Michel Ney
Michel Ney [mi'ʃɛl nɛ], Herzog von Elchingen, Fürst von der Moskwa (* 10. Januar 1769 in Saarlouis; † 7. Dezember 1815 in Paris), war Maréchal d’Empire. Napoleon nannte ihn « le brave des braves » (deutsch: „den Tapfersten der Tapferen“).
Leben
Ney wurde in bescheidenen Verhältnissen als zweiter Sohn des Böttchers Pierre Ney (1738–1826) und dessen Frau Margarethe Grewelinger (1739–1791) in der französischen Exklave Saarlouis in der Bierstraße 13 geboren. Seine Schulzeit am örtlichen Augustinerkolleg (dem heutigen Gymnasium am Stadtgarten) endete im Alter von 13 Jahren, danach begann er eine Ausbildung als Notariatslehrling und arbeitete als Schreiber bei der Staatsanwaltschaft. Nach einer Anstellung bei der Dillinger Hütte trat er 1788 als Gemeiner in das Régiment Colonel-Général hussards ein und war bei Ausbruch der Revolution Unteroffizier. 1792 wurde er zum Capitaine gewählt und 1796 zum Général de brigade befördert. Während der Koalitionskriege nahm er 1799, inzwischen zum Général de division befördert, die Stadt Mannheim ein. Anschließend kämpfte er unter Masséna in der Schweiz sowie unter Moreau in Deutschland. Am 13. September 1801 wurde Ney in die Feldloge La Candeur aufgenommen.[1] Nach dem Frieden von Lunéville ging Ney als Gesandter in die Schweiz, wo er am 19. Februar 1803 den Frieden und die Mediationsakte zustande brachte.
Anlässlich seiner Kaiserkrönung ernannte Napoleon I. Ney 1804 zum Marschall des Empire. Als Befehlshaber eines Korps eröffnete Ney den Feldzug von 1805. Einheiten seines Armeekorps schlugen die Österreicher Erzherzog Ferdinands bei Günzburg am 9. Oktober. Es folgte der Sieg in der Schlacht bei Elchingen am 14. Oktober und die Kapitulation und Übergabe der Stadt Ulm durch den österreichischen General Karl Mack von Leiberich. Am 6. Juni 1808 wurde Ney hierfür zum Herzog von Elchingen ernannt. Im Krieg von 1806 und 1807 trug Ney als Führer des VI. Korps außerordentlich zu den Erfolgen bei, besonders durch die Verfolgung der geschlagenen preußischen Armee nach der Schlacht bei Jena. Erfurt und Magdeburg ergaben sich ihm, 1807 kämpfte er bei Eylau und Friedland gegen die Russen und Preußen.
1808 begleitete Ney den Kaiser nach Spanien, wurde aber 1811 mit Masséna uneins über den weiteren Feldzugsplan und zeigte dabei so großen Widerstand, dass ihn dieser von der Armee entfernte. Ney zog sich anschließend zurück, ehe er 1812 den Befehl über das III. Korps erhielt.
Ney bewährte sich nun vor allen anderen im Russlandfeldzug des Jahres 1812, so in der Schlacht bei Smolensk, besonders aber bei der Schlacht an der Moskwa. Am Abend dieser Schlacht verlieh ihm Napoleon den Titel eines „Fürsten von der Moskwa“. Ney war seit der Schlacht bei Wjasma ständiger Nachhutführer während des Rückzuges aus Russland und wäre daher in der Schlacht bei Krasnoje beinahe in russische Gefangenschaft geraten. So ist auch die Episode überliefert, dass er als Allerletzter knapp vor den nachdrängenden Kosaken ins preußische Gumbinnen einmarschierte, man im dortigen Offizierskasino den völlig Verfrorenen und Verwahrlosten nicht erkannte und ihn kurzerhand hinauswerfen wollte. Daraufhin antwortete Ney: „Erkennen Sie mich nicht? Ich bin die Nachhut der Großen Armee – ich bin Marschall Ney.“.[2]
Im Feldzug von 1813 hielt Ney bei der Schlacht bei Großgörschen dem ersten Angriff der Verbündeten stand, befehligte in der Schlacht bei Bautzen die Mitte und drang hierauf nach Schlesien vor. Von Blücher angegriffen, wurde Ney gezwungen, aus der Stellung bei Liegnitz zurückzuweichen. Er musste seine Streitkräfte dem französischen Marschall Jacques MacDonald übergeben und mit Napoleon nach Dresden zurückkehren, wo er am 26. und 27. August den Sieg über Karl Philipp zu Schwarzenberg erringen half. Nach der Niederlage Oudinots bei Großbeeren erhielt Ney den Oberbefehl über die zum Vordringen auf Berlin bestimmten Streitkräfte, wurde aber am 6. September von Bülow bei Dennewitz geschlagen.
Im Jahr 1814 wurde Ney Kommandant der Kaiserlichen Garde. Er kämpfte bei Brienne, Montmirail, Craonne und Châlons-sur-Marne mit Auszeichnung. Nach der Niederlage der kaiserlichen Armeen und der Einnahme von Paris durch den Kriegsgegner drängte er Napoleon I. zur Abdankung und trat zu den Bourbonen über. König Ludwig XVIII. machte ihn zum Pair von Frankreich und ernannte ihn zum Befehlshaber über die 6. Militärdivision.
Nach Napoleons Rückkehr von Elba trat er jedoch am 25. März 1815 bei Auxerre wieder in dessen Dienste und erhielt den Oberbefehl über den 38.000 Mann starken linken Flügel (1. und 2. Korps) während der Schlacht bei Waterloo. Dabei wurden fünf Pferde unter ihm erschossen und zuletzt stürmte er zu Fuß. Er führte die großen Kavallerieattacken gegen das englische Zentrum und leitete dann persönlich die Alten Garden zum entscheidenden Angriff, der jedoch scheiterte.
Um ein Exempel zu statuieren gab Louis XVIII. dem Polizeiminister Fouché den Auftrag, eine Liste von Offizieren zu erstellen, die während der Herrschaft der Hundert Tage im Dienst von Napoléon gestanden hatten. Es betraf explizit den Zeitraum von der Ankunft Napoléons in Frankreich am 1. März 1815 bis zum 20. März 1815, als der König die Hauptstadt verlassen musste. Mit der Anordnung vom 24. Juli 1815 wurde diese Liste veröffentlicht, auf der als Ranghöchster der ehemalige Marschall Ney aufgeführt war. Nachdem er eine Flucht aus Frankreich verweigert hatte, wurde Ney, der sich bei der Cousine seiner Frau im Château de Bessonies im Département Lot aufhielt am 3. August 1815 verhaftet, nachdem er von Jean-Baptiste de La Tour de La Placette an die Behörden verraten wurde, als dieser sich auf der Durchreise zu seinem Besitz Château de La Placette in Cayrols im Département Cantal befand. Nachdem Ney zunächst im Château de Bessonies festgesetzt worden war, wurde er nach Paris gebracht, wo er am 19. August eintraf. Nach der Einlieferung in die Conciergerie[3] verbrachte man ihn bald in das Palais de Luxembourg, in dem der Aufenthalt eher seinem Stand entsprach. Auf dem Weg dorthin bot ihm Général Exelmans an, ihn zu befreien und mit ihm gemeinsam das Land zu verlassen, aber Ney lehnte ab. Auch einige Offiziere versuchten ihn aus dem Palais du Luxembourg zu befreien, aber Ney lehnte wiederum ab.
Am 8. November wurde er schließlich vor ein Kriegsgericht gestellt, das sich aber als unzuständig erklärte, über ihn als Pair zu verhandeln. Ney wurde am 6. Dezember von der Pairskammer wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Zum Verhängnis wurde ihm, dass er von Louis XVIII. ausgeschickt worden war, mit dem 5e régiment d’infanterie Napoléon zu verhaften, er aber mitsamt dem Regiment sofort zu diesem übergelaufen war. Ney wurde am 7. Dezember 1815 nahe dem Pariser Jardin du Luxembourg erschossen. Er trug schlichte Zivilkleidung und wies eine Augenbinde zurück. Den Feuerbefehl gab er selbst mit den Worten:
„Soldaten, wenn ich den Feuerbefehl gebe, schießt auf mein Herz. Wartet auf den Befehl. Es wird der Letzte sein, den ich euch gebe. Ich protestiere gegen meine Verurteilung. Ich habe in hundert Schlachten für Frankreich gekämpft, aber nicht eine gegen es. […] Soldaten schießt!“
Michel Ney hinterließ drei Söhne, die später seine Memoires veröffentlichten. Eine Nachfahrin von ihm, die Bildhauerin und Bewunderin der Philosophie Arthur Schopenhauers, Elisabet Ney, fertigte im Oktober 1859 in Frankfurt am Main eine Büste von diesem an.
Ehrungen
Ney ist am östlichen Pfeiler des Pariser Triumphbogens in der 13. Spalte verewigt.
- 1853 Denkmal in Paris von François Rude.
- 1860 Denkmal in Metz von Charles Pêtre.
- 1864 Boulevardbenennung in Paris.
- 2001 Straßenbenennung in Saarlouis.
- Straßenbenennung in Elchingen (Gemeindeteil Oberelchingen)
Darstellungen in der Kunst
Malerei
Ney ist Protagonist folgender Gemälde:
- Portrait von François Gérard (c. 1805)
- Der Maréchal Ney übergibt am 7. November 1805 den Soldaten des 76e régiment de ligne die Fahne von Charles Meynier (1808)
- Portrait von Jérôme-Martin Langlois (1832)
- Portrait von Adolphe Brune (1834)
- Die Schlacht von Hohenlinden von Henri Frédéric Schopin (1836)
- Marschall Ney beim Rückzug in Russland Adolphe Yvon von (1856)
- Die Hinrichtung des Marschalls Ney von Jean-Léon Gérôme (1868)
- Marschall Ney in Eylau von Richard Caton Woodville junior (1913)
Film
Ney wurde immer wieder in Filmen dargestellt:
- Von Carl de Vogt in „Waterloo“ (1929)
- Von Dan O’Herlihy in „Waterloo“ (1970)
- Von Colin Bean in „A Soldier’s Farewell“ (aus der Sitcom „Dad’s Army“)
- Von Alain Doutey in „Napoleon“
- Von Alexander Stepanow in „Kutusow“ (1944)
- Von John Baker in „Krieg und Frieden“ (1972)
Literatur
- Henri Welschinger: Le maréchal Ney, 1815. E. Plon, Paris 1893, DNB 578295105 (Digitalisat)
- Carl Bleibtreu: Marschälle, Generale, Soldaten Napoleons I. Alfred Schall, Berlin 1898 (mehrere Auflagen), OCLC 14012193
- Désiré Lacroix: Die Marschälle Napoleons I. Übertragen von Oskar Marschall von Bieberstein. Heinrich Schmidt & Carl Günther, Leipzig 1898, DNB 361508956.
- Harold Kurtz: Nacht der Entscheidung – Die Tragödie des Michel Ney. Köhler, Stuttgart 1961, OCLC 46104231.
- Ernst Klitscher: Michel Ney. Soldat der Revolution – Marschall des Kaisers. Buchverlag Saarbrücker Zeitung, Saarbrücken 1993, ISBN 3-922807-44-5.
- Jürgen Sternberger: Die Marschälle Napoleons. Pro Business, Berlin 2008, ISBN 978-3-86805-172-8.[4]
- Thomas Schuler: Napoleon in Bayern die Schlacht von Elchingen; die Befreiung von München 11.–14. Oktober 1805. Konrad, Weißenhorn 2010, ISBN 978-3-87437-543-6. Website zum Buchtitel: Napoleon in Bayern. Abgerufen am 7. Dezember 2015.
Weblinks
- Literatur über Michel Ney im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur zu Michel Ney in der Saarländischen Bibliographie
- Entwurf für eine Statue von François Rude
- Gerhild Krebs: Michel-Ney-Erinnerungsstätten. Aus: Rainer Hudemann, Marcus Hahn, Gerhild Krebs, Johannes Großmann (Hrsg.): Stätten grenzüberschreitender Erinnerung – Spuren der Vernetzung des Saar-Lor-Lux-Raumes im 19. und 20. Jahrhundert. Lieux de la mémoire transfrontalière – Traces et réseaux dans l’espace Sarre-Lor-Lux aux 19e et 20e siècles. Saarbrücken 2002, 3. Auflage 2009, uni-saarland.de (PDF; 31 kB)
- Ney Michel in der Datenbank Saarland Biografien
- Sabine Graumann: Michel Ney (1769–1815), Marschall von Frankreich und General Napoleons. Landschaftsverband Rheinland, Portal Rheinische Geschichte, 30. September 2010.
- Michael Ney (Lexikoneintrag 1837). In: Bilder-Conversations-Lexikon für das deutsche Volk. 1. Auflage, F. A. Brockhaus, Leipzig 1837. 1837, abgerufen am 8. Mai 2018.
- Michael Ney (Lexikoneintrag 1857). In: Herders Conversations-Lexikon. 1. Auflage, Herder'sche Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1857. 1857, abgerufen am 8. Mai 2018.
- Michael Ney (Lexikoneintrag 1865). In: Pierer's Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart. 4. Auflage, Verlagsbuchhandlung von H. A. Pierer, Altenburg 1857–1865. 1865, abgerufen am 8. Mai 2018.
Einzelnachweise
- Michel Ney … ein Sohn der Stadt Saarlouis. (Memento vom 28. Mai 2011 im Internet Archive) Freimaurerloge La Bonne Harmonie, abgerufen am 28. April 2011
- Mathieu Dumas: Souvenirs du Lieutent-General Comte Mathieu Dumas de 1770 à 1836. Paris 1839, S. 485
- Le procès du maréchal Ney, « Les grands procès de l’histoire », publication n° 5, Ministère de la Justice, 6 août 2012.
- Die Marschälle Napoleons. Weitere Inhaltsinformation auf der Website von Lehmanns Media, abgerufen am 7. Dezember 2015.