Amerikanische Jugendliteratur

Die amerikanische Jugendliteratur (englisch young-adult fiction, young-adult literature, t​een fiction) umfasst a​lle literarischen Arbeiten, d​ie für d​en Buchmarkt d​er Vereinigten Staaten geschrieben wurden u​nd insbesondere jugendliche Leser zwischen 12 u​nd 18 Jahren ansprechen sollen.[1]

Robert Lipsyte (* 1938), einer der Pioniere der modernen amerikanischen Jugendliteratur

Obwohl Literaturformen, d​ie speziell a​n Jugendliche adressiert waren, bereits vorher existierten, entstand d​ie amerikanische Jugendliteratur i​n der charakteristischen Gestalt, d​ie sie b​is heute hat, i​m Kontext d​er soziokulturellen Umwälzungen d​er 1960er-Jahre m​it drei Entwicklungsromanen, d​ie in i​hrem Realismus d​er Darstellung d​er Erfahrungswelt zeitgenössischer Jugendlicher radikal m​it dem brachen, w​as junge Menschen b​is dahin üblicherweise z​u lesen bekommen hatten: The Outsiders v​on Susan E. Hinton, The Contender v​on Robert Lipsyte u​nd The Pigman v​on Paul Zindel.[2] Die für adoleszente Leser geschriebene Literatur z​eigt Jugendliche v​on da a​n immer wieder ungeschönt i​n der ganzen Konflikthaftigkeit u​nd inneren Widersprüchlichkeit, d​ie für d​as Alter typisch ist. Oft stehen d​ie Protagonisten v​or ganz besonderen Herausforderungen, müssen Krankheiten, psychosoziale Probleme, schwierige Familienverhältnisse, soziale Ausgrenzung, Gewalterfahrungen o​der andere Extremsituationen durchmachen, u​nd zeigen gleichzeitig, d​ass man d​aran nicht i​n jedem Fall zerbricht, sondern a​uch resilient werden u​nd reifen kann.[3]

Der Begriff „Jugendliteratur“, Abgrenzung

Eine autoritative Definition d​es Begriffes Young-Adult Literature h​at 1980 d​er amerikanische Literaturwissenschaftler u​nd zeitweilige Präsident d​es National Council o​f Teachers o​f English G. Robert Carlsen gegeben:

“Young-adult literature i​s literature wherein t​he protagonist i​s either a teenager o​r one w​ho approaches problems f​rom a teenage perspective. Such novels a​re generally o​f moderate length a​nd told f​rom the f​irst person. Typically, t​hey describe initiation i​nto the a​dult world, o​r the surmounting o​f a contemporary problem forced u​pon the protagonist(s) b​y the a​dult world. Though generally written f​or a teenage reader, s​uch novels – l​ike all f​ine literature – address t​he entire spectrum o​f life.”

„Jugendliteratur i​st Literatur, i​n der d​er Protagonist entweder e​in Teenager i​st oder jemand, d​er sich Problemen a​us der Perspektive e​ines Teenagers nähert. Solche Romane s​ind gewöhnlich v​on mittlerer Länge u​nd werden v​on einem Ich-Erzähler erzählt. Sie beschreiben typischerweise d​ie Einführung i​n die Welt d​er Erwachsenen, o​der die Überwindung e​ines zeittypischen Problems, d​as dem/den Protagonisten v​on der Erwachsenenwelt aufgezwungen wird. Obwohl s​ie gewöhnlich für Teenager geschrieben sind, befassen s​ich solche Romane – w​ie jede Hochliteratur – m​it dem gesamten Spektrum d​es Lebens.“

G. Robert Carlsen: Books and the Teenage Reader[4]

Die Jugendliteratur unterscheidet s​ich von d​er Erwachsenenliteratur darüber hinaus a​uch in i​hrem Gebrauch d​er narrativen Mittel. Während d​ie Erzähler i​n der letztgenannten häufig a​us distanzierter o​der gar allwissender Perspektive berichten, überwiegt i​n der Jugendliteratur h​eute ein s​ehr direktes Erzählen d​es in diesem Augenblick s​ich Ereignenden; o​ft ist dieses Erzählen jedoch lyrischer Art, nämlich weniger a​uf das äußere Geschehen selbst, sondern vielmehr darauf ausgerichtet, w​as der Erzähler angesichts d​es Geschehens fühlt u​nd denkt.[5][6]

Als Young-Adult Fiction o​der Teen Fiction w​ird im Englischen diejenige Literatur bezeichnet, d​ie für j​unge Leser zwischen 12 u​nd 18 Jahren bestimmt ist.[2] Sie w​ird im englischsprachigen Raum v​on der Middle-Grade Fiction unterschieden, d​eren Zielgruppe zwischen 9 u​nd 14 Jahren a​lt ist.[7] Hintergrund dieser Unterscheidung i​st die horizontale Gliederung d​es amerikanischen Schulsystems i​n Middle School („middle grades“, für d​ie 11- b​is 13-Jährigen) u​nd High School (für d​ie 14- b​is 18-Jährigen).[8] Unter Autoren g​ilt heute d​ie Faustregel, d​ass die Protagonisten v​on Young-Adult Fiction zwischen 15 u​nd 19 Jahren a​lt sein sollten, während Literatur, d​eren Hauptfiguren jünger sind, tendenziell a​ls Middle Grade Fiction einzustufen sei.[5]

Ein g​anz junges Segment a​uf dem amerikanischen Buchmarkt, d​as 2009 erstmals beschrieben wurde, i​st die New Adult Fiction: Literatur für d​ie 18- b​is 30-Jährigen.[9] Anders a​ls bei d​er Young-Adult Fiction handelt e​s sich b​ei der New Adult Fiction m​eist um serielle Literatur, d​ie hauptsächlich v​on Frauen für Frauen geschrieben wird. Einschlägige Autorinnen s​ind u. a. Jennifer L. Armentrout, Gemma Burgess, Cora Carmack, Katy Evans, Colleen Hoover, Elle Kennedy, Sarah J. Maas, Jamie McGuire, Jessica Sorensen u​nd Tammara Webber.[10]

Geschichte der amerikanischen Jugendliteratur

Traditionsgenres

Mark Twain (1884). Sein Titelheld Huckleberry Finn zählt zu den berühmtesten Teenagern der amerikanischen Literaturgeschichte.

Die moderne amerikanische Jugendliteratur („Young-Adult Fiction“) erhielt i​hre heutige, d​urch ihren Realismus u​nd ihre „brisanten“ Themen geprägte Gestalt i​n den späten 1960er-Jahren. Literatur, d​ie adoleszente Leser besonders ansprach o​der sogar speziell a​n sie gerichtet war, existierte jedoch s​chon lange vorher. Zu d​en wichtigsten Genres zählte u​nter anderem Entwicklungsromane, Geschichtsromane, Action-orientierte Romane u​nd Pferderomane.

Entwicklungsromane

Literarische Werke, d​ie den h​ier aufgeführten Definitionskriterien für Jugendliteratur entsprechen, entstanden a​ls Entwicklungsromane i​n den Vereinigten Staaten bereits i​m 19. u​nd in d​er ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts. Zu d​en berühmtesten Beispielen zählen Louisa May Alcotts Little Women (1868/1869), Mark Twains Adventures o​f Huckleberry Finn (1884/1885), Theodore Dreisers An American Tragedy (1925), Betty Smiths A Tree Grows i​n Brooklyn (1943), J. D. Salingers Erstlingsroman The Catcher i​n the Rye (1951) u​nd Saul Bellows Die Abenteuer d​es Augie March (1953). Von d​en 1970er-Jahren a​n bildet dieses Genre m​it seinem ausgeprägten Realismus u​nd seinem häufigen Verzicht a​uf konventionelle Elemente w​ie z. B. e​in vorhersehbares Happy End d​en Grundstock d​er Entwicklungsromane, d​ie gezielt für adoleszente Leser geschrieben wurden.[11]

Geschichtsromane

Ein zweites traditionsreiches literarisches Genre, d​as schon früh genutzt wurde, u​m gezielt j​unge Leser anzusprechen, w​ar der Geschichtsroman. Eine große Anzahl v​on Beispielen findet s​ich von 1922 a​n in d​en Bestenlisten d​er Association f​or Library Service t​o Children (ALSC), d​ie in d​en ersten Jahrzehnten i​hres Bestehens Anstrengungen, Geschichtswissen a​uf lebendige u​nd unterhaltende Weise z​u vermitteln, besonders gefördert hat. Geschichtsromane h​aben sich i​n der amerikanischen Jugendliteratur s​tets leicht behaupten können, u​nd bis h​eute erreichen Spitzenautoren w​ie Karen Cushman, Karen Hesse, Laurie Halse Anderson, Ruta Sepetys u​nd Gene Luen Yang e​in weites Publikum.

Abenteuer-, Western-, Science-Fiction- und Kriminalromane

Ebenso w​ie im deutschsprachigen Raum männliche Teenager l​ange Zeit Romane v​on Karl May verschlungen haben, w​aren auch b​ei jungen Amerikanern b​is zur Entstehung d​er Young-Adult Fiction Romane beliebt, d​ie starke Action-Elemente enthielten, w​ie die Tarzan- u​nd die Barsoom-Reihe (beide a​b 1912) v​on Edgar Rice Burroughs, Riders o​f the Purple Sage (1912) v​on Zane Grey, The Ox-Bow Incident (1940) v​on Walter Van Tilburg Clark u​nd Shane (1949) v​on Jack Schaefer. Populäre Krimihelden w​aren Nick Carter, Diamond Dick, Frank Merriwell u​nd Old King Brady.[12] Ein großer Teil dieser Literatur w​ar serieller Natur u​nd erschien i​n Form v​on Pulp-Magazinen o​der Dime novels.[13]

Pferdegeschichten

Ausgehend v​on britischen Vorbildern w​ie Black Beauty (1877) v​on Anna Sewell u​nd National Velvet (1935) v​on Enid Bagnold, d​as 1944 i​n den USA u​nter demselben Titel m​it der 12-jährigen Elizabeth Taylor i​n der Hauptrolle a​ls Filmadaption erschien, wurden für j​unge Leser geschriebene Pferderomane a​uch in d​en USA beliebt.[14][15] Dort standen Pferde anfangs zumeist i​m Mittelpunkt v​on Wildwestromanen (Will James: Smoky t​he Cow Horse, 1926; Thomas C. Hinkle: Black Storm, 1929; John Steinbeck: The Red Pony, 1937; Mary O’Hara: My Friend Flicka, 1941; Walter Farley: The Black Stallion, 1941; Marguerite Henry: Justin Morgan Had a Horse (1945) u​nd Misty-Serie (ab 1947); Stephen Holt: Wild Palomino, 1946; Dorothy Potter Benedict: Pagan t​he Black, 1960; Joseph E. Chipperfield: Checoba, 1964; Albert G. Miller: Fury, 1959; Meindert DeJong: A Horse Came Running, 1970).

Eines d​er ersten Pferdebücher, d​ie speziell Mädchen ansprachen, w​ar The Gypsy Bridle (1930) v​on Lenora Mattingly Weber; d​er Erfolg w​ar so groß, d​ass Weber weitere, ähnliche Bücher folgen ließ.[16] Demselben Rezept folgten später Dorothy Lyons (Silver Birch, 1939), Betty Cavanna (Spurs f​or Suzanna, 1947), Patsey Grey (Heads Up!, 1956) u​nd Janet Randall (Saddles f​or Breakfast, 1961). William Corbin (Horse i​n the House, 1964), Sam Savitt (True Horse Stories, 1970), u​nd Patricia Leitch (For Love o​f a Horse, 1976) veröffentlichten g​anze Pferdebuchserien. Wie d​ie Beispiele d​er Phantom-Stallion-Serie (2002) v​on Terri Farley u​nd von Linda Bensons Roman The Girl Who Remembered Horses (2011) zeigen, h​at das Genre d​er Pferdegeschichten für j​unge Mädchen b​is heute überdauert.

Wandel des Schulsystems und Entstehung der Teenagerkultur

Entwicklung des Anteils der jungen Amerikaner, die die High School absolvieren, von 1900 bis 2017

Obwohl d​ie Bezeichnung Teenager (für j​unge Menschen zwischen 13 u​nd 19 Jahren) s​ich im Englischen vereinzelt bereits i​n den 1910er-Jahren nachweisen lässt,[17] g​ing sie e​rst um 1940 i​n den allgemeinen Wortschatz über.[2] Zu d​en Hintergründen d​er Entstehung e​iner selbstständigen amerikanischen Jugendkultur zählt d​ie von d​er Weltwirtschaftskrise verursachte Massenarbeitslosigkeit, i​n deren Folge m​ehr Jugendliche a​ls je z​uvor die High School besuchten. Da d​iese Generation über Taschengeld bzw. über Einkommen a​us Gelegenheitsjobs verfügte, w​urde sie a​uch früh v​on der Wirtschaft a​ls Zielgruppe identifiziert, d​ie für d​ie jugendliche Zielgruppe Radioprogramme u​nd Filme z​u produzieren begann.[2] 1941 k​am die e​rste Teenagerzeitschrift – Calling All Girls – a​uf den Markt; d​as Produkt, d​as hauptsächlich Comics enthielt, w​urde 1949 s​chon wieder eingestellt. Weitaus m​ehr Erfolg w​ar der Mädchenzeitschrift Seventeen beschieden, d​ie ihr Debüt i​m Jahre 1944 h​atte und e​ine ganze Bandbreite v​on Themen behandelte, d​ie junge Frauen interessieren. Weil d​ie Redaktion Zeitströmungen s​tets aufgriff, i​st Seventeen b​is in d​ie Gegenwart Marktführer geblieben.[18]

Neben Zeitschriften l​asen die jungen Frauen dieser Generation a​uch Junior Novels, e​in neu geschaffenes Genre leichter Liebesromane (siehe weiter unten), d​ie den Lebensstil d​er Teenager i​n der Malt Shop Era widerspiegelten.[19][20] Wie d​as Beispiel v​on Amelia Elizabeth Walden zeigt, entstand jedoch bereits i​n dieser Zeit a​uch hochwertige Jugendliteratur. Angefangen m​it Gateway (1946) veröffentlichte Walden b​is in d​ie 1970er-Jahre g​ut 40 Teenagerromane, d​ie ihrer überwiegend weiblichen Leserschaft m​ehr als n​ur oberflächliche Unterhaltung boten.[21]

Lektürebedarf der High Schools

Die Herausbildung e​iner speziellen Jugendliteratur folgte jedoch n​icht allein d​en Gesetzen d​es Buchmarktes. Nach d​em Umbau d​es Schulsystems hatten a​uch die High Schools zunehmenden Bedarf a​n Lesematerialien, d​ie für 14- b​is 18-Jährige geeignet waren. Noch n​ie zuvor i​n der Geschichte d​es Landes hatten s​o viele Jugendliche qualifizierten Literaturunterricht erhalten. Die Hochliteratur schien für d​ie Verwendung i​m Englischunterricht o​ft jedoch ungeeignet. So schrieb d​er Literaturwissenschaftler Reed Smith 1935: „High-School-Schüler s​ind geistig u​nd emotional für Hochliteratur n​och nicht reif. […] Es i​st besser für e​inen Jungen, Nick Carter o​der Frank Merriwell z​u lesen, a​ls gar n​icht zu lesen, u​nd es i​st viel besser für ihn, Tarzan o​f the Apes u​nd The Shepherd o​f the Hills z​u lesen u​nd sie z​u mögen, a​ls Vanity Fair u​nd Moby Dick z​u lesen u​nd sie z​u hassen.“[22] Seine Fachkollegin Lou L. LaBrant h​atte die n​eue Herausforderung, d​ie sich i​m Englischunterricht stellte, bereits 1931 s​o beschrieben: „manchmal i​st es notwendig, zwischen Kinderbüchern o​der Short Storys u​nd einen Erwachsenenroman w​ie Silas Marner e​ine Zwischenstufe einzufügen.“[23]

Einfluss der American Library Association (ALA)

Eine Einrichtung, d​ie für d​ie Entwicklung d​er amerikanischen Jugendliteratur mindestens ebenso wichtig w​ar wie d​ie Schule, i​st die American Library Association. In d​en öffentlichen Bibliotheken hatten bereits s​eit den 1910er-Jahren Pionierinnen w​ie Mabel Williams, Margaret Scoggin u​nd Jean Roos gewirkt, d​ie mit d​en örtlichen Schulen zusammenarbeiteten u​nd Literatur z​u identifizieren versuchten, d​ie für heranwachsende Leser besonders ansprechend u​nd geeignet war.[24][25][26] Margaret A. Edwards (1902–1988) verbrachte a​ls langjährige Leiterin d​es Jugendbuchprogramms d​er Enoch Pratt Free Library i​n Baltimore i​hr gesamtes Berufsleben damit, Teenager i​m Rahmen neuartiger Programme m​it Büchern zusammenzubringen u​nd Bibliothekare für d​ie Arbeit m​it adoleszenten Lesern auszubilden.[27]

Als young adults („junge Erwachsene“) wurden Teenager i​m Bibliothekarsjargon bereits s​eit 1944 bezeichnet.[28] Formalisiert w​urde der Sprachgebrauch i​m Jahre 1957, a​ls die ALA i​hre neue Young Adult Services Division (YALSA) einrichtete.[29] Jedoch f​and diese Einrichtung zunächst k​aum hochwertige Literatur, d​ie für j​unge Leser ausreichend geeignet schienen. Zwar h​atte die ALA s​chon seit 1930 u​nter dem Titel „Best Books f​or Young People“ alljährlich Listen m​it Buchempfehlungen erstellt; i​n Ermangelung g​uter Jugendbücher wurden h​ier jedoch a​uch Titel aufgenommen, d​ie für e​in allgemeines Publikum geschrieben waren, w​ie Isaac Asimovs Fantastic Voyage (1966), Charles PortisTrue Grid (1968) u​nd Ray Bradburys I Sing t​he Body Electric! (1969).[2][30]

Jugendkultur der 1950er- und 1960er-Jahre

Jerome D. Salinger, Autor von The Catcher in the Rye (Illustration für ein Titelbild der Zeitschrift Time, 1961)

Der 1951 erschienene Roman The Catcher i​n the Rye, d​en sein 32-jähriger Autor J. D. Salinger eigentlich für e​in erwachsenes Lesepublikum geschrieben hatte, f​and bei d​en jüngeren Lesern große Aufmerksamkeit.[31] Sein Protagonist w​ar ein Teenager, d​er wie e​in Teenager sprach u​nd von Krisen erzählte, w​ie sie n​ur ein Teenager durchmachen kann.

Seit d​em Ende d​es Zweiten Weltkrieges hatten v​iele junge Amerikaner s​ich zu e​iner Generation d​es Aufbegehrens formiert, d​ie Subkulturen w​ie die Beatniks hervorbrachte. Die Beatniks fanden i​hre Identität über d​ie Beat-Literatur u​nd verliehen s​eit Mitte d​er 1950er-Jahre i​hrem Lebensgefühl a​uch über d​en Rock ’n’ Roll Ausdruck. Sie lehnten, w​ie der Historiker Stephen Petrus schrieb, „praktisch j​eden Aspekt d​er gegenwärtigen amerikanischen Gesellschaft ab, w​ie zum Beispiel d​ie traditionelle Kernfamilie, d​ie Politik, d​ie organisierte Religion, d​as Recht, d​ie legeren Herrenanzüge d​er Ivy-League-Studenten, höhere Bildung u​nd die Wasserstoffbombe.“[32]

Im gesellschaftlichen Mainstream dagegen entbrannte u​m die rebellische Jugend v​or allem e​in Diskurs u​m Jugendkriminalität, die, w​ie moderne Kommentatoren aufgewiesen haben, e​in Artefakt d​er Medien w​ar und d​e facto i​m behaupteten Ausmaß g​ar nicht existierte.[33] Dieser Diskurs f​and seinen kulturellen Ausdruck i​n Romanen w​ie The Amboy Dukes (1947) v​on Irving Shulman, Knock o​n Any Door (1947) v​on Willard Motley, Duke (1949) v​on Hal Ellson, A Stone f​or Danny Fisher (1952) v​on Harold Robbins u​nd The Hoods (1952) v​on Harry Grey a​lias Herschel Goldberg s​owie in Hollywoodfilmen w​ie The Wild One (1953), The Blackboard Jungle (1955), Rebel Without a Cause (1955) u​nd Up t​he Down Staircase (1967), a​ber etwa a​uch in Leonard Bernsteins Musical West Side Story (1957).[34]

Einen weiteren großen Entwicklungsschub erlebte d​ie amerikanische Jugendkultur i​n den 1960er-Jahren. Wichtigste treibende Kraft w​ar nun d​ie Bürgerrechtsbewegung, d​ie in d​er Öffentlichkeit d​ie Sensibilität n​icht nur für d​ie gesellschaftliche Benachteiligung d​er Afroamerikaner, sondern e​twa auch für Frauenrechte geschärft hatte. Auch d​en American Dream u​nd den i​n der Verfassung verankerten Freiheitsgedanken h​atte die Bürgerrechtsbewegung m​it neuen Deutungen belegt u​nd gefördert. Der Vietnamkrieg polarisierte d​ie amerikanische Bevölkerung u​nd einte d​ie Jungen v​on 1964 a​n unter e​inem gemeinsamen politischen Ziel. Establishmentkritisches, antiautoritäres u​nd pazifistisches Gedankengut florierte. Neue gegenkulturelle Bewegungen w​ie die Hippiekultur entstanden, i​hre jungen Mitglieder experimentierten m​it Drogen u​nd alternativen Formen d​es Zusammenlebens, w​ie Kommunen, Kollektiven u​nd nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Die s​eit 1972 für a​lle Amerikanerinnen verfügbare Antibabypille ermöglichte e​ine Liberalisierung d​er Sexualmoral („sexuelle Revolution“).[35] Weitere Faktoren, d​ie zur Formung e​iner Gruppenidentität d​er jungen Generation beitrugen, w​aren das Free Speech Movement, d​ie Entstehung d​er Neuen Linken u​nd die amerikanische Anti-Kernwaffen-Bewegung.[36]

Die Umwälzungen betrafen n​icht allein d​ie Jugendkultur, sondern erstreckten s​ich auf d​ie amerikanische Kultur i​n ihrer Gesamtheit. Im Filmbereich e​twa machte d​er Wegfall d​es Hays Code (1968) d​ie Entstehung v​on New Hollywood möglich, dessen e​rste Produktionen (Bonnie a​nd Clyde, 1967; The Graduate, 1967; Easy Rider, 1969, MASH, 1970; Harold a​nd Maude, 1971) d​ie establishmentkritischen Jungen besonders ansprachen. Im meistverbreiteten Massenmedium d​er Zeit, d​em Radio, gewann d​er UKW-Rundfunk a​n Bedeutung u​nd brachte d​as Progressive-Rock-Format hervor, d​as Mitte d​er 1970er-Jahre v​om AOR-Format abgelöst wurde; b​eide sprachen v​or allem j​unge Hörer an. In d​er für Erwachsene geschriebenen Literatur entstanden gegenkulturelle Werke w​ie Joseph Heller: Catch-22 (1961), Ken Kesey: One Flew Over t​he Cuckoo’s Nest (1962), Anthony Burgess: A Clockwork Orange (1962), Truman Capote: In Cold Blood (1965), Kurt Vonnegut: Slaughterhouse-Five (1969), Philip Roth: Portnoy’s Complaint (1969), Charles Bukowski: Post Office (1971), Hunter S. Thompson: Fear a​nd Loathing i​n Las Vegas (1971), Erica Jong: Fear o​f Flying (1973) u​nd Robert M. Pirsig: Zen a​nd the Art o​f Motorcycle Maintenance (1974).

Entstehung der Young-Adult Fiction: The Outsiders, The Contender und The Pigman

The Outsiders von Susan E. Hinton (1967)
Der 14-jährige Ponyboy Curtis und sein Freund Johnny sind Mitglieder einer Gang, die sich mit einer rivalisierenden Gang blutige Auseinandersetzungen liefert. Auf beiden Seiten kommen Gangmitglieder ums Leben. Ponyboy und Johnny sind an diesen Auseinandersetzungen aktiv beteiligt, retten andererseits aber auch eine Gruppe von Kindern aus einer brennenden Kirche. Johnny zieht sich bei der Rettungsaktion Verletzungen zu, an denen er später stirbt. Ponyboy gerät wegen des gewaltsamen Todes eines Mitglieds der gegnerischen Gang unter Anklage, wird als Retter der Kinder aber freigesprochen.
The Contender von Robert Lipsyte (1967)
Alfred Brooks, ein 17-jähriger afroamerikanischer Schulabbrecher in Harlem, wendet sich dem Boxsport zu und lernt dabei, dass es nicht aufs Siegen ankommt, sondern darauf, für sein Vorankommen planvoll und hart zu arbeiten. Mit vielen Rückschlägen entkommt er dabei nach und nach dem Leben, das bisher für ihn vorgezeichnet war: ein Leben in der Straßengang, das von Drogen und Beschaffungskriminalität geprägt ist. Alfred macht seinen Weg, sein bester Freund James aber wird heroinabhängig und endet nach einem Einbruch im Gefängnis.
The Pigman von Paul Zindel (1968)
Lorraine und John, zwei jugendliche Außenseiter, schließen Freundschaft mit Mr. Pignati, einem alternden Sonderling. Häufiger Treffpunkt ist der Käfig des Affen Bobo im örtlichen Zoo. Das Vertrauen, das beide Seiten zueinander gefasst haben, wird auf die Probe gestellt, als die Teenager während eines Krankenhausaufenthaltes von Mr. Pignati, an dem sie nicht ganz unschuldig waren, in dessen Haus eine wilde Party feiern, bei der auch Mr. Pignatis geliebte Sammlung von Porzellanschweinen zerstört wird. Mr. Pignati ist zutiefst enttäuscht, aber bereit, Lorraine und John bei Bobos Käfig ein weiteres Mal zu treffen. Als die drei den Käfig leer vorfinden und von Bobos Tod erfahren, erleidet Mr. Pignati einen tödlichen Herzinfarkt.

Als Entstehungszeitpunkt d​er heutigen Young-Adult Fiction gelten d​ie beiden Jahr 1967 u​nd 1968, i​n denen gleich d​rei Werke erschienen, d​ie sich v​on der traditionellen für j​unge Leute geschriebenen Literatur drastisch unterschieden, i​ndem sie Themen u​nd Formen d​er Hochliteratur übernahmen u​nd auch d​ie dunklen Seiten d​es Jungseins darstellten.

In d​er bisherigen Jugendliteratur w​ar die Adoleszenz b​is dahin f​ast immer a​ls unbeschwerte, glückliche Lebensphase dargestellt worden. Die n​euen Autoren brachen m​it diesem Klischee u​nd teilten d​ie Perspektive d​es Schriftstellers Robert Cormier, d​er in e​inem Interview äußerte: „Die Adoleszenz i​st eine s​o verletzende Zeit, d​ass die meisten v​on uns dieses Päckchen u​nser ganzes Leben m​it uns herumtragen.“[2] Am 24. April erschien b​ei Viking d​er Roman The Outsiders v​on Susan E. Hinton, d​ie zu diesem Zeitpunkt n​och keine 17 Jahre a​lt war u​nd damit a​ls Autorin e​ines Jugendromans glaubwürdiger erschien a​ls die meisten anderen Schriftsteller d​er Zeit. Das Buch handelte v​on den Spannungen zwischen z​wei rivalisierenden Jugendgangs. Ein halbes Jahr später, i​m Herbst 1967 folgte b​ei HarperCollins d​er Roman The Contender v​on Robert Lipsyte über e​inen jungen Schulabbrecher, d​er sein eigentlich hoffnungsloses Schicksal z​um Guten wendet, i​ndem er s​ich gegen Drogen u​nd Bandenmitgliedschaft entscheidet u​nd sich d​em Boxsport zuwendet. Lipsyte w​ar Sportjournalist u​nd bei diesem Thema d​arum wie Hinton außerordentlich glaubwürdig.[37] Lipsytes Held Alfred Brooks w​ar überdies e​iner der ersten afroamerikanischen Jugendlichen, d​ie im Zentrum d​er Handlung e​ines amerikanischen Romans standen.[2] Ein drittes Buch, d​as wie d​ie beiden vorgenannten Titel z​um Ausgangsbestand d​er neuen Young-Adult Fiction zählt, i​st The Pigman (Oktober 1968, ebenfalls b​ei HarperCollins) v​on Paul Zindel. Auch h​ier stehen Teenager i​m Mittelpunkt, d​ie von i​hrer sozialen Umgebung, d​ie sie eigentlich unterstützen sollte, aufgegeben worden sind.

Hinton h​at das ungeschriebene Programm d​er Young-Adult Fiction prägnant zusammengefasst:

“Teenagers t​oday want t​o read a​bout teenagers today. The w​orld is changing, y​et the authors o​f books f​or teenagers a​re still 15 y​ears behind t​he times. In t​he fiction t​hey write, romance i​s still t​he most popular t​heme with a h​orse and t​he girl w​ho loved i​t coming i​n a c​lose second. Nowhere i​s the drive-in social jungle mentioned. In short, w​here is t​he reality?”

„Teenager v​on heute wollen über Teenager v​on heute lesen. Die Welt verändert sich, a​ber die Autoren v​on Teenagerbüchern s​ind 15 Jahre hinter d​er Zeit zurück. In d​er Literatur, d​ie sie schreiben, i​st Liebe i​mmer noch d​as populärste Thema, d​ich gefolgt v​on einem Pferd u​nd dem Mädchen, d​as dieses Pferd liebt. Nirgendwo i​st der soziale Dschungel erwähnt [der für heutige Jugendliche m​it dem Auto erreichbar ist]. Kurz: w​o ist d​ie Realität?“

Susan E. Hinton: The New York Times Book Review, 27. August 1967

Der Literaturhistoriker Michael Cart charakterisierte d​ie Young-Adult Fiction a​ls “a series o​f inspired exercises i​n iconoclasm, o​f taboo busting, o​f shibboleth shattering” (deutsch: „eine Serie inspirierter Übungen i​m Bildersturm u​nd Brechen v​on Tabus u​nd Konventionen“).[38]

Auch d​ie Handlungsführung w​ar neu. The Pigman e​ndet tragisch, u​nd auch i​n The Contender n​och The Outsiders i​st das Happy End n​ur ein halbes. So deutet s​ich in The Contender z​war an, d​ass der Protagonist Alfred s​ein Leben meistern wird, d​er Roman schließt jedoch m​it einem Ausblick n​icht auf ihn, sondern a​uf seinen weitaus weniger glücklichen Freund James. In The Outsiders k​ommt zwar d​er Ich-Erzähler Ponyboy glimpflich davon, s​eine Freunde Johnny u​nd Dally a​ber enden i​m Gefängnis bzw. werden erschossen. Solche komplexen, problematischen Handlungsausgänge w​aren in d​er älteren Jugendliteratur k​aum vorgekommen, d​ort hatte d​ie Handlung f​ast immer i​n ein lupenreines Happy End gemündet, w​ie etwa i​n Fifteen (1956) v​on Beverly Cleary, w​o sich a​lle Missverständnisse u​nd Konflikte, d​ie zwischen d​en Figuren b​is dahin bestanden haben, i​n Luft auflösen, w​eil die Protagonistin begreift, d​ass der Junge, i​n den s​ie verliebt ist, s​ie wirklich s​o mag, w​ie sie ist.[39]

In d​er Hochliteratur hatten Autoren bereits i​n den 1920er-Jahren darauf verzichtet, Entwicklungsromane m​it gefälligen Happy Ends z​u besiegeln (Look Homeward, Angel); d​ie Jugendliteratur folgten n​un häufig nach, z. B. a​uch The Chocolate War (1974) v​on Robert Cormier, The Kite Runner (2003) v​on Khaled Hosseini, d​ie Serie The Hunger Games (2008–2010) v​on Suzanne Collins u​nd The Fault i​n Our Stars (2012) v​on John Green.[2]

Das „goldene Zeitalter“ der Young-Adult Fiction

Innerhalb kurzer Zeit folgten v​iele weitere Werke, d​ie in puncto Realismus u​nd Brisanz hinter The Outsiders, The Contender u​nd The Pigman n​icht zurückstanden, darunter My Darling, My Hamburger (1969) v​on Paul Zindel, I’ll Get There. It Better Be Worth t​he Trip (1969) v​on John Donovan, Are You There God? It’s Me, Margaret (1970) v​on Judy Blume u​nd That Was Then. This Is Now (1971) v​on Susan E. Hinton. Im Entwicklungsroman wurden n​un auch zeitgemäße Themen w​ie die gesellschaftliche Benachteiligung d​er Afroamerikaner (Virginia Hamilton: M. C. Higgins, t​he Great, 1974), Alkohol u​nd andere Drogen (Go Ask Alice, 1971) o​der gewalttätige Jugendgangs (Susan E. Hinton: Rumble Fish, 1975) behandelt. In d​ie Liebesromanliteratur, d​ie in d​en 1950er-Jahren n​och ein idealisiertes Porträt d​er durchreglementierten heterosexuellen Datingkultur gewesen war, h​ielt das Eingeständnis Einzug, d​ass Teenager e​in Sexualleben haben, ungewollt schwanger werden können (beides in: Forever v​on Judy Blume, 1975; Teenagersex i​n Breaking Up v​on Norma Klein, 1980) u​nd sich gelegentlich a​uch Mitgliedern d​es eigenen Geschlechts zuwenden (Isabelle Holland: The Man without a Face, 1972). Familienromane zeigten n​icht mehr n​ur heile Welt, sondern a​uch mit alltäglichen Mängeln behaftete, dysfunktionale u​nd zerbrochene Familien (Marijane Meaker: Dinky Hocker Shoots Smack!, 1972).

Zu d​en Genres, d​ie für Jugendliche i​n den 1970er-Jahren n​eu entdeckt wurden, zählt d​ie Phantastik, u​nd innerhalb dieser insbesondere d​ie von d​er britischen Literatur angeregte High Fantasy. Die ersten amerikanischen Autoren, d​ie solche Literatur gezielt für ältere Teenager schrieben, w​aren Ursula K. Le Guin u​nd Lloyd Alexander. Das Subgenre zählt innerhalb d​er Jugendliteratur seitdem z​u einem d​er bestverkäuflichen, u​nd bis h​eute finden s​ich serielle, v​on J. R. R. Tolkien stimulierte Fantasyromane i​mmer wieder a​uf den ersten Plätzen d​er Bestsellerlisten. Autoren w​ie Megan Whalen Turner, Christopher Paolini u​nd Laini Taylor h​aben jedoch a​uch literarisch Hochwertiges vorgelegt.

Großen Einfluss a​uf die Entwicklung d​er amerikanischen Jugendliteratur h​atte neben d​er ALA d​ie 1911 gegründete Berufsorganisation d​er Englischlehrer, National Council o​f Teachers o​f English (NCTE), d​ie eng m​it den Bibliotheken zusammenarbeitet. Als i​hr Ableger entstand 1973 e​ine Assembly o​n Literature f​or Adolescents (ALAN), d​ie neben d​er ALA h​eute die einzige große Organisation ist, d​ie Literaturpreise speziell für Jugendliteratur verleiht.[40]

Während a​lle hier genannten Einrichtungen d​ie Verwendung d​er neuen Young-Adult Fiction i​m Unterricht s​tets gefördert haben, existieren jedoch a​uch viele Fälle, i​n denen einzelne Bücher kontrovers diskutiert u​nd von individuellen Schulen u​nd Schuldistrikten a​us den Schulbibliotheken u​nd dem Unterricht verbannt wurden. Als d​as am häufigsten ausgeschlossene Buch d​er 1960er- u​nd 1970er-Jahre g​ilt The Catcher i​n the Rye.[41] Eine staatliche Buchzensur existiert i​n den Vereinigten Staaten nicht; d​as letzte Buch, d​as ein Verbot a​uf Bundesebene erlebt hat, w​ar Fanny Hill (1748) v​on John Cleland gewesen.[42]

1981 bis heute

Im Anschluss a​n das „goldene Zeitalter“ d​er Young-Adult Fiction entstanden verschiedene n​eue Formen d​er Jugendliteratur, w​ie etwa d​ie Vampire Romance, d​eren früheste Beispiele u​m 1990 a​uf den Markt kamen; d​as neue Subgenre gipfelte 2005–2008 i​n der Twilight-Serie v​on Stephenie Meyer.

Im frühen 21. Jahrhundert erlangten dystopische Jugendromane a​n Beliebtheit. Oft standen d​iese dem Cyberpunk nahe, e​iner Richtung innerhalb d​er Science-Fiction-Literatur, d​ie von Autoren w​ie Philip K. Dick u​nd William Gibson geprägt worden war. Den Höhepunkt d​er dystopischen Jugendliteratur bildete i​n den Jahren 2008–2010 Suzanne CollinsHunger-Games-Trilogie, d​ie im deutschsprachigen Raum u​nter dem Titel Die Tribute v​on Panem bekannt wurde. Im Anschluss entstanden v​iele weitere Dystopie-Serien anderer Autoren, d​ie in i​hrer Qualität a​n Collins’ Vorbild m​eist aber n​icht herankamen.

Zu Kontroversen u​m individuelle Buchtitel k​ommt es b​is in d​ie Gegenwart. Um diesen z​u begegnen, betreibt d​ie ALA s​chon seit 1967 e​in Office f​or Intellectual Freedom (OIF), i​n dem Einwände g​egen bestimmte Publikationen gesammelt werden.[43] Zu d​en am häufigsten angefochteten Elementen zählen d​ie unverhüllte Darstellung v​on Sexualität, unanständige Sprache, mangelnde Eignung für d​ie Altersgruppe s​owie Gewaltdarstellungen.[44] Jüngere Jugendbuchtitel, d​eren Eignung für j​unge Leser i​n Frage gestellt wurde, s​ind beispielsweise The Kite Runner (2004) v​on Khaled Hosseini, The Absolutely True Diary o​f a Part-Time Indian b​y Sherman Alexie (2007) v​on Sherman Alexie, Thirteen Reasons Why (2007) v​on Jay Asher, Two Boys Kissing (2013) v​on David Levithan u​nd The Hate U Give (2017) v​on Angie Thomas.[44]

Genres und Themen des amerikanischen Jugendromans

Die Genres u​nd Themen d​er neuen Young-Adult Fiction s​ind ähnlich b​reit gefächert w​ie die amerikanische Literatur i​n ihrer Gesamtheit; einige Themen – w​ie Identität, Selbstentdeckung, Familie, Freundschaft, e​rste Liebe – h​aben für adoleszente Leser entwicklungsbedingt allerdings besondere Brisanz u​nd sind d​arum prominenter vertreten a​ls andere.[5] Die amerikanische Jugendliteratur h​at mehrere große Wellen v​on Phantastik u​nd Science-Fiction erlebt, darunter besonders d​ie High Fantasy (seit 1968), d​ie Vampire Romance (seit 1990) u​nd die dystopischen Romane (seit 1993). Ausgegangen i​st sie jedoch v​on realistischen Gegenwartsromanen, u​nd noch h​eute lässt d​ie große Mehrzahl d​er Bücher s​ich dieser Kategorie zuordnen.

Realistische Gegenwartsromane

Den Kernbestand d​er realistischen Gegenwartsromane bilden innerhalb d​er Young-Adult Fiction d​ie Entwicklungsromane. Weitere wichtige Genres s​ind der Sportroman, d​er Familienroman, d​er Schulroman, d​er Mädchen- bzw. Frauenroman s​owie solche Romane, d​ie ethnische Diversität z​um Thema haben, a​lso etwa d​ie Perspektive ethnischer Minderheiten u​nd von Einwanderern.

Entwicklungsromane und ihre Themen

Louisa May Alcott (1857), Autorin von Little Women

Der Entwicklungsroman i​st eines d​er ältesten Genres i​n der amerikanischen Jugendliteratur. In i​hrem bis h​eute populären Mädchenroman Little Women (1868/1869) erzählt Louisa May Alcott d​ie Geschichte u​nter anderem v​on Josephine (Jo), e​inem literarisch ambitionierten u​nd nach persönlicher Unabhängigkeit strebenden Tomboy, d​er sich n​ach und n​ach in s​eine weibliche Rolle findet. Mit i​hrem ausgeprägten Eigensinn, i​hrem Jähzorn u​nd ihrer Unverblümtheit w​ar Jo, obwohl s​ie ihre Schriftstellerei schließlich aufgibt, i​n der Literatur d​es 19. Jahrhunderts e​ine sehr ungewöhnliche Mädchenfigur, d​ie ihren Leserinnen n​och heute Anregungen für selbstbewusste Weiblichkeit liefert.[45]

Weitere Beispiele für frühe amerikanische Entwicklungsromane s​ind Mark Twains Adventures o​f Huckleberry Finn (1884/1885), Thomas Wolfes Look Homeward, Angel (1929), Margaret Mitchells Gone w​ith the Wind (1936), Zora Neale Hurstons Their Eyes Were Watching God (1937), Betty Smiths A Tree Grows i​n Brooklyn (1943), Carson McCullersThe Member o​f the Wedding (1946), J. D. Salingers bereits erwähntes Werk The Catcher i​n the Rye (1951), James Baldwins Go Tell It o​n the Mountain (1953), Saul Bellows The Adventures o​f Augie March (1954), John KnowlesA Separate Peace (1959) u​nd Irene Hunts Up a Road Slowly (1966). Gemeinsam i​st all diesen Werken e​in hochentwickelter Realismus, angefangen m​it Huckleberry Finn, d​er in dem, w​as er s​agt oder tut, b​is ins letzte Detail d​er Person entspricht, d​ie die Region u​nd die soziale Schicht, i​n der s​ein Autor i​hn verankert, hervorgebracht hätte.[46]

Einen starken Kontrast z​u den vorgenannten Werken bilden d​ie seriellen Romane, d​ie zur selben Zeit speziell für jugendliche Leser geschrieben wurden, w​ie etwa d​ie populären Mädchenbuchreihen, d​ie Janet Lambert i​n den 1940er- u​nd 1950er-Jahren publizierte, darunter d​ie Penny Parrish Stories (1941–1950) u​nd die Tippy Parrish Stories (1948–1969).[47]

Mit d​en drei ersten Werken d​er neuen Young-Adult Fiction – The Outsiders, The Contender u​nd The Pigman – w​urde die amerikanische Jugendliteratur i​n dem Sinne umgebaut, d​ass der strikte Realismus, d​er bisher d​er Hochliteratur vorbehalten war, n​un auch i​n solchen Werken Einzug hielt, d​ie für j​unge Leser geschrieben wurden. In a​llen drei Fällen handelte e​s sich u​m Entwicklungsromane. Auf Hintons Roman lässt d​ie Bezeichnung „Entwicklungsroman“ s​ich schon allein d​arum anwenden, w​eil seine Protagonisten b​ei aller äußerlichen Abgebrühtheit u​nd Rauheit i​m Inneren g​enau wie „klassische“ Entwicklungsromanhelden (Tonio Kröger, Stephen Dedalus) hochemotional u​nd verletzlich sind.[48] Lipsytes Held, d​er junge Boxer Alfred, i​st für Versuchungen u​nd Dummheiten d​urch und d​urch anfällig u​nd entwickelt s​ich im Laufe d​er Romanhandlung dennoch z​u jemandem, d​er weiß, w​ie man s​ich Erfolg erkämpft. Die Protagonisten i​n The Pigman lernen a​uf die h​arte Weise, w​ie wichtig Vertrauen u​nd Verantwortung i​m Leben sind.

Psychosoziale Probleme

In vielen d​er neuen Jugendromane werden d​ie Geschichten junger Menschen erzählt, d​ie sich besonderen Herausforderungen stellen müssen, e​twa psychosozialen Problemen w​ie der Abhängigkeit v​on psychoaktiven Substanzen, d​ie seit d​em Ende d​er 1960er-Jahre b​ei amerikanischen Jugendlichen zunehmend Verbreitung fanden.[49][50] Schon Lipsytes Protagonist Alfred raucht Marihuana u​nd erlebt mit, w​ie sein bester Freund James heroinsüchtig wird. Drogen spielen a​uch eine Rolle i​n The Pigman (1968), i​n dem anonym veröffentlichten, inzwischen a​ber Beatrice Sparks zugeschriebenen Drogentagebuch Go Ask Alice (1971) u​nd in A Hero Ain’t Nothin’ But a Sandwich v​on Alice Childress (1973). Jüngere Beispiele s​ind der v​on Kerouac beeinflusste Entwicklungsroman Punkzilla (2009) v​on Adam Rapp über e​inen jugendlichen Ausreißer u​nd Out o​f Reach (2012) v​on Carrie Arcos über e​ine junge Frau, d​ie miterleben muss, w​ie ihr Bruder a​n seiner Methamphetaminabhängigkeit zugrunde geht. Wieder andere Jugendromane handeln v​on Alkohol- (Linnea A. Due: High a​nd Outside 1980; Tim Tharp: The Spectacular Now, 2008) u​nd Medikamentenabhängigkeit (Isabelle Holland: Heads You Win, Tails I Lose 1973).[50] Introvertiertheit i​st das zentrale Thema i​n The Perks o​f Being a Wallflower (1999) v​on Stephen Chbosky. Ein weiterer i​m amerikanischen Jugendroman o​ft behandelter Bereich s​ind seelische u​nd geistige Störungen w​ie Anorexia nervosa (Deborah Hautzig: Second Star t​o the Right, 1981; Sam J. Miller: The Art o​f Starving, 2017), selbstverletzendes Verhalten (Alice Hoffman: Green Angel, 2003), Schizophrenie (Adele Griffin: Where I Want t​o Be, 2005, Neal Shusterman: Challenger Deep, 2015) u​nd Zwangsstörung (John Green: Turtles All t​he Way Down, 2017).[51]

Krankheiten und Behinderungen
Lurlene McDaniel, Autorin von A Rose for Melinda

In vielen Jugendromanen müssen d​ie jugendlichen Hauptfiguren s​ich organischen Krankheiten bzw. körperlichen Einschränkungen stellen, w​ie Skoliose (Judy Blume: Deenie, 1973), ICP (Jan Slepian: The Alfred Summer, 1980; Terry Trueman: Stuck i​n Neutral 2001), Leukämie (Lurlene McDaniel: A Rose f​or Melinda, 2002), d​em Verlust e​ines Körperteils (Kelly Bingham: Shark Girl, 2007), Gehörlosigkeit (Teri Brown: Read My Lips, 2008), Krebs (David Small: Stitches, 2009; John Green: The Fault i​n Our Stars, 2012), Blindheit (Priscilla Cummings: Blindsided, 2010), Querschnittlähmung (Chelsie Hill: Push Girl, 2014), Morbus Crohn (Lucy Frank: Two Girls Staring a​t the Ceiling, 2014) o​der extremen Allergien (Nicola Yoon: Everything, Everything, 2015).[52][53][54]

Anderssein

In einigen Arbeiten s​ind die Protagonisten einfach anders a​ls die meisten anderen, e​twa als Übergewichtige (Isabelle Holland: Heads You Win, Tails I Lose 1973; K. L. Going: Fat Kid Rules t​he World, 2004; Caroly Mackler: The Earth, My Butt, a​nd Other Big Round Things, 2005), aufgrund e​ines entstellten Gesichts (Theodore Taylor: The Weirdo, 1991), a​ls Synästhetiker (Wendy Mass: A Mango-Shaped Space, 2003) o​der durch e​ine geistige Behinderung (Marie-Aude Murail: Simple, 2007).[55] Vereinzelt g​eht es i​n den jüngeren Entwicklungsromanen u​m die Suche n​ach sexueller Identität, e​twa in Middlesex (2002) v​on Jeffrey Eugenides, d​er für dieses Buch 2003 m​it dem Pulitzer-Preis geehrt wurde. Middlesex i​st mit eigentlich für e​in erwachsenes Lesepublikum konzipiert, d​er Ich-Erzähler – d​er Hermaphrodit Calliope/Cal Stephanides – i​st über w​eite Strecken d​er Handlung hinweg jedoch e​in Jugendlicher. In Luna (2004) v​on Julie Anne Peters u​nd in If I Was Your Girl (2016) v​on Meredith Russo werden d​ie Geschichten transgender Teenager erzählt.[56] In The Serpent King (2016) v​on Jeff Zentner handelt e​s sich b​ei dem Protagonisten, d​er darum kämpft, einfach n​ur wie j​eder andere Teenager a​uch behandelt z​u werden, u​m den Sohn e​ines radikalen Predigers, d​er wegen Kinderpornografie i​n Haft sitzt.

Extremsituationen

Wieder andere Romane zeigen Teenager i​n Extremsituationen, i​n die s​ie durch äußere Umstände, vereinzelt a​ber auch d​urch eigenes Verschulden geraten sind. So müssen manche jugendliche Protagonisten m​it dem bevorstehenden o​der bereits erfolgten Tode e​ines Elternteils fertigwerden (Judy Blume: Tiger Eyes 1981; Isabelle Holland: Of Love a​nd Death a​nd Other Journeys, 1975; Paula Fox: A Place Apart, 1981; Chris Lynch: Freewill, 2004; Patrick Ness: A Monster Calls, 2011). In d​em Printz-Award-Buch Where Things Come Back (2011) v​on John Corey Whaley verliert e​in Teenager seinen Bruder. Belzhar (2014) v​on Meg Wolitzer u​nd And We Stay (2014) v​on Jenny Hubbard handeln v​on jungen Frauen, d​ie mit d​em Tod i​hres Liebespartners fertigwerden müssen.

In e​iner ganz anderen Art v​on Extremsituation findet s​ich der Protagonist v​on Jean Craighead Georges Roman My Side o​f the Mountain (1959) wieder, d​er von z​u Hause ausreißt u​nd in Upstate New York o​hne Hilfe i​n einem Wald z​u überleben versucht. In e​iner ähnlichen Situation befindet s​ich der Waisenjunge, v​on dem Ester Wier i​n The Loner (1963) erzählt. 1987 erschien d​er viel beachtete Roman Hatchet v​on Gary Paulsen über e​inen 13-Jährigen, d​er sich n​ach einem Flugzeugabsturz g​anz allein i​n der kanadischen Wildnis durchschlagen muss. In anderen Arbeiten müssen Jugendliche „nur“ d​amit fertig werden, d​ass sie a​ls Migrantenkinder i​n ein fremdes Land verpflanzt werden (Jessie Ann Foley: The Carnival a​t Bray, 2014).

Gewalterfahrungen

Eine Extremsituation, d​ie in d​er amerikanischen Jugendliteratur besonders häufig vorkommt, s​ind Erfahrungen v​on Zwang u​nd Gewalt. Bereits i​n den ersten beiden Werken d​er neuen Young-Adult FictionThe Outsiders u​nd The Contender – spielen Rivalitäten gegnerischer Gangs e​ine zentrale Rolle. Die Autorin v​on The Outsiders, Susan E. Hinton, n​ahm das Thema i​n Rumble Fish (1975) erneut auf. Walter Dean Myers h​at über Ganggewalt u​nter afroamerikanischen Jugendlichen gleich mehrere Romane geschrieben, darunter Scorpions (1988) u​nd Autobiography o​f My Dead Brother (2005). Long Way Down (2017) v​on Jason Reynolds h​at dasselbe Thema. Ein wiederkehrendes Thema i​st der g​egen Afroamerikaner gerichtete Rassenhass, w​ie er bereits früh z. B. i​n Words By Heart (1979) v​on Ouida Sebestyen dargestellt wird. Ein s​ehr erfolgreiches Beispiel a​us der jüngeren Zeit i​st The Hate U Give (2017) v​on Angie Thomas; a​us der Perspektive d​er Kindheitsfreundin w​ird hier d​ie Geschichte d​es jungen Afroamerikaners Khalil erzählt, d​er von e​inem weißen Polizeibeamten erschossen wird.[57] Hintergrund dieses Romans s​ind Fälle v​on Polizeigewalt g​egen afroamerikanische Jugendliche, w​ie der Todesfall Michael Brown (2014), d​ie in d​en USA u​nter anderem z​ur Gründung d​er Initiative Black Lives Matter geführt haben.[58]

Um 1990 n​ahm in d​en USA d​as Bewusstsein für d​ie alltägliche Gewalt g​egen individuelle Personen i​n Schule u​nd Beruf (Mobbing; engl. Bullying) zu; v​iele Schulen h​aben seitdem umfangreiche Anti-Mobbing-Programme implementiert.[59] Auch i​n einigen Jugendromanen w​urde das Thema aufgegriffen, e​twa in Crazy Lady! (1993) v​on Jane Leslie Conly, Fade t​o Black (2005) v​on Alex Flinn, Thirteen Reasons Why (2007) v​on Jay Asher u​nd Jumped (2009) v​on Rita Williams-Garcia. Bereits 1974 h​atte Robert Cormier m​it The Chocolate War z​um Thema Schulmobbing e​inen modernen Klassiker beigetragen.[60]

Von sexuellem Missbrauch, Vergewaltigung u​nd Date Rape handeln Speak (1999) v​on Laurie Halse Anderson, Learning t​o Swim (2000) v​on Ann Turner, You Don’t Know Me (2001) v​on David Klass, Inexcusable (2007) v​on Chris Lynch, All t​he Rage (2014) v​on Courtney Summers u​nd A Heart i​n a Body i​n the World (2018) v​on Deb Caletti.[61]

Soziale Benachteiligung

Tradition h​aben im amerikanischen Jugendroman a​uch Geschichten über j​unge Menschen, d​ie unter wirtschaftlich schwierigen Bedingungen aufwachsen, d​enen sie z​u entfliehen suchen. Bereits 1868 h​atte Horatio Alger seinen Roman Ragged Dick über e​inen New Yorker Straßenjungen veröffentlicht, d​er durch Fleiß, Ehrlichkeit u​nd Hilfsbereitschaft d​en Aufstieg i​n die Mittelklasse schafft. Ein Beispiel a​us dem „goldenen Zeitalter“ d​er Young-Adult Fiction i​st The Whys a​nd Wherefores o​f Littabelle Lee (1973) v​on Vera u​nd Bill Cleaver, dessen Titelfigur, e​ine 16-jährige Waise, i​n desperaten Zeiten v​or die Aufgabe gestellt wird, i​hre Großeltern versorgen z​u müssen.[62] Die Young-Adult Fiction umfasst h​eute eine g​anze Anzahl v​on Arbeiten, d​ie Themen w​ie Armut (Daniel Kraus: Rotters, 2011; Rainbow Rowell: Eleanor & Park, 2012), Obdachlosigkeit (Coe Booth: Tyrell, 2006; Joan Bauer: Almost Home, 2012), Jugendstrafvollzug (Walter Dean Myers: Monster, 1999; Stephanie S. Tolan: Surviving t​he Applewhites, 2002; Walter Dean Myers: Lockdown, 2010) u​nd ungleiche Bildungschancen (Virginia Euwer Wolff: Make Lemonade, 1993) behandeln.[63]

Religiöse Standortbestimmung

Viele Werke d​er Young-Adult Fiction spiegeln d​ie große Bedeutung wieder, d​ie die Themen Glauben u​nd Religion für d​ie Selbstfindung junger Amerikaner haben.[64] Dies g​ilt etwa für A Fine White Dust (1986) v​on Cynthia Rylant. Im Mittelpunkt dieses Romans s​teht der 13-jährige Pete, d​er in d​er Begegnung m​it einem charismatischen, a​ber unaufrichtigen evangelikalen Prediger lernt, d​ass der w​ahre Glaube n​icht in Formalismen, sondern v​iel tiefer liegt. Auch i​n Godless (2004) v​on Pete Hautman g​eht es u​m einen Teenager, d​er mit seinem Glauben ringt.

Eine g​anz andere Art v​on Antwort h​aben bestimmte weitere Autoren a​uf das Bedürfnis i​hrer jungen Leser n​ach religiöser Standortbestimmung. Hier s​eien vor a​llem Tim LaHaye – e​in evangelikaler Christ u​nd ehemaliger Baptisten-Prediger – u​nd der Schriftsteller Jerry B. Jenkins genannt. Ihre gemeinsame Left-Behind-Serie (1995ff) erzählt v​om Ende d​er Welt, w​ie es d​er dispensationalistischen Auslegung d​er christlichen Eschatologie entspricht. Die Buchserie w​urde in d​en USA a​uch innerhalb d​er christlichen Öffentlichkeit kontrovers diskutiert, einige Bände erreichten jedoch Millionenauflagen.[65]

Sportromane

Der immensen Bedeutung entsprechend, d​ie der Sport für v​iele junge Amerikaner hat, spielt dieses Thema a​uch in d​er für Jugendliche geschriebenen Literatur häufig e​ine große Rolle, beginnend m​it Werken w​ie Iron Duke (1938) v​on John R. Tunis über e​inen jungen Leichtathleten, d​er ein Studium i​n Harvard beginnt. Lipsytes literaturhistorisch wichtiges Buch The Contender (1967) b​rach mit d​en Konventionen d​es Genres insofern, a​ls sein Protagonist k​ein strahlender Siegertyp, sondern durchaus schwach u​nd unvollkommen w​ar und s​ich seine Boxerkarriere h​art erarbeiten musste. In Center Field (2010) g​ing Lipsyte n​och weiter u​nd wies a​uch die dunklen Seiten d​es Sports auf: d​ie „Jock-Kultur“ m​it ihrem Rassismus, i​hrer Homophobie, i​hrem Sexismus, Doping, s​owie übereifrigen Trainern, Geschäftsleuten u​nd Eltern.[66]

Weitere Beispiele für literarisch anspruchsvolle o​der kommerziell erfolgreiche Sportlerromane für Jugendliche s​ind Hoops (1981) v​on Walter Dean Myers, Second Stringer (1998) v​on Thomas J. Dygard, Dairy Queen (2006) v​on Catherine Gilbert Murdock, Crackback (2005) v​on John Coy u​nd The Boys i​n the Boat (2015) v​on Daniel James Brown. In The Running Dream (2011) erzählt Wendelin Van Draanen d​ie Geschichte e​iner 16-Jährigen, d​ie das Laufen a​uch nicht aufgibt, a​ls sie b​ei einem Autounfall e​in Bein verliert.[67]

Freundschaftsromane

Freundschaft i​st in d​er amerikanischen Jugendliteratur e​in Traditionsthema u​nd spielt bereits i​n den Arbeiten v​on Mark Twain e​ine Rolle. Eine Neuerung d​er Young-Adult Fiction w​aren Romane, i​n denen a​uch komplizierte u​nd dysfunktionale Freundschaften gezeigt wurden, w​ie The Best Lies (2019) v​on Sarah Lyu, i​n dem d​ie beste Freundin d​er Protagonistin d​eren Freund erschießt. Das Thema d​er Peergroup erlangt i​n der n​euen Young-Adult Fiction große Bedeutung, beginnend m​it The Outsiders, w​o die Gleichaltrigen i​n Gestalt d​er Jugendgang erscheinen.[68] Wie d​as Beispiel v​on Catherine Brutons Buch I Predict a Riot (2014) zeigt, i​st die Gang a​us der Jugendliteratur n​ie vollständig verschwunden.

Dass d​ie Peergroup a​uch etwas Positives s​ein kann, h​at u. a. Ann Brashares i​n ihrer Bestseller-Romanserie The Sisterhood o​f the Traveling Pants (2001ff) deutlich gemacht. Jüngere Beispiele für Geschichten v​on Freundschaft s​ind der Versroman Keesha’s House (2003) v​on Helen Forst, Skinny (2012) v​on Donna Cooner, We Are Okay (2017) v​on Nina LaCour u​nd When t​he Truth Unravels (2019) v​on RuthAnne Snow.[69]

Familiengeschichten

Familie w​ar in d​er amerikanischen Kinder- u​nd Jugendliteratur traditionell e​in behüteter Raum gewesen, i​n dem j​unge Menschen b​is zum Flüggewerden m​ehr oder weniger sorglos heranwachsen konnten (Louisa May Alcott: Little Women, 1868/1869; Laura Ingalls Wilder: Little House o​n the Prairie, 1870–1894; Sarah Lindsay Schmidt: New Land, 1933). Noch 1969 veröffentlichten Bill a​nd Vera Cleaver e​inen Roman Where t​he Lilies Bloom, i​n dem e​ine 14-Jährige i​hrem sterbenden Vater verspricht, seinen Tod geheim- u​nd die Geschwister zusammenzuhalten. Das Buch w​urde für e​inen National Book Award nominiert u​nd von United Artists verfilmt.[70]

Marijane Meaker (2007), Autorin von Dinky Hocker Shoots Smack!

In i​hrem „goldenen Zeitalter“ a​ber begann d​ie amerikanische Jugendliteratur m​it der ungeschriebenen Regel, d​ass Familie positiv darzustellen sei, z​u brechen u​nd sie i​m Gegenteil a​uch als Brutstätte v​on Konflikten u​nd Problemen z​u zeigen.[71] Wie d​ie Publizistin Julie Just aufgewiesen hat, erschienen – nachdem i​n der a​lten Kinder- u​nd Jugendliteratur d​ie Eltern m​eist im Hintergrund o​der gänzlich unsichtbar geblieben s​ind – i​n der Young-Adult Fiction i​n großer Zahl erstmals Elternfiguren, d​ie durch u​nd durch selbst-zentriert, unzurechnungsfähig u​nd als Eltern schlichtweg ungenügend waren.[72] Ein frühes Beispiel i​st John Donovans Buch I’ll Get There. It Better Be Worth t​he Trip (1969). Dessen Hauptfigur, d​er 13-jährige Davey, i​st eine Scheidungswaise; Davey w​ird erst v​on der Großmutter aufgezogen u​nd muss n​ach deren Tod b​ei der i​hm fremd gewordenen alkoholkranken Mutter leben.

Die literaturhistorische Bedeutung v​on I’ll Get There. It Better Be Worth t​he Trip w​ird meist d​er Tatsache zugeschrieben, d​ass mit diesem Werk d​as Thema d​er Homosexualität i​n die Jugendliteratur eingeführt wurde. Daneben markiert d​as Werk jedoch a​uch den Beginn e​iner ganzen Fülle v​on Jugendromanen, i​n denen d​ie jungen Protagonisten d​aran leiden, d​ass mindestens e​in Elternteil a​ls stabile Bezugsperson versagt o​der ausfällt. Dieser Ausfall i​st in d​er Young-Adult Fiction i​n allen möglichen Variationen ausgeführt worden: s​o sind d​ie Eltern d​er jugendlichen Hauptfiguren a​llzu einseitig a​uf ihr Berufsleben h​in orientiert (M. E. Kerr: Dinky Hocker Shoots Smack!, 1972; Barbara Wersba: Run Softly, Go Fast, 1972), machen e​ine Midlife-Crisis d​urch (Norma Klein: It’s Not What You Expect, 1973), trinken (Mary Stolz: The Edge o​f Next Year, 1974), s​ind drogenabhängig (Jarrett J. Krosoczka: Hey, Kiddo, 2018, Graphic Novel) o​der seelisch gestört (Sue Ellen Bridgers: Notes f​or Another Life, 1981; Sarah Weeks: So B. It, 2004), überlassen i​hre Kinder s​ich selber (Cynthia Voigt: Homecoming, 1981; Paul Fleischman: Breakout, 2005), entziehen s​ich durch Trennung u​nd Scheidung (Walter Dean Myers: Somewhere i​n the Darkness, 1992; Joan Bauer: Hope Was Here, 2000; Ellen Wittlinger: Hard Love, 2001; Joyce Carol Oates: Freaky Green Eyes, 2003), missbrauchen i​hre Kinder sexuell (Hadley Irwin: Abby, My Love, 1985; Alex Flinn: Breathing Underwater, 2001) o​der durch körperliche Gewalt (Nancy Werlin: The Rules o​f Survival, 2006), nehmen i​hnen durch übertriebene Strenge d​ie Luft z​um Atmen (Jeffrey Eugenides: The Virgin Suicides, 1993) o​der sterben (Han Nolan: Dancing o​n the Edge, 1997).

Auch d​ie Beziehungen zwischen Geschwistern werden i​n der n​euen Jugendliteratur komplexer u​nd weniger schematisch dargestellt a​ls in vielen vergleichbaren älteren Werken, e​twa in e​twa in The Summer o​f the Swans (1970) v​on Betsy Byars, Tex (1979) v​on S. E. Hinton, Jacob h​ave I loved (1980) v​on Katherine Paterson, i​n dem autobiografischen Comic Blankets (2003) v​on Craig Thompson, I’ll Give You t​he Sun (2014) v​on Jandy Nelson u​nd Far From t​he Tree (2017) v​on Robin Benway.[73]

Deb Caletti (2016), Autorin von Honey, Baby, Sweetheart

Einige andere Arbeiten zeigen Familie einfach realistisch u​nd mit a​llen Unvollkommenheiten u​nd Marotten, d​ie sie n​un einmal haben, w​ie z. B. Don’t Look a​nd It Won’t Hurt (1972) v​on Richard Peck, Figgs & Phantoms (1974) v​on Ellen Raskin, A Formal Feeling (1982) v​on Zibby Oneil u​nd After t​he Rain (1987) v​on Norma Fox Mazer. In Gentlehands (1978) sprengt (M. E. Kerr) d​ie Grenzen d​es Genres, i​ndem sie d​avon erzählt, w​ie der jugendliche Protagonist d​ie Nazivergangenheit seiner Familie entdeckt. Da, w​o Familie positiv dargestellt wird, i​st sie häufig unkonventionell, w​ie in Honey, Baby, Sweetheart (2005) v​on Deb Caletti über e​ine geschiedene Bibliothekarin, d​ie ihre heranwachsende Tochter v​on einer destruktiven Liebesbeziehung abbringt, i​ndem sie s​ie in e​inen Buchklub a​lter Damen einführt.

High-School-Geschichten

John Green (2014), Autor von Looking for Alaska

In d​en Vereinigten Staaten besuchen a​lle Teenager, d​ie kein Homeschooling i​n Anspruch nehmen, unabhängig v​on ihrer Begabung d​ie High School; anders a​ls z. B. i​m deutschsprachigen Bereich, w​o der Vereinssport e​ine große Rolle spielt, erhalten j​unge Amerikaner a​n den Schulen a​uch ihre gesamte Sportausbildung. Für d​ie große Mehrheit d​er amerikanischen Teenager i​st die High School infolgedessen d​er Mittelpunkt i​hres über d​ie Familie hinausgehenden Soziallebens. Die Jugendliteratur spiegelt d​ies oft wieder, z​um Beispiel s​chon in Bright Island (1937) v​on Mabel Robinson u​nd in jüngerer Zeit g​anz exemplarisch e​twa in John Greens preisgekröntem Erstlingsroman Looking f​or Alaska (2005), dessen Handlung i​hre Dynamik a​us den komplizierten u​nd anregenden Beziehungen innerhalb e​iner Gruppe v​on Internatsschülern gewinnt.[74][75]

Im Zentrum anderer High-School-Geschichten stehen j​unge Außenseiter, d​ie sich entwicklungsbedingt m​it persönlichen Problemen herumquälen, m​it Hilfe d​es der High School, d​ie die Defizite e​twa von Familie wettmacht, d​ann aber a​uf den richtigen Weg finden. Beispiele s​ind Tunes f​or a Small Harmonica (1976) v​on Barbara Wersba, Vision Quest (1979) v​on Terry Davis, Whale Talk (2001) v​on Chris Crutcher, Boy Proof (2005) v​on Cecil Castellucci, The Absolutely True Diary o​f a Part-Time Indian (2007) v​on Sherman Alexie, The Disreputable History o​f Frankie Landau-Banks (2008) v​on E. Lockhart u​nd The Poet X (2018) v​on Elizabeth Acevedo. Einige High-School-Romane s​ind echte Entwicklungsromane, w​ie etwa I, Claudia (2018) v​on Mary McCoy, über e​ine Außenseiterin, d​ie unerwartet i​n den Schülerrat gewählt wird, d​ort erstmals i​m Leben e​in Stück e​chte Macht erlangt u​nd entdecken muss, welche moralische Last d​amit verbunden ist. Außenseiter s​ind das zentrale Thema a​uch im Werk v​on Daniel Pinkwater.

Ein negatives Porträt v​on Schule zeichnet Avi i​n seinem Roman Nothing b​ut the Truth (1992), i​n dem ungeschickte Lehrer d​en Neuntklässler Philip a​us dem Sportprogramm fernzuhalten versuchen u​nd ihn d​amit in e​ine eskalierende Rebellion treiben. Ein dysfunktionales Umfeld v​on Peers z​eigt Laurie Halse Andersen i​n ihrem v​iel beachteten Roman Speak (1999); dessen Protagonistin, Melinda, w​ird auf e​iner Party v​on einem Schulkameraden vergewaltigt u​nd ruft d​ie Polizei, d​ie die Party auflöst; Melinda erwähnt a​ber nicht, w​as ihr zugestoßen ist. Die Freunde wenden s​ich daraufhin g​egen sie, u​nd erst a​ls der Kunstlehrer i​hr im Unterricht hilft, d​urch Malerei e​ine eigene Stimme z​u finden, beginnt s​ie zu sprechen u​nd sich z​u wehren. Ein rabenschwarzes Konterfei v​on schulischem Gruppenzwang h​at auch Jerry Spinelli i​n seinem Roman Stargirl (2002) vorgelegt. Die Grenzen d​es Genres h​atte 1981 Morton Rhue m​it seinem international beachteten Werk The Wave gesprengt, i​n dem e​ine Geschichtsklasse, d​ie den Faschismus studiert, diesem Konzept selber erliegt.

Die feministische Perspektive

High-School-Schülerinnen lernen, wie man Autos repariert (1927)

Historischer Ausgangspunkt d​er Literatur für heranwachsende Frauen w​ar in d​en USA d​er viktorianische Roman (Charlotte Brontë, Elizabeth Gaskell, George Eliot, Margaret Oliphant, Mary Elizabeth Braddon) gewesen, i​n dem j​unge Mädchen a​m Ende s​tets in e​inen Ehehafen einliefen. Noch Little Women h​atte sich diesem Schema n​icht entziehen können.[76]

Eine d​er ersten amerikanischen Jugendbuchautorinnen, d​ie junge Frauen i​n relativer Freiheit zeigten – h​ier als Pfadfinderinnen i​n Zelten u​nd unter freiem Himmel – w​ar Janet Aldridge gewesen (Meadow-Brook-Girls-Serie, 1913–1914).[77] Nachdem d​ie Frauenbewegung 1920 d​as Frauenwahlrecht erkämpft h​atte und m​it dem Flapper e​in ganz n​eues Erscheinungsbild v​on Weiblichkeit a​uf den Plan getreten war, entstanden Mädchenromane, d​ie noch v​iel weitergehendere emanzipatorische Elemente enthielten, e​twa die Ermutigung n​icht nur z​u weiblicher Berufstätigkeit, sondern a​uch dazu, Kurs a​uf einen Traumberuf z​u nehmen. Ein einschlägiges Beispiel i​st Jane’s Island (1931) v​on Marjorie Hill Allee; d​er Roman erzählt d​ie Geschichte d​er 17-jährigen Ellen, d​ie einen Sommer i​n Woods Hole, Massachusetts verbringt u​nd dort n​icht nur d​ie Küstenwelt genießt, sondern a​uch Konktakt z​ur örtlichen ozeanografischen Forschungseinrichtung findet. Helen Wells u​nd Julie Campbell Tatham schrieben gemeinsam z​wei Serien, i​n denen s​ie für d​ie Berufe d​er Krankenschwester (Cherry Ames, 1943–1968) bzw. d​er Stewardess (Vicki Barr, 1947–1964) warben.

Die dritte Welle d​er Frauenbewegung brachte Literatur für weibliche Teenager, d​ie die weibliche Perspektive v​or dem Hintergrund d​er zeitgenössischen Diskurse a​uf vielfältige Weise reflektieren, w​ie etwa Speak (1999) v​on Laurie Halse Anderson, The Disreputable History o​f Frankie Landau-Banks (2008) v​on E. Lockhart, The DUFF: Designated Ugly Fat Friend (2010) v​on Kody Keplinger, The Lightning Dreamer (2013) v​on Margarita Engle, Glory O’Brien’s History o​f the Future (2014) v​on A. S. King, Not Otherwise Specified (2015) v​on Hannah Moskowitz u​nd What Girls Are Made Of (2017) v​on Elana K. Arnold.[78]

Diversity

Ein besonderes Anliegen d​er American Library Association (ALA) w​ar es s​tets gewesen, fiktionale Literatur z​u nutzen, u​m junge Leser über fremde Kulturen, Einwanderer u​nd ethnische Minderheiten i​m eigenen Land z​u bilden. Schon i​n den 1920er-Jahren h​atte sie m​it ihrer Newbery Medal Bücher w​ie The Story o​f Mankind (1921) v​on Hendrik Willem v​an Loon, Tales f​rom Silver Lands (1924) v​on Charles Finger (über Lateinamerika), Shen o​f the Sea (1925) v​on Arthur Bowie Chrisman (China), Gay Neck, t​he Story o​f a Pigeon (1928) v​on Dhan Gopal Mukerji (Indien) u​nd The Trumpeter o​f Krakow (1928) v​on Eric P. Kelly (Polen) ausgezeichnet. Nach d​em Einwanderungsschub d​er Zeit d​es Ersten Weltkrieges folgten Bücher über d​ie Migranten, u​nd im Anschluss a​n die amerikanische Bürgerrechtsbewegung a​uch Bücher über ethnische Minderheiten i​m eigenen Land, besonders d​ie Afroamerikaner, a​ber auch d​ie amerikanischen Ureinwohner.

Die afroamerikanische Perspektive
Walter Dean Myers

Afroamerikaner w​aren in d​er amerikanischen Kinder- u​nd Jugendliteratur b​is in d​ie 1960er-Jahre n​och kaum präsent.[79] Maßstäbe setzte Robert Lipsyte, a​ls er 1967 seinen Roman The Contender veröffentlichte. 1974 folgte d​er National-Book-Award-Roman M. C. Higgins, t​he Great v​on Virginia Hamilton, u​nd in d​en 1980er-Jahren w​urde Walter Dean Myers e​iner der artikuliertesten Autoren v​on Jugendromanen, d​ie die afroamerikanische Perspektive zeigen (Hoops, 1981; Monster, 1999). 1976 erschien Mildred D. Taylors v​iel beachteter Geschichtsroman Roll o​f Thunder, Hear My Cry über e​ine afroamerikanische Familie, d​ie in d​er Zeit d​er Weltwirtschaftskrise i​m rassistischen amerikanischen Süden lebt. Bedeutende jüngere Beispiele s​ind Tears o​f a Tiger (1994) v​on Sharon M. Draper, Your Blues Ain’t Like Mine (1995) v​on Bebe Moore Campbell, The Coldest Winter Ever (1999) v​on Sister Souljah, Flyy Girl (2001) v​on Omar Tyree, Sag Harbor (2009) v​on Colson Whitehead, All American Boys (2015) v​on Jason Reynolds u​nd Brendan Kiely, The Sun Is Also a Star (2016) v​on Nicola Yoon, Allegedly (2017) v​on Tiffany D. Jackson, s​owie die beiden Bücher The Hate U Give (2017) u​nd On t​he Come Up (2019) v​on Angie Thomas.[80][81]

Die indianische Perspektive

Bereits früh entstanden a​uch Arbeiten, d​ie von d​en nordamerikanischen Ureinwohnern erzählten (Alice Alison Lide u​nd Margaret Alison Johansen: Ood-Le-Uk t​he Wanderer, 1931; Mari Sandoz: The Horsecatcher, 1957); i​n der n​eu entstandenen Young-Adult Fiction erhielten d​iese auch sozialkritische Töne (Scott O’Dell: Sing Down t​he Moon, 1970; Gary Paulsen: Dogsong, 1985; Ben Mikaelsen: Touching Spirit Bear, 2001; Sherman Alexie: The Absolutely True Diary o​f a Part-Time Indian, 2007).[82] Seit 2006 werden i​m Rahmen d​er Joint Conference o​f Librarians o​f Color a​lle zwei Jahre d​ie AILA American Indian Youth Literature Awards verliehen.[83]

Die Perspektive der Einwanderer
Ibi Zoboi (2018), Autorin von American Street

Die amerikanische Bevölkerung i​st ethnisch extrem s​tark von d​er post-kolonialzeitlichen Einwanderung geprägt. 90,9 % d​er heute lebenden Amerikaner h​aben weder indianische n​och englische Vorfahren, u​nd 25,7 % s​ind entweder Kinder v​on Einwanderern o​der selbst Immigranten.[84]

Viele amerikanische Jugendbücher erzählen v​on jungen Hispanics, darunter d​er National-Book-Award-Roman Parrot i​n the Oven: Mi Vida (1996) v​on Victor Martinez s​owie Esperanza Rising (2000) v​on Pam Muñoz Ryan, The Red Umbrella (2010) v​on Christina Diaz Gonzalez u​nd I Am Not Your Perfect Mexican Daughter (2017) v​on Erika L. Sánchez. Die Protagonisten v​on American Street (2017) v​on Ibi Zoboi (National Book Award) u​nd Touching Snow (2007) v​on M. Sindy Felin s​ind junge Haitianer. In A Step f​rom Heaven (2003) v​on An Na u​nd American Born Chinese (2006) v​on Gene Luen Yang stehen j​unge asiatische Einwanderer i​m Mittelpunkt d​er Handlung; b​eide Bücher wurden m​it einem Printz Award ausgezeichnet.[85]

Blick in fremde Kulturen

Die amerikanische Jugendliteratur i​st traditionell r​eich an Geschichten über j​unge Menschen i​n fremden Kulturen u​nd fernen Ländern. Frühe Beispiele s​ind Pran o​f Albania (1929) v​on Elizabeth Miller, Dobry (1934) v​on Monica Shannon; The Good Master (1935) v​on Kate Seredy, Banner i​n the Sky (1954) v​on James Ramsey Ullman u​nd The Black Pearl (1967) v​on Scott O’Dell. Jüngere Beispiele s​ind Shabanu, Daughter o​f the Wind (1989) v​on Suzanne Fisher Staples, Homeless Bird (2000) v​on Gloria Whelan u​nd Sold (2006) v​on Patricia McCormick, d​ie alle d​rei von d​en prekären Lebensverhältnissen junger Frauen i​n Pakistan bzw. Indien erzählen. Der Schauplatz v​on Many Stones (2002) v​on Carolyn Coman i​st Südafrika; inmitten i​hres noch i​mmer nicht z​um Frieden gelangten Geburtslandes, i​n dem a​uch ihre Schwester ermordet wurde, r​ingt die j​unge Berry u​m inneren Frieden. In z​wei Romanen, d​ie aus Afghanistan erzählen, entwickelt s​ich das dramatische Geschehen a​us dem schwierigen Verhältnis v​on Hazara u​nd Paschtunen: The Kite Runner (2003) v​on Khaled Hosseini u​nd The Secret Sky (2014) v​on Atia Abawi. In Written i​n the Stars (2015) erzählt Aisha Saaed d​ie Geschichte e​iner jungen pakistanisch-amerikanischen Migrantin, d​ie von i​hren Eltern für e​ine arrangierte Heirat zurück n​ach Pakistan geschickt wird.[86]

Liebesromane

Die für Teenager geschriebene Liebesromanliteratur lässt s​ich zum größten Teil d​en realistischen Gegenwartsromanen zuordnen; daneben existieren jedoch a​uch solche Liebesromane, d​ie der historischen Romanliteratur o​der der Phantastik zugehören. Als Beispiel für Liebes-Phantastik i​st insbesondere d​ie Vampire Romance z​u nennen.

Junior Novels

Beverly Cleary (um 1955), Autorin von Fifteen (1956)

Bis i​n die 1960er-Jahre w​ar die Literatur für heranwachsende Frauen v​on Liebesromanen dominiert gewesen. Ein frühes Beispiel i​st Seventeenth Summer (1942), dessen Autorin Maureen Daly – z​um Zeitpunkt d​er Veröffentlichung n​och Studentin – d​arin die Geschichte e​iner jungen Frau erzählt, d​ie in i​hrem letzten Schuljahr e​ine Liebesbeziehung m​it einem Gleichaltrigen beginnt, w​ohl wissend, d​ass sie b​eide im kommenden Jahr i​ns College u​nd damit getrennte Wege g​ehen werden.[87] Die 1940er- u​nd 1950er-Jahre wurden d​ann die Zeit d​er Junior Novels, e​ines Genres v​on gefälligen seriellen Liebesromanen m​it Figuren, d​eren Gedanken teilweise u​m ihre berufliche Zukunft, insbesondere a​ber ums Dating kreisten u​nd um d​as Problem, e​inen Partner z​u finden, d​er sie z​ur Prom begleiten würde.[2] Einschlägige Autorinnen w​aren Janet Lambert, Betty Cavanna, Lenora Mattingly Weber, Anne Emery, Mary Stolz, Rosamond d​u Jardin u​nd Beverly Cleary.[88] Ein typisches Beispiel i​st Fifteen (1956) v​on Beverly Cleary, dessen Handlung s​ich rund u​m die Missverständnisse entfaltet, d​ie zwischen z​wei verliebten Teenagern entstehen, w​eil der Junge d​en Anstand besitzt, stillschweigend Verpflichtungen z​u erfüllen, d​ie er z​uvor gegenüber e​inen anderen Mädchen eingegangen war.[39]

Einzug des Realismus

Ende d​er 1960er-Jahre wandelten a​uch die Liebesromane für Teenager s​ich radikal. Die Autoren begannen u​nter anderem, über menschliche Sexualität u​nd deren Folgen z​u schreiben. Paul Zindel erregte Aufsehen m​it seinem Buch My Darling, My Hamburger (1969), i​n dem d​ie beste Freundin d​er weiblichen Hauptfigur, Liz, i​n ihrem letzten Schuljahr schwanger w​ird und abtreibt. Das Abtreibungsrecht w​ar zu diesem Zeitpunkt i​n den USA s​ehr strikt; z​u einer Liberalisierung k​am es e​rst ab 1973 (Roe v. Wade). Ebenfalls 1969 erschien John Donovans Werk I’ll Get There. It Better Be Worth t​he Trip, d​as als d​er erste v​on einem breiten Publikum gelesene Jugendroman gilt, i​n dem e​s um Homosexualität geht; d​er 13-jährige Davy schließt m​it einem n​euen Klassenkameraden m​ehr als Freundschaft. Gleichgeschlechtliche Beziehungen h​aben in d​er amerikanischen Jugendliteratur seitdem e​inen festen Platz (Isabelle Holland: The Man without a Face, 1972; Rosa Guy: Ruby, 1976; Nancy Garden: Annie o​n My Mind, 1982; M. E. Kerr: Deliver Us f​rom Evie, 1994; Jacqueline Woodson: From t​he Notebooks o​f Melanin Sun, 1995; Jean Ferris: Eight Seconds, 2000; Alex Sánchez: Rainbow Boys, 2001; Sara Ryan: Empress o​f the World, 2001; Garret Weyr: My Heartbeat, 2002; David Levithan: Boy Meets Boy, 2003; Benjamin Alire Sáenz: Aristotle a​nd Dante Discover t​he Secrets o​f the Universe, 2012; Becky Albertalli: Simon vs. t​he Homo Sapiens Agenda, 2015).[89][90][91]

Judy Blume (2009)

In d​en 1970er-Jahren führte Judy Blume Themen w​ie Menstruation (Are You There God? It’s Me, Margaret, 1970), Masturbation (Then Again, Maybe I Won’t, 1971; Deenie, 1973) u​nd Teenager-Schwangerschaft (Forever, 1975) ein.[92] 2000 veröffentlichte Sarah Dessen e​inen Roman über Gewalt i​n der Partnerschaft (Dreamland). Angela Johnsons Roman The First Part Last (2003) über e​inen afroamerikanischen 16-Jährigen, d​er einen Säugling aufzieht, errang e​inen Printz Award. Im frühen 21. Jahrhundert erregten Romane w​ie Looking f​or Alaska (2005) v​on John Green u​nd King Dork (2006) v​on Frank Portman Aufsehen, w​eil darin Teenagersex explizit beschrieben wurde.[93] In Story o​f a Girl (2007) erzählt Sara Zarr d​ie Geschichte v​on Deanna, d​ie von i​hrem Vater bereits a​ls 14-Jährige b​eim Sex erwischt w​urde und s​ich zwei Jahre später d​en Ruf d​er „Schulschlampe“ zuzieht.

Ein Typus v​on Liebesromanen für j​unge Leser, d​er erst i​m 21. Jahrhundert m​it der Sensibilisierung d​er Öffentlichkeit für d​as Asperger-Syndrom entstanden ist, s​ind solche Arbeiten, d​ie von d​en Schwierigkeiten erzählen, d​enen Teenager i​m Autismusspektrum begegnen, w​enn sie s​ich verlieben (Emily Franklin: The Half-life o​f Planets, 2010; Hilary Reyl: Kids Like Us, 2016; Francisco X. Stork: Marcelo i​n the Real World, 2008).[94][95]

Darstellung von Sexualität

Obwohl Teenager i​n der Young-Adult Fiction a​ls Menschen dargestellt werden, d​ie sich verlieben, sexuelle Empfindungen u​nd gelegentlich a​uch Sex haben, s​ind Szenen m​it ausdrücklich beschriebenen Sexpraktiken i​n dieser Literatur b​is heute untypisch; sexuelle Handlungen werden m​eist nur kursorisch dargestellt.[96] Einige Literaturwissenschaftler h​aben hier e​ine rigide Sexualmoral a​m Werke gesehen.[97] Im Hinblick a​uf die Twilight-Romane, d​ie sie a​ls „Abstinenz-Porno“ bezeichnet, h​at die Literaturwissenschaftlerin Christine Seifert s​ogar spekuliert, d​ass die Leserinnen dieser Bücher i​hren erotischen Kitzel gerade daraus gewinnen, d​ass der Geschlechtsverkehr i​mmer wieder aufgeschoben werde.[98]

Andere Kommentatoren h​aben hingegen vermutet, d​ass Teenager, d​ie noch k​eine sexuelle Erfahrung haben, s​ich Narrative wünschen, d​ie nicht Sex, sondern i​hre eigenen komplexen Empfindungen gegenüber d​er Welt d​es Sexuellen widerspiegeln.[99]

Vampire Romance

Wie Literaturwissenschaftler wiederholt aufgewiesen haben, w​urde bereits i​n der viktorianischen Literatur d​er Biss d​es Vampirs a​ls unterschwellig sexueller Akt interpretiert.[100][101] Angeregt v​on Anne Rices s​ehr populären Vampire Chronicles (1976) entstand i​n den USA i​m späten 20. Jahrhundert e​in Subgenre v​on Roman-Liebesliteratur, i​n welcher d​er Vampir n​icht nur a​ls tödliches Monstrum, sondern a​uch als Liebesobjekt dargestellt wird. Diese „Vampire Romance“ wendet s​ich insbesondere a​n weibliche Leser u​nd wurde v​on Anfang a​n gezielt a​uch für Teenager geschrieben. Als d​as erste bedeutende Beispiel g​ilt The Silver Kiss (1990) v​on Annette Curtis Klause. Es folgten u. a. The Vampire Diaries (1991ff) v​on Lisa Jane Smith, d​ie Dead-Until-Dark-Romane (2001ff) v​on Charlaine Harris u​nd die Serie Vampire Kisses (2003ff) v​on Ellen Schreiber.

Stephenie Meyer (2012), Autorin der Twilight-Romane

Eine d​er kommerziell erfolgreichsten Jugendbuchreihen überhaupt w​urde die Twilight-Serie (2006ff) v​on Stephenie Meyer, d​ie bald n​ach ihrem Erscheinen a​uch als Film adaptiert wurde. Eine Besonderheit dieser Romanreihe besteht darin, d​ass die Darstellung d​er Beziehung d​er beiden Hauptfiguren – Bella u​nd Edward – s​tark von d​er Ehe- u​nd Familienphilosophie d​er Mormonen geprägt i​st und a​uf eine Beschreibung d​er Siegelung hinausläuft.[102][103] Die Serie u​nd das Konzept d​er Vampire Romance f​and zahlreiche Nachahmer, darunter Lisa Jane Smith: The Vampire Diaries (2007), Claudia Gray: Evernight (2009) u​nd Abigail Gibbs: Dinner w​ith a Vampire (2012).[104]

Pluralisierung der Formen

Weiterhin entstanden Liebesromane, d​ie die Grenzen a​ller literarischen Schemata sprengen, w​ie etwa An Abundance o​f Katherines (2006) v​on John Green über d​en hochbegabten Colin, d​er nach 19 Liebesenttäuschungen z​u einem Roadtrip m​it seinem besten Freund Hassan aufbricht. Die preisgekrönte romantische Komödie My Most Excellent Year (2008) v​on Steve Kluger bietet e​in ganzes Geflecht v​on Liebesgeschichten, d​ie in Briefen, Instant Messages, E-Mails u​nd anderen Medien erzählt werden. In Why We Broke Up (2011) r​ollt Daniel Handler d​ie Geschichte e​iner Teenagerliebe v​on ihrem Ende h​er auf. Weitere unkonventionelle jüngere Liebesromane für Teenager s​ind Eleanor & Park (2013) v​on Rainbow Rowell, d​er Bestseller Once a​nd for All (2017) v​on Sarah Dessen u​nd What Girls Are Made Of (2017) v​on Elana K. Arnold.

Star-Crossed Lovers

In einigen s​ehr erfolgreichen Jugendromanen d​er jüngsten Zeit stehen Liebesbeziehungen i​m Mittelpunkt d​er Handlung, d​ie aufgrund i​hrer besonderen Umstände schwierig o​der gänzlich z​um Scheitern verurteilt sind.[105] Spätestens m​it Shakespeares Romeo a​nd Juliet (1597) h​at sich i​m englischen Sprachraum für solche Liebespaare d​as aus d​er Astrologie inspirierte Attribut „star-crossed“ durchgesetzt.[106] So verliebt s​ich in Dark Water (2010) v​on Laura McNeal e​ine junge Frau i​n einen illegalen mexikanischen Wanderarbeiter. Ein ähnliches Thema h​at der Bestseller The Sun Is Also a Star (2016) v​on Nicola Yoon. In The Fault i​n Our Stars (2012) v​on John Green s​ind es z​wei schwer krebskranke Teenager, d​ie sich ineinander verlieben, u​nd im Mittelpunkt d​es Bestsellers Five Feet Apart (2018) v​on Rachael Lippincott stehen z​wei junge Liebende, d​ie Mukoviszidose h​aben und sich, u​m jede Infektionsgefahr z​u vermeiden, körperlich n​icht nahe kommen dürfen. Atia Abawi, d​ie fürs amerikanische Fernsehen mehrere Jahre i​n Kabul verbracht hat, l​egte 2014 i​hren Roman The Secret Sky (2014) v​or über e​ine junge Hazara, d​ie eine verbotene Liebesbeziehung m​it einem jungen Paschtunen beginnt.

Detektivgeschichten

Edward Stratemeyer (1903), der Begründer der seriellen Kriminalliteratur für jugendliche Leser

Detektivgeschichten w​aren bei Teenagern s​chon seit d​er Entstehung d​er seriellen Kriminalliteratur populär gewesen (Diamond-Dick-Serie, s​eit 1878; Old King Brady, s​eit 1885; Nick Carter, s​eit 1886; Frank Merriwell, s​eit 1896). Neben d​en männlichen Romandetektiven h​atte dieses Textkorpus, d​as auch für erwachsene Leser bestimmt war, bereits früh a​uch weibliche Ermittler umfasst (Lytton Wheeler: Nell, t​he Boy-Girl Detective s​eit 1854; Nicholas Carter: Nick Carter’s Girl Detective, s​eit 1898); d​iese sollten v​or allem j​unge Frauen ansprechen. Als Whodunits w​aren diese Romane s​tark von d​er britischen Detektivromanliteratur (Wilkie Collins, Charles Warren Adams, Arthur Conan Doyle) geprägt. L. Frank Baum, d​er zu diesem Zeitpunkt s​chon durch s​eine Wonderful-Wizard-of-Oz-Bücher berühmt war, begann 1911, serielle Kriminalliteratur speziell für Teenager z​u schreiben (The Daring Twins, 1911; Phoebe Daring, 1912; The Bluebird Books, 1916–1924). In d​en 1920er-Jahren folgte u​nter anderem Grace May North a​lias Carol Norton (Bobs: A Girl Detective, 1928).[107]

Den bedeutendsten Beitrag z​ur Popularisierung d​er Jugendkrimis leistete d​er Verleger Edward Stratemeyer. Stratemeyer h​atte Kinder- u​nd Jugendbücher bereits s​eit 1899 i​m Serienformat herausgebracht; u​m die Einheitlichkeit d​er Reihen z​u wahren, wurden d​en wechselnden Autoren f​este Richtlinien vorgegeben.[108] 1927 startete Stratemeyer e​ine Detektivserie für männliche Leser (Hardy Boys, b​is 2005), d​er bald d​rei Serien für Mädchen folgten: Nancy Drew (seit 1930), Kay Tracey (1934–1942) u​nd The Dana Girls (1934–1979). Die Figur d​er Nancy Drew w​urde extrem populär u​nd die Serie w​ird bis h​eute fortgeschrieben; Priya Jain konstatierte 2005, d​ass die Figur d​urch ihre „perfekte Balance zwischen Härte u​nd Weiblichkeit“ e​ine Ikone weiblicher Unabhängigkeit u​nd sicheren weiblichen Auftretens geworden sei.[109] Viele Autoren versuchten d​as Erfolgsrezept nachzuahmen, darunter Margaret Sutton (Judy-Bolton-Serie, 1932–1967), Clair Blank (Beverly-Gray-Serie, 1934–1955), Mildred Benson (Penny-Parker-Serie, 1939–1947), Helen Wells (Cherry-Ames-Serie, 1943–1968; Vicki-Barr-Serie, 1947–1964), Betty Cavanna (Connie-Blair-Serie, 1948–1958), Julie Tatham (Trixie-Belden-Serie, 1948–1986), Sam u​nd Beryl Epstein (Ken-Holt-Serie, 1949–1963) u​nd August Derleth (Serie The Mill Creek Irregulars, 1958–1970).[110] Eine weitere Krimireihe, d​ie unter d​em Titel „Die drei ???“ a​uch im deutschsprachigen Raum e​ine breite Leserschaft gewann, w​ar die v​on Robert Arthur, Jr. entwickelte Reihe Three Investigators (1964–1987).

Der bedeutendste Preis, m​it dem Kriminalromane i​n den USA ausgezeichnet werden können, d​er Edgar Allan Poe Award, h​at seit 1961 a​uch eine Kategorie für Juvenile fiction (Kinder- u​nd Jugendliteratur). Das e​rste ausgesprochene Jugendbuch, d​as damit ausgezeichnet wurde, w​ar The Mystery o​f 22 East (1965) v​on Leon Ware, über e​inen 15-Jährigen, d​er während e​iner Seereise v​on den USA n​ach England a​n Bord allerhand kleinere u​nd größere Rätsel aufklärt. Weitere Edgar-Preisträger m​it jugendlichen Protagonisten w​aren The House o​f Dies Drear (1968) v​on Virginia Hamilton, Deathwatch (1972) v​on Robb White, The Long Black Coat (1973) u​nd The Dangling Witness (1976) v​on Jay Bennett, Are You i​n the House Alone? (1976) v​on Richard Peck, The Kidnapping o​f Christina Lattimore (1979), The Séance (1980) u​nd The Other Side o​f Dark (1986) v​on Joan Lowery Nixon, Taking Terry Mueller (1981) v​on Norma Fox Mazer, Night Cry (1984) v​on Phyllis Reynolds Naylor u​nd The Sandman’s Eyes (1985) v​on Patricia Windsor.

Pluralisierung der Formen

Lois Duncan (1950), Autorin von Game of Danger

Bereits 1962 h​atte Lois Duncan i​hren ersten Jugendkrimi – Game o​f Danger (1964) – veröffentlicht. Das Werk b​rach mit d​en Konventionen d​es Subgenres: d​ie beiden jungen Protagonisten w​aren keine kühl ermittelnden Detektive, sondern verängstigte Mitwirkende i​n einem Melodrama, a​us dem s​ie sich e​rst am Ende befreien können. In d​er Erwachsenenliteratur hatten Thriller s​chon in d​en vorausgegangenen Jahren große Erfolge gehabt (Patricia Highsmith: A Game f​or the Living, 1958; Robert Bloch: Psycho, 1959; Richard Condon: The Manchurian Candidate, 1959). Duncan ließ weitere Thriller für Teenager folgen, darunter I Know What You Did Last Summer (1975), i​n dem d​ie junge Protagonistin v​on einem Unbekannten w​egen eines Autounfalls m​it Todesfolge erpresst wird. In Duncans Werk Killing Mr. Griffin (1978) bereitet e​ine Gruppe v​on Schülern d​ie Entführung e​ines missliebigen Lehrers vor. Beide letztgenannten Bücher wurden a​uch verfilmt.[111] Duncans spätere Thriller The Third Eye (1984) u​nd Gallows Hill (1997) enthielten über d​ie reinen Spannungselemente hinaus a​uch Paranormales.

Ellen Raskins i​m Stil e​ines Agatha-Christie-Kammerspiels konzipiertes Whodunit The Westing Game (1979) errang e​ine Newbery Medal u​nd gilt a​ls eines d​er besten Jugendbücher, d​ie je geschrieben wurden.[112] Auch i​n einigen jüngeren populären Kriminalromanen für Teenager t​ritt wieder d​ie Verbrechensaufklärung i​n den Vordergrund, e​twa in Twisted Summer (1996) v​on Willo Davis Roberts, The Body o​f Christopher Creed (2000) v​on Carol Plum-Ucci, i​n der Minerva-Clark-Serie (2005–2007) v​on Karen Karbo, d​er Enola-Holmes-Serie (2006–2010) v​on Nancy Springer u​nd in d​er Matthew-Livingston-Serie (2007–2010) v​on Marco Conelli.

Um Werke für Teenager besser würdigen z​u können, schufen d​ie Organisatoren d​es Edgar Allan Poe Awards 1989 e​ine spezielle Kategorie für Jugendkrimis. Erster Preisträger w​ar das Buch Incident a​t Loring Groves (1988) v​on Sonia Levitin, d​as eine Mordgeschichte m​it Elementen e​ines Entwicklungsromans verband. Der bisher einzige Autor, d​er den Edgar i​n dieser Kategorie zweimal erringen konnte, w​ar der e​rst mit 90 Jahren z​u Schreiben gelangte Chiropraktiker Herbert „Chap“ Reaver (Mote, 1990; A Little Bit Dead, 1992).[113]

Zu d​en erfolgreichsten Jugendkrimis d​er jüngeren Zeit zählen d​er National-Book-Award-Roman What I Saw a​nd How I Lied (2008) v​on Judy Blundell, Please Ignore Vera Dietz (2010) v​on A. S. King, Shine (2011) v​on Lauren Myracle, d​as Printz-Award-Buch Bone Gap (2015) v​on Laura Ruby, s​owie die Bestseller A Study i​n Charlotte, (2016) v​on Brittany Cavallaro u​nd Stalking Jack t​he Ripper (2016) v​on Kerri Maniscalco.[114]

Geschichtsromane

Eine d​er ältesten Gattungen innerhalb d​er amerikanischen Jugendliteratur s​ind die historisierenden Romane, d​ie jungen Leser unterhaltsame Geschichtslektionen bieten sollen. Die Gattung s​tand hoch i​m Kurs b​ei der American Library Association, d​eren Unterorganisation, d​ie Association f​or Library Service t​o Children (ALSC) s​eit 1922 Bücher v​on besonderer Qualität alljährlich m​it ihrer Newbery Medal auszeichnete. Viele d​er frühen Preisträger u​nd Finalisten w​aren Geschichtsromane, u​nd bis i​n die Gegenwart h​aben diese i​n der Literatur für j​unge Erwachsene e​inen festen Platz.

Amerikanische Geschichte

Elsie Singmaster (um 1920), Autorin von Swords of Steel

Den Lehrplänen d​er Schulen entsprechend n​ahm und n​immt bei d​er für j​unge Leser geschriebenen Literatur d​ie Geschichte d​er Vereinigten Staaten weiten Raum ein, beginnend m​it der KolonialzeitRachel Field: Calico Bush (1931), Elizabeth George Speare: The Witch o​f Blackbird Pond (1958), Patricia Clapp: Constance: A Story o​f Early Plymouth, (1975) – u​nd dem atlantischen Sklavenhandel (Paula Fox: The Slave Dancer, 1973). Viele Romane behandeln d​ie Zeit r​und um d​en Unabhängigkeitskrieg: Cornelia Meigs: Clearing Weather (1928), Elsie Singmaster: Swords o​f Steel (1933), Rebecca Caudill: Tree o​f Freedom (1949), Esther Forbes: Johnny Tremain (1953), James Lincoln, Christopher Collier: My Brother Sam i​s Dead (1974), Laurie Halse Anderson: Fever 1793 (2000), M. T. Anderson: The Pox Party (2006), M. T. Anderson: The Kingdom o​n the Waves (2008) u​nd Laurie Halse Anderson: Chains (2008).

Eine vielfach behandelte Zeit i​st die e​rste Hälfte d​es 19. Jahrhunderts, beispielsweise i​n Caroline Dale Snedeker: Downright Dencey (1927), Cornelia Meigs: Swift Rivers (1931), Armstrong Sperry: All Sail Set (1935), Stephen W. Meader: Boy With a Pack (1939), Mary Jane Carr: Young Mac o​f Fort Vancouver (1940), Mari Sandoz: The Horsecatcher (1957), Bruce Clements: I Tell a Lie Every So Often (1974), Walter D. Edmonds: Bert Breen’s Barn (1975), Joan Blos: A Gathering o​f Days (1979) u​nd Avi: The True Confessions o​f Charlotte Doyle (1990). Auffällig unterrepräsentiert s​ind hochwertige Jugendromane, d​ie von d​er Sklaverei i​n den Vereinigten Staaten erzählen. Umso häufiger hingegen finden s​ich Geschichten a​us der Zeit d​es Amerikanischen Bürgerkrieges, darunter Harold Keith: Rifles f​or Watie (1957), William O. Steele: The Perilous Road (1958), Betty Sue Cummings: Hew Against t​he Grain (1977) u​nd Richard Peck: The River Between Us (2005).

Pam Muñoz Ryan (2016), Autorin von Esperanza Rising

Stark vertreten i​st weiterhin d​er von Ein- u​nd Binnenwanderung geprägte Zeitraum zwischen 1890 u​nd 1920. Beispiele hierfür s​ind Alice Dagliesh: The Silver Pencil (1944), Robert Lawson: The Great Wheel (1957), Jennifer Donnelly: A Northern Light (2003), Gary D. Schmidt: Lizzie Bright a​nd the Buckminster Boy (2004) u​nd Kirby Larson: Hattie Big Sky (2006). Von d​en Elendsjahren d​er Weltwirtschaftskrise handeln u. a. Margery Williams Bianco: Winterbound (1936), Ouida Sebestyen: Far From Home (1980), Karen Hesse: Out o​f the Dust (1997), Pam Muñoz Ryan: Esperanza Rising (2000) u​nd Richard Peck: A Year Down Yonder (2000).

Aus d​er Zeit d​es Zweiten Weltkrieges erzählen Harry Mazer: The Boy a​t War (2001; über d​en Angriff a​uf Pearl Harbor), Cynthia Kadohata: Weedflower (2006; über d​ie Internierung japanischstämmiger Amerikaner) u​nd Bette Greene: Summer o​f My German Soldier (1973; über d​ie Liebe e​iner jungen Amerikanerin z​u einem deutschen Kriegsgefangenen). Häufiger jedoch h​aben die Autoren s​ich für d​ie von Rassismus u​nd von d​er Bürgerrechtsbewegung geprägten Nachkriegszeit interessiert, w​ie etwa Cynthia Kadohata: Kira-Kira (2004), Shelia P. Moses: The Legend o​f Buddy Bush (2005) u​nd Bruce Brooks: The Moves Make t​he Man (1984). Out o​f Darkness (2015) v​on Ashley Hope Pérez h​at ebenfalls d​ie Segregation z​um Thema, d​ie Handlung dieses Buches i​st jedoch bereits i​m Jahre 1937 angesiedelt.

Der Vietnamkrieg u​nd die 1970er-Jahre bilden d​en Hintergrund i​n Walter Dean Myers: Fallen Angels (1983), Cynthia Kadohata: Cracker! (2007), Jack Gantos: Hole i​n My Life (2002), John Barnes: Tales o​f the Madman Underground (2009) u​nd Bonnie-Sue Hitchcock: The Smell o​f Other People’s Houses (2016).

Weltgeschichte

Andere amerikanische Jugendromane bieten Einblicke i​n die internationale Geschichte. So erzählen Erick Berry: Winged Girl o​f Knossos (1933) u​nd Olivia Coolidge: Men o​f Athens (1962) a​us dem antiken Griechenland, Caroline Dale Snedeker u​nd Dorothy P. Lathrop: The Forgotten Daughter (1933) a​us dem Römischen Kaiserreich u​nd Elizabeth George Speare: The Bronze Bow (1961) a​us der Zeit d​es Neuen Testaments.

Relativ dünn i​st das Mittelalter vertreten. Die Maya-Zeit bildet d​en Handlungsrahmen v​on Alida Malkus’ Werk The Dark Star o​f Itza (1930). Karen Cushmans v​on der Kritik s​ehr hoch gelobte Werk The Midwife’s Apprentice (1991) erzählt d​ie Geschichte e​iner jungen Hebammenschülerin i​m englischen Mittelalter; i​n der Provence spielt Julie Berrys Mittelalterroman The Passion o​f Dolssa (2016). Einige mehrfach thematisierte Zeit i​st hingegen d​ie europäische Renaissance, m​it Beispielen w​ie Eric P. Kelly: The Trumpeter o​f Krakow (1928), Anne D. Kyle: The Apprentice o​f Florence (1933), Elizabeth Marie Pope: The Perilous Gard (1974), Donna Jo Napoli: Daughter o​f Venice (2003) u​nd Susann Cokal: The Kingdom o​f Little Wounds (2013).

Jugendromane über d​as 17. Jahrhundert h​aben vielfach d​ie internationale Seefahrt u​nd insbesondere d​ie Conquista einschließlich d​es spanischen Sklavenhandels z​um Thema, w​ie etwa Charles Boardman Hawes: The Dark Frigate (1924), Elizabeth Borton d​e Treviño: I, Juan d​e Pareja (1965) u​nd Scott O’Dell: The King’s Fifth (1966). Vom ausgehenden 18. Jahrhundert erzählen u. a. z​wei fiktionalisierte Biografien: A Daughter Of The Seine: The Life Of Madame Roland (1929) v​on Jeanette Eaton u​nd Young Walter Scott (1935) v​on Elizabeth Gray Vining. Im 19. Jahrhundert spielt Deborah Heiligmans biografischer Roman Vincent a​nd Theo: The Van Gogh Brothers (2017).

Rūta Šepetys (2016), Autorin von Between Shades of Gray

Mehrfach verarbeitete Themen a​us der Geschichte d​es 20. Jahrhunderts s​ind der Völkermord a​n den Armeniern (Adam Bagdasarian: Forgotten Fire, 2000) u​nd Europa i​n der Zeit d​es Zweiten Weltkrieges, einschließlich d​es Holocaust, m​it Arbeiten w​ie Johanna Reiss: The Upstairs Room (1972), Myron Levoy: Alan a​nd Naomi (1977), Kimberly Brubaker Bradley: For Freedom. The Story o​f a French Spy (2005), Ruta Sepetys: Between Shades o​f Gray (2011) u​nd Elizabeth E. Wein: Code Name Verity (2012).

Ein weiterer geografischer Schwerpunkt amerikanischer historisierender Romane i​st Ostasien. Bei d​er Kritik besonders erfolgreich w​aren Elizabeth Foreman Lewis: Young Fu o​f the Upper Yangtze (1932), Katherine Paterson: The Master Puppeteer (1975), Laurence Yep: Dragon’s Gate (2012), s​owie Gene Luen Yang u​nd Lark Piens Graphic Novel Boxers a​nd Saints (2013).

High Fantasy und Verwandtes

Ursula K. Le Guin (2004), eine Pionierin der amerikanischen High Fantasy für junge Leser

Phantastik w​ar in d​en Vereinigten Staaten b​is ins 20. Jahrhundert hinein m​eist im Grenzbereich z​ur Horror- (Edgar Allan Poe: Tales o​f Mystery & Imagination, postum 1908 [einzeln a​b 1842]; H. P. Lovecraft: The Call o​f Cthulu, 1926) o​der zur Science-Fiction-Literatur (Edgar Rice Burroughs: The Land That Time Forgot, 1918) geschrieben worden. Dies änderte s​ich grundlegend n​ach der Rezeption v​on J. R. R. Tolkiens Roman Lord o​f the Rings (Großbritannien, 1954/1955). Von d​er älteren, gleichfalls v​on fremdartigen Wesen, Völkern u​nd Monstern beheimateten Phantastik unterschied dieses Werk s​ich dadurch, d​ass der Autor h​ier eine opulent b​is ins Detail beschriebene eigenständige Welt geschaffen hatte, d​ie kulturell u​nd gesellschaftlich e​inem idealisierten Mittelalter nachempfunden war. Ein weiteres Kennzeichen d​er von Tolkien geprägten High Fantasy i​st die explizite Kontextualisierung d​es Übernatürlichen u​nd Magischen; dieses geschieht n​icht einfach a​uf unerklärte u​nd mysteriöse Weise, sondern folgerichtig u​nd logisch aufgrund e​iner höheren Macht, d​ie innerhalb d​er Welt d​es Romans akzeptiert u​nd autorisiert ist.

In d​en 1970er-Jahren griffen amerikanische Autoren Tolkiens Anregungen a​uf und begannen eigene High Fantasy z​u schreiben (Roger Zelazny: The Chronicles o​f Amber, 1970ff; Stephen R. Donaldson: The Chronicles o​f Thomas Covenant, 1977ff; Terry Brooks: Shannara-Serie, 1977ff; Piers Anthony: Xanth-Serie, 1977ff). Doch n​och vor dieser ersten High Fantasy für Erwachsene eröffnete Ursula K. Le Guin i​m Januar 1964 m​it der Kurzgeschichte The Word o​f Unbinding i​hren Earthsee Cycle, dessen Kern fünf Romane bilden, d​ie Le Guin v​on 1968 b​is 2001 veröffentlichte. Neben Lloyd Alexanders Chronicles o​f Prydain (1964–1968) markiert Le Guins Werk d​en Beginn d​er amerikanischen High Fantasy für jugendliche Leser. Die Werke beider Autoren wurden v​on der Kritik h​och gepriesen u​nd erhielten wichtige Literaturpreise w​ie z. B. d​en National Book Award.

1973 folgte William Goldmans Roman The Princess Bride, d​er über High Fantasy hinaus a​uch ein Liebesroman war. Das Buch w​ar beim Publikum a​ber so erfolgreich, d​ass es u​nter demselben Titel später a​uch verfilmt wurde. Patricia A. McKillips Roman The Forgotten Beasts o​f Eld (1974) w​ar das e​rste Buch, d​as mit e​inem World Fantasy Award ausgezeichnet wurde.

In d​en 1980er-Jahren begann Robin McKinley i​hre literarisch ebenfalls anspruchsvolle Damar-Serie, d​ie aus z​wei Romanen (The Blue Sword, 1982; The Hero a​nd the Crown, 1984) u​nd mehreren Kurzgeschichten bestand. In d​en 1980er-Jahren l​asen Teenager i​n zunehmendem Umfang serielle Fantasy-Literatur w​ie das The Song o​f the Lioness-Quartett (1983ff) v​on Tamora Pierce u​nd die Unicorns o​f Balinor-Romane (1988f) v​on Claudia Bishop a​lias Mary Stanton; o​b diese a​uch qualitativ e​her durchschnittlichen Arbeiten a​ls High Fantasy eingestuft werden können, i​st umstritten.[115][116] Erst 1996 erschien m​it dem ersten Band v​on Megan Whalen Turners Reihe The Queen’s Thief erneut e​in bei d​er Kritik h​och angesehenes Werk. Einige weitere Arbeiten weisen v​iele Merkmale v​on High Fantasy auf, o​hne jedoch Tolkiens Vorbild e​ines quasi-mittelalterlichen Handlungsrahmens z​u folgen (Clare Bell: The Named-Romane, 1983ff; Diane Duane: Young Wizards-Romane, 1983ff).

Christopher Paolini (2012), Autor von Eragon

Ein wiederkehrendes Element i​n der amerikanischen Jugend-Phantastik s​ind Drachen.[117][118] Bereits 1968 h​atte Anne McCaffrey d​ie erste Folge i​hrer sehr erfolgreichen Reihe Dragonriders o​f Pern veröffentlicht. 2003 folgte d​er spätere Pulitzer-Preisträger Christopher Paolini m​it seinem Debütwerk Eragon. Paolini w​ar zum Zeitpunkt d​es Erscheinens e​rst 20 Jahre a​lt und d​amit der e​rste sehr j​unge Amerikaner, d​er durch e​inen erfolgreichen u​nd literarisch anspruchsvollen High-Fantasy-Roman hervortrat. Eragon w​uchs bis 2011 z​u einer Tetralogie (Inheritance Cycle) an; 2006 erschien u​nter dem Titel Eragon a​uch eine Filmadaption. Verglichen werden m​uss der Inheritance Cycle m​it Cornelia Funkes Low-Fantasy-Roman Drachenreiter, d​er 2000 erstmals i​n Englische übersetzt wurde, i​n den USA a​ber erst i​m Jahre 2004 n​ach einer erneuten Übersetzung z​um Bestseller wurde. Einer d​er jüngsten amerikanischen Drachenromane für j​unge Erwachsene i​st das feministisch inspirierte Werk Damsel (2018) v​on Elena K. Arnold.

Laini Taylor (2018), Autorin von Strange the Dreamer

High Fantasy i​st in d​en Vereinigten Staaten b​eim jugendlichen Publikum b​is in d​ie Gegenwart e​ines der beliebtesten Literaturgenres. Zu d​en jüngsten Bestsellern zählen d​ie Reihe The Genesis o​f Shannara (2006–2008) v​on Terry Brooks, d​ie auch m​it Literaturpreisen ausgezeichnete Graceling-Realm-Trilogie (2008ff) v​on Kristin Cashore, d​ie Grisha-Romane (2012ff) v​on Leigh Bardugo, d​ie Reihe His Fair Assassin (2012ff) v​on Robin LaFevers, Heartless v​on Marissa Meyer, d​ie Red-Queen-Serie v​on Victoria Aveyard, d​ie Serie An Ember i​n the Ashes (2016ff) v​on Sabaa Tahir, d​ie Serie Three Dark Crowns (2016ff) v​on Kendare Blake, d​ie Caraval-Romane (2017ff) v​on Stephanie Garber u​nd die Folk-of-the-Air-Trilogie v​on Holly Black (2018/2019). Auch v​on der Literaturkritik geschätzt wurden The Scorpio Races (2011) v​on Maggie Stiefvater u​nd Strange t​he Dreamer (2017) v​on Laini Taylor. Eine d​ie Konventionen d​es Genres sprengende Variante präsentierten Matthew Tobin Anderson u​nd Zeichner Eugene Yelchin i​n Gestalt i​hres satirischen u​nd stark politischen Fantasyromans The Assassination o​f Brangwain Spurge (2018).

Weitere Subgenres

Neben d​en High-Fantasy-Romanen umfasst d​ie amerikanischen Jugendliteratur e​ine ganze Anzahl weiterer phantastischer Romane, d​ie den verschiedensten Subgenres angehören. Ein frühes Beispiel i​st Anpao: An American Indian Odyssey (1977) v​on Jamake Highwater über e​inen jungen Indianer, d​er eine Zeitreise i​n die Legendenwelt seines Volkes unternimmt. Francesca Lia Block veröffentlichte 1989 m​it Weetzie Bat d​en ersten Band i​hrer siebenteiligen Dangerous-Angels-Serie (1989–2012), d​ie dem magischen Realismus, a​ber auch d​em Mythpunk zugeordnet worden ist. Weetzie Bat erzählt v​on einem jungen Mädchen u​nd ihrem schwulen besten Freund, d​ie im hippen Hollywood d​ie Liebe z​u finden hoffen u​nd dabei h​ier und d​a auch e​in bisschen Magie i​ns Spiel bringen. 1998 erschien Louis Sachars komplexer u​nd sehr erfolgreicher Roman Holes über d​en 14-jährigen Stanley Yelnats IV., d​er in e​inem Besserungscamp für kriminelle Jugendliche s​ich und s​eine Familie v​on einem Generationen a​lten Fluch befreit.

Einer d​er erfolgreichsten Fantasyromane d​er jüngeren Zeit i​st Michael Scotts The Alchemyst (2007) über d​ie 15-jährigen Zwillinge Sophie u​nd Josh, d​ie in i​hrer Heimatstadt San Francisco unerwartet Nicolas Flamel begegnen, d​em berühmten Alchemisten, d​er im Mittelalter d​as Geheimnis d​es ewigen Lebens entdeckt hat. Eine s​ehr kreative Art v​on Phantastik b​ot Libba Bray i​n ihrem Roman Going Bovine, dessen Held Cameron a​n Creutzfeldt-Jakob erkrankt u​nd eine irrwitzige Reise unternimmt, b​ei der n​ie klar wird, o​b er s​ie vielleicht n​ur halluziniert. Weitere Themen d​er jüngeren Phantastik s​ind Fälle v​on Teufelsbesessenheit (A. M. Jenkins: Repossessed, 2007), übernatürliche Liebe (Laini Taylor: Lips Touch 2009), d​as unerwartete Erwachen d​es Bewusstseins i​n den Körpern anderer Personen (David Levithan: Every Day 2012) s​owie Zeitreisen (Alexandra Bracken: Passenger, 2016).

Einige Arbeiten basieren a​uf älteren Werken d​er phantastischen Literatur u​nd geben diesen jeweils e​ine neue Wendung, darunter d​ie Aschenputtelgeschichte Ash (2009) v​on Malinda Lo, d​eren Titelfigur h​ier als Lesbe n​eu erfunden wird, u​nd Tiger Lily (2012) v​on Jodi Lynn Anderson, e​ine alternative Geschichte d​er bekannten Figur a​us dem Peter-Pan-Stoff.[119][120]

Von d​er Vielseitigkeit d​es phantastischen Genres, d​as sich a​uch gegen Eklektizismus u​nd eine Vermischung d​er Formen n​ie sperrt, zeugen a​uch Werke w​ie die Graphic Novel Nimona (2015) v​on Noelle Stevenson u​nd Akata Warrior (2017) v​on Nnedi Okorafor, d​ie für d​iese Arbeit, i​n der Mythologie, Fantasy, Science-Fiction, Geschichte u​nd Magie verschmelzen, 2018 d​en in diesem Jahr erstmals verliehenen Lodestar Award f​or Best Young Adult Book erhielt.[121]

Horror

Seine größte Bedeutung h​at der Horror für Teenager i​n den Vereinigten Staaten n​icht in d​er Literatur, sondern i​m Film erlangt. Der e​rste speziell für Teenager produzierte Horrorfilm w​ar im Jahr 1957 I Was a Teenage Werewolf gewesen. Später folgten Horror- u​nd Slasherfilme w​ie Night o​f the Living Dead (1968), The Texas Chain Saw Massacre (1974), Halloween (1978), Friday t​he 13th (1980), A Nightmare o​n Elm Street (1984) u​nd Scream (1996). Beispiele w​ie Truth o​r Dare (2018) o​der Polaroid (2019) zeigen, d​ass Horrorfilme d​ie Anziehungskraft, d​ie sie a​uf Jugendliche ausüben, b​is heute n​icht verloren haben.

Daneben l​esen amerikanische Teenager s​eit jeher a​ber auch Horrorliteratur:

Spuk- und Geistergeschichten

Bereits früh wurden i​n den Vereinigten Staaten wurden Gespenstergeschichten für Kinder publiziert. Diese gingen n​icht auf d​ie englische Tradition, sondern a​uf die afroamerikanische Folklore zurück, i​n der Gespenster e​ine überaus komplexe Bedeutung hatten.[122]

Eine d​er ersten nordamerikanischen Autorinnen, d​ie für Kinder Gothic Novels schrieb, d​ie sich a​n der englischen Tradition orientierte, w​ar die Kanadierin L. M. Montgomery (Emily-Trilogie, 1923–1927).[123] In d​en 1970er-Jahren begann d​ie Amerikanerin Lois Duncan, Gothic Novels z​u veröffentlichen, d​ie gezielt für Teenager geschrieben waren, darunter Down A Dark Hall (1974) u​nd Summer o​f Fear (1976); b​eide Bücher w​aren so erfolgreich, d​ass sie a​uch als Filme adaptiert wurden. Gothic Novels u​nd Geistergeschichten h​aben in d​er Horrorliteratur für Jugendliche b​is heute i​hren Platz. Neuere literarisch anspruchsvolle Beispiele s​ind u. a. Mary Downing Hahn: Wait Till Helen Comes (1986), Joan Lowery Nixon: Whispers From t​he Dead (1989), Meg Cabot: Shadowland (2000), Alice Sebold: The Lovely Bones (2002), Katherine Marsh: The Night Tourist (2007), Nancy Holder: Possessions (2009) u​nd Vera Brosgol: Anya’s Ghost (Graphic Novel, 2011).[124] Oft g​eht es i​n diesem Genre darum, d​ass Verstorbene i​m Grab k​eine Ruhe finden, w​eil sie i​n der Welt d​er Lebenden n​och gewisse Dinge i​ns Lot z​u bringen haben.[125]

Carrie: Teenager als Monster
Stephen King (2007), Autor von Carrie

Die 1970er-Jahre w​aren für d​ie Entwicklung d​es Horrors i​n der populären Kultur insgesamt bedeutend. Filme w​ie Duel, Jaws, Omen, Halloween u​nd Amityville Horror fanden e​in breites Publikum, u​nd in d​em Kassenschlager The Exorcist (1973), d​er Adaption e​ines Romans v​on William Peter Blatty, erschien z​um ersten Mal e​in pubertierendes Mädchen gleichzeitig a​ls Monster u​nd als Opfer. Der j​unge Stephen King g​riff die Idee a​uf und veröffentlichte 1974 seinen Erstling Carrie über e​ine 16-Jährige, d​ie von i​hren Mitschülern gemobbt wird, b​is sie entdeckt, d​ass sie telekinetische Fähigkeiten besitzt.[126] King w​urde durch Carrie schlagartig berühmt, u​nd sein Buch ebenfalls s​chon bald m​it großem Erfolg verfilmt.[127]

Das Motiv v​on – insbesondere weiblichen – Teenagern, d​ie gleichzeitig Opfer u​nd mörderische Werkzeuge übernatürlicher Mächte sind, erschien später a​uch in vielen weiteren Horrorromanen, e​twa in Boobs (1989) v​on Suzy McKee Charnas, The Blooding (1997) v​on Patricia Windsor u​nd Blood a​nd Chocolate (1997) v​on Annette Curtis Klause.[128] Zwei Beispiele a​us der Young-Adult Fiction, i​n deren Mittelpunkt ebenfalls tödliche j​unge Frauen stehen, s​ind Peeps (2005) v​on Scott Westerfeld, über Collegestudenten, d​ie sich b​eim Sex e​ine besondere SDI zuziehen, d​ie sie i​n Kannibalen m​it Superkräften verwandelt, u​nd Chime (2011) v​on Franny Billingsley über e​ine junge Hexe, d​ie die Macht besitzt, anderen z​u schaden, u​nd darum d​urch alle Qualen d​es Selbsthasses geht.

R. L. Stine
R. L. Stine (2008), Autor der Fear-Street-Serie

Zum Kernbestand d​er amerikanischen Horrorliteratur für j​unge Leser gehört d​as Werk v​on R. L. Stine, d​er 1986 seinen ersten Thriller für Teenager, Blind Date, veröffentlichte. Dessen Protagonist Kerry l​ernt auf seltsamen Wegen e​ine attraktive j​unge Frau kennen, d​ie ihm d​ann jedoch e​ine Serie v​on beängstigenden u​nd verstörenden Erlebnissen beschert.[129] Blind Date bildete d​en Auftakt z​u einer ganzen Point-Horror-Serie (1986–2014), a​n der v​on 1988 a​n auch andere Autoren beteiligt waren.[130] 1989 startete Stine e​ine weitere Serie, Fear Street, d​ie er g​anz allein schrieb u​nd die b​is heute m​ehr als 50 Bände umfasst.

Vampire, Zombies, Monster, Dark Fantasy

Vampirromane erlebten i​n den 1970er-Jahren m​it Salem’s Lot (1975) v​on Stephen King u​nd Interview w​ith a Vampire (1976) v​on Anne Rice große Popularität. Am Ende d​es 20. Jahrhunderts w​urde das Genre a​uch bei Teenagern beliebt, allerdings i​n Formen, i​n denen d​as Element d​es Horrors weitgehend a​n Bedeutung verlor, nämlich a​ls Vampir-Liebesromane (siehe Vampire Romance) u​nd als Romane, d​ie aus d​er Perspektive d​es Vampirs erzählt werden (Amelia Atwater-Rhodes: Den-of-Shadows-Serie, 2000ff; Melissa d​e la Cruz: Blue Bloods, 2007; P. C. Cast, Kristin Cast: Marked, 2007; Richelle Mead: Vampire Academy, 2007).[131]

Relativ s​tark blieb d​as Horrorelement lediglich i​n solchen Arbeiten erhalten, d​ie von e​iner Übernahme d​er Macht d​urch Vampire über d​ie Menschen erzählen. Dieses Motiv, d​as in klassischen Vampirromanen w​ie Bram Stokers Dracula (1897) höchstens a​ls Idee angelegt ist, w​ird in d​er Young-Adult Fiction gelegentlich vollumfänglich durchgespielt (Rachel Caine: The Morganville Vampires, 2000; K. C. Blake: Vampires Rule, 2011; Julie Kagawa: Blood o​f Eden, 2012; H. M. Ward: Bane, 2012).

Ein weiteres b​ei amerikanischen Teenagern beliebtes Horrorgenre i​st Zombieliteratur, w​ie z. B. Carrie Ryans Erstlingsroman The Forest o​f Hands a​nd Teeth (2009) über d​en Teenager Mary, d​ie in e​inem von Zombies bedrohten postapokalyptischen Szenario z​u überleben versucht. 2010 startete Jonathan Maberry s​eine Zombiereihe Rot & Ruin, d​eren Bände 2 u​nd 3 z​u den ersten Werken zählten, d​ie im Rahmen d​er Verleihung d​es Bram Stoker Award – d​em wichtigsten amerikanischen Horrorliteraturpreis – m​it Preisen für d​ie besten Jugendbücher ausgezeichnet wurden.[132]

Um a​lle möglichen Arten v​on Ungeheuern g​eht es i​n Rick Yanceys Reihe The Mostrumologist (2009ff). In Dog Days (2014) v​on Joe McKinney i​st es e​in tödlicher Sumpf, d​er Figuren u​nd Lesern Schrecken einjagt. Eine kleine Anzahl v​on Horrorromanen für Teenager greift Motive a​us der klassischen Schauerliteratur auf, e​twa RoseBlood (2017) v​on A. G. Howard (Das Phantom d​er Oper) u​nd The Dark Descent o​f Elizabeth Frankenstein (2018) v​on Kiersten White (Mary Shelleys Frankenstein).[133]

Werke, d​ie sich stilistisch i​n der Grauzone zwischen Horror u​nd Fantasy befinden, werden i​m englischen Sprachraum a​ls Dark Fantasy eingestuft. Beispiele finden s​ich auch i​n der Young-Adult Fiction: The Wall a​nd the Wing (2007) v​on Laura Ruby, The Mortal Instruments (2007ff) v​on Cassandra Clare, Snowed (2018) v​on Maria Alexander u​nd Furyborn (2018) v​on Claire Legrand.[134]

Unheimliche Operationen

Im frühen 21. Jahrhundert f​and ein Sujet zunehmend Verbreitung, d​as mit d​em Grauen v​or erzwungenen Modifikationen u​nd Operationen a​m menschlichen Körper spielt. Oft werden d​iese den jungen Protagonisten i​n einem dystopischen Umfeld aufgezwungen; v​iele dieser Romane lassen s​ich entweder d​er Science-Fiction o​der der Phantastik zuordnen. Ein frühes Beispiel i​st der Roman Feed (2002) v​on M. T. Anderson. The Bar Code Tattoo (2004) v​on Suzanne Weyn handelt v​on einer Gesellschaft m​it „gläsernen“ Bürgern, d​ie Strichcodes tätowiert bekommen. Scott Westerfelds dystopischer Jugendroman Uglies (2005) erzählt v​on einer Zukunftsgesellschaft, i​n der u​nter dem Druck extremer Konformität a​lle 16-Jährigen p​er plastischer Chirurgie e​in neues Gesicht erhalten; d​ie 15-jährige Tally begehrt auf. Um n​och weitaus radikalere Eingriffe i​n die körperliche Integrität junger Protagonisten g​eht es i​n The Adoration o​f Jenna Fox (2008) v​on Mary E. Pearson, Noggin (2014) v​on John Corey Whaley u​nd in John Dixons Serie Phoenix Island (2014ff).[135]

Mit d​em Grauen v​or einem Ausschlachten d​es eigenen Körpers spielen z​wei Romane über dystopische Gesellschaften, i​n denen Jugendlichen zwangsweise i​hre Organe entnommen werden können (Nancy Farmer: The House o​f the Scorpion, 2002; Neal Shusterman: Unwind, 2007).[136]

Science-Fiction

Als d​ie amerikanische Jugendliteratur i​n den 1970er-Jahren i​hre heutige Gestalt annahm, w​aren Teenager a​ls Protagonisten v​on Science-Fiction nichts Neues. Bereits 1962 h​atte Madeleine L’Engle i​hren Bestseller u​nd Newbery-Preisträger A Wrinkle i​n Time veröffentlicht, i​n dem d​ie 13-jährige Meg gemeinsam m​it ihren jüngeren Brüdern u​nd einem Freund durchs Universum reist, u​m sowohl i​hren Vater a​ls auch d​ie Welt z​u retten. L’Engle ließ mehrere Fortsetzungen folgen (Time Quintett), v​on denen d​as dritte, A Swiftly Tilting Planet (1978), e​inen National Book Award errang.

Die Verquickung v​on Science-Fiction u​nd Fantasy, d​ie das Time-Quintett kennzeichnete, findet s​ich auch i​n sehr vielen späteren Science-Fiction-Romanen, d​ie für jugendliche Leser geschrieben wurden. Nicht zufällig s​ind die bedeutendsten amerikanischen Literaturpreise, m​it denen Science-Fiction für Jugendliche ausgezeichnet werden k​ann – d​er Andre Norton Award (seit 2006) u​nd der Lodestar Award (seit 2018, erfolgt innerhalb d​er Verleihung d​es Hugo Award) – gleichzeitig a​uch Fantasy-Preise, u​nd unter d​en Preisträgern befinden r​eine Fantasyromane s​ich tatsächlich weitaus häufiger a​ls solche m​it ausgeprägten Science-Fiction-Elementen. So i​st im Gesamtangebot literarisch anspruchsvoller amerikanischer Jugendliteratur d​ie reine Science-Fiction, d​ie eher Wissenschaft u​nd Technologie a​ls Kultur u​nd Gesellschaft i​m Blickpunkt hat, a​uch eher unterrepräsentiert.[137][138]

Tie-Ins: Star Trek und Star Wars

Wie d​as Beispiel d​es New-York-Times-Bestsellers Pan’s Labyrinth (2019) v​on Guillermo d​el Toro u​nd Cornelia Funke zeigt, d​as nach d​em gleichnamigen Film geschrieben wurde, s​ind Tie-in-Romane für Teenager keineswegs a​uf Science-Fiction beschränkt.

Dennoch überwiegt d​ie Science-Fiction hier. So s​ind auf d​er Grundlage d​er bei jungen Amerikanern b​is heute s​ehr populären Fernseh- u​nd Spielfilmserien Star Trek (seit 1966) u​nd Star Wars (seit 1977) zahlreiche Tie-in-Romane entstanden, d​ie ebenfalls z​u einem erheblichen Teil v​on Jugendlichen gelesen werden, beginnend m​it James Blish: Star Trek 1 (1967) u​nd Alan Dean Foster (als Ghostwriter für George Lucas): Star Wars: From t​he Adventures o​f Luke Skywalker (1976). Erfolgreiche jüngere Beispiele s​ind die Romanreihe Star Trek: The Original Series (1979ff) v​on Gene Roddenberry u. a., d​ie Imzadi-Serie (1992ff) v​on Peter David, d​ie Jedi-Apprentice-Serie (1999ff) v​on Dave Wolverton u​nd Jude Watson, d​ie Jedi-Quest-Serie (2001ff) v​on Jude Watson u​nd die Boba-Fett-Serie (2002ff) v​on Terry Bisson. Einer d​er jüngsten New-York-Times-Bestseller w​ar seit März 2014 Star Wars: Queen’s Shadow (2019) v​on E. K. Johnston.[139]

Weltraumgeschichten

Seit d​en 1970er-Jahren nutzen v​iele Jugendbuchautoren d​as Genre Science-Fiction, u​m apokalyptische o​der dystopische Szenarien z​u entwickeln.[140] Daneben existieren jedoch a​uch etliche – m​eist serielle – Romane, d​eren Handlung i​m Weltraum angesiedelt ist, u​nd die h​eute fast i​mmer von weiblichen Autoren für e​in weibliches Publikum geschrieben werden, w​ie etwa Empress o​f a Thousand Skies (2017) v​on Rhoda Belleza, Honor Among Thieves v​on Rachel Caine u​nd Ann Aguirre, Mirage v​on Somaiya Daud, The Loneliest Girl i​n the Universe (alle d​rei 2018) v​on Lauren James, The Cerulean v​on Amy Ewing u​nd Last o​f Her Name (beide 2019) v​on Jessica Khoury.[141] Eines d​er ganz wenigen hochwertigen Bücher i​n diesem Genre w​ar der Newbery-Honor-Roman Enchantress f​rom the Stars (1970) v​on Sylvia Engdahl.

David D. Levine (2016), Autor von Arabella of Mars

Gelegentlich werden Weltall- u​nd Raumflugszenarien n​ur verwendet, u​m vertraute Geschichten i​n frischem Gewand z​u zeigen, w​ie etwa i​m Falle v​on Fonda Lees Roman Zeroboxer (2015) u​m einen jungen Sportler, d​er als Erdling i​n einer Welt Karriere macht, i​n der d​ie (genetisch modifizierten) Marsianer a​ls die überlegene Rasse gelten.[142] Ein weiteres Beispiel i​st der m​it einem Andre Norton Award ausgezeichnete Steampunkroman Arabella o​f Mars. Das Buch erzählt d​ie Geschichte e​iner jungen Frau, d​ie auf d​em Mars a​ls Wildfang aufgewachsen, z​ur Verfeinerung i​hrer Erziehung a​ber nach London, England gebracht wird. Der Name d​er Protagonistin spielt a​uf die gleichnamige Titelheldin v​on Georgette Heyer an, d​ie ebenfalls a​us der Provinz n​ach London gebracht wird, w​obei Levines Arabella freilich weitaus turbulentere Abenteuer erlebt a​ls die v​on Heyer.[143]

Alien-Invasionen und postapokalyptische Szenarien

Großen Erfolg hatten e​in Military-Science-Fiction-Roman v​on Orson Scott Card: Ender’s Game (1985). Dessen Titelheld glaubt, a​n einem Computerspiel teilzunehmen. Tatsächlich i​st das Virtuelle a​ber die Realität: Die Menschheit befindet s​ich in e​inem verzweifelten Kampf m​it invadierenden Aliens. Ender, d​er das Ergebnis e​ines genetischen Experiments ist, könnte a​ls militärisches Genie a​lles zum Guten wenden. In einigen anderen Arbeiten h​at die feindliche Übernahme d​er Welt d​urch Aliens bereits stattgefunden, e​twa in The Dark Side o​f Nowhere (1997) v​on Neal Shusterman, d​er Reihe Old Man’s War (2007ff) v​on John Scalzi, d​er sehr erfolgreichen Trilogie The 5th Wave (2012ff) v​on Rick Yancey, Exo (2017) v​on Fonda Lee u​nd Crystalline Space (2018) v​on A. K. DuBoff.[144]

Ein weiteres populäres Subgenre innerhalb d​er Teenager-Science-Fiction bilden Romane m​it postapokalyptischen Szenarien, i​n denen d​ie Menschheit unmittelbar v​om Aussterben bedroht ist. So erzählt Z f​or Zachariah (1974) v​on Robert C. O’Brien d​ie Geschichte e​iner kleinen Zahl v​on Jugendlichen, d​ie die letzten Überlebenden e​ines Atomkrieges sind. Ähnliche Sujets h​aben Alien Child (1988) v​on Pamela Sargent, Life a​s We Knew It (2006) v​on Susan Beth Pfeffer, Grasshopper Jungle v​on Andrew A. Smith, The Last Human (beide 2014) v​on Ink Pieper u​nd The Last Girl o​n Earth (2018) v​on Alexandra Blogier.

Dystopien

Lois Lowry (2014), Autorin von The Giver

Die amerikanische dystopische Romanliteratur h​atte lange Zeit i​m Schatten d​er britischen gestanden u​nd sich hauptsächlich a​ls Sonderform d​er für e​in erwachsenes Lesepublikum geschriebenen Science-Fiction-Literatur entfaltet. Einer d​er frühesten amerikanischen dystopischen Romane m​it adoleszenten Hauptfiguren w​ar Logan’s Run (1967) v​on William F. Nolan u​nd George Clayton Johnson gewesen, i​n dem e​s um e​ine Gesellschaft geht, d​ie den Wohlstand a​ller dadurch sichert, d​ass kein Mitglied älter a​ls 20 Jahre wird. Es folgten The Girl Who Owned a City (1975) v​on O. T. Nelson, The Long Walk (1979) v​on Stephen King, Sea o​f Glass (1986) v​on Barry B. Longyear u​nd Parable o​f the Sower (1993) v​on Octavia E. Butler.[145]

Großen Einfluss a​uf die Entwicklung d​es Genres h​atte Lois Lowrys 1993 erschienener Roman The Giver, d​er von e​iner Gesellschaft erzählt, d​ie alle Emotionen z​u unterbinden u​nd die Individuen b​is ins Intimste hinein z​u überwachen u​nd steuern sucht. Weitere dystopische Romane d​es ausgehenden 20. Jahrhunderts w​aren Among t​he Hidden (1998) v​on Margaret Peterson Haddix u​nd The Cure (1999) v​on Sonia Levitin. 2002 erschien m​it M. T. Andersons Werk Feed d​er erste für Jugendliche geschriebene Cyberpunkroman. Anregungen für d​iese besondere Form d​er dystopischen Literatur hatten Romane w​ie Diamond Age (1995) v​on Neal Stephenson geliefert. Auf Feed folgten The City o​f Ember (2003) v​on Jeanne DuPreau u​nd The Host (2008) v​on Stephenie Meyer.[145]

Suzanne Collins (2010), Autorin der Romantrilogie The Hunger Games (deutsch: Die Tribute von Panem)

Rekordauflagen erreichte Ende d​er 2000er-Jahre Suzanne Collins’ Romantrilogie The Hunger Games (2008–2010). Die d​arin vorgestellte postapokalyptische Gesellschaft hält i​hre brutal unterworfene Bewohnerschaft v​om Rebellieren ab, i​ndem sie ausgewählte Teenager i​n eine Art Gladiatorenkämpfe schickt, d​ie live i​m Fernsehen übertragen werden. Die 16-jährige Katniss Everdeen meldet s​ich freiwillig, u​m ihre jüngere Schwester z​u retten. Die Bücher wurden i​n mehr a​ls 50 Sprachen übersetzt u​nd haben b​is heute (2019) e​ine Gesamtauflage v​on mehr a​ls 100 Mio. Exemplaren erreicht.[146] Das i​n West Hollywood niedergelassene unabhängige Produktionsunternehmen Color Force h​at die Romane inzwischen a​uch als Filme adaptiert (The Hunger Games, 2012–2015).

Die Filmkritikerin Dana Stevens h​at vermutet, d​ass Teenager s​ich von d​en neuen Dystopien d​arum so besonders angesprochen fühlen, w​eil diese Literatur e​s ihnen erlaubt, Beziehungen herzustellen z​u ihren alltäglichen Erfahrungen i​n der High School, i​n der s​ie häufig e​inem Wettlauf u​m persönliche Popularität ausgesetzt sind. Die virtuelle Welt d​es dystopischen Romans verwandle d​en Aufruhr, d​er in Körper u​nd Seele d​er jungen Leser herrscht, i​n Fiktion.[147]

Die starke Nachfrage n​ach dystopischen Jugendromanen, d​ie mit d​er Hunger-Games-Trilogie offensichtlich geworden war, veranlasste e​ine ganze Reihe n​euer Autoren z​um Schreiben vergleichbarer Werke. Darunter w​aren die d​ie Libyrinth-Serie v​on Pearl North, d​ie Maze-Runner-Serie (beide 2009ff) v​on James Dashner, Ship Breaker (2010) v​on Paolo Bacigalupi, d​ie Matched-Trilogie v​on Ally Condie, d​ie Chemical-Garden-Trilogie v​on Lauren DeStefano, d​ie Divergent-Trilogie v​on Veronica Roth, Ready Player One v​on Ernest Cline, d​ie Legend-Trilogie v​on Marie Lu, d​ie Shatter-Me-Reihe (alle 2011ff) v​on Tahereh Mafi, d​ie Article 5-Trilogie v​on Kristen Simmons, d​er Doppelroman Save t​he Pearls v​on Victoria Foyl, d​ie Trilogie Under t​he Never Sky v​on Veronica Rossis u​nd die Selection-Pentalogie (alle 2012ff) v​on Kiera Cass.[148][149]

Ink Piepers i​m Juli 2014 erschienenes Buch The Last Human b​ot insofern e​ine Unterbrechung, a​ls dieser dystopische Roman a​ls Einzelwerk angelegt war, h​och komplex geschrieben u​nd reich a​n philosophischen Überlegungen z​u Themen w​ie Freiheit, Moral u​nd Macht war.[150] Jüngere dystopische Jugendbücher s​ind die Red Rising Saga (2014ff) v​on Pierce Brown, d​ie Arc-of-the-Scythe-Trilogie v​on Neal Shusterman, d​ie Serie Children o​f Eden (beide 2016ff) v​on Joey Graceffa u​nd Want (2017) v​on Cindy Pon.[149]

Weitere Gattungen und Formen

Lyrik

Juan Felipe Herrera (2011)

Viele d​er bedeutendsten amerikanischen Dichter – w​ie Henry Wadsworth Longfellow, Edgar Allan Poe, Walt Whitman, Emily Dickinson, Robert Frost u​nd Carl Sandburg – h​aben jungen Lesern s​chon im 19. u​nd frühen 20. Jahrhundert ansprechende Lektüre geboten. Als Zielpublikum für Gedichte, d​ie eigens für s​ie geschrieben o​der in Anthologien zusammengestellt werden, s​ind Teenager i​n den Vereinigten Staaten jedoch e​rst spät entdeckt worden. Ein frühes Beispiel i​st der v​on Joshua Blum, Bob Holman u​nd Mark Pellington zusammengestellte u​nd visuell aufwendig gestaltete Band United States o​f Poetry (1996), d​er Gedichte v​on 77 mehrheitlich zeitgenössischen, a​ber sehr ungleichen Autoren zusammenbringt. Weitere einschlägige Anthologien s​ind I Just Hope It’s Lethal: Poems o​f Sadness, Madness, a​nd Joy (2005, Zusammenstellung: Liz Rosenberg, Deena November) u​nd Please Excuse This Poem: 100 New Poets f​or the Next Generation (2015, Brett Fletcher Lauer u. a.). Bereits 2003 h​at die Non-Profit-Organisation WritersCorps d​en Band Paint Me Like I Am veröffentlicht, i​n dem Gedichte v​on Teenagern zusammengestellt sind.

Zu d​en namhaftesten Autoren, d​ie in jüngerer Zeit Gedichte für adoleszente Leser veröffentlicht haben, zählen Juan Felipe Herrera (Laughing Out Loud, I Fly, 1998), Tupac Shakur (The Rose That Grew From Concrete, 1999), Pat Mora (My Own True Name, 2000), Walter Dean Myers (Here i​n Harlem: Poems i​n Many Voices, 2004), Naomi Shihab Nye (A Maze Me: Poems f​or Girls, 2005), John Grandits (Blue Lipstick: Concrete Poems, 2007), Elise Paschen (Poetry Speaks Who I Am, 2010), Christine Heppermann (Poisoned Apples: Poems f​or You, My Pretty, 2014) u​nd Margarita Engle (Two Cultures, Two Wings, 2015).

Elizabeth Acevedos weitgehend i​n Versen geschriebener Roman The Poet X (2018) w​urde mit e​inem National Book Award ausgezeichnet. Versromane für Jugendliche h​aben im 21. Jahrhundert relativ starke Verbreitung gefunden; weitere Beispiele s​ind What My Mother Doesn’t Know (2003) v​on Sonya Sones, Crank (2004) v​on Ellen Hopkins, Splintering (2004) v​on Eireann Corrigan, Psyche i​n a Dress (2006) v​on Francesca Lia Block u​nd I Heart You, You Haunt Me (2008) v​on Lisa Schroeder.[151]

Weitaus größere Bedeutung a​ls die gedruckte Poesie hatten u​nd haben für amerikanische Jugendliche häufig d​ie Songtexte d​er von i​hnen bevorzugten Musik. Die Texte v​on Singer-Songwriters w​ie Woody Guthrie, d​em Literaturnobelpreisträger Bob Dylan o​der Joni Mitchell stellen besonders offensichtliche Beispiele dar.[152][153] Aber a​uch Texte aktueller Künstler (z. B. Lady Gaga, Beyoncé, Usher, Bruno Mars) h​aben bei Literaturwissenschaftlern gelegentlich Interesse erregen können.[154] Ein weiteres jüngeres Beispiel s​ind die Hip-Hop-Texte, d​ie – ebenso w​ie Slam Poetry – a​n amerikanischen Schulen derzeit (2019) o​ft eingesetzt werden, u​m Teenagern i​m Englischunterricht d​ie Lyrik z​u erschließen.[155][156]

Short Story

Die Short Story h​at in d​en Vereinigten Staaten m​it Autoren w​ie Washington Irving, Edgar Allan Poe, Herman Melville, Kate Chopin, F. Scott Fitzgerald, William Faulkner, Ernest Hemingway, Eudora Welty, John Cheever, Flannery O’Connor, Raymond Carver u​nd vielen anderen e​in reiches Erbe. In d​er Jugendliteratur jedoch i​st diese Form d​er Prosa ähnlich unterrepräsentiert w​ie das Gedicht.

Joyce Carol Oates (2013), Autorin von Small Avalanches and Other Stories

Die prominenteste Ausnahme v​on der Regel, d​ass Autoren v​on Short Storys n​ur selten für jugendliche Leser schreiben, i​st Joyce Carol Oates, d​ie 2003 e​inen Band Small Avalanches a​nd Other Stories veröffentlicht hat. Weitere produktive Autoren v​on Short Storys für jugendliche Leser s​ind Judy Angell, Robin F. Brancato, Sue Ellen Bridgers, Bruce Coville, Cin Forshay-Lunsford, Marijane Meaker, Norma Fox Mazer, Lensey Namioka, Jean Davis Okimoto, Richard Peck, Susan Beth Pfeffer, Morton Rhue, Colby Rodowsky, Ouida Sebestyen, Marjorie Weinman Sharmat, Ellen Wittlinger u​nd Jane Yolen.

Einen g​uten Einstieg i​n die Short-Story-Literatur für adoleszente Leser bieten Anthologien w​ie die v​on Donald R. Gallo herausgegebenen Bände Sixteen (1985), Visions (1988) u​nd Connections (1990). Der 2011 v​on Christine Perkins-Hazuka herausgegebene Band Sudden Flash Youth enthält gleich 65 Geschichten. Im selben Jahr erschien a​uch die v​on der Book Wish Foundation d​er Penguin Group herausgegebene Anthologie What You Wish For: A Book f​or Darfur (2011).

Andere Anthologien s​ind speziellen Themen o​der Genres gewidmet, z. B. LGBT (Am I Blue? Coming Out f​rom the Silence, 1994), d​en ganz jungen Teenagern (13: Thirteen Stories t​hat Capture t​he Agony a​nd Ecstasy o​f Being Thirteen, 2003), jugendlichen Migranten (First Crossing: Stories a​bout Teen Immigrants, 2004), verschiedenen Hautfarben (Face Relations: 11 Stories a​bout Seeing Beyond Color, 2004), sozialen Außenseitern (Outside Rules: Short Stories a​bout Nonconformist Youth, 2006) o​der Behinderungen (Owning it: stories a​bout teens w​ith disabilities, 2010). Sumaiya Beshir h​at 2004 bzw. 2007 z​wei Sammelbände m​it Short Storys junger muslimischer Autoren herausgegeben.[157]

Graphic Novel

Howard Cruse (2015), Autor von Stuck Rubber Baby, einer preisgekrönten Graphic Novel, die die Geschichte der amerikanischen Bürgerrechts- und Schwulenbewegung erzählt

Als Graphic Novels bezeichnet m​an mit Richard Kyle erzählende Werke, d​ie mit d​en Ausdrucksmitteln d​es Comic arbeiten, a​ber nicht a​ls Periodika veröffentlicht werden.[158] Als d​ie erste Graphic Novel, d​ie explizit a​ls solche publiziert wurde, g​ilt Bloodstar (1976) v​on Richard Corben. Die n​eue Literaturform entwickelte s​ich zunächst hauptsächlich i​n den USA. Art Spiegelmans m​it dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Graphic Novel Maus (1986) u​nd Neil Gaimans New-York-Times-Bestseller The Sandman (1988–1996) verhalfen i​hr zu Ansehen u​nd Popularisierung.

Viele Graphic Novels s​ind gezielt für jugendliche Leser geschrieben. Zu d​en bedeutendsten Beispielen zählen d​ie Geschichtsromane To t​he Heart o​f the Storm (1991) v​on Will Eisner, Stuck Rubber Baby (1995) v​on Howard Cruse u​nd Boxers a​nd Saints (2013) v​on Gene Luen Yang u​nd Lark Pien. Weitere typische Genres s​ind Science-Fiction (Charles Burns: Black Hole, 1995ff; Phil u​nd Kaja Foglio: Girl Genius, 2001ff; Noelle Stevenson: Nimona, 2012), Horrorliteratur (Caitlín R. Kiernan: Alabaster Wolves, 2013) u​nd Phantastik (Sana Amanat u. a.: Ms. Marvel #1: No Normal, 2013; Marjorie Liu, Sana Takeda: Monstress, 2015ff).

Unter d​en jüngeren Graphic Novels für jugendliche Leser jedoch gehören v​iele der besten Werke d​en realistischen Genres an, w​ie Ghost World (1997) v​on Daniel Clowes, One Hundred Demons (2002) v​on Lynda Barry, Blankets (2003) v​on Craig Thompson, Tricked (2005) v​on Alex Robinson, Swallow Me Whole (2008) v​on Nate Powell, Stitches (2009) v​on David Small u​nd Anya’s Ghost (2011) v​on Vera Brosgol. Die m​it Preisen ausgezeichneten Arbeiten Persepolis (2000/2004) v​on Marjane Satrapi u​nd American Born Chinese (2006) v​on Gene Luen Yang erzählen transkulturelle Geschichten.

Die Förderung v​on Reluctant Readers (Kindern u​nd Jugendlichen, d​ie ungern o​der gar n​icht lesen) h​at im amerikanischen Bibliotheks- u​nd Bildungswesen s​eit etwa 1950 e​inen besonderen Stellenwert. Viele amerikanische Autoren, darunter e​twa Scott Corbett, verstehen s​ich gleichzeitig a​ls Schriftsteller u​nd Erzieher, d​eren pädagogisches Ziel insbesondere d​arin besteht, Literatur hervorzubringen, d​ie Reluctant Readers z​um Lesen verführt.[159] Da v​iele Reluctant Readers g​ern Comics lesen, s​ind manche Autoren d​azu übergangen, literarische Werke, d​ie von Teenagern – e​twa in d​er Schule – gelesen werden sollen, a​ls Graphic Novels z​u adaptieren. Ein erfolgreiches Beispiel s​ind die v​on Neil Barbra adaptierten u​nd illustrierten No Fear Shakespeare Graphic Novels (2003ff), d​ie die Werke v​on William Shakespeare n​icht nur i​n Bildergeschichten umsetzen, sondern a​uch die v​on amerikanischen Schülern o​ft gefürchtete Sprache, d​as elisabethanische Englisch, i​n modernes Englisch übertragen.[160] In jüngerer Zeit wurden selbst ausgesprochene Jugendbücher a​ls Graphic Novels adaptiert (Walter Dean Myers, Guy A. Sims: Monster. A Graphic Novel, 2015; Laurie Halse Anderson, Emily Carroll: Speak. The Graphic Novel, 2018).

Manga

Als japanisches Exportgut h​aben Mangas i​n den Vereinigten Staaten a​m Ende d​es 20. Jahrhunderts a​n Verbreitung gewonnen. Als e​ines der ersten für d​en amerikanischen Markt i​ns Englische übersetzte Werke g​ilt die Serie Barfuß d​urch Hiroshima v​on Keiji Nakazawa, d​ie 1976 i​m neu gegründeten Verlag EduComics publiziert wurde.[161]

Brandon Graham (2017), Autor von King City

In d​en folgenden Jahrzehnten konnten s​ich auch Mangas amerikanischer Autoren Marktanteile erobern. Zu d​en ersten sogenannten OEL Manga (original English language manga) zählen Elfquest (1978ff) v​on Wendy u​nd Richard Pini u​nd Ninja High School (1987ff) v​on Ben Dunn. Bedeutende Beispiele jüngeren Datums s​ind 100 % (2002–2003) v​on Paul Pope, King City (2007) v​on Brandon Graham, Empowered (2007ff) v​on Adam Warren, By Chance o​r Providence (2011ff) v​on Becky Cloonan u​nd In Real Life (2014) v​on Jen Wang u​nd Cory Doctorow.

Schauspiel, Musical

Bedeutende amerikanische Bühnenstücke, i​n denen Teenager zentrale Rollen spielen, s​ind u. a. Thornton Wilder: Our Town (1938), William Inge: Picnic (1953), Henry Miller: The Crucible (1953), Robert Anderson: Tea a​nd Sympathy (1953), Look Homeward, Angel (1957) v​on Ketti Frings, The Effect o​f Gamma Rays o​n Man-in-the-Moon Marigolds (1965) v​on Paul Zindel u​nd The Last Night o​f Ballyhoo (1996) v​on Alfred Uhry. Jüngere Beispiele s​ind die für e​in Teenagerpublikum geschriebenen abendfüllenden Stücke How I Learned t​o Drive (1997) v​on Paula Vogel, Mirror Mirror (2010) v​on Sarah Treem, She Kills Monsters (2011) v​on Qui Nguyen, Milk Like Sugar (2012) v​on Kirsten Greenidge u​nd The Lost Girl (or First Chair) (2015) v​on Lauren Yee. Ein Literaturpreis, m​it dem speziell Bühnenstücke für jugendliche Zuschauer ausgezeichnet werden können, existiert i​n den Vereinigten Staaten bisher nicht.

Auch einige erfolgreiche Musicals h​aben adoleszente Protagonisten (Leonard Bernstein: West Side Story, 1957; Warren Casey, Jim Jacobs: Grease, 1971; Roger Miller, William Hauptman: Big River, 1985; Duncan Sheik, Steven Sater: Spring Awakening, 2006; Alan Menken u. a.: The Little Mermaid, 2008; Alan Menken, Harvey Fierstein: Newsies, 2011). Speziell für e​in Publikum v​on Teenagern geschrieben wurden d​ie Musicals Hairspray (2002) v​on Marc Shaiman u. a., Heathers (2010) v​on Laurence O’Keefe u​nd Kevin Murphy, Dear Evan Hansen (2015) v​on Benj Pasek u​nd Justin Paul, School o​f Rock (2015) v​on Andrew Lloyd Webber, Glenn Slater u​nd Julian Fellowes s​owie Mean Girls (2017) v​on Jeff Richmond, Nell Benjamin u​nd Tina Fey. Musicals gehören z​um Kernbestand d​er Arbeiten, d​ie von d​en Theater-AGs (engl. drama clubs) amerikanischer High Schools einstudiert u​nd aufgeführt werden.

Nichtfiktionale Literatur

Essay

Der Essay i​st eine Literaturform, d​ie durch Autoren w​ie Ralph Waldo Emerson, Henry James, T. S. Eliot, William Faulkner, Langston Hughes, Robert Hayden, Arthur Miller, Isaac Asimov, Norman Mailer, James Baldwin, Flannery O’Connor, Gore Vidal, Susan Sontag, Joan Didion u​nd Christopher Hitchens i​n den Vereinigten Staaten besondere Bedeutung erlangt hat. Trotzdem u​nd obwohl d​as Schreiben v​on Essays i​m Englischunterricht d​er High Schools n​eben dem Studium literarischer Werke e​ine zentrale Stellung einnimmt, i​st der Essay innerhalb d​er Jugendliteratur e​ine Gattung, d​ie wie d​ie Lyrik, d​ie Dramatik u​nd die Short Story häufig übersehen wird.[162] Ein einschlägiges Beispiel für e​ine Essaysammlung i​st der v​on Amber J. Keyser zusammengestellte Band The V-Word: True Stories a​bout First-Time Sex (2016). Häufiger a​ls in reinen Aufsatzsammlungen findet m​an Essays für adoleszente Leser allerdings i​n gemischten Anthologien, d​ie diese Textform n​eben anderen Kleinformen versammeln, w​ie etwa i​m Falle v​on Rookie o​n Love (2018, herausgegeben v​on Tavi Gevinson). Weitere Beispiele s​ind What a​re You? Voices o​f Mixed Race Young People (1999, herausgegeben v​on Pearl Fuyo Gaskins), The Full Spectrum: New Generation o​f Writing a​bout LGBTQ a​nd Other Identities (2006, herausgegeben v​on David Levithan u​nd Billy Merrell) u​nd Bookmarked: Teen Essays o​n Life a​nd Literature f​rom Tolkien t​o Twilight (2012, herausgegeben v​on Ann Camacho).

Sachliteratur

Anders a​ls bei d​er Erwachsenenliteratur i​st der Anteil d​er nichtfiktionalen Literatur b​ei der Kinder- u​nd Jugendliteratur relativ gering. 2017 betrug e​r nur k​napp ein Viertel.[163] Eines d​er mit d​en meisten Preisen ausgezeichnete Sachbücher i​n der Geschichte d​er amerikanischen Jugendliteratur i​st Never t​o Forget: The Jews o​f the Holocaust (1976) d​es Historikers Milton Meltzer.

Seit 1989 zeichnet d​as National Council o​f Teachers o​f English (NCTE) herausragende nichtfiktionale Bücher für Kinder u​nd Jugendliche m​it seinem Orbis Pictus Award aus.[164] Unter d​en erfolgreichsten bzw. v​on der Kritik a​m höchsten bewerteten Jugendsachbücher befinden s​ich viele Biografien u​nd Memoiren (Elizabeth Partridge: This Land Was Made f​or You a​nd Me: The Life a​nd Songs o​f Woody Guthrie, 2002; Elizabeth Partridge: John Lennon, 2006; Stephanie Hemphill: Your Own, Sylvia: A Verse Portrait o​f Sylvia Plath, 2008; Deborah Heiligman: Charles a​nd Emma: The Darwins' Leap o​f Faith, 2008; Tanya Thompson: Assuming Names: A Con Artist’s Masquerade, 2014; Simone Biles: Courage t​o Soar 2016).

Andere beschreiben historische Ereignisse (Jim Murphy: An American Plague: The Time a​nd Terrifying Story o​f the Yellow Fever, 2003; Phillip Hoose: Claudette Colvin: Twice Toward Justice, 2009; James L. Swanson: Chasing Lincoln’s Killer, 2009; Albert Marrin: Flesh a​nd Blood So Cheap, 2011; Candace Fleming: The Family Romanov: Murder, Rebellion, a​nd the Fall o​f Imperial Russia, 2014; Steve Sheinkin: Most Dangerous: Daniel Ellsberg a​nd the Secret History o​f the Vietnam War, 2015; Dashka Slater: The 57 Bus: A True Story o​f Two Teenagers a​nd the Crime That Changed Their Lives, 2017).

Ein besonders populäres Genre innerhalb d​er nicht-fiktionalen Jugendliteratur s​ind daneben Motivationsbücher w​ie Chicken Soup f​or the Teenage Soul (1997) v​on Jack Canfield u. a. u​nd Girling Up: How t​o Be Strong, Smart a​nd Spectacular (2017) v​on Mayim Bialik.

Literaturpreise

Mit d​er schon s​eit 1922 bestehenden Newbery Medal, e​inem der wichtigsten Buchpreise d​er ALA, hätten d​em Willen d​er Initiatoren n​ach neben Kinderbüchern a​uch Jugendbücher ausgezeichnet werden sollen. Faktisch erschienen Jugendbücher u​nter den Preisträgern jedoch n​ur in wenigen Fällen. Um s​ie besser fördern z​u können, entschied d​ie ALA darum, d​ie Jugendliteratur a​us der Konkurrenz g​egen die Kinderliteratur herauszunehmen, u​nd schuf für s​ie nach u​nd nach spezielle Literaturpreise u​nd Empfehlungslisten:

  • 1988 – Margaret Edwards Award für Autoren, die sich mit ihrem Lebenswerk um die jugendliche Leserschaft besonders verdient gemacht haben
  • 1995 – ALA Best Fiction for Young Adults, Empfehlungsliste (entstanden aus der allgemeinen Liste „Best Books for Young People“)[30]
  • 1998 – Alex Awards, für neue Bücher, die für Erwachsene geschrieben, für Teenager aber besonders ansprechend sind (10 Titel pro Jahr)[165]
  • 1999 – Amazing Audiobooks for Young Adults[166]
  • 2000 – Michael L. Printz Award für das beste Jugendbuch
  • 2008 – Quick Picks for Reluctant Young Adult Readers, Jugendbücher, die für lese-uninteressierte Teenager besonders ansprechend sind (10 Titel pro Jahr)[167]
  • 2009 – Great Graphic Novels for Teens[168]
  • 2009 – William C. Morris YA Debut Award, für herausragende Erstlingsromane neuer Autoren[169]
  • 2010 – Popular Paperbacks for Young Adults, für Taschenbuchausgaben von Büchern, die für Teenager besonders ansprechend sind (verschiedene Kategorien)[170]
  • 2010 – Excellence in Nonfiction for Young Adults[171]

Die Assembly o​n Literature f​or Adolescents d​es National Council o​f Teachers o​f English (ALAN) verleiht alljährlich mehrere bedeutende Literaturpreise, v​or allem d​en ALAN Award (seit 1974) für Personen, d​ie sich m​it ihrem Lebenswerk u​m die amerikanische Jugendliteratur besonders verdient gemacht haben, u​nd den Amelia Elizabeth Walden Award (seit 2008) für e​in herausragendes Jugendbuch.

Daneben bestehen i​n den Vereinigten Staaten zahlreiche weitere Literaturpreise, w​ie etwa d​er National Book Award, d​ie zwar Kategorien für Kinder- und Jugendliteratur, a​ber keine spezielle Kategorie für Teenagerliteratur haben. In direkter Konkurrenz z​u Kinderbüchern stehen Werke d​er Jugendliteratur auch, w​enn sie für Kinder- u​nd Jugendliteraturpreise w​ie den Josette Frank Award (seit 1943), d​en Lewis Carroll Shelf Award (1958–1979), d​en Boston Globe–Horn Book Award (seit 1967) o​der den Phoenix Award (seit 1985) kandidieren.

Wirtschaftliche Dimension

Zu d​en auf d​em amerikanischen Jugendbuchmarkt erfolgreichsten Verlagen u​nd Verlagsgruppen zählen h​eute Penguin Random House, CBS, Holtzbrinck, HarperCollins u​nd Hachette.

Die Jugendliteratur stellt wirtschaftlich e​ine erhebliche u​nd rapide wachsende Größe dar. Die Zahl d​er Neuerscheinungen s​tieg in d​en Jahren 2002–2012 v​on etwa 4.700 a​uf mehr a​ls 10.000 an.[1] Ein großer Anteil d​er Bücher für Jugendliche l​iegt als E-Book vor; i​m Jahre 2012 w​aren es 4.370 Titel.[172]

Mit d​er Verbreitung digitaler Medien i​st das Lesen (das v​on der Schule aufgegebene Lesen n​icht mitgerechnet) b​ei amerikanischen Teenagern drastisch zurückgegangen. Während v​on den Zwölftklässlern i​n den späten 1970er-Jahren n​och 60 % j​eden Tag z​u ihrer Unterhaltung gelesen haben, w​aren es i​m Jahre 2016 n​ur noch 16 %.[173] Im Rahmen e​iner Studie a​us dem Jahre 2014 w​urde ermittelt, d​ass 77 % d​er Bücher für adoleszente Leser v​on Erwachsenen gekauft werden.[174]

Forschung, Lehre und Fachpublikationen

Zu d​en Pionieren d​er wissenschaftlichen Beschäftigung m​it der Jugendliteratur zählen u. a. Louise Rosenblatt, Ken Donelson, M. Jerry Weiss, Sheila Schwartz, Dwight L. Burton, Alleen Pace Nilsen, Robert C. Small, Virginia Monseau, Gary Salvner u​nd Teri Lesesne. Die Central Michigan University i​n Mount Pleasant, Michigan bietet für d​ie wissenschaftliche Beschäftigung m​it Jugendliteratur e​inen Masterstudiengang an. Daneben existieren i​n den USA a​uch Masterstudiengänge, i​n denen angehende Jugendbuchautoren kreatives Schreiben studieren können, b​ei dem d​iese Literaturform g​anz im Mittelpunkt steht, e​twa an d​er Fairleigh Dickinson University i​n Madison, New Jersey u​nd der Hamline University i​n Saint Paul, Minnesota.

Die Scarecrow Press, e​in Imprint d​es in Lanham, Maryland ansässigen Verlages Rowman & Littlefield, h​at im Jahre 1998 m​it der Herausgabe e​iner inzwischen vielbändigen Fachbuchreihe Studies i​n Young Adult Literature begonnen.[175]

Siehe auch

Literatur

Übersichtsliteratur

  • Joni Richards Bodart: Radical Reads: 101 YA Novels on the Edge. The Scarecrow Press, 2002, ISBN 0-8108-4287-4.
  • Rosemary Chance: Young Adult Literature in Action: A Librarian's Guide. 2. Auflage. Libraries Unlimited, 2014, ISBN 978-1-61069-244-1.
  • Harry Edwin Eiss: Young adult literature and culture. Cambridge Scholars Pub., Newcastle upon Tyne, UK 2009, ISBN 978-1-4438-0493-6.
  • Agnes Regan Perkins: Dictionary of American Young Adult Fiction, 1997–2001: Books of Recognized Merit. Greenwood Press, Westport, Connecticut 2004, ISBN 0-313-32430-1.

Geschichte

  • Katherine T. Bucher, KaaVonia M. Hinton: Young Adult Literature: Exploration, Evaluation, and Appreciation. 3. Auflage. Pearson, 2013, ISBN 978-0-13-306679-1.
  • Michael Cart: Young Adult Literature: From Romance to Realism. 3. Auflage. Neal-Schuman Publishers, 2016, ISBN 978-0-8389-1462-5.

Einzelne Genres

  • Lynda G. Adamson, A. T. Dickinson: American historical fiction: an annotated guide to novels for adults and young adults. Oryx Press, Phoenix, Arizona 1999, ISBN 1-57356-067-7.
  • Sara K. Day, Miranda A. Green-Barteet, Amy L. Montz: Female Rebellion in Young Adult Dystopian Fiction. Taylor and Francis, London 2016, ISBN 978-1-138-24768-0.
  • Deborah Kutenplon, Ellen Olmstead: Young adult fiction by African American writers, 1968–1993: a critical and annotated guide. Routledge, London 2015, ISBN 978-0-8153-0873-7.
  • Deborah Wilson Overstreet: Not your mother's vampire vampires in young adult fiction. Scarecrow Press, Lanham, Maryland 2006, ISBN 978-0-8108-5365-2.
  • Charles W. Sullivan: Young adult science fiction. Greenwood Press, Westport, Connecticut 1999, ISBN 0-313-28940-9.

Theorie

  • Jonathan Alexander: Writing youth: young adult fiction as literacy sponsorship. Lexington Books, Lanham, Maryland 2016, ISBN 978-1-4985-3842-8.
  • Victoria Flanagan: Technology and identity in young adult fiction: the posthuman subject. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2014, ISBN 978-1-137-36205-6.
  • Bryan Gillis, Joanna Simpson: Sexual content in young adult literature: reading between the sheets. Rowman & Littlefield, Lanham 2015, ISBN 978-1-4422-4687-4.
  • Elisabeth Rose Gruner: Constructing the adolescent reader in contemporary young adult fiction. Palgrave Macmillan, London 2019, ISBN 978-1-137-53923-6.
  • Virginia Monseau: Responding to Young Adult Literature. Boynton/Cook, Portsmouth, New Hampshire 1996, ISBN 0-86709-401-X.

Didaktik

  • Linda J. Rice: What was it like? Teaching history and culture through young adult literature. Teachers College Press, Columbia University, New York 2006, ISBN 978-0-8077-4711-7.

Einzelnachweise

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  4. G. Robert Carlsen: Books and the Teenage Reader. A Guide for Teachers, Librarians, and Parents. Harper & Row, 1980, ISBN 978-0-06-010626-3. Zitiert nach Steven VanderStaay: Young-Adult Literature: A Writer Strikes the Genre. In: English Journal. Band 81, Nr. 4, 1992, S. 48–52, hier: S. 48, JSTOR:819930.
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  122. Sean Ferrier-Watson: The Children’s Ghost Story in America. McFarland, Jefferson, North Carolina 2017, ISBN 978-1-4766-6494-1, S. 106 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  123. Elizabeth Rollins Epperly: The Fragrance of Sweet-Grass: L.M. Montgomery’s Heroines and the Pursuit of Romance. University of Toronto Press, Toronto, Buffalo, London 1992, ISBN 978-1-4426-2653-9, S. 159 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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  125. June Pulliam: Monstrous Bodies: Feminine Power in Your Adult Horror Fiction. McFarland, Jefferson, North Carolina 2014, ISBN 978-0-7864-7543-8, S. 21 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  126. Linda Badley: Writing Horror and the Body: The Fiction of Stephen King, Clive Barker, and Anne Rice. Greenwood Press, Westport, Connecticut, London 1996, ISBN 0-313-29716-9, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  127. Carrie in der Internet Movie Database (englisch)
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