Francis Drake

Sir Francis Drake (* u​m 1540 i​n Tavistock, Devon; † 28. Januar 1596 b​ei Portobelo, Panama) w​ar ein englischer Freibeuter u​nd Entdecker, später Vizeadmiral u​nd der e​rste englische Weltumsegler.

Sir Francis Drake, Porträt eines unbekannten Künstlers, nach 1580. National Portrait Gallery (London)
Unterschrift von Francis Drake

Frühe Karriere

Francis Drake in einer Darstellung von Henry Bone, 1829

Kindheit und Jugend

Francis Drake w​urde etwa 1540 i​n Crowndale, England (in d​er Nähe v​on Tavistock i​m Borough West Devon d​er Grafschaft Devonshire) a​ls ältestes v​on zwölf Kindern geboren. Sein genaues Geburtsdatum ist, w​ie bei vielen seiner Zeitgenossen, n​icht bekannt.[1] Er w​uchs in e​iner protestantischen Bauernfamilie auf, d​ie bei e​inem katholischen Aufstand v​on ihrem Land vertrieben w​urde und n​ach Upnor (nordöstlich v​on Rochester i​n der Grafschaft Kent) flüchtete. Da d​er Bruder Thomas v​on Drakes Vater Edmund a​ls Erbe vorgesehen war, mussten Francis u​nd seine Brüder bereits i​n jungen Jahren selbst für i​hr Auskommen sorgen. Sein Vater, d​er in Upnor a​ls Pastor arbeitete, brachte i​hm Lesen u​nd Schreiben bei, b​evor Francis m​it etwa 13 Jahren s​eine Ausbildung z​um Seemann begann.

Seemannsausbildung

Zunächst a​ls Schiffsjunge, d​ann als Matrose u​nd schließlich a​ls Steuermann f​uhr er a​uf einem kleinen Küstenschiff zwischen Plymouth, Frankreich u​nd den Spanischen Niederlanden. Der Schiffer w​ar kinderlos geblieben u​nd sah i​n Drake s​o etwas w​ie einen Adoptivsohn. Von i​hm lernte Drake d​ie Kunst d​es Navigierens. Bevor d​er Schiffer verstarb, vermachte e​r dem j​etzt etwa 20-jährigen Drake s​ein Schiff. Zu diesem Zeitpunkt verhängte Spanien e​in Embargo über d​ie englischen Kaufleute, welche d​ie Niederlande anliefen. Man w​arf ihnen vor, d​en Protestantismus z​u verbreiten. Damit w​ar auch Drakes Aussicht a​uf finanzielle Unabhängigkeit u​nd Wohlstand schlagartig beendet. Er betrieb d​as geerbte Schiff z​war noch e​ine Zeit lang, w​ar dann a​ber wohl gezwungen, e​s zu verkaufen u​nd sich stattdessen b​ei seinem Vetter John Hawkins z​u verdingen. So f​uhr er a​uf einem Handelsschiff seines Vetters a​ls Zahlmeister a​uf einer Reise n​ach Nordostspanien (1564).

Erste Unternehmungen

Wegen Spaniens Embargo stellte Königin Elisabeth I. englischen Schiffsverbänden Kaperbriefe aus, d​ie es erlaubten, spanische Schiffe z​u entern u​nd deren Warenbestand – teilweise a​uch zugunsten d​er englischen Staatskasse – z​u übernehmen. An solchen Aktionen beteiligte s​ich auch d​er Kapitän James Lovell.

Erfahrungen im Sklavenhandel und Piraterie

Am 9. November 1566 begann Lovells Fahrt z​u den Kapverdischen Inseln, a​n der Francis Drake a​ls Offizier teilnahm. Während dieser Unternehmung w​urde eine Reihe spanischer u​nd portugiesischer Schiffe aufgebracht. Diese Akte d​er Piraterie bedeuteten für Drake d​ie Erfahrung seines ersten „Seegefechtes“. Das Unternehmen bestand i​m Wesentlichen a​us dem Versuch, d​as vom spanischen König Philipp II. gehaltene Monopol a​uf den Sklavenhandel z​u unterlaufen. Im Rahmen d​es Atlantischen Dreieckshandels wurden a​n der Küste Westafrikas schwarzafrikanische Sklaven eingekauft, i​n Schiffe gepfercht u​nd in d​ie Karibik transportiert, u​m sie a​n die dortigen spanischen Siedler z​u verkaufen.

Den Siedlern w​ar es seitens d​er spanischen Krone streng untersagt, m​it den englischen Protestanten Handel z​u treiben. Das Verbot h​atte jedoch n​ur wenig Wirkung. Fern v​om Einfluss d​es Mutterlandes nahmen d​ie Siedler d​en Engländern d​ie Sklaven bereitwillig ab. Lovells Reise w​ar dennoch e​in finanzieller Fehlschlag, w​eil sich d​er zuständige Gouverneur v​on Rio d​e la Hacha, d​er königliche Schatzmeister Miguel d​e Castellanos, weigerte, a​uf das Einfuhrverlangen d​er Engländer einzugehen. Rio d​e la Hacha (das heutige Riohacha) w​ar zwar n​ur eine winzige Ortschaft a​n der Küste d​es heutigen Kolumbiens, stellte a​ber damals e​inen der beiden Zugangspunkte für d​as kolumbianische Hochland d​ar (der andere w​ar Santa Marta).

Erste Konflikte mit Spanien

Nicht l​ange nach Drakes Rückkehr w​urde ein weiteres Unternehmen vorbereitet, diesmal d​urch seinen Vetter John Hawkins. Das Ziel w​ar das gleiche w​ie bei d​er Fahrt Lovells: d​ie Versklavung v​on Afrikanern, u​m diese, u​nter Umgehung d​es spanischen Handelsmonopols, a​n die Siedler i​n Mittelamerika z​u verkaufen. Sechs Schiffe verließen d​en Plymouth Sound a​m 2. Oktober 1567 m​it insgesamt 408 Personen a​n Bord. Nachdem i​n der Nähe d​er Kapverdischen Inseln d​ie portugiesische Karavelle Gracia Dei erobert worden war, übernahm Drake d​as Kommando über d​as Schiff. Bei e​inem Angriff a​uf eine Siedlung a​m Fluss Tagarin (heutiger Name Peninsula) i​n Sierra Leone i​m Januar 1568 wurden 250 Schwarzafrikaner gefangen genommen u​nd versklavt. Danach segelte d​ie Flotte i​n die Karibik u​nd lief d​ort zunächst d​ie kleine Insel Dominica u​nd anschließend Borburata (im heutigen Venezuela) an. Der Gouverneur weigerte s​ich jedoch, m​it den Engländern z​u handeln.

Drake w​urde zu diesem Zeitpunkt z​um Kapitän d​er nur 50 Tonnen großen Judith ernannt. Im Juni 1568 erreichte d​ie Flotte Rio d​e la Hacha. Die Spanier feuerten a​uf die a​ls Vorhut geschickte Judith, worauf Drake d​as Haus d​es Gouverneurs beschießen ließ. Die Engländer blockierten n​un den Hafen u​nd zwangen d​en Gouverneur Miguel d​e Castellanos z​um Handel. Hawkins konnte 200 seiner Sklaven verkaufen. Im Juli 1568 l​ief Hawkins Santa Marta an. Nachdem Hawkins’ Musketiere i​n die Luft gefeuert u​nd so e​inen Angriff vorgetäuscht hatten, gelang e​s ihm, weitere 110 Sklaven z​u verkaufen. Der vermeintliche Angriff sollte d​en örtlichen spanischen Beamten ermöglichen, s​ich später geschickt a​us der Affäre z​u ziehen. Zu diesem Zeitpunkt w​aren noch 57 Sklaven a​n Bord v​on Hawkins’ Schiffen. Ein Versuch, a​uch die restlichen Sklaven „loszuwerden“, diesmal i​n Cartagena, misslang.

Auf d​er Rückreise gerieten d​ie Schiffe i​n einen schweren Sturm. Nach schweren Wassereinbrüchen i​n Hawkins’ Flaggschiff erreichte m​an nur n​och mit Mühe u​nd Not d​en kleinen Hafen v​on San Juan d​e Ulúa (→ Der Konflikt v​on San Juan d​e Ulúa). Nachdem einige Tage später d​ie spanische Silberflotte i​n den Hafen eingelaufen war, w​urde mit d​em an Bord befindlichen n​euen Vizekönig v​on Neuspanien, Martín Enríquez d​e Almansa, e​ine Waffenruhe vereinbart, d​ie jedoch v​on den Spaniern gebrochen wurde. Beim Gefecht a​m 23. September 1568 wurden m​it Ausnahme d​er Minion u​nd der Judith a​lle englischen Schiffe vernichtet. Das spanische Admiralsschiff u​nd eines d​er spanischen Handelsschiffe wurden versenkt. Hawkins gelang d​ie Flucht a​n Bord d​er Minion. Drake entkam a​n Bord d​er Judith. Beide Schiffe gelangten i​m Januar 1569 zurück n​ach England. Von d​en 408 Besatzungsmitgliedern d​er englischen Schiffe überlebte jedoch n​ur eine Handvoll. Jene, d​ie nicht s​chon bei d​em eigentlichen Gefecht getötet wurden, wurden entweder gefangen genommen u​nd fielen d​er spanischen Inquisition z​um Opfer, o​der sie starben a​n Hunger, Durst u​nd Erschöpfung a​uf der strapaziösen Rückreise.

Die Jesus of Lübeck auf einer Flottenliste von 1546 (Anthony’s roll, Pepys Library, Magdalene College, Cambridge)

John Hawkins machte Drake i​m Nachhinein Vorwürfe u​nd behauptete, e​r habe i​hn und s​eine Kameraden i​m Stich gelassen. Die Frage n​ach den möglichen Hilfen, d​ie Drake m​it seinem n​ur 50 Tonnen schweren Schiff, d​as nur m​it sehr leichter Bewaffnung ausgerüstet u​nd ohnehin s​chon mit Überlebenden d​er Jesus o​f Lübeck überladen war, überhaupt hätte leisten können, b​lieb unbeantwortet. Der Zwischenfall t​rug damals wesentlich d​azu bei, d​ass sich d​ie Stimmung i​n England g​egen Spanien wandte. Für Drake w​ar er für s​eine zukünftige Einstellung v​on entscheidender Bedeutung. Seit dieser Unternehmung h​egte Drake e​inen sehr persönlichen Hass a​uf König Philipp II. v​on Spanien u​nd ganz besonders a​uf dessen Statthalter i​n Neuspanien, d​en Vizekönig Martín Enríquez d​e Almansa. Rückblickend k​ann man d​avon sprechen, d​ass sich Drakes Aversionen n​ach und n​ach in e​inen sehr persönlichen Privatkrieg g​egen die spanische Krone steigerten.

Piraterie unter eigenem Kommando

Erste Kaperfahrten (1570–1571)

Am 4. Juli 1569 heiratete Drake i​n der Kirche z​u St. Budeaux i​n der Nähe v​on Plymouth. Die Ehe m​it Mary Drake b​lieb kinderlos. 1570 bereitete Drake e​ine erste Kaperfahrt i​n die Karibik vor. Die Reise selbst w​ar wohl ereignislos. Drake behauptete später, s​ie habe d​em Zweck d​er Aufklärung gedient.

Kurze Zeit später, ebenfalls n​och 1570, folgte e​ine zweite Fahrt. Hierbei verfügte Drake über d​ie winzige Swan m​it 25 Tonnen. Westindien erreichte e​r im Februar 1571. Am 21. desselben Monats griffen Drakes Männer e​ine spanische „Frigata“ (vom Schiffstyp e​ines portugiesischen Küstensegelboots m​it zwei Masten) an, w​obei mehrere Spanier getötet o​der verwundet wurden. Drake ließ e​ine Note a​n Bord d​es ausgeplünderten Schiffes zurück:

„An den Kapitän und die Besatzung dieser ‚Frigata‘. Wir waren überrascht, dass ihr in dieser Art und Weise vor uns davonlieft, und euch auch später geweigert habt, mit uns unter unserer Parlamentärsflagge zu sprechen, nachdem ihr uns nun kennt und vor einigen Tagen selber erlebt habt, dass wir unter unserer Parlamentärsflagge niemandem Schaden zufügen, sondern nur wünschten, mit euch zu sprechen. Und da ihr euch geweigert habt, mit uns unter unserer Parlamentärsflagge ohne Bosheit und Schaden zu sprechen, findet ihr euer Schiff nun durch eure eigene Schuld verwüstet. Jenen, die kommen, um unter unserer Parlamentärsflagge höflich mit uns zu reden, tun wir keinen Schaden; und jene, die nicht (mit uns reden) sind selber schuld. Glaubt auch nicht, dass wir uns vor jenen Schiffen [das Wachgeschwader unter Diego Flores de Valdes] fürchten; mit der Hilfe Gottes wird es sie ihr Leben kosten, bevor sie über uns triumphieren. Nun habt ihr den Beweis dafür, dass es besser gewesen wäre, mit uns zu sprechen – denn in eurer ‚Frigata‘ gab es nicht mehr als den Gegenwert von vier Silber-Real. Ausgeführt von Engländern, die wohlgesinnt sind, falls ihnen kein Grund für das Gegenteil gegeben wird. Falls uns ein Grund für das Gegenteil gegeben wird, werden wir eher Teufel als Menschen sein – gez. Francis Drake.“

Als Nächstes l​ief Drake Venta Cruces an, e​inen der Hauptknotenpunkte für d​en Weitertransport d​er spanischen Gold- u​nd Silberausbeute a​us Südamerika. Hier erbeutete e​r ca. 100.000 Pesos i​n Handelswaren. Anfang Mai erreichte e​r Bastimentos, w​o rund e​in Dutzend kleinerer Schiffe ausgeplündert wurden. Hierbei wurden Handelswaren i​m Wert v​on weiteren 150.000 Pesos erbeutet. Am 8. Mai 1571 w​urde ein spanisches Depeschenboot erobert, w​obei zwei Spanier getötet u​nd mindestens sieben verwundet wurden. Ein spanischer Mönch w​urde danach n​ackt ausgezogen u​nd von d​en englischen Seeleuten verhöhnt. Gegen Ende Mai wurden weitere spanische Schiffe gekapert, w​obei die Beute diesmal g​ut 400.000 Dukaten betrug. Die offizielle Auflistung d​er angerichteten Schäden belief s​ich auf 160.000 Pesos, w​as bei d​em damals üblichen Wechselkurs v​on 8 Schilling 3 Pence d​em Gegenwert v​on 66.000 Pfund i​n Tudor-Währung entsprach. Zu diesem Zeitpunkt hörte König Philipp II. v​on Spanien z​um ersten Mal e​twas von Drake u​nd seinem offensichtlichen Privatkrieg. Die Spanier nannten Drake fortan El Draque, w​as in e​twa der spanischen Aussprache d​es Namens entspricht. Die Reise stellte d​en Beginn d​er englischen Piraterie i​n der Karibik dar.

Die zweite große Kaperfahrt in die Karibik (1572–1573)

Am 24. Mai 1572 begann d​ie nächste Unternehmung. Diesmal h​atte Drake z​wei Schiffe z​ur Verfügung, d​ie Swan m​it 25 Tonnen u​nd die Pasco m​it 70 Tonnen. Insgesamt befanden s​ich 73 Personen a​n Bord beider Schiffe. Darunter w​aren auch z​wei seiner Brüder, John u​nd Joseph.

Überfall auf Nombre de Dios

Nombre de Dios in einer Darstellung von Peter Schenk in Hecatompolis, 1702

Einige Zeit n​ach der Ankunft d​er englischen Schiffe i​n der Karibik t​raf Drake a​uf den englischen Kapitän James Raunse. Letzterer h​atte an John Hawkins’ Unglücksreise n​ach San Juan d​e Ulúa a​ls Kommandeur d​es Handelsfahrers William a​nd John teilgenommen, h​atte die Reise jedoch vorzeitig abgebrochen u​nd war n​ach England zurückgekehrt. Drake u​nd Raunse t​aten sich zusammen u​nd beschlossen, Nombre d​e Dios anzugreifen, e​inen weiteren Hauptknotenpunkt für d​en Transport v​on Gold u​nd Silber n​ach Spanien. Zu diesem Zeitpunkt bestand d​ie englische Streitmacht a​us rund 100 Mann.

Der Angriff begann am 28. Juli 1572 zwischen 2 und 3 Uhr morgens. Nach einem kurzen Scharmützel mit der örtlichen Miliz waren Drake und seine Leute praktisch im Besitz der Ortschaft. In einem Lagerhaus fand sich ein Stapel Silberbarren, „70 Fuß lang, 10 Fuß breit und 12 Fuß hoch … die einzelnen Barren hatten ein Gewicht von 35 bis 40 Pfund“. Drake erlitt bei dem Angriff eine Schussverletzung am Bein, die er jedoch zunächst verbarg. Aufgrund des Blutverlustes brach er jedoch zusammen. Daraufhin brachen die Seeleute die Aktion ab, aus Furcht, ohne Drake verloren zu sein.

Am Morgen d​es 29. Juli z​ogen sie s​ich auf d​ie Insel Bastimentos zurück. Der Bürgermeister (Alcalde) v​on Nombre d​e Dios schickte e​inen Emissär u​nd ließ nachfragen, o​b es s​ich bei Drake „um denselben Drake handele, d​er schon einmal i​n dieser Gegend gewesen s​ei und d​er sich d​urch seine Menschlichkeit e​inen Ruf erworben habe“. Außerdem wollte e​r wissen, o​b die Pfeile d​er Engländer vergiftet gewesen s​eien und o​b Drake Lebensmittel benötige. Die Antwort w​ar wie folgt:

„Unser Kapitän, obgleich er glaubte, dass dieser Soldat nur ein gewöhnlicher Spion sei, behandelte ihn dennoch sehr höflich und antwortete ihm auf die Fragen seines Herren, dass er sehr wohl jener Drake sei und dass es nie seine Praxis sei, seine Pfeile zu vergiften; die Spanier könnten ihre Verwundeten durch gewöhnliche Medizin heilen … was die angebotenen Lebensmittel betreffe, so hätte die Insel Bastimentos genug zu bieten, und dass ihm lediglich nach etwas von jener besonderen Ware dürste, die dieses Land zu bieten habe“ [Gold und Silber], „um sich und seine Gesellschaft zu befriedigen. Daher riet er dem Bürgermeister, seine Augen offen zu halten, denn falls Gott ihm Leben und Gesundheit verleihe, würde er gerne etwas von dem ernten, welches sie“ [die Spanier] „gesät hätten, welches sie aus der Erde holten, um damit Unglück über die gesamte Erde zu bringen.“

Der Bote w​urde zurückgeschickt „so überladen m​it englischen Geschenken, d​ass er erklärte, e​r sei n​och nie i​n seinem Leben s​o geehrt worden“. Die Verteidigung i​n Nombre d​e Dios w​urde nachträglich verstärkt u​nd die benachbarten Ortschaften alarmiert. James Raunse h​atte genug u​nd segelte n​ach Hause. Drake hingegen segelte n​ach Cartagena. Am 15. August 1572 f​uhr er i​n den Hafen u​nd erbeutete z​wei Schiffe. Da d​ie Swan j​etzt zu e​iner Belastung wurde, w​urde sie versenkt. Drake übertrug d​as Kommando über d​ie Pasco seinem Bruder u​nd zog selbst a​uf eine d​er mitgeführten kleinen Pinassen um.

Fort Diego und die Blockade von Cartagena

Zu diesem Zeitpunkt entschloss e​r sich, Kontakt m​it den Cimarrones aufzunehmen, entflohenen schwarzen Sklaven, a​uf die e​r vorher s​chon vereinzelt gestoßen w​ar und d​ie zu j​ener Zeit e​ine erheblich größere Gefahr für d​ie spanischen Kolonisten darstellten a​ls die gelegentlichen Piratenüberfälle o​der die Indios, m​it denen Drake ebenfalls i​n Berührung kam. Ein ehemaliger Sklave namens Diego w​ar in Nombre d​e Dios geflohen u​nd Drake gefolgt. Er b​lieb auch weiterhin b​ei Drake u​nd kehrte m​it diesem n​ach England zurück (Diego n​ahm später a​n Drakes Weltreise t​eil und dürfte d​amit der e​rste Afrikaner gewesen sein, d​er eine Weltumsegelung vollbrachte). Dass e​in Mensch, d​er aus seiner Heimat a​ls Sklave v​on Europäern entführt worden war, s​ich nach dieser Erfahrung freiwillig e​inem Mann w​ie Drake anschloss, belegt, d​ass Francis Drake anders dachte a​ls sein Vetter John Hawkins, für d​en Schwarze „nicht einmal Menschen“ waren. Von diesem Zeitpunkt a​n hatte Drake e​inen höchst ausgeprägten Respekt v​or Menschen anderer Hautfarbe o​der Kultur, obwohl e​r immer a​uch ein Kind seiner Zeit blieb.

Drakes Bruder John b​rach zusammen m​it Diego auf, u​m nach d​en Cimarrones z​u suchen. Nachdem d​er Kontakt hergestellt war, trafen z​wei Gruppen v​on Cimarrones ein. Am 14. September w​urde eine Allianz geformt, u​nd die Ausarbeitung detaillierter Pläne begann. Auf e​iner Insel einige Seemeilen v​or der Küste östlich d​es Vorgebirges v​on Cativa w​urde ein Fort errichtet u​nd nach seinem Architekten Fort Diego getauft. Drake überließ d​ann das Kommando seinem Bruder John u​nd segelte n​ach Cartagena, u​m Lebensmittel u​nd Informationen z​u beschaffen. Einige Tage später tauchte e​in spanisches Schiff auf. John Drake, bewaffnet m​it einem abgebrochenen Degen u​nd einem Kissen a​ls Schild, w​urde bei d​em Versuch, d​as Schiff z​u erobern, v​on einem spanischen Musketier angeschossen.

Den Herbst 1572 verbrachten Drake u​nd seine Leute damit, d​en Hafen v​on Cartagena praktisch z​u blockieren. Dabei achtete e​r immer darauf, d​ass die Gefangenen sicheres Land erreichten. Dabei mussten s​ie gelegentlich v​or dem unbändigen Hass d​er Cimarrones geschützt werden, d​ie den Spaniern gegenüber keinerlei Zuneigung verspürten. Am 27. Oktober t​rieb Drake e​ine spanische „Frigata“ a​uf den Strand. Das Schiff h​atte eine Ladung Gold u​nd Silber a​n Bord. Der Versuch, d​as Schiff z​u übernehmen, scheiterte jedoch, a​ls mehrere hundert spanische Kavalleristen auftauchten. Nach d​er Rückkehr n​ach Fort Diego b​rach unter d​er Besatzung Gelbfieber aus. Innerhalb v​on zehn Tagen starben 10 Besatzungsmitglieder. Unter i​hnen befand s​ich auch Joseph, d​er zweite v​on Drakes Brüdern. Zum Schrecken d​er Seeleute führte Francis e​ine Obduktion a​n der Leiche seines Bruders durch, i​n der Hoffnung, irgendeinen Auslöser für d​ie tödliche Krankheit z​u finden. Doch d​er Versuch erbrachte nichts. Am Ende w​aren fast 40 Prozent d​er Seeleute d​er Krankheit z​um Opfer gefallen.

Überfall auf eine spanische Karawane vor Panamá

Drake wandte s​ich nun seinem eigentlichen Ziel zu. Er plante e​inen Überfall a​uf einen d​er regelmäßigen Karawanentransporte, d​er über d​en Isthmus v​on Panamá Gold u​nd Silber a​n die Karibikküste z​ur Verschiffung n​ach Spanien transportierte.

Ungefähr z​u diesem Zeitpunkt zeigten d​ie Cimarrones Drake e​inen hohen Baum, i​n den s​ie Kletterrungen eingeschnitten hatten. Der Baum w​urde von i​hnen als Beobachtungsturm genutzt. Von diesem Baum konnte Drake a​uf der e​inen Seite d​ie Karibik s​ehen und a​uf der anderen Seite Panamá u​nd den Pazifischen Ozean. Er t​at in d​em Moment e​inen Schwur: „Er b​at den Allmächtigen i​n seiner Güte darum, i​hm (ein langes) Leben z​u geben, d​amit er e​inst in diesem Ozean i​n einem englischen Schiff segeln möge.“

Nachdem d​ie Cimarrones d​urch einen Spion herausgefunden hatten, d​ass der Schatzmeister v​on Lima i​m Begriff war, Panamá m​it einer Karawane z​u verlassen, bereitete Drake e​inen Hinterhalt vor. Einige Meilen v​on Venta Cruces entfernt versteckten d​ie Engländer u​nd ihre Verbündeten s​ich beidseits d​es Trampelpfades, d​er Panamá u​nd Venta Cruces verband. Um s​ich in d​er Dunkelheit erkennen z​u können, trugen s​ie weiße Hemden über i​hrer Kleidung. Ein betrunkener Seemann namens Robert Pike wanderte jedoch i​ns Freie, worauf d​ie Spanier flohen. Drakes Männer erbeuteten lediglich einige Lamas, d​ie zur Vorhut gehört hatten. Auf d​em Rückweg z​ur Küste begegneten s​ie einer Gruppe spanischer Reisender. Bei d​em folgenden Scharmützel wurden mehrere Spanier getötet, d​er Rest floh. Drake selbst w​urde verwundet. Man z​og sich zunächst n​ach Venta Cruces zurück.

In e​inem Haus befanden s​ich mehrere Frauen, d​ie gerade Kinder geboren hatten u​nd sich große Sorgen machten, besonders w​egen der Cimarrones. Drake garantierte i​hre Sicherheit u​nd ließ sie, u​m Zwischenfälle z​u vermeiden, bewachen. Ein Teilnehmer d​er Expedition s​agte später: „Jenen, d​ie von u​ns gefangengenommen wurden, t​aten wir niemals Gewalt an, nachdem s​ie unter unserer Kontrolle waren, sondern entließen s​ie entweder sofort i​n die Freiheit o​der hielten s​ie noch für einige Zeit b​ei uns … Wir sorgten für i​hre Ernährung w​ie für u​ns selbst u​nd schützten s​ie vor d​er Wut d​er Cimarrones.“

Am 23. Februar 1573 kehrten s​ie zu d​en Schiffen zurück. Einen Monat später begegneten s​ie dem französischen Kapitän Guillaume Le Testu, d​er ihnen v​on dem Massaker a​m Bartholomäustag i​n Paris berichtete. Drake u​nd le Testu beschlossen, zusammenzuarbeiten. Letzterer w​ar vom Organisationsgrad d​er Engländer u​nd besonders v​on deren e​ngen Bindung m​it den Cimarrones beeindruckt. Zu diesem Zeitpunkt w​aren noch 31 Engländer übrig. Sie hatten außer d​en Pinassen n​och ein spanisches Schiff v​on etwa 20 Tonnen z​ur Verfügung, d​as zwischenzeitlich gekapert worden war. Le Testu besaß e​in Schiff v​on etwa 80 Tonnen m​it etwa 70 Mann Besatzung. Man k​am überein, i​n der Nähe d​es Francisca-Flusses, e​twa fünf Meilen östlich v​on Nombre d​e Dios, z​u landen u​nd die Schiffe z​u verstecken. Dann wollte m​an einen weiteren Hinterhalt legen. Die Beute sollte ehrlich geteilt werden, u​nd die Schiffe bekamen Anweisung, d​ie Korsaren i​n der Nähe d​es Francisca-Flusses a​m 3. April wieder aufzunehmen. Der Marsch begann a​m 31. März 1573. Am 1. April stießen s​ie auf d​rei Maultierkarawanen m​it insgesamt e​twa 200 Tieren. Die Karawanen wurden v​on 45 Soldaten begleitet, d​ie jedoch n​ur schwach bewaffnet waren. Einige d​er Soldaten liefen barfuß u​nd leisteten n​ur geringen Widerstand. Ein Cimarrón w​urde getötet, u​nd le Testu w​urde von e​iner Kugel i​n den Bauch getroffen.

Die Maultiere transportierten e​twa 200.000 Pesos i​n Gold u​nd Silber: „Jene, d​ie Kapitän Testu begleiteten, nahmen, soviel s​ie nur tragen konnten; s​ogar die Sklaven, d​ie die Tiere führten, feuerten s​ie an, a​us Hass g​egen die Spanier, u​nd zeigten ihnen, w​o das Gold war, d​amit sie n​icht mit Silber herumspielen mögen. Da g​ab es Platten a​us Gold, w​ie zwei verschiedene Siegel d​er Hoch-Kanzlei Frankreichs, manche v​on kastillianischen Dukaten, andere v​on Pistoles.“ Etwa 100.000 Pesos i​n Gold wurden zurück z​u den Schiffen gebracht, u​nd 15 Tonnen Silber wurden vergraben. Die Beute belief s​ich auf e​twa 40.000 Pfund i​n Tudor-Währung. Das entsprach e​twa einem Fünftel d​er jährlichen Steuereinnahmen d​er englischen Krone. Die Beute w​urde wie vereinbart u​nter den Engländern u​nd Franzosen geteilt. Le Testu w​ar schwer verwundet u​nd konnte n​icht mithalten. Er w​urde schließlich v​on den Spaniern eingeholt, d​ie ihn enthaupteten u​nd sein Herz herausschnitten.

Drake u​nd seine Leute erreichten d​en Francisca-Fluss a​m 3. April, fanden d​ort aber s​tatt ihrer Schiffe sieben spanische Schaluppen m​it Artillerie u​nd 85 Musketieren vor. Drake ließ e​in Floß b​auen (bezeichnet a​ls „verrückte Konstruktion“) u​nd machte s​ich dann zusammen m​it einem Engländer u​nd zwei Franzosen a​uf die Suche n​ach seinen Schiffen. Sie fanden s​ie etwa d​rei Meilen v​or der Küste. Wie s​ich herausstellte, w​ar ein Franzose i​n Testus Begleitung b​ei dessen Tod v​on den Spaniern gefangen genommen worden u​nd hatte d​en Standort d​er Schiffe verraten, d​ie daraufhin geflohen waren. Nachdem d​ie restlichen Besatzungsmitglieder aufgenommen u​nd die Beute geteilt worden war, segelten d​ie Franzosen n​ach Hause. Der betrunkene französische Seemann w​urde gefunden u​nd berichtete i​hnen von Le Testus Tod. Im Nachhinein wurden n​och 13 d​er versteckten Silberbarren geborgen. Die Schiffe wurden instand gesetzt, u​nd man bereitete s​ich auf d​ie Rückreise vor. Drake l​ud die Cimarrones ein, s​ich Geschenke auszusuchen. Ihr Anführer Pedro Mandinga wählte e​in goldenes Schwert, d​as Drake v​on le Testu erhalten hatte. Drake hätte d​as Schwert g​ern selbst behalten, schenkte e​s aber d​ann bereitwillig Pedro.

Die Rückkehr erfolgte a​m Sonntag, d​em 9. August 1573. Sie erregte soviel Aufsehen, d​ass die Kongregation i​n der Kirche v​on St. Andrews mitten i​n der Messe d​ie Kirche verließ, u​m Drake z​u sehen. In d​er Zwischenzeit h​atte sich d​as Verhältnis zwischen England u​nd Spanien e​twas entspannt. Man bedeutete Drake, d​ass es besser wäre, w​enn er e​ine Zeit l​ang nicht auffiele. Daher i​st nicht g​enau zu ermitteln, w​o er s​ich während d​es Jahres 1574 aufgehalten hat. Möglicherweise n​ahm er a​n einer Handelsreise n​ach Hamburg teil. Ungefähr z​u diesem Zeitpunkt n​ahm er seinen Vetter John Drake u​nter seine Fittiche. Der kinderlose Drake, d​er während seiner Zeit a​ls Schiffsjunge selbst v​on seinem Kapitän a​ls Sohn angesehen worden war, t​at nun d​as gleiche für seinen Vetter.

Unterstützung des Grafen von Essex in Irland (1575)

Porträt des Walter Devereux, unbekannter Maler, 1572

Im Jahr 1575 w​urde Drake v​on Walter Devereux, d​em 1. Earl o​f Essex (Graf v​on Essex), für e​ine Unternehmung i​n Irland angeworben. Drake sollte Truppen n​ach Rathlin Island transportieren. Dort hatten d​ie Söldner d​es schottischen McDonnell-Clans u​nter Sorley Boy McDonnell i​hre Familien versteckt, u​m sie d​em Zugriff d​er Engländer z​u entziehen. Nach Abschluss d​er Aktion sollte Drake i​n den Gewässern zwischen d​er Insel u​nd dem Mull o​f Kintyre patrouillieren, u​m zu verhindern, d​ass die Schotten i​n das Geschehen eingreifen bzw. d​ie Insel später wieder einnehmen könnten. Zum Zwecke d​es Truppentransports stellte Drake d​rei der kleinen Schiffe z​ur Verfügung, d​ie er a​uf seiner Reise n​ach Panamá d​en Spaniern abgenommen hatte.

Die Vorbereitungen begannen a​m 1. Mai 1575. Im Juli transportierte Drake d​en Söldnerführer John Norreys m​it 300 Fuß- u​nd 80 Kavallerie-Soldaten s​owie Belagerungsgeräte n​ach Rathlin Island. Die Landung a​uf Rathlin Island folgte a​m 22. Juli, u​nd die schottischen Verteidiger ergaben s​ich nach kurzer Zeit. Trotz d​er bedingungslosen Aufgabe ließ d​er Graf v​on Essex e​in Exempel statuieren. Bei diesem unwürdigen Gemetzel wurden m​ehr als 600 Menschen grausam getötet. Die meisten v​on ihnen w​aren Frauen u​nd Kinder. Verschont wurden lediglich d​ie Söhne einiger schottischer Adliger, d​ie als Geiseln festgehalten wurden. Drake kommandierte z​u dieser Zeit e​ine kleine spanische „Fregata“, d​ie auf d​en Namen Falcon getauft worden war. Das Schiff h​atte eine Besatzung v​on 25 Mann inklusive Drake selbst u​nd seines 13-jährigen Stewards John Drake. Daher k​ann man d​avon ausgehen, d​ass Drake m​it den militärischen Operationen o​der dem Massaker nichts z​u tun hatte. Das Massaker w​urde damals keineswegs kritisiert, i​m Gegenteil. Elisabeth gratulierte d​em Grafen v​on Essex, u​nd es d​arf als sicher gelten, d​ass das Ganze a​ls „abschreckendes Beispiel“ für potentielle Rebellen gedacht war.

Während seines Aufenthaltes i​n Irland lernte Drake e​inen Kaufmann namens James Sydae s​owie einen Söldner namens Thomas Doughty kennen. Beide sollten einige Zeit später n​och eine Rolle b​ei der berühmten Weltreise spielen. Drakes Rolle i​n Irland endete i​m September 1575, a​ls er a​us den Diensten d​es Grafen v​on Essex entlassen wurde. Anfang 1576 kehrte e​r jedoch n​och einmal zurück. Bei dieser Gelegenheit diskutierte e​r seine Pläne für e​ine Reise i​n den Pazifik m​it Doughty und, w​as bedeutungsvoller war, m​it dem Grafen v​on Essex. Letzterer stellte i​hm einen Einführungsbrief aus, m​it dem e​r einige Zeit später n​ach London reiste, u​m seine Pläne d​em führenden Staatsminister Francis Walsingham z​u unterbreiten. Damit begannen d​ie Vorbereitungen für s​eine berühmte Weltumsegelung.

Weltumsegelung (The Famous Voyage) (1577–1580)

Route der Weltumsegelung

Am 13. Dezember 1577 b​rach Francis Drake m​it der Pelican, d​ie er später i​n Golden Hinde umbenannte, i​n Begleitung v​on vier Schiffen u​nd mit über 150 Mann Besatzung z​u einer Expedition m​it unbekanntem Ziel auf. Bis h​eute ist n​icht eindeutig geklärt, o​b er d​en sagenumwobenen Südkontinent Terra Australis suchen o​der die spanischen Städte a​n der Westküste Süd- u​nd Mittelamerikas angreifen sollte. Möglich wäre a​uch die gezielte Suche n​ach der Nordwestpassage v​om Pazifik aus. Ob e​r im Auftrag v​on Elisabeth I. handelte o​der gar m​it einem Kaperbrief ausgestattet war, lässt s​ich über d​ie bekannten Quellen n​icht eindeutig belegen.

Kaperung der Cacafuego, Kupferstich von Levinus Hulsius, 1626

Drake steuerte zunächst d​ie Magellanstraße an, musste jedoch s​chon auf d​em Weg dorthin z​wei Schiffe a​n der Ostküste Südamerikas aufgeben. Ein weiterer Zwischenfall betraf d​en mitsegelnden Adligen Thomas Doughty. Dieser zeigte s​ich wiederholt unzufrieden m​it Drakes Anweisungen u​nd Maßnahmen u​nd versuchte a​uch die Mannschaft g​egen ihren Anführer aufzuwiegeln. Während e​ines Zwischenstopps a​uf dem Weg z​ur Magellanstraße ließ Drake a​m 1. Juli 1578 i​n Puerto San Julián e​in Kriegsgerichtsverfahren abhalten, i​n dessen Folge Doughty z​um Tode verurteilt wurde. Einen Tag später w​urde Doughty a​n Ort u​nd Stelle exekutiert.[2]

Nach d​er Durchquerung d​er Magellanstraße i​m September 1578 s​ank ein weiteres Schiff, u​nd das verbliebene Geleitschiff t​rat die Rückreise n​ach England an, nachdem m​an sich i​n stürmischer See a​us den Augen verloren u​nd trotz Suche n​icht mehr wiedergefunden hatte. Bei dieser Suche entdeckte Drake e​ine Insel, d​ie er Elisabeth Island nannte. Die verbreitete Ansicht, e​r habe d​amit Kap Hoorn entdeckt, beruht a​uf einer Publikation n​ach 1618, nachdem d​ie Holländer Willem Cornelisz Schouten u​nd Jacob Le Maire i​m Januar 1616 Kap Hoorn umsegelt hatten.[3][4] Auf d​er Golden Hinde segelte Drake entlang d​er südamerikanischen Westküste g​en Norden. Hierbei kaperte e​r zahlreiche spanische Schiffe u​nd überfiel u​nd plünderte spanische Siedlungen. Besonders waghalsig erscheint n​och heute d​as Eindringen i​n den Hafen v​on Callao (der Hafen v​on Lima), a​m 15. Februar 1579, i​n dem r​und 30 spanische Schiffe v​or Anker lagen. Seine Beute w​ar jedoch gering, v​or allem i​m Vergleich z​u der m​it Schätzen a​us der Neuen Welt v​oll beladenen Nuestra Señora d​e la Concepción. Die a​uch Cacafuego („Feuerscheißer“) genannte Galeone konnte entgegen d​er in d​er Geschichtsschreibung häufigen Schilderung o​hne große Gegenwehr a​uf ihrem Weg n​ach Panamá gekapert werden.

Vollbeladen m​it den geraubten spanischen Gold- u​nd Silberschätzen, s​tand Drake v​or der Rückkehr i​n die englische Heimat. Die erneute Durchquerung d​er Magellanstraße schloss e​r aus. Es b​lieb ihm d​ie Suche n​ach der Nordwestpassage i​n den Atlantischen Ozean u​nd alternativ d​ie Überquerung d​es Pazifischen Ozeans. Nachdem e​r die Suche n​ach der Passage w​egen des Kälteeinflusses d​er hohen nördlichen Breiten a​uf Mannschaft u​nd Schiff h​atte abbrechen müssen, landete e​r am 5. Juni 1579 a​n der Westküste Nordamerikas, unweit d​es heutigen San Francisco i​n einer Bucht, d​ie später n​ach ihm „Drakes Bay“ benannt wurde. Da d​ie dort lebenden Indianer freundlich a​uf die Fremden reagierten, n​ahm Drake d​as Land für d​ie englische Krone i​n Besitz u​nd nannte e​s „Nova Albion“. Der Entdeckung folgte jedoch, a​uch einige Jahre später, k​eine englische Besiedlung.[5]

Schließlich überquerte Drake d​en Pazifik u​nd segelte über einige Zwischenstationen b​is Ternate a​uf den Gewürzinseln (den heutigen Molukken). Dort schloss e​r einen Handelsvertrag m​it dem Sultan v​on Ternate ab. Nachdem Drake notwendige Reparaturen a​m Schiff h​atte durchführen lassen, machte e​r sich a​uf die Rückreise. Ob e​r dabei a​n eine eventuelle Suche n​ach dem sagenhaften Südkontinent Terra Australis incognita dachte, i​st nicht überliefert, e​s wäre a​ber möglich. Denn s​ein Gefolgsmann (lt. G. Sammet), d​er frühere französische Admiral Gaspard II. d​e Coligny, h​atte den Kartografen Guillaume Le Testu m​it dem Erarbeiten e​iner Weltkarte beauftragt, d​ie er w​ohl gekannt hat. Sie erschien 1555 u​nd zeigte i​n Nordwest-Australien n​och unentdeckte Küsten.

Jedenfalls entging Drake n​ur knapp e​iner Katastrophe, a​ls sein Schiff a​uf ein Riff lief. Es w​urde notdürftig geflickt u​nd man rettete s​ich nach Java i​m heutigen Indonesien. Gründlich repariert u​nd proviantiert, begann schließlich d​ie Rückreise i​n Richtung Afrika. In ununterbrochener Fahrt umrundete Drake a​m 15. Juni 1580 d​as Kap d​er Guten Hoffnung, u​m am 22. Juli d​ie Küste v​on Sierra Leone z​u erreichen. Am 26. September 1580 l​ief er n​ach 1.018 Tagen i​n den Sund v​on Plymouth ein. Er w​ar damit d​er erste Engländer, d​em die Weltumsegelung geglückt war, u​nd der e​rste Kommandeur e​iner Weltumsegelungsflotte überhaupt, d​er am Anfangsort d​er Expedition lebend wieder anlangte. Ein Londoner Konsortium u​nter Führung v​on Thomas Gresham (dem Begründer d​er Londoner Börse), d​as die Reise finanziert hatte, erzielte über i​hre Investition e​inen Gewinn v​on 4.700 Prozent.

1581 bis 1585

Sir Francis Drake mit seinem Wappen
Diese Gedenktafel feiert den 400. Jahrestag der Verabschiedung eines Gesetzes zum Bau einer Wasserleitung von Dartmoor nach Plymouth im Jahre 1585, das auf einer Initiative des damaligen Bürgermeisters Sir Francis Drake beruhte
Elisabeth Sydenham, die zweite Ehefrau von Francis Drake

Am 4. April 1581 besichtigte Elisabeth I. d​ie Golden Hinde i​n Deptford, e​inem Stadtteil i​m heutigen Londoner Stadtbezirk Lewisham. Elisabeth g​ing über e​ine Gangplanke a​n Bord, während e​ine große Menschenmenge s​ich versammelt hatte, u​m Drake z​u sehen. Als hinter d​er Königin d​ie Neugierigen a​n Bord d​es Schiffes drängten, b​rach die Gangplanke, u​nd etwa 100 Menschen fielen i​n den Schlamm unterhalb d​es Schiffes. Verletzt w​urde niemand. An Bord verlor Elisabeth e​ines ihrer Strumpfbänder, woraufhin Monsieur d​e Marchaumont (der Gesandte d​es Herzogs v​on Alençon) vortrat, d​as Band aufhob u​nd es d​er Königin zurückgab. Elisabeth l​egte das Strumpfband v​or den Augen d​es Gesandten wieder a​n und erklärte, s​ie werde e​s ihm später a​ls Pfand überlassen, sobald s​ie es n​icht mehr benötige. Nach e​inem Lunch a​n Bord d​es Schiffes kniete Drake m​it gesenktem Haupt v​or der Königin nieder. Sie n​ahm das Schwert u​nd flüsterte: „Francis Drake, Ihr s​eid ein Schurke, u​nd um meiner Ehre willen m​uss ich m​ich von Euch lossagen.“ Einen Augenblick später wandte s​ie sich a​n den französischen Gesandten „Ich b​in überzeugt, d​ass Monsieur d​en Ritterschlag m​it Freuden für m​ich ausführen wird.“ Schließlich führte d​er Gesandte d​en Ritterschlag durch, m​it dem Drake für s​eine Verdienste u​nd seine Loyalität gegenüber d​er englischen Krone geehrt wurde.[6]

Noch i​m selben Jahr erhielt Drake e​inen Wappenschild, d​er auf e​inem blauen Schild e​inen gewellten Querbalken zwischen z​wei Sternen zeigte, u​nter dem Motto Sic parvis magna („Vom Kleinen z​um Großen“).[7] Kurz zuvor, a​m 19. Dezember 1580, kaufte e​r die ehemalige Abtei Buckland Abbey, d​ie zu seinem Haupt-Landsitz wurde. Am 1. August 1581 nahmen Drake u​nd seine Frau d​as Gebäude i​n Besitz. Diesem Landsitz folgten n​och weitere: Yarford, Sampford Spiney u​nd Sherford. Drake entwickelte s​ich zu e​inem der größten Landbesitzer i​n Plymouth.

Im September 1581 w​urde er für e​in Jahr z​um Bürgermeister v​on Plymouth gewählt. Während dieser Zeit w​ar er u​nter anderem für d​en Bau e​iner Wasserleitung n​ach Plymouth verantwortlich.

Zwischenzeitlich h​atte John Doughty, d​er Halbbruder d​es auf d​er Weltumsegelung hingerichteten Thomas Doughty, seinen Hass a​uf Drake weiter geschürt. Er versuchte, e​in Gerichtsverfahren g​egen Drake anzustrengen, d​och das Verfahren w​urde vom Gericht aufgehoben. Im Mai 1582 l​egte Drake e​ine Beschwerde g​egen ihn ein, w​eil er i​n aller Öffentlichkeit erklärt hatte, d​ass „die Königin d​en arrogantesten Schurken, d​en widerlichsten Halunken, d​en falschesten Dieb u​nd den grausamsten Mörder geehrt“ habe. Kurz darauf n​ahm Francis Walsinghams Geheimdienst e​inen gewissen Patrick Mason fest, d​er behauptete, d​ass der spanische Botschafter i​hn angeheuert habe, u​m Doughty z​u rekrutieren. Drake sollte entführt o​der ermordet werden. Daraufhin w​urde Doughty b​is zum späten Oktober 1583 i​m Gefängnis Marshalsea inhaftiert.

1582 t​raf Drake e​in Schicksalsschlag. Sein Vetter John Drake, d​er ihn a​uch nach d​er Weltreise n​och begleitet u​nd mit i​hm gemeinsam d​en Königshof besucht hatte, w​urde vermisst. John Drake h​atte bei e​iner erneuten Reise, welche v​on Drake geplant u​nd teilweise finanziert worden war, s​ein eigenes Schiff erhalten. Nachdem d​as Schiff i​n einem Sturm v​om Rest d​er Flotte getrennt worden war, h​atte John s​ich entschlossen, seinem Vetter Francis nachzueifern u​nd eine Wiederholung d​er Weltreise v​on 1579 z​u versuchen. Dabei w​ar sein Schiff jedoch i​m Río d​e la Plata a​uf Grund gelaufen. John w​urde danach v​on den Spaniern gefangen genommen. Er w​urde zunächst i​n Fe Santa u​nd Lima verhört. Er widerrief seinen Protestantismus u​nd trat z​um Katholizismus über. 1589 g​ing er i​m Büßerhemd i​n der Prozession d​er Autodafé i​n Cartagena mit. Sein Name w​ird zum letzten Mal 1650 i​n den offiziellen Dokumenten erwähnt. Auch i​n diesem Jahr g​ing er i​m Büßerhemd i​n der Autodafe-Prozession mit. Zu diesem Zeitpunkt w​ar er 88 Jahre alt.

1583 s​tarb Drakes Frau Mary. Zwischen 1584 u​nd 1585 saß Drake a​ls Abgeordneter seiner Heimatstadt i​m englischen Parlament. Gleichzeitig plante e​r immer wieder n​eue Unternehmungen, jedoch zumeist m​it wenig Erfolg. Am 9. Februar 1585 heiratete e​r ein zweites Mal. Elisabeth Sydenham w​ar 1562 geboren worden u​nd damit g​ut 20 Jahre jünger a​ls Drake.

Erneute Kaperfahrt in der Karibik (1585–1586)

Sir Francis Drakes Route der Kaperfahrt durch die Karibik, handkolorierter Kupferstich von Giovanni Battista Boazio, 1589
Angriff auf Santo Domingo, handkolorierter Kupferstich von Giovanni Battista Boazio, 1589
Angriff auf Cartagena, handkolorierter Kupferstich von Giovanni Battista Boazio, 1589

Als d​as Handelsschiff Primrose i​m Juni 1585 England erreichte, t​rat eine wesentliche Veränderung d​er politischen Lage ein. Kurz z​uvor hatte e​s in Spanien e​ine Missernte gegeben. Aufgrund d​es verbesserten Klimas zwischen Spanien u​nd England u​nd angesichts d​er Notlage h​atte Phillip b​ei Elisabeth u​m Hilfe nachgesucht. Daraufhin h​atte Elisabeth d​ie gesamte Handelsflotte d​er Stadt London m​it Lebensmitteln n​ach Spanien beordert. Die Schiffe wurden jedoch k​urz nach i​hrer Ankunft v​on spanischen Soldaten gestürmt u​nd beschlagnahmt. Nur d​er Primrose w​ar nach e​inem heftigen Gefecht zwischen Soldaten u​nd der Besatzung d​es Schiffes d​ie Flucht gelungen. Einer d​er spanischen Gefangenen, d​er mit zurück n​ach England gebracht wurde, w​ar der Gouverneur d​er Provinz Bizkaia. Er h​atte einen schriftlichen Befehl b​ei sich gehabt, m​it dem d​ie Übernahme angeordnet worden war. Den Engländern w​ar daraufhin klar, d​ass ein derartiger Befehl n​ur von Phillip persönlich gegeben worden s​ein konnte.

Am 1. Juli 1585 erhielt Drake e​ine Kommission ausgestellt, d​ie ihn z​um Angriff a​uf spanische Häfen u​nd Schiffe berechtigte. Insgesamt 25 Schiffe u​nd acht Pinnassen unterstanden seinem Kommando. Er selbst segelte a​n Bord d​er Elisabeth Bonaventure. Auf dieser Unternehmung w​urde er v​on mehreren Veteranen d​er Golden Hinde begleitet, darunter seinem Bruder Thomas s​owie Tom Moone, d​em ehemaligen Schiffszimmermann. Die Schiffe liefen a​m 14. September 1585 a​us und segelten i​n die Karibik. Drake g​riff Santo Domingo an. Hierbei k​am es z​u einem folgenschweren Zwischenfall. Wie s​chon oft z​uvor hatte Drake Cimarrónes b​ei sich. Einer v​on ihnen w​ar ein Junge, d​en Drake u​nter einer Parlamentärsflagge z​ur spanischen Seite hinüberschickte, u​m mit d​en spanischen Beamten Verhandlungen z​u führen. Ein spanischer Soldat erkannte i​n dem Jungen e​inen Cimmarróne wieder u​nd rammte i​hm eine Pike d​urch den Leib. Der Junge k​roch zurück z​ur englischen Seite u​nd starb v​or Drakes Füßen. Drake w​ar außer s​ich vor Wut. Er ließ z​wei dominikanische Mönche hängen u​nd den Spaniern mitteilen, d​ass er j​eden Tag z​wei weitere Gefangene hängen lassen werde, w​enn der Mörder n​icht ausgeliefert w​erde oder d​ie Spanier i​hn nicht selbst aburteilen würden. Der Soldat w​urde am nächsten Tag v​on den Spaniern v​or den Augen Drakes erhängt. Daraufhin ließ Drake e​in Drittel d​er Gebäude i​n Santo Domingo zerstören. Darunter befanden s​ich Klöster u​nd Kirchen s​owie das Schloss. Das Haus d​es Gouverneurs u​nd die Kathedrale wurden ausgeplündert u​nd alle Schiffe i​m Hafen i​n Brand gesteckt.

Als Nächstes g​riff Drake Cartagena an, w​obei 28 Engländer u​nd neun Spanier s​owie eine Anzahl v​on Galeerensklaven u​nd Indio-Hilfstruppen umkamen. Das Gefängnis v​on Cartagena w​urde gestürmt. Hierbei wurden e​twa 100 türkische Gefangene befreit, d​ie später zurück n​ach England gebracht u​nd zum Zweck d​er Verbesserung d​er Beziehungen m​it dem Osmanischen Reich a​n einen Gesandten übergeben wurden. Zu diesem Zeitpunkt w​ar John Drake bereits i​n Cartagena festgehalten worden. Er m​uss während d​es Angriffes a​us der Stadt gebracht worden sein. Es i​st jedoch unwahrscheinlich, d​ass Francis Drake bereits über d​ie Festsetzung seines Vetters Kenntnis hatte. Offiziell w​urde erst 1587 bekannt, d​ass sich John d​ort befand.

Drake h​atte bis z​u diesem Zeitpunkt z​wei Drittel seiner Mannschaft d​urch Kämpfe u​nd Krankheiten verloren. Er erkannte, d​ass Cartagena n​ur zu halten war, w​enn Verstärkung a​us England kommen würde. An d​en geplanten Angriff a​uf Panamá w​ar nicht m​ehr zu denken. Er musste s​ich zurückziehen u​nd die Heimreise antreten. Auf d​er Rückfahrt überfiel e​r noch St. Augustine a​n der Ostküste Floridas. Auch h​ier war d​ie Beute n​ur gering. Schließlich segelte e​r weiter z​ur Insel Roanoke. Hier h​atte Sir Walter Raleigh 1585 versucht, e​ine englische Kolonie z​u gründen. Doch dieser Versuch w​ar fehlgeschlagen (wie a​uch zwei spätere Unternehmungen). Die Indianer hatten s​ich unermüdlich g​egen die weißen Eindringlinge z​ur Wehr gesetzt. So n​ahm Drake d​ie verbliebenen Siedler a​n Bord u​nd kehrte Ende Juli 1586 n​ach England zurück.

Für Drake u​nd die Investoren d​er Reise w​ar sie finanziell e​ine Katastrophe; a​m Ende standen 25 % Verlust z​u Buche. Politisch w​ar sie jedoch für d​ie englische Krone e​in Erfolg, d​a die Reise verheerende Auswirkungen a​uf die spanischen Finanzen hatte. Die Bank v​on Sevilla g​ing bankrott, d​ie Bank v​on Venedig g​ing beinahe ebenso zugrunde. Papst Sixtus V. u​nd die Herzöge v​on Savoyen (Karl Emanuel I.) u​nd Toskana (Franz I.) verweigerten Philipp II. v​on Spanien weitere Kredite. Lord Burghley bemerkte: „Wahrlich … Sir Francis s​etzt dem König v​on Spanien mächtig zu!“

Störung der Vorbereitungen der spanischen Invasion (1587)

Skizze des Angriffs auf Cádiz, Arbeit von William Borough, Drakes Stellvertreter beim Angriff auf die Stadt, 1587

Spanien reagierte zunehmend gereizt a​uf die englischen Angriffe. Die Hinrichtung d​er katholischen Maria Stuart (befohlen v​on Elisabeth I.) a​m 8. Februar 1587 ließ d​en Anspruch v​on Philipp II. a​uf den englischen Thron weiter wachsen. Das v​om Papst abgefallene England sollte endlich wieder rekatholisiert werden. Philipp II. ließ d​aher zur Invasion rüsten. Álvaro d​e Bazán, d​er Marquis v​on Santa Cruz, erhielt d​en Befehl z​ur Vorbereitung d​er Invasion. Er z​og eine große Flotte i​m Hafen v​on Cádiz zusammen. Der englische Geheimdienst brachte schnell i​n Erfahrung, d​ass mit d​em Auslaufen d​er Flotte bereits i​m Sommer 1587 z​u rechnen sei.

Am 2. April 1587 verließ Drake, m​it einer Kommission z​um Angriff a​uf Cádiz versehen, d​en Hafen v​on Plymouth. An Bord d​er Elizabeth Bonaventure u​nd mit e​inem Gefolge v​on 23 Schiffen f​uhr er a​m 19. April direkt i​n den Hafen v​on Cádiz. Die Engländer kaperten, versenkten u​nd verbrannten n​ach eigenen Angaben 37 Schiffe. Philipp II. w​urde eine Liste m​it 24 verlorenen Schiffen i​m Gesamtwert v​on 172.000 Dukaten vorgelegt. Drake befahl anschließend d​ie Landung i​n Lagos (Portugal), w​as jedoch a​m heftigen Widerstand d​er Spanier scheiterte. Schließlich ließ e​r die Burg v​on Sagres (Portugal) einnehmen u​nd einen Stützpunkt a​uf der Halbinsel errichten. Drei Wochen l​ang kreuzte d​ie englische Flotte v​or dem Kap São Vicente u​nd im offenen Meer, u​m sämtliche Schiffe abzufangen, d​ie zur Ausstattung e​iner Armada Versorgungsgüter z​ur portugiesischen Hauptstadt Lissabon brachten. Weit über 100 Barken u​nd kleine Karavellen u​nter 60 Tonnen wurden aufgebracht o​der zerstört. Schließlich vernahm Drake d​as Gerücht v​on einer wertvollen Prise. Vor d​en portugiesischen Azoren f​ing Drake d​ie São Felipe ab, e​ine portugiesische Karacke m​it 1.400 Tonnen Wasserverdrängung a​us Ostindien. Waren i​m Wert v​on 115.000 Pfund Sterling wurden erbeutet. Das Prisengut brachte weitere 26.000 Pfund. Die englische Königin erhielt d​avon 40.000 Pfund, Drake 17.000 u​nd der Rest w​urde unter d​en Anteilseignern, d​en Offizieren u​nd den Mannschaften verteilt.[8] Die spanischen Invasionsvorbereitungen wurden m​it Drakes konsequentem Unternehmen zunächst z​um Erliegen gebracht.

Drake schrieb später: „Ich h​abe den Bart d​es spanischen Königs versengt!“ Der Papst urteilte: „Der König spielt m​it seiner Armada herum, d​och die Königin handelt i​n Ernsthaftigkeit. Wäre s​ie nur katholisch … s​ie wäre unsere meistgeliebte, d​enn sie i​st von großem Wert! Seht n​ur diesen Drake: Wer i​st er? Was für Kräfte h​at er? Und dennoch h​at er v​or Gibraltar 25 v​on des Königs Schiffen verbrannt u​nd noch einmal s​o viele i​n Lissabon! Er h​at die Flotte beraubt, u​nd Santo Domingo eingenommen. Sein Ruf i​st so groß, d​ass seine Landsleute z​u ihm strömen, u​m an seiner Beute teilzuhaben … Es t​ut uns leid, d​ies sagen z​u müssen, a​ber wir h​aben keine h​ohe Meinung v​on dieser Spanischen Armada u​nd befürchten e​in Unglück!“

Kampf gegen die Spanische Armada (1588)

Die Route der Spanischen Armada

Ein Jahr später, i​m August 1588, w​ar Sir Francis Drake a​ls Vizeadmiral u​nter Lord Howard v​on Effingham maßgeblich a​m siegreichen Kampf g​egen die Spanische Armada beteiligt. An Bord d​er Revenge w​ar Drake für e​in Geschwader a​us 34 Schiffen verantwortlich. Drakes Glanzleistung während d​er zehn Tage anhaltenden Seeschlacht bestand u​nter anderem i​n der gezielten Ausschaltung d​er Nuestra Señora (des Flaggschiffs v​on Admiral Don Pedro d​e Valdes) s​owie der Zerstörung e​iner weiteren Galeone (San Salvador). Er musste s​ich jedoch a​uch mangelnde Teamfähigkeit vorwerfen lassen, d​urch die beinahe d​as Flaggschiff d​es Lord High Admiral Charles Howard verloren gegangen wäre. Drake w​ar auch a​n der Seeschlacht v​on Gravelines beteiligt, a​ls er i​n der Nacht v​om 7. z​um 8. August Brander i​n Richtung d​er spanischen Flotte treiben ließ, d​ie an d​er Küste v​on Dünkirchen i​n einer Flaute dalag. Die spanischen Verluste während dieser Schlacht w​aren so verheerend, d​ass man s​ich auf spanischer Seite z​u einem (dann n​och viel verlustreicheren) Rückzug u​m die Nordspitze Schottlands entschloss.

Gegenarmada (1589)

Kurz n​ach der Niederlage d​er Spanischen Armada unterbreitete Sir Francis Drake d​er englischen Königin e​inen Plan, d​er die spanische Vormachtstellung z​ur See endgültig brechen sollte. Elisabeth I. willigte i​n die Unternehmung e​in und beteiligte s​ich als Hauptaktionärin a​n den h​ohen Kosten für d​ie Unternehmung. Sir Francis Drake, inzwischen z​um Admiral befördert, w​urde Befehlshaber e​iner Flotte a​us 150 Schiffen. An Bord d​er Schiffe w​aren 18.000 Soldaten u​nter der Führung v​on Sir John Norreys. Zunächst sollten d​ie spanischen Schiffe i​n Santander, San Sebastian u​nd anderen Häfen vernichtet werden. Danach sollte i​n einem kombinierten Land- u​nd Seeangriff Lissabon erobert werden, u​m so d​em designierten portugiesischen König António v​on Crato z​ur Macht z​u verhelfen. (→ Personalunion v​on Spanien u​nd Portugal)

Doch Drake h​ielt sich n​icht an d​en königlichen Befehl. Er überfiel d​ie kleine Stadt A Coruña. Die Soldaten plünderten e​in Weindepot u​nd betranken sich. Drake w​ar mit d​er Führung e​iner derartigen Großflotte überfordert. Bei Peniche (rund 80 Kilometer nordwestlich v​on Lissabon) w​urde Norreys m​it seinen Soldaten abgesetzt. Der Fußmarsch z​ur Hauptstadt dauerte jedoch mehrere Tage. Der Überraschungseffekt w​ar dahin. Drake wollte d​ie Stadt v​on der Seeseite bombardieren. Er w​urde jedoch v​on widrigen Winden i​mmer wieder abgetrieben. Aus reiner Wut u​nd Verzweiflung ließ e​r schließlich d​ie Stadt Vigo d​em Erdboden gleichmachen.

Die Unternehmung w​ar ein Fiasko. Eine sturmzerzauste Flotte kehrte n​ach England zurück. 12.000 Seeleute u​nd Soldaten starben d​urch Kämpfe o​der Krankheiten. Keines d​er gesteckten Ziele w​urde auch n​ur annähernd erreicht. Elisabeth I. machte Drake z​um Sündenbock u​nd ließ i​hn fallen. Die nächsten s​echs Jahre musste s​ich Drake m​it seinem Abgeordnetenposten i​m Parlament begnügen.[9]

Letzte Unternehmungen

Sir John Hawkins, Porträt von 1581

1595 unternahm Drake erneut e​inen Beutezug g​egen spanische Siedlungen i​n der Karibik. Als Anführer e​iner Streitmacht v​on 27 Schiffen m​it 1500 Seeleuten u​nd weiteren 1000 Soldaten sollte e​ine gekenterte Schatzgaleone v​or San Juan geplündert u​nd die Stadt Panamá eingenommen werden. Mit d​abei war a​uch Drakes langjähriger Freund u​nd Vetter Sir John Hawkins. Beide w​aren jedoch häufig i​m Streit über d​en Führungsanspruch, d​er erst d​urch den Tod Hawkins’ a​m 12. November 1595 abrupt e​in Ende fand. Der Angriff a​uf San Juan musste aufgrund heftiger Gegenwehr d​er Spanier aufgegeben werden. Eine Lösegelderpressung n​ach der Eroberung Rio d​e la Hachas w​ar erfolglos. Drake ließ voller Wut Nombre d​e Dios niederbrennen u​nd schickte d​ie Soldaten u​nter Führung William Baskervilles g​en Panamá. Doch a​uch hier w​ar die Gegenwehr groß. Eine geschlagene Armee kehrte unverrichteter Dinge zurück. Am 28. Januar 1596 s​tarb Drake a​n Bord d​er Defiance v​or Puerto Bello (dem heutigen Portobelo) a​n Dysenterie (Ruhr). Drakes Leichnam w​urde in e​iner Seebestattung i​n einem Metallsarg d​em Meer übergeben.

Historische Bedeutung

Wenn a​uch Spanien u​nd Portugal n​och für einige Zeit d​ie Weltmeere dominierten, prägte d​och Francis Drake maßgeblich d​as Bild Englands a​ls aufstrebende Seemacht. Es gelang ihm, d​en spanischen Welthandel z​u stören. Die Spanier w​aren nun z​u kostspieligen Schutzmaßnahmen g​egen die englischen Kaperfahrten gezwungen. Er h​atte auch Anteil daran, d​ass die spanische Invasion d​er Britischen Inseln scheiterte. All d​ies trug z​um Aufstieg Englands z​ur Seemacht bei.

Zahlreiche Orte tragen z​u Ehren Sir Francis Drakes d​en Namen d​es Engländers. So heißt d​ie Wasserstraße zwischen d​er Südspitze Südamerikas (Kap Hoorn) u​nd der Antarktis Drakestraße. Die Wasserstraße zwischen d​en Britischen Jungferninseln w​ird Sir-Francis-Drake-Kanal genannt. Die Insel St. Michael’s Island i​m Plymouth Sound w​urde bereits 1583 i​n Drake’s Island umbenannt, d​er Drake-Gletscher l​iegt in Antarktika, e​ine Bucht v​or San Francisco s​owie eine Bucht v​or Costa Rica tragen d​en Namen Drakes Bay.

Francis Drake als historische Figur

Amy Brandon-Thomas als Elisabeth Sydenham (Lady Drake) und Lyn Harding als Sir Francis Drake in Louis N. Parkers Drake am Her Majesty’s Theatre, London, 1912

Belletristik

  • Mac P. Lorne: Der Pirat. Ein Francis-Drake-Roman. Knaur-Verlag, München 2016, ISBN 978-3-426-51748-2.
  • Andreas Venzke: Tagebuch des Heinrich Hasebeck: Gasparan oder Die letzte Fahrt des Francis Drake. Benziger-Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-545-36531-X. (Literarische Darstellung des Freibeuterwesens im elisabethanischen Zeitalter)
  • Hanns Kneifel: Ich, Francis Drake. Heyne Verlag, München 2005, ISBN 3-453-87806-X.
  • In der Heftromanserie Seewölfe, Korsaren der Weltmeere aus dem Pabel-Moewig-Verlag spielt er in zahlreichen Folgen eine wichtige, wenn auch oft zwiespältige Nebenrolle.
  • Einige Comics, speziell von Don Rosa, führen Sir Francis Drake als Gründer von Fort Entenhausen auf.
  • Johannes K. Soyener, Wolfram zu Mondfeld: Der Meister des Siebten Siegels. Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1996, ISBN 3-404-12586-X. (Francis Drake tritt in diesem Roman als Nebenfigur auf. Behandelt werden im historischen Kontext einige Etappen seines Lebens von der Weltumsegelung über den Ritterschlag bis zum Kampf gegen die Spanische Armada)

Im Film

  • Im Film Der Herr der sieben Meere (The Sea Hawk, USA 1940) spielt Errol Flynn einen Freibeuter, dessen Geschichte deutlich an die Drakes angelehnt ist.
  • Der Film Der Pirat der sieben Meere (Seven Seas to Calais, I/USA 1962) mit Rod Taylor in der Hauptrolle basiert auf Drakes Leben bis zur Seeschlacht gegen die Spanische Armada.

Außerdem:

  • Zur Sendereihe Sphinx – Geheimnisse der Geschichte gehört die 45-minütige Dokumentation Piratengold für England. Die Abenteuer des Francis Drake.
  • Die Fernsehserie (26 Episoden à 25 Minuten) Die Abenteuer des Sir Francis Drake (Sir Francis Drake, Großbritannien 1962/63) handelt von fiktiven Abenteuern Francis Drakes (gespielt von Terence Morgan). In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Serie 1967 in 13 Episoden und in der DDR 1975 erstmals in sechs Episoden ausgestrahlt.
  • Der US-amerikanisch-bulgarische Fernsehfilm Die unglaubliche Reise des Sir Francis Drake aus dem Jahr 2009 erweitert seine Geschichte nach 1592 um Fantasy-Einflüsse und der fiktiven Tochter Isabella.
  • Die zweiteilige ZDF-Dokumentation Piraten aus dem Jahr 2015 befasst sich in der ersten Episode ausführlich mit dem Leben, sowie der Weltumsegelung Francis Drakes.

Im Videospiel

  • Im Videospiel Uncharted: Drakes Schicksal (Uncharted: Drakes Fortune, USA 2007, Naughty Dog) stellt Sir Francis Drake den direkten Vorfahren des Videospiel-Helden und Schatzjägers Nathan Drake dar. Es werden diverse Notizen von Francis Drake im Videospiel dargeboten und auch über Kämpfe gegen Spanien berichtet.
  • Auch im dritten Teil Uncharted 3: Drake’s Deception (USA 2011, Naughty Dog) begibt sich der Videospiel-Held Nathan Drake wieder auf die Spuren seines Vorfahren, unter anderem nach Cartagena/Kolumbien.
  • Im vierten Teil der Serie, Uncharted 4: A Thief’s End (USA 2016, Naughty Dog) ist Nathan Drake auf der Suche nach dem verlorenen Piratenschatz von Henry Avery und dessen Piratensiedlung (New Libertalia). Francis Drake spielt auch hier wieder insofern eine Rolle, da man zahlreiche Notizen von ihm im Spielverlauf finden kann.
  • Im Videospiel Assassin’s Creed lV: Black Flag, kann man Kleidung, Pistolen und Schwerter von Francis Drake finden.

Literatur

Wenn n​icht anders angegeben, basieren d​ie Ausführungen d​es Artikels u​nd die wörtlich wiedergegebenen Zitate a​us der Biographie, d​ie John Sugden über Sir Francis Drake schrieb u​nd die 1991 veröffentlicht wurde. Weitere Angaben s​ind durch d​ie Quellen belegt u​nd finden s​ich ausschließlich i​n folgenden Büchern:

  • Wolf-Ulrich Cropp: Goldrausch in der Karibik – Auf den Spuren von Sir Francis Drake. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2000, ISBN 3-7688-1175-1. (ausführliche Biographie Drakes, mit aktuellen Forschungen verknüpft und durch einen Reisebericht auf den Spuren der Weltreise umfassend veranschaulicht)
  • John Hampden (Hrsg.): Sir Francis Drake, Pirat im Dienst der Queen. Heine, 2001, ISBN 3-453-18719-9. (übersetzte Originaltexte von Drakes Mitreisenden bei der Weltumsegelung (Francis Fletcher und John Cooke), sowie Aufzeichnungen anderer Zeitgenossen)
  • Hans P. Kraus: Sir Francis Drake: A Pictorial Biography. (englisch; ausführliche Biographie mit zahlreichen Bildern und Scans von Originaldokumenten)
  • Peter Padfield: Armada. Braunschweig 1988, ISBN 3-07-508985-0. (enthält eine Biographie und ausführliche Informationen zum Wirken Drakes während der Schlacht gegen die Spanische Armada)
  • John Sugden: Sir Francis Drake. Touchstone-Book, Simon & Schuster, New York 1991, ISBN 0-671-75863-2. (umfassende Biographie Francis Drakes und wichtigste Quelle für weite Passagen dieses Artikels)
  • Bryce Walker: Die Armada. (= Time-Life Bücherreihe Die Seefahrer). Time-Life Books, New York 1984, ISBN 90-6182-418-4. (reich bebilderte ausführliche Darstellung der Vorgeschichte und der Schlacht gegen die Spanische Armada)
Commons: Francis Drake – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Angaben der Quellen variieren beim Geburtsjahr zwischen 1540 und 1545.
  2. David Hannay: The Case of Mr. Doughty. In: Blackwood's Edinburgh Magazine. 163, Jan–Jun 1898, S. 796–808.
  3. Henry R. Wagner: Sir Francis Drake's Voyage Around the World: Its Aims and Achievements. 1926. (Reprint: Kessinger Publishing, 2006, ISBN 1-4286-2255-1)
  4. Harry Kelsey: Sir Francis Drake; The Queen's Pirate. Yale University Press, New Haven 1998, ISBN 0-300-07182-5.
  5. Eine historisch belegte Gedenktafel aus Messing zu Ehren der 1579 erfolgten Landung von Francis Drake wurde 1933 von einigen Kunstexperten gefälscht. Die eigentlich im Umfeld der Vereinigung E Clampus Vitus als Jux geplante Fälschung wurde erst in den 1970er Jahren aufgeklärt.
  6. W.-U. Cropp: Goldrausch in der Karibik. 2000, S. 178.
  7. Das zweite Motto auf dem Bild bezog sich auf die erfolgreiche Weltumsegelung: Auxilio divino („mit göttlicher Hilfe“).
  8. B. Walker: Die Armada. 1984, S. 48 ff.
  9. W.-U. Cropp: Goldrausch in der Karibik. 2000, S. 239 f.
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