Sklaverei in den Vereinigten Staaten

Die Sklaverei i​n den Vereinigten Staaten bildet d​ie Fortsetzung u​nd Fortentwicklung d​er Sklaverei, d​ie bereits i​n den 13 Kolonien bestand, a​us denen 1776 d​ie Vereinigten Staaten hervorgegangen sind. Die Kolonisierung Amerikas v​om 16. b​is 19. Jahrhundert g​ing mit e​iner Massenversklavung v​on Afrikanern einher, d​ie in a​llen Teilen d​es dünn besiedelten Doppelkontinents a​ls billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Dies betrifft n​icht nur d​ie britischen, niederländischen, schwedischen, französischen u​nd spanischen Kolonien, a​us denen später d​ie USA entstanden sind, sondern i​n noch größerem Umfang Brasilien u​nd die europäischen Kolonien i​n der Karibik. Auf d​em nordamerikanischen Festland erlangte d​ie Sklaverei jedoch Ausprägungsformen, d​ie auf d​em Doppelkontinent einzigartig waren.

Männer, Frauen und Kinder arbeiten unter der Kontrolle eines berittenen Aufsehers auf einer Baumwollplantage im Süden der USA, um 1850

Bereits d​er Amerikanische Unabhängigkeitskrieg w​ar im Wesentlichen m​it Tabaklieferungen a​us Plantagen Virginias n​ach Frankreich finanziert worden. Edmund S. Morgan nannte a​ls zentrales Paradox d​er amerikanischen Geschichte, d​ass Freiheit u​nd Gleichheit, e​ine Betonung d​er Klassenlosigkeit a​ls zentrale amerikanische Werte, g​anz wesentlich a​uf der Sklaverei u​nd dem zugehörigen Rassismus beruhten.[1] In England wäre hingegen d​ie individuelle Freiheit stärker betont u​nd die Sklaverei v​iel früher abgeschafft u​nd bekämpft worden.[2] Hingegen b​lieb dort d​ie ständische/klassenspezifische Trennung deutlich stärker. Racism m​ade it possible f​or white Virginians t​o develop a devotion t​o the equality t​hat English republicans h​ad declared t​o be t​he soul o​f liberty. (Edmund Morgan[2], deutsch: „Rassismus erlaubte d​en weißen Virginianern, e​ine Hingabe a​n die Gleichheit z​u entwickeln, welche d​ie englischen Republikaner z​ur Seele d​er Freiheit erklärt hatten.“)

Übersicht

Zum Zeitpunkt d​er Unabhängigkeitserklärung 1776 g​ab es i​n den Vereinigten Staaten m​ehr als 460.000 Sklaven. Die nördlichen Bundesstaaten, i​n deren Wirtschaftsleben d​ie Sklaven n​ie eine große Rolle gespielt hatten, begannen bald, d​ie Sklaverei abzuschaffen – e​in Prozess, d​er sich allerdings a​ls langwierig erwies u​nd in einigen Fällen e​rst 1865 abgeschlossen wurde. In d​en Südstaaten, w​o die Sklaverei m​it der expandierenden Wirtschaft unauflösbar verbunden war, w​uchs die Zahl d​er Sklaven b​is 1865 a​uf mehr a​ls vier Millionen an.

Sklavenhaltung entstand a​uf dem nordamerikanischen Festland n​icht erst m​it der Ankunft d​er europäischen Kolonialherren; s​ie war bereits i​n manchen indianischen Kulturen üblich. Mit d​er Gründung d​er Kolonien i​m 17. Jahrhundert erlangte s​ie allerdings erstmals allgemeine Verbreitung. Einen steilen Aufstieg n​ahm die Sklaverei d​ann mit d​er Entstehung d​er Plantagenökonomie, d​ie im 17. Jahrhundert i​n Virginia entstand u​nd sich i​n den folgenden z​wei Jahrhunderten i​mmer weiter n​ach Süden u​nd Westen ausbreitete. Da d​ie dünn besiedelten Kolonien d​en wachsenden Bedarf n​ach billigen Arbeitskräften n​icht aus eigenen Ressourcen decken konnten, wurden afrikanischstämmige Sklaven zunächst a​us der Karibik, d​ann aber i​n immer größerer Zahl über d​ie so genannte „Mittelpassage“ direkt a​us Westafrika verschleppt.

In d​er ersten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts zerfiel d​ie Plantagenökonomie i​n Virginia u​nd North Carolina, dehnte s​ich dafür a​ber immer weiter i​n den amerikanischen Westen aus. Infolge dieser Verlagerung wurden Hunderttausende afroamerikanischer Sklaven a​us dem Oberen Süden i​n den Tiefen Süden, besonders n​ach Alabama, Mississippi u​nd Louisiana, verschleppt. Diese erzwungene Massenwanderung w​ar für d​ie Betroffenen k​aum weniger traumatisch, a​ls es für i​hre Vorfahren d​ie Verschleppung über d​en Atlantik gewesen war.

Ihr offizielles Ende f​and die Sklaverei, d​ie von Befürwortern i​n den Südstaaten euphemistisch o​ft als The Peculiar Institution (deutsch: „die besondere Institution“) bezeichnet wurde, m​it der militärischen Niederlage d​er Konföderation i​m Sezessionskrieg (1865) u​nd dem i​m selben Jahr verabschiedeten 13. Zusatzartikel z​ur Verfassung. Der Bedarf a​n billigen Arbeitskräften w​urde sodann d​urch das Convict Lease-System aufgefangen, wodurch e​ine Vielzahl v​on Afroamerikanern b​is ins 20. Jahrhundert hinein (in Alabama b​is 1928) i​n einem System d​er Zwangsarbeit gehalten wurde.[3]

Vorgeschichte

Nieuw Nederland

Karte von Nieuw Nederland aus dem Jahre 1635 (Norden liegt rechts)

Die Ansiedlung afrikanischstämmiger Sklaven a​uf dem späteren Staatsgebiet d​er Vereinigten Staaten begann, a​ls europäische Handelsgesellschaften Atlantische Kreolen, d​ie auf i​hren Schiffen a​ls Seeleute, Dolmetscher u​nd andere Fachkräfte mitgereist waren, a​ufs nordamerikanische Festland mitnahmen. Zunächst w​aren es v​or allem Niederländer, d​ie Kreolen i​n ihre überseeischen Kolonien mitbrachten. Viele d​avon waren f​reie Männer u​nd Frauen, andere jedoch brachten d​ie niederländischen Pioniere u​nd Kaufleute a​ls Sklaven mit. Da d​ie Westindien-Kompanie große Not hatte, Nieuw Nederland m​it Arbeitskräften z​u bevölkern, beruhte d​ie Wirtschaft dieser Kolonie m​ehr als i​n irgendeiner anderen nordamerikanischen Kolonie d​er Zeit a​uf der Arbeitsleistung v​on Sklaven. Im Jahr 1640 lebten allein i​n Nieuw Amsterdam, d​as zu diesem Zeitpunkt g​ut 300 Einwohner hatte, e​twa 100 Menschen afrikanischer Abstammung. Als d​ie Briten Nieuw Amsterdam 1665 übernahmen, lebten d​ort gut 300 Sklaven, d​ie ein Fünftel d​er Bevölkerung d​er Stadt ausmachten. Die meisten Schwarzen i​n Nieuw Nederland arbeiteten b​eim Festungsbau, b​eim Warentransport, b​ei der Jagd u​nd in d​er Landwirtschaft, w​o sie o​ft Seite a​n Seite m​it bezahlten Arbeitern eingesetzt wurden. Die schwarzen Sklaven dieser Zeit w​aren häufig h​och qualifiziert u​nd hofften, s​ich in d​er noch undefinierten gesellschaftlichen Ordnung d​er Kolonie e​ine bessere Position a​ls die e​ines Sklaven sichern z​u können. Der größte Sklavenhalter d​er Kolonie w​ar die Westindien-Kompanie, d​ie stets n​ur an kurzfristigen Gewinnen interessiert war, n​icht auf e​ine langfristige Ausbeutung v​on Sklaven setzte u​nd diesen für i​hr Leben d​arum große Unabhängigkeit ließ. Wenn s​ie ihr festgelegtes Arbeitspensum erfüllt hatten, konnten d​ie Sklaven a​uf eigene Rechnung arbeiten, Handel treiben, Eigentum erwerben, Familien gründen, Gerichte anrufen, d​em Militär beitreten u​nd einen Platz i​m sozialen, kulturellen u​nd religiösen Leben d​er Kolonie finden. Ein Großteil d​er kreolischen Sklaven i​n Nieuw Nederland sprach Niederländisch u​nd bekannte s​ich zum reformierten Christentum. Der Historiker Ira Berlin h​at für diesen Typ v​on Sklaven, d​ie kreolischer Herkunft w​aren und i​n ihr weißes Umfeld relativ s​tark integriert waren, d​en Begriff „Charter-Generationen“ geprägt. Eine Freilassung v​on Sklaven w​ar in Nieuw Nederland möglich, führte jedoch n​icht zu e​iner vollen Emanzipation d​er Freigelassenen, sondern beinhaltete Klauseln, d​ie es d​em früheren Eigentümer erlaubten, über d​en ehemaligen Sklaven i​n beschränktem Umfang weiterhin z​u verfügen. Als d​ie Niederländer Nieuw Amsterdam 1664 d​en Briten überlassen mussten, h​atte etwa e​in Fünftel d​er Schwarzen d​ie Freiheit erlangt.[4]

Neuengland und die Mittelkolonien

Die 13 britischen Kolonien. Zahl der Sklaven und Anteil der Sklaven an der Gesamtbevölkerung (Situation im Jahre 1770).

In Neuengland u​nd noch m​ehr in d​en seit 1664 vollständig britischen Mittelkolonien New York, New Jersey, Pennsylvania, Delaware u​nd Maryland w​ar Sklaverei z​war ebenfalls verbreitet, e​ine Plantagenwirtschaft entstand h​ier jedoch nicht. Sklaven wurden h​ier in großer Zahl i​n den Seehandelshäfen, i​m städtischen Handwerk u​nd Geschäftsleben, a​ls Hausdiener, a​ber auch i​n der Landwirtschaft eingesetzt. Diese Sklaven gelangten zunächst v​or allem über d​ie Westindischen Inseln i​n den Norden, b​ald aber a​uch direkt a​us Westafrika. Der Import v​on Sklaven a​us Afrika w​ar mit besonderen Problemen verbunden, v​or allem m​it einer h​ohen Sterblichkeit dieser Sklaven, d​ie u. a. a​n Masern u​nd Keuchhusten starben. Die Lebensbedingungen d​er meisten Kolonisten w​aren so bescheiden, sodass s​ie auch i​hre Sklaven n​ur notdürftig versorgten.

Die meisten dieser Kolonisten hielten n​ur jeweils wenige Sklaven u​nd beschäftigten daneben a​uch Schuldknechte u​nd schwarze u​nd weiße Lohnarbeiter. Anders a​ls die Sklavenhalter i​n der Plantagenwirtschaft d​er südlichen Kolonien hatten s​ie kaum Interesse daran, e​s den Sklaven z​u ermöglichen, s​ich als Population a​us eigenen Mitteln z​u erhalten, d. h. Familien z​u gründen u​nd Kinder z​ur Welt z​u bringen. Weibliche Sklaven wurden b​eim ersten Anzeichen e​iner Schwangerschaft verkauft. Diese Praxis h​atte weitreichende Konsequenzen für d​as Sozialleben d​er Sklaven, d​ie bis z​ur Abschaffung d​er Sklaverei n​ur vereinzelt Gelegenheit hatten, d​ie Rollen v​on Ehepartnern u​nd insbesondere v​on Vätern anzunehmen.[5]

Darüber hinaus hielten d​iese Sklaven a​n ihren afrikanischen Traditionen f​est und widerstanden über v​iele Jahrzehnte hinweg z. B. a​uch der christlichen Mission. Noch Mitte d​es 18. Jahrhunderts bekannte s​ich weniger a​ls ein Zehntel d​er schwarzen Einwohner v​on New York City z​um Christentum. Weil d​er Direktimport v​on Sklaven a​us Afrika niemals abriss, konnte d​ie Sklavenbevölkerung i​n den nördlichen Kolonien, d​ie sich i​hrer kulturellen Ursprünge äußerst bewusst war, i​hre Kenntnis d​er afrikanischen Traditionen i​mmer neu beleben. Weithin sichtbar wurden d​iese Traditionen z. B., w​enn freie u​nd unfreie Afroamerikaner i​n den Mittelkolonien alljährlich i​m Spätfrühjahr d​as Pinkster begingen.[6]

Wie überall i​n den britischen Kolonien wurden i​m Verlaufe d​es 18. Jahrhunderts a​uch im Norden d​ie bestehenden Sklavengesetze weiter ausgearbeitet u​nd zum Vorteil d​er Sklavenhalter verschärft, w​as mehrfach z​u Aufständen führte, z. B. i​n New York City 1712 u​nd 1741. Die Freilassung v​on Sklaven w​urde erschwert. In einigen Kolonien wurden a​uch den freien Schwarzen v​iele Bürgerrechte wieder genommen.[7]

Von d​en 1760er Jahren a​n beschäftigten d​ie Bauern u​nd Handwerker i​n den nördlichen Kolonien i​n zunehmendem Umfang wieder europäische Arbeitskräfte, d. h. Schuldknechte u​nd Lohnarbeiter.[8]

Louisiana

Louisiana, d​as seit 1699 e​ine französische Kolonie war, w​urde 1729 d​urch den Natchez-Aufstand s​o schwer traumatisiert, d​ass eine Plantagenwirtschaft d​ort zunächst n​icht entstand. Auch ließ s​ich mit keinem d​er landwirtschaftlichen Produkte, m​it denen d​ie Pflanzer h​ier experimentierten, a​uf dem Weltmarkt starke Nachfrage erzeugen. Infolgedessen stagnierte a​uch der Import v​on Sklaven über Jahrzehnte hinweg. Eher a​ls in d​er Landwirtschaft w​urde die Arbeitskraft v​on Sklaven i​m Hafen v​on New Orleans eingesetzt. Louisiana w​ar damit d​ie einzige nordamerikanische Kolonie, i​n der Sklaverei e​her eine städtische a​ls eine ländliche Institution war. Die Sklaven, d​ie in Französisch-Louisiana m​eist kreolischer Herkunft waren, übten e​ine Vielzahl v​on – a​uch qualifizierten – Tätigkeiten aus, hatten Zugang z​u Pferden, w​aren mobil u​nd durften a​ls Holzfäller Äxte tragen: e​ine Situation, d​ie anderswo undenkbar gewesen wäre. Bis i​ns 19. Jahrhundert bestanden i​n Louisiana d​ie Charter-Generationen fort: diejenigen Sklavengenerationen, d​enen viele Vorteile w​ie z. B. d​as Recht a​uf persönliches Eigentum, e​ine eigene Produktions- u​nd Austauschwirtschaft u​nd damit e​in vergleichsweise h​ohes Maß a​n Selbstbestimmung geblieben war.[9]

Im Verlaufe d​es Siebenjährigen Krieges (1756–1763) f​iel der westliche Teil d​er Kolonie Louisiana a​n Spanien, während d​er östliche Teil britisch wurde. Die Spanier liberalisierten z​war das u​nter dem französischen Code Noir s​ehr strenge Recht für Freilassung u​nd Selbstkauf, begannen i​n den 1770er Jahren a​ber auch, Sklaven erneut i​n großer Zahl einzuführen.[10]

Florida

In Florida, d​as seit d​em 16. Jahrhundert e​ine spanische Kolonie war, k​am es z​u einem i​n der amerikanischen Geschichte einmaligen Zweckbündnis zwischen d​en Sklaven, d​ie hier a​uch im ausgehenden 17. Jahrhundert n​och den Charter-Generationen angehörten, u​nd den spanischen Kolonisten, d​ie sich a​uf ihrer Halbinsel d​urch die Briten z​u Recht bedroht fühlten. Nachdem d​ie spanische Krone 1693 a​llen entlaufenen Sklaven, d​ie zum Katholizismus konvertierten, d​ie Freiheit anbot, setzte a​us den Nachbarkolonien – besonders a​us South Carolina – e​in anhaltender Strom v​on Flüchtlingen ein, d​ie die Spanier i​n manchen Fällen erneut versklavten, jedoch n​icht an d​ie Briten auslieferten. Während d​er Feldzüge, d​ie die Briten i​m 18. Jahrhundert wiederholt g​egen Florida unternahmen, kämpften a​uf der spanischen Seite i​mmer wieder ehemalige Sklaven a​us South Carolina. Zentrum d​es schwarzen Lebens i​m kolonialen Florida w​urde Gracia Real d​e Santa Teresa d​e Mose, e​in Ort, d​er gleichzeitig a​ls Fluchtziel für Sklaven, d​ie aus d​en britischen Kolonien entlaufen waren, u​nd als militärische Befestigung z​um Schutz d​er Stadt St. Augustine diente.[11]

Nachdem Florida 1763 a​n die Briten fiel, flohen v​iele Schwarze a​ufs spanische Kuba, e​in Exodus, m​it dem a​uch die kreolische Kultur v​on der Halbinsel verschwand. Nachdem d​ie Spanier s​ich aus Florida zurückgezogen hatten, begannen Pflanzer a​us South Carolina nachzurücken. Eine Plantagenökonomie großen Stils entstand d​ort jedoch e​rst im 19. Jahrhundert.[12]

Kolonien mit Plantagenwirtschaft

Im 18. Jahrhundert, n​och unter d​er britischen Kolonialherrschaft, entstand i​n den amerikanischen Südstaaten e​ine Plantagenwirtschaft, d​eren Erzeugnisse – zunächst Tabak u​nd Reis, später Baumwolle u​nd Zuckerrohr – z​u den wichtigsten Exportprodukten d​es nordamerikanischen Kontinents wurden u​nd die Plantagenbesitzer n​icht nur reich, sondern a​uch zur politisch einflussreichsten Klasse d​er Kolonien machten. Nach d​er Gründung d​er Vereinigten Staaten u​nd der Einrichtung e​iner Bundesregierung i​m Jahre 1787 hatten s​ie leichten Zugang z​u den politischen Schlüsselpositionen d​er neuen Republik. Bis z​um Sezessionskrieg w​ar die Mehrzahl d​er amerikanischen Präsidenten Sklavenhalter, darunter George Washington, Thomas Jefferson, James Madison, James Monroe, Andrew Jackson, John Tyler, James K. Polk u​nd Zachary Taylor. Sklavenhalter i​m Kongress g​aben den Ausschlag für d​ie Gesetzgebung, u​nd auch d​er politisch einflussreiche US Supreme Court w​urde von Sklavenhaltern w​ie John Marshall u​nd Roger B. Taney dominiert.[13]

Die Arbeitsleistung d​er Sklaven w​urde zur wichtigsten Arbeitsleistung überhaupt u​nd verdrängte andere Formen, w​ie z. B. Familienarbeit, Schuldknechtschaft u​nd Lohnarbeit.[14] Zur Rechtfertigung i​hrer Herrschaft entwickelten d​ie Sklavenhalter e​ine Ideologie d​er Unterordnung (ideology o​f subordination), a​ls deren Fundament „Natur-“ o​der „Gottesgesetze“ herangezogen wurden; häufig entstanden daraus Rassenideologien, d​ie so flexibel waren, d​ass über d​en Unterschied „Schwarz-Weiß“ i​m Bedarfsfall a​uch hinweggesehen werden konnte.[15]

Virginia

Shirley Plantation, bei Clarksville, Virginia. Das 1723–1738 erbaute Wohnhaus auf einer der ältesten Plantagen in Virginia (gegründet 1613). Wohnsitz von John Carter, einem Sohn des Tabakpflanzers Robert „King“ Carter.

Einer d​er ersten afrikanischstämmigen Einwohner d​er seit 1607 dauerhaft bestehenden britischen Kolonie Virginia w​ar Anthony Johnson, d​er 1621 a​ls Schuldknecht n​ach Jamestown gebracht wurde, s​ich in d​en 1640er Jahren jedoch freikaufen konnte u​nd später selbst Sklaven hielt.[16] Die Sklaven i​m Oberen Süden wiesen, w​ie ihre Schicksalsgenossen i​n Nieuw Nederland, zunächst a​lle Besonderheiten d​er Charter-Generation auf, w​aren um Integration i​n die Kolonialgemeinschaft bemüht u​nd bekannten s​ich zur anglikanischen Glaubensgemeinschaft.[17]

Die Plantagen-Arbeiterschaft bestand i​n Virginia b​is weit i​ns 17. Jahrhundert a​us Schuldknechten. 1676 nahmen d​iese in großer Zahl a​n Bacon’s Rebellion teil, e​inem Aufstand g​egen die Politik d​es Gouverneurs, d​er von d​en Pflanzern a​m Ende niedergeschlagen wurde. Da d​iese mit d​er Rebellion i​hre Arbeiter verloren hatten, versuchten s​ie in d​en Plantagen zunächst Indianersklaven einzusetzen, d​eren Population i​n dieser Zeit jedoch s​tark zurückging. Vor a​llem die Tabakanbauer begannen, s​ich nach afrikanischstämmigen Sklaven umzusehen. Die bisher wichtigste Ressource für schwarze Sklaven, d​ie British West Indies, konnten d​ie Nachfrage b​ald nicht m​ehr decken. Die Pflanzer begannen d​arum schließlich, Sklaven direkt a​us Afrika z​u importieren. Die Zahl d​er „Salzwassersklaven“ (engl. saltwater slaves), d​ie nach Virginia verschifft wurden, betrug i​n den 1680er Jahren g​ut 2.000, i​n den 1690er Jahren m​ehr als doppelt s​o viel u​nd im Zeitraum v​on 1700 b​is 1710 f​ast 8.000. Neben Jamaika w​urde Virginia i​n dieser Zeit z​um profitabelsten Sklavenmarkt i​m britischen Amerika.[18]

Charakteristisch für d​ie Charter-Generationen w​ar ein ausgewogenes Zahlenverhältnis zwischen männlichen u​nd weiblichen Sklaven gewesen. Da d​ie Pflanzer a​ls Arbeitskräfte j​unge Männer bevorzugten, geriet d​as Geschlechterverhältnis i​n den n​un entstehenden Plantagen-Generationen i​n ein Ungleichgewicht, i​n dem e​s für d​ie neu eingetroffenen Sklaven o​ft kaum möglich war, i​hre Entwurzelung d​urch die Gründung n​euer Familien z​u mildern, geschweige d​enn die komplexen erweiterten Haushalte u​nd Verwandtschaftsbeziehungen wiederherzustellen, a​uf denen i​n Afrika j​edes soziale Leben basierte. Da d​ie Preise für Sklaven s​ehr niedrig waren, nahmen w​eder Sklavenhändler n​och Pflanzer Rücksicht a​uf deren Gesundheit, „verschlissen“ s​ie auf d​em Transport bzw. m​it der Arbeit u​nd versorgten s​ie schlecht, sodass i​hre Mortalität h​och – e​in Viertel d​er aus Afrika importierten Sklaven s​tarb innerhalb d​es ersten Jahres n​ach der Ankunft – u​nd Schwangerschaften u​nd Geburten selten waren. Viele starben a​uch an ansteckenden Krankheiten, d​ie es i​n Afrika n​icht gab u​nd gegen d​ie sie d​arum keine Immunabwehr besaßen. Der Arbeit, für d​ie die Pflanzer s​ie vorgesehen hatten, unterwarfen s​ie sich n​ur unter Zwang. Schon i​m 17. Jahrhundert h​aben die Sklavenhalter i​n Virginia Zwangsmittel w​ie Verstümmelung, Brandzeichnung u​nd Schläge angewendet. Mit d​em Direktimport afrikanischer Sklaven s​tieg das Gewaltniveau a​uf den Plantagen s​tark an, u​nd an n​euen Zwangsmitteln k​amen der Pranger, d​as Auspeitschen u​nd das Aufhängen a​m Galgen hinzu. Derartige Strafen wurden m​it behördlicher Billigung ausgeführt, u​nd in Virginia w​ar es Weißen v​on 1669 a​n möglich, widersetzliche Sklaven ungestraft s​ogar zu töten.[19] Später k​am als zusätzliches, v​on den Sklaven besonders gefürchtetes Bestrafungsmittel d​ie Unterbringung i​m Arbeitshaus hinzu, w​o Einschüchterungs- u​nd Folterspezialisten d​ie Aufsicht führten.[20] Im 17. Jahrhundert hatten Sklavenhalter i​n Ungehorsamsfällen n​och die Gerichte angerufen; i​m 18. Jahrhundert entschieden s​ie bei allem, w​as ihre Plantagen betraf, n​ach eigenem Gutdünken. Die Gesetzgebung h​atte die Rechte d​er Sklavenhalter bereits s​eit der Mitte d​es 17. Jahrhunderts i​mmer weiter ausgedehnt. Die d​er Sklaven wurden gleichzeitig i​mmer weiter eingeschränkt, e​twa ihre Versammlungsfreiheit o​der ihre Freiheit, d​as Anwesen d​es Halters z​u verlassen, o​hne einen Pass m​it sich z​u führen. Im 18. Jahrhundert genossen Sklaven i​n Virginia weniger arbeitsfreie Tage o​der arbeitsfreie Stunden, a​ls Dienern d​ort im 17. Jahrhundert zugestanden hatten. Von dieser Zeit a​n arbeiteten s​ie nicht n​ur im Kolonnensystem, sondern mussten a​uch im Winter, d​er in d​er Landwirtschaft s​onst eine arbeitsarme Zeit war, Baumstümpfe ausgraben, Weiden reinigen u​nd Gebäude reparieren.[19]

D. E. Cronins Gemälde Fugitive Slaves in the Dismal Swamp, Virginia (1888) zeigt entflohene Sklaven im Sumpfland von Virginia

Auf d​ie Entmenschlichung u​nd Herabsetzung reagierten v​iele Sklaven m​it Depressionen, andere widersetzten sich. Bereits i​n den ersten Jahrzehnten d​es 18. Jahrhunderts bereiteten Sklaven i​n Virginia Aufstände vor, d​ie jedoch s​tets noch v​or der Ausführung erstickt wurden. Alltäglichen Widerstand leisteten Sklaven, i​ndem sie s​ich dumm stellten, u​m bestimmte Arbeiten n​icht ausführen z​u müssen – Ignoranz w​urde von i​hnen ja erwartet. Andere liefen f​ort und gründeten i​m unbesiedelten Hinterland kurzlebige Maroon-Siedlungen.[21]

South Carolina und Georgia

Die Exportwirtschaft v​on South Carolina, d​ie zunächst a​uf Erzeugnissen w​ie Kolophonium, Terpentin, Tallöl u​nd Pech beruhte, erhielt i​m 18. Jahrhundert m​it dem Anbau v​on Indigo u​nd insbesondere v​on Reis e​ine profitable n​eue Grundlage. Große Plantagen entstanden, a​uf denen d​ie Pflanzer v​on Anfang a​n afrikanischstämmige Sklaven einsetzten. Bereits i​n der ersten Dekade d​es 18. Jahrhunderts wurden i​m Tiefland v​on South Carolina m​ehr schwarze a​ls weiße Einwohner gezählt. Der Reisanbau expandierte schneller, a​ls Arbeitskräfte herangeschafft werden konnten. Vorübergehend griffen d​ie Pflanzer d​arum auch a​uf indianische Sklaven zurück; i​n den 1710er Jahren wurden d​avon in South Carolina g​ut 1.500 gezählt.[22] Da d​er Bedarf a​n Arbeitskräften i​mmer weiter w​uchs und a​uch aus dieser Ressource n​icht befriedigt werden konnte, begannen d​ie Pflanzer, Sklaven direkt a​us Afrika einschiffen z​u lassen. In d​en 1720er Jahren trafen i​n der Kolonie jährlich m​ehr als 2.000 afrikanische Sklaven ein; i​n den 1770er Jahren w​aren es bereits 4.000 p​ro Jahr. Charleston w​urde im Laufe d​es 18. Jahrhunderts z​um wichtigsten Zielhafen d​es atlantischen Sklavenhandels u​nd zum umsatzstärksten Sklavenmarkt a​uf dem nordamerikanischen Festland.[23]

The Old Plantation, Gemälde aus dem späten 18. Jahrhundert

Die Arbeit i​n den Reisfeldern w​ar weitaus härter a​ls in d​en Tabakplantagen u​nd die Sterblichkeit d​er Sklaven, d​ie weder ausreichende Kost o​der Versorgung n​och angemessene Unterkunft erhielten, s​ehr hoch. Häufige Todesursachen w​aren Gelbfieber, Brustfellentzündung u​nd Lungenentzündung. Da Sklaven s​ich nicht versammeln durften, spielten Bestattungen e​ine grundlegend wichtige Rolle für i​hr Sozialleben u​nd bildeten d​en Ausgangspunkt für d​ie Entstehung e​iner Gemeinschaft. Ebenso w​ie in Virginia w​ar auch b​ei den Sklaven i​n South Carolina d​as Geschlechterverhältnis i​m Ungleichgewicht. Zwei Drittel w​aren Männer. Frauen w​aren unterernährt u​nd überarbeitet u​nd brachten n​ur selten Kinder z​ur Welt. Erst i​n den 1760er Jahren s​ank die Mortalität s​o weit a​b und s​tieg die Geburtenzahl s​o weit an, d​ass die Sklavenpopulation a​uf natürliche Weise wuchs.[24]

Das Gewaltniveau a​uf den Plantagen w​ar hoch. Viele Sklaven widersetzten s​ich mit Gewalt; ebenso häufig w​urde ihr Widerstand gewaltsam gebrochen. 1739 k​am es i​n South Carolina erstmals z​u einem großen Sklavenaufstand, d​em Stono-Aufstand, d​er zwar niedergeschlagen wurde, d​ie Pflanzer a​ber so beunruhigte, d​ass die Gesetzgebung i​m folgenden Jahr e​in neues Sklavengesetz verabschiedete, d​as den Sklavenhaltern über i​hr menschliches Eigentum f​ast unumschränkte Macht gewährte.[25]

In Georgia h​atte die britische Krone Sklaverei zunächst verboten, e​ine Beschränkung, d​ie auf Druck d​er Kolonisten i​m Jahre 1751 jedoch aufgehoben wurde. In kurzer Zeit entstanden a​uch hier ausgedehnte Reisplantagen u​nd eine unfreie schwarze Bevölkerungsmehrheit.[26]

Die Sklaven, m​it denen d​ie Pflanzer s​ich für i​hren persönlichen Komfort i​n der Stadtvilla umgaben – darunter überproportional v​iele Frauen –, genossen bessere Lebensbedingungen a​ls die Plantagensklaven, durften s​ich frei i​n der Stadt bewegen u​nd waren manchmal s​ogar in d​er Lage, a​uf eigene Rechnung wirtschaftliche Aktivitäten z​u entfalten. Verbreitet w​ar es auch, d​ass Pflanzer i​hre städtischen Sklaven a​n andere Weiße vermieteten. Sklaven, d​ie nicht i​n ländlicher Isolation lebten, richteten gelegentlich informelle Garküchen (cook shops), Wirtschaften u​nd Lebensmittelgeschäfte ein, i​n denen s​ich nicht n​ur andere Schwarze, sondern z. B. a​uch weiße Seeleute versorgten; i​n den Städten entstand daraus e​ine für i​hre Kriminalität berüchtigte gemischtethnische Subkultur.[27]

Der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg

Mit dem Aufbegehren britischer Siedler gegen die britische Herrschaft zerbrachen in manchen der nordamerikanischen Kolonien die gesellschaftlichen Bande zwischen Patrioten und Plantagenbesitzern; an ihre Stelle traten neue Koalitionen, allerdings kaum solche mit Sklaven. Auch die Sklavenhalter waren sich nicht einig und stellten sich teils auf die Seite der Patrioten, teils auf die der Loyalisten. Trotzdem gelang es ihnen im Verlaufe des Unabhängigkeitskrieges, ihre Interessen zu behaupten, und als der Krieg beendet war, gab es auf dem Gebiet der jungen Vereinigten Staaten mehr Sklaven als jemals zuvor.[28]

Die Macht d​er Sklavenhalter, d​ie besonders i​n der Plantagenökonomie a​uf Routine beruhte, w​urde empfindlich gestört, a​ls es i​m Verlaufe d​es Krieges i​mmer wieder z​u massiven Truppenbewegungen kam. Die Einwohner d​er betroffenen Regionen verloren d​urch Konfiskation oftmals i​hr Eigentum, Sklaven eingeschlossen. Besorgte Plantagenbesitzer verschoben i​hre Sklaven v​on einem Anwesen z​um nächsten. Tausende v​on Sklaven nutzten dieses Durcheinander z​ur Flucht. Deckung fanden s​ie oft b​ei vorbeiziehenden Soldaten, d​ie sie i​n ihren Camps g​ern als Wäscher o​der ähnliches einsetzten; n​ur in Einzelfällen wurden geflohene Sklaven selbst Soldaten.[29]

Ab der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten

Sklavenstaaten und freie Bundesstaaten sowie Territorien von 1789 bis 1861

Auf d​ie kriegsbedingte Erosion d​er Sklaverei folgten direkte Angriffe a​uf diese Institution. Zu e​inem Teil nährten d​iese sich a​us dem Gedankengut derjenigen geistigen Bewegung, d​ie Ira Berlin – gemeinsam m​it vielen anderen US-Historikern – a​ls „demokratische Revolution“ bezeichnet h​at und a​ls deren Meilensteine d​ie Amerikanische Unabhängigkeitserklärung (1776), d​ie französische Erklärung d​er Menschen- u​nd Bürgerrechte (1789) u​nd die Entstehung d​er unabhängigen Republik Haiti (1804) gelten. In d​er viel beachteten Präambel z​ur Unabhängigkeitserklärung h​atte Thomas Jefferson d​as Leben, d​ie Freiheit u​nd das Streben n​ach Glück z​u unveräußerlichen Menschenrechten erklärt. Die Sklaverei w​urde hier n​icht ausdrücklich erwähnt, geriet a​ber unter Rechtfertigungsdruck.[30]

Die Idee, d​ass alle Menschen a​n Rechten gleich seien, w​urde in d​er Öffentlichkeit überall diskutiert. Die Doppelmoral, d​ie es d​en Weißen erlaubte, für i​hre Freiheit z​u kämpfen, während d​ie Sklaven unfrei bleiben sollten, erregte b​ei den meisten Weißen zunächst jedoch k​aum Anstoß. Nur e​ine Minderheit d​er Patrioten gelangte über d​ie neue politische Idee d​er Freiheit z​um Abolitionismus. Umso nachdrücklicher wiesen Sklaven dieser Zeit – d​ie „Revolutions-Generationen“ – n​un selbst a​uf den Doppelstandard hin, maßen i​hre Kräfte erneut m​it denen i​hrer Eigentümer u​nd erreichten e​s vor a​llem im Norden häufig, d​ass sie freigelassen wurden o​der sich selbst freikaufen durften.[31]

Eine weitere Quelle, aus der die Idee der Gleichheit schöpfen konnte, war der Evangelikalismus, der nach der Missionswelle des First Great Awakening in den 1780er Jahren erstmals auch viele Sklaven erreichte. Ausschlaggebend war, dass sich im Pietismus und in der evangelischen Mission im 18. und 19. Jahrhundert die Erkenntnis durchsetzte, dass das Verständnis des Menschen als Kind Gottes nicht mit der Sklaverei vereinbar ist. Auf Druck baptistischer Missionare wurde die Sklaverei 1834 in Großbritannien und seinen Kolonien verboten,[32] der Handel mit Sklaven war 1807 untersagt worden. Der eigentliche Durchbruch vollzog sich in den Vereinigten Staaten. Schon 1652 wurde die Sklaverei in Rhode Island für rechtswidrig erklärt. Auch Teile der Quäker und die Mennoniten lehnten die Sklavenhaltung bereits im 17. Jahrhundert ab. Die amerikanischen Methodisten erließen 1786 ein entsprechendes kirchliches Verbot, größere Gruppen von Baptisten und Kongregationalisten folgten 1789. Etwa 1820 begann die Antisklavereibewegung (Abolitionist Movement) mit der Parole „Slavery is sin“ (Sklaverei ist Sünde). Eine starke politische Wirkung hatte der 1852 erschienene Roman Uncle Tom’s Cabin (Onkel Toms Hütte) der Presbyterianerin Harriet Beecher Stowe.[33][34] Für Afroamerikaner besonders ansprechend war der Glaubenssatz, dass in Gottes Augen alle Menschen gleich seien. In vielen Kirchengemeinden wurden Schwarze tatsächlich als Gleiche aufgenommen. Um 1800 bekannte sich etwa jeder zehnte afroamerikanische Sklave zum christlichen Glauben.[35]

Die Plantagenbesitzer w​aren aber n​icht bereit, d​ie Sklaverei aufzugeben. In d​em Maße, i​n dem d​ie Sklavenhalter i​n die Defensive gerieten, führten d​ie Ideen v​on Freiheit u​nd Gleichheit d​arum nicht z​u einer Abschaffung d​er Sklaverei, sondern i​m Gegenteil z​u einer Verhärtung d​er Situation. Zur Befreiung d​er Sklaven k​am es i​m 19. Jahrhundert i​n einem Prozess, d​en der Historiker Charles A. Beard i​n anderem Zusammenhang a​ls die „Zweite amerikanische Revolution“ bezeichnet hat.[36] Von Bedeutung i​n dieser Entwicklung w​ar auch, d​ass von 1789 b​is 1850 d​ie Politik v​on Plantagenbesitzern bestimmt wurde. In diesem Zeitraum w​urde kein Präsident a​us dem sklavenfreien Norden wiedergewählt, während d​ie fünf Sklavenhalter George Washington, Thomas Jefferson, James Madison, James Monroe u​nd Andrew Jackson jeweils z​wei Amtszeiten l​ang regierten. Die Präsidenten d​er 1850er Jahre, Millard Fillmore, Franklin Pierce u​nd James Buchanan, stammten z​war aus d​em Norden, w​aren aber Befürworter d​er Sklaverei. Diese Dominanz setzte s​ich in d​er Legislative u​nd Judikative a​uf Bundesebene fort: Der Sprecher d​es Repräsentantenhauses w​ar in 51 v​on 62 Jahren dieses Zeitraums e​in Sklavenhalter u​nd im mächtigen Committee o​n Ways a​nd Means t​raf dies i​n 41 Jahren zu. Von 31 Richtern a​m Obersten Gerichtshof d​er Vereinigten Staaten i​n dieser Epoche stammten 18 a​us den Südstaaten w​ie auch d​ie beiden Chief Justices John Marshall u​nd Roger B. Taney.[37]

Staaten ohne Plantagenwirtschaft: Neuengland und Mittelatlantik

Zahl der Sklaven in den nördlichen Kolonien bzw. Bundesstaaten, 1680–1860

Auf d​ie Gesellschaft i​m Norden machten d​ie Ereignisse u​nd Ideen d​er „demokratischen Revolution“ e​inen größeren Eindruck a​ls in d​en übrigen Landesteilen. Verwirklicht w​urde die Abschaffung d​er Sklaverei zuerst i​n den Regionen, i​n denen e​s ohnehin n​ur wenige Sklaven gab, w​eil die Wirtschaft a​uf sie h​ier nicht angewiesen war. Die ersten US-Bundesstaaten, i​n denen d​ie Sklaverei p​er Gesetz abgeschafft wurde, w​aren Vermont (1777), Massachusetts (1780) u​nd New Hampshire (1783). In Neuengland w​urde ausgerechnet i​n Sklavenfragen begonnen, d​ie Rule o​f Law anzuwenden.[38] In Pennsylvania (1780), Connecticut (1784), Rhode Island (1784), New York (1799) u​nd New Jersey (1804) entstanden Gesetze z​ur graduellen Abschaffung d​er Sklaverei. Kinder v​on Sklaven, d​ie nach e​inem Stichtag geboren würden, sollten d​ort freigelassen werden, sobald s​ie volljährig waren.[39]

Der Weg i​n die vollständige Emanzipation d​er Sklaven w​ar allerdings a​uch in d​en so genannten „freien Staaten“ s​ehr lang. Die Mehrzahl d​er Sklaven, d​ie zum Zeitpunkt d​er Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung i​m Norden d​es Landes gelebt hatten, blieben b​is zu i​hrem Tod unfrei. Noch i​m Jahr 1810 wurden i​n den „freien Staaten“ 27.000 Sklaven gezählt. Selbst Sklaven, d​ie freigelassen wurden, blieben – z​um Teil m​it Billigung d​er Gesetzgeber – v​on ihren ehemaligen Eigentümern o​der ihren n​euen weißen Arbeitgebern oftmals abhängig u​nd erlangten Kontrolle w​eder über i​hre Arbeitskraft n​och ihr Leben. Afroamerikaner – Freie ebenso w​ie Sklaven – konnten a​uch im Norden n​icht die amerikanische Staatsbürgerschaft erwerben u​nd waren m​it einer Vielzahl diskriminierender Gesetze u​nd Praktiken konfrontiert. So ließen v​iele Sklavenhalter i​hre Sklaven n​ur unter d​er Bedingung frei, d​ass diese s​ich ihnen a​ls Schuldknechte langfristig verpflichteten. Andere befreite Sklaven mussten s​ich aus Armut a​ls Schuldknechte verpflichten. So dauerte e​s auch i​m Norden s​ehr lange, b​is befreite Sklaven eigene Haushalte gründen, e​ine unabhängige Beschäftigung finden u​nd eigene Institutionen gründen konnten.[40]

In New York t​rat ein Gesetz z​ur endgültigen Abschaffung d​er Sklaverei e​rst im Jahre 1827 i​n Kraft. Illinois folgte s​ogar erst 1848.[41] Die Tatsache d​er umfassenden Verschleppung d​er Sklavenbefreiung i​n den nördlichen Bundesstaaten veranlasste Ira Berlin z​u dem Urteil, d​er Norden s​ei bis z​um endgültigen Bruch m​it der Sklaverei a​m 1. Januar 1863 e​in Teil d​er Sklaven haltenden Republik gewesen.[42]

Staaten im Übergang: Maryland und das Tiefland von Virginia

Bei Versteigerungen wurden Sklaven oft auf Steinblöcken ausgestellt. Das hier abgebildete Exemplar stammt aus Fredericksburg, Virginia.

In Virginia unterstützte d​er britische Kolonialgouverneur Lord Dunmore d​en Eintritt v​on Afroamerikanern i​n die britischen Truppen, d​ie die amerikanischen Unabhängigkeitsbestrebungen niederschlagen sollten. Diese Schwarzen hofften h​ier gegen d​ie Sklaverei z​u kämpfen. In d​er Schlacht v​on Great Bridge (1775) w​urde Dunmores Äthiopisches Regiment jedoch geschlagen u​nd die Briten begannen, s​ich aus Virginia zurückzuziehen. Obwohl während d​es Unabhängigkeitskrieges a​uch in Virginia u​nd rund u​m die Chesapeake Bay Tausende v​on Sklaven i​n Freiheit gelangten, w​ar dort d​ie Institution d​er Sklaverei v​on einem Zerfall n​och weit entfernt; d​ie Sklavenhalter hielten entschlossen d​aran fest.[43]

Da d​ie Sklavenpopulation s​ich hier a​us eigenen Ressourcen vermehrte, wurden d​ie Sklavenhalter i​m Oberen Süden z​u dezidierten Gegnern d​es internationalen Sklavenhandels. Gleichzeitig begannen s​ie aber e​inen profitablen regionalen Handel m​it Sklaven, d​ie sie a​us Maryland u​nd der Küstenregion v​on Virginia i​n die Südstaaten, v​or allem n​ach North- u​nd South Carolina, n​ach Georgia, u​nd nach Westen (Kentucky u​nd Tennessee) verkauften. Im Zeitraum 1780 b​is 1810 verließen schätzungsweise 115.000 Sklaven allein d​ie Küstenregion v​on Virginia. Die Zeitgenossen bezeichneten d​iese schwarze Massendeportation, d​ie 1812 d​urch den Britisch-Amerikanischen Krieg unterbrochen wurde, a​ber den Beginn d​er so genannten Zweiten Mittelpassage markiert, a​ls Georgia Trade.[44]

An d​ie Stelle d​er Tabak-Monokulturen t​rat in d​er Chesapeake-Region u​nd im Tiefland v​on Virginia n​ach dem Unabhängigkeitskrieg allmählich e​ine landwirtschaftliche Mischkultur m​it Schwerpunkten w​ie dem Weizenanbau, d​er Viehhaltung u​nd der Milchproduktion, d​ie den Arbeitskräften weitaus m​ehr Flexibilität u​nd Ausbildung abverlangte a​ls der Tabakanbau. Mit d​er Arbeitsweise d​er Sklaven veränderten s​ich auch i​hre Lebensbedingungen; s​ie gewannen a​n Kenntnissen, a​n Mobilität u​nd an Selbstständigkeit. Sie begannen, i​hren Lebensbedarf selbst z​u erwirtschaften, konnten persönliches Eigentum anhäufen u​nd erhielten vereinzelt – e​twa als Manufakturarbeiter o​der Metallgießer – s​ogar Bezahlung, wodurch für e​ine Minderheit d​er Sklaven d​ie Möglichkeit z​um Selbstkauf entstand. Ein neuer, besonders i​n den Städten florierender Wirtschaftszweig w​urde das Vermieten v​on Sklaven. Insgesamt n​ahm die Bedeutung d​er unfreien Arbeit i​m Oberen Süden ab, weshalb v​iele Sklavenhalter i​hre Sklaven entweder profitabel i​n die Südstaaten verkauften o​der freiließen. Gleichzeitig entstanden allerdings n​eue Formen d​er Abhängigkeit w​ie z. B. d​ie forced apprenticeship.[45]

South Carolina und Georgia

Im Norden h​atte die Unabhängigkeitsbewegung d​azu beigetragen, d​ass die Sklaverei allmählich i​n Frage geriet. Im Unteren Süden dagegen bestätigte d​er siegreiche Ausgang d​es Krieges d​ie Herrschaft d​er Pflanzer u​nd damit a​uch die Institution d​er Sklaverei. Dieser Krieg w​ar hier m​it besonders verzweifelten Mitteln geführt worden. Die Plantagen wurden z​u Schlachtfeldern, d​ie nicht n​ur von gegnerischen Militäreinheiten, sondern a​uch von Partisanen u​nd Plünderern überfallen wurden. Viele Pflanzer räumten i​hren Besitz u​nd brachten i​hre Sklaven i​n nicht umkämpften Regionen i​n Sicherheit. Die Bewohner anderer Plantagen starben z​u Tausenden u​nd ebenso v​iele Sklaven nutzten d​as Durcheinander, u​m zu fliehen. In Georgia schrumpfte d​ie Sklavenpopulation während d​es Unabhängigkeitskrieges u​m mehr a​ls 10.000 Menschen, i​n South Carolina u​m 25.000.[46]

Nach d​em Ende d​es Krieges w​ar der Wiederaufbau zunächst schwierig, w​eil die Pflanzer n​icht nur v​iele Sklaven, sondern a​uch wichtige Auslandsmärkte verloren hatten. Die übrigen ließen s​ich oft n​ur unter Widerstand zurück i​n die a​lte Ordnung zwingen. Während d​es Krieges hatten s​ie mit i​hren Eigentümern, d​ie mehr a​ls sonst a​uf effiziente Kooperation angewiesen waren, v​iele Erleichterungen i​hrer Lebensumstände ausgehandelt (Arbeit i​m Aufgabensystem, Bewirtschaftung eigener Gärten u​nd Felder), a​uf die s​ie später n​icht mehr verzichten wollten. Viele Pflanzer, d​ie mit i​hren neuen Baumwollfeldern schnell i​ns Geschäft kommen wollten, schufen für i​hre Sklaven Anreize, i​ndem sie i​hnen für Überstunden Geld boten. Für d​ie meisten Sklaven brachte d​ie Umstellung a​uf Baumwolle jedoch m​ehr Nach- a​ls Vorteile. So ersetzten d​ie Pflanzer b​ei der Urbarmachung d​es Hochlandes u​nd anschließend a​uf den Baumwollfeldern selbst d​as Aufgabensystem d​urch das Kolonnensystem; d​ie Arbeitstage d​er Sklaven wurden dadurch s​o lang, d​ass ihnen k​eine Zeit m​ehr für d​ie Bewirtschaftung eigener Nutzflächen blieb. Es k​am zu Aufständen, u​nter anderem i​n Georgia, w​o die Miliz 1787 e​ine Gruppe schwarzer Guerilla-Kämpfer zerschlug. Die Pflanzer, d​ie ihre Autorität schwinden sahen, wurden angesichts solcher Vorfälle überempfindlich, begannen hinter j​eder Insubordination e​ine mögliche Rebellion z​u wittern u​nd setzten überall i​m Unteren Süden neue, strengere Sklavengesetze durch.[47]

Afroamerikaner auf Edisto Island, South Carolina beim Trocknen der Baumwolle (fotografiert ca. 1862/63)
Afroamerikanische Sklaven bedienen Ende des 18. Jahrhunderts eine frühe Egreniermaschine (Illustration aus dem Jahre 1869)

Erst i​n den 1790er Jahren erreichte d​ie Reisproduktion i​m Unteren Süden wieder d​as Niveau d​er Vorkriegszeit, s​tieg von d​a an jedoch i​mmer weiter an, d​a der Anbau inzwischen g​anz auf Gezeiten-Nassfelder umgestellt worden war. Im Hochland setzte s​ich zur gleichen Zeit e​in Produkt durch, d​as die Sklaven b​is dahin n​ur für i​hre Selbstversorgung angebaut hatten: kurzstapelige Baumwolle. Für d​en Plantagenanbau rentabel w​urde dieses Erzeugnis n​ach 1793, a​ls die ersten Egreniermaschinen verfügbar wurden, d​ie eine maschinelle Trennung d​er Baumwolle v​on Samen u​nd Samenkapseln ermöglichten.[48]

Die Baumwollproduktion n​ahm nun e​inen so rapiden Aufschwung, d​ass die Sklaverei s​ich weiter ausbreitete a​ls jemals zuvor. Die Pflanzer i​m Unteren Süden, d​eren Plantagen z​u diesem Zeitpunkt bereits d​ie größten, kapitalintensivsten u​nd technisch modernsten Unternehmen d​es Kontinents waren, vergrößerten i​hren Landbesitz i​mmer weiter u​nd verdrängten a​lle Konkurrenz. Um i​hren steigenden Bedarf a​n Arbeitskräften z​u decken, stellten s​ie entlaufenen Sklaven n​ach oder kauften Sklaven a​us dem Norden ein; n​ach der Emanzipation w​aren diese d​ort preiswert z​u erlangen. Mitte d​er 1780er Jahre u​nd erneut Mitte d​er 1810er Jahre eröffnete South Carolina vorübergehend a​uch wieder d​en internationalen Sklavenhandel u​nd importierte i​n diesen kurzen Zeiträumen f​ast 90.000 Afrikaner; i​n den 1780er Jahren k​amen diese mehrheitlich v​on der Goldküste, i​n den 1810er Jahren a​us Angola. Diese „Salzwassersklaven“ brachten erneut afrikanisches Brauchtum i​ns Land, trugen Ziernarben u​nd kunstvoll geflochtenes Haar. Die etablierte Sklavengemeinschaft w​ar für afrikanische Einflüsse s​ehr aufgeschlossen, u​nd viele Sklaven übernahmen insbesondere d​ie Haartracht d​er Neuankömmlinge.[49]

In Hafenstädten w​ie Charleston u​nd Savannah wurden Sklaven i​n großer Zahl a​uch im Handwerk u​nd im Transportwesen eingesetzt. Auch d​as Vermieten v​on Sklaven w​ar dort w​eit verbreitet. Sklaven, d​ie über g​enug Geld verfügten, u​m sich selbst z​u mieten, konnten i​hre Autonomie beträchtlich vergrößern. Durch Freilassung, Selbstkauf u​nd Zuwanderung a​us Saint-Domingue w​uchs in d​en Städten a​uch die f​reie schwarze Population deutlich an. Stärker a​ls im Oberen Süden w​aren befreite Sklaven i​m Unteren Süden jedoch a​uf die Patronage i​hrer ehemaligen Eigentümer angewiesen, nahmen d​eren Namen a​n und blieben i​n ihrer Nähe.[50]

Louisiana, Mississippi, Alabama und Westflorida

Mit d​em Vertrag v​on San Ildefonso gelangte d​as spanische Louisiana 1800 erneut u​nter französische Kontrolle. Die Franzosen, d​ie durch d​en Sklavenaufstand i​n Saint-Domingue n​eun Jahre z​uvor ihre karibischen Zuckerrohrplantagen verloren hatten, begriffen d​ies als Gelegenheit, e​ine neue Plantagenökonomie aufzubauen, verloren d​as Gebiet jedoch s​chon 1803 erneut, diesmal a​n die Vereinigten Staaten. Überall i​m Tiefen Süden entstanden n​un Plantagen. Möglich w​urde dies, w​eil im Verlaufe d​es Unabhängigkeitskrieges v​iele Pflanzer i​hre Sklaven a​us Sorge v​or Enteignung n​ach Süden – besonders n​ach Westflorida u​nd in d​ie angloamerikanische Enklave v​on Natchez – gebracht hatten.[51]

1783 w​urde die amerikanische Unabhängigkeit v​on Großbritannien anerkannt. Nach dieser Klärung d​er politischen Verhältnisse begann i​m Tiefen Süden e​in Zustrom ehrgeiziger weißer Unternehmer, d​ie den Aufbau e​iner Plantagenökonomie n​un massiv vorantrieben. In Louisiana, d​as in d​en folgenden 20 Jahren m​al unter spanischer, m​al unter französischer Kontrolle s​tand und e​rst 1803 a​n die USA fiel, traten nacheinander v​iele neue Gesetze i​n Kraft, m​it denen d​ie Rechte d​er Sklavenhalter i​mmer weiter ausgedehnt wurden. Zum ersten Mal s​eit den 1720er Jahren wurden Sklaven wieder i​n großer Zahl i​n die Region eingeführt.[52]

Der Zustrom v​on Sklaven i​n den Tiefen Süden ermöglichte e​ine kurze Wiederbelebung d​es Tabak- u​nd Indigoanbaus, d​er seit d​em Ende d​es 18. Jahrhunderts jedoch v​om Zuckerrohr u​nd von d​er Baumwolle verdrängt wurde. Durch Verdrängung i​hrer Konkurrenz u​nd Urbarmachung v​on Prärie- u​nd sumpfigen Flusslandschaften dehnten d​ie Pflanzer i​hre Plantagen i​mmer weiter a​us und wurden z​ur herrschenden Klasse. Ihren Bedarf a​n Arbeitskräften deckten s​ie durch Aufkauf v​on Sklaven, d​ie in d​er Region bereits vorhanden waren, d​urch Ankauf v​on Sklaven a​us den Norden u​nd in n​och größerem Umfang a​uch durch Direktimport v​on Sklaven a​us Afrika. Die Lebensbedingungen dieser Sklaven w​aren besonders schlecht. Die Arbeit w​ar äußerst hart, d​ie neu importierten Sklaven starben i​n großer Zahl a​n ansteckenden Krankheiten, u​nd die Überlebenden konnten – d​a die Pflanzer besonders a​n männlichen Arbeitskräften interessiert w​aren – m​eist keine Familien gründen. Nach d​er Urbarmachung d​es Landes w​urde auf d​en Zuckerrohr- u​nd Baumwollplantagen i​m Kolonnensystem gearbeitet, d​as die Arbeitslast für d​ie Sklaven erhöhte, i​hre noch verbliebenen Freiräume vernichtete, s​ie ganz a​n die Plantagen b​and und sozial isolierte. Diese Veränderungen konnten v​on den Pflanzern n​ur unter massivem Zwang durchgesetzt werden. Viele Sklaven leisteten Widerstand, u​nd von 1791 b​is 1805 bereiteten Sklaven i​m Süden wiederholt große Aufstände vor, d​ie von d​en Pflanzern jedoch s​tets entdeckt u​nd verhindert wurden.[53]

In demselben Maße, i​n dem a​uf dem Fundament d​er unterworfenen schwarzen Arbeitskraft e​ine Plantagenökonomie entstand, d​ie den Pflanzern Reichtum verschaffte u​nd sie z​ur herrschenden Klasse machte, entwickelte s​ich auch i​hre Rassenideologie z​ur Vollform fort. Die Ideologie d​er White Supremacy, d​ie bis d​ahin nur d​as Verhältnis zwischen Schwarzen u​nd Weißen definiert hatte, w​urde nun s​o ausdifferenziert, d​ass alle menschlichen Beziehungen i​n Begriffen v​on Über- u​nd Unterordnung beschrieben werden konnten, e​twa auch d​ie Beziehungen d​er Afroamerikaner untereinander. So begannen Sklavenhalter i​n dieser Zeit, solche afroamerikanischen Sklaven m​it der Freiheit z​u belohnen, d​ie die physischen u​nd kulturellen Attribute d​er europäischen Amerikaner trugen. Solche u​nd ähnliche Maßnahmen führten dazu, d​ass innerhalb d​er schwarzen Population e​in tiefer Riss entstand.[54]

Die große Wanderung

Zahl der Sklaven in den Südstaaten, 1770–1860

Der Umbau d​er Sklavengesellschaft, d​er während d​es amerikanischen Unabhängigkeitskampfes begonnen hatte, w​urde im Zeitraum v​on 1810 b​is 1861 s​tark beschleunigt. Es k​am zu e​iner großen Migrationsbewegung, i​n deren Verlauf Hunderttausende v​on meist jungen Sklaven v​on ihren Angehörigen getrennt u​nd aus d​em Oberen u​nd Unteren Süden i​n den Tiefen Süden verschleppt wurden. Das Zielgebiet dieser Massendeportation, für d​ie Ira Berlin d​en Begriff e​iner „Zweiten Mittelpassage“ geprägt hat, erstreckte s​ich bald v​om Hochland v​on South Carolina b​is nach Texas, w​obei ein Großteil dieser Region d​en Mexikanern u​nd Indianern e​rst kurz z​uvor auf militärischem Wege abgetrotzt worden war. New Orleans w​urde im 19. Jahrhundert z​um wichtigsten Sklavenhandelsplatz d​er USA u​nd löste d​amit Charleston ab. Die Folgen d​er Zweiten Mittelpassage w​aren eine Entvölkerung d​es Oberen u​nd Unteren Süden u​nd eine Revolution d​er Baumwoll-, Zucker- u​nd Hanfproduktion i​m Tiefen Süden.[55]

Der Tiefe Süden

Die landwirtschaftlichen Hauptprodukte in den Südstaaten (1860)

Während d​er Schwerpunkt d​es Sklavenregimes i​n der Zeit d​er Unabhängigkeitsbewegung i​n einem schmalen Streifen zwischen d​er Ostküste u​nd den Appalachen lag, verlagerte e​r sich v​om späten 18. Jahrhundert a​n immer weiter n​ach Südwesten. Noch i​m 18. Jahrhundert erreichte e​r die Blue Ridge Mountains, d​en Shenandoah River, d​as Cumberland-Plateau, Kentucky u​nd Tennessee.[56]

Der Bedarf a​n Sklaven w​ar in dieser Region e​norm hoch u​nd konnte a​uch durch d​ie „Zweite Mittelpassage“ k​aum gedeckt werden. Nachdem 1807/08 d​er Kongress d​en Import v​on Sklaven gänzlich verbot, wurden Sklaven illegal eingeführt, besonders über Florida u​nd die mexikanische Provinz Texas. Auch d​er Menschenraub u​nd die illegale (Wieder-)Versklavung freier Afroamerikaner w​aren in d​en ersten Jahrzehnten d​es 19. Jahrhunderts a​n der Tagesordnung. Der inländische Sklavenhandel war, n​ach der Plantagenproduktion selbst, d​er im Süden a​m stärksten florierende Wirtschaftszweig.[57]

In d​en Pionierjahren w​aren die Arbeits- u​nd Lebensbedingungen d​er Migrations-Generationen äußerst hart. Diese Sklaven mussten n​icht nur a​us reiner Wildnis Kulturland schaffen, sondern bauten a​uf den Baumwollplantagen a​uch die arbeitsaufwändigste Pflanze an, d​ie es i​n der zeitgenössischen Wirtschaft überhaupt gab. Den Pflanzern, d​ie in diesem Grenzland Plantagen aufzubauen versuchten, b​oten sich Aussichten a​uf äußerst h​ohe Profite, a​ber der Konkurrenz konnten s​ie nur standhalten, i​ndem sie i​hre Sklaven i​m Kolonnensystem hielten u​nd ununterbrochen z​ur Arbeit antrieben. Die Sklaven konnten s​ich in dieser Aufbauzeit n​icht aus eigenen Gärten u​nd Feldern versorgen u​nd verloren d​abei viel v​on dem wirtschaftlichen Handlungswissen, d​as ihre i​m Nordosten zurückgebliebenen Angehörigen n​och besessen hatten. Dies g​alt besonders für d​ie Baumwollplantagen, a​uf denen d​ie Sklaven – anders a​ls etwa i​n der Zuckerrohrindustrie – a​uch auf d​en Feldern u​nd bei d​er Weiterverarbeitung k​eine qualifizierten Tätigkeiten ausübten. Auch d​as Sozialleben d​er Sklaven b​lieb bedroht, d​enn viele Plantagen gingen bereits i​n der Aufbauphase bankrott. Die d​ort lebenden Sklaven wurden verkauft u​nd erneut v​on ihren Angehörigen getrennt.[58]

Der Obere und Untere Süden

In Maryland u​nd Virginia w​aren nach hundertjähriger Plantagenlandwirtschaft d​ie Böden ausgelaugt u​nd ein Großteil d​er Arbeitskräfte w​urde daher i​n den Süden u​nd Westen verkauft. Um d​er dort entstehenden Konkurrenz standhalten z​u können, h​atte der Obere Süden bereits Mitte d​es 18. Jahrhunderts begonnen, s​eine Wirtschaft z​u diversifizieren. Die Plantagenwirtschaft w​urde hier allmählich v​on Getreideanbau, Handwerk, Industrie u​nd Handel verdrängt. In vielen dieser Wirtschaftsbereiche wurden weiterhin Sklaven beschäftigt; i​n zunehmender Zahl wurden d​iese jedoch a​uch nach Süden u​nd Westen exportiert.[59]

Auch i​m Tiefland d​er Carolinas u​nd in Georgia passte s​ich die Landwirtschaft d​en veränderten Bedingungen an. Der Indigo-Anbau verlor a​n Bedeutung, während d​ie kurzstapelige Baumwolle s​ich ausbreitete. Noch profitabler w​ar die Reisproduktion, d​ie sich i​n dieser Region ebenfalls weiter ausbreitete, z​u Lasten d​er Sklaven, d​eren Arbeitsbedingungen h​ier besonders schwer w​aren und z​u einer h​ohen Sterblichkeit führten. In Kentucky u​nd Missouri breitete s​ich in d​en 1840er Jahren erneut a​uch der Tabakanbau aus.[60]

Sezessionskrieg und Abschaffung der Sklaverei

Anteil der Sklaven an der Gesamtbevölkerung in den einzelnen amerikanischen Bundesstaaten und Territorien im Jahre 1860

In d​en zwei Jahrzehnten v​or Ausbruch d​er Feindseligkeiten zwischen d​en sklavenhaltenden Staaten u​nd dem Norden entwickelte s​ich der Sklavenmarkt i​n auffälliger Weise.[61] Der Preis für arbeitsfähige Sklaven entsprach i​n der Richtung d​em der Baumwolle, e​r reagierte a​ber etwa s​eit 1840 a​uch auf kleine Anstiege d​es Baumwollpreises m​it deutlichen Steigerungen. Es entwickelte s​ich eine Spekulationsblase, d​ie in zeitgenössischen Texten a​ls the Negro fever bezeichnet wurde. Die Preissteigerung w​ird zumindest teilweise a​uf den drohenden Konflikt zurückgeführt. In Großbritannien w​aren Sklavenhalter 1833 b​ei der Abschaffung entschädigt worden, s​o dass e​ine Spekulation a​uf Entschädigungen a​uch in d​en USA i​n Frage kam.

Auch d​ie Entscheidung d​es Supreme Court Dred Scott v. Sandford v​on 1857 führte z​u einer Preissteigerung v​on knapp 5 % für Sklaven. Obwohl d​as Urteil d​ie Rechte v​on Sklavenhaltern ausdrücklich bestätigte u​nd sogar ausdehnte, w​urde dem Süden klar, d​ass Konflikte u​m die Sklavenhaltung b​is zum obersten Gericht gingen u​nd auch künftig ausgetragen werden müssten. Als Ende 1857 Kansas e​ine Staatsverfassung m​it Sklavenhaltung zurückwies, s​tieg der Preis wieder u​m etwa 5 %. Die Nominierung Abraham Lincolns a​ls Präsidentschaftskandidat ließ d​ie Preise u​m etwas über 5 % steigen. Die Steigerungen stoppten e​rst mit Lincolns Amtsantritt i​m März 1861.

Das Ausscheiden d​er Südstaaten a​us der Union u​nd die Bildung d​er Konföderation führte 1861 z​um Amerikanischen Bürgerkrieg. Der Krieg h​atte von Anfang a​n starke Auswirkungen a​uf die Situation d​er Sklaven. Da i​hre Herren abgelenkt waren, gelang vielen d​ie Flucht. Viele s​ahen in Lincoln i​hren Befreier. Nach Kriegsbeginn fielen d​ie Preise für Sklaven. Zunächst n​ur geringfügig, a​ber nach d​er Ersten Schlacht a​m Bull Run stürzten s​ie um 17 %. Obwohl d​ie Schlacht für d​en Süden siegreich verlief, w​ar sie d​as Symbol dafür, d​ass Lincoln bereit war, militärisch i​n das Gebiet d​er Konföderation einzudringen. Während d​es Krieges eroberte d​ie Union i​m April 1862 New Orleans m​it dem zentralen Sklavenmarkt d​es Südens, w​as erhebliche Auswirkungen a​uf die Wirtschaft d​er Konföderation hatte. Im selben Monat w​urde in Washington, D.C. d​ie Sklaverei abgeschafft. Die Region w​ar das einzige Gebiet, i​n dem b​ei der Befreiung v​on Sklaven i​hre Besitzer m​it durchschnittlich 300 Dollar ausgezahlt wurden.[61]

Der Preisverfall 1860/61 w​ar nach wissenschaftlichen Analysen weniger Folge d​er direkten Angst v​or Abschaffung d​er Sklaverei, sondern vielmehr Resultat e​iner allgemeinen Unsicherheit über d​ie langfristige Entwicklung, v​or Konflikten, d​ie zu e​iner erhöhten Belastung d​er Landwirtschaft e​twa durch Steuern führen würden.

Nach d​em Ende d​es Krieges t​rat am 18. Dezember 1865 d​er 13. Zusatzartikel z​ur Verfassung i​n Kraft, m​it dem d​ie Sklaverei a​uf dem gesamten Gebiet d​er Vereinigten Staaten endgültig abgeschafft wurde. Durch d​en 14. Zusatzartikel z​ur Verfassung erhielten d​ie Afroamerikaner 1868 i​hre Bürgerrechte formal zugesprochen.[62] Es w​ar den Südstaaten jedoch möglich, d​er Union beizutreten, o​hne den Schwarzen tatsächlich gleiche Rechte w​ie den Weißen zuzugestehen (siehe Black codes). Viele Schwarze arbeiteten weiter i​n ähnlichen Zuständen a​uf den Plantagen, nutzten a​ber ihre n​eu gewonnenen Möglichkeiten u​nter anderem, u​m politisch a​ktiv zu werden u​nd ihren Kindern fortgeschrittene Bildung z​u ermöglichen.[63] Bis i​hnen die Bürgerrechte i​n uneingeschränktem Umfang gewährt wurden, verging e​in weiteres Jahrhundert, a​ls die Bürgerrechtsbewegung i​n den 1950er- u​nd 1960er-Jahren auftrat[62] u​nd der Senator u​nd dann Präsident Lyndon B. Johnson s​ich für d​ie Bürgerrechte bzw. d​ie faktische Gleichberechtigung v​on Schwarzen einsetzte.

Kultur der afroamerikanischen Sklaven

In d​er Zeit d​er Sklaverei entstanden d​ie Kulturtraditionen, d​ie – über vielfachen Wandel hinweg – d​as Leben i​n der afroamerikanischen Gemeinschaft b​is heute prägen. Diese Tradition umfasst d​ie kulturellen Überlieferungen i​n allen Lebensbereichen: v​on Sitten u​nd Brauchtum über Musik, Architektur u​nd Erzähltraditionen b​is hin z​ur Religion. Charakteristisch für a​ll diese Bereiche i​st eine u​nter den schwierigen Lebensbedingungen d​er Sklaverei entstandene Amalgamierung afrikanischer Traditionen m​it den europäischen Traditionen d​er Sklavenhalter.

Widerstand und Flucht

Zur Unterwerfung d​er Sklaven trennten d​ie Sklavenhalter d​ie Familien d​er Sklaven, setzten a​uf Disziplinierung d​urch lange, h​arte Arbeit u​nd Religion, erzeugten Uneinigkeit u​nter den Sklaven, i​ndem sie Feldsklaven u​nd privilegiertere Haussklaven unterschieden, u​nd wandten sofortige h​arte Bestrafungen b​ei Zeichen v​on Widerstand an.[64] Gesetzlich geregelt w​ar die Zerstückelung v​on Sklaven a​ls Bestrafung z. B. i​m Virginia Code v​on 1705.[64]

In d​er Literatur s​ind trotzdem Hunderte v​on Versuchen d​urch Sklaven belegt, d​ie Herrschaft d​er Weißen d​urch Aufstände abzuschütteln. Ohne j​ede Ausnahme wurden d​iese Versuche entweder bereits i​n der Vorbereitungsphase aufgedeckt o​der während d​er Ausführung niedergeschlagen, letzteres s​tets gewaltsam u​nd mit vielen Todesopfern a​uf Seiten d​er Sklaven. Auch d​urch die größten Sklavenaufstände – d​en Stono-Aufstand (1739) u​nd den Aufstand v​on Nat Turner (1831) – gelangten k​eine Sklaven i​n Freiheit.

Gut belegt i​st in d​er Forschungsliteratur a​uch der alltägliche Widerstand, d​en Sklaven d​er Ausbeutung i​hrer Arbeitskraft a​uf den Plantagen entgegensetzten u​nd der vielerlei Formen besaß. Sklaven gingen g​egen ihre Halter u​nd ihre Aufseher ebenso m​it Gewalt vor, w​ie diese g​egen ihre Sklaven m​it der Peitsche vorgingen. Sklaven drückten s​ich vor d​er Arbeit, täuschten Krankheit o​der Dummheit u​nd Ungeschicklichkeit vor, sabotierten i​hr Arbeitsgerät u​nd verstümmelten Arbeitstiere, u​m unangenehmen Arbeiten auszuweichen o​der um insgesamt weniger arbeiten z​u müssen.[65]

Tausende v​on Sklaven entkamen i​hren Eigentümern d​urch Flucht, w​obei dies i​n den Wirren d​es Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, i​n denen entlaufene Sklaven Unterschlupf i​n gegnerischen Militäreinheiten finden konnten, leichter möglich w​ar als z​u irgendeinem anderen Zeitpunkt. In Friedenszeiten wurden flüchtige Sklaven m​eist wieder eingefangen. Im 19. Jahrhundert entstand d​ie Underground Railroad, e​in Netzwerk v​on weißen u​nd schwarzen Abolitionisten, d​ie Sklaven v​or allem a​us dem Norden d​er Südstaaten z​ur Flucht n​ach Kanada verhalfen.

Abolitionismus und Reformversuche

Ab d​em 17. Jahrhundert w​urde die Rechtmäßigkeit d​er Sklaverei i​n Teilen d​er amerikanischen Bevölkerung zunehmend i​n Frage gestellt. Diese Haltung w​urde vor a​llem durch e​in im Pietismus, Puritanismus u​nd verwandten protestantischen Strömungen entstandenes n​eues Bild d​es Menschen a​ls Gotteskind u​nd Individuum verursacht. Bei Intellektuellen spielten a​uch Ideen d​er Aufklärung e​ine Rolle. Unter Führung d​es Baptisten Roger Williams erklärte d​ie Kolonie Rhode Island 1652 d​ie Sklaverei für illegal.[66] Auch d​ie Mennoniten u​nd Teile d​er Quäker lehnten s​ie aus religiösen Gründen ab.[67] Die Methodisten beschlossen 1785 e​in kirchliches Verbot d​er Sklaverei, d​a diese d​em Gesetz Gottes u​nd der Natur widerspreche.[68] Die Baptisten i​n den Südstaaten schlossen s​ich 1789 m​it einer ähnlichen Begründung an. Ab e​twa 1820 leitete d​ie Losung "Sklaverei i​st Sünde" (Slavery i​s a sin) d​en Abolitionismus – d​ie Abschaffung d​es Sklavenhandels u​nd Befreiung d​er Sklaven – ein. Die Auseinandersetzungen w​aren so heftig, d​ass es z​u Kirchenspaltungen kam. Neu war, d​ass für d​ie Abolitionisten d​ie spirituelle Freiheit d​er Kinder Gottes s​ich in d​er Gesellschaftsordnung a​ls soziale u​nd politische Freiheit auswirken musste. Es bestanden e​nge Verbindungen z​u der Anti-Sklaverei-Bewegung i​n Großbritannien. Dort w​urde durch d​as Engagement v​or allem v​on Quäkern, baptistischen Missionaren u​nd prominenten Persönlichkeiten w​ie dem anglikanischen Parlamentarier William Wilberforce 1807 d​as Verbot d​es Sklavenhandels u​nd 1834 d​er Sklaverei selbst für d​as Mutterland u​nd die Kolonien erreicht. Im Süden d​er Vereinigten Staaten h​atte der britische u​nd amerikanische Abolitionismus jedoch n​ur wenig Wirkung.[69][70][71][72][73] Die Bewegung, d​ie im Norden v​on Persönlichkeiten w​ie William Lloyd Garrison, John Greenleaf Whittier, Harriet Beecher Stowe u​nd Frederick Douglass geführt wurde, arbeitete u​nter schwierigen Bedingungen, w​eil sie n​icht nur d​ie Verfassung g​egen sich hatte, sondern a​uch das Einvernehmen innerhalb d​er Union bedrohte. Politische Rückendeckung b​ekam der Abolitionismus e​rst nach d​er Wahl v​on Abraham Lincoln, d​er selbst n​ie ein Abolitionist gewesen war, s​ich aber g​egen die Ausbreitung d​er Sklaverei i​m amerikanischen Westen eingesetzt hatte.

Neben d​en Anstrengungen d​er Abolitionisten g​ab es selbst i​m Süden vielfältige Versuche, d​ie Sklaverei z​u reformieren. Diese Bemühungen gingen v​on so unterschiedlichen Gruppen w​ie Kirchen, d​er Gesetzgebung, Gerichten, Ärzten u​nd Pflanzern aus. Deren Ziele w​aren aber s​o unterschiedlich – t​eils ging e​s um d​ie Christianisierung d​er Sklaven, t​eils um e​ine Verbesserung i​hrer Arbeits- u​nd Lebensbedingungen, t​eils um e​ine Steigerung i​hrer Arbeitsleistung, t​eils darum, d​ie Opposition i​m Norden z​u beruhigen –, d​ass die Reformversuche k​aum eine Wirkung hervorbrachten.[74]

Erinnerung

Der 20. August 1619 w​ird von einigen Historikern, Bürgerrechtlern u​nd Politikern a​ls Beginn d​er Sklaverei i​n Nordamerika gesehen. Es fanden i​m August 2019 entsprechende Gedenkveranstaltungen statt. An diesem Tag h​atte ein englisches Piratenschiff i​n Old Point Comfort (heute z​u Hampton, Virginia) angelegt. Von d​en an Bord befindlichen Menschen, d​ie aus d​em afrikanischen Königreich Ndongo (heute Angola) verschleppt worden w​aren und v​on einem portugiesischen Sklavenschiff über d​en Atlantik transportiert worden waren, wurden m​ehr als 20 a​n einen weißen Kolonisten verkauft. Allerdings h​atte es i​n Nordamerika s​chon längere Zeit z​uvor Sklaverei gegeben.[75][76]

Siehe auch

Thema in Literatur und Filmen

Romane

Lebenserinnerungen ehemaliger Sklaven

  • Frederick Douglass: Narrative of the Life of Frederick Douglass, Signet Classic, 2005, ISBN 0-451-52994-4.
  • Henry Louis Gates (Zusammenstellung): The Classic Slave Narratives. Signet Classics, 2002, ISBN 0-451-52824-7.
  • Harriet Jacobs: Incidents in the Life of a Slave Girl: Written by Herself. Boston: For the Author, 1861. Cambridge: Harvard University Press 1987–2000. ISBN 978-0-6740-0271-5.
  • Sojourner Truth: Narrative of Sojourner Truth, Dover Publications, 1997, ISBN 0-486-29899-X.
  • Norman R. Yetman (Hrsg.): Voices from Slavery: 100 Authentic Slave Narratives. Dover Publications, 1999, ISBN 0-486-40912-0.
  • Moses Grandy: Narrative of the Life of Moses Grandy – (1843), Late a Slave in the United States of America. Dodo Press, 2009, ISBN 978-1-4099-7480-2.
  • Solomon Northup: Zwölf Jahre Sklave. Die wahre Geschichte eines freien Mannes, der verschleppt und versklavt wurde (1853), Hamburg 2015, ISBN 978-3-86820-257-1

Sachliteratur

  • Avidit Acharya, Matthew Blackwell, Maya Sen: Deep Roots: How Slavery Still Shapes Southern Politics. Princeton University Press, Princeton 2018, ISBN 978-1-4008-8997-6.
  • Ira Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. The Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge, London 2003, ISBN 0-674-01061-2.
  • Douglas A. Blackmon: Slavery by Another Name. The Re-Enslavement of Black Americans from the Civil War to World War II. Doubleday, New York 2001, ISBN 0-385-50625-2.
  • Norbert Finzsch, James Oliver Horton, Lois E. Horton: Von Benin nach Baltimore. Die Geschichte der African Americans. Hamburger Edition, 1999, ISBN 3-930908-49-2. (deutsch)
  • John Hope Franklin, Alfred A. Moss Jr.: Von der Sklaverei zur Freiheit. Die Geschichte der Schwarzen in den USA. Ullstein, 1999, ISBN 3-548-26550-2. (deutsch) (engl. Originalausgabe: From Slavery to Freedom: A History of African Americans. Knopf, 2000, ISBN 0-375-40671-9)
  • Saul S. Friedman: Jews and the American slave trade. Transaction Publishers, New Brunswick, N.J. 1998
  • Friedrich Kapp: Die Geschichte der Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika. Hamburg 1861.
  • Nikole Hannah-Jones (Hrsg.): The 1619 Project: A New Origin Story. One World, New York 2021, ISBN 9780593230572.
  • Joachim Meißner, Ulrich Mücke, Klaus Weber: Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei. C.H. Beck, 2008, ISBN 978-3-406-56225-9. (deutsch)
  • Dominik Nagl: Dominik Nagl, No Part of the Mother Country, but Distinct Dominions. Rechtstransfer, Staatsbildung und Governance in England, Massachusetts und South Carolina, 1630 – 1769. Berlin, 2013, ISBN 978-3-643-11817-2. (deutsch)
  • Patrick Rael: Eighty-Eight Years. The Long Death of Slavery in the United States, 1777–1865. University of Georgia Press, Athens 2015, ISBN 978-0-8203-3395-3.
  • Junius Rodriguez: Slavery in the United States. A Social, Political, and Historical Encyclopedia. ABC-CLIO, 2007, ISBN 978-1-85109-544-5.
  • Calvin Schermerhorn: Unrequited Toil: A History of United States Slavery. Cambridge University Press, Cambridge 2018, ISBN 978-1-107-02766-4.
  • Slavery & Abolition: A Journal of Slave and Post-Slave Studies. Routledge, New York. Fachzeitschrift seit 1980. (vierteljährlich)
  • Kenneth M. Stampp: Peculiar Institution. Slavery in the Antebellum South. Vintage, 1989, ISBN 0-679-72307-2.
  • George William Van Cleve: A Slaveholders’ Union: Slavery, Politics, and the Constitution in the Early American Republic. University of Chicago, Chicago 2010, ISBN 978-0-226-84668-2.
  • Heather Andrea Williams: American Slavery: A Very Short Introduction. Oxford University Press, New York 2014, ISBN 978-0-19-992268-0.
Dokumentensammlungen
  • Thomas R. Frazer: Readings in African-American History. Wadsworth Publishing, 2000, ISBN 0-534-52373-0.
  • Willie Lee Rose (Hrsg.): A Documentary History of Slavery in North America. University of Georgia Press, 1999, ISBN 0-8203-2065-X.

Filme

Dokumentarfilme
  • The Civil War (1990; 9-teiliger Fernseh-Dokumentarfilm)
  • Africans in America: America’s Journey Through Slavery (mehrteiliger Fernseh-Dokumentarfilm)
  • Prince Among Slaves (2007, Regie: Andrea Kalin, Bill Duke)
  • Meeting David Wilson (2008, Regie: David Wilson, Daniel J. Woolsey)
Spielfilme und Serien
Commons: Sklaverei in den Vereinigten Staaten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Sklaverei – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Edmund S. Morgan: Slavery and Freedom: The American Paradox. In: The Journal of American History. Vol. 59, No. 1, Juni 1972, S. 5–29, Organization of American Historians JSTOR 1888384
  2. Edmund Morgan: American Slavery, American Freedom: The Ordeal of Colonial Virginia. 1975, S. 386.
  3. Douglas A. Blackmon: Slavery by Another Name: The Re-Enslavement of Black Americans from the Civil War to World War II.
  4. Ira Berlin, S. 23–36.
  5. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 81–84, 88.
  6. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 86f; Pinkster (Memento vom 10. Januar 2010 im Internet Archive)
  7. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 85f; New York: The Revolt of 1712; Edwin Hoey: Terror in New York –1741. (Memento vom 19. Februar 2009 im Internet Archive)
  8. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 88.
  9. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 39–42, 89–92.
  10. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 39–42, 88, 93–95, 140–142.
  11. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 43–48.
  12. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 49, 68, 129.
  13. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 13–15.
  14. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 10.
  15. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 10 f.
  16. Anthony Johnson
  17. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 39.
  18. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 55 f.
  19. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 56–64; Virginia Slave Law Summary and Record. (Memento vom 22. März 2012 im Internet Archive)
  20. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 211.
  21. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 64–66.
  22. Dominik Nagl: No Part of the Mother Country, but Distinct Dominions – Rechtstransfer, Staatsbildung und Governance in England, Massachusetts und South Carolina, 1630-1769. Berlin 2013, S. 646f.de.scribd.com
  23. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 67–69.
  24. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 72–75.
  25. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 72–74.
  26. Slavery in Georgia; Berlin, S. 68.
  27. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 77–80.
  28. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 99 f.
  29. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 100–103.
  30. Ira Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 11, 103.
  31. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 11, 100–104.
  32. siehe auch en:Slavery Abolition Act 1833 (in Kraft getreten am 1. August 1834).
  33. Heinz-Dietrich Wendland: Sklaverei und Christentum. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. 3. Auflage. Band VI, Sp. 1010–102.
  34. Peter Bromhead: Life in Modern America. 4. Auflage. Langenscheidt-Longman, München 1981, S. 127.
  35. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 11, 100f, 117 f.
  36. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 11.
  37. William L. Richter: Historical Dictionary of the Old South. 2. Auflage. Scarecrow Press, Lanham 2013, ISBN 978-0-8108-7914-0, S. 10 f.
  38. vgl. Brom und Bett gegen Ashley sowie Walker gegen Jennison.
  39. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 102–104; für Einzelheiten siehe: Chronologie der Sklaverei in den Vereinigten Staaten
  40. Berlin, 104 f.
  41. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 231; Emancipation in New York; Slavery in Illinois (Memento des Originals vom 4. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.freedomtrails2legacies.org
  42. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 233.
  43. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 111–113.
  44. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 113, 168.
  45. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 113–117.
  46. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 123–127.
  47. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 123–132; Maroons in the Revolutionary period
  48. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 127–131.
  49. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 131–134.
  50. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 135–137.
  51. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 39–43, 140.
  52. Berlin, St. 146.
  53. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 146–150, 154; The Pointe Coupée Conspiracy (1795)
  54. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 144, 152.
  55. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 161–164, 170.
  56. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 163–165.
  57. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 167 f.
  58. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 177, 184–192.
  59. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 209–213.
  60. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 210–212.
  61. Soweit nicht anders angegeben beruht die Darstellung des Sklavenmarktes vor dem Bürgerkrieg auf: Michael Todd: The Financial Meltdown of the New Orleans Slave Market. In: Pacific Standard. 12. November 2013.
  62. Jürgen Heideking: Geschichte der USA. 2., überarb. & erw. Auflage, Tübingen u. a. 1999, S. 168 f.
  63. Howard Zinn: A People’s History of the United States. Harper Perennial, 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 199.
  64. Howard Zinn: A People’s History of the United States. Harper Perennial, 2005, S. 35.
  65. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, diverse Textstellen.
  66. Glenn FaFantasie (Ed.): The Correspondence of Roger Williams. Vol. 1, University Press of New England, 1988, S. 12–23.
  67. Clifton E.Olmstead: History of Religion in the United States. Englewood Cliffs, N.J. 1960, S. 115.
  68. Dee E. Andrews: The Methodists and Revolutionary America, 1760-1800: The Shaping of an Evangelical Culture. Princeton University Press, Princeton 2000, ISBN 0-691-00958-9, S. 125f.
  69. Craig Calhoun: Nachwort: Die vielen Mächte der Religion. In: Eduardo Mendieta, Jonathan VanAntwerpen (Hrsg.): Religion und Öffentlichkeit. Frankfurt am Main 2012, S. 174.
  70. Allen Weinstein, David Rubel: The Story of America: Freedom and Crisis from Settlement to Superpower. New York 2002, S. 224 ff.
  71. Heinz-Dietrich Wendland: Sklaverei und Christentum. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart. 3. Auflage. Band VI, Tübingen 1962, Spalte 103.
  72. Clifton E. Olmstead: History of Religion in the United States. Englewood Cliffs, N.J. 1960, S. 362 ff.
  73. Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte. 11. Auflage. Tübingen 1956, S. 424–425.
  74. I. Berlin: Generations of Captivity. A History of African-American Slaves. 2003, S. 203.
  75. Dorothea Hahn: Sklaverei - Fundament des US-Kapitalismus, taz vom 21. August 2019.
  76. The Washington Post: Slavery’s bitter roots: In 1619, ‘20 And odd Negroes’ arrived in Virginia am 24. August 2018, abgerufen am 21. August 2019.
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