Rechenberg (Nürnberg)
Der Rechenberg ist der Name des Distrikts 902 im Statistischen Stadtteil 9 – Östliche Außenstadt im statistischen Bezirk 90 (St. Jobst). Er ist auch die Bezeichnung für eine etwa 338 m hohe Erhebung im Nordosten der Stadt Nürnberg und eines gleichnamigen, umgriffigen Parks.
Rechenberg Statistischer Distrikt 902 Stadt Nürnberg | |
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Höhe: | 338 m ü. NHN |
Postleitzahl: | 90491 |
Vorwahl: | 0911 |
Lage des Statistischen Bezirks 90 St. Jobst in Nürnberg | |
Der Rechenberg in Nürnberg |
Lage
Der Rechenberg liegt im Nordosten Nürnbergs im Stadtteil St. Jobst, nördlich der Äußeren Sulzbacher Straße. Er erstreckt sich in Ost-West-Richtung und hat eine Größe von 5,6 ha. Seinen Mittelpunkt bildet der namensgebende „Rechenberg“, ein Höhenrücken aus Burgsandstein (ca. 338 m ü. NHN).[1] Er ist die zweithöchste Erhebung im Stadtgebiet von Nürnberg.
Geschichte
Auf der Anhöhe hatte Sebald Rech (von Rechenberg)[2] zwischen 1524 und 1527 einen ersten Herrensitz als Wohnturm mit Graben erbauen lassen. 1545–1551 gehörte der Sitz Adolarius Vischer († 1551), ab 1551 seinen Gläubigern. Im Zweiten Markgrafenkrieg ließ der Rat der Stadt Nürnberg den Sitz 1552 niederbrennen. Später besetzten Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades den Berg und beschossen von hier aus Nürnberg. 1553 ließ der Nürnberger Rat einen Teil der Bergkuppe abtragen.[3] Ein zweiter Herrensitz wurde 1553 erbaut, gehörte ab 1577 Sebastian Zatzer, ab 1589 Joachim Kammermeister (Camerarius), ab 1624 den Nützel von Sündersbühl, ab 1728 den Ebner von Eschenbach, ab 1754 den Kreß von Kressenstein, ab ca. 1790 den Behaim von Schwarzbach auf Kirchensittenbach (von 1859 bis zu seinem Tod 1872 wohnte dort Ludwig Feuerbach), 1898–1916 gehörte das Haus den Tucher von Simmelsdorf und der Familie Barth; 1916 wurde der Sitz abgebrochen.[4]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Rechenberg ein Anwesen (1 Hof mit bewohnten Nebengebäuden). Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was aber vom brandenburg-bayreuthischen Oberamt Baiersdorf bestritten wurde. Grundherr war der Nürnberger Eigenherr von Behaim.[5]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Rechenberg dem 1813 gebildeten Steuerdistrikt Erlenstegen und der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Erlenstegen zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Rechenberg in die neu gebildete Ruralgemeinde Rennweg umgemeindet. Mit der Eingliederung des Ortes Rennweg in die Stadt Nürnberg im Jahr 1865 hieß die Ruralgemeinde Schoppershof. 1899 wurde diese nach Nürnberg eingemeindet.[6]
1860 zog der Philosoph Ludwig Feuerbach auf den Rechenberg, wo sich inzwischen ein Dorf vor den Toren der Stadt Nürnberg entwickelt hatte, und wohnte bis zu seinem Tod am 13. September 1872 im oben genannten zweiten Herrensitz in der nahen Sulzbacher Straße. 1930 stiftete man ihm ein Kenotaph. Dieses Denkmal wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten auf Beschluss des Stadtrats 1933 entfernt und erst 1955 wieder aufgestellt.[7]
Im Süden (Schleiermacherstraße) der Anhöhe wurden 1915 frühgenossenschaftliche Reihenhäuser, im Norden (Lützow- und Nettelbeckstraße) Ende der Zwanziger Jahre Art-déco-Bauten errichtet.[8] 1930 wurde aus Mitteln des Physikalischen Vereins Nürnberg die Regiomontanus-Sternwarte als Volkssternwarte erbaut.
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1818 | 1824 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 |
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Einwohner | 17 | 14 | 11 | 17 | 20 | 15 |
Häuser[9] | 4 | 3 | 3 | 3 | ||
Quelle | [10] | [6] | [11] | [12] | [13] | [14] |
Religion
Der Ort war seit der Reformation überwiegend protestantisch. Ursprünglich waren die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession nach St. Sebald, später nach St. Jobst gepfarrt.
Heutige Nutzung
Der Rechenberg-Park ist ein langer Parkstreifen östlich und westlich des Rechenbergs. Im Winter wird er als Rodelberg genutzt. Die Sternwarte bietet Vorträge und an sternenklaren Tagen Führungen.[15] Weiterhin existieren auf der Kuppe ein Spielplatz, zwei runde, einkörbige Basketballplätze sowie ein asphaltierter Bolzplatz.
Literatur
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 162 (Digitalisat). Ebd. S. 242–243 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Rechenberg. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 520 (Digitalisat).
- Hermann Rusam: Rechenberg. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 861–862 (online).
Weblinks
- Rechenberg in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. August 2021.
- Rechenberg im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Rechenberg im BayernAtlas
- Vgl. auch Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 229–231 (Sebald Rech von Rechenberg von Oberleinach, ein Nürnberger Patrizier am Beginn des 16. Jahrhunderts).
- Hermann Rusam, S. 861 f.
- Herrensitze.com (Giersch/Schlunk/von Haller)
- H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 162.
- H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 242f.
- Feuerbach in Nürnberg
- nuernberg-aha.de: Sankt Jobst - mit Steinplatte, Rechenberg u. Freidenkerei
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 und 1824 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1885 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 74 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 212 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1066, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1231, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1165 (Digitalisat).
- Regiomontanus Sternwarte Nürnberg