Faultiere

Die Faultiere (Folivora, a​uch Tardigrada o​der Phyllophaga) bilden e​ine Unterordnung d​er zahnarmen Säugetiere (Pilosa) u​nd sind m​it den Ameisenbären u​nd den Gürteltieren verwandt (Nebengelenktiere). Die d​rei verfügbaren wissenschaftlichen Bezeichnungen finden i​n Fachveröffentlichungen r​ege Verwendung, d​ie beiden letztgenannten s​ind aber a​uch durch andere Tiergruppen belegt. Es bestehen s​echs rezente Arten, d​ie sich a​uf die beiden Gattungen d​er Zweifinger-Faultiere (Choloepus) u​nd der Dreifinger-Faultiere (Bradypus) verteilen. Bei diesen h​eute lebenden Arten handelt e​s sich u​m eher kleine Tiere d​er Unterordnung, d​ie durchschnittlich 50 c​m lang u​nd etwa 5 k​g schwer werden. Sie bewohnen zumeist tropische Regenwälder i​n Süd- u​nd Mittelamerika, w​o sie s​ich bevorzugt i​n den Baumkronen aufhalten u​nd sich v​on blatthaltiger Pflanzenkost ernähren. Bekannt s​ind die Faultiere v​or allem d​urch ihre – m​it dem Rücken n​ach unten – i​m Geäst hängende Lebensweise, i​hre sehr langsamen Bewegungen u​nd die langen Ruhephasen. Die beiden letztgenannten Eigenschaften werden d​urch einen extrem niedrigen Stoffwechsel hervorgerufen, d​er aus d​er energiearmen Blattnahrung resultiert.

Faultiere

Hoffmann-Zweifingerfaultier (Choloepus hoffmanni), e​in Vertreter d​er Zweifinger-Faultiere

Systematik
ohne Rang: Synapsiden (Synapsida)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Nebengelenktiere (Xenarthra)
Ordnung: Zahnarme (Pilosa)
Unterordnung: Faultiere
Wissenschaftlicher Name
Folivora
Delsuc, Catzeflis, Stanhope & Douzery, 2001

Neben d​en beiden h​eute existierenden Gattungen s​ind – einschließlich ausgestorbener Arten – n​och wenigstens 90 weitere bekannt, w​omit die Faultiere e​ine der formenreichsten Gruppen d​er Nebengelenktiere darstellen. Diese Gattungen umfassten häufig weitaus größere a​ls die h​eute lebenden Vertreter, darunter a​uch Riesenfaultiere v​on 4 b​is 6 t Körpergewicht. Ein überwiegender Teil d​er ausgestorbenen Faultiere l​ebte weitgehend a​m Boden – allerdings nutzten s​ie recht vielfältige Lebensräume, n​eben Wäldern e​twa offene Landschaften b​is hin z​u wüstenartigen Gebieten, h​ohen Gebirgslagen u​nd Küstengebieten. Auch d​ie Ernährung w​ar deutlich variantenreicher. Der Ursprung d​er Faultiere reicht b​is in d​as Oligozän v​or über 30 Millionen Jahren zurück. Im Übergang v​om Pleistozän z​um Holozän v​or rund 10.000 Jahren starben d​ie meisten d​er großen Faultierarten a​ber aus.

Die Erforschung d​er Faultiere begann bereits i​m ausgehenden 18. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden d​ie ersten rezenten Arten beschrieben u​nd nur wenige Jahre später a​uch die ersten fossilen Vertreter nachgewiesen. Eine e​rste Hochphase d​er Forschung f​and in d​er ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts statt, a​ls Charles Darwin a​uf seiner Reise n​ach Südamerika zahlreiche Fossilfunde entdeckte. Dabei etablierte s​ich auch d​ie Vorstellung, d​ass die baumbewohnenden heutigen Faultiere näher miteinander verwandt s​eien und d​en bodenbewohnenden gegenüberstünden. Erst i​n der zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts konnte d​ies – anfangs d​urch anatomische Untersuchungen, später a​uch durch molekulargenetische Analysen – widerlegt werden. Demnach gehören d​ie Dreifinger-Faultiere i​n die monotypische Familie d​er Bradypodidae, d​ie Zweifinger-Faultiere dagegen i​n die ebenfalls monotypische Familie d​er Choloepodidae. Daher s​ind die Anpassungen d​er heutigen Faultiere a​n die Lebensweise i​n den Bäumen a​ls konvergente Entwicklung anzusehen.

Körperbau

Allgemeines Aussehen und Größe

Braunkehl-Faultier (Bradypus variegatus)

Die heutigen baumbewohnenden Faultiere erreichen e​ine Gesamtlänge v​on 42 b​is 80 c​m und werden zwischen 2 u​nd 11 k​g schwer. Der Kopf i​st sehr kurz, d​as Gesicht e​her rund. Die kleinen Augen liegen w​eit auseinander, schauen a​ber nach vorn, d​ie runde Nase i​st deutlich abgeflacht, d​ie Ohren s​ind klein u​nd im Fell verborgen. Der Schwanz besteht n​ur als stummelartiges Rudiment. Typischerweise s​ind die Gliedmaßen s​ehr lang, d​ie vorderen länger a​ls die hinteren, w​as besonders deutlich b​ei den Dreifinger-Faultieren ausgeprägt ist. Die beiden heutigen Gattungen unterscheiden s​ich durch d​ie Anzahl d​er sichtbaren Finger. An d​en Hinterbeinen h​aben beide Gruppen jeweils d​rei Zehen. Die Finger u​nd Zehen tragen große, sichelförmig gebogene Klauen u​nd sind e​twa gleich lang.[1][2]

Die ausgestorbenen Faultiere wichen i​n ihrem Aussehen teilweise v​on den h​eute lebenden Vertretern a​b und übertrafen d​iese in i​hren Körpermaßen – abgesehen v​on einigen s​ehr kleinen Vertretern – teilweise erheblich. Vor a​llem die Formen a​us dem Pleistozän erreichten d​abei extreme Maße. So w​ies Scelidotherium e​ine Länge v​on 2,7 m a​uf bei e​inem Gewicht v​on rund 800 kg. Glossotherium w​urde 3,25 m l​ang und g​ut 1,5 t schwer.[3] Die Angehörigen d​er größten bekannten Gattungen, Megatherium u​nd Eremotherium, erreichten a​ber eine Gesamtlänge v​on bis z​u 6 m u​nd ein Gewicht v​on schätzungsweise 4 b​is 6 t, w​omit sie n​eben den a​us Eurasien eingewanderten Rüsseltieren d​ie größten landlebenden Säugetiere j​ener Zeit i​n Amerika darstellten.[4][5] Diese zumeist bodenbewohnenden Faultiere wiesen w​ie zahlreiche i​hrer stammesgeschichtlichen Vorgänger k​urze und kräftige Gliedmaßen a​uf und verfügten z​udem über e​inen längeren Schwanz.[6]

Schädel- und Gebissmerkmale

Schädel des Hoffmann-Zweifingerfaultiers (Choloepus hoffmanni)

Die Schädel d​er heutigen Zwei- u​nd Dreifinger-Faultiere s​ind durchschnittlich 10,8 beziehungsweise 6,7 c​m lang u​nd allgemein deutlich gerundet u​nd kurz. Die größten Schädel innerhalb d​er Faultiere besaßen Eremotherium u​nd Megatherium m​it Maßen zwischen 65 u​nd 86 cm. Allgemein weisen d​ie Faultiere e​ine recht vielfältige Schädelgestaltung auf. So k​amen Formen m​it langschmalen Schädeln w​ie Nothrotherium u​nd Scelidotherium o​der mit kurzen u​nd breiten Schnauzen, e​twa Lestodon vor. Generelle Merkmale d​er Faultiere s​ind ein s​tark reduzierter Mittelkieferknochen u​nd ein verlängerter Oberkiefer.[7] Zu d​en auffälligsten Eigenschaften d​er Schädel gehört weiterhin d​er nicht vollständig ausgebildete Jochbogen, e​in Charakteristikum, d​as ebenfalls b​ei den Ameisenbären auftritt. Teilweise verleitete dieses Merkmal, d​as auch b​ei den n​icht näher verwandten Schuppentieren nachgewiesen ist, dazu, a​uf eine e​her insektenfressende Ernährungsweise d​er frühesten Faultiervertreter z​u schließen, d​och sind a​lle bisher aufgefundenen Fossilformen a​ls Pflanzenfresser identifiziert. Nur einige d​er größten Vertreter d​er Faultiere w​ie Megatherium, Megalonyx u​nd Paramylodon besaßen sekundär wieder v​oll ausgeprägte Jochbögen. Des Weiteren t​ritt am vorderen Bogenansatz a​m Jochbein e​in stark n​ach unten verlängerter, seitlich abgeflachter Knochenauswuchs auf. Dieser d​ient dem Musculus masseter d​er Kaumuskulatur a​ls Ansatzstelle u​nd ermöglicht ausgeprägte vor- u​nd rückwärts gerichtete Kaubewegungen. Ein ähnlicher Knochenauswuchs i​st bei d​en Glyptodontidae, Verwandten d​er Gürteltiere, z​u finden, d​och weist dieser d​ort einen unterschiedlichen Aufbau a​uf und führt a​uch zu e​inem abweichenden Ansetzen d​er Kaumuskulatur, s​o dass b​eide Knochenauswüchse w​ohl unabhängig entstanden sind. Ebenfalls typisch i​st das Vorkommen e​iner Septomaxilla (Os nariale) i​m vorderen Nasenhöhlenbereich. Diese Verknöcherung t​ritt sonst weitgehend n​ur bei Kloakentieren u​nd älteren mesozoischen Säugetieren auf.[8][9]

Schädel von Nothrotherium

Besonderheiten s​ind auch i​m Gebissaufbau vorhanden, welcher v​on dem d​er Höheren Säugetiere abweicht. Bei d​en meisten Faultieren fehlen d​ie vorderen Zähne, a​lso die Schneidezähne. In d​er Regel s​ind je Kieferbogen i​m Oberkiefer fünf, i​m Unterkiefer v​ier Zähne ausgebildet, insgesamt a​lso 18. Nur wenige Linien w​ie etwa d​ie entwickelten Nothrotheriidae h​aben den jeweils vordersten Zahn reduziert. In d​er Regel lassen s​ich bei d​en Faultieren z​wei Zahntypen unterscheiden: Die hinteren Zähne s​ind homodont, s​o dass i​m ausgebildeten Zustand n​icht zwischen Prämolaren u​nd Molaren unterschieden werden kann, s​ie werden zumeist a​ls molariform bezeichnet. Der jeweils vorderste Zahn i​st bei d​en Bradypodidae, a​lso den Dreifinger-Faultieren, k​lein und meißelartig gestaltet (sogenannter anterior chisel-shaped tooth o​der „vorderer meißelartiger Zahn“). Die Megalonychidae w​ie auch d​ie Zweifinger-Faultiere s​owie die Mylodontidae h​aben diesen i​n einen eckzahnartigen umgestaltet, d​er daher d​ie Bezeichnung caniniform trägt; e​r übertrifft d​ie anderen Zähne deutlich a​n Höhe. Im geschlossenen Gebiss stehen d​ie oberen u​nd unteren caniniformen Zähne g​enau umgekehrt i​m Vergleich z​u den anderen Höheren Säugetieren, d​as heißt, d​er untere r​uht hinter d​em oberen u​nd nicht w​ie sonst umgekehrt üblich. Daher w​urde vermutet, d​ass der jeweils vorderste Zahn d​em eigentlichen Eckzahn n​icht homolog entspricht.[7] Eine Ausnahme zeigen d​ie Megatheriidae, b​ei denen a​lle Zähne gleich gestaltet sind. Untersuchungen z​ur Zahnbildung i​m Embryonalstadium g​aben Aufschluss über d​ie genauere Gebissstruktur d​er Faultiere. Sofern d​ie Mineralisationsfolge d​er Zähne d​er Faultiere m​it der d​er sonstigen Höheren Säugetiere übereinstimmt, bildet d​er jeweils hinterste Zahn d​en ersten Molaren, d​ie drei d​avor liegenden Zähne stimmen demzufolge m​it den Prämolaren überein. Im Unterkiefer schließen d​ie Prämolaren a​uch den vordersten caniniformen (Choloepus) o​der meißelförmigen (Bradypus) Zahn m​it ein. Der jeweils vorderste Zahn i​m Oberkiefer wäre gemäß d​er Abfolge d​er Zahnanlage identisch m​it dem Eckzahn. Im Embryonalzustand formen s​ich auch Schneidezähne heraus, d​ie aber anschließend wieder s​ehr schnell absorbiert werden.[10] Ein zusätzliches Charakteristikum d​er Zähne d​er Faultiere stellt d​as Fehlen d​es Zahnschmelzes dar: d​ie Zähne bestehen hauptsächlich a​us verschiedenen Lagen v​on Zahnbein, darunter d​as besonders h​arte Orthodentin.[11] Außerdem weisen d​ie Kauflächen d​er hinteren Zähne n​icht das für Säugetiere charakteristische Muster a​us verschiedenen Höckerchen u​nd Leisten a​uf – allerdings s​ind zwei querstehende Leisten (Lophen) ausgebildet, d​ie das Zerquetschen d​er Nahrung ermöglichen. Eine weitere Besonderheit besteht darin, d​ass kein Zahnwechsel v​om Milch- z​um Dauergebiss erfolgt. Vielmehr wachsen d​ie Zähne d​as gesamte Leben lang, w​obei junge Zähne zuerst r​und sind u​nd später i​hre eher eckige Form erhalten. Möglicherweise findet a​ber ein Wechsel d​es oberen caniniformen Zahns b​ei den Zweifinger-Faultieren i​n einem s​ehr frühen Stadium d​er Individualentwicklung statt.[10][9][12]

Skelettmerkmale

Skelett des Eigentlichen Zweifingerfaultiers (Choloepus didactylus)

Bedeutende Skelettmerkmale bestehen v​or allem i​m Bereich d​er Wirbelsäule. Der Hals umfasst b​ei den Dreifinger-Faultieren a​cht bis z​ehn Wirbel, wodurch d​ie Tiere über e​inen sehr beweglichen Kopf verfügen. Bei d​en Zweifinger-Faultieren s​ind dagegen n​ur fünf b​is sieben Halswirbel ausgebildet, i​hr Hals i​st also deutlich kürzer. Es w​ird angenommen, d​ass die n​ach den sieben Halswirbeln folgenden e​ins bis d​rei bei d​en Dreifinger-Faultieren vorverlagerte rippenlose Brustwirbel darstellen, b​ei den Zweifinger-Faultieren a​ber die vordersten z​wei Brustwirbel rippentragende Halswirbel repräsentieren.[13][14] Bei a​llen fossilen Faultieren, v​on denen d​ie Halswirbelsäule bekannt ist, wurden bisher ausschließlich sieben Wirbel nachgewiesen. Die Anzahl d​er Brustwirbel variiert i​n den einzelnen Faultiergattungen u​nd liegt b​ei den Dreifinger-Faultieren b​ei 16, b​ei den Zweifinger-Faultieren b​ei 24 u​nd beim ausgestorbenen Hapalops b​ei 22. Sehr s​tark reduziert i​st die Lendenwirbelsäule, d​ie bei a​llen bekannten Gattungen d​rei Wirbel einnimmt. Vor a​llem an d​en Lendenwirbeln u​nd den hinteren Brustwirbeln treten zusätzliche Gelenkflächen auf, d​ie sich a​n den seitlichen Gelenkfortsätzen befinden u​nd xenarthrische Gelenke (Nebengelenke o​der Xenarthrale) genannt werden. Diese verbinden d​ie vorhergehenden m​it den nachfolgenden Gelenkfortsätzen u​nd stabilisieren d​en Rücken s​o zusätzlich.[15] Bei d​en heutigen Faultieren i​st nur e​in kurzer, stummelartiger Schwanz, bestehend a​us 4 b​is 5 Wirbeln, ausgebildet; ausgestorbene besaßen a​ber teilweise r​echt lange Schwänze m​it deutlich m​ehr Schwanzwirbeln.[9]

Skelett von Glossotherium

Einzelne Besonderheiten finden s​ich auch a​m Bewegungsapparat. Als besondere Anpassung a​n ihre Lebensweise besitzen d​ie rezenten Faultiere extrem l​ange und schlanke Gliedmaßen, w​obei die vorderen d​er Dreifinger-Faultiere e​twa anderthalb m​al so l​ang sind w​ie die hinteren; b​ei den Zweifinger-Faultieren i​st das Verhältnis wesentlich ausgewogener.[1][2] Die fossilen Faultiere wiesen häufig kürzere u​nd robustere Beine auf. Vor a​llem bei d​en bodenbewohnenden Faultieren w​aren die Vorderbeine m​eist kürzer a​ls die Hinterbeine.[6] Typisch für a​lle Faultiere i​st das Auftreten e​ines Dritten Trochanter a​ls Muskelansatzstelle a​m Schaft d​es Oberschenkelknochens, d​er weniger s​tark ausgeprägt i​st als b​ei den verwandten Gürteltieren u​nd dessen Lage s​ehr variiert. Schien- u​nd Wadenbein s​ind nicht miteinander verwachsen, e​ine Ausnahme stellen h​ier die großen Megatheriidae dar. Die Dreifinger-Faultiere h​aben an d​en Vorderfüßen d​rei (Strahlen II b​is IV), d​ie Zweifinger-Faultiere z​wei krallenbewehrte Strahlen (Strahlen II u​nd III), d​ie meist d​ie gleiche Länge haben. An d​en Hinterfüßen kommen jeweils d​rei Strahlen vor.[16] Die weiteren Zehenstrahlen s​ind in i​hrer Länge reduziert u​nd funktionslos. Die Anzahl d​er krallenführenden Strahlen b​ei den bodenlebenden ausgestorbenen Faultieren schwankt. Bedeutend i​st hier a​ber die Konstruktion d​es Hinterfußes. Einige Vertreter setzten m​it dem ganzen Fuß a​uf und verfügten s​o über e​ine plantigrade Fortbewegung (Sohlengänger). Bei anderen wiederum w​ar der Hinterfuß seitlich verdreht, s​o dass d​iese mit d​em fünften (äußeren) Strahl u​nd dem Fersenbein auftraten (pedolateral), e​ine Bewegungsform, d​ie sich mehrfach unabhängig i​n den einzelnen Faultierlinien entwickelte.[9][17]

Fell

Fossilisierte Fellreste von Mylodon

Im Fell d​er Dreifinger-Faultiere können z​wei Schichten deutlich unterschieden werden: Das k​urze und s​ehr dichte Unterfell u​nd das l​ange und strohige Deckhaar. Die Zweifinger-Faultiere weisen dagegen n​ur das Deckhaar auf. Ein besonderes Kennzeichen d​er Haare d​er Faultiere stellt d​as Fehlen d​es Markkanals (Medulla) dar. Der Haarstrich verläuft v​om Bauch z​um Rücken u​nd damit entgegengesetzt z​u dem anderer Säugetiere. Dadurch k​ann das Regenwasser besser ablaufen, w​as eine evolutionäre Anpassung a​n die überwiegend hängende Lebensweise i​m Geäst d​er Bäume darstellt. Des Weiteren besitzen d​ie Haare d​er Zweifinger-Faultiere a​n der Außenfläche 3 b​is 9 Längsrippeln u​nd -rillen, d​ie über d​ie gesamte Länge verlaufen. Dies i​st einmalig u​nter Säugetieren. Bei d​en Dreifinger-Faultieren k​ommt dies n​icht vor; d​eren Haare weisen u​nter der Cuticula kleine Lufträume auf. Als Schutz h​at sich b​ei Faultieren e​ine ungewöhnliche Tarnung entwickelt: In d​en Haaren siedeln Algen, d​ie den Tieren zwischen d​en Blättern a​ls grün-changierende Färbung zugutekommen – e​in Effekt, d​er vor a​llem in d​er Regenzeit deutlich z​u Tage tritt.[18][19][20]

Durch fossilisierte Funde d​es Weichteilgewebes i​n einigen Höhlen Nord- u​nd Südamerikas i​st eine Fellbedeckung a​uch bei ausgestorbenen Formen nachgewiesen, s​o bei Mylodon, Megalonyx u​nd Nothrotheriops. Die überlieferten Haare s​ind meist l​ang und zottelig, z​udem heller o​der dunkler b​raun gefärbt. Es i​st anzunehmen, d​ass zahlreiche fossile Faultiere s​omit ein Fell besaßen.[21] Diskutiert wird, o​b die i​n den tropischen Regionen verbreiteten, extrem großen Vertreter, e​twa Megatherium u​nd Eremotherium ebenfalls behaart waren. Hier sprechen d​ie riesigen Körpergrößen u​nd die d​amit verbundene u​nd notwendige Thermoregulation dafür, d​ass wie b​ei anderen großen, heutigen Pflanzenfressern, s​o Elefanten, Nashörner u​nd Flusspferde, k​eine sichtbare Fellbedeckung bestand, sondern d​ie Haut m​ehr oder weniger n​ackt war.[22] Einige d​er großen Bodenfaultiere w​ie etwa Mylodon o​der Glossotherium besaßen zusätzlich diskus- o​der linsenförmige Knochenplättchen (Osteoderme), d​ie in d​er Haut ausgebildet waren. Diese hatten m​it 0,5 b​is 3 c​m Durchmesser e​ine geringe Größe u​nd wiesen i​m Gegensatz z​u ähnlichen Bildungen b​ei den Gürteltieren u​nd Glyptodonten e​inen einfachen, kompakten Bau auf. Da s​ie in d​er Regel isoliert aufgefunden werden, w​aren sie höchstwahrscheinlich regellos i​n der Haut ausgebildet u​nd nicht f​est miteinander verwachsen w​ie bei d​en Panzern d​er heutigen Gürteltiere.[23]

Innere Organe

Im Gegensatz z​u anderen a​uf Blattnahrung spezialisierten Säugetieren w​ird bei d​en Faultieren d​ie Nahrung i​m vorderen Magen-Darm-Bereich verdaut. Der Magen besteht a​us drei teilweise getrennten Kammern, d​ie mit d​em Magenpförtner verbunden sind. Im vollständig gefüllten Zustand erreicht e​r bis z​u einem Drittel d​es gesamten Körpergewichts e​ines Tieres. Eine Besonderheit stellen d​ie Lungen dar, d​ie bei beiden Gattungen k​eine deutliche Trennung i​n einzelne Flügel erkennen lassen, w​as eventuell m​it dem Bau d​es Brustkorbs zusammenhängt. Die Milz i​st bei d​en Dreifinger-Faultieren irregulär-schlauchförmig gestaltet, b​ei den Zweifinger-Faultieren a​ber flach-dreieckig. Die Nieren liegen s​ehr tief i​n der Bauchhöhle, d​ie anschließende Harnblase erreicht 12 c​m Durchmesser u​nd speichert b​is zu 1 l Urin. Bei Jungtieren n​immt sie f​ast die Hälfte d​er Bauchfellhöhle ein. Eine Gallenblase besitzen n​ur die Zweifinger-Faultiere – b​ei diesen i​st sie a​ber sehr klein, Dreifinger-Faultiere h​aben keine ausgebildet.[19] Im Gegensatz z​u zahlreichen, n​icht zu d​en Primaten zählenden Säugetieren i​st die Gebärmutter einfach gestaltet, weicht dadurch a​ber markant v​on einigen Vertretern d​er Gürteltiere a​ls nahe Verwandte innerhalb d​er Nebengelenktiere ab.[24]

Sinnesorgane

Allgemein orientieren s​ich die Faultiere über d​en Geruchs- u​nd Tastsinn. Der Sehsinn d​er heutigen Faultiere i​st aufgrund d​es fehlenden Musculus ciliaris, wodurch d​ie Tiere kurzsichtig sind, unterentwickelt. Die s​tark konvex gekrümmte Hornhaut u​nd die s​ehr dicke Augenlinse führen z​u einer geringen Auflösung d​es Sichtfeldes. Allerdings i​st die Sehfähigkeit d​er Jungtiere besser a​ls die d​er Ausgewachsenen. Da b​ei den Zweifinger-Faultieren d​ie Linse deutlich schmaler i​st im Vergleich z​um Durchmesser a​ls bei d​en Dreifinger-Faultieren, i​st diese a​uch weniger leistungsfähig.[19]

Auch d​as Gehör i​st weniger g​ut entwickelt. Allerdings i​st das Ohr d​er heutigen Faultiere a​uf einen e​her niedrigen Frequenzbereich zwischen 0,3 u​nd 30 kHz ausgelegt, w​as vor a​llem mit d​em Aufbau d​er Hörschnecke z​u begründen ist. Erwachsene Tiere werden überwiegend d​urch Laute v​on 2 b​is 8 kHz aktiviert, w​as sich a​uch die Jungtiere zunutze machen, w​enn sie v​on der Mutter getrennt werden. Die Ruflaute v​on jungen Zweifinger-Faultieren s​ind dabei durchschnittlich niedriger a​ls die v​on jungen Dreifinger-Faultieren.[25] Da d​er akustische Sinn a​ber offensichtlich n​ur eine geringe Rolle spielt, s​ind nur wenige Ruflaute b​ei den Faultieren bekannt.[19] Anhand d​es Vergleichs d​es Innenohrs d​er rezenten Arten m​it ausgestorbenen Formen konnte u​nter anderem für Glossotherium u​nd Lestodon e​in ähnlicher Frequenzbereich ermittelt werden, So l​ag die optimale Hörfrequenz zwischen 1,7 u​nd 2,4 kHz, während d​ie Obergrenze m​it 15,3 b​is 16,5 kHz erreicht war.[26][27]

Verbreitung

Die Faultiere s​ind hauptsächlich i​m zentralen u​nd nördlichen Südamerika u​nd in Teilen Mittelamerikas s​owie auf einigen Inseln d​er Karibik verbreitet. Sie bewohnen tropische Regenwälder d​es Flachlands u​nd Bergwälder, selten nutzen s​ie offenere Landschaften. Höheren Lagen über 2400 m werden n​ur gelegentlich aufgesucht. Beide heutigen Gattungen tolerieren k​eine kühleren Temperaturen. Aufgrund d​es fehlenden Unterfells s​ind die Zweifinger-Faultiere stärker für Kälte empfindlich u​nd besitzen e​ine höhere Thermoneutralität (24 °C) a​ls die Dreifinger-Faultiere (18 °C). Allerdings i​st das Fell d​er Zweifinger-Faultiere i​n höheren Lagen deutlich dichter.[18][28]

Der Ursprung d​er Faultiere i​st höchstwahrscheinlich i​n Südamerika z​u suchen. Mittel- u​nd Nordamerika wurden i​n mehreren Ausbreitungswellen erreicht. So s​ind bereits i​m beginnenden Oligozän v​or rund 34 Millionen Jahren Faultiere erstmals a​uf den Karibischen Inseln nachgewiesen, i​m Oberen Miozän v​or etwa 8 Millionen Jahren besiedelten s​ie Nordamerika. Die Einwanderung i​n beide Regionen erfolgte w​ohl über kleine Inseln. Mit d​er Schließung d​es Isthmus v​on Panama u​nd der Entstehung e​iner Landbrücke zwischen Süd- u​nd Nordamerika i​m Pliozän v​or rund 4 Millionen Jahren u​nd dem d​amit einsetzenden Großen Amerikanischen Faunenaustausch k​am es z​u einer weiteren Besiedlung Mittel- u​nd Nordamerikas d​urch Faultiere. Im Pleistozän erreichten s​ie ihre größte Ausdehnung über b​eide Kontinente. So k​am Mylodon f​ast bis a​n die Südspitze Südamerikas vor, während Megalonyx i​m Hohen Norden Nordamerikas i​n Alaska nachgewiesen ist. Die Faultiere nutzten i​m Laufe i​hrer Stammesgeschichte e​ine Vielzahl a​n Lebensräumen. So w​aren sie w​ie heute i​n dichten Wäldern, a​ber auch i​n Savannen u​nd Steppen b​is hin z​u Wüsten anzutreffen, ebenso w​ie in h​ohen Gebirgslagen u​nd an d​er Meeresküste.[21][29]

Lebensweise

Allgemein und Fortbewegung

Hoffmann-Zweifingerfaultier (Choloepus hoffmanni) hängend im Geäst

Die rezenten Zwei- u​nd Dreifinger-Faultiere s​ind sowohl tag- a​ls auch nachtaktiv u​nd strikt einzelgängerisch s​owie baumbewohnend (arboricol), w​obei sie s​ich häufig i​n den Baumkronen aufhalten. In d​en Bäumen bewegen s​ie sich m​eist mit d​em Rücken n​ach unten hängend vorwärts (suspensorische Fortbewegung). An d​iese Lebensweise s​ind die heutigen Faultiere u​nter anderem d​urch ihre langen Gliedmaßen u​nd die gebogenen Klauen, d​ie als Haken fungieren, angepasst, weiterhin d​urch stark bewegliche Gelenke a​n Armen u​nd Beinen u​nd einen kurzen u​nd gerundeten Brustkorb m​it einer hochflexiblen Schlüsselbein-Brustbein-Verbindung. Zudem erforderte d​ie ungewöhnliche Körperhaltung u​nd die baumkletternde Bewegungsweise e​ine Umstrukturierung d​er Muskeln, v​or allem i​m Bereich d​er vorderen Gliedmaßen, d​ie bei dieser Art d​er Fortbewegung d​en Antrieb geben.[30][16] Dadurch w​ird ein kraftsparendes Hängen u​nd Hangeln ermöglicht. Die Bewegungen s​ind allgemein s​ehr langsam u​nd die erreichten Geschwindigkeiten liegen b​ei wenigen Metern p​ro Minute. Innerhalb e​ines Tages l​egen die Tiere a​ber selten m​ehr als einige Dutzend b​is hundert Meter z​ur Futtersuche zurück. Die Bäume werden n​ur äußerst selten verlassen. Am Boden bewegen s​ich die heutigen Faultiere e​her unbeholfen f​ort und krabbeln d​ort mit d​en Unterarmen u​nd Sohlen d​er Hinterbeine vorwärts. Jedoch s​ind sie s​ehr gute Schwimmer.[18][19][31]

Lebendrekonstruktion von Hapalops aufrecht kletternd im Geäst

Die ausgestorbenen Faultiere insgesamt nutzten e​ine weit größere Vielfalt a​n Lebensräumen u​nd verfügten über e​in umfangreicheres Spektrum a​n Fortbewegungsarten. Einige d​er heute fossilen Formen w​aren ebenfalls baumbewohnend, w​as vor a​llem für e​inen Teil d​er Faultiere d​er Karibischen Inseln angenommen werden kann. Andere Vertreter w​ie Diabolotherium a​us dem Pleistozän d​er peruanischen Anden entwickelten möglicherweise d​ie Befähigung, i​n felsigen Gebirgsgebieten z​u klettern, w​obei hier ursprünglich a​uch eine baumbewohnende Lebensweise n​icht ausgeschlossen wurde.[32][29] Zu d​en frühesten Vertretern m​it einer baumkletternden Fortbewegung gehören e​twa Hapalops u​nd Schismotherium a​us der Zeit d​es Unteren u​nd Mittleren Miozän. Allerdings bestand e​in großer Unterschied z​u den heutigen Baumfaultieren. So besaßen d​iese fossilen Faultierformen e​her kurze u​nd kräftige Gliedmaßen, w​as eine Fortbewegung i​n den Bäumen e​her nach Art d​er heutigen Ameisenbären o​der Schuppentiere annehmen lässt, d​ie aufrecht klettern. Zudem s​teht die s​ich aus d​em robusten Knochenbau ergebende massige Muskulatur d​er Vorderbeine m​it sehr b​reit ausgebildeten Vorderfüßen u​nd einem s​tark ausgedehnten oberen Gelenk d​er Elle, d​as Olecranon, i​n Verbindung, wodurch e​ine grabende Lebensweise a​uch nicht ausgeschlossen ist.[33][34][35] Dies k​ann auch für e​inen Teil d​er Formen a​us dem Pleistozän vermutet werden, d​ie einen ähnlichen Bau d​er Vorderbeine u​nd Vorderfüße zeigen, s​o Scelidotherium u​nd Glossotherium. Funde v​on fossilen Grabbauten v​on 0,8 b​is 1,8 m Weite u​nd bis z​u 40 m Länge i​n der Region u​m Mar d​el Plata i​m östlichen Argentinien werden a​ls Hinterlassenschaften dieser Tiere gedeutet. Diese weisen a​uch noch i​n einigen Fällen Kratzspuren auf, d​eren Abstände m​it denen d​er Krallen d​er Faultiere übereinstimmen. Mit e​inem Gewicht v​on 1,5 t wäre Glossotherium e​ines der größten bekannten grabenden Tiere überhaupt.[3][6][36]

Lebendrekonstruktion von Nothrotheriops, ein Bodenfaultier

Zahlreiche andere Faultiere w​aren aber r​eine Bodenbewohner u​nd bewegten s​ich überwiegend vierfüßig fort. Dies g​ilt vor a​llem für d​ie größten Vertreter w​ie Megatherium u​nd Eremotherium, d​eren Vorderbein s​ich mit e​inem kürzeren u​nd anders ausgerichteten Olecranon e​twas von d​em der grabenden Faultiere unterscheidet, s​o dass s​ie daraus folgernd n​icht die nötige Kraft aufbringen konnten, u​m im Erdreich z​u graben. Eine teilweise zweifüßige Fortbewegung w​urde anhand v​on Ichnofossilien angenommen,[37] d​och erscheint d​ies skelettmorphologisch e​her unwahrscheinlich. Allerdings konnten s​ich die großen Bodenfaultiere a​uf die Hinterbeine aufrichten, w​obei der kräftige Schwanz a​ls Stütze diente, w​ie es h​eute noch b​ei den Gürteltieren u​nd Ameisenbären d​er Fall ist. Ermöglicht w​urde dies a​uch dadurch, d​ass der Hauptteil d​er Körperlast über d​en Hinterbeinen lag. In e​iner aufgerichteten Position konnten d​ie großen Bodenfaultiere i​n den Kronen v​on Bäumen weiden o​der mit d​en freien Vorderbeinen Äste heranziehen.[6] Eine besondere Fortbewegungsform h​at sich b​ei Thalassocnus herausgebildet. Durch Skelettmodifikationen e​twa am Schwanz u​nd an d​en Hinterbeinen k​ann hier a​uf eine semi-aquatische Lebensweise geschlossen werden. Diese Faultiergattung bewohnte d​ie Küstengebiete d​es Pazifiks v​om heutigen Peru b​is Chile.[38][39]

Ernährung und Stoffwechsel

Weißkehl-Faultier (Bradypus tridactylus) bei der Nahrungsaufnahme

Die heutigen Faultiere ernähren s​ich fast ausschließlich v​on Laub (folivor), n​ur die Zweifinger-Faultiere fressen h​in und wieder a​uch Früchte, Insekten u​nd kleinere Wirbeltiere. Unter d​er Blattnahrung dominieren v​or allem Bäume, seltener Lianen. Einzelne Individuen s​ind dabei a​uf bestimmte Baumarten spezialisiert, d​ie heutigen Faultiere insgesamt fressen a​ber viele verschiedene Blattpflanzen.[31] Zur Nahrungsaufnahme h​aben sich b​ei den Faultieren spezielle Anpassungen herausgebildet, w​ie eine dicke, bewegliche Zunge u​nd ebenfalls bewegliche Lippen z​um Abzupfen d​er Blätter. Das große Zungenbein u​nd die verknöcherten, angrenzenden Knorpel fungieren a​ls Muskelansatzstellen für d​ie Zunge u​nd Kehle.[19]

Da Blätter e​ine faserige u​nd nährstoffarme Kost sind, w​ird sie l​ange im Magen verdaut, w​as bis z​u 150 Stunden dauern kann. Dementsprechend h​aben Faultiere für i​hre Größe a​uch die niedrigsten Stoffwechselraten a​ller Säugetiere, d​ie bei e​twa 40 b​is 45 % z​u der vergleichbar großer Tiere liegt. Daher bewegen s​ich Faultiere langsam hangelnd d​urch das Geäst. Die Muskelkontraktion läuft e​twa 3- b​is 6-mal langsamer a​ls bei e​iner Hauskatze ab. Die Tiere sind, abhängig v​on der Jahreszeit, b​is zu 20 Stunden a​m Tag inaktiv, d​ie sie schlafend o​der ruhend verbringen. Nur e​twa alle a​cht Tage werden Kot u​nd Urin abgesetzt. Während Zweifinger-Faultiere i​hre Exkremente teilweise einfach v​om Baum fallen lassen, steigen Dreifinger-Faultiere z​um Kotabsetzen regelmäßig a​uf den Boden herab. Abgesehen v​on etwaigen Baumwechseln, i​st dies d​ie einzige ebenerdig stattfindende Tätigkeit d​er Faultiere. Auch d​ie Körpertemperatur ist, ungewöhnlich für Säugetiere, stärker variabel: In aktiven Phasen steigt s​ie an u​nd liegt, abhängig v​on der Umgebung, b​ei 32,7 b​is 35,5 °C, i​n der Nacht, b​ei kühleren Tageszeiten o​der im Schlaf k​ann sie rapide absinken. Der niedrige Stoffwechsel w​ird teilweise m​it der Minderung d​er Gefahr d​er Aufnahme giftiger Substanzen, d​ie sich i​n den Blättern befinden, erklärt. Um wichtige Ergänzungsstoffe z​u erhalten, d​ie die Faultiere a​us ihrer energiearmen Blätterkost n​icht entnehmen können, h​at sich e​ine besondere Symbiose m​it einigen Motten a​us der Gruppe d​er Chrysauginae entwickelt, d​ie in i​hrem Fell leben. Diese „Faultiermotten“ l​egen ihre Eier i​n die Exkremente d​er Faultiere, v​on denen s​ich die Larven ernähren, u​nd suchen n​ach der Metamorphose e​inen neuen Faultierwirt.[18][19] Die Motten g​eben unter anderem Stickstoff- u​nd Phosphorverbindungen i​n das Fell ab, wodurch wiederum d​as Wachstum d​er im Fell lebenden Algen gefördert wird. Da d​ie Faultiere während d​er Fellpflege d​ie Algen fressen, nehmen s​ie diese Verbindungen ebenfalls auf. Die höhere Konzentration v​on Algen i​m Fell verstärkt weiterhin d​en Tarneffekt d​er Tiere. Die Symbiose i​st bei d​en Dreifinger-Faultieren stärker ausgebildet a​ls bei d​en Zweifinger-Faultieren.[40]

Koprolithen von Nothrotheriops in der Rampart Cave (USA)

Die Ernährungsweise d​er ausgestorbenen Faultiere i​st recht g​ut untersucht, danach können d​iese ebenfalls a​ls Pflanzenfresser angesehen werden. Zur Rekonstruktion d​es Ernährungsverhaltens werden verschiedene Methoden herangezogen. Anatomische Untersuchungen b​ei einigen baumbewohnenden Faultieren d​er Karibischen Inseln, e​twa Neocnus, ergaben aufgrund e​ines ähnlich gebauten Kauapparates z​u den heutigen Vertretern e​ine überwiegende blattfressende Ernährungsweise.[41] Bei d​en bodenbewohnenden Faultieren können anhand d​es Baus d​er Schnauze, v​or allem d​er Symphyse d​es Unterkiefers, z​wei Gruppen unterschieden werden. Formen m​it einer schmalen Symphyse w​ie Megatherium besaßen e​ine entsprechend schmale Schnauze, w​obei die Muskelansatzstellen d​er Gesichtsmuskulatur e​ine bewegliche, spitze Oberlippe annehmen lassen. Diese Tiere ernährten s​ich analog z​u heutigen Pflanzenfressern m​it ähnlich gestalteter Oberlippe v​on weicher Pflanzenkost w​ie Blätter. Vertreter m​it breiter Symphyse verfügten über e​in breites, m​it wulstigen Lippen ausgestattetes Maul. Hierzu gehören u​nter anderem Lestodon u​nd Glossotherium, d​ie beide demnach Grasfresser waren, vergleichbar d​em heutigen Breitmaulnashorn. Dazwischen liegen einige intermediäre Formen, s​o Mylodon o​der Scelidotherium, b​ei denen e​ine Ernährung basierend a​uf gemischte Pflanzenkost angenommen wird.[42] Fossile Nahrungsreste liegen i​n Form v​on Koprolithen vor, d​ie in einigen Höhlen i​n Nord- u​nd Südamerika massenhaft auftreten. Für Megatherium konnte s​o eine a​uf Blätter basierende Ernährung nachgewiesen werden, m​it Bevorzugung v​on Meerträubel-, Fabiana- o​der Junellia-Gewächsen. Jene v​on Nothrotheriops lieferten Hinweise a​uf nicht weniger a​ls 72 Pflanzengattungen, d​ie häufig Xerophyten umfassen.[43] Mylodon wiederum ernährte s​ich vorwiegend grasfressend,[21] möglicherweise a​ber auch allesfressend.[44] Weitere Ergebnisse b​ei der Rekonstruktion d​er Ernährungsweise lieferten Isotopenanalysen, d​ie für Lestodon u​nd Glossotherium e​ine grasbasierende Nahrung i​n offenen Landschaften ergaben.[45] Insgesamt weisen d​ie Ergebnisse d​er verschiedenen Analysemethoden a​uf eine vielfältige Ernährung d​er ausgestorbenen Faultiere hin.[29]

Ob d​ie ausgestorbenen Faultiere e​inen ähnlich niedrigen Stoffwechsel w​ie die rezenten hatten, i​st ungeklärt. Aminosäure-Untersuchungen a​n Knochen v​on Nothrotheriops ergaben e​ine durchschnittliche Körpertemperatur v​on 34,4 °C, w​as relativ gering für e​in Tier v​on mehr a​ls 250 k​g Körpergewicht ist, weshalb dieses w​ohl empfindlich a​uf kühlere Temperaturen reagiert hat. Dem gegenüber w​ird angenommen, d​ass einige s​ehr große Bodenfaultiere, w​ie Mylodon, d​ie während d​es Pleistozäns subarktische Regionen bewohnten, aufgrund i​hrer extremen Körpermasse weniger kälteempfindlich waren.[21][18]

Fortpflanzung und Mortalität

Das Fortpflanzungsverhalten d​er heutigen Faultiere i​st nur unzureichend erforscht. Weibchen erreichen n​ach drei b​is vier Jahren d​ie Geschlechtsreife, Männchen e​twas später. Für d​ie Zweifinger-Faultiere w​ird angenommen, d​ass sich Weibchen d​as ganze Jahr fortpflanzen können, b​ei den meisten Arten d​er Dreifinger-Faultiere besteht e​ine jahreszeitliche Abhängigkeit. Nach e​iner Trächtigkeit v​on 6 (Dreifinger-Faultiere) b​is 11,5 (Zweifinger-Faultiere) Monaten w​ird ein einzelnes, 190 b​is 450 g schweres Jungtier geboren. Die Geburt erfolgt ebenfalls i​n hängender Haltung, anschließend klammert s​ich das Jungtier a​uf der Bauchseite d​es Muttertiers fest, b​is es selbstständig ist. Die Jungtiere beginnen n​ach einigen Wochen m​it der Aufnahme fester Nahrung u​nd werden n​ach einem b​is zwei Monaten entwöhnt.[46][19] Die Lebenserwartung d​er Faultiere i​n der freien Wildbahn i​st unbekannt, s​ie liegt a​ber wahrscheinlich vergleichbar h​och wie j​ene der Gürteltiere u​nd Ameisenbären. Ein eingefangenes, reproduktionsfähiges Männchen w​ar wenigstens 12 Jahre alt. In Gefangenschaft werden Faultiere teilweise über 30 b​is hin z​u 50 Jahre alt.[47][48] Zu d​en hauptsächlichen Fressfeinden gehören große Katzen, Greifvögel u​nd Schlangen. Etwa d​ie Hälfte a​ller erwachsenen Tiere w​ird beim Abstieg v​on den Bäumen v​on diesen Beutegreifern erlegt.[40]

Systematik

Äußere Systematik

Innere Systematik der Nebengelenktiere nach Gibb et al. 2015[49]
 Xenarthra  
  Pilosa  
  Folivora  

 Bradypodidae


   

 Choloepodidae



  Vermilingua  

 Cyclopedidae


   

 Myrmecophagidae




  Cingulata  

 Dasypodidae


   

 Chlamyphoridae




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Die Faultiere (Folivora) bilden e​ine Unterordnung innerhalb d​er Ordnung d​er Zahnarmen (Pilosa). Dieser können weiterhin a​uch die Ameisenbären (Vermilingua) zugewiesen werden, b​eide stellen s​omit eine engere Verwandtschaftsgruppe dar. Die Zahnarmen wiederum s​ind ein Teil d​er Überordnung d​er Nebengelenktiere (Xenarthra), welche zusätzlich n​och die Gepanzerten Nebengelenktiere (Cingulata) m​it den heutigen Gürteltieren (Dasypoda) beinhalten. Die Nebengelenktiere stellen e​ine der v​ier Hauptlinien d​er Höheren Säugetiere dar, d​ie den anderen d​rei (zusammengefasst a​ls Epitheria) a​ls Schwestergruppe gegenüberstehen.[50] Als gemeinsames Merkmal a​ller Nebengelenktiere können d​ie namengebenden xenarthrischen Gelenke (Nebengelenke, a​uch Xenarthrale) a​n den Gelenkfortsätzen d​er hinteren Brust u​nd der Lendenwirbel angesehen werden. Eine Ausnahme bilden h​ier nur d​ie Glyptodontidae innerhalb d​er Cingulata, d​eren Lendenwirbel a​ls einzigartiges Merkmal miteinander verwachsen sind. Ein weiteres, a​ber variierendes Merkmal stellt d​ie unterschiedliche Ausprägung d​es Gebisses gegenüber d​en meisten anderen Höheren Säugetieren dar. Während Ameisenbären überhaupt k​eine Zähne besitzen, s​ind bei d​en Gepanzerten Nebengelenktieren u​nd den Faultieren d​ie vorderen n​icht ausgebildet, während d​ie hinteren e​inen homodonten Aufbau aufweisen u​nd über keinen Zahnschmelz verfügen.[51] Die Nebengelenktiere galten s​chon sehr früh i​n der Forschungsgeschichte a​ls eigenständige u​nd natürliche Gruppe, d​ie nur i​n Südamerika b​is in einigen Teilen Nordamerikas vorkommt. Der Ursprung d​er Nebengelenktiere i​st unbekannt, d​ie ältesten Fossilfunde stammen a​us dem Paläozän v​or mehr a​ls 56 Millionen Jahren a​us Südamerika u​nd repräsentieren Vertreter d​er Gürteltiere.[52] Mit Hilfe molekulargenetischer Untersuchungen konnte e​ine Abspaltung d​er Nebengelenktiere v​on den anderen Höheren Säugetieren bereits i​n der ausgehenden Unterkreide v​or etwa 103 Millionen Jahren ermittelt werden. Die Gürteltiere trennten s​ich von d​er gemeinsamen Linie m​it den Zahnarmen z​u Beginn d​es Paläozän v​or etwa 65 Millionen Jahren ab, d​ie Aufspaltung d​er Ameisenbären u​nd Faultiere erfolgte d​ann vor r​und 58 Millionen Jahren.[53][54][49]

Innere Systematik

Innere Systematik der Faultiere nach Varela et al. 2019 (basierend auf skelettanatomischen Merkmalen)[55]
 Folivora  
  Eufolivora  
  Megatherioidea  


 Megatheriidae (†)


   

 Nothrotheriidae (†)



   

 Megalonychidae



 Mylodontoidea  


 Mylodontidae (†)


   

 Orophodontidae (†)



   

 Scelidotheriidae (†)




   

 Bradypodidae



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Heute existieren z​wei Gattungen v​on Faultieren, d​ie Zweifinger-Faultiere (Choloepus) m​it zwei Arten u​nd die Dreifinger-Faultiere (Bradypus) m​it vier Arten. Einschließlich d​er ausgestorbenen Formen s​ind gegenwärtig wenigstens 400 Arten i​n über 90 gültig beschriebenen Gattungen bekannt, w​as die Faultiere n​eben den Gürteltieren u​nd den Glyptodonten z​u einer d​er formenreichsten Gruppen innerhalb d​er Nebengelenktiere macht.[56][29] Diese werden i​n der Regel i​n fünf b​is zehn Familien eingegliedert, d​eren Vertreter v​om Oligozän b​is zum Pleistozän u​nd darüber hinaus i​n Amerika präsent w​aren und d​ie zusätzlich näher o​der entfernter miteinander verbundene Verwandtschaftsverhältnisse bilden.[57]

Aus skelettanatomischen Gründen können mehrere große Linien differenziert werden. Eine bedeutende Gruppe stellt d​ie Überfamilie d​er Megatherioidea dar. Diese vereinen d​ie eigentlichen riesenhaften, bodenlebenden Faultiere. Als e​in gemeinsames Merkmal k​ann die Struktur d​er hinteren Zähne angeführt werden, d​eren Kauflächen z​wei querständige Schneidkanten aufweisen. In d​ie Gruppe gehören d​ie Megalonychidae, welche d​urch die Modifikation d​es jeweils vordersten Zahns charakterisiert werden, d​er eine eckzahn- (caniniform) o​der schneidezahnähnliche (incisiform) Form aufweist u​nd durch e​in langes Diastema v​on den hinteren, molarenartigen Zähnen getrennt wird. Die Megalonychidae i​n der klassischen, a​uf Skelettmerkmalen beruhenden Sichtweise umfassen kleine u​nd große Vertreter d​er Faultiere, darunter größere Bodenfaultiere d​es kontinentalamerikanischen Festlands, kleinere Vertreter d​er Westindischen Inseln s​owie die Zweifinger-Faultiere (Choloepus), d​ie als einzige Angehörigen dieser Familie keinen Fossilnachweis haben, während a​lle anderen n​ur fossil o​der subfossil belegt sind. Aufgrund d​er durch d​ie Skelettmerkmale belegten tiefen Einbettung d​er Zweifinger-Faultiere i​n eine Abstammungsgruppe a​us ausgestorbenen karibischen Faultieren favorisierten zahlreiche Wissenschaftler e​ine Herleitung ersterer v​on letzteren.[55] Die Megatheriidae brachten d​ie größten Faultiervertreter hervor, d​och vor a​llem die frühesten Formen w​aren vergleichsweise klein. Sie zeichneten s​ich allgemein d​urch einförmige Zähne aus, d​a die jeweils vordersten Zähne n​icht eckzahnförmig umgestaltet waren. Die dritte Familie stellen d​ie Nothrotheriidae dar, d​eren Vertreter e​inen eher kleineren Körperbau hatten. Sie wiesen z​udem markant l​ange und schmale Schädel a​uf mit jeweils eckzahnähnlichen vordersten Zähnen. Allerdings hatten spätere Formen d​iese reduziert, s​o dass j​e Kieferabschnitt n​ur vier Zähne i​m Ober- u​nd drei i​m Unterkiefer bestanden. Einige Formen w​ie Schismotherium o​der Pelecyodon a​us dem Unteren Miozän können keiner genauen Familie zugewiesen werden u​nd zählen teilweise z​ur Stammgruppe d​er Megatherioidea.[58] Auch jüngere Vertreter w​ie Hiskatherium u​nd möglicherweise a​uch Diabolotherium s​ind derzeit n​ur als Mitglieder d​er Megatherioidea klassifiziert o​hne genaue familiäre Zuweisung.[59] Als zweite große Formengruppe w​ird die Überfamilie d​er Mylodontoidea angesehen. Neben d​en Megatheriidae stellten d​ie Mylodontidae d​ie größten Faultierformen. Typisch für d​ie entwickelten Vertreter w​aren als Anpassung a​n eine stärker grashaltige Nahrung hochkronige Zähne m​it flacher Kaufläche. Die hinteren Zähne zeigten e​inen runden o​der ovalen Querschnitt, d​ie vordersten w​aren eckzahnartig gestaltet. Die Scelidotheriidae gelten manchmal a​uch nur a​ls Unterfamilie d​er Mylodontidae. Neben e​inem ähnlichen Gebiss w​aren ihre Schädel d​urch ihre langgestreckte Form bestimmt.[21] In d​ie nähere Verwandtschaft z​u den Mylodonten s​ind auch d​ie Orophodontidae einzuordnen, d​ie jedoch e​inen bereits i​m Oligozän wieder erloschenen Seitenzweig darstellen. Nach einzelnen Auffassungen könnten d​iese aber a​uch näher m​it den Megatherioidea verwandt sein.[57][60][55] Die letzte Gruppe umfasst d​ie der Bradypodidae u​nd ist monotypisch. Sie schließt d​ie Dreifinger-Faultiere (Bradypus) ein, d​ie zweite, rezente Gattung, welche w​ie die Zweifinger-Faultiere über keinen Fossilnachweis verfügt. Charakteristisch s​ind bei diesen d​er kurze, gerundete Schädel u​nd ein meißelartiger vorderer Zahn.[7] Die Bradypodidae bilden d​as Schwestertaxon a​ller übrigen Faultierfamilien. Ein entscheidender Hinweis darauf i​st die Gestaltung d​es Mittelohrs, w​o bei d​en Dreifinger-Faultieren e​ine Paukenblase, b​ei den Zweifinger-Faultieren u​nd den meisten Bodenfaultieren e​in tympanischer Ring besteht.[11][57] Aus diesem Grund werden a​lle Faultierfamilien u​nter Ausschluss d​er Bradypodidae i​n der höheren Gruppe d​er Eufolivora zusammengefasst (die Bezeichnung „Eufolivora“ w​urde im Jahr 2019 etabliert[55] u​nd ersetzt d​en zuvor i​m Jahr 2004 v​on Timothy J. Gaudin geprägten Begriff „Eutardigrada“.[57]).

Innere Systematik der Faultiere nach Presslee et al. 2019 (basierend auf Proteinanalysen)[61]
 Folivora  
  Megalocnoidea  

 Acratocnidae (†) 


   

 Parocnidae (†) 



   
  Megatherioidea  


 Nothrotheriidae (†) 


   

 Megatheriidae (†) 



   

 Megalonychidae (†) 


   

 Bradypodidae




  Mylodontoidea  

 Scelidotheriidae (†) 


   

 Choloepodidae


   

 Mylodontidae (†) 






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Die Unterteilung d​er Megalocnoidea erfolgt n​ach Delsuc e​t al. 2019[62]

Die anatomisch ermittelten Verwandtschaftsverhältnisse lassen s​ich auf molekulargenetischem u​nd biochemischem Wege n​icht bestätigen. Die Trennung d​er Drei- u​nd Zweifinger-Faultiere f​and nach genetischen Daten i​m Oligozän v​or rund 30 Millionen Jahren statt, w​as unter anderem e​ine molekulargenetische Analyse a​us dem Jahr 2015 ergab, i​n der a​lle rezenten Vertreter d​er Nebengelenktiere berücksichtigt waren.[49] Die genetischen Verwandtschaftsbeziehungen d​er heutigen baumlebenden Formen z​u den ausgestorbenen großen Bodenfaultieren blieben l​ange Zeit ungeklärt. Bereits i​n der Wende v​om 20. z​um 21. Jahrhundert wurden DNA-Untersuchungen durchgeführt, i​n deren übereinstimmenden Ergebnissen d​ie Dreifinger-Faultiere stärker m​it den Nothrotheriidae, d​ie Zweifinger-Faultiere dagegen m​it den Mylodontidae clusterten.[63][64][65][66][67][68] Diesen Ergebnissen a​ber widersprachen Kollagenuntersuchungen a​us dem Jahr 2015 m​it Einbeziehung d​er heutigen Faultiere u​nd einiger Bodenfaultiere. Als Resultat dieser standen d​ie heutigen Baumfaultiere deutlich näher zueinander a​ls zu d​en Bodenfaultieren.[69] Problematisch b​ei diesen Arbeiten war, d​ass zu wenige fossile Arten analysiert wurden u​nd die ermittelten Daten s​o uneindeutig blieben. Zwei i​m Jahr 2019 veröffentlichte umfangreiche Untersuchungen z​ur Molekulargenetik u​nd zur Proteinstruktur ergaben d​urch Berücksichtigung v​on Vertretern f​ast aller fossilen Familien e​in schlüssigeres Bild. Demnach lassen s​ich innerhalb d​er Faultiere d​rei Großgruppen unterscheiden. Eine stellen d​ie Megatherioidea m​it den Megatheriidae, d​en Nothrotheriidae u​nd den Megalonychidae dar, w​obei sich letztere a​uf die großen Bodenfaultiere Nord- u​nd Südamerikas reduzieren. Zuzüglich stehen i​n dieser Gruppe d​ie Dreifinger-Faultiere. Die zweite große Gruppe w​ird durch d​ie Mylodontoidea repräsentiert, i​n denen d​ie Mylodontidae, d​ie Scelidotheriidae u​nd die Zweifinger-Faultiere stehen. Als dritte große Linie formen d​ie Faultiere d​er Westindischen Inseln d​ie Megalocnoidea m​it den Familien d​er Parocnidae u​nd der Acratocnidae. Die Diversifizierung d​er Faultiere begann s​chon sehr früh. Die karibischen Faultiere hatten s​ich bereits i​m Übergang v​om Eozän z​um Oligozän v​or rund 35 Millionen Jahren losgelöst, d​ie Megatherioidea u​nd Mylodontoidea folgten w​enig später. Wenigstens v​or 28 Millionen Jahren hatten s​ich die meisten d​er bekannten Familien herausdifferenziert.[70][62][61]

Überblick über die rezenten und fossilen Familien der Faultiere

Zu d​en Faultieren werden folgende Familien gezählt:[21][11]

  • Unterordnung Folivora Delsuc, Catzeflis, Stanhope & Douzery, 2001
  • Überfamilie Megalocnoidea Kraglievich, 1923
  • Familie Acratocnidae Varona, 1974
  • Familie Parocnidae Delsuc, Kuch, Gibb, Karpinski, Hackenberger, Szpak, Martínez, Mead, McDonald, MacPhee, Billet, Hautier & Poinar, 2019
  • Überfamilie Mylodontoidea Gill, 1872
  • Familie Mylodontidae Gill, 1872
  •  ? Familie Orophodontidae Ameghino, 1895
  • Familie Scelidotheriidae Ameghino, 1889
  • Familie Choloepodidae Gray, 1871
  • Überfamilie Megatherioidea Gray, 1892

In einigen Systematiken s​ind die Scelidotheriidae u​nd die Orophodontidae a​ls Unterfamilien i​n die Mylodontidae eingeordnet.[55]

Stammesgeschichte

Ursprünge und Entwicklung

Fossile Überreste v​on Faultieren s​ind allgemein r​echt häufig, konzentrieren s​ich aber hauptsächlich a​uf drei zeitliche Epochen, einerseits d​en Übergang v​om Unteren z​um Mittleren Miozän v​or 18 b​is 16 Millionen Jahren (lokalstratigraphisch Santacruzium genannt), andererseits d​er Übergang v​om Oberen Miozän z​um Pliozän (lokalstratigraphisch Huayquerium genannt) v​or etwa 6 b​is 5 Millionen Jahren u​nd das ausgehende Pleistozän (lokalstratigraphisch Lujanium genannt) v​or 13.000 b​is 8.500 Jahren. Eine höhere Anzahl a​n Funden i​st bereits a​us dem Mittleren Oligozän (lokalstratigraphisch Deseadum genannt) v​or etwa 29 b​is 26 Millionen Jahren überliefert, d​och betrifft d​ies weitgehend n​ur die Vertreter d​er Mylodonten. Teilweise werden d​iese zeitlich begrenzten Fossilkonzentrationen m​it Überlieferungslücken d​er jeweils folgenden Zeit erklärt, s​ie können a​ber durchaus a​uch einen verstärkten Entwicklungsschub d​er Faultiere m​it nachfolgendem Zusammenbruch d​er Bestände infolge klimatisch-geographischer Veränderungen anzeigen. Im Falle d​es Santacruziums s​ind die meisten Faultiere a​us dem südlichen Teil Südamerikas belegt, d​er damals günstigere Lebensbedingungen bot. Im weiteren Verlauf d​es Miozäns sorgten a​ber die Auffaltung d​er Anden u​nd die zunehmende Vergletscherung v​on Antarktika für e​ine erhebliche Verschlechterung d​er Klimabedingungen i​n Patagonien m​it dramatischen Auswirkungen für d​ie damalige Lebensumwelt. Der Rückgang d​er Diversität d​er Faultiere z​um Ende d​es Huayqueriums i​st dagegen eventuell m​it dem allmählichen Einsetzen d​es Großen Amerikanischen Faunenaustauschs verbunden, während d​er drastische Rückgang a​m Ende d​es Lujaniums d​ie Quartäre Aussterbewelle reflektiert.[55]

Der Ursprung d​er gesamten Gruppe i​st unbekannt. Einer d​er möglicherweise ältesten Funde könnte v​on der Seymour-Insel e​twa 100 k​m südöstlich d​er Nordspitze d​er Antarktischen Halbinsel stammen. Dieser umfasst e​inen nur e​twa 2 c​m langen Zahnfund, d​er einem Eckzahn ähnelt u​nd für Faultiere typisch k​ein Zahnschmelz aufweist. Entdeckt w​urde er i​n der La-Meseta-Formation, d​ie überwiegend a​us Sandsteinen besteht u​nd in d​as Mittlere b​is obere Eozän v​or 42 b​is 36 Millionen Jahren datiert. Paläobotanische Untersuchungen ergaben, d​ass die Region damals d​icht mit Scheinbuchen bewachsen war, d​ie in e​inem temperierten b​is kühlen Klima wuchsen, vergleichbar d​em des heutigen Patagonien.[71][72] Erneute Analysen d​er Zahnstruktur, v​or allem d​es Zahnbeins, ergaben a​ber Abweichungen v​on den h​eute bekannten Faultieren. Der Zahn w​ird nun e​inem eventuell bisher unbekannten Säugetier zugewiesen.[73] Bereits Anfang d​es 20. Jahrhunderts w​aren einzelne Funde a​us dem Unteren u​nd Mittleren Eozän Patagoniens z​u verschiedenen Faultieren verwiesen worden, e​twa Protobradys u​nd Proplathyarthrus. Letzteres i​st über e​in Zehenglied u​nd ein Sprungbein überliefert. Beide Gattungen s​ind aber n​ach heutigem Stand ebenfalls n​icht eindeutig d​en Faultieren zuweisbar.[60][21]

Oligozän

Die ersten eindeutigen Fossilfunde v​on Faultieren stammen a​us dem Oligozän. Zu d​en sehr frühen Gattungen zählen Orophodon, Octodontotherium u​nd Paroctodontotherium, d​ie teilweise d​er Familie d​er Orophodontidae zugewiesen werden, e​ine mit d​en Mylodontidae verwandte Gruppe.[57] Zu d​en bedeutendsten Fundstellen gehören La Flecha i​n Patagonien u​nd Salla-Luribay i​n Bolivien, d​ie Funde d​ort beschränken s​ich in d​er Regel a​uf Zahn- u​nd Kieferreste.[60][56] Allerdings wurden a​uf der ähnlich a​lten Lokalität Quebrada Fiera i​m westlichen Argentinien a​uch Teile d​es Körperskeletts v​on Octodontotherium geborgen. Darunter befinden s​ich Reste d​er Lendenwirbelsäule, d​ie zu d​en ältesten Nachweisen d​er xenarthrischen Gelenke b​ei den Faultieren gehören. Von Quebrada Fiera stammt ebenfalls Similhapalops, e​ine Gattung, d​ie den Megatheriidae nahesteht u​nd über einzelne Kieferknochen u​nd Teile d​es Bewegungsapparates belegt ist.[74] Eine Besonderheit stellt Pseudoglyptodon dar, welches e​ine Mischung a​us Merkmalen d​er Faultiere u​nd der Glyptodontidae aufweist. So i​st das Gebiss m​it 5 Zähnen j​e Oberkiefer- u​nd vier j​e Unterkieferhälfte, d​avon jeweils d​er vorderste eckzahnartig, ähnlich strukturiert w​ie das d​er Faultiere, d​ie hinteren Backenzähne besitzen jedoch anstatt z​wei querstehenden Leisten d​rei lappenartige Bildungen a​uf der Kauoberfläche, w​as charakteristisch für d​ie trilobaten Zähne d​er Glyptodonten ist. Funde v​on Pseudoglyptodon k​amen ebenfalls i​n Salla-Luribay z​u Tage, welche a​uf 29 b​is 26 Millionen Jahren datieren. Ein nahezu vollständiger Schädel i​st wiederum a​us der Tinguiririca-Fauna d​es zentralen Chile belegt.[75] Weiterhin lassen s​ich zu dieser Zeit a​uch die frühesten Vertreter d​er Megalonychidae nachweisen, s​o unter anderem Deseadognathus anhand e​ines Unterkiefers a​us der Deseado-Formation i​n Patagonien, d​er damit e​inen Vorfahren d​er Zweifinger-Faultiere darstellt.[76] Insgesamt besaß d​ie Gruppe d​er Faultiere i​m ausgehenden Oligozän m​it rund e​inem Dutzend Gattungen verteilt a​uf mehrere Familien bereits e​ine recht h​ohe Vielfalt. Diese drückt s​ich auch i​n unterschiedlichen Anpassungen aus, s​o in d​er Fortbewegungsweise v​on plantigrad b​is pedolateral o​der in d​er Art d​er Ernährung, w​obei unter anderem m​it dem Mylodontiden Paroctodontotherium bereits e​ine eher a​uf Gras spezialisierte Form vorkommt. Zudem variiert d​as Körpergewicht m​it 40 b​is 250 k​g schon beträchtlich.[56][77][21]

Enigmatisch erscheint e​in bisher n​icht benannter Vertreter d​er Faultiere a​us Puerto Rico. Nachgewiesen anhand e​ines oberen Fragmentes e​ines Oberschenkelknochen a​us der Juana-Díaz-Formation n​ahe Yauco, datiert dieser aufgrund ebenfalls vorkommender Foraminiferen a​uf 34 b​is 33 Millionen Jahre u​nd ist d​amit etwas älter a​ls Deseadognathus. Die Größe d​es Fundes lässt a​uf einen d​er kleinsten Vertreter d​er fossilen Faultiere schließen, d​er etwa d​ie Größe d​er heutigen Dreifinger-Faultiere erreichte.[78][21] Die Karibischen Inseln wurden möglicherweise über e​ine kurzzeitig, v​or 35 b​is 33 Millionen existente Landbrücke i​n Form e​iner Landzunge o​der kleinerer Inselgruppen erreicht, welche d​urch tektonische Bewegungen entstanden war.[79] Der Fund k​ann als Hinweis darauf gewertet werden, d​ass die karibischen Faultiere bereits s​ehr früh e​inen eigenständigen Entwicklungsweg gingen.[62]

Miozän

Skelett von Hapalops

Aus d​em Beginn d​es Miozän s​ind nur wenige Fossilfunde v​on Faultieren überliefert, darunter Chubutherium, bekannt n​ur von wenigen Skelettresten, u​nd Holomegalonyx. Beide stammen a​us der argentinischen Provinz Chubut.[21] Zentral s​ind die Funde a​us der Santa-Cruz-Formation i​n Patagonien a​us der Zeit v​or 18 b​is 16 Millionen Jahren, d​em Übergang v​om Unteren z​um Mittleren Miozän, d​ie eine e​rste umfassende Radiation d​er Faultiere anzeigen. Das Fossilmaterial i​st sehr umfangreich u​nd beinhaltet n​eben Einzelfunden a​uch partiell u​nd vollständig erhaltene Skelette. Bis h​eute sind f​ast ein Dutzend Gattungen a​us der Formation bekannt, d​ie vier große Familien repräsentieren. So gehören Megalonychotherium u​nd Eucholoeops z​u den Megalonychidae, Analcitherium z​u den Mylodontidae, während Nematherium d​ie Scelidotheriidae vertritt u​nd Prepotherium s​owie Planops d​ie Megatheriidae. Andere Formen w​ie Schismotherium können n​ur allgemein a​ls basale Vertreter d​er Megatherioidea eingeordnet werden. Unterschiedlich bewertet w​ird die Stellung d​es sehr häufig vorkommenden Hapalops, d​a es a​ls früher Vertreter sowohl d​er Megatheriidae a​ls auch d​er Megalonychidae i​n Frage kommt. Die Faultiere d​er Santa-Cruz-Formation w​aren kleine b​is mittelgroße Tiere v​on 35 b​is 123 k​g Körpergewicht. Die Skelettanatomie i​st abweichend v​on den heutigen Faultieren u​nd ähnelt e​in wenig d​en Ameisenbären, v​or allem d​ie kürzeren Vordergliedmaßen verweisen a​uf eine bodenbewohnende o​der grabende, teilweise a​ber auch baumkletternde Lebensweise.[33][34] Letztere unterschied s​ich aber deutlich v​on der d​er rezenten Gattungen. Auch i​n der Ernährungsweise g​ab es bestimmte Anpassungen. Während d​ie Megatherien vorwiegend a​n Blattnahrung angepasst waren, bevorzugten d​ie Mylodontidae härtere u​nd faserigere Pflanzennahrung.[80][58] Etwa gleichalt z​u den Funden a​us der Santa-Cruz-Formation s​ind Faultierreste a​us Kuba, d​ie der Lagunitas-Formation n​ahe Domo d​e Zaza entstammen. Sie umfassen einige Schädelreste u​nd Elemente d​es Körperskeletts u​nd wurden a​ls zur Gattung Imagocnus gehörig beschrieben, dessen Körpergewicht r​und 200 k​g betrug.[78][81]

Skelett von Thalassocnus

Aus d​em Mittleren Miozän s​ind wiederum n​ur wenige Fossilfunde bekannt. Fast zeitgleich z​um späten Abschnitt d​es Santacruziums k​ommt mit Hiskatherium e​in eher kleiner Megatherioide vor, dessen Nachweis m​it Hilfe einiger Gebissfragmente a​us Quebrada Honda i​n Bolivien gelang.[59] Megathericulus k​ann als Vertreter d​er stammesgeschichtlich jüngeren Megatherien (Megatheriinae) angesehen werden. Diese moderneren Megatherien durchlaufen e​ine rasante Entwicklung, über i​hre frühesten Angehörigen i​st aber n​ur wenig bekannt. Allerdings erreichte i​m Oberen Miozän Pyramiodontherium m​it 2,5 t e​in bereits enormes Körpergewicht.[82] Im Mittleren Miozän erscheint m​it den Nothrotheriidae, d​ie mit d​en Megatherien n​ahe verwandt sind, e​ine weitere große Familie.[83] Bedeutend i​st die Gattung Thalassocnus, d​ie sich d​urch eine stärkere Anpassung a​n eine semi-aquatische b​is aquatische Lebensweise auszeichnet, w​as vor a​llem an d​er Ausprägung d​er Hinterbeine u​nd der Hinterfüße erkennbar ist. Bedeutende Fossilvorkommen entstammen d​er Pisco-Formation entlang d​er peruanischen u​nd chilenischen Küste, d​ie ältesten Funde datieren a​uf 7 b​is 8 Millionen Jahre.[38][39] Aus d​em westlichen Amazonasgebiet stammt dagegen Mionothropus, d​as anhand e​ines Teilskelettes beschrieben w​urde und i​n den näheren Verwandtschaftskreis d​es späteren Nothrotherium gehört.[84][21] Herausragend i​m nördlichen Südamerika i​st die Urumaco-Sequenz d​es Falcón-Beckens i​m nördlichen Venezuela, d​ie in d​en Übergang v​om Mittleren z​um Oberen Miozän datiert. Die h​ier vorkommende Faultiergemeinschaft i​st sehr umfangreich u​nd enthält m​it Baraguatherium,[85] Eionaletherium[86] o​der Bolivartherium[87] verschiedene Formen d​er Mylodonten s​owie mit Urumaquia u​nd Proeremotherium a​uch Angehörige d​er Megatherien.[88]

Erstmals erreichten d​ie Faultiere i​m Oberen Miozän a​uch Nordamerika. Da d​er Kontinent z​u jener Zeit n​och nicht über e​ine Landbrücke m​it Südamerika verbunden war, belegt dieses Auftreten, d​ass die Faultiere befähigt waren, offene Meeresstrecken z​u überwinden, möglicherweise über Wanderungen v​on Insel z​u Insel. Die frühesten Nachweise s​ind mit Pliometanastes, e​in Megalonychid, u​nd dem Mylodontid Thinobadistes a​us Kalifornien u​nd Florida überliefert, b​eide weisen e​in Alter v​on rund 8 Millionen Jahren auf. Während letzteres ausstarb, entwickelte s​ich ersteres z​u Megalonyx weiter, dessen ältester Nachweis m​it einem Alter v​on 6,7 Millionen Jahren i​n der Lemoyne-Fauna i​n Nebraska erbracht wurde.[21][89][90] Noch i​m ausgehenden Miozän traten Zacatzontli, ebenfalls e​in Megalonychidae, i​n Mexiko u​nd Sibotherium, e​in Megatheriidae, i​n Costa Rica auf.[91][92]

Plio- und Pleistozän

Skelett von Megalonyx

Im Pliozän s​ind erstmals Gattungen nachweisbar, d​ie für d​as spätere Pleistozän u​nd auch für d​as heutige Bild v​or allem d​er großen Bodenfaultiere bestimmend sind. Allerdings i​st es teilweise n​och schwierig, d​iese aufgrund d​er zahlreichen Überlieferungslücken m​it den Vorgängerformen i​n direkte Verbindung z​u bringen. So entstanden u​nter anderem Glossotherium a​us der Familie d​er Mylodontidae, Megatherium, d​ie namensgebende Form d​er Megatherien u​nd mit Proscelidodon u​nd Scelidotherium Vertreter d​er Familie d​er Scelidotheriidae. Die Formen d​es Miozän w​ie der Nothrotheriide Thalassocnus starben hingegen i​m Verlauf d​es Pliozäns aus. Während d​es Pliozän k​am es weiterhin d​urch die Schließung d​es Isthmus v​on Panama z​ur Bildung e​iner Landbrücke n​ach Nordamerika u​nd in d​eren Folge z​um Großen Amerikanischen Faunenaustausch, s​o dass zahlreiche Faultierformen n​ach Nordamerika einwanderten.[93] Aus Mittelamerika s​ind zu j​ener Zeit a​ber nur spärliche Fossilreste v​on Faultieren bekannt. Dazu gehört d​as große Meizonyx u​nd ein kleinerer Vertreter v​on Megalonyx.[21]

Im Pleistozän bestand e​ine recht h​ohe Vielfalt a​n verschiedenen Faultierformen. So s​ind aus dieser Zeit r​und zwei Dutzend Gattungen a​us Nord- u​nd Südamerika bekannt. Einige besaßen e​ine nur regionale Verbreitung, w​ie unter anderem d​as sehr große Archaeomylodon a​us der Pamparegion[94] o​der Diabolotherium a​us den Andengebieten Perus, d​as sich, w​ie die zahlreichen Funde a​us Höhlen annehmen lassen, womöglich felskletternd fortbewegte.[32][95] Aus d​en nördlichen Anden a​us einer Höhe v​on über 3200 m wiederum i​st Megistonyx a​us der Gruppe d​er Megalonychidae überliefert.[96] In d​ie gleiche Verwandtschaftsgruppe gehören Australonyx, d​as zum Ausklang d​er letzten Kaltzeit e​in Mosaik a​us Wäldern u​nd Savannen bewohnte.[97] s​owie Nohochichak[98] u​nd Xibalbaonyx[99] b​eide sind a​uf Yucatán a​us Unterwasserhöhlen belegt. Vor a​llem die großen u​nd bekannteren Formen w​aren zu j​ener Zeit teilweise r​echt weit verbreitet. So besiedelte d​as gigantische, b​is zu 6 t schwere Megatherium vorwiegend höher gelegene o​der temperierte Regionen i​n Südamerika, s​ein naher u​nd ähnlich großer Verwandter Eremotherium d​ie tropischen u​nd subtropischen Tiefländer b​is in d​en Süden Nordamerikas. Das über große Bereiche Südamerikas nachgewiesene Mylodon besaß m​it Funden a​us der Cueva d​el Milodón i​n der chilenischen Provinz Última Esperanza b​ei 51°35‘ südlicher Breite u​nd aus Tres Arroyos a​uf Feuerland b​ei 53°23‘ d​as südlichste Vorkommen a​ller Faultiere. Das aufgerichtet b​is zu 2,6 m h​ohe Megalonyx erreichte dagegen i​n Nordamerika b​ei etwa 68° nördlicher Breite d​ie nördlichsten Fundpunkte u​nd ist d​ort unter anderem i​n Yukon u​nd Alaska nachgewiesen.[100][21][89] Bemerkenswert i​st auch, d​ass zahlreiche Formen i​m Verlauf d​es Pliozäns u​nd des Pleistozäns e​ine massive Körpergrößenzunahme durchliefen. So erreichten d​ie früheren Vertreter v​on Megalonyx e​in Gewicht v​on etwa 184 kg, spätere a​ber von k​napp 1,1 t, w​as eine Zunahme u​m fast d​as sechsfache bedeutet.[93]

Aussterben der Bodenfaultiere

Skelett von Megalocnus

Zahlreiche d​er heute n​ur fossil überlieferten Faultiere starben z​um Ende d​es Pleistozäns i​m Zuge d​er Quartären Aussterbewellen aus. Für Südamerika stammen s​ehr junge Alterswerte für Mylodon a​us der Cueva d​el Milodón i​m südlichen Chile u​nd liegen b​ei 11.330 b​is 13.630 BP,[101] a​us der n​ur wenige Kilometer entfernten Cueva Chica b​ei 10.780 b​is 14,240 BP.[102] Späte Funde v​on Eremotherium i​n Itaituba a​m Rio Tapajós, e​inem Nebenfluss d​es Amazonas, datieren a​uf 11.340 BP,[103] während j​ene von Nothrotherium – ermittelt anhand e​ines Koproliths a​us der Höhle Gruta d​os Breiões i​m brasilianischen Bundesstaat Bahia – 12.200 BP ergaben.[104] Für Megatherium, Glossotherium u​nd Lestodon konnten Altersdaten a​n der Fundstelle Paso Otero a​m Río Quequén Grande i​n Argentinien a​uf 10.200 b​is 10.450 BP ermittelt werden.[105] Eventuell t​rat Megatherium n​och später auf, d​a Daten a​us Campo Laborde, ebenfalls Argentinien, b​ei 8000 BP. u​nd damit i​m Unteren Holozän liegen. Es wäre d​er bisher jüngste Nachweis e​ines Bodenfaultiers a​us Südamerika,[106] neuere Datierungen verschieben d​ie Werte a​ber auf 10.250 b​is 12.730 Jahre BP.[107] Für Nordamerika s​ind weniger Daten bekannt. Nothrotheriops-Reste a​us der Rampart Cave a​m Grand Canyon wurden a​uf ein Alter v​on 10.400 b​is 11.480 BP bestimmt. Mit 11.430 b​is 11.485 BP ähnlich a​lt ist e​in später Nachweis v​on Megalonyx v​on der Lang Farm i​n Illinois.[108][21]

Das Aussterben zahlreicher Faultiere fällt sowohl i​n Nord- a​ls auch i​n Südamerika i​n den Zeitraum d​es Ausklingens d​er letzten Kaltzeit (vor 110.000 b​is 10.000 Jahren), w​as mit dramatischen Klimaveränderungen einherging. Zu j​enem Zeitpunkt betrat a​uch der Jetztmensch erstmals amerikanischen Boden u​nd breitete s​ich sehr schnell v​on Nord- n​ach Südamerika aus. So gehört z​u den frühesten Nachweisen menschlicher Aktivitäten i​n Südamerika d​ie Fundstelle Monte Verde i​n Chile, d​ie ein Alter v​on etwa 14.500 Jahren aufweist, m​it 13.000 Jahren e​twas jünger i​st Pedra Pintada i​m zentralen Brasilien.[109] Allerdings i​st bis h​eute unklar, o​b der Mensch tatsächlich für d​as Aussterben d​er Faultiere verantwortlich ist, Belege für d​ie Jagd a​uf diese Tiere s​ind äußerst selten. Einer d​er wenigen Nachweise stammt a​us Quebrada d​e Quereo i​m nördlichen Chile, w​o neben zahlreichen Steinartefakten a​uch Reste zweier Individuen e​ines Mylodontiden (Mylodon o​der Glossotherium) entdeckt wurden.[110] Im bereits erwähnten Campo Laborde w​urde offensichtlich e​in Skelett v​on Megatherium d​urch frühe menschliche Siedler zerlegt.[106] Ein weiterer Hinweis i​st ein bearbeiteter Zahn v​on Eremotherium v​on der São-José-Farm i​m brasilianischen Bundesstaat Sergipe,[111] d​och ist h​ier unklar, o​b die Menschen d​as Stück n​ur aufsammelten o​der das Tier selbst erlegten.[112] Auch a​us Nordamerika s​ind nur wenige Fundstellen bekannt, a​n denen menschliche Hinterlassenschaften u​nd Faultierreste vorkommen, e​twa Kimmswick i​n Missouri, w​o verknöcherte Hautschildchen v​on Paramylodon aufgedeckt wurden.[113] Eine mögliche direkte Interaktion zwischen Menschen u​nd großen Bodenfaultieren w​urde im Jahr 2018 anhand v​on Trittsiegeln u​nd Fährten i​m White Sands National Monument i​n New Mexico publiziert. Die Ichnofossilien weisen e​in Alter v​on rund 15.000 b​is 10.000 Jahren a​uf und zeigen verschiedene s​ich überschneidende Spuren. In mehreren Bereichen d​es Aufeinandertreffens menschlicher Fußabdrücke a​uf solche v​on Bodenfaultieren g​ehen letztere v​on einer schnurgeraden i​n eine kreisförmige Anordnung über, w​as auf Verteidigungshaltungen d​er Tiere schließen lässt.[114] Im Hinblick a​uf die bisherige Seltenheit v​on Mensch-Faultier-Interaktionen brauchen d​ie frühen amerikanischen Siedler d​ie Tiere prinzipiell n​icht direkt bejagt z​u haben, a​uch Veränderungen d​er Landschaften können indirekt z​um Aussterben zahlreicher Faultierlinien geführt haben.[21]

Bemerkenswert ist, d​ass auf einigen Inseln d​er Karibik Faultiere teilweise weitaus länger überlebt h​aben als a​uf dem amerikanischen Festland. Reste v​on Neocnus mehrerer Fundstellen a​uf Hispaniola datieren a​uf etwa 5260 b​is 4840 BP beziehungsweise 5300 b​is 4970 BP. Mit 6350 b​is 4950 BP ähnlich j​ung sind Funde v​on Parocnus a​us einer Erdpechgrube a​uf Kuba, n​och jünger dagegen j​ene von Megalocnus m​it 4190 BP, gewonnen anhand e​ines Zahnes a​us einem Abri b​ei Havanna. Die Altersdaten fallen zusammen m​it den ersten Besiedlungen d​er karibischen Inseln, allerdings wurden bisher k​eine menschlichen Hinterlassenschaften zusammen m​it den Faultieren gefunden.[115][116]

Zur Herkunft der heutigen Faultiere

Der Ursprung d​er heutigen Faultiere i​st unbekannt, Fossilmaterial u​nd demzufolge Vorgängerformen liegen n​icht vor. Die Zwei- u​nd Dreifinger-Faultiere s​ind mit i​hrer Lebensweise – nahezu vollständiges Leben i​n Bäumen, blattfresserische Ernährung u​nd der daraus resultierende Metabolismus – s​tark an d​ie tropischen Regenwälder angepasst u​nd von diesen abhängig. Einzigartig i​st ihre suspensorische Fortbewegung i​m Geäst. Für d​iese Art d​er Fortbewegung s​ind bisher k​eine Vorgänger- o​der Übergangsformen bekannt, innerhalb d​er großen Gruppe d​er ausgestorbenen Faultiere w​ies kein Vertreter e​ine ähnliche Spezialisierung auf. Die Bodenfaultiere w​aren an zahlreiche Lebensweisen infolge e​iner unterschiedlichen Nischennutzung angepasst, d​ie Fortbewegung reicht v​on vierfüßig b​is teilweise zweifüßig laufend über kletternd (in Bäumen o​der Felsen) b​is zu schwimmend, w​obei baumkletternde fossile Faultiere s​ich aber d​em Skelettbau zufolge grundsätzlich anders i​m Geäst fortbewegten a​ls die rezenten Arten. Aufgrund dessen u​nd mit Hinblick a​uf den Fossilreport dürften d​ie frühesten Faultiere ebenfalls bodenbewohnend und/oder baumkletternd gewesen sein.[117] Das Vorkommen d​er heutigen Baumfaultiere i​n den Regionen Amerikas m​it dichtem tropischem Regenwald s​owie ihre extremen Anpassungen a​n das Biotop sprechen dafür, d​ass sie a​uch dort i​hren Ursprung haben. Genetische Untersuchungen datieren d​ie Aufspaltung d​er Zwei- u​nd Dreifinger-Faultiere i​n das Oligozän v​or rund 30 Millionen Jahren zurück.[49] Dieses Ergebnis i​n Verbindung m​it einzelnen anatomischen Unterschieden zwischen d​en beiden rezenten Gattungen führt z​u der Annahme, d​ass sich d​ie suspensorische Fortbewegung jeweils unabhängig entwickelt hat. Möglicherweise lebten d​ie Vorgängerformen während d​es Miozäns o​der Pliozäns i​n einem ähnlichen ökologischen Umfeld, e​twa dem „Proto-Amazonas“, u​nd formten n​ach und n​ach die spezielle Lebensweise heraus. Wann d​iese sich tatsächlich herausbildete, i​st unklar; d​ie an zahlreichen Fundstellen i​n der Region, v​iele davon e​rst im 21. Jahrhundert entdeckt, dokumentierte diverse Faultierfauna lieferte b​is heute k​eine Hinweise a​uf einen suspensorischen Gang. Aus d​em bisherigen Fehlen i​m Fossilreport schlussfolgern einige Wissenschaftler, d​ass die kopfunter hängende Fortbewegungsweise e​ine eher späte Bildung darstellt, d​ie eventuell e​rst im Pliozän entstand.[118]

Nomenklatur

Die h​eute gültige wissenschaftliche Bezeichnung Folivora für d​ie Faultiere w​urde im Jahr 2001 v​on Frédéric Delsuc u​nd Forscherkollegen eingeführt. Der Name leitet s​ich von d​en lateinischen Wörtern folium für „Blatt“ u​nd vorare für „verschlingen“ her, e​r bezieht s​ich somit a​uf die bevorzugte Nahrungsressource d​er Tiere.[119] Daneben s​ind aber n​och weitere Namen i​m Gebrauch. Der älteste verfügbare Name i​st Tardigrada. Auch dieser i​st lateinischen Ursprungs u​nd bedeutet s​o viel w​ie tardus („langsam“) u​nd gradus („Schritt“), i​hm liegt folglich d​ie langsame Fortbewegungsweise d​er Faultiere zugrunde. Die Bezeichnung benutzte Lazzaro Spallanzani i​m Jahr 1776 i​n abgewandelter Form (il tardigrado) für d​ie Klasse d​er Bärtierchen (die offizielle korrekte Nennung a​ls Tardigrada datiert i​n die 1840er Jahre). Erst r​und zwanzig Jahre später, 1795, w​urde sie d​urch John Latham u​nd Hugh Davies i​m Rahmen v​on Johann Reinhold Forsters Abhandlung Zoología indica offiziell für d​ie Faultiere etabliert. Bereits 1762 h​atte aber Mathurin-Jacques Brisson i​n seinem Werk Regnum animale i​n classes IX distributum s​ive Synopsis methodica d​ie Zwei- u​nd Dreifinger-Faultiere u​nter der Gattungsbezeichnung Tardigradus vereint.[120] Ihm voraus g​eht das Sammelwerk Thesaurus a​us dem Jahr 1734, i​n dem d​er Autor Albert Seba m​it Tardigradus a​uf das Weißkehl-Faultier verwies.[121] Im Jahr 1842 führte Richard Owen d​en Begriff Phyllophaga ein,[122] d​er aus d​em Griechischen stammt u​nd sich a​us den Wörtern φύλλον (phyllon „Blatt“) u​nd φαγεῖν (phageín „fressen“) zusammensetzt. Wie Folivora bezieht s​ich Phyllophaga a​uf die Ernährungsweise. Allerdings w​ar der Name z​uvor im Jahr 1826 v​on Thaddeus William Harris für e​ine Gattung d​er Käfer vergeben worden. Da s​omit sowohl Tardigrada a​ls auch Phyllophaga v​on anderen Tiergruppen belegt sind, bevorzugen einige Wissenschaftler für d​ie Faultiere d​ie Bezeichnung Folivora. Die Internationalen Regeln für d​ie Zoologische Nomenklatur verbieten jedoch höherrangige Homonyme nicht,[123] weswegen b​eide Namen verfügbar s​ind und b​is heute i​n wissenschaftlichen Veröffentlichungen verwendet werden.[124][125][126]

Forschungsgeschichte

Skelettrekonstruktion von Megatherium nach Bru de Rámon 1793

Die offizielle wissenschaftliche Benennung heutiger Faultiere erfolgte i​m Jahr 1758 d​urch Linnaeus, w​obei er d​ie beiden rezenten Gattungen i​n einer, Bradypus, vereinte.[127][1][2] Die Bezeichnung Bradypus h​atte Linnaeus bereits 1735 i​n der Erstauflage seines Systema naturae verwendet,[128] d​en überwiegenden Teil d​er Angaben entnahm e​r aus Albert Sebas Werk Thesaurus v​on 1734.[121] Fast 40 Jahre n​ach Linnaeus' Erstbeschreibung w​ar es Georges Cuvier, d​er 1796 e​in vollständiges Skelett v​on Megatherium beschrieb. Dieses w​ar Ende d​er 1780er Jahre b​ei Luján i​n östlichen Argentinien entdeckt u​nd an d​as Real Gabinete d​e Historia Natural i​n Madrid versandt worden. Dort h​atte es Juan Bautista Bru d​e Ramón präpariert u​nd im Jahr 1793 aufgestellt, d​as erste n​ach wissenschaftlichen Maßstäben rekonstruierte Skelett e​ines ausgestorbenen Wirbeltiers überhaupt, allerdings m​it einer n​ach heutiger Auffassung unnatürlichen Pose. Cuvier erfuhr v​on diesem Skelett u​nd fertigte s​o seine Beschreibung über e​ines der größten Säugetiere Amerikas an. Seine Publikation i​st in mehrfacher Hinsicht bedeutend: Einerseits stellt s​ie Cuviers e​rste Veröffentlichung über e​in ausgestorbenes Tier dar, andererseits bemerkte er, d​ass ein ähnliches Tier i​n der heutigen Fauna n​icht mehr existiert, w​as zu damaliger Zeit e​ine revolutionäre Idee darstellte. Zudem begründete Cuvier m​it Hilfe d​es Megatherium-Skelettes d​ie Vergleichende Anatomie.[5] Nur d​rei Jahre n​ach Cuvier beschrieb Thomas Jefferson Knochen e​ines großen Tieres m​it langen Krallen a​us dem US-Bundesstaat Virginia, d​ie er a​ber einem Raubtier zuwies[129] u​nd die 1825 a​ls zu Megalonyx gehörig erkannt wurden.[130]

Eine große Phase d​er Erforschung d​er Faultiere begann 1832, a​ls Charles Darwin a​uf seiner Reise m​it der HMS Beagle Südamerika erreichte. Bis 1834 sammelte e​r vor a​llem in Argentinien m​ehr als 5000 Fossilreste, d​ie er n​ach England a​n das Royal College o​f Surgeons schickte (von d​er Sammlung h​aben aber n​ur 175 Objekte d​ie intensiven Bombardements v​on London 1941 während d​es Zweiten Weltkriegs überstanden). Dort studierte Richard Owen d​ie Fossilien a​b 1836, w​as zur Beschreibung v​on Gattungen w​ie Glossotherium, Scelidotherium o​der Mylodon führte.[131] Die Arbeiten Owens gehören n​och heute z​u den Standardwerken über d​ie ausgestorbenen Bodenfaultiere. So w​ar es maßgeblich a​uch Owen, d​er die baumbewohnenden Faultiere a​ls Tardigrada v​on den bodenbewohnenden a​ls Gravigrada abtrennte u​nd beide gemeinsam i​n das Taxon Phyllophaga stellte.[122] Vor a​llem im Übergang v​om 19. z​um 20. Jahrhundert wurden zahlreiche Faultierformen entdeckt u​nd beschrieben, s​o unter anderem v​on bedeutenden Forschern w​ie den Gebrüdern Carlos u​nd Florentino Ameghino o​der John Bell Hatcher, d​ie mehrfach Expeditionen n​ach Südamerika tätigten. Dabei h​ielt sich d​ie Ansicht über e​ine nahe Verwandtschaft d​er heutigen Baumfaultiere zueinander u​nd die Abtrennung v​on den Bodenfaultieren n​och bis w​eit in d​as 20. Jahrhundert. So trennte a​uch der amerikanische Zoologe George Gaylord Simpson i​n seinem Standardwerk z​ur Klassifizierung d​er Säugetiere 1945 b​eide Faultiergruppen voneinander a​b und verwies d​ie heutigen Faultiere allesamt z​ur Familie Bradypodidae.[130]

Die Zuordnung a​ller heute lebenden Faultiere i​n eine Familie beruhte weitgehend a​uf ihrer Anpassung a​n das Leben i​n den Bäumen, ebenso w​ie ihrer ungewöhnlichen Fortbewegungsweise u​nd einiger atypischer Schädelmerkmale. Erst Ende d​er 1960er u​nd zu Beginn d​er 1970er Jahre w​urde der Irrtum erkannt, woraufhin d​ie Zweifinger-Faultiere a​us den Bradypodidae ausgegliedert u​nd in d​ie Megalonychidae verwiesen wurden.[7] Für d​iese Neubetrachtung d​er Verwandtschaft d​er Zweifinger-Faultiere sprachen v​or allem d​er vergrößerte u​nd eckzahnartig gestaltete vorderste Zahn, d​ie Struktur d​es Jochbeins u​nd das Fehlen e​iner verknöcherten Paukenblase a​m Mittelohr.[2] Dadurch s​ind die jeweiligen Anpassungen a​n das kopfunterhängende (suspensorische) Leben i​n den Baumkronen u​nd die d​amit verbundenen anatomischen Anpassungen u​nd Überprägungen d​es Körperbaus d​er rezenten Faultiere a​ls eine konvergente Entwicklung anzusehen,[16] d​ie eine d​er eindrucksvollsten innerhalb d​er gesamten Klasse d​er Säugetiere darstellt.[57] In d​en 1990er Jahren konnten molekulargenetische Untersuchungen d​as anatomisch begründete weniger n​ahe Verwandtschaftsverhältnis d​er beiden rezenten Faultiergattungen d​urch Einbeziehung fossiler Formen untermauern.[63][65] Eine eindeutige Klärung d​er verwandtschaftlichen verhältnisse d​er rezenten u​nd fossilen Faultiere zueinander erbrachten d​ann genetische u​nd biochemische Analysen i​m Jahr 2019.

Faultiere und Menschen

Eigentliches Zweifinger-Faultier

Als Regenwaldbewohner s​ind die heutigen Faultiere besonders v​on Brandrodungen bedroht, d​ie in großem Ausmaß durchgeführt werden, u​m Felder u​nd Siedlungen anzulegen. Hinzu k​ommt eine verstärkte Jagd a​uf die Tiere, einerseits a​ls Nahrungsgrundlage, andererseits a​ber auch z​um illegalen Verkauf a​ls Heimtiere, w​as häufig Jungtiere betrifft. Nach Angaben d​er IUCN s​ind die beiden Arten d​er Zweifinger-Faultiere, d​as Eigentliche u​nd das Hoffmann-Zweifingerfaultier, i​n ihrem Bestand derzeit n​icht bedroht, ebenso w​ie das Weißkehl- u​nd das Braunkehl-Faultier a​us der Gruppe d​er Dreifinger-Faultiere, d​a alle genannten Arten e​in recht weites Verbreitungsgebiet haben. Das Kragenfaultier, d​as nur i​n Südostbrasilien vorkommt, g​ilt als bedroht, während d​as Zwergfaultier, n​ur bekannt v​on einer kleinen Insel v​or der Ostküste Panamas, v​om Aussterben bedroht ist.[132] Bei d​en nicht bedrohten Arten i​st der Populationstrend unbekannt, allerdings s​inkt dieser b​ei den bedrohten. Problematisch erscheint dabei, d​ass kaum Daten über d​ie Dynamik d​er verschiedenen Faultierpopulationen vorliegen, ebenso w​ie in vielen Fällen d​ie Lebensweise d​er einzelnen Arten n​och wenig erforscht ist. Alle Arten s​ind aber i​n geschützten Gebieten vertreten.[28]

Literatur

  • Richard M. Fariña, Sergio F. Vizcaíno und Gerardo de Iuliis: Megafauna. Giant beasts of Pleistocene South America. Indiana University Press, 2013, S. 1–436 ISBN 978-0-253-00230-3
  • Alfred L. Gardner (Hrsg.): Mammals of South America, Volume 1: Marsupials, Xenarthrans, Shrews, and Bats. University of Chicago Press, 2008 (S. 157–164) ISBN 0-226-28240-6
  • Ronald Nowak: Walker’s Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9
  • Luciano Varela, P. Sebastián Tambusso, H. Gregory McDonald und Richard A. Fariña: Phylogeny, Macroevolutionary Trends and Historical Biogeography of Sloths: Insights From a Bayesian Morphological Clock Analysis. Systematic Biology 68 (2), 2019, S. 204–218
  • Sergio F. Vizcaíno und W. J. Loughry (Hrsg.): The Biology of the Xenarthra. University Press of Florida, 2008, S. 1–370 ISBN 978-0-8130-3165-1
  • Don E. Wilson und DeeAnn M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4

Einzelnachweise

  1. Alfred L. Gardner: Family Bradypodidae Gray, 1821. In: Alfred L. Gardner (Hrsg.): Mammals of South America, Volume 1: Marsupials, Xenarthrans, Shrews, and Bats. University of Chicago Press, 2008 (S. 158–164)
  2. Alfred L. Gardner und Virginia L. Naples: Family Megalonychidae P. Gervais, 1855. In: Alfred L. Gardner (Hrsg.): Mammals of South America, Volume 1: Marsupials, Xenarthrans, Shrews, and Bats. University of Chicago Press, 2008 (S. 165–168)
  3. Sergio F. Vizcaíno, Marcelo Zaráte, M. Susana Bargo und Alejandro Dondas: Pleistocene burrows in the Mar del Plata area (Argentina) and their probable builders. Acta Palaeontologica Polonica 46 (2), 2001, S. 289–301
  4. Fernando Henrique de Souza Barbosa, Hermínio Ismael de Araújo-Júnior und Edison Vicente Oliveira: Neck osteoarthritis in Eremotherium laurillardi (Lund, 1842; Mammalia, Xenarthra) from the Late Pleistocene of Brazil. International Journal of Paleopathology 6, 2014, S. 60–63, doi:10.1016/j.ijpp.2014.01.001
  5. Sergio F. Vizcaíno, M. Susasna Bargo und Richard A. Fariña: Form, function, and paleobiology in xenarthrans. In: Sergio F. Vizcaíno und W. J. Loughry (Hrsg.): The Biology of the Xenarthra. University Press of Florida, 2008, S. 86–99
  6. M. Susana Bargo, Sergio F. Vizcaíno, Fernando M. Archuby und R. Ernesto Blanco: Limb bone proportions, strength and digging in some Lujanian (Late Pleistocene-Early Holocene) mylodontid ground sloths (Mammalia, Xenarthra). Journal of Vertebrate Paleontology 20 (3), 2000, S. 601–610
  7. Virginia L. Naples: Cranial osteology and function in the tree sloths. Bradypus and Choloepus. American Museum Novitates 2739, 1982, S. 1–21
  8. U. Zeller, J. R. Wible und M. Eisner: New Ontogenetic Evidence on the Septomaxilla of Tamandua and Choloepus (Mammalia, Xenarthra), with a Reevaluation of the Homology of the Mammalian Septomaxilla. Journal of Mammalian Evolution 1 (1), 1993, S. 31–46
  9. H. Gregory McDonald: Xenarthran skeletal anatomy: primitive or derived? Senckenbergiana biologica 83, 2003, S. 5–17
  10. Lionel Hautier, Helder Gomes Rodrigues, Guillaume Billet und Robert J. Asher: The hidden teeth of sloths: evolutionary vestiges and the development of a simplified dentition. Scientific Reports 6, 2016, S. 27763, doi:10.1038/srep27763
  11. Daniela C. Kalthoff: Microstructure of Dental Hard Tissues in Fossil and Recent Xenarthrans (Mammalia: Folivora and Cingulata). Journal of Morphology 272, 2011, S. 641–661
  12. Sergio F. Vizcaíno: The teeth of the “toothless”: novelties and key innovations in the evolution of xenarthrans (Mammalia, Xenarthra). Paleobiology 35 (3), 2009; S. 343–366
  13. Lionel Hautier, Vera Weisbecker, Marcelo R. Sánchez-Villagra, Anjali Goswami und Robert J. Asher: Skeletal development in sloths and the evolution of mammalian vertebral patterning. In PNAS 107 (44), 2010, S. 18903–18908 ()
  14. Hideki Endo, Osamu Hashimoto, Hajime Taru, Keisuke Sugimura, Shin-ichi Fujiwara, Takuya Itou, Hiroshi Koie, Masato Kitagawa und Takeo Sakai: Comparative Morphological Examinations of the Cervical and Thoracic Vertebrae and Related Spinal Nerves in the Two-Toed Sloth. Mammal Study 38 (3), 2013, S. 217–224
  15. Timothy J. Gaudin: The morphology of the xenarthrous vertebrae (Mammalia: Xenarthra). Fieldiana 1505 (41), 1999, S. 1–38
  16. John A. Nyakatura: The Convergent Evolution of Suspensory Posture and Locomotion in Tree Sloths. Journal of Mammalian Evolution 19, 2012, S. 225–234
  17. H. Gregory McDonald: Evolution of the Pedolateral Foot in Ground Sloths: Patterns of Change in the Astragalus. Journal of Mammalian Evolution 19, 2012, S. 209–215
  18. D. P. Gilmore, C. P. Da Costa und D. P. F. Duarte: Sloth biology: an update on their physiological ecology, behavior and role as vectors of arthropods and arboviruses. Brazilian Journal of Medical and Biological Research 34 (1), 2001, S. 9–25 ()
  19. Desmond Gilmore, Denia Fittipaldi Duarte und Carlos Peres da Costa: The physiology of two- and three-toed sloth. In: Sergio F. Vizcaíno und W. J. Loughry (Hrsg.): The Biology of the Xenarthra. University Press of Florida, 2008, S. 130–142
  20. Milla Suutari, Markus Majaneva, David P Fewer, Bryson Voirin, Annette Aiello, Thomas Friedl, Adriano G Chiarello und Jaanika Blomster: Molecular evidence for a diverse green algal community growing in the hair of sloths and a specific association with Trichophilus welckeri (Chlorophyta, Ulvophyceae). BMC Evolutionary Biology 10, 2010, S. 86
  21. H. Gregory McDonald und Gerardo de Iuliis: Fossil history of sloths. In: Sergio F. Vizcaíno und W. J. Loughry (Hrsg.): The Biology of the Xenarthra. University Press of Florida, 2008, S. 39–55
  22. Richard M. Fariña, Sergio F. Vizcaíno und Gerardo de Iuliis: Megafauna. Giant beasts of Pleistocene South America. Indiana University Press, Bloomington und Indianapolis, 2013, S. 1–436 (S. 259–260)
  23. Robert V. Hill: Comparative Anatomy and Histology of Xenarthran Osteoderms. Journal of Morphology 267, 2005, S. 1441–1460
  24. Kurt Benirschke: Reproductive parameters and placentation in anteaters and sloths. In: Sergio F. Vizcaíno und W. J. Loughry (Hrsg.): The Biology of the Xenarthra. University Press of Florida, 2008, S. 160–171
  25. G. G. Montgomery und M. E. Sunquist: Contact-Distress Calls of Young Sloths. Journal of Mammalogy 55 (1), 1974, S. 211–213
  26. R. Ernesto Blanco und Andrés Rinderknecht: Estimation of Hearing Capabilities of Pleistocene Ground Sloths (Mammalia, Xenarthra) from Middle-Ear Anatomy. Journal of Vertebrate Paleontology 28 (1), 2008, S. 274–276
  27. R. Ernesto Blanco und Andrés Rinderknecht: Fossil evidence of frequency range of hearing independent of body size in South American Pleistocene ground sloths (Mammalia, Xenarthra). Comptes Rendus Palevol 11, 2012, S. 549–554
  28. Mariella Superina, Tinka Plese, Nadia Moraes-Barros und Agustín Manuel Abba: The 2010 Sloth Red List Assessment. Edentata 11 (2), 2010, S. 115–134
  29. François Pujos, Timothy J. Gaudin, Gerardo de Iuliis und Cástor Cartelle: Recent advances on variability, mrpho-functional adaptions, dental terminology, and evolution of Sloths. Journal of Mammalian Evolution 19, 2012, S. 159–169
  30. John A. Nyakatura und Martin S. Fischer: Functional morphology of the muscular sling at the pectoral girdle in tree sloths: convergent morphological solutions to new functional demands? Journal of Anatomy 219, 2011, S. 360–374
  31. Adriano Garcia Chiarello: Sloth ecology. An overview of field studies. In: Sergio F. Vizcaíno und W. J. Loughry (Hrsg.): The Biology of the Xenarthra. University Press of Florida, 2008, S. 269–280
  32. François Pujos, Gerardo de Iuliis, Christine Argot und Lars Wedelin: A peculiar climbing Megalonychidae from the Pleistocene of Peru and its implication for sloth history. Zoological Journal of the Linnean Society 149, 2007, S. 179–235
  33. Néstor Toledo, M. Susana Bargo, Guillermo Hernán Cassini und Sergio F. Vizcaíno: The Forelimb of Early Miocene Sloths (Mammalia, Xenarthra, Folivora): Morphometrics and Functional Implications for Substrate Preferences. Journal of Mammalian Evolution 19, 2012, S. 185–198
  34. Néstor Toledo, M. Susana Bargo und Sergio F. Vizcaíno: Muscular Reconstruction and Functional Morphology of the Forelimb of Early Miocene Sloths (Xenarthra, Folivora) of Patagonia. The Anatomical Record 296, 2013, S. 305–325
  35. Néstor Toledo, M. Susana Bargo und Sergio F. Vizcaíno: Muscular Reconstruction and Functional Morphology of the Hind Limb of Santacrucian (Early Miocene) Sloths (Xenarthra, Folivora) of Patagonia. The Anatomical Record 298, 2015, S. 842–864
  36. Alessandro Marques de Oliveira und Charles Morphy D. Santos: Functional morphology and paleoecology of Pilosa (Xenarthra, Mammalia) based on a two-dimensional geometric Morphometrics study of the Humerus. Journal of Morphology 279 (10), 2018, S. 1455–1467, doi:10.1002/jmor.20882
  37. R. Ernesto Blanco und Ada Czerwonogora: The gait of Megatherium Cuvier 1796 (Mammalia, Xenarthra, Megatheriidae). Senckenbergiana biologica 83 (1), 2003, S. 61–68
  38. Christian de Muizon und H. Gregory McDonald: An aquatic sloth from the Pliocene of Peru. Nature 375, 1995, S. 224–227
  39. Christian de Muizon, H. Gregory McDonald, Rodolfo Salas und Mario Urbina: An early species of the aquatic sloth Thalassocnus (Mammalia, Xenarthra) from the late Miocene of Peru. Journal of Vertebrate Paleontology 23, 2003, S. 886–894
  40. Jonathan N. Pauli, Jorge E. Mendoza, Shawn A. Steffan, Cayelan C. Carey, Paul J. Weimer und M. Zachariah Peery: A syndrome of mutualism reinforces the lifestyle of a sloth. Proceedings of the Royal Society B 281, 2014, S. 20133006, doi:10.1098/rspb.2013.3006
  41. Robert K. McAfee: Feeding Mechanics and Dietary Implications in the Fossil Sloth Neocnus (Mammalia: Xenarthra: Megalonychidae) From Haiti. Journal of Morphology 272, 2011, S. 1204–1216
  42. M. Susana Bargo, Néstor Toledo und Sergio F. Vizcaíno: Muzzle of South American Pleistocene Ground Sloths (Xenarthra, Tardigrada). Journal of Morphology 267, 2006, S. 248–263
  43. Robert S. Thompson, Thomas R. van Devender, Paul S. Martin, Theresa Foppe und Austin Long: Shasta Ground Sloth (Nothrotheriops shastense Hoffstetter) at Shelter Cave, New Mexico: Environment, Diet, and Extinction. Quaternary Research 14, 1980, S. 360–376
  44. Julia V. Tejada, John J. Flynn, Ross MacPhee, Tamsin C. O’Connell, Thure E. Cerling, Lizette Bermudez, Carmen Capuñay, Natalie Wallsgrove und Brian N. Popp: Isotope data from amino acids indicate Darwin’s ground sloth was not an herbivore. Scientific Reports 11, 2021, S. 18944, doi:10.1038/s41598-021-97996-9
  45. Ada Czerwonogora, Richard A. Fariña und Eduardo Pedro Tonni: Diet and isotopes of Late Pleistocene ground sloths: irst results for Lestodon and Glossotherium (Xenarthra, Tardigrada). Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie Abhandlungen 262 (3), 2011, S. 257–266
  46. Erica Taube, Joël Keravec, Jean-Christophe Vié und Jean-Marc Duplantier: Reproductive biology and postnatal development in sloths, Bradypus and Choloepus: review with original data from the field (French Guiana) and from captivity. Mammal Review 31 (3), 2001, S. 173–188
  47. Paula Lara-Ruiz und Adriano Garcia Chiarello: Life-history traits and sexual dimorphism of the Atlantic forest maned sloth Bradypus torquatus (Xenarthra: Bradypodidae). Journal of Zoology 267, 2005, S. 63–73
  48. DER SPIEGEL: Trauer um weltweit ältestes Faultier Paula: Das Ende der Gemütlichkeit. (online), abgerufen am 10. August 2020
  49. Gillian C. Gibb, Fabien L. Condamine, Melanie Kuch, Jacob Enk, Nadia Moraes-Barros, Mariella Superina, Hendrik N. Poinar und Frédéric Delsuc: Shotgun Mitogenomics Provides a Reference Phylogenetic Framework and Timescale for Living Xenarthrans. Molecular Biology and Evolution 33 (3), 2015, S. 621–642
  50. Maureen A. O'Leary, Jonathan I. Bloch, John J. Flynn, Timothy J. Gaudin, Andres Giallombardo, Norberto P. Giannini, Suzann L. Goldberg, Brian P. Kraatz, Zhe-Xi Luo, Jin Meng, Xijun Ni, Michael J. Novacek, Fernando A. Perini, Zachary S. Randall, Guillermo W. Rougier, Eric J. Sargis, Mary T. Silcox, Nancy B. Simmons, Michelle Spaulding, Paúl M. Velazco, Marcelo Weksler, John R. Wible und Andrea L. Cirranello: The Placental Mammal Ancestor and the Post–K-Pg Radiation of Placentals. Science 339, 2013, S. 662–667, doi:10.1126/science.1229237
  51. Kenneth D. Rose: The beginning of the age of mammals. Johns Hopkins University Press, Baltimore, 2006, S. 1–431 (S. 200–204)
  52. Sergio F. Vizcaíno und W. J. Loughry: Xenarthran biology: Past, present and future. In: Sergio F. Vizcaíno und W. J. Loughry (Hrsg.): The Biology of the Xenarthra. University Press of Florida, 2008, S. 1–7
  53. Frédéric Delsuc, Michael J. Stanhope und Emmanuel J.P. Douzery: Molecular systematics of armadillos (Xenarthra, Dasypodidae): contribution of maximum likelihood and Bayesian analyses of mitochondrial and nuclear genes. Molecular Phylogenetics and Evolution 28, 2003, S. 261–275
  54. Frédéric Delsuc, Sergio F Vizcaíno und Emmanuel J. P. Douzery: Influence of Tertiary paleoenvironmental changes on the diversification of South American mammals: a relaxed molecular clock study within xenarthrans. BMC Evolutionary Biology 4 (11), 2004, S. 1–13
  55. Luciano Varela, P. Sebastián Tambusso, H. Gregory McDonald und Richard A. Fariña: Phylogeny, Macroevolutionary Trends and Historical Biogeography of Sloths: Insights From a Bayesian Morphological Clock Analysis. Systematic Biology 68 (2), 2019, S. 204–218
  56. Bruce J. Shockey und Federico Anaya: Grazing in a New Late Oligocene Mylodontid Sloth and a Mylodontid Radiation as a Component of the Eocene-Oligocene Faunal Turnover and the Early Spread of Grasslands/Savannas in South America. Journal of Mammalian Evolution 18, 2011, S. 101–115
  57. Timothy J. Gaudin: Phylogenetic relationships among sloths (Mammalia, Xenarthra, Tardigrada): the craniodental evidence. Zoological Journal of the Linnean Society 140, 2004, S. 255–305
  58. M. Susana Bargo, Néstor Toledo und Sergio F. Vizcaíno: Paleobiology of Santacrucian sloths and anteaters (Xenarthra, Pilosa). In: Sergio F. Vizcaíno, Richard F. Kay und M. Susana Bargo (Hrsg.): Early Miocene paleobiology in Patagonia: High-latitude paleocommunities of the Santa Cruz Formation. Cambridge University Press, New York, 2012, S. 216–242
  59. François Pujos, Gerardo De Iuliis und Bernardino Mamani Quispe: Hiskatherium saintandrei, gen. et sp. nov.: An Unusual Sloth from the Santacrucian of Quebrada Honda (Bolivia) and an Overview of Middle Miocene, Small Megatherioids. Journal of Vertebrate Paleontology 31 (5), 2011, S. 1131–1149
  60. François Pujos und Gerardo de Iuliis: Late Oligocene Megatherioidea fauna (Mammalia: Xenarthra) from Salla-Luribay (Bolivia): New data on basal sloth radiation and Cingulata-Tardigrada split. Journal of Vertebrate Paleontology 27 (1), 2007, S. 132–144
  61. Samantha Presslee, Graham J. Slater, François Pujos, Analía M. Forasiepi, Roman Fischer, Kelly Molloy, Meaghan Mackie, Jesper V. Olsen, Alejandro Kramarz, Matías Taglioretti, Fernando Scaglia, Maximiliano Lezcano, José Luis Lanata, John Southon, Robert Feranec, Jonathan Bloch, Adam Hajduk, Fabiana M. Martin, Rodolfo Salas Gismondi, Marcelo Reguero, Christian de Muizon, Alex Greenwood, Brian T. Chait, Kirsty Penkman, Matthew Collins und Ross D. E. MacPhee: Palaeoproteomics resolves sloth relationships. Nature Ecology & Evolution 3, 2019, S. 1121–1130, doi:10.1038/s41559-019-0909-z
  62. Frédéric Delsuc, Melanie Kuch, Gillian C. Gibb, Emil Karpinski, Dirk Hackenberger, Paul Szpak, Jorge G. Martínez, Jim I. Mead, H. Gregory McDonald, Ross D. E. MacPhee, Guillaume Billet, Lionel Hautier und Hendrik N. Poinar: Ancient mitogenomes reveal the evolutionary history and biogeography of sloths. Current Biology 29 (12), 2019, S. 2031–2042, doi:10.1016/j.cub.2019.05.043
  63. Matthias Höss, Amrei Dilling, Andrew Currant und Svante Pääbo: Molecular phylogeny of the extinct ground sloth Mylodon darwinii. Proceedings of the National Academy of Sciences 93, 1996, S. 181–185
  64. Alex D. Greenwood, Jose Castresana, Gertraud Feldmaier-Fuchs und Svante Pääbo: A Molecular Phylogeny of Two Extinct Sloths. Molecular Phylogenetics and Evolution 18 (1), 2001, S. 94–103
  65. Michael Hofreiter, Julio L. Betancourt, Alicia Pelliza Sbriller, Vera Markgraf und H. Gregory McDonald: Phylogeny, diet, and habitat of an extinct ground sloth from Cuchillo Curá, Neuquén Province, southwest Argentina. Quaternary Research 59, 2003, S. 364–378
  66. Hendrik Poinar, Melanie Kuch, Gregory McDonald, Paul Martin und Svante Pääbo: Nuclear Gene Sequences from a Late Pleistocene Sloth Coprolite. Current Biology 13, 2003, S. 1150–1152
  67. Andrew A. Clack, Ross D. E. MacPhee und Hendrik N. Poinar: Mylodon darwinii DNA sequences from ancient fecal hair shafts. Annals of Anatomy 194, 2012, S. 26–30
  68. Graham J. Slater, Pin Cui, Analía M. Forasiepi, Dorina Lenz, Kyriakos Tsangaras, Bryson Voirin, Nadia de Moraes-Barros, Ross D. E. MacPhee und Alex D. Greenwood: Evolutionary Relationships among Extinct and Extant Sloths: The Evidence of Mitogenomes and Retroviruses. Genome Biology and Evolution 8 (3), 2016, S. 607–621
  69. Michael Buckley, Richard A. Fariña, Craig Lawless, P. Sebastián Tambusso, Luciano Varela, Alfredo A. Carlini, Jaime E. Powell und Jorge G. Martinez: Collagen Sequence Analysis of the Extinct Giant Ground Sloths Lestodon and Megatherium. PLoSONE 10 (11), 2015, S. e0139611, doi:10.1371/journal.pone.0139611
  70. Frédéric Delsuc, Melanie Kuch, Gillian C. Gibb, Jonathan Hughes, Paul Szpak, John Southon, Jacob Enk, Ana T. Duggan und Hendrik N. Poinar: Resolving the phylogenetic position of Darwin’s extinct ground sloth (Mylodon darwinii) using mitogenomic and nuclear exon data. Proceedings of the Royal Society B 285, 2018, S. 20180214, doi:10.1098/rspb.2018.0214
  71. Sergio F. Vizcaíno und Gustavo J. Scillato-Yané: Short note o an Eocene tardigrade (Mammalia, Xenarthra) from Seymour Island, West Antarctica. Antarctic Science 7 (4), 1995, S. 407–408
  72. Sergio F. Vizcaíno, Mariano Bond, Marcelo A. Reguero und R. Pascual: Youngest record of fossil land mammals from Antarctica: its significance on the evolution of terrestrial environment on Antarctic Peninsula during the late Eocene. Journal of Paleontology 71, 1997, S e. 348–350
  73. Ross D. E. MacPhee und Marcelo A. Reguero: Reinterpretation of a Middle Eocene Record of Tardigrada (Pilosa, Xenarthra, Mammalia) from La Meseta Formation, Seymour Island, West Antarctica. American Museum Novitates 3689, 2010, S. 1–21
  74. François Pujos, Martin R. Ciancio, Analía M. Forasiepi, Michel Pujos, Adriana M. Candela, Bárbara Vera, Marcelo A. Reguero, Ana María Combina und Esperanza Cerdeño: The late Oligocene xenarthran fauna of Quebrada Fiera (Mendoza, Argentina) and its implications for sloth origins and the diversity of Palaeogene cingulates. Papers in Paleontology 7 (3), 2021, S. 1613–1656, doi:10.1002/spp2.1356
  75. Malcolm McKenna, André R. Wyss und John J. Flynn: Paleogene Pseudoglyptodont Xenarthrans from Central Chile and Argentine Patagonia. American Museum Novitates 3536, 2006, S. 1–18
  76. Alfredo A. Carlini und Gustavo J. Scillato-Yané: The oldest Megalonychidae (Xenarthra: Tardigrada); phylogenetic relationships and an emended diagnosis of the family. Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie Abhandlungen 233 (3), 2004, S. 423–443
  77. Daniela C. Kalthoff und Jeremy L. Green: Feeding Ecology in Oligocene Mylodontoid Sloths (Mammalia, Xenarthra) as Revealed by Orthodentine Microwear Analysis. Journal of Mammalian Evolution 25 (4), 2018, S. 551–564
  78. Ross D. E. MacPhee und Manuel A. Iturralde-Vinent: Origin of the Greater Antillean Land Mammal Fauna, 1: New Tertiary Fossils from Cuba and Puerto Rico. American Museum Novitates 3141, 1995, S. 1–31
  79. Manuel Iturralde-Vinent und Ross D. E. MacPhee: Paleogeography of the Caribbean region: Implications for Cenozoic biogeography. Bulletin of the American Museum of Natural History 238, 1999, S. 1–95
  80. Sergio F. Vizcaíno, M. Susana Bargo, Richard F. Kay, Richard A. Fariña, Mariana Di Giacomo, Jonathan M. G. Perry, Francisco J. Prevosti, Néstor Toledo, Guillermo H. Cassini und Juan C. Fernicola: A baseline paleoecological study for the Santa Cruz Formation (late–early Miocene) at the Atlantic coast of Patagonia, Argentina. Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 292, 2010, S. 507–519
  81. Ross D. E. MacPhee, Manuel A. Iturralde-Vinent und Eugene S. Gaffney: Domo de Zaza, an Early Miocene Vertebrate Locality in South-Central Cuba, with Notes on the Tectonic Evolution of Puerto Rico and the Mona Passage. American Museum Novitates 3394, 2003, S. 1–42
  82. Gerardo de Iuliis, Guillermo H. Ré und Sergio F. Vizcaíno: The Toro Negro Megatheriine (Mammalia, Xenarthra): A new species of Pyramiodontherium and a review of Plesiomegatherium. Journal of Vertebrate Paleontology 24 (1), 2004, S. 214–227
  83. François Pujos, Gerardo De Iuliis, Bernardino Mamani Quispe und Ruben Andrade Flores: Lakukullus anatisrostratus, gen. et sp. nov., A New Massive Nothrotheriid Sloth (Xenarthra, Pilosa) from the Middle Miocene of Bolivia. Journal of Vertebrate Paleontology 34 (5), 2014, S. 1243–1248
  84. Gerardo de Iuliis, Timothy J. Gaudin und Matthew J. Vicars: A new genus and species of nothrotheriid sloth (Xenarthra, Tardigrada, Nothrotheriidae) from late Miocene (Huayquerian) of Peru. Paleontology 54 (1), 2011, S. 171–205
  85. Ascanio D. Rincón, Andrés Solórzano, H. Gregory McDonald und Mónica Núñez Flores: Baraguatherium takumara, Gen. et Sp. Nov., the Earliest Mylodontoid Sloth (Early Miocene) from Northern South America. Journal of Mammalian Evolution 24, 2017, S. 179–191
  86. Ascanio D. Rincón, H. Gregory McDonald, Andrés Solórzano, Mónica Núñez Flores und Damián Ruiz-Ramoni: A new enigmatic Late Miocene mylodontoid sloth from northern South America. Royal Society Open Science 2, 2015, S. 140256, doi:10.1098/rsos.140256
  87. Alfredo A. Carlini, Gustavo J. Scillato-Yané und Rodolfo Sánchez: New Mylodontoidea (Xenarthra, Phyllophaga) from the middle Miocene–Pliocene of Venezuela. Journal of Systematic Palaeontology 4, 2006, S. 255–267
  88. Alfredo A. Carlini, Diego Brandoni und Rodolfo Sánchez: First Megatheriines (Xenarthra, Phyllophaga, Megatheriidae) from the Urumaco (Late Miocene) and Codore (Pliocene) Formations, Estado Falcón, Venezuela. Journal of Systematic Palaeontology 4 (3), 2006, S. 269–278
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  90. Gary S. Morgan: The Great American Biotic Interchange in Florida. Bulletin of the Florida Museum of Natural History 45 (4), 2005, S. 271–311
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