Leichtathletik-Europameisterschaften 2018/Marathon der Frauen

Der Marathonlauf der Frauen bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 fand am 12. August in der deutschen Hauptstadt Berlin statt. Neben der Einzelwertung gab es auch eine Mannschaftswertung, den sogenannten Marathon Cup, mit den jeweils besten drei Läuferinnen je Land, deren Zeiten addiert wurden. Dieser Marathon Cup wurde zum zweiten Mal ausgetragen, wurde in der offiziellen Medaillenwertung jedoch nicht mitgezählt.

DisziplinMarathonlauf der Frauen
StadtDeutschland Berlin
OrtRundkurs durch Berlin
Teilnehmerinnen56 Athletinnen aus 20 Ländern
Wettkampfphase12. August 2018
Medaillengewinner Einzelwertung
GoldWolha Masuronak (Belarus BLR)
SilberClémence Calvin (Frankreich FRA)
BronzeEva Vrabcová-Nývltová (Tschechien CZE)
Die ersten drei Teams im Marathon Cup
- keine Zählung in der offiziellen Medaillenwertung -
GoldBelarus Belarus
SilberItalien Italien
BronzeSpanien Spanien

Europameisterin wurde die Weißrussin Wolha Masuronak. Sie gewann vor der Französin Clémence Calvin. Den dritten Platz belegte die Tschechin Eva Vrabcová-Nývltová.

Den Marathon Cup gewann Weißrussland mit Wolha Masuronak, Maryna Damanzewitsch und Nastassja Iwanowa. Italien – Sara Dossena, Catherine Bertone, Fatna Maraoui – gewann die Silbermedaille. Bronze ging an Spanien – Trihas Gebre, Nina Sawina, Elena Loyo.

Strecke

Das Rennen wurde in der Berliner Innenstadt auf einem Rundkurs ausgetragen. Eine Runde betrug zehn Kilometer, in der letzten Runde kam noch eine weitere Zusatzschleife hinzu – ein Teilabschnitt der Straße des 17. Juni zwischen dem Großen Stern und dem Brandenburger Tor.[1]

Start und Ziel des Laufs lagen an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz. Es wurden Sehenswürdigkeiten passiert wie der Große Tiergarten, die Berliner Siegessäule, das Schloss Bellevue, das Haus der Kulturen der Welt, das Reichstagsgebäude, das Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten, das Brandenburger Tor, der Pariser Platz, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, der Potsdamer Platz, die Neue Nationalgalerie, das Bauhaus-Archiv sowie der Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße. Die Strecke verlief durch die Ortsteile Charlottenburg, Tiergarten und Mitte.

Verpflegungsstationen waren am Reichpietschufer und am Schloss Bellevue. Wasser und Schwämme wurden am Olof-Palme-Platz, am Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten sowie in der Zusatzschleife verteilt. Duschen gab es am Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten und in der Tauentzienstraße.

Rekorde

Bestehende Rekorde

Weltrekord Vereinigtes Konigreich Paula Radcliffe 2:15:25 h London-Marathon, Großbritannien 13. April 2003[2]
Europarekord
Meisterschaftsrekord Frankreich Christelle Daunay 2:25:14 h EM in Zürich, Schweiz 16. August 2014[3]

Meisterschaftsrekord Marathon Cup

Bestehender Rekord Italien Italien
(Valeria Straneo – 2:25:27 h, Anna Incerti – 2:29:58 h, Nadia Ejjafini – 2:32:34 h)
7:27:59 h EM in Zürich, Schweiz 16. August 2014
Neuer Rekord Belarus Belarus
(Wolha Masuronak – 2:26:22 h, Maryna Damanzewitsch – 2:27:44 h, Nastassja Iwanowa – 2:27:49 h)
7:21:54 h EM in Berlin, Deutschland 12. August 2018

Rennverlauf

In den Marathonrennen auf Weltniveau hatten europäische Läuferinnen in den letzten Jahren mit zwei Ausnahmen keine große Rolle spielen können. Die russische Olympiadritte von 2012 Tatjana Petrowa war hier in Berlin nicht dabei. Zu den Favoritinnen gehörte aber die Siebte des Olympischen Marathons von 2012 und Vizeweltmeisterin von 2013 Valeria Straneo. Sie war auch Vizeeuropameisterin von 2014.

Mit Zeiten von etwas mehr als siebzehneinhalb Minuten für die ersten beiden fünf-Kilometer-Abschnitte war das Rennen einigermaßen zügig, aber nicht besonders schnell. Dennoch setzte sich schon nach fünftausend Metern eine dreizehnköpfige Führungsgruppe mit der Französin Clémence Calvin an der Spitze leicht ab. Die Gruppe wurde nach und nach etwas kleiner, die Abstände zu den nächsten Verfolgerinnen waren allerdings gering. Nach zwanzig Kilometern führte die Weißrussin Maryna Damanzewitsch eine zehnköpfige Spitzengruppe an. Auf den nächsten fünf Kilometern setzten sich mit der Weißrussin Wolha Masuronak, der Tschechin Eva Vrabcová-Nývltová und Calvin dann drei Läuferinnen leicht ab. Masuronak hatte schon früh im Rennen mit Nasenbluten zu kämpfen. Offensichtlich war eine kleine Ader geplatzt bzw. aufgegangen, sie war ständig damit beschäftigt, das Blut per Hand abzuwischen. Mit drei Sekunden Rückstand folgten die beiden Weißrussinnen Damanzewitsch und Nastassja Iwanowa, die Italienerin Sara Dossena, die Schweizerin Martina Strähl sowie die Spanierin Trihas Gebre. Damanzewitsch schloss im weiteren Verlauf wieder zu den drei Führenden auf. Dahinter folgte nun Iwanowa mit knapp zehn Sekunden Rückstand. Dossena und Strähl lagen drei weitere Sekunden zurück, während Gebre den Anschluss mehr und mehr verlor.

Bei Kilometer 35 waren Calvin, Masuronak und Vrabcová-Nývltová wieder zu dritt an der Spitze. Damanzewitsch lief jetzt alleine bei einem Rückstand von vierzehn Sekunden. Dahinter hatten sich Iwanowa, Dossena und Strähl zu einer Dreier-Verfolgergruppe zusammengefunden, die nur 33 Sekunden Abstand zu den drei Führenden hatte. Diese Konstellation änderte sich auf den nächsten Kilometern nur wenig. Mit Masuronak an der Spitze blieb die Führungsgruppe noch länger zusammen. Allerdings vergrößerten sie ihren Vorsprung stetig, sodass sie die Medaillen unter sich ausmachen würden. Damanzewitsch war weiterhin alleinige Vierte, während Dossena sich aus ihrer Gruppe lösen konnte und einige Sekunden Vorsprung vor Iwanowa und Strähl herausarbeitete.

Die Entscheidung fiel erst zum Ende dieses Rennens. Europameisterin wurde Wolha Masuronak, nachdem sie sich auf dem Schlussabschnitt gegen ihre beiden Mitstreiterinnen hatte durchsetzen können. Sie gewann mit sechs Sekunden Vorsprung vor Clémence Calvin. Drei weitere Sekunden dahinter errang Eva Vrabcová-Nývltová die Bronzemedaille, die mit ihrer Laufzeit einen neuen tschechischen Landesrekord aufstellte. Die nächsten Läuferinnen kamen mit etwas mehr als einer Minute Rückstand ins Ziel. Maryna Damanzewitsch wurde Vierte, fünf Sekunden hinter ihr belegte Nastassja Iwanowa Rang fünf. Nur vier weitere Sekunden zurück folgte Sara Dossena als Sechste vor Martina Strähl, der Italienerin Catherine Bertone und Trihas Gebre.

Die Mannschaftswertung gewann Weißrussland. Mit Wolha Masuronak als Siegerin, Maryna Damanzewitsch als Vierter und Nastassja Iwanowa als Fünfter kamen gleich drei der besten fünf Läuferinnen aus Weißrussland. Mit ihrer Zeit von 7:21:54 h war das Team um mehr als sechs Minuten schneller als die italienischen Siegerinnen bei der ersten Austragung des Marathon-Cups vor vier Jahren in Zürich. Zweiter wurde Italien mit Sara Dossena – Platz sechs, Catherine Bertone – Platz acht und Fatna Maraoui – Platz vierzehn. Spanien gewann Bronze mit Trihas Gebre – Platz neun, Nina Sawina – Platz dreizehn – und Elena Loyo – Platz 23.

Zwischenzeiten
Zwischenzeit-
Marke
Zwischenzeit Führende 5-km-Zeit
5 km 17:31 min Clémence Calvin mit 13köpfiger Spitzengruppe 17:38 min
10 km 35:12 min Clémence Calvin mit 9köpfiger Spitzengruppe 17:41 min
15 km 52:26 min Catherine Bertone mit 8köpfiger Spitzengruppe 17:12 min
20 km 1:10:09 h Maryna Damanzewitsch mit 10köpfiger Spitzengruppe 17:21 min
25 km 1:27:12 h Masuronak, Vrabcová-Nývltová, Calvin / Damanzewitsch, Iwanowa, Dossena, Strähl, Gebre 3 s zurück 17:03 min
30 km 1:44:35 h Calvin, Masuronak, Vrabcová-Nývltová, Damanzewitsch / Iwanowa 8 s zurück / Dossena, Strähl 13 s zurück 17:23 min
35 km 2:01:42 h Calvin, Masuronak, Vrabcová-Nývltová / Damanzewitsch 14 s zur. / Iwanowa, Dossena, Strähl 33 s zur. 17:07 min
40 km 2:19:03 h Masuronak, Calvin, Vrabcová-Nývltová / Damanzewitsch 44 s zur. / Dossena 1:04 min zur. / Iwanowa, Strähl 1:10 min zur. 17:21 min
Die Marathonläuferinnen im Herzen Berlins
Europameisterin Wolha Masuronak, Weißrussland
Vizeeuropameisterin Clémence Calvin, Frankreich
Bronzemedaillengewinnerin Eva Vrabcová-Nývltová, Tschechien
Sara Dossena, Italien (links) – Rang sechs und Martina Strähl, Schweiz – Rang sieben
Catherine Bertone, Italien – Rang acht
Trihas Gebre, Spanien – Rang neun
Fabienne Amrhein, Deutschland (links) – Rang elf / Tracy Barlow, Großbritannien (Mitte) – Rang fünfzehn / Fatna Maraoui, Italien (rechts) – Rang vierzehn
Nina Sawina, Weißrussland – Rang zwölf

Ergebnis

12. August 2018, 9:05 Uhr MESZ

PlatzAthletinLandZeit (h)
Wolha MasuronakBelarus Belarus2:26:22
Clémence CalvinFrankreich Frankreich2:26:28
Eva Vrabcová-NývltováTschechien Tschechien2:26:31 NR
4Maryna DamanzewitschBelarus Belarus2:27:44 PB
5Nastassja IwanowaBelarus Belarus2:27:49 SB
6Sara DossenaItalien Italien2:27:53 PB
7Martina StrählSchweiz Schweiz2:28:07 PB
8Catherine BertoneItalien Italien2:30:06
9Trihas GebreSpanien Spanien2:32:13
10Izabela TrzaskalskaPolen Polen2:33:43
11Fabienne AmrheinDeutschland Deutschland2:33:44 PB
12Nina SawinaBelarus Belarus2:33:50
13María Azucena DíazSpanien Spanien2:34:00
14Fatna MaraouiItalien Italien2:34:48
15Tracy BarlowVereinigtes Konigreich Großbritannien2:35:00
16Katharina HeinigDeutschland Deutschland2:35:00
17Mikaela LarssonSchweden Schweden2:35:06 PB
18Ruth van der MeijdenNiederlande Niederlande2:35:44
19Olha KotowskaUkraine Ukraine2:35:56
20Bojana BjeljacKroatien Kroatien2:37:31 PB
21Sonia SamuelsVereinigtes Konigreich Großbritannien2:37:36
22Hanna LindholmSchweden Schweden2:37:44
23Elena LoyoSpanien Spanien2:37:54
24Marta GalimanySpanien Spanien2:38:25
25Darja MychajlowaUkraine Ukraine2:38:30 SB
26Gloria PriviletzioGriechenland Griechenland2:38:39 PB
27Milda EimontėLitauen Litauen2:38:58
28Laura HrebecSchweiz Schweiz2:39:03 PB
29Lizzie LeeIrland Irland2:40:12
30Caryl JonesVereinigtes Konigreich Großbritannien2:40:41 SB
31Breege ConnollyIrland Irland2:41:53
32Malin StarfeltSchweden Schweden2:42:32
33Gladys Ganiel O’NeillIrland Irland2:42:42
34Nikolina ŠustićKroatien Kroatien2:42:44 PB
35Tubay ErdalTurkei Türkei2:43:10
36Ourania RembouliGriechenland Griechenland2:44:32
37Ümmü KirazTurkei Türkei2:45:28
38Wjera OwtscharukUkraine Ukraine2:46:45 SB
39Karoline Moen GuidonSchweiz Schweiz2:46:56
40Fanni GyurkóUngarn Ungarn2:47:20
41Nikolina StepanKroatien Kroatien2:47:55
42Paula TodoranRumänien Rumänien2:47:58
43Vaida ŽūsinaitėLitauen Litauen2:50:49
44Elif DağdelenTurkei Türkei2:50:59
45Matea MatoševićKroatien Kroatien2:56:29
46Laura GottiItalien Italien3:34:13
DNFIryna SomawaBelarus Belarus
Wiktorija ChapilinaUkraine Ukraine
Clara SimalSpanien Spanien
Lily PartridgeVereinigtes Konigreich Großbritannien
Cecilia NorrbomSchweden Schweden
Andrea DeelstraNiederlande Niederlande
Ilona MarheleLettland Lettland
Laura HottenrottDeutschland Deutschland
Charlotte PurdueVereinigtes Konigreich Großbritannien
DNSSonia Tsekini-BoudouriGriechenland Griechenland

Mannschaftswertung, Marathon Cup

In die Wertung kamen die jeweils drei besten Läuferinnen eines Landes, deren Zeiten addiert wurden und so zum Resultat führten. Der Wettbewerb wurde in der offiziellen Medaillenwertung jedoch nicht mitgezählt.

Platz Land Athletinnen Zeit (h)
Belarus Belarus 7:21:54 CR
Italien Italien
  • Sara Dossena2:27:53 (6.)
  • Catherine Bertone – 2:30:06 (8.)
  • Fatna Maraoui – 2:34:48 (14.)
7:32:46
Spanien Spanien
  • Trihas Gebre – 2:32:13
  • Nina Sawina – 2:34:00
  • Elena Loyo – 2:37:54
7:44:06
4 Vereinigtes Konigreich Großbritannien
  • Tracy Barlow – 2:35:00 (15.)
  • Sonia Samuels2:37:36 (21.)
  • Caryl Jones – 2:40:41 (30.)
7:53:16
5 Schweiz Schweiz 7:54:04
6 Schweden Schweden
  • Mikaela Larsson – 2:45:06 (17.)
  • Hanna Lindholm – 2:37:44 (22.)
  • Malin Starfelt – 2:42:32 (32.)
7:55:21
7 Ukraine Ukraine
  • Olha Kotowska – 2:35:56 (19.)
  • Darja Mychajlowa – 2:38:30 (25.)
  • Wjera Owtscharuk – 2:46:56 (38.)
8:01:10
8 Irland Irland
  • Lizzie Lee – 2:40:29 (29.)
  • Breege Connolly – 2:41:53 (31.)
  • Gladys Ganiel O’Neill – 2:42:42 (33.)
8:04:46
9 Kroatien Kroatien
  • Bojana Bjeljac2:37:31 (20.)
  • Nikolina Šustić – 2:42:44 (34.)
  • Nikolina Stepan – 2:47:55 (41.)
8:08:09
10 Turkei Türkei
  • Tubay Erdal – 2:43:10 (35.)
  • Ümmü Kiraz2:45:28 (37.)
  • Elif Dağdelen – 2:50:59 (44.)
8:19:35
DNF Deutschland Deutschland nur zwei Teilneh-
merinnen im Ziel
DNS Griechenland Griechenland
  • Gloria Priviletzio – 2:38:39 (26.)
  • Ourania Rembouli – 2:44:32 (36.)
  • Sonia Tsekini-Boudouri – DNS

Video

Einzelnachweise

  1. Berlin 2018 European Athletics Championships, Marathon course auf youtube.com, veröffentlicht am 25. Juli 2018, abgerufen am 16. Januar 2019
  2. Track and Field Statistics, Records Progression - World Records, Women, Marathon, abgerufen am 14. Januar 2022
  3. Progression of the European Outdoor Records, Marathon Women, S. 55, rfea.es (PDF; 271 KB), englisch/spanisch, abgerufen am 12. Januar 2022
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