Feucht (Mittelfranken)
Feucht ist ein Markt im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land und liegt direkt angrenzend am südöstlichen Stadtrand Nürnbergs.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Mittelfranken | |
Landkreis: | Nürnberger Land | |
Höhe: | 360 m ü. NHN | |
Fläche: | 9,81 km2 | |
Einwohner: | 14.003 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1427 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 90537 | |
Vorwahl: | 09128 | |
Kfz-Kennzeichen: | LAU, ESB, HEB, N, PEG | |
Gemeindeschlüssel: | 09 5 74 123 | |
Marktgliederung: | 5 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Hauptstraße 33 90537 Feucht | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Jörg Kotzur (parteilos) | |
Lage des Marktes Feucht im Landkreis Nürnberger Land | ||
Geographie
Lage
Rundum vom Reichswald umgeben wird das Ortsbild von Feucht wesentlich geprägt durch das von Nordosten nach Südwesten verlaufende grüne Band des Gauchsbachtales. Um 1928 begradigt und im Innenbereich in ein Betonbett gefasst, wurde der Bachlauf durch verschiedene Renaturierungsmaßnahmen wieder mäandriert.
Gemeindegliederung
Der Markt Feucht hat fünf Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Feucht (Hauptort)
- Gauchsmühle (Einöde)
- Hahnhof (Dorf)
- Moosbach (Kirchdorf)
- Weiherhaus (Weiler)
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind (im Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Nürnberg, Winkelhaid, Schwarzenbruck und Wendelstein.
Geschichte
Mittelalter
Vermutlich im 8. bis spätestens 10. Jahrhundert wurde vom damaligen Herzogs- bzw. Königshof in Altdorf (bzw. von Altdorf-Rasch) aus eine Tochterkapelle in Feucht gegründet. Im Jahre 1189[4] erfolgte die erste Nennung Feuchts, damals gehörte der Ort zu dem von Nürnberg aus verwalteten Reichsdominium und war Sitz eines Reichsdienstmannengeschlechts. Zu Feucht gehörte ab dem 11./12. Jahrhundert eine Zollstelle für den Brückenzoll über die Schwarzach bei Ochenbruck.[5]
Der Name des Ortes wird auf das althochdeutsche viuhtje – fichta zurückgeführt, also auf die Fichte (mundartlich Féichdn). Das Wappen zeigt das sogenannte Zeidelmännchen mit der Armbrust über der Schulter neben einem Wappen stehend, das auf grünem Grund einen Bienenkorb zeigt.[6] Feucht war seit dem Mittelalter aufgrund seiner Lage im kaiserlichen Reichswald ein Zentrum der Bienenhaltung mit Honig- und Wachsgewinnung, der sogenannten Zeidlerei. Der Feuchter Honig war früher Grundlage für die berühmten Nürnberger Lebkuchen. 1296 hatten die Zeidler eine eigene Gerichtsbarkeit und einen eigenen Zeidelmeister. 1350 erhielten die Zeidler von Kaiser Karl IV. Privilegien: ein eigenes Zeidelgericht (bis 1796) und Zeidlerrechte. Dafür waren sie dem Kaiser zum Waffendienst mit der Armbrust verpflichtet.
Mit dem Untergang der Staufer löste sich das Reichsland bzw. Reichsdominium auf. In das Machtvakuum stießen die Burggrafen von Nürnberg und die Reichsstadt Nürnberg. Im Reichswald sicherte sich die Stadt Nürnberg zahlreiche Rechte, doch war die genaue Abgrenzung (insbesondere der Gerichtsbarkeit) nicht geregelt. Erst als die Burggrafen mit der Mark Brandenburg belehnt wurden und Geld brauchten, kam es zur Einigung: Die Reichsstadt Nürnberg erwarb 1427 die meisten Rechte, der Burggraf behielt jedoch einige Rechte (den hohen Wildbann, das Landgericht und Waldrechte). Daraus leiteten die Burggrafen bzw. Markgrafen von Ansbach-Bayreuth später Ansprüche auf den ganzen Reichswald und auch auf Feucht ab.
Infolge der Hussitenzüge (1429/30) erhielt Nürnberg 1431 vom Kaiser das Recht, Feucht zu befestigen. 1439–41 wurden Milizen zur Hussitenabwehr gebildet. Feucht wurde Sitz einer Oberhauptmannschaft, zu der auch die Nachbarorte Ochenbruck, Schwarzenbruck, Gauchsmühle, Moosbach, Rummelsberg und Affalterbach Kräfte bereitstellten.[7]
Neuzeit
Als 1497 der Reichstag den gemeinen Pfennig, eine Steuer aller über 15-Jährigen beschloss, wurden in Feucht 80 Haushalte mit 200 Personen über 15 Jahren gezählt.
1504 zogen im Landshuter Erbfolgekrieg 2000 pfälzische Soldaten von Neumarkt heran und brannten Feucht und die Zollgebäude in Ochenbruck nieder. 1525 wurde die Reformation eingeführt und 1550 kaufte die Reichsstadt Nürnberg weitere 21 Anwesen in Feucht, um ihre Herrschaft in dem Ort abzusichern. 1552/53 wurden Feucht und die Zollgebäude in Ochenbruck im Zweiten Markgrafenkrieg erneut zerstört.
Im Dreißigjährigen Krieg litt die Gemeinde, wie viele andere Orte im Nürnberger Land, unter Einquartierungen:
- Oktober 1621: Truppen unter Ernst von Mansfeld (evangelische Union)
- Ende 1621: 21.000 kaiserliche Soldaten unter Tilly, in Verfolgung Mansfelds
- 1632–34 wechselnde Einquartierungen. Zu dieser Zeit lagen sich in Nürnberg Wallenstein und Gustav Adolf gegenüber.
- September 1649: Die schwedischen Truppen verlassen Feucht.
Auch in den folgenden Kriegen belasteten Truppendurchzüge Feucht (1697, 1709/10, 1735/38, 1791, 1795–99).
1792 dankte der letzte Markgraf Karl Alexander ab und verkaufte sein Land dem Königreich Preußen. Der preußische Minister Freiherr von Hardenberg, der in Ansbach seinen Sitz hatte, setzte die jahrhundertelang beanspruchte Landeshoheit über die Reichswälder durch. 1796 besetzten preußische Truppen das Nürnberger Umland.[8] Feucht kam zum Amt Burgthann (mit Sitz in Oberferrieden).
1800 kam es bei Feucht zu Gefechten zwischen französischen und österreichischen Truppen. 1805/06 gab es weitere Truppendurchzüge.
Am 6. März 1806 musste Preußen auf französischen Druck die Provinz Ansbach an das Königreich Bayern abtreten. Feucht kam zu dem 1808 eingerichteten königlichen Landgericht Altdorf.
Der Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals (Eröffnung: 1846) erfüllte die wirtschaftlichen Erwartungen nicht. 1871 erhielt Feucht aber durch die Eröffnung der Bahnstrecke Regensburg–Nürnberg wirtschaftliche Impulse. 1878 wurde die Bahnstrecke Feucht–Altdorf eröffnet, 1886 die Bahnstrecke Feucht–Wendelstein. Als Folge des Kieferspannerfraßes in den Reichswäldern (1892–1896) mussten weite Flächen des Waldes gerodet werden; dies führte viele Waldarbeiter nach Feucht.
20. Jahrhundert
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden mehrere Kleinsiedlungen (zumeist Eigenheime) errichtet:
- ca. 1922 die Alte Siedlung nordöstlich gegenüber dem Bahnhof
- ab 1935 die Jägersruh
- ab 1935 das Schottenfeld
- ab 1938 die Zeidlersiedlung
- ab 1938 die Mietshaussiedlung am Bahnhof
Ab 1934 wurde im Reichswald bei Feucht eine Munitionsanstalt (Muna) errichtet, ein eigener Bahnanschluss gebaut und große Mengen Munition verarbeitet und gelagert.[9] Während des Krieges waren dort zusätzliche Baracken errichtet, in denen Zwangsarbeiter sowie polnische und sowjetische Kriegsgefangene beschäftigt wurden.[10]
Ebenfalls vor dem Krieg wurde die heutige A9 Berlin–München direkt am Westrand des Ortes gebaut. Der benötigte Sand wurde in einer Sandgrube im Westen gewonnen, daraus entstand ein Baggersee, der in den 1970er Jahren zum Jägersee renaturiert wurde.
Mit dem Beginn des Luftkrieges wurden in Feucht als Teil der Flugabwehr für Nürnberg mehrere Flak-Stellungen eingerichtet: an der Kreuzung Schwabacher Straße/B8, an der Altdorfer Straße auf Höhe des heutigen Freibads und am Fischbacher Weg. Flakscheinwerfer standen im Norden, Horchgeräte im Süden und Osten des Marktes.[11]
Im März 1943 fielen (wahrscheinlich als Fehlwürfe des Angriffes am 8./9. März auf Nürnberg) einige Bomben auf Feucht und Häuser beim Friedhof brannten aus. Am 10./11. August wurde Feucht (wohl ebenfalls durch Fehlwürfe des Angriffes auf Nürnberg) schwerer getroffen: 15 Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt, 12 Häuser wurden leicht beschädigt.[12]
Zum Ende des Krieges näherten sich am 17. April 1945 von Altdorf amerikanische Einheiten des 3. Bataillons des 157. Infanterieregimentes und drangen ohne Gegenwehr über die Altdorfer Straße und das Gauchsbachtal nach Feucht ein. Die Muna-Besatzung und der Volkssturm hatten sich vorher abgesetzt.[13]
Nach dem Krieg wurden in der Muna Bunker und Munitionsbestände von den Amerikanern gesprengt. Im Sommer 1946 entstanden dabei wiederholt Waldbrände. Am 4. Mai 1946 geriet ein Waldbrand außer Kontrolle, viel Munition sowie ein Güterzug mit 300 Gefechtsköpfen der V2 und 50 Gebäude explodierten; wegen Gasgefahr wurde der Ort evakuiert.[9]
Die an der Großen Straße in Nürnberg stationierte amerikanische Hubschraubereinheit benötigte eine neue Basis – hierfür wurde 1964 neben der Muna ein Hubschrauberflughafen errichtet, auf dem zeitweise bis zu 50 Hubschrauber stationiert wurden. Ein Standortübungsplatz für die amerikanischen Soldaten in der ehemaligen SS-Kaserne (in der Nürnberger Südstadt) wurde Anfang der 70er Jahre geplant, aber nach Protesten der Bevölkerung nicht verwirklicht.
In den 1970er Jahren fanden auf der amerikanischen Basis Tage der offenen Tür des amerikanischen Militärs und auch Modellflugtage statt.
Feucht erlebte in den Nachkriegsjahren, auch durch den Zuzug von Vertriebenen, ein starkes Bevölkerungswachstum. Der Markt ist eine Pendlergemeinde mit einem Anteil von 75 % Zugezogenen (Stand 1977).
2008 bis 2010 wurde der Ortskern von Feucht baulich neu und umgestaltet.
- St.-Jakobs-Kirche, 2019
- Herz-Jesu-Kirche, 2019
Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. April 1971 Teile der aufgelösten Gemeinde Moosbach eingegliedert.[14]
Religion
Kirchengemeinden
- Evangelische Kirche St. Jakob mit Heilig-Geist-Kirche in Moosbach
- Katholische Kirche Herz Jesu
- Neuapostolische Kirche
- Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Konfessionsstatistik
Gemäß dem Zensus 2011 waren 41,0 % der Einwohner evangelisch, 29,9 % römisch-katholisch und 29,1 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[15] Ende Dezember 2019 waren von den Einwohnern 34,5 % evangelisch, 26,3 % römisch-katholisch und 39,2 % konfessionslos oder gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an.[16]
Politik
Erster Bürgermeister ist seit 2020 Jörg Kotzur (parteilos), zweiter Bürgermeister ist Oliver Siegl (CSU) und dritte Bürgermeisterin ist Rita Bogner (Bündnis 90/Die Grünen Bayern).
Die Zusammensetzung des Marktgemeinderates:
(Stand: Ergebnis der Gemeinderatswahl 2020 am 15. März 2020)
Kommunale Partnerschaften werden mit der Pfarre Leutschach in der Steiermark (seit 1985) sowie mit Crottendorf in Sachsen (seit 1990) gepflegt.
Wappen
Blasonierung: „In Silber ein stehender Armbrustschütze in grünem Wams mit rot gefütterten Ärmeln und Kappe und rotem Gürtel, weißem Unterkleid und Kragen, goldener Hose und roten Schuhen, der mit der Rechten eine goldene Armbrust schultert und die Linke, in der er zwei gekreuzte silberne Pfeile hält, auf einen grünen Schild, darin ein goldener Bienenkorb, stützt.“[18]
Dieses Wappen wird seit 1922 geführt. | |
Wappenbegründung: Feucht liegt im einstigen Reichsforst und wurde zum Gerichtsort der im Wald tätigen Zeidler, die mit der Waldbienennutzung belehnt waren. Sie mussten dafür Armbrustschützen für den Reichsheerbann stellen und Naturalabgaben in Form von Honig leisten. Ihre Privilegien sind seit 1296 belegt. Die Farben Rot und Silber sind dem kleinen Wappen der Reichsstadt Nürnberg entnommen, die für Feucht 1431 das Befestigungsrecht erhielt. Das Wappen orientiert sich in etwas abgewandelter Form an dem Zeichen der Zeidelmeister aus dem 17. Jahrhundert. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Kommune betreut den Kulturkreis Markt Feucht, der mit ausgewählten Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerten, Theateraufführungen sowie speziellen Darbietungen für Kinder und Jugendliche das kulturelle Leben in Feucht bereichern will. Dabei werden die Arbeiten ortsansässiger Künstler sowie der örtlichen Vereine unterstützt.
Ein für alle Interessierten offener Arbeitskreis Chronik sammelt historische Fotografien, Zeitzeugen-Berichte und dergleichen, um (Alt- und) Neubürgern und anderen Interessierten, vor allem aber den folgenden Generationen Einblicke in die jüngere Geschichte Feuchts zu eröffnen und zu erhalten.
Bauwerke
- Pfinzingschloss (auch: Schloss Mornek)
- Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum vor dem Pfinzingschloss
- Zeidelmuseum im historischen Hutzlerhaus
- Zeidlerschloss (auch: Schloss im Kartäuserweiher)
- Tucherschloss mit Barockgarten
- Zeidelgericht (neben dem Zeidlerschloss)
- Das Rathaus
- Pfinzingschloss
- Tucherschloss mit Barockgarten
- Zeidlerschloss
- Hutzlerhaus (Zeidelmuseum)
Steinkreuze
Im Gemeindegebiet befinden sich drei sogenannte Sühnekreuze. Diese sind vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Baudenkmal ausgewiesen. Das Steinkreuz am Lechle und das Steinkreuz an der Regensburger Straße sind im Ortsbereich von Feucht. Das Metzgerla befindet sich im Wald an einer Forststraße zwischen Altenthann und Weiherhaus. Zwei weitere Steinkreuze, das Steinkreuz am Kirchbühl südlich der B8 und das Försterkreuz nördlich der Nordtangente befinden sich im angrenzenden gemeindefreien Gebiet Feuchter Forst.
Vereine und Verbände
Es gibt Vereine in den Bereichen Kultur, Freizeit, Kinder/Jugend/Senioren, Soziales, Sport, Musik und Politik sowie zwei gewerbliche Netzwerke. Der Arbeitskreis Feuchter Gewerbe (AFG) organisiert und koordiniert zusammen mit der Kommunalverwaltung lokale Veranstaltungen wie Bürgerfest, Kirchweih, Frühlings- und Herbstfest und stellt darüber hinaus neben einem Web-Branchenverzeichnis den Vereinen/Verbänden eine Plattform für Eigen-Darstellungen zur Verfügung (Vereinsregister[19] mit über 80 Einträgen). Das „Miteinander“ wird durch einen gemeinsamen Kirchweih-Frühschoppen und ein jährliches Arbeitstreffen aller Vorstände zusammen mit dem Bürgermeister gestärkt.
Sport
Neben den traditionellen Sportvereinen, dem TSV 04 Feucht mit 15 Abteilungen[20] und dem 1. SC Feucht (Fußball und Kegeln), haben sich Gruppen für Motor-, Fahrrad-, Reitsport, Wandern, Schießen und Kampfsport etabliert.[21]
Fußball spielt in den beiden genannten Vereinen eine tragende Rolle. Der 1. SC spielte 2003 bis 2005 in der damals drittklassigen Regionalliga Süd und in der Saison 2017/18 in der Landesliga Bayern Nordost. Beim TSV ist die Volleyball-Mannschaft erfolgreich, die Frauen spielen in der Bayernliga.
Der über die Germeindegrenzen bekannte Verein der Bogenschützen Feucht e.V. betreibt außerhalb von Feucht ein Trainingsgelände und eine 2010 errichtete Halle mit zehn Schießbahnen. Die Medaillengewinnerin der Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio, Charline Schwarz ist Mitglied des Vereins.[22]
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Der Markt liegt direkt an der A 9 Berlin–München, der A 73 Nürnberg–Suhl und an der Bundesstraße 8. Im Südwesten der Gemeinde findet sich das Autobahndreieck Nürnberg/Feucht.
Feucht verfügt über mehrere Stationen im Gemeindegebiet, welche von der S-Bahn Nürnberg bedient werden. So ist der Hauptbahnhof Nürnberg mit der S-Bahn in 9 Minuten (S 3) bzw. 16 Minuten (S 2) erreichbar. In der Gegenrichtung führt die S 2 zur Nachbarstadt Altdorf. Für die seit Ende 2010 bestehende S-Bahn-Verbindung (S 3) wurde ein weiterer Haltepunkt Feucht Ost geschaffen.
Die Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt mit der Schwarzachtalbrücke verläuft westlich an Feuchts Ortskern vorbei.
Die ehemalige Bahnstrecke Feucht–Wendelstein wurde bereits 1955 im Personenverkehr stillgelegt und mit Einstellung des Güterverkehrs 1960 abgebaut. Ein Überrest von etwa 200 Metern Länge dient heute als Nebengleis des Bahnhofs Feucht.
Feucht wird ferner von stündlich verkehrenden Nachtbussen (Nightliner) an frühen Samstag-, Sonntag- und Feiertagmorgen aus Nürnberg bedient.
Gewerbe
Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts die Eisenbahnverbindungen um Feucht (siehe oben) gebaut worden waren und als durch Feucht auch die Straßenfernverbindung Nürnberg-Regensburg (B 8) führte, entwickelte sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem ehemaligen Bauerndorf mit einigen Handwerksbetrieben eine stark gewerblich geprägte Gemeinde:
Bereits 1918 wurden die Fella-Werke gegründet, ein jetzt auf Grünfutter-Erntemaschinen spezialisiertes Landtechnikunternehmen, das seit dem Jahr 2015 eine Marke der bis heute ansässigen AGCO GmbH ist. Einen überregionalen Extrabedarf in den Jahrzehnten vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg deckten Einzel- bzw. Familienunternehmer wie Georg Radlmaier (Betonsteinwerk), Paul Scherrbacher (Rohrmattenfabrik) sowie das Noris-Werk von Hans Weber (Bettenfabrik) und halfen damit auch der durch Flucht und Vertreibung stark angewachsenen Bevölkerung zu Lohn und Brot; dazu kamen das Sägewerk Kreuzer sowie die beiden Großgärtnereien Amon und Zimmerer. Nachdem diese alle nicht mehr existieren, wurden die Flächen aufgeteilt und werden weiter gewerblich oder für Wohnbau genutzt.
Am östlichen Ortsrand wurde in den 1950er Jahren eine Galvanotechnik-Produktion durch die Schering AG und eine Wellpappenfabrik durch Sieger (zwischenzeitlich Kappa-Sieger) eröffnet. Heute heißen die den Betrieb weiterführenden Firmen ATOTECH (TotalEnergies) und Smurfit Kappa.
1965 verlegte Joachim W. Thiel den Betrieb der Nürnberger Fassadenfirma WiVo auf die Hauptfläche des Geländes der Firma Scherbacher, die er zugleich übernahm. 1970 wurden die WiVo und Scherrbacher zur Thiel GmbH fusioniert, die bis heute als überregional tätiges Unternehmen in Feucht mit 90 Mitarbeitern Metallfassaden herstellt und montiert. 1975 eröffnete auf Teilflächen von Radlmaier und Scherrbacher das von dem ehemaligen Feuchter Kräuter-Pfarrer Ludwig Heumann mitgegründete Nürnberger Pharmaunternehmen Heumann GmbH einen Fertigungsbetrieb. Nach dem Unternehmensverkauf an die indische Torrent-Gruppe wurden die Anlagen 2008 durch die Excella GmbH (Fareva-Gruppe) übernommen.
Südlich der B 8 ist seit den 1990er Jahren ein neuzeitlicher Gewerbe- und Handelspark mit Supermärkten, Baumarkt, Schnellimbiss und Spielkasino entstanden. Die Gewerbegebiete im Feuchter Osten und dann auch im Süden wuchsen kontinuierlich und beherbergen Dutzende Firmen der unterschiedlichsten Branchen.
Im Westen wurden die zuvor von der US Army als Hubschrauber-Flugplatz (bei der Muna) genutzten Flächen durch den von der Stadt Nürnberg und den Märkten Feucht und Wendelstein 1996 gegründeten Zweckverband Gewerbepark Nürnberg-Feucht-Wendelstein (GNF) erschlossen. Den Anfang machte ein Frachtpostzentrum der Deutschen Post, inzwischen umfasst die Firmenliste bereits über 50 Unternehmen.[23]
Die Hauptstraße und angrenzende Bereiche sind gesäumt von Fachgeschäften aller Art für den täglichen oder gelegentlichen Bedarf. Es gibt zwei Dutzend Gaststätten, einige davon mit Übernachtungsmöglichkeit, drei Geldinstitute, mehr als zwei Dutzend Ärzte aller Fachrichtungen, Therapiepraxen und drei Apotheken.
Bildung
Für die Kleinsten beginnt die Bildung außer Haus mit dem Kindergarten (Krippe, Kita, Hort), davon gibt es in der Gemeinde 9 Einrichtungen bzw. Standorte. Neben Grund- und Hauptschule gibt es eine Staatliche Realschule (SRF) sowie eine Private Fachakademie für Heilpädagogik (PFH). Die regionale Volkshochschule Schwarzachtal (VHS) bietet viele Kurse auch in Feucht an.[24]
Die Bewerbung für ein Gymnasium in Feucht hatte 2010 keinen Erfolg, den Zuschlag erhielt das fünf Kilometer entfernte Wendelstein; kaum weiter ist das Leibnizgymnasium in Altdorf. Zur Auswahl stehen außerdem die beiden Gymnasien in Neumarkt und Nürnberg.
In Feucht befindet sich das Walburgisheim.[25] Im Gebäude des sogenannten „Waldschlösschens“ betreibt das „Seraphische Liebeswerk Altötting“ eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe.
Im Ort ansässig ist auch die Jagdschule Frankenland.[26]
Tourismus und Freizeit
Feucht liegt mitten im Lorenzer Reichswald. Neben dem Jägersee (teils FKK), Wanderwegen, Radwegen und einem Reisemobil-Stellplatz lädt das Waldbad Feuchtasia (Textil) zum Verweilen ein. Das Bad besitzt ein 50-Meter-Edelstahlbecken, ein seichtes Spaßbecken für Kinder, ein Planschbecken für Kleinkinder, eine 70-Meter-Wasserrutsche, einen Sprungturm mit 5-Meter-Brett, eine kleine Schlechtwetterhalle und Gastronomie sowie eine Saunalandschaft.
Nahe Moosbach befindet sich eine kleine in Stein gefasste Quelle, der Hubertusbrunnen, westlich von Feucht die Krugsweiher und östlich der Haagsweiher.
Der 2010 fertiggestellte Drei-Schlösser-Rundweg[27] bietet die Möglichkeit, alle Sehenswürdigkeiten des Ortes näher zu erkunden.
Für Sportler stehen zwölf gut ausgeschilderte Lauf- und Walkingrouten[28] zur Verfügung.
Radwege
- Fünf-Flüsse-Radweg entlang des nahen Ludwig-Donau-Main-Kanals
- Radwanderweg 16 und Radwanderweg 17 der Frankenalb Nürnberger Land[29]
Wanderwege
Wanderwege des Fränkischen Albvereins:
- Fränkischer Dünenweg (Gelbe Düne, FAV 222)
- Berchinger Weg (Blaustrich, FAV 28) – Feucht – Berching
- Gottfried-Stammler-Weg (Rotpunkt, FAV 55) – Großgeschaidt
- Feucht – Moritzberg (Grünpunkt, FAV 86)
- Zeidlerweg (Blaustrich, FAV 119) Altdorf bei Nürnberg – Feucht
- Nürnberg-Langwasser – Feucht (Grünstrich, FAV 149) – Nürnberg-Langwasser Süd, U–Bahnhof – Feucht Bahnhof
- Fränkischer Jakobsweg (Jakobsmuschel, FAV 11) – Ensdorf – Stein bei Nürnberg
Klettern
Der Deutsche Alpenverein betreibt in Feucht eine Kletterhalle.[30]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Johann Peter Bezoldt (1839–1923), Verdienste als Gemeindeschreiber – EB seit 1912
- Wilhelm Meißner (1862–1926), Oberlehrer, verdient um das Feuchter Schulwesen, Gemeindeschreiber – EB seit 1924
- Richard Pritzel (1868–1935),[32] Erster Bürgermeister 1922–1928 – EB seit 1928
- Georg Hoffmann (1871–1951), Bürgermeister 1906–1919 und 1933–1943, verdient um die Elektrifizierung von Feucht – EB seit 1933
- Friedrich Stoer (1866–1947), Rechtsrat a. D., Gestalter von Siegel und Wappen für Feucht 1922 – EB seit 1933
- Hermann Oberth (1894–1989), Physiker und Raketenpionier[33] – EB seit 1959
Weitere Persönlichkeiten, die mit dem Markt in Verbindung stehen
- Karl Seiler (1896–1978), Pädagoge, Soziologe und Hochschullehrer
- Erna Roth-Oberth (1922–2012), Juristin, Tochter von Hermann Oberth
- Adolf Oberth (1928–2007), Chemiker und Erfinder, Sohn von Hermann Oberth
- Hannes Schönfelder (* 1945), 1989–1996 Bürgermeister Feuchts und ehemaliger Richter am Bundesfinanzhof
- Gregor Hiltner (* 1950), bildender Künstler
- Konrad Rupprecht (* 1955), 1996–2020 1. Bürgermeister des Marktes Feucht, seit Mai 2020 Altbürgermeister des Marktes Feucht[34][35][36]
- Charline Schwarz (* 2001), Bogenschützin und Medaillengewinnerin der Olympische Sommerspiele 2020 in Tokio
Literatur
- Martin Schieber: Feucht. Ein Streifzug durch die Geschichte. Sandberg Verlag, Nürnberg 2011, ISBN 978-3-930699-72-8.
- Johann Kaspar Bundschuh: Feucht. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 127–128 (Digitalisat).
- Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3.
- Pleikard Joseph Stumpf: Feucht. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 685 (Digitalisat).
- Norbert Weber: Der Jakobus-Altar der Herz-Jesu-Kirche Feucht. In: Unterwegs Nr. 106, Januar 2018, ISSN 2194-7600, S. 23–37 (Unterwegs im Zeichen der Muschel; PDF).
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Feucht in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 25. Dezember 2019.
- Gemeinde Feucht, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 29. November 2021.
- Martin Schieber: Ein Streifzug durch die Geschichte – Feucht. 2011, S. 8, 69.
- W. Schwemmer: Alt-Feucht. Feucht 1977, S. 52.
- Eintrag zum Wappen von Feucht (Mittelfranken) in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- W. Schwemmer: Alt-Feucht. Feucht 1977, S. 14.
- W. Schwemmer: Alt-Feucht. Feucht 1977, S. 20.
- Dokumentation der Muna bei Nürnberg-Feucht im virtuellen wehrtechnikmuseum.de
- Evang.-Luth.Kirchengemeinde Feucht: Das vergesse ich nie. Feucht 1995, S. 58.
- Evang.-Luth.Kirchengemeinde Feucht: Das vergesse ich nie. Feucht 1995, S. 42, 49.
- Evang.-Luth.Kirchengemeinde Feucht: Das vergesse ich nie. Feucht 1995, S. 16 f.
- Evang.-Luth.Kirchengemeinde Feucht: Das vergesse ich nie. Feucht 1995, S. 43.
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 542 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Markt Feucht Religion, Zensus 2011
- Einwohner nach Konfessionszugehörigkeit Stand: 31. Dezember 2019, abgerufen am 22. Februar 2020
- Ergebnis zur Gemeinderatswahl 2020 am 15.03.2020 Markt Feucht, auf feucht.de
- Eintrag zum Wappen von Feucht (Mittelfranken) in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Vereinsregister
- TSV 04
- Sportvereine
- Homepage: Bogenschützen Feucht e.V.
- Gewerbepark GNF
- Bildungseinrichtungen Feucht
- Walburgisheim Feucht
- Jagdschule Frankenland in Feucht
- Schlösserrundweg
- Walkingrouten (PDF; 3,0 MB)
- Radwanderweg
- DAV Sektion Feucht (Abgerufen am 5. März 2013)
- Tierheim Feucht
- Aufruf an die Feuchter Bürgerinnen und Bürger, abgerufen am 23. Oktober 2012
- Martin Schieber: Ein Streifzug durch die Geschichte – Feucht. 2011, S. 269.
- Konrad Rupprecht ist Altbürgermeister. Markt Feucht, 28. Mai 2000, abgerufen am 10. Februar 2021.
- Marktgemeinderatssitzung - der erste Diskussionsbedarf. In: FeuchtFM. 28. Mai 2020, abgerufen am 10. Februar 2021.
- Daniel Frasch: Ein offenes Ohr und ein Fahrrad. In: N-LAND. 29. Mai 2020, abgerufen am 10. Februar 2021.