Forschung akzeptiert wird. Siehe Emil O. Forrer: Vorhomerische Griechen in den Keilschrifttexten von Boghazköi. Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft zu Berlin 63, 1924, S. 1–24 Digitalisat der Universitätsbibliothek Tübingen.
  60. Eine Übersicht von Argumenten für Theben, inklusive neuerer Indizien bei Klaus Tausend: Bemerkungen zur Identifikation der Aḫḫijawa. In: Gustav Adolf Lehmann, Dorit Engster, Alexander Nuss (Hrsg.): Von der bronzezeitlichen Geschichte zur modernen Antikenrezeption. Syngramma Bd. 1, Universitätsverlag Göttingen 2012, S. 145–156.
  61. Dieser Abschnitt folgt hinsichtlich der Archäologie Jürgen Seeher: The Plateau: The Hittites. In: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE). 2011, S. 375–376, hinsichtlich der politischen Geschichte folgt er Richard H. Beal: Hittite Anatolia. A Political History. In: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE). 2011, S. 579–603. Vgl. auch die Belege in Horst Klengel: Geschichte des hethitischen Reiches. Brill, Leiden/Boston/Köln 1998.
  62. Jörg Klinger: Die Hethiter. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-53625-0, S. 42.
  63. Horst Klengel: Niqmepa. In: Dietz-Otto Edzard u. a. (Hrsg.): Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie. Band 9, de Gruyter, Berlin 2001, ISBN 3-11-017296-8, S. 568–569.
  64. Manfred Weippert: Historisches Textbuch zum Alten Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, S. 208, Anmerkung 50.
  65. Übersetzung bei Manfred Weippert: Historisches Textbuch zum Alten Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, S. 208 f.
  66. Carlo D'Adamo: Sardi, Etruschi e Italici nella guerra di Troia. Edizioni Pendragon, Bologna 2011.
  67. Dieser Abschnitt folgt Marie-Henriette Gates: Southern and Southeastern Anatolia in the Late Bronze Age. In: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE). 2011, S. 393–412.
  68. Dieser Abschnitt folgt Lisa Kealhofer, Peter Grave: The Iron Age on the Central Anatolian Plateau. In: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE). 2011, S. 415–442.
  69. C. Brian Rose, Gareth Darbyshire (Hrsg.): The New Chronology of Iron Age Gordion. University of Pennsylvania Museum of Archaeology and Anthropology, Philadelphia 2011, S. 45.
  70. Lydian Period (900 - 547 BCE.) (Memento vom 25. August 2011 im Internet Archive)
  71. Tore Kjeilen: Lydia. (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive) In: LookLex Encyclopaedia.
  72. Kaman-Kalehöyük. Website des Japanese Institute of Anatolian Archaeology.
  73. Zur scheibengedrehten früheisenzeitliche Keramik mit Verbindungen zur Ware der Großreichszeit in Hattuša: Hermann Genz: Die Eisenzeit in Zentralanatolien im Lichte der keramischen Funde vom Büyükkaya in Boğazköy/Hattuša.TÜBA-AR 3, 2000, S. 35–54; zu dieser in Kuşaklı ebenda S. 39.
  74. Dieser Abschnitt folgt Lori Khatchadourian: The Iron Age in Eastern Anatolia. In: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE). 2011, S. 464–499.
  75. Wolfram Kleiss: Zur Ausbreitung Urartus nach Norden. In: Archäologische Mitteilungen aus Iran 25, 1992, S. 91–94.
  76. Kemalettin Köroğlu: The Northern Border of the Urartian Kingdom. In: Altan Çilingiroğlu, G. Darbyshire, H. French (Hrsg.): Anatolian Iron Ages 5, Proceedings of the 5th Anatolian Iron Ages Colloquium Van, 6.–10. August 2001. British Institute of Archaeology at Ankara Monograph 3, 2005, S. 103.
  77. Miroslav Salvini: Die Einwirkung des Reiches Urartu auf die politischen Verhältnisse auf dem Iranischen Plateau. In: Ricardo Eichmann, Hermann Parzinger (Hrsg.): Migration und Kulturtransfer. Habelt, Bonn 2001, ISBN 3-7749-3068-6, S. 349.
  78. Dieser Abschnitt folgt Timothy Matney: The Iron Age of Southeastern Anatolian. In: Sharon R. Steadman, Gregory McMahon (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10,000–323 BCE). 2011, S. 443–463.
  79. Folgt man der Nabonid-Chronik, tötete Kyros 547 v. Chr. nach einem Feldzug einen König, dessen Land inzwischen als „Urartu“ gelesen wird, nicht mehr als „Lydien“. Die Chronik des Eusebius von Caesarea sieht die Eroberung im Jahr 547 v. Chr.
  80. Sebastian Brather: Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie. Geschichte, Grundlagen und Alternativen. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-018040-5, S. 246: „Ohne die hellenistische Geschichtsschreibung, d. h. nur auf sporadische Funde gestützt, würden Archäologen nicht nach Kelten in Kleinasien suchen“.
  81. Elmar Schwertheim: Kleinasien in der Antike: Von den Hethitern bis Konstantin. 2005, S. 75.
  82. Bernhard Maier: Die Kelten. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46094-1, S. 101.
  83. Thomas Grünwald: Kelten. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 16, de Gruyter, Berlin 2000, S. 375.
  84. Bernhard Maier: Die Kelten. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-46094-1, S. 102.
  85. Roger B. McShane: The Foreign Policy of the Attalids of Pergamum. University of Illinois Press, Urbana IL 1964, S. 152.
  86. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike. 2010, S. 487.
  87. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike. 2010, S. 493–494.
  88. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike. 2010, S. 502.
  89. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike. 2010, S. 511.
  90. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike. 2010, S. 515.
  91. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike. 2010, S. 555–556.
  92. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike. 2010, S. 488–489.
  93. Christian Marek: Geschichte Kleinasiens in der Antike. 2010, S. 575.
  94. Der Beitrag folgt hier der knappen Darstellung von Sabine Hübner: Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens. Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08727-3.
  95. Zu den kleinasiatischen Häresien vgl. William Moir Calder: The Epigraphy of the Anatolian Heresies. In: Anatolian Studies presented to Sir William Ramsay. Manchester University Press, Manchester 1923, S. 59–91.
  96. Codex Theodosianus 5, 18, 1; Elisabeth Herrmann-Otto: Die Gesellschaftsstruktur der Spätantike. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hrsg.): Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. von Zabern, Mainz am Rhein 2007, ISBN 978-3-8053-3688-8, S. 188.
  97. Peter Sarris: Empires of Faith. The Fall of Rome to the Rise of Islam, 500–700. Oxford University Press, Oxford 2011, S. 31.
  98. Hans-Georg Beck: Das byzantinische Jahrtausend. C. H. Beck, München 1994, ISBN 3-406-05997-X, S. 47.
  99. Leslie Brubaker: Inventing Byzantine Iconoclasm. London 2012, S. 32ff.
  100. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. 2008, S. 7.
  101. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. 2008, S. 7–8.
  102. Hans Theunissen: Ottoman-Venetian Diplomatics: The 'ahd-names. The Historical Background and the Development of a Category of Political-Commercial Instruments together with an Annotated Edition of a Corpus of Relevant Documents. In: Electronic Journal of Oriental Studies 1, 2, 1998, S. 1–698, hier S. 14.
  103. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. 2008, S. 24–25.
  104. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. 2008, S. 25.
  105. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. 2008, S. 28.
  106. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. 2008, S. 10.
  107. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. 2008, S. 16–17.
  108. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300–1922. 2008, S. 18.
  109. Hakan Özoğlu: Kurdish Notables and the Ottoman State. Evolving Identities, Competing Loyalties, and Shifting Boundaries. State University of New York Press 2004, S. 26.
  110. Hakan Özoğlu: Kurdish Notables and the Ottoman State. Evolving Identities, Competing Loyalties, and Shifting Boundaries. State University of New York Press 2004, S. 27.
  111. Dies und das Folgende nach Oliver Jens Schmitt: Levantiner. Lebenswelten und Identitäten einer ethnokonfessionellen Gruppe im osmanischen Reich im „langen 19. Jahrhundert“. Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-57713-1, S. 91.
  112. Wolfgang Gust (Hrsg.): Der Völkermord an den Armeniern 1915/16. Dokumente aus dem Politischen Archiv des deutschen Auswärtigen Amtes. zu Klampen, Springe 2005, S. 519.
  113. David McDowall: A Modern History of the Kurds. 2004, S. 399.
  114. Martin Strohmeier, Lale Yalçın-Heckmann: Die Kurden. C. H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-42129-6, S. 103.
  115. David McDowall: A Modern History of the Kurds. 2004, S. 402.
  116. David McDowall: A Modern History of the Kurds. 2004, S. 410.
  117. David McDowall: A Modern History of the Kurds. 2004, S. 413.
  118. Şeyda Ozil: Stand und Perspektive der Germanistik in der Türkei. In: Manfred Durzak, Nilüfer Kuruyazıcı (Hrsg.): Interkulturelle Begegnungen. Festschrift für Şara Sayın. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2899-6, S. 268.

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