Kangxi
Kangxi (chinesisch 康熙, Pinyin Kāngxī, W.-G. K'ang-Hsi, * 4. Mai 1654 in Peking; † 20. Dezember 1722 im Alten Sommerpalast) war der zweite chinesische Kaiser der Qing-Dynastie und regierte seit dem 7. Februar 1661 über China. Sein Geburtsname war Aixin Jueluo Xuanye (愛新覺羅玄燁, Àixīn Juéluó Xuányè; mandschurisch ᡝᠯᡥᡝ ᡨᠠᡳ᠌ᡶᡳᠨ ᡥᡡᠸᠠᠩᡩᡳ, elhe taifin hūwangdi), sein Tempelname lautete Shengzu (聖祖; dt. Geheiligter Ahne; ᡧᡝᠩᡯᡠ ᡤᠣᠰᡳᠨ ᡥᡡᠸᠠᠩᡩᡳ, šengzu gosin hūwangdi), sein Ehrenname war Rendi (仁帝). Kangxi war Sohn des Kaisers Shunzhi und der han-chinesischen Konkubine Xiao Kang Zhang.
Die einundsechzig Jahre andauernde Amtszeit des Kaisers Kangxi ist als bedeutende Epoche in die chinesische Geschichtsschreibung eingegangen, wobei bis heute immer wieder die enormen Leistungen des Herrschers gerühmt werden. Er verstand die Notwendigkeit, die Mandschu-Herrschaft und die chinesische Gesellschaft miteinander zu versöhnen, wobei er sich unnachgiebig um die intellektuelle Elite Chinas bemühte. Der Kaiser war zunächst mit inneren Krisen konfrontiert, die seine Regierung bedrohten, welche er jedoch erfolgreich überwinden konnte, um sich danach äußeren Bedrohungen zuzuwenden. In deren Folge konnte Kangxi Chinas Grenzen bis weit in den Norden vorschieben und so dessen Vormachtstellung in Asien wieder sichern. Dennoch kam es am Ende seines Lebens zu Fraktionskämpfen am Hof und zu Thronfolgestreitigkeiten.
Und zwar ermöglichte die geschickte Hofpolitik der Kaiserinwitwe Xiao Zhuang, Kangxi eine Basis für die spätere Machtergreifung zu schaffen. Der erste Coup bestand darin, den elfjährigen Kaiser am 16. Oktober 1665 mit einer Enkelin des Regenten Soni zu verheiraten. Sie war die Tochter Gabulas, der wie auch sein Vater dem einflussreichen Klan der Heseri angehörte. Auch war sie die Nichte von Songgotu, der wiederum für eine lange Zeit der wichtigste und einflussreichste Unterstützer Kaiser Kangxis werden sollte. Ebenfalls war es wichtig, dass eine jüngere Schwester Songgotus die Konkubine von Yolo war, des Präsidenten des Kaiserlichen Klangerichtes und einflussreichen Mitglieds im Yizheng Da Chen.
Als am 12. August 1667 Soni – der einzige dem Kaiser wirklich wohlgesinnte Regent – starb, erklärte sich der junge Herrscher als zu jung, um die Staatsgeschäfte zu übernehmen. Da sich aber Oboi, Ebilun und Suksaha bereit erklärten, ihm bei den Staatsgeschäften zu helfen, wurde mit der Unterstützung Xiao Zhuangs und des Ministeriums der Riten bereits der 25. August als ein geeigneter Tag für den offiziellen Beginn der Herrschaft Kangxis gewählt. Grund dafür, dass die Regenten diesem Plan zustimmten, war entweder der Wille, Kaiser Shunzhi zu ehren, der auch mit 13 Jahren die Macht übernahm, und gleichzeitig als offizielle Assistenten die Zügel in der Hand zu behalten, oder aber die Regenten taten es nur pro forma und wurden von der Kaiserwitwe durch die extrem frühe Benennung des Datums überlistet. Auf jeden Fall begann der Kaiser ab diesem Datum die Geschicke des jungen Qing-Reiches zu lenken. Jedoch tat er das nur nominell – die tatsächliche Macht lag nach wie vor in den Händen Obois. Dieser ernannte ihm ergebene Beamte in einflussreiche Positionen, kontrollierte die Kaiserliche Leibwache und zeigte seine Machtfülle, indem er Suksaha in einem Streit um die Verteilung des Bannerlandes verhaften und zum Tode verurteilen ließ.
Dennoch konnte auch Kangxi erste Erfolge in der Hofpolitik erlangen. So gelangen dem Kaiser Beförderungen mancher seiner Unterstützer und die Durchsetzung eines Jesuiten in das Amt für Astronomie 1668. Dieses Amt wurde zu Lebzeiten des Kaisers zwei belgischen Jesuiten übertragen, zunächst Ferdinand Verbiest und nach dessen Tod 1688 Antoine Thomas. Schließlich, gestützt auf Songgotu und das Kaiserliche Haushaltsdepartement, klagte Kangxi am 14. Juni 1669 Oboi und Ebilun an. Sie wurden von einer schnell einberufenen Kommission insgesamt 30 verschiedener Vergehen für schuldig befunden und inhaftiert. Der mächtige Regent starb noch im selben Jahr im Gefängnis.
Unter seiner Regierung schränkte man zunächst die Machtbefugnisse der drei großen Fürsten/Marschälle Wu Sangui, Shang Kexi und Geng Zhongming ein, welche fast ganz Südchina kontrollierten. Die Antwort war 1673–1681 ein Aufstand der drei unter Wu Sangui († 1678), welcher die Qing-Dynastie beinahe den Thron gekostet hätte.
Gleichzeitig flammte das Piratentum wieder auf. Ein ehemaliger General der Ming namens Zheng Chenggong (Koxinga, 1624–1662) kämpfte in Südchina als Armeeführer und Pirat gegen die Qing-Dynastie. Kurz vor seinem Tod vertrieb Zheng die niederländischen Kolonialherren aus Taiwan und gründete dort das kurzlebige Königreich Dongning. Erst ab 1683 stand Taiwan dauerhaft unter chinesischer Verwaltung.
Unter Kangxi verzeichnen wir auch das vermehrte Auftreten der Europäer. Kosaken hatten am Amur Siedlungen gegründet und bei den lokalen Stammesgruppen Pelztier-Tribute eingezogen. Die Stadt Albazin wurde von den Chinesen zerstört und Russland musste im Vertrag von Nertschinsk 1689 (unter Vermittlung der Jesuiten) die Amur-Grenze akzeptieren.
In den Jahren 1690–1696 kam es zum Krieg mit den Oiraten, welche die Mongolei kontrollieren wollten. Als der Khan der Kalkha-Mongolen 1690 geschlagen wurde, ersuchten die Fürsten den Kangxi-Kaiser um Hilfe. (Sie standen vor der Wahl, ob Russland oder China – und man entschied sich für China, denn man hatte mit den Mandschu den Lamaismus gemeinsam und konnte somit von dieser Seite mehr Verständnis erwarten.) Der Kaiser unterstützte die Mongolen und führte das Heer zweimal persönlich gegen den Oiratenfürsten Galdan.
Obwohl der Krieg durch den schnellen Überfall an der Tuul bei Zuunmod entschieden wurde, ist bemerkenswert, dass der Kangxi-Kaiser dank der Jesuiten die Regeln europäischer Kriegsführung beachtete. Seine Armee benutzte 1690 und 1696 Kanonen und Musketen, denen die Oiraten nicht gewachsen waren. Der Kaiser nahm bei den Jesuiten, vor allem Ferdinand Verbiest, nicht nur Unterricht in Kriegsführung, sondern auch in Astronomie, Mathematik und Anatomie. Kurz nach seinem Tod wies sein Nachfolger Yongzheng die europäischen Missionare nach Macau aus, da er sie als Unruhestifter und Mitglieder politischer Geheimbünde betrachtete. Die christliche Missionierung wurde verboten.
Bekannt ist Kangxi nicht nur als Gelehrter, sondern auch als Förderer der Kunst und Wissenschaften. So beschäftigte er an seinem Hofe den Schweizer Jesuiten und Uhrmacher Franz Ludwig Stadlin (1658–1740) und besuchte ihn, während dieser Lehrlinge unterrichtete. Er ließ sich in Peking und Jehol prächtige Residenzen bauen, umfangreiche wissenschaftliche Werke ausarbeiten (unter anderem das Kangxi-Wörterbuch) und kaiserliche Werkstätten (unter anderem für Glas und Emailarbeiten) gründen. Kangxi unterhielt Beziehungen zu einigen europäischen Höfen und dem römischen Papst und empfing mehrmals deren Gesandten. Er unternahm 1684, 1689, 1699, 1703, 1705 und 1707 auch kostspielige und ausgedehnte Inspektionsreisen in den Süden, um die dortige Oberschicht und Gelehrte an sich zu binden. Trotz der hohen Kosten gilt dieser Kaiser als sparsamer Herrscher, im Gegensatz zu den Ming-Kaisern Wanli oder Tianqi.
Siehe auch
Literatur
- Frederick W. Mote: Imperial China 900–1800. Harvard, Cambridge 2003, ISBN 0-674-44515-5
- Ann Paludan: Chronicle of the Chinese Emperors. Thames & Hudson, London 1998, ISBN 0-500-05090-2
- Martin Gimm: Ein Monat im Privatleben des chinesischen Kaisers Kangxi. Harrassowitz, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-447-10483-8
- Jonathan D. Spence: Ich, Kaiser von China. Ein Selbstporträt des Kangxi-Kaisers. Insel, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-458-14248-7.
Weblinks
- Literatur von und über Kangxi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Tripota – Trierer Porträtdatenbank
- Druckschriften von und über Kangxi im VD 17.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Shunzhi | Kaiser von China 1661–1722 | Yongzheng |