Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring
Die Fallschirm-Panzer-Division 1 „Hermann Göring“ war eine deutsche Panzerdivision im Zweiten Weltkrieg. Sie war der Luftwaffe unterstellt, jedoch im Rahmen von Großverbänden des Heeres eingesetzt und nicht fallschirmsprungfähig.
Fallschirm-Panzer-Division 1 | |
---|---|
Truppenkennzeichen der Hermann-Göring-Division | |
Aktiv | 24. Februar 1933 als Polizeiabteilung z.b.V. „Wecke“ bis Mai 1945 (Kapitulation) |
Staat | Deutsches Reich |
Streitkräfte | Wehrmacht |
Teilstreitkraft | Luftwaffe |
Typ | Panzerdivision |
Gliederung | Gliederung |
Garnison | Berlin, Hermann-Göring-Kaserne |
Zweiter Weltkrieg | 1939 Überfall auf Polen 1940 1941–1943 1943 1944 1945 |
Kommandeure | |
Liste der | Kommandeure |
Insignien | |
Afrikakorps Sonderzeichen | |
Ihr Personalbestand wurde aus Freiwilligen von NS-Organisationen wie der Hitlerjugend rekrutiert. Sie kämpfte im Afrikafeldzug, in Sizilien und Italien und an der Ostfront. Während des Krieges wurde sie vom Regiment bis zum Panzerkorps vergrößert. Stationiert war der Verband in Berlin in der neuerbauten Hermann-Göring-Kaserne (heutigen Julius-Leber-Kaserne) und in Velten.[1] Benannt war er nach dem Reichsmarschall und Oberbefehlshaber der Luftwaffe Hermann Göring. Durch diese Namensgebung sollte eine enge Verbundenheit von Wehrmachtstruppenteilen zum Nationalsozialismus hergestellt und gleichzeitig die Hausmacht innerhalb der Parteihierarchie dokumentiert werden.
Geschichte
Historische Übersicht
- Polizeiabteilung z. b. V. Wecke – Februar 1933 bis Juni 1933
- Landespolizeigruppe Wecke z. b. V. – Juni 1933 bis Januar 1934
- Landespolizeigruppe General Göring – Januar 1934 bis September 1935
- Regiment General Göring – September 1935 bis Jahresbeginn 1941
- Regiment (mot.) Hermann Göring – Jahresbeginn 1941 bis Juli 1942
- Brigade Hermann Göring – Juli bis Oktober 1942
- Division Hermann Göring – Oktober 1942 bis Juni 1943
- Panzer-Division Hermann Göring – Juni 1943 bis April 1944
- Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring – April bis Oktober 1944
- Fallschirm-Panzerkorps Hermann Göring – Oktober 1944 bis Mai 1945
Gründung und Anfangsphase – Polizeiadministration
Bei der Ernennung Hitlers (NSDAP) zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 war Hermann Göring preußischer Innenminister. Dadurch hatte er den Oberbefehl über die gesamte preußische Polizei.
Am 24. Februar 1933 ließ Göring die Polizeiabteilung z. b. V. Wecke (z.b.V.: „zur besonderen Verwendung“) aufstellen. Seine Absicht war, einen Polizeiverband zu schaffen, die dem NSDAP-Regime treu ergeben war. Der Verband war nach seinem Kommandanten Major der Schutzpolizei Walther Wecke benannt, einem Veteranen des Ersten Weltkrieges und Mitglied der NSDAP, und in Berlin-Kreuzberg stationiert. Die Abteilung wurde bald wegen ihrer brutalen Vorgehensweise berüchtigt. In Zusammenarbeit mit der ebenfalls unter Görings Kontrolle stehenden Gestapo war sie an vielen Übergriffen gegen Kommunisten und Marxisten beteiligt und verantwortlich für die Verhaftung von Regimegegnern.
Im Juni 1933 vergrößerte Göring die Abteilung und stellte sie unter das Kommando der Landespolizei. Die Abteilung wurde zur Landespolizeigruppe Wecke z. b. V. umbenannt.
Göring verstärkte die Gruppe weiter und machte zur Voraussetzung, dass alle ihre Angehörigen eine militärische Ausbildung absolvieren mussten. Der Verband wurde in Landespolizeigruppe General Göring umbenannt. Beim sogenannten Röhm-Putsch am 30. Juni 1934 griff Hitler sowohl auf Görings Landespolizeigruppe als auch Himmlers Leibstandarte SS Adolf Hitler zurück. Görings Truppe und die Leibstandarte exekutierten viele führende Mitglieder der SA.
Unter der Kontrolle der Luftwaffe – Frühe Einsätze
1935 wurde Göring zum Oberbefehlshaber der Luftwaffe ernannt. Da er die Kontrolle über seine „Lieblingseinheit“ behalten wollte, wurde sie im September 1935 zur Luftwaffe verlegt und in Regiment General Göring umbenannt.
Bei Jahresbeginn 1936 war das Regiment wieder kampfbereit. Zu dieser Zeit war jeder organisierte Widerstand gegen die NSDAP beseitigt worden. Das Regiment diente in dieser Zeit Göring als persönliche Leibwache und deckte Hitlers Hauptquartiere mit seinen Flak-Geschützen. In dieser Zeit wurden das IV. (Jäger-)Bataillon/RGG und die 15. Pionier-Kompanie zur Fallschirmausbildung an die Fliegerschule Döberitz abkommandiert. Diese Einheiten wurden im März 1938 vom Regiment abgetrennt zum I./Fallschirmjäger-Regiment 1 umformiert, dem ersten Fallschirmjägerverband der Wehrmacht.
Als das Deutsche Reich im März 1938 Österreich annektierte, war das Regiment einer der ersten Verbände, die die Grenze überquerten. Zwei Kompanien landeten mit Transportmaschinen vom Typ Ju 52/3 m auf dem Flughafen Aspern bei Wien. Auch an der Besetzung des Sudetenlandes im Oktober 1938 und der „Rest-Tschechei“ im März 1939 war das Regiment General Göring beteiligt.
Während des Überfalls auf Polen wurde nur ein kleiner Teil des Regimentes in Kämpfe verwickelt. Der größte Teil des Verbands blieb zur Sicherung Görings und der NS-Führung in Berlin. An dem Unternehmen Weserübung im Frühjahr 1940 gegen Norwegen nahmen nur Teile des Regimentes (das Wachbataillon, eine Kradschützenkompanie und eine leichte Flakbatterie) teil.
Der größte Teil wurde unter den Tarnbezeichnungen „Flak-Regiment 101“ und „Flak-Regiment 103“ nach Westen an die deutsch-niederländische Grenze verlegt. Im Rahmen des Westfeldzuges beteiligte sich diese Truppe an der Invasion der Niederlande und Belgiens. Die Festung Eben-Emael wurde von Fallschirmjägern eingenommen, von denen viele zuvor im Regiment General Göring gedient hatten.
Nach der Kapitulation der Niederlande wurde das Regiment in mehrere kleine Kampfgruppen aufgeteilt, welche zu den Panzerdivisionen abkommandiert wurden, die die Speerspitze des Angriffs bildeten. Die Flak-Truppen wurden dabei häufig zur Panzerbekämpfung eingesetzt und zerstörten während eines Gefechtes im Mormalwald 18 französische Panzer mittels 8,8-cm-Flak.
Nach der Kapitulation Frankreichs war das Regiment an der Kanalküste stationiert, bevor es als Flakverband nach Paris beordert wurde. Neuer Kommandeur wurde im Juni 1940 Oberst Paul Conrath, der das Regiment und die spätere Division bis 1944 führen sollte. Ende 1940 wurde das Regiment zurück nach Berlin verlegt, um seinen alten Auftrag als Leibwache und Luftabwehreinheit wieder aufzunehmen.
Deutsch-Sowjetischer Krieg und Nordafrika
Zu Jahresbeginn 1941 wurde der Verband motorisiert und in Regiment (mot.) Hermann Göring umbenannt, nachdem Göring 1940 zum Reichsmarschall ernannt worden war. Während des Balkanfeldzugs im Frühjahr 1941 war das Regiment bei Ploiești in Rumänien zum Schutz der dortigen Ölfelder stationiert, um anschließend für den Überfall auf die Sowjetunion bereitgestellt zu werden.
Der Angriff auf die Sowjetunion begann am 22. Juni 1941. Während des Feldzuges wurde das Regiment zur 11. Panzer-Division abkommandiert und diente in der Heeresgruppe Süd in der Gegend um Radziechów, Kiew und Brjansk, wo es erneut zur Panzerbekämpfung eingesetzt wurde. Ende 1941 wurde es zur Erholung und Auffrischung nach Deutschland zurückverlegt. Das Schützen-Bataillon Hermann Göring blieb bis Mai 1942 an der Front.
Im Juli 1942 wurde das Regiment auf Brigadegröße ausgebaut und in Brigade Hermann Göring umbenannt. Bereits im Oktober 1942, als die Brigade immer noch umformiert wurde, wurde beschlossen, sie auf Divisionsgröße auszubauen, wobei sie nach den Richtlinien einer Panzerdivision des Heeres strukturiert werden sollte. Göring arrangierte es, dass erfahrene Panzerbesatzungen des Heeres zu seiner Division abkommandiert wurden und verstärkte die Infanterie mit dem 5. Fallschirmjägerregiment, Veteranen der Luftlandeschlacht um Kreta.
Während die Division formiert wurde, zwangen die Niederlage in der zweiten Schlacht von El-Alamein und die alliierte Landung in Nordwestafrika (Operation Torch) Generalfeldmarschall Erwin Rommels Afrikakorps dazu, sich von der ägyptisch-libyschen Grenze nach Tunesien zurückzuziehen. Bereits aufgestellte Teile der Division (insgesamt rund 11.000 Mann) wurden daraufhin ab November 1942 nach Tunesien verlegt. Die Reste dieser als „Kampfgruppe Schmid“ bezeichneten Formation ergaben sich nach der Schlacht um Tunesien mit den anderen Verbänden der Heeresgruppe Afrika im Mai 1943 den Alliierten.
Panzerdivision – Sizilien – Italien
Einige Einheiten der Division Hermann Göring, die erst ihre Ausbildung abschlossen oder auf ihren Transport nach Tunesien warteten, wurden als Basis für die neugegründete Division verwendet, die dann Panzer-Division Hermann Göring genannt wurde. Mitte Juni wurde sie nach Sizilien verschifft, um mitzuhelfen, die erwartete alliierte Invasion abzuwehren. Am 10. Juli 1943 führten die Alliierten die Operation Husky durch, während der sich der größte Teil der verbündeten italienischen Truppen ergab. Die Panzerdivision kämpfte in Gela und Priolo, musste sich aber wegen schwerer alliierter Angriffe mit Luft- und Seeunterstützung nach Messina zurückziehen. Während des Unternehmens Lehrgang, der deutschen Evakuierung Siziliens, waren die Truppen der Division ein Teil der Nachhut und eine der letzten Einheiten, die sich auf das italienische Festland zurückzogen.
Nach dem italienischen Waffenstillstand mit den Alliierten am 8. September 1943 beteiligte sich die Division an der Entwaffnung der italienischen Truppen. Nachdem die Alliierten am 9. September bei Salerno landeten, wurde die in der Nähe stationierte Division mit der Gegenwehr beauftragt, musste sich jedoch nach kurzer Zeit auf die Volturno-Termoli-Linie und später auf die Gustav-Linie zurückziehen, wo sie schließlich zur Erholung und Auffrischung aus dem Kampf gezogen wurde.
Kunstschätze von Monte Cassino
Als die Alliierten weiter nach Norden auf das Kloster von Monte Cassino vorstießen, stellten sich Truppen der Division unter Oberstleutnant Julius Schlegel den Mönchen des Klosters zur Verfügung, um die einzigartigen Kulturschätze in Sicherheit zu bringen. Die Mönche stimmten nach längerer Überzeugungsarbeit Schlegels zu, und die Fahrzeuge der Division wurden benutzt, um die Kunstwerke, darunter Bilder von Leonardo da Vinci, Tizian und Raffael sowie die sterblichen Überreste des Benedikt von Nursia vor dem Angriff in die Engelsburg nach Rom in Sicherheit zu bringen. Sie entgingen so ihrer Zerstörung in der Schlacht um Monte Cassino.
Göring, der als Kunstliebhaber und -plünderer bekannt war, beauftragte darauf eine Abteilung der SS, Schlegel zu verhaften und zu exekutieren. Nur durch das Einschreiten der Mönche und des Kommandeurs der Division konnte Schlegel gerettet und die Aktion fortgesetzt werden. Zum Dank hielten die Mönche des Monte Cassino eine Messe für ihn ab und zeichneten ihn und General Conrath mit einer Urkunde in lateinischer Sprache aus. Die Übersetzung der Urkunde ins Deutsche lautet:
„Im Namen unseres Herren Jesu Christi. Dem erlauchten und geliebten Offizier Julius Schlegel, der die Mönche und Güter des heiligen Klosters Cassino gerettet hat, danken die Cassinenser von ganzem Herzen und bitten Gott um sein ferneres Wohlergehn.“
(Anmerkung: Auf der Urkunde des Generals Paul Conrath, der die Zustimmung zu der Aktion Schlegels erst nach der Beinahe-Verhaftung durch die Feldgendarmerie gab und dem Schlegel erst dann gestand, dass er 20 Lastkraftwagen kriegsfremd einsetzte, steht die recht eigenwillige Übersetzung der Bezeichnung des Führers einer Panzerdivision ins Lateinische als Dux ferreae legionis.)
Nach dem Krieg wurde Schlegel wegen Verdachts auf Kriegsverbrechen und Plünderung verhaftet und nur auf Grund des Einschreitens des britischen Feldmarschalls Harold Alexander entlassen. Durch die Rettung der Kunstschätze und der Bibliothek sowie der Baupläne war später der Wiederaufbau des zerstörten Klosters möglich. Schlegel wurde Anfang der 1950er Jahre von Papst Pius XII. zu einer Sonderaudienz geladen. Dem Österreicher ist weiterhin eine Gedenktafel in der Wiener Pokornygasse 5 und unweit davon ein Denkmal im Wertheimsteinpark gewidmet.
Weitere Kämpfe in Italien
Als die US-Armee im Februar 1944 bei Anzio und Nettuno landete, griff die Division die Landungskräfte an. Von Februar bis April 1944 kämpfte sie in Cisterna, am Fluss Rapido und in Minturno.
Im April 1944 wurde die Division aus den Kämpfen in der Toskana abgezogen und zur Fallschirm-Panzer-Division Hermann Göring umformiert. Sie wurde zur Verlegung nach Frankreich bereit gemacht, um die erwartete alliierte Invasion abzuwehren.
Die alliierte Offensive gegen Rom am 12. Mai machte diese Pläne jedoch zunichte und die Fallschirm-Panzer-Division Hermann Göring wurde weiter in Italien eingesetzt. Sie zog sich kämpfend nach Rom zurück, wobei sie die alliierten Streitkräfte aufhielt, während die letzten deutschen Truppen evakuiert wurden. Ab dem 4. Juni verlief der Rückzug über die italienische Hauptstadt, die zur „offenen Stadt“ erklärt worden war, um ihre Zerstörung zu vermeiden, bis nach Florenz. Am 4. Juli verübte die Division ein Massaker an Einwohnern der Stadt Cavriglia, dem 180 Zivilpersonen zum Opfer fielen. Am 15. Juli wurde die Division aus der Front gezogen und für den Transport an die Ostfront vorbereitet.
Verlegung an die Ostfront
In dieser Zeit wurden mehrere erfahrene Dienstgrade aus der Division abgezogen, um beim Aufbau einer Schwesterdivision, der Fallschirm-Panzergrenadier-Division 2 Hermann Göring zu helfen, die zu diesem Zeitpunkt in Radom formiert wurde. Auch der größte Teil der Versorgungstruppen und manche Stabsoffiziere wurden verlegt. Sie sollten sich am Aufbau des Fallschirm-Panzerkorps Hermann Göring beteiligen, unter welchem sich die beiden Schwesterdivisionen vereinigen sollten.
Ende Juli erreichte die Division die Weichselfront und wurde unverzüglich ins Gefecht geworfen, wo sie zusammen mit drei weiteren Panzerdivisionen das III. Panzerkorps der Roten Armee im Raum Wołomin/Radzymin (Panzerschlacht vor Warschau) zerschlug. Bei diesen Kämpfen fiel am 29. Juli Görings Neffe, Hauptmann Heinz Göring. Anfang August 1944 wurden das Fallschirm-Panzer-Feldersatz-Bataillon der Division während des Warschauer Aufstands als Reserve eingesetzt. Zwölf Panzer (Kompaniestärke) der Division wurden für die Einsatzgruppe Reinefarth[2] zur Aufstandsbekämpfung abgestellt.[3]
Ostpreußen – Kriegsende
Das Fallschirm-Panzerkorps Hermann Göring war im frühen Oktober 1944 einsatzbereit und die Hermann-Göring-Panzerdivision wurde zusammen mit ihrer Schwester-Panzergrenadierdivision unter das Kommando des Korps gestellt. Das Panzerkorps wurde in die Region Ostpreußen-Kurland verlegt, um die sowjetische Offensive aufzuhalten, die bereits die Heeresgruppe Nord eingekesselt hatte und weiter nach Ostpreußen drängte. Das Panzerkorps wurde in der Nähe von Gumbinnen in heftige Abwehrgefechte verwickelt (Gumbinnen-Goldaper Operation).[4] Als die sowjetische Offensive Ende November zum Halten kam, zog sich das Panzerkorps auf feste Verteidigungslinien zurück.
Während der Schlacht um Ostpreußen wurde das Hermann-Göring-Panzerkorps Anfang 1945 zusammen mit den Resten der 4. Armee im Heiligenbeiler-Kessel eingeschlossen. Im Februar 1945 wurde die Panzer-Grenadier-Division Großdeutschland dem Korps zugeteilt.
Nach mehreren erfolglosen Ausbruchversuchen musste das Korps über See nach Swinemünde in Pommern evakuiert werden. Nach der Landung wurde es sofort angewiesen, die Oder-Neiße-Linie gegen die sowjetischen Angriffe Mitte März 1945 zu verteidigen. Zur erneuten Verstärkung wurde dem Korps eine weitere Elitedivision, die Panzer-Grenadier-Division Brandenburg, hinzugefügt.
Im April wurden die Reste des Korps nach Schlesien verlegt und in schweren Kämpfen nach Sachsen zurückgedrängt. Gleichwohl konnte die Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring Mitte bis Ende April gegen die 2. Polnische Armee mit einem Sieg bei den Kämpfen um Bautzen und dem Aufreiben der 1. polnischen Division in der Nähe von Königsbrück noch einige Erfolge erringen.
Anfang Mai 1945 wurde das Panzerkorps in der Nähe von Dresden stationiert. Die Reste des Korps begannen, nach Westen durchzubrechen, um sich den Amerikanern zu ergeben, die zu diesem Zeitpunkt an der Elbe standen. Dieser Plan scheiterte, das Korps wurde umzingelt und ergab sich am 8. Mai 1945 der Roten Armee. Als Luftwaffenangehörige wurden die Truppen des Korps wie Angehörige der Waffen-SS und der Polizei von der sowjetischen Führung wegen ihrer Beteiligung an den Gräueltaten an der Ostfront als Kriegsverbrecher eingestuft und in sowjetischen Gulags inhaftiert, aus denen nur wenige Überlebende zurückkehrten.
Kriegsverbrechen
Die Division kam 1944 bei der Partisanenbekämpfung des LXXXV. Armeekorps in Italien zum Einsatz. Einheiten der Division waren mitverantwortlich für die Massaker in den Dörfern Monchio, Susano und Costrignano (18. März),[5] Villa Minozzo (18. bis 20. März), Monte Falterona (13. März), Cervarolo[6] und Civago (Provinz Reggio Emilia) (20. März 1944), Monte Morello (Provinz Florenz) (10./11. April 1944), Mommio (Gemeinde Fivizzano/Provinz Massa-Carrara) (5. Mai 1944),[7] sowie in den Ortsteilen Castelnuovo dei Sabbioni, Meleto und San Martino der Gemeinde Cavriglia (4.–11. Juli 1944), bei dem 173 Personen, darunter Frauen, Kinder und Alte, aus Rache für Anschläge der Resistenza erschossen wurden;[8] außerdem für das Massaker von Civitella in Val di Chiana, Cornia und San Pancrazio am 29. Juni 1944,[9] bei dem 250 Zivilisten erschossen wurden.[10][11] Vom 1. bis 3. Oktober 1943 erfolgte das Massaker von Acerra, an dem mehrere Einheiten dieser Division beteiligt waren, wobei 84 Personen, darunter 7 Kinder und 14 Frauen, getötet wurden.[12]
Laut des von einer Historikerkommission der Deutschen Bundesregierung geleiteten Projekts Atlante degli Stragi Naziste e Fasciste in Italia (dt. Atlas der nazistischen und faschistischen Massaker in Italien) wurden im Zeitraum September 1943 bis Juli 1944 bei Massakern und Exekutionen in Italien über 1000 Menschen von Angehörigen der Division getötet.[13] Der Historiker Carlo Gentile beziffert die Zahl der Opfer höher und teilt sie regional auf: 600 bis 650 Getötete unter der Zivilbevölkerung in Süditalien, 390 im Gebiet des toskanisch-emilianischen Apennin und 450 im Raum Arezzo. Damit nennt er etwa 1500 Frauen, Männer und Kinder, die von dieser Division in Italien ermordet wurden.[14]
Während des Warschauer Aufstands haben bei der Entsetzung des Telefonamtes in der Puisa-Straße zwei Panzer nicht beteiligte Frauen auf den Panzern aufsitzen lassen um sich vor Brandwaffenwürfen zu schützen.[15] Dieses führte zu dem berechtigten Vorwurf das Soldaten der Division Zivilisten als menschliche Schutzschilde für die Panzer verwendet haben.[16]
Eine Gerichtsverhandlung gegen zwölf ehemalige Soldaten fand 2010/11 in Verona in Abwesenheit der Angeklagten statt. Sieben ehemalige Soldaten der Fallschirm-Panzer-Division „Hermann Göring“ wurden am 6. Juli zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine Auslieferung erfolgte nach deutschem Recht nicht, dessen Rechtsgrundsatz auch in vielen anderen Staaten angewandt wird.[17]
Der italienische Dokumentarfilm Die Geige aus Cervarolo behandelt das Massaker an italienischen Zivilisten, im Frühjahr 1944 im Reggianer Apennin, eines der von der Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring begangenen Kriegsverbrechen und den Prozess in Verona gegen Mitglieder der Division.
Kommandeure
- Oberst der Landespolizei Walther Wecke – 23. Februar 1933 bis 5. Juni 1934
- Oberstleutnant der Landespolizei Friedrich-Wilhelm Jakoby – 6. Juni 1934 bis 12. August 1936
- Oberst Walther von Axthelm – 13. August 1936 bis 31. Mai 1940
- Generalleutnant Paul Conrath – 1. Juni 1940 bis 14. April 1944
- Generalmajor Wilhelm Schmalz – 16. April bis 30. September 1944
- Generalmajor Horst von Necker – 1. Oktober 1944 bis 8. Februar 1945
- Generalmajor Max Lemke – 9. Februar bis 8. Mai 1945
Fallschirm-Panzer-Korps Hermann Göring
- Generalleutnant Wilhelm Schmalz – 4. Oktober 1944 bis 8. Mai 1945
Organisation
Regiment General Göring, 1939
Regimentsstab
- Musikkorps
- I. (schwere) Flak-Abt.
- II. (leichte) Flak-Abt.
- III. Scheinwerfer-Abt.
- IV. (leichte) Flak-Abt.
- Wachbataillon
- Reiterschwadron
- 9. Kompanie
- 10. Kompanie
- 11. Wachkompanie
- Ersatz-Abteilung
- (schwere) Eisenbahn-Flak-Batterie
- (leichte) Flak-Batterie
Division Hermann Göring, November 1942
- Divisionsstab
- Grenadier-Regiment 1 Hermann Göring
- Grenadier-Regiment 2 Hermann Göring
- Jäger-Regiment Hermann Göring
- Flak-Regiment Hermann Göring
- Wach-Bataillon Hermann Göring
- Ersatz-Bataillon Hermann Göring
- 2 Begleit-Batterien Hermann Göring
Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring, Mai 1944
- Divisionsstab
- Stabskompanie
- Feldgendarmerietrupp
- Fallschirm-Panzergrenadier-Regiment 1 Hermann Göring
- Fallschirm-Panzergrenadier-Regiment 2 Hermann Göring
- Fallschirm-Panzer-Regiment Hermann Göring
- Fallschirm-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 1 Hermann Göring
- Fallschirm-Panzer-Füsilier-Bataillon 1 Hermann Göring
- Fallschirm-Panzer-Artillerie-Regiment 1 Hermann Göring
- Fallschirm-Panzer-Pionier-Bataillon 1 Hermann Göring
- Fallschirm-Panzer-Nachrichten-Abteilung 1 Hermann Göring
- Fallschirm-Panzer-Feldersatz-Bataillon 1 Hermann Göring
- Feldpostamt 1 Hermann Göring
Fallschirm-Panzerkorps Hermann Göring, November 1944
- Stab des Korps
- Feldgendarmeriezug
- Flugbereitschaft
- Kriegsberichtertrupp
- Fallschirm-Flakregiment Hermann Göring
- Fallschirm-Panzersturmbataillon Hermann Göring
- Fallschirm-Panzerkorpspionierbataillon Hermann Göring
- Fallschirm-Panzerkorpsnachrichtenabteilung Hermann Göring
- Nachschubabteilung Hermann Göring
- Instandsetzungsabteilung Hermann Göring
- Verwaltungsbataillon Hermann Göring
- Sanitätsabteilung Hermann Göring
- Korpsfeldpostamt Hermann Göring
- Fallschirm-Panzer-Division 1 Hermann Göring
- Fallschirm-Panzergrenadier-Division 2 Hermann Göring
Bekannte Divisionsangehörige
- Paul Haeffner (1917–2006), war von 1974 bis 1977, als Generalleutnant der Luftwaffe der Bundeswehr, Kommandierender General des Luftwaffenunterstützungskommandos
- Harry Thürk (1927–2005), deutscher Schriftsteller
Literatur
- Roger James Bender, George A. Petersen: „Hermann Göring“. From Regiment to Fallschirmpanzerkorps. Schiffer, Atglen PA 1993, ISBN 0-88740-473-1.
- Alfred Otte: The HG Panzer Division. Schiffer, West Chester PA 1989, ISBN 0-88740-206-2.
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 14. Die Landstreitkräfte. Namensverbände. Die Luftstreitkräfte. Fliegende Verbände. Flakeinsatz im Reich 1943–1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 1980, ISBN 3-7648-1111-0, S. 117 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Julius-Leber-Kaserne. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- Organizational History of the German Armored Forces 1939–1945. (PDF; 292 kB) Abgerufen am 15. September 2011 (englisch).
Einzelnachweise
- Alfred Otte: Die weißen Spiegel, Vom Regiment zum Fallschirm-Panzerkorps. Dörfler Verlag, ISBN 3-89555-271-2, S. 16
- Heinz Reinefarth, „Der Henker von Warschau“ auf deutscheundpolen.de
- Hanns von Krannhals: Der Warschauer Aufstand 1944. Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1962, S. 363.
- Manfred Zeidler: Kriegsende im Osten – Die Rote Armee und die Besetzung Deutschlands östlich von Oder und Neiße 1944/45. Oldenbourg, München 1996, ISBN 3-486-56187-1 (google.de).
- Carlo Gentile: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2012, ISBN 978-3-506-76520-8. S. 309/310
- Carlo Gentile: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2012, ISBN 978-3-506-76520-8. S. 308/309
- Carlo Gentile: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2012, ISBN 978-3-506-76520-8. S. 226/232
- Cavriglia auf gedenkorte-europa.eu, der Homepage von Gedenkorte Europa 1939–1945, abgerufen am 3. Dezember 2017
- Carlo Gentile: Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg: Italien 1943–1945. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2012, ISBN 978-3-506-76520-8. S. 320/334
- Michael Geyer: Es muß daher mit schnellen und drakonischen Maßnahmen durchgegriffen werden. In: Hannes Heer, Klaus Neumann (Hrsg.): Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941–1944. Hamburg 1995, ISBN 3-930908-04-2, S. 220
- Document UK-66: Report of British War Crimes Section of Allied Force Headquarters on German Reprisals for Partisan Activities in Italy auf phdn.org
- Acerra 01-03.10.1943 (italienisch), auf Atlante delle Stragi. Abgerufen am 26. November 2019
- Fallschirm-Panzer-Division “Hermann Goring“. In: straginazifasciste.it. Abgerufen am 24. Oktober 2019 (italienisch).
- Urteil im Kriegsverbrecherprozess von Verona, auf Resistenza. Abgerufen am 26. Oktober 2019
- Hanns von Krannhals: Der Warschauer Aufstand 1944. Bernard & Graefe, Frankfurt am Main 1962. - S. 273 u. 325
- Professor Peter K. Gessner der Staatsuniversität von New York (Memento des Originals vom 3. Dezember 2005 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (englisch). - Übersetzung des betreffenden Abschnittes: Die Panzerdivision Hermann Göring rückte ins Stadtzentrum vor und trieb die Zivilbevölkerung als Schutzschild vor ihre Panzer, um die Barrikaden zu beseitigen.
- Formale Gerechtigkeit nach 67 Jahren