Heldenplatz (Budapest)
Auf dem Heldenplatz (ungarisch Hősök tere) in der ungarischen Hauptstadt Budapest dominiert das 36 Meter hohe Millenniumsdenkmal. Zu finden ist der Platz im Stadtteil Pest. Dort markiert er das Ende der Andrássy-Straße und ist das Tor zum Stadtwäldchen, das sich mit seinen Alleen direkt hinter dem Platz erstreckt. Seitlich säumen das Museum der Bildenden Künste und die Kunsthalle den Heldenplatz. Er gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Geschichte
Während der Budapester Millenniumsausstellung 1896 zur Feier des 1000-jährigen Jubiläums der magyarischen Landnahme beschloss das Parlament, den Helden der ungarischen Geschichte ein Denkmal zu errichten. Mit der Umsetzung des Millenniumsdenkmals wurden der Architekt Albert Schickedanz und der Bildhauer György Zala beauftragt. Schickedanz entwarf zudem auch die beiden Museumsbauten, die den Platz zu beiden Seiten flankieren. 1929, also 30 Jahre nach Baubeginn, fanden die Bauarbeiten um den Heldenplatz ihr Ende.
Immer wieder war der Heldenplatz über die Jahre Bühne für einschneidende Ereignisse in der ungarischen Geschichte. So zertrümmerten die Ungarn während der Revolution 1918–19, als Zeichen des Bruches mit den Habsburgern das Bildnis Kaiser Franz Josephs und legten den gesamten Platz mit roten Draperien aus. Außerdem ersetzten sie die Statuen von Árpád durch eine Statue von Marx und einem Arbeiter-und-Bauern-Monument.
Nach 1945 war der Heldenplatz wiederholt Schauplatz politischer Kundgebungen. Ungarn geriet in den Einflussbereich von Stalins Sowjetunion. Dem an die Macht gekommenen kommunistischen Diktator Mátyás Rákosi war das Millenniumsdenkmal ein Dorn im Auge. Er hätte das Denkmal (mit christlichen Symbolen) am liebsten gänzlich abtragen lassen, scheiterte jedoch am Widerstand der ungarischen Bevölkerung. Die an die Macht gekommenen Kommunisten konnten jedoch durchsetzen, dass die Skulpturen der Habsburger (in ihrer Eigenschaft als Könige von Ungarn) entfernt und durch ungarische Freiheitskämpfer ersetzt wurden.
Folgende Figuren wurden entfernt:
- Ferdinand I. ersetzt durch István Bocskai
- Karl III. ersetzt durch Gabriel Bethlen
- Maria Theresia ersetzt durch Imre Thököly
- Leopold II. ersetzt durch Franz II. Rákóczi
- Franz Joseph ersetzt durch Lajos Kossuth
Die entfernten Figuren kamen in ein Lager in das Dorf Sülysáp (Komitat Pest). Im Jahre 2002 wurde die Skulptur von Maria Theresia restauriert und in das Ungarische Nationalmuseum überführt. Über das Schicksal der weiteren Skulpturen wurde noch nicht endgültig entschieden, es ist jedoch vorgesehen, auch diese zu restaurieren.
Am Heldenplatz wurde 1989 Imre Nagy und seine damaligen Mitstreiter (des Ungarischen Volksaufstandes von 1956) in einem feierlichen Staatsakt rehabilitiert.
Millenniumsdenkmal
Das Millenniumsdenkmal (ungarisch: Millenniumi emlékmű) steht in der Mitte des Platzes und erinnert an die Helden der ungarischen Geschichte. Das von Albert Schickedanz und György Zala geschaffene Monument, dessen Errichtung das Parlament während der Millenniumsfeierlichkeiten 1896 beschlossen hatte, wurde 1929 fertiggestellt. In der Mitte erhebt sich eine 36 Meter hohe Säule, die eine etwa fünf Meter große Figur des Erzengels Gabriel trägt. Dieser hält in einer Hand die ungarische Krone, in der anderen das apostolische Doppelkreuz. Der Sage nach soll der Erzengel im Traum des Papstes erschienen sein und ihm vorgeschlagen haben, die bereits vorbereitete königliche Krone dem ungarischen Volk zu geben.
Zu Füßen der Säule findet man die Reiterstatuen von Fürst Árpád und sechs weiteren Stammesfürsten aus der Zeit der Landnahme (siehe Die sieben Heerführer der Magyaren).
Unmittelbar vor dem Milleniumsdenkmal befindet sich das 1929 eingeweihte Heldendenkmal, ein einfacher Steinquader, der die Aufschrift trägt:
Flankiert wird das Millenniumsdenkmal von der Kolonnade. Sie ist eine halbkreisförmige, verzierte Säulenreihe, die als Pantheon der ungarischen Geschichte dient. Zwischen den Säulen findet man Standbilder von Herrschern und bedeutenden historischen Gestalten Ungarns von den Anfängen in Europa bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.
Figuren von links nach rechts:
- Stephan I. (I. István)
- Ladislaus I. (I. László)
- Koloman (Könyves Kálmán)
- Andreas II. (II. András)
- Béla IV.
- Karl I. (Károly Róbert)
- Ludwig I. (I. Lajos)
- János Hunyadi
- Matthias Corvinus
- István Bocskai
- Gabriel Bethlen (Bethlen Gábor)
- Imre Thököly
- Franz II. Rákóczi (II. Rákóczi Ferenc)
- Lajos Kossuth
- János Hunyadi
- Lajos Kossuth
- András II.
- Ferenc Rákóczi II.
- Matthias Corvinus
- Stephan I. (der Heilige)
- István Bocskai
- Ladislaus I. (der Heilige)
- Koloman (ung. Könyves Kálmán)
- Béla IV.
- Karoly Róbert
- Ludwig I. (ung. Nagy Lajos)
- Imre Thököly
- Gabriel Bethlen
Museum der Bildenden Künste
Das Museum der Bildenden Künste (Szépművészeti Múzeum) wurde 1906 fertiggestellt und beherbergt die wichtigste Sammlung nicht-ungarischer Kunst in Budapest. Es präsentiert ein breites Spektrum künstlerischer Epochen, von einer kleinen ägyptischen Sammlung über antike griechische und römische Kunst, bis hin zur Renaissance und Moderne. So verfügt die Galerie der Alten Meister über die größte Sammlung spanischer Künstler außerhalb des Prado. Das Museum besitzt eine grafische Sammlung mit Werken von Marc Chagall, Lucas Cranach, Albrecht Dürer, Pablo Picasso, Nicolas Poussin, Raffael, Rembrandt van Rijn, Peter Paul Rubens und Giovanni Battista Tiepolo. Diese Sammlung wird allerdings nur in Ausschnitten und dann im Rahmen von Sonderausstellungen präsentiert.
Kunsthalle
Die Kunsthalle (Műcsarnok) mit ihren korinthischen Säulengängen beherbergt bedeutende Wechselausstellungen der Gegenwartskunst, sie wurde 1896 fertiggestellt.
Umgebung
Das Stadtwäldchen, das sich direkt hinter dem Heldenplatz befindet, war einst ein Sumpfgebiet. Heute ist es einer der meistbesuchten Parks der Stadt. Er wurde, wie viele andere Parks auch, als Englischer Landschaftsgarten angelegt und beinhaltet heute Museen, Sportanlagen, ein Bad und einen Tierpark. Auf einer Insel im See des Parks steht die Burg Vajdahunyad. Die Burg war, wie andere Gebäude der Insel auch, 1896 als Nachbildung historischer Gebäude geplant. Man entschied sich teilweise zum Ausbau und Erhalt der Gebäude.