Das Phantom der Oper
Das Phantom der Oper (französischer Originaltitel: Le Fantôme de l’Opéra) ist ein Roman des französischen Journalisten und Schriftstellers Gaston Leroux. Er wurde in Fortsetzungen in der Zeitung Le Gaulois vom 23. September 1909 bis zum 8. Januar 1910 veröffentlicht. Die Geschichte wurde mehrmals verfilmt, und es gibt mehrere Bühnenfassungen des Stücks. Die bekannteste Bearbeitung des Materials stellt das gleichnamige Musical von Andrew Lloyd Webber und Richard Stilgoe dar.
Der Roman
Schauplatz der Geschichte ist die Pariser Opéra Garnier in den 1880er Jahren. Unter dem Gebäude befindet sich ein Grundwassersammelbecken, für das man sich wegen des hohen Grundwasserspiegels entschied. Auch die im Roman angedeutete Labyrinthhaftigkeit des Gebäudes entspricht den Gegebenheiten.
Hauptcharaktere
- Erik / Das Phantom der Oper
- Das Phantom ist die Hauptfigur des Romans und sowohl ein musikalisches als auch ein technisches Genie. Erik, wie er im Roman mit Namen genannt wird, ist aber von Geburt an schwer entstellt. Im Roman von Leroux wird er als eine „Leiche ohne Nase“ beschrieben, mit tief eingesunkenen Augen, eingefallenen Wangen, gelblicher, pergamentartiger Haut und nur einigen wenigen Büscheln braunen Haares auf dem Kopf und hinter den Ohren. Auf der Flucht vor der Verachtung der Menschen hat sich Erik in den Kellern der Oper, an deren Bau er auch beteiligt war, häuslich eingerichtet. Dort lebt er in seinen geheimen Räumen und beansprucht als Phantom der Oper die Loge Nr. 5 und ein monatliches Gehalt von 20.000 Franc von den Besitzern der Oper.
- Christine Daaé
- Christine Daaé ist ein einfaches Chormädchen, welches durch das Phantom zur Solistin und damit zu einem gefeierten Opernstar gefördert wird. Sie ist die Tochter von Gustav Daaé, einem berühmten schwedischen Geiger, der zur Zeit der Geschehnisse in der Oper bereits verstorben ist. Anfangs glaubt sie, in dem Phantom den „Engel der Musik“ gefunden zu haben, den ihr verstorbener Vater kurz vor seinem Tod versprach, zu ihr zu schicken, damit er sie im Gesang unterrichte.
- Raoul, Vicomte de Chagny
- Raoul, Vicomte de Chagny, ist der jüngste Spross einer alten, französischen Adelsfamilie. Von Christines Vater erhielt er einst Geigenstunden, und von ihm hörten die Kinder auch die Geschichte des Engels der Musik. Zu Beginn der Romanhandlung kommt Raoul, Vicomte de Chagny, als Mäzen der Oper nach Paris zurück, wo sich Christine und er nach langer Zeit wieder begegnen und verlieben.
Handlung
Pünktlich zum Wechsel der Direktoren findet eine große Gala in der Pariser Oper statt. Dort brilliert eine bisher unbekannte Sängerin: Christine Daaé. Zur selben Zeit findet man die Leiche des Bühnenarbeiters Joseph Buquet. Die Ballettmädchen mutmaßen, dass dies die Tat des Phantoms der Oper war, welches seit geraumer Zeit umgeht.
Unter den Anwesenden der Gala sind auch Philippe, Comte de Chagny, und sein 20 Jahre jüngerer Bruder Raoul, der in Christine seine Jugendfreundin erkennt und sich auf den Weg zu ihrer Garderobe macht. Dort gibt Christine zunächst vor, Raoul nicht zu erkennen, und bittet ihn zu gehen. Doch kaum hat Raoul die Garderobe verlassen, hört er eine Männerstimme, die mit Christine spricht. Als Christine geht, stürzt Raoul zurück in die Garderobe, findet sie jedoch leer vor.
Derweil erfahren die neuen Direktoren Richard und Moncharmin von der Existenz des Phantoms, das monatlich 20.000 Franc von der alten Direktion sowie stets die Loge 5 zu seinem persönlichen Gebrauch erhalten hat. Die neuen Direktoren halten dies jedoch für einen schlechten Scherz ihrer Vorgänger, und so wird Loge 5 noch am selben Abend vermietet und die Vorstellung durch ein lautes Lachen gestört. Man verhört die Logenschließerin von Loge 5, Madame Giry, die einige Details über das Phantom ausplaudern kann. Das Phantom habe ihr versprochen, ihre Tochter Meg zur Kaiserin zu machen.
In der Zwischenzeit ist Christine nach Perros Guirec gereist, den Urlaubsort ihrer Kindheit. Ihr verstorbener Vater wurde dort beigesetzt. Das Phantom hat ihr versprochen, am Grab ihres Vaters La Resurrection de Lazare auf der Geige zu spielen. Christine teilt Raoul in einem Brief ihren Aufenthaltsort mit. Raoul reist ihr nach. Auf dem Friedhof hört er tatsächlich die Geige, er wird aber vor der Sakristei niedergeschlagen.
Tage später verschwindet ein Pferd aus den operneigenen Stallungen spurlos. Richard und Moncharmin besuchen nun selbst eine Vorstellung der Oper Faust von Gounod in der Loge 5, weil das Haus ausverkauft ist. Außerdem wurde statt Christine, wie das Phantom gefordert hat, die Primadonna des Hauses, Carlotta, in der Rolle der Margarete eingesetzt. Das Phantom rächt sich: In der Loge ertönt seine Stimme, Carlotta beginnt, auf der Bühne zu quaken, der riesige Lüster stürzt von der Decke in den Zuschauerraum und tötet eine Concierge.
Nach dem folgenschweren Abend verschwindet Christine für zwei Wochen. Raoul macht sich Sorgen und versucht, über die Direktoren Auskünfte über Christine zu erhalten, doch die sind viel zu sehr mit sich selbst und den Nachwirkungen des Lüster-Unfalls beschäftigt. Sie erklären lediglich, dass Christine krank sei. Raoul sucht Christines Ziehmutter auf. Diese erklärt ihm, das Mädchen sei vom guten Geist der Musik, dem „Engel der Musik“, besucht worden, den ihr der Vater vor seinem Tod zu schicken versprach. Von seinem Bruder Philippe erfährt Raoul zudem, dass man Christine in einer Kutsche in männlicher Begleitung gesehen habe. Raoul fühlt sich elend, aber am nächsten Morgen bekommt er einen Brief von Christine, die ihn darum bittet, zum Maskenball in einem Domino zu kommen – man dürfe ihn auf keinen Fall erkennen.
Auf dem Maskenball trifft er sich mit Christine, doch auch das Phantom treibt sich, verkleidet als Roter Tod, dort herum. Christine hat Angst und gesteht Raoul, dass sie ihn liebt, und sollte er sie auch lieben, solle er sich von dem Phantom fernhalten. Später wird Raoul Zeuge, wie Christine durch den Spiegel hindurch verschwindet und der Männerstimme, von der er den Namen hören kann (Erik), folgt.
Am nächsten Tag trifft sich Raoul mit Christine in ihrer Wohnung. Er entdeckt, dass Christine einen goldenen Ring trägt, und gesteht Christine, ihr Verschwinden und die Stimme bemerkt zu haben. Als er ihr im Streit den Namen „Erik“ an den Kopf wirft, reagiert sie überängstlich und bittet Raoul, den Namen zu vergessen. Hinter der ganzen Sache stecke ein grauenhaftes Geheimnis.
Von nun an treffen sich Christine und Raoul regelmäßig an der Oper, verloben sich schließlich sogar, da Christine glaubt, sie werde Raoul ohnehin nie heiraten können, wenn er in einem Monat auf eine Polarexpedition gehen werde. Auf dem Dach der Oper erzählt Christine Raoul schließlich von ihrem Geheimnis: Sie wurde von einer Stimme unterrichtet, die sich als Engel der Muse ausgab. Nach dem Absturz des Lüsters nahm sie dieser Engel mit zu sich und entpuppte sich als gewöhnlicher Mann mit Maske namens Erik.
Erik gesteht Christine, fünf Stockwerke unter der Oper in seinem Reich, seine Liebe. Während sie gemeinsam singen, demaskiert Christine Erik und entdeckt sein grauenvoll entstelltes Gesicht. „Stellen Sie sich, wenn Sie es können, nun vor, dass ein Totenkopf plötzlich zum Leben erwacht, um mit den vier schwarzen Löchern seiner Augen, seiner Nase, seines Mundes seine heftige Wut, seinen dämonischen Zorn auszudrücken, während seine Augenhöhlen blicklos sind, denn wie ich später erfuhr, sieht man seine glühenden Augen nur in tiefer Nacht.“ Erik bedroht Christine wütend und will sie nun nie wieder gehen lassen. Erst als Christine sich so gut verstellen kann, dass ihr Erik glaubt, sie habe keine Angst mehr vor ihm, lässt er sie schließlich frei.
Als Christine und Raoul nun Seufzer hören und sich sicher sind, nicht allein auf dem Dach zu sein, fliehen sie. Ein unbekannter, fremdländischer Mann, der sich seit längerem an der Oper herumtreibt und nur „der Perser“ genannt wird, hilft ihnen. Raoul und Christine wollen aus Paris fliehen, doch als Christine am nächsten Tag noch einmal als Margarete auftritt, wird sie auf offener Bühne entführt. Mit Hilfe des Persers, der sich als alter Bekannter Eriks entpuppt, gelangt Raoul in die Kellergewölbe der Oper und schließlich in Eriks Reich – allerdings werden beide Männer in der Folterkammer des Phantoms, einer Art Spiegelkabinett, welches die Sinne zum Wahnsinn treibt, gefangen und ringen nun mit dem Tod. Philippe de Chagny, der seinem Bruder gefolgt ist, kommt im unterirdischen See auf mysteriöse Weise ums Leben.
Erik zeigt Christine ein Kästchen mit zwei Figuren darin. Er bittet sie, sich zu entscheiden: den Skorpion, wenn sie bei ihm als seine Frau bleiben will, oder die Heuschrecke, die so Erik „einen tüchtigen Satz mache“, und die ganze Oper wird durch eine gewaltige Explosion zerstört. Christine will die beiden Männer aus der Folterkammer befreien und wählt so schließlich das Leben mit Erik. Doch ahnt sie nicht, dass so fast die gesamte Folterkammer und auch ihr Geliebter überschwemmt würden. Schließlich gelingt es Christine aber Erik zu überzeugen, sodass er dem Perser und Raoul ihr Leben lässt.
Als Raoul wieder zu sich kommt, bewegt sich Christine wie eine willenlose Puppe durch Eriks Haus und reagiert nicht mehr auf irgendetwas außer Erik, der sie nun nur noch „meine Frau“ nennt. Die beiden Männer gelangen in die Freiheit. Christine wird, nachdem sie Erik erlaubt hat, ihre Stirn zu küssen, ebenfalls freigelassen. Erik stirbt kurz darauf an gebrochenem Herzen. Christine und Raoul nehmen einen Zug in den Norden.
Bedeutung und Rezeption
Das Phantom der Oper ist ein klassischer Schauerroman, der dem Charakter des Erik leider nicht viel (offensichtlichen) Charme lassen kann. Erst in den letzten Szenen wird es möglich, sich mit dem Charakter zu identifizieren und mit ihm zu sympathisieren. Trotzdem ist dies der Roman, der viele andere Kulturschaffende inspiriert und den Grundstein für eine eigene, sehr lebendige Subkultur von Fans gelegt hat.
Der deutsche Philosoph, Kulturkritiker und Übersetzer Walter Benjamin sagte mit Sicht auf die Gattung des Kriminalromans über das Buch:
„Mit dem »Phantom der Oper«, einem der großen Romane über das neunzehnte Jahrhundert, [hat] Gaston Leroux dieser Gattung zur Apotheose verholfen.“
Deutsche Übersetzungen
Eine erste deutschsprachige Ausgabe des Romans erschien 1912 im Albert Langen Verlag in der Übersetzung von Rudolf Brettschneider sowie 1928 als Taschenbuchausgabe in den Gelben Ullstein Taschenbüchern. Im Jahr 1968 veröffentlichte der Hanser-Verlag, München, in seiner Bibliotheca Dracula eine Übersetzung von Johannes Piron. Letztere hat sich bis heute (2015) als einzige deutsche Übertragung halten können und wird zumeist zusammen mit dem bereits 1968 beigegebenen Nachwort von Richard Alewyn herausgebracht.
Bearbeitungen
- Das Phantom, von Susan Kay – erzählt die gesamte Lebensgeschichte des Phantoms.
- Sherlock Holmes und das Phantom der Oper, von Nicholas Meyer – Adaption der Geschichte mit Sherlock Holmes, der Jagd auf das Phantom macht.
- The Angel of the Opera: Sherlock Holmes Meets the Phantom of the Opera, von Sam Siciliano
- Das Phantom von Manhattan, von Frederick Forsyth – Fortsetzung des Webber-Musicals.
- Das Phantom der Oper, von Andrew Lloyd Webber und Richard Stilgoe
- Love Never Dies, von Andrew Lloyd Webber, Ben Elton und Glenn Slater – Webber-Musical nach Vorlage von Frederick Forsyths „Das Phantom von Manhattan“.
- Journey of the Mask, von Nancy Hill Pettengill
- Angel of Music, von Carrie Hernandez
- Progeny, von Becky L. Meadows
- Maskerade, von Terry Pratchett – Scheibenwelt-Roman, der Das Phantom der Oper parodiert
Verfilmungen
Der Roman wurde mehrfach verfilmt. Die erste Verfilmung entstand schon 1915 in Deutschland, mit Nils Chrisander (1884–1947) als das Phantom der Oper und Aud Egede-Nissen (1893–1974) als Christine Daaé. Viele Kritiker betrachten die Verfilmung aus dem Jahre 1925, durch Carl Laemmles Studio Universal Pictures, als die gelungenste. Die Rolle des Phantoms spielte hier Lon Chaney. Das gleiche Studio versuchte im Jahre 1943 mit einem Tonfilm von Arthur Lubin an diesen Erfolg anzuknüpfen. Der Film nutzte zu weiten Teilen die noch vorhandenen Kulissen des Stummfilms. Claude Rains spielte das Phantom.
1960 drehte eine spanische Gesellschaft eine sehr freie Bearbeitung des Themas unter dem Titel El Fantasma de la Operetta. 1962 nahm sich die auf das Horrorgenre ausgerichtete britische Produktionsgesellschaft Hammer Films des Themas an. Eine weitere Verfilmung des Stoffes erfolgte 1974 durch 20th Century Fox, die das Geschehen nach New York verlegte und die Handlung stark veränderte. Dieser Film wurde als The Phantom of the Paradise herausgegeben. Die Version von 1989, bezeichnenderweise mit Freddy-Krueger-Darsteller Robert Englund in der Titelrolle, konzentrierte sich auf das Gewaltpotential des Phantoms. Demgegenüber entstand im selben Jahr als deutsch-französisch-italienisch-amerikanische Koproduktion ein TV-Zweiteiler, der die melodramatische Liebesgeschichte in den Vordergrund stellte und fernsehgerecht auf Splatter-Effekte verzichtete. Das Phantom verkörperte hier Charles Dance. 1998 nahm sich der berühmte italienische Horrorfilmregisseur Dario Argento mit Julian Sands in der Hauptrolle des Stoffes an, war jedoch nicht sonderlich erfolgreich an der Kinokasse.
Im Jahre 2004 schließlich entstand unter der Regie von Joel Schumacher eine Filmversion, die sich das Musical von Andrew Lloyd Webber zum Vorbild nahm. Hierbei spielte Gerard Butler die Rolle des Phantoms. Ursprünglich sollte es bereits in den frühen 1990er Jahren eine Verfilmung basierend auf dem Musical geben, und zwar mit den Hauptdarstellern der Erstaufführung: Michael Crawford als das Phantom und Sarah Brightman als Christine. Brightman war damals mit Lloyd Webber verheiratet, doch kurz vor der geplanten Pre-Produktion ging die Ehe in die Brüche, und die Verfilmung wurde abgebrochen.
Populäre Verfilmungen
Jahr | Titel | Genre | Originaltitel | Regisseur | Titelrolle |
---|---|---|---|---|---|
1916 | Das Phantom der Oper | Stummfilm-Drama | Das Phantom der Oper | Ernst Matray | Nils Chrisander |
1925 | The Phantom of the Opera | Horror-Stummfilm, | The Phantom of the Opera | Rupert Julian | Lon Chaney sen. |
1937 | Ye ban ge sheng | Horrorfilm | Ye ban ge sheng | Ma-Xu Weibang | Menghe Gu |
1943 | Phantom der Oper | Horror, Musikfilm | Phantom of the Opera | Arthur Lubin | Claude Rains |
1962 | Das Rätsel der unheimlichen Maske | Horrorfilm | The Phantom of the Opera | Terence Fisher | Herbert Lom |
1983 | Das Phantom von Budapest | Horrorfilm | Phantom of the Opera | Robert Markowitz | Maximilian Schell |
1987 | Das Phantom der Oper | Zeichentrickfilm | The Phantom of the Opera | Al Guest, Jean Mathieson | Aiden Grennell |
1989 | Das Phantom der Oper | Horrorfilm | Gaston Leroux’ s The Phantom of the Opera | Dwight H. Little | Robert Englund |
1990 | Das Phantom der Oper | Drama-Miniserie | Gaston Leroux’ s The Phantom of the Opera | Tony Richardson | Charles Dance |
1998 | Das Phantom der Oper | Horrorfilm | Il Fantasma dell’opera | Dario Argento | Julian Sands |
2004 | Das Phantom der Oper | Musicalverfilmung | The Phantom of the Opera | Joel Schumacher | Gerard Butler |
Freie Adaptionen
Jahr | Titel | Originaltitel | Regisseur | Titelrolle |
---|---|---|---|---|
1974 | Das Phantom von Hollywood | The Phantom of Hollywood | Gene Levitt | Jack Cassidy |
1974 | Das Phantom im Paradies | Phantom of the Paradise | Brian De Palma | William Finley |
1989 | Phantom Nightmare – Phantom des Todes | Phantom of the Mall: Eric’s Revenge | Richard Friedman | Derek Rydall |
1989 | Phantom of the Ritz | Phantom of the Ritz | Allen Plone | Joshua Sussman |
Hörspiele
- 2005: Gruselkabinett 4: Das Phantom der Oper, Titania Medien, ISBN 978-3-7857-3243-4
Hörbücher
- 2008: Das Phantom der Oper (gelesen von Christoph Bantzer), Universal Music, ISBN 9783829122085
Bühnenbearbeitungen
Basierend auf dem Roman von Gaston Leroux, existieren einige Bearbeitungen des Phantom-Stoffes für die Bühne.
- Das Phantom der Oper (engl. Originaltitel: The Phantom of the Opera)
- Musical in zwei Akten
- Musik: Andrew Lloyd Webber
- Buch: Richard Stilgoe, Andrew Lloyd Webber nach dem Roman von G. Leroux
- Songtexte: Charles Hart, Richard Stilgoe
- Regie der Originalinszenierung: Harold Prince
- Welturaufführung: 9. Oktober 1986, Her Majesty’s Theatre, London (Vorpremieren ab 27. September 1986)
- Broadwaypremiere: 26. Januar 1988, Majestic Theater, New York
- Deutschsprachige Erstaufführung: 20. Dezember 1988, Theater an der Wien, Wien
- Anmerkung: Die Musicalfassung von Andrew Lloyd Webber ist die international bekannteste und erfolgreichste Bühnenbearbeitung der Phantom-Geschichte. Sie wurde am Broadway mit sieben Tony Awards ausgezeichnet, der wichtigsten amerikanischen Auszeichnung für Theateraufführungen. „The Phantom of the Opera“ läuft seit über einem Vierteljahrhundert äußerst erfolgreich in denselben Theatern in London und am Broadway. Sie ist nicht zu verwechseln mit den anderen zwei (im Folgenden erwähnten) Theaterfassungen des Romans.
- Phantom
- Musical in zwei Akten
- Musik und Texte: Maury Yeston
- Buch: Arthur Kopit nach dem Roman von G. Leroux
- Welturaufführung: 25. Januar 1991, Theatre Under the Stars, Houston / Texas
- Deutsche Erstaufführung: 1. Oktober 1992, Stadttheater Rüsselsheim
- Anmerkung: Diese Fassung unterscheidet sich in Musik und Bearbeitung des Originalstoffes sehr von dem Musical von Andrew Lloyd Webber. Die Autoren dieses Musicals entfernen sich gelegentlich weit von den Vorgaben der Originalgeschichte, was beispielsweise die Personenkonstellationen oder die Darstellung des Phantoms angeht. Die „geisterhafte“ Seite kommt, verglichen mit dem Buch, kaum zum Tragen. Es ist von vornherein die menschliche Seite des Phantoms, die in diesem Stück hervorgehoben wird. – Dieses Musical war in den 1990ern längere Zeit als Tourneeproduktion in verschiedenen deutschen Städten zu sehen. 2004 inszenierte die Japanische Takarazuka Revue die Kopit-und-Yeston-Version neu und erzielte damit Zuschauerzahlen, die dem Webber-Phantom gleichkommen.
- The Phantom of the Opera
- Musik: diverse Komponisten (siehe Anmerkung)
- Songtexte: Ken Hill
- Buch: Ken Hill nach dem Roman von G. Leroux
- Welturaufführung: 7. Mai 1984, Royal Theatre, London-Stratford
- Anmerkung: Die Musik dieser Version wurde anhand von verschiedenen Opernauszügen von W. A. Mozart, Charles Gounod, Jacques Offenbach, u. a., zusammengestellt. Die Gesangspartien wurden allerdings von Ken Hill dem Fortgang der Phantom-Geschichte entsprechend umgetextet. Auch dieses Stück war in den 1990ern als Tourneeproduktion in Deutschland zu sehen.
- Die erste Bühnenbearbeitung des Stoffs wurde 1975 von der britischen The Actors Company versucht. Der Erfolg war bescheiden, unter anderem wegen der Vielzahl der Nebenszenen. Erst in den frühen 1990er Jahren wurde das Stück „Kult“ und ist gelegentlich auch in Deutschland auf Musical-Tour.
- Das Phantom der Oper – Schauspiel von Cornelia Wagner – erschien im Deutschen Theaterverlag, Weinheim (2007)
- Das Phantom von Paris – die erste, weltweite Fortsetzung des Musical-Stoffes wurde im Jahre 2006 vom ehem. R. W. Fassbinder-Komponisten Peer Raben auf Basis des Librettos von Volker Führer und Axel Schulß komponiert – Produzentin war die Jacarandá Edições Artisticas Lda. für Stracke-Interworld Produktion, das Tourneetheater, welches mit der oben genannten Fassung von Kopit und Yeston jahrelang in Deutschland auf Tournee war.
- Das Phantom der Oper
- Musical in 16 Bildern
- Musik: Arndt Gerber
- Text: Paul Wilhelm nach dem Roman von Gaston Leroux
- Welturaufführung: 11. März 1997, Donauhalle, Donaueschingen
- Anmerkung: In dieser Fassung wurde die Phantom-Geschichte zum ersten Mal original in deutscher Sprache verarbeitet. Als künstlerische Gegenposition zur Fassung von Andrew Lloyd Webber legt Paul Wilhelm mehr Wert auf das gesprochene Wort. Die Central Musical Company tourt mit dieser Fassung seit mittlerweile über fünfzehn Jahren durch Deutschland, Italien, Österreich und die Schweiz.
Literatur
- Christoph F. Lorenz: Die Welt der Oper – Die Oper als Welt. Gaston Leroux’ „Le Fantòme de l’Opéra“. In: (ders.): Kunst-Stücke. Kritische Wanderungen durch die abenteuerlich-phantastische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Die blaue Eule, Essen 1994 (= Germanistik in der Blauen Eule; 17), ISBN 3-89206-120-3, S. 101–114
- Hans T. Siepe: Abenteuer und Geheimnis. Untersuchungen zu Strukturen und Mythen des Populärromans bei Gaston Leroux. Frankfurt a. M.: Peter Lang 1988, ISBN 978-3820409772, S. 130–146.
- Raj Shah: No Ordinary Skeleton: Unmasking the Secret Source of Gaston Leroux’s „Le Fantôme de l’Opéra“. Forum for Modern Language Studies 50.1 (2014). ISSN 0015-8518, S. 16–29.
- Raj Shah: The Publication and Initial French Reception of Gaston Leroux’s „Le Fantôme de l’Opéra“. French Studies Bulletin 37.138 (2016), ISSN 0262-2750, S. 13–16.