Kunstpalast (Düsseldorf)
Der Kunstpalast, auch Kunstausstellungspalast,[1] ab 1912 offiziell Ausstellungspalast,[2] wurde südlich des heutigen Rheinparks Golzheim und nordwestlich des Hofgartens in Düsseldorf erbaut und in den Jahren 1925/1926 unter der Bezeichnung Ehrenhof zu einem Gebäude- und Gartenensemble umgestaltet und erweitert. Seit 1998 ist er Teil der Stiftung Museum Kunstpalast.
Der Bau entstand im Zusammenhang mit der Rheinufervorschiebung (1898–1902), die auch dazu diente, das Gelände für die Industrie- und Gewerbeausstellung Düsseldorf (1902) anzuheben, zu erschließen und baureif zu machen. Außer Ausstellungsräumen enthielt er ein Restaurationsgebäude. Am 8. März 1902 erfolgte in Anwesenheit der Staatsminister Freiherr von Rheinbaben und von Thielen die feierliche Schlusssteinlegung der neuen Rheinuferbauten sowie die Einweihung des Kunstpalastes.[3] Bis zum 20. Oktober 1902 fand im Rahmen der Industrie- und Gewerbeausstellung die Deutsch-Nationale Kunstausstellung statt.
Von Wilhelm Kreis wurde der Kunstpalast in den Jahren 1925/1926 zur Ausstellung GeSoLei als Gebäude- und Gartenensemble Ehrenhof völlig umgestaltet. Für einen weiteren Umbau nach Plänen von Oswald Mathias Ungers in den Jahren 1999/2000 zum heutigen Museum Kunstpalast ging – abgesehen vom ursprünglichen Restaurationsgebäude – die letzte noch erhaltene Bausubstanz aus dem Jahr 1902 unter.[4] Seit 2001 finden in den vier großen Ausstellungssälen international beachtete Sonderausstellungen sowie wechselnde Präsentationen aus dem Sammlungsbestand statt.
Geschichte
Der Kunstpalast entstand in der Rivalität Düsseldorfs mit anderen deutschen Ausstellungs- und Kunstzentren, insbesondere Berlin und München, sowie unter dem Eindruck der Pariser Weltausstellung von 1900: Als „Klein-Paris am Rhein“[5] sollte ein Ausstellungsgebäude nach dem Vorbild des Petit Palais entstehen. Als weiteres Motiv verband man mit dem Bau eines großen Ausstellungsgebäudes die Erwartung, „die unselige Spaltung der Künstlerschaft“, deren künstlerische „Rückständigkeit“ und ihren wirtschaftlichen „Niedergang“ zu überwinden (Paul Clemen, 1902).[6]
Der im Jahr 1900 durch die Mitglieder des Vereins der Düsseldorfer Künstler zur gegenseitigen Unterstützung und Hilfe zusätzlich gegründete Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen (VzVvK), der im Malkasten-Haus residierte, finanzierte mit eigenen Mitteln und durch die Ausgabe von Anteilscheinen die Errichtung des Kunstpalastes durch die Firma Philipp Holzmann. Am 8. März 1902 fand die Eröffnung im Rahmen der Industrie- und Gewerbeausstellung Düsseldorf statt.[1] Dem Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen wurde das Vorrecht eingeräumt, jederzeit Kunstausstellungen in diesem Gebäude zu veranstalten.[7]
Auch nach 1902 fanden bedeutende Ausstellungen im Kunstpalast statt, etwa 1904 die Internationale Kunst-Ausstellung und Grosse Gartenbau-Ausstellung,[8] ab 1906 die Große Kunstausstellung Düsseldorf des VzVvK, später bekannt unter „Die Grosse“,[9] 1907 unter dem Protektorat des Kronprinzen Friedrich Wilhelm die dritte Deutsch-nationale Kunstausstellung,[10] 1910 eine Ausstellung des Sonderbundes sowie in den Jahren 1917 und 1918 die Große Berliner Kunstausstellung. Vom 17. bis 24. August 1908 spielten Emanuel Lasker und Siegbert Tarrasch im Kunstpalast die ersten vier Spiele der Schachweltmeisterschaft,[11] die zum ersten Mal in Deutschland ausgerichtet wurde. 1907/1908 wurde am nördlichen Flügel des Kunstpalastes (Hofgartenufer 3) der Neubau des Hetjens-Museums errichtet. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg hatte die Stadt noch Erweiterungsbauten vor dem Ausstellungspalast verabschiedet. Die Pläne der Vorbauten von Wilhelm Kreis wurden nicht umgesetzt.
Am 18. Juni 1918 wurde im südlichen Flügel des Kunstpalasts die „Kunsthochschule für Frauen“ eröffnet, die auf Nachkriegsinitiativen emanzipatorischer Frauenvereine zurückging.[12] Im Jahre 1936, zum 25-jährigen Bestehen des Vereins Düsseldorfer Künstlerinnen, fand im Kunstpalast die Ausstellung „Die deutsche Malerin und Bildhauerin“ statt.[13]
Beschreibung
Die Ausstellungshalle war eine Eisenkonstruktion mit reicher architektonischer Verkleidung. Den Grundriss entwarf der Düsseldorfer Architekt Albrecht Bender, dessen Entwurf bei dem vorausgehenden Wettbewerb ausgezeichnet wurde. Die Architektur entwarf und führte der Architekt Eugen Rückgauer aus, ein Mitarbeiter der Firma Philipp Holzmann & Cie. Pilaster in Kolossalordnung gliederten den Baukörper. Diese kontrastierten zum Mittelrisaliten, der einen triumphbogenartigen, monumentalen Eingang mit Dreiecksgiebel hatte.
Die Grundfläche betrug 8000 m², die Frontlänge 132 m und die Tiefe 90 m. Die Kuppel über der Eingangs- und Empfangshalle war 40 m groß, achtseitig und geschwungen, mit eingesetzten Ovalfenstern. Der Baukörper umfasste sieben große und sieben kleinere Ausstellungssäle. Die Hauptfront war in „wuchtigen Barockformen“[14] (Neobarock, Eklektizismus) gestaltet worden. Das Gebäude war aus Sandstein, Granit und Basalt gebaut worden. Die Kuppel hatte eine Kupfereindeckung. Hinter dem Kuppelsaal, dessen monumentalen Fries der Historienmaler Fritz Roeber gestaltete, befand sich als „eine Hauptzierde der ganzen Bauanlage“[14] ein in Sandstein gearbeiteter Gartenhof „in italienischer Hochrenaissance“[14] (Neorenaissance). Die Statuen, Skulpturen und Reliefs im Giebelfeld und über dem Hauptportal wurden von dem Düsseldorfer Bildhauer Karl Heinz Müller[4] ausgearbeitet, die über den Portalen der Endrisalite und in den Brüstungen über den seitlichen Erdgeschossfenstern des Mittelbaus wurden vom Bildhauer Adolf Nieder gearbeitet. Einer der Ausstellungsräume wurde von dem Berliner Maler Albert Maennchen klassizistisch ausgestaltet.[15] Der „betonte Traditionalismus“[5] der Architektur von Bender und Rückgauer wurde von der Jury ausdrücklich für geeigneter empfunden als der Konkurrenzentwurf des Karlsruher Architekten Hermann Billing. Dessen Entwurf vertrat die „streng stereometrische Auffassung im archaisierenden Neoklassizismus“.[5] Dieser wurde jedoch als „schroffer Bruch mit der Überlieferung“[5] abgelehnt. Die Kosten betrugen über 1.300.000 Mark.
Im ehemaligen Restaurations-Gebäude des Kunstpalastes, Ehrenhof 3, wurde seit ca. 1937 das Düsseldorfer Stadtarchiv untergebracht[16][17], in dem sich durch Schenkung durch Gustav Lindemann im Jahre 1947 an die Stadt Düsseldorf bis 1972 das Dumont-Lindemann-Archiv (heute im Theatermuseum Düsseldorf) befand.[18][19] Das Gebäude war nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut worden.[20]
- Kunstpalast (Zeichnung, 1911)
- Grundriss. 1902
- Ehrenhof (Zeichnung)
- Hauptfassade (oben) und Ehrenhof (unten)
- Grundriss – mit Verteilung der Arbeiten, 1904
- Heinrich Kautsch, Albert Bartholomé, Fritz Roeber, Auguste Rodin auf der Internationalen Kunst-Ausstellung Düsseldorf, 1904
- Festessen am Schlusstag der Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf am 23. Oktober 1904
- Modell des Kunstpalast und seiner Vorbauten mit Brunnen und Siegessäulen vor dem Ausstellungspalast (1914)
Literatur
- Eduard Daelen: Das neue Kunstausstellungsgebäude zu Düsseldorf. Düsseldorf 1901/1902
- Personal- und Ateliernachrichten. In: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Heft 14, 1902, S. 332, 333; Kurzbericht mit Darlegung der Planungsgeschichte
- Paul Clemen: Die deutsch-nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf. In: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Heft 23, 1902, S. 530–544; zeitgenössische kunsthistorische Baubeschreibung
- Heinrich Frauberger: Internationale Kunst- und Große Gartenbau-Ausstellung Düsseldorf 1904. Bagel, Düsseldorf 1905 (Digitalisat)
- Große Berliner Kunstausstellung im Kunstpalast zu Düsseldorf, 1917 (Digitalisat Ausstellungskatalog), auf Universitätsbibliothek Heidelberg
- Große Berliner Kunstausstellung im Kunstpalast zu Düsseldorf, 1918 (Digitalisat Ausstellungskatalog), auf Universitätsbibliothek Heidelberg
Weblinks
Einzelnachweise
- Der Düsseldorfer Kunstpalast. In: Königlich privilegiert Berlinische Zeitung, 11. März 1902.
- Ausstellungspalast: Mit Genehmigung der Personal- und Verfassungskommission führt der Kunstpalast fortan die Bezeichnung „Städtischer Ausstellungspalast“. In: Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Düsseldorf im Zeitraum vom 1. April 1912 bis 31. März 1913. Besonderer Teil. A: Fürsorge für das geistige Leben. S. 87.
- Der Kunstpalast nebst Restaurationsgebäude auf dem Gelände der Düsseldorfer Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung für 1902 wurde fertiggestellt., in Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt für den Zeitraum vom 1. April 1901 bis 31. März 1902. Besonderer Teil, Fürsorge für das wirtschaftliche Leben. S. 299.
- Ulrich Bücholdt: Rheinisch-Westfälische Industrie- und Gewerbeausstellung Düsseldorf 1902. kmkbuecholdt.de; tabellarische Übersicht der Ausstellungsbauten; abgerufen am 31. Januar 2018
- Georg Friedrich Koch: Museums- und Ausstellungsbauten. In: Eduard Trier, Willy Weyres (Hrsg.): Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Band 2. Architektur: II, Profane Bauten und Städtebau. Schwann, Düsseldorf 1980, ISBN 3-590-30252-6, S. 203–234, dazu S. 227.
- Paul Clemen: Die deutsch-nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf (Teil II). In: Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Heft 24, 1902, S. 555 (Digitalisat).
- V. Kunstausstellungspalast: Wie im vorjährigen Bericht bereits erwähnt, ist dem „Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen“ (VzVvK) ein Vorzugsrecht in der Benutzung des Gebäudes zu Ausstellungen zunächst bis zum 1. November 1917 eingeräumt., in Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Düsseldorf für den Zeitraum vom 1. April 1903 bis 31. März 1904. Besonderer Teil. I. Fürsorge für das geistige Leben. S. 92.
- Heinrich Frauberger: Internationale Kunst- und große Gartenbau-Ausstellung Düsseldorf 1904, Bagel, Düsseldorf, 1905 (Digitalisat)
- Verein zur Veranstaltung von Kunstausstellungen e.V. (Hrsg.): 100 Jahre Große Kunstausstellung Düsseldorf. Düsseldorf 2002, ISBN 3-00-010507-7.
- Zur Eröffnung der Deutsch-nationalen Kunstausstellung: Kronprinz Friedrich Wilhelm, in Rhein und Düssel (No. 19), vom 12. Mai 1907, S. 1
- Kunstpalast. (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF) Portal kwabc.org; abgerufen am 24. Juni 2013
- Ekkehard Mai: Die deutschen Kunstakademien im 19. Jahrhundert. Künstlerausbildung zwischen Tradition und Avantgarde. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2010, ISBN 978-3-412-20498-3, S. 373
- 15. Februar – 22. März 1936 Ausstellung „Die deutsche Malerin und Bildhauerin“ veranstaltet von der Vereinigung Düsseldorfer Künstlerinnen anlässlich des 25-jährigen Bestehens dieses Vereins im Kunstpalast, in Adressbuch der Stadt Düsseldorf 1937, Bemerkenswerte Vorkommnisse vom 1. Oktober 1933 bis 30. September 1936, S. XXIV
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Düsseldorf (Hrsg.): Düsseldorf und seine Bauten. L. Schwann, Düsseldorf 1904, S. 201 f.
- Paul Clemen, S. 556
- Einmalige Ausgaben: Unterbringung des Stadtarchivs im Gebäude Ehrenhof 3 (1937, 1938, 1939), in Haushaltsplan, 1939. Einzelpläne des ordentlichen Haushaltsplans: 3. Kultur- und Gemeinschaftspflege. S. 81
- Bild Stadtarchiv, Aktenkeller im Ehrenhof 3, am 7. Dezember 1949, auf Düsseldorf/Stadtarchiv/Stadtgeschichte/Chronik, abgerufen am 25. Februar 2018
- Dumont-Lindemann-Archiv, Ehrenhof 3, in Verwaltungsbericht der Landeshauptstadt Düsseldorf, vom 1. April 1951 bis zum 31. März 1953, VI. Kulturpflege, S. 185
- Dumont-Lindemann-Archiv: Im 25. Jahre seines Bestehens zog das Archiv von seinem Standort Ehrenhof 3 in das Haus Alt Pempelfort 2 um. Der Umzug fand im Mai 1972 statt., in Verwaltungsbericht der Landeshauptstadt Düsseldorf, vom 1. Januar 1971 bis zum 31. Dezember 1973. Schul- und Kulturverwaltung, S. 48
- Stadtarchiv, Ehrenhof 3, in Verwaltungsbericht der Landeshauptstadt Düsseldorf vom Zeitpunkt der Besetzung der Stadt 1945 bis zum 31. März 1949. I. Allgemeine Verwaltung. VIII. Stadtarchiv. S. 27