Dracula (Roman)
Dracula ist ein 1897 veröffentlichter Roman des irischen Schriftstellers Bram Stoker. Die zentrale Figur, Graf Dracula, ist der wohl berühmteste Vampir der Literaturgeschichte.
Handlung
Der Londoner Rechtsanwalt Jonathan Harker reist auf Wunsch des Grafen Dracula nach Siebenbürgen, da dieser zuvor in London ein Haus erworben hat und nun den Kauf und die bevorstehende Überfahrt durch seinen Anwalt abklären lassen möchte. Auf der Hinfahrt bemerkt Harker einige für ihn wunderliche Dinge. Eine Anwohnerin übergibt Harker einen Rosenkranz, um ihn zu schützen. In Bistritz nimmt er eine Postkutsche, und am Borgo-Pass (Tihuța-Pass) wird er von einem Kutscher abgeholt und zum Wohnsitz des Grafen begleitet. Die ersten Tage verlaufen ruhig, doch Harker wird gebeten, einige Räume nicht zu betreten, und verspricht, sich daran zu halten. Er bemerkt, dass der Graf kein Spiegelbild hat und einen gierigen Gesichtsausdruck beim Anblick von Blut bekommt, als er sich bei der Rasur schneidet. Bald wird der Graf dem jungen Engländer unheimlich, schon allein seine äußerliche Erscheinung ist seltsam: lange, sehr weiße, spitze Zähne und auffällig rote Lippen.
Harker darf das Schloss nicht verlassen und wird des Nachts Zeuge, wie Dracula eine Wand hinabklettert, als sei er eine Eidechse. Außerdem wird er gewarnt, er dürfe in keinem anderen Zimmer einschlafen als in seinem eigenen. Eines Tages betritt er ein neues Zimmer, schläft ein und wird von drei sehr hübschen jungen Frauen entdeckt, die wie der Graf ungewöhnlich rote Lippen und spitze, leuchtende Zähne haben. Harker stellt sich schlafend und wird von einer der Frauen fast gebissen, doch Dracula erscheint plötzlich und hält die Frau davon ab. Der Graf lässt erkennen, dass er den jungen Harker für sich haben will, und wirft den Damen einen Sack mit einem darin gefangenen, wimmernden Kind vor, auf das sie sich hungrig stürzen.
Seit diesem Erlebnis hat Harker Todesangst, er rechnet mit seinem baldigen Tod. Zweimal zwingt ihn der Graf, Briefe mit unverfänglichem Inhalt an seine Verlobte und seinen Arbeitgeber zu schicken. Der Graf bietet Harker in scheinbarer Freundlichkeit Gelegenheit zur Flucht, doch traut sich dieser nicht an den vom Grafen beherrschten Wölfen vorbei, die zuvor eine Frau zerfleischt haben. Harker entdeckt eine Gruft des Schlosses, in der Dracula tagsüber in einer mit Erde gefüllten Kiste liegt, die zusammen mit 49 weiteren Kisten auf dem Schiff Demeter nach England gebracht wird. Dem jungen Mann gelingt schließlich doch noch die Flucht aus dem Schloss.
Gut einen Monat später läuft das Schiff in einem schweren Unwetter in den Hafen der Stadt Whitby (Grafschaft Yorkshire) ein. Die Mannschaft scheint bis auf den an das Steuer gebundenen toten Kapitän verschwunden zu sein, und im Augenblick der Landung der Demeter im Hafen springt ein großer schwarzer Hund an Land und verschwindet. Aus dem Logbuch des Kapitäns erfährt man, dass sich offenbar „etwas“ bzw. „ein fremder Mann“ an Bord befunden habe und die Mannschaft Matrose für Matrose verschwand, bis nur noch der Kapitän übrig blieb.
Wilhelmina „Mina“ Murray, Jonathan Harkers Verlobte, ist zu ihrer Freundin Lucy Westenra (in manchen Übersetzungen auch Westenraa, z. B. bei Willms) nach Whitby gefahren. Hier ereignen sich nun eigenartige Dinge. Lucy erkrankt an einem starken Somnambulismus, und Mina bemerkt eines Tages zwei punktförmige Male am Hals ihrer Freundin. Da Lucys Verlobter Arthur Holmwood wegen einer schweren Erkrankung seines Vaters Lord Godalming wenig Zeit hat, sich um seine Braut zu kümmern, und weil Lucys Mutter ebenfalls schwer krank ist, bittet er seinen Freund, den Irrenarzt Dr. John Seward, der ebenfalls um Lucys Gunst geworben hat, sich um sie zu kümmern.
Seward ist der Leiter einer Anstalt neben der Carfax Abbey, dem zukünftigen Heim Draculas. In seiner Pflege befindet sich auch ein Mann namens Renfield, der ein Zoophag ist und Fliegen, Spinnen und Sperlinge verspeist. Seward weiß sich in Bezug auf Lucys Krankheit keinen Rat und benachrichtigt seinen ehemaligen Lehrer, den holländischen Gelehrten Professor Abraham van Helsing. Dieser weiß sofort, dass er es mit einem Vampir zu tun hat – was er jedoch zunächst verschweigt –, und veranlasst Holmwood, seiner Verlobten wegen ihres starken Blutverlustes eine Blutspende zu geben.
Lucy wird jedoch in den darauffolgenden Nächten erneut heimgesucht, auch weil ihre unwissende Mutter die zum Schutz ihrer Tochter aufgehängten Knoblauchblüten entfernt hat. Nachdem sie in einer Nacht dem in der Gestalt eines Wolfes auftretenden Vampir begegnet ist, stirbt Lucy, obwohl mittlerweile auch Dr. Seward, Prof. van Helsing und der Amerikaner Quincey P. Morris, ein weiterer Verehrer Lucys, Blut für sie gespendet hatten. Lucy wird zur Untoten und erwählt sich Kinder zum Opfer.
Jonathan Harker ist inzwischen zurückgekehrt: Er hat drei Monate in einem Krankenhaus in Budapest zugebracht und Mina, die ihn dort besucht hat, geheiratet. Unterdessen ist Arthurs Vater gestorben, und auch Harkers Vorgesetzter Hawkins stirbt kurz nach der Heimkehr Jonathans. Durch Harkers Tagebuch informiert, ist van Helsing fest entschlossen, mit den anderen den Vampir zu jagen und zu töten. Zunächst einmal muss die Gruppe Lucy von dem Fluch befreien und sie daran hindern, ihr nächtliches Unwesen zu treiben. Dazu schlägt ihr Verlobter ihr einen Holzpflock ins Herz. Ferner wird ihr Kopf abgetrennt und der Mund mit Knoblauch gefüllt.
Danach beginnt die Gruppe eine Suchaktion nach dem Vampir durch London, da die erdgefüllten Kisten auf verschiedene Orte der Stadt verteilt worden sind. Mina bleibt derweil in Sewards Heilanstalt, wo sie jedoch von Dracula heimgesucht wird. Er veranstaltet mit Mina eine Art „Bluthochzeit“, indem er sie dazu zwingt, sein Blut zu trinken. Außerdem tötet er Renfield, nachdem dieser ihm Einlass zur Anstalt verschafft hat, aber verhindern wollte, dass Dracula Mina zur Untoten macht.
Der Vampir kann zunächst von den Männern in die Flucht geschlagen werden und tritt seine Rückreise nach Transsylvanien an. Mina bekommt von van Helsing eine Hostie auf die Stirn gelegt, die ein Brandmal hinterlässt. Mina kann sich durch ihre Blutsverbindung mit dem Grafen in diesen einfühlen und teilt den anderen unter Hypnose dessen Empfindungen mit, woraus diese auf seinen Aufenthaltsort zu schließen versuchen. Sie vermuten, dass er nach Warna (Bulgarien) will, und fahren mit der Eisenbahn dorthin.
Da der Graf durch seine Verbindung mit Mina von ihrem Aufenthaltsort erfährt, steuert er das Schiff stattdessen nach Galatz, was der Gruppe durch ein Telegramm von Lloyd’s Register of Shipping mitgeteilt wird. Mina erarbeitet aufgrund von logischen Schlüssen, dass der Graf nun auf einem Schiff den Sereth und die Bistritza herauffährt, um zu seinem Schloss zu kommen. Die Gruppe teilt sich, um Dracula abzufangen. In der Nähe seines Schlosses können sie ihn kurz vor Sonnenuntergang stellen. Nachdem sie erfolgreich gegen die „Zigeuner“, die die Kiste transportiert haben, gekämpft haben, enthauptet Harker den Vampir mit seinem Kukri, während Morris dessen Herz mit einem Jagdmesser durchbohrt. Draculas Körper zerfällt, und Minas Narbe verschwindet. Zu beklagen ist jedoch der Tod von Quincey P. Morris, dem die „Zigeuner“ tödliche Verletzungen zugefügt haben.
Sieben Jahre später bekommt Mina von Jonathan einen Sohn, den die Eltern nach ihren Freunden benennen. Einer seiner Zweitnamen, Quincey, soll immer an ihren Freund erinnern, der bei der Vernichtung des Grafen Dracula umgekommen ist.
Aufbau
Der Roman ist eine Mischung aus Reise-, Liebes-, Abenteuerroman und Schauergeschichte und besteht formal aus einer Folge von Tagebucheintragungen, Mitschriften von Phonographaufnahmen, Briefen und Zeitungsartikeln. Um jedoch die Protagonisten einheitlich handeln zu lassen und Missverständnisse zwischen ihnen zu vermeiden, weiht der Autor die Figuren jeweils in die Gedanken und Aufzeichnungen der anderen ein, indem er einzelne Personen die Tagebücher der übrigen lesen lässt, so zum Beispiel Van Helsing die Notizen Jonathan Harkers.
Die Tatsache, dass im Roman ein einzelner auktorialer (bzw.: „autoritärer“) oder personaler Erzähler fehlt, verleiht dem Ganzen ein dokumentarisches und pseudoreales Gepräge. Zudem kann das Werk als frühes Beispiel der multiplen internen Fokalisierung angesehen werden. Der Tagebuchcharakter des Romans bewirkt beim Leser eine Unmittelbarkeit der Teilnahme an der Handlung, die jedoch dadurch abgeschwächt wird, dass den Aufzeichnungen der Einzelfiguren größtenteils ein individueller Stil fehlt.
Hintergrund
Der Vampirroman Dracula folgte einer ganzen Reihe von Geschichten über Vampire, die in der Romantik und später im 19. Jahrhundert zu einem beliebten Topos der Literatur wurden. Darüber hinaus wird er dem Genre des Schauerromans zugeordnet, weil Stoker Elemente wie alte Schlösser, Ahnenflüche und übernatürliche Erscheinungen in seinem Roman verwendet.
Besonders beeinflusst und beeindruckt war Stoker von der Erzählung Carmilla des Iren Joseph Sheridan Le Fanu. So sollte auch Stokers Roman zunächst in der Steiermark spielen, und in einem Einführungskapitel ließ er seinen Protagonisten Jonathan Harker das Grab der Vampirin entdecken.[1] Stoker entschied sich jedoch für Transsylvanien. Das Einleitungskapitel wurde herausgenommen und später als Kurzgeschichte unter dem Titel Draculas Gast veröffentlicht.
Bei der Schaffung der Figur soll Stoker durch Vlad III. Drăculea inspiriert worden sein. Diese in den 1970er Jahren populär gemachte These der Historiker Radu R. Florescu und Raymond T. McNally wurde jedoch von anderen Autoren in Frage gestellt.[2][3] McNally äußerte die Vermutung, dass auch die ungarische Gräfin Elisabeth Báthory zur Inspiration des Autors beigetragen haben kann.[4]
Auch Robert Eighteen-Bisang und Elizabeth Miller argumentieren, dass der „historische Voivode Dracula“ nur einen geringen Einfluss auf die literarische Figur habe, da weder in den Vorstudien zu Dracula noch im Roman selbst von den Vlad III. zugeschriebenen Gräueltaten (insbesondere dem charakteristischen Pfählen) die Rede sei.[5] Die wenigen historischen Informationen (wie die Schlacht von Cassova, die Überquerung der Donau und der „Verrat“ seines Bruders) seien sämtlich William Wilkinsons An Account of the Principalities of Wallachia and Moldavia[6] entnommen.[7] Weitere Angaben wie Aussehen oder die Szekler-Herkunft sowie die Lokalisierung des Schlosses in der Nähe von Bistritz entsprechen nicht dem historischen Dracula. Nach Elizabeth Miller wählte Stoker den Namen „Dracula“ einzig aufgrund der bei Wilkinson enthaltenen, falschen oder zumindest ungenauen Übersetzung als „Teufel“.[8][9]
Bram Stoker hat auch das Buch The Land beyond the Forest. Facts and Fancies from Transsylvania (Edinburgh und New York 1888) der schottischen Reiseschriftstellerin Emily Gerard als Informationsquelle genutzt.[10] Sie beschreibt dort die Sagengestalt Nosferatu, den sie mit Untoter übersetzt. Bereits drei Jahre zuvor hatte sie in einem Magazin über den Volksglauben der Bewohner von Siebenbürgen berichtet.
Auffällig ist der Satz „Die Toten reiten schnell“, welcher im Roman und in Draculas Gast auftaucht. Dieser Satz stammt ursprünglich aus der Ballade Lenore, was einen Einfluss des Werkes auf Stoker nicht ausschließen lässt.
Beim Aussehen seiner literarischen Figur orientierte sich Stoker u. a. an den Gesichtszügen des Shakespeare-Schauspielers Henry Irving, dessen Agent er war. Den ungarischen Orientalisten Armin Vambery, mit dem Stoker bekannt war und von dem er auf die Figur des Vlad Țepeș gestoßen wurde, arbeitete der Autor sogar als Verbindungsmann van Helsings in den Roman ein.
Zur Zeit des Romans war das heutige rumänische Transsylvanien (auf deutsch auch Siebenbürgen) ein Teil des Königreichs Ungarn und der k.u.k.-Monarchie Österreich-Ungarn. Jedoch war Stoker in seinem gesamten Leben niemals an den „exotischen“ Orten seines Romans. Er stellte deshalb umfangreiche Nachforschungen an und durchforstete Bibliotheken und Archive, vor allem die des Britischen Museums. Als Unterlagen dienten ihm Militärkarten, Vampirsagen und Berichte englischer Reisender. Seine Recherchen waren so genau, dass selbst die Zugfahrpläne, die im Roman genannt werden, mit der Wirklichkeit übereinstimmten. Diese und andere Daten entnahm er einem damals geläufigen Reiseführer, dem Baedeker für Österreich-Ungarn, der 1895 bereits in der 24. Auflage erschien.[11]
Der österreichische Dokumentarfilm Die Vampirprinzessin stellt die Theorie auf, Eleonore von Schwarzenberg, eine Adlige aus dem böhmischen Hause Lobkowitz, solle für Stokers Roman als Inspiration gedient haben, da diese vom Volk als Vampirin gesehen worden sei. Allerdings finden sich weder Belege für diese Legende, noch finden sich entsprechende Stellen in Stokers Notizen.
Eine mögliche Inspirationsquelle Stokers könnte auch die als „Blutgräfin“ bekannte, adlige Elisabeth Báthory gewesen sein, was jedoch umstritten ist (siehe Legenden um Elisabeth Báthory).
Veröffentlichung
Am 26. Mai 1897 wurde das Buch in London von „Archibald Constable and Company“ veröffentlicht. Im selben Jahr erschien auch eine amerikanische Ausgabe bei The Country Life Press,[12] Garden City.
Constable & Robinson veröffentlichte 2012 einen Nachdruck des Romans inklusive Faksimile des originalen Autorenvertrags Stokers mit „Archibald Constable and Company“.[13]
Audible hat 2012 eine Hörbuchversion veröffentlicht, in der die verschiedenen Rollen von unterschiedlichen Sprechern eingelesen wurden (Tim Curry, Alan Cumming, Simon Vance, Katherine Kellgren, Susan Duerden und andere). Dieses Hörbuch wurde 2013 bei der Verleihung der Audie Awards in der Kategorie Distinguished Achievement in Production geehrt.[14]
Übersetzungen
Isländische und schwedische Fassungen
Die schon früh erschienenen isländischen und schwedischen Fassungen von Dracula sind für die Forschung von Interesse, da sie möglicherweise auf frühen Entwürfen des Romans von Bram Stoker basieren.
Die 1901 erschienene isländische Fassung Makt myrkranna („Macht der Finsternis“) blieb außerhalb Islands lange unbeachtet. Erstmals fand sie 1986 internationale Beachtung, als das von Bram Stoker anscheinend eigens für die isländische Ausgabe verfasste, jedoch mit 1898 datierte Vorwort ins Englische rückübersetzt wurde.[15] 2014 stellte der niederländische Stoker-Experte Hans Corneel De Roos fest, dass diese isländische Fassung von Valdimar Ásmundsson keine bloße Übersetzung von Dracula ist. Die Geschichte ist kompakter, die meisten Hauptfiguren außer Dracula selbst tragen andere Namen, und der zweite Teil des Romans wird von einem allwissenden Erzähler statt in Form eines Briefromans erzählt.[16] Verschiedene Szenen werden drastischer geschildert, die erotische Komponente ist stärker und Graf Dracula wird als Figur detaillierter ausgearbeitet.[17][18]
Der britische Stoker-Forscher Clive Bloom vermutet, dass diese Unterschiede nicht nur auf Änderungen durch Valdimar Ásmundsson zurückgehen, sondern dass die Grundlage von Makt myrkranna wahrscheinlich ein früher Entwurf Stokers war.[19] Ein starker Hinweis darauf ist unter anderem die Figur eines Detektivs namens Barrington, der in Dracula nicht vorkommt, jedoch in Stokers frühesten Notizen zu finden ist.[20]
Nachdem Hans Corneel de Roos 2017 eine (Rück-)Übersetzung von Makt myrkranna unter dem Titel Powers of Darkness ins Englische veröffentlicht hatte, stellte sich heraus, dass schon 1899, also vor Makt myrkranna, eine schwedische Fassung mit dem gleichbedeutenden Titel Mörkrets makter in den Zeitungen Dagen und Aftonbladet erschienen war, auf der die isländische Fassung ihrerseits basieren könnte. De Roos kündigte an, mit dem „Entdecker“ der schwedischen Fassung Rickard Berghorn zusammenarbeiten zu wollen, um die Beziehungen zwischen Bram Stoker und seinen schwedischen und isländischen Übersetzern zu klären. Der schwedische Text sei vollständiger und enthalte Szenen, die weder in Dracula noch in Makt myrkranna vorkommen.[21]
Deutsche Ausgaben
Die folgende Auflistung bezieht sich jeweils auf das Jahr der Erstveröffentlichung (soweit ermittelbar) der betreffenden deutschen Übersetzung. Ältere Übertragungen erlebten seither zahlreiche Auflagen bei mehreren Verlagen.
- Dracula. Ein Vampyr-Roman. Deutsch von Heinz Widtmann. M. Altmann, Leipzig 1908.
- Dracula. Ein Vampirroman. Deutsch von Stasi Kull (Pseudonym von H. C. Artmann). Hanser, München 1967, ISBN 3-446-17333-1.
- Dracula. Deutsch von Wulf Bergner. Heyne, München 1967, ISBN 3-453-06262-0.
- Dracula. Der erste und beste Dracularoman der Weltliteratur. Deutsch von Bernhard Willms. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1993, ISBN 3-404-13449-4.
- Dracula. Deutsch von Karl Bruno Leder. Insel, Frankfurt am Main und Leipzig 2004, ISBN 3-458-34803-4.
- Dracula. Deutsch von Ulrich Bossier, Philipp Reclam jun. Stuttgart 2012 "Reclam Bibliothek" ISBN 978-3-15-010800-0.
- Dracula. Deutsch von Andreas Nohl. Steidl, Göttingen 2012, ISBN 978-3-86930-462-5.
Bühnenfassungen
Bereits während der Entstehungszeit des Romans hatte Stoker den Wunsch nach einer Dramatisierung seines Stoffes. Das Licht der Öffentlichkeit erblickte Dracula tatsächlich erstmals in Form einer szenischen Lesung am 18. Mai 1897, die Stoker am Lyceum Theatre veranstaltete, wo er selber als Bühnenmanager tätig war. Einer der Gründe für diese einmalig stattfindende Aufführung war, wie damals üblich, die Sicherung der Dramatisierungsrechte. Stoker verfasste extra für diese Aufführung eine eigene fünfaktige Lesefassung, samt Prolog, mit verteilten Rollen, die unter dem Titel Dracula, or The Un-Dead von fünfzehn Ensemblemitgliedern des Lyceum dargeboten wurde. Den Dracula gab ein Schauspieler namens Mr. Jones, gemeint war wahrscheinlich Thomas Arthur Jones (1871–1954), der somit zum ersten Dracula-Darsteller überhaupt avancierte.[22]
Stoker hoffte in Folge immer, den Dracula auch einmal in einer vollgültigen Inszenierung im Lyceum aufführen zu können und den Theaterleiter selbst, seinen Arbeitgeber (und wohl auch heimliches Vorbild für die Dracula-Figur) Henry Irving, für die Hauptrolle zu gewinnen. Aber Irving war der Stoff zu trivial (er bezeichnete ihn als "grässlich" – englisch: "dreadful"), und er weigerte sich, die Titelrolle zu übernehmen. So musste Stoker diesen Wunsch zunächst aufgeben. Erst Jahre später wurde Dracula dann endlich für die Bühne adaptiert und zur Aufführung gebracht.
Hamilton Deane, ein Jugendfreund Stokers, verfasste das Theaterstück Dracula: The Vampire Play in 3 Acts, das 1925 in Derby Premiere hatte, den Dracula verkörperte Raymond Huntley. Es wurde schließlich von John L. Balderston für den US-amerikanischen Markt bearbeitet und zwei Jahre später in New York City mit dem späteren Leinwand-Dracula Bela Lugosi in der Hauptrolle uraufgeführt. In späteren Inszenierungen spielten u. a. Frank Langella, Ferdy Mayne, Terence Stamp, Martin Landau und Jeremy Brett die Rolle des gräflichen Vampirs auf der Bühne.
Am 13. Oktober 2001 wurde das Musical Dracula (Buch: Christopher Hampton und Don Black, Musik: Frank Wildhorn) im La Jolla Playhouse, San Diego (USA), uraufgeführt. Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 23. April 2005 im Theater St. Gallen (Schweiz) statt.
Im Oktober 2017 wurde an der königlichen Oper in Stockholm die Oper Dracula der Komponistin Victoria Borisova-Ollas uraufgeführt.[23]
Seit 2019 bringen Christoph Tiemann und das Theater ex libris den Roman als Live-Hörspiel an wechselnden Orten mit begleitender Dia-Show und Live-Musik auf die Bühne.[24]
Vertonungen
Der englische Komponist Philip Feeney komponierte 1997 zum 100. Jubiläum des Romans das Ballett Dracula für das Northern Ballet Theatre.[25]
1999 komponierte Philip Glass eine neue Musik für Tod Brownings Verfilmung von 1931. Die erste Einspielung der neuen Partitur übernahm das renommierte Kronos Quartet.[26]
2008 veröffentlichte das Nürnberger Gothic Jazz Orchestra das Hörspielkonzert „Der Graf“. Die unter Berücksichtigung der historischen Figur Vlad III. Drăculea entstandene Romanbearbeitung wurde mit einer neunteiligen programmmusikalischen Vertonung der Figuren, Orte und Affekte des Romans kombiniert. Komponiert wurde der Zyklus von dem Nürnberger Musiker Andreas Wiersich.
Comics
Dracula ist eine regelmäßig auftauchende Superschurkenfigur im Universum der Marvel Comics. (Siehe auch Figuren aus dem Marvel-Universum und Tomb of Dracula).
Der österreichische Autor Reinhard Wegerth ließ Dracula als Graf Schleckerl im Wien der Zwischenkriegszeit weiter sein Unwesen treiben (Zeichner: Herbert Pasteiner).
Auf Draculas Spuren ist eine dreiteilige Comic-Reihe, geschrieben von Yves Huppen, die sich mit der Entstehung des Mythos beschäftigt.
Verfilmungen (Auswahl)
Es gibt viele Filme und Serien, die sich des Motivs des Vampirs bedienen (siehe: Liste von Vampirfilmen und -serien), in mehreren Hundert davon tritt die Figur des Dracula in Erscheinung (ein Überblick: siehe Kategorie:Dracula-Film). Laut Guinness-Buch der Rekorde ist Dracula die am häufigsten im Film dargestellte literarische Figur überhaupt.[27] Eine gewisse Bekanntheit erlangten die Darstellungen von Max Schreck (1922), Bela Lugosi (1931), Christopher Lee (1958), Frank Langella (1979), Klaus Kinski (1979) und Gary Oldman (1992). Die unten aufgeführten Filme beziehen sich explizit auf den Roman[28], wenn sie auch der Vorlage in unterschiedlichem Maße treu bleiben. Seit den 2010er Jahren dient der Roman zudem als Vorlage für Serien.
Jahr | Titel | Originaltitel | Regisseur | Titelrolle |
---|---|---|---|---|
1921 | Draculas Tod (ungarischer Stummfilm, verschollen) |
Drakula halála | Károly Lajthay | Paul Askonas |
1922 | Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (freie Bearbeitung von Bram Stokers Roman) |
Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens | Friedrich Wilhelm Murnau | Max Schreck |
1931 | Dracula (vor allem basierend auf Hamilton Deanes Bühnenstück) |
Dracula | Tod Browning | Bela Lugosi |
1931 | Drácula (spanische Parallelproduktion der Browning-Verfilmung) |
Drácula | George Melford, Enrique Tovar Ávalos | Carlos Villarías |
1953 | Dracula in Istanbul (türkische Adaption) |
Drakula Istanbul'da | Mehmet Mutar | Atif Kaptan |
1956 | Dracula (Fernsehfilm) |
Dracula | Lamont Johnson | John Carradine |
1958 | Dracula | Dracula | Terence Fisher | Christopher Lee |
1968 | Dracula (Fernsehfilm) |
Dracula | Patrick Dromgoole | Denholm Elliott |
1970 | Nachts, wenn Dracula erwacht | El Conde Drácula | Jess Franco | Christopher Lee |
1970 | (kein dt. Titel) (tschechische TV-Verfilmung des Romans) |
Hrabě Drakula | Anna Procházková | Ilja Racek |
1970 | Jonathan | Jonathan | Hans W. Geißendörfer | Paul Albert Krumm |
1973 | Dracula (Fernsehfilm) |
Dracula | Jack Nixon-Browne | Norman Welsh |
1973 | Graf Dracula (TV-Adaption) |
Dan Curtis’ Dracula | Dan Curtis | Jack Palance |
1977 | Graf Dracula (Fernsehfilm) |
Count Dracula | Philip Saville | Louis Jourdan |
1979 | Nosferatu – Phantom der Nacht (Neuverfilmung von Murnaus Nosferatu) |
Nosferatu – Phantom der Nacht | Werner Herzog | Klaus Kinski |
1979 | Dracula ’79 (Remake der Browning-Adaption) |
Dracula | John Badham | Frank Langella |
1980 | (kein dt. Titel) (Fernsehverfilmung von Deanes Bühnenstück) |
Passion of Dracula | Bob Hall | Christopher Bernau |
1992 | Bram Stoker’s Dracula | Dracula | Francis Ford Coppola | Gary Oldman |
1995 | Dracula – Tot aber glücklich (Parodie von Brownings und Coppolas Adaptionen) |
Dracula: Dead and Loving it | Mel Brooks | Leslie Nielsen |
2000 | Shadow of the Vampire (Hommage an und Satire über Murnaus Nosferatu) |
Shadow of the Vampire | E. Elias Merhige | Willem Dafoe |
2002 | Dracula: Pages from a Virgin’s Diary (Kombination aus Stummfilm und Ballett) |
Dracula: Pages from a Virgin’s Diary | Guy Maddin | Wei-Qiang Zhang |
2002 | Dracula (Fernsehfilm) |
Il Bacio di Dracula | Roger Young | Patrick Bergin |
2006 | Dracula (Fernsehfilm) |
Dracula | Bill Eagles | Marc Warren |
2008 | Bram Stokers Draculas Gast (nach dem später extra veröffentlichten Einführungskapitel Draculas Gast) |
Dracula' Guest | Michael Feifer | Andrew Bryniarski |
2012 | Dario Argentos Dracula | Dracula 3D | Dario Argento | Thomas Kretschmann |
2013 | Dracula (Fernsehserie) |
Dracula | Steve Shill, Andy Goddard, Nick Murphy, Brian Kelly, Tim Fywell |
Jonathan Rhys Meyers |
2020 | Dracula (Miniserie) |
Dracula | Jonny Campbell, Paul McGuigan, Damon Thomas |
Claes Bang |
Literatur
- David J. Skal: Hollywood Gothic. The Tangled Web of Dracula from Novel to Stage to Screen. Norton, New York/London 1990, ISBN 0-393-30805-7.
- Ken Gelder: Reading the Vampire. Routledge, London 1994, ISBN 0-415-08013-4.
- Raymond T. McNally, Radu Florescu: In Search of Dracula. Houghton Mifflin, Boston 1994, ISBN 0-395-65783-0.
- William Hughes: Beyond Dracula: Bram Stoker’s Fiction and its Cultural Contexts. Macmillan Palgrave, Basingstoke 2000, ISBN 0-312-23136-9.
- Claus-Artur Scheier: Der logische Graf Dracula. Wehrhahn, Hannover 2000, ISBN 3-932324-67-6.
- Michaela Schäuble: Wiedergänger, Grenzgänger, Doppelgänger. Rites-de-Passage in Bram Stokers Dracula (= EuroMed, Band 4). Lit, Münster/Hamburg/London 2006, ISBN 3-8258-6976-8.
- Robert Eighteen-Bisang, Elizabeth Miller: Bram Stoker’s Notes for Dracula: A Facsimile Edition. McFarland, Toronto 2008, ISBN 978-0-7864-3410-7.
- Jörg Drews: Dracula. In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. 18 Bände, Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, Band 15, S. 614–617 (munzinger.de E-Text).
Weblinks
- Dracula. Projekt Castellio (aktiviertes JavaScript erforderlich)
- Stiles, Anne: Cerebral Automatism, the Brain, and the Soul in Bram Stoker’s Dracula. Journal of the History of the Neurosciences: Basic and Clinical Perspectives, 2006, 15(2):131–152.
Einzelnachweise
- Vampir-Bücher als Leihgabe für das Grazmuseum, Steiermärkische Landesbibliothek, 4. April 2014
- Elizabeth Miller: Dracula – the shade and the shadow: papers presented at „Dracula 97“, a centenary celebration at Los Angeles, August 1997, Kapitel: Filing for Divorce. Count Dracula vs Vlad Tepes. Princeton University Press, ISBN 1-874287-10-4 (englisch).
- Elizabeth Miller: Dracula: sense & nonsense. Desert Island Books, 2000, ISBN 1-874287-24-4 (englisch).
- Raymond T. McNally: Dracula was a woman: in search of the blood countess of Transylvania. McGraw-Hill, 1983, ISBN 0-07-045671-2 (englisch).
- Bram Stoker, Robert Eighteen-Bisang, Elizabeth Miller: Bram Stoker’s Notes for Dracula. McFarland & Company, Inc., Publishers, Jefferson, North Carolina 2008, ISBN 978-0-7864-3410-7, S. 285.
- William Wilkinson: Account of the Principalities of Wallachia and Moldavia Longman, 1820.
- Bram Stoker, Robert Eighteen-Bisang, Elizabeth Miller: Bram Stoker’s Notes for Dracula. McFarland & Company, Inc., Publishers, Jefferson, North Carolina 2008, ISBN 978-0-7864-3410-7, S. 245.
- Elizabeth Miller: Dracula: The Shade and the Shadow. A Critical Anthology. Transylvania Press, Westcliff-on-Sea 1998, ISBN 1-874287-10-4.
- Elizabeth Miller: Reflections on Dracula. Transylvania Press, 1997, ISBN 1-55135-004-1, Kap. 1.
- Die den Nosferatu betreffenden Passagen aus Mrs. Gerards Artikel von 1885 sind abgedruckt bei Leonard Wolf (Herausgeber), Dracula. The Connoisseur’s Guide, New York 1997, S. 21–22.
- Alex Hinrichsen: Baedeker’s Reisehandbücher 1828–1945. Ursula Hinrichsen Verlag, Holzminden 1979, ISBN 3-922293-01-8, S. 16.
- Walter Hines Page veröffentlichte unter dem Namen "Country Life Press" in Garden City, New York, weil er dort bis zum Ersten Weltkrieg lebte (siehe en:Country Life Press station). Ab 1910 war dies dann der Firmensitz von Doubleday.
- independent.co.uk, abgerufen am 28. März 2012
- 2013 Audie Awards. Abgerufen am 2. November 2018.
- Clive Bloom: Dracula and the Psychic World of the East End of London. In: Dracula. An International Perspective (= Palgrave Gothic). Palgrave Macmillan, Cham 2017, ISBN 978-3-319-63365-7, S. 119–137, hier S. 121, doi:10.1007/978-3-319-6336-4_7.
- Colin Fleming: The Icelandic Dracula: Bram Stoker's vampire takes a second bite (Englisch) In: The Guardian. 19. April 2017. Abgerufen am 5. April 2021.
- Kat Eschner: The Icelandic Translation of ‘Dracula’ Is Actually a Different Book (Englisch) In: Smithsonian Magazine. 19. Mai 2017. Abgerufen am 5. April 2021.
- Michael Melgaard: Counted out: An alternative version of Dracula with an obscure preface appears over a century later (Englisch) In: National Post. 13. März 2017. Abgerufen am 5. April 2021.
- Clive Bloom: Dracula and the Psychic World of the East End of London. In: Dracula. An International Perspective (= Palgrave Gothic). Palgrave Macmillan, Cham 2017, ISBN 978-3-319-63365-7, S. 119–137, hier S. 124, doi:10.1007/978-3-319-6336-4_7.
- David Crow: Unearthing the Lost Version of Bram Stoker’s Dracula (Englisch) In: Den of Geek. 7. Februar 2017. Abgerufen am 5. April 2021.
- Anna Margrét Björnsson: Icelandic version of Dracula, Makt myrkranna, turns out to be Swedish in origin (Englisch) In: Iceland Monitor. 6. März 2017. Abgerufen am 5. April 2021.
- Staged Reading of Dracula. Abgerufen am 7. Februar 2018 (englisch).
- Dracula. Abgerufen am 6. Februar 2018 (schwedisch).
- Dracula von Bram Stoker. In: Webseite Christoph Tiemann & das Theater ex libris. Abgerufen am 2. Januar 2020.
- findarticles.com
- glasspages.org (Memento des Originals vom 23. Dezember 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Bericht in der offiziellen Homepage des Guinness-Buchs der Rekorde, Stand 2014.
- Bram Stoker in der Internet Movie Database (englisch)