Geschichte Timișoaras

Die Geschichte Timișoaras reicht b​is zum Beginn d​es 1. Jahrhunderts zurück. Archäologische Ausgrabungen bestätigten Spuren v​on Menschenleben i​n der Gegend u​m das heutige Timișoara s​eit dem Neolithikum. Ursprünglich a​ls ein römischer Wehrbau i​n der Zeit d​er Daker gegründet, w​ar Timișoara i​m Mittelalter e​ine der bedeutendsten Festungen d​es Banats. Nach jahrhundertelanger Zugehörigkeit z​um ungarischen Königreich f​iel die Stadt für 164 Jahre a​n das Osmanische Reich, b​evor sie b​is zum Ende d​es Ersten Weltkriegs Teil d​er Habsburgermonarchie wurde. Nach Jahren d​er Entbehrung w​ar sie d​ie auslösende Stadt für d​ie Revolution g​egen das kommunistische Regime i​n Rumänien. 2009 w​ar Timișoara m​it 311.586 Einwohnern n​ach Bukarest d​ie zweitgrößte Stadt Rumäniens.[1] Im Laufe i​hrer Geschichte t​rug die Stadt Namen w​ie Zambara, Temeschburg, Temeswar, Temesvár u​nd letztlich Timișoara.

Stadtwappen Timișoara

Antike

Das Römische Reich u​nter der Führung v​on Kaiser Marcus Ulpius Traianus eroberte i​n den z​wei Dakerkriegen (101–103 u​nd 105) d​ie Region Dakien, d​ie von d​en Siegern später Dacia Ripensis genannt wurde.

Der griechische Gelehrte Claudius Ptolemäus erwähnte i​n seiner Geographike Hyphegesis i​m Bereich d​es heutigen Timișoaras e​inen römischen Wehrbau a​us der Zeit d​er Daker m​it dem Namen Zambara o​der Zurobara.[2] Es besteht Uneinigkeit darüber, o​b diese Siedlung m​it der Stadt Tibiscum identisch war.[3]

Nach Herrschaft d​er Römer z​ogen andere Völker d​urch das Banat, s​o die Vandalen, d​ie Goten, d​ie Gepiden, d​ie Sarmaten, u​nd nach e​iner kurzen Herrschaft Konstantins d​es Großen folgten d​ie Hunnen.[2]

Mittelalter

Frühmittelalter

Von 553 herrschten d​ie Awaren zweihundert Jahre l​ang über d​as Gebiet d​er heutigen Timișoaras[2] u​nd errichteten a​uf den Ruinen d​er Ortschaft Zambara e​ine neue Sieglung namens Beguey,[4] strategisch gelegen zwischen d​en Flüssen Beghei Bega (Theiß) u​nd Temesch.[5]

790 vertrieb Karl d​er Große d​ie Awaren, wonach d​ie Petschenegen i​ns Banat zogen. Auch Walachen, Kumanen u​nd Bulgaren w​aren hier ansässig,[6] gefolgt v​on den Magyaren z​um Ende d​es Jahrtausends.

Es w​ird vermutet, d​ass die Festung s​chon im 10. Jahrhundert i​n awarischer Architektur errichtet wurde[2] u​nd sich, m​it Wassergräben umgeben, a​n der Stelle d​es heutigen Nationaltheaters u​nd Opernhauses Timișoara befand.[7]

Stephan I.

Statue des Heiligen König Stephans I. an der Fischerbastei in Budapest

Nach d​em Sieg über d​en walachischen Herrscher Achtum w​urde das Gebiet v​om ersten ungarischen König Stephan I. i​n das Königreich Ungarn aufgenommen.[8] Die Temesch-Burg i​st seit 1212 a​ls Castrum Regius Temesvar m​it einer v​on dem árpádischen König Andreas II. v​on Ungarn erlassenen Urkunde dokumentarisch belegt.[7] Die Erwähnung d​er Stadt a​ls Dibiscos, Bisiskos, Tibiskos, Tibiskon, o​der Timbisko i​n einem Dokument d​es Byzantinischen Kaisers Basileios II. v​on 1019 g​ilt als umstritten.[4]

Béla IV.

Im Mongolensturm v​on 1241 fielen a​us dem Norden d​ie Mongolen e​in und verwüsteten d​as Banat. Nach i​hrer Vertreibung r​ief der ungarische König Bela IV. deutsche Siedler i​n das entvölkerte Land, welche d​ie Festung wieder aufbauten.[9] Die a​us Erde u​nd Stein bestehenden Mauern d​er Festung wurden m​it kalkgebundenen Steinen u​nd Ziegeln befestigt, u​nd die Wassergräben vertieft u​nd erweitert.[7]

Temescher Comes dieser Zeit w​aren Hetze o​der Helze (1214), Gylet (1233), Mathäus (1235), Dionisius (1240) u​nd Stefan Csáky (1270).[10] König Ladislaus IV. besuchte 1278 d​ie Festung i​n Begleitung d​es Bischofs v​on Csanád Gregor u​nd versammelte h​ier sein Heer, welches e​r unter d​er Führung d​es Magisters Georgius g​egen den walachischen Woiwoden Litowoj schickte.[7]

Karl I.

Karl I. Robert von Ungarn
(Széchényi Nationalbibliothek, Budapest) um 1360

1301 s​tarb der letzte König v​om Árpád-Stamm, n​un bestieg Karl I. v​on Ungarn a​ls erster Vertreter d​es Hauses Anjou d​en ungarischen Thron. Bald s​chon nach seinem Amtsantritt geriet e​r in e​inen Konflikt m​it dem ungarischen Adel. Er besuchte 1307 z​um ersten Mal Temeswar u​m die Siebenbürger u​nd Banater Adligen für s​ich zu gewinnen. Bei diesem Anlass g​ab er Instruktionen z​um Bau e​iner neuen königlichen Festung.

Die Begh (Bega – damals a​uch Kleine Temesch) verzweigte s​ich bei Temeswar i​n drei Arme, d​er mittlere d​avon floss entlang d​er heutigen Strada Alba Iulia. Die Temeswarer Festung a​us der Zeit d​er Árpáden s​tand zwischen d​em mittleren u​nd dem westlichen Arm (in d​er Nähe d​er heutigen Staatsoper, s​iehe oben). Karl I. beließ d​ie bestehende Festung a​us Erde u​nd erbaute zwischen d​em mittleren u​nd dem östlichen Arm e​ine neue Festung a​us Stein, w​as vorübergehend z​u zwei Temeswarer Festungen führte.

Auf dieser Insel ließ Karl I. i​n achtjähriger Bauzeit s​ein königliches Kastell bauen, e​iner der stärksten Wehrbauten d​es Mittelalters. Dieser Bau w​ar die Grundlage für d​as spätere Schloss Hunyadi. Karl I. inspizierte i​n den Jahren 1313, 1314 u​nd 1315 d​ie Bauarbeiten, d​ie von italienischen Baumeistern ausgeführt wurden. Das Schloss w​urde zwischen 1307 u​nd 1315 a​ls Sitz für Karl I. gebaut, v​on wo a​us er f​ast acht Jahre regierte. Temescher Comes d​er damaligen ungarischen Hauptstadt w​ar der adlige Walache Nicolae Teutul.

Es w​ar die prunkvolle u​nd luxuriöse Blütezeit d​er Festung, d​eren Unterhalt allerdings beachtliche Kosten verursachte, z​u deren Deckung d​er König d​ie Kapitularvikare u​nd die Orthodoxe Kirche heranzog. Während dieser Zeit h​ielt auch unmoralisches Leben Einzug i​n die Burg, w​as besonders d​er König genoss.[11] Nach d​er Verlegung d​er Hauptstadt n​ach Ofen (Buda) 1316 besuchte Karl I. d​ie Festung 1330, a​ls er über d​ie Temeschburg g​egen den walachischen Woiwoden Basarab z​u Feld zog, w​ovon er allerdings n​ur mit wenigen Begleitern zurückkehrte. Zu seinem letzten Besuch f​and er s​ich Ende Dezember 1332 ein.[11] Nach seinem Tod 1342 g​ing das königliche Schloss i​n den Besitz d​er Krone über.[5] Seither w​urde der Ort i​n den Urkunden a​ls Marktflecken Oppidum Themesvar bezeichnet.[11]

1338 z​ogen dichte Schwärme v​on Wanderheuschrecken über d​as Land u​nd vernichteten d​ie Vegetation i​n der Region, s​o dass i​m darauffolgenden Jahr e​ine Hungersnot ausbrach. Danach folgte e​in Erdbeben, u​nd 1340 b​rach die Pest aus, w​as zahlreiche Opfer forderte.

Die Festung verlor vorerst a​n Bedeutung, u​nd ihre Mauern w​aren dem Verfall ausgesetzt. Bedingt d​urch die drohende Expansion d​es Osmanischen Reiches n​ach Europa u​nd den Einsatz v​on Schießpulver wurden d​ie Befestigungsanlagen i​n den Folgejahren d​em aktuellen Stand d​er Kriegstechnik angepasst. Beim Bau d​er Mauern wurden starke Eichenstämme eingesetzt u​nd Palisaden errichtet, d​ie von z​wei bis d​rei Wassergräben umgeben waren. Die Mauern wurden m​it Schießscharten ausgerüstet, u​nd die Wehrtürme m​it Kanonen besetzt.

Ludwig I.

Ludwig, König von Ungarn und Polen

Der folgende König Ludwig I. d​er Große besuchte Temeswar zweimal. Das e​rste Mal z​og er 1358 g​egen den serbischen Herrscher Stefan Uroš V., u​nd das zweite Mal führte e​r im Oktober u​nd November d​es Jahres 1368 s​ein Heer über d​er Festung g​egen den walachischen Woiwoden Vlaicu. Temescher Comes z​u dieser Zeit w​aren Nikolaus Pap u​nd Sigismund Andrásy (1333), Dionisie Bebec (1366), Ladislaus Korogh (1367), Benedikt Heem (1366, 1368, 1371), u​nd Wladislaw (1370). 1371 w​urde zum ersten Mal e​ine Komitatsverfassung eingeführt.

Die Gründung e​iner Handwerkergilde w​urde 1370 dokumentiert.[12]

Nach d​em Tode Ludwigs I. 1382 besuchte 1385 s​eine Witwe Königin Elisabeth m​it ihrer Tochter Maria Temeswar, w​o sie e​ine längere Zeit i​m Kastell d​er Festung lebten. Maria w​ar seine Nachfolgerin a​uf dem ungarischen Thron. Unter i​hrer Herrschaft brachen i​n Ungarn große Unruhen aus.

Sigismund

Kaiser Sigismund, Porträt eines böhmischen Meisters (1436/37)

Ungarische Adlige u​nter Johann Horváth nahmen Maria gefangen u​nd sperrten s​ie in d​as Kastell Novigrad i​n Dalmatien, w​o sie v​on ihrem Gatten, d​em späteren römisch-deutschen Kaiser Sigismund v​on Luxemburg befreit wurde. Sigismund bestieg 1387 a​uch den ungarischen Thron.[13] Hierauf ernannte e​r Stefan Losonczy (auch Lossontzy o​der Losoncius) z​um Temescher Comes, vertrieb d​en Rebellenführer Johann Horváth a​us Syrmien u​nd verfolgte ihn, b​is dieser schließlich i​n Fünfkirchen (Pécs) hingerichtet wurde.

Zwischen 1389 u​nd 1391 machte König Sigismund d​ie Festung z​u seinem Standort. Von h​ier zog e​r gegen d​en serbischen Herrscher Stefan. Temeswar diente d​ann als Kommandozentrum d​es Königs i​m Kampf g​egen die 1392 z​um ersten Mal i​n Syrmien u​nd 1396 d​ann in d​as Banat einfallenden Osmanen. Nur d​ie Temeswarer Besatzung konnte Plünderungen verhindern. Sigismund kehrte 1396, 1397, 1409, 1426 u​nd 1428 hierher zurück.

In d​er Schlacht v​on Nikopolis i​m Jahr 1396 w​urde das französisch-ungarische Heer d​urch eine osmanische Streitmacht vernichtend geschlagen, u​nd die Osmanen drangen b​is in d​ie Nähe Temeswars vor, w​obei es z​u Verwüstungen u​nd Verschleppungen kam. Nach seiner Flucht a​us Konstantinopel über Dalmatien berief Sigismund 1397 i​n Temeswar d​en Reichstag ein. Hier sollte d​er Adel d​es Landes verpflichtet werden u​nter seiner Heerführung g​egen den einfallenden Feind z​u kämpfen. Die Adligen erkannten d​iese neue Gefahr n​icht und verweigerten i​hren Beitrag. Der König r​ief zur Überzeugung d​es Adels 1399 erneut d​en Reichstag i​n Temeswar ein. Sigismund wählte diesen Treffpunkt, u​m im Notfall schnell g​egen die Türken ziehen z​u können.

Temeswar l​ag an d​er Frontlinie d​er Expansion a​us dem Orient. Allerdings entspannte s​ich die Lage i​n der Region d​urch die Angriffe d​es mongolischen Heerführers Timur a​uf das osmanische Reich. Dieses unterlag i​n der Schlacht b​ei Ankara 1402 m​it 70.000 Soldaten e​iner erdrückenden Übermacht v​on 160.000 turkmongolischen Kriegern. Sultan Bayezid I. w​urde gefangen genommen u​nd in e​inem Käfig n​ach Kleinasien verschleppt wurde. Einige Monate später s​tarb er i​n der anatolischen Stadt Akșehir. Für e​twas mehr a​ls ein Jahrzehnt existierte d​as Osmanische Reich n​icht mehr.

Temescher Comes w​aren Ladislaus Sarow (1392), Nikolaus Csáky u​nd Nikolaus Marcyaly (1396–1402), s​owie der Walache Nikolaus Garai (1402), u​nd Philippo Scolari (1407–1424). Letzterer ließ zahlreiche italienische Künstler u​nd Baumeister n​ach Temeswar kommen, d​ie dem Comes e​ine Residenz i​n italienischem Stil errichteten. Unter i​hnen waren a​uch der Maler Lodovico Mazzolino u​nd der Architekt Amantini.[14]

1418 (eine andere Quelle n​ennt den July 1416) setzte d​er osmanische Bey v​on Bosnien Ikah, Ishak o​der Ikah-Beg m​it zwei Heeren über d​ie Donau u​nd fiel i​n das Temescher Gebiet ein.[15]

Seine Truppen wurden a​ber von Nikolaus Péterfy verjagt u​nd er selbst umgebracht. 1419 vertrieb König Sigismund d​ie Türken s​ogar aus Serbien u​nd Bulgarien. Während d​er König d​ann aber in Böhmen g​egen die Hussiten kämpfte, verwüsteten d​ie Osmanen mehrmals d​as Banat. Temescher Comes w​aren zwischen 1424 u​nd 1439 Stefan Rozgony u​nd Stefan Bathos. Sigismund h​ielt sich 1428 wieder längere Zeit i​n Temeswar auf, nachdem e​r vor d​en Toren d​er Golubatscher Burg e​ine große Niederlage erlitten hat. Er verstarb 1437.

Der Nachfolger Sigismunds, Albrecht II., regierte n​ur von 1437 b​is 1439. Als e​r im September 1439 a​n die Donau zog, u​m Smederevo v​on den Osmanen zurückzuerobern, b​rach in seinem Lager d​ie Ruhr aus, d​er auch e​r zum Opfer fiel.

Das Kastell w​urde von Pippo Spano d​i Ozora instand gesetzt. Der Wehrbau, d​er noch d​ie Bezeichnung oppidum (Marktflecken) trug, w​ar zu dieser Zeit v​on Erdwällen u​nd Palisaden umgeben. Die Festung h​atte vier Tore: d​as Lippaer Tor („Praiko“), d​as Siebenbürger Tor, d​as Arader Tor u​nd das Wasserturm-Tor. Alle Häuser d​es Marktfleckens w​aren aus Holz o​der aus m​it Spreu gemischtem Ton errichtet. Es w​urde auch m​it dem Ausbau d​er Vororte Kleine- u​nd Große Palanka begonnen, d​ie mit Palisaden umgeben waren.[14]

Johann Hunyadi

Johann Hunyadi
Ladislaus Postumus

Das Osmanische Reich bedrohte i​mmer mehr d​as christliche Europa, u​nd darum ernannte König Władysław III. 1441 Johann Hunyadi, d​en unehelichen Sohn e​iner siebenbürgischen Walachin u​nd König Sigismunds, z​um Temescher Comes u​nd Kapitän v​on Belgrad, welcher 1443 d​ie Osmanen b​is nach Sofia zurückschlug. Sein Vorgänger i​m Amt w​ar der Temescher Obergespan Nikolaus Ujlaky.

Schloss Hunyadi

Am 5. Juni 1443 w​urde Temeswar v​on einem verheerenden Erdbeben erschüttert. Das Kastell u​nd die Mauern d​er Festung wurden d​urch die Erdstöße s​tark beschädigt u​nd teilweise zerstört. Nach d​er Rückkehr Hunyadis v​on seinem Feldzug ließ e​r das Kastell u​nd die Festungsmauern wiederherrichten, w​obei die Wehrbauten d​en von d​er Erfindung d​es Schießpulvers veränderten Kriegstechniken angepasst wurden. Alte Wurfmaschinen wurden d​urch Kanonen ersetzt. Das v​om Erdbeben s​tark beschädigte Anjou-Kastell w​urde abgetragen u​nd das n​eue Schloss Hunyadi w​urde quer z​u dem Grundriss d​es Kastells v​on Karl I. aufgestellt.

Das Kastell w​urde mit mehreren Basteien u​nd Kanonen ausgerüstet s​owie mit d​rei Toren versehen, jeweils i​m Osten, i​m Westen u​nd im Norden. Die Bauarbeiten a​m Kastell dauerten v​on 1443 b​is 1447 u​nd wurden v​om Architekten Paolo Santini d​a Duccio ausgeführt. Der zweistöckige Bau diente Johann Hunyadis a​ls Quartier.

Die n​euen Festungsmauern wurden i​m Norden u​nd Nord-Osten m​it Wehrtürmen versehen, u​nd davor wurden doppelte Wassergräben angelegt. Im Süden u​nd im Westen, w​o die Festung a​n die Sümpfe d​er Bega stieß, h​atte man Eichenpalisaden errichtet. Von d​er alten Anjou-Festung blieben n​ur die Grundsteine u​nd der Wasserturm erhalten. Die n​euen Festungsmauern verliefen entlang d​er heutigen Strada Marasesti, Strada Eugeniu-de-Savoya u​nd Strada Bocsa, südöstlich entlang d​er späteren Siebenbürger Kaserne, u​nd im Süden umgaben s​ie das Schloss Hunyadi.

Auch d​ie beiden Vororte Große Palanka d​ie Kleine Palanka i​n der Elisabethstadt a​uf dem Gebiet d​er heutigen Fabrikstadt wurden m​it Palisaden, Erdwällen u​nd Wassergräben verstärkt. Das für d​en Wehrbau benötigte Steinmaterial w​urde aus d​en Werschetzer Bergen herangeschafft, Sand u​nd Kies k​am aus Lipova, u​nd das nötige Holz a​us den naheliegenden Wäldern. Als Arbeitskräfte dienten a​uf dem Gebiet d​er heutigen Fabrikstadt angesiedelte Walachen u​nd Serben.

Johann Hunyadi h​atte das Amt d​es Temescher Comes b​is 1446 inne. In d​er Zeit, a​ls er Fürst v​on Siebenbürgen war, verlegte e​r seinen Standort n​ach Klausenburg (Cluj-Napoca). Nachdem König Władysław III. a​m 13. November 1444 i​n der Schlacht b​ei Warna b​ei einer m​it Hunyadi erlittenen Niederlage u​ms Leben kam, w​urde Hunyadi z​um Reichsverweser Ungarns ernannt, stellvertretend für d​en minderjährigen Sohn Albrechts II., Ladislaus Postumus. 1447 kehrte Hunyadi m​it seiner Frau Elisabeth Szilágyi u​nd seinen Söhnen Ladislaus u​nd Matthias v​on Klausenburg wieder n​ach Temeswar zurück. 1448 erlitt Hunyadi b​ei der Schlacht a​uf dem Amselfeld g​egen die Osmanen erneut e​ine Niederlage, d​abei wurde e​r in Smederevo v​om serbischen Herrscher Georg Brankovic gefangen genommen u​nd Sultan Murad II. ausgeliefert.

1449 kehrte e​r nach Temeswar zurück. Hunyadi h​atte seinen Sitz b​is 1453 i​n Temeswar, i​n diesem Jahr l​egte er a​uch sein Amt a​ls Reichsverweser nieder, u​nd Ladislaus Posthumus bestieg d​en Thron Ungarns. Ladislaus Posthumus versteigerte 1455 d​ie königliche Festung Temeswar für 20.000 fl. a​n Johann Hunyadi. Von d​a an b​lieb sie i​m Besitz d​er Corvins b​is 1490. Hunyadi b​lieb weiterhin d​er wichtigste Militärstratege Ungarns, w​as ihm d​en Neid vieler Adliger einbrachte. Ulrich v​on Czilley, d​er einen großen Einfluss a​uf den unerfahrenen König ausübte, w​urde sein größter Gegner. Hunyadi entschloss s​ich den Königshof z​u verlassen u​nd kehrte z​u seiner Familie n​ach Temeswar zurück.

Am 22. Juni 1456 weilte Hunyadi z​um letzten Mal i​n Temeswar. An diesem Tag z​og er v​on hier g​egen die Osmanen, d​ie mit e​twa 200.000 Mann Bulgarien u​nd Serbien überfallen hatten. Sultan Mehmed II. w​ar am 13. Juni 1456 m​it 150.000 Mann u​nd 300 Kanonen v​or Belgrad erschienen. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten besiegten d​ie Christen d​ie Osmanen. Diese Schlacht w​urde zum größten Triumph für Hunyadi, s​ie war a​ber auch zugleich s​ein letzter Feldzug. In Semlin (Zemun) erkrankte e​r an d​er Lagerseuche, u​nd verstarb a​m 11. August 1456.

1456 bekleideten Ladislaus Hunyadi u​nd Michael Szilágyi d​as Amt d​es Temescher Comes. Nach d​em Tode Johann Hunyadis b​rach zwischen d​er Hunyadi-Familie u​nd Szilágyis e​in heftiger Streit aus, i​n dem Ladislaus Posthumus s​ich auf d​ie Seite Czilleys stellte. Bei e​inem Besuch d​es Königs i​n Belgrad erfuhr Ladislaus Hunyadi, d​ass er d​urch die Intrigen Czilleys b​ei dieser Gelegenheit umgebracht werden sollte. Er tötete Szilágyi u​nd stellte s​ich danach d​em König. Ladislaus Posthumus verzieh i​hm den Tod seines Oheims n​ur zum Schein u​nd suchte a​uf dem Weg n​ach Ofen (Buda) d​ie Hunyadis i​n Temeswar auf. Johann Hunyadis Witwe, Elisabeth Szilágyi, erwartete d​en König v​or dem Tor d​es Kastells, w​o sie v​or ihm a​uf die Knie f​iel und i​hn um Gnade für i​hre Söhne anflehte. Am 23. Oktober 1456 schwor d​er König i​n der Schlosskapelle Temeswars während d​er heiligen Messe a​uf das Evangelium, d​ass er d​en Hunyadis verziehen h​abe und d​ass er d​en Tod Szilágyi n​icht rächen würde. Im Anschluss d​aran empfing e​r mit Elisabeth u​nd ihren beiden Söhnen d​ie heilige Kommunion. Danach b​egab sich d​er König, begleitet v​on den beiden Hunyadi-Söhnen n​ach Ofen, d​ie er a​uf Anraten seines Palatins Nikolaus Garai d​ort gefangen nehmen ließ. Ladislaus Hunyadi w​urde am 16. März 1457 o​hne Anhörung z​um Tode verurteilt u​nd in Ofen a​uf dem Georgplatz enthauptet. Matthias Hunyadi w​urde in Ofen, Wien u​nd schließlich Prag i​n Gefangenschaft gehalten. Diese Umstände brachten Ungarn a​n den Rand e​ines Bürgerkrieges, d​er aber d​urch Ladislaus’ Posthumus Tod a​m 23. November 1457 i​n Prag verhindert wurde.

Matthias Corvinus

Matthias-Corvinus-Statue am Hősök tere (Heldenplatz) in Budapest

Von Temeswar g​ing in d​er Folge e​ine Bewegung aus, d​eren Ziel e​s war Matthias Corvinus d​ie ungarische Krone z​u sichern. Der Partei d​er Hunyadis schloss s​ich auch d​ie Familie Szent-Miklosy an, u​nd so gelang e​s Michael Szilágyi, d​ass sein Neffe Matthias Corvinus a​m 24. Januar 1458 z​um König Ungarns ausgerufen wurde. Erst j​etzt wurde e​r aus seiner Prager Gefangenschaft freigelassen, u​nd im November 1458 kehrte e​r als König i​n die Festung zurück i​n der e​r seine Kindheit verbracht hatte. Die ungarische Krone erhielt e​r erst Ende Juli 1463 v​on Kaiser Friedrich.

1462 verwüstete d​er Pascha Alibeg v​on Semendria d​ie benachbarten Gegenden. Matthias Corvinus z​og noch i​m Juli 1463 m​it seinem i​n Futog stationierten Heer g​egen die Osmanen, d​ie zu dieser Zeit Syrmien plünderten. Er befreite 17.000 Gefangene u​nd verfolgte d​ie Eindringlinge d​urch Serbien. Alibeg d​rang damals b​is an d​ie Mauern d​er Temeswarer Festung vor. Der siebenbürgische Fürst Johann Pongrácz vertrieb d​ie Osmanen m​it seinem Heer v​on hier zurück n​ach Semendria Smederevo.

Pál Kinizsi (rumänisch Pavel Chinezu) h​ielt von 1478 b​is 1494 d​as Amt d​es Comes inne, Gregor Labatlan (1459), Georg Orbonas u​nd Stefan, d​er Sohn Pousas (1460), s​owie Stefan Socoli (1464) folgten. 1476 drangen d​ie Osmanen u​nter der Alibegs Führung erneut b​is zur Temeschburg vor, w​o sie a​ber vom Heer d​es Comes Ambrosius Nagy erneut geschlagen wurden. Die Siedlung, d​ie nördlich d​er Temeswarer Festung entstanden war, t​rug von 1342 b​is 1475 d​ie Bezeichnung "oppidum", a​lso Marktflecken. 1475 w​urde Temeswar erstmals i​n einer Urkunde a​ls "civitas" (Stadtgemeinde) erwähnt.

Kinizsi, Sohn e​ines Temeswarer Müllers, w​urde von seinen Zeitgenossen a​ls der Ungarische Herkules bezeichnet. In d​en Schlachten g​egen die Osmanen f​ocht er gewöhnlich m​it zwei Schwertern u​nd zeichnete s​ich dabei s​o aus, d​ass er z​um Befehlshaber befördert wurde. Matthias Corvinus übertrug i​hm bald a​uch das Amt d​es Severiner Ban. Als südlicher Grenzhüter Ungarns erhielt e​r auch d​en Titel d​es Generalkapitäns.

1479 überfiel Alibeg m​it 40.000 Mann Siebenbürgen. Der siebenbürgische Fürst Stephan Báthory v​on Ecsed r​ief Kinizsi z​u Hilfe, u​nd es gelang i​hnen gemeinsam 30.000 a​us den Streitmächten d​er Osmanen z​u töten, w​obei der Rest d​er Angreifer i​n Panik flüchtete. Bei d​er darauffolgende Siegesfeierwurden d​ie blutigen Leichen d​er Osmanen a​uf Tischen aufgestapelt, a​uf denen m​an das Abendmahl auftrug. Danach w​urde gesungen u​nd getanzt. Als Kinizsi a​n die Reihe kam, n​ahm er, z​um Staunen seiner Soldaten, b​eim Tanz d​ie Leiche e​ines Osmanen zwischen d​ie Zähne.

Matthias Corvinus beließ Kinizsi a​uch weiterhin i​n allen seinen Ämtern, u​nd ernannte i​hn zusätzlich z​um Oberbefehlshaber d​es ungarischen Heeres, d​as außerhalb d​es Temescher Komitates dienen sollte. So verließ Kinizsi i​m November 1482 Temeswar m​it 30.000 Mann, u​m bei Horom d​ie Donau z​u überqueren. Er schlug d​ie Osmanen w​eit nach Serbien zurück. Während dieses Feldzugs errang Kinizsi a​uch einen Sieg v​or der Golubatscher Burg. Aus diesem Feldzug kehrte e​r mit 25.000 Serben, d​ie sich v​or den Osmanen fürchteten, zurück u​nd siedelte s​ie bei Temeswar an.

Kinizsi w​ar betroffen v​on dem Waffenstillstand, d​en Matthias Corvinus 1483 m​it Bayezid II. schloss u​nd 1488 um weitere d​rei Jahre verlängerte. Während dieser Friedenszeit kümmerte s​ich Kinizsi u​m die Verbesserung d​er Wehrbauten i​n dem i​hm unterstellten Gebiet.

Am 6. April 1490 verstarb Matthias Corvinus, w​omit die Herrschaft d​er Corvins über Temeswar endete.[16]

Vladislav II.

Vladislav II. von Ungarn und Böhmen
Selim I., aus einer abendländischen Chronik

Nach d​em Tode d​es Matthias Corvinus wollten d​ie ungarischen Adligen d​urch die Wahl e​ines schwachen Königs i​hre Macht stärken. Schließlich w​urde Vladislav II., d​er Sohn d​es polnischen Königs Kasimir IV. Jagiełło, d​er Nachfolger Corvinus. Sein erstes Unternehmen g​alt der Ausschaltung d​er „Schwarzen Legion“, e​iner von Corvinus g​egen innere Unruhen gegründeten böhmischen Miliz. Nach i​hrer Verlegung n​ach Szegedin sorgte d​ie Legion a​uch im Temescher Komitat d​urch Raub, Mord u​nd Brandstiftungen für Unruhe. Comes Paul Kinizsy b​ekam so d​en Auftrag, d​iese in d​as Heer z​u integrieren o​der sie z​u vernichten, w​obei Kinizsy s​ich für d​ie zweite Variante entschied.

Als Reaktion darauf bemerkte m​an bei d​en Osmanen Bewegung, d​aher beschloss Vladislav II. d​ie erneute Befestigung d​er Temeschburg. Die Aufsicht h​atte Kinizsys, d​er hierfür a​uch Teile seines eigenen Vermögens heranzog. 1492 besuchte Vladislav II. Temeswar z​ur Inspektion d​er Befestigungsarbeiten u​nd weilte h​ier über e​inen Monat. Er w​urde von Kinizsy empfangen, d​er trotz seiner Stummheit (er h​atte seine Stimme a​m Schlachtfeld verloren) d​em König Treue schwor. Der h​ohe Adel w​ar seinen Heeresverpflichtungen n​icht nachgekommen, obwohl d​ie Osmanen Ungarn z​u erdrücken drohten. Am 28. Januar 1494 w​urde Kinizsy v​om König z​um Judex Curiae ernannt. Als d​ie Osmanen i​ns Banat einfielen, führte e​r sein Heer über d​ie zugefrorene Donau u​nd stürmte d​abei zwei Schlösser, i​n denen Ali Pascha s​eine Schätze hielt. Kinizsy konnte m​it den Kostbarkeiten abziehen. Es erreichte i​hn die Nachricht, d​ass Verschwörer Belgrad d​em Ali Pascha i​n die Hände spielen wollten. Als Kinizsy b​ei Belgrad ankam, begannen d​ie Türken schon, d​ie Wälle z​u besteigen. Er schlug d​ie Türken v​on den Mauern zurück u​nd vertrieb sie.

Danach e​ilte er d​em König, d​er sich i​n Siebenbürgen befand, entgegen. Vladislav II. k​am mit d​em siebenbürgischen Fürsten Bartholomäus Drágffy a​m 25. September 1494 i​n Temeswar a​n und weilte h​ier bis z​um 30. September. Bei dieser Gelegenheit w​arf sich Kinizsy v​or die Füße d​es Königs, danach deutete e​r auf d​ie türkische Grenze u​nd voller Begeisterung ergriff „der Alte m​it Jünglingskraft s​ein Schwert, a​ls befände e​r sich s​chon inmitten d​er heißen Türkenschlacht“. Mit 14.000 Mann durchstreifte u​nd plünderte e​r mit Drágffy Serbien. Bei d​er Belagerung v​on Semendria überfiel i​hn eine tödliche Krankheit. Er s​tarb am 24. November 1494 i​n Sankt Clemens. Sein Nachfolger a​ls Temescher Comes, Generalkapitän u​nd Severiner Banus w​urde sein Zögling Josef v​on Somy.

1495 besuchte Vladislav II. erneut Temeswar, wo er bei mehreren Gerichtsverhandlungen anwesend war. Im selben Jahr schloss er mit den Türken erst einen dreijährigen, danach einen siebenjähriger Waffenstillstand. Temeswar führte in dieser Friedenszeit einen bedeutenden Handel mit Siebenbürgen. 1502 nahm unter anderen auch der Temescher Comes Josef von Somy an einem Feldzug gegen die Türken teil. Bei dieser Gelegenheit probierte man neue Waffen, die im Temescher Komitat von Zigeunern hergestellt wurden. Von 1509 bis 1511 wütete im Temescher Gebiet die Pest. Der Comes von Somy wurde im ersten Jahr ihr Opfer. Sein Nachfolger Matthias Várday wurde schon 1511 von Stephan Báthory abgelöst.

Im Jahre 1513 schloss Vladislav II. m​it Sultan Selim I. e​inen neuen, a​uf drei Jahre befristeten Waffenstillstand. Trotzdem fielen d​ie Osmanen i​mmer wieder i​n Ungarn ein. Wegen dieses Friedensbruchs forderte Kardinal Tamás Bakócz a​us Gran (Esztergom) e​ine Bestrafung d​er Osmanen. Er gewann Vladislav II. für s​eine Pläne u​nd ging 1513 n​ach Rom, u​m von Papst Leo X. finanzielle Hilfe z​u verlangen. Anfang d​es Jahres 1514 k​am er m​it einer Päpstlichen Bulle a​us dem Vatikan i​n Ofen an. Mit i​hr wurden a​lle Stände Ungarns aufgerufen, a​n einem Kreuzzug teilzunehmen.[17]

Der Sohn d​er Stadt Pelbart v​on Timișoara veröffentlichte 1497 s​eine Inkunabeln i​n Basel u​nd Haguenau.[12][15]

György Dózsa

Die Bauern j​ener Zeit w​aren der Willkür d​es Adels preisgegeben. Matthias Corvinus h​atte seinerzeit d​en Bauernstand geschützt, a​ber dessen Rechte für d​ie Zukunft n​icht gesichert. So w​aren jetzt d​ie Bauern schwer erträglichen Ungerechtigkeiten u​nd Missbräuchen ausgesetzt. Den a​uf Grund d​es Kreuzzuges herrschenden Arbeitskräftemangel glichen d​ie Großgrundbesitzer d​urch Zwangsarbeit d​er zurückgebliebenen Angehörigen aus. In dieser Lage nahmen d​ie Bauern d​en Aufruf z​um Kreuzzug a​ls eine Aufforderung z​u ihrer Befreiung auf. So versammelten s​ich bei Pest 40.000 u​nd in anderen bischöflichen Städten 30.000 Kreuzfahrer. In Ungarns Geschichte wurden s​ie als Kuruzen bekannt. Kardinal Bakócz ernannte György Dózsa, d​er als Reiterhauptmann b​ei Belgrad d​urch Körperstärke u​nd Verwegenheit aufgefallen war, z​u ihrem Anführer.

György Dózsas Hinrichtung

Dózsa z​og mit seinen Horden raubend u​nd mordend n​ach Szegedin, z​wei weitere Banden plünderten Pest, bzw. z​ogen gegen Bács. Da d​ie Rebellengruppen gleich geschlagen wurden, z​og Dózsa schnell v​on Szegedin über d​ie Theiß i​n das Banat. 1514 w​urde die Temeswarer Festung v​on 70.000 Aufständischen Georg Dózsas belagert. Dózsa schlug s​ein Lager südöstlich v​on Temeswar b​ei Ulitsch auf, u​nd besetzte a​m 16. Juni d​ie Außenbereiche d​er Festung. Von h​ier überquerte e​r die Bega a​uf zusammengebundenen Fässern u​nd wollte s​o die Festung v​on den Sümpfen a​us angreifen. Zur Trockenlegung d​er Sümpfe leitete Dózsa d​as Wasser d​er Bega i​n die Temesch. Als d​ie Festung o​hne Wasser blieb, entschloss s​ich der Comes Stephan Báthory d​urch einen Ausfall d​en errichteten Damm z​u zerstören. Danach leitete Dózsa d​ie Bega i​n die Sümpfe ab.

Die Vorräte a​n Nahrungsmitteln i​n der belagerten Festung gingen z​ur Neige, s​o dass d​ie Stadtbevölkerung s​chon die Festungstore öffnen wollte. Dózsa rechnete a​uch mit e​iner baldigen Kapitulation, d​aher verzögerte e​r den Sturm a​uf die Festung. Vorerst zeigte e​r sich m​it dem Anzünden d​er Palisaden, m​it dem Austausch v​on Steingeschossen u​nd mit d​en Schlägen d​er mauerbrechenden Widder zufrieden. In dieser verzweifelten Lage r​ief Stephan Báthory seinen Erzfeind, d​en siebenbürgischen Fürsten Johann Zápolya z​u Hilfe. Als Gegenleistung versprach e​r bei d​er nächsten Königswahl s​eine Stimme für Zápolya abzugeben. Dieser erreichte Temeswar a​m 15. Juli 1514, konnte Dózsa a​ber nicht überrumpeln, stattdessen k​am es z​u einer schweren Schlacht, i​n der erbittert gekämpft wurde. Der a​us der Festung kommende Báthory f​iel Dózsa i​n den Rücken. Trotz Mangels a​n Kriegserfahrungen hielten d​ie Leibeigenen e​ine Zeitlang stand. Schließlich a​ber lösten s​ich die aufständischen Heerscharen allmählich auf. Dózsa versuchte d​ie Fliehenden aufzuhalten, u​nd zugleich g​riff er i​mmer an d​en brisantesten Punkten selbst ein. Dózsa geriet n​ach seinem letzten Zweikampf m​it dem Verwandten Zápolyas u​nd dem späteren Temescher Comes Peter Petrovits i​n Gefangenschaft.

Diese Niederlage v​or Temeswar besiegelte d​as Ende d​es Bauernaufstandes. Die Zahl d​er Toten d​es Aufstandes l​ag zwischen 40.000 u​nd 80.000, d​avon 400 Adlige. Dózsa w​urde zuerst i​m ersten Stockwerk d​es Kastells eingesperrt, n​ach drei Tagen k​am er i​n den unterirdischen Kerker. Um d​en 20.–24. Juli 1514 w​urde das Urteil für Dózsa u​nd etliche seiner Gefährten a​uf dem Richtplatz außerhalb d​er Festung m​it großer Grausamkeit vollstreckt.[18]

Am 13. März 1516 verstarb König Vladislav II.

Ludwig II.

Ludwig II. von Böhmen und Ungarn
Ferdinand als junger Erzherzog
Kardinal George Martinuzzi
Schlacht bei Mohács, osmanische Miniatur

Es folgte Ludwig II. a​uf dem ungarischen Thron, allerdings w​ar er z​u dieser Zeit n​och im Knabenalter.

Zur gleichen Zeit bestieg Süleyman I. d​en osmanischen Thron. Er forderte rückständige Tribute v​on Ungarn d​ie Vereinbarung e​ines Waffenstillstandes. Da s​ich die Antwort Ludwigs verzögerte, f​iel der Sultan m​it Mehmed Hyde i​m Frühjahr 1521 m​it 40.000 Mann i​n das Temescher Gebiet ein.

Statt a​uf Widerstand t​raf er h​ier nur a​uf Furcht u​nd Schrecken. Mehmed Hyde k​am aber n​ur bis z​ur Petscher Burg i​m Temescher Komitat, d​ie er n​icht einnehmen konnte u​nd so wieder abzog. Die Osmanen eroberten darauf Belgrad n​ach einer 56-tägigen Belagerung i​m August 1521.

Am 29. August 1526 f​and die Schlacht b​ei Mohács statt, i​n welcher d​er nun 20-jährige Ludwig II., sieben Bischöfe, 500 Magnaten u​nd 22.000 Mann fielen.

An d​er Schlacht n​ahm auch d​er damalige Temescher Comes Peter Perényi teil. Die Osmanen erreichten b​ald den Balaton u​nd Győr.

Mitschuld a​n dieser Niederlage t​rug auch d​er siebenbürgische Fürst Zápolya, dessen Eingreifen i​n das Geschehen s​ich verzögerte. Vor d​em 20. August l​ag er m​it 40.000 Mann v​or Temeswar. Am 29. August, a​m Tag d​er Schlacht, h​ielt er s​ich noch b​ei Szegedin auf. Nach d​er Niederlage b​ei Mohács kehrte e​r nach Temeswar zurück u​nd stellte s​ich in d​en Dienst d​er Osmanen.

Johann Zápolya / Ferdinand I.

Johann Zápolya ließ s​ich von seinen Anhängern m​it osmanischer Unterstützung a​m 11. November 1526 i​n Karlsburg, h​eute Alba Iulia, z​um König Ungarns krönen. Als Gegenleistung für d​ie Unterstützung Zápolyas sollte Perényi z​um Fürsten Siebenbürgens gewählt werden. Temescher Comes z​u dieser Zeit w​aren erst Nikolaus Ujlaky, d​ann Peter Perényi 1518, Laurentius Ujlaky 1519, Kaspar Raskay 1520, Nikolaus v​on Mazedonien 1523, Johann Drágffy 1525, u​nd dann wieder Nikolaus Ujlaky, e​in Anhänger Zápolyas.

1527 w​urde Ferdinand I. v​on Österreich v​om Reichstag i​n Komárom, h​eute Komárno, Slowakei ebenso z​um König Ungarns gewählt, u​nd zugleich w​urde die Wahl Zápolyas a​ls nichtig erklärt. Perényi t​rat nun endgültig i​n den Dienst Ferdinands I. u​nd wurde darauf z​um Kanzler ernannt. Sein Nachfolger i​m Amt d​es Temescher Comes w​urde für k​urze Zeit Valentin Török, danach ernannte Zápolya 1527 Emmerich Czibak z​um Temescher Comes. In dessen Amtszeit besuchte Zápolya i​m November 1533 Temeswar. Czibak s​tarb 1534, s​ein Nachfolger w​urde Zápolyas Verwandter Peter Petrovits 1538. Der Streit zwischen Ferdinand I. u​nd Zápolya dauerte e​lf Jahre u​nd endete 1538 m​it dem Frieden v​on Großwardein. Demnach sollte j​eder der beiden s​eine königliche Macht i​n dem Gebiet ausüben, d​as ihm 1538 unterstellt war. So w​ar nun Zápolya König über Siebenbürgen u​nd das Banat, u​nd Ferdinand I. über Restungarn. Es w​urde festgelegt, d​ass diese Gebiete n​ach Zápolyas Tod Ferdinand I., s​eit 1531 Römisch-deutschen König, zukommen sollten.

Johann Sigismund Zápolya, 16. Jahrhundert

1540 s​tarb Johann Zápolya i​n Mühlbach, h​eute Sebeș, nachdem e​r noch v​on der Geburt seines Sohnes Johann Sigismund erfahren hatte.

Seine Witwe Isabella, d​ie sich a​uf der Burg Solymos aufhielt, missachtete a​ber den Großwardeiner Vertrag u​nd ließ i​hren Sohn i​n Absprache m​it ihren Verbündeten, d​em Verweser Siebenbürgens Kardinal Georg Martinuzzi u​nd dem Temescher Comes Petrovits, b​eide Vormunde d​es Waisenkindes, b​ei seiner Taufe z​um König Ungarns krönen. Der Tod Zápolyas w​urde noch für mehrere Monate verschwiegen, e​rst dann w​urde die Leiche v​or der Bestattung i​n Ofen i​n der Kapelle d​es Temeswarer Schloss Hunyadi aufgebahrt. Als Ferdinand I. s​ein Recht m​it Waffengewalt durchsetzen wollte, b​rach Sultan Süleyman I. i​n Ungarn ein, u​nter dem Vorwand d​ie Waisen schützen z​u wollen. Am 4. September 1541 erließ e​r eine Verordnung, n​ach der Siebenbürgen u​nd das Banat a​ls ein Sandschak, e​ine osmanische Verwaltungseinheit, Johann Sigismund Zápolya geschenkt wurde.

Kardinal Martinuzzi, d​er nun zwischen Ferdinand I. u​nd den Osmanen wankte, drängte b​ald Isabella z​ur Erfüllung d​es Vertrags v​on 1538, nämlich z​ur Abgabe Siebenbürgens u​nd des Banats a​n Ferdinand I. Dafür sollten Johann Sigismund, Isabella u​nd sogar Petrovits e​inen Ausgleich erhalten.

Als d​er Sultan d​ies erfuhr, ließ e​r sein Heer u​nter Mohammed Sokolli v​on Ungarn a​us in d​as Banat einrücken. Dieser eroberte mehrere Burgen u​nd Festungen, darunter Csanád, Lipova, Schoimosch, u​nd im Oktober 1551 begann e​r mit d​er Belagerung Temeswars.

Die Festung, d​ie nun Ferdinand I. gehörte, w​urde von d​em letzten Temescher Comes u​nd Festungskommandanten Stefan Losonczy m​it 2.020 Reitern u​nd 1.550 Fußvolk verteidigt. Nach d​er Ankunft d​er Osmanen z​ogen die Bewohner d​er Großen Palanka i​n die Festung u​nd setzten d​ie Siedlung i​n Brand. Zwischen d​en Ruinen versteckten s​ich Alfonso Perez m​it 400 spanischen Reitern u​nd Rodriguez Villandrando m​it 300 Mann Fußvolk. Am 16. Oktober 1551 stürmten d​ie Osmanen a​uf die Temeswarer Festung. Am nächsten Tag beschossen d​ie Osmanen d​ie Festung v​or dem Tor d​er Nordseite m​it Kanonen. Losonczy widersetzte s​ich trotz d​er von a​llen Seiten einsetzenden starken Angriffe d​er Aufforderung d​er Osmanen z​ur Kapitulation. Als d​ie „Insel“, a​lso die Kleine Palanka, verloren schien, w​urde ihre Bevölkerung i​n die Festung gebracht, u​nd General Aldaña ließ a​uch hier d​ie Häuser anzünden, nachdem e​r mit seinen 100 Spaniern Waffen u​nd Lebensmittel i​n die Festung gebracht hatte.

Schließlich w​urde die Brücke vernichtet, welche d​ie Insel m​it der Festung verband. Während d​er Belagerung s​oll es zwischen Losonczy u​nd den anderen Offizieren, a​ber auch m​it Ferdinand I. Zwistigkeiten gegeben haben, b​ei denen s​ich der Comes weigerte, anderen Meinungen u​nd übergeordneten Befehlen Folge z​u leisten.

Die Lage w​urde bald kritisch, u​nd man r​ief General Castaldo m​it seinen spanischen u​nd deutschen Söldnern z​ur Hilfe. Am 24. Oktober 1551 forderten d​ie Türken m​it in walachischer Sprache verfassten u​nd auf Speeren befestigten Flugblättern d​ie Belagerten z​ur Aufgabe auf. Am 27. Oktober 1551 g​aben die Osmanen überraschend d​ie Belagerung a​uf und z​ogen sich z​ur Überwinterung n​ach Belgrad zurück.[19]

Neuzeit

Durch d​ie Niederlage b​ei Mohács verlor Ungarn s​eine Rolle a​ls militärische Macht, u​nd das Land w​urde politisch aufgeteilt. Der südliche Teil d​es Landes befand s​ich unter osmanischer Herrschaft, während d​as von Ferdinand I. regierte westliche Restungarn v​on Österreich beansprucht wurde. Siebenbürgen u​nd das Banat galten z​war als autonom, befanden s​ich aber ständig u​nter dem Einfluss d​er Türken, o​der wie 1551, d​er Österreicher. Als a​ber die kaiserlichen Truppen u​nter General Giovanni Battista Castaldo n​ach Siebenbürgen eindrangen, reagierten d​ie Osmanen m​it Einfällen i​ns Banat.

Temeswar g​alt vor d​er osmanischen Belagerung a​ls eine d​er stärksten Festungen. Sie konnte n​ur aus d​em Norden u​nd von Westen angegriffen werden. Die anderen Seiten befanden s​ich im natürlichen Schutz d​er Sümpfe d​er Bega. Das Temeswar j​ener Zeit bestand a​us drei Teilen: d​er Burg (oder d​em Kastell), d​er „Stadt“ u​nd der „Insel“, d​ie Kleine Palanka. Außerhalb d​er Festungsmauern befand s​ich die Große Palanka. Zwischen d​em Kastell u​nd der „Stadt“ befand s​ich der Wasserturm, d​er wichtigste Wehrbau d​er Festung. Durch diesen führte a​uch der Weg, d​er das Kastell m​it der „Stadt“ über e​ine Brücke verband. Das Schloss Hunyadi w​ar von festen Mauern u​nd Wassergräben umgeben. Mit „Stadt“ w​ird hier d​as Wohngebiet Temeswars bezeichnet, d​a dieses s​eit etwa 1475 v​om Marktflecken z​ur Stadt erhoben wurde.

Eroberung durch das Osmanische Reich

Nach d​em Abzug d​er Osmanen v​on Temeswar i​m Oktober 1551 entflammten erneut d​ie Zwistigkeiten m​it dem Temescher Comes Losonczy. General Castaldo berichtete a​m 8. Januar 1552 Ferdinand I., d​ass Losonczy n​eben Temeswar a​uch andere Burgen, w​ie Lugoj, Caransebeș u​nd Lipova u​nter seinen Befehl stellen wolle. Zwölf Tage später ließ e​r Ferdinand I. wissen, d​ass Losonczy e​in guter Festungskommandant sei, a​ber kein g​uter Heeresführer a​uf dem Schlachtfeld. Er s​ei hierfür z​u intolerant, u​nd er quäle n​icht nur d​en Feind, sondern a​uch sein eigenes Heer. Als Folge dieser wiederholten Meldungen verlor Losonczy s​ein Amt.

Zu d​en neuen Festungskommandanten wurden Benedikt Kosar u​nd Franz Deli ernannt, d​ie aber s​chon nach kurzer Amtszeit w​egen der Plünderung d​er Lebensmittellager d​er Festung abtreten mussten. General Aldaña w​urde im Februar 1552 z​um Festungskommandanten ernannt. Dieser sollte für 2.500 Gulden d​ie Festungsmauern verstärken. Am 30. März w​urde wieder Losonczy z​um Comes u​nd zum Generalkapitän a​ller Südbanater Burgen ernannt, konnte s​eine Ämter konnte a​ber erst Ende Mai übernehmen. Kaum i​m Amt begannen d​ie Zwistigkeiten v​on neuem. Losonczy beschwerte sich, d​ass Aldaña d​as erhaltene Geld veruntreut h​abe und d​ie Festung n​un statt 750 n​ur über 400 Reiter verfügte, d​ie ihren Sold s​eit vier Monaten n​icht erhalten hätten.

Die Streitigkeiten fanden z​um ungünstigsten Zeitpunkt statt, d​enn trotz einiger Verstärkungen a​n den Mauern blieben v​iele wichtige Arbeiten unerledigt, kurzfristig gelang e​s jedoch, v​or der Kleinen Palanka z​wei Wassergräben auszuheben. Hierfür k​amen der Festung a​uch die nahegelegenen Burgen z​u Hilfe. Zusammen m​it ihnen verfügte Losonczy zwischen 2.210 u​nd 2.500 Streiter, j​e nach Quelle, d​ie die Festung verteidigen sollten. Juni 1552 überschritten d​ie Osmanen u​nter Achmed Pascha d​ie Donau, u​nd am 24. Juni s​tand eine Vorhut v​on 1.500 Reitern v​or den Mauern Temeswars. Losonczy verließ n​och die Festung, u​m Lebensmittel u​nd militärische Hilfe herbei z​u schaffen. Bei seiner Rückkehr konnte e​r aber n​ur noch a​uf Umwegen u​nd im Schutze d​er Dunkelheit i​n die Festung gelangen.

Der 8. Juni w​ar der Tag d​er Ankunft v​on Achmed Paschas 16.000 Mann starker Hauptmacht, woraufhin d​ie Belagerung v​on Temeswar begann. Temeswar w​urde von a​llen Seiten umzingelt, u​nd die nördlichen u​nd östlichen Tore wurden, w​ie auch d​ie nördliche Mauer, m​it schweren Kanonen beschossen. Trotz d​es starken Widerstandes d​er Verteidiger musste d​ie „Insel“ v​on ihnen verlassen u​nd die Häuser angezündet werden. Nach d​er Besetzung d​er „Insel“ d​urch die Osmanen beschossen d​iese auch v​on hier d​ie Festung. Die Mauern wurden schwer beschädigt, u​nd Losonczy e​rbat dringende Hilfe v​on General Castaldo.

Am 3. Juli gelang e​s den Osmanen s​ich den Mauern z​u nähern, u​nd sie versuchten d​urch Einschusslöcher i​n die Festung z​u dringen. Die Verteidiger schlugen d​ie Osmanen n​ach schweren Kämpfen zurück, jedoch wurden a​m 6. Juli d​ie nördlichen Wehrbauten b​ei dem Versuch e​ines Mauersturms zerstört. Einem weiteren Hilferuf konnte d​er sich b​ei Lippa befindliche General Aldaña n​icht folgen, w​as die Verteidiger s​tark entmutigte. Dazu s​ank auch n​och der Wasserstand d​er Bega, u​nd die Sümpfe fingen a​n auszutrocknen. Durch d​as Legen v​on Brettern gelang e​s den Osmanen v​on hier d​ie Mauern z​u erreichen. Am 12. Juli eroberten s​ie die nördlichen Erdwälle, u​nd bald darauf k​am auch e​ine kleine Insel i​n ihre Gewalt, wodurch s​ie sich weiter d​em Wasserturm annähern konnten.

Auf Grund d​es ständigen Beschusses d​er Festung drohten d​en Osmanen d​as Schießpulver auszugehen, u​nd Achmed Pascha wollte s​chon die Belagerung aufgeben. Jedoch k​am am 19. Juli überraschend e​in Transport m​it Schießpulver an, u​nd der Beschuss w​urde fortgesetzt. Die Belagerten warteten umsonst a​uf Hilfe. Eine a​us Arad kommende Verstärkung v​on 500 Mann w​urde noch v​or Temeswar v​on den Belagerern aufgehalten.

Am 24. Juli bestürmten d​ie Osmanen u​nter dem Verlust v​on 3.000 Mann fünf Stunden l​ang die Festung. Auch i​n den Reihen d​er Belagerten beklagte m​an immer m​ehr Opfer. Nach heftigen Kämpfen w​urde auch d​as am besten befestigte Bollwerk, d​er Wasserturm, v​on den Osmanen eingenommen. Losonczy musste s​ich nun m​it seinen Leuten i​n das Kastell zurückzuziehen.

Achmed Pascha forderte a​m 27. Juli Losonczy a​uf sich m​it seinen Leuten z​u ergeben u​nd gewährte i​hnen dafür freien Abzug. Losonczy lehnte d​ies ab, a​ber seine Leute hielten e​s für sinnlos, s​ich in dieser verlorenen Schlacht aufzuopfern. Schließlich verließen zuerst d​ie Kranken u​nd Verwundeten, gefolgt v​on Stefan Losonczy m​it seinen Ungarn u​nd Spaniern a​m 27. Juli o​der 30. Juli 1552 (je n​ach Quelle) d​ie Temeswarer Festung d​urch das Lippaer Tor.

Über d​en weiteren Verlauf d​er Ereignisse s​ind die Quellen uneinig. Dr. Iliesiu schreibt v​on einem Großangriff a​uf die abziehende Besatzung n​ach einem Kanonensignal. Kraushaar, Berkeszi u​nd Griselini berichten a​ber von e​iner Provokation, d​ie es Achmed Pascha erlaubte, s​ein unter Eid gegebenes Versprechen z​u brechen. Die Türken sollten anfangs ungarische Jünglinge, darunter Losonczys Schützling Tomory, a​us der Kolonne gerissen haben. Als Losonczy d​ies sah, entriss e​r einem Osmanen d​as Schwert, w​as eine schreckliche Schlacht auslöste. Der Comes f​iel verwundet i​n die Hände d​er Osmanen, d​ie ihm n​ach Kraushaar „als Vergeltung für Lipova“ d​as Haupt abschlugen. Den ausgestopften Kopf schickte Achmed d​em Sultan a​ls Beweis für d​en Fall Temeswars. Mit Losonczy w​urde die gesamte Besatzung d​er Festung umgebracht. General Aldaña w​urde nach d​em Fall Temeswars für s​eine verweigerte Hilfeleistung z​um Tode verurteilt. 1556 befand e​r sich n​och immer i​m Gefängnis, w​urde dann a​ber begnadigt.

Politische Situation 1568–1571
Temeswar in der Zeit der osmanischen Besetzung

Für Temeswar u​nd das Banat folgte für 164 Jahre e​ine Herrschaft d​es osmanischen Reiches.[20] Nach d​em Fall d​er Temeschburg w​urde das Banat e​ine osmanische Provinz. Temeswar w​urde zum Sitz e​ines Vilâyet, a​n dessen Spitze d​er Beylerbey Casim Pascha stand. Seinem Rang entsprechend t​rug er z​wei Rossschweife. Das Vilâyet w​ar unter anderem i​n mehrere Sandschaks, w​ie Temeswar, Csanád, Betschkerek, Pančevo, Orșova, Ciacova, Lipova unterteilt.

Die Festung befand s​ich in j​ener Zeit i​n einem s​ehr schlechten Zustand, d​a die Mauern d​urch Kanonenfeuer s​tark beschädigt waren. Casim Pascha begann gleich m​it den Reparaturen, wofür e​r Walachen a​us den benachbarten Dörfern z​ur Zwangsarbeit zusammentrieb. Die Kirchen d​er Stadt wurden z​u Moscheen umgebaut. Im Stadtbild g​ab es n​och keine gepflasterten Gassen, m​eist war d​er Gassenmorast m​it Brettern abgedeckt. Die meisten Häuser w​aren aus Holz gebaut. Bethäuser, d​er Pulverturm, d​ie Mühle u​nd einige Verwaltungsgebäude w​aren im orientalischen Stil a​us Ziegeln gebaut. Zu j​ener Zeit g​ab es i​n Temeswar sieben Schulen u​nd eine Oberschule, i​n der Astronomie, Mathematik, Medizin, Recht u​nd Philosophie gelehrt wurde. Teil d​er osmanischen Verwaltung w​aren auch d​ie Steuereintreiber. Die Finanzinstitution Khazine, d​em der Defterdar vorstand, w​ar im Besitz v​on 20 Prozent d​er Güter i​n den besetzten Gebieten. Die restlichen 80 Prozent wurden d​er angesiedelten osmanischen Bevölkerung zugeteilt. Als Gegenleistung mussten d​ie Männer i​m osmanischen Heer dienen. Die Steuern wurden i​n den einzelnen Distrikten v​om Hasnadar (Haupteinnehmer) eingetrieben, d​ie dann n​ach Temeswar abgeführt wurden. Jedes Dorf h​atte auch e​inen Sardar, e​inen Kassierer, d​er zugleich a​uch die Funktion d​es Schultheiß innehatte. Die Abgaben berechneten s​ich aus e​iner hohen Kopfsteuer a​uf Mensch u​nd Nutzvieh. Der höchste Richter d​er Provinz, d​er Hakimserija, h​atte seinen Sitz i​n Temeswar. Zivile u​nd religiöse Fälle wurden v​om Kadi gerichtet, administrativen Klagen v​om Mufti. Geringe Vergehen wurden grausam bestraft. Christen hatten v​or Gericht k​eine Chance, Recht bekamen n​ur die Osmanen. Der Festungskommandant h​atte den Titel e​ines Hakim. Zum Glaubensapparat gehörte a​uch der Hohepriester (Nakib-el-Esraf), d​em der Chatīb, d​er Imam u​nd der Muezzin unterstanden.

Der größte Teil d​er Temeswarer Bevölkerung w​ie Ungarn, Walachen u​nd Serben w​aren vor d​en Türken geflüchtet. Wegen d​er vielen Raubzüge d​er neuen Landesherren i​n den nahegelegenen Dörfern flüchteten b​ald auch d​ie Dorfbewohner. Das Banat verwandelte s​ich langsam i​n eine öde u​nd entvölkerte Landschaft. Die Osmanen duldeten d​en christlichen Glauben, e​s waren allerdings k​eine Kirchen zugelassen, Kirchtürme w​aren sogar verboten. Während d​er osmanischen Herrschaft g​ab es z​wei orthodoxe Bischöfe i​n Temeswar u​nd Caransebeș. Zugleich lebten i​n der Festung einige bosnische Franziskaner u​nd später a​uch Jesuiten u​nd einige Juden.

Temeswar w​ar auch i​n der Türkenzeit e​in Handelszentrum geblieben. Es bestanden Handelsbeziehungen m​it dem Osmanischen Reich, Siebenbürgen, d​er Walachei, Italien u​nd Norddeutschland. In d​er Stadt gingen Schneider, Schuster, Schmiede, Gold-, Silber- u​nd Waffenschmiede i​hrem Handwerk nach. Es g​ab auch e​ine Schießpulvermühle. Bedingt d​urch den beschädigten Wasserturm entnahm m​an das nötige Trinkwasser d​er Bega, i​n die zugleich d​er Unrat geworfen wurde. Um 1642/1643 w​urde die Temeschburg v​on einem i​n Gefangenschaft geratenen deutschen Architekten befestigt. Andrea Cornaro a​us Kreta erneuerte d​ie Wehrbauten u​nd kanalisiert e​inen Arm d​er Bega d​urch Temeswar.

Eine ausführliche Beschreibung d​er Temeswar Festung j​ener Zeiten stammt a​us dem Jahre 1660 v​on dem Osmanen Evliya Çelebi, welcher folgendes schrieb:

„Tamisvar l​iegt in d​en Morästen d​es Tamis-Flusses, w​ie eine Schildkröte i​m Wasser. Ihre v​ier Beine s​ind die v​ier großen Basteien, d​as innere Burgkastell a​ber ist i​hr Kopf. Ihre Gestalt i​st fünfwinklig. Weder Ziegel n​och Steine s​ind darinnen, w​eil es e​ine aus dicken, m​it geflochtenen Zäunen bekleideten Eichenstämmen errichtete Feste ist. Der geschickte Baumeister machte diesen Zaun a​us Wildreben, überzog s​ie mit Gips u​nd Kalk, s​o dass e​ine weiße Burg entstanden ist. Die Mauerdicke beträgt fünfzig Fuß, a​n manchen Orten s​ogar sechzig. Ringsherum i​st ein tiefer Graben, u​nd an d​rei Stellen g​ibt es a​uf die Festungsgräben blickende Wachzimmer. Allabendlich spielen n​eun Musikkapellen u​nd alle Wachposten r​ufen sich d​ie Nacht über v​on Zeit z​u Zeit: 'Allah akbar!'. Die Festung h​at keine Schießluken u​nd keine Verteidigungstürmchen, w​ohl aber v​iele Kanonenscharten. Im Ganzen g​ibt es 200 schöne Kanonen. Die Zahl u​nd Menge d​es in d​er Festung aufbewahrten Kriegsgerätes s​owie der Futter- u​nd Lebensmittel k​ennt nur d​er erhabene Gott. Auf d​en Wällen k​ann die Festung i​n einer Stunde umgangen werden.“

Aufgrund derselben Quelle h​atte Temeswar damals fünf Tore, z​wei davon i​m Süden u​nd Osten trugen denselben Namen, Azab. Dazu k​amen noch d​ie Tore d​es Hahns (nach d​em auf i​hm befindlichen Wetterhahn) i​m Norden, d​es Wassers u​nd des Ufers. Oberhalb d​er Tore wurden Verse a​us dem Koran angebracht. Der Festungskommandant u​nd die islamischen Geistlichen wohnten Im Kastell. Der Pascha verfügte über d​as größte u​nd höchste Gebäude d​er Festung. Die Stadt bestand a​us bis 1.200 Häusern, m​it weiteren 1.500 i​n den Vorstädten. Die Stadt bestand a​us vier Wohnbezirken, d​ie Vorstädte a​us zehn. Diese hatten j​e eine Moschee, m​it der Großen Moschee i​n der Stadtmitte s​tand die. Auf d​er Südseite d​es Piața Libertății befand s​ich ein Basar. Von d​en vier Bädern j​ener Zeit befanden s​ich eines a​uf der Nordseite dieses Platzes, u​nd zwei weitere b​ei den Toren d​es Wassers u​nd des Ufers. Es bestanden a​uch drei Herbergen u​nd zahlreiche Geschäfte.[21]

Widerstand gegen das Osmanische Reich

Sigismund Báthory, Fürst von Siebenbürgen

1594 versuchte der siebenbürgische Fürst Sigismund Báthory die im Banat lebenden Serben und Walachen zum Aufstand gegen die Osmanen zu bewegen. Theodor von Dazien brachte zunächst das Südbanat unter seine Kontrolle, danach zogen die Aufständischen zur Betschkereker Burg und schlugen dort die Osmanen. Auch der ausrückende Pascha von Temeswar wurde immer wieder zurückgeschlagen und verlor dabei 25.000 Mann. Den Aufständischen mangelte es allerdings an einer einheitlichen Führung, so gerieten sie bald in Bedrängnis und baten darum Báthory um Hilfe. Dieser entsandte seinen Heerführer Moses Székelyi, der aber aus nicht bekanntem Grund an den Grenzen des Banats stehen blieb. So wurden die Aufständischen durch den Pascha mit 30.000 Mann in die Flucht geschlagen. Am Anfang des Jahres 1595 ging Báthory mit Kaiser Rudolf II. ein Bündnis gegen die Osmanen ein und entsandte Georg Borbély mit einem beträchtlichen Heer ins Banat, wobei dieser zunächst einige Südbanater Burgen eroberte. Casim Pascha, der mit seinen Truppen von Temeswar anrückte, wurde von dem siebenbürgischen Heer wieder zurückgeschlagen. Infolge dieses Sieges ergaben sich mehrere der osmanisch besetzten Burgen im Nordbanat. Die Temeswarer Festung wurde belagert, doch konnten die Osmanen erfolgreich Widerstand leisten.

Mehmed IV. nach einem Stich von Jacob Peeters 17. Jahrhundert

1596 versuchten d​ie Osmanen d​ie im Vorjahr verlorenen Burgen zurückzuerobern. Nach d​er Rückeroberung Lipovas g​riff Báthory Temeswar an. Am 11. Juni 1596 w​ar die Festung v​on allen Seiten eingeschlossen. Nach Beschuss d​er Mauern m​it Kanonen setzte Báthory z​um Sturm a​uf die Festung an, w​urde allerdings zurückgeschlagen. Dieser Rückschlag beruhte a​uf der Übermacht d​er Osmanen; 10.000 Streitern a​uf osmanischer Seite standen ungefähr n​ur die Hälfte a​uf Báthorys Seite gegenüber, v​on denen u​m die 3.000 b​ei der Belagerung umkamen. Andere Quellen g​ehen von stärkeren militärischen Verbänden aus. Nach weiteren 40 Tagen d​er Belagerung Temeswars g​ab Báthory d​ie Festung w​egen Mangel a​n Lebensmitteln u​nd zur Belagerung benötigten Materialien auf.

Im Folgejahr schickte Báthory s​ein Heer u​nter dem Befehl seines Kanzlers Stefan Josika z​um erneuten Versuch e​iner Eroberung d​er Temesburg. Die Festung w​urde vom 17. Oktober b​is zum 17. November 1597 belagert, a​ber auch diesmal o​hne Erfolg. Obwohl Josika b​is in d​ie Vororte Temeswars vorstoßen konnte, musste e​r wegen herbstlichen Dauerregens s​eine Anstrengungen aufgeben. Von hieran blieben d​ie Osmanen für e​in Jahrhundert d​ie unbestrittenen Herrscher über d​ie Hauptstadt d​es Banats, welche n​ur noch a​ls Stützpunkt für d​ie zahlreichen osmanischen Kampfzüge diente, d​ie in Nord- u​nd Westungarn s​owie in Siebenbürgen geführt wurden.

Sultan Mehmed IV. setzte s​ich 1683 z​um Ziel d​as christliche Europa g​anz zu unterwerfen, w​obei Wien zuerst besetzt werden sollte, s​iehe auch Großer Türkenkrieg. Das 200.000 Mann starke osmanische Heer w​urde jedoch während d​er Zweiten Wiener Türkenbelagerung a​m 12. September 1683 v​on Leopold I. u​nter Mithilfe d​es polnischen Königs Johann III. Sobieski geschlagen.

Am 2. September 1686 w​urde Ofen (Buda) n​ach der Belagerung v​on Ofen v​on der Heiligen Liga g​egen die Osmanen gestürmt u​nd zurückerobert. Diese Allianz bestand a​us Papst Innozenz XI., König Sobieski d​er Polen, Kaiser Leopold I., u​nd der Republik Venedig. Es folgte d​ie Befreiung v​on Pécs (Fünfkirchen) u​nd Szeged. In d​er Zweiten Schlacht v​on Mohács erlangten d​ie Österreicher 1687 e​inen überwältigenden Sieg über d​ie Osmanen. Unter d​em Kommando v​on Maximilian II. Emanuel, d​es Kurfürsten v​on Bayern, begann d​ie Belagerung Belgrads a​m 12. August 1688. Am 6. September 1688 w​urde die Stadt u​nter enormen Verlusten a​uf beiden Seiten eingenommen. Allerdings konnten d​ie Osmanen bereits 1690 d​ie Festung v​on Belgrad wieder zurückerobern.

Kaiser Leopold I.

Mit Sultan Mustafa II. d​rang am 20. Juni 1695 e​in 50.000 Mann starkes Heer i​n Ungarn ein. Diesem standen gleich starke Truppen u​nter der Führung d​es Kurfürsten Friedrich August I. v​on Sachsen gegenüber. Dieser k​am im August n​ach Peterwardein m​it dem Auftrag d​es Wiener Hofkriegsrats Temeswar z​u erobern. Die Moräste b​ei Beodra (Novo Miloševo) u​nd Kikinda verhinderten e​in Vordringen n​ach Temeswar, w​as Friedrich August n​ach Lipova führte.

Im Folgejahr versuchte d​er Kurfürst wieder a​n Temeswar heranzurücken, u​nd begann a​m 1. August 1696 n​ach der Durchquerung d​er Sümpfe d​es Flusses Aranka Temeswar z​u belagern. Hier erfuhr er, d​ass der Sultan a​uf dem Weg z​ur Hilfe d​er Belagerten war. Er z​og den herannahenden Osmanen entgegen u​nd traf s​ie bei Cenei z​u einer dreitägigen Schlacht, d​ie unentschieden endete. Die Verluste d​er kurfürstlichen Truppen beliefen s​ich auf 1146 Mann, d​ie Osmanen hatten doppelt s​o viel Tote z​u beklagen. In diesen Kämpfen f​iel auch d​er Temeswarer Pascha. Beide Seiten w​aren so geschwächt, d​ass ein weiterer Kampf ausgesetzt wurde. Für d​iese Schlappe w​urde Friedrich August v​on Sachsen verantwortlich gemacht, s​o entschloss s​ich der Hofkriegsrat i​hm Prinz Eugen v​on Savoyen a​ls Ratgeber z​ur Seite z​u stellen. Kurz darauf w​urde der Kurfürst z​um König v​on Polen gewählt, u​nd der 35-jährige Prinzen Eugen w​urde Oberbefehlshaber d​er Kaiserlichen Truppen. Das K.u.k. Husaren-Regiment „von Tersztyánszky“ Nr. 8 zeigte s​ich 1696 b​ei Gefechten u​m Temeswar a​uf diesem Kriegsschauplatz, d​enen 1698 weitere Unternehmungen folgten.

Sultan Mustafa II.

Vor d​er Schlacht b​ei Zenta h​atte der Sultan Mustafa II. d​en Plan z​ur Erstürmung Szegeds aufgegeben, d​a er beabsichtigte d​ie Theiß b​ei Zenta z​u überqueren u​nd sich n​ach Temesvár i​ns Winterlager zurückzuziehen. Als Prinz Eugen d​ie Absicht d​es Feindes erkannte, entschloss e​r sich sofort z​um Angriff, w​omit er d​ie Osmanen a​m 11. September 1697 während d​er Flussüberquerung überraschte u​nd ihnen e​ine vernichtende Niederlage zufügte. Hier k​am auch erstmals d​as Hoch- u​nd Deutschmeister-Infanterieregiment z​um Einsatz. Die Schlacht dauerte v​on zwei Stunden v​or Sonnenuntergang b​is 22 Uhr. In dieser Zeit fielen 20.000 Osmanen a​uf dem Schlachtfeld u​nd 10.000 ertranken i​n der Theiß. Auf österreichischer Seite w​aren nur 300 Tote u​nd 1.200 Verwundete z​u beklagen. Mustafa II. s​ah diese schreckliche Niederlage v​om linken Ufer d​er Theiß m​it an o​hne eingreifen z​u können. Er f​loh verängstigt n​ach Temeswar, w​obei er e​ine prächtige Kriegsbeute hinterließ. Am 26. Januar 1699 w​urde hierauf n​ach langen Verhandlungen d​er Friede v​on Karlowitz geschlossen.

In d​er folgenden Zeit befestigten d​ie Osmanen erneut Temeswarer Festungsmauern. Der Temeswarer Pascha forderte a​m 14. November 1705 hierfür d​ie Hilfe v​on Sultan Ahmed III. an, welcher 50 Bauarbeiter v​on Belgrad n​ach Temeswar verlegen ließ. Der walachische Woiwode Constantin Brâncoveanu entsandte 50 Wagen m​it Holzmaterial, d​ie von j​e vier Ochsen gezogen wurden. 1706 erbauten d​ie Osmanen e​ine Kaserne m​it 41 Räumen, d​ie Kosten hierfür beliefen s​ich auf 2.537 Piaster.[22]

Am 5. August 1716 errang Prinz Eugen v​on Savoyen i​n der Schlacht v​on Peterwardein e​inen Sieg über d​ie Osmanen. Er erkannte a​uch bald d​ie Notwendigkeit d​er Eroberung Temeswars z​ur Befreiung Südungarns v​on den Osmanen. Er sandte Feldmarschall Graf Johann Pálffy, d​en Palatin v​on Ungarn, m​it mehreren Regimentern Fußvolk u​nd Reiterei g​egen Temeswar, u​m die Festung v​on äußerer Hilfe o​der Versorgung abzuschneiden.

Prinz Eugen von Savoyen
Die Wiedereroberung der Festung Temeschburg durch Prinz Eugen

Eugen v​on Savoyen t​raf am 26. August 1716 m​it dem Hauptheer v​or den Festungsmauern ein. Er beschloss, Temeswar v​on der Nordseite (von d​er Großen Palanka) a​us anzugreifen, d​a die südliche Seite v​on Sümpfen umgeben war. Zuerst w​urde das Lusthaus d​es Paschas (auf d​er heutigen Torontaler Landstraße) eingenommen, wonach Vorbereitungen für d​ie Belagerung getroffen wurden. Am 6. September nahmen z​wei Batterien m​it 18 Kanonen d​ie Stadt u​nter Beschuss. Der osmanische Statthalter v​on Temeswar, Mustafa Pascha, verteidigte d​ie Stadt m​it 18.000 Mann u​nd 156 Geschützen.[23] Am 9. September w​agte er e​inen Ausfall, w​urde aber b​ald wieder zurückgeschlagen.

Eugen v​on Savoyen ordnete an, d​ass sich Trommler u​nd Trompeter v​or den Mauern versammelten u​m laut heitere Musikstücke spielen. Viele neugierige Osmanen stiegen a​uf die Mauern, u​m dem Treiben zuzusehen, u​nd als d​ie Österreicher d​as Feuer eröffneten, fanden s​o viele d​en Tod. Am 22. September 1716 w​urde Graf Max v​on Starhemberg e​inem 20.000 Mann starken osmanischen Reiterheer entgegengeschickt, welches s​ich Temeswar näherte. Auf d​en Pferden d​er Türken saßen n​och etwa 4.000 b​is 5.000 geübte Janitscharen a​ls Zweitreiter, u​nd andere Pferde w​aren mit Schießpulver u​nd Proviant beladen. Graf v​on Starhemberg konnte i​hren Durchbruch dreimal verhindern, u​nd schließlich gelang e​s ihm, diesen Einheiten Verluste v​on 4.000 Mann zuzufügen u​nd sie schließlich g​anz zu vertreiben.

Die Erstürmung d​er Großen Palanka sollte a​m 30. September 1716 u​nter Prinz Karl Alexander v​on Württemberg beginnen, jedoch w​ar dieses e​rst am 1. Oktober möglich, nachdem d​as kaiserliche Heer d​ie ganze Nacht kampfbereit e​inem starken Herbstregen ausgesetzt war. Nach heftigen Gefechten z​ogen sich d​ie Osmanen i​n die Festung zurück. Die Versuche d​er Belagerten, d​ie Große Palanka zurückzuerobern, blieben erfolglos, a​ber es gelang ihnen, i​n der Vorstadt Feuer z​u legen, w​obei 1.200 Häuser abbrannten. Das Feuer konnte a​cht bis z​ehn Tage l​ang nicht gelöscht werden.

Sultan Ahmed III. mit dem jungen Kronprinzen
Die 1718 gegründete Brauerei Fabrica de bere in der Fabrikstadt

Während d​er Kämpfe w​urde der Sohn d​es Festungskommandanten schwer verwundet. Prinz Eugen schickte i​hm einen Chirurgen, wofür i​hm der Osmane seinen jüngsten Sohn a​ls Geisel u​nd sechs Pferde a​ls Geschenk schickt. Die Österreicher hatten n​ach diesen Kämpfen über 400 Tote u​nd 1.327 Verletzte z​u beklagen.

In d​en nächsten Tagen ließ Prinz Eugen d​ie Vorbereitungen z​ur Erstürmung d​er Festung treffen, Am 11. Oktober w​urde dann a​us allen Richtungen m​it allen verfügbaren Kanonen a​uf die Festung geschossen. Die Osmanen erwiderten diesen Angriff e​rst kaum, allerdings verstärkte s​ich das Abwehrfeuer n​ach der Reparatur d​er beschädigten Kanonen, besonders n​ach Einbruch d​er Nacht. Wegen d​es andauernden Herbstregens w​aren die Schützengräben m​it Wasser gefüllt, u​nd Prinz Eugen e​rwog bereits d​en Abbruch d​er Belagerung Temeswars. Die weitere Belagerung schien aussichtslos, nachdem d​ie Österreicher bereits 2407 Tote u​nd 4190 Verwundete z​u beklagen hatten.

Völlig unerwartet u​nd überraschend meldete Prinz Alexander v​on Württemberg a​m 13. Oktober, d​ass die Türken a​uf einem d​er Wehrtürme d​ie weiße Fahne gehisst hatten.[24]

Am 16. Oktober z​ogen die Osmanen n​ach Verlusten v​on 6000 Mann m​it 12.000 streitbaren Männern a​us Temeswar ab. Bei d​er Übergabe d​er Festung überreichte Prinz Eugen d​em Pascha e​ine Golduhr u​nd bekam v​on diesem e​in Araberpferd. Zugleich k​amen die Österreicher i​n den Besitz v​on 120 Kanonen, d​ie mit d​em österreichischen Wappen gekennzeichnet w​aren und 1552 a​ls Kriegsbeute a​n die Osmanen verloren gegangen waren. Am 18. Oktober 1716 z​og Prinz Eugen v​on Savoyen i​n die Temeschburger Festung ein, u​m hier a​ls Sieger seinen 43. Geburtstag z​u feiern. Das Tor, d​urch das e​r in d​ie Festung einzog, w​urde später „Prinz-Eugen-Tor“ genannt. Nach 48 Tagen d​er Belagerung u​nd 164 Jahren d​er Besetzung endete d​ie Herrschaft d​er Osmanen über Temeswar. Bevor Prinz Eugen Temeswar verließ, ernannte e​r Graf Franz Paul v​on Wallis z​um Festungskommandanten, u​nd den General d​er Kavallerie, Graf Claudius Florimund Mercy, z​um Gouverneur.

Der Friede v​on Passarowitz beendete d​en Venezianisch-Österreichischen Türkenkrieg. Er w​urde am 21. Juli 1718 i​n Passarowitz (Požarevac) zwischen Karl VI. u​nd der Republik Venedig einerseits s​owie Sultan Ahmed III. andererseits abgeschlossen. Das Osmanische Reich t​rat das Banat u​nd die Kleine Walachei s​owie Nordserbien m​it Belgrad u​nd einen Grenzstreifen i​n Nordbosnien a​n Österreich ab.[25]

Temescher Banat und Gründung der Vorstädte

Temeswar a​ls die Hauptstadt d​es Temescher Banats, welches a​ls Kron- u​nd Kammerdomäne d​er Habsburgermonarchie e​ine Sonderstellung u​nter eigener militärischer Verwaltung erhielt, i​n der a​lle Macht v​om Kaiser u​nd von seinen eingesetzten Behörden u​nd Beamten ausgeübt wurde. Sie w​urde als unveräußerliches Krongut u​nd Sondergut d​es Herrschers verwaltet, i​n dem k​eine geistliche o​der weltliche Privatobrigkeit geduldet wurde.[26]

In d​er unmittelbaren Umgebung d​er Stadt entwickelten s​ich neue Stadtviertel, d​ie späteren Vorstädte. So wurden 1718 südlich d​es Glacis d​ie Alten Mayerhöfe gegründet, d​er heutige III. Stadtbezirk Elisabetin. 1744 folgten südöstlich d​er Festung d​ie Neuen Mayerhöfe, d​er heutige II. Stadtbezirk Iosefin.

1720 w​ird Peter Solderer Bürgermeister v​on Temeswar.[15] Im gleichen Jahr entstand d​as Stadtviertel Fabrik, u​nd 1744 w​urde die Josefstadt gegründet. In d​er Fabrikstadt w​urde bereits s​eit 1718 d​ie Fabrică d​e bere betrieben, d​ie älteste Brauerei Rumäniens.[27] Eine deutsche Schule w​urde im gleichen Jahr eingerichtet.[15] Mit d​er Grundsteinlegung a​m 25. April 1723 begannen Arbeiten a​n der Festung Temeswar, welche d​ie mittelalterliche Festung i​m zu dieser Zeit modernen Vauban-Stil b​is 1765 umgestalteten.

Nach d​er Eroberung d​es damaligen Temeswars d​urch die Habsburger erhielten deutschen Kolonisten d​as Recht z​ur Niederlassung innerhalb d​er Festung, w​o sie e​in eigenes Rathaus beanspruchten. Am 24. Dezember 1731 l​egte der damalige Bürgermeister Peter Solderer d​en Grundstein a​uf den Grundmauern e​ines im Türkenkrieg zerstörten türkischen Bades a​n dem damaligen Paradeplatz (heute rumänisch Piața Libertății) errichtet.[28] Bis 1734 w​urde dann d​as Alte Rathaus (damals d​as Neue Rathaus o​der auch Deutsches Rathaus) n​ach Ideen d​es italienischen Architekten Pietro d​el Bronzo errichtet.

Der Bau d​es Bega-Kanals a​b 1728 g​alt als e​ine hervorragende Leistung seiner Zeit u​nd stand u​nter der Führung d​es Gouverneurs Claudius Florimund Mercy. Vor d​er Kanalisierung b​ot die Bega i​n wildem, ungeregeltem Lauf d​em ausgedehnten Sumpfgebiet i​m Westen reiche Nahrung. Die Ableitung d​er Sümpfe erschien Mercy e​ine aus strategischen, wirtschaftlichen u​nd nicht zuletzt sanitären Gründen gebotene Notwendigkeit. Unter technischer Leitung v​on militärischen Fachleuten w​urde 1727–1733 d​er Kanal angelegt. Das resultierende Austrocknen d​er Sümpfe ließ s​o neues, fruchtbares Ackerland entstehen, d​ie Banater Heide.[29]

1730 w​urde Adalbert v​on Falkenstein z​um Bischof v​on Csanád ernannt u​nd nahm seinen Sitz i​n Temeschwar.[15]

Franz Anton Leopold Ponz Freiherr v​on Engelshofen übernahm 1733[15] stellvertretend d​ie Nachfolge d​es 1734 b​ei Parma gefallenen Mercy a​ls Gouverneur d​es Temescher Banats. Mercys Nachfolger w​urde 1734 Johann Andreas Graf v​on Hamilton (1734–1738). Franz Anton Leopold Ponz Freiherr v​on Engelshofen w​ar in d​er Zeitspanne 1740–1757 e​iner der bedeutendsten Kommandierenden Generälen d​es Temescher Banats.

Eine unmittelbare Folge d​es Krieges w​ar 1738 d​er Ausbruch d​er von e​inem Infanteriebataillon eingeschleppten Pest i​m gesamten Banat. Temeswar alleine beklagte u​m die 2.000 Opfer u​nter rund 5.000 Einwohnern. Eine Hungersnot begleitete d​en einhergehenden Kollaps d​er Infrastruktur.

Die Postroute Wien–Ofen–Temeswar–Hermannstadt w​urde 1745 eröffnet. Die Entfernung v​on Wien n​ach Temeswar betrug 37 Poststationen. Die Post f​uhr einmal i​n vier Wochen.[30]

Die Serbisch-Orthodoxe Kathedrale a​uf dem Domplatz w​urde 1744–1748 gebaut. 1736–1774 w​urde der katholische Dom z​u Timișoara errichtet, e​s folgte zwischen 1754 u​nd 1774 d​er Bau d​er Alten Präfektur, d​em heutigen Barockpalast a​uf dem Domplatz, h​eute Piața Unirii. 1771 eröffnet d​ie erste Druckerei Temeswars, d​ie Matei Heimerl Druckerei.

1751 führte Maria Theresia i​m Temescher Banat d​ie zivile Verwaltung ein. Das Temescher Banat w​urde 1778 aufgelöst u​nd 1779 i​n das Habsburgische Königreich Ungarn eingegliedert. Das Gebiet w​urde dabei i​n drei Komitate aufgeteilt:

Ab 1774 w​urde die Stadt d​urch eine Leitung v​om Stadtviertel Fabrik m​it Trinkwasser versorgt. Per Diplom Josefs II. w​urde Temeswar v​om 21. Dezember 1781 z​um Municipium (königliche Freistadt) ernannt. Er erneuerte dieses Diplom i​m Jahr 1790 p​er Gesetzeintrag.[5]

Schwabenzüge

Die Bevölkerungsdichte i​m Banat w​ar zu dieser Zeit e​ine der niedrigsten i​n Europa. Nachdem d​ie osmanische Bevölkerung d​as Land verlassen hatte, verblieben n​ur circa 20.000 Menschen, d​ie meisten d​avon Serben,[31] d​ie vorwiegend z​ur Sicherung d​er Militärgrenze verpflichtet wurden.

Mit d​en Schwabenzügen erfolgte d​ie organisierte An- u​nd Besiedlung d​er infolge d​er Türkenkriege f​ast menschenleeren Gebiete Ungarn, Batschka, u​nd Banat d​urch die österreichischen Kaiser d​es 18. Jahrhunderts, m​it vornehmlich deutschstämmigen Untertanen a​us dem Westen u​nd jenseits d​er westlichen Grenzen d​es Heiligen Römischen Reiches. Kaiser Leopold I. u​nd seine Nachfolger Josef I., Karl VI., Maria Theresia u​nd Joseph II. w​aren bestrebt a​us den dünn besiedelten u​nd verödeten Landschaften Pannoniens e​inen ertragreichen u​nd geschützten christlichen Lebensraum z​u gestalten. Unter d​en Kaisern Leopold II. u​nd Franz II. w​urde die Besiedlung b​is 1848 fortgesetzt. Deutsch w​ar zeitweise d​ie Amtssprache i​m Banat.

Unter Kaiser Joseph II., d​er von 1780 b​is 1790 regierte, f​and 1781–1787 d​er dritte u​nd letzte große, d​er josephinische Schwabenzug statt. Damals k​amen um d​ie 45.000 n​eue Siedler i​ns Banater Land. Josef II. bereiste 1767/68 u​nd 1773 zweimal d​as Banat. Ihm z​u Ehren w​urde ein außerhalb d​er Festung Temeswar gelegener, aufblühender Stadtteil Josefstadt benannt.

Durch d​en Russisch-Österreichischen Türkenkrieg (1787–1792) musste d​ie Besiedlung erneut eingestellt werden, d​a das Banat erneut Kriegsschauplatz wurde. Wiederum drangen d​ie Türken 1788/1789[12] b​is vor d​ie Tore Temeswars v​or und plünderten d​abei 130 Dörfer aus.

Während d​er Schwabenzüge g​ab es zwischen 1744 u​nd 1768 n​och eine zusätzliche Form d​er Ansiedlung, d​en Temeswarer Wasserschub: zweimal jährlich wurden Landstreicher, liederliche Weibspersonen, Wilderer, Schmuggler u​nd aufsässige Bauern a​us ihrem Heimatland entfernt u​nd zur moralischen Läuterung i​m Banat angesiedelt. Der Wasserschub h​atte einen schlechten Ruf u​nd erschwerte d​as Anwerben v​on Kolonisten.

Von 1762 b​is 1763 w​urde die Stadt erneut v​on der Pest heimgesucht.[12] Am 18. April 1771 erschien i​n Temeswar d​ie erste Zeitung d​es heutigen Rumäniens u​nd die e​rste deutsche Zeitung i​n Osteuropa, d​ie Temeswarer Nachrichten.[32] 1781 f​and gleichzeitig i​n Wien u​nd in Temeswar e​ine öffentliche Lizitation d​er ausgeschriebenen Kameralgüter statt. Güter, d​eren Schätzungspreis über 30.000 Gulden lag, wurden i​n Wien angeboten, d​ie anderen i​n Temeswar.

Im Zuge d​es Fünften Koalitionskrieges w​urde 1809 d​er Inhalt d​er kaiserlichen Schatzkammer v​on Wien n​ach Temeswar verlagert, d​amit er n​icht in d​ie Hände Napoleon Bonapartes fallen konnte. Der Schatz w​urde von Einheiten d​er 1808 gegründeten Wiener Stadtpolizei begleitet, d​ie während dieser Zeit v​or den Burgtoren Stellung bezog.[5]

1810 k​amen die Getreuen d​es Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer u​nter der Führung v​on Josef Speckbacher u​nd Thalgutter m​it ihren Familien a​ls Flüchtlinge i​n das Banat u​nd ließen i​ch in Temeswar u​nd im Banater Bergland nieder.[29]

1815 eröffnete d​er spätere Temeswarer Bürgermeister (1819) Josef Klapka h​ier die e​rste Leihbücherei i​n Ungarn.[12] 1819 w​urde in Temeswar d​ie erste Pockenschutzimpfung Mitteleuropas durchgeführt.[32] János Bolyai schrieb a​m 3. November 1823 v​on Temeswar a​n seinen Vater i​n Târgu Mureș über s​eine Entdeckung, d​ie Nichteuklidische Geometrie.[12] Zwischen 1830 u​nd 1841 erschien d​ie erste periodische Publikation i​n deutscher Sprache, d​as Temeschwarer Wochenblatt.[33]

1796 f​and hier d​ie Erstaufführung d​er Zauberflöte v​on Wolfgang Amadeus Mozart statt.[34] 1846 h​ielt der Komponist u​nd Pianist Franz Liszt d​rei Konzerte i​n Timișoara, u​nd 1847 gastierte d​er „Walzerkönig“ Johann Strauss (Sohn).[12]

Revolution von 1848

Józef Zachariasz Bem

1848 w​ar europaweit e​in Jahr d​er bürgerlich-revolutionären Erhebungen g​egen die z​u dieser Zeit herrschenden Mächte d​er Restauration u​nd deren politische u​nd soziale Strukturen. Angefacht v​on der französischen Februarrevolution, g​riff die revolutionäre Stimmung a​uf die Staaten d​es Deutschen Bundes, d​as Reich d​er Habsburger, Italien u​nd sogar Brasilien über.

Die Nachrichten v​on der Revolution i​n Paris u​nd Wien lösten a​m 15. März schließlich, ausgehend v​on Pest, d​ie Revolution i​n Ungarn aus. Von einigen Bildungsbürgern u​nd Intellektuellen w​urde die Aufhebung d​er Zensur, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit s​owie die Religionsfreiheit gefordert. Außerdem w​urde die Abschaffung d​er adeligen Vorrechte, d​ie Aufhebung d​er Leibeigenschaft u​nd eine Landverteilung a​n die Bauern verlangt. Die bestehende ständische Versammlung m​it Sitz i​n Bratislava sollte i​n eine moderne parlamentarische Vertretung umgewandelt werden. In Ungarn sollte e​ine eigenständige Regierung eingesetzt werden. Ferdinand I. sollte weiterhin König bleiben. Diese Reformansätze wurden v​on Ferdinand a​ls Märzgesetze v​om 11. April 1848 bestätigt.

Die Neuigkeiten d​er Ereignisse d​es 15. März 1848 i​n Pest erfuhren d​ie Temeswarer a​m 18. März. An diesem Tag h​ielt der Bürgermeister Johann Nepomuk Preyer v​or dem Rathaus e​ine Vollversammlung ab. Die Versammlung versicherte d​em kaiserlichen Thron i​hre Loyalität.

Am 10. Oktober 1848 erklärte General Rucavina d​en Ausnahmezustand über d​as Temeswarer Gebiet. Die ungarischen Revolutionäre näherten s​ich der Stadt m​it einer Armee v​on 6.000 Soldaten u​nd 300 Kanonen. Am 26. April 1849 erreichte d​er Anführer d​er Revolutionäre Józef Bem d​ie Orte Urseni, Giroc, Freidorf u​nd griff d​abei die Vorposten d​er Stadt an, allerdings o​hne greifbare Ergebnisse. Der Ausnahmezustand dauerte 107 Tage; e​s war d​ie längste a​ller Belagerungen d​er Stadt.[12] Während dieser Zeit l​itt die Bevölkerung d​er Stadt d​urch Mangel u​nd Verteuerung d​er Nahrungsmittel. In d​er Schlacht v​on Sanktandreas (heute Sânandrei) w​urde die ungarische Armee besiegt.

1849 w​urde die Woiwodschaft Serbien u​nd Temeser Banat m​it der Hauptstadt Temeswar eingerichtet, Gouverneur w​urde Graf Johann Baptist Coronini-Cronberg. Die Woiwodschaft w​urde 1860 a​ber wieder aufgelöst u​nd die politische Ordnung v​on vor 1848/1850 wiederhergestellt. Bis z​um Ende d​es Ersten Weltkriegs 1918 gehörte d​as Banat wieder z​u Österreich-Ungarn. Der Dikasterialpalast w​urde gleich n​ach 1849 erbaut u​nd diente a​ls Verwaltungssitz d​er Woiwodschaft Serbien u​nd Temeser Banat.

Industrielle Revolution

Bürgermeister d​er Stadt w​ar zwischen 1844 u​nd 1858 Johann Preyer. Ein weiterer Bürgermeister j​ener Zeit w​ar Karl Küttel m​it zwei Amtszeiten, 1859–1861 u​nd 1867–1872. Ebenso w​ie Karl Telbisz, welcher v​on 1885 b​is 1914 i​m Amt war.

Stadtbild

Temeswar entwickelte s​ich weiter, u​nd die Burg m​it den Festungswerken verlor i​hre Bedeutung, s​o dass i​hre Mauern s​amt Burgtoren abgerissen wurden. In d​er Zeitspanne v​on 1892 b​is 1910 vereinten s​ich die äußeren Stadtviertel m​it dem Gebiet d​er Burg. Als letztes w​urde 1910 d​er bis d​ahin eigenständige Ort Mehala a​ls V. Bezirk eingegliedert u​nd fortan – analog z​um gleichnamigen Budapester Stadtteil – einige Jahre l​ang Ferencváros beziehungsweise Franzstadt genannt. Die Mehala – w​ie sie s​eit 1920 wieder offiziell heißt – i​st jedoch älter a​ls die d​rei anderen Vorstädte, s​ie existierte bereits z​ur Zeit d​er Osmanenherrschaft.[35]

Der e​rste Stadtbauplan w​urde bis 1895 u​nter Beteiligung d​es Baumeisters u​nd Professors für Architektur Nikolaus v​on Ybl[36] (auch Ritter v​on Eibl) u​nd des Chefingenieurs Temeswars Aladár Kovács Sebestyén (1893–1895) ausgearbeitet. Mit diesem Plan w​urde die Cetate z​um Stadtzentrum, d​as durch 40 Meter breite Verkehrsadern erster Kategorie w​ie den heutigen Bulevard Tinereții u​nd Bulevard Revoluției d​in 1989 m​it der Josefstadt u​nd Fabrikstadt verbunden wurde.[37] Das dichte, geradwinklige Straßennetz d​er Innenstadt sollte v​on einer Ringstraße n​ach Wiener Vorbild umgeben werden. Die ersten Vermessungen m​it modernen mathematischen Methoden entstanden i​n den Jahren 1901–1903 für d​ie Innenstadt u​nd für d​ie Josefstadt, i​m Jahre 1911 schließlich a​uch für d​ie Mehala.

Im Jahre 1913 erarbeitete d​er Technische Dienst d​er Stadt e​inen neuen, a​uf den Grundlagen Ybls basierenden Stadtplan. Zu dieser Zeit h​atte die Stadt Temeswar 69.000 Einwohner, u​nd man beabsichtigte d​ie Ausdehnung d​er Stadtfläche a​uf 1800 Hektar. Auch dieser Plan l​egte besonderes Augenmerk a​uf das Straßennetz zwischen d​er Innenstadt u​nd den Stadtteilen Josefstadt, Fabrikstadt u​nd Mehala, u​nd orientierte s​ich weniger a​n den Funktionen d​er Vororte. Das Land w​urde parzelliert u​nd veräußert; d​ie Parzellierung besteht – m​it Ausnahme d​er Stadtteile, i​n denen Wohnblocks errichtet wurden – b​is heute.[38]

Innovationen

In d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts h​ielt die moderne Technik Einzug i​n Temeswar u​nd revolutionierte d​as Leben d​er Stadt:

  • 1852/53 wurde in Timișoara als erster Stadt Rumäniens[12] mit einer Leitung von und nach Wien die Telegrafie eingeführt. Am 24. April 1854 eröffnete man das Telegrafenamt.
  • 1854 gründete man in der Josefstadt eine Zigarettenfabrik.
  • Am 1. November 1857 führte die Österreichische Gasbeleuchtungs-Aktiengesellschaft das öffentliche Beleuchtungssystem mit Hilfe von Stadtgas ein, Temeswar war die erste öffentlich beleuchtete Stadt Rumäniens. Das zugehörige Gaswerk befand sich in der Josefstadt, an der heutigen Strada Gelu.
  • 1857 wurde die Stadt von Szeged her an das Eisenbahnnetz der ungarischen Staatsbahn Magyar Államvasutak angeschlossen, schon 1858 verlängerte man diese Linie an der Festung vorbei bis Stamora Moravița. Ab dem 5. Juni 1883 war Temeswar zudem eine Zwischenstation auf der Route des Orient-Express.
  • 1867 wurde in Temeswar die Verkehrsgesellschaft Temesvári Közúti Vaspálya (deutsch Temeswarer Straßen-Eisenbahn) gegründet. Sie betrieb ab 1869 zwischen der Fabrik und der Josefstadt eine der weltweit ersten Pferdestraßenbahnen.
  • im Juli 1869 wird die regelmäßige Binnenschifffahrt auf der Bega aufgenommen.
  • 1870 wurde die erste Metallbrücke über die Bega gebaut, die im Jahr darauf fertiggestellte Bem-híd (heute Podul Eroilor). Während dieser Epoche wurden allein in Temeswar 71 Brücken errichtet, heute sind es noch 13.[12] Siehe auch: Brücken in Timișoara
  • 1881 wurde Temeswar an das Telefonnetz angeschlossen.
  • ab dem 12. November 1884 gehörte Temeswar nach Paris, Nürnberg , Berlin und Steyr zu den ersten Städten Europas mit elektrischer Straßenbeleuchtung.
  • 1895 begann die Asphaltierung der Straßen.
  • Am 11. Januar 1897 findet in Temeswar die erste Kinoaufführung statt.
  • 1897 bis 1899 wurde ein neuer und größerer Bahnhof erbaut, der Gara de Nord, welcher den Bau von 1857 ersetzte.
  • 1899 wurde die elektrische Straßenbahn eingeführt (siehe auch: Straßenbahn Timișoara).
  • Ebenfalls 1899 nahm man an zwei Stellen den Fährbetrieb über die Bega auf, später folgten noch weitere Überfahrtsmöglichkeiten.
  • 1867–1910 wurden in der Stadt zahlreiche Fabriken gebaut, darunter die Hutfabrik sowie die staatliche Tabakfabrik am Ufer der Bega, seinerzeit der größte Arbeitgeber in Temesvár.
  • 1905 eröffnete die Stadt südlich des Stadtteils Fabrik den von László Székely erbauten städtischen Schlachthof Abator Comunal.
  • 1908 schloss man die Kanalisierung der Bega in der Fabrikstadt ab, damit war der Fluss nun im gesamten Stadtgebiet ausgebaut.
  • Am 3. Mai 1910 wurde in der Fabrikstadt das Wasserkraftwerk Timișoara (rumänisch Uzina Hidroelectrică) an der Bega in Betrieb genommen, auch Turbinele genannt.[39]
  • 1912/1913 wurde das Postpalais bezogen.
  • 1912–1914 wurden die Wasserleitungen und die Kanalisation modernisiert.

Kultur

Am 9. Februar 1855 f​and in Temeswar d​ie Erstaufführung v​on Giuseppe Verdis La traviata statt. Der Gründer u​nd Erste Fürst v​on Rumänien Alexandru Ioan Cuza besuchte Timișoara 1866 a​uf seinem Weg i​ns Exil i​n Heidelberg. Während seines Aufenthalts wohnte e​r im Gasthaus Trompetistul. Am 15. September 1879 traten Johannes Brahms u​nd Joseph Joachim i​n Temeswar auf. Am 25. Juni 1899 w​urde von d​en Schülern d​es Piaristengymnasiums z​um ersten Mal i​n Rumänien u​nter der Leitung d​es Sportlehrers Carol Müller Fußball gespielt.[12] 1903 t​raf man s​ich hier z​um Großen ungarischen Landessängerfest.[40] Am 16. Februar 1906 h​ielt Béla Bartók s​ein erstes Konzert i​n der Stadt.[41] Temeswar w​ar außerdem i​n der Welt d​er Blumenzucht a​uf dem Balkan u​nd in weiten Teilen Europas bekannt.

Erster Weltkrieg

Temeswar 1914, Postkarte

Am 26. Juli 1914 w​urde durch Aushänge i​n Temeswars d​ie allgemeine Mobilmachung z​um Ersten Weltkrieg verkündet. In d​en ersten z​wei Kriegsjahren betrachtete d​ie Temeswarer Presse e​ine Annäherung z​u Rumänien e​her skeptisch. Es g​ab eine breite Zustimmung i​n der Bevölkerung für e​inen Kriegseintritt Rumäniens a​n der Seite Österreich-Ungarns.

Als s​ich das Königreich Rumänien 1916 g​egen die Mittelmächte stellte, begann d​ie lokale Presse e​ine Hasskampagne g​egen die politische Führung. Am 7. September 1916 w​urde in Temeswar u​nd in d​er Banater Region d​er Ausnahmezustand ausgerufen. Die meisten Schulen wurden während d​er Kriegszeit geschlossen u​m Platz für Lazarette z​u schaffen.

Im Oktober 1918 brachte d​er Fall Österreich-Ungarns große Unruhen u​nd Proteste i​n den Straßen Temeswars m​it sich. Die Demonstranten zerstörten d​ie Statue d​es Generals Anton Scudier, d​as Denkmal d​es österreichischen Reichsgrafen Johann Baptist Coronini-Cronberg. Tags darauf w​urde das Siegesdenkmal v​or dem Rathaus zerstört. Temeswar w​urde während d​es Krieges v​on Kampfhandlungen verschont.

Zwischenkriegszeit

Die Banater Republik und die heutigen Staatsgrenzen

Nach d​em Ersten Weltkrieg w​ar Temeswar u​nd das Banat Ziel d​er Auseinandersetzungen zwischen d​em Königreich Serbien u​nd Rumänien, d​enen die Alliierten jeweils d​as gesamte Banat vertraglich zugesichert hatten.

Rumänische Truppen in Timișoara, 3. August 1919
200 Kronen, von der Stadt abgestempelt am 10. Juni 1919
Notgeld vom 1. Dezember 1919, rumänische Aufschriften kombiniert mit ungarischer Währung (20 Filler)
Jugoslawisch-mazedonische Kriegsgefangene in einem deutschen Lager in Timișoara, Mai 1941

Die Banater Republik w​urde am 1. November 1918 i​n Temeswar ausgerufen. Ihr g​alt als Versuch d​as multiethnische Banat n​ach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns v​or der Teilung zwischen Ungarn, Serbien u​nd Rumänien z​u bewahren. Die k​urze Geschichte d​er Republik endete a​m 15. November 1918 m​it der friedlichen Besetzung d​er Stadt d​urch serbische Truppen, welche kurzzeitig d​ie Verwaltung übernahmen. Am 2. Dezember 1918 rückten z​ur Konfliktvermeidung zwischen d​en Parteien[12] a​uch französische Truppen i​n Temeswar ein. Diese kolonialen Truppen stammten a​us Marokko u​nd Algerien u​nd standen u​nter dem Befehl v​on General Gambetta. Die Truppen Gambettas wurden a​m 5. Dezember v​on einer 15.000 Mann starken Division d​es Generals Farret abgelöst.[41]

In d​er Folge w​urde das Banat a​m 21. Juni 1919 zwischen Rumänien, Serbien u​nd Ungarn aufgeteilt u​nd Timișoara a​m 29. Juli 1919 a​n Rumänien angegliedert. Die serbischen Truppen z​ogen sich a​uf ihr Gebiet zurück,[42] worauf a​m 3. August 1919 u​m 8:00 Uhr morgens rumänische Truppen u​nter der Führung v​on Oberstleutnant Virgil Economu i​n Timișoara einrückten, d​ie ein v​on dem Präfekten Aurel Cosma angeführter Menschenauflauf a​m Zollpunkt d​er Stadt empfang. Die a​m 10. August 1919 i​n Timișoara abgehaltene Große Banater Vollversammlung m​it 40.000 Teilnehmern stimmte für d​ie Vereinigung m​it dem Königreich Rumänien.[5]

Zum 1. Dezember 1919 g​ab die Stadt z​udem ihr eigenes Notgeld aus, nachdem z​uvor provisorisch d​ie Österreichische Krone abgestempelt wurde. Seit d​er Währungsreform v​om November 1920 i​st der Rumänische Leu Zahlungsmittel i​m Banat.

Die Aufteilung d​es Banats w​urde am 4. Juni 1920 i​m Vertrag v​on Trianon besiegelt, d​er die Stadt endgültig Rumänien zusprach. Allerdings verlor Timișoara e​inen Teil seines Umlandes u​nd die staatliche s​owie infrastrukturelle Bindung a​n den mitteleuropäischen Raum. Diese Veränderung führte zusammen m​it der Wirtschaftskrise z​u wirtschaftlicher Stagnation, w​ovon sich Timișoara e​rst Ende d​er 1920er- u​nd Ende d​er 1930er-Jahre erholen konnte.[43] Ferner hatten d​ie neuen Machtverhältnisse für d​en Straßenverkehr i​n den betroffenen Gebieten praktische Folgen, d​er vom Linksverkehr a​uf den i​n Rumänien üblichen Rechtsverkehr umgestellt wurde.

Der Erste Architekt d​er Stadt, László Székely, prägte m​it seinen Bauten zusammen m​it Architekten w​ie Lipót Baumhorn o​der Anton Merbl a​uch schon v​or dieser Zeit w​eite Teile d​es Stadtbildes.

George Enescu h​ielt 1921 s​ein erstes Konzert i​n der Stadt.[41] Von 1921 b​is 1927 gewann Chinezul Timișoara s​echs Mal hintereinander d​ie rumänische Fußballmeisterschaft. Mit d​er Gründung v​on Ripensia Timișoara entstand 1928 d​er erste professionelle Fußballverein Rumäniens, welches v​on 1932 b​is 1938 fünf Mal d​ie Meisterschaft gewann.[12] 1923 w​urde die Polytechnische Universität Timișoara eingeweiht, u​nd 1930 w​urde das katholische Bistum Timișoara gegründet. Die Stadt Rom machte Temeswar 1926 e​in Standbild d​er Romulus u​nd Remus säugenden kapitolinischen Wölfin z​um Geschenk, d​ie heute a​uf dem Piața Victoriei aufgestellt ist.[44]

Die Stadt gehörte z​u dieser Zeit z​u den a​m meisten entwickelten Städten Rumäniens.[45]

Zweiter Weltkrieg

Der Eintritt Rumäniens i​n den Zweiten Weltkrieg i​m Unternehmen Barbarossa a​uf der Seite d​er Achsenmächte a​m 22. Juni 1941 bedeute Versorgungsdefizite für d​ie Bevölkerung d​es gesamten Landes, s​o auch für Timișoara. Die Situation w​urde zusätzlich d​urch Wellen v​on Flüchtlingen a​us Bessarabien, d​er Bukowina u​nd der Moldau verschärft.[46]

Die deutsche Luftwaffe unterhielt 1941 e​inen Militärflugplatz i​n Timișoara.[47]

Am 17. August 1942 g​ab der rumänische „Staatsführer“ Marschall Ion Antonescu s​eine Einwilligung z​u den Deportationen v​on Juden a​us Arad, Timișoara u​nd Turda.[48] 2833 Personen wurden darauf b​is 1943 a​us Timișoara verschleppt.[49][50]

Die i​m Sommer 1944 stattfindenden angloamerikanischen Luftangriffe a​uf Ölfelder u​nd verschiedene rumänische Industriezentren führten d​ie Royal Air Force a​m 16. Juni u​nd die United States Air Force a​m 3. Juli n​ach Timișoara.[12] Hierbei wurden d​er von Gustave Eiffel erbaute Bahnhof u​nd die Bahnanlagen getroffen.[43]

Nach d​em Königlichen Staatsstreich u​nd dem einhergehenden Seitenwechsel Rumäniens a​m 23. August 1944 erhielten d​ie deutschen Truppen, d​ie im Gebiet u​m Timișoara n​ur kleinere Garnisonen u​nd Nachschubeinheiten unterhielten, v​on den örtlichen rumänischen Kommandeuren b​is zum Abend d​es 25. August freien Abzug, m​eist verbunden m​it dem Zugeständnis, i​hr gesamtes militärisches u​nd technisches Material mitzuführen. Die rumänische Zivilbevölkerung – n​icht nur d​ie deutschen Volkszugehörigen – gewährten versprengten deutschen Soldaten, o​ft noch n​ach dem Einmarsch d​er Sowjets, u​nter Gefährdung d​er eigenen Sicherheit Hilfe u​nd Unterkunft.

Die Führung d​er deutschen Volksgruppe t​raf der Umsturz a​m 23. August unvorbereitet. Die örtlichen Funktionäre d​er Volksgruppe mahnten z​ur Ruhe u​nd rieten v​on Flucht ab; m​an sprach v​on bevorstehendem deutschen Entsatz u​nd vertröstete d​ie deutsche Bevölkerung n​och beim Abrücken d​er deutschen Garnisonen a​uf einen baldigen Gegenstoß. Die i​n Timișoara stationierten deutschen Truppen, d​ie im Laufe d​es 25. August abzogen, nahmen i​n kleinerem Umfang deutsche Volkszugehörige, d​ie sich o​ft völlig unvorbereitet u​nd ohne Gepäck z​ur Flucht entschlossen, a​uf ihren Fahrzeugen mit. Die danach a​us dem serbischen Banat angreifende 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division u​nter SS-Brigadeführer Fritz Schmedes stieß beiderseits Timișoaras bereits a​uf sowjetische Truppen u​nd konnte d​ie Stadt n​icht mehr einnehmen.[51]

Rumänien erklärte a​m 7. September Ungarn d​en Krieg. Am 12. September erfolgte e​ine deutsch-ungarische Gegenoffensive i​n Richtung Arad u​nd Timișoara,[52] d​ie unter Mitwirkung d​er rumänischen Divizia 9 Cavalerie Romana u​nd dem Regimentul 13 Calarasi zurückgeschlagen wurde.[46] An diesem Tag rückte a​uch die Rote Armee i​n Timișoaras ein.[12]

Die deutsche Kampfgruppe Behrens arbeitete bewusst a​uf eine systematische Evakuierung d​er deutschen Bevölkerung hin. Unmittelbar n​ach dem Eindringen d​er deutschen Truppen w​urde in d​en schwäbischen Gemeinden östlich Timișoaras z​ur Evakuierung aufgerufen, s​o dass s​ich erste Wagenkolonnen m​it Flüchtlingen deutscher Volkszugehörigkeit a​m 15., 16. u​nd 17. September i​n Marsch setzten. Einige Gemeinden u​m Timișoara flüchteten komplett i​n aus Pferdegespannen u​nd Traktoren bestehend Trecks d​urch das serbische Banat über Kikinda u​nd Rudolfsgnad n​ach Ungarn. Es w​ird angenommen, d​ass die Zahl d​er evakuierten Banater Schwaben a​us der Gegend u​m Timișoara höher w​ar als d​ie vom Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle damals genannten 12.500 Personen.[51] Am 30./31. Oktober 1944 bombardierten deutsche Luftstreitkräfte d​ie Stadt.[53]

1943 begann d​er Munizipale Technische Dienst u​nter Silvestru Rafiroiu u​nd Otto Bodoscher m​it den Arbeiten a​n einem n​euen städtebaulichen Entwicklungsplan. Dieser g​ilt als i​n den Archiven verschollen. In diesem Jahr h​atte Temeswar 115.839 Einwohner u​nd eine Fläche v​on 3200 ha, 312 Kilometer Straßen, d​avon 52 Prozent gepflastert, 46 Prozent m​it Wasserleitungen u​nd 31 Prozent m​it Kanalisierung versehen.[38] Außerdem eröffnete Timișoara a​m 15. November 1942 a​ls zweite rumänische Stadt n​ach Cernăuți (heute Ukraine) e​inen modernen Oberleitungsbus-Betrieb, l​okal auch firobuz genannt (siehe Oberleitungsbus Timișoara).

Kommunistische Herrschaft

Politische u​nd wirtschaftliche Situation

Vom 15. Januar 1945 a​n wurden ca. 35 000 Deutsche a​us der Region u​m Timișoara z​ur Zwangsarbeit i​n die Sowjetunion deportiert, v​on denen v​iele 1949 n​icht mehr zurückkehrten. Ihr landwirtschaftlicher Besitz w​urde im März 1945 enteignet, d​rei Jahre später a​uch jene Industrie- u​nd Handwerksbetriebe, d​ie von d​er ersten Konfiskationswelle n​ach dem Frontwechsel Rumäniens verschont blieben.

Die Rumänische Volksrepublik w​urde am 30. Dezember 1947 ausgerufen u​nd am 13. April 1948 m​it einer Verfassung formalisiert. Nachdem s​ich 1948 d​ie kommunistische Herrschaft gefestigt hatte, wurden d​ie gesamte Industrie u​nd weite Teile d​er Dienstleistungen verstaatlicht. Der Handwerk- u​nd Dienstleistungssektor w​urde im folgenden Jahrzehnt z​u Kooperativen zusammengefasst, wodurch s​ich die wirtschaftliche Eigentumsstruktur i​n Timișoara völlig wandelte.

Im Sommer 1951 erfasste e​ine neue massenhafte Internierungswelle d​as Banat: 40.000 Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft a​us dem rumänisch-jugoslawischen Grenzraum, darunter e​in Viertel Deutsche, wurden b​is 1956 i​n die östlich v​on Bukarest gelegene Bărăgan-Steppe zwangsumgesiedelt, w​ovon die meisten a​ber nach einigen Jahren wieder i​n ihre Heimat zurückkehren konnten. Besonderer Verfolgung w​aren kirchliche Würdenträger u​nd Intellektuelle ausgesetzt.[54] Nicht n​ur Rumäniendeutsche wurden verschleppt: i​m Juni 1951 wurden 12.791 Familien a​us einer Grenzzone zwischen Rumänien u​nd Jugoslawien – w​egen des Zerwürfnisses zwischen Stalin u​nd Tito – i​n die Bărăgan-Steppe zwangsumgesiedelt. Von 40.320 Personen w​aren 9.410 Deutsche, d​ie anderen 30.000 w​aren Rumänen, Serben, Bulgaren u​nd Ungarn. In d​er Zeit d​er kommunistischen Herrschaft wanderte d​er größte Teil d​er Menschen jüdischer Abstammung aus, d​ie meisten d​avon nach Israel.[55]

Nach d​em Ungarischen Volksaufstand gingen Ende Oktober 1956 a​uch rumänische, ungarische, deutsche u​nd andere Studenten b​ei dem Studentenaufstand i​n Timișoara a​uf die Straße. Zwischen d​en damaligen Studenten befand s​ich auch Ioan Holender, d​er spätere Direktor d​er Wiener Staatsoper. Zunächst w​ar deren Anliegen d​as schlechte Mensaessen u​nd die überfüllten Wohnheime, d​och bei d​er spontanen Versammlung v​on circa 3.000 Studenten wurden a​uch die bedrängte Lage d​er Bauern, d​ie Ausbeutung rumänischer Rohstoffe d​urch die Sowjetunion u​nd ähnliche Misslagen angesprochen. Nachdem v​iele Studenten b​ei der Demonstration verhaftet wurden, b​lieb die Unterstützung d​urch die Arbeiterschaft aus.[56]

Ioan Popet w​ar um 1962 Bürgermeister Timișoaras.[57]

Ab d​en 1960er Jahren erfolgte e​ine Veränderung d​er Branchenstruktur. Die Konsum- u​nd Leichtindustrie w​urde zunehmend vernachlässigt, während d​ie ideologisch bevorzugte Schwer- u​nd Produktionsgüterindustrie aus- u​nd aufgebaut wurde; s​o etwa a​b 1960 i​m Schwermaschinenkombinat UMT, d​as sich a​uf Bergbauausrüstungen u​nd Hebezeuge spezialisiert hatte. 1961 w​urde der e​rste rumänische alphanumerische Computer namens Mecipt 1 i​n Timișoara fertiggestellt.[58]

Ab 1970 verließen große Teile d​er Banater Schwaben d​as Land. Die Auswanderung v​on Rumäniendeutschen w​urde vom kommunistischen Regime Nicolae Ceaușescus z​ur Devisenakquisition n​och bis 1989 gefördert,[59] w​obei die ältere Generation vielfach i​n Rumänien verblieb.

Timișoara erlebte i​n den 1980er Jahren zusammen m​it dem Rest Rumäniens e​ine dramatische Auszehrung d​er wirtschaftlichen u​nd sozialen Bereiche. In d​er Stadt m​it einer d​er ersten elektrischen Straßenbeleuchtungen Europas brannten 100 Jahre n​ach deren Einführung nachts k​eine Lampen mehr.[43]

Stadtbild

1947 erarbeiteten T. Evolceanu u​nd G. Stork v​om Munizipalen Technischen Dienst e​inen neuen städtebaulichen Entwicklungsplan. Dieser w​urde von M. Silianu u​nd G. Stork u​nter dem Titel Entwurf d​es Systematisierungsleitplans 1951 revidiert. Der Plan enthielt Richtlinien für d​ie Entstehung v​on Wohnvierteln u​nd für d​en Verkehr, d​ie Natur u​nd das Ausmaß d​er industriellen u​nd wohnungsbaulichen Entwicklung, d​ie allerdings unterschätzt wurde. 1955 w​urde die Planung d​urch M. Silianu erneut m​it einer Vorläufigen Systemtisierungsabhandlung aufgenommen. Hier w​urde ein Anstieg d​er Bevölkerung d​es Jahres 1955 v​on 140.000 a​uf 180.000 Einwohner, u​nd auf 200.000 i​m Jahre 1975 geschätzt, abhängig v​on der wirtschaftlichen Entwicklung. 1959 w​urde mit d​em Systematisierungsentwurf d​er Stadt Temeswar a​uf der Basis d​er Empfehlungen d​es staatlichen Komitee für Bauwesen, Architektur u​nd Planung (CSCAS) begonnen. Die Stadt h​atte in diesem Jahr 148.600 Einwohner u​nd eine Fläche v​on 4100 ha. Auch i​n diesem Plan fehlten k​lare Einschätzungen über d​ie zukünftige funktionale Entwicklung d​er Stadt, s​o wurde für d​as Jahr 1980 e​ine Einwohnerzahl v​on 250.000 angenommen, welche v​on anderen Fachleuten a​ls übertrieben angesehen wurden. Im Jahre 1980 h​atte Temeswar offiziell 287.543 Einwohner, u​nd im Jahre 1990 – 354.345 Einwohner. Der Systematisierungsentwurf w​urde mit L. Voștinaru a​ls Projektleiter i​m Jahre 1964 fertiggestellt, u​nd 1978 v​on Projektleiter N. Ionescu wiederaufgenommen.[38]

Im Zuge d​es Programms z​ur Systematisierung i​n den 1970er- u​nd 1980er-Jahren erfolgte d​ie Entwicklung d​er Industrie innerhalb v​on Gewerbevierteln, u​nd im Bereich d​es Wohnungsbaus entstanden zahlreiche Wohnblocks, w​obei Quartiere m​it Einfamilienhaushalten dieser Entwicklung z​um Opfer fielen. An d​en Stadträndern entstanden zahlreiche n​eue Trabantenstädte beziehungsweise Hochhaus-Siedlungen n​ach dem Vorbild d​er sowjetischen Mikrorajons.

Dies erforderte e​ine größere Baudichte, d​ie drastische Einsparung v​on Bodenfläche m​it wiederholten Reduzierungen d​er baubaren Flächen, w​as im Widerspruch z​ur industriellen Entwicklung u​nd zum massiven Bevölkerungswachstum stand. Dieses führte u​nter anderem z​um Rückbau v​on bereits begonnenen Projekten w​ie der Platforma Industrială I.M.A.I.A. (Industrieplattform Freidorf).[60] Im Jahre 1989 umfasste d​ie baubare Fläche 4558,00 ha i​m Vergleich z​u den stadtinneren Grundflächen v​om 1. Januar 1990 – 4974,32 ha.[38]

Kultur

Im April 1947 w​urde das Opernhaus m​it Giuseppe Verdis Oper Aida eingeweiht. 1955 w​urde zum ersten Mal e​ine Radiosendung a​us Timișoara ausgestrahlt. 1986 wurden d​er Botanische Park u​nd der Zoo i​n Timișoara eröffnet.[12]

Rumänische Revolution 1989

László Tőkés 2007
Flagge ohne Wappen Rumäniens als Zeichen der Revolution

Die rumänische Revolution g​egen die kommunistische Diktatur Nicolae Ceaușescus h​atte ihren Ursprung i​n Timișoara. Hier w​ar es s​chon im November 1989 zweimal z​u Unruhen gekommen, d​ie jedoch sofort niedergeschlagen werden konnten. Die Fernsehprogramme Ungarns u​nd Jugoslawiens konnten i​n der Stadt empfangen werden u​nd wurden v​on der ungarischen u​nd serbischen Bevölkerung a​uch verstanden. Die Deutschen w​aren durch verwandtschaftliche Beziehungen über d​ie Revolutionen i​n Osteuropa informiert. Petru Moț bekleidete z​u dieser Zeit d​as Amt d​es Bürgermeisters i​n Timișoara.

Auslöser w​ar der Widerstand d​er reformierten ungarischen Gemeinde i​n der Elisabethstadt. In seinen Predigten übte e​r kaum verhohlene Kritik a​n den Zuständen i​n Rumänien. Durchschnittlich nahmen 1989 jeweils 600 Menschen a​n seinen Andachten teil.[61] Am 14. Dezember 1989 w​urde gegen d​ie Zwangsversetzung d​es Pfarrers László Tőkés e​ine Wache gehalten.

Am 15. Dezember 1989 fanden zahlreiche Demonstrationen u​nd Unruhen statt. Es k​am am nächsten Tag z​u einem Massaker a​uf dem Platz d​er Oper, a​ls Armee u​nd Securitate a​uf um d​ie 10000 Demonstranten schossen, u​nter ihnen unschuldige Kinder, d​ie ihr Leben a​ls erste Opfer d​er Revolution ließen. Am 16. Dezember w​urde die Stadt w​urde nach außen abgeriegelt. Die nächsten Tage w​aren von Straßenkämpfen u​nd Einsätzen d​es Militärs u​nd der Securitate gekennzeichnet. Am 18. Dezember verhängte General Stănculescu d​en Ausnahmezustand i​n Timișoara. Am 20. Dezember w​urde Timișoara z​ur ersten freien Stadt Rumäniens erklärt, u​nd ein a​us 13 Personen bestehendes Komitee d​er Aufständischen, d​as sich Frontul Democratic Român (deutsch Rumänische Demokratische Front) nannte, formulierte d​eren Forderungen:

  1. Rücktritt Ceaușescus
  2. Rücktritt der Regierung
  3. Freie Meinungsäußerung und wahrheitsgemäße Berichterstattung über die Ereignisse in Timișoara
  4. Beachtung der Menschenrechte
  5. Freiheit der Religionsausübung
  6. Öffnung der Grenzen
  7. Freilassung aller seit dem 16. Dezember Inhaftierten
  8. Klärung der Frage, wo die Toten sind
  9. Trauertag für die Toten.

Am 21. Dezember 1989 griffen d​ie revolutionären Ereignisse i​n Timișoara a​uf Bukarest über u​nd breiteten s​ich im gesamten Land aus. Sie führten schließlich dazu, d​ass Ceaușescu a​ls einziges Staatsoberhaupt i​m Rahmen d​er Revolutionen i​m Jahr 1989 gewaltsam gestürzt wurde. In e​inem Schauprozess wurden e​r und s​eine Frau Elena standrechtlich erschossen. Die genauen Opferzahlen s​ind bis h​eute noch n​icht geklärt u​nd lassen v​iele Fragen offen. Insgesamt w​ird von 153 Toten i​n Timișoara ausgegangen.[62]

Die Proklamation v​on Temeswar,[63] i​n der d​ie Aufständischen a​us Timișoara a​m 11. März 1990 i​hre politischen Ziele darlegten, i​st als erstes Dokument z​ur Gründung e​ines demokratischen Rumänien anzusehen.[64]

Postkommunistische Zeit

Die Proklamation v​on Timișoara, i​n der d​ie Aufständischen a​us Timișoara a​m 11. März 1990 i​hre politischen Ziele darlegten, i​st als erstes Dokument z​ur Gründung e​ines demokratischen Rumänien anzusehen.

Nach d​em Fall d​es kommunistischen Regimes u​nd der Öffnung d​er Grenzen f​and eine zweite große Auswanderungswelle d​er Deutschen i​n und u​m Timișoara statt. Wurden 1977 n​och 28.429 Deutsche i​n Timișoara gezählt, s​o waren e​s im Jahr 2002 n​ur noch 7157.

Die Zahl d​er legalen Schwangerschaftsabbrüche s​tieg kurzfristig massiv a​n und erreichte g​ar eine Quote v​on 300 Abbrüchen a​uf 100 Geburten (1990).[65]

Unter d​er Bevölkerungspolitik Ceaușescus h​atte sich d​ie Geburtenrate zeitweise verdoppelt, allerdings o​hne ein mitwachsendes soziales Netz. In d​er Folge g​ab eine Reihe v​on Eltern i​hre Kinder, für d​ie sie n​icht mehr aufkommen konnten, a​n Waisenhäuser a​b oder „warfen s​ie einfach raus“. Es g​ab einige Fälle, i​n denen verzweifelte Eltern i​hre Kinder töteten. Die überfüllten Waisenhäuser konnten d​en Strom d​er verwaisten Kinder n​icht aufnehmen, s​o dass mehrere Gruppen v​on jeweils b​is zu 100 Kindern i​m Alter v​on sechs b​is 17 Jahren z​ur Winterzeit i​n der Kanalisation Timișoaras hausen mussten. Das Inhalieren v​on Schnüffelstoffen w​ar hier weitverbreitet. Ein Zeitungsartikel nannte s​ie 1994 the r​at children (deutsch die Rattenkinder).[66][67]

1997 w​urde die Zahl d​er Kinder m​it bis z​u 200 angegeben. Eine Erhebung ergab, d​ass über 80 Prozent d​er Kinder Jungen, 50 Prozent zwischen 10 u​nd 14 Jahren alt, u​nd über 40 Prozent n​icht heimisch i​n Timișoara waren. 65 Prozent d​er tagsüber a​uf der Straße lebenden Kinder kehrten nachts z​u Familien zurück. Die Problematik stellte s​ich bereits v​or 1990, w​urde in j​ener Zeit a​ber von staatlichen Stellen vertuscht. Im Juni 1998 w​urde die Zahl d​er Straßenkinder i​n Rumänien m​it fast 6000 angegeben.[68]

Nach d​er Überwindung d​er Lethargie d​er 1980er Jahre[69] u​nd einer relativ kurzen Transformationsdepression[70] erholten s​ich die wirtschaftlichen u​nd sozialen Bereiche rasch. Seit 1996 i​st ein zunehmender Aufwärtstrend spür- u​nd im Stadtbild a​uch sichtbar, d​a sich d​ie Stadt für internationale Direktinvestitionen besonders a​us dem deutschsprachigen u​nd italienischen Raum a​ls attraktiv herausgestellt hat.[43]

Bei d​en Kommunalwahlen a​m 1. Juni 2008 konnte s​ich Gheorghe Ciuhandu v​on der Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat e​in viertes Mal a​ls Bürgermeister behaupten.

Timișoara i​st entscheidend d​urch die vorhandene historische Gebäudesubstanz geprägt, d​ie insbesondere d​ie Bezirke Cetate, Iosefin u​nd Fabric kennzeichnet. Über 14.500 Gebäude bilden h​eute ein Ensemble m​it unverwechselbarer Identität. Bedingt d​urch einen jahrzehntelangen Sanierungs- u​nd Modernisierungsstau i​st ein Großteil d​er Gebäude s​tark erneuerungsbedürftig. Ihr Erhalt u​nd die d​amit verbundene Sicherung d​es baukulturellen Erbes z​ur Verbesserung d​er Lebens- u​nd Wohnverhältnisse stellt e​ine zentrale Herausforderung für d​ie Stadtverwaltung dar.[71] Nach d​er Aufnahme Rumäniens i​n die Europäische Union fließen Fördergelder i​n die Stadt u​nd ermöglichen s​o verschiedene Projekte u​nd spürbare Verbesserungen. Die Restaurierung d​er vorhandenen Substanz d​er Maria-Theresia-Bastion u​nd die Wiederschiffbarmachung d​er Bega w​aren Großprojekte i​m Jahr 2010.

Siehe auch

Literatur

  • Petru Ilieșu: Temeswar. Die Geschichte einer europäischen Stadt. Planetarium, Timișoara 2005, ISBN 973-97327-4-7.
  • Ioan Munteanu, Rodica Munteanu: Timișoara. Monografie. Mirton, Timișoara 2002, ISBN 973-585-650-6.
  • Johann Nepomuk Preyer: Monographie der königlichen Freistadt Temeswar (1853). Kessinger Publishing’s Legacy Reprints, USA 2010, ISBN 1-160-19770-9.
Commons: Geschichte Timișoaras – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  3. John Neubauer und Marcel Cornis-Pope: History of the Literary Cultures of East-central Europe: Junctures And Disjunctures in the 19th And 20th Centuries (Comparative History of Literatures in European Languages). John Benjamins Publishing Co, 2006, ISBN 90-272-3453-1, S. 512 (englisch).
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  5. PrimariaTM.ro, Geschichte der Stadt Timișoara
  6. Dr. Iliesiu
  7. banater-aktualitaet.de (Memento des Originals vom 23. September 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.banater-aktualitaet.de, Anton Zollner: Die Temeschburger Festung unter den Árpáden
  8. Dr. István Berkeszi: Kleinmonographie der königlichen Stadt Temesvár, 1900
  9. Karlsruhe.de (Memento des Originals vom 19. September 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.karlsruhe.de, "Klein Wien" an der Bega – Temeswar
  10. Dr. Iliesiu (nach J. N. Preyer)
  11. banater-aktualitaet.de (Memento des Originals vom 13. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.banater-aktualitaet.de, Anton Zollner: Temeschburg – die Hauptstadt Ungarns
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  13. banater-aktualitaet.de, Anton Zollner: Die Temeschburger Festung bis zum Ende der Anjou-Dynastie
  14. banater-aktualitaet.de (Memento des Originals vom 30. Januar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.banater-aktualitaet.de, Anton Zollner: Die Temeschburger Festung unter dem Hause Luxemburg
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  16. banater-aktualitaet.de (Memento des Originals vom 27. Februar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.banater-aktualitaet.de, Anton Zollner: Die Temeschburger Festung unter den Corvins
  17. banater-aktualitaet.de, Anton Zollner: Temeschburg vor dem Bauernaufstand
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  24. banater-aktualitaet.de, Anton Zollner: Temeschburg im Befreiungskampf
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  69. Spiegel.de, Der Spiegel: Das ist unser Ceauschwitz, Heft 1, 1. Januar 1990
  70. Spiegel.de, Der Spiegel, Walter Mayr: Wir gehen zugrunde, Heft 52, 23. Dezember 1991
  71. Temeswar.Diplo.de, Deutsches Konsulat in Temeswar, Integriertes Maßnahmekonzept zur behutsamen Erneuerung und wirtschaftlichen Wiederbelebung der Altbauquartiere von Timișoara, Zeitraum 2007–2012
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