Schweinau
Schweinau ist ein südwestlich der Altstadt innerhalb des mittleren Ringes gelegener Stadtteil von Nürnberg und war bis 1899 ein eigenständiger Markt mit einer zeitweisen Magistratsverfassung. Den Namen Schweinau tragen heute die Gemarkungen 3468 und der Statistischen Bezirk 19. Im Stadtteil liegen die U-Bahnhöfe Schweinau und Hohe Marter, sowie der Bahnhof Schweinau der S-Bahn Nürnberg und R-Bahn Nürnberg. Im Süden Schweinaus steht der Fernmeldeturm Nürnberg.
Schweinau Statistischer Bezirk 19 Stadt Nürnberg | |
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Höhe: | 310–318 m ü. NHN |
Fläche: | 75 ha |
Einwohner: | 4852 (31. Dez. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 6.469 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1899 |
Postleitzahl: | 90441 |
Vorwahl: | 0911 |
Lage Statistischer Bezirk 19 Schweinau | |
Mietshaus in Schweinau |
Lage
Das heutige Stadtviertel Schweinau erstreckt sich zwischen der S-Bahn-Linie nach Ansbach (Norden) bis zum Main-Donau-Kanal (Süden) bzw. von der ehemaligen Infanteriekaserne der Bundeswehr (in der Gustav-Adolf-Straße, heutiger Tillypark) im Westen bis zur Bahnlinie Richtung Treuchtlingen/Augsburg (als Grenze zu Sandreuth) im Osten.[2]
Statistische Nachbarbezirke | |||||||||
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Geschichte
Der Ort wurde im 12. Jahrhundert als „Swinawe“ erstmals urkundlich erwähnt.[3] Die „Schwein“-Au (d. h. „Schweinwiese“) entstand am feuchten Wiesengelände des in den einstigen „Geißsee“ einmündenden Hirtengrabens, etwa drei Kilometer weit vorm Spittlertor der Reichsstadt. Am Namen unschwer erkennbar handelte es sich ursprünglich um einen von Viehzucht geprägten Raum.[4]
Mittelalterliche Rodungen drängten den für die Viehzucht wichtigen Wald zurück und Schweinau lag schließlich komplett im Rodungsland.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Schweinau 60 Anwesen (3 Wirtshäuser, 4 Schenkstätten, 3 Höfe, 3 Halbhöfe, 4 Viertelhöfe, 30 Güter, 10 Häuser, 1 Tabakfabrik, Hirtenhaus und Schulhaus). Das Hochgericht übte teils das brandenburg-ansbachische Oberamt Cadolzburg, teils das Oberamt Schwabach aus, was aber von der Reichsstadt Nürnberg bestritten wurde. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft und die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das bambergische Dompropsteiamt Fürth inne.[5]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 der Steuerdistrikt und die Ruralgemeinde Schweinau gebildet. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Nürnberg zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Fürth. Ab 1862 war das Landgericht Nürnberg (1879 in Amtsgericht Nürnberg umbenannt) nur noch für die Gerichtsbarkeit zuständig, während die übergeordnete Verwaltung vom Bezirksamt Nürnberg übernommen wurde. Seit 1871 gehört Schweinau zum Sprengel des Rentamts Nürnberg (1919 in Finanzamt Nürnberg umbenannt).[6][7] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 2,279 km².[8]
Schweinaus günstige Lage an der Landstraße via Ansbach nach Stuttgart und via Schwabach nach München verhalfen dem Ort im 19. Jahrhundert zu großem Aufschwung, da man zunächst ausreichend weit von der Stadt Nürnberg entfernt war, um eine eigene Entfaltung verwirklichen zu können.
1850 wurde Schweinau ein eigenständiger Markt,[4] und wurde zum 1. Januar 1899 nach Nürnberg eingemeindet.[9][10] Im 19. und 20. Jahrhundert wurde das Bild des Stadtviertels vornehmlich von großen Industriebetrieben wie Bosch, Mehnert & Veeck, Vereinigte Deutsche Metallwerke und Zündapp dominiert. Im Zweiten Weltkrieg verzeichnete Schweinau deswegen schwere Schäden durch Fliegerangriffe.
Durch die städtische Überbauung vor dem Ersten Weltkrieg verlor Schweinau seinen abgeschlossenen Siedlungscharakter und verwuchs über St. Leonhard im Norden fest mit der Stadt Nürnberg.
Baudenkmäler
- Ehemalige Fabrikantenvilla
- Ehemalige Hochspannstation
- Katholische Pfarrkirche St. Wolfgang
- Evangelisch-lutherische Kreuzkirche
- Ehemaliges Rathaus, dann Schulhaus, jetzt Gemeindehaus
- Gasthaus Schwarzer Adler
- Hochbunker Hohe Marter, jetzt Garnisonmuseum Nürnberg
- Denkmäler für die Gefallenen des Krieges 1870/71 und des 1. Weltkrieges
- Ehemalige Bauernhäuser
- Wohnhäuser
Religion
Der Ort ist seit der Reformation überwiegend protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind in die Kreuzkirche gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Wolfgang gepfarrt.
Sonstiges
Die zweite Folge der Filmreihe Blind Date mit Olli Dittrich und Anke Engelke trägt den Namen Taxi nach Schweinau. Sie wurde 2002 gedreht und 2003 mit dem Adolf-Grimme-Preis und mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.[18]
Der 2014 erschienene Roman Abseits der Kreisklasse von Matthias Hunger spielt im Nürnberger Amateurfußballmilieu, rund um den fiktiven Verein SG Noris aus Schweinau.[19]
Persönlichkeiten
- Markus Söder (* 1967), aufgewachsen in Schweinau[20], bayr. Ministerpräsident
Galerie
- Mehrgenerationenhaus Nürnberg-Schweinau, erbaut um 1858/60 (Schweinauer Hauptstraße 31); links der Ausgang des Schweinauer U-Bahnhofs
- Wohnhaus des Anwesens (J. A. Huck GmbH & Co.KG) in der Hinteren Marktstraße 59 an der Ecke zur Lochnerstraße im Stil eines "reduzierten Historismus" (1901)
- Wohnhaus im Stil der Neurenaissance, um 1900 (Olgastraße 1)
- Wohnhaus in der Schweinauer Hauptstraße 68
- Mietshaus im Jugendstil, 1906 (Idastraße 1)
- Mietshaus im Neurenaissance-Stil von 1899, Schweinauer Straße 64
- Ristorante Cala Luna in der Schweinauer Hauptstraße 62 (Fachwerkbau, im Kern 18. Jahrhundert)
- Der Hochbunker Hohe Marter in der Zweibrückener Straße 54 beherbergt das Garnisonmuseum Nürnberg
- Ecke der Alfonsstraße zur Schweinauer Hauptstraße
- Kreuzkirche Schweinau von Olaf Andreas Gulbranson in der Lochnerstraße (1961/63)
- Katholische Pfarrkirche St. Wolfgang, erbaut 1957/58 (Friesenstraße 17)
- Städtischer Kindergarten Olgastraße
- Kindertagesstätte Tausendfüßler an der Kreuzkirche
- Wohnhochhäuser (Lochnerstraße 39 bis 47)
- Blick auf Fernmeldeturm und Ludwig-Scholz-Brücke im Süden von Schweinau
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Schweinau. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 259 (Digitalisat).
- Günter P. Fehring, Anton Ress, Wilhelm Schwemmer: Die Stadt Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 10). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1, S. 479–480.
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 171 (Digitalisat). Ebd. S. 243 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Schweinau. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 529 (Digitalisat).
- Hermann Rusam: Schweinau. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 964 (online).
- Pleikard Joseph Stumpf: Schweinau. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 747 (Digitalisat).
Weblinks
- Bezirksdatenblatt Nürnberg – Statistischer Bezirk 19 Schweinau, Stand 2015 (PDF; circa 120 kB)
- Schweinau in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. August 2021.
- Schweinau im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- Bürgerverein St. Leonhard Schweinau
Einzelnachweise
- Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 244–245, S. 244 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- Schweinau im BayernAtlas
- H. Rusam, S. 964.
- Geschichte des Ortes Schweinau. (Memento des Originals vom 8. Februar 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Portal des BV Leonhard / Schweinau.
- H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 171.
- H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 243.
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 63 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1166 (Digitalisat).
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 602 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 19–20, S. 19 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1900 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 84 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 208–209 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 181, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1066, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1232, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1146 (Digitalisat). Die Gemeinde war zu diesem Zeitpunkt bereits nach Nürnberg eingegliedert.
- Blind Date - Taxi nach Schweinau. auf: fernsehserien.de abgerufen am 18. November 2014.
- Matthias Hunger: Abseits der Kreisklasse. Arete Verlag, Hildesheim 2014, ISBN 978-3-942468-40-4.
- Drama um Söders Eltern. In: Abendzeitung München. 22. Oktober 2009. Abgerufen am 24. Juni 2018.