Columbuskaje
Die Columbuskaje ist ein Schiffsanlegeplatz an der Wesermündung im Nordwesten der Stadt Bremerhaven. Die Anlagen liegen im Stadtbremischen Hafengebiet und dienen heute unter dem Namen Columbus Cruise Center Bremerhaven (CCCB) als Kreuzfahrt-Terminal. 2016 gab es hier 68 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen, 96.500 Passagiere wurden abgefertigt.[1] 2017 wurden bei 84 Anläufen gut 165.000 Passagiere abgefertigt.[2][3] Im Jahr 2019 wurden bei 130 Anläufen 246.995 Passagiere gezählt.[4]
Lage der Columbuskaje in Bremerhaven mit dem stadtbremischen Hafengebiet |
Geschichte
Kaje
Die Columbuskaje und der Columbusbahnhof als Bahnhof am Meer wurden in den 1920er Jahren unter Leitung von Oberbaudirektor Heinrich Tillmann gebaut und 1927 fertiggestellt. Sie erhielt ihren Namen nach dem Passagierschiff Columbus, Flaggschiff vom Norddeutschen Lloyd, das seit 1924 Bremerhaven anlief, aber hier keinen ansprechenden Liegeplatz hatte. Mit dem Hinweis auf Christoph Kolumbus sollte auch eine Verbindung in die Neue Welt signalisiert werden. 1927 war die Kaje rund 1000 Meter lang.
Beim Bau der Kaje wurde zwischen dem Außendeich und der späteren Kaje eine Fläche aufgeschwemmt, auf der der Columbusbahnhof entstand. Dieser Bahnhof am Meer hatte eine Eisenbahnanbindung zum Hinterland. Von Bremerhaven Hauptbahnhof führen Gleise zum Columbusbahnhof[5] Die Amerikalinie endete an dieser Pier. Dieser Bahnanschluss ist wegen des Abreißens einer überalterten und zerbrochenen Drehbrücke im April 2021 nicht mehr in Betrieb.
Bekannt geworden ist die Kaje vor allem als wichtiger Ablegeplatz von Dampfschiffen im Transatlantikverkehr in die Vereinigten Staaten. Über die Columbuskaje sowie über die benachbarte dritte Lloydhalle und bis 1897 über die erste Lloydhalle von 1870 am Neuen Hafen verlief ein großer Teil des Auswandererstroms von Europa, insbesondere von Deutschland und Ostmitteleuropa nach Übersee (Amerika und auch Australien). In den 1930er Jahren legten hier die weltbekannten Schiffe mit dem Blauen Band wie die Bremen oder Europa des Norddeutschen Lloyd oder in den 1950er Jahren die United States und die America von der United States Lines an.
Die bei den Luftangriffen auf Bremerhaven zerstörten Fahrgastanlagen wurden im Nachkriegsdeutschland nach und nach wieder aufgebaut. 1950 konnte im südlichen Bereich die in Holz gebaute Empfangs- und Wartehalle wieder betrieben werden und bis 1952 waren die südliche Fahrgastanlage und der Bahnhof fertiggestellt. Der Norddeutsche Lloyd startete 1954 mit der Gripsholm, 1955 in Berlin umgetauft, wieder seinen Passagierdienst über den Nordatlantik.
Von Februar bis April 1948 landeten hier US-Frachtschiffe 23.000 Kisten mit „Türknäufen“ an, laut Kistenaufschrift „Barcelona via Bremerhaven“. Es handelte sich aber um die streng geheime Operation Bird Dog, in Wirklichkeit enthielten die Kisten 1100 Tonnen Banknoten, die Deutsche Mark, das neue Geld für die drei Westzonen.[6]
An der Columbuskaje betrat Elvis Presley 1958 als GI deutschen Boden, bejubelt von tausenden jungen Fans. Daran erinnert eine direkt an der Kaje bei der Metermarke 700 im Boden eingelassene Bronzetafel, die jedoch seit 2004 nicht mehr direkt zugänglich ist.[7]
Von Mai 1966 bis Dezember 1982 gab es eine regelmäßige Fährverbindung mit der Englandfähre nach Harwich[8], die zunächst im zweitägigen Wechsel nach Bremerhaven und Hamburg verkehrte.
Columbusbahnhof
In der Mitte zur Kaje wurde von 1958 bis 1962 die neue Fahrgastanlage II mit dem Bahnhof gebaut. Das Bürohochhaus wurde aber nur mit den unteren Stockwerken erstellt. Bald danach nahm die Linienschifffahrt jedoch rapide ab. Die Kaje wurde zunehmend auch von Frachtschiffen genutzt. Der Bereich der südlichen Fahrgastanlage wurde abgerissen und eine Lagerhalle entstand.
Heute wird der mittlere und nördliche Teil der Columbuskaje – insbesondere in den Sommermonaten – von Kreuzfahrtschiffen genutzt und das Südende für Ladungsumschlag. Im Bereich des Passagierverkehrs sind von der Columbuskaje im Jahr 2006 über 75.000 Passagiere gereist, fünf Jahre später waren es nur noch rund 52.000. Die Bedienung des Columbusbahnhofes im regelmäßigen SPNV endete bereits am 7. April 1993, denn der Schiffsverkehr steuerte verstärkt die Seebäderkaje am Willy-Brandt-Platz im Zentrum von Bremerhaven an, die vom Hauptbahnhof mit Omnibussen und auch mit dem Pkw wesentlich schneller erreichbar ist. Hinzu kommt, dass der Columbusbahnhof nur über eine Eisenbahn-Nebenstrecke durch das Hafengebiet erreichbar war und somit von den fahrplanmäßigen Zügen auf der Bahnstrecke Bremerhaven–Cuxhaven nicht bedient wurde.
Wegen Altersschwäche sollte die Kaje bis 2018 saniert werden, indem eine neue Spundwand vor die alte gesetzt wird.[9] Zur weiteren Nutzung der sogenannten „Columbusinsel“ wurde für den Hafenbetreiber bremenports ein Gutachten erstellt. Dieses schlägt den Abriss des alten Bahnhofs und den Neubau von Anlagen zur Abfertigung von größeren Kreuzfahrtschiffen, die in einer Liegewanne genügend Tiefgang haben können, eines Bürohauses und eines „maritimen Themenhotels“ sowie eines kleinen Museums zur weiteren Belebung vor.[10]
2021 wurde im verlassenen Columbusbahnhof das Theaterstück Passenger Processing von der Theatergruppe Das letzte Kleinod aufgeführt. Die Zuschauer wurden in kleinen Gruppen durch den verlassenen Bahnhof geführt und erlebten eine Zeitreise ins Bremerhaven der 50er, 60er und 70er Jahre. Hafenarbeiter, Festmacher, amerikanische Soldaten, Schiffsmakler, ein Shantychor, Kioskbesitzer, Blumenhändler, Kellnerin und Taxifahrer erzählten vom Leben am Hafen.
Siehe auch
Literatur
- Arno Hartog: Bremerhavens Tor zur Welt. 80 Jahre Columbuskaje Bremerhaven. Edition Temmen, Bremerhaven 2008, ISBN 978-3-86108-590-4.
- Harald Focke: Columbusbahnhof II – am Bedarf vorbei gebaut. Vor 50 Jahren wurde die erweiterte Fahrgastanlage in Bremerhaven in den Dienst gestellt. In: Niederdeutsches Heimatblatt Nr. 754, Oktober 2012, S. 3/4 (Online-Version, PDF; 3,4 MB)
- Harald Focke: Der größte Trümmerhaufen nach dem Krieg. Vor 40 Jahren wurde der Columbusbahnhof von 1952 abgerissen – Bremerhaven verlor ein Wahrzeichen. In: Niederdeutsches Heimatblatt Nr. 778, Oktober 2014, S. 1.
- Harald Focke, Dirk J. Peters: Die Columbuskaje in Bremerhaven. Sutton Verlag, Erfurt 2015, ISBN 978-3-95400-550-5.
Einzelnachweise
- Peter Kleinort: „Saga Sapphire“ beendet Saison am CCCB · Umgebaute „Europa“ schon seit langem Gast an der Weser · Für 2017 deutlich über 95.000 Passagiere erwartet. In: Täglicher Hafenbericht, 20. Dezember 2016, S. 15
- Peter Kleinort: CCCB will Vorjahr erheblich übertreffen · Reedereien mit Leistungen in Bremerhaven zufrieden · Senat investiert in Kolumbuskaje. In: Täglicher Hafenbericht vom 13. März 2018, S. 4
- Florian Schwiegershausen: Neuer Passagierrekord in Bremerhaven. In: Weser-Kurier vom 3. Januar 2018
- Hafenspiegel 2019 Bremenports, 6. April 2020, abgerufen am 23. April 2020
- Gleisverlauf auf dem Lageplan von bremen ports, Stand 25. November 2017
- 60 Jahre Währungsreform. In: FAZ, 20. Juni 2008
- Elvis Presley in Bremerhaven (Memento vom 5. November 2014 im Webarchiv archive.today)
- Fähre nach Harwich morgen zum letzten Mal. Nordsee-Zeitung vom 14. Dezember 1982
- Bericht im Sonntagsjournal vom 19. August 2012
- Columbusbahnhof soll abgerissen werden. Gutachten für bremenports stellt diverse Entwicklungsmöglichkeiten vor. In: Täglicher Hafenbericht, 4. Juli 2014, S. 4