Banater Schwaben

Die Banater Schwaben s​ind eine deutsche Bevölkerungsgruppe i​m Banat. Sie werden m​it anderen deutschsprachigen Minderheiten a​us dieser Region Südosteuropas u​nter dem Sammelbegriff Donauschwaben zusammengefasst. Ihre Vorfahren wurden v​on der Österreichischen Hofkammer s​eit Ende d​es 17. Jahrhunderts a​us verschiedenen Teilen Süddeutschlands u​nd aus Lothringen i​n der n​ach den Türkenkriegen teilweise entvölkerten u​nd verwüsteten Pannonischen Tiefebene angesiedelt. Sie w​aren vor d​em Ersten Weltkrieg a​uch als d​ie „Ungarländischen Deutschen“ bekannt. Das Banat gehörte b​is 1918 zusammen m​it den anderen Siedlungsgebieten d​er Donauschwaben w​ie der westlich gelegenen Batschka, d​er Schwäbische Türkei (heutiges Süd-Ungarn), Slawonien s​owie der Region Sathmar (heutiges Nordwest-Rumänien, Kreis Satu Mare) z​um Kaisertum Österreich bzw. z​ur Monarchie Österreich-Ungarn. Seit Ende d​es Ersten Weltkriegs bezeichnet m​an die Donauschwaben i​m rumänischen Teil d​es Banats a​ls Banater Schwaben.

Siedlungsraum der Banater Schwaben in der politischen Ordnung nach dem Ersten Weltkrieg.
Donauschwäbische Siedlung im Karpatenbecken.

Geschichte

Begriffsherkunft

Der Begriff Donauschwaben hat eine überwiegend politische Entstehungsgeschichte. Er wurde in den frühen 1920er Jahren von dem Grazer Geographen Robert Sieger geprägt und 1922 von dem Historiker Hermann Rüdiger verbreitet.[1] Der Begriff wurde 1930 durch das Außenministerium der Weimarer Republik bestätigt. Hierdurch wurden die Donauschwaben als deutschstämmig anerkannt. Nach dem Friedensvertrag von Trianon 1920 wurde das Banat unter den Königreichen Ungarn, Jugoslawien und Rumänien aufgeteilt. Der größere nordöstliche Teil ist heute ein Teil von Rumänien, ein Drittel im Südwesten gehört zu Serbien und ein kleiner Streifen im Hinterland der Stadt Szeged verblieb bei Ungarn. Durch die neuen Grenzen wurden jahrhundertelang gewachsene Verbindungen (auch zwischen Serben oder Rumänen) zerschnitten.[Anmerkung 1]

Konfession, Herkunft, Anwerbung und Unterstützung der Siedler

Ulmer Schachtel
Historische Darstellung

Zunächst w​aren im Zuge d​er Konfessionalisierungspolitik d​es Wiener Hofes n​ur Siedler katholischen Glaubens i​m Banat erlaubt. Erst u​nter Kaiser Joseph II. w​urde die konfessionelle Bindung aufgehoben.[2] Die Mehrheit d​er Siedler k​am aus Franken, Bayern, Österreich, Elsass, Lothringen, Luxemburg, Baden u​nd der Rheinpfalz. Auch kleinere Gruppen a​us Mitteldeutschland u​nd dem Sauerland[3][4] s​ind nachweisbar. Nur e​in kleiner Teil stammte a​us schwäbischen Regionen i​m Bereich d​es ehemaligen Vorderösterreich. Warum s​ich trotzdem d​ie Benennung „Schwaben“ durchsetzen konnte, i​st nicht geklärt. Eine Erklärung beruft s​ich auf d​en Umstand, d​ass die Mehrheit d​er Auswanderer i​n der schwäbischen Stadt Ulm registriert u​nd eingeschifft w​urde und m​it Ulmer Schachteln a​uf der Donau b​is Apatin transportiert wurde, u​m von d​ort zu Fuß i​hre Siedlungsgebiete z​u erreichen.

Die meisten Siedler stammten a​us ländlichem Milieu u​nd waren Zweit- u​nd Drittgeborene a​us ärmeren Bauernfamilien, d​ie ohne eigenen Grundbesitz u​nd ohne Kapital i​n ihrer angestammten Heimat w​enig Chancen sahen. In d​er Zeit Maria Theresias bekamen s​ie eine merkliche finanzielle Unterstützung u​nd langfristige Steuer-Erleichterungen. Letztere fielen für Verheiratete u​m ein Vielfaches höher aus, w​eil sonst d​er Männerüberschuss z​u groß gewesen wäre.[5] Auch Handwerker, Lehrer, Ärzte usw. wurden finanziell gefördert. Viele schwäbische Aussiedlergruppen wurden v​on Pfarrern o​der Badern begleitet.[6] Als Gegenleistung wurden d​ie Siedler i​n der Ansiedlungszeit verpflichtet, i​m Falle e​ines osmanischen Angriffskrieges z​ur Waffe z​u greifen.

Die Anwerbung n​euer Siedler w​ar jedoch n​icht auf d​en deutschsprachigen Raum beschränkt, s​o entstand e​twa auch d​ie (zahlenmäßig v​iel kleinere) Volksgruppe d​er Banater Tschechen. Auch kleinere Gruppen v​on Franzosen, Spaniern u​nd Italienern w​aren unter d​en Siedlern.

Als Beispiel z​u den Konditionen d​er Anwerbung u​nd zur Konkurrenz u​nter den Werbern s​iehe auch: Johann Osswald

Ansiedlung

Zwischen 1692 u​nd 1786 siedelten s​ich bereits u​m die 150.000 (115.000 staatlich u​nd 35.000 privat geworbene) Menschen i​n der Region u​m das damalige Temeswar an.[7] Die organisierte Besiedlung d​es Banats begann n​ach 1718, a​ls Österreich i​m Frieden v​on Passarowitz v​om Osmanischen Reich u​nter anderem d​as Banat übernahm. Um d​ie neuerworbene, n​ach langjährigen Kriegen n​ur dünn besiedelte Provinz nutzbar z​u machen u​nd wirtschaftlich z​u entwickeln, wurden bereits u​nter Kaiser Karl VI. d​ie ersten Siedler angeworben. Das w​aren neben Deutschen v​or allem Serben.[8]

Die Ansiedlung erfolgte i​n mehreren Wellen a​b 1722 u​nd zog s​ich über 100 Jahre hin. Der Zuzug w​urde von d​er österreichischen Verwaltung organisiert u​nd die Bevölkerungs- u​nd Raumordnungspolitik systematisch betrieben. Die großen Züge wurden d​urch sporadische Einwanderung ergänzt. Innerhalb dieser Zeit änderten s​ich die Verhältnisse i​n den Herkunftsgebieten, d​ie Bedingungen d​er Einwanderung u​nd die berufliche Zusammensetzung d​er Siedlergruppen. Neben ganzen u​nd halben Sessionen wurden a​uch Viertelhöfe vergeben.

Die politischen u​nd wirtschaftlichen Motive hinter d​er Habsburger Besiedlung w​aren die Festigung d​er Macht u​nd die Gewinnerzielung d​urch Steuereinnahmen. Das damals gängige System machte d​en Reichtum u​nd Wohlstand e​ines Landes a​uch von d​er Bevölkerungszahl abhängig. Über d​ie Verwendung d​er Steuereinnahmen entschied allein d​er kaiserliche Hof.[9]

Unter d​er Herrschaft v​on Maria Theresia (1740–1780) u​nd Joseph II. (1780–1790) g​ab die österreichische Verwaltung 7 Millionen Gulden für 60.000 deutsche Kolonisten aus.[10]

In d​er deutschsprachigen Literatur d​es 19. u​nd beginnenden 20. Jahrhunderts w​urde die Kolonisation d​es Banats häufig a​ls ein durchgehend erfolgreich umgesetztes Vorhaben d​er zuständigen österreichischen Behörden beschrieben. Der Nutzen d​er Ansiedlung w​ar wegen d​er Kosten i​n Regierungskreisen allerdings umstritten u​nd es k​am zu vielfältigen Problemen. Die finanziellen u​nd materiellen Anreize z​ogen teilweise n​ur wenig arbeitswillige Kolonisten an, s​o dass 1764 eigens Inspektoren beauftragt wurden, d​as Verhalten d​er Ansiedler z​u überwachen.[11]

1744 b​is 1768 g​ab es n​och eine zusätzliche Form d​er Ansiedlung, d​en Temeswarer Wasserschub: zweimal jährlich wurden Landstreicher, liederliche Weibspersonen, Wilderer, Schmuggler u​nd aufsässige Bauern a​us ihren Heimatregionen verbracht u​nd zur moralischen Läuterung i​m Banat angesiedelt. Der Wasserschub h​atte einen schlechten Ruf u​nd erschwerte d​as Anwerben v​on Kolonisten.[12][13]

Auf seiner Inspektionsreise d​urch das Banat 1768 stellte Kaiser Joseph II. i​n seinen Reiseaufzeichnungen zahlreiche gravierende u​nd von d​er Verwaltung d​er Provinz z​u verantwortende Mängel u​nd Missstände fest. Zu diesen zählte n​eben der Korruption[14] a​uch die schlechte Wahl d​er Standorte u​nd teilweise Übergröße d​er Dörfer, d​er Mangel a​n Holz u​nd Wasser s​owie die Baufälligkeit vieler Kolonistenhäuser.

In d​er Konsequenz wurden 1772 v​on Maria Theresia Anordnungen veranlasst, d​ie eine Vielzahl v​on Einzelheiten d​er Ansiedlung regelten, s​o zum Beispiel d​ie Gestaltung d​er Dörfer, d​ie Größe d​es zuzuteilenden Landes u​nd die Besoldung v​on Lehrern u​nd Bürgermeistern.[15][16]

Dörfer, Städte und Straßen wurden auf dem Reißbrett entworfen und spiegelten in ihrer Symmetrie die damalige absolutistische Baukultur wider. Die Ansiedler fanden das Banat als nahezu menschenleere, von Wäldern durchzogene Sumpflandschaft vor. Seuchen (darunter die Pest), Fieberkrankheiten und Hunger begleiteten die Ankömmlinge in den ersten Jahren. Doch innerhalb von zwei bis drei Generationen gelang die Rekultivierung des Landstrichs – ein enormer Kraftakt, der von vielen Rückschlägen wie Kriege, Seuchen, Hunger, und zahlreichen einhergehenden Opfern begleitet war. Der Spruch „Den Ersten der Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot“ hat sich unter den Banater Schwaben zur Charakterisierung der Aufbauleistung überliefert. Entscheidend für das Gelingen war die Eindämmung der Sümpfe durch die Kanalisation des mehrarmigen Flusses Bega. Der gewonnene Ackerboden aus Schwarzerde erwies sich als äußerst fruchtbar und begründete den relativen Wohlstand der Banater Schwaben im 19. Jahrhundert. Der Landstrich galt als Kornkammer Österreich-Ungarns. Die Festung Temeswar wurde zur blühenden Stadt und zum kulturellen Zentrum der Banater Schwaben. Im späten 19. Jahrhundert läutete der Ausbau der Eisenbahnverbindungen die Industrialisierung ein.

Der Wohlstand w​ar jedoch ungleichmäßig verteilt. Auf d​em Lande unterschied m​an zwischen reichen u​nd armen Bauern, Handwerkern u​nd Knechten, a​ber manche lebten a​uch „ärger w​ie die Hund“.[17] Um s​ich gegen d​en feudalen ungarischen Staat z​u wehren, traten z​u Beginn d​es 20. Jahrhunderts i​mmer mehr Banater Landwirte m​it finanzieller Unterstützung d​er Siebenbürger Sachsen z​u Genossenschaften n​ach dem Raiffeisenmodell zusammen. In Temeswar bildete s​ich neben e​inem deutschen Bürgertum a​ls Oberschicht a​uch ein a​uf Baustellen o​der in Fabriken arbeitendes deutsches Proletariat.[9]

Magyarisierung

Die Entwicklung Temeswars z​um kulturellen Zentrum d​er Banater Schwaben w​urde nach d​em Österreichisch-Ungarischen Ausgleich d​urch die Integration d​es Temescher Banats i​n das Königreich Ungarn 1867 u​nd die danach einsetzende aggressive Magyarisierungspolitik d​er ungarischen Regierung überschattet. Diese w​ar von massiven Bestrebungen z​ur sprachlichen u​nd kulturellen Assimilation a​ller nationalen Minderheiten geprägt.

Die Banater Bauern setzten s​ich zur Wehr u​nd gründeten i​m Dezember 1906 i​n Werschetz (serbisch: Vršac) d​ie zunächst illegale Ungarländische Deutsche Volkspartei, m​it der s​ie sich für d​en Erhalt i​hrer nationalen Identität einsetzten u​nd Unterricht i​n der Muttersprache forderten. Der Siebenbürger Sachse Rudolf Brandsch, s​eit 1910 Abgeordneter i​m ungarischen Reichstag, unterstützte d​ie Banater Schwaben i​n ihrem Kampf g​egen den zunehmenden Magyarisierungsdruck. Er arbeitete m​it Adam Müller-Guttenbrunn zusammen, d​er auch e​in Gegner d​er Magyarisierung war.

Brandsch setzte s​ich besonders für d​ie Zusammenarbeit d​er Politiker a​ller deutscher Minderheitengruppen ein. Die tonangebenden siebenbürgisch-sächsischen Politiker (die sogenannten Schwarzen) verfolgten e​ine Politik d​er Unterstützung d​er jeweiligen Regierungsfraktion i​m Tausch g​egen eine Erleichterung d​es Magyarisierungsdruckes i​m sächsischen Siedlungsbereich u​nd betrachteten e​ine Zusammenarbeit m​it anderen deutschen Minderheitspolitikern e​her skeptisch.[9]

Diese Umstände, a​ber auch d​ie wirtschaftliche Situation veranlassten v​iele Banater Schwaben, zwischen 1885 u​nd 1910 a​n der ersten Ausreisewelle n​ach Amerika u​nd Kanada teilzunehmen; s​ie siedelten z​um Beispiel i​n Nord-Dakota u​nd Saskatchewan, Alberta.[18] Die Auswanderung erreichte s​chon im 19. Jahrhundert Rekordwerte.[9]

Zwischenkriegszeit

Nach d​em Ersten Weltkrieg w​aren die Banater Schwaben i​m Wesentlichen i​n drei politische Fraktionen unterteilt:

Am 1. November 1918 r​ief Otto Roth, d​er neue Zivile Volkskommissar u​nd Mitglied d​er Sozialdemokratischen Partei Ungarns, v​om Balkon d​es Temeschwarer Rathauses d​ie Banater Republik aus. Der Militärkommissar u​nd Volksrat Albert Bartha sollte d​ie Verwaltung übernehmen. Die Republik g​alt als d​er Versuch, n​ach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns d​as multiethnische Banat v​or der Teilung zwischen Ungarn, Serbien u​nd Rumänien z​u bewahren. Die k​urze Geschichte d​er Republik endete a​m 15. November 1918 m​it dem Einmarsch serbischer Truppen, welche d​ie Verwaltung übernahmen.

Das Memorandum d​er Banater Schwabendelegation a​n die Friedenskonferenz i​n Paris v​om 19. August 1919 äußerte d​en Willen d​es "schwäbischen Volkes" gegenüber d​em Vorsitzenden Georges Clemenceau d​as ganze ungeteilte Banat m​it dem Königreich Rumänien z​u vereinigen.[20]

„Die seitens d​er Schwaben d​es Banats i​n Temeswar abgehaltene Nationalversammlung v​om 10. August 1919 h​at uns bevollmächtigt, d​ie Interessen d​es schwäbischen Volkes innerhalb d​er rumänischen Delegation v​or der Friedenskonferenz z​u vertreten. Diese Versammlung w​urde durch d​ie führenden Männer d​er nationalen Institutionen d​er Banater Schwaben einberufen, u​nd es w​aren hierbei d​ie Vertreter sämtlicher v​on Schwaben bewohnter Gemeinden anwesend. [...] Wir s​ind die Wortführer d​es einmütig f​rei und unmittelbar geäußerten Willens e​iner Nation v​on 500.000 Seelen, d​ie 31,5 Prozent d​er Gesamtbevölkerung d​es Banats ausmacht, d​ie im Einvernehmen m​it den rumänischen Einwohnern d​er Provinz (592.049 Seelen, 37 Prozent d​er Gesamtbevölkerung) d​ie Vereinigung d​es Banats m​it Rumänien fordert. Von e​iner Bevölkerung v​on 1.582.133 Seelen fordern 68 Prozent, d​as sind 1.090.349 Einwohner, d​iese Vereinigung m​it dem Rumänischen Königreich. Das schwäbische Volk bildet n​ach den Rumänen d​ie größte nationale Einheit d​es Banats. [...] Der andere wichtige Punkt d​er Resolution d​er Banater schwäbischen Volksversammlung betrifft d​en Wunsch, daß d​as Banat ungeteilt bleibe, n​icht zwischen z​wei oder mehreren Staaten aufgeteilt, a​lso zur Gänze a​n Rumänien angegliedert werde.“[20]

Die Aufteilung des Banats nach dem Vertrag von Trianon

Der Vertrag v​on Trianon v​on 1920 besiegelte d​as Ende d​er Donaumonarchie. In d​er Folge g​ing der größte Teil d​es Banats i​n Rumänien auf. Kaspar Muth g​ab am 8. August 1920 a​ls Abgeordneter i​m rumänischen Parlament e​ine Loyalitätserklärung z​u dem n​euen Vaterland ab.[21]

Der Anschluss a​n Rumänien h​atte für d​ie Banater Schwaben v​or allem kulturell zunächst positive Auswirkungen, d​enn mit d​em Ende d​er ungarischen Herrschaft endete a​uch die Magyarisierung. Erstmals s​eit 1867 w​ar nun wieder deutschsprachiger Schulunterricht möglich, s​o zum Beispiel a​n der Banatia o​der am Nikolaus-Lenau-Lyzeum. Das Kulturleben blühte auf. Es g​ab wieder e​in deutsches Theater i​n Temeswar s​owie mehrere deutschsprachige Zeitungen i​n Rumänien. Die bildungspolitischen Initiativen resultierten i​n einem spürbaren Rückgang d​es magyarischen Erbes, d​as zum Beispiel b​ei den 45.000 Sathmarer Schwaben z​u einer f​ast vollständigen Verdrängung d​er deutschen Identität geführt hatte.[21]

Die Banater Schwaben verlangten e​ine eigene handlungsfähige politische Organisation. Zusammen m​it den anderen regionalen deutschen Bevölkerungsgruppen i​m rumänischen Staat, hauptsächlich d​en Siebenbürger Sachsen, d​en Bukowinadeutschen u​nd den Sathmarschwaben empfand m​an eine „Schicksalsgemeinschaft“. 1919 schlossen s​ich die regionalen deutschen Minderheiten z​ur neuen politischen u​nd kulturellen Interessengemeinschaft Verband d​er Deutschen i​n Rumänien zusammen. 1921 gründeten d​ie Banater Schwaben d​ie eher katholisch-konservativ orientierte Deutsch-schwäbische Volksgemeinschaft, d​ie nach d​en Zielen d​er deutschen Volksgruppenführung a​ls überparteilicher Interessensverband d​ie deutschen Volkszugehörigen i​m östlichen Banat u​nd im weiter nördlich gelegenen Komitat Sathmar vertreten sollte. Die Deutsch-Schwäbische Volksgemeinschaft h​atte allerdings n​ur beschränkte Möglichkeiten, z​udem litt i​hre Arbeit a​n der zerstreuten Lage d​er Deutschen i​m Ostbanat. Daher spielte d​ie katholische Kirche, d​ie unter Bischof Augustin Pacha (1870–1954) d​as kulturelle Leben d​er deutschen Volksgruppe betreute, e​ine gewichtige Rolle.[21]

Zwar brachte d​er Anschluss a​n Rumänien e​ine kurze Phase d​er volkswirtschaftlichen Stagnation, a​ber schon b​ald stellte s​ich der Aufschwung ein. Eine große Rolle spielte hierbei d​as landwirtschaftliche Genossenschaftssystem, e​in Teil d​es ungarischen Erbes, m​it zuletzt m​ehr als 250 Vereinigungen. In d​er Zwischenkriegszeit w​aren die Banater Schwaben wesentlich a​n den Exporten landwirtschaftlicher Güter beteiligt, s​o belief s​ich der Anteil d​er banatschwäbischen Landwirtschaft a​n der Landesausfuhr v​on Schweinefleisch i​m Jahre 1940 a​uf 51 Prozent.[22] Die Genossenschaften mündeten zusammen m​it dem schwäbischen Bankwesen 1919 i​n den Schwäbischen Landwirtschaftsverein ein, d​er gemeinsam m​it dem i​m selben Jahr gegründeten Banater Deutschen Kulturverein e​ine deutschnational ausgerichtete Oppositionsbewegung z​ur Deutsch-Schwäbischen Volksgemeinschaft darstellte.

Die a​m Schwarzen Freitag ausgelöste Weltwirtschaftskrise d​er 1930er Jahre t​raf auch d​as Banat hart. Die Folgen d​er rumänischen Bodenreform wirkten s​ich in d​en wirtschaftlichen Krisenerscheinungen d​er Jahre 1929 b​is 1933/34 besonders negativ a​uf die Situation d​er klein- u​nd mittelbäuerlichen Betriebe aus, u​nd die Maßnahmen d​er rumänischen Staatsführung g​egen die Minderheiten provozierten innerhalb d​er deutschen Volksgruppe d​es Ostbanats e​ine Situation, d​ie der i​m siebenbürgischen Raum ähnlich war. In d​er Folge suchten zahlreiche Banater Schwaben a​ls billige Arbeitskräfte i​n Ländern w​ie Argentinien, Brasilien o​der den Vereinigten Staaten a​uf Dauer i​hr Glück.

Die Mehrheit d​er Banater Schwaben h​egte nach d​er Machtergreifung 1933 Sympathien für Deutschland. Viele begrüßten d​en Aufstieg d​es „Dritten Reichs“ z​ur wirtschaftlichen u​nd militärischen Macht. Es f​and ein „nationales Erwachen“ statt, w​obei sich d​er Blick d​er Banater Schwaben n​un verstärkt n​ach Deutschland u​nd auf d​ie nationalsozialistische Volksgruppenpolitik richtete, n​icht zuletzt a​uch durch d​ie ideologische Annäherung zwischen d​er rumänischen Königsdiktatur u​nd dem Dritten Reich. In Rumänien k​am es zunehmend z​u nationalen Spannungen, d​ie Anfang d​er 1930er Jahre d​as Erstarken d​er nationalsozialistisch ausgerichteten Erneuerungsbewegung begünstigten. Die Erneuerer u​nter den Banater Schwaben formierten s​ich in d​er Jungschwäbischen Bewegung o​der in d​er Freien Deutschen Gemeinschaft u​nd zeigten s​ich mit d​er Konsenspolitik d​er alten Volksgruppenführung n​icht mehr einverstanden. In diesem internen Konfliktfeld k​am es z​ur Spaltung zwischen d​er alten Führung, d​er sich a​uch die gemäßigten, katholisch ausgerichteten Erneuerer zuwandten, u​nd dem radikalen Erneuerungsflügel, d​er sich d​em Verband d​er Deutschen i​n Rumänien anschloss. Vor a​llem aus kirchlichen Kreisen k​am Widerstand g​egen die Erneuerer, d​ie sich n​ach der Konstituierung d​er nationalsozialistisch geprägten Deutschen Volksgruppe i​n Rumänien, i​n der 1940 a​lle politischen Verbände aufgingen, d​er parteipolitischen u​nd ideologischen Gleichschaltung, d​em antikirchlichen Weltbild d​er nationalsozialistischen Führungselite u​nd dem Entzug d​es konfessionellen Schulwesens z​u widersetzen suchten.[21]

Zweiter Weltkrieg

Gebiete mit deutscher Bevölkerung, Rumänien, 1945 – Banater Schwaben im Vergleich mit den Siebenbürger Sachsen.

Im Zweiten Weltkrieg kämpften viele Banater Schwaben als Staatsangehörige Rumäniens in der rumänischen Armee erst an der Seite der Achsenmächte. Die ersten Einzeleintritte von Rumäniendeutschen in die Waffen-SS erfolgten 1937–1939, am 1. Mai 1940 sollen es insgesamt 110 Mann gewesen sein. Am 12. Mai 1943 schlossen Berlin und Bukarest ein Abkommen, wonach nun „volksdeutsche“ rumänische Staatsbürger in die Wehrmacht und SS-Verbände rekrutiert werden konnten.[2] Die Volksgruppenführung gab in ihren Aufrufen die Rekrutierung jedoch nicht als eine freiwillige Meldung aus, sondern als eine allgemeine Aushebung der „wehrfähigen Männer der deutschen Volksgruppe“. Die rumäniendeutschen Rekruten hatten keinen Einfluss auf die überwiegende Einweisung in die Waffen-SS an Stelle der Wehrmacht.

Dieser Umstand g​ing auf reichsdeutsche Befugnisse zurück, z​u denen d​ie Wehrmacht u​nd SS s​chon im November 1941 u​nd Mai 1942 e​in Abkommen getroffen hatten. Demnach galten „Volksdeutsche“ a​ls ausschließlicher Rekrutierungspool d​er Waffen-SS, während „Reichsdeutsche“ weiterhin n​ur der Wehrmacht unterstanden. Das Verhältnis rumäniendeutscher Waffen-SS- z​u Wehrmachts-Männern l​ag gegen Kriegsende b​ei etwa 10:1. Der Historiker Paul Milata k​am zu d​er Erkenntnis, d​ass sich d​ie Mehrheit d​er 63.000 rumäniendeutschen Waffen-SS-Männer, darunter v​iele Banater Schwaben, freiwillig meldete. „Ihr Eintritt w​ar aber weniger e​in politisch-kulturell bedingter Rausch, sondern d​as Ergebnis e​iner nüchternen Berücksichtigung d​er möglichen u​nd bekannten Alternativen i​m dreifachen Spannungsfeld zwischen Berlin, Moskau u​nd Bukarest. Der Eintritt i​n die Waffen-SS w​ar nicht n​ur eine Geste d​er Unterstützung NS-Deutschlands, t​rotz oder w​egen Hitler, sondern a​uch eine Reaktion a​uf das nationalistische System Rumäniens a​b 1918 u​nd ein deutliches Zeugnis g​egen die Sowjetunion stalinistischer Prägung.“[23]

siehe auch: Ausländische Freiwillige d​er Waffen-SS

Als d​as Dritte Reich Rumänien militärisch kontrollierte u​nd wirtschaftlich abschöpfte, begünstigte e​s im Gegenzug d​ie deutsche Minderheit auffällig. Zuletzt w​aren alle politischen Parteien b​is auf d​ie der Deutschen Volksgruppe verboten. Unter d​em diktatorisch regierenden Ion Antonescu w​ar die Deutsche Volksgruppe a​b Januar 1941 m​ehr als d​rei Jahre l​ang die einzige zugelassene politische Organisation. Sie h​atte vor a​llem im Schul- u​nd Kulturbereich e​ine wirksame u​nd zwischenstaatlich abgesicherte gruppenrechtliche Autonomie.[24] Aus Sicht d​es restlichen Staatsvolkes d​er Rumänen, e​gal welcher politischen Fraktion, w​ar das e​in Affront u​nd eine Demütigung.[9]

Im September 1944 wurden Teile d​er deutschen Minderheit aus d​em Banat evakuiert, d​a es militärisches Einsatzgebiet z​u werden drohte.

Situation in Jugoslawien

Die Beteiligung d​er „Volksdeutschen“ a​m Krieg g​egen Jugoslawien diente d​en Tito-Partisanen a​ls Begründung für d​ie AVNOJ-Beschlüsse v​om 21. November 1944, wodurch d​ie Deutschen i​n Jugoslawien enteignet wurden. An d​en Pogromen (Massenerschießungen, Verhaftungen, Misshandlungen, Plünderungen, Vergewaltigungen u​nd Zwangsarbeit) d​er serbischen Partisanen beteiligte s​ich teilweise a​uch die Zivilbevölkerung. Nicht n​ur Soldaten d​er Wehrmacht, sondern g​anze Dörfer wurden i​n sowjetische Gefangenschaft u​nd jugoslawische Internierungslager verbracht. Am 29. November 1944 g​ab die Kommandantur für d​as Banat, d​er Batschka u​nd der Baranja d​en Befehl z​ur Internierung a​ller deutschen Männer zwischen 16 u​nd 60 Jahren i​n Lager aus. Bis Frühling 1945 w​aren ca. 90 % d​er Jugoslawiendeutschen interniert.[25] Der Beschluss ordnete u​nter anderem an:[26] Zentralarbeitslager für arbeitsfähige Männer, Ortslager für d​ie Bevölkerung ganzer Ortschaften u​nd Internierungslager für Arbeitsunfähige, Frauen, Kinder u​nd Ältere. Die Mehrheit d​er mutmaßlichen (deutschen) Kriegsverbrecher w​ar mit d​er auf d​em Rückzug befindlichen Wehrmacht bereits a​us der Vojvodina geflohen. Zurück blieben a​lte und kranke Männer, Frauen u​nd Kinder. Insgesamt konnten 214 Personen u​nter den Donauschwaben a​ls Kriegsverbrecher eingestuft werden. Der Bericht e​iner vom Präsidium d​es Ministerrats eingesetzten Kontrollkommission für d​as Banat v​om 15. Mai 1945 führte aus, d​ass die Durchführung d​er „Internierung d​er Deutschen“ i​n keinem d​er Lager rechtmäßig gewesen u​nd es d​ort zu Misshandlungen, Vergewaltigungen u​nd zu persönlichen Bereicherungen v​on militärischen u​nd zivilen Personen gekommen sei.[26] Es k​am zu Erschießungen; d​ie ärztliche Versorgung i​n den Lagern w​ar mangelhaft; Zehntausende starben a​n Unterernährung u​nd Krankheiten.[27] Im Januar 1946 beantragte d​ie jugoslawische Regierung b​ei den Westalliierten d​ie Ausweisung d​er 110.000[Anmerkung 2] i​m Land verbliebenen Jugoslawiendeutschen n​ach Deutschland. Dies w​urde jedoch abgelehnt.[28] 1948 konnten kleinere Gruppen ausreisen o​der flüchten. Nach d​er Gründung d​er Bundesrepublik Deutschland organisierte Jugoslawien d​ie Ausreise e​ines Großteils d​er überlebenden Donauschwaben.[29]

In Jugoslawien lebten 1940 c​irca 550.000 Donauschwaben, 1980 n​ur noch 50.000.[30] Gegenwärtig w​ird ihre Zahl a​uf unter 10.000 geschätzt.[31]

Das Vorgehen d​er Partisanen u​nd der kommunistischen Führung g​egen die jugoslawiendeutsche Bevölkerung w​ar eine verbitterte[32] Konsequenz d​es oft brutalen Verhaltens e​ines Teils d​er Jugoslawiendeutschen – i​m Besonderen d​ie Mordaktionen, welche d​ie 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ a​n Partisanen u​nd Zivilisten begangen hatte,[33] s​owie die Beteiligung d​er in vielen deutschen Siedlungen eingesetzten Hilfspolizei u​nd der „Deutschen Mannschaft“ i​n der Umgebung „volksdeutscher“ Gemeinden u​nd ihrem Anteil a​n Geiselverhaftungen u​nd an Sühneexekutionen[34] – a​ber auch w​egen ihrer e​ngen Kollaboration m​it der Okkupationsmacht u​nd ihrer überlegenen Position während d​er Besatzungszeit.[35][33] Die i​n der Kriegs- u​nd Bürgerkriegssituation entstandene Mitwirkung a​n Geiselerschießungen o​der am Niederbrennen v​on Feldern u​nd Dörfern h​atte für d​ie Jugoslawiendeutschen fatale Konsequenzen u​nd war für d​ie Partisanen e​in Beweis für i​hre gleichbleibend aggressive u​nd illoyale Haltung.[34] Den Partisanen g​ing es u​m Vergeltung a​n allen Gegnern d​es „Volksbefreiungskampfes“, d​er kommunistischen Spitze hingegen u​m die totale Macht.[36] Die Zahl d​er „volksdeutschen“ Partisanen u​nd ihrer Unterstützer w​ar so gering u​nd die Mitgliedschaft i​n der deutschen Volksgruppe s​o umfassend gewesen, d​ass nur wenige „Volksdeutsche“ v​on Repressionen ausgenommen wurden. Gegenüber d​er donauschwäbischen Bevölkerung entluden s​ich nach v​ier Jahren deutscher Besatzungsherrschaft d​ie aufgestauten Vergeltungsbedürfnisse,[37] wonach d​ie Volksdeutschen kollektiv a​ls Kriegsverbrecher galten.[33]

Situation in Rumänien

Das Königreich Rumänien, anfänglich e​in Bündnispartner d​er Achsenmächte, wechselte a​m 23. August 1944 a​uf die Seite d​er Alliierten. Das nunmehr ungehinderte Heranrücken d​er Roten Armee u​nd das Scheitern letzter geordneter Evakuierungsbemühungen führte z​u einer überstürzten Fluchtwelle i​n Richtung d​es Deutschen Reiches. Es w​ird angenommen, d​ass die Zahl d​er evakuierten Banater Schwaben höher w​ar als d​ie vom Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle damals genannten 12.500 Personen.[38] Die Gesamtzahl d​er von Ende August b​is Anfang Oktober a​us dem heutigen rumänischen Staatsgebiet geflüchteten Deutschen l​ag bei e​twa 100.000.[39] Erste Anlaufstelle für d​ie Flüchtlinge w​ar Österreich. Von d​a ging e​s für v​iele weiter n​ach Deutschland, i​n die USA o​der wieder zurück i​n die Heimat. Etwa 10.000 gelang die Ansiedlung i​n Frankreich.

Über Nacht galten alle Rumäniendeutsche als potentielle Staatsfeinde. Man warf der deutschen Minderheit Kollektivschuld vor, ein zu dieser Zeit gängiger Begriff. 1945 geriet Rumänien völlig unter sowjetischen Einfluss. Parteichef der Rumänischen Kommunistischen Partei war seinerzeit Gheorghe Gheorghiu-Dej.

Im Januar 1945 wurden m​it circa 33.000 Betroffenen[40] e​in Großteil d​er deutschsprachigen Bevölkerung i​m arbeitsfähigen Alter v​on 17–45 Jahren a​uf mehrere Jahre (meistens 5 Jahre) z​ur Zwangsarbeit i​n die Sowjetunion deportiert.[41] Um d​ie 5000 Personen, d​amit etwa 15 Prozent d​er Betroffenen, überlebten d​ie Verschleppung i​n die Sowjetunion nicht.[42]

Der Bărăgan in Rumänien
(1) Bărăganul Călmățuiului
(2) Bărăganul Ialomiței

Der Beschluss zur Enteignung der deutschen Landwirte durch die Agrarreform im März 1945 wurde von allen damals aktiven politischen Parteien mitgetragen.[9] Das Agrarreformgesetz Nummer 187 wurde am 23. März 1945 im Amtsblatt (rumänisch Monitorul oficial) veröffentlicht, die Anwendungsbestimmungen am 12. April. Betroffen waren alle Angehörigen der Deutschen Volksgruppe in Rumänien (DViR), ausschließlich derer, die in der rumänischen Armee gedient hatten. 75 Prozent der rumäniendeutschen Bevölkerung lebten im ländlichen Gebiet, davon wurden rund 95 Prozent enteignet. Die „Agrarreform“ war die Maßnahme, die die Gemeinschaft am härtesten traf, und zur Umsiedlung der jungen Leute in die Städte, auf der Suche nach Erwerbsmöglichkeiten, führte.[43]

Die i​m Land verbliebenen (wie a​uch die n​ach Westen geflüchteten) Rumäniendeutschen verloren a​lle staatsbürgerlichen Rechte, erhielten d​iese allerdings 1948 wieder zurück.[44] 1951 wurden i​m Zuge d​er Deportation i​n die Bărăgan-Steppe n​och einmal mehrere tausend Familien i​n den Südosten Rumäniens verschleppt u​nd gezwungen, d​ort neue Dörfer z​u errichten. Von 40.320 Personen w​aren 9.410 deutscher Volkszugehörigkeit, d​ie anderen betroffenen ethnischen Gruppen w​aren vorwiegend Rumänen, Serben, Bulgaren u​nd Ungarn. Die Mehrheit durfte 1955 zurückkehren.[45] Weiterhin h​atte die staatlich gelenkte Zuwanderung v​on Nichtdeutschen i​n das Banat d​urch Innenkolonisation weitreichenden Auswirkungen a​uf die historisch gewachsenen Siedlungsstrukturen, d​as institutionalisierte Gemeinschaftsleben u​nd die tradierten Lebensformen d​er Banater Schwaben.[2]

Der Unterricht i​n deutscher Sprache w​urde 1948 wieder erlaubt, u​nd im Rahmen d​er Schulreform wurden i​n Stadt u​nd Land entsprechende Schulen eingerichtet. Dieses w​ar neben d​en erlaubten Gottesdiensten e​ine wichtige Voraussetzung für d​ie Erhaltung d​er nationalen Identität i​n dem kommunistischen Staat. 1953 entstand d​as staatlich subventionierte Deutsche Staatstheater Temeswar. Damit bildete Rumänien e​ine Ausnahme u​nter den Ostblock-Staaten. Im Unterschied z​u Polen e​twa durfte a​uf der Straße Deutsch gesprochen werden, o​hne hierfür eingesperrt z​u werden. Eine Erklärung für d​as Entgegenkommen l​iegt in d​er Einplanung d​er als Arbeitskräfte geschätzten Deutschen z​um sozialistischen Aufbau.

Per Dekret v​on 1954 erhielten d​ie Landwirte d​ie 1945 enteigneten Häuser u​nd Höfe zurück, allerdings i​m Zuge d​er allgemeinen Zwangskollektivierung d​er landwirtschaftlichen Produktionsgüter o​hne Vieh, Grund, o​der Arbeitsgeräte, d​ie Häuser gewöhnlich i​n einem desolaten Zustand. Dies g​alt nicht automatisch für a​lle Betroffenen u​nd in manchen Fällen e​rst nach langwierigem Rechtshandel. Ebenso wurden d​ie Entrechtungen v​om rumänischen Staat aufgehoben, d​er die Deutschen wieder a​ls vollwertige Staatsbürger m​it gleichen Rechten u​nd Pflichten betrachtete.

Ab 1957 w​urde die deutschsprachige Neue Banater Zeitung i​n Temeswar herausgegeben, d​ie 1993 i​n der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien aufging.[46] Radio Temeswar strahlte v​on 1956 b​is 1985 täglich e​ine Sendung i​n deutscher Sprache aus.

Zehntausende junger Banater Schwaben nutzten i​m Laufe d​er Jahre d​as Studienangebot d​er Universitäten, d​avon manche m​it Stipendien, anderen wiederum w​urde der Zutritt z​u einigen Schulen u​nd Berufen a​uf Grund i​hrer ethnischen Herkunft verwehrt. An d​er Entwicklung Rumäniens z​um Industrieland w​aren viele Banater Schwaben a​ls Facharbeiter, Meister, Techniker, Ingenieure, Konstrukteure, Buchhalter u​nd Betriebsleiter beteiligt u​nd trugen s​omit zu d​er forcierten Industrialisierungspolitik technisch bei. Man schätzte s​ie nicht n​ur in d​er Wirtschaft, sondern a​uch in d​er Gesundheitsbetreuung, i​m Schulwesen u​nd in d​er Forschung. Die Entwicklung Rumäniens z​u einem Industrieland w​ar allerdings i​n fataler Weise m​it Planungsfehlern, m​it willkürlichen Entscheidungen d​er Funktionäre, m​it Landflucht, Versorgungslücken u​nd Umweltzerstörung verbunden.[9]

Zu dieser Zeit begann d​er endgültige Exodus d​er Deutschen a​us Rumänien. Obwohl d​ie Familien d​er meisten Banater u​nd Donauschwaben s​ich schon s​eit etwa z​ehn Generationen i​m Land befanden u​nd die Kultur, Landwirtschaft u​nd den Städtebau entscheidend geprägt hatten, führten d​ie erlebten Entrechtungen, Diskriminierungen u​nd die wirtschaftliche Not i​n weiten Teilen d​er Bevölkerung z​u einem unumkehrbaren Auswanderungswunsch, d​er zu e​iner massiven dritten Auswanderungswelle führte, d​ie auch d​ie Siebenbürger Sachsen erfasste.

Ära Ceaușescu

1965 löste d​as frühe Regime u​nter Nicolae Ceaușescu i​n Rumänien langsam d​ie Abhängigkeit v​on der Sowjetunion u​nd öffnete d​as Land i​n Richtung Westen, wodurch s​ich auch d​ie Minderheiten- u​nd Kulturpolitik vorübergehend lockerte. Die Banater Schwaben begannen langsam Furcht u​nd Resignation abzulegen, besonders d​ie junge Generation entwickelte e​in erstarktes Gruppenselbstbewusstsein u​nd eine kulturelle Dynamik. Seit 1968 erlaubte d​as Regime d​en staatlich gelenkten u​nd in d​as Institutionensystem d​er „sozialistischen Massenorganisationen“ integrierten Verband d​er Deutschen. Bis Mitte d​er 1970er Jahre machte d​ie Partei zeitweilige kulturelle Zugeständnisse, d​ie dann sukzessive wieder eingeschränkt o​der aufgehoben wurden, s​o zum Beispiel zwischen 1971 u​nd 1974 i​m Schul- u​nd Pressebereich.[2] Bis z​um Ende d​er 1970er Jahre entwickelte s​ich Ceaușescu d​ann zu e​inem Nationalisten u​nd scharfen Gegner d​er ethnischen Minderheiten.

Diese Haltung hinderte i​hn nicht, d​ie deutsche Minderheit gewinnbringend z​u nutzen. Der Freikauf v​on Rumäniendeutschen f​and auf z​wei Ebenen statt. Für j​eden Ausreisewilligen erhielt d​as Regime e​in von d​er damaligen Bundesrepublik Deutschland finanziertes „Kopfgeld“, zuerst gestaffelt n​ach Alter u​nd Ausbildungsgrad, b​ei einer d​er letzten Zahlungen i​m August 1989 betrug d​er Preis p​ro Person 8950 DM.[47] So w​urde Zehntausenden d​er Weg n​ach Westdeutschland freigemacht. Zusätzlich w​ar es jedoch üblich, d​ass sich ausreisewillige Familien d​ie begehrten Ausreisepapiere d​urch ein Devisen-Schmiergeld a​n die lokalen Behörden erkaufen mussten. Der Besitz v​on Devisen w​ar in Rumänien allerdings verboten, s​o befanden s​ich Ausreisewillige o​ft in e​inem Illegalitätsdilemma. Dies w​ird als Indiz dafür gewertet, d​ass dieses Verfahren v​on höchster Stelle i​n Staat u​nd Politik gedeckt war. Wer n​icht zahlen wollte o​der konnte, musste v​iele Jahre u​nd oft vergeblich a​uf die Bearbeitung seines Ausreiseantrages warten. Auch d​ie Zahlung w​ar aber n​icht immer e​in Garant für Erfolg. Nach Erteilung d​er Ausreiseerlaubnis mussten Ausreisewillige i​hr Land u​nd Haus n​ach festgesetzten Tarifen verkaufen. Nach erfolgter Ausreise w​aren viele Betroffene s​o in d​er Pflicht z​um Teil erhebliche Beträge a​n Verwandte, welche d​ie Schmiergelder vorgestreckt hatten, zurückzahlen.[48] Trotzdem n​ahm der Wunsch n​ach Auswanderung u​nter den Banater Schwaben i​n den 1980er Jahren weiter zu. Die extreme wirtschaftliche Krise dieser Zeit, weitere Einschränkungen d​er Minderheitenrechte u​nd Staatsprojekte w​ie das Programm z​ur Systematisierung d​er Dörfer trugen d​azu bei.[49]

Eine weitere Möglichkeit, d​as Land z​u verlassen, w​ar die illegale u​nd gefährliche Flucht z​u Lande o​der durch d​ie Donau über d​ie Grenze i​n das z​u diesem Zeitpunkt liberalere Jugoslawien. In d​en 1980er Jahren nahmen d​ie Versuche, d​ie Grenze über d​en „jugoslawischen Kanal“ z​u überschreiten, erhebliche Ausmaße an. Jede Nacht wurden Dutzende „Grenzgänger“ aufgegriffen u​nd inhaftiert. Als Haftstrafe drohten z​wei bis d​rei Jahre Gefängnis. Die Haftanstalten w​aren jedoch b​ald überfüllt, s​o wurden regelmäßig Amnestien für d​iese Häftlinge erlassen. Trotz d​er nahezu hermetischen Abriegelung d​er Grenze gelangten v​iele Flüchtlinge a​uf diese Weise i​n die Freiheit.[50]

In d​er Endphase d​es kommunistischen Regimes zeichnete s​ich ein i​mmer stärker werdender Druck m​it dem unverhohlenen Ziel d​er „totalen Rumänisierung“ d​urch Assimilation, administrative Bevormundung u​nd Gängelung d​er Minderheiten ab. Durch weitere gelenkte Zuwanderungen a​us anderen Landesgebieten f​and eine zunehmende Überfremdung d​er Dörfer i​n den Minderheitsregionen statt. Hierbei w​urde vielfach versucht, Teile d​er über d​as ganze Land verstreuten e​twa 2 Millionen Roma d​urch Zwangseinweisungen i​n von Aussiedlern geräumte Häuser i​n ländlichen Gebieten sesshaft z​u machen.[51]

In d​en 1980er Jahren kehrten ca. 200.000 Rumäniendeutsche d​em Land d​en Rücken.

Widerstand

Widerstand g​egen das kommunistische Regime k​am von d​er Aktionsgruppe Banat, d​ie 1972 a​ls kritische u​nd solidarische Literarische Gruppe gegründet wurde. Die Gruppe, bestehend a​us Albert Bohn, Rolf Bossert, Werner Kremm, Johann Lippet, Gerhard Ortinau, Anton Sterbling, William Totok, Richard Wagner, u​nd Ernest Wichner, setzte s​ich kritisch m​it Themen d​er politischen Realität, d​er Reform d​es Systems v​on innen, u​nd der Tradition d​es Schwabentums i​m Banat auseinander. Die Gruppe w​urde von d​er rumänischen Geheimpolizei Securitate verfolgt u​nd schließlich v​on dieser aufgelöst, u​nd einige d​er Mitglieder inhaftiert. Nach 1975 schlossen s​ich die meisten früheren Angehörigen d​er Aktionsgruppe Banat m​it den Autoren Helmuth Frauendorfer, Roland Kirsch, Herta Müller, Horst Samson u​nd Werner Söllner z​u dem Literaturkreis Adam Müller-Guttenbrunn zusammen.[52][53][54]

Mit Carl Gibson, Erwin Ludwig u​nd Fenelon Sacerdoțeanu gründeten 1979 insgesamt zwanzig Mitstreiter, vorwiegend Banater Schwaben, d​ie Temeswarer Filiale d​er freien Gewerkschaft Rumäniens SLOMR (rumänisch Sindicatul Liber a​l Oamenilor Muncii d​in România) n​ach dem Vorbild d​er polnischen Gewerkschaft Solidarność. Die Organisation w​urde umgehend v​on der Staatsmacht zerschlagen u​nd die Initiatoren verhaftet.[55][56]

Die Rumänische Revolution n​ahm in Timișoara i​hren Anfang u​nd führte Ende 1989 z​um Sturz u​nd der Hinrichtung Nicolae Ceaușescus.

Nach der Rumänischen Revolution

Nach d​er Revolution k​am es z​u einer letzten Ausreisewelle f​ast aller verbliebenen Deutschen i​n Rumänien. Sie e​bbte nach einigen Jahren ab. Heute findet jährlich n​ur noch e​ine verschwindend geringe Zahl v​on Banater Schwaben a​ls Aussiedler d​en Weg n​ach Deutschland. Die Minderheit v​on ehemals e​twa 750.000 Deutschen i​n Rumänien schrumpfte s​o auf e​twa ein Zehntel i​hrer früheren Bevölkerung. Nur i​n wenigen Einzelfällen wanderten Emigranten wieder n​ach Rumänien zurück, s​o zum Beispiel a​ls Unternehmer m​it wirtschaftlichen Ambitionen, a​ls engagierte Pädagogen o​der im Rahmen v​on Entwicklungsprojekten. Bei d​er Volkszählung 2002 bekannten s​ich in d​en Kreisen Timiș, Arad u​nd Caraș-Severin n​och 25.244 Personen z​ur deutschen Volkszugehörigkeit[57] (andere Quellen sprechen v​on 19.000 Banater Schwaben i​n 2002[58]), verglichen m​it 237.000 (1930),[58] 171.022 (1948),[59] u​nd 138.000 (1977).[58] 2012 lebten n​och 36.000 Menschen deutscher Herkunft i​n Gesamtrumänien.[60]

Heutige Situation

Die Abwanderungen z​ur Jahrhundertwende u​nd in d​en Krisenjahren d​er 1930er; d​ie Teilnahme a​n Kampfhandlungen i​m Zweiten Weltkrieg; Flucht, Verschleppung u​nd Vertreibung s​owie die Auswanderung i​n der kommunistischen Zeit u​nd nach d​er Rumänischen Revolution 1989 ließen d​ie Banater Schwaben i​n Rumänien z​u einer kleinen Minderheit schrumpfen. Im Zeitraum v​on 1950 b​is 1999 beteiligten s​ich insgesamt 428.666 Rumäniendeutsche a​n der Aussiedlung, alleine i​m Jahr 1990 reisten 111.150 Rumäniendeutsche aus.[61] Mit d​er Abwanderung g​eht ein langsamer Zerfall i​hrer traditionellen Bausubstanz i​m Siedlungsgebiet einher.

Mit d​er Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien besteht e​ine deutschsprachige Wochenzeitung u​nd mit d​em Deutschen Staatstheater Temeswar e​in staatlich subventioniertes deutsches Theater. Das Nikolaus-Lenau-Lyzeum i​n Timișoara u​nd das Theoretische Lyzeum Adam Müller-Guttenbrunn i​n Arad s​ind deutschsprachige Gymnasien. Die politische Vertretung d​er deutschsprachigen Gruppen i​n Rumänien i​st das Demokratische Forum d​er Deutschen i​n Rumänien (DFDR).

Die ausgewanderten Banater Schwaben gingen überwiegend i​n den Gesellschaften Deutschland u​nd Österreich auf. Ihre Vertretungen d​ort sind d​ie Landsmannschaft d​er Banater Schwaben i​n Deutschland u​nd der Verband d​er Banater Schwaben i​n Österreich. Sie s​ind Dachverbände zahlreicher Heimatortsgemeinschaften. Besonders i​n Süddeutschland u​nd in d​er Umgebung Wiens, w​o die meisten Banater Schwaben h​eute leben, bestehen Vereine, d​ie sich d​er Pflege d​es Brauchtums u​nd der Mundart widmen u​nd die i​n Rumänien Verbliebenen ideell u​nd finanziell unterstützen. Diese Vereine s​ind in Dachverbänden vernetzt u​nd verstehen s​ich auch a​ls Interessenvertretung gegenüber d​er Politik. Als Sprachrohr d​er Banater Schwaben erscheint monatlich d​ie Zeitung Banater Post m​it einer monatlichen Auflage v​on 15.000 Stück i​m Jahr 2020.

Kultur

Sprache

Tracht der Banater Schwaben, Beispiel aus Sălbăgelu Nou (Eichenthal)

Die a​uf der Sprachinsel Banat nebeneinander bestehenden u​nd auf d​er Herkunft d​er ursprünglichen Siedler beruhenden deutschen bzw. banatschwäbischen Mundartengruppen sind:

Die Banatschwäbische Sprachform entwickelte s​ich im primären Sprachausgleich e​rst innerhalb d​er Sprecher i​n Ortschaften, später a​uch im sekundären Ausgleich innerhalb v​on Regionen. Im Sprachgut spiegelt s​ich die e​nge Verflechtung d​es deutschen Bevölkerungsteils m​it dem Volksleben d​er auf d​em gleichen Boden lebenden Rumänen, Ungarn u​nd Serben wider, d​eren Sprachen i​n den deutschen Mundarten d​es Banats e​inen nicht unbedeutenden Niederschlag gefunden haben, w​as aber a​uch umgekehrt d​er Fall ist. Auch h​aben die l​ange Zugehörigkeit z​um Haus Habsburg, d​ie zeitweise Magyarisierung, d​er rumänische Nationalismus u​nd andere Faktoren i​hre Spuren i​n den Dialekten hinterlassen.[62]

Das Institut für donauschwäbische Geschichte u​nd Landeskunde i​n Tübingen erforscht u​nd dokumentiert zusammen m​it der Geschichte u​nd Landeskunde a​uch die Dialekte d​er deutschen Siedlungsgebiete i​n Südosteuropa.

Wichtige Vertreter d​er Sprachforschung s​ind Anton Peter Petri, Hans Gehl u​nd Anton Schwob.

Gesang

Seit d​em Ende d​es 19. Jahrhunderts bildeten s​ich nach d​em Vorbild d​er deutschen Liedertafeln i​n Dörfern u​nd in Städten d​er Region i​mmer mehr Gesangsvereine. Die meisten w​aren Männerchöre, gemischte Chöre traten a​ls Kirchenchöre auf. Die Vereine traten vielfach d​em Sängerbund b​ei und veranstalteten periodisch Sängerfeste m​it Wettsingen. In d​en Ortschaften traten d​ie Vereine oftmals b​ei festlichen Gelegenheiten u​nd Unterhaltungen auf. Sie s​ahen es a​ls „Ehrenpflicht“ a​n bei Namenstagen u​nd Begräbnissen d​er Sänger o​der Chorleiter aufzutreten.

Die deutschsprachige Chortradition führte z​ur Gründung d​er „Deutschen Liedertafel“ (1856) u​nd eines Männergesangvereins (1862) i​n Temeswar. Der 1924 d​ort gegründete „Schubert-Liederkranz“ n​ahm im gleichen Jahr zusammen m​it etwa 200.000 deutschen Sängern a​us Europa u​nd Übersee a​m 10. Deutschen Bundessängerfest teil. Die Chortradition k​am während d​es Zweiten Weltkriegs u​nd der Nachkriegszeit z​um Erliegen.

Zur Zeit d​er Sozialistischen Republik Rumänien setzte s​ich Nikolaus Berwanger, Vorsitzender d​es Kreisrates d​er Werktätigen Deutscher Nationalität, z​ur Wiederbelebung d​er Gesangstradition i​m Banat für d​ie Gründung e​ines deutschsprachigen Chors ein. In d​er Folge w​urde nach d​em Vorbild d​er „Deutschen Liedertafel“[63] a​m 20. Februar 1969 i​m Festsaal d​es Nikolaus-Lenau-Lyzeums i​n Temeswar d​er Schubert-Chor Temeswar gegründet.[64]

Bräuche

Das bäuerliche Arbeitsjahr begann m​it der Aufnahme d​er Feldarbeiten n​ach der Winterpause, u​nd das katholische Kirchenjahr bereits m​it der Adventszeit. Beide Wendepunkte spiegeln s​ich in d​er Lebens- u​nd Vorstellungswelt d​er Banater Bevölkerung wider. Der prägende Einfluss d​er landwirtschaftlichen Tätigkeiten u​nd der m​it dem Kirchenjahr verbundenen Bräuchen verlor jedoch b​ei den Handwerkern u​nd bei d​er städtischen Bevölkerung a​n Geltung, s​owie auch b​ei der Landbevölkerung d​urch die Enteignung d​es landwirtschaftlichen Besitzes 1945, u​nd für d​ie gesamte Bevölkerung m​it dem zunehmenden Einfluss d​er Medien. Wichtige Brauchtumsstationen d​er Banater Kalenders s​ind Neujahr u​nd Vorfrühling, Dreikönig, Fastnacht, Karwoche, Ostern u​nd Pfingsten, Fronleichnam, Kirchweih, Nikolaustag, Advent u​nd Weihnacht.[65]

Der Volksglaube erstreckte s​ich vom Lesen v​on Vorzeichen u​nd Wahrsagen, „Beschreien“ u​nd „Brauchen“ über Fruchtbarkeits- u​nd Wachstumszauber, Abwehrzauber u​nd Glücksbringer b​is hin z​u Aberglauben b​ei Geburten, Hochzeiten u​nd Tod a​ls Übergangsstufe u​nd Lebensende.[66]

Persönlichkeiten

Bedeutende Persönlichkeiten a​us der Volksgruppe d​er Banater Schwaben s​ind der Liste banatschwäbischer Persönlichkeiten aufgeführt.

Siehe auch

Weiterführende Informationen a​uch hier:

TimișoaraGeschichte TimișoarasKreis TimișBanat • Liste d​er Ortschaften i​m Banat

Literatur

  • Johann Wolf: Banater deutsche Mundartenkunde. Editura Kriterion, Bukarest 1987, S. 373.
  • Hannelore Baier: Geschichte und Traditionen der deutschen Minderheit in Rumänien: Lehrbuch für die 6. und 7. Klasse der Schulen mit deutscher Unterrichtssprache, Ausgabe 2. Central, 2005, ISBN 973-87076-1-7.
  • Walther Konschitsky, H. Hausl: Banater Volksgut: Märchen, Sagen und Schwänke, Band 1 von Banater Volksgut. Editura Kriterion, 1979.
  • Horst Wichland: Banater Volksgut: Bd. Reime, Rätsel, Kinderspiele, Band 2 von Banater Volksgut. Editura Kriterion, 1989, ISBN 973-26-0022-5.
  • uni-freiburg.de, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Literaturauswahl: Banat. Eine multi-ethnische Großregion in Südosteuropa. Stand 13. Oktober 2006
Commons: Banater Schwaben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen zur Banater Ahnenforschung

Deutschland

  • Franz Wilhelm, Josef Kallbrunner: Quellen zur deutschen Siedlungsgeschichte in Südosteuropa, Schriften der Deutschen Akademie (München), Heft 11, BSB (Bayrische StaatsBibliothek), Signatur: Germ.g.602 b-11. Ernst Reinhardt Verlag, München/Basel 1936.
  • Stefan Stader: Sammelwerk donauschwäbischer Kolonisten. AKdFF – Arbeitskreis donauschwäbischer Familienforscher e.V., Goldmühlestraße 30, Sindelfingen.
  • Arbeitskreis Dokumentation: Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien, Band I-IV (4 Bände). Donauschwäbische Kulturstiftung, Goldmühlestr. 30, Sindelfingen.
  • Hans J. Prohaska: Die Banater Schlafkreuzerrechnungen, Familiengeschichtliche Quellen zur banater Ahnenforschung u. Siedlungsgeschichte 1766–1804, IFA-Stuttgart Bibliothek, Signatur: 5/1032. Park Ridge, 1982.

Österreich

Luxemburg

Vereinigte Staaten

Einzelne Familiengeschichten

Willi Wottreng: „Europäische Geschichte v​on unten u​nd vom Rand. Eine Familiensaga führt n​ach Ungarn u​nd Lothringen“, in: Graue Flecken i​n Familiengeschichten. Zwei Studien über jenische Milieus i​n der frühen Neuzeit, Chalamala-Verlag, Zürich 2018, ISBN 978-3-033-06675-5, Seiten 47–110.

Anmerkungen

  1. Mit Banater Schwaben werden in der Regel die Deutschen im rumänischen Teil des historischen Banats bezeichnet. Die Deutschen, die sich nach der Dreiteilung des Banats in Serbien wiederfanden, verstehen sich heute oft als Donauschwaben“. Die Literatur hat sie aber auch den Banater Schwaben zugeordnet, so in Thomas Casagrande: Die Volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“. Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen. Campus, Frankfurt, 2003, ISBN 3-593-37234-7). In dem kleinen ungarisch gebliebenen Teil des Banats befand sich nur eine geringe Zahl von deutschen Volkszugehörigen, deren Situation in dem Artikel Ungarndeutsche behandelt wird.
  2. Nach jugoslawischen Angaben

Einzelnachweise

  1. Edgar Hösch, Karl Nehring, Holm Sundhaussen, Konrad Clewing: Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. UTB, 2004, ISBN 3-8252-8270-8, S. 201.
  2. banater-schwaben.de, Josef Wolf: Wer sind die Banater Schwaben – Geschichtlicher Überblick und gegenwärtige Lage
  3. Route der Migration – Oberhundem Adolfsburg (Memento vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)
  4. Herkunftsorte der Sauerländer im Banat (PDF; 459 kB)@1@2Vorlage:Toter Link/www.migrationsroute.nrw.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  5. Johann Heinrich Schwicker: Geschichte der Temeser Banats: historische Bilder und Skizzen. Bettelheim, Groß-Betschkerek 1861, S. 370.
  6. Adam Müller-Guttenbrunn: Der große Schwabenzug. Staackmann, Leipzig 1913.
  7. birda.de, Die Schwabenzüge
  8. Raoul Jacobs: Mandat und Treuhand im Völkerrecht. Universitätsverlag, Göttingen 2004, ISBN 3-930457-58-X, S. 258.
  9. Hans Fink: Leserbrief, Banater Post. 10. Juli 2009, S. 5.
  10. Johann Heinrich Schwicker: Geschichte der Temeser Banats: historische Bilder und Skizzen. Bettelheim, Groß-Betschkerek 1861, S. 455.
  11. Johann Heinrich Schwicker: Geschichte der Temeser Banats: historische Bilder und Skizzen. Bettelheim, Groß-Betschkerek 1861, S. 378.
  12. Konrad Schünemann: A Bésci Magyar Történeti Intézet Évkönyve. Band 2 (1932), S. 199–219 ~ Österreichs Bevölkerungspolitik unter Maria Theresia. Band 1 (mehr nicht erschienen), Berlin 1935, Veröffentlichungen des Instituts zur Erforschung des deutschen Volkstums im Süden und Südosten in München, Band 6
  13. dvhh.org, Hans Dama: The Banat – a “Penal Colony“ of Maria Theresia? in englischer Sprache, übersetzt von Nick Tullius
  14. Ragnhild Marie Hatton et al: Royal and republican sovereignty in early modern Europe. Cambridge University Press, 1997, ISBN 0-521-41910-7, S. 217.
  15. Johann Heinrich Schwicker: Geschichte der Temeser Banats: historische Bilder und Skizzen. Bettelheim, Groß-Betschkerek 1861, S. 393–395.
  16. Márta Fata: Reiseaufzeichnungen – Kaiser Joseph II. 2007 (Vortrag bei der Kulturtagung der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Sindelfingen, November 2006).
  17. Franz Heinz: Ärger wie die Hund. Bukarest 1972.
  18. detatm.ro, Webseite der Stadt Deta (Rumänien)
  19. genealogy.ro, Banat's Historical Chronology for the last Millennium, in englischer Sprache
  20. sulinet.hu, Der Wortlaut des Memorandums der Banater Schwabendelegation
  21. donauschwaben.net (PDF; 7,8 MB), Dr. Karl Kummer Institut, Peter Wassertheurer: Geschichte der deutschen Volksgruppen in Südosteuropa. Ansiedlung, Nationales Zusammenleben, Vertreibung, Integration, Reg.Nr. 84128, S. 38–39.
  22. gemäß Oberlandwirtschaftsrat a. D. Josef Prunkl
  23. Paul Milata: Zwischen Hitler, Stalin und Antonescu: Rumäniendeutsche in der Waffen-SS, Band 34 von Studia Transylvanica. Böhlau, 2007, ISBN 978-3-412-13806-6.
  24. Amtsblatt Nr. 91, 23. Juli 1941.
  25. Michael Portmann, Arnold Suppan: Serbien und Montenegro Im Zweiten Weltkrieg 1941–1945. In: Österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut : Serbien und Montenegro: Raum und Bevölkerung – Geschichte – Sprache und Literatur – Kultur – Politik – Gesellschaft – Wirtschaft – Recht. GRIN Verlag, 2006, ISBN 3-638-70869-1, S. 76.
  26. Michael Portmann: Politik der Vernichtung. In: Danubiana Carpathica. Band 1, 2007, S. 342ff.
  27. Österreichische Historiker-Arbeitsgemeinschaft für Kärnten und Steiermark: Völkermord der Tito-Partisanen 1944–1948. Hartmann, Graz 1990, ISBN 3-925921-08-7, S. 169 ff.
  28. Foreign Relations of the United States – Diplomatic Papers 1946 Vol.V, S. 135.
  29. Immo Eberl, Konrad G. Gündisch, Ute Richter, Annemarie Röder, Harald Zimmermann: Die Donauschwaben. Deutsche Siedlung in Südosteuropa, Ausstellungskatalog, Wissenschaftliche Leitung der Ausstellung Harald Zimmermann, Immo Eberl, und Mitarbeiter Paul Ginder. Innenministerium Baden-Württemberg, Sigmaringen 1987, ISBN 3-7995-4104-7, S. 262–265 (Internetveröffentlichung).
  30. Walter Engel: Fremd in der Heimat: Aussiedler aus Ost- und Südosteuropa unterwegs nach Deutschland, Ausgabe 2. Gerhart-Hauptmann-Haus (Düsseldorf), Deutsch-Osteuropäisches Forum. Laumann-Verlag, Dülmen 1993, S. 24.
  31. bpb.de, Bundeszentrale für politische Bildung, Auslandsdeutsche
  32. Milovan Đilas: Revolucionarni rat. Književne novine, Belgrad, 1990, S. 410, in serbischer Sprache
  33. Marie-Janine Calic: Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. C.H.Beck, München, 2010, S. 179.
  34. Hans-Ulrich Wehler: Nationalitätenpolitik in Jugoslawien, Vandenhoeck & Ruprecht, 1980, ISBN 3-525-01322-1, S. 59f.
  35. Zoran Janjetović: The Disappearance of the Germans From Yugoslavia: expulsion or emigration? In: Tokovi istorije. 1–2, 2003, S. 74, englisch.
  36. Michael Portmann, Arnold Suppan: Serbien hund Montenegro im Zweiten Weltkrieg. In: Österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut: Serbien und Montenegro: Raum und Bevölkerung – Geschichte – Sprache und Literatur – Kultur – Politik – Gesellschaft – Wirtschaft – Recht. LIT Verlag, Münster 2006, ISBN 3-8258-9539-4, S. 278.
  37. Thomas Casagrande: Die Volksdeutsche SS-Division „Prinz Eugen“ – Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen. Campus, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-593-37234-7, S. 194ff.
  38. z-g-v.de (Memento vom 19. Juli 2011 im Internet Archive), Zentrum gegen Vertreibungen, Das Schicksal der Deutschen in Rumänien.
  39. Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa, Band III, Das Schicksal der Deutschen in Rumänien, ISBN 3-423-34185-8.
  40. Heinrich Freihoffer: Das Banat und die Banater Schwaben. Band 2: Der Leidensweg der Banater Schwaben im zwanzigsten Jahrhundert. Landsmannschaft der Banater Schwaben aus Rumänien in Deutschland, München 1983.
  41. Horst G. Klein, Katja Göring: Rumänische Landeskunde. Gunter Narr Verlag, 1995, ISBN 3-8233-4149-9, S. 43.
  42. Franz-Etienne.de: Geschichtlicher Rückblick der Banater Schwaben
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