Schlacht von Omdurman
In der Schlacht von Omdurman in Sudan besiegte am 2. September 1898 eine waffentechnisch stark überlegene anglo-ägyptische Armee unter Horatio Herbert Kitchener die Anhänger des 1885 verstorbenen Mahdi Muhammad Ahmad unter ihrem Führer Abdallahi ibn Muhammad. Die Schlacht bedeutete das Ende der Vorherrschaft der Mahdisten im Sudan und ermöglichte die Errichtung eines anglo-ägyptischen Kondominiums in Sudan.
Vorgeschichte
Der Sudan stand ab 1821 unter der Herrschaft der osmanischen Vizekönige (Khediven) von Ägypten. Der 1881 begonnene Mahdi-Aufstand fand 1885 mit der Eroberung Khartums seinen Höhepunkt. Die zur Rettung des britischen Beauftragten für die Evakuierung von Khartum Charles George Gordon entsandte Entsatzarmee Gordon Relief Expedition kam zu spät.
Am 3. Juni 1884 wurde zwischen Äthiopien und Großbritannien der Vertrag von Adua über eine engere Zusammenarbeit geschlossen, da die Briten eine Zunahme des französischen Einflusses auf Äthiopien befürchteten. Der Vertrag verpflichtete die britisch-ägyptischen Truppen, den Äthiopiern gegen die Mahdisten zu helfen. Gleichzeitig begannen die Briten mit dem Aufbau einer ägyptischen Armee. 1892 wurde Horatio Herbert Kitchener zum Sirdar (Oberbefehlshaber) der ägyptischen Armee ernannt und arbeitete ab diesem Zeitpunkt an einem Plan zur Rückeroberung des Sudans.
Am 12. März 1896 erhielt Kitchener schließlich die Vollmacht zum Beginn des Feldzuges, und die Anglo-Egyptian Nile Expeditionary Force wurde in Marsch gesetzt. Größtes Problem neben dem erwarteten militärischen Widerstand der Mahdisten war die Sicherstellung des Nachschubes, da die Nilkatarakte keine durchgehende Befahrung mit Schiffen erlaubten. Der Nachschub wurde letztendlich mit dem Bau einer Eisenbahnstrecke im großen Nilbogen von Wadi Halfa nach Abu Hamed und später Atbara gesichert.
Nach mehreren Gefechten näherte sich schließlich Ende August 1898 die britische Armee der direkt am Nil gelegenen Hauptstadt der Mahdisten Omdurman.
Gliederung
Anglo-ägyptische Armee
In der Schlacht kämpften in Kitcheners Armee 8200 Briten sowie 17.600 Ägypter und Sudanesen. Die britisch-ägyptische Armee war eingeteilt in eine britische Division (2 Brigaden) unter Generalmajor Sir William Gatacre und eine ägyptische Division (4 Brigaden) unter Generalmajor Archibald Hunter. In den Reihen der 21st Lancers diente als Leutnant der damals 23-jährige Winston Churchill, der mit dem Buch The River War (1899) eines der bedeutendsten Werke des Sudan-Feldzuges hinterließ. Darüber hinaus verfügte der Sirdar über zehn Kanonenboote. An Tieren waren 2469 Pferde, 896 Maultiere, 3524 Kamele und 229 Esel an der Operation beteiligt.[3]
Die anglo-ägyptischen Soldaten waren mit modernen Karabinergewehren Lee-Metford Mk II ausgerüstet.[4]
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Armee der Mahdisten
Die Armee der Mahdisten wurde vom Kalifen Abdallahi ibn Muhammad selbst angeführt. In den offiziellen Berichten von Kitchener und dem Chef der Aufklärung Reginald Wingate wird die Zahl der Soldaten mit 52.000 angegeben. Diese Anzahl wurde seither in den meisten Werken zur Schlacht übernommen. Augenzeugen des Truppenaufmarsches und Angaben der Aufklärung der britischen Truppen sprechen von 30.000–35.000 Soldaten.[6]
Die einzelnen Abteilungen der Armee wurde von verschiedenen Emiren angeführt, die an ihren unterschiedlichen Fahnen erkennbar waren. Damit folgten die Mahdisten der Tradition der islamischen Armeen und Karawanen zu Zeiten des Propheten Mohammed. Osman Digna, der erfahrenste der Anführer der Mahdisten, führte keine Fahne, da er diese bei Kämpfen um Tamai 1884 verlor.
Die wichtigsten Einheiten waren:
- Uthman al-Din [Osman Sheikh Ed Din] (dunkelgrüne Fahne), 10.000–15.000 Mann bzw. 25.000 Mann (12.000 Schützen und 13.000 Lanzenträger) Mulazimin
- Yaqub (schwarze Fahne) 12.000 – 14.000 Mann
- Kalif Ali wad Ullu [Ali Wad Helu] (hellgrüne Fahne) 2800 – 5000 Mann
- Osman Digna (keine Fahne) ca. 700 – 2700 Mann
- Abdallahi ibn Muhammad (Leibwache), ca. 2000 Mann
- Kalif al-Sharif (rote Fahne) ca. 2000 Mann.
An Artillerie verfügte die Armee insgesamt über sechs Krupp-Geschütze, acht zehnläufige Mitrailleusen sowie 18 weitere Geschütze unterschiedlichen Typs. Die Munition wurde weitgehend selbst hergestellt.[7]
Die Ausstattung der Soldaten mit Feuerwaffen und Geschützen war gering und von geringerer Qualität, da die taktische Grundüberlegung zum Einsatz dieser Waffen nicht im gezielten Töten des Gegners bestand. Die Handfeuerwaffen dienten der Unterstützung der mit Schwert und Speer Kämpfenden beim Angriff und im späteren Nahkampf. In der Regel bestand die taktische Grundausrichtung in einem massierten Frontalangriff, bei dem auch entsprechende Opfer in Kauf genommen wurden. Ein gezieltes Schießen aus der Deckung oder aus dem Liegen galt als Feigheit.[8]
Verlauf
Anmarsch
Die Vorbereitungen der Armee dauerte den ganzen Sommer des Jahres 1898 hindurch. Zur Verstärkung wurde eine zweite britische Brigade sowie die 37th Field Battery in den Sudan entsandt. Dazu kamen noch zwei Vierzigpfündergeschütze, eine britische Maxim-Batterie (Royal Irish Fusiliers), die 21st Lancers sowie drei neue Kanonenboote.
Bis zum 23. August wurde das gesamte Heer vom Militärlager Atbara nach Wad Hamed entlang der linken Nilseite verlegt. Wad Hamed lag kurz vor der Shabaluka-Schlucht und 93 Kilometer vor Omdurman. Ab Wad Hamed verfügte die Armee über keine feststehende Kommunikationsverbindung mit Atbara bzw. Kairo mehr. Nahrungsvorräte waren für 21 Tage vorgesehen.
Auf der rechten Nilseite rückte Edward Montagu-Stuart-Wortley mit etwa 2500 angeworbenen irregulären arabischen Söldnern vor.
Die Geschützstellungen der Mahdisten in der Shabaluka-Schlucht waren unbesetzt, so dass die Nilflottille ungestört flussaufwärts fahren konnte. Das Kanonenboot „Zafir“ kenterte am 28. August in der Nähe von Metemma ohne äußere Einwirkung.
Am 28. August brach die ganze Armee aus ihrem Zwischenlager bei der Royan-Insel auf. Sie marschierte ab diesem Zeitpunkt in der Regel in breiter Front und jederzeit gefechtsbereit. Die britische Division übernahm die linke und die ägyptische Division die rechte Seite. Der Vormarsch ging ungehindert von gegnerischen Truppen vonstatten. Das Lager am Abend des 31. August war rund 25 Kilometer von Omdurman entfernt. Am gleichen Tage hielt der Kalif Abdallahi seine Truppenschau vor den Toren von Omdurman ab.
Die Aufklärung durch die Kavallerie beobachtete am 1. September gegen 11 Uhr den Aufmarsch der Mahdi-Armee und deren Bewegung in Richtung Kerreri. Zur gleichen Zeit waren die Kanonenboote bereits bis Omdurman vorgedrungen und beschossen die dortigen Geschützbatterien und Befestigungen. Die Truppen unter Wortley eroberten gleichzeitig ein Dorf auf der Omdurman gegenüberliegenden Seite des Nils. Eine Haubitze mit Namen „Sheikh“ wurde an Land gebracht, und ab 01:30 Uhr wurde das Grabmal des Mahdi mit Lyddit-Granaten beschossen.
Die Armee des Mahdi rückte bis 01:45 Uhr beständig vor. Dann stellte sie den Vormarsch unvermutet ein, und die Ansar lagerten an Ort und Stelle, rund 6,5 Kilometer von den Briten und vom Nilufer entfernt. Währenddessen war auch die anglo-ägyptische Armee in Gefechtsaufstellung weitermarschiert. Als erkennbar war, dass kein Angriff der Mahdisten mehr zu erwarten war, wurde am Nilufer ein Lager errichtet. Diese Zeriba wurde wie im Sudan üblich mit Dornenhecken geschützt. Auch die Kanonenboote kehrten am Nachmittag zum Lager zurück und ankerten dort über Nacht.
1. Angriff
Kitcheners Armee wurde um 03:40 Uhr geweckt. Die Aufklärung durch die Armee ergab, dass die Armee des Mahdi ihren Standort über Nacht nicht verändert hatte. Deren Truppen waren im Morgengrauen auf einer Front von acht Kilometer aufgefächert und marschierten in Richtung des Nilufers vor.
Die anglo-ägyptischen Armee verschanzte sich in ihrem halbkreisförmigen Lager. Die beiden an den Flussufern endenden Flanken wurden durch die Kanonenboote gesichert. Auf dem rechts gelegenen Kerreri-Hügel stand die ägyptische Kavallerie und das Camel Corps unter der Führung von Broadwood und auf der linken Seite des Lagers bezogen die 21st Lancers Stellung.
In der Armee des Mahdi stand ganz auf der linken Seite Ali Wad Helu. Dieser umging die Kerreri-Berge auf der linken Seite. Daneben standen die Truppen von Osman Sheikh Ed Din mit rund 15.000 Mann. Im Zentrum befehligte Osman Azrak 8000 Soldaten. Auf der ganz rechten Seite am Surkab-Hügel (in zeitgenössischen Darstellung oft fälschlich Surgham)[9] rückten 6000 Mann mit weißen Fahnen vor. Die übrigen Truppen befanden sich in Reserve am Standort des Khalifa.
Gegen 06:30 Uhr begann die Armee des Mahdis mit dem Angriff. Zuerst wurde eine Salve aus den wenigen Kanonen im Zentrum abgefeuert. Die britische und ägyptische Artillerie antwortete umgehend und schoss direkt auf den angreifenden, noch rund 2700 m entfernten Gegner. Die ganz auf der rechten Seite angreifenden Truppen gerieten kurz darauf ins Schussfeld der Kanonenboote sowie der Geschütze im Lager. Innerhalb weniger Minuten wurde diese Einheit durch das Geschützfeuer fast völlig aufgerieben.
Auf der rechten Flanke der anglo-ägyptischen Armee kam es zur Konfrontation zwischen den nach Nordosten vorstoßenden Truppen von Osman Sheikh Ed Din und der Kavallerie Broadwoods. Durch Flankenfeuer auf den Kerreri-Hügel hatte Broadwood rund 50 Tote und Verwundete zu beklagen. Da die Einheiten des Camel Corps Probleme mit dem felsigen Untergrund hatten, wurden sie von Broadwood zurück ins Lager gesandt. Die Mahdi-Truppen waren schon auf fast 350 Meter an die zurückströmenden Kamelreiter herangekommen. Das Camel Corps zog sich direkt nach Westen in Richtung des Nils zurück, verfolgt von den Einheiten der Ansar. Kurz bevor diese am Ufer des Nils den Rückzug zum Lager abschneiden konnten, erhielt das Camel Corps Feuerunterstützung durch ein Kanonenboot. Durch die Feuerkraft aus Gewehren, Maxims und schnellfeuernden Geschützen wurde der Angriff gestoppt, und die Reiter konnten unbeschadet das Lager erreichen. Daraufhin begannen die Mahdi-Soldaten, die verbliebenen Kavallerieeinheiten zu bedrängen. Diese konnten jedoch auf Grund ihres Aktionsradiusses entkommen und eine Anzahl von gegnerischen Soldaten vom Schlachtfeld weglocken.
Währenddessen ging der Frontalangriff auf das Zentrum des Lagers weiter. Die Mahdisten kamen jedoch nicht weiter als 300 Meter an die Verschanzungen heran. Gegen 8 Uhr verebbte der Angriff auf Grund der hohen Verluste von rund 2800 Toten und 4200 Verwundeten allmählich.[10]
Angriff der 21st Lancers
Kitchener und seine Generäle planten nun, Omdurman so schnell wie möglich zu besetzen. Dazu war es notwendig, das Gebiet zwischen dem Lager und der Stadt vom Gegner zu räumen. Dazu wurde den 21st Lancers der entsprechende Befehl erteilt. Das Regiment erreichte gegen 8:20 Uhr den Kamm des Surkab-Hügels. Eine Aufklärung erbrachte die Erkenntnis, dass sich südlich des Hügels in einem nord-südlich verlaufenden ausgetrockneten Flusslauf rund 700 Ansar aufhielten. Der Khalifa bemerkte die Bewegung der Briten und verstärkte seine Soldaten im Flusslauf durch weitere 2000 Männer. Gegen 8:40 Uhr waren die vorrückenden Briten rund 275 Meter entfernt, als sie in gegnerisches Gewehrfeuer gerieten. Unmittelbar darauf schwenkten alle 16 Kompanien des Kavallerieregimentes zu einer Linie ein und begannen dem Gegner entgegenzugaloppieren. Als das Regiment rund 230 Meter entfernt war, erhoben sich die Ansar aus ihrer Verschanzung. Die Briten erkannten in diesem Moment die Anzahl der Gegner, die ihnen entgegenstanden. Beim Zusammenprall der beiden Kampfgruppen wurden etwa dreißig Briten und rund 200 Araber umgeworfen. Unmittelbar darauf entwickelte sich ein heftiger Nahkampf. Die weiterreitenden 21st Lancers sammelten sich gegen 8:50 Uhr auf der gegenüberliegenden Seite des Grabens in einer Entfernung von rund 230 Meter. Von den knapp 400 Mann des Regimentes waren fünf Offiziere und fünfundsechzig Soldaten getötet oder verwundet. 119 Pferde waren tot.
Gegen 9:15 Uhr bezog das Regiment südlich des Grabens Aufstellung. Die abgesessenen Soldaten feuerten von dieser Position aus auf die Araber. Das Feuer der Schnellfeuerkarabiner sorgte für eine entsprechende Wirkung, so dass sich die Mahdisten schließlich nach Norden zurückzogen.
2. Angriff
Etwa gegen 9:00 Uhr begann die Hauptstreitmacht der anglo-ägyptischen Truppen auf Omdurman vorzurücken. Die Infanterie-Brigaden schwenkten nach Auffüllung der Munitionsvorräte nach links und rückten in die Richtung des Surkab-Hügels vor. Die 3. ägyptische Brigade von Lewis folgte in der Marschordnung auf der rechten Seite von Maxwell. MacDonalds erste Brigade marschierte direkt nach Westen, um ihre Position in der Aufmarschordnung einzunehmen. Da die Brigaden von Maxwell und Lewis zu weit nach Süden vorrückten, entstand zwischen den Brigaden von Lewis und MacDonald eine Lücke, die Letztere vom Rest der Truppen isolierte. Die vierte ägyptische Brigade unter Collinson folgte mit dem Tross entlang des Nilufers nach Süden. Zu diesem Zeitpunkt war der Bereich in Richtung der Kerreri-Hügel ohne einen Schutz durch die anglo-britischen Truppen, obwohl dort noch die Streitmacht von Ali Wad Helu stand.
Aus dem Bereich der Kerreri-Hügel rückten bald berittene Kräfte auf das verlassene Lager vor. Die noch in der Zeriba verbliebenen Soldaten des Feldlazarettes begannen den Abtransport der Verwundeten zu beschleunigen. Gleichzeitig erreichten auch die ersten Verwundeten der 21st Lancers das Lager.
MacDonald hatte bei seinem Vormarsch die auf der westlichen Seite des Surgahm-Hügels wartenden Truppen um den Khalifa bemerkt. Unverzüglich ließ er Gefechtsstellung einnehmen und ließ die Geschützbatterien aus rund 1100 Meter feuern. Kurze Zeit später rückten die Truppen unter Yaqub gegen die Brigade von MacDonald vor. Kitchener ließ zur Unterstützung von MacDonald den Kamm des Surkab-Hügels von Maxwells Truppen erobern. Lytteltons Brigade sicherte dabei die linke und Lewis die rechte Flanke. Wauchopes Brigade wurde angewiesen, die Lücke zwischen Lewis und MacDonalds Truppen zu schließen. Collinsons Brigade und das Camel Corps wurden an die rechte Flanke von MacDonald beordert. Damit wurde der Schutz gegen Angriffe von Norden und vom Westen wiederhergestellt.
Die angreifenden Truppen von Yaqub setzten die rechte Flanke von Lewis Brigade unter Druck. Die nach Süden ausgerichtete Brigade von MacDonald nahm die Mahdi-Truppen von der anderen Seite unter Feuer. Es bestand jedoch immer noch die Gefahr, dass diese durch die Lücke zwischen den beiden anglo-ägyptischen Truppenteilen durchbrechen konnten. Die auf dem Surkab-Hügel stehenden Truppen konnten mit ihren Maxim-Maschinengewehren den gegnerischen Soldaten schwere Verluste zufügen und diese immer weiter nach Westen abdrängen.
Wauchopes Brigade traf in dem Moment an der Frontlinie ein, als sich abzeichnete, dass der gegnerische Angriff fehlgeschlagen war. Zu diesem Zeitpunkt wurde die rechte Flanke von MacDonalds Brigade von den Kerreri-Hügeln aus angegriffen. Das gerade erst an der Front eingetroffene Lincolnshire-Regiment wurde unverzüglich zur rechten Flanke beordert. Da gleichzeitig der Angriff aus dem Westen nachließ, konnte MacDonald weitere Bataillone und Batterien von dieser Seite nach Nordwesten verlegen. Durch geschicktes und rechtzeitiges Verlegen seiner Truppen konnte MacDonald die nacheinander erfolgenden Angriffe der Mahdi-Truppen erfolgreich abwehren.
Die sudanesischen Soldaten feuerten relativ ungezielt auf die Mahdisten, so dass eine entsprechende Wirkung ausblieb. Erst nach dem Eintreffen der Briten vom Lincolnshire-Regiment und dem Beginn des rhythmischen Gefechtsschießens konnte der Vorwärtsdrang der Ansar gestoppt werden. Auch der Angriff der rund 400 berittenen Mahdisten konnte abgewehrt werden.
Nachdem die Angriffe gestoppt waren, rückten die anglo-ägyptischen Truppen bis 11:30 Uhr nach Westen vor.
Besetzung von Omdurman
Die zurückströmenden Mahdisten wurden von der ägyptischen Kavallerie verfolgt und von den 21st Lancers von der Flanke aus mit Karabinerfeuer attackiert.
Nach der Niederlage auf dem Schlachtfeld ritt der Khalifa in die Stadt zurück. Dort versuchte er den Widerstand zu organisieren. Jedoch nur die wenigsten der Araber leisteten der Aufforderung Folge. Viele der Mahdisten ergaben sich oder flohen nach Süden und Westen. Gegen 16:00 Uhr verließ der Khalifa die Stadt und folgte den nach Süden abrückenden Truppen. Rund 30.000 Menschen flüchteten mit ihm. Unter den überlebenden Heerführern waren Uthman al-Din, Osman Digna sowie der schwer verwundete Ali Wad Helu.
Kitcheners Armee war inzwischen nach Süden abgeschwenkt und sammelte sich gegen Mittag am Fluss etwa 4,8 Kilometer vor der Stadt. Um 14:30 Uhr marschierte die 2. ägyptische Brigade unter Maxwell in breiter Front in die Stadt ein. Die restlichen Teile der Armee folgten.
Kaum war Kitchener in die Vororte der Stadt eingeritten, wurde ihm die Kapitulation der Stadt angeboten. Diese wurde angenommen, außerdem gewährte er eine Verschonung derjenigen, die ihre Waffen niederlegten. Auf Grund dessen konnte die Armee zügig bis zur großen Mauer um den inneren Bezirk von Omdurman vorrücken. Diese wurde noch durch mehrere hundert Mahdisten verteidigt. Durch den Einsatz der Maschinengewehre wurde deren Widerstand jedoch innerhalb einer Viertelstunde gebrochen. Da die Mauer an vielen Stellen durch den Kanonenbootbeschuss vom Vortag zerstört war, bereitete der weitere Vormarsch keine Probleme. In der Innenstadt stießen die Truppen auf viele tote Soldaten und Zivilisten, darunter Frauen und Kinder. Diese waren dem Artilleriebeschuss zum Opfer gefallen.
Ab 16:00 Uhr umritt die Kavallerie die Stadt im Kreise, um Fluchtversuche zu erschweren. Beim Einbruch der Dunkelheit erreichte die Einheiten die Nachricht, dass der Khalifa aus der Stadt geflohen war. Eine Verfolgung wurde bald aufgegeben.
Ergebnis
Der Einsatz moderner Waffen auf Seiten der anglo-ägyptischen Truppen führte zu stark unterschiedlichen Verlusten auf den beiden Seiten der Kontrahenten.
Bei den anglo-ägyptischen Truppen starben drei britische Offiziere und 25 britische Soldaten, dazu zwei ägyptische Offiziere und 18 ägyptische Soldaten. Verwundet wurden elf britische und acht ägyptische Offiziere, sowie 136 britische und 273 ägyptische Soldaten.
Durch britische Offiziere wurden auf dem Schlachtfeld 7899 Tote gezählt. Dazu kommen noch die unmittelbar darauf von den Angehörigen beigesetzten Sudanesen. Es wird insgesamt von rund 9700 Gefallenen ausgegangen. Die Anzahl der Verwundeten wird auf 10.000 bis 16.000 geschätzt. Dazu gerieten noch 5000 Soldaten in Gefangenschaft. Dies kommt nahezu einer vollständigen Vernichtung der Armee des Mahdi gleich.
Viele der verwundeten Ansar lagen mehrere Tage auf dem Schlachtfeld und wurden nur unzureichend versorgt. Auch wurden viele der Verwundeten von britischen Soldaten getötet.[11]
Für diesen Kampf wurden drei Männer der 21. Lancers mit dem Victoria-Kreuz, der höchsten Auszeichnung des Vereinigten Königreiches, für überragende Tapferkeit im Angesicht des Feindes ausgezeichnet.
Die Schlacht gilt in technisch-taktischer Hinsicht als ein Wendepunkt in der Militärgeschichte, die den Übergang zwischen der Kriegsführung des 19. und des 20. Jahrhunderts besonders augenfällig markierte. Dies resultiert daher, dass einerseits in ihrem Verlauf eine der letzten frontalen Kavallerieattacken der Weltgeschichte geritten wurde; andererseits wurden von den Briten in diesem Kampf erstmals die gerade entwickelten Maxim-Maschinengewehre in größerer Stückzahl eingesetzt.
Nach der Schlacht wurden Omdurman und das vom Mahdi zerstörte Khartum besetzt, das dann von Kitchener wiederaufgebaut wurde. Gleichzeitig verfügte er aber auch den Abriss des Grabmals des Mahdis. Der Leichnam von Muhammad Ahmad wurde enthauptet. Der Torso wurde anschließend in den Nil geworfen. Der Kopf wurde eine Zeitlang als Trophäe ausgestellt, bis er auf Anordnung von Lord Cromer in Wadi Halfa bestattet wurde.
Die Mahdisten flohen nach Süden. Hier kontrollierten sie bis 1899 das Gebiet von Darfur bis zur Grenze nach Äthiopien. Im Oktober 1899 entsandte Kitchener 8000 Soldaten unter Francis Reginald Wingate, um Abdallahi ibn Muhammad endgültig zu besiegen. In der Schlacht von Umm Diwaykarat in der Provinz Kordofan wurde dieser getötet.
Unmittelbar nach dem Sieg in Omdurman sicherten sich die Briten nach Beilegung der Faschoda-Krise die Herrschaft über den Sudan und damit ihren Einflussbereich im östlichen Afrika.
Das zurückeroberte Land wurde nicht an Ägypten zurückgegeben, sondern 1899 als anglo-ägyptisches Kondominium konstituiert, mit Lord Kitchener als erstem Generalgouverneur.
Für den Sieg in der Schlacht erhielt Kitchener den Titel eines Barons (Lord Kitchener of Khartoum and of Aspall in the County of Suffolk, 1. November 1898) und den Bathorden.
Literatur
- Winston Churchill: The River War: An Account of the Reconquest of the Sudan. (dt. Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi); Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-8218-6204-0. (englische Originalausgabe 1899, gekürzt 1902)
- Judith Philadelphy: Die Schlacht von Omdurman 1898 im Spiegel der britischen Presse. Diplomarbeit. Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 2013 (othes.univie.ac.at [PDF; 4,1 MB]).
- William Wright: Omdurman 1898. The History Press, 2012, ISBN 978-0-7524-6872-3.
- Ismat Hasan Zulfo: Kerari: The Sudanese Account of the Battle of Omdurman. ISBN 0-7232-2499-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Winston Churchill: The River War. London 1902, S. 310.
- Winston Churchill: The River War. London 1902, S. 311.
- Winston Churchill: Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi. S. 302 ff.
- Ismat Hasan Zulfo, S. 102.
- Doug Johnson: The Egyptian Army 1880–1900.
- Ismat Hasan Zulfo, S. 112f
- Ismat Hasan Zulfo, S. 39.
- Ismat Hasan Zulfo, S. 100 f.
- P. M. Holt, M. W Daly: The History of the Sudan – From the Coming of Islam to the Present Day, Third Editon, 1979; S. 112 (Fn. 5). Weidenfeld and Nicolson London, 1961, 1963, 1979, S. 112, Fn. 5.
- Ismat Hasan Zulfo, S. 179 f.
- Winston Churchill: Kreuzzug gegen das Land des Mahdi. S. 365.