Josef Terboven
Josef Antonius Heinrich Terboven (* 23. Mai 1898 in Essen; † 8. Mai 1945 in Skaugum bei Oslo, Norwegen) war ein deutscher Politiker, Gauleiter von Essen und Reichskommissar für die vom Deutschen Reich besetzten norwegischen Gebiete.
Leben
Terboven war Sohn eines Landwirts und katholisch. Er besuchte die Volksschule und die Humboldt-Oberrealschule. Nach Abschluss der Unterprima im Mai 1915 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Er kam zunächst zur Feldartillerie, dann zur Luftwaffe. Er erhielt das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse. 1918 wurde er als Leutnant d. R. entlassen. Auf die Zuerkennung des Abgangs-Reifezeugnisses seiner Schule (Abiturjahrgang 1916) folgte von 1919 bis 1922 ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in München und Freiburg, das er nicht abschloss.
1923 begann er eine Lehre zum Bankangestellten bei der Essener Credit-Anstalt. Aufgrund von Personaleinsparungen wurde er nach deren Abschluss 1925 entlassen.
1923 trat Terboven der NSDAP bei und beteiligte sich im gleichen Jahr am Hitler-Ludendorff-Putsch in München. 1925 gründete er die Ortsgruppe Essen, die er als Führer der Essener SA leitete. 1928 wurde er Gauleiter von Essen.
In der Reichstagswahl 1930 wurde Terboven für die NSDAP in den Reichstag gewählt (Wahlkreis 23 – Düsseldorf West). Das Mandat konnte er in den kommenden, noch freien, Wahlen verteidigen und behielt es auch im nationalsozialistischen Reichstag.
Am 29. Juni 1934 heiratete er Ilse Stahl, eine ehemalige Sekretärin von Joseph Goebbels, der zusammen mit Hitler an der kirchlichen Trauung in der Essener Münsterkirche teilnahm. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Terboven zum Preußischen Staatsrat und (neben seiner parteiamtlichen Stellung als Gauleiter) am 5. Februar 1935 zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz ernannt. 1936 wurde er zum SA-Obergruppenführer ernannt.
Nach der deutschen Besetzung Norwegens wurde Terboven am 24. April 1940 in Oslo Reichskommissar und unterstützte so zwar die Kollaborationsregierung unter Vidkun Quisling und dessen Partei Nasjonal Samling, beutete aber auf der anderen Seite im Interesse der deutschen Kriegswirtschaft das Land wirtschaftlich aus und betrieb eine harte Politik gegen den zunehmenden Widerstand der norwegischen Bevölkerung. Er wurde so zur Symbolfigur der deutschen Unterdrückungs- und Ausbeutungspolitik. 1943/44 arbeitete Arno Schickedanz in der Stabsleitung von Terboven.[1]
Am Tag der deutschen Kapitulation nahm er sich mittels Sprengstoff in einem Bunker auf Gut Skaugum das Leben, nach einem Trinkgelage mit Wilhelm Redieß, dem SS- und Polizeiführer Norwegens, der sich dort kurz zuvor erschossen hatte.
Seine sterblichen Überreste wurden in der Familiengruft auf dem städtischen Friedhof Essen-Frillendorf, Ernestinenstraße, beigesetzt.
Terbovens sämtliche Schriften wurden in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[2]
Literatur
- Peter Hüttenberger: Die Gauleiter. Studie zum Wandel des Machtgefüges in der NSDAP. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1969, (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 19, ISSN 0506-9408), (Erweiterte Dissertation, Bonn, 1966).
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1 (Unveränderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967).
- Robert Wistrich: Wer war wer im Dritten Reich? Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-596-24373-4.
Weblinks
- Literatur von und über Josef Terboven im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Josef Terboven in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
- Julia Kerfin: Josef Terboven. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Josef Terboven in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Ausführliche Biographie auf historisches-centrum.de
Einzelnachweise
- H.D. Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. Institut für Sozialforschung in Hamburg: Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik 4, Berlin 1987, S. 173.
- Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur (Berlin: Zentralverlag, 1946), Transkript Buchstabe T, Seiten 414–423