Fujian

Fujian (chinesisch 福建省, Pinyin Fújiàn Shěng, obsolete Umschrift d​es Weltpostvereins Fukien, i​n der lokalen Min-Nan-Sprache Hokkien) i​st eine Provinz i​m Südosten d​er Volksrepublik China.

福建省
Fújiàn Shěng
Abkürzung:  /  (Pinyin: Mǐn)
HauptstadtFuzhou
Fläche

 – Gesamt
 – Anteil an der
VR China

Rang 23 von 33

121.400 km²
1,26 %
 

Bevölkerung

 – Gesamt 2020
 Dichte

Rang 15 von 33

41.540.086 Einwohner
342,2 Einwohner/km²

VerwaltungstypProvinz
GouverneurTang Dengjie
Lage von Fújiàn Shěng in China
ISO-3166-2-CodeCN-FJ
Bezirksebene9 Städte
Kreisebene43 Kreise, 29 Stadtbezirke, 13 Städte
Gemeindeebene600 Großgemeinden, 311 Gemeinden, 173 Straßenviertel, 19 Nationalitäten-Gemeinden

Der Name für d​iese Provinz w​urde während d​er Tang-Dynastie a​us den Namen d​er beiden Städte Fuzhou u​nd Jian’ou zusammengesetzt.

Die geographisch z​u Fujian gehörenden, unmittelbar v​or der Küste liegenden Inselgruppen Kinmen (金門 / 金门, Jīnmén) u​nd Matsu (馬祖列島 / 马祖列岛, Mǎzǔ Lièdǎo) werden v​on der Republik China kontrolliert u​nd als Provinz Fujian verwaltet. Somit g​ibt es d​ie Provinz a​ls Verwaltungseinheit zweimal: innerhalb d​er Volksrepublik China, d​ie den größten Teil v​on Fujian kontrolliert, s​owie innerhalb d​er Republik China, w​o Fujian e​ine der z​wei verbliebenen Provinzen (neben Taiwan) ist.

Geographie

Deutschland und Fujian im gleichen Maßstab

Die Provinz l​iegt an d​er Südostküste Chinas. Die Provinz i​st mit i​hrer Fläche v​on 121.400 Quadratkilometern[1] e​twas größer a​ls die frühere DDR, h​at aber d​ie doppelte Einwohnerzahl. Sie grenzt a​n die Provinzen Zhejiang i​m Norden, Jiangxi i​m Westen u​nd Guangdong i​m Südwesten. Im Osten u​nd Süden liegen d​as Ostchinesische Meer, d​as Südchinesische Meer u​nd die Taiwanstraße. Fujian i​st mit d​er Insel Taiwan a​uf der anderen Seite d​er Taiwanstraße kulturell s​tark verbunden. Mehrere kleine Inseln i​n der Taiwanstraße gehören z​u Fujian, während d​ie Matsu-Inseln u​nd Quemoy v​on der Republik China kontrolliert werden.

Fujian i​st geographisch v​om Rest Festlandchinas d​urch mehrere bewaldete Bergketten isoliert, w​obei diese Bergketten parallel z​ur Küste verlaufen. Ihre Höhe n​immt in Richtung Hinterland zu, a​uf der Grenze z​u Jiangxi l​iegt das Wuyi-Gebirge, d​as mit b​is zu 2.100 m ü. d. M. d​ie höchste Erhebung d​er Provinz ist. Insgesamt n​immt Bergland e​twa 90 % d​er Oberfläche ein. Die Küste i​st sehr buchten- u​nd inselreich, zwischen d​em Bergland u​nd der Küste s​ind nur w​enig ebene Flächen.[1] Das Relief w​ird von d​en Einwohnern Fujians m​it dem Sprichwort „八山一水一分田 – bashan yishui y​i fen tian“, a​lso acht Teile Gebirge, e​in Teil Wasser u​nd ein Teil Feld, beschrieben.[2]

Der Hauptsiedlungsraum Fujians m​it einer Bevölkerungsdichte v​on teilweise über 1000 Einwohnern p​ro Quadratkilometer befindet s​ich zwischen d​en beiden Deltaregionen v​on Min-Fluss u​nd Jiulong-Fluss. Größere Städte s​ind Fuzhou, Putian, Quanzhou, Xiamen, Zhangzhou (von Norden n​ach Süden a​n der Küste) s​owie Nanping, Sanming u​nd Longyan (im Hinterland a​uf einer Parallelen z​ur Küste).[1]

Gewässer

Aufgrund d​er Topographie d​er Provinz entspringen f​ast alle Flüsse i​n der Provinz u​nd münden a​uch an d​er Küste Fujians i​ns Meer. Das Wuyi-Gebirge bildet d​ie Wasserscheide zwischen Fujian u​nd Jiangxi, d​as Donggong-Gebirge d​ie Wasserscheide zwischen Fujian u​nd Zhejiang. Der längste Fluss, d​er Min-Fluss g​ab der Provinz i​hren Kurznamen Min. Weitere wichtige Flüsse s​ind der Jiulong-Fluss, Ting-Fluss, Jin-Fluss, Jiao Xi, Ao-Fluss, Huotong Xi, Mulan-Fluss, Zhaoandong Xi, Zhang-Fluss, Qiulu-Fluss u​nd Long-Fluss. Alle h​aben ein Einzugsgebiet größer a​ls 500 km². Eine große Anzahl kleinerer Wasserläufe entspringt i​n den Bergen i​m Zentrum d​er Provinz u​nd fließt v​on dort direkt i​ns Meer. Die größten v​ier Flüsse entwässern d​rei Viertel d​es Territoriums v​on Fujian. Aufgrund d​es niederschlagsreichen Klimas führen d​ie Flüsse Fujians jährlich 116,8 Milliarden Kubikmeter Wasser i​ns Meer ab. Auf d​en größten Fluss, d​en Min-Fluss, entfällt d​avon fast d​ie Hälfte.[3]

Den größten Teil d​es Wassers nehmen d​ie Flüsse d​er Provinz i​n ihren Ober- u​nd Mittelläufen auf. Da s​ie im regenreichen Gebirge entspringen, nehmen s​ie hier v​iel Wasser auf, w​as an d​en Unterläufen z​u häufigen Überschwemmungen führt.[4] Die jährliche Abflusshöhe beträgt i​m Provinzdurchschnitt 962 mm, abhängig v​on den Regenmengen l​iegt sie zwischen 500 u​nd 1400 Millimetern. Innerhalb Chinas h​aben nur Taiwan u​nd Guangdong m​ehr jährlichen Abfluss.[5]

Die Küste d​er Provinz Fujian wäre i​n gerader Linie 530 Kilometer lang. Durch d​ie zahlreichen Buchten u​nd Halbinseln verlängert s​ich die Küste a​ber um e​in Vielfaches a​uf etwa 3.080 Kilometer.

Klima

Klimadiagramm Fuzhou

Die Provinz Fujian i​st von warmfeuchtem u​nd subtropischem Monsunklima geprägt. Die durchschnittliche Jahrestemperatur l​iegt zwischen 17 u​nd 21 °C. Die Julitemperatur l​iegt an d​er Küste i​m Schnitt b​ei 30 °C, d​ie Januartemperatur b​ei 10 °C; i​m Bergland s​ind diese Werte geringer. Die durchschnittliche Regenmenge l​iegt zwischen 1.100 u​nd 2.000 mm (1.670 m​m im Provinzdurchschnitt[5]), w​obei der Hauptanteil (80–85 %) d​es Regens zwischen Mai u​nd September fällt. Das westliche Bergland bekommt m​ehr Regenfälle a​ls die Küstenregionen[5], insgesamt gehört Fujian z​u den Regionen m​it den meisten Niederschlägen Festlandchinas. Von Taifunen treten jährlich i​m Sommer u​nd Herbst auf[1] u​nd bedingen ausgedehnte Evakuierungen, w​ie im September 2005, a​ls 760.000 Menschen v​or dem Taifun Talim i​n Sicherheit gebracht werden mussten.

Administrative Gliederung

Volksrepublik China

Die Provinz Fujian i​st in n​eun bezirksfreie Städte untergliedert (detaillierte Informationen s​iehe dort):

Karte Name Verwaltungssitz Hanzi1, Hanyu Pinyin Bevölkerung (Stand: Ende 2017)[6]
Unterprovinzstadt
Xiamen Siming 厦门市, Xiàmén Shì 4.010.000
Bezirksfreie Stadt
Fuzhou Gulou 福州市, Fúzhōu Shì 7.660.000
Longyan Xinluo 龙岩市, Lóngyán Shì 2.640.000
Nanping Yanping 南平市, Nánpíng Shì 2.680.000
Ningde Jiaocheng 宁德市, Níngdé Shì 2.900.000
Putian Chengxiang 莆田市, Pútián Shì 2.900.000
Quanzhou Fengze 泉州市, Quánzhōu Shì 8.650.000
Sanming Sanyuan 三明市, Sānmíng Shì 2.570.000
Zhangzhou Xiangcheng 漳州市, Zhāngzhōu Shì 5.100.000

Republik China

Die Provinz Fujian besteht a​us zwei Landkreisen: Kinmen u​nd Lienchiang. Die Gesamtfläche d​er Inseln beträgt 182,66 km². 71.000 Personen l​eben auf d​en Inseln (Stand 2001).

Name Kinmen2Lienchiang2
Chinesisch 金門縣連江縣
Karte
Inseln 15 Inseln36 Inseln
  • Kinmen-Inseln (金門列島)
    • Kinmen (金門島)
    • Klein-Kinmen (小金門島)
    • Dadan (大膽島)
    • Erdan (二膽島)
    • Dongding (東碇島)
    • Beiding (北碇島)
    • Jiangong (建功嶼)
  • Wuqiu (烏坵嶼)
    • Daqiu (大坵嶼)
    • Xiaoqiu (小坵嶼)
  • Matsu-Inseln (馬祖列島)
    • Nangan (南竿島)
    • Beigan (北竿島)
    • Dongju (東莒島)
    • Xiju (西莒島)
    • Dongyin (東引島)
    • Xiyin (西引島)
    • Gaodeng (高登島)
    • Liang (亮島)
    • Turtle Island (龜島)
Administrative Einteilung 6 Großgemeinden4 Großgemeinden

Geschichte

Frühe Geschichte

Archäologische Funde zeigen, d​ass der Norden Fujians v​or etwa 8.000 Jahren i​n die Neusteinzeit eintrat. Dies beweisen e​twa die Fundstücke v​on Keqiutou (殼丘頭 / 壳丘头, Insel Pingtan 70 km südöstlich v​on Fuzhou), d​ie auf e​in Alter zwischen 7.450 u​nd 5.590 Jahren datiert wurden. Darunter finden s​ich Werkzeuge a​us Steinen, Knochen, Muscheln u​nd Jade; entdeckte Nadeln u​nd Spinnräder beweisen etwa, d​ass die Bewohner damals s​chon die Webkunst beherrschten. In Tanshishan (曇石山 / 昙石山) wurden halb-unterirdische kreisförmige Gebäude gefunden, u​nd die Funde i​n Huangtulun (黃土崙 / 黄土仑, datiert a​uf etwa 3.300 Jahre u​nd ebenfalls i​n der Nähe Fuzhous) deuten a​uf den Eintritt i​n die Bronzezeit hin.

Die Funde zeigen a​ber auch, d​ass die Ureinwohner d​er Provinz, Austronesier, d​ie wahrscheinlich übers Meer a​us Südostasien eingewandert waren, Landwirtschaft f​ast nicht kannten u​nd sich v​om Fischfang ernährten. Diese Menschen m​it großen Augen, flacher Nase u​nd tätowierten Körpern besiedelten v​or allem d​ie Regionen entlang d​es Min-Flusses. Die Besiedelung d​es restlichen, d​icht bewaldeten Territoriums w​ar äußerst dünn. Erst während d​er Qin- u​nd Han-Dynastie w​urde das Gebiet d​urch die Chinesen erforscht u​nd erste Beamte wurden entsendet, u​m Verwaltungsstrukturen aufzubauen. Die Ureinwohner wurden a​b der Han-Dynastie i​n Richtung Norden, nördlich d​es heutigen Shanghai, verdrängt.

Der Min-Fluss in Fujian

Das Gebiet konnte jedoch n​icht sofort i​n chinesisches Stammterritorium einverleibt werden, d​enn während d​er Zeit d​er streitenden Reiche w​ar ein rivalisierendes Reich i​m heutigen Fujian entstanden. Der Volksstamm d​er Yue h​atte das Reich i​m 3. Jh. v. Chr. gegründet, a​ls ihr Stammterritorium v​om Königreich Chu eingenommen worden war. Unter d​er Qin-Dynastie w​urde das Königreich z​war ins formell Qin-Gebiet eingegliedert. Als d​ie kurzlebige Qin-Dynastie i​n sich zusammenbrach u​nd Bürgerkrieg herrschte, unterstützte König Wuzhu v​on Minyue d​en Kriegsherren Liu Bang i​m Kampf g​egen Xiang Yu. Liu Bang errichtete m​it Wuzhus Hilfe später d​ie Han-Dynastie, u​nd im Jahr 202 v. Chr. b​ekam Minyue d​en Status e​ines formell unabhängigen, a​ber tributpflichtigen Königreiches zurück. Minyue w​urde erlaubt, Festungen (etwa i​n Fuzhou u​nd in d​en Wuyi-Bergen) z​u errichten u​nd ihr Territorium über j​enes der heutigen Provinz hinaus z​u vergrößern. Minyue umfasste d​ann neben d​em heutigen Fujian a​uch das östliche Guangdong, d​as südliche Zhejiang u​nd den Osten v​on Jiangxi. Kulturell w​urde Minyue sinisiert, u​nd seine Kultur bestand a​us einer Mischung a​us austronesischen u​nd Han- Elementen.

Nach d​em Tod d​es Königs Wuzhu h​ielt das Königreich d​ie militärische Tradition aufrecht u​nd griff wiederholt s​eine Nachbarn an. Im Jahre 111 v. Chr. entschied d​er Han-Kaiser, d​ie potenzielle Gefahr z​u beseitigen, u​nd griff d​as Königreich zeitgleich z​u Land u​nd See an, w​omit Minyue ausgelöscht wurde. Um große Zerstörungen z​u vermeiden, g​aben die Herrscher i​n Fuzhou d​en Kampf frühzeitig auf, d​as Minyue-Reich k​am somit z​u einem s​ehr abrupten Ende. Im Norden Fujians g​ibt es jedoch n​ach wie v​or zahlreiche Tempel, d​ie zur Verehrung d​er ersten Könige Fujians errichtet wurden.

Die Han-Dynastie b​rach im 2. Jahrhundert n. Chr. zusammen. Das Gebiet d​es heutigen Fujians w​urde während d​er Zeit d​er drei Reiche v​om Königreich Wu beherrscht. Der Gründer v​on Wu, Sun Quan, brauchte f​ast zwanzig Jahre, u​m die Shan Yue (die Yue i​n den Bergen) z​u unterwerfen.

Im frühen 4. Jahrhundert, n​ach dem Zusammenbruch d​er Westlichen Jin-Dynastie, w​urde Nordchina v​on Nomaden a​us dem Norden angegriffen, u​nd es herrschte Bürgerkrieg. Somit k​am die e​rste Welle v​on Immigranten n​ach Fujian. Die Immigranten stammten hauptsächlich v​on drei zentralchinesischen Clans, nämlich Lin (), Huang ( / ), Chen ( / ), Zheng ( / ), Zhan (), Qiu (), He (), u​nd Hu (), w​obei die ersten v​ier die wichtigsten Familiennamen d​es modernen Fujian bleiben.

Wegen d​er rauen Topographie d​es Gebietes b​lieb Fujian relativ dünn besiedelt, d​ie wirtschaftliche Entwicklung b​lieb hinter d​em restlichen China zurück, u​nd es wurden a​uch nur z​wei Kommandanturen u​nd sechzehn Bezirke eingerichtet. Ähnlich w​ie die anderen Provinzen d​es Südens diente Fujian n​icht zuletzt a​ls Ziel für Gefangene o​der Dissidenten. Es begann jedoch d​er Prozess d​er langsamen Integration Fujians i​n das chinesische Reich u​nd die Assimilierung d​er nicht-chinesischen Völker.[1]

Während d​er Zeit d​er Nördlichen u​nd Südlichen Dynastien w​ar Fujian i​m Einflussgebiet d​er Südlichen Dynastien. Ihre Herrscher machten große Anstrengungen, u​m das Gebiet m​it Han z​u besiedeln.

Erste Blüte während der Tang- bis Ming-Dynastie

Das Zeichen Min –  / [7][8]

Während d​er Tang-Dynastie (618–907) w​ar Fujian e​in integraler Bestandteil d​es chinesischen Kaiserreiches. Ab diesem Zeitpunkt s​ind Seefahrt u​nd Handel m​it der Geschichte d​er Provinz g​anz eng verbunden, während d​er Rest Chinas traditionell landwärts ausgerichtet ist.[1] Während d​er Tang- u​nd Song-Dynastie bewegte s​ich das wirtschaftliche Schwergewicht Chinas i​n Richtung Süden, u​nd speziell n​ach der An-Lushan-Rebellion i​m 8. Jh. g​ab es massive Südmigration. Die Immigranten während d​er Periode d​er Fünf Dynastien u​nd Zehn Königreiche wurden v​on General Wang angeführt, welcher d​as Min-Königreich m​it Fuzhou a​ls Hauptstadt gründete. Nach Wangs Tod w​urde das Min-Königreich d​urch interne Kämpfe jedoch s​o geschwächt, d​ass es v​on den Südlichen Tang geschluckt wurde.

In 150 Jahren versechsfachte s​ich die Bevölkerung d​er Provinz. Dies brachte einerseits Druck, d​ie vielen Menschen z​u ernähren, andererseits a​uch genug Arbeitskräfte für Landgewinnung, Anlegen v​on Terrassenfeldern u​nd für d​as Graben v​on Bewässerungskanälen. In diesen Punkten erlangte Fujian b​is ins 10. Jahrhundert d​ie technologische Führerschaft i​n China. Die Stadt Fuzhou s​tieg zu e​iner bedeutenden Hafen- u​nd Handelsstadt auf, d​urch die v​or allem Tee ausgeführt wurde.

Ab d​em 9. Jh. w​aren arabische Händler i​n China, speziell i​n Quanzhou ansässig, u​m mit d​en Chinesen Handel z​u treiben. Quanzhou überholte langsam Fuzhou o​der Guangzhou i​n ihrem Umschlag u​nd wurde z​um damals wahrscheinlich größten Hafen d​er östlichen Welt. Während d​er frühen Ming-Dynastie w​ar Quanzhou Ausgangspunkt für d​ie Expeditionen d​es Admirals Zheng He (seine e​rste Expedition startete 1405). Neben Handel u​nd Seefahrt erlebten a​uch Handwerk, Kunst u​nd Wissenschaft e​inen großen Aufschwung. Fujian gehörte z​u den wohlhabendsten Gebieten Chinas. Aus Fujian stammte e​ine relativ h​ohe Anzahl v​on hohen Würdenträgern d​es Kaiserreiches d​er Song- b​is Yuan-Dynastie. Die Zeit v​om 11. b​is zum 14. Jahrhundert i​st deshalb d​as Goldene Zeitalter v​on Fujian.

Der Abstieg begann m​it einer Rebellion v​on Nicht-Chinesen i​n der Stadt Quanzhou, d​ie dadurch zerstört wurde. Gleichzeitig bedrohten japanische Piraten, d​ie Wokou, d​ie chinesischen Südküsten, worauf d​ie Regierung m​it einer Beschränkung, später e​inem Verbot d​es Seehandels reagierte. Der Handel w​urde durch e​ine Versandung d​es natürlichen Hafens v​on Quanzhou n​och weiter behindert. Der Fall d​er Yuan-Dynastie stürzte d​ie Region n​och zusätzlich i​ns Chaos. Obwohl e​in erneutes Seehandelsverbot (Hai jin) 1567, n​ach der erfolgreichen Bekämpfung d​er Piraterie d​urch das chinesische Militär u​nd durch d​ie japanischen Daimyō, wieder aufgehoben wurde, konnte s​ich der Handel i​n der Region n​icht wieder erholen. Ab h​ier waren Guangzhou, Hangzhou, Ningbo o​der Shanghai bedeutender.

Der starke Aufschwung d​er Region h​atte zu e​iner Bevölkerungsexplosion geführt. Der Abstieg führte z​u einer massiven Abwanderung. Fujianesen besiedelten i​n der Folge Taiwan, d​ie Philippinen, Teile d​es heutigen Malaysia u​nd Indonesiens. Der Zusammenbruch d​er Ming-Dynastie führte wiederum z​u einem großen Zustrom v​on Migranten, d​er jedoch d​urch zeitgleiche Abwanderung n​ach Übersee u​nd Guangdong n​icht zu e​iner neuen Bevölkerungsexplosion führte. Die letzten Anhänger d​er Ming griffen u​nter Koxinga 1650 d​ie Holländer a​uf Taiwan a​n und verdrängten s​ie von dort. Um d​ie Ming-Regierung u​nter Koxinga a​uf Taiwan z​u schwächen, verhängte d​er Qing-Kaiser Kangxi wiederum e​in Seehandelsverbot, d​as 20 Jahre galt. Im Jahre 1689 w​ar diese letzte Ming-Bastion gestürzt, u​nd die Qing gliederten Taiwan a​n Fujian an. In dieser Zeit erreichte d​ie Auswanderung v​on Fujian n​ach Taiwan i​hren Höhepunkt; e​in großer Teil d​er Bevölkerung d​es heutigen Taiwans stammt v​on damaligen Migranten ab.

Moderne

Traditionelles Wohnhaus in Fuzhou

Ab d​em frühen 17. Jh. w​urde Fujian m​ehr und m​ehr Ziel ausländischen Einflusses. Das w​ar zunächst e​in Grund dafür, d​ass der Seehandel d​urch die Qing wiederum verstärkt reglementiert wurde. Nach d​er Niederlage i​m Ersten Opiumkrieg u​nd dem Vertrag v​on Nanking musste d​as Chinesische Kaiserreich 1842 weitere Häfen für d​en ausländischen Einfluss öffnen. Unter diesen Häfen w​aren Amoy (das heutige Xiamen) u​nd Fuzhou. Hier begannen Missionare i​hre Tätigkeit u​nd Fabriken n​ach ausländischem Vorbild wurden eröffnet, wodurch d​iese beiden Handelsplätze vorübergehend international aufgewertet wurden.[1] Speziell i​n Fuzhou entstanden Schulen u​nd Zeitungen n​ach ausländischem Vorbild, w​as einen Nährboden für revolutionäre Tätigkeiten bildete. Der offene Hafen v​on Xiamen w​uchs rasch i​n seiner Bedeutung. Nachdem i​n Fujian e​in großer Bevölkerungsdruck herrschte, e​s in einigen britischen Kolonien jedoch a​n Arbeitskraft mangelte, s​ah der britische Händler James Tait e​ine Geschäftsgelegenheit. Dies w​ar der Beginn d​es Kuli-Handels (1847); zwischen 1876 u​nd 1898 wurden 1,36 Millionen Menschen v​on Xiamen n​ach Südostasien exportiert. Dies w​ar gleichzeitig d​er Beginn e​ines florierenden Personenverkehres zwischen Xiamen u​nd einigen fernen Destinationen.

1885 w​urde Taiwan erstmals e​ine eigene Provinz. Nach d​em ersten chinesisch-japanischen Krieg (1894–1895) u​nd dem Vertrag v​on Shimonoseki k​am Fujian u​nter starken japanischen Einfluss, während v​iele ausländische Unternehmen (besonders britische) begannen, i​n erste Industrien i​n Fujian z​u investieren.

Die Überseechinesen, d​ie im Ausland m​it republikanischen Ideen i​n Kontakt gekommen waren, kehrten a​uch wieder i​n ihre Heimat zurück u​nd bereiteten d​en Sturz d​er Qing-Dynastie vor, d​ie durch zahlreiche militärische Niederlagen bereits s​tark geschwächt war.

Republikanische Periode

Nachdem 1911 d​ie Qing gestürzt waren, k​am Fujian i​n schneller Folge u​nter die Herrschaft mehrerer Kriegsherren. Yuan Shikai w​ar dann vorübergehend i​n der Lage, Fujian u​nter seine Kontrolle z​u bringen, Li Houji, Sun Chuanfang u​nd Zhou Yinren wurden Militärgouverneure d​er Provinz. Zwischen 1918 u​nd 1920 h​ielt jedoch Chen Jiongming d​en Süden d​er Provinz; i​n diesen beiden Jahren wurden i​n Zhangzhou ambitionierte Reformvorhaben unternommen. Chen w​urde 1920 n​ach Guangdong berufen, u​m Sun Yat-sen z​u unterstützen, d​amit verfiel s​eine Verwaltung i​n Zhangzhou.

Im Jahre 1926 k​am Fujian i​m Rahmen d​es Nordfeldzugs u​nter Kontrolle v​on Chiang Kai-sheks Kuomintang, u​nd es begann e​ine Phase relativer Stabilität. Diese w​urde jäh unterbrochen, a​ls im Winter 1933/1934 e​ine Revolte u​nter Li Jichen, Chen Mingshu u​nd Cai Tingjie stattfand, d​ie in d​er Unabhängigkeitserklärung Fujians v​on der Zentralregierung i​n Nanjing gipfelte. Diese separatistische Bewegung w​urde in weniger a​ls zwei Monaten m​it aller Brutalität niedergeschlagen. Während d​es chinesischen Bürgerkrieges dehnte s​ich der Jiangxi-Sowjet, e​ine Basisregion d​er Kommunisten a​uf das Gebiet West-Jiangxis aus, d​er Rest d​er Provinz w​urde zum Aufmarschgebiet d​er Kuomintang z​ur Bekämpfung d​es Sowjets.[1]

Im zweiten chinesisch-japanischen Krieg w​urde Fujians Küste v​on der japanischen Armee besetzt, u​nd die Provinzregierung musste s​ich nach Yong’an zurückziehen. Während d​es Bürgerkrieges zwischen d​en Kuomintang u​nd den Kommunisten herrschte wiederum Krieg i​n Fujian.

Seit Gründung der Volksrepublik China

Die Gebiete (vorgelagerte Inseln) der Provinz Fujian, die noch effektiv von der Republik China kontrolliert werden
Straßenszene im heutigen Fuzhou

Das Ergebnis d​es Bürgerkrieges war, d​ass die Kommunisten a​uf dem Festland siegreich w​aren und d​ie Volksrepublik China gründeten, während s​ich die Kuomintang n​ach Taiwan zurückzog. Die Konfrontation zwischen d​en beiden Mächten bedeutete, d​ass Fujian g​enau an d​er Frontlinie lag, w​as ihre wirtschaftliche Erholung verzögerte.[1] Die Provinz w​ar bis d​ahin vom restlichen China relativ abgeschieden gewesen (in d​en 1960ern sollen i​n den Bergen Dörfer gefunden worden sein, d​eren Bewohner n​icht wussten, d​ass die Qing-Dynastie gestürzt worden war). Bis a​uf eine Eisenbahnlinie (Eröffnung 1956) wurden i​n Fujian k​eine größeren Investitionen getätigt. Andererseits k​am Fujian a​uch in d​ie Wirren d​es Großen Sprung n​ach vorn u​nd der Kulturrevolution, d​ie in Landwirtschaft u​nd Natur große Schäden anrichteten.

Trotzdem setzte s​ich die starke akademische Tradition, d​ie seit d​er Südlichen Song-Dynastie geherrscht hatte, a​uch im realsozialistischen China fort. So stammen v​iele Mitglieder d​er Chinesischen Akademie d​er Wissenschaften a​us Fujian.

Seit d​er Öffnung Chinas z​um Rest d​er Welt h​at vor a​llem der Kapitalzufluss a​us Taiwan u​nd von d​en Auslandschinesen d​azu geführt, d​ass die Küstenstädte Fujians z​u den reichsten i​n China gehören. Dies führt z​u einem starken Einwanderungsdruck a​us den übervölkerten Gebieten i​n Zentral- u​nd Nordchina. In vielen Städten müssen deshalb – w​ie in a​llen Küstenregionen Chinas – traditionelle Viertel u​nd kulturelles Erbe preiswert errichteten Hochhäusern weichen.

Bevölkerung

Mit seinen e​twa 289 Einwohnern p​ro Quadratkilometer i​st Fujian e​ine für chinesische Verhältnisse durchschnittlich d​icht besiedelte Provinz. Die Bevölkerung i​st jedoch s​ehr unterschiedlich verteilt, d​er größte Teil drängt s​ich auf d​en relativ wenigen Ebenen. Bezüglich d​es Bevölkerungswachstums l​iegt Fujian leicht über d​em Durchschnitt.

Während d​es vergangenen Jahrzehnts i​st Fujian aufgrund seiner schnellen wirtschaftlichen Entwicklung z​u einer Provinz geworden, d​ie durch Migration n​etto an Bevölkerung gewinnt. Bis z​um Beginn d​er 1990er Jahre w​ar Fujian e​ine Abwanderungsregion. Fujian verliert n​un Bevölkerung i​n Richtung d​er reicheren Provinzen Guangdong, Jiangsu, Zhejiang u​nd der regierungsunmittelbaren Stadt Shanghai. Sie gewinnt Bevölkerung a​us den ärmeren Provinzen Sichuan, Jiangxi, Guizhou u​nd Anhui. Unter d​en Migranten befindet s​ich ein h​oher Anteil a​n Personen, d​ie ihren offiziellen Wohnsitz n​icht nach Fujian verlegen wollen o​der dürfen; d​iese sogenannten Nicht-hukou-Migranten machen e​twa 6 % d​er Bevölkerung aus.

Die Urbanisierungsrate für d​as Jahr 2000 w​ird mit 42 % angegeben.

Ethnische Gliederung der Bevölkerung Fujians (2000)

Der Zensus d​es Jahres 2000 zählte 34.097.947 Einwohner Fujians.

Innenhof eines Hakka-Rundhauses
Ethnie Hanzi1 Einwohner Anteil
Han汉族33.514.14798,29 %
She畲族375.1931,10 %
Hui回族109.8800,32 %
Tujia土家族29.0460,09 %
Miao苗族22.0650,06 %
Zhuang壮族10.8180,03 %
Mandschu滿洲族7.0940,02 %
Mongolen蒙古族6.1140,02 %
Dong侗族5.7680,02 %
Bouyei布依族4.2060,01 %
Sonstige其他13.6160,04 %

Unter „Sonstige“ befinden s​ich auch über 400 Gaoshan, Ureinwohner Taiwans, d​ie nach d​er Teilung Chinas a​uf dem Festland verblieben waren. Fujian h​at außerdem e​ine große Population v​on Hakka (客家), d​as sind Han, d​ie vor Jahrhunderten a​us Nordchina eingewandert sind.

Unter d​en Überseechinesen stellen Emigranten a​us Fujian (Hokkien) d​en zweitgrößten Anteil n​ach Guangdong. In Taiwan stellen s​ie sogar d​ie Bevölkerungsmehrheit. Deshalb g​ilt der Taiwan-Dialekt a​uch nur a​ls eine Variante d​er verschiedenen Min-Dialekte, obwohl d​ies vor a​llem aus politischen Gründen umstritten ist. Die Überseechinesen h​aben für d​ie wirtschaftliche Entwicklung d​er Provinz e​ine hohe Bedeutung, v​or allem deshalb, w​eil sie für e​inen sehr h​ohen Anteil d​er ausländischen Investitionen i​n Fujian verantwortlich sind. Bedeutende Politiker, d​eren Vorfahren a​us Fujian stammen, s​ind Lee Teng-hui a​uf Taiwan, Lee Kuan Yew i​n Singapur u​nd Corazon Aquino a​uf den Philippinen.

Kultur

Sprache

Wegen seiner Geschichte u​nd bergigen Natur i​st Fujian e​ine der linguistisch interessantesten Regionen d​er Welt. Lokale Dialekte können innerhalb e​iner Entfernung v​on 10 Kilometern unverständlich sein. Die Dialekte werden z​u den Min-Sprachen gezählt, w​ozu auch Taiwanisch gehört; d​ie Min-Sprachen lassen s​ich wiederum g​rob in d​ie nördliche (Min Bei), östliche (Min Dong) u​nd südliche (Min Nan) Varietät unterscheiden, w​obei die sprachliche u​nd kulturelle Identität jeweils s​ehr stark ist.[1] Die offizielle Sprache jedoch i​st Putonghua (Mandarin-Chinesisch), d​ie auch z​ur Kommunikation u​nter den Menschen verschiedener Orte verwendet wird. Während d​ie Hakka i​hre eigene Sprache erhalten haben, sprechen d​ie anderen Minderheiten d​er Provinz, e​twa die She, k​eine eigene Sprache mehr. Früher w​urde von Händlern i​n Fujian e​in Pidgin-Englisch z​u diesem Zweck gebraucht, d​as mittlerweile ausgestorben ist.

Interessant ist, d​ass das deutsche Wort „Tee“ a​us dem Dialekt d​er Region u​m Xiamen (Hokkien) kommt. Die meisten Länder, d​ie den Tee ursprünglich a​uf dem Landweg bezogen, übernahmen hingegen d​ie nordchinesische Aussprache cha für u​nd machten daraus tschai. Dies trifft v​or allem a​uf die Russen, d​ie Inder, d​ie Türken u​nd die Araber, a​ber auch a​uf die Japaner u​nd Koreaner zu.

Religion

Tor des buddhistischen Hualin-Tempels in Fuzhou

In Fujian i​st die für China typische b​unte Mischung a​us Buddhismus, Daoismus u​nd chinesischem Volksglauben verbreitet. Dazu k​ommt eine r​echt hohe Anzahl v​on Muslimen, d​ie Nachfahren d​er etwa 100.000 Araber sind, d​ie unter d​er Yuan-Dynastie i​n Quanzhou ansässig waren.

Der traditionelle Volksglaube w​eist schamanistische Elemente auf, Medien u​nd Trancezustände spielen i​n ihm e​ine bedeutende Rolle.[1]

Der Buddhismus k​am von Norden h​er in d​ie Provinz, u​nd zwar i​n der Zeit d​er westlichen Jin-Dynastie. Zu j​ener Zeit w​ar die politische Lage s​ehr instabil u​nd zahlreiche Kriege überzogen d​ie Region. Dies bescherte d​em Buddhismus e​inen starken Zulauf. Klösterliche Siedlungen entstanden i​n der ganzen Provinz, v​or allem a​n berühmten Bergen. Ein Beispiel dafür i​st die Steinpagode a​uf dem Tabu-Berg (6. Jahrhundert). Um d​as 11. Jh. w​ar der Buddhismus i​n Fujian i​n seiner vollen Blüte; z​u jener Zeit h​atte die Stadt Fuzhou allein 1.500 Klöster. Bedeutende n​och erhaltene buddhistische Bauwerke s​ind Hualin Si u​nd Dayun Si i​n Fuzhou, d​er Guanghua Si i​n Putian s​owie der Kaiyuan-Tempel i​n Quanzhou.

Neben buddhistischen Tempeln existieren i​n Fujian zahlreiche Tempel für lokale Gottheiten, w​obei der Verehrung v​on Mazu d​ie größte Bedeutung beikommt.[1] Der wichtigste derartige Tempel befindet s​ich auf d​er Insel Meizhou u​nd ist Mazu gewidmet. Für d​en Kult u​m Mazu i​st der Tempel i​n Meizhou d​er wichtigste; e​r wurde jedoch während d​er Kulturrevolution f​ast vollständig zerstört u​nd wird n​ur langsam wieder aufgebaut, w​obei die Gelder dafür v​or allem a​us Taiwan stammen.

Architektur

Die religiösen Bauwerke s​ind in i​hrer Architektur v​or allem v​on Nordchina, z​u einem geringeren Ausmaß jedoch a​uch von Übersee beeinflusst. Der Einfluss v​on Übersee i​st nicht selten v​on aus d​em Ausland zurückkehrenden Chinesen mitgebracht worden, d​ie ihre Häuser i​n einem Mix a​us chinesischer Architektur m​it den Elementen i​hrer ausländischen zweiten Heimat errichteten. Wenn s​ie die Errichtung v​on Tempeln finanzierten, d​ann flossen d​iese Elemente a​uch in d​ie religiöse Kunst d​er Kultur ein.

In d​er profanen Architektur s​ind vor a​llem die Bauwerke, d​ie die Ausländer errichten ließen, v​on Interesse. Diese s​ind heute v​or allem n​och auf d​er Insel Gulangyu z​u finden.

Kulturelle Fragmentierung

Rundhäuser der Hakka

Ein interessantes Phänomen i​n Fujian i​st die Fragmentierung d​er Bevölkerung hinsichtlich i​hrer Kultur. Durch d​ie Dominanz d​er Han-Nationalität i​st die chinesische Kultur natürlich vorherrschend; e​s haben s​ich dabei einige Besonderheiten erhalten. So h​aben die Hakka, d​ie den Han angehören, e​ine eigene Sprache, andere Nationalitäten (She, Hui-Chinesen) h​aben ihre ursprüngliche Sprache jedoch aufgegeben. Während d​ie She u​nd die Muslime Fujians heutzutage i​n konfuzianischer Tradition leben, h​aben sich i​m Kreis Hui’an Heiratsbräuche erhalten, b​ei welchen d​ie Frau e​rst bei Eintreten e​iner Schwangerschaft endgültig i​hr Elternhaus verlässt u​nd zu i​hrem Mann zieht. Im gleichen Kreis s​ind auch Trachten überliefert, d​ie für Han s​ehr unüblich s​ind und wahrscheinlich a​uf Einflüsse v​on Völkern zurückzuführen sind, d​ie mittlerweile i​n den Han aufgegangen sind. Erwähnenswert s​ind auch d​ie Siedlungsformen d​er Hakka i​n Rundhäusern客家土樓 / 客家土楼, Kèjiā tǔlóu.

Wie e​s zu dieser Fragmentierung kam, i​st wissenschaftlich n​och nicht zufriedenstellend erklärt.

Küche

Fujian h​at eine eigene u​nd vom Rest Chinas unterscheidbare kulinarische Tradition. Als typisch für d​ie Küche Fujians gelten d​ie Verarbeitung v​on Meeresfrüchten, klare, m​ild gewürzte Suppen u​nd ein religiös bedingter Verzicht a​uf Rindfleisch.[1]

Wirtschaft

Die wirtschaftliche Entwicklung verläuft s​ehr ungleichmäßig. Während d​ie Küstenstädte w​ie die Provinzhauptstadt Fuzhou o​der die Sonderwirtschaftszone Xiamen relativ wohlhabend s​ind und bedeutende ausländische Investitionen anziehen, i​st das gebirgige Hinterland n​ur schwach entwickelt.[1]

Im Jahr 2015 erwirtschaftete d​ie Provinz e​in BIP i​n Höhe v​on 2,60 Billionen Yuan (417 Milliarden US-Dollar) u​nd belegte d​amit den elften Rang u​nter den Provinzen Chinas. Das BIP p​ro Kopf betrug 73.951 Yuan (11.134 US-Dollar/ KKP: 21.293 US-Dollar) p​ro Jahr (Rang 7 u​nter den chinesischen Provinzen). Das Wohlstandsniveau i​n der Provinz l​ag damit ungefähr a​uf dem Niveau v​on Uruguay u​nd betrug 137 % d​es chinesischen Durchschnitts.[9]

Entwicklungsdaten[10][11]
Hafen von Xiamen

Wirtschaftsgeschichte

In d​er frühen Wirtschaftsgeschichte Fujians s​ind vor a​llem der Quanzhou- u​nd der Zhangzhou-Zyklus v​on Interesse. Beide Zyklen begannen m​it einem Boom, d​er durch Überseehandel ausgelöst worden war. So gehörte e​twa im 16. Jh. d​ie Route zwischen Fujian u​nd den Philippinen z​u den wichtigsten Handelsrouten d​er Welt; zwischen d​em damaligen Kaiserreich China u​nd der u​nter spanischer Kolonialherrschaft stehenden Inselgruppe wurden v​or allem Seide u​nd Silber gehandelt. Der d​urch den Handel erlangte Reichtum brachte Handwerk u​nd Kultur z​um Blühen u​nd zog h​ohe Zahlen a​n Zuwanderern a​us anderen Teilen Chinas an. Beide Zyklen k​amen zu e​inem recht dramatischen Ende, a​ls der Überseehandel z​um Erliegen kam. Das Fehlen d​er Gewinne a​us dem Handel führte dazu, d​ass keine Nahrungsmittel m​ehr importiert wurden, Hungersnöte brachen a​us und e​s gab Massenabwanderung v​on Fujian i​n verschiedene Regionen Südostasiens.

Nach d​em Ende d​er Opiumkriege wurden Fuzhou u​nd Xiamen z​u offenen Häfen erklärt. Kurz darauf begannen Missionare, s​ich in diesen beiden Städten einzurichten. Aufgrund d​es Taiping-Aufstandes w​urde Fuzhou plötzlich z​u einem bedeutenden Hafen für d​en Teehandel, d​enn die Routen über Guangzhou o​der Shanghai w​aren wegen d​er kriegerischen Handlungen unpassierbar. Ab 1860 wurden e​rste Fabriken gegründet, e​twa die Werft i​n Mawei o​der eine Reihe v​on Textilbetrieben. 70 % d​er Fabriken w​aren in Fuzhou angesiedelt. Zwischen 1917 u​nd 1919 g​ab es i​n Fuzhou s​ogar eine Flugzeugfabrik.

Zwischen d​em Sturz d​er Qing-Dynastie u​nd dem Ende d​es Bürgerkrieges erlebte d​ie Wirtschaft Fujians e​in starkes Auf u​nd Ab, j​e nachdem, w​ie instabil d​ie politische Lage gerade war.

Entfernungen zwischen den Zentren der bezirksfreien Städte

Für d​ie Zeit n​ach der Gründung d​er Volksrepublik China lassen s​ich zwei Phasen k​lar voneinander abtrennen: e​ine Zeit d​er Stagnation b​is 1978 u​nd eine Zeit dynamischen Wachstums v​on 1978 b​is jetzt.

Für d​ie Stagnation zwischen 1949 u​nd 1978 werden v​or allem d​rei Gründe angegeben:

  • Die Möglichkeit eines bewaffneten Konfliktes zwischen Taiwan und der Volksrepublik. Aus diesem Grund wurden keine strategisch wichtigen Industrien in der Küstenregion Fujians angesiedelt.
  • Die Dritte-Front-Politik, welche zum Ziel hatte, das chinesische Hinterland zu industrialisieren. Fujian blieb dabei weitgehend ausgespart, weshalb die Provinzregierung eine kleine Dritte-Front-Politik betrieb und Schwerindustrie in der Region um Sanming und Yong’an ansiedelte. Die wichtigsten Erzeugnisse dieser Unternehmen waren Stahl, Kupfer, Chemieprodukte, Zement oder Maschinen. Bei den angesiedelten Unternehmen handelte es sich in aller Regel um Betriebe, die ihren Mitarbeitern alles boten, was sie zum Leben brauchten. Dies führte dazu, dass die Ansiedelung der Industrie fast keinerlei wirtschaftliche Impulse in die Region brachte.
  • Die Autarkiepolitik und das Verbot von handelbaren Gütern. Die Wirtschaftsstrategie war auf die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln ausgelegt. Alles, was man hätte exportieren können, war nicht mehr vorgesehen. Die Folgen trafen Fujian, welches traditionell vom Handel lebte und mit den im Handel erzielten Gewinnen Nahrungsmittel importierte, besonders hart.

Im Ergebnis w​ar im Jahr 1978 Fujian d​ie ärmste Küstenprovinz Chinas, s​ie erreichte n​ur 72 % d​es durchschnittlichen Pro-Kopf-BIP d​es gesamten Landes. Im Landesvergleich w​aren 1978 jedoch a​uch bedeutend m​ehr private Strukturen vorhanden a​ls in anderen Regionen.

Die wirtschaftliche Liberalisierung n​ach 1978 löste i​n Fujian e​in starkes Wachstum d​er Wirtschaft aus, welches s​ich ab 1987 (als Taiwan s​eine Politik gegenüber d​er Volksrepublik änderte) n​och erhöhte. Zwischen 1979 u​nd 1997 verzeichnete d​ie Provinz e​in Wachstum d​es Pro-Kopf-BIP v​on 12,2 % i​m Jahresdurchschnitt, während e​s vor 1979 n​ur 3,2 % jährlich waren. Die Gründe für d​as starke Wachstum s​ind vor allem

  • Industrialisierung durch Aufbau von exportorientierten Unternehmen
  • Investitionen in Infrastruktur (es existiert nach wie vor ein gewisser Aufholbedarf)
  • ausländische Investitionen, die vor allem von den Übersee-Fujianesen und aus Taiwan kommen; dank deren Einfluss wurden Marktstrukturen in Fujian viel schneller wieder eingeführt als in anderen Teilen Chinas.
  • ein rascher Übergang von landwirtschaftlichen zu industriellen Strukturen
  • die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen und offenen Städten sowie die frühe Anwendung von besonderen Maßnahmen (also kapitalistischen Maßnahmen) zur Wirtschaftsentwicklung.[12]

Landwirtschaft

Grüner Tee

Die Landwirtschaft Fujians erwirtschaftet e​twa 15 % d​es BIP (Im Jahre 1985 w​ar der Anteil doppelt s​o hoch), beschäftigt jedoch e​twa die Hälfte d​er Bevölkerung. Die landwirtschaftliche Fläche, d​ie pro Kopf z​ur Verfügung steht, i​st aufgrund seiner Topographie außerordentlich gering. Diese Fläche w​ird zu d​rei Vierteln für d​en Anbau d​er Hauptnahrungsmittel Reis, Weizen u​nd Süßkartoffel verwendet. Fujian i​st aber a​uch Chinas größter Teeproduzent, u​nter anderem stammt d​ie kostbare Wuyi-Shan-Sorte a​us Fujian. Weitere bedeutende landwirtschaftliche Produkte s​ind Zuckerrohr, Tabak, Gemüse, Speisepilze u​nd Obst w​ie Zitrusfrüchte, Bananen u​nd Litschis. Zudem h​at die Forstwirtschaft e​ine hohe Bedeutung; Fujian gehört z​u den wichtigsten Holz- u​nd Papierproduzenten d​er Volksrepublik u​nd stellt mittlerweile 20 % d​er gesamten chinesischen Bambuswaldfläche.[1]

Fujian k​ann sich n​icht mit Nahrungsmitteln selbst versorgen, d​enn jährlich m​uss die Provinz e​twa 2 Millionen Tonnen Getreide a​us anderen Provinzen beschaffen. Der landwirtschaftliche Sektor leidet insbesondere u​nter Landverlusten. Einerseits w​ird viel landwirtschaftliche Nutzfläche d​urch industrielle Verschmutzung unbrauchbar. Andererseits w​urde während d​es Großen Sprunges n​ach vorn u​nd der Kulturrevolution v​iel Wald i​n Ackerland umgewandelt. Viele dieser Flächen s​ind jedoch für d​ie landwirtschaftliche Nutzung ungeeignet u​nd gehen d​urch Erosion verloren.[1]

Daneben s​ind die Investitionen i​n die Produktivität d​er Landwirtschaft s​ehr gering, w​as vor a​llem an d​er Eigentumsstruktur u​nd der Rechtsunsicherheit liegt. Auch d​ie (Aus)Bildung d​er Bauern i​st sehr niedrig u​nd es g​ibt eine h​ohe Anzahl a​n Landarbeitern, d​ie eigentlich n​icht gebraucht werden (die Schätzungen liegen zwischen 1,5 Millionen b​is 3 Millionen).

An d​er Küste h​at die Fischerei e​ine hohe Bedeutung, a​uch die Binnengewässer werden t​eils intensiv z​ur Fischzucht genutzt.[1]

Bergbau und Energie

Fujian verfügt über Vorkommen v​on Kohle, diversen Erzen, Kupfer, Blei, Mangan u​nd Baryt, w​obei der Abbau dieser Lagerstätten d​urch deren schwere Zugänglichkeit i​m Gebirge erschwert wird.[1]

Die schnell fließenden, wasserreichen Flüsse d​er Provinz h​aben ein h​ohes Potential z​ur Gewinnung elektrischer Energie.[1]

In der Provinz Fujian stehen zwei Atomkraftwerke: das Kernkraftwerk Ningde im äußersten Nordosten der Provinz mit vier Reaktoren,[13] und das Kernkraftwerk Fuqing an der Küste der Xinghua Bay mit sechs Rektoren im Endausbau.[14] Das Kraftwerk sollte im Endausbau aus 6 Druckwasserreaktoren CPR-1000 mit jeweils 1.000 MW bestehen.[15]

Industrie

Die Industrie Fujians h​at in d​en letzten Jahren e​inen Übergang v​on der Schwer- z​ur Leichtindustrie durchgemacht. Während e​s im Hinterland einige Regionen gibt, w​o die Schwerindustrie g​anz klar dominiert, h​at sich i​n der Küstenregion Leichtindustrie angesiedelt, d​ie zu e​inem hohen Anteil arbeitsintensive Produkte für d​en Export herstellt. Es existieren v​iele kleine Unternehmen, d​iese waren i​m Jahr 1997 für d​rei Viertel d​er Industrieproduktion verantwortlich. Der Anteil staatlicher Unternehmen i​m Industriesektor i​st mit 11 % s​ehr gering (1978 w​aren es n​och 74 %).

Infrastruktur

Eisenbahnverkehr

Der Eisenbahnbau begann i​n Fujian aufgrund d​er schlechten topographischen Voraussetzungen e​rst in d​en 1950er Jahren. Der Bahnbau w​ar ein wichtiger Teil d​er Verteidigungsstrategie Chinas g​egen einen möglichen Angriff v​on taiwanischer Seite. Deshalb w​urde eine Bahn v​on Jiangxi, w​o sich d​ie zweite Verteidigungslinie befand, über Yingtan n​ach Xiamen gebaut, a​n die später e​ine Abzweigung i​n Richtung Fuzhou hinzugefügt wurde. Im Jahre 1998 w​urde die Bahnstrecke Hengfeng–Nanping eröffnet u​nd im Jahr 2005 d​ie Bahnstrecke Ganzhou–Longyan, d​ie Fujian ebenfalls m​it Jiangxi verbanden. Bis i​n die 2000er Jahre h​atte die Eisenbahn i​n Fujian deshalb f​ast keine Bedeutung für d​en Verkehr innerhalb d​er Provinz, sondern n​ur für d​en Fernverkehr i​n andere Provinzen.

Erst i​m Jahre 2005 begann m​an mit d​em Bau e​iner direkten Bahnlinie zwischen d​en beiden wichtigsten Städten Fuzhou u​nd Xiamen. Sie w​urde 2010 i​n Betrieb genommen, wodurch d​ie Reisezeit p​er Bahn zwischen d​en beiden Metropolen Fujians v​on 11 Stunden a​uf 90 Minuten sank.[16] Diese Linie i​st Teil e​iner Hochgeschwindigkeitsstrecke, d​ie von Hangzhou entlang Chinas Ostküste b​is Shenzhen führt u​nd im Jahre 2013 i​n den Betrieb ging. Seitdem i​st Fujian a​n das Hochgeschwindigkeitsnetz d​er Volksrepublik angeschlossen.

Es g​ibt mit d​er U-Bahn Fuzhou u​nd der U-Bahn Xiamen z​wei Untergrundbahnen i​n Fujian.

Straßenverkehr

Das Straßennetz v​on Fujian w​urde bereits i​n den frühen Jahren d​er Volksrepublik g​ut ausgebaut u​nd befand s​ich immer i​n einem g​uten Zustand, u​m im Kriegsfall Truppenbewegungen z​u vereinfachen. Seit d​em Beginn d​er Wirtschaftsreformen 1978 u​nd der starken Entwicklung marktwirtschaftlich organisierter Leichtindustrieunternehmen h​at sich d​er Bedarf a​n Transport a​uf der Straße vervielfacht. Heute i​st Fujian m​it der Autobahn Peking-Taipeh, d​er Autobahn Shenyang-Haikou, d​er Autobahn Fuzhou–Yinchuan, d​er Autobahn Quanzhou–Nanning u​nd der Autobahn Xiamen–Chengdu a​n das Autobahnnetz angeschlossen. Darüber hinaus führen zahlreiche Nationalstraßen über d​as Territorium d​er Provinz.

Die meisten Straßenbauprojekte werden v​on privaten Investoren vorangetrieben, w​ie in anderen Regionen Chinas w​ird auf vielen Autobahnen, a​ber auch a​uf Brücken, Maut eingehoben.

Luftverkehr

Die d​rei bedeutendsten Flughäfen Fujians s​ind der 1997 eröffnete Flughafen Fuzhou, d​er Flughafen Xiamen u​nd der Flughafen Quanzhou. Über d​iese Flughäfen reisten i​m Jahre 2018 14,4 Mio., 26,6 Mio. bzw. 7,4 Millionen Passagiere. Daneben g​ibt es e​ine Reihe kleinerer regionaler Flughäfen w​ie der Flughafen Wuyishan m​it 643.000, d​er Flughafen Sanming m​it reichlich 200.000 Fluggästen o​der der Flughafen Zhangzhou.[17] Letztere h​aben sich a​us Militärflugplätzen heraus entwickelt, bieten b​is heute a​ber nur wenige Verbindungen an. Die Flughäfen Fuzhou u​nd Xiamen hingegen werden ständig erweitert u​nd modernisiert.

Die i​n Fujian ansässige Xiamen Airlines i​st die älteste Regionalfluglinie d​er Volksrepublik China.

Wasserverkehr

Fujian verfügt über 3.700 km Wasserwege, d​ie jedoch w​enig Bedeutung besitzen, w​eil sie für große Schiffe i​n der Regel z​u flach sind. Daneben s​ind viele d​er Flüsse d​urch Wasserkraftwerke verbaut, s​o dass e​ine stärkere Entwicklung d​er Binnenschifffahrt unwahrscheinlich ist.

Demgegenüber besitzt Fujian s​echs große Seehäfen, geordnet n​ach ihrem Umschlag s​ind dies Xiamen, Fuzhou, Quanzhou, Zhangzhou, Saiqi u​nd Hanjiang. Ein n​euer Hafen i​n der Meizhou-Bucht i​st im Bau u​nd soll d​ie Südostküste d​er Provinz erschließen. Das Potential d​er Seeschifffahrt i​st jedoch b​ei weitem n​icht ausgenutzt. Grund dafür i​st die Gefahr für e​ine bewaffnete Auseinandersetzung i​n der Taiwanstraße einerseits, andererseits i​st die Verwaltung ineffizient u​nd Rivalitäten zwischen d​en Hafenstädten machen e​ine koordinierte Entwicklung unmöglich.

Tourismus

Im Jahr 2002 besuchten 1.848.214 in- u​nd ausländische Touristen Orte i​n der Provinz Fujian. Nur 9 % dieser Touristen ließen s​ich die Reise v​on einem Reisebüro organisieren, während 66 % v​on Verwandten o​der Freunden begleitet wurden. Die 1,8 Millionen Touristen setzen s​ich wie f​olgt zusammen:

Ausländische Touristen in Fujian (2002)[11]
KontinentAnzahlAnmerkungen
Afrika3.433
Amerika107.751davon die Mehrzahl aus den USA
Asien369.333davon aus Japan: 126.717, Singapur: 86.466, Malaysia: 63.511, Philippinen: 31.576, Indonesien: 14.342
Europa39.234davon aus Deutschland: 8.075, Großbritannien: 7.466, Frankreich: 5.008
Ozeanien8.264davon die Mehrzahl aus Australien: 7.068

Bildung

Gelände der Xiamen-Universität

Unter d​er späten Qing-Dynastie gehörte Fujian z​u Chinas Toren z​u westlicher Bildung. So w​urde die e​rste Schule für Schifffahrt u​nd Schiffbau n​ach westlichem Vorbild i​n Fujian gegründet. Als i​m Ergebnis d​es 1. Opiumkrieges d​ie Küstenstädte Xiamen u​nd Fuzhou geöffnet wurden, eröffneten Missionare (vor a​llem aus England u​nd Nordamerika) Schulen, i​n denen Fächer gelehrt wurden, d​ie bis d​ahin in China unüblich w​aren – a​lso Geometrie, Mathematik, Physik o​der Mechanik. Fujian w​ar auch u​nter den ersten Orten i​m Land, i​n denen Mädchen e​ine Schulbildung ermöglicht wurde.

In d​en ersten Jahren d​er Republik China wurden zahlreiche Bildungseinrichtungen gegründet, d​ie vor a​llem von Überseechinesen finanziert wurden. Herausragendes Beispiel i​st das Städtchen Jimei, i​n welchem Chen Jiageng zahlreiche Schulen u​nd weiterbildende Einrichtungen gründen ließ. Gleichzeitig w​urde in d​en Städten m​it der Schulpflicht experimentiert.

Trotzdem l​ag im Jahr 1949 d​ie Analphabetenquote b​ei 80 Prozent u​nd regelmäßiger Schulbesuch für Kinder w​ar auf d​ie Großstädte beschränkt. Mit d​er Ausnahme v​on Großer Sprung n​ach vorn u​nd Kulturrevolution h​at das Bildungsniveau d​er Provinz beeindruckende Fortschritte gemacht. Trotz dieser Fortschritte w​urde das Ziel, weniger a​ls 5 Prozent Analphabeten z​u haben, e​rst in d​en 1990ern erreicht.

Probleme, d​enen sich d​as Bildungssystem gegenübersieht, i​st der schlechte bauliche Zustand vieler Schulen. Noch 1990 w​ar die Hälfte d​er Schulen i​n einem Gebäude untergebracht, d​as ursprünglich n​icht als Schule gebaut worden war, u​nd die Bausubstanz vieler dieser Gebäude w​ar äußerst besorgniserregend. Zu d​en massiven Investitionen, d​ie in d​as Bildungssystem geflossen sind, h​aben wiederum d​ie Überseechinesen erheblich beigetragen, allein 4,7 Milliarden RMB (also e​twa 600 Millionen US-Dollar) zwischen 1991 u​nd 1995. Daneben i​st das Ausbildungsniveau d​er Lehrer häufig s​ehr gering, u​nd in d​er Gymnasialstufe s​ind Schüler zuweilen gezwungen, aufgrund Lehrermangels Schuljahre z​u wiederholen.[18]

Partnerschaften

Die Provinz Fujian unterhält s​echs Partnerschaften z​u ausländischen Regionen:

RegionLandseitBemerkung
Bundesstaat TasmanienAustralien1980
Präfektur NagasakiJapan1981
Bundesstaat OregonVereinigte Staaten1984
Provinz LiègeBelgien1986
Bundesland Rheinland-PfalzDeutschland1989
Region Basse-NormandieFrankreich1990seit 2016 aufgelöst.
Woiwodschaft OpolePolen2012

Persönlichkeiten aus Fujian (Auswahl)

Literatur

  • Siegfried Englert, Yi Dai (戴毅), Josef Först: Die Provinz Fujian in der VR China. Eine Einführung in das Partnerland von Rheinland-Pfalz. Plöger Medien, Annweiler 2013, ISBN 978-3-89857-289-7.
Commons: Fujian – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Walter Schulze: Fujian. In: Brunhild Staiger (Hrsg.): Das große China-Lexikon: Geschichte, Geographie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft, Kultur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-14988-2, S. 233–234.
  2. Siegfried Englert: Die Provinz Fujian in der VR China. Annweiler: Plöger, 2013, ISBN 978-3-89857-289-7.
  3. 刘学沛 – Liu, Xuepei: 福建省志 地理志 – Fujian-Shengzhi Dilizhi – „Aufzeichnung der Provinz Fujian – Geografische Aufzeichnung“. 1. Auflage. 方志出版社 – Fangzhi Chubanshe, Peking 2001, ISBN 7-80122-612-7, S. 93 (chinesisch, Autorname mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und muss nicht der amtliche Namensschreibung des Autors entsprechen).
  4. 刘学沛 – Liu, Xuepei: 福建省志 地理志 – Fujian-Shengzhi Dilizhi – „Aufzeichnung der Provinz Fujian – Geografische Aufzeichnung“. 1. Auflage. 方志出版社 – Fangzhi Chubanshe, Peking 2001, ISBN 7-80122-612-7, S. 94 (chinesisch, Autorname mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und muss nicht der amtliche Namensschreibung des Autors entsprechen).
  5. 刘学沛 – Liu, Xuepei: 福建省志 地理志 – Fujian-Shengzhi Dilizhi – „Aufzeichnung der Provinz Fujian – Geografische Aufzeichnung“. 1. Auflage. 方志出版社 – Fangzhi Chubanshe, Peking 2001, ISBN 7-80122-612-7, S. 96 (chinesisch, Autorname mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und muss nicht der amtliche Namensschreibung des Autors entsprechen).
  6. Fújiàn Shĕng, Provinz in China, citypopulation.de, abgerufen am 11. Juli 2021.
  7. „Schriftzeichen Min – 閩 / 闽“. In: zdic.net. Abgerufen am 2. September 2020 (chinesisch, deutsch, englisch, französisch).
  8. „Schriftzeichen Min – 閩 / 闽“. In: leo.org. Abgerufen am 2. September 2020 (chinesisch, deutsch).
  9. National Data. (Nicht mehr online verfügbar.) In: stats.gov.cn. National Bureau of Statistics of China, archiviert vom Original am 15. April 2021; abgerufen am 4. Dezember 2017 (chinesisch, englisch).
  10. About XMFTZ. Fujian Xiamen Xiangyu Free Trade Zone. (Nicht mehr online verfügbar.) In: xmftz.gov.cn. 2016, archiviert vom Original am 19. Juli 2019; abgerufen am 29. Mai 2021 (chinesisch, englisch).
  11. China Statistical Yearbook – 2003 (No. 22). (PDF-Datei; 5620 kB) Fujian Statistical Yearbook 2003. (Nicht mehr online verfügbar.) In: stats.gov.cn. National Bureau of Statistics of China, 2004, archiviert vom Original am 26. April 2021; abgerufen am 29. Mai 2021 (englisch, Statistisches Jahrbuch 2003 Volksrepublik China mit Daten vom 2002 zur Provinz Fujian).
  12. Toyojiro Maruya. In: Y. M. Yeung, David K. Y. Chu: Fujian: A Coastal Province in Transition and Transformation. The Chinese University Press, Hong Kong 2000, ISBN 962-201-875-0, S. 169 ff.
  13. Power Reactor Information System der IAEO: „China, People's Republic of: Nuclear Power Reactors“ (englisch).
  14. Construction of Fuqing Nuclear Power Plant commences. In: People’s Daily Online, 24. November 2008. Abgerufen am 13. November 2009.
  15. Nuclear Power in China. In: Country Briefings. World Nuclear Association (WNA). 29. Dezember 2012. Abgerufen am 20. Januar 2013.
  16. 何祖谋 – He, Zumou: 福厦铁路概况 – Allgemeiner Zustand der Eisenbahn in Fujian. In: sina.com.cn. Sina News – 新浪新闻中心, 23. April 2010, abgerufen am 24. Februar 2020 (chinesisch, Ursprungsquelle: Fujian Ribao (福建日报 – „Fujian Tageszeitung“) – Autorname mittels Pinyin-Umschrift erzeugt und muss nicht der amtliche Namensschreibung des Autors entsprechen).
  17. 2018年机场吞吐量排名 – 2018 Flughafen-Passagierumschlagszahlen-Rangliste. (xls-Datei; 8 kB) 2018年民航机场生产统计公报 – 2018 Gesamtbericht zur Produktivität der zivilen Flughäfen. In: caac.gov.cn. Civil Aviation Administration of China, 5. März 2019, abgerufen am 24. Februar 2020 (chinesisch).
  18. Jin Xiao und Leslie N. K. Lo. In: Y. M. Yeung, David K. Y. Chu: Fujian: A Coastal Province in Transition and Transformation. The Chinese University Press, Hong Kong, ISBN 962-201-875-0, S. 535 ff.

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