Weichweizen
Weichweizen (Triticum aestivum; Synonym: Triticum vulgare Vill.), auch als Brotweizen oder Saat-Weizen bezeichnet, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Die hexaploide Getreideart Weichweizen ist eine der ältesten Kulturpflanzen und entstand vor rund 9000 Jahren als sogenannter Additionsbastard, das heißt als allohexaploide Art aus tetraploidem Emmer (Triticum dicoccum) und diploidem Ziegengras (Aegilops tauschii).[1]
Weichweizen | ||||||||||||
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Feld mit Weichweizen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Triticum aestivum | ||||||||||||
L. |
Weichweizen ist die wirtschaftlich bedeutendste Weizenart und wird zur Herstellung von Brot, anderen Backwaren, Malz, Futtermittel, zur Stärkegewinnung etc. eingesetzt. Im Unterschied zum Hartweizen (Triticum durum) hat er ein deutlich weicheres, mehligeres Korn und einen geringeren Proteinanteil.
Beschreibung
Zu den Bezeichnungen der einzelnen Pflanzenteile:
Der Weichweizen wird als Winter- oder Sommergetreide angebaut und wächst dann als Winterannuelle, einjährige krautige Pflanze – in der Fachsprache Therophyt genannt. Er erreicht Wuchshöhen von 40 bis 100 Zentimeter, selten bis 150 Zentimeter. Der Halm ist dünnwandig und hohl. Die Knoten (Nodien) sind kahl oder schon früh kahl werdend. Die 6 bis 16 Millimeter breiten Blattspreiten sind zunächst weich behaart und werden später häufig kahl und rau.
Der ährige Blütenstand ist ohne Grannen 6 bis 18 Zentimeter lang, dabei mindestens dreimal so lang wie breit. Sie ist dicht und im Querschnitt quadratisch. Die Ährenachse ist nicht brüchig, es handelt sich also um einen Nacktweizen. Die Ansatzstelle der Ährchen besitzt keine Haarbüschel. Im oberen Bereich sind die Achsenabstände zwischen den Ährchen 4 bis 8 Millimeter groß. Die Ährchen sind drei- bis sechsblütig, rund gleich lang wie breit. Fertil sind die unteren drei bis fünf Blüten. Die Hüllspelzen sind rund 10 Millimeter lang, sie haben nur im oberen Bereich einen Kiel, unten sind sie gerundet. Der Kiel läuft in einen kurzen und stumpfen Zahn aus. Die Deckspelzen sind unbegrannt und haben einen kurzen Zahn, oder sie haben eine bis 15 cm lange Granne. Die Bestäubung erfolgt durch Fremd- oder Selbstbestäubung.
Die Frucht ist zur Fruchtreife locker von der Deck- und Vorspelze umhüllt und fällt aus. Das Endosperm ist mehlig oder glasig. Die Keimung erfolgt nur bei Temperaturen über +4 °C.
Bei Weichweizen ist Chromosomengrundzahl x = 7, er ist hexaploid, die Chromosomenzahl beträgt 6n = 42.
Herkunft
Die frühesten Funde von Weichweizen stammen aus der Fundstelle Can Hasan in der zentralanatolischen Provinz Karaman aus dem 7. Jahrtausend vor Christus.[2] Entstanden ist Triticum aestivum mit seinen sechs Chromosomensätzen AABBDD aus der Kreuzung von tetraploidem Emmer AABB (Triticum dicoccum) und diploidem Ziegengras DD (Aegilops tauschii).[1]
Genom
Das Genom des Weichweizens besteht aus 17 Milliarden Basenpaaren (17 Gigabasenpaare) und umfasst zwischen 94.000 und 96.000 Gene, die sich auf 6 Chromosomensätze verteilen.[1] Im August 2018 berichtete das Magazin Science, dass das International Wheat Genome Sequencing Consortium das Genom des Weichweizens fast komplett entschlüsselt habe.[3][4]
Gewicht
Weichweizen hat ein Hektolitergewicht von 62–87, entsprechend 620–870 g/l oder kg/m³.
Anbau und Nutzung
Weichweizen wird als Brotgetreide zur Herstellung von Backwaren, und zur Herstellung von Malz für Weizenbier verwendet. Beim Mahlen fällt als Nebenprodukt die Weizenkleie an, die als Kraftfutter in der Tiermast dient, aber auch als Lebensmittel verwendet wird.
Ein kleinerer Anteil des Weich- und Hartweizens wird industriell zur Stärkegewinnung genutzt. Andere Getreide haben hier eine größere Bedeutung, wie beispielsweise Mais, aus dem 80 Prozent der weltweit erzeugten Getreidestärke stammt, während Weizenstärke 9 Prozent ausmacht.[5] Da Weichweizen mit etwa 70 Prozent einen höheren Stärkeanteil als Hartweizen mit 60 Prozent hat, eignet er sich besser für die industrielle Nutzung. Neben der Stärke- umfasst dies auch die Bioethanolproduktion.[6] In Deutschland wurden im Jahre 2007 mit 1,03 Millionen Tonnen rund fünf Prozent der Weizenproduktion zur Gewinnung von Stärke und Stärkederivaten eingesetzt.[7][8]
Durch den zeitweiligen starken Preisanstieg der Jahre 2007/08 hatte die industrielle Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs Weizen (zum Beispiel für Ethanol und Stärke) etwas abgenommen. Durch die nun wieder höhere Produktion und gesunkenen Preise wurde für 2008/09 ein Anstieg der weltweiten industriellen Nutzung des Weizens um sechs Prozent auf 18 Millionen Tonnen erwartet.[9] Bei einer weltweiten Weizenerzeugung von etwa 690 Millionen Tonnen 2008 entspricht dies fast drei Prozent.[10]
Durchschnittliche Zusammensetzung
Die Zusammensetzung von Weichweizen schwankt naturgemäß, sowohl in Abhängigkeit von der Sorte, den Umweltbedingungen wie Boden und Klima, als auch von der Anbautechnik je nach Düngung und Pflanzenschutz.
Angaben je 100 Gramm essbarem Anteil:[11]
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Der physiologische Brennwert beträgt 1263 kJ (302 kcal) je 100 Gramm essbarem Anteil.
Zum Vergleich der Inhaltsstoffe von Weichweizen und Dinkel siehe Dinkel#Inhaltsstoffe
Qualität
Bei Weichweizen für Backzwecke werden in Deutschland verschiedene Qualitätsstufen unterschieden. Wichtige Parameter sind die Volumenausbeute in dem standardisierten Backversuch Rapid-Mix-Test, der Proteingehalt, die Fallzahl und andere Qualitätsmerkmale. Die Einteilung des deutschen Bundessortenamtes umfasst die Stufen[12]:
- E-Weizen (Eliteweizen)
- A-Weizen (Qualitätsweizen, auch Aufmischweizen genannt)[13]
- B-Weizen (Brotweizen)
- C-Weizen (sonstiger Weizen)
Literatur
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-Rom, Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6.
Weblinks
- Weichweizen im National Center for Biotechnology Information (NCBI)
- Weichweizen. FloraWeb.de
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Triticum aestivum L. , nom. cons. (vs. T. hybernum L. 1753 nom rej.) In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland/Blumen in Schwaben
- Beschreibende Sortenliste Getreide, Mais, Öl- und Faserpflanzen, Leguminosen, Rüben, Zwischenfrüchte 2014. Information des Bundessortenamts mit umfassender Beschreibung und Eigenschaftsvergleichen verschiedener Weichweizensorten und anderer Nutzpflanzen.
Einzelnachweise
- Rachel Brenchley et al.: Analysis of the bread wheat genome using whole-genome shotgun sequencing. Nature 491, 705–710, 29. November 2012 doi:10.1038/nature11650, 29. November 2012, abgerufen am 3. Dezember 2012 (englisch).
- M. E. Kislev: Emergence of Wheat Agriculture. In: Paléorient, Bd. 10, Nr. 2, 1984, S. 61–70.
- Elizabeth Pennisi: Wheat’s complex genome finally deciphered, offering hope for better harvests and nonallergenic varieties. In: Science, 16. August 2018
- Erbgut des Weizens entschlüsselt. n-tv.de, 16. August 2018
- world-grain.com: Starch – versatile and in demand. Januar 2004.
- B. F. Carver: Wheat Science and Trade. Wiley-Blackwell, Ames (Iowa) 2009, ISBN 978-0-8138-2024-8.
- Fachverband der Stärkeindustrie: Zahlen & Daten. Aktuelle statistische Daten zu Rohstoffen, Produkten, Umsätzen, abgerufen am 2. März 2010
- Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Besondere Ernte- und Qualitätsermittlung 2009.
- world-grain.com: Wheat – New-season projections raise hopes for relief from tight gobal supplies. 1. Mai 2008.
- Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen: FAOSTAT – Production – Crops. Datenbank zu statistischen Informationen im Bereich Landwirtschaft, abgerufen am 2. März 2010.
- Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, Garching (Hrsg.): Lebensmitteltabelle für die Praxis. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8047-2679-6, S. 241.
- Bundessortenamt: Beschreibende Sortenliste (PDF-Datei; 704 kB) Hannover, 2014, S. 122ff., abgerufen 15. Januar 2015.
- Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayern: Pflanzenbau in Unterfranken (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 2. März 2010.