Lourdes
Lourdes [luʁd] (gaskognisch Lorda [ˈluɾðɔ]) ist eine französische Stadt im Département Hautes-Pyrénées in der Region Okzitanien in der Nähe der spanischen Grenze. Sie zählt 13.132 Einwohner (Stand 1. Januar 2019). Sie ist einer der weltweit meistbesuchten Wallfahrtsorte. Lourdes gehört zum Bistum Tarbes und Lourdes der römisch-katholischen Kirche. Im Jahr 1858 soll ein damals vierzehnjähriges Mädchen Marienerscheinungen gehabt haben; bald darauf reisten mehr und mehr Pilger nach Lourdes.
Lourdes | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Okzitanien | |
Département (Nr.) | Hautes-Pyrénées (65) | |
Arrondissement | Argelès-Gazost | |
Kanton | Lourdes-1 (Hauptort) Lourdes-2 (Hauptort) | |
Gemeindeverband | Tarbes-Lourdes-Pyrénées | |
Koordinaten | 43° 6′ N, 0° 3′ W | |
Höhe | 343–960 m | |
Fläche | 36,90 km² | |
Einwohner | 13.132 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 356 Einw./km² | |
Postleitzahl | 65100 | |
INSEE-Code | 65286 | |
Website | www.lourdes-france.com |
Geographie
Lourdes liegt im nördlichen Vorgebirge der Pyrenäen in einer Höhe von 420 Metern. Vom Süden kommend fließt der Gave de Pau durch Lourdes.
Wallfahrtsort
1858 soll Bernadette Soubirous nahe der Grotte Massabielle (Massevieille, „alter Fels“) mehrfach Erscheinungen einer weiß gekleideten Frau gehabt haben. Später offenbarte sich nach ihren Worten die Erscheinung als „die unbefleckte Empfängnis“, was der Pfarrer und die kirchliche Untersuchungskommission als Bestätigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens deuteten. Bei einer dieser Erscheinungen wurde die Quelle in der Grotte freigelegt. Die Mutter Gottes bat Bernadette Soubirous nach ihren Worten darum, den Priestern auszurichten, dass an der Grotte eine Kirche errichtet werde, und um Prozessionen dorthin.
Heute ist die Kirche ein bedeutender Wallfahrtsort. Der Quelle werden Heilkräfte zugeschrieben, und es wurde von vielen Wunderheilungen berichtet. Bernadette Soubirous wurde am 8. Dezember 1933 heiliggesprochen. Vom 14. bis 15. August 2004 besuchte Papst Johannes Paul II. Lourdes, vom 13. bis 15. September 2008 sein Nachfolger, Papst Benedikt XVI.
Emmanuel Macron besuchte im Juli 2021 als erster Staatspräsident Frankreichs den Wallfahrtsort in Lourdes.[1]
Sehenswürdigkeiten
Die meisten Besucher werden durch die katholischen Wallfahrtsstätten, insbesondere die Site des sanctuaires („Heiliger Bezirk“) um die Erscheinungsgrotte, die Quelle mit dem als wundertätig geltenden Wasser und die Bäder (Piscines) für die Kranken sowie den drei großen Kirchenbauten – der Basilika Notre-Dame-de-l’Immaculée-Conception, der Rosenkranz-Basilika und der unterirdische Basilika Saint-Pie X – angezogen. Diese fasst bis zu 25.000 Besucher.[2]
Daneben besteht das Karmelitinnenkloster Lourdes.
Lourdes ist auch ein Basispunkt für den Tourismus in den Pyrenäen. Im Musée pyrénéen de Lourdes in der Festung Château fort de Lourdes wird Franz Schrader (1844–1924), unter anderem ein bedeutender Pyrenäenforscher, gewürdigt.[3]
Den am Ortsrand gelegenen Berg Pic du Jer kann man zu Fuß oder mit der Standseilbahn Funiculaire du Pic du Jer erreichen.
Wirtschaft
Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist der Pilgertourismus. Lourdes hat (Stand 2010) rund 12.000 Betten in Hotels und Herbergen. Die Gemeinde Lourdes zählt mit rund fünf Millionen Übernachtungen jährlich nach Paris die meisten Übernachtungen in Frankreich. 68 Prozent der Besucher kommen aus dem Ausland, 31 Prozent aus Italien, gefolgt von Briten und Spaniern. Es gibt rund 200 Andenkenläden.[4]
Verkehr
Lourdes hat einen internationalen Flughafen, 10 km nördlich der Stadt nahe der RN 21.
Der Bahnhof Lourdes liegt an der Bahnstrecke Toulouse–Bayonne. Von 1914 bis 1932 wurde ferner die Bahnstrecke Lourdes–Artigues betrieben, die einen separaten Bahnhof an der Place Peyramale im Osten der Altstadt hatte.
Viele Besucher kommen per Bus oder Bahn. 2010 gab es rund 400 Sonderzüge.[4]
Sport
Bedeutendster Sportverein der Stadt ist der FC Lourdes, der Rugby Union spielt und acht Mal französischer Meister wurde. Am 15. Juli 2011 war Lourdes Zielort einer Etappe der Tour de France 2011.
Städtepartnerschaften
In der Zusammenarbeit Shrines of Europe ist Lourdes seit 1996 mit fünf anderen Marienwallfahrtsorten verbunden; 2017 wurde Einsiedeln als sechstes Mitglied aufgenommen. Die Partnerorte sind:
Altötting (Deutschland) Einsiedeln (Schweiz) Fátima (Portugal) Loreto (Italien) Mariazell (Österreich) Tschenstochau (Polen; poln. Częstochowa)
Persönlichkeiten
- Jean-Pierre Maransin (1770–1828), General
- Bernadette Soubirous (1844–1879), Ordensschwester
- Antoine Tisné (1932–1998), Komponist
- Henri Bernard Meier (* 1936), Schweizer Unternehmer
- Arnaud Larrieu (* 1966), Regisseur
Literatur
- Joris-Karl Huysmans: Lourdes : Mystik und Massen, Lilienfeld-Verlag, Düsseldorf 2020, ISBN 978-3-940357-65-6 (das Original erschien 1906)
- Paulo Coelho: Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte. Roman. Diogenes, Zürich 1997, ISBN 3-257-06148-X, S. 83–88
- Egon Erwin Kisch: Eintritt verboten. Edition du Carrefour, Paris 1934, oder als: Geschichten aus sieben Ghettos, „Eintritt verboten“ u. a. In: Gesammelte Werke in Einzelausgaben, Band 7, Nachdruck der 4. Auflage, Aufbau-Verlag, Berlin / Weimar 1992, ISBN 3-351-02167-4 („Ich bade in wundertätigem Wasser“).
- Franz Werfel: Das Lied von Bernadette. Roman. In: Gesammelte Werke in Einzelbänden, Fischer-Taschenbuch 9462, Frankfurt am Main 1991 ff. (Erstausgabe im Bermann Fischer Verlag, Stockholm 1941), ISBN 3-596-29462-2.
- Émile Zola: Lourdes. In: Trois Villes. Deutsche Übersetzung von Wilhelm Lilienthal. Verlag von Th. Knaur Nachf., Berlin 1894
Weblinks
Einzelnachweise
- „Als erster französischer Präsident: Macron besucht Wallfahrtsort Lourdes“auf katholisch.de vom 17. Juli 2021
- La basilique Saint-Pie X. Website der Wallfahrtsstätte Notre-Dame de Lourdes, archiviert vom Original am 10. Juli 2012; abgerufen am 9. September 2017 (französisch).
Basilica of St. Pius X. Website der Wallfahrtsstätte Notre-Dame de Lourdes, archiviert vom Original am 18. Juni 2012; abgerufen am 9. September 2017 (englisch). - Musée Pyrénéen de Lourdes. (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Französisches Ministerium für Kultur und Kommunikation, abgerufen am 9. September 2017 (französisch).
- Renée Mourgues: Lourdes, deuxième cité hôtelière de France, La République des Pyrénées vom 13. August 2011, abgerufen am 16. Juni 2012 (frz.)