Saporischschja
Saporischschja (ukrainisch Запоріжжя, IPA: [zɐpoˈr⁽ʲ⁾iʒːɐ], deutsch auch Saporischja oder Saporishshja, russisch Запорожье Saporoschje, früher ukrainisch Олександрівськ Oleksandriwsk, russisch Александровск Aleksandrowsk) ist die Hauptstadt der Oblast Saporischschja in der südlichen Ukraine und mit etwa 760.000 Einwohnern (2015) die sechstgrößte Stadt der Ukraine. Die Großstadt liegt am Dnipro 70 km südlich der gleichnamigen Stadt.[1]
Saporischschja | |||
Запоріжжя | |||
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Basisdaten | |||
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Oblast: | Saporischschja | ||
Rajon: | Kreisfreie Stadt | ||
Höhe: | 86 m | ||
Fläche: | 240 km² | ||
Einwohner: | 761.993 (2015) | ||
Bevölkerungsdichte: | 3.175 Einwohner je km² | ||
Postleitzahlen: | 6900 | ||
Vorwahl: | +380 612 | ||
Geographische Lage: | 47° 50′ N, 35° 8′ O | ||
KOATUU: | 2310100000 | ||
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt mit 7 Stadtrajons | ||
Bürgermeister: | Wolodymyr Burjak | ||
Adresse: | пр. Соборний 206 69105 м. Запоріжжя | ||
Website: | https://zp.gov.ua/uk | ||
Statistische Informationen | |||
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Saporischschja ist ein wichtiger Verkehrsknoten, ein Industriezentrum sowie kultureller Mittelpunkt mit Hochschulen, Theater und Museen. In der Stadt befinden sich viele Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel die Insel Chortyzja. Im Zeitraum 2017 bis 2018 hat die Stadtregierung mit Unterstützung des kanadischen Beratungsinstituts Partnership for Local Economic Development and Democratic Governance die Entwicklungsstrategie 2018 erstellt, deren Ziele seit 2018 in den Bereichen Ökologie, Wirtschaft, öffentliche Infrastruktur sowie Bildung und Forschung umgesetzt werden.[2]
Geographie
Die Stadt befindet sich im Norden der Oblast Saporischschja. Die Entfernung nach Kiew beträgt 444 km Luftlinie, die nach Dnipro 70 km. Südlich der Stadt ist der Dnepr zum 2155 km² großen Kachowkaer Stausee angestaut.
Die Agglomeration der Stadt bilden im Osten beginnend und dem Uhrzeigersinn folgend die Ortschaften im Rajon Saporischschja Nataliwka, Rostuschtsche, Nowooleksandriwka, Balabyne, Rosumiwka, Baburka, Nowoslobidka, Wyssokohirne, Sonjatschne, Wolodymyriwske, Prydniprowske, und die im Rajon Wilnjansk gelegenen Ortschaften Wilnoandrijiwka, Bohatyriwka, Ljuzerna, Matwijiwka und Kamjane, die allesamt mit ihrem Siedlungskern direkt an die bebaute Fläche von Saporischschja angrenzen.
Stadtgliederung
Das Stadtgebiet von Saporischschja besteht aus 7 Rajonen.[3] Diese sind:
Nummer | Rajon | Einwohner (November 2015)[3] |
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1 | Rajon Oleksandriwsk | 68.666 |
2 | Rajon Sawod | 50.750 |
3 | Rajon Komuna | 133.752 |
4 | Rajon Dnipro | 135.934 |
5 | Rajon Wosnesseniwka | 101.349 |
6 | Rajon Chortyzja | 115.641 |
7 | Rajon Schewtschenko | 151.558 |
Klima
Es herrscht ein gemäßigtes kontinentales Klima mit milden Wintern (durchschnittliche Temperaturen um den Gefrierpunkt) und warmen (manchmal heißen) Sommern mit Höchsttemperaturen von über 25 °C. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 9,4 °C. Der kälteste Monat ist der Januar mit einer durchschnittlichen Temperatur −3,1 °C, der wärmste Monat ist der Juli mit durchschnittlichen 22,5 °C. Jedoch muss besonders im Juni mit viel Niederschlag gerechnet werden.
Klimadiagramm
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Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahl von Saporischschja ist seit der Bekanntmachung 1781 bis 1991 stetig gestiegen, seit 1991 hingegen gesunken. Heute liegt sie bei 762.000 Einwohnern (2015).[1] Hier folgend eine Grafik und eine Tabelle mit allen Einwohnerzahlen:
Einwohnerentwicklung der Stadt Saporischschja ab 1781 bis 2017 | |||||||||
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Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | ||||
1781 | 329[6] | 1795 | 1230[6] | 1804 | 2500[6] | ||||
1824 | 1716[7] | 1859 | 3100[7] | 1861 | 3819[6][8] | ||||
1864 | 4354[7] | 1870 | 4601[9] | 1885 | 6707[10] | ||||
1894 | 16.100[11] | 1897 | 16.393[12] | 1900 | 24.196[13] | ||||
1902 | 35.000[7] | 1910 | 38.000[14] | 1913 | 63.000[6] | ||||
1915 | rund 60.000[7] | 1916 | 72.900[6] | 1917 | 58.517[15] | ||||
1926 | 55.744[16] | 1937 | 243.148[16] | 1939 | 289.188[17][18] | ||||
1943 | 120.000[17] | 1956 | 381.000[14] | 1959 | 449.000[18] | ||||
1970 | 658.000[19] | 1971 | 676.000[18] | 1979 | 781.000[20] | ||||
1989 | 883.909[1] | 1991 | 896.600[21] | 2001 | 815.256[22] | ||||
2010 | 776.918[23] | 2017 | 749.000[24] |
Ethnien
In Saporischschja sind die meisten Bewohner Ukrainer mit einem Anteil von über 70 % an der Gesamtbevölkerung. Der Bevölkerungsanteil der russischen Bewohner beträgt gut 25 %. An dritter Stelle rangieren die Weißrussen mit einem Anteil von 0,67 %. Des Weiteren ergaben sich bei der Volkszählung von 2001 folgende Ergebnisse:[25]
Bevölkerungsart | Anzahl | Anteil |
---|---|---|
Ukrainer | 573.000 | 70,28 % |
Russen | 207.000 | 25,39 % |
Weißrussen | 5.500 | 0,67 % |
Bulgaren | 3.600 | 0,44 % |
Juden | 3.400 | 0,42 % |
Georgier | 3.100 | 0,38 % |
Armenier | 3.080 | 0,38 % |
Tataren | 2.200 | 0,27 % |
Aserbaidschaner | 1.200 | 0,15 % |
Roma | 920 | 0,11 % |
Polen | 780 | 0,1 % |
Deutsche | 760 | 0,09 % |
Moldawier | 720 | 0,09 % |
Sprachgebrauch
In Saporischschja ist, wie in der gesamten Ukraine, die Amtssprache ukrainisch, allerdings überwiegt in der Stadt Russisch als regionale Amtssprache im allgemeinen Sprachgebrauch.[26]
Religionen
Mit Stand vom 11. September 2012 hat die Stadt mehr als 90 religiöse Gemeinschaften, Bewegungen und Richtungen.[27]
Mit insgesamt 51,1 % der Bevölkerung stellen die Gläubigen der unterschiedlichen Teilkirchen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche die größte Gruppe an Gläubigen in Saporischschja.[28] In Saporischschja ist hauptsächlich die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats vertreten. Große orthodoxe Kirchengebäude sind die Heilige Schutz Kathedrale, die Sankt-Nikolaus-Kirche und die Sankt-Andreas-Kathedrale. 39 % der Gläubigen zählen zu den Protestanten.[28] Zu ihnen gehören unter anderem die Evangeliumschristen-Baptisten (EZB), die Pfingstler (EFC) sowie die Siebenten-Tags-Adventisten (SDA). Die Katholiken der Stadt gehören entweder zur Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche oder zur Römisch-Katholischen Kirche.
Der Verband des Orthodoxen Judentums teilt sich in sechs Gemeinden. In der Region gibt es fünf muslimische Gemeinden, die Teil der Geistlichen Verwaltung der Muslime in der Ukraine (Duma) sind. Vier Gemeinden sind unabhängig. Außerdem gibt es in Saporischschja eine Niederlassung der vedischen Akademie.
Geschichte
Aus archäologischen Funden geht hervor, dass sich vor 5000 bis 6000 Jahren an dieser Stelle Niederlassungen skythischer Nomadenstämme befanden.
An der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert entflohen leibeigene Bauern aus Mittelrussland dem Joch ihrer Feudalherren an den Dnepr (ukrain. Dnipro) auf freien Boden und nannten sich Kosaken, was freie Menschen bedeutete.
Auf der kleinen Dneprinsel Mala Chortyzja errichtete 1552 der Ataman Dmytro Wyschneweckyj eine Sitsch, die heute vielen, trotz anderslautender Forschungsbefunde, als erste Saporoger Sitsch und „Wiege des Saporoger Kosakentums“ gilt. Im 18. Jahrhundert wurden die Kosaken zu einem privilegierten Militärstand im zaristischen Russland, der an den Landesgrenzen Boden erhielt, dafür aber diese Grenzen militärisch schützen musste. Dennoch unterstellten sie sich 1711–1739 der Herrschaft der Osmanen und Krimtataren.
In Folge des Russisch-Österreichischen Türkenkrieges fiel Saporischschja 1739 durch den Frieden von Belgrad an Russland. 1770 wurde am Dnepr eine Festung errichtet, neben der die Ortschaft Oleksandriwsk, die Vorläuferin des heutigen Saporischschja entstand. Im 19. Jahrhundert war die Stadt das administrative Zentrum des Ujesd Alexandrowsk im Gouvernement Jekaterinoslaw. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war Oleksandriwsk ein Kreisstädtchen, das im Jahre 1921 in Saporoschje umbenannt wurde.
1932/33 war die Stadt vom Holodomor, einer riesigen Hungersnot, betroffen, der viele Bewohner der Stadt zum Opfer fielen.
Während des Deutsch-Sowjetischen Krieges war die Stadt vom 4. Oktober 1941 bis zum 14. Oktober 1943 von der Wehrmacht besetzt und wurde aufs Schwerste in Mitleidenschaft gezogen. Am Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg war die Stadt Standort des Kriegsgefangenenlagers 100, Saporischschja, für deutsche Kriegsgefangene.[29] Schwer Erkrankte wurden im Kriegsgefangenenhospital 1149 versorgt. Auf verschiedenen Friedhöfen für Kriegsgefangene sind über 35.000 Tote in Einzel- oder Massengräbern beigesetzt.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde Saporischschja 1991 Teil der heutigen unabhängigen Ukraine.[30]
Regierung und Politik
Saporischschja ist eine kreisfreie Stadt und gleichzeitig das Oblastzentrum der Oblast Saporischschja.[31][32] Dabei unterscheidet man zwischen der Regierung für die Oblast und der Regierung für die Stadt.
Städtische Regierung
Behörden und Beamte in der Stadt sind der:
- Stadtrat: Er ist die gesetzgebende Körperschaft und wird von der Bevölkerung für fünf Jahre gewählt.
- Bürgermeister: Er ist der höchste Beamte.
Der Bürgermeister wird von den Bewohnern der Stadt durch eine direkte, allgemeine, freie und geheime Wahl für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Wiedergewählt legt der Bürgermeister den Eid auf die Tagung des Stadtrates ab.[31] Nach der Bürgermeisterwahl vom Oktober 2015 wurde Wolodymyr Viktorowitsch Burjak (parteilos) offizieller erster Bürgermeister der Stadt Saporischschja.[33] - 7 Bezirksverwaltungen
Ihre Arbeit konzentriert sich hauptsächlich auf den jeweiligen Rajon.
Regierung der Oblast
In Saporischschja befinden sich auch die gesetzesgebenden und gerichtlichen Beamten der Oblast Saporischschja. Dies ist z. B. der Regionalrat der Oblast Saporischschja (ukr. Запорізька обласна рада).
Politische Parteien und Stadtrat
Mit Stand vom 1. Februar 2010 gab es in der Stadt 105 lokale Organisationen, die den verschiedenen Parteien angehören.[34]
Die derzeitige Zusammensetzung des Stadtrates ist wie folgt:[35]
Partei | Sitze |
---|---|
Fraktion Samopomitsch | 6 |
Fraktion Vaterland-Partei | 6 |
Fraktion UKROP | 9 |
Fraktion „Neue Politik“ | 8 |
Fraktion Solidarnost | 7 |
Fraktion „Unsere Region“ | 6 |
Fraktion Oppositionsblock | 20 |
Fraktionslos | 1 |
Städtepartnerschaften
Die Stadt Saporischschja unterhält eine Städtepartnerschaft mit acht Städten:[36]
- Lahti, Finnland, seit 21. Februar 1953
- Belfort, Frankreich, seit 2. Juli 1967
- Birmingham, England, seit 20. Juni 1973
- Linz, Österreich, seit 6. Mai 1983. Hier gibt es deshalb auch eine Saporoshjestraße.
- Oberhausen, Deutschland, seit 20. Mai 1986. Hier finden jährlich Jugendbegegnungen der Stadt Oberhausen statt. Viele Schulen unterhalten ständig Kontakt zu Schulen in Saporischschja. Des Weiteren gibt es einen Förderkreis Saporischschja[37] und einen Platz mit dem Namen Saporoshje-Platz, auf dem auch ein Schild mit der Entfernung steht (3856 km).
- Yichang, China, seit 16. Oktober 1997
- Nowokusnezk, Russland
- Magdeburg, Deutschland, seit 29. Mai 2008.
- Steinbach, Kanada, seit 2018
Sehenswürdigkeiten
- Saporischschja ist eine Industriestadt mit zahlreichen Parks, Grünanlagen, Obstgärten, Grünalleen und Blumenrabatten, die sich an den breiten Straßen entlangziehen.
- Die Insel Chortyzja ist ein beliebter Erholungsort der Einwohner. 1993 erhielt sie den Status eines Nationalen Sapowednik, welcher die einzigartige Natur der Insel sowie eine große Anzahl von Geschichtsdenkmälern unter besonderen Schutz stellt. Im Norden der Insel befindet sich das Museum der Geschichte des Saporoger Kosakentums, etwas südlich davon wurde ein Freilichtmuseum errichtet, das eine Kosakensitsch nachstellt. Berühmt ist auch das Pferde- und Reittheater im Süden der Insel, wo Artisten in kosakischer Tracht ihre Kunststücke auf und unter Pferden präsentieren.
- Durch die Innenstadt verläuft der Sobornyj-Prospekt, der ehemalige Lenin-Prospekt, welcher mit einer Länge von 12 Kilometern die längste innerstädtische Straße Europas darstellt und von Gebäuden im Stil des Sozialistischen Klassizismus gesäumt ist. An seinem Beginn befand sich das größte Lenindenkmal der Ukraine, das im Zuge der Dekommunisierung in der Ukraine Anfang 2016 demontiert wurde. Von hier aus hat man einen Blick auf eine weitere Sehenswürdigkeit, die Dnepr-Staumauer DniproHES. Sie erstreckt sich über eine Länge von 760 Meter und hat eine Höhe von 60 Meter.[38]
Sport
2006 gab es in Saporischschja rund 35 Kinder- und Jugendsportschulen, in denen elftausend Kinder trainierten.[39] Viele unterschiedliche Sportangebote, wie beispielsweise Kickboxen, griechisch-römisches Ringen, Gymnastik, Volleyball, Fußball, Handball und Basketball sind vorhanden.
Die Stadt ist im Besitz zahlreicher Sportanlagen wie z. B. eine Leichtathletik-Arena, verschiedene Schwimmbäder, Sportplätzen mit Kunstrasen, der „Jugend“-Sportpalast, ein modernes Fußballstadion (Slawutytsch-Arena), sowie viele andere mehr. Auch viele Universitäten und Unternehmen haben ihre eigenen Sportstätten.
Fußball
Der Fußballverein Metalurh Saporischschja spielte bis zum Jahr 2011 in der Ukrainischen Premjer-Liha und qualifizierte sich in der Saison 2002–2003 und 2006–2007 für die Europa League, wodurch der Verein auch international bekannt wurde.
Seit dem Krieg in der Ukraine spielt der Fußballverein Sorja Luhansk in Saporischschja.
Handball
Saporischschja besitzt die meisten Handball-Einrichtungen des Landes und wird deshalb auch sehr oft als die „Handball-Hauptstadt der Ukraine“ bezeichnet.[40] Bis jetzt wurden fünf Sportverein-Vertreter oder -Vorstände Olympiasieger. In der Stadt gibt es zahlreiche Handballvereine, unter anderem den Verein „ZTR“ oder den Verein „Motor-ZNTU-ZAS“.
Wirtschaft
Industrie
Nach dem Ende des Bürgerkrieges (1918–1921) begann eine intensive industrielle Entwicklung. Entscheidend trug dazu der Bau des Wasserkraftwerks am Dnepr bei, das am 1. Mai 1932 vollendet wurde und damals eines der größten Europas war. Es wurde nach Kriegszerstörungen 1947 wieder aufgebaut.
Das Vorhandensein kostengünstiger Energie und die Nähe der Lagerstätten von Kohle, Eisenerz und Mangan bedeuteten günstige Voraussetzungen für die Anlage von Großbetrieben der Eisen- und Nichteisenmetallurgie und des Maschinenbaus. Größtes Unternehmen ist die seit den 1920er Jahren tätige und seit den 1960er Jahren PKWs produzierende Firma Saporisky Awtomobilebudiwny Sawod (ZAZ beziehungsweise SAS), die vor allem durch PKWs der Marke Saporoshez bekannt geworden ist.
Heute ist Saporischschja ein wichtiges Industriezentrum der Region mit Firmen der Schwerindustrie (besonders Metallurgie), der Aluminium- und chemischen Industrie. In der Stadt werden unter anderem Flugzeugmotoren, Landmaschinen und Motorfahrzeuge (ZAZ) hergestellt. Der Hafen von Saporischschja ist Umschlagplatz für Güter aus dem gesamten Donezbecken.
Energie
Bei Saporischschja befindet sich das größte zentrale Wasserkraftwerk (hydroelektrische Station) der Ukraine auf dem Fluss Dnepr, das „DneproGES 2“. Erbaut wurde die ursprünglich als „DneproGES“ oder Dnjeprostroj bezeichnete Talsperre von 1927 bis 1932 bei der Stadt Saporischschja, dort wo der Dnepr in Höhe der Insel Chortitza in früherer Zeit für seine Stromschnellen und Felsen im Wasser berüchtigt war. Das ist der Ort, von dem die Stadt ihren Namen bekommen hat (Saporischschja heißt „Hinter den Stromschnellen“ – sa = hinter, porisch = Steine, Felsen). „DneproGES“ wurde 1932 in Betrieb genommen und bis 1939 erreichte die Elektrostation ihre geplante Produktionskapazität.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Wasserkraftwerk zerstört und in den Jahren 1944 bis 1950 als „DneproGES 2“ wieder aufgebaut. 1969–1980 wurde „DneproGES“ zur Zunahme der Kapazität und dem Aufbau einer Fahrbahn auf der Staumauer vergrößert. Auch am linken Ufer wurde ein weiterer Stauraum errichtet. Dieser Teil wird als „Dnjeprostroj-3“ bezeichnet.
Das Kraftwerk liefert eine elektrische Leistung von 1500 Megawatt für die Industriegebiete von Dnipro, Krywyj Rih und Saporischschja. Auf einer Länge von mehr als 65 Kilometer erhöht sich der Wasserspiegel des Dnepr durch den Staudamm von Saporischschja bis nach Dnipro.
Der vom Kraftwerk erzeugte Strom wird zum Teil über eine Freileitungskreuzung über den östlichen Arm des Dnepr abgeführt, die auf zwei markanten Portalmasten, dem Masttripel von Saporischschja verlegt ist.
Nicht weit von Saporischschja beginnt der Kachowkaer Stausee; seiner gewaltigen Ausmaße wegen wird er von der Bevölkerung auch als „Meer“ bezeichnet. Für die Auffüllung des 240 km langen Beckens, das den Anbau von Wein, Obst und selbst Reis in der Region möglich machte, brauchte man zwei Jahre. 70 km flussabwärts befindet sich in Enerhodar das Kernkraftwerk Saporischschja, welches mit sechs Reaktorblöcken in Betrieb das größte Kernkraftwerk Europas ist.
Fernsehen
In Saporischschja befinden sich folgende lokale Fernsehkanäle: „Saporischschja“, TRC „Alex“ (enthält zwei Kanäle – „Alex“ und „ATV“), ZNTRK „TV-5“ (enthält zwei Kanäle – der „TV-5“ und „TV-5 Sport“), MTM und „TV Gold“. Nach der Anzahl von Fernsehquoten liegt der Kanal „1+1“ vor dem Kanal „Inter“. Auf dem Grundstück des Radiosenders „The Great Meadow“ arbeitet der Fernsehkanal „5“, welcher für Nachrichten in der Ukraine zuständig ist. Die Basis dient allerdings nur für Nachrichten innerhalb Saporischschjas.[41]
Radio
In Saporischschja senden mehr als ein Dutzend FM-Radio-Sender. Unter anderem gehören dazu: „Nostalgia“, „The Great Meadow“, „Zaporizhzhya“ etc.[42]
Zeitungen
Im Jahr 2005 wurden in der Region von Saporischschja mehr als 185 verschiedene Zeitungen veröffentlicht, die mit einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren verteilt sind.[43] Das regionale Zentrum produziert mehr als 20 verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Unter anderem gehören dazu: „Das industrielle Saporischschja“, „Moment“, „Mrija“, „tasche“, „Priwos“, „Samstag plus“, „blau“ etc.[43][44]
Gesundheitswesen
Im Jahr 2011 bestand das Netz von Krankenhäusern in Saporischschja aus 33 kommunalen und staatlichen Gesundheitseinrichtungen, die eine Einrichtung der Primar- und Sekundarstufe des Gesundheitswesens hatten. Von diesen Einrichtungen waren 17 Krankenhäuser, darunter neun allgemeine Krankenhäuser, zwei Kinderkliniken, fünf Geburtskliniken und ein Krankenhaus, das sich als Rettungsdienst und Krankentransport bezeichnet. Der wirkliche Unterschied zwischen einem Krankenhaus und einem allgemeinen Krankenhaus ist nicht besonders groß. „Normale Krankenhäuser“ spezialisieren sich mehr für eine oder mehrere Erkrankungen, allgemeine eher um die Allgemeinmedizin. Vergleiche hier z. B. das Allgemeine Krankenhaus der Stadt Linz.
Am 1. Januar 2011 wurden in der Stadt insgesamt 4240 Krankenhausbetten gezählt. Auf 10.000 Einwohner gerechnet besteht die Rate der Krankenhausbetten somit 54,3.
Ein Hauptproblem der Stadt ist der medizinische Fachpersonalmangel, vor allem bei Hausärzten, Kinderärzten, Radiologen, Laboranten etc. Allein sie zusammen machen schon 50–60 % der gesamten Medizinischen Versorgung aus. Auch erfordert es der Verbesserung der materiellen und technischen Einrichtungen, insbesondere in der Notfallversorgung und im ambulante Bereich.[45]
Die Gesundheitsausgaben betrugen 2010 406,5 Millionen Griwna. Die Ausgaben reichten allerdings nicht für eine vollständige Medizinische Versorgung aus.[46]
Friedhöfe
In Saporischschja ist das Unternehmen „Ritual“ für die Pflege und Erhaltung der Friedhöfe zuständig. Allerdings ist der einzige Friedhof, der noch in Betrieb ist, der Kuschugumskoje-Friedhof.
Aktuell wird auch über einen Bau eines Krematoriums diskutiert.
Verkehr
Saporischschja besitzt ein modernes Verkehrsnetz von Intercity-ähnlichen Zügen, der allgemeinen Eisenbahn, der Luftfahrt, der Binnenschifffahrt, des Straßennetzes sowie des öffentlichen Personennahverkehrs.
Schienenverkehr
Saporischschja bildet den Schnittpunkt von den Eisenbahnlinien Moskau–Charkiw–Saporischschja und Simferopol–Krywyj Rih. Der Hauptbahnhof der Stadt heißt Saporischschja-1 (Запоріжжя-1). Außerdem gibt es einen weiteren, weniger bedeutenden Bahnhof Saporischschja-2. Die Stadt wird mehrmals täglich mit Kiew verbunden. Andere Städte wie Moskau, Dnipro, Melitopol oder Lemberg werden ebenfalls von hier aus angefahren. Die regionale Eisenbahngesellschaft in der Region ist die Prydniprowska Salisnyzja.
Außerdem ist Saporischschja für seine Kindereisenbahn bekannt, die mit einer Länge von 9,4 km die zweitgrößte der ehemaligen Sowjetunion war.
Straßenverkehr
Saporischschja ist mit den Fernstraßen M 18, N 08 und N 23 sowie der Territorialstraße T–08–06 an das ukrainische Straßennetz angebunden.
Ein großes Problem in der Stadt stellen die Verbindungen des Straßenverkehrs über den Dnepr dar. Häufig kommt es hier zu Behinderungen. Die Intensität des Verkehrs durch Brücken- oder Flussverbindungen überschreiten ihre Kapazität um das 3,7fache. 2004 begann man mit dem Bau neuer Brücken, die parallel zu den alten Brücken verlaufen sollen, um Staus vermeiden und die nötige Kapazität darbringen zu können.[47]
Vom Busbahnhof aus sind das gesamte Stadtgebiet sowie diverse nationale und internationale Ziele erreichbar.
Luftverkehr
Saporischschja ist mit dem internationalen Flughafen Saporischschja an das Luftnetz angebunden. 2015 zählte dieser rund 128.000 Passagiere. Es werden Flüge nach Moskau, Kiew oder Istanbul angeboten. Mit dem Sommerflugplan 2020 folgt Wien.
Schiffsverkehr
Auf einer Länge von mehr als 65 Kilometer erhöht sich der Wasserspiegel des Dnepr durch den Staudamm von Saporischschja bis nach Dnipro. Erst mit der dadurch einsetzenden Überschwemmung der Stromschnellen des Flusses und der Anlage der Schleusen – einer Dreikammerschleuse (je 120 m lang) sowie einer neuen Einkammerschleuse (290 m lang, Hubhöhe 36 m) – wurde der Fluss von Dnipro bis zum Schwarzen Meer, selbst für Hochseeschiffe, schiffbar gemacht.
Der Hafen von Saporischschja ist Umschlagplatz für Güter aus dem gesamten Donezbecken.
Öffentlicher Personennahverkehr
In der Stadt wird der öffentliche Personennahverkehr mit der Straßenbahn Saporischschja, durch Oberleitungsbusse, durch öffentliche sowie private Linienbusse und durch Taxis geregelt.
Insgesamt ist das Straßenbahnnetz, welches immer mehr an Bedeutung verliert, mit rund zehn Strecken und das O-Busnetz mit rund acht Strecken und 331,3 km vertreten. Das Busnetz variiert durchschnittlich von 10,0 bis 30,0 km. Einige sogar zu 55,0 km
Bildung und Forschung
Am Ende des Jahres 2009 gab es in Saporischschja 144 Kindergärten, die von insgesamt 22.900 Kinder besucht wurden. Die Zahl der bestehenden Plätze betrug allerdings nur 17.900 Plätze.[48]
Im Jahr 2008 lernten 64.000 Schüler in der Stadt an öffentlichen Schulen unterschiedlicher Stufen. Insgesamt gab es 274 Bildungseinrichtungen.[49] Allein 120 Bildungseinrichtungen fielen auf die zweite Sekundarstufe. Dazu gehören: 16 Gymnasien, 10 Lyzeen, zwei Kollegien sowie weitere 30 Bildungseinrichtung der Sekundarstufe 2. Obwohl Saporischschja zu den Regionen gehört, wo das Russische am meisten gesprochen wird, wird im normalen Fall in der Ukraine in Schulen nur ukrainisch gesprochen. Da es allerdings auch Kinder gibt, die nur russisch aufgezogen werden, gibt es in Saporischschja auch Schulen mit russischer Sprache. Insgesamt 52 % der Schüler sprachen in der Schule ukrainisch, der Rest russisch.
Das Netz von höheren berufsbildenden Bildungseinrichtungen besteht in der Stadt aus 17 Schulen der I. – IV. Akkreditierung und 16 berufsausbildenden Schulen. Insgesamt studierten etwa 45.000 Studenten.
Die wichtigsten Hochschulen in der Stadt sind:
- Saporischschjer Staatliche Ingenieurakademie (ZSEA)
- Saporischschjer Staatliche Medizinische Universität (ZSMU)
- Saporischschjer Institut für Wirtschaft und Informationstechnologie (ZIEIT)
- Saporischschjer Nationale Technische Universität (ZNTU)
- Saporischschjer National University (ZNU)
- Saporischschjer Rechtsinstitut (ZYUI)
- Klassische Private Universität (KPU)
Wissenschaftszentren
Die wichtigsten Wissenschaftszentren in der Stadt sind das Titanium-Institut, das Institut für Spezialstähle, das Institut für Mechanisierung der Tierhaltung, das Institut für Agrartechnik, das Institut für Gasreinigung, das Transformator-Institut, das Institute of Power Energy und das Design and Technology Institut.[48]
Söhne und Töchter der Stadt
Sonstiges
Das einzige U-Boot der ukrainischen Marine, die Saporischschja (U-01), ist nach der Stadt benannt.
Weblinks
Einzelnachweise
- Demographie ukrainischer Städte auf pop-stat, abgerufen am 28. September 2015
- Stadtregierung Saporischja: Zaporizhia Development Strategy 2018. 2018, abgerufen am 13. März 2020 (engl.).
- Statistik der Rajone (ukrainisch) PDF-Datei. Aufgerufen am 6. Juni 2016
- Klimadaten für Saporischschja auf waterbase.com (englisch). Aufgerufen am 29. Dezember 2012.
- Sonnenstunden und Niederschlagstage auf iten-online.ch. Aufgerufen am 29. Dezember 2012.
- Geschichte von Saporischschja auf der offiziellen Webseite der Stadt Saporischschja (ukrainisch) (Memento vom 13. Januar 2013 im Webarchiv archive.today). Aufgerufen am 29. Dezember 2012.
- Journal von Natalia Ostasheva Venger „The Mennonite Industrial Dynasties in Alexandrovsk“ (2003) (englisch). Aufgerufen am 30. Dezember 2012.
- Sammlung von wissenschaftlichen Arbeiten, die von Studenten sind. (Збiрник наукових праць аспірантів) von T.H Shevchenka. Aufgerufen am 30. Dezember 2012.
- Die amerikanische Enzyklopädie bearbeitet von George Ripley und Charles A Dana (New York) (1879) (englisch). Aufgerufen am 30. Dezember 2012.
- Brockhaus und Efrons Enzyklopädie (russisch). Aufgerufen am 30. Dezember 2012.
- Universal Kalendar für 1889 (Всеобщий календарь на 1898 год) von Hermann Hoppe (St. Petersburg) (1898) (russisch). Aufgerufen am 30. Dezember 2012.
- Große russische Enzyklopädie (Большая Знциклопедія) (1903) (russisch). Aufgerufen am 30. Dezember 2012.
- Russischer Kalender für 1906 (Русский календарь на 1906 г.) (St.Petersburg) (1906) (russisch). Aufgerufen am 30. Dezember 2012.
- Ukrainisches SRR(Украинская ССР) (1958). Aufgerufen am 30. Dezember 2012.
- Sergina V. Stadt Zaporozhye: 1921–1991 (die richtige Geschichte): Historisches TV-Projekt für jedes Publikum – 2005 – 1. CD-ROM des Films „Das Jahr 1926“
- Ein halbes Jahrhundert als „geheim“ eingestuft: Die All-Union Volkszählung 1937 von Valentina B Zhiromskaya (1996)
- „Die Evakuierung der Städte“ von Wilbur Zelinsky. Aufgerufen am 30. Dezember 2012.
- Artikel Saporischschja in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)
- Das ukrainische Viertel. Aufgerufen am 1. Januar 2013.
- Verschiedene Einwohnerzahlangaben von 1979 der unterschiedlichsten Städten. Aufgerufen am 1. Januar 2013.
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