Präkeramisches Neolithikum A
Das Präkeramische Neolithikum A ist der älteste Abschnitt des Präkeramischen Neolithikums (abgekürzt PPNA, nach engl. Pre-Pottery Neolithic A) im Vorderen Orient. Der von Kathleen Kenyon anhand der Stratigraphie von Jericho definierte Abschnitt bezeichnet eine epipaläolithische (auch protoneolithische) und frühjungsteinzeitliche Epoche zwischen 9.500 und 8.800 v. Chr. in der Levante und im nördlichen Teil des Fruchtbaren Halbmonds, in der die Herstellung von Tongefäßen noch nicht bekannt war.[4]
Der Alte Orient | |
---|---|
Zeitleiste nach kalibrierten C14-Daten | |
Epipaläolithikum | 12000–9500 v. Chr. |
Kebarien | |
Natufien | |
Khiamien | |
Präkeramisches Neolithikum | 9500–6400 v. Chr. |
PPNA | 9500–8800 v. Chr. |
PPNB | 8800–7000 v. Chr. |
PPNC[1] | 7000–6400 v. Chr. |
Keramisches Neolithikum | 6400–5800 v. Chr. |
Umm Dabaghiyah-Kultur | 6000–5800 v. Chr. |
Hassuna-Kultur | 5800–5260 v. Chr. |
Samarra-Kultur[2] | 5500–5000 v. Chr. |
Übergang zum Chalkolithikum | 5800–4500 v. Chr. |
Halaf-Kultur[3] | 5500–5000 v. Chr. |
Chalkolithikum | 4500–3600 v. Chr. |
Obed-Zeit | 5000–4000 v. Chr. |
Uruk-Zeit | 4000–3100/3000 v. Chr. |
Frühbronzezeit | 3000–2000 v. Chr. |
Dschemdet-Nasr-Zeit | 3000–2800 v. Chr. |
Frühdynastikum | 2900/2800–2340 v. Chr. |
Akkadzeit | 2340–2200 v. Chr. |
Neusumerische/Ur-III-Zeit | 2340–2000 v. Chr. |
Mittelbronzezeit | 2000–1550 v. Chr. |
Isin-Larsa-Zeit[2]/altassyrische Zeit[3] | 2000–1800 v. Chr. |
Altbabylonische Zeit | 1800–1595 v. Chr. |
Spätbronzezeit | 1550–1150 v. Chr. |
Kassitenzeit[2] | 1580–1200 v. Chr. |
Mittelassyrische Zeit[3] | 1400–1000 v. Chr. |
Eisenzeit | 1150–600 v. Chr. |
Isin-II-Zeit[2] | 1160–1026 v. Chr. |
Neuassyrische Zeit | 1000–600 v. Chr. |
Neubabylonische Zeit | 1025–627 v. Chr. |
Spätbabylonische Zeit | 626–539 v. Chr. |
Achämenidenzeit | 539–330 v. Chr. |
Jahreszahlen nach der mittleren Chronologie (gerundet) |
Kenyon ging davon aus, dass bereits ein „effizienter Anbau existiert haben musste“, da die Forschung damals noch davon ausging, dass Jäger und Sammler unter sehr unsicheren und wenig ertragreichen wirtschaftlichen Verhältnissen leben würden. Die Zuordnung zu den jungsteinzeitlichen Kulturen war demnach rein hypothetisch. Heute weiß man, dass nomadisches Jagen und Sammeln weniger Aufwand und größere Sicherheit vor Nahrungsengpässen brachte als der frühzeitliche Getreideanbau. Im A-Horizont des präkeramischen Neolithikums lebten die Menschen nach heutigen Erkenntnissen noch weitgehend wildbeuterisch, während die Landwirtschaft nur ein saisonales „Experimentierfeld“ war. Insofern wird der Begriff PPN-A seit 1988 nicht mehr als Kulturbezeichnung, sondern nur noch für den zeitlichen Horizont (Dreiperiodensystem) verwendet.[5]
Das „PPNA“ ist die differenzierte zeitliche Zuordnung für einen Abschnitt des präkeramischen Neolithikums in einer bestimmten Region zu einer zeitlich zuordenbaren Epoche.
Materielle Kultur
Es gibt aber Menschen- und Tierfiguren aus Ton, Gefäße wurden unter anderem aus Gips, Stein und gebranntem Kalk (vaiselles blanches, white ware) hergestellt. Pflanzenanbau und Haustierhaltung waren im Anfangsstadium. Typisch sind Rundhäuser mit Terrazzo-Fußboden. Die Folgeperiode nennt sich Präkeramisches Neolithikum B.
Es werden mehrere regionale Ausprägungen unterschieden, wie das Sultanien (Palästina), Aswadien (Region um Damaskus) und Mureybetien (Mittlerer Euphrat).
Lithisches Inventar
- El-Khiam-Spitzen
- bifaziale Silexbeile (tranchet-axes)
- Aswad-Spitzen
Wichtige Fundorte
- Jericho, Palästina
- Göbekli Tepe, Ost-Türkei
- Tell Aswad, Syrien
- Jerf el Achmar, Syrien
- El Khiam, Palästina
- Mureybet, Phase III, Syrien
Der Begriff wird auch für das präkeramische Neolithikum Anatoliens angewendet, eine Praxis, die Rosenberg und Erim-Özdoğan kritisieren.[6]
Literatur
- Ofer Bar-Yosef: The PPNA in the Levant – an overview. In: Paléorient. Band 15, Nr. 1, 1989, S. 57–63, doi:10.3406/paleo.1989.5111.
- Jacques Cauvin: The birth of the Gods and the origins of agriculture. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2000, ISBN 0-521-65135-2.
- Kate Santon: Archäologie. Die bedeutendsten Funde der Menschheit. Parragon, Bath 2007, ISBN 978-1-4075-0662-3.
Einzelnachweise
- in der Levante
- in Südmesopotamien
- in Nordmesopotamien
- Ian Kuijt, Bill Finlayson: Evidence for food storage and predomestication granaries 11,000 years ago in the Jordan Valley. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 106, Nr. 27, 2009, S. 10966–10970, doi:10.1073/pnas.0812764106.
- Marion Benz: Die Neolithisierung im Vorderen Orient. Theorien, archäologische Daten und ein ethnologisches Modell (= Studies in Early Near Eastern Production, Subsistence, and Environment. 7). 2., kaum veränderte Auflage. Ex oriente, Berlin 2008, ISBN 3-9804241-6-2, S. 31–36, (pdf-Version).
- Michael Rosenberg, Aslı Erim-Özdoğan: The Neolithic in Southeastern Anatolia. In: Gregory McMahon, Sharon Steadman (Hrsg.): The Oxford Handbook of Ancient Anatolia, 10,000-323 BCE. Online Publication Date: November 2012. Oxford University Press, Oxford 2012, doi:10.1093/oxfordhb/9780195376142.013.0006.