Gene Roddenberry
Eugene Wesley „Gene“ Roddenberry (* 19. August 1921 in El Paso, Texas; † 24. Oktober 1991 in Santa Monica, Kalifornien) war ein amerikanischer Drehbuchautor, Fernseh- und Filmproduzent und der Schöpfer von Star Trek (Raumschiff Enterprise). In den 1950er Jahren schrieb er zeitweilig unter dem Pseudonym Robert Wesley.
Leben und Wirken
Roddenberry wurde 1921 in El Paso in Texas geboren. Er besuchte kurzzeitig das Los Angeles City College. Im Zweiten Weltkrieg war er B-17-Bomberpilot bei den amerikanischen Army Air Forces. Er flog insgesamt 89 Einsätze während des Pazifikkrieges und erhielt für seine Leistungen das Distinguished Flying Cross.[1] Nachdem er im Juli 1945 ehrenhaft im Range eines Captains aus der USAAF entlassen worden war,[2] arbeitete er bis 1949 als Pilot bei der PanAm.
Im Juni 1947 erhielt er eine Belobigung der damaligen Civil Aeronautics Authority (heute Federal Aviation Administration) für seine Leistungen während der Rettungsmission nach dem Absturz des PanAm-Flugs 121 (Clipper Eclipse) über der syrischen Wüste.[3][4] Von 1949 bis 1956 war er Sergeant bei der Polizei von Los Angeles. Dort war er Untersuchungsleiter des Office of Chief of Police und bereitete Reden für seinen Vorgesetzten Chief William H. Parker (1905–1966) vor.
Seit Anfang der 1950er verfasste Roddenberry als freier Autor Drehbücher für zahlreiche US-Fernsehserien, unter anderem Polizeibericht, Streifenwagen 2150, Dr. Kildare, Gnadenlose Stadt, The U.S. Steel Hour und Have Gun, Will Travel (Chefautor). 1959 versuchte er, seine erste selbst konzipierte Serie 333 Montgomery Street unterzubringen; der produzierte Pilotfilm wurde jedoch abgelehnt. Die Hauptrolle darin spielte DeForest Kelley, der später als Dr. „Pille“ McCoy in Raumschiff Enterprise berühmt wurde. 1963 hatte Roddenberry mit The Lieutenant Glück. MGM kaufte die Serie, die sich mit dem Marine-Corps in Friedenszeiten beschäftigte.[5] Die Hauptrollen waren mit Robert Vaughn und Gary Lockwood besetzt.
1964 regte sich Interesse an Raumschiff Enterprise beim damals unabhängigen Studio Desilu Productions. Das Studio konnte von NBC dazu bewegt werden, Roddenberry 20.000 US-Dollar zur Verfügung zu stellen, um eine von drei Episodenvorlagen, die auf Grundlage des Serienkonzeptes entstanden, zu verfilmen. NBC entschied sich für The Cage (deutscher Titel: Der Käfig). Die Produktion des Pilotfilms dauerte von Oktober 1964 bis Februar 1965. Die Präsentation bei NBC war ein Desaster: Der Film war zu teuer (630.000 US-Dollar statt üblicher 160.000 bis 180.000 US-Dollar), zu lang (65 Minuten statt 50 Minuten für Serienepisoden) und der angedeutete Internationalismus schien im Westen nicht zeitgemäß.
Dennoch entschied man sich – gegen jede Erwartung – dafür, einen zweiten Pilotfilm in Auftrag zu geben. Am 8. September 1966 wurde die erste Episode The Man Trap (deutscher Titel: Das Letzte seiner Art) bei NBC ausgestrahlt. Raumschiff Enterprise erreichte in der Erstausstrahlung keine besonders hohen Einschaltquoten. Die Fans der Serie, die sich selbst Trekkies nennen, sorgten jedoch durch organisierte Briefaktionen dafür, dass bis September 1969 insgesamt 3 Staffeln mit 79 Folgen gedreht wurden. Letztendlich stellte sich aber kein kommerzieller Erfolg ein, und die Serie wurde eingestellt. 1969 heirateten Roddenberry und Majel Barrett (In der Serie als Schwester Christine Chapel zu sehen). Die beiden haben einen Sohn, den 1974 geborenen Fernsehproduzenten Eugene Wesley „Rod“ Roddenberry Jr.
Paramount Television versuchte seine Verluste zu kompensieren, indem man die Serie günstig an möglichst viele kleine Fernsehsender verkaufte. In dieser Zeit bekam Star Trek einen enormen Popularitätsschub, wurde weltweit ausgestrahlt und erreichte Kultstatus. Dies veranlasste Paramount dazu, 1973 eine Zeichentrickserie zu produzieren, und 1975 die Planung einer Neuauflage der Serie unter dem Arbeitstitel Star Trek: Phase Two. Als dieses Projekt scheiterte, nahm man einen Kinofilm in Angriff. Der Kinofilm Star Trek: The Motion Picture von 1979 war erfolgreich genug, dass weitere Kinofilme folgten und schließlich im Jahr 1987 eine neue Serie Star Trek: The Next Generation, der nach dem Tod Roddenberrys weitere Ableger-Serien folgten.
Roddenberry war ein Anhänger des Humanismus.[6] Er starb am 24. Oktober 1991 an Herzversagen. Am 21. April 1997 beförderte eine Pegasus-XL-Rakete einen Teil seiner Asche und der von 20 anderen Personen, unter anderem Timothy Leary, in eine Erdumlaufbahn. Damit war Roddenberry einer der ersten, die sich im Weltraum bestatten ließen. Die Kapsel mit der Asche verglühte im Jahr 2004 in der Atmosphäre.
Die Serien Andromeda und Mission Erde – Sie sind unter uns wurden von seiner Witwe Majel Barrett aus seinem Nachlass erschaffen.
Auszeichnungen und Ehrungen
Roddenberry war 1985 der erste Fernseh-Autor und Produzent, der einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame erhielt. Eines der Produktions- und Verwaltungsgebäude der Paramount-Studios auf dem Melrose Boulevard ist das Gene-Roddenberry-Building.
In Anerkennung des Lebenswerkes von Gene Roddenberry beschloss die Internationale Astronomische Union (IAU) 1994, einen Krater auf dem Mars nach ihm zu benennen. Er liegt auf −49,9° Breite und 4,5° Länge areographischer (martianischer, d. h. den Mars betreffend) Koordinaten und hat einen Durchmesser von 140 km. Auch der Asteroid (4659) Roddenberry trägt seinen Namen.
Am 4. Oktober 2002 wurde in Anwesenheit seines Sohnes Eugene W. Roddenberry das El Paso Independent School District Planetarium in Roddenberry Planetarium umbenannt. Im selben Jahr wurde ihm postum – sowie seiner Witwe Majel Barrett Roddenberry – von der Space Foundation der Douglas S. Morrow Outreach Award für Verdienste um die öffentliche Wahrnehmung von Weltraumprogrammen verliehen.[7]
Das Science-Fiction-Museum in Seattle nahm Gene Roddenberry zusammen mit Regisseur Ridley Scott, Künstler Ed Emshwiller und Autor Gene Wolfe am 16. Juni 2007 in die Science Fiction and Fantasy Hall of Fame auf.[8] Die Verleihung wurde von Star-Trek-Schauspieler Wil Wheaton („Fähnrich Wesley Crusher“) moderiert.
Filmografie
Drehbuch
- 1954–1955: Inspektor Garrett (Fernsehserie, 6 Folgen)
- 1955–1956: Streifenwagen 2150 (Fernsehserie, 5 Folgen screenplay als Robert Wesley)
- 1956: Chevron Hall of Stars (Fernsehserie, eine Folge)
- 1956: I Led 3 Lives (Fernsehserie, 2 Folgen als Robert Wesley)
- 1956–1957: Westpoint (Fernsehserie, 11 Folgen)
- 1957: The Kaiser Aluminum Hour (Fernsehserie, eine Folge)
- 1957: True Story (Fernsehserie, eine Folge)
- 1957: Jane Wyman Show (Fernsehserie, eine Folge, Adaption)
- 1957: Dr. Christian (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 1957–1958: Boots and Saddles (Fernsehserie, 4 Folgen)
- 1957–1963: Have Gun – Will Travel (Fernsehserie, 24 Folgen)
- 1958: Alarm im Hafen (Fernsehserie, eine Folge)
- 1958: Jefferson Drum (Fernsehserie, 4 Folgen)
- 1960: Kein Fall für FBI (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 1960: June Allyson Show (Fernsehserie, eine Folge)
- 1960: Hotel de Parree (Fernsehserie, eine Folge)
- 1960: Alcoa Theatre (Fernsehserie, eine Folge)
- 1960: Wrangler (Fernsehserie, eine Folge)
- 1961: Whiplash (Fernsehserie, 4 Folgen)
- 1961: Two Faces West (Fernsehserie, eine Folge, Teleplay)
- 1961: Shannon klärt auf (Fernsehserie, eine Folge als Autor, eine Folge Teleplay)
- 1961: Target: The Corruptors (Fernsehserie, eine Folge, Story)
- 1962: Stationsarzt Dr. Kildare (Fernsehserie, eine Folge)
- 1962: Gnadenlose Stadt (Fernsehserie, eine Folge)
- 1962: G.E. True (Fernsehserie, eine Folge, Teleplay)
- 1962: A.P.O. 923 (Fernsehfilm)
- 1963: Die Leute von der Shiloh Ranch (Fernsehserie, eine Folge, Story)
- 1963: The Lawbreakers (Fernsehserie, 2 Folgen, Adaption)
- 1963–1964: The Lieutenant (Fernsehserie, 29 Folgen)
- 1966–1969: Raumschiff Enterprise (Fernsehserie, 5 Folgen Drehbuch, 6 Folgen Story, 2 Folgen Teleplay)
- 1967: Police Story (Fernsehfilm)
- 1971: Alias Smith & Jones (Fernsehserie, eine Folge, Story)
- 1971: Sex-Lehrer-Report (Screenplay)
- 1973: Genesis II (Fernsehfilm)
- 1974: Ein Computer wird gejagt (Fernsehfilm)
- 1974: Planet Earth (Fernsehfilm)
- 1977: Spectre (Fernsehfilm)
- 1987–1988: Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Fernsehserie, eine Folge Drehbuch, 2 Folgen Teleplay)
Produzent
- 1960: Alcoa Theatre (Fernsehserie, eine Folge)
- 1960: Wrangler (Fernsehserie, eine Folge)
- 1963–1964: The Lieutenant (Fernsehserie, 29 Folgen)
- 1966: The Long Hunt of April Savage (Fernsehfilm)
- 1966–1969: Raumschiff Enterprise (Fernsehserie, 13 Folgen als Produzent, 67 Folgen als executive producer)
- 1967: Police Story (Fernsehfilm)
- 1971: Sex-Lehrer-Report
- 1973: Genesis II (Fernsehfilm)
- 1974: Ein Computer wird gejagt (Fernsehfilm; executive producer)
- 1974: Planet Earth (Fernsehfilm; executive producer)
- 1977: Spectre (Fernsehfilm; executive producer)
- 1979: Star Trek: Der Film
- 1989: Star Trek V: Am Rande des Universums (executive producer)
- 1987–1992: Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Fernsehserie, 125 Folgen als executive producer)
- 1991: 25 Jahre Star Trek (Fernseh-Dokumentation; executive producer)
Schauspieler
- 1966: Raumschiff Enterprise (Fernsehserie, eine Folge, Stimme)
Werke
- Star Trek. Moewig, München 1980, ISBN 3-8118-6702-4.
- Star Trek. Der Film. (Romanadaption). Heyne, München 1992, ISBN 3-453-06273-6.
Literatur
- David Alexander: Gene Roddenberry, der Schöpfer von Star Trek. Die autorisierte Biographie. Heyne, München 1997, ISBN 3-453-12794-3.
Weblinks
- Gene Roddenberry in der Internet Movie Database (englisch)
- Gene Roddenberry bei AllMovie (englisch)
- Gene Roddenberry in der Internet Speculative Fiction Database (englisch)
- Gene Roddenberry im Star-Trek-Wiki Memory Alpha
- Roddenberry Entertainment Website (englisch)
- Werke von und über Gene Roddenberry bei Open Library
- Literatur von und über Gene Roddenberry im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gene Roddenberry in der Datenbank von Find a Grave (englisch)
Einzelnachweise
- Roger A. Freeman, David Osborne: The B-17 Flying Fortress Story. Arms & Armour Press, Wellington House, London, UK, 1998, ISBN 1-85409-301-0, p. 74.
- David Alexander: Star Trek Creator. ROC Books, an imprint of Dutton Signet, a division of Penguin Books USA, New York, 1994, ISBN 0-451-45418-9, S. 75–76.
- aviation-safety.net: Accident description. Abgerufen am 14. April 2016.
- www.check-six.com: The Clipper Eclipse. Abgerufen am 14. April 2016.
- Inhaltsangabe zu „The Lieutenant“ in der IMDb
- Interview mit Gene Roddenberry, veröffentlicht in The Humanist, March/April 1991 (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive)
- www.nationalspacesymposium.org: Douglas S. Morrow Public Outreach Award. (Memento vom 20. Juli 2012 im Internet Archive).
- science fiction awards database - Gene Roddenberry. Abgerufen am 21. November 2017.