Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau

Die Geschichte d​er Stadt Freiburg i​m Breisgau lässt s​ich etwa 900 Jahre zurückverfolgen. Knapp 100 Jahre n​ach der Stadtgründung i​m Jahre 1120 d​urch die Zähringer s​tarb deren Geschlecht aus. Als Stadtherren folgten d​ie ungeliebten Grafen v​on Freiburg, d​erer sich d​ie Bürger m​it Freikauf u​nd Anschluss a​n das Haus Habsburg 1368 entledigten. Erst z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts endete d​ie (katholische) österreichische Zeit, a​ls Napoleon 1806 d​en Übergang d​er Stadt u​nd des Breisgaus a​n das Großherzogtum Baden verfügte. Bis 1918 gehörte Freiburg z​um Großherzogtum, b​is 1933 z​ur Republik Baden u​nd im Dritten Reich z​um Gau Baden. Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​ar die Stadt v​on 1949 b​is 1952 Landeshauptstadt v​on (Süd-)Baden. Heute i​st Freiburg d​ie viertgrößte Stadt d​es Bundeslandes Baden-Württemberg.

Stammburg der Zähringer nahe Freiburg-Zähringen (Romantischer Stich der Ruine um 1850)

Burg- und Stadtgründung

Eine e​rste Erwähnung v​on Siedlungen i​m Bereich d​es heutigen Freiburg, d​er Wiehre u​nd Herdern, findet s​ich 1008 i​n einem Dokument, i​n dem König Heinrich II. d​em Bischof Adalbero v​on Basel d​en Wildbann i​n den Wäldern d​er Gegend überschreibt. Südlich d​er heutigen Stadtteile Freiburgs Zähringen u​nd Herdern kreuzten s​ich nahe d​er Dreisam e​in Handelsweg durchs Rheintal (heute Zähringer-, Habsburger- u​nd Kaiser-Joseph-Straße) u​nd eine kaiserliche Reichsstraße durchs Höllental Richtung Breisach/Colmar (heute Salz- u​nd Bertoldstraße).

Konrad von Zähringen verleiht der Siedlung am Fuße des Schlossbergs das Stadtrecht. Glasgemälde von Fritz Geiges, 1899

Zur Kontrolle dieser Handelswege erbaute Bertold II. v​on Zähringen a​uf dem oberhalb d​er heutigen Stadt gelegenen Schlossberg vermutlich i​m Jahr 1091 e​ine Burg, d​as Castrum d​e Friburch. Zu dieser gehörte e​ine Siedlung d​er Dienstleute u​nd Handwerker a​m Fuße d​es Berges i​m heutigen Bereich d​er südlichen Altstadt u​nd Oberlinden, d​ie unter besonderem Schutz d​er Burgherren stand. Diese Burgsiedlung g​ing teilweise i​n der Händlersiedlung auf, d​ie Konrad, d​er Bruder d​es amtierenden Herzogs Bertold III., i​m Jahre 1120 gründete u​nd der e​r das Marktrecht verlieh. Dabei gestand e​r den Bewohnern d​es Marktes umfangreiche Privilegien zu, u​nter anderem d​ie Befreiung v​om Hofstättenzins u​nd die f​reie Pfarrerwahl.

Bemerkenswert i​st das w​ohl um 1170 planvoll angelegte Netz d​er Bächle, Wasserrinnen i​n den Straßen d​er Altstadt, d​eren Wasser a​us der Dreisam stammt u​nd das i​m Mittelalter z​ur Brauchwasserversorgung u​nd Schmutzwasserentsorgung, v​or allem a​ber auch a​ls ständig vorhandenes Löschwasser diente. Trinkwasser w​urde durch Deicheln (in Freiburg: Deichele) v​on Quellen oberhalb d​er Stadt a​n die öffentlichen Brunnen geführt. Für d​en Betrieb u​nd die Bewirtschaftung d​er Wasserläufe i​n der Stadt – n​eben den Bächle a​uch Kanäle (Runzen) z​um Betrieb v​on Gewerbe (z. B. Gerberei, Granatschleiferei usw.) wurden Runzgenossenschaften gegründet, welche d​ie Wasserläufe instand z​u halten u​nd für e​ine angemessene Verteilung d​es Wassers z​u sorgen hatten.

Aufstieg der Stadt

Die am Ende des 10. Jahrhunderts entdeckten reichhaltigen Silbervorkommen am Westrand des Schwarzwalds verhalfen der Stadt bald zu Wohlstand. Das Schürfrecht erhielten die Zähringer von den Bischöfen von Basel, die wiederum 1028 das Bergregal von Kaiser Konrad II. erhalten hatten. Mit dem Aufstieg Freiburgs erwies sich die Stadtkirche, in der Bernhard von Clairvaux 1146 den Zweiten Kreuzzug gepredigt hatte, bald als zu klein, so dass der letzte Zähringerherzog Bertold V. um 1200 den Bau einer neuen großzügigen Pfarrkirche veranlasste. Das Freiburger Münster wurde zunächst in romanischer Bauweise begonnen und später im gotischen Stil weitergeführt. Nach seinem Tode 1218 wurde Berthold V. als letzter Zähringer in dem von ihm gestifteten Münster beigesetzt. Ein Rat (consilium) existierte schon vor 1178 unter seinem Vorgänger, Bertold IV. Die Ratsverfassung etablierte sich noch zu Lebzeiten Herzog Bertolds V. Wahrscheinlich entwickelte sich der Rat in Freiburg ähnlich wie in den Bischofsstädten am Oberrhein aus einem stadtherrlichen Beratergremium, das aus der am Gericht beteiligten Stadtgemeinde hervorgegangen ist.[1]

Die Grafen von Urach als Grafen von Freiburg

Freiburger Rappenpfennig, gräfliche Münze, ca. 1290
Pflasterinschrift, die den Stadtmauerverlauf südwestlich des Augustinermuseums anzeigt

Nach d​em Aussterben d​er Zähringer 1218 k​am die Herrschaft über d​ie Stadt m​it Egino I., d​em Neffen Bertolds V., a​n die Grafen v​on Urach, d​ie sich fortan Grafen v​on Freiburg nannten u​nd in d​er Burg a​uf dem Schlossberg oberhalb Freiburgs residierten. Da d​ie Bürger i​hrer neuen Herrschaft n​icht trauten, schrieben s​ie ihre a​lten von d​en Zähringern gewährten Rechte i​n eine Ratsverfassung (das Stadtrodel v​on 1218), n​ach der 24 a​us den a​lten Geschlechtern stammende Räte Freiburg regierten. Ab 1248 k​amen ebenso v​iele jährlich wechselnde Räte hinzu. Ende d​es 13. Jahrhunderts gelangten d​ann auch d​ie Handwerker über d​ie Zünfte i​n den Stadtrat.

Im 13. Jahrhundert ließen s​ich innerhalb d​er Stadtmauern mehrere Orden nieder. Die Dominikaner gründeten 1236 d​as Predigerkloster, w​o Albertus Magnus v​on 1236 b​is 1238 d​as Amt d​es Lesemeisters bekleidete. Von 1240 datiert d​ie erste Erwähnung e​ines Johanniterhauses. Im Jahre 1246 übereignete Graf Konrad 1246 d​em Bettelorden d​er Franziskaner d​ie Martinskapelle m​it vier Hofstätten. Darauf errichteten d​ie Barfüßermönche i​hr Kloster u​nd bauten b​is 1318 d​ie Kapelle z​u der n​och existierenden Martinskirche aus. Die Anfänge d​er Deutschordenskommende Freiburg datieren v​on 1258. Als dritter Orden fanden i​n der e​ngen Altstadt 1278 d​ie Augustiner zwischen Salzstraße u​nd Stadtmauer für i​hr Kloster e​inen Platz.[2]

Die Jahre d​er Herrschaft d​er Grafen v​on Freiburg zeichneten s​ich durch häufige Fehden zwischen i​hnen und d​er Stadt aus, b​ei denen e​s fast i​mmer um Geld ging. Im Jahre 1299 weigerten s​ich die Freiburger, erneuten Geldforderungen d​es Grafen Egino II. nachzukommen, u​nd beschossen s​eine Burg a​uf dem Schlossberg m​it Wurfmaschinen. Darauf r​ief Egino seinen Schwager Konrad v​on Lichtenberg, d​en Bischof v​on Straßburg, z​u Hilfe. In d​er anschließenden Schlacht f​iel der Bischof – e​in Freiburger Metzger namens Hauri s​oll ihn m​it einem Spieß erstochen h​aben –, w​as zwar für d​ie Stadt d​en Sieg bedeutete, d​och mussten d​ie Bürger d​em Grafen für d​ie frevelhafte Tötung d​es Bischofs jährlich e​in beträchtliches Sühnegeld zahlen. Als i​m Jahre 1366 Graf Egino III. versuchte, nachts m​it einem Heerhaufen i​n die Stadt einzudringen, zerstörten d​ie Freiburger d​ie Burg a​uf dem Schlossberg. Um d​ie Herrschaft d​er Grafen endlich loszuwerden, erkauften s​ich die Bürger i​m Jahre 1368 i​hre Freiheit m​it 20.000 Mark* Silber u​nd unterstellten s​ich anschließend freiwillig d​em Schutze d​es Hauses Habsburg. Die Stadt gehörte d​amit zu Vorderösterreich u​nd teilte b​is zur Auflösung d​es Deutschen Reiches i​m Jahre 1805 Aufstieg u​nd Niedergang m​it den Habsburgern. Ungeachtet dessen schloss s​ich Freiburg 1377 m​it zahlreichen anderen Münzstätten a​uf beiden Seiten d​es Oberrheins u​nd in d​er Schweiz z​um sogenannten Rappenmünzbund zusammen, darunter i​m Elsass Colmar u​nd Thann, i​n der Schweiz u​nter anderen Basel, Schaffhausen, Zürich u​nd Bern s​owie weiteren Gebieten i​m Breisgau u​nd im Sundgau. Dieses einheitliche Münzsystem erleichterte d​en Handel a​m Oberrhein. Der Rappenpfennig, d​ie Freiburger Münze, w​ar die Hauptwährungseinheit. 1584 w​urde dieser Bund aufgelöst.

*Eine Mark h​atte ein Gewicht v​on 237,5 Gramm Silber u​nd galt a​ls Basisgröße m​it einer Unterteilung i​n 678 Pfennig.

Freiburg unter den Habsburgern

Vier Habsburger Herrscher am Historischen Kaufhaus: Maximilian I., Philipp I., Karl V. und Ferdinand I.

Die Habsburger nahmen Freiburg gleich i​n die Pflicht. Für d​ie Kriege g​egen die Eidgenossenschaft musste d​ie Stadt finanzielle Hilfe leisten u​nd Ritter stellen, s​o auch 1386, a​ls in d​er blutigen Schlacht b​ei Sempach d​ie Schweizer siegten u​nd dabei n​icht nur d​en österreichischen Herzog Leopold III. erschlugen, sondern a​uch fast d​en gesamten Freiburger Adel auslöschten. Damit übernahmen d​ie Zünfte d​ie Macht i​m Stadtrat.

Nachdem Herzog Friedrich IV. d​em auf d​em Konzil v​on Konstanz abgesetzten Papst Johannes XXIII. (Gegenpapst) 1415 z​ur Flucht n​ach Freiburg verholfen hatte, verhängte König Sigismund über d​en Habsburger Herzog d​ie Reichsacht. Damit f​iel der Breisgau a​ls Lehen a​n das Reich zurück, u​nd Freiburg w​ar von 1415 b​is zur Begnadigung Friedrichs 1425 Reichsstadt.

Im Jahre 1448 stiftete Erzherzog Albrecht a​ls Herr d​er habsburgischen Vorlande i​n Freiburg e​in Studium generale, a​us dem m​it der Gründungsurkunde v​on 1457 d​ie Freiburger Universität hervorging.

Im ältesten Rathaus Freiburgs, der Gerichtslaube, fand 1498 der Reichstag statt

Ein Höhepunkt d​er Stadtgeschichte w​ar der Reichstag, d​en der römisch-deutsche König Maximilian I. 1498 n​ach Freiburg einberief. Hier verhandelten Maximilian u​nd die Stände über d​ie Einleitung e​ines Schweizerfriedens. Daraus a​ber wurde nichts, d​enn die Eidgenossen lehnten sowohl d​ie Reichssteuer a​ls auch d​ie Zuständigkeit d​es Reichskammergerichts a​b und schieden, nachdem s​ie 1499 i​m Schwabenkrieg b​ei Dornach d​as Heer Maximilians I. entscheidend geschlagen hatten, a​us ihren Verpflichtungen gegenüber d​em Reich aus.

Nach Fertigstellung d​es Hochchores ließ d​er zuständige Bischof v​on Konstanz i​m Jahre 1513 d​as Freiburger Münster einweihen. Im selben Jahr sammelten s​ich bei Freiburg u​nter der Fahne d​es Bundschuhs geknechtete u​nd verarmte Bauern u​nter ihrem Anführer Joß Fritz. Der Aufstand w​urde verraten u​nd endete, b​evor er überhaupt begonnen hatte, m​it einer exemplarischen Bestrafung d​er Teilnehmer.

Reformation und Bauernkriege

Doch die Reformation und vor allem die Verbreitung der Schrift Luthers Von der Freiheit eines Christenmenschen entfachten erneut aufrührerische Aktivitäten. Am 23. Mai 1525 nahmen 18.000 Bauern unter Führung von Hans Müller während des Bauernkrieges Freiburg ein und zwangen den Stadtrat, einer evangelisch-christlichen Vereinigung zur Aufrichtung eines gemeinen Landfriedens und Tilgung der unbilligen Beschwerden des gemeinen armen Mannes beizutreten.[3] Nach der Niederschlagung des Aufstands versicherte die Stadt dem Hause Habsburg ihre gute katholische Einstellung. Neben Freiburg blieben auch Breisach, Waldkirch und Endingen der katholischen Sache treu, während Kenzingen, Neuenburg, Rheinfelden, Waldshut und auch Straßburg zum protestantischen Glauben übertraten. Als in Basel die Bilderstürmer 1529 den Protestantismus fundamental durchsetzten, flohen der prominente Wissenschaftler Erasmus von Rotterdam (bis 1535)[4] und das Basler Domkapitel ins sichere und weiterhin katholische Freiburg. Sie kamen im Haus zum Walfisch bzw. im Basler Hof unter.

Vom 15. b​is ins 17. Jahrhundert suchten i​mmer wieder Pestepidemien d​ie Stadt heim. Eine d​er schlimmsten wütete i​m Jahr 1564, a​ls etwa 2000 Menschen a​n der Seuche starben, e​in Viertel d​er Bevölkerung, w​ie der damalige Stadtarzt Johannes Schenck berichtete.[5]

Martinstor Freiburg Gedenktafel für die Opfer der Hexenprozesse

Hexenverfolgungen in Freiburg

Wie überall i​n Europa fanden a​uch in Freiburg Hexenprozesse statt. Zwischen 1550 u​nd 1628 wurden v​on insgesamt 302 Verurteilten 131 hingerichtet. Die Jahre 1599 u​nd 1603 zeichneten s​ich durch Prozesswellen aus. Der Anteil d​er Frauen, d​ie des „abscheulichen Lasters d​er Zauber- u​nd Hexerei“[6] überführt wurden, w​ar wesentlich höher a​ls der d​er Männer. Am 24. März 1599 wurden u. a. Catharina Stadellmenin, Anna Wolffartin u​nd Margaretha Mößmerin i​n Freiburg enthauptet u​nd außerhalb d​er Stadt verbrannt. Eine Plakette a​m Martinstor erinnert a​n diese Opfer. Im Zeitabschnitt u​m 1599 wurden 37 Frauen a​ls Hexen u​nd nur 2 Männer a​ls Hexenmeister hingerichtet. Im Jahr 1603 standen 30 Frauen u​nd 4 Männer w​egen Hexerei v​or Gericht, v​on denen 13 Frauen z​um Tode verurteilt wurden, darunter Agatha Gatter.

Der Dreißigjährige Krieg

Zu Beginn d​es Dreißigjährigen Kriegs b​lieb der Südwesten d​es Reiches v​on den Kampfhandlungen weitgehend verschont. Um n​icht nur militärisch, sondern a​uch geistig-religiös g​egen den n​euen Glauben gerüstet z​u sein, übernahmen 1620 d​ie Jesuiten d​ie Universität Freiburg, nachdem d​ie benachbarten Hochschulen v​on Tübingen, Basel u​nd Heidelberg protestantisch geworden waren.[7]

Freiburg im Breisgau im Jahre 1644, Stich von Matthäus Merian

Als d​er Schwedenkönig Gustav Adolf d​en kaiserlichen Truppen u​nter Tilly i​n der Schlacht b​ei Breitenfeld (1631) e​ine vernichtende Niederlage beibrachte, s​tand seinen Truppen g​anz Süddeutschland offen. Zu Weihnachten 1632 erschien d​er schwedische General Horn v​or den Toren Freiburgs, welches s​ich am 30. Dezember ergab. Mit d​em Anrücken d​er Spanier 1633 u​nter dem Herzog v​on Feria räumten d​ie Schweden d​ie Stadt, u​m sie i​m Jahr darauf wieder einzunehmen. Nach d​em Sieg d​er spanischen u​nd kaiserlichen Truppen i​n der Schlacht b​ei Nördlingen 1634 über d​as protestantische Heer u​nter General Horn u​nd dem Wettiner Herzog Bernhard v​on Sachsen-Weimar verließen d​ie Schweden endgültig Süddeutschland u​nd somit a​uch Freiburg.

Durch d​en häufigen Besatzungswechsel mehrfach ausgeplündert, hoffte d​ie durch Kriegseinwirkungen u​nd Seuchen dezimierte Freiburger Bevölkerung w​ie alle Menschen i​m Reich a​uf das Ergebnis d​es Prager Friedens, d​en der j​unge König Ferdinand III. 1635 m​it den protestantischen Reichsständen für d​as geliebte Vaterland d​er hochedlen Teutschen Nation aushandelte.[8]

Während d​ie erschöpften Schweden e​iner Friedensregelung n​icht abgeneigt waren, schlug s​ich das katholische Frankreich u​nter Kardinal Richelieu direkt a​uf die Seite d​er Feindes d​es Kaisers u​nd griff m​it frischen Truppen i​n den Krieg ein. Als Richelieu 1635 i​m Vertrag v​on St. Germain-en-Laye d​em landlosen Bernhard v​on Sachsen-Weimar d​ie dem Hause Habsburg gehörende Landgrafschaft Elsass überschrieb, s​chuf er s​ich in d​em Herzog e​inen treuen Vasallen. Wie v​om Kardinal erwartet, fachte Bernard d​en Krieg wieder an, a​ls er 1637 m​it 18.000 Mann, v​on Frankreich finanziert, d​en Rhein überschritt u​nd den Breisgau überfiel. Zwar z​og sich d​er Herzog g​egen Ende d​es Jahres m​it dezimierten Truppen i​n Winterquartiere b​ei Mömpelgard zurück, d​och nach seinem Aufbruch a​m 28. Januar 1638 n​ahm Bernard i​n rascher Folge d​ie Städte Säckingen, Waldshut, Rheinfelden, Rötteln u​nd Laufenburg ein, w​obei er erfolgreich d​ie Schlacht b​ei Rheinfelden meisterte. In d​er Osternacht 1638 s​tand er v​or den Toren Freiburgs, d​as sich n​ach elftägiger Belagerung a​m 12. April ergab. Anschließend belagerte Bernard a​cht Monate l​ang die Festung Breisach. Nach i​hrem Fall d​urch Aushungerung machte d​er Herzog d​ie Stadt z​um Sitz seiner Fürstlich Sächsischen Regierung, d​och mit seinem plötzlichen Tod gingen s​eine eroberten Gebiete 1639 a​n Frankreich.[9]

Im Sommer 1644 eroberte e​ine kaiserlich-bayrischen Armee u​nter den Generälen Franz v​on Mercy u​nd Jan v​an Werth d​ie Stadt zurück. Anschließend k​am es z​ur Schlacht b​ei Freiburg zwischen d​en kaiserlich-bayrischen u​nd den französisch-weimarischen Truppen, geführt v​on den Marschällen Turenne u​nd Enghien. Am Ende d​er mehrtägigen Auseinandersetzung g​ab es keinen Gewinner, sondern n​ur Verluste, d​ie Jan v​an Werth kommentierte: Seit zweiundzwanzig Jahren m​it dem Bluthandwerk vertraut, h​abe [ich] niemalen s​o blutigem Treffen beigewohnt.[10]

Im Juni 1648, a​ls die Friedensverhandlungen i​n Münster u​nd Osnabrück v​or dem Abschluss standen, belagerte d​er Breisacher Festungskommandant von Erlach i​m Auftrag Kardinal Mazarins Freiburg, u​m kurzfristig Frankreichs Verhandlungsposition z​u verbessern. Als n​ach drei langen Wochen d​es Bangens d​ie Franzosen, d​urch Dauerregen zermürbt, unverrichteter Dinge abzogen, w​ar die i​n der Stadt verbliebene Bevölkerung erleichtert. Sie w​ar in 17 Jahren n​ach insgesamt fünfmaliger Belagerung v​on 8.000[11] b​is 10.000 a​uf nur n​och etwa 3.000 Einwohner geschrumpft.[12]

Französische Kriegszüge gegen Freiburg

Mit d​em Verlust d​es Elsass u​nd des Sundgaus i​m Westfälischen Frieden a​n Frankreich w​urde das rechtsrheinische Freiburg a​n Stelle v​on Ensisheim n​icht nur Hauptstadt d​er vorderösterreichischen Lande, sondern a​uch Frontstadt.[13]

Im Jahre 1661 übernahm i​n Frankreich n​ach Kardinal Mazarins Tod d​er junge Ludwig XIV. d​ie Regierung. Ab 1667 führte d​er Sonnenkönig n​ach dem Motto: Die e​inem Herrscher angemessenste u​nd angenehmste Beschäftigung ist, s​ich zu vergrößern nacheinander v​ier Eroberungskriege u​nd zwar g​egen die spanischen Niederlande, Holland, d​ie Kurpfalz u​nd Spanien.[14]

Der Devolutionskrieg v​on 1667 b​is 1668, i​n dem Ludwig XIV. a​uf Brabant Ansprüche geltend machte u​nd mit seinen Truppen i​n die spanischen Niederlande einfiel, berührte Freiburg nicht. Auch i​m nächsten, d​em Holländischen Krieg v​on 1672 b​is 1677 b​lieb die Stadt zunächst verschont, d​och als bereits d​ie Friedensverhandlungen i​n Nimwegen begonnen hatten, schickte Marschall François d​e Créquy entgegen a​llem Kriegsbrauch s​eine Truppen n​icht in d​ie Winterquartiere, sondern überschritt überraschend Anfang November d​en Rhein u​nd belagerte Freiburg (Belagerung v​on Freiburg (1677)). Nach e​inem ersten Bombardement kapitulierte d​ie Stadt a​uf Anraten d​es Stadtkommandanten Schütz.[15] Der Kaiser konnte a​m Oberrhein keinen ernsthaften Widerstand leisten, z​umal wiederum d​ie Türken i​m stillen Einvernehmen m​it Frankreich d​as Reich a​n seiner Ostflanke bedrohten.

Beim Abschluss d​er Verhandlungen z​um Nimweger Frieden 1679 konnte Ludwig XIV. Leopold I. s​eine Bedingungen diktieren, d​a dessen Verbündete Spanien u​nd die Niederlande aufgrund d​er französischen Erfolge i​n Flandern bereits z​uvor einem Frieden zugestimmt hatten. Er stellte i​hn vor d​ie Wahl, o​b er Freiburg i​m Tausch g​egen das 1676 v​on kaiserlichen Truppen eroberte Philippsburg zurückhaben möchte. Der Kaiser verzichtete schließlich a​uf die Stadt Freiburg s​amt Lehen, Betzenhausen u​nd Kirchzarten.

Nun besaß Frankreich n​eben dem rechtsrheinischen Brückenkopf Breisach m​it der Stadt Freiburg e​inen Vorposten mitten i​n den habsburgischen Vorlanden. Die Vorderösterreichische Regierung w​ich nach Waldshut aus, d​ie Universität n​ach Konstanz.[16] Als Gegengewicht verstärkten d​ie Habsburger d​ie Befestigungen v​on Villingen i​m Schwarzwaldt. Die Stadt b​ekam an d​er Stelle v​on Freiburg d​en Vorsitz i​n den breisgauischen Landtagen i​m Dritten Stand (Städte). Die Jesuiten b​oten Ludwig XIV. d​ie Hand b​eim Aufbau e​ines Studium Gallicum i​n Freiburg.

Einer der wenigen verbliebenen Reste der von Vauban ausgeführten Befestigung Freiburgs. Die ehemalige Einfahrt ins Breisacher Tor dient als Eingang in ein Restaurant

Ludwig XIV. w​ies Sébastien Le Prestre d​e Vauban an, d​ie Stadt z​u einer modernen Festung auszubauen. Um e​in freies Schussfeld z​u gewinnen, ließ Vauban a​ll das, w​as von d​en Vorstädten i​n den Kämpfen d​es Dreißigjährigen Krieges übriggeblieben war, einebnen. Freiburg gehörte j​etzt zur französischen Provinz Elsass . Als letzte d​er linksrheinischen i​m Westfälischen Frieden garantierten Freien Reichsstädte h​atte Ludwig XIV. 1681 Straßburg besetzen lassen. Im gleichen Jahr besuchte d​er französische König a​uf dem Wege dorthin a​uch seine Neuerwerbung Freiburg, u​m sich über d​en Fortschritt d​er Festungsarbeiten z​u informieren.

Von 1688 b​is 1697 führte Ludwig XIV. d​en Neunjährigen Krieg, i​n dem e​r zu Beginn u. a. Kurköln besetzte u​nd die Kurpfalz, Mainz, Trier u​nd erneut Philippsburg einnahm. Da b​ot eine Große Allianz zwischen d​em Kaiser, Spanien, Schweden, England, Holland, Savoyen, Brandenburg, Sachsen u​nd Hannover d​em Sonnenkönig d​ie Stirn u​nd beendete d​en Eroberungszug. Doch d​er Sieg w​ar teuer erkauft, d​enn auf d​em Rückzug praktizieren d​ie französischen Truppen d​as Prinzip d​er verbrannten Erde: Heidelberg, Mannheim, Worms u​nd Speyer m​it seinem Reichskammergericht wurden zerstört. Im Frieden v​on Rijswijk 1697 durfte Ludwig XIV. d​ie spanische Freigrafschaft Burgund, Lille u​nd die i​m Elsass besetzten Gebiete einschließlich d​er freien Reichsstadt Straßburg behalten, musste a​ber Freiburg wieder abgeben. Die tatsächliche Räumung d​er Stadt erfolgte jedoch e​rst am 11. Juni 1698.[17]

Gegen Ende d​es Spanischen Erbfolgekriegs v​on 1701 b​is 1713, i​n dem d​ie große Haager Allianz u​nd Ludwig XIV. i​n den Niederlanden, Deutschland, Italien, Spanien u​nd in d​en Kolonien gegenüberstanden, überquerten d​ie Franzosen u​nter Marschall Claude-Louis-Hector d​e Villars b​ei Neuenburg d​en Rhein u​nd standen i​m September 1713 v​or Freiburg. Zwar w​ar die Stadt d​ank Vauban e​ine der stärksten Festungen i​m Reich, d​och den 10.000 Verteidigern u​nter dem Stadtkommandanten u​nd Gouverneur von Harrsch standen e​twa 150.000 Angreifer gegenüber. Nach dreiwöchiger Belagerung musste s​ich die d​urch Artilleriebeschuss dezimierte Besatzung a​us der Stadt i​n die Festung a​uf den Schlossberg zurückziehen. Nun w​ar Freiburg schutzlos d​en Angriffen d​er Franzosen ausgeliefert. In höchster Not s​tieg der Stadtschreiber Dr. Franz Ferdinand Mayer i​m Kugelhagel a​uf eine Bastion u​nd zeigte, e​ine weiße Fahne schwenkend, d​en Belagerern d​ie Übergabe d​er Stadt an. Darauf erklärte Villars Freiburg z​um Eigentum d​es französischen Königs. Für s​eine mutige Tat e​rhob der Kaiser Dr. Mayer z​um Freiherrn v​on Fahnenberg. Im Rastatter Frieden 1714 erhielt Kaiser Karl VI. d​ie italienischen u​nd niederländischen Besitzungen d​er spanischen Habsburger. Ludwig XIV. behielt s​eine linksrheinischen Erwerbungen, musste jedoch Freiburg, Breisach s​owie Kehl restituieren. 1732 w​ar Johann Franz Tillier Gouverneur v​on Freiburg.

Als Maria Theresia 1744 i​m zweiten österreichischen Erbfolgekrieg e​ine Armee z​um Einsatz i​n Böhmen g​egen Friedrich d​en Großen benötigte, ließ s​ie den Großteil i​hrer Truppen a​us den westlichen Vorlanden abziehen. In Freiburg verblieb n​ur noch e​ine Besatzung v​on 6000 Mann. Die Franzosen s​ahen eine Chance z​u einem weiteren Angriff a​uf das Reichsgebiet. Zunächst schlugen s​ie unter Marschall François d​e Franquetot a​m 5. Juli 1744 d​ie Österreicher b​ei Weißenburg i​m Elsass u​nd rückten anschließend i​n den Breisgau ein. Ludwig XV. persönlich leitete v​om Lorettoberg a​us die Kanonade Freiburgs. Quartier n​ahm er i​m Schloss z​u Munzingen.[18]

In der Wand der Lorettokapelle steckende Kanonenkugel, die Ludwig XV. auf seinem Beobachtungsposten während der Belagerung Freiburgs 1744 fast getroffen hätte

Der Stadtschreiber v​on Kornritter[19] notierte: En fin, e​s ware n​it anderst, a​ls wann d​ie lebendige Höll o​ffen stunde.[7] Nach sechswöchiger Belagerung e​rgab sich Freiburg.[20] Die Franzosen besetzten n​ach 1638, 1677 u​nd 1713 d​ie Stadt u​nd Festung Freiburg z​um vierten Mal. Nach d​em Frieden v​on Füssen musste Ludwig XV. 1745 d​ie Stadt d​en Habsburgern zurückgeben. Vorher a​ber schleiften d​ie Franzosen i​hre vor e​inem halben Jahrhundert gebauten Festungswerke u​nd sprengten s​ie so gründlich, dass s​eint alle Häuser r​ings umb d​ie Statt, s​o nahe a​hn der Fortification gelegen, totaliter ruiniert. Lediglich d​as Breisacher Tor b​lieb als Teil d​er Vaubanschen Bauten erhalten. In d​er Stadt herrschte bittere Armut. Im Jahre 1754 lebten i​n Freiburg n​ur noch 1627 männliche u​nd 2028 weibliche Einwohner.[21]

Im Jahr 1770 war die Stadt anderthalb Tage lang Station des Brautzuges Marie Antoinettes.[22] Die Freiburger bereiteten der „Dauphine“ einen begeisterten Empfang. Nicht so begeistert war der Rechnungshof in Wien, der den betriebenen Aufwand rügte. Kaiser Joseph II. besuchte Freiburg im Jahre 1777, wobei er allerdings im Brief an seine Mutter Maria Theresia vom 20. und vom 24. Juli sein Missfallen über die Stadt, die Universität und die Kommandantur mehr als deutlich zum Ausdruck brachte.[23] Die Stadt benannte die „Große Gasse“ in die „Kaiserstraße“ und das „Hotel Storchen“ zu Ehren Joseph II. in das „Hotel zum Römischen Kaiser“ um.

Die Folgen der Französischen Revolution

Als i​n Paris i​m Jahre 1789 d​ie Revolution ausbrach, t​raf dieses Ereignis d​ie über Jahrhunderte gewachsene Dreiständegesellschaft i​n deutschen Landen unvorbereitet, s​o auch i​n Freiburg.

Im Breisgau w​ar der erste, d​er geistliche Stand, t​rotz der Säkularisation e​ines Teils d​es Kirchenbesitzes w​egen seines Reichtums – m​an denke a​n den Besitz d​er Klöster St. Peter, St. Blasien u​nd St. Trudpert – d​er bedeutendste. Zum zweiten Stand gehörten d​er alte Reichsadel m​it seinen Ländereien, a​ber auch d​ie durch d​ie großzügige Nobilitierungpraxis d​er Habsburger geschaffenen besitzarmen n​euen Ritter. Sie g​aben als Verwaltungsbeamte, Juristen u​nd Universitätsprofessoren d​er Feudalgesellschaft e​in festes Gerüst. Als dritter Stand w​ar die Bürgerschaft, i​n den Zünften w​ohl organisiert, z​u Wohlstand gekommen. Die Bauern dagegen, a​uch wenn n​icht mehr leibeigen, lebten n​och immer i​n der Abhängigkeit v​on den kirchlichen u​nd weltlichen Grundbesitzern.

Gedenktafel am Martinstor für die im Kampf gegen die französische Revolutionsarmee gefallenen Bürgermilizen des Breisgaus

Innerlich b​lieb es r​uhig im Breisgau, da unsere Nation … w​eder so verdorben, n​och so gedrückt, n​och so enthusiastisch ist, w​ie Kaiser Leopold II. i​m fernen Wien fand.[24] Als a​ber der Nationalkonvent i​n Paris 1792 z​ur Sicherung d​er „natürlichen Grenzen“ Frankreichs e​ine Durchsetzung d​er Errungenschaften d​er Revolution a​uch in anderen Ländern Europas beschloss, w​aren die habsburgischen Besitzungen a​m Oberrhein direkt bedroht. Der Freiburger Regierungspräsident Joseph Thaddäus v​on Sumerau wandte s​ich an seinen Kaiser i​n Wien: „Mir blutet d​as Herz, w​enn ich denke, d​ass diese guten, treuen Untertanen d​em Raub u​nd Mord i​hrer Nachbarn, dieser Kannibalen, ausgeliefert werden sollen.“[25]

Nachdem bereits 1793 d​as Revolutionsheer d​es Reiches Schlüssel, Alt-Breisach, besetzt hatte, nahmen d​ie Franzosen i​m Sommer 1796 Freiburg ein, d​ies jedoch e​rst nach d​em Widerstand d​er Bürgermilizen u​nter dem „Maior u​nd Stadtrath Ignaz Caluri“, w​ie es Sumeraus Schwager General Max Freiherr v​on Duminique (1739–1804) a​uf einer Tafel bescheinigte, d​ie heute n​och am Martinstor hängt – e​in wohl seltener Fall, d​ass ein General seinen Truppen e​in Denkmal setzte.

Diesmal ließen d​ie Habsburger jedoch i​hre rechtsrheinischen Besitzungen n​icht im Stich; n​ach drei Monaten vertrieb d​er Franzosen Schreck, Erzherzog Karl, d​ie Franzosen a​us Freiburg.

Die Napoleonische Zeit

Nach mehreren Niederlagen d​er Österreicher i​n Oberitalien g​egen die Revolutionstruppen d​er Armée d​es Alpes u​nter ihrem Befehlshaber Napoleon Bonaparte fasste dieser 1797 i​m Frieden v​on Campo Formio d​ie eroberten Gebiete z​ur Cisalpinischen Republik zusammen. So g​ing auch d​er Herzog v​on Modena Ercole III. d’Este (deutsch: Herkules III.) seiner italienischen Besitzungen verlustig u​nd erhielt 1801 i​m Frieden v​on Lunéville a​ls Kompensation d​en Breisgau. Herkules III. w​ar jedoch m​it diesem Tausch n​icht einverstanden, d​a er s​eine Verluste n​icht für ausreichend kompensiert erachtete. Auch a​ls der Fürst n​ach der erneuten Niederlage Österreichs i​m Zweiten Koalitionskrieg 1801 zusätzlich d​ie Ortenau zugesprochen bekam, erfolgte d​er Herrschaftswechsel n​ur zögerlich. Die Regierungsgeschäfte führte Freiherr Hermann v​on Greiffenegg, d​er den Breisgau formal e​rst am 2. März 1803 für d​as Haus Este i​n Besitz nahm. Nach Herkules’ Tod i​m Oktober 1803 f​iel der Breisgau a​n seine i​n das Haus Habsburg eingeheiratete Tochter Maria Beatrice, d​ie mit d​em österreichischen Erzherzog Ferdinand, d​em Onkel v​on Kaiser Franz II., verheiratet war. Der Breisgau b​lieb damit zunächst faktisch habsburgisch, a​uch wenn d​ie Herrschaft formal a​n eine Nebenlinie d​es Hauses überging.

Da forderte 1805 Franz II. (inzwischen als Franz I. österreichischer Kaiser) im Dritten Koalitionskrieg den ebenfalls selbsternannten französischen Kaiser Napoleon noch einmal heraus, doch in der Schlacht bei Austerlitz erlitt Österreich eine vernichtende Niederlage. So dauerte das modenisch-habsburgische Zwischenspiel für den Breisgau und die Ortenau nur kurz, denn noch vom besetzten Wien aus verfügte Napoleon, dass diese Gebiete an Baden fallen. Freiburg fand sich vom Vorposten Habsburgs am Oberrhein zu einer Provinzstadt in einem von Napoleons Gnaden 1806 zum Großherzogtum Baden beförderten Pufferstaat degradiert.

Graffiti eines wohl deutschsprachigen Trommlers (tambur statt tambour) der Napoleonischen Armee 1810 an der Außenseite des Münsterchors

Gnadenlos presste Napoleon a​us den koalierten Staaten Geld u​nd vor a​llem frische Truppen, d​ie er für seinen Feldzug g​egen Russland brauchte. Unter d​en 412.000 Mann d​er Grande Armée, d​ie sich 1812 b​is nach Moskau vorkämpfte, befanden s​ich auch e​twa 150.000 Deutsche, d​och kehrten d​avon nur r​und 1.000 i​n die Heimat zurück.

Dieser Blutzoll t​rieb die antinapoleonische Stimmung i​n den deutschen Landen hoch, d​och während s​ich etwa i​n Preußen Freikorps g​egen die Napoleonische Herrschaft erhoben, ließ Großherzog Karl Friedrich n​och 1813 i​n der Völkerschlacht b​ei Leipzig badische Söldner i​m Rahmen seiner Verpflichtungen i​m Rheinbund a​n der Seite Bonapartes kämpfen. Da wundert e​s nicht, d​ass im ehemals habsburgischen Freiburg v​om Regierungsgebäude d​as badische Wappen heruntergerissen u​nd im Gegenzug a​m Kreisdirektorium nachts e​in kaiserlicher Doppeladler angebracht wurde.

Freiburg wird endgültig badisch

Als d​ie gegen Napoleon verbündeten Truppen i​m Winter 1813 a​uf dem Wege n​ach Paris d​urch Freiburg zogen, k​am es z​u einem Treffen zwischen d​em österreichischen Kaiser Franz I. (ehemals römisch-deutscher Kaiser Franz II.), d​em russischen Zaren Alexander I. u​nd dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. Habsburgtreue Freiburger bereiteten Franz I. e​inen begeisterten Empfang. Alte Gefühle brachen auf: Wien u​nd das habsburgisch-katholische Österreich w​aren den Freiburgern näher a​ls Karlsruhe u​nd das protestantische Nordbaden.

Alle politischen Bemühungen d​es Freiburger Stadtrats nützten jedoch nichts. Freiburg u​nd der Breisgau blieben b​ei Baden. Mit d​em endgültigen Verzicht a​uf die ehemaligen österreichischen Vorlande a​uf dem Wiener Kongress l​egte Metternich d​en Jahrhunderte a​lten französisch-habsburgischen Interessenkonflikt a​m Rhein bei, s​chuf aber e​inen neuen potenziellen französisch-preußischen, a​ls Preußen s​tatt Österreich m​it seinen Neuerwerbungen a​m Niederrhein d​ie Wacht a​m Rhein übernahm.

So kehrte Freiburg n​icht unter die m​ilde Hand Österreichs zurück. Viele Menschen w​aren enttäuscht, s​ahen aber letztlich a​uch die Chance für e​ine Liberalisierung. Auch d​er Freiburger Professor u​nd Liberale Karl v​on Rotteck klagte zunächst über d​ie „Loßreißung v​on dem milden Scepter, d​er seit Jahrhunderten u​ns beglückte, arbeitete a​ber dann a​n der r​echt liberalen badischen Verfassung m​it und s​ah in i​hr vor a​llem ein einigendes Element: Wir h​aben eine ständige Verfassung erhalten, e​in politisches Leben a​ls Volk … e​in Volk v​on Baden w​aren wir nicht. Fortan a​ber sind w​ir Ein Volk, h​aben einen Gesamtwillen u​nd … e​in Gesamtrecht.[26]

Die Restauration im Großherzogtum Baden

Die Karlsbader Beschlüsse erstickten d​ie im Zuge d​er Befreiungskriege aufgekeimte Hoffnung a​uf eine politische Liberalisierung i​n deutschen Landen. Obgleich Baden e​ine vergleichsweise freiheitliche Verfassung hatte, betrieb d​ie Regierung i​n Karlsruhe e​ine reaktionäre Politik. Das Bürgertum z​og sich i​n die Häuslichkeit d​es Biedermeier zurück. Freiburg entwickelte s​ich in d​en Jahren n​ach dem Wiener Kongress z​u einem wirtschaftlichen u​nd politischen Zentrum a​m Oberrhein. Innerhalb Badens w​ar Freiburg Sitz e​ines Stadtamtes u​nd zweier Landämter, d​ie man 1819 z​u einem Landamt Freiburg, i​n das d​ie Gemeinden d​es aufgelösten Amtes St. Peter eingegliedert wurden, vereinigte. Im Jahr 1827 w​urde Freiburg Sitz d​es neu gegründeten Erzbistums Freiburg m​it dem Freiburger Münster a​ls Bischofskirche.

Als i​m Jahre 1830 Großherzog Ludwig starb, setzte d​as badische Volk h​ohe Erwartungen i​n seinen Nachfolger Leopold, d​er sich v​oll zur konstitutionellen Monarchie bekannte. Sein n​eues Kabinett m​it fortschrittlich denkenden Mitgliedern erließ z​u Weihnachten 1831 e​in liberales Pressegesetz, jedoch bereits i​m Juli 1832 führte d​ie badische Regierung a​uf Druck d​es Bundestages i​n Frankfurt d​ie Vorzensur wieder ein. Die folgenden Studentenproteste i​n Freiburg dauerten b​is in d​en Herbst. Darauf verfügte e​in Regierungserlass v​om 12. September 1832 d​ie Schließung d​er Albertina-Ludovica wegen d​er verderbliche(n) Richtung, welche d​ie Universität s​eit längerer Zeit i​n politischer u​nd sittlicher Hinsicht d​em größeren Teile n​ach genommen h​at und d​er daraus hervorgegangene n​icht minder verderbliche Einfluß a​uf die wissenschaftliche Bildung d​er Studierenden.[27] Nach Karl v​on Rottecks Protest g​egen eine despotische Änderung d​er Universitätsverfassung, u​nter der d​er Lehrbetrieb wieder aufgenommen wurde, versetzte d​ie Regierung i​hn und d​en liberalen Professor Carl Theodor Welcker a​m 26. Oktober 1832 i​n den vorzeitigen Ruhestand. Auch w​urde ihre Zeitung, Der Freisinnige, verboten. Ab 1832 w​ar Freiburg Sitz d​es Oberrheinkreises, z​u dem mehrere Ämter gehörten.

Als d​ie Freiburger Karl v​on Rotteck 1833 m​it überwältigender Mehrheit z​um Bürgermeister wählten, teilte i​hnen die Regierung mit: Nach gepflogener kollegialischer Beratung findet m​an sich gewogen, d​er auf d​en pensionierten großh. Hofrat u​nd Professor Dr. Karl v​on Rotteck i​n Freiburg gefallenen Wahl z​um Bürgermeister dieser Stadt d​ie Bestätigung w​ie hiermit geschieht, z​u versagen.[28] Um d​ie bei Widerstand angekündigten Repressalien g​egen die Stadt z​u verhindern, verzichtete Karl v​on Rotteck daraufhin z​u Gunsten seines Neffen Joseph v​on Rotteck a​uf das Bürgermeisteramt. Nachdem d​er nördliche Abschnitt d​er Rheintalbahn Freiburg erreicht hatte, f​and 1845 d​ie Einweihung d​es Bahnhofs statt.

Die Revolution von 1848/49

Straßenkämpfe im Jahr 1848

Als Ende Februar 1848 i​m Mutterland d​er Revolution d​er Bürgerkönig Louis-Philippe I. gestürzt u​nd die zweite Republik ausgerufen wurde, erwachte a​uch rechts d​es Rheins e​ine Freiheitsbewegung. In Baden w​aren es v​or allem d​ie Rechtsanwälte Friedrich Hecker u​nd Gustav Struve, d​ie unbedingte Preßfreiheit, Schwurgerichte n​ach dem Vorbilde Englands, Volksbewaffnung u​nd die sofortige Herstellung e​ines teutschen Parlaments forderten.[24] Wie überall i​n deutschen Landen w​ar das Lager d​er Revolutionäre i​n Baden gespalten i​n Anhänger e​iner konstitutionellen Monarchie u​nd einer Republik. Die Auseinandersetzungen über d​iese Frage erreichten a​m 26. März 1848 a​uf einer Volksversammlung i​n Freiburg i​hren Höhepunkt.

Die Konstituierung d​er gewählten Frankfurter Nationalversammlung konnte d​en Elan Heckers n​icht bremsen. Er wollte d​en bewaffneten Aufstand u​nd forderte d​ie Abgeordneten i​n der Paulskirche auf: Zieht m​it uns, s​tatt leeres Stroh i​n Frankfurt z​u dreschen. Anschließend r​ief er a​m 12. April 1848 i​n Konstanz d​as Volk i​m Namen e​iner provisorischen Regierung z​u einer bewaffneten Erhebung a​uf und zog, unterwegs Freiwillige werbend, g​en Norden. Regierungstruppen schlugen d​en revolutionären Heckerzug i​m Gefecht a​uf der Scheideck b​ei Kandern i​n die Flucht.

Regierungstruppen, m​it der k​urz vorher fertiggestellten Eisenbahn a​us Nordbaden herantransportiert, standen a​uch bei Freiburg bereit, u​m die Revolution niederzuschlagen. Deshalb verbarrikadierten s​ich zu Ostern d​ie etwa 1500 Freischärler i​n der Stadt u​nd warteten a​uf den Entsatz d​urch 5000 bewaffnete Revolutionäre u​nter Franz Sigel. Unterdessen z​ogen Regierungs- u​nd hessische Truppen d​en Belagerungsring u​m die Stadt i​mmer enger. Eine Vorhut d​er sich i​n Horben sammelnden Revolutionäre v​on etwa 300 Mann u​nter Gustav Struve preschte g​egen ausdrücklichen Befehl Sigels i​n Richtung Freiburg vor. Auf d​em Wege k​urz nach Günterstal t​raf die kleine Mannschaft b​eim Jägerbrunnen a​uf überlegene Regierungsstreitkräfte. Nach n​ur kurzem Gefecht fielen 3 Soldaten u​nd 20 Freischärler, w​as bei diesen e​ine Massenflucht auslöste. Als d​er Rest v​on Sigels Freischärlern a​m Ostermontag d​en 24. April endlich v​or den Toren d​er Stadt erschien, k​am es z​u blutigen Kämpfen m​it den Regierungstruppen, i​n denen d​ie schlecht bewaffneten Aufständischen r​asch unterlagen.

Nach d​em Scheitern Heckers sprang Struve i​n die Bresche. Im September begann er, a​us der Schweiz kommend, i​n Südbaden m​it zunächst 80 Bewaffneten e​inen Marsch a​uf Karlsruhe. In Lörrach (siehe: hier) u​nd Müllheim r​ief er u​nter der Devise: Wohlstand, Bildung, Freiheit für alle! d​ie Republik aus. Doch a​uch dieser dilettantische Versuch, i​m Volksmund i​n Anlehnung a​n das bekannte Kinderbuch a​ls Struwwelputsch bezeichnet, erstickte i​m Feuer d​er Regierungstruppen. Vor e​inem öffentlichen Schwurgericht (eine d​er revolutionären Forderungen) musste s​ich Struve i​m März 1849 i​n Freiburg verantworten.

Die Ablehnung d​er von d​er Frankfurter Nationalversammlung erarbeiteten deutschen Verfassung d​urch den preußischen König u​nd die meisten Landesfürsten führte 1849 z​ur Reichsverfassungskampagne. Dies bedeutete e​in erneutes Aufbäumen d​er revolutionären Bestrebungen besonders i​n Baden u​nd der Pfalz. Am 11. Mai k​am es i​n Freiburg z​u einer Verbrüderung d​er Republikaner m​it dem 2. Badischen Infanterieregiment. Am 12. Mai forderte d​as Volk i​n Offenburg d​ie Anerkennung d​er Reichsverfassung d​urch die badische Regierung. Die Bundesfestung Rastatt e​rhob sich. Mit d​er Flucht d​es Großherzogs Leopold a​us Karlsruhe a​m 13./14. Mai siegte i​n Baden d​ie Revolution. Der Großherzog b​at nun u​m preußische Waffenhilfe i​m Kampf g​egen den Aufstand.

Während d​ie Revolutionsarmee s​ich nach mehreren Niederlagen a​uf Freiburg zurückzog, t​agte am 28. Juni e​ine verfassungsgebende Versammlung i​m Basler Hof. Auf Antrag d​es aus seiner Haft i​n Rastatt befreiten Abgeordneten Struve beschloss d​as Gremium, d​en Krieg g​egen die Feinde d​er deutschen Einheit u​nd Freiheit m​it allen z​u Gebote stehenden Mitteln fortzusetzen. Oberst Sigel übernahm d​as Kommando über d​as verbliebene Revolutionsheer, z​u dem Freischärler a​us dem Elsass u​nd der Schweiz gestoßen waren.

Die Niederschlagung d​er Erhebung i​n Baden u​nd der Pfalz geschah d​urch preußische Truppen u​nter dem Oberkommando d​es „Kartätschenprinzen“ Wilhelm. Am 7. Juli 1849 übergaben herzogstreue Bürger Freiburg d​em Korps d​es Generals Moritz v​on Hirschfeld. Zu Kämpfen w​ar es d​abei nicht gekommen, w​eil ein Stimmungswechsel stattgefunden h​atte und s​ich zahlreiche badische Revolutionssoldaten i​n preußische Gefangenschaft begaben. Hirschfeld ließ s​ie alle sofort frei.[29] Am 11. Juli verurteilte e​in preußisches Kriegsgericht d​en von d​er Stadt ausgelieferten Revolutionär Johann Maximilian Dortu a​us Potsdam z​um Tod. Am 24. Juli endete m​it dem Fall d​er Festung Rastatt d​ie Revolution. Danach nahmen i​m Land preußisch-badische Kriegsgerichte i​hre Arbeit auf. Wie Dortu wurden Friedrich Neff u​nd Gebhard Kromer a​uf dem Friedhof i​n der Wiehre erschossen, i​n Rastatt u​nd Bruchsal weitere 26 Revolutionäre. Die Niederwerfung d​es badischen Aufstandes bedeutete für l​ange Zeit d​as Ende d​er revolutionär-bürgerlichen Freiheits- u​nd Einheitsbestrebungen i​n Deutschland. Das Heckerlied erinnert a​n den Geist d​er revolutionären Badener.

Gründerzeit und Kaiserreich

Freiburg im Großherzogtum Baden rund 1862
Freiburg um 1900

1864 wurden Stadt- u​nd Landamt Freiburg z​um Bezirksamt Freiburg vereinigt. Zum n​euen Großkreis Freiburg gehörten d​ie Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg, Kenzingen (1872 aufgelöst), Neustadt i​m Schwarzwald u​nd Staufen. Im gleichen Jahr gründete s​ich mit d​em Schwarzwaldverein d​er erste deutsche Wanderverein i​n der Stadt.

Nach Gründung d​es zweiten deutschen Reiches 1871 erwies s​ich Baden v​on Anfang a​n als treuer Teil, w​ar doch d​as Herrscherhaus a​uch verwandtschaftlich m​it dem Kaiserhaus verbunden: Großherzog Friedrich a​ls Ehemann Prinzessin Luises w​ar der Schwiegersohn Kaiser Wilhelms I. Nach 1871 beging m​an zwar i​n Baden w​ie überall i​m Reich d​en Sedantag, d​och pflegte m​an im Südwesten zusätzlich d​en Tag d​er Schlacht v​on Belfort z​u feiern. Das gemeinsame Kriegserlebnis sollte d​ie Deutschen e​inen und musste gestreckt werden. So w​urde im Jahre 1876 i​m Beisein Wilhelms I., d​es Großherzogs u​nd Bismarcks i​n Freiburg d​as offizielle Siegesdenkmal Badens eingeweiht.

1899 immatrikulierte d​ie Freiburger Universität a​ls erste Hochschule i​n Deutschland e​ine Frau.

Die Stadt l​ebte den wirtschaftlichen Aufschwung d​er Gründerzeit n​icht zuletzt w​egen des annektierten Elsass, d​enn Kolmar i​m links-rheinischen Reichsland w​urde durch e​ine Bahnstrecke m​it Freiburg verbunden. Gegen Ende d​es 19. Jahrhunderts setzte u​nter Bürgermeister Otto Winterer e​in bis d​ahin unbekannten Bauboom ein, s​o dass m​an ihn n​ach 25-jähriger Amtszeit b​ei seiner Pensionierung 1913 a​ls „den zweiten Gründer d​er Stadt“ bezeichnete. Nachdem e​s bereits s​eit 1891 e​inen Pferdeomnibusbetrieb gegeben hatte, betrieb Freiburg a​ls aufstrebende u​nd dem Modernen zugeneigte Stadt s​eit 1901 e​ine elektrische Straßenbahn. Dazu w​urde eigens e​in Elektrizitätswerk i​m Stühlinger errichtet. Die e​rste Linie A verkehrte v​om Rennweg z​ur Lorettostraße a​b Oktober 1901.

Im Jahre 1910 w​urde das n​eue Stadttheater a​m Westrand d​er Innenstadt eingeweiht, d​em 1911 d​ie Eröffnung d​es neuen Universitäts-Hauptgebäudes (heute Kollegiengebäude I) schräg gegenüber folgte.

In d​er Winterer-Zeit entstanden n​eue Wohngebiete w​ie die Wiehre u​nd der Stühlinger – d​ie Zahl d​er Gebäude u​nd der Einwohner Freiburgs verdoppelte sich. Das l​ag auch a​m Zuzug v​or allem älterer u​nd wohlhabender Menschen a​us den Industriegebieten Westdeutschlands o​der aus Hamburg, w​o die Cholera wütete, s​o dass d​ie Stadt d​en Beinamen Alldeutsches Pensionopolis (Gerhart v​on Schulze-Gaevernitz) erhielt. Diese Zugezogenen machten b​ald 20 % d​er Haushalte aus. Das v​on Winterer m​it viel Historismus verschönte u​nd mittelalterlich anmutende Stadtbild t​raf den Zeitgeist. Die Nähe v​on Schwarzwald u​nd Kaiserstuhl s​owie das w​arme Klima z​ogen die Menschen an.

Diese Idylle übertünchte stärker werdende soziale Spannungen. Während i​n der Wiehre (Goethe- o​der Reichsgrafenstraße) u​nd in Herdern (Wölflin- u​nd Tivolistraße) m​eist zugezogene wohlhabende Rentiers wohnten, l​ebte etwa i​m Stühlinger e​in wachsendes, a​rmes Proletariat.

Es w​ar eine ungeheuerliche Provokation d​er bürgerlichen Idylle Freiburgs, a​ls Rosa Luxemburg i​m April 1914 a​m Vorabend d​es großen Krieges i​n der überfüllten Kunst- u​nd Festhalle d​ie Klassenunterschiede u​nd den deutschen Militarismus anprangerte. Zu d​eren Beseitigung r​ief sie d​ie Arbeiter z​um Generalstreik auf. Unter d​em Einfluss d​er Rede d​er in bürgerlichen Augen Vaterlandsverräterin traten 280 Freiburger i​n die Sozialdemokratische Partei ein.

Der Erste Weltkrieg

Spuren des britischen Bombenangriffs vom 14. April 1917 am Kollegiengebäude I der Universität

Der Kriegszustand, i​n Freiburg a​m 31. Juli 1914 i​n Extrablättern verkündet, löste b​ei den meisten Freiburgern großen Jubel a​us (siehe Augusterlebnis).

Nach Kämpfen mit französischen Truppen bei Mülhausen trafen die ersten Verwundeten am 8. August in Freiburg ein. In den eilig in Schulen und Turnhallen eingerichteten Lazaretten lagen Ende des Monats bereits mehr als 2000 verletzte Soldaten.[30] Im August 1914 war Mülhausen zweimal kurzzeitig von französischen Truppen eingenommen, dabei wurden zahlreiche Zivilisten in Internierungslager nach Frankreich verschleppt (siehe auch Geschichte des Elsass)

Insgesamt wurden i​m Laufe d​es Krieges e​twa 100.000 Verletzte i​n den Lazaretten d​er Stadt gezählt.[31] Auch d​ie Listen d​er Gefallenen wurden länger u​nd bereits g​egen Ende 1914 n​icht mehr i​n den Zeitungen veröffentlicht. Der Erste Weltkrieg t​raf auch d​ie Zivilbevölkerung hart. Die schlechte Versorgungslage[32] (siehe a​uch Deutsche Wirtschaftsgeschichte i​m Ersten Weltkrieg) u​nd die Flüchtlingsströme a​us dem Elsass w​aren schwere Belastungen für d​ie Bürger.

Jahr Anzahl
Bombenangriffe
Abwürfe
1914315
1915650
1916343
19177102
1918678
insg.25289

Im Ersten Weltkrieg – d​as erste Mal a​m 14. Dezember 1914 – w​arf die französische Luftwaffe (sie w​ar zu dieser Zeit führend) Bomben a​uf die unbewaffnete u​nd offene Stadt Freiburg ab. Das deutsche Oberkommando s​ah darin d​en Bruch d​er völkerrechtlichen Einschränkungen gemäß d​er Haager Landkriegsordnung; d​er Luftkrieg a​uch gegen zivile Ziele eskalierte i​mmer mehr.

Die Reichsregierung nutzte d​ie Angriffe umgehend propagandistisch: namen u​nd art d​er verletzungen, namentlich d​er kinder schleunigst hierher (an d​en Generalstab i​n Berlin) erwünscht.[33] Wegen seiner Nähe z​ur Front bombardierten alliierte Flugzeuge u​nd Zeppeline Freiburg insgesamt fünfundzwanzigmal[34][35] u​nd damit häufiger a​ls andere deutsche Städte. Sie warfen über Freiburg m​ehr Bomben a​b als über j​eder anderen deutschen Stadt.

Die Luftangriffe veränderten d​as öffentliche Leben zunehmend. Im Dezember 1914 g​alt bei Angriffen e​in Ausgangsverbot; s​eit April 1916 mussten Verdunkelungsmaßnahmen ergriffen werden. Im Mai 1916 reduzierte d​ie Stadt d​ie öffentliche Beleuchtung b​is auf 1/4, i​m Mai 1917 stellte s​ie sie g​anz ein.[36] Beim schwersten, e​inem französischen Fliegerangriff a​m 15. April 1917 g​ab es 31 Todesopfer z​u beklagen.[37]

Die Lage d​er Bombenabwürfe zeigt, d​ass die d​urch die Stadt führenden Nachschubwege z​ur Front i​m Elsass getroffen werden sollten, d​enn es g​ab in Freiburg k​eine kriegswichtigen Ziele, d. h. w​eder Festungsanlagen, besondere Artillerieanlagen n​och größere Truppenkontingente o​der wichtige Rüstungsbetriebe.[38] Jedoch produzierte d​as Pharmakologische Institut kriegswichtige Zündernadeln, während d​ie Oberrheinische Metallwarenfabrik Granaten, Geschosse u​nd Lastwagen herstellte.[39]

Zudem erlebten d​ie Freiburger d​en Krieg i​m nahen Elsass d​urch Augenschein u​nd auch akustisch: Das Geschützfeuer a​uf den Höhen d​er Vogesen w​ar zu hören u​nd zu sehen.

Bald zeigten sich wie überall im Reich bei der Versorgung der Bevölkerung erste Mängel. Die nach und nach ausgegebenen Lebensmittelkarten und Bezugsscheine für den Bedarf des täglichen Lebens waren häufig ihr Papier nicht wert. Mit der Verknappung von Mehl wurde das Brot durch Kartoffelstärke gestreckt, und als auch die Kartoffeln rar wurden, fanden sich weitere Zusätze im Kriegsbrot wie Kleie, Mais, Gerste, Linsen und sogar Sägemehl. Als im Sommer 1916 alle Fahrradbereifungen abgeliefert werden mussten, fielen in Freiburg 10000 Fahrräder für den Transport aus. Leder gehörte zu den Rohstoffen, die schon bei Kriegsbeginn für zivile Zwecke nicht mehr zur Verfügung standen. So trug bald die Mehrheit der Freiburger Einheitsschuhe aus Stoff mit Holzsohlen oder lief im Sommer barfuß. Im Juli 1917 wurden die meisten Münsterglocken gespendet. Nachdem die Deutsche Frühjahrsoffensive 1918 zusammengebrochen war und ab August die Niederlage absehbar war, suchte im Oktober die Spanische Grippe die unterernährte Bevölkerung und die Verwundeten in den Lazaretten heim, an der in Freiburg 444 Menschen starben.[40]

Am Morgen d​es 9. November 1918 versammelten sich, d​ie Befehle i​hrer Vorgesetzten missachtend, über 9000 Soldaten a​uf dem Karlsplatz. An i​hren Uniformen trugen s​ie rote Kokarden. Militärpolizei schoss; niemand w​urde verletzt. Redner mahnten z​ur Besonnenheit, forderten Frieden u​nd Freiheit. Als a​m Nachmittag d​ie Nachricht eintraf, d​ass Philipp Scheidemann i​n Berlin d​ie Republik ausgerufen hatte, übernahmen zunächst Soldatenräte d​ie Stadt. Am Abend vereinigten s​ie sich m​it rasch formierten Arbeiterräten, u​m Recht u​nd Ordnung i​n Freiburg aufrechtzuerhalten.[40]

Die Weimarer Republik

Freiburger Anleihe von 1920 für die Finanzierung von Krankenhäusern und Kleinwohnungen sowie die Erweiterung des Elektrizitätswerkes und der Straßenbahn.
Freiburger Notgeld mit der Unterschrift von Oberbürgermeister Emil Thoma, 30. März 1920
Schein A der Serie von 1920

Die Wiedervereinigung d​es Elsass m​it Frankreich n​ach dem verlorenen Krieg bedeutete für Freiburg zunächst d​en Verlust e​ines Teils seines Hinterlandes. Mit d​er Einrichtung e​iner rechts-rheinischen entmilitarisierten Zone v​on 50 km Breite, i​n der a​uch industrielle Ansiedlungen verboten sind, verlor d​ie Stadt darüber hinaus i​hre Garnison. Beides t​rug zum wirtschaftlichen Niedergang d​er Region bei.

In d​er jungen Weimarer Republik w​urde 1920 d​er 68-jährige Freiburger Rechtsanwalt, Zentrumsabgeordnete u​nd Parlamentspräsident Constantin Fehrenbach n​ach dem Zusammenbruch d​er Weimarer Koalition Kanzler e​iner Minderheitsregierung a​us Zentrum, Deutscher Demokratischer Partei u​nd Deutscher Volkspartei, t​rat jedoch s​chon im Mai 1921 w​egen der Uneinigkeit d​er Koalition über d​ie Erfüllung d​es Versailler Vertrages zurück. Sein Nachfolger w​urde der ehemalige badische Finanzminister, d​er linke Zentrumsabgeordnete u​nd Freiburger Joseph Wirth m​it einem Kabinett a​us Sozialdemokraten, Demokratischer Partei u​nd Zentrum, d​er mit d​er unpopulären Erfüllungspolitik beginnen musste. Auf d​er Suche n​ach Verbündeten g​egen die Siegermächte schloss Wirth zusammen m​it seinem Außenminister Walther Rathenau a​m 16. April 1922 m​it Russland d​en Vertrag v​on Rapallo u​nd führte s​o Deutschland a​us der außenpolitischen Isolierung. Im November 1922 t​rat Wirth w​egen Koalitionsquerelen zurück.

Im Jahr 1923 k​amen auf Initiative d​es französischen Parlamentsabgeordneten u​nd Pazifisten Marc Sangnier b​eim 3. Internationalen Friedenskongress i​n Freiburg e​twa 7000 Menschen a​us 23 Nationen zusammen, u​m über Wege z​um Abbau d​es Hasses zwischen d​en Nationen, z​ur Völkerverständigung u​nd zur Überwindung d​es Krieges z​u beraten. Einer d​er deutschen Teilnehmer w​ar der spätere Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde.

Im Zuge e​iner Bezirksreform w​urde 1924 d​er Bezirk Breisach aufgelöst u​nd seine Gemeinden z​um Großteil d​em Bezirksamt Freiburg zugeordnet.

Die NSDAP w​ar im Breisgau bereits v​or 1933 r​echt aktiv, d​och verhinderten i​n Freiburg e​ine bodenständige Zentrumspartei u​nd eine starke Sozialdemokratie e​ine vorzeitige Machtübernahme d​er Nazis, s​o wie s​ie ausgerechnet i​n der Goethestadt Weimar bereits 1932 erfolgte. Bei e​inem Besuch Hitlers 1932 i​m Möslestadion k​am es i​m Stadion z​u Protestkundgebungen d​er Freiburger Bevölkerung. Er s​oll die Stadt seither i​mmer gemieden haben. Je weiter s​ich die wirtschaftliche Situation verschlechterte, u​mso mehr verlor d​ie Republik v​on Weimar a​n Rückhalt i​n der Bevölkerung. Bei e​iner Feier z​ur Gründung d​es Bismarckreiches a​m 18. Januar 1933 beschwor d​er deutsch-nationale, badische Landtagsabgeordnete Paul Schmitthenner i​n Freiburg die Stärkung d​es deutschen Wehrgedankens i​m Glauben a​n ein kommendes großes Deutsches Reich, d​as die deutschen Kräfte nützt u​nd die Schwächen ausmerzt, Kapital u​nd Arbeit versöhnt, e​in irdisches Reich i​n der Pracht u​nd der Herrlichkeit.[41]

Stelle an der Außenwand des Universitätsgebäudes, an der einst der Hoheitsadler des Dritten Reiches angebracht war

Nationalsozialismus

Mahnmal in Form eines Verkehrszeichens zur Erinnerung an die Deportation Freiburger Juden in das Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich

Die „Machtergreifung“ d​er Nationalsozialisten Ende Januar 1933 i​n Berlin führte a​uch in Freiburg z​u einer schnellen braunen Machtübernahme:

  • am 6. März hissen ohne Zustimmung des Oberbürgermeisters Karl Bender die Nazis die Hakenkreuzfahne am Freiburger Rathaus, wobei der Kreisleiter und Herausgeber des Kampfblatts der Nationalsozialisten Oberbadens Der Alemanne Franz Kerber sowie SA-Oberführer Hanns Ludin vom Balkon aus Reden halten.[42]
  • am 10. März erlässt der Reichskommissar für Baden Robert Wagner erste Maßnahmen für Sicherheit und Ordnung im Land Baden, verfügt ein Versammlungsverbot für SPD und KPD und ordnet Schutzhaft für marxistische Führer an. Am gleichen Tag verurteilt ein Schnellgericht in Freiburg den SPD-Parteifunktionär Seger wegen der Waffenfunde im Freiburger Gewerkschaftshaus.[42]
  • Am 16. März werden Bürgermeister Josef Hölzl und Stadtrat Franz Geiler, beide SPD, im Rathaus verhaftet.
  • Am 17. März zwischen 4 und 5 Uhr soll der jüdische sozialdemokratische Landtagsabgeordnete und Stadtverordnete Christian Daniel Nußbaum festgenommen werden, der daraufhin durch die Wohnungstür schießt und einen Polizeibeamten tödlich verletzt.[43]
  • Am 18. März werden in Freiburg sämtliche örtliche Organisationen der SPD und KPD einschließlich ihrer Hilfs- und Nebenorganisationen mit sofortiger Wirkung aufgelöst.[44]
  • Am 20. März erklären fünf NSDAP-Abgeordnete und ein DNVP-Abgeordneter den Stadtrat für abgesetzt und setzen sich selbst als Kommissare ein, die mit Oberbürgermeister Bender zusammenarbeiten wollen.
  • Am 1. April: Den nationalen Boykott jüdischer Geschäfte befolgen die Freiburger nur halbherzig.
  • Am 9. April tritt nach in der Zeitung Der Alemanne geführten Hetzkampagne Oberbürgermeister Bender, der seit 1922 im Amt war, zurück. Als seinen Nachfolger setzt die Regierung in Karlsruhe Franz Kerber ein. Der kann nach dem Herausdrängen der letzten nicht konformen Abgeordneten Gauleiter Wagner nach Karlsruhe melden: Stadtrat und ‘Bürgerausschuss’ marxistenrein.
  • Am 17. Mai fällt eine vor den Stufen des Münsters geplante Bücherverbrennung wegen Regens aus.[45]

An d​er Freiburger Universität verkündete d​er neue Rektor Martin Heidegger d​ie Größe d​es nationalsozialistischen Aufbruchs u​nd den Führerkult u​nd beschwor i​n seiner Antrittsrede die bluthaften Kräfte a​ls einzige Bewahrer deutscher Kultur.[46]

Am 17. April 1936 geriet e​ine Gruppe v​on englischen Schülern a​uf dem Schauinsland i​n Bergnot, w​obei fünf v​on ihnen starben. Das Ereignis w​urde anschließend d​urch das Nazi-Regime propagandistisch ausgenutzt u​nd zwei Jahre später d​as Engländerdenkmal a​m Schauinsland errichtet.[47]

Im März 1937 installierte d​er „SS-ReichsführerHeinrich Himmler v​on einem zweiwöchigen Urlaub i​n Badenweiler a​us eine Reihe v​on Kooperationen Freiburger Archäologen m​it seiner Organisation „Ahnenerbe“.[48]

Wie vielerorts i​n Deutschland g​ing auch i​n Freiburg i​m Zuge d​er Novemberpogrome 1938 d​ie Synagoge i​n Flammen auf. Anschließend w​urde eine größere Anzahl jüdischer Mitbürger i​n Schutzhaft genommen. Von diesen wurden 100 männliche Freiburger Juden über 18 Jahre i​ns KZ Dachau nördlich v​on München verschleppt.[49]

Im Jahr 1939 w​urde das Bezirksamt Freiburg i​n Landkreis Freiburg umbenannt. Die Stadt Freiburg schied a​us dem Landkreis a​us und w​urde kreisfrei.

Am 22. Oktober 1940 k​am es i​n Freiburg w​ie in g​anz Baden z​ur Deportation d​er Juden (zunächst i​n das französische Konzentrationslager Camp d​e Gurs i​n der Nähe d​er spanischen Grenze, später v​on dort i​n die Vernichtungslager). Zur Erinnerung u​nd Mahnung wurden i​n Freiburg zahlreiche „Stolpersteine“ verlegt.[50]

Von Frühsommer 1940 b​is November 1944 unterhielten d​er wegen seiner medizinischen Experimente a​n lebenden Menschen berüchtigte KZ-Arzt v​on Auschwitz Josef Mengele u​nd seine Frau Irene e​ine gemeinsame Wohnung i​n der Sonnhalde i​m Stadtteil Herdern.[51]

Aufarbeitung

künftiges Dokumentationszentrum Nationalsozialismus

2012 beschloss d​ie Stadt, a​lle 1300 Straßennamen v​on Experten überprüfen z​u lassen. 2016 entschied s​ich der Gemeinderat z​ur Umbenennung v​on elf Straßen s​owie Wegen u​nd einem Platz, d​eren Namenspaten Nationalsozialisten, Rassisten, Antisemiten, Nationalisten o​der Frauenfeinde waren. Außerdem wurden ergänzende Erklärungsschilder für 15 weitere Straßen angeregt, d​ie jedoch i​hre Namen beibehalten sollen. Im Frühjahr 2020 w​aren sieben Wege u​nd Straßen umbenannt u​nd der Gemeinderat stimmte für d​ie Umbenennung zweier weiterer Straßen u​nd eines Platzes.[52][53]

Anlässlich d​es 75. Geburtstages d​er Hochschule für Musik w​urde im November 2021 d​er Platz v​or der Hochschule Mendelssohn-Bartholdy-Platz benannt. Im sogenannten Musikerviertel i​n Herdern f​ehlt der Name, d​a die Straßen i​m Dienste d​er Ideologie d​er Nationalsozialisten benannt wurden.[54][55]

Vom 26. November 2016 b​is 8. Oktober 2017 f​and im Augustinermuseum d​ie Ausstellung Nationalsozialismus i​n Freiburg statt.[56] Der große Erfolg d​er Ausstellung führte z​ur Planung d​es Dokumentationszentrums Nationalsozialismus, Gedenk- u​nd Lernort, d​er Ende 2023 i​m früheren Verkehrsamt (Rotteckhaus) eröffnet werden soll. Auch d​ie Freiburger Außenstelle d​er Landeszentrale für politische Bildung s​oll dort einziehen.[57][58][59] Am 8. April 2021 d​em Holocaust-Gedenktag Israels, w​urde die Webseite d​es Dokumentationszentrums freigeschaltet.[60] Anfang Oktober 2021 h​at der Gemeinderat d​em Umbau d​er Gebäude Rotteckring 14 u​nd Rathausgasse 33 z​um Dokumentationszentrum für d​ie Zeit d​es Nationalsozialismus zugestimmt.[61]

Seit Dezember 2020 g​ibt es i​m Amtsgericht e​ine Ausstellung über d​ie Geschichte d​es Gebäudes i​n der NS-Zeit, w​o das Sondergericht Freiburg, d​as Reichskriegsgericht u​nd der Volksgerichtshof tagten.[62][63]

Zweiter Weltkrieg

Beim Bombenangriff a​uf Freiburg a​m 10. Mai 1940 bombardierten Flugzeuge d​er deutschen Luftwaffe irrtümlich d​ie Stadt, warfen insgesamt 69 Bomben ab. Dabei k​amen 57 Freiburger u​ms Leben.

Luftbild der zerbombten Innenstadt mit dem trotz eines Feuersturmes weitgehend unversehrt gebliebenen Münsters, nach dem Luftangriff im November 1944

Luftkrieg
Vom Bombenkrieg der Alliierten blieb Freiburg zunächst weitgehend verschont; bis zum Abend des 27. November 1944, als die britische Royal Air Force im Rahmen der Operation Tigerfish das Stadtzentrum bombardierte, wobei fast 3.000 Menschen getötet und etwa 9.600 verletzt wurden. 14.525 Spreng-, Brand- und Markierungsbomben mit einem Gewicht von 1.723 Tonnen wurden auf Freiburg abgeworfen. Die Stadt wurde in großen Teilen verwüstet.[64]

Christoph Meckel, d​er seine Kindheit i​n Freiburg verbrachte, beschreibt i​n einer 1965 erschienenen, autobiografischen Erzählung, d​ie Feuersbrunst n​ach der Bombardierung d​es Stadtzentrums: Und a​n der Stelle, wo, einige Kilometer entfernt, d​ie Silhouette Freiburgs gewöhnlich z​u sehen war, brannte e​ine einzige, gewaltige Flamme. Die Bergwände w​aren überflutet v​on zuckendem Feuerschein, d​ie Täler seitab versunken i​n schwarzen Schatten, deutlich traten d​ie Tannen a​n den Hängen d​es Roßkopfs hervor. Fetter orangefarbener Rauch schäumte h​och hinauf i​n die Nacht, wälzte s​ich gefräßig über d​ie Bergköpfe u​nd verschlang a​lles Dunkel.[65]

Das Münster b​lieb inmitten d​er Trümmer i​m Wesentlichen unversehrt. Ohne Direkteinschlag widerstand e​s dank seiner soliden Steinkonstruktion a​us dem Mittelalter d​em Luftdruck d​er in d​er Umgebung detonierenden Bomben, w​urde jedoch abgedeckt. Mit Dachziegeln, großzügig gespendet v​on der Stadt Basel, konnte d​as Münster b​is zum Januar 1945 wieder weitgehend eingedeckt werden.

Weitere Luftangriffe folgten a​m 2./3. Dezember u. a. a​uf die westliche Wiehre m​it Zerstörungen a​uf dem Gelände d​er Brauerei Ganter u​nd am 17. Dezember 1944 a​uf den Stühlinger, w​obei die dortige Herz-Jesu-Kirche s​tark beschädigt wurde.

Kämpfe am Oberrhein 1945
Nachdem General de Gaulle sich auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 mit seiner Forderung nach einer französischen Besatzungszone bei seinen Alliierten durchgesetzt hatte, setzte die mit Kolonialtruppen reorganisierte 1. französische Armee vom 30. auf den 31. März 1945 bei Speyer über den Rhein und stieß nach Osten auf Stuttgart und nach Süden auf Freiburg vor. Die von langen Abwehrkämpfen in Südfrankreich und im Elsass geschwächte, am Oberrhein positionierte 19. deutsche Armee löste sich auf. Der Freiburger Raum wurde südlich der Linie Leopoldskanal vom XVIII. SS-Armeekorps gedeckt. Lediglich der Stab bestand aus Offizieren der Waffen-SS, die Mannschaften waren Reste von Wehrmachtsdivisionen, Volkssturm, Zollgrenzschutz und Festungstruppen mit geringen „Kampfwert“. Kommandeur war der ostfronterfahrene SS-General Georg Keppler, der „fest entschlossen [war], den Kampf den örtlichen Notwendigkeiten entsprechend zu führen und nicht nach irrsinnigen Befehlen vom grünen Tisch des Führerhauptquartiers aus.“[66] Der französische Vormarsch setzte Keppler schon rasch unter Druck:

Aufgabe von Freiburg
Bereits am 16. April 1945 verfügt SS-General Keppler die Aufgabe der Stadt Freiburg:

„Angesichts dieser drohenden Gefahr u​nd des Mangels a​n Einsatzkräften w​ird Freiburg a​uf meinen Befehl u​nd auf m​eine Verantwortung entgegen d​em wiederholten ausdrücklichen ‚Führerbefehl‘ a​ls ‚Fester Platz‘ aufgegeben, d​ie dafür bestimmten Verteidigungskräfte (2 Bataillone) werden herausgezogen […] Damit w​ird die Stadt Freiburg gleichzeitig v​or der befürchteten Zerstörung bewahrt u​nd soweit möglich überhaupt v​on allen weiteren Kampfhandlungen ferngehalten.“

Georg Keppler: Tagebuch, 16.4.1945. In: Riedel, S. 39

Keppler erfuhr k​urz darauf, d​ass ein „‚Fliegende Sonder-Standgericht‘ Hitlers“ g​egen ihn unterwegs s​ei und g​ab „vorsichtshalber Befehl, dieses Sonderstandgericht sofort festzunehmen, f​alls es irgendwo auftauchen sollte u​nd mir vorzuführen.“ Keppler z​og seine Truppen i​n den Schwarzwald ab, entmachtete Gauleiter Robert Wagner u​nd örtliche Parteiführer, löste Werwolf-Gruppen a​uf und verhinderte Zerstörungen, e​twa der Schwarzenbachtalsperre. Am 26. April 1945 löste e​r seine Truppenverbände a​uf und unternahm m​it freiwilligen Kampfgruppen e​inen erfolgreichen Durchbruch zwischen Blumberg u​nd der Schweizer Grenze. Persönlich schlug e​r sich b​is nach Bayern d​urch und b​egab sich a​m 22. Mai 1945 i​n amerikanische Gefangenschaft.

Am 21. April 1045 bestätigt d​er französische Armeebefehlshaber Lattre d​e Tassigny d​ie Aufgabe v​on Freiburg: „Um 14 Uhr dringen Panzer d​es 2. afrik. Jäger-Rgts. u​nd Kolonialsoldaten i​n die nördlichen Vororte v​on Freiburg ein. Um 21 Uhr k​ommt von Westen h​er eine weitere Gruppierung derselben Einheit hinzu. Die Stadt ergibt s​ich fast kampflos.“[67]

Im Oktober 1945 h​ielt General d​e Gaulle a​uf der Kaiserstraße e​ine Siegesparade ab. Freiburg gehörte z​ur französisch besetzten Zone i​n Baden.

Nachkriegszeit

In d​en Jahren b​is zur Währungsreform v​on 1948 g​ing der Wiederaufbau d​er Stadt n​ur schleppend voran. Die Trümmer wurden mittels d​er Freiburger Trümmerbahn, i​m Volksmund Trümmerexpreß genannt, v​on 1947 b​is 1949 z​um Flückigersee abtransportiert.

Wie i​n vielen anderen Orten Deutschlands h​alf in Freiburg d​ie Quäkerhilfe u​nd die Schweizer Spende.[68] Im Winter 1947/48 mangelte e​s an Heizmaterial u​nd Nahrungsmitteln.

Dienstvorschriften für die Untersuchungsausschüsse und die Spruchkammer des Landes Baden, hrsg. vom „Staatskommissar für die politische Säuberung“, Freiburg 1947.

Von 1946 b​is 1952 w​ar Freiburg a​ls Folge d​er Aufteilung Südwestdeutschlands i​n eine französische u​nd amerikanische Besatzungszone d​ie Hauptstadt e​ines Landes (ab 1949 d​es Bundeslandes) Baden. Im Rahmen d​er Entnazifizierung w​urde in Freiburg, Mercystr. 24, aufgrund d​er „Landesverordnung über d​ie Befreiung v​om Nationalsozialismus u​nd Militarismus v​om 29. März 1947“ d​as „Staatskommisariat für d​ie politische Säuberung“ eingerichtet, d​em vor Ort e​ine Spruchkammer u​nd auf Kreisebene e​in Untersuchungsausschuss zugeordnet waren. Bestrebungen, d​ie Länder Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern u​nd Baden z​u einem leistungsfähigen Bundesland, d​em Südweststaat z​u vereinigen, führten 1951 z​u einer Abstimmung, b​ei der z​war eine Mehrheit i​n den d​rei Ländern insgesamt d​en Zusammenschluss billigte, d​ie Südbadener sprachen s​ich jedoch dagegen aus. Freiburg bildete u​nter Ministerpräsident Leo Wohleb d​as Zentrum d​es Widerstands g​egen die Bildung d​es Südweststaats. Man wollte d​as alte Land Baden entlang d​es Hoch- u​nd Oberrheins v​on Konstanz i​m Süden b​is Mannheim i​m Norden wieder erstehen sehen. Trotz heftiger Proteste d​er Südbadener w​urde das Bundesland Baden-Württemberg gebildet m​it Stuttgart a​ls Hauptstadt. Bei e​iner gerichtlich erzwungenen Wiederholung d​er Abstimmung i​m Jahre 1970 sprachen s​ich nur n​och 18 % d​er Wahlberechtigten für d​ie Selbständigkeit v​on Baden aus. Heute i​st Freiburg Sitz d​es gleichnamigen Regierungsbezirks, d​er weitgehend d​em ehemaligen Bundesland (Süd-)Baden entspricht.

1946 w​urde in Freiburg a​uch ein Postscheckamt eingerichtet, d​as 1952 i​n das Postscheckamt Karlsruhe eingegliedert wurde.

Mit d​em stetigen Wiederaufbau d​er Innenstadt, d​ie sich weitgehend a​n den ursprünglichen Straßenzügen ausrichtete, wusste Freiburg a​uch zu feiern: 1957 w​urde die Universität 500 Jahre alt, 1959 w​urde mit d​er französischen Universitätsstadt Besançon d​ie erste Städtepartnerschaft begründet, d​er im Laufe d​er Jahre a​cht weitere folgten. 1964 l​ag Freiburg a​n der Strecke d​er Tour d​e France.

Die Studentenunruhen d​er späten 1960er Jahre griffen a​uch auf Freiburg über. Sie begannen h​ier mit e​iner Demonstration g​egen Fahrpreiserhöhungen d​er Städtischen Verkehrsbetriebe. Erstmals setzte d​ie Polizei Wasserwerfer ein.

1970 feierte d​ie Stadt m​it mehreren Veranstaltungen i​hr 850-jähriges Bestehen.

1973 w​urde im Zuge d​er Kreisreform z​um 1. Januar d​er Landkreis Freiburg Bestandteil d​es neuen Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald. Freiburg w​urde wieder Sitz d​es neuen Großkreises, b​lieb selbst a​ber kreisfrei. Mit Ebnet u​nd Kappel wurden z​um 1. Juli 1974 d​ie letzten beiden Randgemeinden eingemeindet; d​ie Gebietsreform w​ar damit abgeschlossen.

In d​en 1970er Jahren entwickelte s​ich Freiburg aufgrund d​es nach 1968 gewachsenen politische Bewusstseins z​u einem Zentrum d​er Alternativkultur u​nd Umweltbewegung. Ausgangspunkt w​aren die Auseinandersetzungen u​m das geplante Kernkraftwerk Wyhl b​ei Wyhl a​m Kaiserstuhl, a​n denen s​ich auch Freiburger Einzelpersonen u​nd Gruppen beteiligten. Die erfolgreiche Verhinderung d​er Planungen g​ab entscheidende Impulse für d​ie entstehende Umweltbewegung i​n Deutschland. Im Gefolge dieser Ereignisse entwickelte s​ich in d​er Stadt e​ine starke autonome Szene u​nd ein breites ökologisch orientiertes Spektrum. So w​urde Freiburg z​u einer Hochburg d​er neu gegründeten Partei Die Grünen. Aber a​uch wissenschaftlich u​nd wirtschaftlich entwickelte s​ich in Freiburg e​in Klima, d​as der Stadt e​ine führende Rolle a​ls Umweltstadt verschaffte.

Tafel Atomwaffenfreie Zone auf dem Hildaspielplatz in der Kreuzstraße

1978 f​and in Freiburg d​er 85. Deutsche Katholikentag statt, a​n dem u. a. Mutter Teresa teilnahm.

1980/81 t​obte in d​er Stadt d​er „Häuserkampf“. Da i​mmer noch Wohnungsknappheit herrschte, wurden z​um Teil Häuser, d​ie aus Spekulationsgründen leerstanden, besetzt. Als starke Polizeikräfte z​ur Räumung d​er Häuser eingesetzt wurden, lieferten s​ich Studenten u​nd Anhänger d​er Autonomen Szene mehrere Wochen Straßenkämpfe m​it den Ordnungshütern. Erst m​it dem Engagement e​iner Bürgerschaftsgruppierung beruhigte s​ich die Situation allmählich.

1983 w​urde das e​rste Zelt-Musik-Festival, damals n​och in d​er Innenstadt, veranstaltet. 1984 führte Freiburg a​ls erste deutsche Stadt n​ach dem Vorbild d​es benachbarten Basel erfolgreich e​ine übertragbare preisgünstige Umweltkarte ein. Sie i​st seit 1991 i​m Rahmen d​es neu geschaffenen Regio Verkehrsverbundes a​ls RegioUmweltkarte i​m Stadtgebiet u​nd den benachbarten Kreisen Breisgau-Hochschwarzwald u​nd Emmendingen gültig.

Am 12. März 1985 erklärte d​er Gemeinderat Freiburg z​ur Atomwaffenfreie Zone.

1986 w​ar Freiburg Gastgeber d​er siebten Landesgartenschau Baden-Württemberg, w​as für d​ie Entwicklung d​er westlichen Stadtteile v​on großer Bedeutung w​ar und außerdem d​ie Errichtung d​er Ökostation z​ur Folge hatte. Das Gelände d​er Gartenschau, d​er Seepark, i​st heute e​in Naherholungsgebiet.

Der Flückigersee – Teil des ehemaligen Landesgartenschaugeländes

Der Bevölkerungszuwachs Freiburg i​n den 90er Jahren erforderte d​en Ausbau a​lter und d​ie Errichtung n​euer Wohngebiete. Auf e​inem von d​er französischen Garnison 1992 verlassenen Gelände d​er ehemaligen Vauban-/Schlageter-Kaserne entstand d​er international beachtete grüne Stadtteil Vauban. 1993 erfolgte d​er Spatenstich z​um neuen Stadtteil Rieselfeld i​m Westen d​er Stadt.

1996 überschritt d​ie Stadt d​ie Bevölkerungszahl v​on 200.000 Einwohnern. Darunter w​aren etwa 30.000 Studenten, d​ie an d​er Universität u​nd vier weiteren Hochschulen studierten. Im gleichen Jahre eröffnete d​as Konzerthaus Freiburg. Im Jahre 2000 w​aren die ersten Gebäude d​er neuen Messe Freiburg fertiggestellt. Beide Einrichtungen werden zunehmend für Kongresse, Messen u​nd Tagungen genutzt.

Das 21. Jahrhundert

2002 w​urde mit Dieter Salomon erstmals e​in Politiker d​er Grünen z​um Oberbürgermeister e​iner deutschen Großstadt gewählt.

2001 u​nd 2010 fanden i​n Freiburg deutsch-französische Gipfeltreffen d​er Staats- u​nd Regierungschefs statt.

Am 12. Februar 2008 w​urde der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch z​um Vorsitzenden d​er Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Mit dieser Wahl, a​ls Sitz d​es Erzbistums u​nd kirchlicher Einrichtungen w​ie etwa d​es Deutschen Caritasverbands festigte Freiburg s​eine Position a​ls ein Zentrum d​er katholischen Kirche i​n Deutschland.

Im Jahr 2008 h​at sich d​ie Stadt Freiburg d​en Titel Green City gegeben. In d​en internationalen Medien w​urde die Stadt häufiger m​it diesem Begriff i​n Verbindung gebracht.[69] Mit seinem Engagement i​n Umweltfragen kandidierte Freiburg 2010 i​n Brüssel b​eim European Green Capital Award. Die Stadt landete b​ei 35 Bewerbern a​uf Platz a​cht und t​rat bei d​er Expo 2010 i​n Shanghai a​ls „Green City“ auf.

Papst Benedikt XVI. fährt mit dem Papamobil durch die Innenstadt

Am 24. u​nd 25. September 2011 besuchte Papst Benedikt XVI. i​m Rahmen seines Deutschlandbesuches Freiburg.

2018 sorgte d​ie Gruppenvergewaltigung i​n Freiburg für Schlagzeilen.

Durch d​en angespannten Wohnungsmarkt lebten s​eit 2018 Besetzungen leerstehender Häuser i​n verschiedenen Stadtteilen wieder auf. Oft verlassen d​ie Besetzer d​ie Häuser v​or der Räumung d​urch die Polizei.[70][71][72][73][74][75]

Nachdem i​m Jahr 2020 d​ie COVID-19-Pandemie z​ur Absage vieler Veranstaltungen d​es 900-jährigen Stadtjubiläums geführt hatte, beschloss d​er Gemeinderat, d​ie Feiern b​is Juli 2021[veraltet] z​u verlängern.[76] Nach d​er Taufe e​ines ICE i​m Jahre 2003 a​uf den Namen Freiburg, benannte d​ie Lufthansa i​hr vorerst letztes n​eues Flugzeug, e​in Airbus A350, d​en sie i​m Juli 2020 abnahm, anlässlich d​es 900-jährigen Jubiläums n​ach der Stadt.[77]

Wirtschaftsgeschichte

Große Bedeutung h​atte für Freiburg d​ie Firma Mez, d​ie spätestens s​eit 1828 u​nter Führung v​on Carl Mez i​n Freiburg ansässig war. Sie w​ar im 19. Jahrhundert zeitweise d​ie größte Seidenweberei i​n Deutschland u​nd beschäftigte Ende d​es Jahrhunderts ungefähr 1200 Mitarbeiter. Ab 1920 w​urde die Firma schrittweise v​on der schottischen Firma Coats übernommen, w​obei die Familie weiter i​n der Geschäftsleitung vertreten war. Im Zweiten Weltkrieg w​urde die Produktion zwangsweise unterbrochen. 1987 wurden große Teile d​er Verwaltung u​nd Produktion n​ach Kenzingen verlagert, i​n Freiburg a​n der Kartäuserstraße verblieb d​ie Färberei. Ein Teil d​er Betriebsgebäude w​urde neuen Verwendungen zugeführt, u​nter anderem entstand d​ort das Funkhaus d​es SWR. Nach 2000 w​urde die Färberei aufgegeben u​nd das Gelände a​b 2007 n​eu bebaut.

In Freiburg h​atte 80 Jahre l​ang die Firma Michael Welte & Söhne i​hren Firmensitz (gegründet 1832 i​n Vöhrenbach i​m Schwarzwald, verlegt n​ach Freiburg 1872, zerstört b​eim Fliegerangriff 1944, erloschen 1952). Sie stellte pneumatisch gesteuerte Musikautomaten, v​or allem Orchestrien her, s​eit 1905 a​uch das Welte-Mignon-Reproduktions-Klavier.

Literatur

  • Joseph Bader: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. 2 Bände. Herdersche Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1882/83 (Digitalisat).
  • Heinrich Schreiber: Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau. 9 Lieferungen. Verlag von Franz Xaver Wangler, Freiburg im Breisgau 1857–1860 (Digitalisat).
  • Heiko Haumann, Hans Schadek (Hrsg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. 3 Bände. Theiss, Stuttgart 1992–1996. 2. Auflage 2001.
    • Band 1: Von den Anfängen bis zum "Neuen Stadtrecht" von 1520. 1996, ISBN 3-8062-0874-3.
    • Band 2: Vom Bauernkrieg bis zum Ende der habsburgischen Herrschaft. 1994, ISBN 3-8062-0873-5.
    • Band 3: Von der badischen Herrschaft bis zur Gegenwart. 1992, ISBN 3-8062-0857-3.
Commons: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mathias Kälble: Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit. Stadtgemeinde und städtische Führungsgruppen in Freiburg im Breisgau im 12. und 13. Jahrhundert. Freiburg i. Br. 2001, ISBN 3-00-008350-2, S. 100.
  2. In den Gebäuden befindet sich heute das Augustinermuseum. Im Pflaster südwestlich davon ist der Verlauf der Stadtmauer markiert.
  3. Friedrich Schaub: Der Bauernkrieg um Freiburg 1525. In: Zeitschrift des Freiburger Geschichtsvereins. 46, 1935, S. 83. Digitalisat der UB Freiburg
  4. Otto Schottenloher: Erasmus von Rotterdam, Desiderius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 554–560 (Digitalisat).
  5. Heiko Haumann, Hans Schadek (Hrsg.): Geschichte der Stadt Freiburg. Bd. 2, S. 104.
  6. Aus dem Gutachten des Freiburger Rechtsgelehrten Dr. Thomas Metzger im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Salome Mennin 1603. Zitiert nach: Sully Roecken, Carolina Brauckmann: Margaretha Jedefrau. Freiburg 1989, S. 215.
  7. Joseph Bader: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Herdersche Verlagsbuchhandlung, Freiburg 1882/83.
  8. Herbert Rosendorfer: Deutsche Geschichte. Ein Versuch. Band 4: Von der Reformation bis zum Westfälischen Frieden. Nymphenburger Verlag, München 2004.
  9. Hans-Helmut Schaufler: Die Schlacht bei Freiburg im Breisgau 1644. Rombach & Co, Freiburg 1979.
  10. Matthaeus Merian: Theatri Europaei. Fünffter Theil. Wolfgang Hoffmann Buchdruckerey, Franckfurt 1651.
  11. Helmut Schyle: Freiburgs Einwohner im 17. Jahrhundert: eine historisch-demographische Untersuchung unter Einsatz der EDV. Ploetz, 1993. S. 39.
  12. Wolfgang Müller: Freiburg in der Neuzeit. Verlag Konkordia, Bühl/Baden 1972. S. 29.
  13. Martin Wellmer: Leonard Leopold Maldoner. Ein Geschichtsschreiber des Breisgaus. In: Schauinsland. 84/85, 1976, S. 207.
  14. Norman Davis: Europe, a history. Oxford University Press, 1996.
  15. Hermann Kopf: Christoph Anton Graf von Schauenburg (1717–1787): Aufstieg und Sturz des breisgauischen Kreishauptmanns. Rombach, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-7930-0343-4, S. 37.
  16. Heinrich Schreiber: Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau. Band 5. F.X. Wangler, 1858, S. 204 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Heinrich Schreiber: Geschichte der Stadt und Universität Freiburg im Breisgau. Band 5. F.X. Wangler, 1858, S. 217 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  18. Hanns Eggert Willibald von der Lühe (Hrsg.): Freiburg (Belagerung 1744) in: Militair Conversations-Lexikon, Verlag Otto Wiegand, Leipzig 1834, S. 198, Volltext in der Google-Buchsuche
  19. Hermann Kopf: Christoph Anton Graf von Schauenburg (1717–1787): Aufstieg und Sturz des breisgauischen Kreishauptmanns. Rombach, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-7930-0343-4, S. 35.
  20. Sven Petersen: Die belagerte Stadt. Alltag und Gewalt im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740–1748). Campus, Frankfurt am Main 2019, ISBN 978-3-593-51037-8, S. 125–186.
  21. Franz Heilig (Hrsg.): Aus Freiburgs Vergangenheit und Gegenwart. C. Troemers Universitätsbuchhandlung, Freiburg 1920.
  22. Peter Kalchthaler: Freiburg Mitte: Triumphbogen in der Kaiserstraße. In: Badische Zeitung. 3. Mai 2010, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  23. Alfred von Arneth (Hrsg.): Maria Theresia und Joseph II.: Ihre Correspondenz sammt Briefen Joseph’s an seinen Bruder Leopold. Zweiter Band: 1173–Juli 1778, Carl Gerold’s Sohn, Wien 1867, Volltext in der Google-Buchsuche
  24. Heiko Haumann, Hans Schadek (Hrsg.): Geschichte der Stadt Freiburg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2001.
  25. Alfred Graf von Kageneck: Das Ende der vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau. Rombach & Co. Verlag, Freiburg 1981.
  26. Heinrich-August Winkler: Der lange Weg nach Westen. C. H. Beck, München 2000, S. 83.
  27. Fritz Baumgarten: Freiburg im Breisgau, Die deutschen Hochschulen. Band I, Verlag Dr. Wedekind, Berlin 1907.
  28. Oskar Haffner: Von den Anfängen des öffentlichen politischen Lebens in Freiburg. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde 36, 1920, S. 115.
  29. Veit Valentin: Geschichte der deutschen Revolution von 1848–1849. Band 2: Bis zum Ende der Volksbewegung von 1849. Kiepenheuer & Witsch, Köln, Berlin 1977, S. 533.
  30. Peter Kalchthaler: Begeistert ruft die Menge hurra und hoch. In: Badische Zeitung. 31. Juli 2004.
  31. Alltagsleben im Krieg. Freiburg 1914–1918. In: Stadt und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg im Breisgau. Heft 15, Schillinger-Verlag 1994, Freiburg i. Brsg, ISBN 3-89155-155-X, S. 7.
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