Pillenreuth (Nürnberg)
Pillenreuth ist ein Gemeindeteil der mittelfränkischen Stadt Nürnberg. Er gehört zum statistischen Distrikt 491 Eibacher Forst (Königshof), der Teil des statistischen Bezirks 49 (Kornburg, Worzeldorf) ist.
Pillenreuth Stadt Nürnberg | |
---|---|
Höhe: | ca. 325 m ü. NHN |
Einwohner: | 1377 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 90455 |
Vorwahl: | 0911 |
Westliches Tor zum ehemaligen Klostergelände |
Lage
Pillenreuth liegt genau 7 Kilometer südlich des Stadtzentrums. In jeweils einem Kilometer Entfernung befinden sich westlich der Main-Donau-Kanal und östlich der Ludwig-Donau-Main-Kanal. Nördlich ist Pillenreuth von flachen Wäldern umgeben, die ausschließlich Kiefernmonokulturen des Nürnberger Reichswaldes beherbergen. Südlich fließt ein Bach, der Eichenwaldgraben, ansonsten ist der Ortsteil inzwischen mit Weiherhaus (Nürnberg) zusammengewachsen.[2]
Geschichte
Um 1300 wurde Pillenreuth erstmals im Nürnberger Reichssalbüchlein erwähnt.[3] Seit unbekannter Zeitstellung ist Pillenreuth als Aussiedelhof bewirtschaftet. Eine ersturkundliche Erwähnung ist von 1345 bekannt, als eine Zustiftung zur Gründung des Klosters Pillenreuth erfolgte.[4] Das Kloster durchlebte eine lange Geschichte und blieb nebst Wirtschaftsgebäuden, Stallungen und zwei fischwirtschaftlich genutzten Weihern bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts das einzige Anwesen in situ. Erst 1863, als der Ludwigs-Kanal in Betrieb ging, setzte eine gewisse Belebung ein. Die Familie Meßthaler kaufte das aufgelassene Kloster und baute es zur Gastwirtschaft um.[5] In den Wirren des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurde die Bewirtschaftung der umliegenden Ländereien allmählich aufgegeben. Die freigewordenen Grundstücke wurden von aus dem stetig wachsenden Nürnberg aussiedelnden Bürgern ab der Nachkriegszeit nach und nach bebaut. 1950 gab es in Pillenreuth 14 Anwesen mit 81 Einwohnern.[6] Die Gastwirtschaft Meßthaler zog in einen Neubau in Weiherhaus an der Durchgangsstraße um.
Die Gebäude des historischen Ortskernes kamen daraufhin in andere Hände, die Gastwirtschaft Im Klösterle, das Gestüt, die Weiher und Teile der Befestigungsmauern blieben zwar erhalten, wurden aber in Bauboom der 1960er und 70er Jahre wenig denkmalschutzgerecht aus- und umgebaut.[7][8] Pillenreuth entwickelte sich zu einem reinen Wohngebiet; es besteht kein Gewerbe und es gibt keine Ladengeschäfte im Ortsteil.
Anfang der 2010er Jahre lief das Geschäft der Gastwirtschaft nach hygienischen Beanstandungen und einem veränderten Konsumbewusstsein der Ausflügler und Anwohner nicht mehr rentabel. Eine traurige Popularität erlangte Pillenreuth, indem die Wirtin in der Absicht mit der Versicherungssumme wirtschaftlich wieder Fuß zu fassen, den Koch anstiftete, während des Betriebsurlaubes der Gaststätte eine Gasexplosion herbeizuführen, was ihm auch gelang. Die Wirtin wurde aufgrund dessen 2012 zu einer Haftstrafe von 6 1/2 Jahren verurteilt, der Koch wegen Beihilfe zu 2 1/2 Jahren. Auch der Reitstall wurde bei der Explosion in Mitleidenschaft gezogen. Die verbliebene historische Bausubstanz wurde bisher lediglich provisorisch gesichert und besteht derzeit nur mehr ruinös.[9][10]
Verkehr
Nahe an Pillenreuth erschließt die Kreisstraße N 1 in jeweils zwei Kilometer Entfernung den Zugang zum Hafen Nürnberg und zur Autobahn 73. Ebenfalls an der N 1 gibt es eine Bedarfshaltestelle, die Pillenreuth im ÖPNV vertaktet.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Pillenreuth. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 4: Ni–R. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753101, Sp. 353 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Wildenreut, Bildenreut, Pillenreut. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 238 (Digitalisat).
- Günter P. Fehring, Anton Ress, Wilhelm Schwemmer: Die Stadt Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 10). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1, S. 396–397.
- Georg Paul Hönn: Pillenreuth. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 517–518 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Pillenreuth. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 761–762 (Digitalisat).
- Andreas Würfel: Vermischte Nachrichten welche die Geschichte der Reichsstadt Nürnberg und der adelichen Geschlechte daselbst aus der Historie, Genealogie und Diplomatik erläutern. 1764 (Digitalisat).
Weblinks
- Pillenreuth in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 22. November 2021.
Einzelnachweise
- bavarikon: Pillenreuth
- Pillenreuth im BayernAtlas
- Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 826 f.
- Geschichte des Klosters Pillenreuth im Mittelalter
- Geschichte des Klosters Pillenreuth bis "Zum Klösterle"
- Nürnberg-aha, Absatz über Pillenreuth
- Photos von Pillenreuth auf privater Webseite
- Reitstall Pillenreuth
- Pressebericht zur Gasexplosion
- abschließender Pressebericht zur Verurteilung mit Photostrecke