Wishart-Verteilung

Die Wishart-Verteilung i​st eine Wahrscheinlichkeitsverteilung u​nd zwar d​ie matrixvariate Entsprechung d​er χ2-Verteilung. Sie w​urde nach d​em schottischen Statistiker John Wishart benannt.

Die Wishart-Verteilung spielt e​ine zentrale Rolle i​n der Theorie d​er Zufallsmatrizen u​nd in d​er multivariaten Statistik.

Wishart Ensemble

In der Theorie der Zufallsmatrizen bezeichnet das Wishart Ensemble den Raum der Wishart-Matrizen. Analog zu Dysons -Gaußschem Ensemble spricht man auch vom -Wishart Ensemble für (reell) Wishart, komplex Wishart und Quaternion Wishart. Häufig verwendet man aber auch die technische Bezeichnung Laguerre, somit erhält man die -Ensembles LOE, LUE und LSE, benannt nach der Invarianz des Maßes unter der entsprechenden kompakten Lie-Gruppen-Konjugation.

Definition

Formale Definition

Sei eine -Zufallsmatrix. Das Wahrscheinlichkeitsmaß[1]

wobei

definiert die zentrierte Wishart-Verteilung mit Freiheitsgraden auf dem Raum der symmetrischen positiv definiten Matrizen ().

Mit bezeichnet man die multivariate Gammafunktion:

Eine Zufallsmatrix nennt man zentrierte Wishart-Matrix.

Im Fall erhält man singuläre Wishart-Matrizen.[2]

Einleitung

Sei eine Zufallsmatrix, die der matrixvariaten Normalverteilung folgt. Dann ist

Wishart-verteilt. Das heißt, eine -Wishart-Matrix besteht aus sich nicht wiederholenden Elementen. Falls spricht man von einer zentrierten Wishart-Matrix.

Wenn allerdings spricht man von einer nicht-zentrierten Wishart-Matrix, geschrieben (siehe Abschnitt Nicht-zentrierte Wishart-Verteilung). Explizite Formeln sind für diese Matrix in hoher Dimension äußerst kompliziert. Man kann jedoch die charakteristische Funktion angeben.[3]

Falls einer komplexen matrixvariaten Normalverteilung folgt, dann ist komplex Wishart-verteilt.

Eigenwertdichte

Sei und die geordneten Eigenwerte. Weiter sei das normalisierte Haarsche Maß über der orthogonalen Gruppe und , dann ist die Eigenwertdichte[4]

,

wobei .

Für d​as Integral über d​er orthogonalen Gruppe g​ibt es k​eine bekannte geschlossene Formel. Allerdings k​ann man m​it Hilfe d​er Theorie d​er zonalen Polynome e​ine unendliche Reihenentwicklung für d​as Integral finden.

Für komplexe Wishart-Matrizen geht das Integral über die unitäre Gruppe , welches man mittels dem Harish-Chandra-Itzykson-Zuber-Integral berechnen kann.

wird auch als verallgemeinerte Varianz bezeichnet.

Nicht-zentrierte Wishart-Verteilung

Eine symmetrische positive -Zufallsmatrix folgt der nicht-zentrierten Wishart-Verteilung, geschrieben , falls sie folgende Wahrscheinlichkeitsdichte besitzt:[5]

Für gilt

wobei die verallgemeinerte hypergeometrische Funktion mit Matrizen-Argument ist.

Wishart-Prozess

Der Wishart-Prozess bzw. dessen Eigenwertprozess ist das Analogon zu Dysons brownscher Bewegung für Kovarianzmatrizen. Sei der Raum der semidefiniten reellen -Matrizen, und eine -Matrix-Brownsche-Bewegung. Weiter sei und sowie ein Parameter. Der Wishart-Prozess ist die starke Lösung folgender stochastischen Differentialgleichung:[6]

Betrachtet m​an das Wishartsche unitäre Ensemble, s​o wird d​er Prozess a​uch häufig Laguerre-Prozess genannt.

Finanzmodelle m​it multivariater wishartschen stochastischen Volatilität h​aben mehr Flexibilität a​ls das klassische Black-Scholes-Modell.

Asymptotisches Spektralmaß

Für unendlich große Standard-Wishart-Matrizen (sowie a​uch für allgemeinere Formen) g​ilt für d​ie Eigenwerte d​as Marchenko-Pastur-Gesetz.

Marchenko-Pastur-Gesetz

Sei und so dass , dann konvergiert das empirische Spektralmaß von auf schwach nach[7]

Tracy-Widom-Gesetz

Der größte Eigenwert e​iner normalisierten Wishart-Matrix f​olgt dem Tracy-Widom-Gesetz.

Eigenschaften

Die Wishart-Verteilung h​at folgende Eigenschaften:[8]

  1. Sei und eine -Matrix mit Rang , dann gilt .
  2. Aus (1.) folgt somit .
  3. Seien unabhängige Wishart-Matrizen. Dann ist (Reproduktivität).
  4. Sei , dann

Für nicht-zentralisierte Wishart-Matrizen gilt

  1. Seien und und unabhängig, dann ist (Reproduktivität).

Herleitung

Seien (standardnormalverteilte Zufallsvariablen). Summiert man die Quadrate der erhält man eine Chi-Quadrat-verteilte Zufallsvariable mit Freiheitsgraden:

Diese Summe lässt sich aber auch als das Produkt eines -variaten Zufallsvektors mit seiner Transponierten auffassen:

wobei .

Hat man nun unabhängige Zufallsvektoren , fasst man diese in einer -Zufallsmatrix zusammen:

.

Multipliziert man mit ihrer Transponierten, erhält man eine (symmetrische) -Zufallsmatrix, die der Wishart-Verteilung mit Freiheitsgraden folgt:

mit .

Erläuterungen

Betrachte Observationen mit Parametern . Sei , dann ist

.

Das heißt, d​ie Wishart-Matrix i​st in diesem Beispiel d​ie Summe a​us zehn verschiedenen Matrizen.

Statistisches Beispiel

Seien i.i.d. -dimensionale Zufallsvektoren mit Verteilung . Definiere die Schätzfunktionen für den Erwartungswert und die Varianz

Dann gilt

Erläuterung

Das heißt, d​ie unnormalisierte Kovarianzmatrix d​er Zufallsstichprobe a​us einer multivariaten Normalverteilung f​olgt der Wishart-Verteilung. Für d​en Maximum-Likelihood-Schätzer für d​ie Kovarianzmatrix gilt:

Literatur

  • Ludger Rüschendorf: Mathematische Statistik. Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-41996-6, doi:10.1007/978-3-642-41997-3.

Einzelnachweise

  1. Alan J. Izenman: Modern multivariate statistical techniques: Regression, classification, and manifold learning. 1. Auflage. Springer-Verlag, New York, ISBN 978-0-387-78189-1, S. 63.
  2. Harald Uhlig: On Singular Wishart and Singular Multivariate Beta Distributions. In: The Annals of Statistics, Ann. Statist. Nr. 22, 1994, doi:10.1214/aos/1176325375.
  3. T. W. Anderson: The Non-Central Wishart Distribution and Certain Problems of Multivariate Statistics. In: The Annals of Statistics, Ann. Statist. Nr. 17, 1946, doi:10.1214/aoms/1177730882.
  4. Alan T. James: Distributions of Matrix Variates and Latent Roots Derived from Normal Samples. In: The Annals of Mathematical Statistics, Ann. Statist. Nr. 35, 1964, doi:10.1214/aoms/1177703550.
  5. A.K. Gupta, D.K. Nagar: Matrix Variate Distributions. Chapman & Hall/CRC, ISBN 1-58488-046-5, S. 113–114.
  6. Marie-France Bru: Wishart Processes. In: Journal of Theoretical Probability, Vol 4. Nr. 4, 1991, S. 725–751, doi:10.1007/bf01259552.
  7. Pavel Yaskov: A short proof of the Marchenko-Pastur theorem. In: arXiv. Abgerufen am 30. Mai 2021.
  8. Alan J. Izenman: Modern multivariate statistical techniques: Regression, classification, and manifold learning. 1. Auflage. Springer-Verlag, New York, ISBN 978-0-387-78189-1, S. 64.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.