Wöhrd
Wöhrd, eine ehemalige Vorstadt, ist seit dem 1. Oktober 1825 ein Stadtteil von Nürnberg[2] und heute der Name des Statistischen Bezirks 09.
Wöhrd Statistischer Bezirk 09 Stadt Nürnberg | |
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Höhe: | 301–308 m ü. NHN |
Fläche: | 79 ha |
Einwohner: | 9679 (31. Dez. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 12.252 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Oktober 1825 |
Postleitzahlen: | 90402, 90489 |
Vorwahl: | 0911 |
Lage des statistischen Bezirks 9 | |
Wöhrd und Wöhrder See, Blick von Nordwest, 2005 |
Geographie
Wöhrd liegt östlich des Nürnberger Stadtzentrums nördlich der Pegnitz, die hier den Wöhrder See verlassend an der Wöhrder Wiese vorbeifließt. Durch Wöhrd verläuft der Fränkische Marienweg.[3]
Statistische Nachbarbezirke | |||||||||
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Geschichte
Wöhrd wurde 1273 erstmals urkundlich erwähnt.
Seit dem 15. Jahrhundert war der Ort durch Wall und Graben befestigt. Die Befestigung entstand längs des mittelalterlichen Grabens durch lückenlos aneinandergebaute Häuser, die an der Rückseite fensterlos und nur mit Schießscharten versehenen waren. Zwischen Stadttor und dem Mögeldorfer Tor wurde die Befestigung „Rahm“ und zwischen Stadttor und Wollentor „die Schranke“ genannt.
Wöhrd war durch seine Mühlen und die dort ansässigen Färber bekannt. Das burggräfliche Dorf gehörte zum Amt der Veste und wurde während des Städtekrieges 1388 von den Nürnbergern zerstört. Die ab 1557 erbaute Bartholomäuskirche steht an der Stelle der von den Burggrafen Friedrich und Johann gestifteten Kapelle (erbaut 1396–1418, zerstört 1552). 1427 erwarb die Reichsstadt Nürnberg neben der Burggrafenburg auch den Ort Wöhrd und richtete in der Folge das Richteramt Wöhrd ein. Im Zweiten Markgrafenkrieg 1552 ließ der Rat der Stadt die Vorstadt niederbrennen, baute sie aber nach Beendigung des Krieges als Handwerkerort wieder auf und siedelte die Färberhandwerke an. Im Dreißigjährigen Krieg lag Wöhrd geschützt hinter den Schwedenschanzen und wurde weitgehend von den Kriegsauswirkungen verschont. 1796 kam der Ort zum Königreich Preußen und war unter dessen Behörden bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1806 Sitz des Justiz- und Kammeramtes Wöhrd und Gostenhof. 1810/18. Im Zug der Gemeindebildung entstand die Gemeinde Wöhrd, die 1818 als Teil des Burgfriedens nach Nürnberg eingemeindet wurde. 1825 erfolgte die Angliederung des Wöhrder Kirchhofes, der bisher zur „Gemeinde“ Rennweg gehörte, an Wöhrd und damit an Nürnberg.
1809 entstand eine Tuchmanufaktur und 1820 wurde als erstes und einziges textiles Großunternehmen in Nürnberg die Tuchfabrik Lobenhofer gegründet. Das Unternehmen wurde 1876 aufgegeben und von der Stadt Nürnberg zur Errichtung eines Wasserwerkes erworben. Mit der Eingemeindung setzte verstärkt die städtische Bebauung in Wöhrd ein. Die cramer-klettsche Maschinenfabrik (heute: MAN) gründete 1841 südlich des Keßlerplatzes die bedeutendste Industrieansiedlung, die aber schon 1897 nach Steinbühl verlegt wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Vorstadt 1943 durch einen Luftangriff zerstört und später unter weitgehender Beibehaltung des Grundrisses wieder aufgebaut. Durch die Lage am Naherholungsgebiet des 1968–72 entstandenen Wöhrder Sees hat das frühere Arbeiterwohngebiet eine deutliche Wertsteigerung erfahren.
Sehenswürdigkeiten
- Der im Straßenverlauf ablesbare Verlauf der ehemaligen Stadtbefestigungen.
- Die wiederaufgebaute Kirche St. Bartholomäus
- Der Alte Friedhof (Bartholomäus-/Veilhofstraße) mit Totengräberhaus von 1529
- Der Cramer-Klett-Park mit dem klassizistischen Gartenpavillon „Apollotempel“
- Historische Fachwerkhäuschen in der Rahm
Pfarreien
- Evangelische Reformations-Gedächtniskirche
- Evangelische Kirche St. Bartholomäus
- Katholische Kirche St. Joseph
- West- und
- Ostseite der evangelischen St.-Bartholomäus-Kirche
Bildung
- Hochschule für Musik Nürnberg
- Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
- Melanchthon-Gymnasium
- Maria-Ward-Schule
- Städtische Wirtschaftsschule
- Bartholomäusschule, Bartholomäusstraße 16
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Wöhrd. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 275–276 (Digitalisat).
- Dehio: Bayern I: Franken, 2. Aufl., München 1999, S. 683f. (Kirche), S. 792 (Friedhof).
- Günter P. Fehring, Anton Ress, Wilhelm Schwemmer: Die Stadt Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 10). 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1, S. 484–489.
- Georg Paul Hönn: Wöhrd. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 548 (Digitalisat).
- Herbert May: Das Totengräberhaus in Wöhrd – Ein altes Gebäude mit bewegter Geschichte, Nürnberger Altstadtberichte, Nr. 35/2010
- Hermann Rusam: Wöhrd. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
- Wilhelm Schwemmer: Aus der Geschichte der Pfarrei Nürnberg-Wöhrd, Hersbruck, Karl Pfeiffers Buchdruckerei und Verlag, 1956
- Wilhelm Schwemmer: Aus der Vergangenheit der Vorstadt Wöhrd, Nürnberg, Korn & Berg, 1980
- Vorstadtverein Nürnberg-Wöhrd e.V. (Hrsg.): Wöhrd – Die Zerstörung im Jahre 1943, Nürnberg, Eigenverlag, 1995
Weblinks
Einzelnachweise
- Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 244–245, S. 244 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2016. Dezember 2015, ISSN 0944-1514, 18 Statistische Stadtteile und Bezirke, S. 19–20, S. 19 (nuernberg.de [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 1. November 2017]).
- Wöhrd im BayernAtlas