Frankreichfest (Düsseldorf)
Das Düsseldorfer Frankreichfest (französisch: La grande fête française) ist eine von der Wirtschaftsvereinigung Destination Düsseldorf Veranstaltungs GmbH organisierte touristische Großveranstaltung, die neben der Steigerung der Attraktivität der Landeshauptstadt Düsseldorf[1] die kulturellen, wirtschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich vertiefen soll. Seit 2001 wird das Event jährlich zeitnah zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli rund um das Düsseldorfer Rheinufer und Rathaus veranstaltet. Es hatte 2013 angeblich mehr als 100.000 Besucher und wäre somit das größte Fest seiner Art in Deutschland.[2][3] Zu den Ehrengästen gehört regelmäßig der aktuelle französische Botschafter. Auch deutsche Politiker wie die ehemalige Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens Hannelore Kraft waren schon zu Gast.
Das Programm besteht aus einem Markt mit französischen Produkten, einer gastronomischen Zeile am Rheinufer mit einem vielfältigen kulinarischen Angebot, einem umfangreichen Kulturprogramm im Innenhof des Rathauses und einer Oldtimerrallye namens Tour de Düsseldorf.[4] Das Fest dauert drei Tage und geht von Freitag bis Sonntag. Seit mehr als 15 Jahren bietet die Wirtschaftsvereinigung französischen Regionen während des Frankreichfests außerdem eine geeignete Plattform, um sich kulturell, touristisch und kulinarisch zu präsentieren. Zu den Gästen zählten bereits das Fürstentum Monaco, die Region Midi-Pyréneés oder das Elsass.[5]
Bis 2019 boten rund 90 Händler ihre Waren an, das Fest konnte jährlich 100.000 Besucher anziehen[5]. 2022 findet das Düsseldorfer Frankreichfest erstmals wieder nach zweijähriger Corona-Pause vom 1.-3. Juli statt[6].
Beziehungen
Eine Reihe historischer Gegebenheiten beleuchtet die Verflechtungen, die Düsseldorfs Geschichte mit Frankreich verbinden:
16. Jahrhundert
Um Frankreich in der Erbfolgefrage um das Herzogtum Geldern und die Grafschaft Zutphen auf seine Seite zu ziehen, heiratete Wilhelm der Reiche von Jülich-Kleve-Berg 1541 in Châtellerault die erst 13-jährige Nichte Franz’ I., Jeanne d’Albret.[7] Dieser heiratspolitische Schritt erbrachte aber nicht das erhoffte Eingreifen Frankreichs zugunsten Jülich-Kleve-Bergs und verhinderte nicht, dass Wilhelm im Streit um die Ausdehnung seines Herrschaftsgebiets dem römisch-deutschen Kaiser Karl V. schließlich unterlag und 1543 den Vertrag von Venlo unterschreiben musste. Wilhelms Ehe mit Jeanne d’Albret wurde 1545 wegen Nichtvollzugs annulliert. 1546 schloss Wilhelm die im Vertrag von Venlo angebahnte Ehe mit Maria von Österreich, der Tochter des 1531 erwählten römisch-deutschen Königs Ferdinand.
17. Jahrhundert
Anlässlich des Jülich-Klevischen Erbfolgestreits drohte Frankreichs Parteinahme für die Fürsten der Protestantischen Union den Konflikt um die Erbmasse Jülich-Kleve-Bergs zu einem großen europäischen Krieg auszuweiten. Niederländische und französische Einheiten unter dem Kommando von Moritz von Oranien und Claude de La Châtre planten bereits, die Landesfestung Jülich der Katholischen Liga zu entreißen, als der französische König Heinrich IV. am 14. Mai 1610 einem Attentat zum Opfer fiel. Unter der Regentin Maria de’ Medici zog es Frankreich wenig später vor, sich aus dem Konflikt zurückzuziehen. Dies wiederum animierte den neuburgischen Erbprinzen Wolfgang Wilhelm, durch Heirat der bayerischen Prinzessin Magdalene die Seiten zu wechseln, sich zum katholischen Glauben zu bekennen, der Katholischen Liga beizutreten und dadurch die Länder Jülich-Berg für die Linie Pfalz-Neuburg zu sichern. Für die Bewohner dieser Länder hatte das zur Folge, dass die protestantischen Bekenntnisse dort fortan unterdrückt und die katholische Kultur im Zuge einer umfassenden Rekatholisierung und Gegenreformation gefördert wurde.
Im Dreißigjährigen Krieg griffen Truppen des französischen Königs Ludwigs XIII. erneut auf protestantischer Seite in die Auseinandersetzungen ein. Unter Marschall Jean Baptiste Budes de Guébriant konnten sie die katholischen (kaiserlichen und kurkölnischen) Streitkräfte 1642 in der Schlacht auf der Kempener Heide besiegen. Nicht nur Kurköln, sondern auch die Herzogtümer Jülich-Berg fielen so vorübergehend unter ihre Kontrolle.
Weil die kurpfälzische Hauptstadt Heidelberg 1693 im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs durch die Truppen Ludwigs XIV. zerstört worden war, konnte Düsseldorf zur Hauptresidenz des Kurfürsten Johann Wilhelm aufsteigen. Die damit verbundenen höfischen und staatlichen Funktionen begünstigten die Entwicklung der Stadt maßgeblich. Militärische Bedrohungen, die besonders von Frankreich ausgingen, führten zum Bau einer neuzeitlichen Stadtbefestigung nach französischen und italienischen Vorbildern.
18. Jahrhundert
Im Spanischen Erbfolgekrieg, in dem der Neffe des Kurfürsten Johann Wilhelm, Erzherzog Karl, den Anspruch des Hauses Habsburg auf den spanischen Königsthron verfocht, verteidigten die französischen Garnisonstruppen des Marquis de Blainville unter dem Oberkommando von Marschall Camille d’Hostun de la Baume, duc de Tallard, 1702 das kurkölnische Kaiserswerth, heute Stadtteil von Düsseldorf, gegen die kurpfälzischen Truppen Johann Wilhelms und seiner niederländischen, braunschweigischen und brandenburg-preußischen Verbündeten. Burg, Stadt und Festung wurden nach einer mehrwöchigen Belagerung eingenommen und völlig zerstört.
1758 war Düsseldorf während des Siebenjährigen Krieges, in dem Frankreich im Rheinland gegen eine Allianz aus deutschen und britischen Truppen focht, in die Ereignisse um die Schlacht bei Krefeld verwickelt. Während dieses Krieges wurde Düsseldorf zwischen 1759 und 1762 von französischen Truppen besetzt und von ihrem Marschall Louis-Georges-Erasme de Contades als Hauptquartier genutzt.
Vor allem im 18. Jahrhundert, im Zeitalter der Aufklärung, gaben französische Sprache, Literatur und Kultur dem geistigen Lebens Düsseldorfs wichtige Impulse, etwa den Brüdern Johann Georg und Friedrich Heinrich Jacobi. Besonders die Architektur des Barock und Spätbarock in Düsseldorf zeigt französische Einflüsse, z. B. das Schloss Benrath oder das Schloss Jägerhof. Die Gemäldegalerie Düsseldorf war in dieser Zeit eine Sehenswürdigkeit auch französischer Besucher, etwa der späteren französischen Könige Ludwig XVIII. und Karl X., die Frankreich verlassen hatten, um der Revolution, der Terrorherrschaft und der Guillotine zu entgehen.
Im Zuge des Ersten Koalitionskriegs wurde Düsseldorf am 6. Oktober 1794, wenige Tage nach der Zweiten Schlacht bei Aldenhoven, vom linksrheinischen Ufer aus von französischer Artillerie beschossen. Dabei geriet in der folgenden Nacht auch das Düsseldorfer Schloss in Brand und wurde zerstört. 1795 erschienen französische Truppen unter Claude-Juste-Alexandre Legrand erneut und besetzten die Stadt, nachdem die kurpfälzischen Truppen kampflos kapituliert hatten.[8]
19. Jahrhundert
Der zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich am Ende des Zweiten Koalitionskrieges besiegelte Friede von Lunéville bestimmte 1801 nicht nur die Abtretung des linken Rheinufers einschließlich der heute linksrheinischen Stadtteile Düsseldorfs an Frankreich, sondern verlangte auch, dass die demolierte Düsseldorfer Stadtbefestigung nicht wiederhergestellt werden durfte. Dies führte – noch unter Kurfürst Maximilian Joseph von Kurpfalz-Bayern – zum Beginn städtebaulicher Umgestaltungen, etwa zur Anlage eines Kanals, des Stadtgrabens, und einer Esplanade, der heutigen Königsallee.
1805 erkannte der Kurfürst, dass er durch vertragliche Zugeständnisse an Frankreich die Königswürde erreichen und sein Land zum Königreich Bayern erheben konnte. Im Bogenhausener Vertrag vom 25. September 1805 schloss er ein Geheimbündnis mit Frankreich. Er ließ seine Truppen in Böhmen gegen Österreich kämpfen, was dem französischen Kaiser Napoleon half, in der Schlacht von Austerlitz Österreich und Russland zu besiegen. Auf der Grundlage des Friedens von Pressburg und des Vertrags von Schönbrunn ließ sich Maximilian Joseph auf einen Ländertausch ein, bei dem er die Souveränität über das Herzogtum Berg dem französischen Kaiser überließ. Zum Ausgleich erhielt Maximilian Joseph vom Königreich Preußen das Land Ansbach-Bayreuth und die französische Anerkennung seines Königtums.
Napoleon übertrug das Herzogtum Berg seinem Schwager Joachim Murat, dem Gemahl seiner Schwester Caroline. Bei seinem Einzug am 24. März 1806 ließ sich Murat auf dem Düsseldorfer Marktplatz als neuer Landesherr huldigen. Da Caroline mit der herzoglichen Anrede „Hoheit“ nicht zufrieden war, wurde das Herzogtum im Sommer 1806 bei der Schaffung des Rheinbundes, eines deutschen Staatenbundes unter dem Protektorat Napoleons, kurzerhand zum Großherzogtum Berg erhoben. Caroline und Joachim Murat gebührte somit die großherzogliche Anrede „Königliche Hoheit“. Während seiner Düsseldorfer Aufenthalte residierte Murat im kurpfälzischen Statthalterpalais an der Mühlenstraße oder auf Schloss Benrath. In seiner Pariser Stadtresidenz, dem Élysée-Palast, ließ sich Großherzog Joachim von Antoine Charles Horace Vernet 1806 eine Ansicht des Schlosses Benrath als Wandgemälde anbringen. Am 15. Juli 1808 wechselten Caroline und Joachim Murat auf den Thron des Königreichs Neapel und Kaiser Napoleon höchstselbst übernahm die Regentschaft über das Großherzogtum Berg. Bei dem Versuch, Berg zu einem Modellstaat zu entwickeln, ließ sich Napoleon von Pierre-Louis Roederer, Minister für das Großherzogtum in Paris, und von Jacques Claude Beugnot, Kaiserlicher Kommissar zu Düsseldorf, unterstützen.
1811 besuchte Napoleon Düsseldorf, damals die festlich geschmückte bergische Hauptstadt. Im Zusammenhang mit diesem Ereignis kreierte Roederer den Begriff Klein-Paris als Synonym für Düsseldorf.[9] Der Kaiser, dem die bergische Regierung durch den Architekten Adolph von Vagedes nach dem Vorbild des Arc de Triomphe einen hölzernen Triumphbogen mit der Inschrift DIVO NAPOLEONI MAGNO IMPERATORI ET REGI, VICTORI INVICTO GENTIUMQUE PROTECTORI (deutsch: Dem göttlichen Napoleon, dem großen Kaiser und König, dem unüberwindlichen Sieger und Beschützer der Völker) errichtet hatte, dekretierte nach seinem Besuch die Verschönerung der Stadt. Zu den beschlossenen Maßnahmen zählten der Wiederaufbau des Schlosses als Universität und der Ausbau des Hofgartens, wo noch heute der Napoleonsberg und die Kaiserstraße an den Regenten des Großherzogtums Berg erinnern. Napoleon ließ die erste Düsseldorfer Gewerbemesse organisieren, eine Vorläuferin der Messe Düsseldorf. Er ließ den Code civil einführen, der unter anderem zur rechtlichen Emanzipation der Düsseldorfer Juden führte und der als „Rheinisches Recht“ das Zivilrecht am Rhein bis 1900 prägte.
Der Schriftsteller Heinrich Heine, „Düsseldorfs größter Sohn“, hatte die Erleichterungen für die Juden und Napoleons Besuch als Kind erlebt. Im 1828 erschienenen Essay Das Buch Le Grand bekannte er sich zu Napoleon, den er in Szenen seiner Kindheitserinnerungen schildert, und zu den Idealen der Französischen Revolution.[10] Wegen preußischer Zensur und Repression musste Heine sein Leben als Exilant in Paris beenden, in seiner „Matratzengruft“, deren Dokumente im „Frankreich-Raum“ des Heinrich-Heine-Instituts in Düsseldorf ausgestellt sind.[11]
Die in Paris ausgebrochene Februarrevolution 1848 ließ den Funken zur Märzrevolution in Deutschland überspringen. Zu den Brennpunkten der Forderung nach bürgerlichen Freiheitsrechten zählte damals auch Düsseldorf, wo sich Angehörige einer Bürgerwehr um Lorenz Cantador schließlich blutige Barrikadenkämpfe mit preußischem Militär lieferten. Das Königreich Preußen, nach der Reichsgründung das Kaiserreich der Hohenzollern, vermochte die Kritik an seinem Regime durch nationalromantische Narrative zu besänftigen, auch indem es sich den Rheinländern nach der Rheinkrise, die 1840 durch Forderungen des französischen Ministerpräsidenten Adolphe Thiers nach dem Rhein als der französischen Ostgrenze ausgelöst worden war, erfolgreich als Deutschlands „Wacht am Rhein“ darstellte.
Viele Düsseldorfer Maler knüpften im 18. und 19. Jahrhundert Kontakte nach Frankreich, etwa Heinrich Christoph Kolbe, Anselm Feuerbach, Benjamin Vautier und Ludwig Knaus. Letzterer erzielte auf den Weltausstellungen Paris 1855 und Paris 1867 höchste Auszeichnungen. Napoleon III. dekorierte ihn mit dem Offizierskreuz der Ehrenlegion.
Als Sohn der französischen Prinzessin Antoinette Murat und als Schwiegersohn von Napoleons Adoptivtochter Stéphanie de Beauharnais pflegte der Düsseldorfer Divisionskommandeur und Ehrenbürger Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen Mitte des 19. Jahrhunderts enge Beziehungen nach Frankreich und zu Napoleon III. Diese Beziehungen halfen ihm, seine Kinder auf oder an den Thronen Europas zu platzieren. Seine Tochter Stephanie wurde 1858 Königin von Portugal, sein Sohn Karl wurde 1866 Fürst und 1881 König von Rumänien, seine Tochter Marie wurde 1867 Prinzessin von Belgien. Als sein Sohn Leopold 1869 Anwärter auf den spanischen Thron war, stieß dies allerdings auf die Ablehnung Napoleons III. und löste 1870 den Deutsch-Französischen Krieg aus. An in diesem Krieg gefallene Düsseldorfer erinnert das Kriegerdenkmal im Hofgarten.
1896 weihten die Düsseldorfer ihr Kaiser-Wilhelm-Denkmal ein. Im Geist des Wilhelminismus glorifiziert es das Kaisertum der Hohenzollern und die deutsche Reichsgründung als triumphalen Sieg über das Zweite Kaiserreich Frankreichs.
20. Jahrhundert
Düsseldorfer Kunstausstellungen der rheinischen Künstlervereinigung Sonderbund, 1909 in der Kunsthalle, 1910 im Kunstpalast, 1911 wieder in der Kunsthalle, vermittelten den Düsseldorfern die zeitgenössische französische Malerei, insbesondere die Kunst der Impressionisten und Fauvisten. Der Düsseldorfer Galerist Alfred Flechtheim stellte schon bei seiner Eröffnungsausstellung 1913 Werke von Aristide Maillol aus, Zeichnungen, Lithografien und die bronzene Porträtbüste Renoir. Im gleichen Jahr wurde am Schauspielhaus Düsseldorf das Stück Schneider Wibbel von Hans Müller-Schlösser uraufgeführt, das in der Zeit des von Napoleon Bonaparte regierten Großherzogtums Berg spielt und die damaligen Verhältnisse aufs Korn nimmt.
Vom 8. März 1921[12] bis zum 25. August 1925 war Düsseldorf im Rahmen der Alliierten Rheinlandbesetzung ein weiteres Mal von französischen Truppen besetzt. Der Generalstab der französischen Einheiten nutzte den beschlagnahmten Düsseldorfer Stahlhof von 1923 bis 1925 als seine Unterkunft und Kommandozentrale im Ruhrkampf. Als der Düsseldorfer Oberbürgermeister Emil Köttgen sich weigerte, eine Bekanntmachung der französischen Besatzung zu veröffentlichen, wurde er am 19. Februar 1923 verhaftet und aus der Stadt gewiesen. In Düsseldorf operierende Aktivisten des Ruhrkampfes waren Friedrich Grimm und Albert Leo Schlageter. Schlageter wurde am 7. April 1923 von der Sûreté gefasst, von einem französischen Militärgericht wegen Spionage und Sprengstoffanschlägen zum Tode verurteilt und am 26. Mai 1923 in Düsseldorf hingerichtet. Rechts stehende Kreise der Weimarer Republik und Propagandisten des Nationalsozialismus stilisierten Schlageter daraufhin zu einer politischen Märtyrerfigur und kreierten – unter anderem durch zahlreiche Schlageter-Denkmäler und -Namenspatenschaften – einen „Schlageter-Kult“. In den Düsseldorfer Stadtteilen Golzheim und Stockum ließen die Nationalsozialisten im Zusammenhang mit einem 1931 eingeweihten Schlageter-Nationaldenkmal und einer Reichsausstellung Schaffendes Volk bis 1937 eine „Schlageterstadt“ errichten, die aus propagandistisch konzipierten Parkanlagen, Straßen und Siedlungen besteht. Der Jurist Grimm, der Schlageter beim Militärgericht verteidigt hatte, diente dem nationalsozialistischen Regime als einflussreicher Frankreichspezialist und Schnittstelle der Kollaboration.
In der Zeit zwischen den Weltkriegen förderte Frankreich Sezessionsbewegungen im Rheinland, insbesondere die Versuche der Errichtung einer Rheinischen Republik, an denen auch Personen aus Düsseldorf beteiligt waren, etwa der frühere Staatsanwalt am Landgericht Düsseldorf, Hans Adam Dorten.
Die Ruhrfrage, Frankreichs Sorge vor einem Wiedererstarken Deutschlands und einer sich dadurch ergebenden militärischen Bedrohung, führte nach dem Zweiten Weltkrieg zur Einrichtung einer Internationalen Ruhrbehörde in Düsseldorf, deren Aufgabe es war, die westdeutsche Schwerindustrie zu überwachen. Von 1950 bis 1952 war der Franzose Alain Poher der Präsident ihres Rates.
In der Folge der am 18. April 1951 gegründeten Montanunion und des Élysée-Vertrags vom 22. Januar 1963 haben die Bürger und Regierungen der früher durch eine „Erbfeindschaft“ getrennten Nationen intensive deutsch-französische Beziehungen und in gewissem Maße eine gemeinsame europäische Identität aufgebaut.
Anlässlich der Pariser Verträge veranstaltete die Stadt Düsseldorf unter Oberbürgermeister Josef Gockeln, der in Personalunion auch der Präsident des Landtages Nordrhein-Westfalens war, vom 24. April bis 1. Mai 1955 die „Pariser Woche“ als „Fest deutsch-französischer Verständigung“.[13] Bei der feierlichen Eröffnung vor dem Landtagsgebäude waren unter anderem der französische Botschafter André François-Poncet, der Pariser Ratspräsident Lafay, Ministerpräsident Karl Arnold sowie die Bundesminister Gerhard Schröder und Heinrich Lübke vertreten.[14] Am 6. September 1962 besuchte der französische Staatspräsident Charles de Gaulle Düsseldorf im Rahmen einer Staatsvisite.[15][16]
Besonders intensiv waren die Verbindungen, die Düsseldorfer Galeristen und Künstler in der Nachkriegszeit nach Frankreich aufbauten, etwa Jean-Pierre Wilhelm, Hella Nebelung, Gerhard Hoehme, Winfred Gaul und Peter Brüning. Ihre Eindrücke manifestierten sich in den Arbeiten der Gruppe 53, die die Kunst des französischen Tachismus in Gestalt des Informel in Deutschland umsetzte. Als kunstgeschichtlich bedeutend ist insbesondere die Ausstellung Yves – Propositions Monochromes des damals noch weitgehend unbekannten Yves Klein einzustufen, mit der die Galerie Schmela am 31. Mai 1957 in der Düsseldorfer Hunsrückenstraße eröffnet wurde.[17] Die Eröffnungsrede hielt der französische Kunstkritiker Pierre Restany. Durch die vom Galeristen Alfred Schmela organisierte Ausstellung ergaben sich langfristige künstlerische und persönliche Kontakte zwischen Düsseldorfer Künstlern der Gruppe ZERO und dem Milieu der Kunstströmung Nouveau Réalisme. Es entstand dabei auch ein Kontakt zum Architekten Werner Ruhnau und seinem Projekt eines vom Bauhaus-Gedanken inspirierten Musiktheaters im Revier (Gelsenkirchen). Yves Kleins Ehefrau wurde 1962 Rotraut Uecker, die Schwester des Düsseldorfer Künstlers Günther Uecker. 1958 veranstaltete der Leverkusener Künstler Wolf Vostell mit dem Happening Das Theater ist auf der Straße in Paris die erste Aktion dieser Art in Europa. 1963 empfing Konrad Fischer von der Pariser Kunsthändlerin Ileana Sonnabend wegweisende Impulse der Pop Art, die er gemeinsam mit Gerhard Richter in der Düsseldorfer Ausstellung und Kunstaktion Leben mit Pop – eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus umsetzte und fortentwickelte.
1983 veröffentlichte die Düsseldorfer Elektro-Pop-Band Kraftwerk, deren Mitglieder Ralf Hütter und Karl Bartos begeisterte Radsportler waren, die Single Tour de France. Bereits Ende der 1970er Jahre waren sie von Antoine de Caunes in der Musiksendung Chorus dem französischen TV-Publikum vorgestellt worden.
21. Jahrhundert
Heutzutage gibt es in Düsseldorf ein französisches Generalkonsulat,[18] ein Institut français (im Palais Wittgenstein), die für Deutschland zuständige Abteilung der französischen Exportförderungsgesellschaft Ubifrance,[19] den 1955 gegründeten Deutsch-Französischen Kreis e.V.,[20] ein französisches Filmfest, die Französische Schule Düsseldorf mit einem kompletten Angebot aller Jahrgangsstufen vom Kindergarten bis zum Abitur,[21] eine Kindertagesstätte mit Erzieherinnen in deutscher und französischer Sprache[22] sowie Direktverbindungen mit Flugzeug und Thalys-Zug. Wegen der Konzentration französischer Wirtschaftseinrichtungen und Unternehmen, unter ihnen die Deutschland-Zentralen der Firmen Air Liquide, L’Oréal, Sonepar, Targobank, Technip (bis 2017), Total und Vallourec, bezeichnete die Industrie- und Handelskammer Düsseldorf die Stadt als den bedeutendsten Standort der französischen Wirtschaft in Deutschland.[23] Am 31. Dezember 2010 waren 3061 Staatsbürger Frankreichs mit Hauptwohnsitz in Düsseldorf gemeldet, unter ihnen der Koch Jean-Claude Bourgueil als „kulinarischer Botschafter Frankreichs in Deutschland“. Freundschaftliche Beziehungen unterhält die Landeshauptstadt zu Toulouse in Südfrankreich. Seit 2014 besteht eine Marketing-Partnerschaft zwischen den Werbegemeinschaften der Düsseldorfer Königsallee und der Pariser Avenue Montaigne.[24]
Einzelnachweise
- Wir über uns. Selbstdarstellung der Destination Düsseldorf Veranstaltungs GmbH im Portal destination-duesseldorf.de, abgerufen am 17. Juli 2013
- Französisches Lebensgefühl beim 13. Düsseldorfer Frankreichfest. Artikel vom 24. Juni 2013 auf der Homepage der Stadt Düsseldorf, abgerufen am 13. Juli 2013.
- Mehr als 100.000 Besucher bei Frankreichfest in Innenstadt. Artikel vom 15. Juli 2013 im Portal welt.de, abgerufen am 17. Juli 2013
- 13. Düsseldorfer Frankreichfest (Memento vom 11. August 2013 im Webarchiv archive.today), Artikel vom 18. Juli 2013 im Portal destination-duesseldorf.de, abgerufen am 10. August 2013
- Frankreichfest - Destination Düsseldorf. Abgerufen am 13. Februar 2022.
- Düsseldorfer Frankreichfest. Abgerufen am 13. Februar 2022.
- Kurt Hamburger: Die Hochzeit von Châtellerault (1541) des Herzogs Wilhem von Kleve-Jülich–Berg – ein politisches Heiratsabenteuer vor 450 Jahren. Joseph-Kuhl-Gesellschaft, Gesellschaft für die Geschichte der Stadt Jülich und des Jülicher Landes, Kleine Schriftenreihe, Bd. 15, Jülich 2000, ISBN 3-932903-15-3, 55 S.; auch in: Neue Beiträge zur Jülicher Geschichte, 1999
- F. Emmanuel Toulongeon: Geschichte von Frankreich seit der Revolution von 1798. Herausgegeben von Philipp August Petri, Verlag Peter Waldeck, Münster 1810, S. 327 (online)
- Von der Hauptstadt eines Großherzogtums zur Industriestadt. Artikel im Portal duesseldorf.de, abgerufen am 17. Juli 2013
- Heinrich Heine: Das Buch Le Grand, 1828, Wiedergabe im Portal Gutenberg-DE, abgerufen am 19. Juli 2013
- Frankreich, Seite des Heinrich-Heine-Instituts der Landeshauptstadt Düsseldorf, im Portal duesseldorf.de abgerufen am 24. August 2013
- Rainer Nolden: Düsseldorf-Derendorf. Sutton Verlag, Erfurt 2002, ISBN 978-3-89702-404-5, S. 52 (online)
- Landeshauptstadt Düsseldorf (Hrsg.): Pariser Woche in Düsseldorf. Ein Fest deutsch-französischer Verständigung (La fête d'une entente franco-allemande. La Semaine de Paris à Düsseldorf). Düsseldorf 1955, 36 Seiten
- Hugo Weidenhaupt: Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf. 9., überarbeitete Auflage, Triltsch Verlag, Düsseldorf 1983, S. 212
- Hugo Weidenhaupt, S. 211
- Düsseldorfer Stadtchronik 1962, abgerufen am 1. November 2014 im Portal duesseldorf.de
- Yves Klein Archives: biography (Memento vom 30. Mai 2013 im Internet Archive), Biografie von Yves Klein im Portal yveskleinarchives.org, abgerufen am 6. August 2013
- Consulat Général de France à Dusseldorf, Webseite im Portal ambafrance-de.org, abgerufen am 23. Oktober 2013
- UBIFRANCE – Exportförderungsgesellschaft, Webseite vom 8. Mai 2012 im Portal ambafrance-de.org, abgerufen am 23. Oktober 2013
- Satzung des Deutsch-Französischen Kreises e.V., Webseite im Portal dfkdus.de, abgerufen am 23. Oktober 2013
- Webseite Unsere Schule im Portal franzoesische-schule-duesseldorf.de (Lycée français de Düsseldorf, 2010), abgerufen am 20. Oktober 2013
- Laura Ihme: Deutsch-französische Kita eröffnet. Artikel vom 19. Oktober 2013 im Portal rp-online.de, abgerufen am 20. Oktober 2013
- Thorsten Breitkopf: IHK lädt zur Veranstaltungsreihe Frankreich ein. Artikel vom 23. Oktober 2013 im Portal rp-online.de, abgerufen am 23. Oktober 2013
- Dagmar Haas-Pilwat: Kö und Pariser Meile werden Partner. Artikel vom 31. Mai 2014 im Portal rp-online.de, abgerufen am 1. Juli 2014