Präkeramisches Neolithikum B

Das Präkeramische Neolithikum B oder PPNB (für Pre-Pottery Neolithic B) wurde von Kathleen Kenyon auf Grund der Befunde von Jericho definiert.[4] Es ist die jüngere Stufe des Akeramikums und folgt auf das Präkeramische Neolithikum A (PPNA) der Levante.[4] Das PPNB bezeichnet eine Epoche, in der bereits sesshafter Ackerbau und Viehhaltung betrieben wurden, keramische Gefäße dagegen in der Region unbekannt waren. Aus Ton und anderen Materialien wurden kleine Tier- und Menschenfiguren hergestellt (Cafer Höyük, Mureybet). Gefäße wurden aus Gips oder gebranntem Kalk (Vaisselles Blanches oder White ware) angefertigt. Auch Steingefäße sind bekannt, teilweise in Tierform (Bouqras). Aus ʿAin Ghazal (Jordanien) sind menschliche Hohlfiguren bekannt, die aus einem kalkhaltigen Material angefertigt sind.

Der Alte Orient
Zeitleiste nach kalibrierten C14-Daten
Epipaläolithikum12000–9500 v. Chr.
Kebarien
Natufien
Khiamien
Präkeramisches Neolithikum9500–6400 v. Chr.
PPNA9500–8800 v. Chr.
PPNB8800–7000 v. Chr.
PPNC[1]7000–6400 v. Chr.
Keramisches Neolithikum6400–5800 v. Chr.
Umm Dabaghiyah-Kultur6000–5800 v. Chr.
Hassuna-Kultur5800–5260 v. Chr.
Samarra-Kultur[2]5500–5000 v. Chr.
Übergang zum Chalkolithikum5800–4500 v. Chr.
Halaf-Kultur[3]5500–5000 v. Chr.
Chalkolithikum4500–3600 v. Chr.
Obed-Zeit5000–4000 v. Chr.
Uruk-Zeit4000–3100/3000 v. Chr.
Frühbronzezeit3000–2000 v. Chr.
Dschemdet-Nasr-Zeit3000–2800 v. Chr.
Frühdynastikum2900/2800–2340 v. Chr.
Akkadzeit2340–2200 v. Chr.
Neusumerische/Ur-III-Zeit2340–2000 v. Chr.
Mittelbronzezeit2000–1550 v. Chr.
Isin-Larsa-Zeit[2]/altassyrische Zeit[3]2000–1800 v. Chr.
Altbabylonische Zeit1800–1595 v. Chr.
Spätbronzezeit1550–1150 v. Chr.
Kassitenzeit[2]1580–1200 v. Chr.
Mittelassyrische Zeit[3]1400–1000 v. Chr.
Eisenzeit1150–600 v. Chr.
Isin-II-Zeit[2]1160–1026 v. Chr.
Neuassyrische Zeit1000–600 v. Chr.
Neubabylonische Zeit1025–627 v. Chr.
Spätbabylonische Zeit626–539 v. Chr.
Achämenidenzeit539–330 v. Chr.
Jahreszahlen nach der mittleren Chronologie (gerundet)

Das „PPNB“ ist die differenzierte zeitliche Zuordnung für einen Abschnitt des präkeramischen Neolithikums in einer bestimmten Region zu einer zeitlich zuordenbaren Epoche.

Verbreitung

Das PPNB ist in Syrien, Israel, Palästina, Jordanien und Südost-Türkei verbreitet.

Hausbau und Siedlungsweise

Die Häuser sind typischerweise mehrräumig und rechteckig, im Gegensatz zu den Rundhäusern der vorhergehenden Epoche.[4] Gute Beispiele sind aus Çayönü (grill-plan houses) und Cafer Höyük bekannt.

Lithisches Inventar

Ein bidirektionaler Abbau kielförmiger Kerne ist typisch. An Geräten sind Kratzer, Pfeilspitzen, Sichelklingen, Bohrer und Beile (z. B. Nahal Lavan 109) bekannt. Für das PPNB spezifische Formen sind:

  • Çayönü-Geräte, lange, lateralretuschierte Klingen mit deutlich verdicktem Proximalende von bisher unbekanntem Zweck
  • Byblos-Spitzen, von denen man mehrere Entwicklungsstufen kennt
  • Blattförmige Spitzen mit basaler Flächenretusche
  • Spitzen mit gekappter Basis (truncated base points)
  • Helwan-Spitzen

Als Rohmaterial wurde Feuerstein und anatolischer Obsidian verwendet.

Bestattungen

Bekannt sind vor allem Siedlungsbestattungen. Grabbeigaben werden üblich, ebenso nehmen gegenüber dem PPNA Tierknochenfunde zu. Die Gesichter der Toten wurden teilweise aus Gips nachgebildet (Jericho, Nahal Hemar). Der Schädel wird häufig bearbeitet oder entnommen, zur Schau gestellt und anschließend gesondert bestattet.[5]

Chronologie

Das PPNB wird in das 88007000 v. Chr. datiert und entspricht den Stufen 3–4 des Maison de l'Orient. Die Datierung des Endes von PPNB hängt davon ab, ob man eine eigenständige Phase PPNC (7000 – 6400 v. Chr.) abtrennt, wie vielfach in Israel üblich, oder diese dem ausgehenden PPNB (PPNB final) zurechnet.

Verwandte Erscheinungen

Teilweise werden auch das zypriotische PPNB und die akeramischen Kulturen Zentralanatoliens (Cafer Höyük) dem PPNB zugerechnet.

Wichtige Fundorte

Literatur

  • Jacques Cauvin: The birth of the Gods and the origins of agriculture. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2000, ISBN 0-521-65135-2 (Originaltitel: Naissance des divinités, naissance de l'agriculture. La Révolution des symboles au Néolithique. CNRS, Paris 1994, ISBN 2-271-05151-7)

Einzelnachweise

  1. in der Levante
  2. in Südmesopotamien
  3. in Nordmesopotamien
  4. Jacques Cauvin: The birth of the Gods and the origins of agriculture. Cambridge 2000, S. 78, (Online).
  5. Ian Kuijt: The Regeneration of Life. Neolithic Structures of Symbolic Remembering and Forgetting. In: Current Anthropology. Band 49, Nr. 2, 2008, S. 171–197, JSTOR 526097, (bietet eine gute Übersicht über die angewandten Praktiken).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.