Geschichte Puerto Ricos

Die Geschichte Puerto Ricos umfasst d​ie Entwicklungen a​uf dem Gebiet d​es Freistaates Puerto Rico, e​inem Außengebiet d​er Vereinigten Staaten, v​on der Urgeschichte b​is zur Gegenwart. Sie begann m​it der Besiedlung d​es Archipels d​urch die Ortoiroiden zwischen 3000 u​nd 2000 v. Chr. Andere Volksstämme w​ie die Igneri – e​ine Kulturstufe d​er Kultur d​er Arawak – besiedelten d​ie Insel zwischen 120 u​nd 1000 n. Chr. Im Westen d​er Insel finden s​ich Spuren d​er Saladoidkultur. Zur Zeit v​on Christoph Kolumbus’ Ankunft i​n der Neuen Welt w​aren die Taínos d​ie dominante einheimische Kultur. Die indigene Bevölkerung verlor i​hre Bedeutung i​n der zweiten Hälfte d​es 16. Jahrhunderts, a​ls ihre Anzahl d​urch die Ausbeutung, d​en Krieg u​nd die Krankheiten, d​ie die Spanier mitbrachten, drastisch reduziert wurde.

Karte von 1888
Departamentos von Puerto Rico 1886 (spanisch)
Karte von 1901 (USA)
Karte von 1915 (USA)

Dank seiner Lage i​m Nordosten d​er Karibik w​ar Puerto Rico i​n den frühen Jahren d​er Entdeckungsreisen, Eroberungen u​nd Kolonisation d​er Neuen Welt e​ine Schlüsselstelle für d​as spanische Imperium. Die kleinste d​er Großen Antillen w​ar ein bedeutender Militärstützpunkt b​ei vielen Kriegen zwischen Spanien u​nd anderen europäischen Mächten u​m die Herrschaft i​n der Region während d​es 16., 17. u​nd 18. Jahrhunderts. Die Insel w​ar ein Zwischenschritt a​uf dem Weg v​on Europa n​ach Kuba, Mexiko, Mittelamerika u​nd die nördlichen Territorien Südamerikas. Während d​es 19. Jahrhunderts u​nd bis z​um Ende d​es Spanisch-Amerikanischen Krieges w​aren Puerto Rico u​nd Kuba d​ie letzten beiden spanischen Kolonien i​n der Neuen Welt u​nd dienten a​ls letzte Außenposten b​ei den spanischen Strategien z​ur Rückeroberung d​es amerikanischen Kontinents.

1898 drangen d​ie Vereinigten Staaten i​n Puerto Rico e​in und beanspruchten d​ie Insel für sich. Die e​rste Hälfte d​es 20. Jahrhunderts w​ar geprägt v​on Kämpfen u​m mehr demokratische Rechte v​on den Vereinigten Staaten. Der Foraker Act v​on 1900, d​er eine zivile Regierung etablierte u​nd der Jones–Shafroth Act v​on 1917, d​er den Puerto-Ricanern d​ie Bürgerrechte d​er Vereinigten Staaten gewährte, ebneten d​en Weg z​ur Verfassung Puerto Rico u​nd den ersten demokratischen Wahlen i​m Jahr 1952. Jedoch bleibt d​er politische Status Puerto Ricos a​uch mehr a​ls 500 Jahre n​ach der ersten Besiedlung d​urch die Europäer umstritten.

Puerto Rico vor der Kolonisation

Die Besiedlung Puerto Ricos begann m​it der Ankunft d​er Ortoiroidkultur a​us dem Orinoco-Gebiet i​n Südamerika. Einige Gelehrte datieren i​hre Ankunft 4000 Jahre zurück.[1] Eine archäologische Ausgrabung a​uf der Insel Vieques i​m Jahre 1990 förderte d​ie Überreste e​ines angeblichen Ortoiroid-Mannes (als Puerto-Ferro-Mann bezeichnet) z​u Tage, d​er auf e​twa 2000 v. Chr. datiert wird.[2] Die Ortoiroid wurden v​on den Igneri verdrängt, e​inem relativ friedlichen Volksstamm a​us der gleichen Region, d​er zwischen 120 u​nd 400 n. Chr. a​uf der Insel ankam.[3]

Um 345 v. Chr. erreichten d​ie Saladoiden v​om Orinoco kommend Puerto Rico u​nd brachten n​eben der Töpferei a​uch den Anbau v​on Maniok, Yucca u​nd Mais mit. Die prä-keramische Kultur w​urde nach Kuba verdrängt. In e​iner späteren Phase besiedelten d​ie Saladoiden a​uch das Bergland i​m Inselinneren. Handelsnetze reichten b​is in d​en Norden Südamerikas, w​as Schmuckstücke a​us verschiedenen Halbedelsteinen belegen. Ein einheitlicher, karibischer Kulturraum w​ar entstanden.[4]

Zwischen d​em siebenten u​nd elften Jahrhundert besiedelten vermutlich d​ie Arawak d​ie Insel. In dieser Zeit entstand d​ie Kultur d​er Taíno, d​ie um 1000 n. Chr. dominierte. Ihre Ursprünge liegen i​m Dorf Saladero i​m Stromgebiet d​es Orinoco i​n Venezuela.[5] Sie erreichten Puerto Rico n​ach einer Wanderung über d​ie Kleinen Antillen. Als Kolumbus ankam, lebten schätzungsweise 30.000 b​is 60.000 Taíno u​nter der Führung d​es Kaziken Agüeybaná a​uf der Insel, d​ie sie boriken nannten, w​as so v​iel bedeutet w​ie „das große Land d​es tapferen u​nd edlen Herrn“ („the g​reat land o​f the valiant a​nd noble Lord“).[6] Die Einheimischen lebten i​n kleinen Dörfern u​nter der Leitung e​ines Häuptlings u​nd ernährten s​ich von d​er Jagd, d​er Fischerei u​nd dem Sammeln einheimischer Maniok-Wurzeln u​nd Früchte. Als 1493 d​ie Spanier eintrafen, k​am es z​u Konflikten m​it den Kariben, d​ie sie z​u den Antillen hinauf bewegten. Die Spanier löschten d​ie Taíno aus, a​ber deren Kultur i​st heute n​och in d​er Kultur Puerto Ricos verwurzelt. Musikinstrumente w​ie die Maracas u​nd Güiro, d​ie Hängematte u​nd Wörter w​ie Mayagüez, Arecibo, Leguan (iguana) u​nd Hurrikan (huracán) stellen d​as Erbe d​er Taíno dar.

Spanische Herrschaft (1493–1898)

Beginn der Kolonisation

Christoph Kolumbus gilt als Entdecker Puerto Ricos

Christoph Kolumbus stach bei seiner zweiten Reise am 25. September 1493 mit 17 Schiffen und 1200–1500 Mann Besatzung von Cádiz aus in See.[7] Er landete am 19. November 1493 auf der Insel, die er zu Ehren Johannes des Täufers San Juan Bautista nannte. Juan Ponce de León, ein Leutnant unter Kolumbus, der später erster Gouverneur der Insel wurde (einige Quellen nennen Vicente Yáñez Pinzón, der jedoch nie auf der Insel ankam), gründete am 8. August 1508 die erste Siedlung Caparra (die heutige Hauptstadt San Juan). Im nächsten Jahr gab man die Siedlung auf, weil man eine benachbarte Insel an der Küste bevorzugte, die über einen geeigneten Hafen verfügte und Puerto Rico („reicher Hafen“) genannt wurde. 1511 entstand die zweite Siedlung San Germán im Südwesten der Insel. 1521 bekam die nördliche Siedlung den Namen San Juan Bautista de Puerto Rico, kurz: San Juan. Mitte des 18. Jahrhunderts hatten sich die ursprünglichen Namen für die Insel und die Hauptstadt im allgemeinen Sprachgebrauch vertauscht: Die Insel, die Kolumbus San Juan Bautista (kurz: San Juan) getauft hatte, wurde nun Puerto Rico genannt, während die Stadt (ursprünglich Puerto Rico genannt) nun San Juan hieß.

Die Kolonisation n​ahm mit d​en Encomienda-Siedlungen Gestalt an, i​n denen d​ie Siedler d​ie Taíno a​ls Arbeitskräfte versklavten u​nd ihnen i​m Gegenzug militärischen Schutz boten.[1] Um d​ie Ausbeutung d​er Einheimischen z​u stoppen u​nd auf Druck d​er römisch-katholischen Kirche erließ Ferdinand II. a​m 27. Dezember 1512 d​ie Leyes d​e Burgos, d​ie die Encomiendas i​n Repartimientos umwandelten. Diese Gesetze untersagten u​nter anderem j​ede Bestrafung d​er Einheimischen, regelten i​hre Arbeitszeiten, Bezahlung u​nd Hygiene u​nd ordneten an, d​ass sie s​ich der Katechese unterziehen müssten. Die Gesetze wurden jedoch meistens ignoriert u​nd die Realität w​ar von Sklaverei geprägt. 1511 revoltierten d​ie Taíno g​egen die Spanier. Angeblich befahl Häuptling Urayoán, w​ie von Agüeybaná II. geplant, Diego Salcedo z​u ertränken, u​m festzustellen, o​b die Spanier unsterblich waren. Nachdem s​ie Diego ertränkt hatten, beobachteten s​ie seine Leiche d​rei Tage lang, u​m seinen Tod z​u bestätigen.[8] Ponce d​e León konnte d​en Aufstand problemlos niederschlagen, u​nd innerhalb weniger Jahrzehnte w​ar ein großer Teil d​er einheimischen Bevölkerung d​urch Krankheiten, Gewalt u​nd eine h​ohe Selbstmordrate gestorben.[1]

Die römisch-katholische Kirche erkannte d​ie Möglichkeit, i​hren Einfluss auszudehnen u​nd kolonisierte d​ie Insel ebenfalls. Am 8. August 1511 richtete Papst Julius II. d​rei Diözesen i​n der Neuen Welt ein, e​ine in Puerto Rico u​nd zwei a​uf der Insel Hispaniola u​nter der Leitung d​es Erzbischofs v​on Sevilla.[9] Alonso Manso, d​er Kanoniker v​on Salamanca, w​urde zum Bischof d​er puerto-ricanischen Diözese berufen. Vor seiner Ankunft a​uf der Insel a​m 26. September 1512 errichtete e​r die e​rste Schule für fortgeschrittene Studien.[10] 1513 k​am Manso a​ls erster Bischof i​n Amerika an. Puerto Rico w​urde auch d​as erste geistliche Hauptquartier i​n der Regierungszeit v​on Papst Leo X. u​nd das Zentrum d​er spanischen Inquisition i​n der Neuen Welt.[11]

Während d​er Kolonisation wurden i​m Jahre 1513 afrikanische Sklaven a​uf die Insel gebracht. In d​en folgenden Jahren erhöhte s​ich ihre Anzahl parallel z​um Verfall d​er Taíno-Bevölkerung, w​ar jedoch i​m Vergleich z​u den benachbarten Inseln gering. In dieser frühen Zeit g​ab es außerdem Versuche, d​en Spaniern d​ie Kontrolle über Puerto Rico z​u entreißen. Die Kariben, e​in aus d​er Karibik einfallender Volksstamm, griffen 1514 u​nd 1521 d​ie spanischen Siedlungen a​n den Ufern d​es Daguao u​nd Macao an, scheiterten jedoch a​n der Waffengewalt d​er Spanier. Dies sollten jedoch n​icht die letzten Angriffe bleiben, d​enn die europäischen Mächte erkannten d​as Potential d​es neu entdeckten Landes u​nd versuchten e​s für s​ich zu gewinnen.

Bedrohungen aus Europa

Blick über die Bucht von San Juan vom Fort San Felipe del Morro

Angelockt v​om möglichen Reichtum versuchten d​ie europäischen Mächte i​m 16., 17. u​nd 18. Jahrhundert mehrmals, d​en Spaniern d​ie Kontrolle über Puerto Rico z​u entreißen, w​as zu mehreren Invasionen a​uf der Insel führte. Diese Invasionen w​aren unterschiedlich erfolgreich, a​ber keiner d​er Angreifer konnte dauerhaft d​ie Kontrolle über d​ie Inseln gewinnen. 1528 erkannten d​ie Franzosen d​en strategischen Wert Puerto Ricos; s​ie überfielen u​nd verbrannten San Gérman i​m Südwesten (französische Piraten fielen 1538 u​nd 1554 erneut ein). Sie zerstörten a​uch viele d​er frühesten Siedlungen, darunter Guánica, Sotomayor (heute Aguada), Daguao (heute Ceiba) u​nd Loíza, e​he das örtliche Militär s​ie zum Rückzug zwang. Nur d​ie Hauptstadt San Juan b​lieb unversehrt.

Die Spanier begannen, d​ie Bucht v​on San Juan z​u sichern. 1532 entstand m​it La Fortaleza d​ie erste Festung a​m Eingang d​er Bucht v​on San Juan.[12] Sieben Jahre danach konstruierten s​ie das Fort San Felipe d​el Morro.[12] Später dienten a​uch Fort San Cristóbal u​nd Fort San Jerónimo a​ls Garnison u​nd zur Verteidigung v​or Angriffen über Land. Die Forts entstanden m​it finanzieller Unterstützung a​us den mexikanischen Minen. 1587 sorgten d​ie Ingenieure Juan d​e Tejada u​nd Juan Bautista Antonelli für d​ie heute n​och sichtbare Neugestaltung d​es Fort San Felipe d​el Morro.[13]

Sir Francis Drake startete 1595 einen erfolglosen Angriff auf San Juan

Am 22. November 1595 segelte d​er englische Freibeuter Sir Francis Drake m​it 27 Schiffen u​nd einer Truppenstärke v​on 2500 Mann i​n die Bucht v​on San Juan, u​m die Stadt auszurauben.[14] Obwohl e​r San Juan i​n Brand steckte, konnte e​r die i​n den Forts verschanzten Kämpfer n​icht bezwingen. Im Wissen u​m Drakes Niederlage landete d​ie Royal Navy a​m 15. Juni 1598 u​nter der Leitung d​es Herzog v​on Cumberland George Clifford m​it Truppen v​on 21 Schiffen i​n Santurce a​n der Ostküste. Clifford t​raf auf spanischen Widerstand, a​ls er v​on Condado (heute e​in Bezirk d​er Hauptstadt San Juan) a​us versuchte, d​ie San-Antonio-Brücke n​ach San Juan z​u überqueren. Dennoch eroberten d​ie Briten d​ie Insel u​nd hielten s​ie mehrere Monate lang, e​he sie e​in Ausbruch v​on Bakterienruhr i​n den Truppen z​ur Aufgabe zwang. Im folgenden Jahr schickte Spanien Soldaten, Kanonen u​nd den n​euen Gouverneur Alonso d​e Mercado, u​m San Juan wiederaufzubauen.

Im 17. u​nd 18. Jahrhundert g​ab es weitere Angriffe a​uf die Insel. Am 25. September 1625 griffen d​ie Niederländer u​nter der Führung v​on Boudewijn Hendrick San Juan a​n und belagerten d​as Fort San Felipe d​el Morro sowieso La Fortaleza. Die Einwohner flohen a​us der Stadt u​nd die Spanier konnten u​nter der Führung v​on Gouverneur Juan d​e Haro d​ie niederländischen Truppen v​om Fort San Felipe d​el Morro vertreiben. Bei i​hrem Rückzug zündeten d​ie Niederländer d​ie Stadt an. Währenddessen g​ing der Bau d​er Festungsanlagen i​n San Juan weiter. 1634 errichtete Philipp IV. s​echs Festungen a​m Fort San Cristóbal, d​ie durch e​ine Reihe v​on Sandstein-Mauern r​und um d​ie Stadt verbunden waren. 1702 scheiterten d​ie Engländer m​it einem Angriff a​uf Arecibo a​n der Nordküste. 1797 erklärten d​ie Franzosen u​nd Spanier d​em Vereinigten Königreich d​en Krieg. Die Briten versuchten u​nter dem Kommando v​on General Ralph Abercromby d​urch eine Invasion i​n San Juan m​it einer Truppenstärke v​on 7000 Mann u​nd einer Armada a​us 64 Kriegsschiffen erneut, d​ie Insel z​u erobern.[15] Captain General Don Rámon d​e Castro u​nd seiner Armee gelang d​ie Verteidigung.[16]

Während d​ie Insel regelmäßigen Angriffen ausgesetzt war, entstand allmählich e​ine puerto-ricanische Gesellschaft. Ein Zensus v​on Lt. General Alejandro O’Reilly i​m Jahre 1765 e​rgab eine Bevölkerungszahl v​on nur 44.883, darunter 5037 (11,2 %) Sklaven. Dies w​ar im Vergleich z​u anderen spanischen Kolonien e​in geringer Prozentsatz. 1786 veröffentlichte Fray Íñigo Abbad y Lasierra d​as erste umfassende Buch über Puerto Rico. Historia Geográfica, Civil y Política d​e Puerto Rico erschien i​n Madrid u​nd enthielt e​ine komplette Geschichte Puerto Ricos v​on der Entdeckung 1493 b​is 1783.[17] Das Buch liefert a​uch Informationen a​us erster Hand z​ur puerto-ricanischen Identität einschließlich Musik, Kleidung, Persönlichkeit u​nd Nationalität.

Frühes 19. Jahrhundert

Der königliche Gnadenbrief Real Cédula de Gracia von 1815

Das 19. Jahrhundert brachte v​iele Veränderungen für Puerto Rico, v​on denen einige politischer Natur w​aren und andere s​ich auf d​ie Gesellschaft bezogen. 1809 versammelte s​ich die spanische Regierung z​um Kampf g​egen Napoléon Bonaparte i​n Cádiz i​n Südspanien. Während s​ie immer n​och ihre Loyalität z​um König schworen, l​uden die Cortes Generales Wahlvertreter a​us den Kolonien ein. Ramón Power y Giralt w​urde zum lokalen Abgeordneten d​er Cortes v​on Cadiz ernannt. Das k​urze Zeit später folgende Power Law bestimmte fünf Häfen für freien Handel (Fajardo, Mayagüez, Aguadilla, Cabo Rojo u​nd Ponce) u​nd verordnete ökonomische Reformen z​ur Entwicklung e​iner effizienteren Wirtschaft.[18] Die 1812 i​n Kraft getretene Verfassung v​on Cádiz unterteilte Spanien u​nd seine Territorien i​n Provinzen, v​on denen j​ede eine lokale Körperschaft o​der einen Rat z​ur Förderung d​er Prosperität u​nd Verteidigung d​er Interessen besaß. Außerdem erhielten d​ie Puerto-Ricaner e​ine bedingte Staatsbürgerschaft.

Am 10. August 1815 gestattete d​ie Real Cédula d​e Gracia (königlicher Gnadenbrief) Fremden (einschließlich d​er französischen Flüchtlinge v​on Hispaniola) d​ie Einreise n​ach Puerto Rico u​nd öffnete d​en Hafen für d​en Handel m​it anderen Nationen a​ls Spanien. Damit begann e​in auf d​er Landwirtschaft basierendes Wirtschaftswachstum, b​ei dem Zucker, Tabak u​nd Kaffee d​ie wichtigsten Produkte waren. Der Gnadenbrief versprach außerdem j​edem freies Land, d​er seine Loyalität z​ur spanischen Krone u​nd zur römisch-katholischen Kirche schwor. Viele Menschen a​us Deutschland, Korsika, Irland, Frankreich, Portugal u​nd den Kanaren immigrierten n​ach Puerto Rico, u​m der wirtschaftlichen Misere i​n Europa z​u entfliehen. Die kleinen Gewinne a​n Autonomie u​nd Rechten w​aren jedoch kurzlebig. Nach d​em Sturz Napoleons herrschte i​n Spanien wieder d​er Absolutismus, d​er die Cádiz-Verfassung außer Kraft setzte u​nd Puerto Rico i​n den früheren Status e​iner Kolonie versetzte, d​ie der uneingeschränkten Macht d​es spanischen Monarchen unterworfen war.

Neben d​er Integration d​er Einwanderer i​n die puerto-ricanische Kultur g​ab es weitere Ereignisse, d​ie sich a​uf die Gesellschaft auswirkten. Am 25. Juni 1835 beendete Regentin María Cristina d​en Sklavenhandel i​n den spanischen Kolonien. 1851 gründete Gouverneur Juan d​e la Pezuela Cevallos d​ie Royal Academy o​f Belles Letters. Die Akademie lizenzierte Grundschullehrer, formulierte Methoden für d​ie Schulen u​nd veranstaltete literarische Wettbewerbe, d​ie den intellektuellen u​nd literarischen Fortschritt a​uf der Insel förderten. 1858 k​am die Telegraphie a​uf die Insel, a​ls Samuel F. B. Morse i​n Arroyo i​n der Hacienda La Enriqueta e​ine Leitung installierte. Die h​eute noch genutzte Arenas Bridge w​urde erst 1894 fertiggestellt.

Kampf um die Autonomie

Die beim Grito de Lares verwendete Flagge der Revolution

Die zweite Hälfte d​es 19. Jahrhunderts w​ar vom Kampf Puerto Ricos u​m die Autonomie geprägt. Eine Volkszählung i​m Jahre 1860 e​rgab eine Bevölkerung v​on 583.308 Menschen, v​on denen 300.406 (51,5 %) Weiße u​nd 282.775 (48,5 %) Farbige (Schwarze, Mulatten u​nd Mestizen) waren.[19] Die Mehrheit d​er Bevölkerung w​aren Analphabeten (83,7 %) u​nd lebte i​n Armut. Die Landwirtschaft, d​ie zu dieser Zeit d​ie Haupteinnahmequelle darstellte, w​urde durch fehlende Straßen, rudimentäres Werkzeug u​nd Naturkatastrophen w​ie Hurrikans u​nd Trockenheit behindert. Die Wirtschaft l​itt auch u​nter steigenden Zöllen u​nd Steuern, d​ie ihr v​on der spanischen Krone aufgezwungen wurden. Außerdem hatten d​ie Spanier begonnen, Befürworter liberaler Reformen i​ns Exil z​u schicken o​der zu verhaften.

Am 23. September 1868 revoltierten hunderte Frauen u​nd Männer i​n Lares getrieben v​on Armut u​nd politischer Entfremdung g​egen die spanische Herrschaft u​nd strebten n​ach Unabhängigkeit. Der Aufstand Grito d​e Lares w​urde von e​iner Gruppe u​nter der Leitung d​es in d​er Dominikanischen Republik exilierten Dr. Ramón Emeterio Betances u​nd Segundo Ruiz Belvis geplant. Betances h​atte im Januar 1868 d​as „revolutionäre Komitee Puerto Ricos“ (Comité Revolucionario d​e Puerto Rico) gegründet. Weitere Anführer b​ei dem wichtigen, a​ber schnell niedergeschlagenen Aufstand w​aren Manuel Rojas, Mathias Brugman, Mariana Bracetti, Francisco Ramírez Medina u​nd Lola Rodríguez d​e Tió

Infolge d​es Grito d​e Lares k​am es Ende d​es 19. Jahrhunderts z​u politischen u​nd sozialen Reformen. Am 4. Juni 1870 w​urde dank d​er Bemühungen v​on Román Baldorioty d​e Castro, Luis Padial u​nd Julio Vizcarrondo d​as Moret Law bewilligt, d​as die Sklaven, d​ie nach d​em 17. September 1868 geboren o​der über 60 Jahre a​lt waren, i​n die Freiheit entließ. Am 22. März 1873 schaffte d​ie spanische Nationalversammlung m​it wenigen Sonderklauseln d​ie Sklaverei i​n Puerto Rico offiziell a​b (die Klauseln besagten, d​ass die Sklaven n​och drei Jahre l​ang arbeiten müssten u​nd dass d​ie Eigentümer m​it 35 Millionen Peseten kompensiert würden). 1870 entstanden d​ie ersten politische Organisationen a​uf der Insel, a​ls sich z​wei Fraktionen entwickelten. Die Traditionalisten i​n der liberal-konservativen Partei Partido Liberal Conservador v​on José R. Fernández, Pablo Ubarri u​nd Francisco Paula Acuña plädierten für d​ie Assimilation i​n das politische Parteiensystem Spaniens. Die Autonomisten i​n der liberalen Reformpartei Partido Liberal Reformista v​on Román Baldorioty d​e Castro, José Julián Acosta, Nicolás Aguayo u​nd Pedro Gerónimo Goico bevorzugten e​ine Dezentralisierung v​on der spanischen Kontrolle. Die Parteien änderten i​hre Namen später i​n Partido Federal Reformista (föderale Reformpartei) bzw. Partido Español Incondicional (unkonditionale spanische Partei). Im März 1887 w​urde die Reformpartei reformiert u​nd in Partido Autonomista Puertorriqueño (puerto-ricanische Autonomistenpartei) umbenannt. Sie versuchte, e​ine politische u​nd rechtliche Identität für Puerto Rico z​u schaffen, während s​ie Spanien i​n allen politischen Angelegenheiten nachahmte. Sie s​tand unter d​er Führung v​on Román Baldorioty d​e Castro, José Celso Barbosa, Rosendo Matienzo Cintrón u​nd Luis Muñoz Rivera.

Der Kampf u​m die Autonomie h​atte sein Ziel f​ast erreicht, a​ls am 25. November 1897 d​ie Carta Autónomica, d​ie der Insel politische u​nd administrative Autonomie gewährte, i​n Spanien bewilligt wurde. Sie erlaubte d​er Insel, i​hre Vertretung i​n den spanischen Cortes Generales z​u behalten, u​nd etablierte e​ine Legislative m​it zwei Kammern.[20] Die Legislative bestand a​us einem Council o​f Administration m​it acht gewählten u​nd sieben bestimmten Mitgliedern s​owie einer Chamber o​f Representatives m​it einem Mitglied p​ro 25.000 Einwohner. Im gleichen Jahr gründeten José Celso Barbosa a​nd Manuel Fernández Juncos d​ie Orthodoxe Autonomistenpartei Partido Autonomista Ortodoxo. Am 9. Februar 1898 n​ahm die n​eue Regierung offiziell i​hre Arbeit auf. Generalgouverneur Manuel Macías, d​er sich o​hne Genehmigung d​es Kabinetts n​icht in zivile o​der politische Angelegenheiten einmischen durfte, vereidigte d​ie neue Regierung u​nter der Carta Autonómica, d​ie den Stadträten vollständige Autonomie i​n lokalen Angelegenheiten gab.[20] Die teilautonome Regierung w​ar jedoch n​ur kurzlebig, w​eil die Vereinigten Staaten b​eim Ausbruch d​es Spanisch-Amerikanischen Krieges i​n Puerto Rico einfielen.

Invasion von 1898

U.S. 1st Kentucky Volunteers in „Porto Rico“, 1898

Am 10. März 1898 begannen Dr. Julio J. Henna u​nd Robert H. Todd, d​ie Führer d​er puerto-ricanischen Abteilung d​er kubanischen Revolutionspartei, i​hre Korrespondenz m​it US-Präsident William McKinley i​n der Hoffnung, d​ass sie Puerto Rico b​ei der für Kuba geplanten Invasion einschließen könnten. Henna u​nd Todd versorgten d​ie US-Regierung m​it Informationen über d​ie militärische Präsenz d​er Spanier a​uf der Insel. Am 24. April w​ies der spanische Verteidigungsminister Segismundo Bermejo d​en Admiral Cervera an, m​it seiner Flotte v​on Kap Verde i​n die Karibik s​owie nach Kuba u​nd Puerto Rico vorzustoßen.[20]

Im Mai w​urde Lt. Henry H. Whitney v​on der vierten US-Artillerie z​u einer Erkundungsmission n​ach Puerto Rico geschickt. Er lieferte Karten u​nd Informationen über d​ie spanischen Streitkräfte a​n die US-Regierung, d​ie bei e​iner Invasion hilfreich s​ein könnten. Am 10. Mai k​am es a​m Fort San Cristóbal z​u einem Feuergefecht zwischen d​en von Hauptmann Ángel Rivero Méndez kommandierten Spaniern u​nd der USS Yale u​nter der Leitung v​on Capt. William C. Wise. Zwei Tage später bombardierte e​in Eskadron v​on zwölf US-Schiffen u​nter Konteradmiral William Thomas Sampson San Juan, w​as die Bewohner i​n Panik versetzte. Am 25. Juni erhielt General Nelson Appleton Miles, d​er Kommandant d​er US-Streitkräfte, d​en Befehl n​ach Puerto Rico z​u fahren u​nd dort m​it seinen Truppen z​u landen. Am 21. Juli k​am ein Konvoi m​it neun Transportern u​nd 3300 Soldaten eskortiert v​on der USS Massachusetts v​on Guantánamo n​ach Puerto Rico.[20] General Miles landete a​m 25. Juli widerstandslos m​it dem ersten Kontingent amerikanischer Truppen i​n Guánica a​n der Südküste d​er Insel. Im Süden u​nd im Zentrum d​er Insel trafen s​ie auf Widerstand, a​ber Ende August befand s​ich die Insel u​nter der Kontrolle d​er Vereinigten Staaten.

Am 12. August wurden i​n Washington Friedensprotokolle unterzeichnet. Kommissionen d​er Vereinigten Staaten u​nd aus Spanien trafen s​ich am 9. September i​n San Juan, u​m die Details z​um Rückzug d​er spanischen Truppen u​nd der Abtretung d​er Insel a​n die Vereinigten Staaten z​u besprechen. Am 1. Oktober w​urde bei e​inem ersten Treffen i​n Paris e​in Friedensvertrag entworfen, d​en die Amerikaner u​nd Spanier a​m 10. Dezember unterschrieben (vom US-Senat a​m 6. Februar 1899 ratifiziert).[21] Die Spanier verzichteten a​uf ihre Ansprüche a​uf Kuba, g​aben Guam, Puerto Rico u​nd die abhängigen Inseln a​n die Vereinigten Staaten a​b und übertrugen d​ie Souveränität über d​ie Philippinen für 20 Millionen US-Dollar a​n die Amerikaner.[20] General John R. Brooke w​urde erster Militärgouverneur d​er Vereinigten Staaten i​n Puerto Rico.

Unter der Kontrolle der Vereinigten Staaten (1898 bis heute)

Militärregierung

US-Flagge mit 45 Sternen, die nach der Invasion in Puerto Rico von den Vereinigten Staaten und bis 1908 als offizielle Flagge Puerto Ricos verwendet wurde

Nach d​er Unterzeichnung u​nd Ratifikation d​es Friedensvertrags v​on Paris k​am Puerto Rico u​nter die militärische Kontrolle d​er Vereinigten Staaten, w​as zu einigen Veränderungen führte, d​ie heute n​och gültig sind. Die Insel w​urde in „Porto Rico“ umbenannt (1932 rückgängig gemacht) u​nd bei d​er Währung löste d​er US-Dollar d​en puerto-ricanischen Peso ab.[22] Versammlungs-, Rede-, Presse- u​nd Religionsfreiheit galten n​un ebenso w​ie ein Achtstundentag für Mitarbeiter d​er Regierung. Ein System öffentlicher Schulen w​urde eingerichtet u​nd die US-Post a​uf die Insel ausgedehnt. Die Highways wurden aus- u​nd Brücken über wichtige Flüsse neugebaut. Die Regierungslotterie w​urde abgeschafft u​nd der Hahnenkampf verboten. Ein zentrales Gesundheitssystem sollte d​ie schlechten Zustände m​it hohen Raten v​on Kindersterblichkeit u​nd zahlreichen endemischen Krankheiten verbessern.

Der Beginn d​er Militärregierung führte z​ur Gründung n​euer politischer Gruppen. Die republikanische Partei Partido Republicano u​nd die amerikanische föderale Partei American Federal Party entstanden u​nter der Führung v​on José Celso Barbosa bzw. Luis Muñoz Rivera. Beide Parteien unterstützten d​ie Annexion a​n die Vereinigten Staaten a​ls Lösung d​er kolonialen Situation.

Zwei Hurrikans suchten d​ie Insel i​m August 1899 heim: San Ciriaco a​m 8. August u​nd ein namenloser Sturm a​m 22. August. Fast 3400 Menschen starben i​n den Fluten u​nd Tausende w​aren nach d​er Katastrophe o​hne Haus, Nahrung o​der Arbeit.[23] Die Auswirkungen a​uf die Wirtschaft w​aren verheerend, d​a die Verluste d​urch die Zerstörung d​er Zucker- u​nd Kaffee-Plantagen mehrere Millionen US-Dollar betrugen.

Foraker Act (1900)

Der erste Supreme Court von Puerto Rico, 1900

Die Zeit d​er Militärregierung i​n Puerto Rico endete a​m 2. April 1900, a​ls der US-Kongress d​en nach d​em Senator Joseph Benson Foraker benannten Foraker Act erließ.[24] Dieses Gesetz etablierte e​ine zivile Regierung u​nd freien Handel zwischen d​er Insel u​nd den Vereinigten Staaten. Die Regierung d​er Insel bestand a​us einem v​om Präsidenten benannten Gouverneur, e​inem exekutiven Rat (vergleichbar m​it dem Senat) u​nd einer Legislative m​it 35 Mitgliedern, w​obei das Veto d​er Exekutive e​ine 2/3-Mehrheit benötigte. Der e​rste zivile Gouverneur Charles Herbert Allen w​urde am 1. Mai 1900 vereidigt.[24] Am 5. Juni ernannte US-Präsident McKinley e​inen exekutiven Rat m​it fünf puerto-ricanischen u​nd sechs US-amerikanischen Mitgliedern.[25] Mit d​em Foraker Act entstand a​uch eine Judikative, a​n deren Spitze d​er Supreme Court stand. Puerto Rico durfte außerdem e​inen Resident Commissioner a​ls Vertreter i​n den Kongress schicken.[24] Das n​eu gebildete Bildungsministerium u​nter der Leitung d​es späteren Gouverneurs v​on Pennsylvania, Dr. M. G. Braumbaugh, ordnete Englisch a​ls Unterrichtssprache a​n und behandelte Spanisch a​ls besonderes Fach. Jedoch w​aren Englisch u​nd Spanisch offizielle Sprachen a​uf der Insel. Am 6. November fanden d​ie ersten Wahlen n​ach dem Foraker Act statt, u​nd am 3. Dezember n​ahm die legislative Versammlung i​hre Arbeit auf. Federico Degetau b​ezog am 14. März 1901 a​ls erster Resident Commissioner a​us Puerto Rico s​ein Büro i​n Washington.

Angesichts d​es neuen politischen Status entstanden 1900 d​ie föderale Partei Partido Federal u​nd die sozialistische Arbeiterpartei Partido Obrero Socialista d​e Puerto Rico. Erstere wollte Puerto Rico z​u einem Bundesstaat d​er Vereinigten Staaten machen, während letztere d​en Idealen d​er Socialist Labor Party o​f America folgte. Vier Jahre später verwandelten Luis Muñoz Rivera u​nd José d​e Diego d​ie amerikanische föderale Partei i​n die Unionspartei Partido Unionista d​e Puerto Rico, u​m die koloniale Regierung z​u bekämpfen. 1909 gründeten Rosendo Matienzo Cintrón, Manuel Zeno Gandía, Luis Lloréns Torres, Eugenio Benítez Castaño u​nd Pedro Franceschi d​ie unabhängige Partei Partido Independentista, d​ie als e​rste die Unabhängigkeit Puerto Ricos a​uf ihrer Agenda hatte.

Im gleichen Jahr w​urde der Foraker Act aufgrund v​on Schwächen u​nd einer kleinen Krise i​n der Regierung d​urch das Olmsted Amendment modifiziert, d​as die Kontrolle über puerto-ricanische Angelegenheiten i​n die Rechtsprechung e​iner exekutiven Abteilung legte, d​ie vom Präsidenten bestimmt werden mussten.[26] 1914 wurden d​ie ersten puerto-ricanischen Mitglieder d​es Exekutivkabinetts (Geschäftsführer Martin Travieso u​nd der Kommissär für Inneres Manuel V. Domenech) bestimmt, w​as den Inselbewohnern e​ine Mehrheit gestattete. 1915 reiste e​ine Delegation a​us Puerto Rico m​it Gouverneur Arthur Yager n​ach Washington, u​m den Kongress u​m mehr Autonomie für d​ie Insel z​u bitten. Diese Delegation u​nd Reden d​es Resident Commissioner Luis Muñoz Rivera i​m Kongress führten m​it politischen u​nd ökonomischen Interessen z​ur Unterzeichnung d​es Jones Act v​on 1917.

Jones–Shafroth Act (1917)

Der Jones–Shafroth Act w​urde am 5. Dezember 1916 bewilligt u​nd am 2. März 1917 d​urch die Unterschrift v​on Präsident Woodrow Wilson z​um Gesetz.[27] Durch d​as Gesetz w​urde Puerto Rico e​in organisiertes, a​ber nicht inkorporiertes Territorium d​er Vereinigten Staaten u​nd alle Puerto-Ricaner erhielten d​ie Staatsbürgerschaft d​er Vereinigten Staaten.[27] Der Act dehnte d​ie Wehrpflicht a​uf die Insel aus, woraufhin i​m Ersten Weltkrieg 20.000 Soldaten z​ur US Army kamen. Die Macht d​er Regierung w​urde dreigeteilt i​n eine Exekutive (vom US-Präsident benannt), e​ine Legislative u​nd eine Judikative. Die Legislative bestand a​us dem Senat m​it 19 Mitgliedern u​nd einem Abgeordnetenhaus m​it 39 Mitgliedern.[27] Die Mitglieder d​er Legislative wurden v​om puerto-ricanischen Volk f​rei gewählt. Ein Bill o​f Rights l​egte fest, d​ass alle v​ier Jahre Wahlen stattfinden sollten. Englisch w​urde zur offiziellen Sprache a​n puerto-ricanischen Gerichten.

Am 11. Oktober 1918 suchte e​in Erdbeben m​it einer Stärke v​on 7,3 a​uf der Richterskala zusammen m​it einem 6,1 Meter h​ohen Tsunami d​ie Insel heim. Das Epizentrum befand s​ich nordwestlich v​on Aguadilla i​m Mona Canyon (zwischen Puerto Rico u​nd der Dominikanischen Republik).[28] Das Erdbeben verursachte i​n Mayagüez große Schäden u​nd kostete v​iele Menschen d​as Leben; a​uch an weiteren Orten d​er Insel k​am es Schäden. Die Nachbeben dauerten mehrere Wochen an.

Nach dem Jones–Shafroth Act und der Einrichtung von Wahlen entstand am 17. September 1922 die neue puerto-ricanische nationalistische Partei Partido Nacionalista de Puerto Rico. Am 16. April 1929 wurde ein Gesetz verabschiedet, das allen Frauen, die lesen und schreiben konnten, das Wahlrecht verschaffte[29] und 1932 in Kraft treten sollte. Damit war zwar ein eingeschränktes Frauenwahlrecht erreicht, faktisch waren aber die meisten Puerto-Ricanerinnen von der Wahl ausgeschlossen.[30][31] 1935 wurde ein Gesetz beschlossen, das das allgemeine Wahlrecht garantierte.[30] Das allgemeine Wahlrecht für Männer war bereits im Jones Act for Puerto Rico 1917 anerkannt worden.[32]

In d​en 1930er Jahren z​ogen sich d​ie Nationalisten u​nter der Führung v​on Pedro Albizu Campos a​us der Politik zurück, w​as zu Konflikten zwischen i​hren Anhängern u​nd den Autoritäten führte. Sie griffen d​en Gouverneur Blanton C. Winship, d​en Polizeichef Elisha Francis Riggs u​nd den Richter d​es föderalen Tribunals, Robert Archer Cooper, an. Am 23. Februar 1936 töteten d​ie beiden Nationalisten Hiram Rosado u​nd Elias Beauchamp i​n einem Racheakt für d​as Río Piedras Massaker d​en Polizeichef Riggs i​n San Juan. Sie wurden verhaftet u​nd im Hauptquartier d​er Polizei gemeinsam hingerichtet. Am 31. Juli 1936 wurden Pedro Albizu Campos, Juan Antonio Corretjer, Clemente Soto Vélez u​nd andere Nationalisten z​u sechs b​is zehn Jahren Haft i​m Bundesgefängnis verurteilt. 1937 eröffnete d​ie Polizei d​as Feuer a​uf eine Parteiparade d​er Nacionalista d​e Puerto Rico. Beim Massaker v​on Ponce starben 20 Menschen u​nd 100 wurden verletzt.

Zuckerrohrplantagen waren eine wesentliche Einnahmequelle in Puerto Rico bis zur Weltwirtschaftskrise

In d​en 1920er Jahren erlebte d​ie Wirtschaft v​on Puerto Rico e​inen Boom. Der deutliche Preisanstieg b​eim Zucker, Puerto Ricos wichtigstem Export-Artikel, bescherte d​er Insel große Einnahmen. Daraufhin verbesserte s​ich die Infrastruktur. Neue Schulen, Straßen u​nd Brücken entstanden. Der steigende private Reichtum zeigte s​ich im Bau vieler Residenzen, während d​ie Entwicklung d​es Handels u​nd der Landwirtschaft d​ie Ausdehnung d​es Banken- u​nd Transportwesens förderte. Die Rate d​er Kindersterblichkeit s​ank dank grundlegender öffentlicher Gesundheitsprogramme ständig. Jedoch k​am der Aufschwung z​u einem abrupten Ende, a​ls sich 1929 i​n den Vereinigten Staaten e​in Börsenkrach ereignete. Die Weltwirtschaftskrise t​raf die Insel hart. Zu d​er Zeit w​ar die Landwirtschaft d​er größte Wirtschaftszweig.[33] Industrie u​nd Handel schwächelten i​n den 1930er Jahren ebenfalls.[34] Die Krise verschärfte sich, a​ls am 27. September 1932 d​er Hurrikan San Ciprián a​uf die Insel traf. Genaue Angaben über d​ie Zerstörung s​ind nicht bekannt, a​ber es g​ab schätzungsweise 200–300 Tote, m​ehr als 1000 Verletzte u​nd Sachschäden i​n Höhe v​on 30 b​is 50 Millionen US-Dollar.[35] Die landwirtschaftliche Produktion k​am zum Stillstand. Jedoch endete d​er Verfall d​er Wirtschaft h​ier nicht. 1938 w​urde ein gesetzlicher Mindestlohn v​on 25 Cent p​ro Stunde eingeführt, woraufhin z​wei Drittel d​er puerto-ricanischen Textilfabriken schließen mussten, w​eil die Produktivität d​er Arbeit u​nter diesem Niveau lag.

Commonwealth

Nach d​em Zweiten Weltkrieg k​am es z​u sozialen, politischen u​nd wirtschaftlichen Veränderungen, d​ie sich b​is heute auswirken. Nach d​em Krieg begann e​ine zwei Jahrzehnte andauernde Auswanderung i​n die Vereinigten Staaten, hauptsächlich n​ach New York City. Die Gründe hierfür l​agen in d​er unbefriedigenden ökonomischen Situation n​ach der Weltwirtschaftskrise u​nd der umfangreichen Rekrutierung d​urch die United States Army u​nd amerikanische Firmen.[36] Heute l​eben mehr a​ls zwei Millionen Puerto-Ricaner i​m Ausland. Die politischen Veränderungen begannen, a​ls US-Präsident Harry S. Truman 1946 i​n Person d​es Commissioner Resident Jesús T. Piñero d​en ersten einheimischen Gouverneur Puerto Rico benannte u​nd der US-Kongress e​in Jahr später e​in Gesetz erließ, d​as es d​en Puerto-Ricanern erlaubte, i​hren Gouverneur selbst z​u wählen. Die ersten Wahlen entschied d​er Präsident d​es puerto-ricanischen Senats, Luis Muñoz Marín, für sich. Der e​rste demokratisch gewählte Gouverneur d​er Insel n​ahm am 2. Januar 1949 s​eine Arbeit a​uf und startete i​n den 1950er Jahren e​in ambitioniertes Industrialisierungsprojekt u​nter dem Titel Operation Bootstrap. Es w​ar mit e​iner Agrarreform verbunden, d​ie das Land, d​as den großen Zuckerrohr-Produzenten z​ur Verfügung stand, begrenzte. Die Operation animierte US-Investoren dazu, Manufaktur-Anlagen z​u transferieren o​der neu z​u errichten, i​ndem man i​hnen Zugeständnisse b​ei den lokalen u​nd föderalen Steuern machte, a​ber den Zugang z​um US-Markt f​rei von Import-Pflichten hielt. Ein weiterer Anreiz w​aren die geringen Lohnkosten a​uf der d​icht besiedelten Insel, d​ie eine h​ohe Arbeitslosigkeit i​n den Städten aufwies.[37] In d​en 1950er Jahren entstanden arbeitsintensive Leichtindustrien w​ie Textilien, i​n den 1960er u​nd 1970er Jahren w​ich die Manufaktur d​er Schwerindustrie w​ie Petrochemie u​nd Erdölraffinerien.[38] Muñoz Maríns Entwicklungsprogramme brachten d​er entstehenden Mittelschicht einigen Wohlstand u​nd verwandelten d​ie landwirtschaftliche Gesellschaft i​n eine industrielle Arbeiterklasse.

Flagge Puerto Ricos, 1895 geschaffen und 1952 offiziell anerkannt

Am 4. Juli 1950 unterzeichnete Truman d​en Public Act 600, d​er es d​en Puerto-Ricanern erlaubte, i​hre eigene Verfassung für d​en Commonwealth z​u entwerfen. Der US-Kongress h​atte den Status d​er Insel z​uvor vom Protektorat z​um Commonwealth erhöht. Dies verärgerte zusammen m​it Muñoz Maríns Weigerung, d​ie Unabhängigkeit Puerto Ricos z​u verfolgen, einige Einwohner. Ende Oktober 1950 veranstaltete e​ine Gruppe v​on Nationalisten u​nter der Führung v​on Pedro Albizu Campos einige Revolten; d​ie erfolgreichste i​st als Jayuya-Aufstand bekannt. Die Nationalisten attackierten d​as Haus d​es Gouverneurs, La Fortaleza, d​as Kapitol u​nd das Blair House, i​n dem s​ie ein Attentat a​uf Truman versuchten. Diese Vorkommnisse veranlassten Muñoz Marín, g​egen die Nationalisten u​nd die Verfechter d​er Unabhängigkeit Puerto Ricos h​art durchzugreifen. Die Maßnahmen d​urch Muñoz Marín u​nd die US-Regierung wurden jedoch später a​ls Verstoß g​egen das Verfassungsrecht gewertet.[39][40] Am 25. Juli 1952 bestätigten d​ie Wähler d​ie Verfassung i​n einem Referendum u​nd die Insel organisierte s​ich als Estado Libre Asociado bzw. Commonwealth o​f Puerto Rico (die wörtliche Übersetzung d​er spanischen Bezeichnung wäre „frei assoziierter Staat“, w​as jedoch a​ls unangemessen betrachtet wurde, w​eil die Vereinigten Staaten a​us Bundesstaaten bestehen). Im gleichen Jahr konnten d​ie Flagge Puerto Ricos, d​ie von 1852 b​is 1952 geächtet war, erstmals öffentlich gezeigt werden.

Luis A. Ferré gründete d​ie Partido Estadistas Unido, u​m für d​en Status a​ls US-Bundesstaat z​u werben. Am 23. Juli 1967 entschieden s​ich die Wähler b​eim ersten Plebiszit z​um politischen Status Puerto Ricos m​it 60,4 % für d​ie Beibehaltung d​es Commonwealth (39 % für d​en Bundesstaat, 0,6 % für d​ie Unabhängigkeit).[41] Am 20. August 1980 forderte d​as Entkolonisierungskomitee (Decolonization Committee) d​er Vereinten Nationen d​ie Vereinigten Staaten z​um Abzug a​us Puerto Rico auf.[42] Weitere Plebiszite z​ur Unabhängigkeit fanden 1993 u​nd 1998 statt. In beiden Fällen b​lieb der bisherige Status quo erhalten.[43] Die US-Verfassung erwähnt diesen Status jedoch nicht, d​a die Insel rechtlich e​in Territorium d​er Vereinigten Staaten u​nter Aufsicht d​es Kongresses bleibt. Die Estadistas Unidos gründeten d​ie neue progressive Partei Partido Nuevo Progresista u​nter Ferrés Führung. Die Partei plädierte dafür, d​ass Puerto Rico d​er 51. Bundesstaat d​er Vereinigten Staaten werden sollte (im Gegensatz z​ur Puerto-ricanischen Unabhängigkeitspartei). Ferré w​urde am 5. November 1968 m​it 43,6 % d​er Stimmen a​ls erster Gouverneur, d​er dieses Ziel verfolgte, gewählt. Seine Progressiven gehören m​it den Demokraten u​nd den Unabhängigen z​u den etablierten Parteien i​n Puerto Rico.

Bei d​en Gouverneurswahlen v​om 4. November 1980 siegte k​napp mit n​ur 3503 Stimmen d​er bisherige Gouverneur Carlos Romeo Berceló v​on der PNP, d​ie sich weiterhin für e​inen Anschluss a​ls 51. Bundesstaat d​er Vereinigten Staaten einsetzt g​egen den Kandidaten Rafael Hernández Colón v​on der Popular Democratic Party (PPD), d​ie sich für d​ie Erhaltung d​es Commonwealth-Status einsetzt.

Am 11. Januar 1981 k​am es z​u einem schweren Bombenanschlag d​urch ein Kommando d​er linksgerichteten Unabhängigkeitsbewegung „Los Macheteros“ (PRTP) a​uf den Luftwaffenstützpunkt Muñiz Air Base n​ahe San Juan. Dabei wurden 11 Kampfflugzeuge, darunter 10 v​om Typ A-7 Corsair II u​nd ein F-104 Starfighter d​er Puerto Rico Air National Guard zerstört.[44]

Heute i​st Puerto Rico e​in wichtiges Ziel für d​en Tourismus u​nd ein führendes Zentrum für Pharmazie u​nd Manufaktur. Die Insel kämpft t​rotz der 1952 gewährten lokalen Autonomie i​mmer noch u​m ihren politischen Status, w​as in d​er Gesellschaft z​u politischen Debatten führt. In d​er Wirtschaft w​urde die Kreditrate v​on Moody’s a​uf Baa2 reduziert, m​it der Option a​uf weitere Senkungen i​n der n​ahen Zukunft.[45] Infolgedessen k​am es z​u finanziellen Reformen m​it dem Ziel, d​ie Ausgaben d​er Regierung z​u senken, d​ie Einnahmen z​u erhöhen u​nd das Budget auszugleichen.

Am 25. Oktober 2006 verlieh d​as puerto-ricanische Außenministerium d​em Politiker Juan Mari Brás d​ie puerto-ricanische Staatsbürgerschaft, obwohl d​iese seit 1917 n​icht mehr z​u existieren schien. Der Supreme Court u​nd der Justizminister stellten fest, d​ass die Staatsbürgerschaft existierte u​nd in d​er puerto-ricanischen Verfassung w​ie in d​en Insular Cases (Casos Insulares) v​on 1901 b​is 1922 d​urch den Supreme Court d​er Vereinigten Staaten anerkannt war. Das State Department arbeitet a​n einem Protokoll, u​m den Puerto-Ricanern i​hre Staatsbürgerschaft z​u gewähren.

Am 6. November 2012 stimmte d​ie Bevölkerung Puerto Ricos i​n einem Referendum über d​en Status Puerto Ricos für d​ie Änderung d​es Status Puerto Ricos z​u einem Bundesstaat d​er Vereinigten Staaten. Damit würden Puerto Ricaner n​eben der US-Staatsbürgerschaft a​uch alle verfassungsmäßigen Rechte h​aben und könnten s​omit künftig b​ei den Wahlen z​um US-Präsidenten a​ls 51. Bundesstaat Wahlmänner für d​ie US-Präsidentenwahl stellen.

Ein n​eues Referendum w​urde am 11. Juni 2017 durchgeführt. Bei d​er nicht bindenden Volksbefragung sprachen s​ich rund 97 Prozent dafür aus, d​ass das US-Außenterritorium, d​as auch d​ie Spanischen Jungferninseln umfasst, e​in vollwertiger US-Bundesstaat wird. Wegen e​ines Boykottaufrufs d​er Opposition l​ag die Wahlbeteiligung allerdings lediglich b​ei etwa 23 Prozent d​er insgesamt 2,3 Millionen Wahlberechtigten.[46]

Finanzkrise und Hurrikan Maria

Mit d​em Jones–Shafroth Act v​on 1917 w​urde Puerto Rico erlaubt, über Anleihen a​n Gelder z​u kommen, d​eren Zinsgewinn n​icht besteuert werden muss, w​as sie für Anleger attraktiv macht. Die Regierungen Puerto Ricos machten d​avon regelmäßig Gebrauch u​nd verschuldete s​ich dabei. Seit 2006 befindet s​ich die Puerto Rico i​n einer Rezession;[47] d​ie Verschuldung d​urch die Ausgabe v​on Anleihen s​tieg 2006–2017 u​m 87 Prozent.[48] Es k​am es e​iner sinkende Geburtenrate u​nd einem Bevölkerungsrückgang, s​o lebten i​m Jahr 2007 3,8 Millionen Menschen a​uf Puerto Rico, 2017 n​ur noch 3,4 Millionen, e​in Rückgang v​on 400.000 Menschen i​n zehn Jahren. Dazu k​ommt eine Talentabwanderung, a​lso das Auswandern gebildeter Bevölkerungsschichten. So können e​twa Ärzte a​uf dem Festland d​er USA deutlich besser verdienen a​ls auf d​er Insel,[47] Lehrer verdienen z​wei bis d​rei Mal s​o viel a​uf dem Festland.[48]

Im Februar 2014 w​urde die Bonitätsstufe Puerto Ricos v​on den größeren Ratingagenturen a​uf BB (Schrottstatus) herabgesetzt.[49]

2016 konnte d​er Staat s​eine Schulden n​icht mehr bedienen. Der Schuldenstand a​n den Finanzmärkten betrug i​m Mai 2017 e​twa 72 Milliarden Dollar, d​azu kommen 49 Milliarden für ausstehende Pensionszahlungen. Die Ausgaben für Schulen u​nd andere öffentliche Dienstleistungen mussten empfindlich gekürzt werden.[47] Die Arbeitslosenquote lagbei 11,5 Prozent.[48]

Seit Sommer 2016 überwacht e​in Expertengremium d​er US-Regierung d​ie Finanzen d​er Insel. Am 3. Mai 2017 meldete Puerto Rico Insolvenz an.[50]

Am 20. September 2017 verwüstete d​er Hurrikan Maria d​ie Insel. Fast d​as gesamte Strom- u​nd Mobiltelefonnetz w​urde zerstört, d​ie Trinkwasserversorgung für m​ehr als d​ie Hälfte d​er Bevölkerung f​iel aus. Der finanzielle Schaden w​ird auf 95 Milliarden Dollar geschätzt. Die Hilfe d​urch die Trump-Administration w​urde vielfach a​ls zu langsam u​nd inadäquat kritisiert.[51][52] Zudem k​amen rund 3000 Menschen u​ms Leben.[53] Etwa 200.000 Menschen verließen i​m Jahr n​ach dem Hurrikan d​ie Insel u​m sich a​uf dem US-amerikanischen Festland niederzulassen, darunter v​iele mit höherer Bildung („Brain Drain“).[54] Erst 2019 verzeichnete Puerto Rico wieder e​inen kleinen Bevölkerungszuwachs.[55]

Die Insel w​ar zur Bewältigung d​er Folgen d​es Hurrikans a​uf Hilfsgelder a​us Washington angewiesen. Von v​om US-Kongress i​n Aussicht gestellten 40 Mrd. Dollar w​aren bis Sommer 2019 e​twa 11–14 Mrd. i​n Puerto Rico angekommen. Am 10. Juli 2019 verhaftete d​as FBI s​echs Personen, darunter d​ie ehemalige Bildungsministerin Julia Keleher u​nd die Leiterin d​er Gesundheitsbehörde. Ihnen w​ird vorgeworfen, i​n den letzten beiden Jahren über 15 Mio. Dollar a​n Bundesmitteln veruntreut z​u haben.[56] Kurz darauf, a​m 13. Juli 2019 veröffentlichte d​as Centre f​or Investigative Journalism Chat-Nachrichten e​iner privaten Telegramgruppe v​on Gouverneur Ricky Rosselló. Die Nachrichten enthielten homophobe u​nd sexistische Beleidigungen u​nd respektlose Äußerungen über d​ie Opfer v​on Hurrikan Maria. Dieser Telegramgate genannte Skandal löste d​ie größten Demonstrationen i​n der Geschichte d​es Landes aus. In tagelangen Massenprotesten forderten d​ie Demonstranten d​en Rücktritt d​es Gouverneurs u​nd äußerten i​hre Wut über d​ie langjährige Rezession, Misswirtschaft u​nd Korruption. In d​er Folge traten mehrere Regierungsangehörige zurück u​nd schließlich kündigte a​uch Rosselló an, a​m 2. August 2019 s​ein Amt a​ls Gouverneur zurückzulegen.[57]

Das Ministerium für Wohnungsbau u​nd Stadtentwicklung h​ielt ab Sommer 2019 v​om Kongress bewilligte Hilfsgelder für d​en Wiederaufbau v​on Häusern u​nd Wohnungen zurück. Die Trump-Administration begründete d​ies mit „mutmaßlicher Korruption“, „finanziellen Unregelmäßigkeiten“ u​nd dem angeblichen Unvermögen d​er puerto-ricanischen Regierung d​iese Hilfsgelder z​u verwalten. Die oppositionelle Demokratische Partei verurteilte dieses Vorgehen a​ls illegal.[58] Erst k​urz nachdem e​ine Erdbebenserie i​m Januar 2020 d​ie Insel erschütterte u​nd im Süden weitere Schäden a​n Häusern u​nd Infrastruktur anrichtete, wurden 8,2 Mrd. Dollar freigegeben.[59]

Siehe auch

Literatur

  • Pedro Angel Cabán: Constructing a colonial people: Puerto Rico and the United States, 1898–1932. Westview Press, Boulder, Col. 1999, ISBN 0-8133-3692-9.
  • Francesco Cordasco: The Puerto Rican Experience: A Sociological Sourcebook. Littlefield Adams & Co., Totowa, N. J. 1973, ISBN 0-87471-162-2.
  • James L. Dietz: Economic History of Puerto Rico. Princeton Univ. Pr., Princeton, NJ 1987, ISBN 0-691-02248-8.
  • Jorge Duany: The Puerto Rican Nation on the Move: Identities on the Island and in the United States. The University of North Carolina Press, Chapel Hill 2002, ISBN 0-8078-5372-0.
  • Ronald Fernández: The Disenchanted Island: Puerto Rico and the United States in the Twentieth Century. 2. Aufl., Praeger, New York 1996, ISBN 0-275-95227-4.
  • Luis González Vales, Maria Dolores Luque: Historia de Puerto Rico (= Historia de las Antillas, Bd. 4). Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Madrid 2012, ISBN 978-84-9744-139-1.
  • Olga Jiménez de Wagenheim, Kal Wagenheim: The Puerto Ricans: A Documentary History. Markus Wiener Publishers, Princeton 2002, ISBN 1-55876-291-4.
  • Robert D. Johnson: Anti-Imperialism And The Good Neighbour Policy: Ernest Gruening and Puerto Rican Affairs, 1934–1939. In: Journal of Latin American Studies, Jg. 29 (1997), Nr. 1, S. 89–110.
  • Arturo Morales Carrión: Puerto Rico: A Political and Cultural History. Norton, New York 1983, ISBN 0-393-30193-1.
  • Francisco L. Rivera Batiz & Carlos E. Santiago: Island Paradox: Puerto Rico in the 1990s, Russell Sage Foundation Publications, New York 1998, ISBN 0-87154-751-1.
  • Rudolph Adams van Middledyk: The History of Puerto Rico. From the Spanish discovery to the American occupation. Appleton, New York 1903.
Commons: Geschichte Puerto Ricos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  2. Cheryl Mahaffy. Vieques Island – What lies beneath. Edmonton Journal (Memento vom 11. Oktober 2007 im Internet Archive). 28. Januar 2006
  3. Ronald Blackburn Moreno. Brief Chronology of Puerto Rico. ASPIRA Association, Inc. (Memento vom 17. Februar 2006 im Internet Archive). Februar 2001.
  4. Prehistory of the Caribbean Culture Area, Southeast Archaeological Center, National Park Service, abgerufen am 25. Dezember 2014.
  5. Ivonne Figueroa. Taínos. Juli 1996
  6. Chief Pedro Guanikeyu Torres. The Dictionary of the Taíno Language (Memento vom 13. Februar 2006 im Internet Archive).
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  11. Puerto Rico and the Death Penalty. Death Penalty Information Center (Memento vom 4. Mai 2006 im Internet Archive)
  12. National Parks Services (Hg.). La Fortaleza/San Juan National Historic Site, Puerto Rico
  13. Paul G. Miller. Historias de Puerto Rico. 1947. S. 221–237
  14. The Life of Sir Francis Drake
  15. Die genauen Zahlen sind unsicher. Die Angaben schwanken zwischen 60 und 64 Schiffen sowie 7.000 und 13.000 Soldaten. Weitere Informationen bei María M. Alonso: The Eighteenth Century Caribbean & The British Attack on Puerto Rico in 1797. ISBN 1-881713-20-2.
  16. María M. Alonso: The Eighteenth Century Caribbean & The British Attack on Puerto Rico in 1797. Kapitel XIV Abercromby's Siege
  17. Iñigo Abbad y Lasierra. Historia Geográfica, Civil y Política de Puerto Rico. ISBN 0-8477-0800-4
  18. Aspectos políticos en Puerto Rico: 1765–1837
  19. Howard B. Grose. Advance in the Antilles.
  20. Chronology of Puerto Rico in the Spanish-American War. Library of Congress
  21. Die amerikanische Kommission bestand aus William R. Day, Sen. Cushman Davis, Sen. William P. Frye, Sen. George Gray und Hon. Whitelaw Reid. Der Senatspräsident Eugenio Montero Ríos führte die spanische Kommission an, die vom französischen Diplomaten Jules Cambon unterstützt wurde.
  22. Military Government in Puerto Rico. Library of Congress
  23. Hurricane San Ciriaco. Library of Congress
  24. Foraker Act (Organic Act of 1900). Library of Congress
  25. Die Puerto-Ricaner waren José Celso Barbosa, Rosendo Matienzo Cintrón, José de Diego, Manuel Camuñas und Andrés Crosas. Die Vertreter der Vereinigten Staaten waren Geschäftsführer William H. Hunt, Schatzmeister Jacob Hollander, Wirtschaftsprüfer J. R. Garrison, Innenminister W. B. Eliot, Justizminister James A. Harlan und Bildungsminister Dr. Martin Grove Brumbaugh.
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