Wilkie Collins

William Wilkie Collins (geboren 8. Januar 1824 i​n London; gestorben 23. September 1889 ebenda) w​ar ein britischer Schriftsteller u​nd Verfasser d​er ersten Mystery Thriller (siehe auch: Kriminalroman).

Wilkie Collins

Leben

Collins’ Grab auf dem Kensal Green Cemetery in London

Wilkie Collins w​urde in London geboren. Sein Vater, William Collins, w​ar ein Landschaftsmaler, d​er jedoch d​ie Zukunft seines Sohnes zunächst n​icht in d​er Kunst, sondern i​m Teehandel sah. Nachdem dieser w​enig Neigung z​um Geschäftlichen zeigte, studierte e​r Rechtswissenschaften a​m Lincoln’s Inn, w​o er 1851 d​ie Zulassung a​ls Anwalt erhielt. Wilkies jüngerer Bruder w​ar der präraffaelitische Maler Charles Allston Collins.

Seine eigentliche Berufung fand Wilkie Collins als Schriftsteller: Bereits 1843 war The Last Stagecoachman im Illuminated Magazine erschienen. Seine erste Buchveröffentlichung war eine Biografie seines Vaters (Memoirs of the Life of William Collins, Esq., R. A.), die ein Jahr nach dessen Tod im Jahr 1847 erschien. Von da an veröffentlichte er in schneller Folge 27 Romane und mehr als 50 Erzählungen: 1850 erschien Antonina oder Der Fall Roms (aus dem seinerzeit besonders beliebten Genre des historischen Romans), 1852 erschien Basil, und weiter fast in jährlichem Rhythmus weitere Werke. Er sollte zu einem der populärsten (und bestbezahlten) Autoren seiner Zeit werden. Seine bekanntesten Werke sind Die Frau in Weiß (The Woman in White, 1860) und Der Monddiamant (The Moonstone, 1868). Beide Romane würde man heute als Mystery Thriller oder im Fall von The Moonstone als Detective Novel bezeichnen, und man kann Wilkie Collins mit einigem Recht als einen der Begründer dieser Genres sehen. Das Spätwerk The Haunted Hotel (1878) stellt einen sich von der Masse durch seinen psychologischen Gehalt und die möglicherweise erste Darstellung von Hirntod in der englischsprachigen Literatur abhebenden Beitrag zur viktorianischen Novel of Sensation dar. Mit seinem Roman Gesetz und Frau (1885) schrieb er den ersten Kriminalroman der Literaturgeschichte mit einem weiblichen Detektiv.

Wilkie Collins g​ilt heute a​ls einer d​er großen viktorianischen Schriftsteller. Er w​ar ein e​nger Freund Charles Dickens', i​n dessen Schatten e​r nach seinem Tod l​ange stand. Dickens u​nd Collins schrieben a​uch gemeinsam Texte. Der bekannteste Roman d​er beiden i​st The Lazy Tour o​f Two Idle Apprentices. Erst i​m späteren 20. Jahrhundert w​urde Collins wiederentdeckt u​nd wird h​eute wieder verlegt. Wilkie Collins s​tarb am 23. September 1889 i​m Alter v​on 65 Jahren i​n London u​nd wurde d​ort auf d​em Kensal Green Cemetery beerdigt.

Werke

Wilkie Collins (Porträt von John Everett Millais, 1850)

Romane

  • Antonina, 1850
  • Basil, 1852 (deutsch als: Basils Liebe)
  • Mr Wray’s Cash Box, 1852
  • Hide and Seek, 1854 (deutsch als: Verbergen und Suchen)
  • The Dead Secret, 1856 (deutsch als: Das Geheimnis des Myrtenzimmers)
  • The Woman in White, 1860 (deutsche Übersetzungen von C. Büchele 1862, Marie Scott 1891 als Die weiße Frau, Arno Schmidt 1965 als: Die Frau in Weiß)
  • No Name, 1862 (deutsch als: Ohne Namen, Sebastian Vogel 2017 als: Die Namenlosen)
  • Armadale, 1866 (deutsch als: Der rote Schal)
  • The Moonstone, 1868 (deutsch als: Der Monddiamant)
  • Man and Wife, 1870
  • Poor Miss Finch, 1872 (deutsch als: Lucilla)
  • Miss or Mrs?, 1873 (deutsch als: Fräulein oder Frau)
  • The New Magdalen, 1873 (deutsch als: Die neue Magdalena)
  • The Law and The Lady, 1875 (deutsch als: Gesetz und Frau, Nicht Bewiesen, Was ein Weib vermag und Eine Frau will Gerechtigkeit)
  • The Two Destinies, 1876
  • The Haunted Hotel, 1878 (deutsch als: Der geheimnisvolle Palazzo und Das geheimnisvolle Hotel)
  • The Fallen Leaves, 1879 (deutsch als: Gefallene Blätter)
  • A Rogue’s Life. From his birth to his marriage, 1879 (1856 veröffentlicht als A Rogue’s Life – written by Himself)
  • My Lady’s Money, 1879 (1877 veröffentlicht als: My Lady’s Money. An episode in the life of a young girl)
  • Jezebel’s Daughter, 1880 (deutsch als: Jezebels Tochter)
  • The Black Robe, 1881 (deutsch als: Der schwarze Rock)
  • Heart and Science, 1883 (deutsch als: Herz und Wissen)
  • „I Say No“, 1884 (deutsch als: Ich sage nein)
  • The Evil Genius, 1886 (deutsch als: Der böse Genius)
  • The Guilty River, 1886
  • The Legacy of Cain, 1889
  • Blind Love, 1889 (Kapitel 49ff. wurden nach Collins Aufzeichnungen von Walter Besant vollendet, deutsch als: Blinde Liebe)

Kurzgeschichten

Wilkie Collins h​at etwa 50 Kurzgeschichten geschrieben, übersetzt w​urde u. a.:

  • A Terribly Strange Bed, 1852 (Erstdruck in Household Words von Charles Dickens)[1][2]
    • Übers. N.N.: Ein unheimlich merkwürdiges Bett, in Das Karussell der Abenteuer. Abenteuerliche Geschichten der Weltliteratur. Staufen-Verlag, Köln 1947, S. 271 – 298 Volltext, leicht gekürzt und z. T. abweichender Text (S. 298: Die Verbrecher enden "am Galgen"; online: sie kommen auf "die Galeeren" u. a.)
    • Weitere Übers. unter jeweils leicht abweichendem Titel von Ilse Hecht (Die Geschichte von einem schauerlich seltsamen Bett) 1948, Hedi Kraushaar 1964, und Irma Wehrli, Manesse Bibliothek der Weltliteratur, 1998[3]
    • Wieder in W. C.: Ein schauerliches fremdes Bett. Und andere Gruselgeschichten. Diogenes, Zürich 1991

Briefwechsel

  • William Collins, William Baker (Hrsg.): The public face of Wilkie Collins. The collected letters. 4 Bände. Pickering & Chatto, London 2005.

Werke im Web (Auswahl)

Verfilmungen

Der Regisseur Wilhelm Semmelroth inszenierte n​ach Drehbüchern v​on Herbert Asmodi u​nd der Musik v​on Hans Jönsson i​n den 1970er Jahren für d​en WDR folgende mehrteilige werkgetreue Fernsehverfilmungen, d​ie mit großem Erfolg u​nd hoher Sehbeteiligung i​n der ARD ausgestrahlt wurden:

Bereits 1955 entstand innerhalb d​er ARD-Sendereihe „Die Galerie d​er großen Detektive“ e​ine deutsche Verfilmung d​es Romans „The Moonstone“/„Der Monddiamant“ u​nter dem Titel „Sergeant Cuff k​ann den Mondstein n​icht finden“ m​it Bruno Hübner u​nd Heinz Bennent i​n den Hauptrollen.

weitere internationale Verfilmungen:

  • 1949: Das Geheimnis der Frau in Weiß (The woman in white) – Regie: Peter Godfrey
  • 1981: Die Frau in Weiß (Shenschtschina w belom) – Regie: Wadim Derbenjew
  • 1998: Basils Liebe (Basil) – Regie: Radha Bharadwaj

Literatur

  • Ernst von Wolzogen: Wilkie Collins. Ein biographisch-kritischer Versuch. Leipzig : Unflad, 1885. (Volltext)
  • Hans Sehlbach: Untersuchungen über die Romankunst von Wilkie Collins. Frommann, Jena 1931
  • Kenneth Robinson: Wilkie Collins, a biography. Publisher Macmillan, New York, 1952 im Internet Archive (online)
  • William M. Clarke: The secret life of Wilkie Collins, London : Allison & Busby, 1988, ISBN 0-85031-960-9
  • Kirsten Hüttner: Wilkie Collins’s „The Woman in White“. Analysis, reception and literary criticism of a Victorian bestseller. Dissertation, Universität Gießen 1996. WVT, Trier 1996, ISBN 3-88476-227-3
  • Graham Law and Andrew Maunder: Wilkie Collins : a literary life, Basingstoke [u. a.] : Palgrave Macmillan, 2008, ISBN 978-1-403-94896-0
  • Dan Simmons: Drood : a novel, London : Quercus, 2009, ISBN 978-1-84724-932-6
  • Dan Simmons: Drood : Roman, Aus dem amerikan. Engl. von Friedrich Mader, München : Heyne, 2009, ISBN 978-3-453-26598-1
  • Melisa Kklimaszewski: Brief lives: Wilkie Collins, London : Hesperus Press, 2011, ISBN 978-1-84391-915-5
  • Peter Ackroyd: Wilkie Collins, London : Chatto & Windus, 2012, ISBN 978-0-701-16990-9
  • Andrew Lycett: Wilkie Collins : a life of sensation, London : Hutchinson, 2013, ISBN 978-0-09-193709-6
Commons: Wilkie Collins – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Wilkie Collins – Quellen und Volltexte

Notizen

  1. auch 1856 ist überliefert, das ist das Jahr der ersten Anthologie, in der die Geschichte stand
  2. siehe Lemma in der englischen Wikipedia A Terribly Strange Bed
  3. vgl. hier
  4. für weitere Online-Übersetzungen gehe zur deutschen Fan-Seite, s. Weblinks
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.