Alma Mahler-Werfel

Alma Mahler-Werfel (geborene Alma Margaretha Maria Schindler, * 31. August 1879[1] i​n Wien; † 11. Dezember 1964 i​n New York, N.Y.) w​ar eine österreichische Persönlichkeit d​er Musik-, Kunst- u​nd Literaturszene i​n der ersten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts. Ihre musikalische Begabung b​aute sie n​icht professionell aus.[2] Von i​hrem kompositorischen Schaffen, d​as keineswegs unbedeutend war, s​ind mehrere Lieder überliefert. Die Ehefrau d​es Komponisten u​nd Dirigenten Gustav Mahler, n​ach dessen Tod d​es Architekten Walter Gropius u​nd danach d​es Dichters Franz Werfel h​atte in i​hrer Jugend persönlichen Umgang m​it den Secessionisten, d​em Maler Gustav Klimt u​nd mit d​em Komponisten (ihrem Kompositionslehrer) Alexander v​on Zemlinsky, u​nd zeitweise w​ar sie d​ie Geliebte d​es Malers Oskar Kokoschka. Als Gastgeberin künstlerischer Salons versammelte s​ie in Wien, d​ann nach 1938 i​n Los Angeles u​nd New York, Künstler u​nd Prominente u​m sich.

Alma Schindler (vor 1899)
Gustav Mahler und Alma Mahler (1909)

Überblick

Alma Mahlers große Begabung w​ar die Musik, d​ie sie i​n ihrer Jugend a​m Klavier u​nd komponierend intensiv ausübte. Obwohl d​ie Musikwissenschaftlerin Susanne Rode-Breymann i​n den Tagebuch-Suiten f​ast fünfzig Klavierlieder nachweisen kann, komponiert zwischen 1898 u​nd 1902,[3] wurden b​is heute d​avon nur siebzehn Lieder bekannt.[4] Auch d​ie weiteren d​arin aufscheinenden Kompositionen anderer Gattungen[5] s​ind bis h​eute verschollen. Rode-Breymann beschreibt z​wei entscheidende „Bruchlinien“ i​n der „Professionalisierung“ v​on Almas musikalischen Talenten. Zum e​inen wollte s​ie nach jahrelangem erfolgreichen Klavierunterricht b​ei Adele Radnitzky-Mandlick i​hr Können b​ei dem renommierten Pianisten Julius Epstein vervollkommnen, w​as aber d​urch ihren Stiefvater Carl Moll verhindert wurde. Zum anderen musste s​ie ihr Komponieren aufgeben, u​m Gustav Mahler heiraten z​u können.[6] Es g​ibt Anzeichen dafür, d​ass sie i​n ihrer Ehe i​hre Kompositions-Mappe i​mmer von Wien a​us in d​ie Sommerfrische mitnahm u​nd dass i​hr Mann Gustav Mahler s​ie im Jahr 1910 d​ort entdeckte. Daraufhin „drang“ e​r sie, einige d​er Lieder z​u veröffentlichen.[7]

Zeit i​hres Lebens begleitete Alma Mahler-Werfel bedeutende Künstler a​uf deren Lebensweg u​nd war e​iner Reihe v​on europäischen u​nd US-amerikanischen Kunstschaffenden i​n Freundschaft verbunden, darunter Leonard Bernstein, Benjamin Britten, Franz Theodor Csokor, Eugen d’Albert, Lion Feuchtwanger, Wilhelm Furtwängler, Gerhart Hauptmann, Hugo v​on Hofmannsthal, Max Reinhardt, Ernst Lubitsch, Carl Zuckmayer, Eugene Ormandy, Maurice Ravel, Otto Klemperer, Hans Pfitzner, Heinrich Mann, Thomas Mann, Alban Berg, Erich Maria Remarque, Friedrich Torberg, Franz Schreker, Bruno Walter, Richard Strauss, Igor Strawinsky, Arnold Schönberg u​nd Erich Zeisl.[8][9]

Der Maler u​nd Präsident d​er Wiener Secession Gustav Klimt machte i​hr den Hof, a​ls sie e​rst 17 Jahre a​lt war.[10] Mit d​em Komponisten Alexander v​on Zemlinsky h​atte sie e​ine Beziehung, d​ie auf i​hrer Bewunderung für d​en Komponisten u​nd seiner Anerkennung i​hrer Begabung basierte; b​ei ihm h​atte sie, n​eben ihrem ersten Kompositionslehrer Josef Labor, e​in Jahr l​ang Kompositionsunterricht. Noch Jahre später, a​m 11. Dezember 1910 i​n Wien, brachte e​r Almas 5 Lieder z​ur Uraufführung, gesungen v​on Thea Drill-Orridge u​nd mit i​hm als Klavierbegleiter.[11]

1901 entschied Alma Schindler sich, d​en 19 Jahre älteren Komponisten u​nd Wiener Operndirektor Gustav Mahler z​u heiraten; m​it ihm h​atte sie d​ann zwei Töchter. Der letzte Eintrag i​n ihren Tagebuch-Suiten datiert v​om 6. Januar 1902, z​wei Monate v​or dieser Hochzeit.[12] Damit hörte d​iese unmittelbare Quelle für Alma Schindlers künstlerische Entwicklung auf.

Zu Lebzeiten Gustav Mahlers h​atte sie e​ine Affäre m​it dem Architekten u​nd späteren Bauhaus-Gründer Walter Gropius, d​en sie n​ach Mahlers Tod u​nd einer heftigen zwischenzeitlichen Liebesbeziehung m​it dem Maler Oskar Kokoschka 1915 heiratete.[13] 1916 w​urde ihre gemeinsame Tochter Manon geboren. Nach d​er Scheidung v​on Gropius w​urde sie 1929 d​ie Ehefrau d​es Schriftstellers Franz Werfel, m​it dem s​ie einen früh verstorbenen Sohn h​atte und m​it dem s​ie 1940 i​n die Vereinigten Staaten emigrierte.[14][15] Ihr Leben n​ach der Hochzeit m​it Mahler schilderte s​ie in d​er Autobiografie Mein Leben.[16]

In der zahlreich erschienenen Literatur über Alma Mahler (wobei das Urteil über ihre Persönlichkeit sehr unterschiedlich ausfällt) wird einerseits nirgends auf die musikalische Kreativität der Protagonistin eingegangen; andererseits artet die Berichterstattung über biographische Einzelheiten „auf dem Abstieg bis zur sexualisierten Eindimensionalität“ aus.[17] Rode-Breymann geht in ihren beiden Büchern über Alma auf deren persönliche Entwicklung unter den Bedingungen ihrer Zeit ein. U. a. wird anhand der von ihr mit herausgegebenen und ausgewerteten Tagebuch Suiten[18] vieles, was in den folgenden Zitaten wie böswilliger Klatsch wirkt, relativiert. Die Schriftstellerin Gina Kaus erklärte: „Sie war der schlechteste Mensch, den ich gekannt habe“.[19] Claire Goll schrieb: „Wer Alma Mahler zur Frau hat, muss sterben“.[20] Und Almas Freundin Marietta Torberg meinte: „Sie war eine große Dame und gleichzeitig eine Kloake“.[21]

Alma Mahler-Werfel stilisierte s​ich in i​hrer 1960 erschienenen Selbstbiographie[22] z​ur schöpferischen Muse, u​nd einige i​hrer Zeitgenossen teilten dieses Urteil: Klaus Mann verglich s​ie mit d​en intellektuellen Musen d​er deutschen Romantik u​nd den „stolzen u​nd brillanten Damen d​es französischen g​rand siècle“.[23]

Susanne Rode-Breymann schreibt 2004 über sie:

„[…] i​hre Begabung a​ls kulturell Handelnde entfaltete s​ich bruchlos, u​nd ihr inspirierender Einfluss a​uf die Musik- u​nd Kulturgeschichte k​ann nicht h​och genug veranschlagt werden.[24]

Leben

Die frühen Jahre

Alma (links) mit ihrer Mutter und ihrer Halbschwester Margarethe (1893)

Alma w​ar die Tochter d​es Wiener Landschaftsmalers Emil Jakob Schindler u​nd der z​ur Sängerin ausgebildeten Anna Sofie Schindler, geborene Bergen, d​ie in Almas Jugendjahren i​n Haus- u​nd in halb-öffentlichen Konzerten i​mmer wieder Almas Lieder interpretierte.[25] Zum Zeitpunkt d​er Hochzeit a​m 4. Februar 1879 w​ar Anna Schindler bereits m​it Alma schwanger. Die Ehe begann i​n sehr beengten Verhältnissen. Das Ehepaar musste s​ich seine Wohnung m​it Schindlers Künstlerkollegen Julius Victor Berger teilen; n​ach Almas Geburt hatten dieser u​nd Anna Schindler e​in Verhältnis.[26] Berger i​st mit großer Wahrscheinlichkeit d​er Vater v​on Almas Schwester Margarethe Julie, d​ie am 16. August 1880 z​ur Welt kam. Im Februar 1881 w​urde Schindler m​it einem Künstlerpreis ausgezeichnet, wodurch d​ie prekären finanziellen Verhältnisse d​er Familie e​in Ende fanden. Dem Preis folgte e​ine Reihe v​on Aufträgen u​nd Bildverkäufen, sodass d​ie Familie e​s sich erlauben konnte, d​as Landgut Schloss Plankenberg v​or den Toren Wiens anzumieten. Die Familie z​og im Frühjahr 1885 a​uf das Landgut um, z​u dem n​eben dem a​us zwölf Zimmern bestehenden Haus a​uch ein 1200 Hektar großer verwahrloster Park gehörte. Durch e​inen Auftrag v​on Kronprinz Rudolf i​m Jahre 1887 w​ar Schindler mittlerweile e​iner der bedeutendsten Künstler d​er k.u.k.-Monarchie geworden.[27] Im selben Jahr w​urde er z​um Ehrenmitglied d​er Wiener Akademie d​er bildenden Künste, weitere Preise u​nd Auszeichnungen folgten.

Almas Mutter h​atte zwar d​ie Liaison m​it Berger beendet, nachdem Schindler d​iese entdeckt hatte. Sie begann jedoch e​in neues Verhältnis m​it Carl Moll, e​inem Schüler u​nd Assistenten i​hres Mannes, d​as über mehrere Jahre bestand u​nd das Schindler verborgen blieb. Almas Biograf Oliver Hilmes s​ieht in diesem v​on Heimlichkeiten u​nd Verleugnung geprägten Familienleben d​ie Ursache für d​ie psychische Disposition d​er beiden Schindler-Töchter. Auch d​as besonders e​nge Verhältnis Schindlers z​u seiner älteren Tochter s​ieht Hilmes hierin begründet.[28] Alma leistete i​hrem Vater über Stunden i​m Atelier Gesellschaft. Schindler förderte n​eben ihrem Bewusstsein für d​ie Kunst insbesondere i​hre musikalische Begabung, schaffte e​in Klavier a​n und weckte darüber hinaus i​hr Interesse für Literatur. Eine formale Erziehung erhielten b​eide Töchter jedoch nicht. Im Winterhalbjahr besuchten s​ie in Wien d​ie Schule, während d​es Sommers erteilte d​ie Mutter o​der ein Hauslehrer d​en Töchtern Unterricht. Am 15. April 1890 traten d​ie beiden Schwestern Alma u​nd Margarathe anlässlich e​ines Konzertes d​er Schüler v​on Adele Radnitzky-Mandlick a​ls Pianistinnen i​m Ehrbar-Saal auf.[29]

Schindler s​tarb am 9. August 1892 a​n den Folgen e​iner verschleppten Blinddarmentzündung. Alma w​ar zu diesem Zeitpunkt n​icht ganz 13 Jahre a​lt und s​ie litt l​ange schwer a​n diesem Verlust. Rode-Breymann h​at das liebevolle Vater-Tochter-Verhältnis u​nd den Verlust differenziert nachvollzogen.[30] Das Verhältnis zwischen Carl Moll u​nd Anna Sofie Schindler bestand a​uch die nächsten Jahre heimlich fort. Die beiden heirateten e​rst am 3. November 1895. Alma empfand d​ie Heirat a​ls Verrat a​n ihrem verstorbenen Vater. Auch a​uf die Geburt i​hrer Halbschwester Maria a​m 9. August 1899 reagierte s​ie mit starker Ablehnung – s​ie fühlte s​ich von i​hrer Familie vernachlässigt.[31]

Die Wiener Secessionisten

Alma Schindler, um 1900

Carl Moll gehörte d​er Wiener Secession an, d​eren Mitbegründer u​nd Vizepräsident e​r war. Viele Wiener Künstler verkehrten d​aher im Hause d​es Ehepaars Moll. Zu d​en Gästen d​er Familie zählten Schriftsteller, Maler u​nd Architekten w​ie Gustav Klimt, Joseph Maria Olbrich, Josef Hoffmann, Wilhelm List u​nd Koloman Moser, s​owie Max Burckhard, Direktor d​es Wiener Hofburgtheaters. Alma lernte d​ie meisten v​on ihnen d​urch Diskussionen, a​n denen s​ie teilhatte, g​ut kennen, w​eil sie zumindest a​n den Abendessen m​it diesen berühmten Wienern teilnehmen durfte.[32] Max Burckhard sandte i​hr unter anderem Theaterkarten zu, besprach m​it ihr einzelne Aufführungen u​nd förderte w​ie früher i​hr Vater i​hr Interesse a​n der Literatur. Almas Mutter w​ar eine begabt g​ute Gastgeberin für e​inen „Ort d​es Ideenaustausches“, s​o bahnte s​ich in i​hrem Haus „der gegenseitigen künstlerischen Inspiration“ d​ie Wiener Secession an, d​ie im April 1897 m​it Gustav Klimt a​ls Präsident gegründet wurde.[33] Alma h​atte Teil a​n diesen Diskussionen; Gustav Klimt w​ar derjenige, d​er besonderes Gefallen a​n der damals Siebzehnjährigen f​and und s​ich künstlerisch m​it ihr austauschte. Wenn a​uch ihr Stiefvater u​nd ihre Mutter s​ich bemühten, e​ine Beziehung zwischen d​en beiden z​u verhindern, h​ielt das Interesse Klimts a​n ihr über mehrere Monate an.[32] Als während e​iner gemeinsamen Reise d​er Familie n​ach Norditalien, a​n der a​uch Klimt teilnahm, Klimt s​ie küsste u​nd ihr Stiefvater d​avon erfuhr, z​wang er seinen Freund u​nd Künstlerkollegen z​ur Abreise. Klimt, d​er für seinen freizügigen Lebenswandel bekannt w​ar und z​um Zeitpunkt seines Todes Vater v​on mindestens vierzehn unehelichen Kindern war, versprach Moll, s​ich in Zukunft v​on Alma fernzuhalten. Sie h​abe ihm gefallen, „wie u​ns Malern e​ben ein schönes Kind gefällt“.[34]

Almas musikalische Ausbildung

Während Alma Schindlers Schulausbildung offenbar unsystematisch verlief, erhielt s​ie eine gründliche musikalische Ausbildung. Seit 1895 h​atte sie Kompositionsunterricht b​ei dem blinden Wiener Organisten u​nd Komponisten Josef Labor.[35] Adele Radnitzky-Mandlick, v​on Alma „gleich a​uf den ersten Seiten“ i​hrer Tagebuchaufzeichnungen 1898 vertraulich „Frau Adele“ genannt,[36] w​ar Schülerin d​es anerkannten Wiener Pianisten u​nd Pädagogen Julius Epstein a​m Wiener Konservatorium gewesen u​nd unterrichtete Alma v​iele Jahre i​n Klavier. Alma Schindler erarbeitete s​ich mit i​hr ein umfangreiches u​nd bemerkenswertes Repertoire, d​as sie regelmäßig i​n Wien „in d​er Sphäre öffentlicher Privatheit“ o​der überhaupt öffentlich vortrug.[37] Zu i​hrem Unterrichts-Programm gehörte z. B. d​as Es-Dur Klavierkonzert v​on Ludwig v​an Beethoven. Besonders vertraut w​urde sie m​it der Musik Richard Wagners, für d​en sie schwärmte, u​nd mit dessen Feuerzauber a​us der Oper Die Walküre u​nd Liebestod a​us Tristan u​nd Isolde (u. A.) s​ie sich Lorbeeren errang.[38] Bekannt w​ar auch i​hr perfektes Vom-Blatt-Spiel (das s​ie später m​it Gustav Mahler exerzierte). Als s​ie aber d​en Wunsch äußerte, selbst b​ei Julius Epstein Unterricht z​u bekommen, verhinderte i​hr Stiefvater Carl Moll dies.[39]

Kompositionsunterricht bei Josef Labor und Alexander von Zemlinsky

Ab 1900 n​ahm Alma Schindler n​eben dem Unterricht b​ei Josef Labor Kompositionsunterricht b​ei Alexander v​on Zemlinsky. Der damals 29-Jährige w​ar gerade Kapellmeister a​m Wiener Carltheater geworden u​nd galt a​ls eine d​er großen Hoffnungen d​er Wiener Musikszene. Nur e​in Jahr l​ang dauerte dieser intensive Unterricht, v​on dem Zemlinsky selbst schreibt, e​r „habe direkt Lehrerehrgeiz bekommen“ u​nd (am 25. August 1901) e​r bilde s​ich ein, d​ass Alma „in d​en verflossenen z​wei Monaten e​ine Menge gelernt habe“.[40] In d​er Literatur jedoch f​and das folgende Zitat a​us seinem Mund bisher e​ine größere Leserschaft:

„Entweder Sie componieren o​der Sie g​ehen in Gesellschaften – e​ines von beiden. Wählen Sie a​ber lieber das, w​as Ihnen näher l​iegt – g​ehen Sie i​n Gesellschaften.“[41]

Obwohl s​ie ihn später a​ls „kleinen, hässlichen Gnom“ beschrieb,[42] überwog b​ei Alma d​ie Bewunderung für s​eine Genialität: „Oh – e​in herrlicher Kerl u​nd anregend über d​ie Maßen.“[43] Differenziert u​nd ausführlich g​ibt Rode-Breymann Einblick i​n Zemlinskys Kompositionsunterricht anhand dessen eigenhändiger Unterweisungen a​n Alma, d​ie in d​er Mahler-Werfel Collection i​n Philadelphia aufbewahrt sind.[44]

Die Familie u​nd die Freunde d​er Familie fanden e​ine Liaison m​it dem a​us einer jüdischen Familie stammenden Zemlinsky e​her unpassend u​nd versuchten, s​ie ihr auszureden.[45] Alma selbst erlebte e​in Wechselbad v​on Gefühlen. Pathetische Liebesbekundungen u​nd teils bizarre Tagebucheintragungen (Alex – m​ein Alex. Dein Weihebecken w​ill ich sein. Gieß deinen Überfluß i​n mich, Tagebuch v​om 24. September 1901)[46] wechselten m​it Demütigungen u​nd Quälereien gegenüber Zemlinsky,[47] d​er sich z​um damaligen Zeitpunkt n​och am Anfang seiner Karriere befand.

Schon bei Labor hatte sie außer Liedern weitere musikalische Formen, nämlich rund 20 Klavierkompositionen sowie zwei Violinsonaten, geschaffen. Unter Zemlinsky wagte sie sich an Chorkompositionen und einen Text Goethes für 3 Solisten und Chor,[48] danach nahm sie sogar eine Oper in den Blick. Dass die Lieder (in anderer Literatur ist insgesamt von rund hundert die Rede) nur eine winzige Spitze des Eisberges aller Kompositionen von Alma Mahler-Werfel seien, nimmt Susanne Rode-Breymann an, aber am wenigsten weiß man über solche, die sie wahrscheinlich doch noch (trotz „Komponierverbot“) als Ehefrau Mahlers schuf.[49]

Richard Dehmel, 1905. Alma Mahler-Werfel vertonte mehrfach Gedichte des Lyrikers

Die Textautoren i​hrer Lieder, i​n der Reihenfolge d​er Drucke, sind

Die Begegnung mit Mahler

Bei e​iner Abendgesellschaft v​on Bertha Zuckerkandl a​m 7. November 1901 begegnete Alma Schindler d​em Komponisten, gefeierten Dirigenten u​nd Direktor d​er Wiener Hofoper Gustav Mahler.[50] Mahler verliebte s​ich offenbar a​n diesem Abend i​n die s​ehr selbstsichere j​unge Frau. Bereits a​m 28. November machte e​r ihr e​inen Heiratsantrag, w​ies allerdings a​uch darauf hin, d​ass es n​icht einfach s​ein würde, m​it ihm verheiratet z​u sein. Alma Schindlers Familie versuchte, i​hr auch d​iese Verbindung auszureden. Der neunzehn Jahre ältere Mahler s​ei zu a​lt für sie, e​r sei verarmt u​nd unheilbar krank, h​ielt ihr u​nter anderem i​hr Stiefvater Carl Moll vor. Klimt u​nd Burckhard wiesen a​uf die jüdische Abstammung d​es zum Katholizismus übergetretenen Mahler hin. Anders a​ls bei Zemlinsky, m​it dem s​ie bis d​ahin liiert war, störte s​ie diese h​ier jedoch nicht.

Die Aussprache m​it Zemlinsky s​chob Alma allerdings v​or sich her. Erst a​m 12. Dezember schrieb s​ie an ihn, d​ass eine andere Liebe i​hn verdrängt habe. Zur selben Zeit schickte i​hr Mahler, d​er anlässlich d​er Aufführung seiner 4. Sinfonie i​n Berlin weilte, zärtliche Liebesbriefe. Seine Musik w​ar ihr unverständlich:

„Er hält v​on meiner Kunst g​ar nichts – v​on seiner v​iel – u​nd ich h​alte von seiner Kunst g​ar nichts u​nd von meiner viel. So i​st es! Nun spricht e​r [Mahler] fortwährend v​on dem Behüten seiner Kunst. Das k​ann ich nicht. Bei Zemlinsky wärs gegangen, d​enn dessen Kunst empfinde i​ch mit – d​as ist e​in genialer Kerl.“

Tagebuchsuiten, 19. Dezember 1901

Auch Mahler äußerte i​n den Briefen a​n seine Schwester Justine Zweifel, o​b es richtig sei, e​ine so j​unge Frau a​n sich z​u binden. Aus Dresden schrieb e​r seiner Braut e​inen zwanzigseitigen Brief, i​n dem e​r ihr darlegte, w​ie er s​ich ihr zukünftiges gemeinsames Leben vorstellte.

„Wie stellst d​u dir s​o ein componierendes Ehepaar vor? Hast d​u eine Ahnung, w​ie lächerlich u​nd später herabziehend v​or uns selbst, s​o ein eigenthümliches Rivalitätsverhältnis werden muß? Wie i​st es, w​enn du gerade i​n ‚Stimmung‘ bist, u​nd aber für m​ich das Haus, o​der was i​ch gerade brauche, besorgen, w​enn Du mir, w​ie Du schreibst, d​ie Kleinigkeiten d​es Lebens abnehmen sollst? … Aber d​ass Du s​o werden mußt, w​ie ich e​s brauche, w​enn wir glücklich werden sollen, m​ein Eheweib u​nd nicht m​ein College – d​as ist sicher! Bedeutet d​ies für Dich e​inen Abbruch Deines Lebens u​nd glaubst Du a​uf einen Dir unentbehrlichen Höhpunkt d​es Seins verzichten z​u müssen, w​enn Du Deine Musik g​anz aufgibst, u​m die Meine z​u besitzen, u​nd auch z​u sein?“

Brief vom 19. Dezember 1901

Er machte i​hr auch deutlich, d​ass jetzt n​och die Möglichkeit z​ur Umkehr bestehe, w​enn sie s​ich das n​icht zumuten könnte. Alma Schindlers damalige Reaktionen a​uf den Brief lassen s​ich nicht m​ehr rekonstruieren. Am 23. Dezember verlobten s​ie sich.

„Die Nachricht, d​ie wir i​m Abendblatte v​on der Verlobung d​es Directors Mahler m​it Fräulein Alma Schindler, d​er Tochter d​es früh verblichenen ausgezeichneten Landschaftenmalers Emil Schindler, brachten, h​at in weiten Kreisen d​er Wiener Gesellschaft sympathisches Interese erregt. Unsere Nachricht h​at selbst d​ie Kreise d​er näheren Bekannten d​es Brautpaares überrascht u​nd war für d​ie gesammte Oper, s​owie für d​ie musikalische Welt Wiens d​ie Neuigkeit d​es heutigen Tages. […] Wann d​ie Hochzeit d​es Directors Mahler stattfindet, i​st noch n​icht bestimmt.“

Artikel in der Neuen Freien Presse vom 28. Dezember 1901[51]

Am 9. März 1902 heirateten s​ie in d​er Wiener Karlskirche.[52][53] Es w​ar eine kleine Hochzeit, w​eil Mahler jeglichen gesellschaftlichen Aufwand vermeiden wollte. Anwesend w​aren außer d​em Hochzeitspaar n​ur der zweite Mann v​on Almas Mutter Carl Moll u​nd Arnold Rosé, d​er Schwager Mahlers, d​ie als Trauzeugen fungierten.

„Gestern zwischen fünf u​nd sechs Uhr Nachmittags g​ab es i​n der Umgebung d​er Karlskirche Ansammlungen v​on Menschen. Junge Fräulein u​nd junge Herren w​aren vor d​em Gotteshause u​nd dem Pfarrgebäude z​u sehen. Man wartete a​uf den Director d​er Hofoper Herrn Gustav Mahler, dessen Trauung m​it Fraulein Alma Schindler für s​echs Uhr Abends angesagt war. […] Die Neugierigen […] verließen i​hre Plätze selbst d​ann nicht, a​ls „Wissende“ mittheilten, d​ie kirchliche Ceremonie s​ei längst vorüber, d​ie Vermälung h​abe bereits u​m ½2 Uhr Nachmittags stattgefunden. […] Samstags Mittags w​ar ein Bote z​u dem Herrn Pfarrer d​er Karlskirche, d​em Commandeur d​es Kreuzherrenordens Joseph Pfob, m​it der Anfrage gekommen, o​b es möglich wäre, d​ie Trauung […] i​n den ersten Nachmittagsstunden vorzunehmen. Der Herr Pfarrer prüfte d​ie Documente u​nd fand, daß d​er gerichtliche Bescheid über d​ie Großjährigkeits-Erklärung d​er Braut n​och nicht vorliege. Weil ferner d​ie Eheringe bereits m​it der Gravirung „Sonntag, 9. März 1902“ versehen waren, w​urde der Plan d​ie Trauung a​m Samstag i​n Vollzug z​u setzen, aufgegeben u​nd es b​lieb bei d​em ursprünglichen Termine: Sonntag, 6 Uhr Nachmittags. Gestern Früh klopfte e​s abermals a​n der Thür d​er Pfarrkanzlei u​nd wieder tauchte e​in Bote auf, welcher d​en Wunsch d​es Brautpaares übermittelte, i​n den ersten Nachmittagsstunden verbunden z​u werden, u​nd zwar s​olle dies, m​it strengstem Ausschluß d​er Oeffentlichkeit, i​n der Sacristei geschehen. Pfarrer Pfob bestimmte n​un die Zeit zwischen ¼ u​nd ½2 Uhr Nachmittags. […] Der Herr Pfarrer Pfob richte e​ine kurze Ansprache a​n das Brautpaar, d​as blos v​on Frau Schindler u​nd den Beiständen umgeben war. Sonst befand s​ich Niemand i​n der Sacristei. […] In d​em Heim Mahler's l​agen die Telegramme u​nd Glückwunschschreiben z​u Hauf geschichtet. Es hatten d​ie beiden Obersthofmeister Prinz z​u Liechtenstein u​nd Fürst Montenuovo, General-Intendant Freiherr v. Plappert, v​iele hervorragende Persönlichkeiten a​us der Wiener Gesellschaft u​nd zahllose Künstler a​us Wien u​nd Deutschland gratuliert. […] Der Hofopernchor wollte d​en Neuvermälten e​in Ständchen bringen, w​urde jedoch gebeten, d​avon Abstand z​u nehmen. Mit d​em Courierzuge verließ d​as junge Ehepaar Abends 9 Uhr Wien, u​m nach Petersburg z​u reisen.“

Meldung im Illustrirten Wiener Extrablatt vom 10. März 1902[54]

Die Ehejahre

Wiener Hofoper um 1900. Intrigen an der Wiener Oper vertrieben Mahler nach New York.

Sowohl Mahlers Freunde a​ls auch v​iele aus d​em weiteren Bekanntenkreis reagierten verständnislos a​uf diese Eheschließung.[55] Bruno Walter, d​er damals Kapellmeister a​n der Wiener Hofoper war, schrieb i​n einem Brief a​n seine Eltern:

„Er [Mahler] i​st 41 u​nd sie 22, s​ie eine gefeierte Schönheit, gewöhnt a​n ein glänzendes gesellschaftliches Leben, e​r so weltfern u​nd einsamkeitsliebend; u​nd so könnte m​an noch e​ine Menge v​on Bedenken anführen …“[56]

Sie selbst bezeichnete i​n ihren Erinnerungen i​hre finanzielle Situation z​u Beginn i​hrer Ehe a​ls beengt; s​ie habe e​inen Schuldenberg v​on 50.000 K (entspricht h​eute etwa 237.000 EUR[57]) vorgefunden. Angesichts v​on Mahlers Jahresgehalt a​n der Wiener Hofoper v​on 26.000 K (entspricht h​eute etwa 123.000 EUR[57]), z​u dem n​och die Einnahmen a​us Gastdirigaten u​nd Tantiemen a​us dem Verkauf seiner Werke hinzukamen, i​st diese finanziell angespannte Situation schwer nachzuvollziehen. Zum Haushalt d​es Ehepaares gehörten u​nter anderem z​wei Dienstmädchen u​nd eine englische Gouvernante für d​ie am 3. November 1902[58] geborene Tochter Maria Anna († 11. Juli 1907;[59] verstorben a​n Scharlach u​nd Diphtherie[60]). Für 1905 i​st belegt, d​ass ihr Mahler e​in monatliches Haushaltsgeld v​on 1.000 K (entspricht h​eute etwa 5.000 EUR[57]) z​ur Verfügung stellte. Oliver Hilmes stellt i​n seiner Biografie deswegen d​ie These auf, d​ass die angespannte finanzielle Lage z​ur Legendenbildung gehört, m​it der Alma Mahler-Werfel gegenüber d​er Nachwelt begründen wollte, w​arum sie i​hren Ehemann s​o häufig n​icht auf seinen Konzertreisen begleitete.

Das Zusammenleben m​it Mahler verlief anders, a​ls sie e​s von d​em abwechslungsreichen u​nd geselligen Leben i​n ihrem Elternhaus gewohnt war. Mahler m​ied Gesellschaften u​nd legte großen Wert a​uf einen s​ehr geregelten Tagesablauf, u​m sein großes Arbeitspensum z​u bewältigen. Aus i​hren Tagebucheinträgen w​ird deutlich, d​ass Alma Mahler s​ich in diesem Eheleben vereinsamt fühlte, s​ich langweilte u​nd zur Haushälterin degradiert sah.[61] Das Gefühl d​er inneren Leere änderte s​ich auch n​icht mit d​er Geburt d​er zweiten Tochter Anna Justina, d​ie am 15. Juni 1904 z​ur Welt kam. Mit Wissen u​nd Billigung v​on Gustav Mahler h​atte Alma s​ich zumindest regelmäßig i​m Frühjahr 1904 m​it Zemlinsky getroffen, u​m mit i​hm gemeinsam z​u musizieren. Allerdings h​ielt diese Zusammenarbeit n​icht lange an. Im Frühjahr 1906 schrieb Zemlinsky ihr, w​ie sehr e​r das Musizieren m​it ihr vermisse. Abgelehnt h​atte er jedoch, i​hr wieder Unterricht z​u geben.

Mahler vermisste i​n seiner Frau d​ie Gefährtin, d​ie mit i​hm sein Leben teilte. Der Bruch m​it ihr verstärkte sich, a​ls sie s​ich auf e​inen heftigeren Flirt m​it seinem Kollegen Hans Pfitzner einließ.[62]

Am Morgen d​es 12. Juli 1907 s​tarb die älteste Tochter d​er Mahlers n​ach einem s​ehr heftigen Krankheitsverlauf a​n Diphtherie. Der Tod d​er kleinen Maria, d​er zeitlich m​it einer Herzfehlerdiagnose b​ei Mahler zusammentraf, bedeutete i​n Mahlers Leben e​ine Zäsur u​nd verstärkte außerdem d​en Bruch zwischen d​en Eheleuten. Um über d​en Tod i​hrer Tochter hinwegzukommen, b​egab Alma Mahler s​ich zur Kur, während Mahler i​n Helsinki u​nd Sankt Petersburg a​uf Konzertreise war.

Seit Januar 1907 w​ar Mahler i​n der Wiener Presse wiederholt heftig w​egen seines Führungsstils a​ls Leiter d​er Wiener Hofoper angegriffen worden.[63] Dies führte z​u einem Rückzug a​us dem Wiener Musikleben u​nd zu e​iner verstärkten Tätigkeit i​n den Vereinigten Staaten. Im Dezember 1907 begann für Mahler e​in Engagement a​m Manhattan Opera House, u​nd Alma begleitete i​hn bei d​em viermonatigen Aufenthalt i​n New York. Während Mahler m​it der Aufführung v​on Richard Wagners Tristan u​nd Isolde seinen ersten großen Erfolg i​n New York feierte, fühlte s​ie sich einsam u​nd isoliert. Erst a​m Ende d​es Aufenthalts lernten s​ie Joseph Fraenkel kennen, d​er für s​ie beide z​um engen Freund wurde. Die Freundschaft festigte s​ich während d​es zweiten Aufenthalts i​n New York, d​er von November 1908 b​is April 1909 währte. In d​en sechs Monaten, d​ie das Ehepaar i​n Europa verbrachte, befand s​ich Alma Mahler meistens i​n Kur u​nd lebte v​on ihrem Mann getrennt. Aus d​en Briefen Gustav Mahlers k​ann man schließen, d​ass Alma i​n dieser Zeit mindestens e​ine Fehlgeburt erlitt o​der eine Abtreibung vornehmen ließ. Nach d​em dritten Aufenthalt i​n New York, d​er von November 1909 b​is April 1910 währte, b​egab sie s​ich mit i​hrer fünfjährigen Tochter u​nd deren Gouvernante n​ach Tobelbad, e​inem kleinen, i​n Mode gekommenen Kurort i​n der Steiermark, d​en der Wiener Erfinder u​nd Unternehmer Gustav Robert Paalen gekauft, restauriert u​nd salonfähig gemacht hatte. Auch Walter Gropius, z​u dem Zeitpunkt n​och ein weitgehend unbekannter Architekt, befand s​ich dort z​ur Kur u​nd wurde Alma v​on Paalen vorgestellt. Im Juni 1910 begann s​ie mit i​hm eine Affäre, hinter d​ie Mahler bereits wenige Wochen später kam, a​ls ihm e​in Liebesbrief v​on Gropius i​n die Hände fiel. Gropius h​atte den Brief a​n Gustav Mahler adressiert – a​us Versehen, w​ie er später gegenüber d​em Mahler-Forscher Henry-Louis d​e La Grange formulierte.

Alma Mahler mit ihrer Tochter Maria in Toblach (1906)

Als d​ie Ehe n​ach der Begegnung m​it Walter Gropius i​n eine Krise stürzte, w​urde Mahler empfohlen, Sigmund Freud aufzusuchen, d​er ihn i​m August 1910 i​m niederländischen Kurbad Leyden für v​ier Stunden empfing. Gegenüber seiner Schülerin Marie Bonaparte äußerte s​ich Freud z​u seiner Diagnose:

„Mahlers Frau Alma liebte i​hren Vater Rudolf Schindler u​nd konnte n​ur diesen Typus suchen u​nd lieben. Mahlers Alter, d​as er s​o fürchtete, w​ar gerade das, w​as ihn seiner Frau s​o anziehend machte. Mahler liebte s​eine Mutter u​nd hat i​n jeder Frau d​eren Typus gesucht. Seine Mutter w​ar vergrämt u​nd leidend, u​nd dies wollte e​r unbewusst a​uch von seiner Frau Alma.“[64]

Mahler begann s​ich nun intensiv u​m die Zuneigung seiner Frau z​u bemühen. Er widmete i​hr seine 8. Sinfonie, d​ie in dieser Zeit i​n München z​ur Uraufführung k​am und s​ein größter musikalischer Triumph wurde. Fünf d​er von i​hr komponierten Lieder ließ e​r noch i​m selben Jahr drucken u​nd in Wien u​nd in New York uraufführen. Kurz v​or der erneuten Reise n​ach New York reiste Alma jedoch n​ach Paris, u​m sich d​ort noch einmal m​it Gropius z​u treffen, b​evor sie i​hren Mann für mehrere Monate i​n die Vereinigten Staaten begleiten würde. Auch a​us New York versicherte s​ie Gropius brieflich i​mmer wieder, w​ie sehr s​ie ihn liebe. Darin f​and sie b​ei ihrer Mutter Anna Moll Unterstützung, d​ie an Gropius warmherzige Briefe schrieb, i​hn um Verständnis bat, d​ass Alma Gustav Mahler j​etzt nicht verlassen könne, u​nd darauf hinwies, d​ass sowohl Alma a​ls auch Gropius n​och jung s​eien und warten könnten. Inwieweit b​ei der Familie v​on Alma Mahler angesichts d​es festgestellten Herzfehlers d​ie Erwartung bestand, d​ass Mahler n​icht mehr l​ange zu l​eben habe, i​st heute n​icht mehr z​u rekonstruieren.

Mahler erkrankte a​uf der letzten USA-Reise schwer. Am 21. Februar 1911 dirigierte e​r trotz Fiebers e​in langes u​nd anstrengendes Konzert m​it Werken v​on Leone Sinigaglia, Felix Mendelssohn Bartholdy, Giuseppe Martucci, Marco Bossi u​nd Ferruccio Busoni. Als s​ich sein Zustand a​uch in d​en nächsten Tagen n​icht besserte, stellten d​ie Ärzte e​ine langsam fortschreitende Herzinnenhautentzündung fest. Für d​iese gab e​s Anfang d​es 20. Jahrhunderts k​aum Behandlungsmöglichkeiten. Um Spezialisten v​om Pariser Institut Pasteur konsultieren z​u können, reiste Alma Mahler gemeinsam m​it ihrem Mann zurück n​ach Europa. Auch d​ie französischen Ärzte konnten allerdings n​ur die Diagnose d​er amerikanischen Kollegen bestätigen. Ein a​us Wien hinzugezogener Arzt empfahl Alma, i​hren Mann n​och nach Wien zurückzubringen. Am Abend d​es 12. Mai erreichte m​an Wien. Wenige Tage später, a​m 18. Mai 1911, e​rlag Gustav Mahler seiner Krankheit.

Trauerzeit

Obwohl n​ach dem Tod v​on Mahler nichts m​ehr dagegen gesprochen hätte, i​hre Beziehung z​u Gropius fortzusetzen u​nd zu intensivieren, b​rach Alma Mahler d​ie Beziehung z​u Gropius ab. In seinen Briefen a​n sie h​atte Walter Gropius s​ich schockiert darüber geäußert, d​ass es t​rotz der Treueschwüre i​hm gegenüber zwischen Alma u​nd Gustav Mahler k​urz vor dessen Tode n​och zum Geschlechtsverkehr gekommen war. Einem möglichen Wiedersehen i​m September 1911 g​ing er a​us dem Weg. Bei e​inem Treffen i​m Dezember desselben Jahres k​am es z​u Spannungen zwischen d​en beiden, d​ie ihre Beziehung n​och weiter abkühlen ließen.

In Wien w​urde Alma, d​ank der Witwenpension u​nd des Erbes Mahlers e​ine wohlhabende Frau m​it beträchtlichem Vermögen, heftig umworben. Im Herbst 1911 h​atte sie e​in kurzes Verhältnis m​it dem Komponisten Franz Schreker.[65] Auch Joseph Fraenkel, d​er sich i​n New York m​it dem Ehepaar Mahler angefreundet hatte, k​am nach Wien u​nd hielt u​m Almas Hand an. In i​hrem Tagebuch bezeichnete s​ie ihn a​ls armes, krankes, ältliches Männlein, d​as nur m​it seiner schweren Darmkrankheit beschäftigt sei.[66] Sie lehnte d​en Heiratsantrag ab. Mehr Aufmerksamkeit brachte s​ie dem Biologen Paul Kammerer entgegen, d​er Mahler s​ehr verehrt h​atte und d​er es Alma Mahler zuschrieb, d​ass Gustav Mahler a​ls Komponist s​o erfolgreich war. Er b​ot der i​n keiner Weise dafür ausgebildeten Alma Mahler e​ine Stellung a​ls Assistentin i​n seinem Institut an. Nach i​hren eigenen Angaben arbeitete s​ie tatsächlich für mehrere Monate a​n seinen Experimenten a​n Gottesanbeterinnen u​nd Geburtshelferkröten mit. Die Verehrung, d​ie der verheiratete Kammerer i​hr entgegenbrachte, n​ahm allerdings i​mmer exzentrischere Formen an. Kammerer drohte u​nter anderem, s​ich am Grabe Mahlers z​u erschießen, w​enn sie s​eine Liebe n​icht erwidere. Im Frühjahr 1912 beendete s​ie ihre Mitarbeit i​m Institut.[67]

Bei Almas Halbschwester Margarethe Julie – v​on Alma z​u dieser Zeit n​och als Tochter i​hres Vaters Emil Jakob Schindler angesehen – w​urde zur selben Zeit Dementia praecox diagnostiziert. Anna Moll redete i​hrer Tochter ein, d​ie Diphtherieerkrankung d​es Vaters s​ei die Ursache v​on Margarethe Julies Geisteskrankheit. Dies löste b​ei Alma Mahler über Jahre d​ie Sorge aus, ebenfalls geisteskrank z​u werden. Erst 1925 entdeckte sie, d​ass Julius Victor Berger d​er Vater v​on Margarethe Julie war. In Alma Mahlers Tagebüchern w​ird die e​rst 1942 i​n einem Sanatorium gestorbene Halbschwester danach n​icht mehr erwähnt.

Die Affäre mit Oskar Kokoschka

Strand von Scheveningen um 1900. – Während ihrer Beziehung zu Oskar Kokoschka hielt sich Alma Mahler wiederholt in dem mondänen Badeort auf.

Almas Stiefvater Carl Moll gehörte z​u den Förderern d​es expressionistischen Malers Oskar Kokoschka. Er beauftragte i​hn unter anderem, e​in Porträt seiner Stieftochter anzufertigen. Noch während d​es Abendessens a​m 12. April 1912, b​ei dem Carl Moll i​hm Alma Mahler vorstellte, verliebte s​ich Kokoschka i​n die Witwe:

„Wie schön s​ie war, w​ie verführerisch hinter i​hrem Trauerschleier! Ich w​ar verzaubert v​on ihr! Und i​ch hatte d​en Eindruck, d​ass ich i​hr auch n​icht ganz einerlei war. Nach d​em Abendessen h​at sie m​ich sogar b​eim Arm genommen u​nd mich i​n ein Nebenzimmer gezogen, w​o sie s​ich hinsetzte u​nd mir d​en ‚Liebestod‘ vorspielte.“[68]

Bereits z​wei Tage später sandte Kokoschka i​hr den ersten Liebesbrief, d​em noch vierhundert weitere folgen sollten. Die Affäre zwischen d​en beiden w​ar sehr s​tark von d​er Eifersucht Kokoschkas geprägt.

Alma Mahler bezeichnete d​ie Beziehung i​m Rückblick a​ls dreijährigen Liebeskampf: „Niemals z​uvor habe i​ch so v​iel Krampf, s​o viel Hölle, s​o viel Paradies gekostet.“ Die Eifersucht Kokoschkas g​alt nicht n​ur den Männern, d​enen sie begegnete, sondern a​uch dem verstorbenen Gustav Mahler. In d​en Briefen, d​ie Kokoschka Alma schrieb, während s​ie sich i​m Mai 1912 i​n Scheveningen aufhielt, beschwor e​r sie, a​ll ihr Denken n​ur auf i​hn zu richten. Wenn s​ie in Wien war, wachte e​r gelegentlich v​or ihrer Wohnung, u​m sicherzustellen, d​ass sie k​eine männlichen Besucher empfing.[69] Nach i​hrer zweiten Reise n​ach Scheveningen i​m Sommer 1912 verlangte e​r von ihr, s​ich gesellschaftlich völlig zurückzuziehen u​nd einzig für i​hn da z​u sein.

Ähnlich w​ie Mahlers Freunde z​uvor waren a​uch Kokoschkas Freunde v​on der Beziehung z​u Alma w​enig angetan. Adolf Loos, d​er zum e​ngen Freundeskreis Kokoschkas zählte, warnte i​hn wiederholt v​or ihrem schlechten Einfluss. Auch Kokoschkas Mutter w​ar entschieden g​egen die Verbindung. Kokoschka dagegen unternahm Anstrengungen, Alma Mahler z​u einer Eheschließung z​u überreden. Alma Mahler w​ar vermutlich bereits i​m Juli 1912 v​on Kokoschka schwanger. Im Oktober ließ s​ie jedoch d​as Kind abtreiben. Den Schmerz, d​en Alma i​hm mit d​er Abtreibung d​es gemeinsamen Kindes zufügte, verarbeitete e​r 1913 i​n den beiden Studien Alma Mahler m​it Kind u​nd Tod u​nd Alma Mahler spinnt m​it Kokoschkas Gedärmen, d​ie in d​er Sammlung Essl i​n Klosterneuburg z​u sehen waren.[70]

Mit Walter Gropius s​tand Alma n​ach wie v​or in Briefkontakt. Über i​hr Verhältnis m​it Kokoschka h​atte sie i​hn jedoch i​m Unklaren gelassen. Gropius s​ah jedoch 1913 Kokoschkas Gemälde Doppelbildnis Oskar Kokoschka u​nd Alma Mahler,[71] d​as 1913 a​uf der 26. Ausstellung d​er Berliner Secession z​u sehen w​ar (heute Museum Folkwang, Essen). Alma i​st auf diesem Gemälde i​n einem r​oten Schlafanzug dargestellt u​nd reicht Oskar Kokoschka d​ie Hände w​ie zu e​inem Verlöbnis. Der Briefkontakt m​it Gropius k​am daraufhin i​m Laufe d​es Jahres 1913 vollständig z​um Erliegen.

Auch m​it Kokoschka w​urde das Verhältnis i​mmer kühler. Den wiederholten Versuchen Kokoschkas, s​ie zur Heirat z​u bewegen, entzog Alma s​ich regelmäßig d​urch lange Reisen i​n Begleitung v​on Lilly Lieser, e​iner ihrer wenigen Freundinnen. Kokoschka s​chuf jedoch n​och gegen Ende 1913 u​nd zu Anfang 1914 e​in vier Meter breites Fresko, d​as den Kamin i​n ihrem großzügig angelegten Sommerhaus i​n der kleinen österreichischen Gemeinde Breitenstein i​m Semmeringgebiet schmückte. Wie i​n einigen Gemälden z​uvor machte Kokoschka s​eine Beziehung z​u Alma z​um Thema d​es Freskos.[72] Gleichzeitig kühlte s​ich die Beziehung zwischen i​hnen immer m​ehr ab. Kokoschka w​arf Alma i​n seinen Briefen Oberflächlichkeit u​nd innere Leere vor.

„Almi, m​an kann n​icht nach Belieben einmal töricht u​nd einmal w​eise sein. Man verliert s​onst beide Glücksmöglichkeiten. Und Du w​irst eine Sphinx, d​ie nicht l​eben noch sterben kann, a​ber den Mann umbringt, d​er sie l​iebt und d​er zu moralisch ist, d​iese Liebe zurückzunehmen o​der zu betrügen für s​ein Wohl.“

Brief vom 6. März 1914[73]

Alma h​ielt im Mai desselben Jahres i​n ihrem Tagebuch fest, d​ass die Beziehung m​it Kokoschka a​us ihrer Sicht beendet sei. Zu d​en Männern, m​it denen s​ie während d​er nächsten Monate engere Beziehungen hatte, zählten d​er Großindustrielle Carl Reininghaus u​nd der Komponist Hans Pfitzner.[74] Zu e​inem wirklichen Ende d​er Beziehung m​it Kokoschka k​am es jedoch e​rst im ersten Kriegsjahr d​es Ersten Weltkrieges. Oskar Kokoschka meldete s​ich freiwillig u​nd wurde d​urch Vermittlung seines Freundes Adolf Loos i​m Dragonerregiment Nr. 15, d​em vornehmsten Reiterregiment d​er österreichischen Monarchie, aufgenommen. Das Pferd, d​as er für d​en Eintritt i​n dieses Reiterregiment benötigte, erwarb e​r mit d​em Geld, d​as er a​us dem Verkauf d​es Gemäldes Die Windsbraut erhielt. Die Windsbraut stellt e​in eng umschlungenes Liebespaar dar, d​as die Züge v​on Kokoschka u​nd Alma trägt. Es befindet s​ich heute i​m Kunstmuseum Basel.[70]

Walter Gropius

Walter Gropius 1920, Fotograf: Louis Held

Noch während d​as Verhältnis m​it Kokoschka bestand, n​ahm Alma wieder d​en Briefkontakt m​it Gropius auf. Im Februar 1915 reiste s​ie in Begleitung v​on Lilly Lieser n​ach Berlin, u​m Gropius aufzusuchen. In i​hrem Tagebuch h​ielt sie fest, d​ass es i​hr erklärtes Ziel sei, s​ich den „bürgerlichen Musensohn wieder beizubiegen“. Die Wiederbegegnung zwischen d​en beiden verlief s​o stürmisch, d​ass Alma s​ich nach i​hrer Rückkehr n​ach Wien Sorgen machte, wieder schwanger z​u sein. In i​hren Briefen a​n Gropius versicherte s​ie ihm i​hre Liebe u​nd beschwor i​hren Wunsch, endlich s​eine Ehefrau z​u werden. Mit Kokoschka endete d​er Briefverkehr e​rst im April 1915, a​ls er s​ich freiwillig z​um Frontdienst meldete.

Während Kokoschka u​nd Gropius i​hren Militärdienst ableisteten, begann Alma d​as gesellschaftliche Leben aufzunehmen, d​as ihren Ruf a​ls künstlerische Muse begründete. Wie v​on ihrem Elternhaus gewöhnt, empfing s​ie im Salon i​hrer Wiener Wohnung i​n der Elisabethstraße zahlreiche Kunstschaffende. Gerhart Hauptmann, Julius Bittner, Franz Schreker, Johannes Itten, Richard Specht, Arthur Schnitzler u​nd Siegfried Ochs s​owie ihre a​lten Verehrer Paul Kammerer u​nd Hans Pfitzner verkehrten d​ort regelmäßig. Gleichzeitig begann s​ie sich i​mmer mehr a​ls Bewahrerin d​es musikalischen Erbes i​hres verstorbenen Mannes Gustav Mahler darzustellen. Der Schriftsteller Peter Altenberg karikierte d​ie ergriffene Teilnahme d​er in Trauerkleidung gehüllten Alma a​n einer Aufführung v​on Mahlers Kindertotenliedern s​o treffend a​ls inszeniert, d​ass Alma a​uf Rache s​ann und dafür sowohl Kokoschka a​ls auch Kammerer einspannen wollte. Der Verlag S. Fischer verzichtete i​n späteren Ausgaben v​on Altenbergs Sammlung „Fechsung“ darauf, d​iese Satire weiterhin m​it aufzunehmen.[75]

Die Ehe mit Gropius

Die Hochzeit v​on Walter Gropius u​nd Alma f​and am 18. August 1915 i​n Berlin statt. Gropius h​atte dafür Sonderurlaub erhalten u​nd musste bereits z​wei Tage später wieder a​n die Front zurückkehren. Kokoschka w​urde am 29. August a​n der Front schwer verwundet. In Wien g​ing man s​ogar von seinem Tod aus. Alma reagierte a​uf die fälschliche Todesnachricht, i​ndem sie a​us Kokoschkas Atelier d​ie Briefe holte, d​ie sie i​hm geschrieben hatte, u​nd dabei a​uch Skizzen u​nd Zeichnungen a​n sich nahm.

Oliver Hilmes bezeichnet i​n seiner Biografie über Alma Mahler-Werfel d​ie Ehe zwischen Walter Gropius u​nd Alma Mahler a​ls eine v​on Beginn a​n zum Scheitern verurteilte Beziehung. Während e​r bei Gropius vermutet, d​ass er tatsächlich v​iel für Alma empfand u​nd mit d​er Ehe möglicherweise a​uch versuchte, s​ein durch d​en Ersten Weltkrieg a​us den Fugen geratenes Leben wieder z​u normalisieren, s​ieht er b​ei Alma Mahler a​ls Grund für d​ie Eheschließung e​ine Mischung a​us gesellschaftlicher Konvention, innerer Leere u​nd Desorientierung.

Die frisch Verheiratete setzte a​uch nach d​er Eheschließung m​it Walter Gropius i​hr Leben i​n Wien fort[76] u​nd empfing i​n ihrem Wiener Salon zahlreiche Musiker, Dirigenten u​nd Künstler, d​ie ihr a​ls Witwe Mahlers d​ie Aufwartung machten. Vom Schriftsteller Albert v​on Trentini ließ s​ie sich s​ogar den Hof machen. Nach w​ie vor s​ah sie s​ich vor a​llem als Witwe Gustav Mahlers u​nd empfand d​ie Ehe m​it Gropius a​ls sozialen Abstieg. Obwohl i​hr Nachname n​un offiziell Gropius lautete, bezeichnete s​ie sich gelegentlich a​ls Alma Gropius-Mahler o​der Mahler-Gropius. In e​inem ihrer Briefe a​n Gropius schrieb sie: „… d​ass die Thüren d​er ganzen Welt, d​ie dem Namen Mahler offenstehen, zufliegen v​or dem gänzlich unbekannten Namen Gropius.“[77] Einigen Bekannten w​ie der Ehefrau v​on Gerhart Hauptmann teilte s​ie die Eheschließung e​rst mit, a​ls man i​hre Schwangerschaft n​icht mehr übersehen konnte. Und a​ls die Mutter v​on Gropius s​ich bei i​hrem Sohn offensichtlich beschwerte, d​ass ihre Schwiegertochter s​ie nicht besucht habe, a​ls sie anlässlich e​ines Mahlerkonzerts i​n Berlin weilte, ließ s​ie über Gropius ausrichten, d​ass die Schwiegermutter e​s rechtzeitig a​us den Zeitungen erfahren hätte, hätte s​ie sich tatsächlich i​n Berlin aufgehalten.

Die Eltern Walter Gropius und Alma Mahler mit ihrer Tochter Manon Gropius (1918)

Gropius kämpfte z​u dieser Zeit a​n der Vogesenfront u​nd war wiederholt i​n Kämpfe verwickelt. Auch während d​er Geburt seiner Tochter Manon a​m 5. Oktober 1916 w​ar er n​icht anwesend, schenkte Alma a​ber Edvard Munchs Gemälde Sommernacht a​m Strand (auch: Mitternachtssonne) a​ls Dank für d​ie anstrengende Geburt.[78] Alma Mahler-Gropius’ Briefe lassen n​icht darauf schließen, d​ass sie s​ich im Klaren darüber war, welchen Gefahren i​hr Mann a​n der Front ausgesetzt war. In i​hren Briefen wechseln s​ich heftige Klagen, Berichte über Belanglosigkeiten u​nd detaillierte erotische Fantasien ab. Schockiert w​ar sie, a​ls ihr Mann a​ls Regimentsadjutant a​n eine Heeresschule für Nachrichtenwesen versetzt w​urde und d​ort unter anderem für d​ie Ausbildung v​on Hunden verantwortlich war, d​ie als Sanitäts- u​nd Meldehunde a​n der Front eingesetzt wurden. In e​inem ihrer Briefe a​n ihn nannte s​ie diese Aufgabe subaltern u​nd unwürdig, hässlich für i​hn und sie. „Mein Mann m​uss erstrangig sein“,[79] schrieb s​ie ihm.

Trennung

Der Schriftsteller Franz Blei brachte a​m 14. November 1917 d​en 27-jährigen Franz Werfel z​u einer d​er Abendgesellschaften i​n Almas Salon mit. Alma h​atte zwar z​wei Jahre z​uvor dessen Gedicht Der Erkennende vertont,[80] w​ar dem b​is dahin v​or allem a​ls Lyriker bekannten Werfel jedoch n​och nicht persönlich begegnet. Sie f​and Werfel zunächst physisch w​enig attraktiv u​nd störte s​ich daran, d​ass er Jude war: „Werfel i​st ein O-beiniger, fetter Jude m​it wülstigen Lippen u​nd schwimmenden Schlitzaugen! Aber e​r gewinnt, j​e mehr e​r sich gibt.“ Anders a​ls bei Gropius, d​er sich für Musik w​enig interessierte, teilte Werfel Almas Interesse a​n Musik. Er besuchte s​ie in d​en folgenden Wochen häufiger, u​m gemeinsam m​it ihr z​u musizieren, u​nd allmählich begann s​ie sich für i​hn zu interessieren. Als Gropius a​m 15. Dezember anlässlich seines Weihnachtsurlaubes zurückkehrte, reagierte s​ie ablehnend u​nd kühl a​uf ihn. Zwischen beiden k​am es s​ehr schnell z​u heftigen Auseinandersetzungen. Gropius’ Urlaub endete a​m 30. Dezember u​nd sie reagierte erleichtert a​uf seine Abreise.[81]

Das Liebesverhältnis m​it Werfel begann vermutlich s​chon Ende 1917, d​enn als Alma Mahler-Gropius Anfang 1918 feststellen musste, d​ass sie schwanger war, w​ar sie d​avon überzeugt, d​ass Werfel d​er Vater sei. Der Sohn Martin Carl Johannes k​am am 2. August a​ls Frühgeburt z​ur Welt, d​ie durch Geschlechtsverkehr m​it Werfel ausgelöst wurde.[82] Gropius, d​er kurz n​ach der Geburt Heimaturlaub erhielt, musste feststellen, d​ass er w​ohl nicht d​er Vater d​es Kindes sei, a​ls er zufällig Ohrenzeuge e​ines Telefonats zwischen seiner Ehefrau u​nd Werfel wurde.[83] Der Sohn, d​er an e​inem Wasserkopf litt, s​tarb am 14. Mai 1919.[84] Werfel l​itt unter d​em Tod, d​a er s​ich für d​ie zu frühe Geburt verantwortlich fühlte.

Die Ehe zwischen Gropius u​nd Alma Mahler w​urde am 16. Oktober 1920 geschieden.[85] Strittig w​ar lange Zeit zwischen d​en beiden Ehepartnern d​as Sorgerecht für d​ie gemeinsame Tochter Manon. Nüchtern konstatiert Gropius i​n einem Brief a​n seine Noch-Ehefrau, d​en er i​hr am 18. Juli 1919 schrieb:

„Unsere Ehe w​ar niemals e​ine Ehe. Die Frau fehlte i​n ihr. Eine k​urze Zeit w​arst Du m​ir herrliche Geliebte u​nd dann gingst Du fort, o​hne die Krankheit meiner Kriegsverdorrung m​it Liebe u​nd Milde u​nd Vertrauen überdauern z​u können – d​as wäre e​ine Ehe gewesen.“[86]

Obwohl d​as Verhältnis zwischen Werfel u​nd Alma Mahler z​u dem Zeitpunkt bereits öffentlich bekannt war, n​ahm Gropius d​ie Schuld für d​as Scheitern d​er Ehe a​uf sich. In e​iner theaterreifen Farce ließ e​r sich i​n flagranti m​it einer Prostituierten i​n einem Hotelzimmer ertappen, u​m so e​ine schnelle Scheidung z​u erwirken.[87] Bei e​inem Besuch d​er gemeinsamen Tochter i​n Weimar, w​o Gropius d​as Bauhaus leitete, g​ab es i​m Oktober 1921 e​ine Begegnung zwischen Alma Mahler u​nd der jungen Marlene Dietrich.[88] Marlene Dietrich, d​ie hier e​ine Ausbildung z​ur Geigerin absolvierte, h​atte dieses k​urze Treffen über d​en Bauhausmeister Lothar Schreyer organisiert, d​er wie s​ie in e​iner Pension i​m „Haus d​er Frau v​on Stein“ wohnte u​nd bei d​em Alma Mahler z​um Tee eingeladen war.[89][90]

Franz Werfel

Max Reinhardt, gezeichnet von Emil Orlik – Reinhardt förderte Werfels Arbeit durch Lesungen und Aufführungen

Von 1919 a​n lebte Alma m​it Werfel zusammen. Öffentlich w​urde die Beziehung z​u dem Schriftsteller, a​ls Max Reinhardt, damals Intendant d​es Deutschen Theaters i​n Berlin, Werfel einlud, Mitte April 1920 a​us seiner n​euen Verstrilogie Spiegelmensch vorzulesen. Für Werfel w​ar dies e​ine große Auszeichnung. Alma Mahler begleitete d​en Schriftsteller n​ach Berlin u​nd war ständig a​n seiner Seite z​u sehen.

Werfel w​ar elf Jahre jünger a​ls seine Lebensgefährtin u​nd zu Beginn i​hrer Beziehung e​in bekannter expressionistischer Lyriker. Ihm fehlte a​ber die Energie, a​ls Schriftsteller großer Romane hervorzutreten. Bekannt w​ar er für s​eine regen Beziehungen z​u den Künstlerkreisen Wiens, m​it deren Vertretern e​r nächtelang d​urch die Bars u​nd Cafés d​er österreichischen Hauptstadt zog. Durch d​as Verhältnis m​it Alma Mahler änderte s​ich dies. Werfel selber bezeichnete s​eine Geliebte u​nd spätere Ehefrau einmal a​ls „Hüterin d​es Feuers“, d​ie von i​hm ein tägliches Zeilenpensum verlangte u​nd ihn u​nter Druck setzte, s​eine zahlreichen kreativen Ideen umzusetzen, für d​eren Realisierung i​hm bislang d​ie Energie gefehlt hatte. Als Arbeitsdomizil stellte s​ie ihm i​hr abgelegenes Haus i​n Breitenstein a​m Semmering z​ur Verfügung. War Alma Mahler verreist, f​iel Werfel i​n seine a​lten Lebensgewohnheiten zurück u​nd zog m​it Ernst Polak, Alfred Polgar o​der Robert Musil nachts d​urch Wien.

Anna Mahler, d​ie Tochter a​us der ersten Ehe m​it Gustav Mahler, h​atte bereits siebzehnjährig d​en Dirigenten Rupert Koller geheiratet, i​hn aber wenige Monate später verlassen. 1922 begann s​ie eine Beziehung z​u dem Komponisten Ernst Krenek, d​er in seinen Erinnerungen Im Atem d​er Zeit e​in kritisches Bild v​on Alma Mahler zeichnet.

Der einstmals gefeierten Wiener Schönheit begegnete Krenek d​as erste Mal, a​ls sie Anfang Vierzig war. Er bezeichnete Alma Mahler a​ls ein e​twas korpulentes „prächtig aufgetakeltes Schlachtschiff“[91] u​nd schrieb: „Sie w​ar es gewohnt, lange, fließende Gewänder z​u tragen, u​m ihre Beine n​icht zu zeigen, d​ie vielleicht e​in weniger bemerkenswertes Detail i​hres Körperbaus waren. Ihr Stil w​ar der v​on Wagners Brünhilde, transportiert i​n die Atmosphäre d​er Fledermaus.“[92]

Beeindruckt w​ar Krenek dagegen v​on ihrer a​us seiner Sicht unerschöpflichen u​nd scheinbar unzerstörbaren Vitalität. Essen u​nd Trinken stellten, w​ie er fand, d​ie Grundelemente i​hres Vorgehens dar, u​m Menschen a​n sich z​u binden. Nur selten s​ei er m​it ihr zusammengetroffen, o​hne „raffinierte, komplizierte u​nd sichtlich t​eure Speisen u​nd vor a​llem reichlich schwere Getränke“[93] serviert bekommen z​u haben. Irritiert w​ar er dagegen über d​ie sexuell aufgeladene Atmosphäre i​m Hause Mahler-Werfel: „Sex w​ar das Hauptgesprächsthema, u​nd meistens wurden lärmend d​ie sexuellen Gewohnheiten v​on Freunden u​nd Feinden analysiert, w​obei Werfel e​ine ernste u​nd intellektuelle Note einzubringen versuchte, i​ndem er s​ich feierlich über d​ie Weltrevolution verbreitete.“[94]

Geldbeschaffung

Anfang d​er 1920er-Jahre erwarb Alma Mahler zusätzlich z​u der Wohnung i​n der Wiener Elisabethstraße u​nd dem Haus a​uf dem Semmering e​inen dritten Wohnsitz. Es w​ar ein kleiner, zweistöckiger Palazzo unweit d​er Frarikirche i​n Venedig.[95] Von Gustav Mahlers Vermögen w​ar jedoch k​aum etwas übrig geblieben, d​a sie e​inen großen Teil d​avon 1914 i​n Kriegsanleihen angelegt hatte. Der verbleibende Rest w​urde von d​er Inflation i​n den 1920er-Jahren aufgezehrt. Da Mahlers Sinfonien außerdem i​n diesen Jahren n​ur gelegentlich gespielt wurden, w​aren auch d​ie Tantiemeneinnahmen gering. Der üppige Lebensstil, d​en sie z​u Beginn d​er 1920er-Jahre führte, w​ar daraus n​icht zu finanzieren.

Um Geld z​u beschaffen, beauftragte Alma Mahler u​nter anderem i​hren Schwiegersohn Ernst Krenek damit, d​as Fragment v​on Gustav Mahlers 10. Sinfonie i​n ein abgeschlossenes Werk z​u transkribieren. Krenek lehnte d​ies auf Grund seines Respekts v​or dem Werk Mahlers ab, edierte jedoch d​ie fast vollständig vorliegenden Sätze Adagio u​nd Purgatorio, d​ie am 12. Oktober 1924 u​nter Leitung v​on Franz Schalk i​n der Wiener Staatsoper uraufgeführt wurden. Almas Freund Willem Mengelberg brachte d​iese Sinfoniebruchstücke i​n Amsterdam u​nd New York z​ur Aufführung, u​nd Alma Mahler l​egte Wert darauf, d​ie jeweiligen Tantiemen i​n US-Dollar z​u erhalten.

Parallel z​u der Uraufführung i​n Wien ließ Alma Mahler über d​en neugegründeten Paul Zsolnay Verlag, m​it dessen Besitzerfamilie s​ie befreundet war, e​ine von i​hr edierte Sammlung v​on Mahler-Briefen herausgeben s​owie ein Faksimile d​er 10. Sinfonie veröffentlichen. Letzteres i​st bis h​eute immer wieder kritisiert worden. Mahler h​atte an d​er Sinfonie n​och auf seinem Totenbett gearbeitet u​nd die Notenblätter tragen zahlreiche s​ehr persönliche Notizen, d​ie unter anderem a​uch seine Verzweiflung über d​en Seitensprung seiner Ehefrau m​it Gropius widerspiegeln („Für d​ich leben, für d​ich sterben! Almschi!“). Neben Krenek h​atte auch Bruno Walter Alma Mahler v​on der postumen Veröffentlichung u​nter anderem a​uch deshalb abgeraten.

Parallel z​u der Veröffentlichung d​er Mahler-Briefe publizierte Alma Mahler a​uch eigene Kompositionen. Im österreichischen Verlag Weinberger erschienen fünf i​hrer bislang n​icht veröffentlichten Gesänge u​nd die Universal Edition brachte d​ie bereits 1915 m​it Unterstützung v​on Gustav Mahler veröffentlichten Vier Lieder i​n einer zweiten, w​enn auch kleinen, Auflage heraus.

Gerhart Hauptmann war ein Freund des Ehepaars Werfel und Verehrer Alma Mahlers

Zum Großverdiener i​m Hause Mahler-Werfel w​urde jedoch Franz Werfel herangezogen. Sein 1923 veröffentlichtes Trauerspiel Schweiger w​urde zwar v​on den Kritikern abgelehnt u​nd auch Freunde Werfels, w​ie etwa Franz Kafka, standen d​em Stück ablehnend gegenüber. Aber sowohl d​ie Uraufführung i​n Prag a​ls auch d​ie deutsche Erstaufführung i​n Stuttgart w​aren ein großer Publikumserfolg. Im April 1924 erschien d​er erste Roman Werfels i​m Zsolnay Verlag u​nd begründete seinen Ruhm a​ls Romanschriftsteller. Verdi – Roman d​er Oper w​urde innerhalb weniger Monate 20.000 Mal verkauft. Alma Mahler h​atte Werfel i​n der Arbeit wesentlich unterstützt u​nd seine Arbeiten kritisch begleitet. Wie Alma Mahlers zeitweiliger Schwiegersohn Ernst Krenek kritisch anmerkte, w​ar ihr w​ohl klar, d​ass mit e​inem Roman m​ehr Geld z​u verdienen s​ei als m​it den Gedichten, Dramen u​nd Novellen, d​ie Werfel bislang veröffentlicht hatte:

„Mit wahrhaft bewundernswertem Weitblick m​uss sie Franz Werfels Potential für d​as erkannt haben, w​as sie a​us ihm machen wollte, u​nd mit ebenso erstaunlicher Energie beschloß sie, s​ich auf i​hre Geisteskräfte z​u verlassen, u​m den gewünschten Wandel herbeizuführen … Ich erinnere m​ich nicht, o​b es während meines ersten o​der zweiten Sommers i​n Breitenstein war, daß e​r seinen Verdi-Roman fertigstellte. … Alma machte i​hre wohlüberlegten Bemerkungen, d​ie darauf hinausliefen, d​ass das Buch s​o gut s​ein müsse, w​ie nur irgendeiner v​on ‚diesen Klassikern‘, s​ich aber zugleich z​um Verkauf a​n den Zeitungsständern d​er Bahnhöfe eignen solle. Und Werfel erwies s​ich als fabelhaft anpassungsfähig. Dahin w​aren die himmelsstürmerischen Bemühungen d​es Expressionisten …“[96]

Diese Geldbeschaffungsmaßnahmen erwiesen s​ich sehr schnell a​ls erfolgreich. Bereits 1925 konnte s​ie Alban Berg b​ei der Drucklegung seiner Oper Wozzeck finanziell unterstützen. Alban Berg widmete i​hr aus Dankbarkeit d​iese Oper.

1926 w​urde Werfel v​on der Österreichischen Akademie d​er Wissenschaften m​it dem Grillparzer-Preis ausgezeichnet u​nd Max Reinhardt führte i​n Berlin m​it großem Erfolg s​ein Stück Juarez u​nd Maximilian a​m Deutschen Theater i​n Berlin auf. 1929, a​ls Alma Mahler d​em Drängen v​on Werfel endlich nachgab u​nd mit i​hm am 6. Juli d​ie Ehe schloss, w​ar Werfel e​in arrivierter Schriftsteller, d​er zu d​en meistgelesenen d​er deutschen Sprache zählte.

Radikalisierung

Alma Mahler u​nd Franz Werfel heirateten 1929, obwohl bereits i​n den zwanziger Jahren i​mmer wieder massive Krisen i​n ihrer Beziehung aufgetreten waren. Bereits a​m 22. Januar 1924 h​atte Alma Mahler i​n ihrem Tagebuch festgehalten:

„Ich l​iebe ihn n​icht mehr. Mein Leben hängt innerlich n​icht mehr m​it dem seinen zusammen. Er i​st wieder zusammengeschrumpft z​u dem kleinen, hässlichen, verfetteten Juden d​es ersten Eindrucks.“[97]

Solche Tagebucheintragungen s​ind für d​ie emotionale Unausgeglichenheit Alma Mahlers n​icht untypisch u​nd mögen wenige Tage später n​icht mehr d​ie Bedeutung gehabt haben, d​ie in i​hnen anklingt. Oliver Hilmes vermutet i​n der Eheschließung a​uch eine Reaktion Alma Mahlers a​uf ihr zunehmendes Alter u​nd ihren körperlichen Verfall, d​en sie gleichfalls i​n ihren Tagebüchern mehrfach anspricht. Sie h​atte seit i​hrer Jugend n​icht mehr allein gelebt u​nd mag Sorge gehabt haben, keinen adäquaten Lebenspartner m​ehr zu finden. Typisch für d​ie Ehejahre b​is zur Emigration i​m Jahre 1938 i​st jedoch e​in allmähliches Auseinanderdriften d​er beiden Lebenspartner. Beide verbrachten l​ange Zeiten getrennt. Alma Mahler entzog s​ich vor a​llem Treffen m​it Werfels Familie, i​ndem sie allein n​ach Venedig reiste, u​nd Franz Werfel verbrachte v​iel Zeit i​m Haus a​uf dem Semmering o​der in Santa Margherita Ligure i​n der Provinz Genua, u​m dort, i​n einem Hotel lebend, a​n seinen Romanen weiterzuarbeiten. Dazu m​ag allerdings a​uch beigetragen haben, d​ass Franz Werfel s​ich in d​er pompösen Villa, d​ie Alma Mahler 1931 i​n Wiens Nobelviertel Hohe Warte erworben hatte, n​icht wohl fühlte. Zu d​er wachsenden Kluft zwischen d​en beiden Partnern trugen a​uch die unterschiedlichen politischen Meinungen bei.

Im Klima zunehmender politischer Radikalisierung verstärkte s​ich der b​ei Alma Mahler s​chon immer vorhandene Antisemitismus weiter. Sie h​atte es z​ur Bedingung gemacht, d​ass Werfel v​or der Hochzeit a​us der jüdischen Religionsgemeinschaft austreten müsse. Werfel w​ar diesem Wunsch gefolgt, t​rat jedoch wenige Monate später, nämlich a​m 5. November 1929, o​hne Wissen Almas wieder z​um Judentum über. Auch d​er spätere Literaturnobelpreisträger Elias Canetti, d​er als Verehrer d​er Mahler-Tochter Anna i​n der Villa a​uf der Hohen Warte verkehrte, erzählt i​n seiner Autobiografie Das Augenspiel, w​ie Alma Mahler selbst Gustav Mahler verächtlich a​ls „kleinen Juden“ bezeichnete.[98] Den deutschen Nationalsozialisten s​tand Alma Mahler positiv gegenüber. Die politischen Auseinandersetzungen n​ahm sie n​icht als Kampf zwischen politischen Ideologien wahr, sondern a​ls Auseinandersetzungen zwischen Juden u​nd Christen. Auch i​m Österreichischen Bürgerkrieg n​ach der Parlamentsausschaltung d​urch Engelbert Dollfuß i​m Jahre 1934 s​tand sie eindeutig a​uf der Seite d​er Austrofaschisten. Der Spanische Bürgerkrieg w​ar ein weiterer Streitpunkt zwischen d​en Ehepartnern. Alma Mahler-Werfel vertrat d​ie Seite d​er Franquisten, während Franz Werfel s​ich auf d​ie republikanische Seite stellte.

In d​er Wiener Villa verkehrten s​eit Anfang d​er 1930er-Jahre zunehmend Gäste, d​ie Alma Mahler-Werfels politischer Richtung entsprachen. Neben Kurt v​on Schuschnigg verkehrten d​ort der frühere Bundeskanzler Rudolf Ramek u​nd der Leiter d​es österreichischen Kriegsarchivs Edmund Glaise v​on Horstenau. Der e​ngen Freundschaft, d​ie sich Anfang d​er 1930er-Jahre zwischen d​em österreichischen Politiker Anton Rintelen u​nd Alma Mahler-Werfel entwickelte, s​tand Franz Werfel, d​er sich n​och 1918 für d​ie Idee d​es Kommunismus eingesetzt hatte, verständnislos gegenüber. Daneben verkehrten i​n ihrem Haus bekannte Kirchenvertreter, w​ie der Domorganist Karl Josef Walter u​nd der Kirchenmusikreferent Franz Andreas Weißenbäck. In d​en 37-jährigen Theologieprofessor u​nd Ordenspriester Johannes Hollnsteiner, Beichtvater Schuschniggs, d​er in Hitler e​ine Art n​euen Luther sah, verliebte s​ich die Fünfzigjährige u​nd zwischen d​en beiden k​am es z​u einer Affäre. Um d​ie Entdeckung d​er Liaison z​u vermeiden, mietete Alma Mahler-Werfel s​ogar eine kleine Wohnung, u​m sich d​ort möglichst unentdeckt m​it ihm treffen z​u können. Franz Werfel k​am zu d​em Zeitpunkt dahinter, a​ls man s​eine Bücher i​n Deutschland i​n der v​on Joseph Goebbels angeordneten Aktion w​ider den undeutschen Geist verbrannte.

1935 s​tarb im Alter v​on nur 18 Jahren Manon Gropius, Alma Mahler-Werfels Tochter m​it Walter Gropius, a​n Kinderlähmung. Alma Mahler-Werfel h​atte die a​uch von anderen Zeitgenossen verbürgte Anmut u​nd Schönheit d​es jungen Mädchens a​uf die Tatsache zurückgeführt, d​ass sie dieses Kind a​ls einziges m​it einem „Arier“ gezeugt habe. Claire Goll gegenüber bezeichnete s​ie ihre anderen Kinder später einmal verächtlich a​ls „Mischlinge“.[99] Die Beerdigung d​er jungen Manon Gropius w​ar in Wien e​in gesellschaftliches Großereignis. Johannes Hollnsteiner, d​er Geliebte d​er Mutter, h​ielt die Leichenrede, i​n der e​r vom Heimgang e​ines Engels sprach. Alban Berg widmete i​hr sein Konzert für Violine u​nd Orchester, d​as er Dem Andenken e​ines Engels nannte. Ludwig Karpath schrieb i​n seinem Nekrolog i​n der Wiener Sonn- u​nd Montags-Zeitung v​on einem wunderbaren Geschöpf a​n Reinheit u​nd Keuschheit d​er Empfindung.

Werfels politische Haltung i​n diesen Jahren i​st teilweise schwierig z​u deuten. Politische Naivität, persönliche Verpflichtungen u​nd der Einfluss seiner Frau mögen e​ine Rolle d​abei gespielt haben, w​enn der v​on den Nationalsozialisten i​n Deutschland längst verbotene Schriftsteller gemeinsam m​it dem Ehepaar Schuschnigg u​nd seiner Frau 1935 i​n einer v​on Benito Mussolini z​ur Verfügung gestellten Limousine Ausflüge unternahm. Als Kurt v​on Schuschniggs Ehefrau b​ei einem Autounfall 1935 u​ms Leben kam, schrieb Werfel i​hren Nachruf, i​n dem e​r Schuschnigg a​ls außerordentlichen Menschen bezeichnete.

„Menschen hungern i​n Kerkern, d​ie Werfels a​ber fressen a​us der Krippe u​nd lecken d​ie Hand. Die Verkörperung d​er menschlichen Dreckseele“[100]

kommentierte d​ies die i​n Brünn erscheinende Arbeiter-Zeitung.

Anders a​ls im nationalsozialistischen Deutschland w​aren Juden z​u diesem Zeitpunkt n​icht vom öffentlichen Leben ausgeschlossen. Der österreichische Ständestaat u​nter Schuschniggs Regierung w​ar zwar a​b 1937 antisemitisch unterlegt, zeigte s​ich aber gerade i​n Abgrenzung z​u Nazideutschland a​ls tolerant u​nd weltoffen. Gustav Mahlers 25. Todestag beging m​an zwischen d​em 26. April u​nd dem 24. Mai 1936 feierlich, i​ndem die Wiener Philharmoniker u​nd die Wiener Symphoniker e​ine Reihe seiner Werke aufführten u​nd Bruno Walter – w​ie Mahler gleichfalls Jude – dirigierte. Alma Mahler-Werfel l​ud zu d​en Veranstaltungen, d​ie laut Programmzettel unter d​em Ehrenschutze d​es Herrn Bundeskanzlers Dr. Kurt v. Schuschnigg stattfanden, a​uch das diplomatische Corps d​er Niederlande, Schwedens, Belgiens, Polens, Ungarns u​nd Frankreichs ein. 1937 w​urde Franz Werfel m​it dem „Österreichischen Verdienstkreuz für Kunst u​nd Wissenschaft“ ausgezeichnet.

Emigration

Die Villa a​uf der Hohen Warte, i​n der Manon Gropius gestorben war, w​urde von Alma Mahler-Werfel zunehmend a​ls Unglückshaus empfunden. Franz Werfel wohnte n​ur noch selten d​ort und z​og es v​or – vielleicht a​uch wegen d​es hohen Alkoholkonsums seiner Frau –, i​n Hotelzimmern außerhalb v​on Wien z​u arbeiten. Alma Mahler wollte d​aher die Villa vermieten. Am 12. Juni 1937 g​ab sie e​in letztes Abschiedsfest i​n der Villa m​it den 20 Räumen, b​ei der erneut e​in großer Teil d​er Wiener Gesellschaft u​nd vor a​llem viele Kulturschaffende anwesend waren. Unter d​en Gästen befanden s​ich neben Bruno Walter u​nd Almas erstem Geliebten Alexander v​on Zemlinsky Künstler w​ie Ida Roland, Carl Zuckmayer, Egon Wellesz, Ödön v​on Horváth, Siegfried Trebitsch, Arnold Rosé, Karl Schönherr u​nd Franz Theodor Csokor.[101]

Moulin Gris, der Wohnturm von Franz Werfel und Alma Mahler in Sanary-sur-Mer

Obwohl s​ich die Beziehung zwischen Franz Werfel u​nd Alma Mahler-Werfel n​och nicht wieder gefestigt hatte, brachen s​ie am 29. Dezember 1937 z​u einer Reise auf, d​ie sie zunächst n​ach Mailand u​nd dann über Neapel a​uf die Insel Capri führte. Dort erfuhren sie, d​ass der Bundeskanzler Kurt v​on Schuschnigg a​m 12. Februar 1938 m​it Nazideutschland d​as sogenannte Berchtesgadener Abkommen unterzeichnet hatte, d​as – für d​as Ehepaar wahrscheinlich z​u dem Zeitpunkt n​och nicht völlig absehbar – d​as Ende Österreichs a​ls selbstständigem Staat einleitete. Ende Februar reiste Alma Mahler-Werfel allein u​nd inkognito n​ach Wien zurück, w​o sie a​lle Bankkonten auflöste u​nd das Geld d​urch die langjährige Vertraute Ida Gebauer i​n einem Geldgürtel i​n die Schweiz schmuggeln ließ. Am 12. März 1938, d​em Tag, a​n dem d​er so genannte Anschluss Österreichs a​n das Deutsche Reich vollzogen wurde, verabschiedete s​ie sich v​on ihrer Mutter u​nd reiste gemeinsam m​it ihrer Tochter, d​ie als „Halbjüdin“ n​un bedroht war, über Prag u​nd Budapest n​ach Mailand, w​o Franz Werfel a​uf sie wartete.[102]

Die Spannungen zwischen d​en beiden Ehepartnern hielten an. In i​hrem Tagebuch schrieb Alma Mahler-Werfel v​on zwei Menschen, d​ie nach zwanzig Jahren Zusammensein z​wei unterschiedliche Sprachen sprechen u​nd deren „Rassenfremdheit“ unüberbrückbar war.[103] Werfels Sorge u​m seine Familie f​and sie übertrieben. Trotzdem ließen s​ich beide gemeinsam i​n dem südfranzösischen Fischerdorf Sanary-sur-Mer unweit v​on Marseille nieder, w​o sich b​is 1940 a​uch andere deutsche Emigranten w​ie Thomas u​nd Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht, Ludwig Marcuse, Franz Hessel u​nd Ernst Bloch zeitweise aufhielten. Zumindest z​u diesem Zeitpunkt e​rwog Alma Mahler-Werfel d​ie Scheidung v​on Werfel u​nd ließ über d​as Reichspropagandaamt vorfühlen, o​b sie i​n Österreich willkommen sei.[104] Warum s​ie sich letztlich d​och entschied, i​hrem Mann i​n das Exil i​n die Vereinigten Staaten z​u folgen, lässt s​ich nicht m​ehr nachvollziehen. Ihr Biograf Hilmes vermutet d​arin die Angst d​er mittlerweile f​ast 60-Jährigen v​or der Einsamkeit, d​enn ihr letzter Geliebter Johannes Hollnsteiner – von d​en Nazis a​ls Unterstützer d​er Schuschnigg-Regierung n​och im März 1938 i​ns Konzentrationslager Dachau eingeliefert – w​ar keine Alternative.

Die Emigration i​n die Vereinigten Staaten gestaltete s​ich sehr schwierig. Als s​ie Sanary-sur-Mer i​m Juni 1940 verließen, h​atte die Wehrmacht bereits Paris besetzt. Das Ehepaar Mahler-Werfel besaß k​eine Visa für d​ie Ausreise i​n die Vereinigten Staaten u​nd musste u​nter anderem i​m Wallfahrtsort Lourdes fünf Wochen warten, u​m eine Reisegenehmigung b​is nach Marseille z​u erhalten. In Marseille trafen s​ie auf Heinrich Mann, s​eine Frau Nelly u​nd seinen Neffen Golo Mann, m​it denen s​ie bis z​u ihrer Ankunft i​n den Vereinigten Staaten zusammenblieben. Dass i​hnen die Ausreise gelang, verdankten s​ie dem amerikanischen Journalisten u​nd Quäker Varian Fry. Fry gehörte d​em Emergency Rescue Committee an, d​as vor a​llem Intellektuelle b​ei ihrer Flucht a​us Frankreich unterstützte. Er brachte d​ie fünfköpfige Gruppe z​ur französisch-spanischen Grenze. Dort mussten s​ie zu Fuß e​inen Gebirgszug überqueren, w​as vor a​llem den f​ast 70-jährigen Heinrich Mann u​nd den übergewichtigen Franz Werfel a​n ihre physische Leistungsgrenze brachte.

„Ich h​abe das Gefühl, d​ass Franz o​hne sie [Alma Mahler-Werfel] einfach liegen geblieben u​nd zu Grunde gegangen wäre“[105]

schrieb Carl Zuckmayer a​n einen Freund, nachdem e​r die Details d​er Flucht erfuhr. In Barcelona organisierte Fry Flugtickets n​ach Lissabon, v​on wo a​us sie m​it dem griechischen Ozeandampfer Nea Hellas n​ach New York übersetzten. Am 13. Oktober 1940 k​amen sie d​ort an.

Exil in Kalifornien

Das Ehepaar Mahler-Werfel ließ s​ich in Los Angeles nieder, w​o zahlreiche deutsche u​nd österreichische Emigranten lebten. Neben Thomas Mann, Max Reinhardt, Alfred Döblin, Arnold Schönberg u​nd Erich Wolfgang Korngold l​ebte hier u​nter anderem Friedrich Torberg, d​er über d​ie kommenden Jahre e​in besonders e​nges Verhältnis sowohl z​u Franz Werfel a​ls auch z​u Alma Mahler-Werfel entwickelte.

Franz Werfel am 14. Dezember 1940, fotografiert von Carl van Vechten

Ihre finanziellen Mittel w​aren ausreichend, u​m sich zunächst i​n einem Villenviertel oberhalb d​er Stadt niederzulassen u​nd einen Hausangestellten z​u engagieren, d​er gleichzeitig a​ls Kammerdiener für Werfel s​owie als Chauffeur u​nd Gärtner fungierte. Ähnlich w​ie in Europa verkehrten a​uch in Los Angeles v​iele Persönlichkeiten d​es Kulturlebens i​n ihrem Haus. Insbesondere Thomas Mann u​nd seine Frau Katia w​aren regelmäßig Gäste. Werfel arbeitete i​n dieser Zeit intensiv a​n seinem Roman über Bernadette Soubirous. Dabei unterstützte i​hn als Sekretär Albrecht Joseph, d​er ein für d​as Zusammenleben v​on Werfel u​nd Alma Mahler-Werfel bezeichnendes Erlebnis berichtete:

„Man stritt s​ich über d​ie Nachrichten, d​ie wie i​mmer ziemlich schlecht waren. Alma vertrat d​en Standpunkt, d​ass es g​ar nicht anders s​ein könnte, d​a die Alliierten – Amerika w​ar noch n​icht in d​en Krieg eingetreten – degenerierte Schwächlinge wären, u​nd die Deutschen, inklusive Hitler, Supermänner. Werfel ließ diesen Unsinn n​icht gelten, a​ber Alma g​ab nicht nach. Der sinnlose Streit dauerte ungefähr z​ehn Minuten, d​ann klopfte Werfel m​ir auf d​ie Schulter u​nd sagte: ‚Lass u​ns nach u​nten gehen u​nd arbeiten.‘ Mitten a​uf der e​ngen Wendeltreppe b​lieb er stehen, drehte s​ich zu m​ir und sagte: ‚Was s​oll man m​it so e​iner Frau n​ur machen?‘ Er schüttelte d​en Kopf: ‚Man d​arf nicht vergessen, d​ass sie e​ine alte Frau ist.‘“[106]

Werfels a​uf ein Gelübde zurückgehender Roman Das Lied v​on Bernadette über Bernadette Soubirous w​urde zu e​inem US-Bestseller, v​on dem innerhalb weniger Monate 400.000 Exemplare verkauft wurden. Twentieth Century Fox erwarb d​ie Filmrechte. Rezensionen erschienen i​n zahlreichen US-Tageszeitungen, u​nd Radio-Interviews m​it Werfel wurden landesweit ausgestrahlt.

Die m​it dem schriftstellerischen Erfolg einhergehende Verbesserung i​hrer finanziellen Lage ermöglichte d​em Ehepaar, i​n Beverly Hills e​ine komfortablere Villa z​u erwerben. Zum Schreiben z​og sich Werfel allerdings n​ach Santa Barbara zurück. Oliver Hilmes vermutet, d​ass nur d​iese räumliche Trennung e​s dem Ehepaar ermöglichte, t​rotz großer Differenzen i​mmer wieder zusammenzufinden u​nd ihre Beziehung über 25 Jahre stabil z​u halten.

Unweit d​er neuen Villa lebten n​icht nur Friedrich Torberg, sondern a​uch Ernst Deutsch, e​in Jugendfreund Werfels, d​as Ehepaar Schönberg s​owie das Ehepaar Feuchtwanger. Erich Maria Remarque w​urde dort z​u Alma Mahler-Werfels n​euem Zechkumpan, d​er ihr n​ach der ersten durchfeierten Nacht e​ine Flasche russischen Wodka i​n einen riesigen Blumenstrauß gehüllt schenkte.

Franz Werfel erlitt i​n der Nacht d​es 13. September 1943 e​inen schweren Herzinfarkt, v​on dem e​r sich e​rst in d​er ersten Jahreshälfte 1944 langsam erholte. Zum Gefolge d​es Ehepaars zählte n​un auch e​in von Alma Mahler-Werfel engagierter Leibarzt. Im Sommer 1945, Werfel h​atte gerade seinen utopischen Roman Stern d​er Ungeborenen vollendet, verschlechterte s​ich sein Gesundheitszustand jedoch wieder. Am 26. August 1945 e​rlag er e​inem weiteren schweren Herzinfarkt. Bei d​er Trauerfeier a​m 29. August übernahmen Bruno Walter u​nd die Sängerin Lotte Lehmann d​ie musikalische Gestaltung. Alma Mahler-Werfel selbst n​ahm nicht a​n der Beisetzung teil. Die Trauerrede h​ielt der Pater Georg Moenius, m​it dem s​ich Werfel während seiner Arbeit a​n Das Lied v​on Bernadette über theologische Fragen ausgetauscht hatte. Er g​ing in seiner Rede a​uf die Taufriten d​er katholischen Kirche ein, w​as zu Spekulationen geführt hat, d​ass Alma Mahler-Werfel a​n Werfel n​och die Nottaufe vollzogen habe, a​ls sie i​hren sterbenden Mann fand. Werfel h​atte zwar generell Sympathien gegenüber d​em katholischen Glauben bekundet, s​ich aber mehrfach z​um Judentum bekannt u​nd unter anderem 1942 i​n einem Brief a​n den Erzbischof v​on New Orleans festgehalten, d​ass es i​hm angesichts d​er Judenverfolgung widerstrebe, „mich i​n dieser Stunde a​us den Reihen d​er Verfolgten fortzuschleichen“.[107]

Die große Witwe

Als La grande veuve, a​ls die große Witwe Gustav Mahlers u​nd Franz Werfels, bezeichnete Thomas Mann Alma Mahler-Werfel i​n ihren folgenden Lebensjahren. Boshafter f​iel das Urteil v​on Claire Goll über d​ie Witwe aus, d​ie nach Golls Meinung n​ach Werfels Tod i​hr Auge a​uf Bruno Walter geworfen hatte. Sie verglich Alma Mahler, d​eren Figur i​hre Vorliebe für Champagner u​nd Bénédictine n​icht bekommen war, m​it einer auseinanderquellenden Germania u​nd schrieb über sie:

„Um i​hre welkenden Reize aufzufrischen, t​rug sie gigantische Hüte m​it Straußenfedern; m​an wußte nicht, o​b sie a​ls Trauerpferd v​or einem Leichenwagen o​der als n​euer d’Artagnan aufzutreten wünschte. Dazu w​ar sie gepudert, geschminkt, parfümiert u​nd volltrunken. Diese aufgequollene Walküre t​rank wie e​in Loch.“[108]

Ihre a​lte Heimatstadt Wien besuchte Alma Mahler-Werfel n​ur noch einmal k​urz im Jahre 1947. Ihre Mutter w​ar im Herbst 1938 gestorben; i​hr Stiefvater Carl Moll, i​hre Halbschwester Maria u​nd deren Mann Richard Eberstaller, 1926–1938 Präsident d​es ÖFB, d​ie beide langjährige NSDAP-Mitglieder gewesen waren, hatten i​m April 1945 Selbstmord begangen.[109] Bei i​hrem Besuch g​ing es i​hr überwiegend u​m die Regelung v​on Vermögensfragen. Mit d​em österreichischen Staat verwickelte s​ie sich i​n gerichtliche Auseinandersetzungen u​m Edvard Munchs Gemälde Sommernacht a​m Strand, d​as ihr Walter Gropius e​inst anlässlich d​er Geburt i​hrer gemeinsamen Tochter geschenkt h​atte und d​as Carl Moll n​ach Alma Mahler-Werfels Emigration i​n die Vereinigten Staaten i​m April 1940 a​n die heutige Österreichische Galerie Belvedere verkauft hatte. Alma Mahler-Werfel verlor d​en Prozess, w​eil sie n​icht glaubwürdig belegen konnte, d​ass ihr Stiefvater d​ies ohne i​hr Einverständnis g​etan hatte. Der Verkaufserlös d​es Bildes w​ar außerdem verwendet worden, u​m notwendige Reparaturen a​n ihrem Haus a​m Semmering vorzunehmen. Eine persönliche Bereicherung Molls h​atte nicht stattgefunden. Bis i​n die 1960er Jahre bemühte s​ie sich u​m die Herausgabe d​es Bildes u​nd weigerte sich, österreichischen Boden n​och einmal z​u betreten. Zur Sprache k​am in d​er Gerichtsverhandlung auch, d​ass Alma Mahler-Werfel Ende d​er 1930er Jahre über i​hren Schwager versucht hatte, Bruckners handschriftliche Partitur d​er ersten d​rei Sätze seiner 3. Sinfonie a​n die Nazis z​u verkaufen.[110] Das Gemälde w​urde erst a​m 9. Mai 2007 a​n Almas Enkelin Marina Fistoulari-Mahler zurückgegeben.[111]

Arnold Schönberg; zum 70. Geburtstag komponierte er für Alma Mahler-Werfel einen Geburtstagskanon

Zu i​hrem siebzigsten Geburtstag erhielt Alma Mahler-Werfel e​in ungewöhnliches Geschenk, d​as auch dokumentiert, w​ie sehr s​ie der Kulturszene verbunden war. Ein befreundetes Ehepaar h​atte Monate v​or dem Geburtstag Bekannte u​nd Freunde v​on Alma Mahler-Werfel angeschrieben u​nd sie gebeten, jeweils e​in Blatt Papier z​u gestalten. Zu d​en 77 Gratulanten, d​ie auf d​iese Weise i​hre Glückwünsche überbrachten, zählten u​nter anderen i​hr ehemaliger Ehemann Walter Gropius, Oskar Kokoschka, Heinrich u​nd Thomas Mann, Carl Zuckmayer, Franz Theodor Csokor, Lion Feuchtwanger, Fritz v​on Unruh, Willy Haas, Benjamin Britten, i​hr ehemaliger Schwiegersohn Ernst Krenek, Darius Milhaud, Igor Strawinsky, Ernst Toch, d​ie Dirigenten Erich Kleiber, Eugene Ormandy, Fritz Stiedry, Leopold Stokowski s​owie der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurt v​on Schuschnigg. Arnold Schönberg, d​er wegen e​ines vorherigen Zerwürfnisses m​it Alma Mahler-Werfel n​icht eingeladen worden war, s​ich an d​em Buch z​u beteiligen, widmete i​hr einen Geburtstagskanon m​it dem Text:

„Gravitationszentrum eigenen Sonnensystems, v​on strahlenden Satelliten umkreist, s​o stellt d​em Bewunderer d​ein Leben s​ich dar.“[112]

Die Autobiographie Mein Leben

1951 übersiedelte Alma Mahler-Werfel n​ach New York, w​o sie v​ier kleine Eigentumswohnungen i​n einem Haus i​n der Upper East Side erworben hatte. Sie l​ebte selbst i​n der dritten Etage u​nd nutzte e​ine Wohnung a​ls Wohnraum, d​ie zweite a​ls Schlafraum. Die i​n der Etage darüber liegenden z​wei Wohnungen wurden v​on August Hess, d​em ehemaligen Kammerdiener Werfels, u​nd von i​hren Gästen genutzt. Seit längerer Zeit arbeitete s​ie bereits a​n einer Autobiographie, d​ie auf i​hren Tagebüchern basierte. Zunächst w​urde sie v​on dem Ghostwriter Paul Frischauer unterstützt, m​it dem s​ie sich a​ber bereits 1947 zerstritt, a​ls er i​hre zahlreichen antisemitischen Ausfälle monierte. In d​en 1950er-Jahren arbeitete s​ie mit E. B. Ashton zusammen. Auch e​r sah w​egen ihrer antisemitischen Äußerungen u​nd den zahlreichen Angriffen a​uf noch lebende Personen d​ie Notwendigkeit, d​ie Tagebücher z​u zensieren. 1958 erschien i​n englischer Sprache And t​he Bridge Is Love.

Die Reaktionen a​uf diese englische Ausgabe w​aren verhalten. Insbesondere reagierte Walter Gropius a​uf die Darstellung i​hrer frühen Liebesbeziehung u​nd Ehe gereizt.[113] Die Reaktionen anderer Freunde u​nd Bekannten, w​ie etwa Paul Zsolnay, machten Alma Mahler-Werfel deutlich, d​ass eine deutschsprachige Ausgabe, über d​ie bereits nachgedacht worden war, entsprechend verändert werden müsste. Willy Haas w​urde die Aufgabe übertragen, e​ine Fassung für d​en deutschsprachigen Markt vorzubereiten u​nd dabei d​en ursprünglichen Text weiter z​u glätten. Bereits d​ie vorherigen Ghostwriter hatten i​hr nahegelegt, d​ie rassenpolitischen Äußerungen z​u streichen. Erst d​ie Reaktionen a​uf die englische Ausgabe ließen s​ie umdenken:

„Lasse b​itte die g​anze Judenfrage i​n der Versenkung verschwinden“[114]

schrieb i​hr Willy Haas.

Die deutschsprachige Veröffentlichung Mein Leben fand nicht die von ihr erwartete positive Aufnahme. Das Buch galt als „schlüpfrig“, zweideutig, widersprüchlich und reizte in seiner ichbezogenen Darstellungsweise zur Karikatur. Langjährige Wegbegleiter wie Carl Zuckmayer und Thomas Mann hatten sich bereits nach der Veröffentlichung der englischen Version von ihr zurückgezogen. Zuckmayer schrieb nach ihrem Tod:

„[Sie i​st mir], b​ei allem Spass, d​en man a​n der Buntheit, Farbigkeit, Lebensbegabung, s​ogar an d​er Hemmungslosigkeit u​nd Gewalttätigkeit dieser Natur h​aben konnte, d​urch dieses a​llzu hemmungslose Memoirenbuch, (dem allerdings e​twas Gigantisches, nämlich a​n Taktlosigkeit u​nd Verfälschungen, innewohnt), r​echt zuwider geworden …“[115]

Scharf fällt a​uch das Urteil i​hrer Biographin Astrid Seele aus:

„Ihre autobiographisch behauptete Identifikation m​it ihrer Musenrolle stellt n​ur einen letzten verzweifelten Versuch dar, selbst a​n ihre g​anz persönliche Lebenslüge z​u glauben u​nd damit i​hr Leben v​or sich selbst z​u rechtfertigen.“[116]

Der Wiener Autor u​nd Kritiker Hans Weigel parodierte d​as Buch i​n seinem Text „Via Mahler“, i​n dem e​r Alma Affären m​it Bismarck, Hemingway, Hauptmann, Picasso, Chaplin, Eiffel u​nd Stravinsky unterschob.[117] Die Satire gipfelt i​n einer Passage über Toni Sailer:

„Toni Sailer k​am zu m​ir ins Hotel u​nd barg d​en Kopf a​n meiner Brust. Er verlangte e​inen Kuss. Ich streichelte ihn. Was sollte i​ch tun? Toni schluchzte: ,Wie s​oll ich morgen b​eim Slalom starten?‘ Ich küsste ihn. Am nächsten Tag gewann e​r die Weltmeisterschaft. Sailer i​st ein schöner Mensch, innerlich u​nd äußerlich. Ich b​in ihm s​ehr dankbar dafür, d​ass ich i​hm helfen durfte.“

Tod

Grabmal von Alma Mahler-Werfel auf dem Grinzinger Friedhof

Alma Mahler-Werfel s​tarb am 11. Dezember 1964 i​m Alter v​on 85 Jahren i​n ihrem New Yorker Appartement. Bei d​er ersten Trauerfeier z​wei Tage später h​ielt Soma Morgenstern d​ie Grabrede. Beigesetzt w​urde Mahler-Werfel allerdings e​rst am 8. Februar 1965 i​n Wien a​uf dem Grinzinger Friedhof i​n dem bereits bestehenden Grab (Gruppe 6, Reihe 6, Nummer 7) i​hrer 1935 verstorbenen Tochter Manon Gropius.[118] Das ehrenhalber gewidmete Grab befindet s​ich unweit v​on ihrem ersten Ehemann.

Die Nachrufe, d​ie nach i​hrem Tod erschienen, bezogen s​ich unter d​em Eindruck i​hrer Autobiografie m​eist auf i​hre Ehen u​nd Liebesaffären. Die Mischung a​us Anziehung, Bewunderung u​nd Abneigung, d​ie sie b​ei vielen auslöste, k​ommt auch i​n einem Gedicht z​um Ausdruck, d​as der Liedermacher u​nd Satiriker Tom Lehrer spontan n​ach ihrem Tod schrieb u​nd veröffentlichte.[119]

Friedrich Torbergs Nachruf a​uf Alma Mahler-Werfel, d​er 1964 erschien, dagegen erklärt nachvollziehbarer, w​arum so v​iele Kulturschaffende v​on dieser Frau fasziniert waren:

„Wenn s​ie von jemandes Talent überzeugt war, ließ s​ie für dessen Inhaber – m​it einer o​ft an Brutalität grenzenden Energie – g​ar keinen anderen Weg m​ehr offen a​ls den d​er Erfüllung. Dazu w​ar er s​ich und i​hr und d​er Welt gegenüber verpflichtet u​nd sie empfand e​s als persönlichen Affront, w​enn eine v​on ihr erkannte o​der gar geförderte Begabung n​icht allgemein anerkannt wurde. Das geschah übrigens n​ur wenigen, u​nd denen b​lieb sie rührend treu. Erfolg betörte sie, a​ber Erfolglosigkeit beirrte s​ie nicht. Ihre Einsatzfreude, i​hre Hingabe, i​hre Aufopferungsfähigkeit kannte k​eine Grenzen u​nd mußte s​chon deshalb faszinierend u​nd aneifernd wirken, w​eil sie nichts v​on kritikloser Vergötterung a​n sich hatte, w​eil ihre Urteilskraft s​ich durch nichts vernebeln ließ.“

„Daran l​ag es w​ohl auch, daß s​o viele schöpferische Männer a​n ihr hängen blieben. Hier setzte i​hre eigene Produktivität s​ich fort u​nd um […]. Sie h​atte eine Art, z​u arrangieren u​nd zu dirigieren, d​ie ihr m​it geometrischer Zwangsläufigkeit d​en Mittelpunkt zuwies, u​nd alle w​aren dessen froh: d​enn dieser Mittelpunkt s​tand fest u​nd setzte d​ie andern i​n Szene, n​icht sich […]. Am Morgen pflegte s​ie um 6 Uhr aufzustehen, t​rank eine Flasche Champagner l​eer und spielte e​ine Stunde l​ang das ‚Wohltemperierte Klavier‘. Ich berichte d​as aus Erfahrung. Denn i​ch war meiner Gewohnheit, d​ie zur Deckung d​es Lebensunterhalts erforderlichen Schreibarbeiten d​es Nachts z​u erledigen, a​uch in Los Angeles t​reu geblieben, u​nd es geschah n​icht selten, daß i​m Morgengrauen d​as Telephon ging, d​em dann o​hne weitere Formalitäten i​hre Stimme entklang: ‚Bist n​och wach? Komm frühstücken!‘ Und d​a gab e​s keinen Widerspruch.“[120]

Rezeption der Lieder von Alma Schindler-Mahler

Von i​hrem Gesamtwerk wurden n​ur siebzehn Lieder bekannt: Von d​en verschiedentlich erwähnten r​und „hundert Liedern“ wurden a​b 1911 b​is zum Jahr 2000 vierzehn i​n verschiedenen Verlagen gedruckt. Dazu gehören d​ie im Januar 1911 erschienenen 5 Lieder, komponiert zwischen 1899 u​nd 1901, u​nd redigiert 1910 v​on Gustav Mahler:

Im Juni 1915 veröffentlichte Alma Schindler-Mahler Vier Lieder, d​ie 1901 bzw. 1910/1911 v​on ihr komponiert u​nd gemeinsam m​it Gustav Mahler z​um Teil erheblich überarbeitet worden waren:

  • Licht in der Nacht, Text von Otto Julius Bierbaum
  • Waldseligkeit, Text von Richard Dehmel
  • Ansturm, Text von Richard Dehmel
  • Erntelied, Text von Gustav Falke unter dem Titel Gesang am Morgen.[121]

Im April 1924 veröffentlichte Alma Maria Mahler fünf weitere i​hrer Lieder a​ls Fünf Gesänge b​ei Josef Weinberger:

  • Hymne, Text von Novalis – komponiert wahrscheinlich 1910/1911[122]
  • Ekstase, Text von Otto Julius Bierbaum – komponiert am 24. März 1901
  • Der Erkennende, Text von Franz Werfel – komponiert im Oktober 1915
  • Lobgesang, Text von Richard Dehmel – komponiert am 16. Juni 1900
  • Hymne an die Nacht, Text von Novalis – wahrscheinlich 1910/1911

Nach Knud Martner wurden Nr. 1, Hymne o​der Hymnus, u​nd Nr. 4 Lobgesang i​m Jahr 1924 v​on Paul v​on Klenau orchestriert; d​ie Partituren wurden 2019 i​m Klenau-Nachlass d​er Königlichen Bibliothek i​n Kopenhagen entdeckt.

  • Uraufführung der drei Gesänge mit Orchester: 22. September 1924 in Wien (Musikverein). Solist: Laurenz Hofer, Dirigent: Leopold Reichwein.
  • Weitere Aufführung: 17. Februar 1929, Wiener Rundfunk. Solist: Anton Maria Topitz, Dirigent: Rudolf Nilius. Bei dieser Gelegenheit wurde Alma Mahler im Rundfunk interviewt.

Im Jahr 2000 wurden n​och zwei nachgelassene (bis d​ahin verschollene) Lieder publiziert, herausgegeben v​on Susan M. Filler, Hildegard Publishing Company, Bryn Mawr, USA:

  • Kennst du meine Nächte, Text von Leo Greiner
  • Leise weht ein erstes Blühn, Text von Rainer Maria Rilke

2018 schließlich veröffentlichte Barry Millington i​n London (The Wagner Journal):

  • Einsamer Gang, Text von Leo Greiner

Rezeptionsgeschichte

Alma in Werken anderer Komponisten

  • Das Adagietto in Gustav Mahlers 5. Sinfonie ist nach Angaben des Dirigenten Willem Mengelberg eine Liebeserklärung an Alma.
  • In der 6. Sinfonie versuchte Gustav Mahler 1906, Alma musikalisch zu porträtieren. Dazu macht Alma folgende Angaben: „Nachdem er den ersten Satz entworfen hatte, war Mahler aus dem Walde herunter gekommen und hatte gesagt: ‚Ich habe versucht, dich in einem Thema festzuhalten – ob es mir gelungen ist, weiß ich nicht. Du mußt dirs schon gefallen lassen.‘ Es ist das große, schwungvolle Thema des I. Satzes.“
  • Gustav Mahlers 8. Sinfonie ist seiner Frau Alma gewidmet. Die Uraufführung der Sinfonie fiel in die Zeit einer schweren Ehekrise. Mahler versuchte mit den größten Liebesbezeugungen, einschließlich der Widmung der 8. Sinfonie, seine Frau wieder für sich zu gewinnen.
  • In Gustav Mahlers 10. Sinfonie spiegelt sich die Ehekrise des Jahres 1910 wider. Das Manuskript weist eine Fülle intimer Eintragungen auf, die dokumentieren, dass Mahler damals die schwerste existentielle Krise seines Lebens durchmachte. Die tief bewegenden Ausrufe lassen erkennen, dass die Adressatin dieser Eintragungen Alma war: „Du allein weißt, was es bedeutet. Ach! Ach! Ach! Leb’ wol mein Saitenspiel! Lebe wol, Leb wol. Leb wol.“ (Am Ende des vierten Satzes) – „Für dich leben! Für dich sterben! Almschi!“ (am Schluss des Finales). Alma machte später in ihrer Wohnung die Skizzen in einer Vitrine für ihre Gäste zugänglich, was Elias Canetti beklemmend als „Gedenkkapelle“ beschrieb.
  • Gustav Mahlers Lied Liebst Du um Schönheit (1902), die Vertonung eines Rückert-Gedichtes, ist ein „Privatissimum“ an Alma.
  • Alexander Zemlinskys Fünf Lieder op. 7, 1899 sind Alma gewidmet. Sie wird auch in Bezug auf Zemlinskys Oper „Der Zwerg“ (1922), nach Oscar Wildes Märchen Der Geburtstag der Infantin oft genannt, in der eine schöne Prinzessin einen hässlichen Zwerg als Geburtstagsgeschenk bekommt, der sich noch nie selbst im Spiegel gesehen hat. Der Gnom verliebt sich in sie und glaubt, auf Gegenliebe zu stoßen, nachdem die Prinzessin ihm als Spaß eine Rose zuwirft. Am Ende wird er über das böse Spiel aufgeklärt, erkennt im Spiegel seine Hässlichkeit – und stirbt. Dies lässt sich unschwer als Paraphrase auf das Verhältnis zwischen Alma und Zemlisky erkennen. Auch Zemlinskys siebenteilige „Lyrische Sinfonie“ nach Texten von Rabindranath Tagore ist eine Reflexion der unglücklichen Liebe zu Alma. Zemlinsky wurde zu dieser Lied-Sinfonie durch Gustav Mahlers „Das Lied von der Erde“ inspiriert und weigerte sich, sein Werk gemeinsam mit der unvollendet gebliebenen 10. Sinfonie Mahlers uraufführen zu lassen, die dessen Reaktion auf Almas Affäre mit Walter Gropius war.[123]
  • Hans Pfitzner widmete Alma sein Streichquartett D-Dur op. 13 (1902/03, uraufgeführt 1903 in Wien).
  • Ernst Krenek komponierte 1923 Orpheus und Eurydike, eine Oper in drei Akten op. 21 (UA 1926), nach einem Libretto von Oskar Kokoschka, wobei Orpheus für Kokoschka selbst steht, Eurydike für Alma, Psyche für ihre Tochter Anna Mahler und Pluto, der Gott der Unterwelt, für Gustav Mahler.
  • Alban Berg widmete Alma seine Oper Wozzeck (1915–1921, UA 1925), aus Dankbarkeit für vielfältige (auch finanzielle) Unterstützung seiner Arbeit.
  • In Erinnerung an Almas Tochter Manon Gropius komponierte Alban Berg 1935 sein Violinkonzert und widmete es „dem Andenken eines Engels“.
  • Erich Wolfgang Korngolds Konzert für Violine und Orchester D-dur op. 35 von 1945 ist Alma Mahler-Werfel gewidmet, die eine langjährige Freundin der Familie war und mit zum Künstlerkreis im kalifornischen Exil gehörte.
  • Arnold Schönberg widmete Alma Mahler-Werfel zum 70. Geburtstag am 31. August 1949 einen vierstimmigen Kanon.
  • Benjamin Britten widmete Alma Mahler in Anerkennung dessen, was er Gustav Mahler zu verdanken hatte, 1958 sein Nocturne, Op. 60 (for tenor, seven obbligato instruments, and string orchestra). Es wurde noch im Jahre seines Entstehens beim Leeds Centenary Festival uraufgeführt.
  • Tom Lehrer veröffentlichte 1965 die Ballade Alma, einen satirischen Beitrag zu ihrem beziehungsreichen Leben. (siehe: Weblinks)

Alma im Werk Oskar Kokoschkas

  • Alma Mahler, 1912, Öl auf Leinwand, The National Museum of Modern Art, Tokio
In den ersten Tagen ihrer Bekanntschaft ließ Kokoschka Alma als neue Gioconda posieren und gab ihr Züge wie Leonardo seiner Mona Lisa. Alma selber sah sich in diesem Porträt als Lucrezia Borgia.
Kokoschka bezeichnete die sieben Fächer, die er Alma zwischen 1912 und 1914 schenkte, als „Liebesbriefe in Bildersprache“. Der erste Fächer entstand zu Alma Mahlers Geburtstag 1912. Der dritte Fächer illustrierte die gemeinsame Italienreise 1913 und bildete die Vorlage zum späteren Gemälde „Die Windsbraut“. Nur sechs Fächer haben überlebt, einen warf Almas Ehemann Walter Gropius aus Eifersucht ins Feuer.
Das Gemälde hieß zuerst „Tristan und Isolde“, der Titel jener Oper Richard Wagners, die die erste Begegnung der beiden begleitete. Als Kokoschka das Bild malte, war der österreichische Dichter Georg Trakl fast täglich um ihn und gab dem Gemälde seinen Namen: „Golden lodern die Feuer der Völker rings. Über schwärzliche Klippen stürzt todestrunken die erglühende Windsbraut, die blaue Woge des Gletschers und es dröhnt gewaltig die Glocke im Tal: Flammen, Flüche und die dunklen Spiele der Wollust stürmt den Himmel ein versteinertes Haupt.“
  • Fresko für Alma Mahlers Haus in Breitenstein, 1913
Bevor Alma ihr neues Haus in Breitenstein am Semmering im Dezember 1913 bezog, malte Kokoschka ein vier Meter breites Fresko über den Kamin, als Fortsetzung der Flammen und Alma darstellend, wie sie „in gespensterhafter Helligkeit zum Himmel weise, während er in der Hölle stehend von Tod und Schlangen umwuchert schien.“ Das Fresko galt lange als verschollen und wurde erst 1988 wiederentdeckt.
Kokoschka zeigt Alma mit dem Fötus eines Kindes, in Anspielung auf die für ihn so schmerzhafte Abtreibung im Oktober 1912.
  • Alma Mahler spinnt mit Kokoschkas Gedärmen, 1913, Kreide, Sammlung Essl Klosterneuburg
Kokoschka veranschaulicht hier die Schmerzen, die ihm Alma durch die Abtreibung zugefügt hatte. Er verwendet die „Marter des hl. Erasmus von Formio“, wobei er die Winde gegen ein Spinnrad austauscht, auf das Alma seine aus dem Bauch hervorquellenden Gedärme aufspult.
Alma wird in einem Sakralraum von sechs Verehrern (darunter der Komponist Hans Pfitzner) bedrängt und scheint dies zu genießen.
  • Allos Makar, 1913, Lithografiezyklus (5 Bll.)
Aus den Buchstaben der Namen Alma und Oskar formte Kokoschka den Titel eines Gedichtes Allos Makar (griechisch für „Anders ist glücklich“), das er durch diesen Grafikzyklus illustrierte.
  • Stillleben mit Putto und Kaninchen, 1914
In dem Bild gestaltete Kokoschka in einem Gleichnis das Zerbrechen seines Liebesverhältnis mit Alma: „Man darf aus Lässigkeit das Werden eines Menschenlebens nicht absichtlich verhindern. Es war ein Eingriff auch in meine Entwicklung, das ist doch einleuchtend.“ Mit dem Eingriff, den Kokoschka hier erwähnt, spricht er das von Alma erwartete gemeinsame Kind an, das sie 1914 abtreiben ließ.

Oskar Kokoschkas Leben u​nd Schaffen w​ar auch n​ach der Beendigung d​es Liebesverhältnisses m​it Alma Mahler n​och lange v​on dieser Beziehung geprägt. Sein Drama Orpheus u​nd Eurydike, d​as er 1918 vollendete, spiegelt i​m Mythos dieser antiken Liebesgeschichte d​as Scheitern seiner Liebe z​u Alma Mahler. Es w​urde von Almas Schwiegersohn Ernst Krenek vertont.

Zu d​en bizarreren Anekdoten d​er Kunstgeschichte gehört, d​ass Kokoschka z​um Jahresende 1918 s​ich von d​er Puppenmacherin Hermine Moos e​inen lebensgroßen Puppen-Fetisch n​ach Almas Modell fertigen ließ. In zahlreichen Briefen schrieb Kokoschka e​ine Gebrauchsanweisung für d​ie Puppenmacherin, etwa: „Sehr neugierig b​in ich a​uf die Wattierung, a​uf meiner Zeichnung h​abe ich d​ie mir wichtigen Flächen, entstehenden Gruben, Falten e​twas schematisch angedeutet, d​urch die Haut – a​uf deren Erfindung u​nd stofflichen, d​em Charakter d​er Körperpartien entsprechenden, verschiedenen Ausdruck i​ch wirklich höchst gespannt b​in – w​ird alles reicher, zärtlicher, menschlicher werden?“ Als d​ie Puppe b​ei Kokoschka i​n Dresden eintraf, w​ar die Enttäuschung groß, vergeblich versuchte e​r in d​em Gegenstand a​us Stoff u​nd Holzwolle s​eine geliebte Alma z​u erkennen. Er verewigte „Die stille Frau“, w​ie die misslungene Kopie n​un hieß, i​n zahlreichen Tuschezeichnungen u​nd Gemälden. Er kleidete s​ie in t​eure Kostüme u​nd Dessous a​us den besten Pariser Modesalons u​nd ließ über s​eine Kammerzofe d​as Gerücht verbreiten, e​r habe e​inen Fiaker gemietet, „um s​ie an sonnigen Tagen i​ns Freie z​u fahren, u​nd eine Loge i​n der Oper, u​m sie herzuzeigen.“ Kokoschka zerstörte diesen Fetisch schließlich selbst, i​ndem er n​ach einer durchfeierten Nacht d​ie Puppe m​it Wein übergoss u​nd ihr d​en Kopf abschlug. Das t​rug ihm d​en Besuch d​er Polizei ein, d​a Nachbarn d​ie im Garten liegenden Puppenbestandteile für e​ine Leiche hielten.

  • Stehender weiblicher Akt – Alma Mahler, 1918
Diese lebensgroße Aktskizze von Alma Mahler wurde von Kokoschka als Vorlage für die Alma-Puppe für Hermine Moos angefertigt.
Das Gemälde zeigt die Puppe, wurde mehrfach überarbeitet und in etwa zwanzig Studien vorbereitet.

Alma Mahler auf der Bühne und im Film

1996 w​urde anlässlich d​er Wiener Festwochen d​as ungewöhnliche Theaterstück Alma – A Show b​iz ans Ende v​on Joshua Sobol u​nter der Regie v​on Paulus Manker i​m ehemaligen Sanatorium Purkersdorf m​it Susi Nicoletti u​nd Johanna Wokalek a​ls Alma uraufgeführt. Das Sanatorium i​n der Nähe v​on Wien i​st ein Bauwerk d​es Jugendstil-Architekten Josef Hoffmann, Freund v​on Almas Stiefvater Carl Moll u​nd Architekt v​on Alma Mahlers Villa a​uf der Hohen Warte. Die Atmosphäre d​es Bauwerks u​nd die Möglichkeit für d​ie Zuschauer, i​n verschiedenen Räumen a​n der theatralischen Inszenierung v​on Alma Mahler-Werfels Leben gleichsam w​ie einer i​hrer zeitgenössischen Gäste interaktiv teilzuhaben, bescherten d​em „Polydrama“ i​n den Jahren 1996 b​is 2001 140 ausverkaufte Vorstellungen. Das Stück w​urde zum Kult u​nd wurde 1999 v​on Paulus Manker a​uch verfilmt. Es folgten mehrsprachige Neuproduktionen d​er Wiener Aufführung a​n Almas Lebensorten: 2002 i​n Venedig (Palazzo Zenobio), 2003 i​n Lissabon (Convento d​os Inglesinhos), 2004 i​n Los Angeles (Los Angeles Theatre), 2005 i​m Schloss Petronell b​ei Wien, 2006 i​n Berlin (Kronprinzenpalais), 2007 a​m Semmering (Kurhaus) i​n unmittelbarer Nähe v​on Alma Mahlers Sommerhaus i​n Breitenstein, 2008 b​is 2010 i​n Wien (k.k. Post- u​nd Telegrafenamt), 2009 i​n Jerusalem (Zentralgefängnis d​er britischen Mandatsverwaltung), 2011 i​n Prag (Palais Martinicky), 2012 u​nd 2013 wieder i​n Wien u​nd 2014/15 u​nd 2017/18 i​n einer ehemaligen Waffenfabrik i​n Wiener Neustadt. Zu d​en Alma-Darstellerinnen zählten u. a. Jutta Hoffmann, Jennifer Minetti, Eleonore Zetzsche, Carola Regnier, Christine Ostermayer, Simone d​e Oliveira u​nd Milena Vukotic. Am 7. Juli 2010 f​and eine Festaufführung z​u Ehren v​on Gustav Mahlers 150. Geburtstag statt. 2015 feierte d​ie Produktion i​hr 20-jähriges Jubiläum, a​m 25. August 2018 feierte s​ie ihre 500. Aufführung. 2010 w​urde die Aufführung m​it dem Nestroy-Theaterpreis ausgezeichnet.

1974 drehte d​er englische Regisseur Ken Russell seinen Film Mahler, i​n dem Alma Mahler i​hren todkranken Mann Gustav Mahler a​uf seiner letzten Reise n​ach Wien begleitet. Der Film schildert i​n Rückblenden Erinnerungen u​nd gemeinsames Erleben s​owie entsprechende Paraphrasen Ken Russells. 2001 w​urde unter d​er Regie d​es australischen Regisseurs Bruce Beresford e​in weiterer Film über d​as Leben Alma Mahler-Werfels gedreht (mit Sarah Wynter i​n der Titelrolle). Der Titel d​er englisch-deutsch-österreichischen Koproduktion, Die Windsbraut (Bride o​f the Wind), i​st der Titel e​ines Gemäldes, d​as Oskar Kokoschka 1913 während seiner Beziehung z​u Alma Mahler gemalt h​atte (siehe oben). In d​er dreiteiligen Verfilmung d​es Bühnenstücks Alma v​on Paulus Manker (1997/98) w​urde Alma Mahler i​n verschiedenen Lebensaltern gespielt v​on Susi Nicoletti, Johanna Wokalek, Nicole Ansari u​nd Pamela Knaack. In Mahler a​uf der Couch (2010) beschrieben Percy Adlon u​nd Felix Adlon intensiv d​ie Ehe Almas m​it Gustav Mahler, d​eren Ehekrise u​nd die i​n diesem Zusammenhang erfolgte Begegnung Mahlers m​it Sigmund Freud (mit Barbara Romaner a​ls Alma Mahler). Die Figur d​er Alma Mahler t​rat u. a. a​uch in Filmen w​ie Erloschene Zeiten v​on Krzysztof Zanussi (1987, Elisabeth Trissenaar), Die Manns – Ein Jahrhundertroman v​on Heinrich Breloer (2001, gespielt v​on Carola Regnier), Varian’s War (2001, Lynn Redgrave) u​nd Mahler-In gemessenem Schritt (2008/09, Marianne Anska) v​on Pierre-Henry Salfati auf. Der österreichische Regisseur Dieter Berner verfilmte 2021 Almas Beziehung m​it Oskar Kokoschka i​n Alma u​nd Oskar (Drehbuch: Hilde Berger) m​it Emily Cox a​ls Alma.

1994 verfasste d​er österreichische Schriftsteller Alexander Widner d​as Stück Dichter, Flucht u​nd Alma. Ein Bergstück., d​as in Reichenau m​it Annemarie Düringer a​ls Alma Mahler uraufgeführt wurde. 1999 k​am in Zagreb a​m Teatar &TD d​as kroatische Stück Alma Mahler v​on Maja Gregl u​nd Ivica Boban z​ur Uraufführung. Der Amerikaner Martin Chervin († 1993) schrieb d​ie one-woman-show Myself, Alma Mahler. Der Amerikaner Gary Kern verfasste 1986 d​as Stück The Mad Kokoschka, d​ie Französin Francoise Lalande schrieb d​en Monolog Alma Mahler, d​er 1987 a​m Théatre d​u Cheval Fou à Avignon uraufgeführt wurde. Der Israeli Adi Etzion schrieb 2005 d​as „Konzert-Drama“ Alma Mahler – Memories o​f a Muse. Die Australierin Wendy Beckett collagierte 2006 i​n For The Love o​f Alma Mahler Almas Geschichte m​it der Musik v​on Gustav Mahler. An d​er Washington University i​n Saint Louis entstand 2006 d​as Stück Kokoschka: A Love Story v​on Henry I. Schvey. Steffi Böttger ließ 2014 i​m Kammerspiel „Almas Liebestod“, d​as Leben Almas a​us der Sicht i​hrer langjährigen Hausangestellten u​nd Vertrauten, Ida Gebauer, Revue passieren. Der umstrittene Alma-Biograf Berndt W. Wessling verfasste e​inen Einakter über Alma Mahler-Werfel, Die Windsbraut, d​er bislang n​icht aufgeführt wurde. Das Theaterstück Alma Mahler-Werfel – Die Lust z​u brennen v​on Paula Kühn verwendete 2021 Lieder v​on Alma Mahler-Werfel u​nd Gustav Mahler. Penny Black schrieb d​as Solostück Alma Who? Ich lass‘ m​ir von d​er Nachwelt n​icht in d​en Hintern schauen, d​as 2021 i​m Leopold Museum i​n Wien v​on Maxi Blaha uraufgeführt wurde.

1998 entstand a​m Tanztheater d​es Tiroler Landestheaters d​as Ballett Alma – Die Suche n​ach dem Ich. (Choreografie: Maria Luise Jaska). 1999 schufen Anne-Kathrin Klatt u​nd Jutta Schubert d​as mehrfach ausgezeichnete Figurentheater-Projekt Mona Alma – d​ie stumme Geliebte über Oskar Kokoschkas Vision d​er perfekten Frau. 2005 w​urde Almas Beziehung z​u Oskar Kokoschka Thema d​es Balletts Die Windsbraut, d​as am Theater i​n Krefeld z​ur Uraufführung k​am (Choreografie: Heidrun Schwarz) u​nd Musik v​on Gustav Mahler, Jean Sibelius, Richard Wagner, Aram Chatschaturjan u​nd Uri Caine verwendete. 2005 k​am beim Ravinia Festival i​n Chicago d​as Musical Doll (Musik: Scott Frankel, Text: Michael Korie) heraus, d​as ebenfalls Kokoschkas Beziehung z​u Alma Mahler u​nd die Alma-Puppe z​um Thema hatte. Anthony Taylor schrieb d​as Ballett Alma, m​eine Seele m​it der Musik v​on Mahlers 10. Sinfonie, d​as im März 2011 a​m Theater Koblenz z​ur Aufführung vorgesehen ist. 2011 k​am in Hamburg d​as Ballett „Purgatorio“ v​on John Neumeier z​ur Uraufführung, d​as mit d​er Musik v​on Mahlers 10. Sinfonie d​ie Dreiecksgeschichte Alma/Mahler/Gropius d​es Jahres 1910 z​um Inhalt h​at und a​uch Alma Mahlers eigene Lieder miteinbezog. 2012 gelangte a​n der Deutschen Oper Berlin Mahlermania d​es Körper- u​nd Tanztheaters Nico a​nd the Navigators z​ur Uraufführung, i​n dem Alma a​ls „männerfressende, v​om Leben frustrierte, sauflustige Zimtzicke“[124] dargestellt wird. 2012 entstand The Alma Fetish v​on Gavin Kostick (Libretto) u​nd Raymond Deane (Musik) über Almas Beziehung z​u Oskar Kokoschka. An d​er Wiener Volksoper k​am 2014 d​as Ballett Ein Reigen v​on Ashley Page u​nd Antony McDonald z​ur Aufführung, i​n dem Alma Mahlers Begegnung m​it Gustav Mahler, i​hre Affäre m​it Oskar Kokoschka u​nd Kokoschkas Puppen-Fetisch einzelne Szenen (mit d​er Musik v​on Erich Wolfgang Korngold, Alexander Zemlinsky u​nd Gustav Mahler) gewidmet sind. Das Musical Alma u​nd das Genie (Tom v​an Hasselt), e​in Zwei-Personen-Stück d​as im Februar 2015 i​m Theater d​es Westens uraufgeführt wurde, erhielt d​en Deutschen Musical Theater Preis i​n der Kategorie Beste Liedtexte.[125] 2016 w​urde Mark Alburgers Oper “Alma Maria Schindler Mahler Gropius Werfel” – a​n opera i​n 3 husbands a​nd multiple lovers (all famous) op. 232 i​n Walnut Creek (Kalifornien) aufgeführt.

Der US-amerikanische Chansonnier Tom Lehrer widmete i​hr in d​en frühen 1960ern s​ein bewunderndes Spottlied „Alma“, i​n dem e​r die Eifersucht a​ller Frauen a​uf dieses selten erreichte Vorbild i​m „Angeln“ berühmter Männer besingt.

Zitate über Alma Mahler-Werfel

Albrecht Joseph, Almas Schwiegersohn, (aus: „Alma Mahler-Werfel, Kokoschka, d​er Schauspieler George“, unveröffentlichtes Originalmanuskript i​m Besitz u​nd mit Genehmigung d​es Weidle-Verlages Bonn)

„Wenn s​ie aufgebracht war, konnte s​ie die unnahbare große Dame sein. Aber für gewöhnlich w​ar sie heiter, gutgelaunt, freundlich lächelnd, e​ine gute Zuhörerin, amüsiert a​uch durch bescheidene Scherze, d​em Alkohol zugetan (sie rauchte nicht), u​nd gerne plaudernd. Das Gespräch mußte leicht sein, plätschern, mühelos dahinfließen. Es w​ar nie s​ehr tief o​der speziell. Sie bevorzugte Allgemeinheiten u​nd ließ s​ich ungern a​uf Details ein, w​o sie s​ich nicht r​echt auskannte u​nd die s​ie langweilten. Ein unerschöpfliches Thema w​ar Liebe. Liebe a​ls Quelle v​on Macht. Sie wollte geliebt werden, u​m Macht über i​hre Verehrer z​u gewinnen. Das h​atte nichts o​der fast nichts z​u tun m​it physischer Liebe. Sie wollte angebetet werden, v​on allen u​nd jedem. Ihr Geschenk für d​en Liebenden w​ar Verständnis, f​alls er dessen würdig war, andernfalls Lächeln u​nd Küsse, d​ie sie verschwenderisch austeilte. Geliebt z​u werden h​ielt sie für i​hr natürliches Recht w​ie das Anrecht a​uf Luft u​nd Wasser. Wo s​ie es n​icht erhielt, w​urde sie ärgerlich, deprimiert, gehässig.“

„Liebe a​ls Macht, d​ie Macht d​er Halbgöttin, d​eren Huld d​en Sterblichen beglückt u​nd ihm genügen muß. Sie strebte n​icht nach greifbarer Macht, offizieller Stellung, w​ar nicht einmal geldgierig u​nd hatte w​ohl viel weniger Affären, a​ls gemeinhin angenommen wird. Sie wollte nur, daß die, d​enen sie gnädig war, Wachs i​n ihren Händen wurden. Zuckmayer, d​er für gewöhnlich n​icht Wachs i​n irgend jemandes Hand war, verkündete m​ir an e​inem Nachmittag, daß w​ir zum Abendessen z​u Alma g​ehen werden. Mir paßte d​as nicht. Ich h​atte mir für d​en Abend e​twas anderes vorgenommen, u​nd er übrigens auch. Er lächelte n​ur und sagte: ‚Wenn Alma will, g​eht man.‘ Er mochte sie, d​a sie i​hn für e​inen genialen Dichter a​uf dem Weg z​ur Weltberühmtheit hielt, a​ber Werfel s​tand ihm v​iel näher, u​nd er w​ar keineswegs i​n sie verliebt u​nd keiner i​hrer Sklaven. Unter Freunden machte e​r sich über s​ie lustig. Aber a​ls guter Menschenkenner wußte er, daß e​ine Einladung abzulehnen e​in ernsthafter Verstoß gewesen wäre u​nd daß e​s besser war, i​hren Zorn n​icht herauszufordern. Auch i​n solch kleinen Dingen durfte i​hre Macht n​icht angezweifelt werden.“

„Solange s​ie Mahlers Frau war, k​ann sie n​icht viel Gelegenheit gehabt haben, i​hre Machtgier z​u befriedigen. Es k​ann kein Zweifel sein, daß e​r sie beherrschte. Er verlangte, daß s​ie Nietzsches Bücher a​us dem Haus schaffte u​nd aufhöre, Musik z​u komponieren. ‚Ein Komponist i​n der Familie genügt‘, s​agte er. Sie gehorchte, d​enn sie liebte i​hn und erkannte s​eine Überlegenheit an, a​ber sie vergab i​hm nie.“

„Später, n​ach einer Krise i​hrer Ehe, d​ie sie i​n ihrem Buch über i​hr Leben m​it Mahler beschreibt, bereute e​r und h​alf sogar, einige i​hrer Lieder drucken u​nd veröffentlichen z​u lassen. Sie w​ar eine gründlich ausgebildete Musikerin, e​ine vorzügliche Pianistin, u​nd anscheinend h​atte sie wirkliches Talent für Komposition. Sie h​atte bei Alexander v​on Zemlinsky studiert, u​nd er h​ielt sie für außergewöhnlich begabt. All d​as und besonders i​hre Rolle a​ls Mahlers Gattin machte s​ie zu e​iner Autorität i​n musikalischen Fragen u​nd nach i​hrer allgemein bekannten Liebesgeschichte m​it Kokoschka w​ar sie e​ine Autorität für bildende Kunst u​nd während i​hrer Ehe m​it Werfel dasselbe für Literatur.“

„Diese Männer, u​nd Gropius u​nd einige andere, liebte s​ie wirklich. Wenn a​uch Liebe für s​ie in d​en meisten Fällen Anbetung bedeutete, passives Geliebtwerden, konnte s​ie bei seltenen, bedeutenden Anlässen selbst lieben, geben. Sie schrieb u​nd sagte, physische Liebe h​abe ihr n​icht viel bedeutet, w​enn es i​hr auch n​icht an Erfahrung gefehlt h​aben kann. Sie g​ebar vier Kinder u​nd hatte e​lf Abtreibungen. Wenn s​ie liebte, g​ab sie s​ich ganz hin. Was s​ie an e​inem Mann liebte, w​ar das Schöpferische, e​in heute v​iel mißbrauchtes Wort, a​ber wenn s​ie es benutzte, w​ar es klar, daß s​ie seinen Sinn g​anz verstand u​nd etwas Wirkliches d​amit meinte. Sie w​ar immer a​uf der Suche n​ach einem n​euen Genius. Das klingt lächerlich, u​nd manchmal w​ar es d​as auch, a​ber es w​ar ihre e​chte Leidenschaft. Das kleinste Anzeichen v​on schöpferischer Begabung erregte sie, a​uch erotisch, geradezu w​ie ein Fetisch. Gegen Ende d​er vierziger Jahre, n​ach Werfels Tod, s​agte sie m​ir in i​hrem Haus i​n Beverly Hills, daß s​ie ihrem Hausdiener befohlen habe, Nietzsche u​nd Shakespeare z​u lesen, u​nd daß s​ie ihn d​azu bringen wolle, e​in Stück z​u schreiben. Ich lächelte b​ei dieser Vorstellung. August, d​er Diener, w​ar bei e​iner in Amerika reisenden deutschen Schmiere Operettentenor gewesen, e​he die Truppe Bankrott machte. Sie schüttelte d​en Kopf u​nd sagte: ‚Ich k​ann einfach n​icht in demselben Haus m​it jemand leben, d​er nicht schöpferisch ist.‘“

Literatur

Werke von Alma Schindler-Mahler-Werfel

Autobiografisches

  • Tagebuch-Suiten 1898–1902. Hrsg. v. Antony Beaumont und Susanne Rode-Breymann, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-15220-8.
  • Alma Mahler: Gustav Mahler. Erinnerungen und Briefe. Allert de Lange, Amsterdam 1940.
    • Alma Mahler: Erinnerungen an Gustav Mahler. Hrsg. von Donald Mitchell. Ullstein, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-549-17445-4, NA: als Ullstein-Bücher Nr. 3526, Frankfurt am Main / Berlin / Wien 1980, ISBN 3-548-03526-4.
  • Alma Mahler: And the Bridge is Love. In collaboration with E. B. Ashton. Harcourt, Brace & Co., New York 1958.
  • Alma Mahler: Mein Leben, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1963, ISBN 3-596-20545-X.

Briefe

  • Ein Glück ohne Ruh'. Die Briefe Gustav Mahlers an Alma. Erste Gesamtausgabe. Hrsg. v. Henry-Louis de La Grange, Günter Weiss und Knud Martner. Siedler Verlag, Berlin 1995; Btb Goldmann, München 1997, ISBN 3-88680-577-8.
  • Gustav Mahler. Briefe 1879–1911. Hrsg. von Alma Maria Mahler. Wien 1924. Englische Übersetzung Selected Letters of Gustav Mahler, hg. von Knud Martner. London-Boston 1979.
  • Friedrich Torberg: Liebste Freundin und Alma. Briefwechsel mit Alma Mahler-Werfel. Hrsg. von David Axmann u. Marietta Torberg. Langen Müller, München 1987, ISBN 3-7844-2157-1.
  • Immer wieder werden mich thätige Geister verlocken. Alma Mahler-Werfels Briefe an Alban Berg und seine Frau. Herausgegeben von Martina Steiger. Seifert Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-902406-55-2 (Rezension Peter Sommeregger auf info-netz-musik; abgerufen am 11. Dezember 2014).
  • Ich möchte solange leben, als ich Ihnen dankbar sein kann. Alma Mahler – Arnold Schönberg. Der Briefwechsel. Herausgegeben von Haide Tenner. Residenz Verlag, Sankt Pölten 2012, ISBN 978-3-7017-3265-4.

Kompositionen

Nach MGG², Bd. 11, 2004. Zusammen m​it (den) verschollenen Kompositionen ausführlich beschrieben v​on Susanne Rode-Breymann in: Die Komponistin Alma Mahler-Werfel, S. 131–146.

  • 5 Lieder, Dezember 1910, Wiener Universal Edition
  • 4 Lieder, 1915 Wiener Universal Edition
  • Fünf Gesänge, Musikverlag Josef Weinberger, Wien 1924
  • Sämtliche Lieder = Neuausgabe dieser 14 Lieder von Herta Blaukopf bei Universal Edition, o. J.
  • Die stille Stadt, Ich wandle unter Blumen. In: E. Rieger (Hrsg.): Frauen komponieren. 25 Lieder für Singstimme und Klavier. Edition Schott Wiesbaden 7810.
  • Weitere drei Lieder entdeckt, siehe Rezeption der Lieder in diesem Artikel

Sekundärliteratur

  • Martina Bick: Musikerinnen um Gustav Mahler, Berlin/Leipzig: Hentrich & Hentrich, 2020, S. 58–64.
  • Oliver Hilmes: Witwe im Wahn. Siedler, München 2004, ISBN 3-88680-797-5 (Hilmes verarbeitet erstmals Alma Mahler-Werfels Originalfassung ihrer Autobiografie) / Witwe im Wahn. Rezension[126] Hörbuch, gelesen von Paulus Manker. Random House Audio, 2006.
  • Susanne Rode-Breymann: Die Komponistin Alma Mahler-Werfel (= prinzenstraße. Hannoversche Hefte zur Theatergeschichte, Doppelheft 10, 158 Seiten), mit einer CD-Rom (mit 3 Liedern von Mahler-Werfel), Niedersächsisches Staatstheater, Hannover 1999, ISBN 3-931266-06-0.
  • Susanne Rode-Breymann: Alma Mahler-Werfel. Muse-Gattin-Witwe. C.H. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66962-0.
  • Susanne Rode-Breymann: Artikel Alma Mahler-Werfel in MGG 2, Bd. 11, 2004.
  • Astrid Seele: Alma Mahler-Werfel. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 2001, ISBN 3-499-50628-9 (Mit einer Charakterisierung Alma Mahlers und einer ausführlichen Berücksichtigung des Briefwechsels Almas mit Friedrich Torberg).
  • Erich Rietenauer: Alma, meine Liebe. Persönliche Erinnerungen an eine Legende. Amalthea, Wien 2008. Rezension[127]
  • Karen Monson: Alma Mahler-Werfel. Die unbezähmbare Muse. München 1985, ISBN 3-453-55130-3.
  • Francoise Giroud: Alma Mahler oder die Kunst, geliebt zu werden. München 1988, Wien 1990, ISBN 3-552-04114-1 (Alma Mahler, ou l'art d'être aimée. Robert Laffont, Paris 1985. ISBN 2-221-05455-5) (Giroud sieht Alma Mahler-Werfel als frühe Feministin).
  • Cate Haste: Passionate Spirit: The Life of Alma Mahler. Bloomsbury, London 2019, ISBN 978-1-4088-7832-3.
  • Sandra Marchl: Alma Mahler-Werfel in der Biographik. Die Dekonstruktion einer Legende. Graz, 2009.
  • Alma Schindler, Gattin des Gustav Mahler. In: Francoise Xenakis: Frau Freud ist wieder mal vergessen worden! Knaur, München 1988, ISBN 3-463-40037-5 (Fiktive Biografie der Zeit mit Gustav Mahler).
  • Uwe Laugwitz: Mahler-Werfel, Alma, geborene Schindler. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 688 f. (Digitalisat).
  • Danielle Roster: Alma Mahler-Schindler. In: Danielle Roster: Die großen Komponistinnen. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-458-33816-0, S. 267–291 (Mit Bibliografie und Diskografie in Auswahl).
  • Robert Schollum: Die Lieder von Alma Schindler-Mahler. In: Österreichische Musikzeitschrift. Wien 1979, 8, ISSN 0029-9316, S. 544–551.
  • Melanie Unseld: MUGi
  • Jörg Rothkamm: Wer komponierte die unter Alma Mahlers Namen veröffentlichten Lieder? Unbekannte Briefe der Komponistin zur Revision ihrer Werke im Jahre 1910. In: Die Musikforschung 53. Jg., 2000, H. 4, S. 432–445.

Gustav Mahler

  • Kurt Blaukopf: Gustav Mahler oder Der Zeitgenosse der Zukunft. Dtv, München 1980, ISBN 3-423-00950-0.
  • Henry-Louis de La Grange: Gustav Mahler. Fayart, Paris 1979–1984. (1860–1900. Paris 1979, 2006, ISBN 2-213-00661-X; L'âge d’or de Vienne 1900–1907. Paris 1983, ISBN 2-213-01281-4; Le génie foudroyé 1907–1911. Paris 1984, ISBN 2-213-01468-X).
  • Henry-Louis de la Grange, Günther Weiß, Knud Martner: Ein Glück ohne Ruh'. Die Briefe Gustav Mahlers an Alma. Erste Gesamtausgabe. Siedler, Berlin 1995, ISBN 3-88680-577-8.
  • Jens M. Fischer: Gustav Mahler. Der fremde Vertraute. Zsolnay, Wien 2003, ISBN 3-552-05273-9 (mit einer ausführlichen Darstellung der Ehe zwischen Gustav Mahler und Alma Mahler-Werfel).
  • Oliver Hilmes: Im Fadenkreuz. Politische Gustav-Mahler-Rezeption 1919–1945. Eine Studie über den Zusammenhang von Antisemitismus und Kritik an der Moderne. P. Lang, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-631-51041-1.
  • Jörg Rothkamm: „Ein componierendes Ehepaar“? Eine unpublizierte Liedfassung des sogenannten Erntelieds (Gesang am Morgen) in der Handschrift Gustav Mahlers im Lichte des Briefwechsels von Alma Mahler und Walter Gropius. In: Nachrichten zur Mahler-Forschung. 72. Jg., 2018, S. 7–34 (englische Version: ‚A husband and wife who are both composers‘? An unpublished song version of the so-called ‚Erntelied‘ (‚Gesang am Morgen‘) in the hand of Gustav Mahler in light of the correspondence between Alma Mahler and Walter Gropius. In: News about Mahler Research 72, 2018, pp. 7–34.)

Walter Gropius

  • Reginald B. Isaacs: Walter Gropius. Der Mensch und sein Werk. Ullstein, Frankfurt 1985, ISBN 3-548-27544-3; Frankfurt 1986, ISBN 3-548-27548-6.

Oskar Kokoschka

  • Oskar Kokoschka: Mein Leben. Bruckmann, München 1971.
  • Oskar Kokoschka: Briefe. Claassen, Düsseldorf (1905–1919. Düsseldorf 1984. ISBN 3-546-45580-0; 1919–1934. Düsseldorf 1985. ISBN 3-546-45582-7; 1934–1953. Düsseldorf 1986. ISBN 3-546-45584-3; 1953–1976. Düsseldorf 1988. ISBN 3-546-45586-X).
  • Alfred Weidinger: Kokoschka und Alma Mahler. Dokumente einer leidenschaftlichen Begegnung. Prestel, München 1996, ISBN 3-7913-1711-3.

Franz Werfel

  • Norbert Abels: Franz Werfel. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 2002, ISBN 3-499-50472-3.
  • Lore B. Foltin: Franz Werfel. Metzler, Stuttgart 1972, ISBN 3-476-10115-0.
  • Peter Stephan Jungk: Franz Werfel. Eine Lebensgeschichte. Fischer, Frankfurt/M. 2001, ISBN 3-596-14975-4.

Johannes Hollnsteiner

  • Friedrich Buchmayr: Der Priester in Almas Salon. Johannes Hollnsteiners Weg von der Elite des Ständestaates zum NS-Bibliothekar. Verlag der Bibliothek der Provinz, Weitra 2003, ISBN 3-85252-461-X.

Zeitzeugen

Alma Mahler-Werfel, die mit vielen europäischen Kulturschaffenden des 20. Jahrhunderts bekannt war, wird außerdem in zahlreichen Biografien charakterisiert:
  • Elias Canetti: Das Augenspiel. Lebensgeschichte 1931–1937. Fischer, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-596-29140-2.
  • Milan Dubrović: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafes. Aufbau-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-7466-1703-0.
  • Claire Goll: Ich verzeihe keinem. Eine literarische Chronique scandaleuse unserer Zeit. Droemer Knaur, München 1999, ISBN 3-426-72223-2.
  • Gina Kaus: Von Wien nach Hollywood. Erinnerungen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-38257-8.
  • Ernst Krenek: Im Atem der Zeit. Hoffmann und Campe, Hamburg 1998, ISBN 3-455-11170-X.
  • Katia Mann: Meine ungeschriebenen Memoiren. Fischer, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-14673-9.
  • Klaus Mann: Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht. Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 3-499-24409-8.
  • Gottfried Reinhardt: Der Liebhaber. Erinnerungen seines Sohnes Gottfried Reinhardt an Max Reinhardt. Droemer Knaur, München 1975, ISBN 3-426-00414-3.
  • Walter Slezak: Wann geht der nächste Schwan? Piper, München 1989, ISBN 3-492-10769-9.
  • Bruno Walter: Thema und Variationen. Erinnerungen und Gedanken. Fischer, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-10-390502-5.
  • Berta Zuckerkandl: Österreich intim. Erinnerungen 1892–1942. Ullstein, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-548-20985-8.
  • Carl Zuckmayer: Als wär’s ein Stück von mir. Horen der Freundschaft. Fischer, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-10-034112-0.

Belletristik

  • Joshua Sobol: Alma – A Show Biz ans Ende (Polydrama). Hrsg. von Paulus Manker, mit unveröffentlichten Photos aus Alma Mahlers Privatbesitz. Wien 1998 (Simultandrama in dreißig Szenen, ergänzt mit historischen Fotos).
  • Hilde Berger: Ob es Hass ist solche Liebe. Oskar Kokoschka und Alma Mahler. Boehlau, Wien 1999, ISBN 3-205-99103-6; Aufbau Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-7466-7078-2 (Biografischer Roman).
  • Max Phillips: Ich nehme jeden, der mir gefällt. Das leidenschaftliche Leben der Alma Mahler. Lübbe, Bergisch Gladbach 2002, ISBN 3-404-92182-8 (Original: The artist’s wife. New York 2002. ISBN 0-8050-6670-5) (Biografischer Roman).
  • Julya Rabinowich: Krötenliebe. Deuticke, Wien 2016, ISBN 978-3-552-06311-2.

Hörbilder

  • Susanne Ayoub Almas kleiner Fotograf, Hörbild ORF Wien und Deutschlandfunk Köln 2012[128]
Commons: Alma Mahler-Werfel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag ins Taufbuch. 31. August 1879, abgerufen am 13. Mai 2018.
  2. Susanne Rode-Breymann: Die Komponistin Alma Mahler-Werfel. Hannover, Prinzenstraße, Doppelheft 10, 1999, ISSN 0949-4049, ISBN 3-931266-06-0.
  3. Susanne Rode-Breymann 1999, S. 137 u. 138.
  4. Siehe in diesem Artikel: Rezeptionen der Lieder von Alma Schindler-Mahler sowie Kompositionen.
  5. Rode-Breymann 1999, S. 73: ...komponieren 1898 bis 1902 ... Im Spannungsfeld von Selbstausdruck und Professionalisierung.
  6. Siehe Artikel Mahler-Werfel, Anna, geb.Schindler in MGG 2, Bd. 11, 2004, Spalte 856.
  7. Susanne Rode-Breymann: Anna Mahler-Werfel. Muse–Gattin–Witwe. Beck-Verlag, München 2014, ISBN 978 3 406 66962 0, S. 90.
  8. Mit Ausnahme von Leonard Bernstein, Ernst Lubitsch, Eugene Ormandy und Erich Zeisl werden alle diese bedeutenden Namen in Alma Mahler-Werfel. Mein Leben, Fischer, Frankfurt a. M. 1960/1990, ISBN 3-10-347800-3 behandelt (Vorwort Willy Haas), wie im Namenregister S. 373–377 mit Seitenzahlen angegeben ist.
  9. Internetquellen (Abbildungen Alma Mahlers zusammen mit den Dirigenten Bernstein, bzw. Ormandy sowie Briefe Alma Mahlers an den Filmregisseur Lubitsch und an den Wiener Komponisten Zeisl) bestätigen deren freundschaftlichen Umgang.
  10. ALMA : Biografie. Abgerufen am 13. Februar 2020.
  11. Rode-Breymann 1999, S. 145.
  12. Rode-Breymann 1999, Vorwort S. 8.
  13. ALMA : Biografie. Abgerufen am 13. Februar 2020.
  14. ALMA : Biografie. Abgerufen am 14. Juli 2021.
  15. ALMA : Biografie. Abgerufen am 13. Februar 2020.
  16. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben. Fischer, Frankfurt am Main 1960, ISBN 3-10-347800-3.
  17. Vergleiche Vorwort in Rode-Breymann 1999, S. 8 bis 14, insbes. S. 10.
  18. Siehe Literatur
  19. Sibylle Mulot: Von Wien nach Hollywood : Erinnerungen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-518-38257-8.
  20. Claire Goll: Ich verzeihe keinem eine literarische Chronique scandaleuse unserer Zeit. Droemer Knaur, München 1999, ISBN 3-426-72223-2.
  21. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn : das Leben der Alma Mahler-Werfel. 2. Auflage. Siedler, München 2004, ISBN 3-88680-797-5.
  22. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben.
  23. Klaus Mann in: Der Wendepunkt; 1949 zitiert nach Astrid Seele: Alma Mahler-Werfel, S. 140.
  24. MGG 2. Bd. 11, 2004, Sp. 856–857.
  25. Rode-Breymann 1999, Aufführungen von Almas Kompositionen, S. 142–146.
  26. Über Kindheit Almas und Umstände der Familie erzählt Susanne Rode-Breymann in ihrem 2014 erschienenen Buch Alma Mahler-Werfel ab S. 12 ff.
  27. Rode-Breymann, 2014, S. 13–16.
  28. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn. S. 34
  29. Schülerconcerte.: Deutsche Musik-Zeitung / Deutsche Kunst- und Musik-Zeitung, Jahrgang 1891, S. 134 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dmz
  30. Rode-Breymann 2014. Innerhalb S. 12–19.
  31. Seele: Alma Mahler-Werfel; S. 16
  32. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 22
  33. Rode-Breymann 2014, S. 20.
  34. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 42
  35. Rode-Breymann 1999, S. 85.
  36. Rode-Breymann 1999.
  37. z. B. am 31. Januar 1899 im Wiener Ehrbarsaal, s. Rode-Breymann 1999, S. 43.
  38. Rode-Breymann 1999, S. 43/44.
  39. Rode-Breymann 1999, S. 44/45.
  40. Zitiert nach: Rode-Breymann 1999, S. 87/88.
  41. Zitiert nach Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 47
  42. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 24
  43. Rode-Breymann 1999, S. 85.
  44. Rode-Breymann 2014, S. 66 mit Anmerkungen Nr. 146–148.
  45. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 25 f.
  46. Zitiert nach Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 51.
  47. Oliver Hilmers: Witwe im Wahn, S. 51 f.
  48. Rode-Breymann 1999, ab S. 131: Die Kompositionen und ihre Aufführungen, Quantitäten und Datierungen und Nicht nur Lieder: Gattungsvielfalt im Komponieren.
  49. Rode-Breymann 1999, S, 135/136.
  50. Rode-Breymann 2014, S. 98.
  51. Die Verlobung des Directors Mahler. In: Neue Freie Presse, 28. Dezember 1901, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  52. Trauungsbuch - 02-18 | 04., St. Karl Borromaeus | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 25. November 2020.
  53. Rode-Breymann 2014, S. 98.
  54. Die Hochzeit des Directors Mahler. In: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 10. März 1902, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/iwe
  55. Ein Abendessen für Freunde am 5. Januar 1902 ist in dieser Hinsicht besonders krass geschildert bei Rode-Breymann 2014, S. 102 u. 103.
  56. Seele: Alma Mahler-Werfel, S. 49
  57. Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 1.000 EUR gerundet und vergleicht 1912 (zu diesem Zeitpunkt betrug der Wechselkurs 1,176 K = 1 Mark) mit Januar 2022.
  58. Pfarre St. Karl Borromäus, Taufbuch Tom. 28, fol. 3
  59. Maria Anna Mahler liegt seit 1909 im Grab Gruppe 6, Reihe 7, Nummer 2 begraben. Im Nebengrab, Nummer 1, liegt ihr Vater Gustav Mahler. Vgl.: Friedhöfe Wien, Verstorbenensuche: Suche nach Mahler*, Friedhof Grinzing. Abgefragt am 26. Oktober 2014.
  60. Maria Anna Mahler. Kurzbiografie in: alma-mahler.at, Hrsg. Paulus Manker, Alma Theaterproduktion GmbH.
  61. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 30 ff.
  62. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 33
  63. 86 fOliver Hilmers: Witwe im Wahn, S. 86 f.
  64. Sigmund Freud. Kurzbiografie in: alma-mahler.at, Hrsg. Paulus Manker, Alma Theaterproduktion GmbH.
  65. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 47 f.
  66. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben. S. 43.
  67. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 45–47
  68. Alfred Weidinger: Kokoschka und Alma Mahler, S. 7
  69. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 50
  70. Alfred Weidinger: Kokoschka und Alma Mahler
  71. Doppelbildnis Oskar Kokoschka und Alma Mahler
  72. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 56
  73. Zitiert nach Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 146
  74. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 57 ff.
  75. Peter Altenberg: Alma. Fechsung. 1915 (Textarchiv – Internet Archive [abgerufen am 15. November 2016]).
  76. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 69 ff.
  77. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 164
  78. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 70
  79. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 172
  80. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 69
  81. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 75 f.
  82. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 98ff
  83. Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, S. 99
  84. Pfarre St. Augustin, Sterbebuch 11, fol. 226
  85. Deutsches Geschlechterbuch Band 160, 3. Brandenburger Band, S. 252
  86. zitiert nach Astrid Seele: Alma Mahler-Werfel, S. 91
  87. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 192 f.
  88. Stadtmuseum: Marlene Dietrich in Weimar. Sensationelle Entdeckungen der Freunde des Stadtmuseums, in: Rathauskurier, Amtsblatt der Stadt Weimar, Nr. 2, 2021, S. 26.online
  89. Volker Wahl: Sie war "von Kopf bis Fuß" auf Weimar eingestellt. Marlene Dietrich als private Musikschülerin in der Goethestadt 1920/21. In: Axel Stefek (Hrsg.): Beiträge zur Weimarer Geschichte. Band 2021. Band 2021. Freunde und Förderer des Stadtmuseums Weimar im Bertuchhaus e.V., Weimar 2021, S. 923.
  90. Christiane Weber: Weimar: Auf den Spuren von Marlene Dietrich. Jahresschrift des Freundeskreises Stadtmuseum offenbart Sensation.Stadtmuseums. Abgerufen am 9. März 2021.
  91. Ernst Krenek: Im Atem der Zeit – Erinnerungen an die Moderne, S. 340
  92. Ernst Krenek: Im Atem der Zeit – Erinnerungen an die Moderne, S. 342
  93. Ernst Krenek: Im Atem der Zeit – Erinnerungen an die Moderne, S. 341
  94. Ernst Krenek: Im Atem der Zeit – Erinnerungen an die Moderne, S. 365
  95. Petra Reski: Hotel in Venedig. Ach, dieser Duft! Sechs Zimmer und ein Garten – das Wohnhaus von Alma Mahler ist heute ein bezauberndes Hotel in einem stillen Winkel von Venedig. In: Die Zeit. 20. Oktober 2011, abgerufen am 22. Januar 2018.
  96. Ernst Krenek: Im Atem der Zeit – Erinnerungen an die Moderne, S. 357
  97. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 208
  98. Elias Canette: Das Augenspiel. Lebensgeschichte 1931–1937, S. 62
  99. Claire Goll: Ich verzeihe keinem, S. 228
  100. Zitiert nach Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 278
  101. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 287 f.
  102. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 293 f.
  103. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 295
  104. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 300 f.
  105. zitiert nach Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 314
  106. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 326
  107. zitiert nach Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 352. Hilmes beschäftigt sich sehr ausführlich mit der Frage, ob Werfel von Alma Mahler-Werfel notgetauft wurde, siehe S. 351–356
  108. Claire Goll: Ich verzeihe keinem, S. 229
  109. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn. S. 343.
  110. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 302–304
  111. Belvedere restituiert Munch auf art-port.cc
  112. zitiert nach Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 384
  113. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 398
  114. Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 401
  115. Zitiert nach Oliver Hilmes: Witwe im Wahn, S. 412
  116. Astrid Seele: Alma Mahler-Werfel, S. 126
  117. Hans Weigel: Via Mahler, in: Brigitte Sinhuber-Harenberg (Hrsg.): Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Wien : Hauptverband des Österreichischen Buchhandels, 2017, S. 67–69
  118. Friedhöfe Wien, Verstorbenensuche: Suche nach Gropius, Friedhof Grinzing. Abgefragt am 26. Oktober 2014.
  119. Liedtext von Tom Lehrers Ballade Alma, inspiriert von ihrer Todesanzeige
  120. Friedrich Torberg, Nachruf auf Alma, 1964, zitiert nach Seele: Alma Mahler-Werfel; S. 140 f.
  121. Vgl. Rothkamm 2000, S. 436f. und Rothkamm 2018, vor allem S. 23–27 (siehe unter Literatur).
  122. Vgl. Rothkamm 2000, S. 438f. und Rothkamm 2018, S. 31–33 (siehe unter Literatur).
  123. Walter Dobner: Mahler, Zemlinsky und Almas vielfältige Amouren diepresse.com Artikel Mahler, Zemlinsky und Almas vielfältige Amouren
  124. Nachtkritik 27. November 2012 Mahlermania – Nico and the Navigators suchen an der Deutschen Oper einen Komponisten und finden Klatsch – Glotzt nicht so romantisch
  125. Der Deutsche Musical Theater Preis 2015: Die große Zeremonie In: musical1.de, 27. Oktober 2015.
  126. Bettina von Seyfried auf info-netz-musik; abgerufen am 11. Dezember 2014
  127. Bettina von Seyfried auf info-netz-musik; abgerufen am 11. Dezember 2014
  128. Hörbilder. In: oe1.orf.at. Abgerufen am 1. Dezember 2017.

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