Hotel Vier Jahreszeiten (München)
Das Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski München ist ein Luxushotel der Fünf-Sterne-Kategorie in der Maximilianstraße in München. Das Kempinski-Haus zählt zu den besten Hotels in Deutschland. Im Jahr 2015 lag es mit 49 Millionen Euro auf Rang 4 der umsatzstärksten Hotels in Deutschland.[1]
Geschichte
Anfänge 1858
Friedrich Bürklein, der sich als Architekt um das Gesamtkunstwerk Maximilianstraße kümmerte, bestimmte Rudolf Gottgetreu zum Architekten des Vier Jahreszeiten. Das neu erbaute Hotel Vier Jahreszeiten wurde am 25. Juli des Jahres 1858 mit großem Pomp von Hotelier August Schimon in der Maximilianstraße eröffnet.[2] Zwar hatte sich Maximilian II. an „seiner“ Straße das nobelste Stadthotel gewünscht, das alle bis dahin gesetzten Maßstäbe sprengen sollte, aber natürlich durfte ein Hotel nicht der königlichen Residenz den Rang ablaufen. Dennoch setzte es Maßstäbe für seine Zeit. Neben 60 Ställen hatte das Vier Jahreszeiten Gasbeleuchtung, Glockenzüge zur Kommunikation in den Zimmern, sechs Marmorbäder und einen Paternoster. Einige Zimmer verfügten über ein bei manchen Gästen beliebtes „Wellenschaukelbad“ zur „Nervenstärkung“.
Am 25. August 1876, als von „eine[r] Anzahl höherer Staatsbeamten“ und König Ludwig II. dessen Geburts- und Namenstag, und gemeinsam mit „Mitglieder[n] der Gemeindecollegien“ auch die Eröffnung der Wittelsbacher Brücke gefeiert wurde, versammelten sich die Staatsbeamten am Nachmittag zu „Festdiners ... in den Officiers-Speiseanstalten“ und die Gemeindecollegien „zu einem Festmahl im Hotel ‚Zu den vier Jahreszeiten‘“.[3]
Johann Samuel Obermayer führte das Hotel von 1866 bis zu seinem Tod im Jahr 1889, gefolgt von seinem Sohn Adolf.[4]
Erster Weltkrieg
Das Hotel galt während des Ersten Weltkriegs als Zentrum der nationalistischen Agitation des Alldeutschen Verbands. Von 1919 bis 1924 war es der Versammlungsort der Thule-Gesellschaft.
Brüder Walterspiel ab 1926
1926 übernahmen die Brüder Alfred und Otto Walterspiel das Hotel. Sowohl das Restaurant Walterspiel als auch das Hotel Vier Jahreszeiten galten unter ihrer Leitung in Europa als „erste Adresse“, vor allem auch dank der Kochkunst von Alfred Walterspiel.
Auch während der Zeit des Nationalsozialismus blieb das Hotel „ein offenes Haus“ ohne Restriktionen für seine internationalen Gäste. Bei den Luftangriffen auf München im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt, 1944 brannten alle Gebäudeflügel, bis auf den direkt an der Maximilianstraße gelegenen, vollständig aus. Dieser historische Teil hatte jetzt eine Etage weniger.
Nach Kriegsende 1945 wurde das Gebäude von der US-Besatzungsmacht genutzt. 1948 erhielten die Brüder Walterspiel von der Besatzung die Erlaubnis zum Wiederaufbau des Hotels für ausländische Gäste, Alfreds Sohn Georg stieg mit in die Geschäftsführung ein. Im Sommer 1949 wurde das Hotel auch für deutsche Gäste geöffnet. Das Restaurant Walterspiel wurde 1950 erneut eröffnet.
1958 hatte das Haus das teuerste Hotelzimmer in Deutschland.[5] In diesem Jahr setzte sich Otto Walterspiel zur Ruhe. Nach dem Tod von Alfred Walterspiel 1960 führten seine Söhne Georg (* 1921) und Klaus Walterspiel das Hotel.[6][7]
Kempinski ab 1970
1970 beteiligte sich Kempinski zu 50 % am Hotel.[8] Karl Theodor Walterspiel, der jüngste Sohn von Otto, gehörte dem Vorstand der Kempinski AG an. Anlässlich der XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München wurde die Zimmerkapazität von 180 Zimmern auf 303 Zimmer fast verdoppelt.
Inzwischen gehört das Hotel zu 99 % der Kempinski AG. Seit 2007 wurden 42 Millionen Euro in die Renovierung des Hotels Vier Jahreszeiten investiert.[9] Zuerst wurden 42 Zimmer mit Blick auf die Maximilianstraße neu gestaltet. In mehreren Teilabschnitten wurden bis 2009 alle Zimmer vollständig renoviert. Die Architekten Viktor Kim und Pierre Court aus San Francisco und New York kombinierten Louis XIV-Mobiliar mit zeitgenössischen Designstücken. Die Neugestaltung der sieben Veranstaltungsräume wurde 2013 beendet, wobei der größte bis zu 600 Personen fasst.[10][4]
Das Hotel hat 305 Zimmer und Suiten, wovon ein Teil kürzlich renoviert wurde.[11]
Restaurant Schwarzreiter (ab 2014)
Das Restaurant Walterspiel wurde 2014 als Restaurant Schwarzreiter neu eröffnet. Es wurde nach dem angeblichen Lieblingsfisch von König Ludwig II. benannt, dem geräucherten Seesaibling (genannt „Schwarzreiter“).[12] Mit Küchenchef Anton Pozeg wurde es ab November 2017 mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.[13] Von August 2018 bis März 2021 war Maike Menzel Küchenchefin, seitdem Hannes Reckziegel.[14]
Die Pâtisserie leitet seit 2012 der Brite Ian Baker (* 1983), der 2015 als Pâtissier des Jahres im Schlemmer Atlas ausgezeichnet wurde.[15]
Leitung
Das Hotel steht unter der Leitung des Geschäftsführers Holger Schroth. Ein weiterer Geschäftsführer ist Bernold O. Schröder, Vorstandsvorsitzender und CEO ad interim der Kempinski S.A..[16]
Bekannte Gäste
Prominente Gäste waren unter anderem (sortiert nach Geburtsdatum):[4]
- Großfürstin Helene von Russland[17]
- Franz Liszt
- Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (Sissi)
- Edvard Grieg
- Franz Oppenheim 1869
- Emil von Behring 1904
- Gustav Mahler
- Richard Strauss
- Winston Churchill
- Konrad Adenauer
- Otto Hahn
- David Oistrach
- Bruno Kreisky
- Willy Brandt
- Leonard Bernstein
- Peter Ustinov
- Königin Elisabeth II.
- Elizabeth Taylor
- Soraya Esfandiary Bakhtiary (1950er Jahre)
- Sophia Loren
- 14. Dalai Lama
- König Juan Carlos I.
- Romy Schneider
- Plácido Domingo
- Elton John
- Wladimir Putin
- Michael Jackson
- Robbie Williams
Gebäude
1857 errichtete J. N. Röckenschuß nach Plänen von R. Gottgetreu ein Mietshaus im Maximilianstil, das dann nach leichten Fassadenänderungen zum Hotel umgebaut wurde. 1902 wurde die Fassade vereinfachend durch Heilmann & Littmann umgestaltet. Im Erdgeschoss mit seinen Tudor-Blendbögen befindet sich die vierjochige Einfahrtshalle. Über dem Gurtgesims befindet sich das Mezzaningeschoss und drei Obergeschosse, darüber noch ein vereinfachtes Attikageschoss. Je zwei Fensterachsen werden an der Straßenfassade durch Lisenen zu acht Abschnitten zusammengefasst, wobei neben dem zweiten und sechsten Abschnitt reicher gestaltete dreiachsige Risalite liegen.
Literatur
- Otto Walterspiel: Ein offenes Haus: Meine Kindheit im Hotel Vier Jahreszeiten, Lübbe Ehrenwirth 2012, ISBN 978-3-431-03860-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- Gäste und Investoren fliegen auf deutsche Hotels, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. Mai 2016, S. 22.
- welt.de: Das „Vier Jahreszeiten“, fürs Jubiläum gerüstet
- Schwabmünchner Tages-Anzeiger: 1876,7/12. Nr. 199. Rackl & Lochner, 1876 (google.de [abgerufen am 10. August 2021]).
- Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski München, Cosmopolis, 2008. Abgerufen am 28. Mai 2017.
- 1958 teuerstes Hotelzimmer in Deutschland
- uni-muenchen.de: Pressemitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität München 1991
- cosmopolis.ch: Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski München
- Kempinski 50 % Beteiligung (Memento vom 14. Juli 2013 im Internet Archive)
- 42 Millionen Euro, SZ vom 19. Mai 2010, abgerufen am 1. Juli 2013
- Veranstaltungsräume, Kempinski. Abgerufen am 27. Mai 2017.
- kempinski.com: Fakten
- Wie ein Jungkoch die bayerische Küche revolutionieren will, Süddeutsche Zeitung, 9. November 2015. Abgerufen am 27. Mai 2017.
- restaurant-ranglisten.de: Schwarzreiter Tagesbar & Restaurant
- Hannes Reckziegel übernimmt im Schwarzreiter. Abgerufen am 24. Juli 2021.
- kempinski.com: Ian Baker ist "Pâtissier des Jahres 2015
- Impressum, Kempinski. Abgerufen am 27. Mai 2017.
- Lokalnachrichten. In: Münchener Abendzeitung. Nr. 119, 28. Juli 1864, S. 475 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).