HMS Warspite (03)
Die HMS Warspite (dt. „Kriegstrotz“) war ein Schlachtschiff der Royal Navy, das 1915 in Dienst gestellt wurde und sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam. Sie gehörte neben der Queen Elizabeth, der Barham, der Valiant und der Malaya zur Queen-Elizabeth-Klasse. Diese waren die ersten Schnellen Schlachtschiffe der Welt, welche die Vorzüge der Schlachtkreuzer mit denen der Schlachtschiffe in einem neuen Schiffstyp vereinten. Bekannt wurde sie nach einem Zitat Admiral Cunninghams als Grand Old Lady.
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Geschichte
Erster Weltkrieg
Zusammen mit drei ihrer vier Schwesterschiffe nahm die Warspite am 31. Mai 1916 an der Skagerrakschlacht teil. Die vier Schwestern bildeten das 5. Schlachtschiffgeschwader und operierten wegen ihrer (für damalige Schlachtschiffe) überdurchschnittlichen Geschwindigkeit gemeinsam mit Vizeadmiral Beattys Schlachtkreuzerflotte. Dadurch waren sie ebenso wie die Schlachtkreuzer dem deutschen Geschützfeuer besonders ausgesetzt.
Ein Treffer blockierte die Ruderanlage, und weil die Schiffsführung es im Grunde für selbstmörderisch hielt, mitten im Gefecht für Reparaturen anzuhalten, scherte das Schlachtschiff aus der Kiellinie aus und fuhr mitten im Gefecht zwei Vollkreise, bis der Notruderstand die Warspite wieder unter Kontrolle brachte. Durch ihr Ausscheren zog sie die Aufmerksamkeit der Kaiserlichen Marine auf sich und damit weg von dem schwer beschädigten Panzerkreuzer Warrior, wurde dafür aber mehrmals von schweren Granaten der Hochseeflotte getroffen. Diese Handlung brachte dem Schlachtschiff die Bewunderung der Überlebenden des liegengebliebenen Panzerkreuzers ein, die davon ausgegangen waren, dass die Warspite das Manöver absichtlich durchgeführt hatte.
Insgesamt erhielt das Schiff vor Jütland 13 Treffer vom Kaliber 30,5 cm und zwei vom Kaliber 28 cm. Es konnte jedoch aus eigener Kraft nach Großbritannien zurückkehren und lag anschließend über zwei Monate zur Wiederherstellung in der Werft.
Zwischenkriegszeit
In den Jahren 1924 bis 1926 erfolgte der erste Umbau der Warspite. Torpedowulste wurden angebracht und die beiden Schornsteine zu einem vereint. Zwischen 1926 und 1934 diente sie zeitweise als das Flaggschiff der Mittelmeerflotte sowie in der Atlantikflotte und in der Home Fleet.
Totalumbau
Nachdem die Royal Navy einerseits wegen der damals geltenden Flottenverträge bis auf weiteres keine neuen Schlachtschiffe bauen konnte und andererseits offensichtlich geworden war, dass die in den 20er Jahren vorgenommenen Umbauten nicht ausreichten, im das Schiff weiterhin wettbewerbsfähig zu halten, wurde beschlossen, die Warspite einem Totalumbau zu unterziehen.[1]
Bei den Umbauten wurden die alten Brückenaufbauten mit schwer gepanzertem Kommandoturm und dahinter gelegenem Dreibeinmast entfernt. Ersetzt wurden sie durch eine als Queen Anne's mansion bekannten blockartigen Decksaufbau, der Brücke, Aussichtsplattformen, Feuerleitanlagen usw. beherbergte. Dieser war in ähnlicher Form bereits auf den Anfang der 1920er Jahre erbauten Schlachtschiffen Rodney und Nelson benutzt worden. Der Umbau der Warspite diente kurz darauf als Vorlage für die Umbauten ihrer Schwesterschiffe Valiant und Queen Elizabeth. Auch der ähnliche Umbau des Schlachtkreuzers Renown orientierte sich daran.
Mittschiffs kamen zwei Hangars seitlich des Schornsteins und ein Querdeckkatapult an Bord.
Der Schiffsrumpf wurde darüber hinaus von oben geöffnet. Die bisherige Maschinenanlage wurde durch eine leichtere und deutlich modernere ersetzt, die etwa 5.000 PS mehr leistete. Die Kesselanzahl verringerte sich rasant von 24 auf sechs Stück, die ehemals direkt auf die Schraubenwellen wirkenden Dampfturbinen wurden durch Getriebeturbinen vom Parsonstyp ersetzt. Weitere Gewichtsersparnis brachte der Wegfall der gepanzerten Kommandostände und von vier 15,2 cm-Geschützen der Mittelartillerie.
Im Gegensatz zu ihren beiden ebenfalls einem Totalumbau unterzogenen Schwesterschiffen Queen Elizabeth und Valiant sowie dem ähnlich umgebauten Schlachtkreuzer Renown erhielt die Warspite nicht dieselben 11,4 cm-Mehrzweckgeschütze (Geschütze, die sowohl See- als auch Luftziele beschießen können), welche z. B. auch auf den neuen Flottenflugzeugträgern der Implacable-Klasse eingebaut wurden. Ihre in Kasematten untergebrachte 15,2 cm-Mittelartillerie, die sich quasi nur gegen Überwasserkriegsschiffe (v. a. Zerstörer) eignete, wurde jedoch in der Zahl reduziert, um Raum für 10,2 cm-Geschütze zu schaffen, welche als schwere Luftabwehr genutzt wurde.
Die während des Umbaus gewonnene Gewichtsersparnis wurde hauptsächlich zur Verstärkung der Deckspanzerung verwendet. Das Panzerdeck wurde auf 10,2 cm über den Munitionsräumen und Turbinenräumen und auf 6,3 cm über den Kesselräumen verstärkt.
Die vier großen Geschütztürme wurden so überarbeitet, dass die 38,1 cm-Rohre der schweren Artillerie nun bis zu 30° angehoben werden konnten (statt vorher nur zu 20°). Zusammen mit verbesserten Granaten stieg dadurch die maximale Reichweite der schweren Artillerie auf knapp 30 km.
Als leichte Flak kamen 32 40-mm-Geschütze in vier Achtlingslafetten und 16 12,7-mm-Vickers-MG in vier Vierlingslafetten an Bord.
Zweiter Weltkrieg
Bei Kriegsausbruch 1939 befand sich die Warspite im Mittelmeer, wurde aber dann schnell zur Home Fleet zurückbeordert. Die Warspite wurde beim britischen Angriff auf den norwegischen Erzhafen Narvik eingesetzt und versenkte in der Schlacht um Narvik unter anderem einen deutschen Zerstörer. Mehrere Angriffe deutscher U-Boote auf das Schiff blieben wegen defekter Torpedos erfolglos. Danach wurde die Warspite wieder ins Mittelmeer verlegt und beteiligte sich zusammen mit ihren Schwesterschiffen Barham und Valiant am 24. März 1941 in der Schlacht bei Kap Matapan an der Versenkung der italienischen Kreuzer Zara, Pola und Fiume.
Im Mai 1941 gehörte das Schiff zur Nachhut von Admiral Andrew Cunningham und nahm an den Kämpfen um Kreta teil. Hierbei wurde das Schlachtschiff am 22. Mai südöstlich von Kythera bei einem deutschen Luftangriff durch Junkers Ju 88 der I. Gruppe des Lehrgeschwader 1 und Messerschmitt Bf 109E der III. Gruppe des Jagdgeschwader 77 von einer 250-Kilogramm-Bombe getroffen.[2] Die Bombe durchschlug an der Steuerbordseite den Rumpf, explodierte im Kasemattendeck und verursachte einen schweren Brand, der wiederum Folgeexplosionen auslöste. Sämtliche 15,2 cm-Geschütze der Mittelartillerie auf der Steuerbordseite sowie die auf dieser Seite stehenden 10,2 cm-Flak wurden durch die Explosionen sowie das Feuer zerstört. Die Besatzung zählte 38 Tote und 31 Verwundete.
Die erheblich beschädigte Warspite musste aus den Kämpfen um Kreta herausgezogen und zur Notreparatur nach Alexandria verlegt werden, wo das Schiff am 24. Mai eintraf. Die endgültige Instandsetzung sollte in den Vereinigten Staaten erfolgen. Am 24. Juni – das Schlachtschiff lag noch in Alexandria – wurde es bei einem deutschen Luftangriff durch 31 Junkers Ju 88 des Lehrgeschwaders 1 und 4 Heinkel He 111 der II. Gruppe des Kampfgeschwaders 26 erneut beschädigt.[3] Eine 500-Kilogramm-Bombe schlug nahe dem Heck ins Hafenbecken und verursachte einige leichtere Wassereinbrüche. Dennoch konnte die Warspite am 25. Juni Alexandria verlassen und über Colombo und Sydney in die USA verlegt werden. Mitte August 1941 wurde das Schlachtschiff in Bremerton eingedockt und einer gründlichen Reparatur unterzogen, welche erst Ende Dezember 1941 abgeschlossen war. Nachdem sie im Pazifik angekommen war, diente die Warspite ab Anfang 1943 als Flaggschiff der Eastern Fleet.
In der zweiten Jahreshälfte 1943 war das Schlachtschiff an den Landungen in Sizilien und bei Salerno beteiligt. Dabei wurde sie von zwei deutschen Lenkbomben vom Typ Fritz X, abgeworfen vom Kampfgeschwader 100, schwer beschädigt.[4] Eine Bombe schlug direkt hinter dem Schornstein ein und riss den Schiffsboden auf etwa einer Fläche von rund 24 Quadratmeter auf. Die andere Bombe schlug als Nahtreffer neben Kesselraum Nr. 5 ein, wodurch fünf Kesselräume überflutet und alle Kessel außer Betrieb gesetzt wurden. Ohne Dampfdruck, mit fast 5.000 Tonnen Wasser im Schiff und einer Schlagseite von 5° musste sie von zwei US-Schleppern nach Malta verbracht werden.
Damit das Schiff rechtzeitig wieder zur Verfügung stand, um an der Landung in der Normandie teilzunehmen, wurde die Warspite nur provisorisch repariert. Mit nur drei einsatzbereiten Geschütztürmen beschoss die Warspite stark befestigte Landziele wie die Küstenbatterie Graf Spee, die Teil des sogenannten Atlantikwalls waren (→ Seekrieg während der Operation Overlord).
Nach langer Dienstzeit in der Flotte wurde die Grand Old Lady im März 1946 außer Dienst gestellt. Bei der Fahrt zur Abbruchwerft rissen vor Land’s End die Schleppverbindungen, und sie lief dort auf Grund. Ab 1950 wurde sie dann dort abgewrackt.
Literatur
- Stephen W. Roskill: HMS Warspite. The Story of a famous Battleship. Collins, London 1957.
- Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmanns Verlagsgesellschaft mbH, München 1970.
Weblinks
Fußnoten
- Zu den Details des Umbaus siehe: Mike J. Whitley: Battleships of World War Two. An international Encyclopedia. Cassel & Co, London 2001, ISBN 0-304-35957-2, S. 96; Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmanns Verlagsgesellschaft mbH, München 1970, S. 162 ff.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Mai 1941. Abgerufen am 17. Oktober 2020.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Juni 1941. Abgerufen am 17. Oktober 2020.
- Beschreibung der Schäden nach: Mike J. Whitley: Battleships of World War Two. An international Encyclopedia. Cassel & Co, London 2001, ISBN 0-304-35957-2, S. 102.