Tarvis
Tarvis (furlanisch und deutsch, italienisch: Tarvisio, slowenisch: Trbiž[8]) ist eine Stadt mit 4140 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) in Italien im nordöstlichsten Teil der Region Friaul-Julisch Venetien im italienisch-österreichisch-slowenischen Dreiländereck im Kanaltal.
Tarvisio (de. und fur.)Tarvis[1][2], (slo) Trbiž[3] | ||
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Staat | Italien | |
Region | Friaul-Julisch Venetien | |
Koordinaten | 46° 30′ N, 13° 35′ O | |
Höhe | 715 m s.l.m. | |
Fläche | 205 km² | |
Einwohner | 4.140 (31. Dez. 2019)[7] | |
Fraktionen | Tarvisio Centrale (Tarvis), Coccau (Goggau), Fusine in Val Romana (Weißenfels), Cave del Predil ('Raibl, Rabelj), Camporosso (Saifnitz), Rutte (Greuth) | |
Postleitzahl | 33018 | |
Vorwahl | 0428 | |
ISTAT-Nummer | 030117 | |
Volksbezeichnung | Tarvisiani | |
Schutzpatron | San Pietro | |
Website | Tarvisio |
Geografie
Tarvis liegt etwa 750 m über dem Meeresspiegel an der Autobahn A23 und der Pontebbana genannten Eisenbahnstrecke Villach–Udine.
Tarvis wurde bis ins 17. Jahrhundert oft Klein-Tarvis in Abgrenzung zu Groß-Tarvis (Treviso im Veneto) genannt. Der Name leitet sich vom Fluss Tervis (heute Rio Bartolo) her. Andere Deutungen gehen von der geografischen Lage aus. Tarvis liegt am Kreuzungspunkt dreier Wege, so könnte der Name auch von tres viis oder tres viae stammen.
Gemeindegliederung
Fraktionen sind: Tarvis/Tarvisio, Goggau/Coccau, Weißenfels/Fusine in Valromana, Raibl/Cave del Predil, Saifnitz/Camporosso und Greuth/Rutte.
Ortschaften
Auf dem Gemeindegebiet befinden sich neben den Hauptort Tarvis folgende weitere größere Ortschaften: Coccau (deutsch: Goggau, slowenisch: Kokova), Fusine in Valromana (deutsch: Weißenfels, slowenisch: Bela peč/Fužine), Cave del Predil (deutsch: Raibl, slowenisch: Rabelj), Camporosso (deutsch: Saifnitz, slowenisch: Žabnice), Rutte (deutsch: Greuth, slowenisch: Trbiške rute), Riofreddo (deutsch: Kaltwasser, slowenisch: Mrzla Voda).
Nachbargemeinden
Angrenzende Orte sind: Chiusaforte (deutsch: Klausen, slowenisch: Kluže) und Malborghetto Valbruna (deutsch: Malborgeth-Wolfsbach, slowenisch: Naborjet-Ovčja vas) in Italien, Arnoldstein (slowenisch: Podklošter) und Hohenthurn (slowenisch: Straja vas) in Österreich sowie Kranjska Gora (deutsch: Kronau) und Bovec (deutsch: Flitsch) in Slowenien.
Geschichte
Die Stadt hat römische Wurzeln und gehörte von 1007 bis 1759 zum Hochstift Bamberg. Schon 1571 erhielt die Siedlung das Recht, am Bartholomäustag einen Jahrmarkt abzuhalten.
Im Jahr 1880 hatte die damalige Marktgemeinde Tarvis 2953 Einwohner. Davon waren 2735 deutsch- (93 %) und 137 slowenischsprachig (5 %).[9]
1909 wurde die Gemeinde zur Stadt erhoben und bekam ein Wappen. Bis 1918 gehörte sie zum Herzogtum Kärnten, somit zu Österreich-Ungarn und war Garnisonsstadt des k.u.k. Mährisch-Schlesischen Feldjäger-Bataillons Nr. 5. Nach 1918 waren in der heute zivilen Zwecken dienenden La-Marmora-Kaserne Alpini untergebracht, zuletzt Teile des Bataillons Gemona. Tarvis liegt an alten Handelsstraßen und hatte auch bergbauliche Bedeutung. Die Stadt profitierte lange vom kleinen Grenzverkehr zwischen Österreich und Jugoslawien bzw. Slowenien. Heute sind vor allem Tourismus und insbesondere der Bergsport (Bergsteigen, Trekking) und der Wintersport wichtig. Die Karawanken, die Karnischen Alpen und die Julier bieten interessante Möglichkeiten.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1921 | 1931 | 1936 | 1951 | 1961 | 1971 | 1981 | 1991 | 2001 | 2011 |
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Einwohnerzahl | 5863 | 6724 | 6253 | 6438 | 6845 | 6468 | 5985 | 5961 | 5071 | 4577 |
Quelle[10]
Sprachengeschichte
Die Bewohner der Stadt waren, wie im gesamten oberen Kanaltal, bis 1918 überwiegend deutschsprachig mit einer, hauptsächlich im Ortsteil Raibl lebenden, slowenischsprachigen Minderheit. Durch den Wegzug der Deutschsprachigen durch die Option 1939 bilden jene aber nur noch eine Minderheit gegenüber den Italischsprachigen. Die vier Amtssprachen in Tarvis sind: Italienisch, Deutsch, Friulanisch und Slowenisch.
Sehenswürdigkeiten
- Die spätgotische Pfarrkirche Sankt Peter und Paul geht auf eine unter dem Bamberger Bischof Albert von Wertheim 1399 errichtete Kapelle zurück. Die heutige Kirche wurde, wie eine Inschrift über dem Westportal zeigt, 1445 erbaut, im 17. Jahrhundert durch kleine Seitenschiffe erweitert und 1960 20 m nach Westen verlängert. Die Fresken der Außenwand aus dem 16. Jahrhundert wurden dabei außer dem Christophorusbild ins Innere verlagert. In den 1960er Jahren wurden im Chorraum Fresken des 15. und 16. Jahrhunderts freigelegt. Die neugotischen, farbigen Glasfenster in der Apsis wurden 1887 geschaffen, jene im Langhaus 1962.
- Steinplatte mit dem Gründungsjahr 1445
- Innenansicht der Pfarrkirche
- Fresko: Jesus überträgt das Primat an Petrus
- Blick in den Chor
- Fenster mit den Hll. Hermagoras und Fortunatus im Langhaus
Der Hochaltar von 1722 ist ein sechssäuliger Ädikula-Altar mit Opfergängen. Die Statuen stellen die Kirchenpatrone Petrus links und Paulus rechts dar. Die Mittelfigur des Guten Hirten stammt aus dem 19. Jahrhundert. Im Schrein des linken Seitenaltars steht eine geschnitzte und farbig gefasste Marienkrönung aus der Villacher Schule (16. Jahrhundert). Im Schrein des rechten Seitenaltars stehen Figuren der Heiligen Anna mit Maria als Kind. Die Gruppe wurde im 19. Jahrhundert in Gröden gefertigt. Die schlichte, barocke Kanzel stammt aus dem 18. Jahrhundert. Der Schalldeckel wird durch einen Engel mit Kreuz bekrönt.
- Der Hochaltar
- Marienkrönung, linker Seitenaltar
- Die Kanzel
- Santuario della Beata Virgine sul Monte Lussari, Marienwallfahrtskirche auf dem Luschariberg
Bürgermeister
Renato Carlantoni ist seit dem Jahr 2007 Bürgermeister von Tarvis. In seiner Amtszeit soll der Markt renoviert werden und noch mehr viersprachige Aufschriften auf den Ämtern angebracht werden: „Die Ortsansässigen haben das Recht, sich in ihrer Muttersprache zu äußern.“
Markt
Der Tarviser Markt wurde schon in den 1950er-Jahren, als es in Österreich noch Warenmangel gab, von unzähligen Kärntnern besucht. Der „Fetzenmarkt“ in Untertarvis zog täglich tausende Einkaufstouristen an, vor allem Österreicher und Slowenen. In den 1990er-Jahren kamen Ungarn, Slowaken, Tschechen und Polen hierher zum Einkauf. Mittlerweile wird der Markt an Wochentagen kaum noch aufgesucht und alteingesessene Geschäftsleute sprechen von enormen Umsatzrückgängen. Lediglich an den Wochenenden zieht das Geschäft spürbar an. Vor allem Villach mit dem neuen Einkaufszentrum und der Innenstadt wurde zur unmittelbaren Konkurrenz.
Wintersport
Neben den Langlaufloipen, die über die Wiesen gezogen werden, gibt es alpine Abfahrten, neu erschlossene Pisten sowie ein Sprungstadion. Tarvis hat eine lange Tradition im Wintertourismus und ist wirtschaftlich davon abhängig.
Der Alpine Skiweltcup hat 2007, 2009 und 2011 in Tarvis Station gemacht. Absolviert wurden jeweils eine Abfahrt, ein Super-G und eine Super-Kombination der Damen.
Bildergalerie
- Tarviser Rathaus
- Tarviser Hauptplatz mit Pfarrkirche
- Treffpunkt am Brunnen auf dem Tarviser Hauptplatz
- Palazzo Forestale in Tarvis
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Isidor Himmelbaur (1858–1919), österreichischer Bibliothekar
- Ildegarda Taffra (1934–2020), Skilangläuferin
- Mario Arpino (* 1937), General
- Sergio Balbinot (* 1958), Versicherungsmanager
- Lara Della Mea (* 1999), Skirennläuferin
Literatur
- Roberta Costantini, Fulvio Dell’Agnese, Micol Duca, Antonella Favaro, Monica Nicoli, Alessio Pasian: Friuli-Venezia Giulia. I luoghi dell'arte. Bruno Fachin Editore, Triest, S. 273–274.
- Anna Zanier con Claudio Canton e Roberto Carollo ed il contributo di Mauro Bigot: La strada ferrata della Pontebba. Senaus, Udine 2006, ISBN 88-901571-5-1.
- Guida del Friuli: VII. Val Canale. Societá Alpina Friulana, Udine 1991.
- Attisani, Francesco u. a.: Una strada – tre confini. La storia, l'ambiente, gli itinerari turistici del Tarvisiano e dei suoi dintorni. Giovanni Aviani Editore, Udine 1986.
- G. Pilgram, W. Berger, G. Maurer: Kärnten. Unten durch. Ein Wander-Reise-Lesebuch. Hrsg.: Universitätskulturzentrum UNIKUM, Carinthia Verlag, 2006, ISBN 3-85378-594-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- https://arlef.it/app/uploads/documenti/DPReg_Toponimi_ALLEGATO.pdf S. 174
- https://lexview-int.regione.fvg.it/fontinormative/xml/scarico.aspx?ANN=2009&LEX=0020&tip=0&id=&lang=ita Deutsche Minderheiten in der Region F-JV
- https://web.archive.org/web/20111111003433/http://www.interno.it/mininterno/export/sites/default/it/sezioni/servizi/legislazione/minoranze_etniche/0999_2008_03_04_dpr_12_settembre_2007.html auf interno.it, Ministero dell'Interno.
- https://arlef.it/app/uploads/documenti/DPReg_Toponimi_ALLEGATO.pdf S. 174
- https://lexview-int.regione.fvg.it/fontinormative/xml/scarico.aspx?ANN=2009&LEX=0020&tip=0&id=&lang=ita Deutsche Minderheiten in der Region F-JV
- https://web.archive.org/web/20111111003433/http://www.interno.it/mininterno/export/sites/default/it/sezioni/servizi/legislazione/minoranze_etniche/0999_2008_03_04_dpr_12_settembre_2007.html auf interno.it, Ministero dell'Interno.
- Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
- https://web.archive.org/web/20111111003433/http://www.interno.it/mininterno/export/sites/default/it/sezioni/servizi/legislazione/minoranze_etniche/0999_2008_03_04_dpr_12_settembre_2007.html auf interno.it, Ministero dell'Interno.
- K.K. Statistische Central-Commission: Special-Orts-Repertorien der im Oesterreichischen Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder. Band V Kärnten. Wien 1883, S. 68.
- Statistiche I.Stat – ISTAT; URL consultato in data 28-12-2012.