Tobias Akselrod
Tobias Akselrod (* 15. Oktober 1887 in Moskau; † 10. März 1938 in Kommunarka) war ein russischer Revolutionär und 1919 Mitglied der Münchener Räteregierung.
Leben
Akselrod trat 1905 dem jüdischen Arbeiterbund bei. 1910 floh er aus sibirischer Verbannung ins Ausland. Er wurde Mitarbeiter der Berner Tagwacht und Mitglied der Zimmerwalder Linken. Im April 1917 kehrte er im Zug aus Zürich nach Russland zurück. Nach der Oktoberrevolution 1917 war er Leiter des Pressebüros des Rates der Volkskommissare, im April 1918 Leiter des Pressebüros beim Zentralen Exekutivbüro der Bolschewiki.
Ab Juli 1918 war er Leiter des sowjetischen Pressedienstes in Deutschland, während der Novemberrevolution in Deutschland hielt er sich in Kopenhagen auf. Am 8. Dezember 1918 kehrte er nach Deutschland zurück. Am 14. Januar 1919 wurde er in Stuttgart verhaftet, nach München verbracht und von Kurt Eisner formal im Sanatorium Ebenhausen unter Hausarrest gestellt. Im April 1919 wurde er Mitglied im Aktionsausschuss der Betriebs- und Soldatenräte Münchens und beratendes Mitglied der Wirtschaftskommission. Nach der Niederschlagung der Räterepublik wurde er am 14. Mai 1919 wurde er in Tirol verhaftet und nach München verbracht, dort angeklagt und zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Seine Ehefrau, Anna, wurde Mitte August 1919 von den deutschösterreichischen Sicherheitsbehörden in Wien angehalten, als sie unter falschem Namen versuchte, Ernst Bettelheim, der im Auftrag der Dritten Internationalen die kommunistische Bewegung in Deutschösterreich radikalisieren sollte, zu besuchen.[1] Anna Akselrod wurde in der Folge neben Béla Kun und anderen Exponenten der Ungarischen Räterepublik im Lager Drosendorf bzw. auf Schloss Karlstein (Niederösterreich) interniert.
Ende 1919 wurde er von München nach Berlin-Moabit verlegt, 1920 unter Hausarrest gestellt, am 6. Juni 1920 konnte er über Stettin nach Petrograd ausreisen. Er wurde Herausgeber des Bulletin der Kommunistischen Internationale für die russische Presse, die Parteiorganisationen der KPR (B) und die Kulturpropaganda in der Russischen Sowjetrepublik. Von 1921 bis 1922 war er Leiter der Verlagsabteilung des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (EKKI).
Nach dem April 1922 blieb er in der Schweiz, Österreich und Frankreich tätig. Er schrieb für die L’Humanité (Zeitung der KP Frankreichs) und kehrte Ende 1925 nach Sowjetrussland zurück, wo er als Journalist arbeitete.
Im Zuge der Stalinschen Säuberungen wurde er am 23. Dezember 1937 verhaftet und wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären terroristischen Organisation vom Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR am 10. März 1938 zum Tode verurteilt und am selben Tag erschossen.
Literatur
- Joachim Lilla: Akselrod, Tobias, in: ders.: Staatsminister, leitende Verwaltungsbeamte und (NS-)Funktionsträger in Bayern 1918 bis 1945, URL: verwaltungshandbuch.bayerische-landesbibliothek-online.de/akselrod-tobias (30. Juli 2013).
- Alexander Vatlin: Weltrevolutionär im Abseits. Der Kommissar der bayerischen Räterepublik Tobias Axelrod. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 62, Heft 4, S. 515–536
Einzelnachweise
- Verhaftung des ungarischen Kommunisten Bettelheim. In: Der neue Tag, Morgen-Ausgabe, Nr. 142/1919 (I. Jahrgang), 14. August 1919, S. 4, Spalte 2. (online bei ANNO).