Schlacht bei den Pyramiden
Die Schlacht bei den Pyramiden fand am 21. Juli 1798 im Rahmen Napoléons Ägyptenfeldzugs zwischen der französischen Orientarmee und den Streitkräften der Mamluken statt. Dabei wurde das Mamlukenheer unter Murad Bey Muhammad vernichtend geschlagen. Die Schlacht selbst fand mehrere Kilometer von den Pyramiden entfernt statt. Aus propagandistischen Gründen prägte Napoléon den Begriff „Schlacht bei den Pyramiden“.
Vorgeschichte
Nach seiner Landung in Alexandria am 1. Juli 1798 marschierte Napoléon auf die Hauptstadt Kairo zu, der entscheidende Schritt zur Besetzung Ägyptens, das damals formell zum Osmanischen Reich gehörte. In einem ersten Gefecht bei Chebreiss fügte er den Mamluken eine erste Niederlage zu, bei der diese 300 Reiter verloren. Die Mamluken zogen sich daraufhin nach Kairo zurück, um dort alle verfügbaren Kräfte für eine Entscheidungsschlacht zu sammeln. Ihre Armee lagerte am linken Nilufer bei dem Dorf Embabeh, in der Nähe der Ebene von Gizeh, um die auf der rechten Nilseite gelegene Hauptstadt Kairo durch den Fluss zu schützen. Ihr Anführer Mourad Bey stand 10.000 Mamluken-Reitern vor, die noch durch Arabische Kavallerie und 24.000 Fellachen und Janitscharen verstärkt wurden, die in dem Dorf ihr Lager errichtet hatten. Während die Mamluken als Eliteeinheiten galten, waren die Fußtruppen im Vergleich zu den Franzosen zum Teil nur mit Pfeil und Bogen und Schwertern ausgestattet. Die Truppen verteilten sich in der Ebene zwischen dem Nil und den Pyramiden und führten bis zur Ankunft der Franzosen in dem Dorf notdürftige Befestigungsmaßnahmen durch.
Die Französische Armee, die über Nacht marschiert war, traf bei Tagesanbruch auf den Feind. Napoleon soll daraufhin die folgende berühmt gewordene kurze Ansprache gehalten haben:
Soldats ! Vous êtes venus dans ces contrées pour les arracher à la barbarie, porter la civilisation dans l'Orient, et soustraire cette belle partie du monde au joug de l'Angleterre. Nous allons combattre. Songez que du haut de ces monuments quarante siècles vous contemplent.
„Soldaten! Ihr seid in diesen Landstrich gekommen, um ihn der Barbarei zu entreißen, die Zivilisation in das Morgenland zu bringen und diesen schönen Teil der Welt dem Joch Englands zu entreißen. Wir werden kämpfen. Denkt daran, dass von diesen Monumenten 40 Jahrhunderte auf euch herabblicken.“
Tatsächlich konnten Napoleons Soldaten die Pyramiden gar nicht sehen, denn diese waren noch einen Tagesmarsch weit entfernt. Es ist wohl eine nachträgliche Heroisierung, die Napoleon erst im Exil auf St. Helena diktierte.[1]
Die Schlacht
Die französische Armee bestand aus fünf Divisionen. Desaix und Reynier befehligten den aus zwei Divisionen bestehenden rechten Flügel, Menou und Bon die aus ebenfalls zwei Divisionen bestehende linke Seite. Napoleon selbst befand sich im Zentrum mit der Division Kléber, die von Dugua befehligt wurde, da General Kléber selbst in Alexandria verwundet worden war. Bonaparte ließ dabei die Divisionen in Karreeform zu sechs Reihen Stellung beziehen. Sein Befehl soll gelautet haben: „Esel und Gelehrte in die Mitte!“.[2]
Napoleon befahl Desaix, sich außerhalb der Reichweite der türkischen Kanonen zu begeben und danach die Mamluken anzugreifen. Gleichzeitig sollte Bon auf seiner Seite im Frontalangriff das befestigte Dorf einnehmen, um so die Mamlukenreiter von ihrem Lager und den dort befindlichen Fußtruppen abzuschneiden. Murad Bey erkannte diese Absicht und befahl seinen Reitern, die vorrückenden französischen Kolonnen anzugreifen, die unter dem Aufprall der Mamluken wieder ihre Karrees formten und die Angreifer unter Feuer nahmen und so die wiederholten heftigen Angriffe zurückschlugen. Die Divisionen der Generäle Bon und Menou stürmten daraufhin das Dorf und rangen im Nahkampf die dort verschanzten türkischen Truppen nieder, wobei zahlreiche Türken und Angehörige ihrer Hilfstruppen ums Leben kamen. Murad Bey konnte mit den ihm verbliebenen ca. 2.500 Reitern Richtung Gizeh entkommen; Teile der türkischen Division und der ägyptischen Fellachen konnten sich schwimmend auf die andere Nilseite retten.
Folgen
Die Franzosen hatten mit etwa 30 Toten und circa 300 Verwundeten nur leichte Verluste, während auf der Seite ihrer Gegner über 20.000 Soldaten getötet oder verwundet wurden.[3]
Die Schlacht öffnete Napoleon und seinen Truppen den Weg nach Kairo, wo er am 24. Juli 1798 einzog. Zugleich markierte sie das Ende von rund 700 Jahren türkischer Herrschaft in Ägypten. Die Pläne Napoleons, den Nahen Osten unter seine Kontrolle zu bringen, wurden jedoch bereits zehn Tage später durch Nelsons Sieg bei Abukir über die französische Flotte zunichtegemacht.
Literatur
- Juan Cole: Napoleon's Egypt. Invading the Middle East. Palgrave Macmillan, New York 2007, ISBN 1-4039-6431-9.
- deutsch: Die Schlacht bei den Pyramiden. Napoleon erobert den Orient. Konrad Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2202-9.
- George Alfred Henty: At Aboukir and Acre. A Story of Napoleon's Invasion of Egypt. Cortero Publishing, 2010, ISBN 978-1-935585-23-7 (Roman, EA London 1889)
Weblinks
Einzelnachweise
- Johannes Willms: Napoleon. Eine Biographie. Beck, München 2005. Zit. nach Helge Hesse: Hier stehe ich, ich kann nicht anders. In 80 Sätzen durch die Weltgeschichte. München 2008, S. 190.
- Helge Hesse: Hier stehe ich, ich kann nicht anders. In 80 Sätzen durch die Weltgeschichte. München 2008, S. 189.
- Helge Hesse: Hier stehe ich, ich kann nicht anders. In 80 Sätzen durch die Weltgeschichte. München 2008, S. 188.