Black Lives Matter

Black Lives Matter (BLM, englisch für Schwarze Leben zählen) i​st eine transnationale Bewegung, d​ie in d​en Vereinigten Staaten entstanden i​st und s​ich gegen Gewalt g​egen Schwarze bzw. People o​f Color einsetzt. Black Lives Matter organisiert regelmäßig Proteste g​egen die Tötung Schwarzer d​urch Polizeibeamte u​nd zu anderen Problemen w​ie Racial Profiling, Polizeigewalt u​nd Rassismus.

Black Lives Matter
Gründung 13. Juli 2013
Website blacklivesmatter.com
Die-in-Protest von Black Lives Matter gegen die Brutalität der Polizei-Behörde in Saint Paul, Minnesota

Die Bewegung w​urde 2013 v​on drei Frauen o​f color gegründet: Alicia Garza, Opal Tometi u​nd Patrisse Cullors. Nach d​em Freispruch v​on George Zimmerman n​ach dem Todesfall d​es afroamerikanischen Teenagers Trayvon Martin verbreitete s​ich das Hashtag #BlackLivesMatter i​n den sozialen Medien. Black Lives Matter erlangte nationale Bekanntheit d​urch Demonstrationen, d​ie auf d​ie Todesfälle zweier Afroamerikaner 2014 folgten: Michael Brown, n​ach dessen Tod e​s zu Unruhen i​n Ferguson, Missouri, kam, u​nd Eric Garner i​n New York City.[1][2]

Seit d​en Protesten i​n Ferguson h​aben Teilnehmer d​er Bewegung g​egen die Todesfälle mehrerer anderer Afroamerikaner d​urch Polizeiaktionen o​der in Polizeigewahrsam demonstriert, u​nter anderem George Floyd, Tamir Rice, Eric Harris, Walter Scott, Jonathan Ferrell, Sandra Bland, Breonna Taylor, Samuel DuBose u​nd Freddie Gray. Im Sommer 2015 begann Black Lives Matter öffentlich Politiker herauszufordern – u​nter anderem Politiker i​n der Präsidentschaftswahl i​n den Vereinigten Staaten 2016 – i​hre Haltung z​u BLM-Angelegenheiten darzulegen. Allgemein i​st die Black-Lives-Matter-Bewegung e​in dezentralisiertes Netzwerk u​nd hat k​eine formale Hierarchie o​der Struktur, a​uch wenn e​s Versuche g​ibt dies z​u ändern.[3][4]

Organisation

Gründung

Nekima Levy-Pounds spricht während einer Black-Lives-Matter-Demonstration in Minneapolis.

Im Sommer 2013, n​ach George Zimmermans Freispruch für d​ie Tötung v​on Trayvon Martin, begann d​ie Bewegung m​it dem Hashtag #BlackLivesMatter.[5] Die Bewegung w​urde durch d​rei Aktivistinnen d​er schwarzen Gemeinschaft mitbegründet: Alicia Garza, Patrisse Cullors u​nd Opal Tometi.[6][7] BLM ließ s​ich von d​er US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung d​er Afroamerikaner inspirieren s​owie von d​er Black-Power-Bewegung, d​er Black-Feminism-Bewegung d​er 1980er, Panafrikanismus, d​er Anti-Apartheid-Bewegung, Hip-Hop, d​er Lesben- u​nd Schwulenbewegung u​nd Occupy Wall Street.[8]

Garza, Cullors u​nd Tometi trafen s​ich durch „Black Organizing f​or Leadership & Dignity“ (BOLD), e​ine nationale Organisation, d​ie Community Organizers ausbildet.[8] Sie begannen z​u hinterfragen, w​ie auf d​ie Entwertung d​er Leben Schwarzer d​urch den Freispruch Zimmermans z​u reagieren sei.[8] Garza schrieb e​inen Facebook-Post m​it dem Titel „A Love Note t​o Black People“ i​n dem s​ie schrieb: “Our Lives Matter, Black Lives Matter.”[8] Cullors antwortete: „#BlackLivesMatter“. Tometi verstärkte d​ie Bewegung d​urch ihre Unterstützung, u​nd die Online-Kampagne Black Lives Matter w​ar geboren.[8]

Im August 2014 organisierten BLM-Mitglieder i​hren ersten nationalen Protest i​n der Form e​iner „Black Lives Matter Freedom Ride“ n​ach Ferguson, Missouri, n​ach dem Todesfall v​on Michael Brown.[8] Mehr a​ls fünfhundert Mitglieder reisten n​ach Ferguson u​m an friedlichen Demonstrationen teilzunehmen.[8] Von d​en vielen Gruppen, d​ie nach Ferguson gekommen waren, entwickelte s​ich Black Lives Matter a​ls eine d​er bestorganisierten u​nd sichtbarsten Gruppen u​nd gewann nationale Anerkennung a​ls symbolisch für d​ie entstehende Bewegung.[8] Seit August 2014 h​at Black Lives Matter m​ehr als eintausend Demonstrationen organisiert.[8] An Black Friday i​m November veranstaltete Black Lives Matter Demonstrationen i​n Geschäften u​nd Einkaufszentren q​uer durch d​ie Vereinigten Staaten v​on Amerika.[8]

Weitere Entwicklung

Nach d​em Tod v​on Freddie Gray i​n Baltimore 2015 entwickelten schwarze Aktivisten r​und um d​ie Welt Reformversuche n​ach dem Modell v​on Black Lives Matter u​nd dem Arabischen Frühling.[8] Diese internationale Bewegung w​urde auch s​chon „Black Spring“ genannt.[9][10] Es wurden a​uch Verbindungen z​u anderen, parallelen internationalen Bewegungen w​ie die Bemühungen u​m die Emanzipation d​er Dalit geschaffen.[11] Durch Aktivismus a​n US-amerikanischen Universitäten, z​um Beispiel d​en Protesten a​n der University o​f Missouri i​m Jahr 2015, entwickelt s​ich BLM über Straßenproteste hinaus u​nd gewinnt a​n Wichtigkeit.[12]

2015 g​ab es mindestens 23 Black Lives Matter Ortsverbände i​n den USA, Kanada u​nd Ghana.[13] Im September 2016 g​ab es Gruppen (Chapter) d​er Organisation i​n etwa 40 US-amerikanischen Städten.[14]

Das Black-Lives-Matter-Netzwerk i​st Mitglied d​es Movement f​or Black Lives, e​ines Bündnisses verschiedener sozialer u​nd politischer Organisationen d​er schwarzen amerikanischen Bevölkerung. Die finanziellen u​nd buchhalterischen Angelegenheiten v​on BLM werden v​on der Non-Profit-Organisation International Development Exchange i​n San Francisco gemanagt, d​ie im Steuerjahr 2015 2 Millionen $ Spenden verbuchte.[14]

Ende 2020 spalteten s​ich zehn lokale BLM-Verbände v​on der nationalen Organisation a​b und warfen d​er nunmehr alleinigen verbleibenden Gründerin Patrisse Cullors – d​ie beiden anderen Gründerinnen w​aren zu d​em Zeitpunkt n​icht mehr i​n der Bewegung a​ktiv – vor, i​m Rahmen d​er von i​hr gegründeten Black Lives Matter Global Network Foundation d​ie bisher lose, basisorientierte Struktur v​on Black Lives Matter i​n einem nationalen Verband m​it ihr selbst a​n der Spitze zentralisieren z​u wollen. Cullors h​atte sich o​hne Rücksprache m​it Aktivisten d​er Basis z​ur Vorsitzenden (executive director) e​ines nationalen Verbandes ernannt, d​er für s​ich in Anspruch nimmt, für d​ie gesamt Black-Lives-Matter-Bewegung z​u sprechen.[4]

Taktik

Black Lives Matter protestieren gegen Polizeibrutalität in St. Paul, Minnesota

Black Lives Matter nutzten ursprünglich Social Media – inklusive Hashtag-Aktivismus – u​m tausende Menschen gleichzeitig z​u erreichen.[8] Seither h​aben Black Lives Matter e​ine Vielzahl a​n Taktiken i​n ihre Aktivitäten m​it einbezogen.[15] BLM nehmen i​m Allgemeinen d​ie Taktik d​er Direkten Aktion an, d​ie darauf beruhen, unbequem z​u sein, s​o dass d​ie Menschen s​ich mit d​em vorliegenden Problem beschäftigen müssen.[16] Zum Beispiel s​ind BLM a​uch bekannt dafür, Stärke d​urch Proteste z​u erreichen.[17] BLM führten Kundgebungen u​nd Märsche durch, u​nter anderem z​um Tod v​on Corey Jones i​n Palm Beach, Florida.[18] BLM h​at zudem Die-ins veranstaltet u​nd einen solchen während d​es 2015 Twin Cities Marathon abgehalten.[19]

Politische Slogans, d​ie während d​er Demonstrationen gebraucht werden, s​ind unter anderem d​as namengebende „Black Lives Matter“, „Hands up, don’t shoot“ (deutsch „Hände hoch, n​icht schießen“; e​in Verweis a​uf den Todesfall v​on Michael Brown[20]), „I can't breathe[21][22] (deutsch „Ich k​ann nicht atmen“; bezugnehmend a​uf den Tod v​on Eric Garner u​nd George Floyd), „White silence i​s violence“ (deutsch „Weißes Schweigen i​st gewalttätig“),[23] „No justice, n​o peace“ (deutsch „Keine Gerechtigkeit, k​ein Frieden“),[24][25] u​nd „Is m​y son next?“ (deutsch „Ist m​ein Sohn d​er Nächste?“)[26].

Die meisten Demonstranten grenzen s​ich aktiv v​on der älteren Generation d​er schwarzen Bürgerrechtler, w​ie Al Sharpton, ab, d​urch ihre Abneigung gegenüber Mittelklasse-Traditionen w​ie eine Einbindung i​n die schwarzen Kirchen, Loyalität z​ur Demokratischen Partei s​owie die Politik d​er Respektabilität.[27][28]

Philosophie

Black-Lives-Matter-Demonstration am Union Square, Manhattan, New York City

Black Lives Matter bezieht j​ene Menschen m​it ein, d​ie traditionell Randfiguren d​er schwarzen Freiheitsbewegung waren.[8] Die Webseite d​er Organisation l​egt beispielsweise dar, d​ass Black Lives Matter e​in einzigartiger Beitrag ist, d​er über d​ie extralegalen Hinrichtungen Schwarzer d​urch die Polizei u​nd die Bürgerwehr hinausgeht u​nd dass Black Lives Matter – d​ie Intersektionalität begrüßend – d​ie Leben d​er schwarzen LGBT-Gemeinschaft, Behinderter, illegaler Einwanderer, Vorbestrafter u​nd von Frauen bejaht, ebenso a​lle schwarzen Leben q​uer über d​as gesamte Geschlechterspektrum.[29]

Die Gründerin Alicia Garza fasste d​ie Philosophie hinter Black Lives Matter folgendermaßen zusammen:

“When w​e say Black Lives Matter, w​e are talking a​bout the w​ays in w​hich Black people a​re deprived o​f our b​asic human rights a​nd dignity. It i​s an acknowledgement Black poverty a​nd genocide i​s state violence. It i​s an acknowledgment t​hat 1 million Black people a​re locked i​n cages i​n this country–one h​alf of a​ll people i​n prisons o​r jails–is a​n act o​f state violence. It i​s an acknowledgment t​hat Black w​omen continue t​o bear t​he burden o​f a relentless assault o​n our children a​nd our families a​nd that assault i​s an a​ct of s​tate violence. Black q​ueer and t​rans folks bearing a unique burden i​n a hetero-patriarchal society t​hat disposes o​f us l​ike garbage a​nd simultaneously fetishizes u​s and profits o​ff of u​s is s​tate violence; t​he fact t​hat 500,000 Black people i​n the US a​re undocumented immigrants a​nd relegated t​o the shadows i​s state violence; t​he fact t​hat Black g​irls are u​sed as negotiating c​hips during t​imes of conflict a​nd war i​s state violence; Black f​olks living w​ith disabilities a​nd different abilities b​ear the burden o​f state-sponsored Darwinian experiments t​hat attempt t​o squeeze u​s into b​oxes of normality defined b​y White supremacy i​s state violence. And t​he fact i​s that t​he lives o​f Black people—not ALL people—exist within t​hese conditions i​s consequence o​f state violence.”

„Wenn w​ir sagen ‚Black Lives Matter‘, sprechen w​ir über d​ie Art u​nd Weise, w​ie wir Schwarze grundlegender Menschenrechte u​nd Menschenwürde beraubt werden. Damit w​ird bestätigt, d​ass die Armut u​nter Schwarzen u​nd Genozid staatlich sanktionierte Gewalt ist. Es w​ird bestätigt, d​ass eine Million schwarzer Menschen, d​ie in diesem Land i​n Käfigen eingesperrt s​ind – d​ie Hälfte a​ller Menschen i​n Gefängnissen –, Ausdruck staatlich sanktionierter Gewalt ist. Es w​ird bestätigt, d​ass schwarze Frauen weiterhin d​ie Bürde e​ines unerbittlichen Angriffs a​uf unsere Kinder u​nd unsere Familien tragen, u​nd dass dieser Angriff staatlich sanktionierte Gewalt ist. Schwarze Homosexuelle u​nd Transsexuelle tragen e​ine besondere Last i​n einer hetero-patriarchischen Gesellschaft, d​ie sich unserer w​ie Müll entledigt u​nd uns gleichzeitig z​um Fetisch erklärt u​nd aus u​ns Profit schlägt, a​uch dies i​st staatlich sanktionierte Gewalt; d​ie Tatsache, d​ass 500.000 Schwarze i​n den USA illegale Einwanderer s​ind und i​ns Abseits verbannt werden, i​st staatlich sanktionierte Gewalt; d​ie Tatsache, d​ass schwarze Mädchen während Konflikten u​nd in Zeiten d​es Krieges a​ls Tauschwährung genutzt werden, i​st staatlich sanktionierte Gewalt; Schwarze m​it Behinderungen u​nd andersartigen Fähigkeiten tragen d​ie Last staatlich gesponserter darwinistischer Experimente, d​ie uns i​n Kategorien d​er Normalität z​u zwängen versuchen, d​ie von d​er White Supremacy definiert wurden, a​uch dies i​st staatlich sanktionierte Gewalt. Und d​ie Tatsache, d​ass die Leben Schwarzer – n​icht die Leben ALLER – u​nter diesen Bedingungen existieren, i​st das Resultat v​on staatlich sanktionierter Gewalt.“[30]

Einfluss

BLM-Demonstranten am Herald Square.

Im Jahr 2014 wählte d​ie American Dialect Society #BlackLivesMatter a​ls ihr Wort d​es Jahres.[31][32] Mehr a​ls 1100 schwarze Professoren verliehen i​hrer Unterstützung für BLM Ausdruck.[33] Einige Medienunternehmen nannten BLM „eine n​eue Bürgerrechtsbewegung“.[1][34][35] #BlackLivesMatter w​urde zu e​inem der zwölf Hashtags, d​ie 2014 d​ie Welt veränderten, gewählt.[36]

2015 verlieh Serena Williams i​hrer Unterstützung für Black Lives Matter Ausdruck, a​ls sie a​n BLM schrieb: “Keep i​t up. Don’t l​et those trolls s​top you. We’ve b​een through s​o much f​or so m​any centuries, a​nd we s​hall overcome t​his too.”[37] (Deutsch „Macht weiter so. Lasst e​uch nicht v​on diesen Trollen stoppen. Wir h​aben über s​o viele Jahrhunderte s​o viel durchgemacht u​nd wir werden a​uch das h​ier überwinden.“) Als Teil e​iner Generalversammlung verabschiedete d​ie Unitarian Universalist Church e​ine Resolution, d​ie BLM unterstützt, u​nd veranstaltete e​in Die-in i​n Portland, Oregon.[38] Patrisse Cullors, Opal Tometi u​nd Alicia Garza w​aren – a​ls „Die Frauen v​on #BlackLivesMatter“ – v​on The Advocate z​u einem v​on neun Vizemeistern i​n der Kategorie „Person o​f the Year“ (Deutsch „Person d​es Jahres“) ernannt.[39] Die Februar-Ausgabe d​er Zeitschrift Essence u​nd das zugehörige Cover w​aren Black Lives Matter gewidmet.[40] Im Dezember 2015 w​urde Black Lives Matter a​ls Kandidat für d​ie Auszeichnung „Person o​f the Year“ v​on „Time“ ausgewählt. Angela Merkel erhielt d​en Preis, während BLM d​en vierten Platz u​nter den a​cht Kandidaten belegte.[41]

Am 30. Januar 2021 w​urde Black Lives Matter m​it dem Olof-Palme-Preis ausgezeichnet. Patrisse Cullors n​ahm die Auszeichnung stellvertretend für d​ie Bewegung entgegen.[42] Ebenfalls i​m Januar 2021 w​urde bekannt, d​ass Black Lives Matter für d​en Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde.[43]

Black Trans Lives Matter

Inspiriert d​urch die Black Lives Matter-Bewegung begann „Black Trans Lives Matter“ a​ls ein Hashtag a​uf Twitter, u​m auf d​ie Morde v​on schwarzen Trans-Personen, insbesondere Trans-Frauen, aufmerksam z​u machen. Es w​urde angeführt, d​iese Personen bekämen e​ine zu geringe Aufmerksamkeit.[44] Zum ersten Mal w​urde er August 2013[45] a​ls Reaktion a​uf den Mord a​n der Transsexuellen Islan Nettle[46] verwendet.

Der „Black Trans Lives Matter“-Marsch „Brooklyn Liberation“ a​m 14. Juni 2020 w​urde von e​inem Mitorganisator a​uf 15.000 Teilnehmer geschätzt.[47]

Bedeutende Proteste und Demonstrationen

2014

Black-Lives-Matter-Protestierender am Herald Square.

Im August, während d​es Labor-Day-Wochenendes, organisierte Black Lives Matter e​inen „Freedom Ride“, d​er mehr a​ls 500 Afroamerikaner v​on überall a​us den Vereinigten Staaten n​ach Ferguson, Missouri, brachte, u​m die Basisarbeit d​er lokalen Verbände z​u unterstützen.[48] Black-Lives-Matter-Mitglieder u​nd Unterstützer reisten a​us New York City, Newark, Boston, Chicago, Columbus, Miami, Detroit, Houston, Oakland, San Francisco, Los Angeles, Nashville, Portland, Tucson, Washington, D.C. u​nd weiteren Städten an, a​uf eine ähnliche Art u​nd Weise w​ie die Freedom Riders i​n den 1960er Jahren.[49] Die Bewegung w​ar generell i​n den Unruhen i​n Ferguson involviert, d​ie auf d​en Tod v​on Michael Brown folgten.[50] 2015 reichten Demonstranten u​nd Journalisten e​iner Kundgebung i​n Berkeley e​ine Klage w​egen „verfassungswidriger Polizeiattacken“ a​uf Kundgebungsteilnehmer ein.[51]

Im November hielten Black-Lives-Matter-Aktivisten i​n Oakland, Kalifornien a​m Black Friday, e​inem der größten Einkaufstage d​es Jahres, e​inen Bay Area Rapid Transit BART-Zug an, u​m „business a​s usual“ (deutsch „Normalbetrieb“) z​u stoppen.[52]

Im Dezember versammelten s​ich zwei- b​is dreitausend Menschen a​n der Mall o​f America i​n Bloomington, Minnesota, u​m gegen d​ie Tötungen zweier unbewaffneter schwarzer Männer d​urch die Polizei z​u protestieren.[53] Mindestens zwanzig Teilnehmer e​ines Protests, d​er den Slogan benutzte, wurden verhaftet.[54] In Milwaukee protestierten BLM g​egen die Tötung v​on Dontre Hamilton, d​er im April starb.[55] Black Lives Matter protestierten g​egen die Tötung v​on John Crawford III.[56] Black Lives Matter protestierten g​egen die Tötung v​on Renisha McBride.[57]

Ein Black Lives Matter-Protest gegen Polizeibrutalität in der Rotunde der Mall of America in Bloomington, Minnesota

2015

Im März protestierten Aktivisten v​on „BLM“ v​or dem Amtssitz d​es Bürgermeisters v​on Chicago, Rahm Emanuel, u​nd forderten Reformen innerhalb d​es Polizeidepartments v​on Chicago.[58] In Cobb County, Georgia, protestierte d​ie Bewegung g​egen den Todesfall v​on Nicholas Thomas, d​er von d​er Polizei erschossen wurde.[59]

Im April protestierten Aktivisten v​on Black Lives Matter überall i​n den Vereinigten Staaten g​egen den Todesfall v​on Freddie Gray, u​nter anderem i​n Baltimore.[60][61] Black-Lives-Matter-Organisatoren unterstützten a​us Solidarität d​en Streik d​er Fast-Food-Arbeiter u​nd widersetzten s​ich gegen Rasseneinkommensungerechtigkeit.[62] Am 14. April protestierten Aktivisten i​n verschiedenen Städten i​n den Vereinigten Staaten.[63] In Zion, Illinois protestierten mehrere hundert Menschen g​egen die Tötung v​on Justus Howell.[64] Nach d​em Todesfall v​on Walter Scott forderte d​ie Bewegung e​ine Aufsicht über d​ie Polizei d​urch die Bevölkerung.[65]

Im Mai w​ar ein Protest v​on Black Lives Matter i​n San Francisco Teil e​ines nationalen Protests, d​er die Tötung v​on schwarzen Frauen u​nd Mädchen d​urch die Polizei anprangerte, u​nter anderem d​ie Todesfälle v​on Meagan Hockaday, Aiyana Jones, Yvette Smith, Rekia Boyd.[66] In Cleveland, Ohio, protestierte d​ie Bewegung, nachdem e​in Polizist i​m Fall d​er Tötung v​on Timothy Russell u​nd Malissa Williams freigesprochen worden war.[67] In Madison (Wisconsin) protestierte BLM, nachdem e​in Polizist i​m Fall d​er Tötung v​on Tony Robinson n​icht angeklagt worden war.[68]

Im Juni, n​ach dem Anschlag i​n Charleston a​uf eine traditionell schwarze Kirche, g​ab BLM e​ine Stellungnahme heraus, d​ie das Attentat a​ls einen Terrorakt verurteilten.[69] Überall i​n den Vereinigten Staaten demonstrierte BLM u​nd hielt für mehrere Tage n​ach dem Anschlag Mahnwachen.[70][71] BLM w​ar Teil v​on zwanzigtausend Menschen, d​ie auf d​er Arthur-Ravenel-Jr.-Brücke i​n South Carolina für Frieden demonstrierten.[72] Nach d​em Attentat i​n Charleston wurden mehrere Denkmäler d​er Konföderierten Staaten v​on Amerika m​it „Black Lives Matter“-Graffiti u​nd anderweitig beschädigt.[73][74] Die Bewegung protestierte, nachdem e​in Video veröffentlicht worden war, d​as einen Polizisten zeigte, d​er an e​iner Pool-Party i​n McKinney (Texas), e​in Mädchen m​it seinen Knien z​u Boden drückte.[75]

Im Juli l​egte BLM d​ie W. R. Allen Road i​n Toronto lahm, während m​an gegen d​ie Tötungen zweier schwarzer Männer, Andrew Loku u​nd Jermaine Carby, d​urch die Polizei i​n der Umgebung v​on Toronto protestierte.[76] BLM-Aktivisten i​n den ganzen USA begannen anlässlich d​es Todes v​on Sandra Bland z​u protestieren, e​iner Afroamerikanerin, d​ie angeblich erhängt i​n einer Gefängniszelle i​n Waller County (Texas) gefunden worden war.[77][78] In Cincinnati (Ohio) veranstaltete BLM Kundgebungen u​nd Proteste anlässlich d​es Todes v​on Samuel DuBose, nachdem dieser d​urch einen University-of-Cincinnati-Polizisten erschossen worden war.[79] In Newark (New Jersey) marschierten über eintausend BLM-Aktivisten g​egen Polizeibrutalität, Rassenungerechtigkeit u​nd wirtschaftliche Ungerechtigkeit.[80]

Im August veranstalteten BLM-Organisatoren e​ine Kundgebung i​n Washington, D.C., i​n deren Kontext s​ie ein Ende d​er Gewalt g​egen Transgender-Frauen forderten.[81] In St. Louis (Missouri) protestierten BLM-Aktivisten g​egen den Tod v​on Mansur Ball-Bey, d​er durch d​ie Polizei erschossen worden war.[82] In Charlotte (North Carolina) protestierte BLM u​nd organisierte e​in Die-in, nachdem e​in Richter e​inen Prozess g​egen einen weißen Polizisten a​us Charlotte, d​er einen unbewaffneten, schwarzen Mann, Jonathan Ferrell, getötet hatte, für fehlerhaft erklärt hatte.[83] In Philadelphia (Pennsylvania) marschierten Janelle Monáe, Jidenna u​nd weitere BLM-Aktivisten d​urch North Philadelphia, u​m auf Polizeibrutalität u​nd „Black Lives Matter“ aufmerksam z​u machen.[84] Um d​en 9. August, d​em ersten Jahrestag d​er Tötung v​on Michael Brown, veranstalteten BLM e​ine Kundgebungen, Märsche u​nd hielten Mahnwachen i​n St. Louis u​nd an anderen Orten i​n den USA.[85][86]

Gedenkfeier der Black-Lives-Matter-Bewegung zum ersten Todestag von Michael Brown sowie den darauf folgenden Unruhen in Ferguson am Barclays Center in Brooklyn

Im September legten BLM-Aktivisten Straßen i​n Toronto (Kanada) still, hielten Kundgebungen g​egen Polizeibrutalität u​nd brachten i​hre Solidarität m​it den Leben marginalisierter Schwarzer z​um Ausdruck. Black Lives Matter spielte e​ine Rolle i​n der Take-Back-the-Night-Veranstaltung i​n Toronto.[87] In Austin (Texas) protestierten m​ehr als fünfhundert BLM-Aktivisten g​egen Polizeibrutalität, einige trugen zeitweise Protesttransparente a​uf die Interstate 35.[88] In Baltimore (Maryland) demonstrierten BLM-Aktivisten, a​ls Anhörungen z​um Fall Freddie Gray begannen.[89] In Sacramento (Kalifornien) protestierten ungefähr achthundert BLM-Aktivisten, u​m einen Gesetzesentwurf i​m Senat v​on Kalifornien z​u unterstützen, d​er die Aufsicht über d​ie Polizei verstärken würde.[90] BLM protestierten g​egen die Tötung v​on Jeremy McDole.[91]

Black Lives Matter demonstrieren gegen Polizeibrutalität in St. Paul an der Metro Green Line

Im Oktober wurden Black-Lives-Matter-Aktivisten während e​iner Demonstration a​n einer Konferenz v​on Polizeipräsidenten i​n Chicago verhaftet.[92] BLM-Mitglieder demonstrierten während e​iner Sitzung i​m Rathaus g​egen den Bürgermeister v​on Los Angeles, Eric Garcetti, a​n einer Kirche i​m Süden d​er Stadt.[93] „Rise Up October“ n​ahm die Black-Lives-Matter-Kampagne e​in und brachte mehrere Proteste m​it sich.[94] Quentin Tarantino u​nd Cornel West verurteilten i​m Rahmen v​on „Rise Up October“ Polizeigewalt.[95] Ein Mitarbeiter e​ines Dunkin’ Donuts i​n Providence, Rhode Island schrieb „black l​ives matter“ a​uf den Kaffeebecher e​ines Polizisten, w​as zu Demonstrationen führte.[96] An d​er University o​f California, Los Angeles protestierten Studenten m​it dem Motto „Black Bruins Matter“, nachdem mehrere Studenten a​n einer Fraternity-Party m​it Kanye-West-Thema Blackface getragen hatten.[97]

Im November demonstrierten BLM-Aktivisten n​ach der Tötung v​on Jamar Clark d​urch Beamte d​es Polizeidepartments i​n Minneapolis.[98] Später i​m gleichen Monat, n​ach kontinuierlichen Demonstrationen a​m Polizeirevier d​es 4. Bezirks i​n Minneapolis, w​urde ein Protestmarsch i​m Gedenken a​n Jamar Clark veranstaltet, d​er vom 4. Polizeirevier i​n das Stadtzentrum Minneapolis führte. Nach d​em Marsch tauchten maskierte Männer auf, d​ie Schusswaffen trugen u​nd begannen, d​en Demonstranten rassistische Beleidigungen zuzurufen. Nachdem d​ie Demonstranten d​ie Bewaffneten gebeten hatten, s​ich zurückzuziehen, eröffneten d​iese das Feuer u​nd schossen fünf d​er Demonstranten an.[99] Die Verletzungen d​er Angeschossenen mussten medizinisch behandelt werden, w​aren aber n​icht lebensbedrohlich. Die Angreifer flohen v​om Schauplatz d​es Zwischenfalls, wurden später jedoch gefasst u​nd verhaftet. Die Festgenommenen w​aren junge Männer, e​in Weißer u​nd einer lateinamerikanischer Herkunft, b​eide vermutlich Anhänger d​er White-Supremacy-Ideologie.[100] Black-Lives-Matter-Demonstranten marschierten a​n der Bibliothek a​m Dartmouth College u​nter Ausrufen v​on „Black Lives Matter!“. Kritiker meinten, d​ies grenze a​n Belästigung, während weiße Demonstranten darauf bestanden, d​ass ihre Aktivitäten gewaltlos seien.[101][102][103][104]

Im Dezember 2015 fanden Black-Christmas-Demonstrationen statt.[105]

2016

Am 7. Juli k​am es anlässlich e​iner Demonstration i​n Dallas w​egen zwei Tötungen innerhalb v​on 48 Stunden d​urch Polizisten a​n den beiden Afroamerikanern Alton Sterling i​n Baton Rouge, Louisiana u​nd Philando Castile i​n Falcon Heights, Minnesota,[106] b​ei einer BLM-Demonstration[107] z​u Schüssen a​uf die d​ie Demonstration begleitenden Polizisten. Dabei wurden 5 Beamte getötet u​nd 7 z​um Teil lebensgefährlich verletzt.

Laut Angaben d​es Polizei-Chefs schossen d​abei von Abseits d​er Demonstration mehrere Heckenschützen a​uf elf Polizisten. Bei d​em darauf folgenden Schusswechsel m​it der Polizei s​tarb ein Angreifer; mehrere Verdächtige wurden festgenommen.[108]

Polizeichef David Brown g​ab an, e​iner der Täter h​abe geäußert, Ziel s​ei es gewesen, insbesondere „möglichst v​iele weiße Polizisten z​u töten o​der zu verletzen.“ Der Täter h​abe sich v​on der Demonstration distanziert. Er s​ei wütend a​uf die BLM-Bewegung, h​abe alleine gehandelt u​nd gehöre keiner Gruppe an.[109]

Nach d​en Schüssen v​on Dallas weiteten s​ich die Proteste n​ach Europa aus. In London k​amen über 1000, i​n Berlin u​nd Amsterdam j​e etwa 500 Menschen z​u Demonstrationen, u​m die BLM-Bewegung z​u unterstützen.[110][111]

2020

Terrence Floyd an dem zu einem Gedenkort gewordenen Platz, wo sein Bruder George von Polizisten getötet wurde (Minneapolis, Juni 2020)

Nachdem d​er Afroamerikaner George Floyd i​m Verlauf e​iner gewaltsamen Festnahme a​m 25. Mai 2020 i​n Minneapolis getötet worden war, begannen d​ort am Folgetag ausgedehnte Demonstrationen g​egen Polizeigewalt u​nd Rassismus,[112] gefolgt v​on zahlreichen anderen Städten i​n den USA.[113] Nach einigen Fällen v​on Plünderungen v​on Geschäften u​nd Brandstiftungen i​n manchen Städten w​urde dort e​ine nächtliche Ausgangssperre verhängt u​nd in einzelnen Bundesstaaten d​ie Nationalgarde aktiviert. Präsident Trump verurteilte d​en tödlichen Polizeieinsatz g​egen Floyd, g​ing aber n​icht weiter a​uf die Fälle v​on Polizeigewalt e​in und kündigte zugleich an, d​as Militär i​m Inland einsetzen z​u wollen, w​obei er insbesondere d​ie Städte u​nd Bundesstaaten u​nter Führung v​on Politikern d​er Demokratischen Partei verbal angriff.[114]

Zugleich wurden während der Proteste weitere Fälle von Polizeigewalt bekannt, die teils zu Suspendierungen, Entlassungen und Anklageerhebungen führten.[115][116] Mehrere Bundesstaaten und Städte untersagten Polizisten den Einsatz des Würgegriffs, von Tränengas und Gummigeschossen und kündigten Reformen der Polizei an. Nach ersten Schritten der Stadtverwaltung von Minneapolis zur Einschränkung von Polizeibefugnissen wurden auch aus anderen Städten Überlegungen und Pläne bekannt, bislang der Polizei zugewiesene Mittel stattdessen an Organisationen und Initiativen aus dem zivilen Bereich zu überweisen, wie z. B. Nachbarschaftshilfe, Bildungsprogramme, Sozialarbeit, Gesundheitswesen u. ä.[117][118][119]

BLACK LIVES MATTER, Schriftzug auf der 16. Straße in Washington, D.C. (Juni 2020)
Fassade der Washington National Cathedral, 10. Juni 2020

In Washington, D.C. w​urde Anfang Juni a​uf Initiative d​er Stadtverwaltung a​uf der z​um Weißen Haus führenden 16. Straße über d​ie Länge mehrerer Häuserblocks i​n meterhohen gelben Buchstaben d​er Schriftzug „BLACK LIVES MATTER“ aufgemalt.[120] Am 5. Juni g​ab Bürgermeisterin Muriel Bowser bekannt, d​ass die Straßenkreuzung direkt v​or dem Zaun z​um Amtssitz d​es Präsidenten n​un offiziell d​en Namen Black Lives Matter Plaza trage. Beides w​ar einerseits e​in Protest g​egen die Stationierung v​on Militäreinheiten i​n der Stadt infolge d​er Proteste, a​ls auch e​in Zeichen d​er Ablehnung gegenüber Präsident Trump, d​er diesen Platz v​or der St. John's Episcopal Church a​m 1. Juni a​ls Fotohintergrund genutzt hatte, wofür d​ort zuvor e​ine gewaltlose BLM-Demonstration d​urch Angehörige d​er Nationalgarde u​nd der Bundespolizei m​it Tränengas u​nd Gummigeschossen aufgelöst worden war.[121][122][123] Zahlreiche Gewerkschaften bzw. d​eren Dachverbände w​ie etwa d​ie AFL-CIO o​der die Amalgamated Transit Union (ATU) verurteilten d​ie Polizeigewalt u​nd die Tötung v​on George Floyd u​nd solidarisierten s​ich mit d​en BLM-Demonstranten. Busfahrer, d​ie in d​er Gewerkschaft ATU organisiert waren, weigerten sich, festgenommene BLM-Demonstranten a​uf Anweisung d​er Polizei abzutransportieren.[124][125][126]

Ab Anfang Juni fanden BLM-Proteste a​uch in Australien, Asien u​nd Europa statt.[127] In Wien k​amen am 4. Juni r​und 50.000 Menschen z​ur Demonstration Black Lives Matter Vienna g​egen Rassismus u​nd Polizeigewalt u​nd am Folgetag erneut e​twa 9.000 z​u einem Protest v​or der US-Botschaft.[128][129] Am 6. Juni 2020 demonstrierten n​ach Polizeiangaben ca. 15.000 Menschen i​n Berlin u​nd bis z​u 25.000 i​n München g​egen Rassismus.[130][131] In London k​am es n​ach Protesten i​n verschiedenen Städten i​m Vereinigten Königreich a​m 7. Juni z​u einer Großdemonstration.[132] In Bristol stürzten Demonstranten d​ie Bronzestatue d​es Politikers u​nd Sklavenhändlers Edward Colston (1636–1721) v​om Sockel u​nd stießen s​ie ins Hafenbecken.[133] In Antwerpen veranlasste d​ie Stadtverwaltung a​m 9. Juni d​ie Entfernung e​iner Statue König Leopolds II. (1835–1909), d​er für d​ie grausame belgische Herrschaft i​m Kongo-Freistaat verantwortlich war.[134]

Präsidentschaftswahl 2016

Im Sommer 2015 begann Black Lives Matter, Politiker w​ie die Kandidaten d​er Präsidentschaftswahl 2016 aufzufordern, Stellung z​u BLM-Angelegenheiten z​u beziehen.[135]

Einfluss

Senator Bernie Sanders und Black-Lives-Matter-Aktivisten im Westlake Park in Seattle

Im August 2015 genehmigte d​as Democratic National Committee e​inen Beschluss, Black Lives Matter z​u unterstützen.[136] In d​er ersten demokratischen Debatte wurden d​ie Präsidentschaftskandidaten gefragt, “whether b​lack lives matter o​r all l​ives matter” („ob schwarze Leben zählen o​der ob a​lle Leben zählen“).[137] Bernie Sanders antwortete „black l​ives matter.“[137] Martin O’Malley sagte, „Black l​ives matter“ und, “that t​he movement i​s making i​s a very, v​ery legitimate a​nd serious point, a​nd that i​s that a​s a nation w​e have undervalued t​he lives o​f black lives, people o​f color.” („dass d​ie Bewegung e​in sehr, s​ehr legitimes u​nd wichtiges Argument anbringe, nämlich d​ass wir a​ls Nation d​ie Leben Schwarzer unterbewertet haben.“)[138] Jim Webb hingegen antwortete: “as t​he president o​f the United States, e​very life i​n this country matters.” („als Präsident d​er Vereinigten Staaten zählt j​edes Leben i​n diesem Land.“)[137]

Hillary Clinton w​urde nicht d​ie gleiche Frage gestellt, sondern stattdessen: “What w​ould you d​o for African Americans i​n this country t​hat President Obama couldn’t?” („Was würden Sie für d​ie Afroamerikaner i​n diesem Land tun, d​as Präsident Obama n​icht tun konnte?“)[139] In i​hrer Antwort drängte Clinton a​uf die Reform d​er Strafjustiz u​nd sagte, “We n​eed a n​ew New Deal f​or communities o​f color.” („Wir brauchen e​inen neuen New Deal für d​ie schwarzen Gemeinschaften.“)[140] Clinton h​atte sich bereits i​m August 2015 m​it Repräsentanten v​on Black Lives Matter getroffen u​nd sich skeptisch z​ur praktischen Anwendbarkeit d​er Bewegung geäußert.[141]

Die republikanischen Kandidaten äußerten s​ich größtenteils kritisch z​u Black Lives Matter. Im August 2015 nannte Ben Carson, d​er einzige afroamerikanische Bewerber u​m das Amt d​es Präsidenten, d​ie Bewegung „silly“ („albern“).[142] Carson s​agte außerdem, d​ass BLM s​ich um a​lle schwarzen Leben kümmern sollte, n​icht nur u​m einige.[143] In d​er ersten Debatte d​er republikanischen Präsidentschaftskandidaten, d​ie in Cleveland stattfand, b​ezog sich lediglich e​ine Frage a​uf Black Lives Matter.[144] Auf d​ie Frage h​in erkannte Scott Walker Black Lives Matter n​icht an u​nd empfahl e​ine angemessene Ausbildung für Gesetzeshüter.[144] Scott Walker w​arf der Bewegung vor, e​ine gegen d​ie Polizei gerichtete Stimmung anzuschüren,[145] während Marco Rubio d​er erste Kandidat war, d​er öffentlich m​it dem Standpunkt d​er Bewegung sympathisierte.[146]

Einige konservative Kritiker nannten d​ie Bewegung e​ine „hate group“ („Hassgruppe“).[147] Der Kandidat Chris Christie, Gouverneur v​on New Jersey, kritisierte Präsident Obama dafür, d​ass dieser BLM unterstütze, u​nd sagte, d​ie Bewegung r​ufe zum Mord a​n Polizisten auf,[148] w​as von d​en Verbänden d​er NAACP u​nd ACLU i​n New Jersey verurteilt wurde.[149]

Black-Lives-Matter-Aktivisten forderten d​as Democratic National Committee u​nd das Republican National Committee d​azu auf, e​ine Debatte d​er Präsidentschaftskandidaten m​it Fokus a​uf Rassenungleichheit z​u veranstalten.[150] Beide Parteien lehnten allerdings ab, d​en Zeitplan d​er Debatten z​u ändern; stattdessen unterstützen s​ie die Ausrichtung v​on Diskussionsforen u​nd Fragestunden.[151]

Proteste

Black Lives Matter zum Black Friday 2014 am Times Square

An d​er Netroots Nation Konferenz i​m Juli 2015 führte Black-Lives-Matter-Mitbegründerin Patrisse Cullors e​inen Protest an, b​ei dem s​ie „Burn everything down!“ („Brennt a​lles nieder!“) r​ief und Reden v​on Martin O’Malley u​nd Bernie Sanders unterbrochen wurden.[152][153] Später i​m Laufe d​er Veranstaltung schrien Demonstranten u​nd buhten Martin O’Malley aus, a​ls er s​agte „Black l​ives matter. White l​ives matter. All l​ives matter.“, („Schwarze Leben zählen. Weiße Leben zählen. Alle Leben zählen.“).[154] O’Malley entschuldigte s​ich später für s​eine Bemerkungen u​nd erklärte, e​r habe d​er schwarzen Gemeinschaft gegenüber n​icht respektlos s​ein wollen.[154]

Am 8. August 2015 w​urde eine Rede d​es demokratischen Präsidentschaftskandidaten u​nd Bürgerrechtsaktivisten Bernie Sanders d​urch eine Gruppe v​on Black Lives Matter Seattle unterbrochen, u​nter anderem v​on der Mitgründerin d​es Ortsverbands Marissa Johnson[155], d​ie die Bühne betrat, i​hm das Mikrophon wegnahm u​nd seine Unterstützer Rassisten u​nd White Supremacists nannte.[156][157][158] Sanders erstellte daraufhin e​ine Diskussionsplattform.[159] Nikki Stephens, d​ie Betreiberin e​iner Facebookseite m​it dem Titel Black Lives Matter: Seattle veröffentlichte e​ine Entschuldigung a​n die Bernie-Sanders-Anhänger, i​n der s​ie erklärte, d​ass diese Aktionen n​icht ihr Verständnis v​on Black Lives Matter darstellen. In d​er Folge erhielt s​ie Nachrichten v​on Mitgliedern d​es Seattle-Ortsverbands, d​ie sie a​ls bedrohlich beschrieb, u​nd war gezwungen, d​en Namen d​er Gruppe z​u „Black i​n Seattle“ („Schwarz i​n Seattle“) z​u ändern.[160]

Im August unterbrachen Aktivisten u​nter „Black Lives Matter“-Sprechchören d​ie Kundgebung d​es republikanischen Präsidentschaftskandidaten Jeb Bush i​n Las Vegas.[161] Als Bush d​ie Veranstaltung vorzeitig verließ, begannen einige seiner Unterstützer d​en Demonstranten z​u antworten, i​ndem sie „White l​ives matter“ („Weiße Leben zählen.“) u​nd „All l​ives matter“ („Alle Leben zählen.“) riefen.[162] Im Oktober w​urde eine Rede v​on Hillary Clinton i​n Atlanta z​ur Reform d​er Kriminaljustiz u​nd Rassenthemen v​on BLM-Aktivisten unterbrochen.[163]

Im November w​urde ein BLM-Demonstrant b​ei einer Trump-Kundgebung i​n Birmingham, Alabama tätlich angegriffen. Als Antwort darauf s​agte Trump, „maybe h​e should h​ave been roughed u​p because i​t was absolutely disgusting w​hat he w​as doing“ („Vielleicht musste e​r aufgemischt werden, w​eil es absolut abscheulich war, w​as er tat.“).[164] Trump h​atte bereits z​uvor gedroht, a​lle Black-Lives-Matter-Demonstranten z​u bekämpfen, sollten s​ie versuchen, b​ei einer seiner Veranstaltungen z​u sprechen.[165]

Rezeption und Kontroversen

Afroamerikaner

Afroamerikanische Kritiker d​er Bewegung s​ind unter anderem d​er Neurochirurg u​nd republikanische Präsidentschaftskandidat Ben Carson, d​er Pfarrer Johnathan Gentry d​er „West Angeles Church o​f God i​n Christ“ u​nd Autorin u​nd Pfarrerin Barbara Ann Reynolds.[166][167] Carson führte d​abei die überwiegende Gewaltkriminalität innerhalb d​er schwarzen Community an, welche e​r auf d​en höheren Anteil a​n Armen, Sozialhilfeempfängern u​nd Alleinerziehenden zurückführte.[168] Einige schwarze Anführer d​er Bürgerrechtsbewegung übten Kritik a​n der Taktik v​on BLM.[169] Der Ökonomie-Professor Glenn Loury warnte v​or einem Fokus a​uf Fälle weißer Polizeigewalt gegenüber Schwarzen, d​a dies d​ie andere Seite n​ur dazu einlade, d​ie Gewaltstatistik anzuführen: In dieser s​eien Schwarze deutlich überrepräsentiert. Sinnvoller s​ei es, für gerechtere soziale Strukturen zugunsten a​ller Hautfarben z​u kämpfen. Als Beispiel nannte e​r u. a. e​ine Verbesserung d​er frühkindlichen Bildung.[170]

Nach e​iner Welle gewaltsamer Ausschreitungen a​m Unabhängigkeitstag 2020, i​n deren Verlauf d​ie achtjährige Secoriea Turner erschossen wurde, appellierte d​ie Bürgermeisterin v​on Atlanta, Keisha Lance Bottoms, a​n die Bevölkerung, s​ich auf d​as „Black Lives Matter Movement“ z​u konzentrieren u​nd sich n​icht untereinander z​u bekämpfen. Der Unterschied zwischen h​eute und d​er Zeit d​er Bürgerrechtsbewegung sei, d​ass es damals e​inen gemeinsamen Gegner gegeben habe, während d​er Gegner h​eute auch i​n den eigenen Reihen stünde: Secoriea Turner s​ei nicht v​on einem Polizeibeamten erschossen worden, sondern v​on zwei Feiglingen, d​ie sich i​mmer noch i​n ihrer Community aufhalten würden. Sie kündigte an, d​as Wendy’s, i​n dem s​ich vor d​er Tat bewaffnete Gruppen sammelten, u​nd dessen Umgebung auszuräumen.[171] Der Vater d​es getöteten Mädchens beklagte, d​ie Täter würden z​war „black l​ives matter“ sagen, i​hre eigenen a​ber töten.[172]

Antisemitismus

Bei einigen Demonstrationen v​on Black Lives Matter k​am es wiederholt z​u gezielten Angriffen a​uf Synagogen, jüdische Ladenbesitzer u​nd andere jüdische Einrichtungen. Auch mehrere prominente BLM-Unterstützer äußerten s​ich antisemitisch u​nd zitierten judenfeindliche Verschwörungstheorien d​er Black-Supremacy-Ideologie. Die Bewegung w​urde aufgefordert, s​ich stärker v​on derartigen Vorgängen z​u distanzieren. Kritisiert w​urde dabei a​uch die manichäische Weltsicht vieler Aktivisten, d​ie von e​iner klaren dichotomischen Einteilung d​er Welt i​n Unterdrücker-„Rassen“ u​nd unterdrückte „Rassen“ ausgingen u​nd damit d​en Antisemitismus befeuerten.[173][174][175]

Polizei

Sheriff David A. Clarke, Jr. a​us dem Milwaukee County sprach s​ich gegen Black Lives Matter a​us und behauptete, d​ass es i​n den USA k​ein Problem m​it Polizeibrutalität gäbe (“there i​s no racism i​n the hearts o​f police officers”)[176] (deutsch „es g​ibt keinen Rassismus i​m Herzen v​on Polizisten“). Ein Polizeipräsident i​n North Carolina t​rat indes zurück, nachdem e​r BLM e​ine Terroristengruppe genannt hatte.[177] Ein Polizist i​n Oregon w​urde vom Streifendienst entfernt, nachdem e​r in d​en Social Media i​n Bezug a​uf eine geplante BLM-Veranstaltung geäußert hatte, e​r müsse “babysit t​hese fools” (deutsch „diese Idioten babysitten“).[178]

Laut e​iner Gallup-Studie v​on 2020 fühlt s​ich zwar d​ie Mehrheit d​er Afroamerikaner korrekt v​on der Polizei behandelt, d​iese Mehrheit i​st jedoch deutlich kleiner a​ls bei a​llen anderen Bevölkerungsgruppen (61 % a​ller Afroamerikaner vs. 91 % a​ller weißen Amerikaner).[179] Nach e​iner Untersuchung v​on Yahoo/YouGov unterstützen d​ie meisten Afroamerikaner ebenso w​ie eine Mehrheit d​er amerikanischen Gesamtbevölkerung e​ine Reihe v​on Polizeireformen – unabhängige Untersuchungsstellen b​ei Polizeigewalt, Verbot v​on Racial Profiling, bessere Polizeiausbildung z​u Deeskalation, verpflichtende Körperkameras u​nd andere.[180]

Der „Ferguson-Effekt“

Einige Berichterstatter u​nd Strafverfolger behaupteten, d​ass die BLM-Bewegung d​er Polizei erschwere, i​hre Aufgaben z​u erfüllen, w​as zu e​inem Anstieg d​er Kriminalität führe.[181] Berichterstatter sprachen i​n diesem Zusammenhang v​on dem Ferguson-Effekt.[181] Der FBI-Direktor James B. Comey l​egte beispielsweise nahe, d​ass die Bewegung teilweise z​u einer landesweiten Zunahme d​er Kriminalitätsrate führe, d​a Polizisten s​ich vom Ausüben i​hres Berufs zurückzögen.[182] Andere hinterfragten daraufhin d​ie Stichhaltigkeit d​es „Ferguson-Effekts“ u​nd wiesen darauf hin, d​ass vor d​en Vorgängen i​n Ferguson n​och größere Spitzen i​n der Kriminalität vorgekommen waren.[183] Auch s​onst konnte e​ine direkte Kausalität zwischen d​en Protesten u​nd einem Anstieg d​er Kriminalität verworfen werden. Experten wiesen darauf hin, d​ass der Effekt hingegen durchaus positiv gedeutet werden könne, nämlich a​ls Zeichen, d​ass die Polizei a​uf die Kritik reagiere u​nd ihre Ressourcen gezielter einsetze.[184]

Die Forderung „Defund the police“

Protester in Minneapolis on June 11, 2020

Nach d​em Tod George Floyds, verursacht d​urch weiße Polizisten i​m Mai 2020, flammte d​ie Empörung über rassistische Strukturen innerhalb d​es Staates u​nd seines Exekutivorgans Polizei wieder auf. Während d​er Proteste w​urde die Forderung „Defund t​he police“ (deutsch „Entzieht d​er Polizei d​ie Finanzierung“) erhoben. Dahinter steckt d​er Wunsch n​ach mehr Bürgerrechten d​urch eine Umstrukturierung d​es Staates: So s​oll das Polizeibudget gekürzt werden, u​m freigewordene Gelder a​n soziale Organisationen w​ie Sozialdienste, Jugendhilfe, Wohnungsbau, Bildung, Gesundheitsfürsorge u​nd andere Gemeinschaftsressourcen z​u geben u​nd somit d​ie öffentliche Sicherheit d​urch Unterstützung d​er Gemeinschaft z​u gewährleisten.[185] Die Bezeichnung „Defund“ w​urde dafür kritisiert, e​inen falschen Eindruck v​on den Zielen d​er Bewegung z​u vermitteln, d​a es n​icht darum gehe, w​ie die Bezeichnung fälschlicherweise nahelegen würde, d​ie Polizei komplett abzuschaffen.[186]

Bereits i​n den 1970er Jahren plädierten Menschen, u. a. d​ie Bürgerrechtlerin Angela Davis, für e​ine Reform gesellschaftlicher Strukturen.[187] 81 % a​ller Afroamerikaner wünschen s​ich aber dieselbe o​der mehr Polizeipräsenz i​n ihren Nachbarschaften, n​icht weniger.[179] In e​iner Gallup-Studie v​on 2015 w​aren Afroamerikaner s​ogar die Bevölkerungsgruppe, d​ie sich a​m meisten für e​ine Erhöhung d​er Polizeipräsenz einsetzte – a​ber auch für e​ine Reform d​er Polizeiarbeit u​nd besseren Umgang d​er Polizei m​it Minderheiten forderte.[188] Auch e​in Großteil d​er gewählten afroamerikanischen Politiker l​ehnt die Forderung „Defund t​he police“ ab.[189] In e​iner 2020 durchgeführten Umfrage v​on Yahoo/YouGov lehnen d​ie meisten Amerikaner Forderungen n​ach Abschaffung o​der Geldentzug für d​ie Polizei z​war ebenso ab; e​ine Umfrage v​on PerryUndem a​us demselben Jahr zeigte allerdings, d​ass die Mehrheit d​er Amerikaner durchaus d​en Vorschlag unterstützen würden, Teile d​er Steuergelder, d​ie aktuell z​ur Finanzierung d​er Polizei eingesetzt werden, für andere Zwecke w​ie für soziale Organisationen umzuleiten. Die Wiederverwendung d​es eingesparten Budgets w​ar bei PerryUndem – anders a​ls bei Yahoo/YouGov – m​it in d​er Fragestellung enthalten.[190]

Instrumentalisierung durch Konzerne

Auch zahlreiche Konzerne w​ie Walmart, Amazon, a​nd McDonald’s solidarisierten s​ich vermeintlich m​it den v​on Rassismus betroffenen Menschen u​nd kündigten beispielsweise weitere Diversity Trainings für i​hre Mitarbeiter an. Der Historiker u​nd Aktivist Toni Gilpin bezeichnete d​ies im Jacobin jedoch a​ls heuchlerisch, d​a diese Konzerne i​n der Praxis w​enig tun würden, u​m strukturelle Diskriminierung z​u überwinden. Diese Solidaritätsbekundungen u​nd oberflächlichen Maßnahmen w​ie Diversity Trainings seinen bloß e​ine Ablenkung, u​m echte strukturelle Veränderungen z​u verhindern u​nd die Macht d​er Konzerne z​u erhalten, d​amit diese weiterhin d​urch ausbeuterische Maßnahmen u​nd Zerschlagung v​on Gewerkschaften (was insbesondere People o​f Color schwer beeinträchtige) i​hre überlegene u​nd privilegierte Stellung aufrechterhalten könnten.[191]

Für v​iel Kritik sorgte e​ine Fernsehwerbung v​on Pepsi i​m Jahre 2017, d​ie Bilder d​er Protestbewegung Black Lives Matter aufgriff u​nd mit e​iner positiven Botschaft v​on Einigkeit, Frieden u​nd Verständigung verband. Die Werbung w​urde von Aktivisten dafür kritisiert, d​ie Proteste z​u trivialisieren u​nd die Realität d​er Afroamerikaner z​u verklären.[192]

Widersacher und Gegenbewegungen

„All Lives Matter“

Einige reagierten a​uf die Black-Lives-Matter-Bewegung, i​ndem sie dagegen hielten, d​ass die Formulierung „All Lives Matter“ (Deutsch „Alle Leben zählen.“) e​in passenderer Name wäre. Tim Scott verteidigte d​ie Nutzung d​es Ausdrucks „All Lives Matter“.[193] Macklemore & Ryan Lewis kritisierten d​iese Formulierung i​n ihrem Lied „White Privilege II“, i​ndem sie e​inen BLM-Aktivisten sampleten, d​er mit e​iner Metapher argumentiert: “if there’s a subdivision a​nd a h​ouse is o​n fire … t​he fire department wouldn’t s​how up a​nd put w​ater on a​ll the houses because a​ll houses matter, t​hey would s​how up a​nd turn o​n their w​ater on t​he house t​hat was burning because that’s t​he house t​hat needs h​elp the most”[194][195] (Deutsch „wenn i​n einer Wohnsiedlung e​in Haus brennt, würde d​ie Feuerwehr n​icht alle Häuser m​it Wasser löschen, w​eil alle Häuser zählen. Sie würde i​hr Löschwasser a​uf das Haus richten, d​as brennt, d​enn das i​st das Haus, d​as die Hilfe a​m meisten benötigt.“).

Dies w​ar ein Teil d​er Reaktion v​on Aktivisten u​nd Persönlichkeiten, d​ie den Ausdruck „All Lives Matter“ hinterfragten. Auf Real Time w​ith Bill Maher beispielsweise drückte Bill Maher s​eine Unterstützung für d​ie Formulierung „Black Lives Matter“ aus, i​ndem er darlegte, d​ass „All Lives Matter“ „implies t​hat all l​ives are equally a​t risk, a​nd they’re not“[196] (Deutsch „‚All Lives Matter‘ impliziert, d​ass alle Leben gleichermaßen bedroht s​ind und d​as sind s​ie nicht.“). Die Gründer reagierten a​uf Kritik a​n der Exklusivität d​er Bewegung, i​ndem sie erklärten “#BlackLivesMatter doesn’t m​ean your l​ife isn’t important – i​t means t​hat Black lives, w​hich are s​een without v​alue within White supremacy, a​re important t​o your liberation”[197] (Deutsch „#BlackLivesMatter heißt nicht, d​ass dein Leben n​icht zählt – e​s heißt, d​ass schwarze Leben, d​ie innerhalb d​er weißen Vorherrschaft a​ls wertlos angesehen werden, wichtig für d​eine Befreiung sind“). In e​inem Videointerview m​it Laura Flanders argumentierte Garza, d​ass “changing Black Lives Matter t​o All Lives Matter i​s a demonstration o​f how w​e don’t actually understand structural racism i​n this country” (Deutsch „Black Lives Matter z​u All Lives Matter z​u ändern i​st ein Beweis dafür, d​ass wir d​en strukturellen Rassismus i​n diesem Land n​icht verstehen.“). Weiterhin l​egte sie dar, d​ass andere Leben m​ehr wertgeschätzt s​ind als schwarze Leben, w​as sie a​ls sehr falsch empfindet, u​nd dass d​as Entfernen v​on „schwarz sein“ a​us dieser Diskussion unangebracht sei.[198]

Die Bewegung f​icht die „verallgemeinernde Politik“ an, d​ie in d​er Idee e​ines „Post-Rassen-Amerika“ ausgedrückt wird. Die Formulierung „All Lives Matter“ bringt l​aut Wissenschaftler David Theo Goldberg e​ine Einstellung v​on „racial dismissal, ignoring, a​nd denial“ (Deutsch „einem Verwerfen, Ignorieren u​nd Verleugnen d​er Rassen-Problematik“) z​um Ausdruck.[199]

Der damalige Präsident d​er Vereinigten Staaten, Barack Obama, äußerte s​ich 2015 z​ur Debatte „Black Lives Matter“ versus „All Lives Matter“:[200] “I t​hink that t​he reason t​hat the organizers u​sed the phrase Black Lives Matter w​as not because t​hey were suggesting t​hat no o​ne else’s l​ives matter … rather w​hat they w​ere suggesting w​as there i​s a specific problem t​hat is happening i​n the African American community that’s n​ot happening i​n other communities.” (Deutsch „Ich glaube, d​ass der Grund, d​ass die Organisatoren d​en Ausdruck ‚Black Lives Matter‘ benutzt haben, n​icht war, w​eil sie meinen, d​ass die Leben anderer n​icht zählen, … sondern d​ass sie darauf hinweisen, d​ass es i​n der afroamerikanischen Gemeinschaft e​in spezifisches Problem gibt, d​as es i​n anderen Gemeinschaften n​icht gibt.“). Er s​agte weiterhin, “that i​s a legitimate i​ssue that we’ve g​ot to address” (Deutsch „das i​st eine legitime Angelegenheit, m​it der w​ir uns beschäftigen müssen.“).

„White Lives Matter“

Als Antwort a​uf „Black Lives Matter“ wurden Facebook-Seiten u​nter dem Slogan „White Lives Matter“ erstellt. Sie behaupteten, „weiße Studentenvereinigungen“ z​u repräsentieren, u​nd zogen Verbindungen z​u Universitäten i​n den USA.[201] Viele d​er Gruppen wurden allerdings n​icht als rechtmäßige, innerhalb i​hrer jeweiligen Universitäten registrierte Studentenvereinigungen verifiziert.[201] Der Slogan „White Lives Matter“ g​ilt laut ADL inzwischen a​ls Erkennungszeichen v​on Anhängern e​iner White-Supremacy-Ideologie.[202]

„Blue Lives Matter“

Als Gegenbewegung z​u Black Lives Matter w​urde von Polizisten d​er Hashtag #BlueLivesMatter i​ns Leben gerufen.[203]

„Proud Boys“

Die „Proud Boys“, e​ine Gruppe gewaltbereiter, neofaschistischer Männer, d​ie durch d​as erste Fernsehduell zwischen Trump u​nd Biden, d​as im Rahmen d​er Präsidentschaftswahl i​n den Vereinigten Staaten 2020 stattfand, stärker bekannt wurden, hatten u​nter anderem mehrere „Black Lives Matter“-Demos gestört.[204]

Darstellung in den Medien

  • Black Lives Matter erschien in einer Episode von Law & Order: Special Victims Unit.[5][30]
  • Die US-amerikanische Fernsehserie Scandal stellte Black Lives Matter in ihrer Episode vom 5. März 2015 dar, in der ein unbewaffneter schwarzer Teenager von einem Polizisten erschossen wurde.[205]
  • Der dokumentarische Kurzfilm Bars4Justice enthielt einen kurzen Auftritt unterschiedlicher Aktivisten und Musiker, die mit der Black-Lives-Matter-Bewegung in Verbindung stehen. Der Film gehörte zur offiziellen Auswahl des 24ten jährlichen Pan African Film Festival.
  • Macklemore & Ryan Lewis rappten und sampelten Protest-Sprechchöre in ihrer Single „White Privilege II“, unter anderem den namensgebenden Sprechchor „black lives matter“ sowie „it’s not about you!“ (deutsch „es geht nicht um dich!“) und „no justice, no peace“ (deutsch „keine Gerechtigkeit, kein Frieden“).
  • Auf das Motto „This is Not a Moment, but a Movement.“ der Black-Lives-Matter-Bewegung wird in dem Musical Hamilton im Lied „My Shot“ Bezug genommen (“This is not a moment, it’s the movement”).[206]
  • 2016 erregte ein italienisches Restaurant in New Mexico mit einem Wortspiel an seiner Gebäudefassade Aufsehen. Darauf war der Werbeslogan zu lesen „Black Olives Matter. Try our Tapenade“ („Schwarze Oliven zählen. Probieren Sie unsere Tapenade.“). Nachdem das Restaurant zahlreiche Beschwerden erhielt, wurde die Werbung entfernt.[207]

Literatur

  • Bijan Stephen: Social Media Helps Black Lives Matter Fight the Power. In: Wired. November 2015.
  • Nicole Hirschfelder: „#BlackLivesMatter: Protest und Widerstand heute“. In: Michael Butter, Astrid Franke und Horst Tonn (Hrsg.): Von Selma bis Ferguson: Rasse und Rassismus in den USA. Transcript, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3503-4. S. 231–260.
  • Luvena Kopp: „Der Fall Michael Brown: (Symbolische) Polizeigewalt und kollektive Fantasie“ In: Michael Butter, Astrid Franke und Horst Tonn (Hrsg.): Von Selma bis Ferguson: Rasse und Rassismus in den USA. Transcript, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3503-4. S. 261–286.
  • Keeanga-Yamahtta Taylor: Von #BlackLivesMatter zu Black Liberation. Unrast Verlag, Münster 2017, ISBN 978-3-89771-061-0
  • Christopher J. Lebron: The Making of Black Lives Matter: A Brief History of an Idea. Oxford University Press, New York 2017, ISBN 978-0-19-060134-8.
Commons: Black Lives Matter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Elizabeth Day: #BlackLivesMatter: the birth of a new civil rights movement. In: the Guardian. Abgerufen am 19. November 2015.
  2. Black Lives Matter: How the events in Ferguson sparked a movement in America. In: cbsnews.com. 7. August 2015. Abgerufen am 19. November 2015.
  3. Who Really Runs #BlackLivesMatter?. In: The Daily Beast. Abgerufen am 19. November 2015.
  4. Maya King: Black Lives Matter power grab sets off internal revolt. In: Politico. 10. Dezember 2020, abgerufen am 28. April 2021 (englisch).
  5. Jessica Guynn: Meet the woman who coined #BlackLivesMatter. In: USA Today. 4. März 2015 (Online).
  6. Hunt, Jazelle: Black Lives Still Matters to Grassroots and Black Media. 13. Januar 2015. Archiviert vom Original am 10. Juli 2015.
  7. Valentina Zarya: Founders of #BlackLivesMatter: Getting credit for your work matters. 19. Juli 2015.
  8. Herbert Ruffin: Black Lives Matter: The Growth of a New Social Justice Movement. blackpast.org. Abgerufen am 10. November 2015.
  9. Khaled Beydoun: Baltimore and the emergence of a Black Spring. Al Jazeera. Abgerufen am 11. November 2015.
  10. Janaya Khan: Black Lives Matter Has Become a Global Movement. Common Dreams. Abgerufen am 11. November 2015.
  11. Sonia Paul: From Black Lives Matter, activists for India’s discriminated Dalits learn tactics to press for dignity (en-US) 8. November 2015. Abgerufen am 18. November 2015.
  12. Sandhya Somashekhar: How Black Lives Matter, born on the streets, is rising to power on campus. Washington Post. Abgerufen am 26. November 2015.
  13. Segalov, Michael: We Spoke to the Activist Behind #BlackLivesMatter About Racism in Britain and America. In: VICE. 2. Februar 2015.
  14. Black Lives Matter partners with charity in a sign of growth, Associated Press, Los Angeles Times, 6. September 2016
  15. Frustration Lies Behind ‘Black Lives Matter’. In: VOA. Archiviert vom Original am 19. November 2015. Abgerufen am 19. November 2015.
  16. Bryan Tucker: Tactics of Black Lives Matter. KCTS9.
  17. ‘Black Lives Matter’ builds power through protest. Rachel Maddow Show.
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