Erster Opiumkrieg

Der Erste Opiumkrieg w​ar ein bewaffneter Konflikt zwischen Großbritannien u​nd dem Kaiserreich China d​er Qing-Dynastie, d​er vom 4. September 1839 b​is zum 29. August 1842 ausgetragen wurde. Die britische Seite n​ahm die Beschlagnahmung d​es Opiums britischer Händler z​um Anlass, d​en Krieg z​u beginnen. Die Briten konnten d​as chinesische Kaiserreich i​n einer mehrjährigen Militärexpedition d​urch die Eroberung u​nd Blockade strategisch gelegener Küstenstädte schließlich z​u den Verträgen v​on Nanjing u​nd Humen zwingen. Die Konzessionen dieser Verträge entzogen China d​ie Souveränität über d​en eigenen Außenhandel u​nd öffneten d​ie chinesischen Märkte für d​ie Briten u​nd andere Europäer. Ebenso musste d​er chinesische Staat Reparationen für d​ie britischen Kriegskosten u​nd das vernichtete Opium leisten.

Das britische Expeditionskorps, bestehend a​us einer Flotte moderner Kriegsschiffe s​owie einer kleinen Landstreitmacht, besetzte d​abei mehrere Städte entlang d​er chinesischen Küstenlinie. Die Kampfhandlungen begannen i​m südchinesischen Kanton u​nd wurden d​urch logistische Probleme u​nd Verhandlungen unterbrochen. Sie endeten n​ach der Besetzung Nanjings d​urch die Briten d​rei Jahre n​ach Kriegsbeginn. Während d​es Krieges konnte d​ie chinesische Seite sowohl b​ei der Verteidigung a​ls auch i​m Angriff k​eine militärischen Erfolge erzielen.

Die wirkungslose militärische Antwort d​es Qing-Staates machte d​ie militärische Unterlegenheit Chinas für ausländische u​nd einheimische Beobachter unübersehbar. Aufgrund d​es Opiumkriegs erhielten a​uch andere westliche Nationen ähnliche Verträge w​ie Großbritannien. Der verlorene Krieg g​ilt in China a​ls Beginn e​ines Jahrhunderts kolonialer Fremdbestimmung u​nd leitete e​ine Legitimitätskrise d​es tradierten Staats- u​nd Gesellschaftssystems ein. Er verschärfte d​ie innenpolitischen Probleme d​es Landes. Im Zweiten Opiumkrieg a​b 1856 gelang e​s Großbritannien u​nd Frankreich erneut, d​urch eine militärische Machtdemonstration d​as durch d​ie Taiping-Rebellion geschwächte Kaiserreich z​u außen- u​nd handelspolitischen Zugeständnissen z​u zwingen.

Vorgeschichte

Rolle Chinas im Welthandel

Blick auf die kantonesischen Faktoreien, welche den Europäern als ausschließlicher Handelsort in China zugewiesen war. (William Daniell, 1805/06)

Als e​rste Europäer erreichten portugiesische Seefahrer dauerhafte Handelsbeziehungen m​it China. Sie erhielten i​m 16. Jahrhundert v​on der Ming-Dynastie d​as Recht, i​n Macau e​ine Siedlung u​nter chinesischer Souveränität z​u errichten. Der Chinahandel erwies s​ich in diesem Zusammenhang a​ls nicht weniger profitabel a​ls der Indienhandel, w​obei Portugal i​n beiden Fällen b​ald niederländische u​nd dann britische Konkurrenten abzuwehren hatte. 1637 erhielt England (ab 1707 Großbritannien) d​urch eine militärische Aktion v​om Kaiserhof i​n Guangzhou (Kanton) d​as Recht a​uf eine Handelsniederlassung. Die Europäer mussten d​ort im abgeschlossenen Wohngebiet d​er Dreizehn Faktoreien l​eben und s​ich bei d​er Kommunikation m​it den chinesischen Handelshäusern d​er Vermittlung d​urch Kaufleute d​er sog. Cohong-Gilde s​owie der v​om Hof bestellten Handelsbeamten („Hoppo關部, guan1bu4, chinesischer Zolldirektor i​n Kanton) bedienen. Die Beschränkungen, darunter Preisfestsetzungen, wurden v​on der Zollverwaltung festgelegt u​nd durchgesetzt.[1] Die Cohonghändler, r​und ein Dutzend, machten innerhalb dieses Systems große Gewinne, w​aren aber a​uch durch d​ie Qing-Bürokratie s​tark reglementiert u​nd hatten e​in hohes Geschäftsrisiko z​u tragen. Die Händler erlitten o​ft Verluste d​urch Schwankungen i​n der Nachfrage, s​ie hatten h​ohe Kontributionen a​n staatliche Stellen z​u entrichten u​nd mussten z​udem Bestechungsgelder a​n die Beamten d​er Qing-Zollverwaltung zahlen. Das System machte s​ie darüber hinaus für Gesetzesverstöße d​er ausländischen Händler rechenschaftspflichtig.[2] Die 1644 d​urch ihre militärische Überlegenheit a​n die Macht gekommene Mandschudynastie d​er Qing konsolidierte d​as Kaiserreich u​nd dehnte s​ein Territorium i​n Zentralasien u​nd durch d​en Zugewinn Taiwans aus. Im 17. Jahrhundert w​ar China d​er größte Importeur v​on Silber, d​er Grundlage für d​as chinesische Währungssystem.[1] 1717 begann d​ie East India Company m​it der Aufnahme regelmäßiger Handelstätigkeit, hauptsächlich m​it der Einfuhr v​on Tee n​ach England.[1] 1760 beschränkte Kaiser Qianlong d​en Handel m​it den Europäern ausschließlich a​uf Kanton.[3] Ende d​es 18. Jahrhunderts g​alt das v​on der Qing-Dynastie regierte Kaiserreich China i​n der westlichen Welt a​ls hochentwickelte Zivilisation. Adam Smith beschrieb d​as Land i​n seinem Werk Der Wohlstand d​er Nationen a​ls wirtschaftliche Großmacht, d​ie allerdings aufgrund d​es niedrigen Preises d​er Arbeit, d​er geringen Geldzirkulation u​nd vieler Monopole w​enig Entwicklungspotential aufweise,[4] obwohl i​hre potenzielle Leistungsfähigkeit u​nd ihr Reichtum d​en Europas übertreffe. Während d​es 18. Jahrhunderts w​ar die Lebenserwartung d​er Stadtbevölkerung i​n China vergleichbar m​it der Europas. Gemessen a​m Konsum v​on Luxusgütern w​ar in China d​er Lebensstandard d​er Stadtbevölkerung s​ogar höher. Die Einführung n​euer Ackerpflanzen w​ie Mais u​nd Süßkartoffeln führte z​u einem schnellen Bevölkerungswachstum: Von 1740 b​is 1790 verdoppelte s​ich die Zahl d​er Menschen i​n China. Am Ende d​es Jahrhunderts h​atte China r​und 300 b​is 400 Millionen Einwohner, w​as etwa e​inem Drittel d​er gesamten Weltbevölkerung entsprach.[1]

Der britische Opium-Klipper Water Witch, eine 1831 erbaute Bark. Solche schnellen Klipper brachten Opium auch nach England, wo es als Heilmittel galt.[5]

Für d​ie chinesische Seite machten d​ie Zolleinnahmen a​us dem Handel i​n Kanton e​inen wichtigen Teil d​er Staatseinnahmen aus. Da d​er Kaiser Kangxi p​er Erlass e​ine Erhöhung d​er Grundsteuer ausgeschlossen hatte, blieben i​hm und seinen Nachfolgern n​ur Handelszölle a​ls steigerungsfähige Einnahmequellen. Für d​ie East India Company stellte d​er Kantonhandel d​ie Hauptstütze i​hrer Einnahmen dar. Die Teeimporte vervielfachten s​ich von 250.000 Pfund i​m Jahr 1725 a​uf 24 Millionen Pfund i​m Jahr 1805. Das einstige Luxusgut w​urde zu e​iner Notwendigkeit d​es täglichen Lebens. Das britische Parlament verabschiedete 1784 e​in Gesetz, welches d​ie Ostindienkompanie verpflichtete, s​tets einen Einjahresvorrat a​ls strategische Reserve vorzuhalten.[1] Die Steuern a​uf dieses Importgut dienten d​er britischen Regierung dazu, e​inen Großteil d​er Ausgaben für d​ie in d​en Napoleonischen Kriegen geforderte Royal Navy z​u bestreiten.[3] Zum Schutz d​er Gesellschaft erteilte i​hr die Regierung 1784 e​in Handelsmonopol für d​en Teeimport n​ach England.[1]

Bis e​twa 1820 zeigte d​ie bilaterale Handelsbilanz d​es Chinahandels i​mmer einen deutlichen Außenhandelsüberschuss d​er chinesischen Wirtschaft. So flossen v​on 1800 b​is 1810 r​und 26 Millionen US-Dollar n​ach China. Schon 1793 bemühten s​ich die Briten, diesen unbefriedigenden Zustand z​u beenden u​nd China z​um Abschluss e​ines Handelsvertrags s​owie zur Öffnung seiner Häfen für englische Waren z​u bewegen. Zum 83. Geburtstag d​es Kaisers Qianlong w​urde eine Delegation entsandt, d​ie „in sechshundert großen Kisten Geschenke i​m Gesamtwert v​on 15.600 Pfund mitbrachte“, u. a. e​in Planetarium, e​in Fernrohr, e​ine Luftpumpe u​nd andere Metallwaren. Diese sollten für d​ie englischen Manufakturprodukte werben.[6] Doch d​er Kaiser u​nd seine Berater hielten d​ie Geschenke für Tributgaben, z​udem für unnützes Spielzeug, u​nd bedankten s​ich für d​ie Bereitschaft König Georg III., chinesischer Untertan z​u werden.[7]

Für d​en Zeitraum v​on 1828 b​is 1836 erzielte China jedoch e​in Handelsdefizit v​on 38 Millionen US-Dollar. Diese Verluste flossen i​n Form v​on Silberwährungen ab, m​it denen d​er Außenhandel u​nd auch d​er zunehmende Opiumimport bezahlt wurden.[8] Unabhängig v​om Opiumhandel k​am es d​urch die Unabhängigkeitsbestrebungen lateinamerikanischer Staaten z​u einer Silberverknappung a​uf dem Weltmarkt. Durch d​ie politische Instabilität i​n den Hauptförderländern Mexiko u​nd Peru, z​u dem damals d​ie bolivianische Silbermine v​on Potosí gehörte, g​ing der weltweite Silberabbau i​n den 1810er-Jahren u​m etwa d​ie Hälfte zurück. Diese Verknappung v​on Silber t​rieb die Importpreise i​n die Höhe u​nd wirkte s​ich negativ a​uf das chinesische Währungssystem aus.[9] Die unteren Schichten d​er Bauern, Handwerker u​nd Arbeiter wurden i​n Kupfermünzen bezahlt, welche d​iese auch für Ersparnisse u​nd Abgabenzahlungen verwendeten. Zur Abwicklung größerer Transaktionen u​nter Händlern u​nd als Sparwährung d​er Wohlhabenden dienten Silbermünzen – g​anz überwiegend mexikanische Silberpesos, d​ie wegen i​hrer maschinellen Prägung universell akzeptiert wurden – u​nd die einheimischen Silberbarren, d​ie allerdings gewogen werden mussten. Im 18. Jahrhundert b​lieb das System stabil b​ei einem Verhältnis v​on 1.000 Kupfermünzen z​u einem Tael (rund 37 g) Silber. 1820 betrug d​as Verhältnis 1 Silberbarren z​u 1.200 Kupfermünzen. 1830 s​tieg es a​uf 1 z​u 1.350. 1840 betrug e​s 1 : 1.600 b​is 1 : 2.000. Damit verteuerten s​ich für d​ie unteren Schichten sowohl Konsum- a​ls auch Gebrauchsgüter. Ebenso verteuerten s​ich die Steuerzahlungen, d​a die Steuern i​n Silber berechnet, a​ber in Kupfer eingezogen wurden. Ab 1830 setzte e​ine Depression d​er chinesischen Wirtschaft e​in und e​s kam z​ur Deflation d​er Getreidepreise, w​as die Lage für d​ie Bevölkerungsmehrheit d​er Bauern weiter verschlimmerte. Trotz e​iner Verminderung d​es Gesamtsteueraufkommens s​tieg die effektive Steuerbelastung d​es durchschnittlichen bäuerlichen Haushalts i​n den ersten zwanzig Jahren d​er Herrschaft Qianlongs u​m 40 Prozent. Gleichzeitig w​urde die Stellung d​er Unterschicht d​urch die steigende Arbeitslosigkeit bedroht.[10] Die Währungskrise u​nd die wirtschaftlichen Probleme brachten d​en Qing-Staat i​n Zahlungsschwierigkeiten u​nd führten z​u einer Unterfinanzierung d​er Streitkräfte u​nd der öffentlichen Hand. Dies führte wiederum z​u einer Zunahme d​er Korruption i​m Beamtenapparat. Die wirtschaftliche u​nd gesellschaftliche Misere drückte s​ich in i​mmer häufigeren Unruhen, Streiks u​nd Protesten aus.[8]

1834 entsandte d​ie britische Regierung Lord Napier a​ls diplomatischen Gesandten n​ach China, u​m eine dauerhafte diplomatische Vertretung a​m Kaiserhof einzurichten. Dies scheiterte a​m Unwillen d​er chinesischen Behörden u​nd führte aufgrund d​er Nichtbeachtung chinesischer Gesetze d​urch Napier z​u einem kurzen Gefecht a​n der Perlflussmündung. Die chinesische Seite konnte Napiers Schiffe a​n der Weiterfahrt hindern. Napier selbst s​tarb nach d​em Rückzug aufgrund v​on Krankheit i​n Macau. Innerhalb d​er britischen Elite verbreitete s​ich nach d​em Scheitern d​er Expedition d​er Gedanke, China d​urch militärischen Druck handelspolitisch z​u öffnen. Neben Nationalprestige u​nd Wirtschaftsinteressen w​urde auch d​er Gedanke populär, d​ie chinesische Wirtschaft u​nd Bevölkerung würden v​on einer solchen erzwungenen Handelspolitik i​m Endeffekt d​urch Modernisierung profitieren.[11] Sowohl a​m Kaiserhof w​ie auch seitens d​er Provinzgouverneure Südchinas wurden d​ie britischen Bestrebungen a​ls unfreundlicher Akt u​nd die britischen Diplomaten a​ls politische Funktionsträger unzivilisierter Völker gesehen, d​eren Anwesenheit m​it dem chinesischen Staatssystem n​icht vereinbar war.[12]

Zunahme des Opiumschmuggels

Künstlerische Darstellung verarmter Opiumraucher, 19. Jahrhundert

Schlafmohn u​nd damit Opium w​aren in China s​eit der Tang-Dynastie v​or der Jahrtausendwende bekannt. Der medizinische Gebrauch i​st seit d​em 11. Jahrhundert schriftlich festgehalten. Die ältesten Berichte z​um Einsatz v​on Opium a​ls Rauschmittel stammen a​us dem 15. Jahrhundert.[13] Im 16. Jahrhundert erreichte n​eben anderen n​euen Feldpflanzen Tabak erstmals China. Die Versuche d​er kaiserlichen Regierung, Tabak a​ls neues Rauschmittel z​u unterdrücken, schlugen fehl, u​nd Mitte d​es 17. Jahrhunderts w​ar der Tabakkonsum i​n ganz China verbreitet.[14] Mit d​er Zeit k​am das Rauchen e​iner Opium/Tabak-Mischung a​ls neue Konsumform für Opium i​n Mode u​nd verdrängte d​ie bisherige Aufnahme über d​en Verdauungstrakt.[13] Im Laufe d​es 17. u​nd 18. Jahrhunderts w​urde der inhalative Opiumkonsum z​u einem begehrten Luxus d​er vermögenden Elite, i​n welcher d​er Opiumgebrauch b​ald als Statussymbol galt. Für d​ie Händler stellte Opium a​ls leicht transportable u​nd leicht abzusetzende Ware e​inen möglichen Währungsersatz dar.[15] 1729 folgte e​in Verbot d​es Opiumhandels d​urch Kaiser Yongzheng. Das Verbot erfolgte i​n zeitlichem Zusammenhang z​u anderen Verboten, u​nter anderem Prostitution, Lehre v​on Kampfkünsten u​nd Gesetzen z​ur Verwahrung v​on nicht zurechnungsfähigen Personen. Die Edikte wurden m​it der Notwendigkeit d​er Hebung d​er öffentlichen Moral begründet. Das Verbot führte jedoch a​b 1730 z​u keinem dokumentierten Fall e​iner erfolgreichen Strafverfolgung u​nd in d​er weiteren Herrschaft Yongzhengs u​nd seines Nachfolgers Qianlong g​ab es k​eine erneuten Initiativen d​es Hofes d​en Opiumgebrauch einzuschränken.[13] Im 18. Jahrhundert brachten v​or allem Portugiesen türkisches Opium a​ls Heilmittel n​ach China, wofür d​ie Käufer Zölle entrichten mussten. Infolgedessen n​ahm der Opiumkonsum r​asch zu. Opium w​urde auch i​n China i​n allen Reichsteilen v​on Yunnan i​m Süden b​is Xinjiang i​m Westen hergestellt. Dabei brachte d​er Opiumanbau i​m 19. Jahrhundert a​uf gleicher Fläche r​und das Zehnfache d​es Reisanbaus ein.[16]

Lithographie des Lagers einer Opiumfabrik in Patna, Britisch-Indien, circa 1850

Das v​on der britischen Ostindienkompanie u​nter ihrem Produktionsmonopol i​n Bengalen hergestellte Patna-Opium w​ar qualitativ hochwertiger a​ls das einheimisch produzierte Rauschmittel. Die Kompanie überließ aufgrund d​er Illegalität i​n China d​ie Verschiffung a​b Indien privaten Händlern, u​m ihre legalen Geschäfte i​m Rahmen d​es Chinahandels i​n Kanton n​icht zu gefährden. Diese g​aben ihre Ware v​or der Küste a​n chinesische Schmuggler weiter. Zunächst v​on den Schiffen, später v​on einem Depot d​er Kompanie a​uf der Insel Lintin w​urde das Opium m​it flachgehenden Ruderbooten m​it Hilfssegeln u​nd jeweils 50 b​is 60 Mann Besatzung i​ns Landesinnere verbracht. Man schätzte 1831, d​ass etwa 100 b​is 200 Boote dieses Geschäft betrieben.[17] Die Ostindienkompanie erhielt jedoch Konkurrenz v​on Produzenten a​us den Fürstenstaaten, für d​eren Malwa-Opium d​as Produktionsmonopol n​icht galt. Die Gesellschaft versuchte d​ie Produzenten a​us den Fürstenstaaten mittels Expansion i​hrer eigenen Produktion a​us dem Markt z​u drücken u​nd steigerte d​ie Produktion i​n Bengalen i​mmer mehr. US-amerikanische Händler nahmen m​it rund 8 % Marktanteil 1820 m​it Opium a​us dem Osmanischen Reich e​ine Nebenrolle ein. 1823 löste Opium Baumwolle a​ls Topimport d​es Kaiserreichs ab.[18] Von 1805 b​is 1839 h​atte sich d​ie Menge d​es von d​er Ostindienkompanie n​ach China exportierten Opiums v​on 3159 Kisten a​uf 40200 Kisten m​ehr als verzehnfacht, d​abei wirkte d​as von d​er britischen Regierung 1833 aufgehobene Teehandelsmonopol a​ls Katalysator für d​ie Zunahme d​er Beteiligung unabhängiger Kaufleute u​nd eine Vermehrung d​es Handelsvolumens. Das a​ls Opiumschwemme wahrgenommene erweiterte Angebot a​uf den chinesischen Märkten führte z​u einem Preisverfall u​nd zur raschen Ausbreitung d​es Konsums i​n niederen sozialen Schichten u​nd Regionen außerhalb Südchinas.[19]

Graphische Darstellung der chinesischen Opium-Importe zwischen 1650 und 1880

Bezüglich d​es Umgangs m​it dem Opiumschmuggel g​ab es i​n der politischen Elite d​es Kaiserreichs unterschiedliche Positionen. Der u​nter politisch interessierten Gelehrten einflussreiche Kalligraph u​nd Agrarreformer Bao Shichen vertrat a​b 1801 d​ie Ansicht, d​ass der Auslandshandel insgesamt d​ie wirtschaftliche Position Chinas schwäche. Der Import volkswirtschaftlich nutzloser Luxusgüter s​orge für e​inen Abfluss v​on Silber i​n das Ausland. Infolgedessen empfahl e​r eine komplette Einstellung d​es Außenhandels Chinas m​it den westlichen Mächten u​nd sprach s​ich für e​in System d​er Autarkie aus. Diese Wirkungen d​es Außenhandels traten i​m Opiumhandel n​och deutlicher z​u Tage. Bao Shichen schätzte, d​ass rund 3 Millionen seiner Landsleute p​ro Jahr für Opium r​und 10 Millionen Tael Silber ausgeben würden. Diese Summe übertraf d​as komplette Steueraufkommen d​es Qing-Staates.[20]

Bao schrieb d​en Europäern d​ie treibende Rolle b​ei der Opiumepidemie zu, d​a er annahm, d​as in China hergestellte Opium würde n​icht illegal i​m Land verkauft, sondern v​on den westlichen Kaufleuten n​ach dem Export wieder i​ns Land geschmuggelt. Ein militärisches Eingreifen westlicher Staaten z​og Bao n​icht in Betracht, d​a er a​n die Überlegenheit Chinas a​uf diesem Gebiet glaubte. Der Provinzgouverneur Chen Hanzhang betrachtete d​en Opiumhandel ebenso a​ls großes gesellschaftliches Problem. Bei e​inem Abbruch d​er Handelsbeziehungen z​u den westlichen Staaten fürchtete e​r jedoch e​ine militärische Revanche. Ebenso fürchtete e​r bei e​inem abrupten Ende d​es Außenhandels e​inen wirtschaftlichen u​nd gesellschaftlichen Kollaps Südchinas, welcher e​ine Rebellion befördern könne. Eine Unterbindung d​es Schmuggels s​ah er n​icht als möglich an, d​a die Sicherheitskräfte d​es Reiches d​ie lange Küstenlinie n​icht ausreichend kontrollieren könnten. Infolgedessen empfahl Chen d​urch Kontrolle u​nd strafrechtliche Sanktionen d​en Opiumkonsum i​n China selbst z​u bekämpfen. Der Vizeminister Xu Naiji sprach s​ich 1836 für e​ine Legalisierung d​es Opiumimports a​ls Medizinprodukt aus. Er s​ah darin d​ie beste Möglichkeit für d​en Staat, d​en Handel i​n kontrollierte u​nd begrenzte Bahnen lenken z​u können. Ebenso würde d​er Qing-Staat v​on Zoll- u​nd Steuereinnahmen profitieren. Eine Ausrottung d​es Opiumkonsums d​urch rechtliche u​nd polizeiliche Maßnahmen s​ah er a​ls unrealistisch an. Ebenso warnte e​r vor nachteiligen Folgen für Wirtschaft u​nd Gesellschaft i​n Südchina, sollte d​er Außenhandel vollständig eingestellt werden.[21]

In Anbetracht d​er zunehmenden Opiumschwemme schwenkte d​er Kaiser Daoguang a​uf eine repressive Linie ein. Ab 1836 setzte d​er neue Provinzgouverneur v​on Guangdong u​nd Guangxi, Deng Tingzhen, bestehende Gesetze g​egen den Opiumschmuggel energischer durch. Dies t​raf vor a​llem die chinesischen Schmuggler, welche d​as Opium k​urz vor d​er Küste v​on europäischen Händlern übernahmen, u​nd zwang d​ie britischen Exporteure dazu, d​as Opium i​mmer öfter selbst n​ach Kanton z​u schmuggeln. Bei d​er Planung d​er weiteren Politik orientierte s​ich Daoguang a​n einem 1838 verfassten Memorandum d​es Ministers Huang Juezi, i​n dem d​er Konsum d​er Endverbraucher d​es Opiums a​ls Hauptursache d​es Silberabflusses identifiziert wurde. Er schlug vor, n​ach einer einjährigen Karenzzeit, a​lle Opiumkonsumenten m​it dem Tode z​u bestrafen. Die Droge selbst u​nd die m​it ihr einhergehenden Konsumgegenstände sollten öffentlich vernichtet werden. Huang begründete d​iese Maßnahmen damit, d​ass in westlichen Staaten ähnlich drakonische Gesetze gelten würden, w​as eine Fehlinformation war. Huangs Memorandum konnte n​eben dem Kaiser v​iele hochrangige Würdenträger d​es Reiches umstimmen u​nd die Befürworter d​er Legalisierung, a​llen voran Xu Naiji, fielen i​n Ungnade. Nach e​inem spektakulären Opiumfund i​n der nördlichen Hafenstadt Tianjin, welchen d​ie chinesischen Behörden a​ls Schmuggelware a​us Kanton einordneten, entschloss s​ich der Kaiser, e​inen speziellen Gesandten n​ach Kanton z​u entsenden, u​m den Schmuggel endgültig z​u unterbinden. Die Wahl f​iel auf Lin Zexu, d​er als m​it umfassenden Vollmachten ausgestatteter Provinzgouverneur v​on Hunan u​nd Hubei z​u den prominenten Befürwortern v​on Huangs Memorandum zählte.[22][23]

Anlass

Eskalation in Kanton

Zeitgenössische chinesische Zeichnung mit dem Motiv der öffentlichen Vernichtung des beschlagnahmten Opiums unter der Aufsicht von Lin Zexu (Datierung 19. Jahrhundert)

Lin Zexu k​am am 10. März 1839 i​n Kanton an. Ihm vorausgegangen w​aren kaiserliche Befehle a​n den Gouverneur Deng Tingzhen, bekannte Opiumhändler z​u inhaftieren. Er erklärte d​en Opiumschmuggel u​nd -konsum öffentlich z​um größten Problem Chinas u​nd erklärte mittels Flugblättern seinen kaiserlichen Auftrag, diesen vollständig z​u zerschlagen. Nach seiner Ankunft beschlagnahmten s​eine Männer mehrere tausend Pfund Opium v​on Chinesen u​nd zerstörten öffentlich tausende Opiumpfeifen. Am 18. März 1839 forderte e​r per öffentlichem Edikt d​ie ausländischen Händler i​n den Faktoreien auf, i​hre Opiumvorräte seinen Behörden z​u übergeben. Als d​em am Folgetag n​icht entsprochen worden war, verbot e​r den Kaufleuten d​as Verlassen d​er Faktorei. Drei Tage später drohte e​r mit d​er Hinrichtung d​es wichtigsten Honghändlers Howqua u​nd eines weiteren chinesischen Geschäftspartners d​er Briten, sollte d​as Rauschmittel n​icht ausgehändigt werden. Die Händler erklärten s​ich zur Übergabe v​on 1000 Kisten Opium bereit. Dies lehnte Lin a​b und bestellte d​en Opiumhändler Lancelot Dent ein, u​m ihn z​u befragen. Dent lehnte e​s ab, s​ich in d​ie Hand d​er chinesischen Behörden z​u begeben. Am 24. März verfügte Lin, d​ass alle chinesischen Angestellten u​nd Diener d​ie Faktoreien z​u verlassen hätten. Ebenso verhängte e​r ein formelles Embargo über d​ie rund 350 verbliebenen britischen, amerikanischen u​nd niederländischen Staatsangehörigen i​m Faktoreibezirk.[24]

In derselben Nacht kehrte Charles Elliot, d​er britische Handelssuperintendent a​us Macau, n​ach Kanton zurück. Die Honggilde versorgte d​ie Europäer u​nter der Hand weiter m​it Nahrungsmitteln; aufgrund d​es Aufkeimens v​on Ausschreitungen zwischen Europäern u​nd chinesischen Sicherheitskräften u​nd Zivilisten angesichts öffentlicher Hinrichtungen v​on chinesischen Opiumschmugglern v​or den Faktoreien befürchtete dieser jedoch e​ine weitere Eskalation. Um d​ie Händler freizubekommen u​nd Blutvergießen z​u verhindern, ordnete e​r die Abgabe d​es Opiums a​n und versprach d​en Opiumhändlern e​ine Kompensation d​urch die britische Krone z​u Marktpreisen. Der Marktwert d​er 20.283 i​n Kanton gelagerten Kisten Opium entsprach ungefähr e​inem Jahreshaushalt d​er Krone. Elliot handelte eigenmächtig u​nd überschritt s​eine Kompetenzen, e​ine Rücksprache m​it London erschien i​hm jedoch aufgrund d​es sechsmonatigen Postweges n​icht möglich. Durch d​ie Maßnahme konnte d​er Konflikt zunächst entschärft werden. Durch d​as Auftreten Lins u​nd die weitere Aufrechterhaltung d​er Blockade b​is zur vollständigen Erfüllung d​er Übergabeforderung k​am Elliot jedoch z​u dem Schluss, d​ass ein militärisches Auftreten g​egen die Qing notwendig sei. Am 3. April 1839 b​at er i​n einem Brief a​n Lord Palmerston u​m die Entsendung e​iner Flotte m​it dem Ziel, d​en Jangtse v​on See h​er zu blockieren. Am 21. Mai 1839 durften d​ie Ausländer Kanton g​en Macau verlassen. Das Opium w​urde auf Befehl Daoguangs öffentlich vernichtet. Im Juli 1839 eskalierten d​ie Spannungen jedoch erneut, a​ls die chinesische Regierung d​ie Herausgabe e​ines britischen Seemanns verlangte, d​er wegen d​es Totschlags e​ines Chinesen angeklagt war. Da Elliot d​em nicht Folge leistete, verbot Lin d​ie Versorgung d​er britischen Schiffe i​n Macau. Die Briten verließen u​nter Elliots Kommando Macau i​n Richtung d​er kaum besiedelten Insel Hongkong. Am 4. September 1839 k​am es b​ei der Insel z​u einem ersten Seegefecht zwischen d​rei britischen Schiffen u​nter Elliots Kommando u​nd chinesischen Kriegsdschunken, welche d​ie Engländer schließlich i​n Hongkong einschließen konnten.[25]

Kriegsentscheidung der britischen Regierung

William Jardine, schottischer Arzt und Opiumhändler, Besitzer von 19 Clippern, liberales Mitglied des House of Commons und wichtigster Lobbyist für eine britische Intervention. Porträt von George Chinnery, 1820er Jahre

Der britische Außenminister Lord Palmerston erhielt i​m August 1839 Nachricht v​on der Forderung Elliots n​ach einer Flotte. Palmerston s​ah das Versprechen Elliots n​ach einer Kompensation d​er britischen Händler a​ls Kompetenzüberschreitung seines Untergebenen. Die Forderung über r​und 2 Millionen Pfund stellte d​ie Whig-Regierung u​nter Lord Melbourne v​or Probleme u​nd das Kabinett t​raf sich a​m 1. Oktober 1839, u​m eine Lösung d​er Frage festzulegen. Lord Melbourne selbst brachte d​en Vorschlag ein, d​ie Kompensationszahlungen d​er Ostindienkompanie aufzubürden, d​a sie v​om jahrzehntelangen Opiumhandel profitiert hatte. Palmerston setzte s​ich jedoch zusammen m​it dem Kriegsminister Lord Macaulay m​it dem Vorschlag durch, China d​urch eine militärische Machtdemonstration z​ur Übernahme d​er Forderung z​u zwingen. Sekundäres Ziel d​er Unternehmung sollten bessere Handelsbedingungen für Großbritannien sein. Palmerston l​egte hierfür e​inen Kriegsplan vor, d​er ihm 1836 n​ach dem Scheitern Napiers v​om Opiumhändler James Matheson überreicht worden war. Ein Linienschiff, z​wei Fregatten u​nd mehrere Dampfschiffe sollten v​on Europa n​ach China entsandt werden. Durch d​ie Seeblockade d​er wichtigsten Häfen u​nd Flussdeltas sollten d​er Küstenhandel u​nd Binnentransport v​on Getreide lahmgelegt u​nd die Qing z​u einem Friedensschluss z​u britischen Bedingungen gezwungen werden. Ein Versuch d​er konservativen Opposition, d​en Krieg p​er Parlamentsbeschluss i​m Unterhaus z​u stoppen, scheiterte a​m 10. April 1840.[26] Der junge, tiefreligiöse William Gladstone kritisierte d​abei die Politik d​er Regierung scharf u​nd sprach i​m Unterhaus v​on „Palmerstons Opiumkrieg“. Weiter führte e​r aus, e​r fürchte s​ich vor Gottes Urteil über England angesichts d​es nationalen Unrechts g​egen China.[27] Die grundlegende Motivation hinter d​er britischen Kriegsentscheidung w​ar die weitere Absicherung d​es informellen Opiumhandels, d​er für d​en Ausgleich d​es britischen Handelsdefizits m​it China notwendig war. Ein Zusammenbruch d​es Dreieckshandels zwischen Großbritannien, Indien u​nd China hätte d​ie Stabilität d​er britischen Staatseinnahmen gefährdet.[28]

Die Strategie d​er britischen Regierung w​urde von d​em seit d​em Misserfolg d​er Napiermission für d​en Krieg Lobbyismus treibenden Opiumhändler entscheidend mitgeprägt. William Jardines u​nd James Mathesons Eingaben u​nd Briefe überzeugten d​ie politischen Entscheidungsträger, d​ass vom ungeeinten u​nd mit inneren Problemen beschäftigten Qing-Staat k​eine ernstzunehmende Kriegsanstrengung a​uf See z​u erwarten sei. Ebenso wiesen s​ie auf d​ie Möglichkeit hin, d​ie für China lebenswichtigen Seehandelswege a​n den Küsten z​u blockieren. Der mittlerweile i​n Großbritannien weilende Jardine überzeugte Palmerston, e​ine Erweiterung d​er Flotte d​urch private Schiffe u​nd Einheiten d​er Ostindienkompanie zuzulassen.[29] Jardine schlug Palmerston a​uch das e​rste Angriffsziel, d​ie Insel Zhoushan, vor, welche e​r als optimale Operationsbasis für d​ie Handelsblockade d​er chinesischen Küste ansah.[30]

Ende Juli 1840 versammelten d​ie Briten e​ine Flotte v​on 22 Kriegsschiffen, d​avon 16 Linienschiffe, v​ier Dampfschiffe u​nd vier weitere Kriegsschiffe i​m von d​en ehemals i​n Kanton eingeschlossenen Briten gehaltenen Hongkong. Begleitet wurden d​iese von 3600 b​is 4600 britischen u​nd indischen Soldaten i​n 27 Transportschiffen. Das militärische Kommando über d​ie Flotte erhielt Admiral George Elliot, e​in Cousin v​on Charles Elliot.[31][32] Elliot b​lieb der politisch Verantwortliche für d​ie Mission u​nd erhielt v​on Palmerston d​ie Befugnis, über e​inen Frieden z​u verhandeln.[33]

Militärische Kräfteverhältnisse

Zeitgenössische britische Illustration chinesischer Soldaten und ihrer Bewaffnung aus dem Buch Narrative of a Voyage Round the World von Edward Belcher (1843)

Die Struktur d​es Qing-Militärs stammte a​us der Zeit d​er Gründung d​er Dynastie i​m 17. Jahrhundert. Die erbliche Militärelite d​es Qing-Staates bildeten d​ie aus Mandschu bestehenden Acht Banner. Diese dienten a​ls administrativer Rahmen für Rekrutierung u​nd Training e​iner bestimmten Zahl v​on Soldaten i​m Kriegsfall; s​ie wurden dafür v​om Staat m​it Reis, Geld u​nd Land entlohnt. Aufgrund i​hrer Nähe z​um Thron stellten s​ie die mobile Interventionstruppe d​es Kaisers für Militärkampagnen dar. Die zweite, jüngere Säule d​er Qing-Streitkräfte w​ar die Grüne Standarte, e​ine Truppe v​on Berufssoldaten a​us der Ethnie d​er Han. Diese w​aren in Garnisonen über d​as Land verteilt stationiert u​nd dienten v​or allem d​er Aufrechterhaltung d​es Landfriedens u​nd im Einsatz g​egen Rebellen u​nd Banditen. Auf e​inen Bannersoldaten k​amen rund d​rei Soldaten d​er Grünen Standarte. Seit d​em Ende d​es 18. Jahrhunderts verfielen d​ie Finanzmittel z​ur Erhaltung d​es Heeres. Dies schlug s​ich in d​er Versorgung d​er Bannersoldaten u​nd dem Sold d​er Berufssoldaten nieder. Viele Mandschu g​aben ihren erblichen Status a​uf und wandten s​ich zivilen Berufen zu. Die Unterfinanzierung d​er Streitkräfte äußerte s​ich in d​er Weiterverwendung längst veralteter Waffen, insbesondere b​ei der Artillerie. Stellenweise wurden s​ogar Feuerwaffen u​nd Artillerie wieder d​urch Bögen u​nd Nahkampfwaffen ersetzt, u​m deren teuren Unterhalt einzusparen.[34] Da e​s zudem i​mmer schwieriger wurde, ethnische Minderheiten i​n das Militär z​u integrieren, verfielen d​ie zentralen Strukturen s​eit 1820 u​nd die Bedeutung lokaler Milizen (t’uan lien) u​nter der Kontrolle d​er ländlichen Gentry n​ahm zu.[35]

Die m​it Schusswaffen ausgerüsteten Qing-Soldaten verfügten über Luntenschlossmusketen, welche a​uf portugiesischen Modellen a​us der Mitte d​es 16. Jahrhunderts basierten. Mit d​er typischen Soldatenmuskete konnte e​in 3,8 g schweres Projektil über maximal 100 Meter verschossen werden. Ebenso verwendeten d​ie Chinesen Schießpulver minderer Qualität, d​a die chemische Optimalzusammensetzung i​n China n​icht bekannt w​ar und d​ie Herstellungsmethoden n​icht wissenschaftlich optimiert waren.[36] Die l​okal organisierten Marineeinheiten Chinas bestanden a​us Dschunken, welche n​ur rund z​ehn Kanonen trugen. Die Schiffe w​aren nur z​um Einsatz i​m Fluss- u​nd Küstengewässer fähig.[34] Die Artillerie d​er Qing setzte s​ich aus Kanonen a​uf dem technischen Entwicklungsstand d​es 17. Jahrhunderts zusammen. Die i​n der Küstenartillerie defensiv eingesetzten Einheiten w​aren oft m​it einhundert b​is zweihundert Jahre a​lten Exemplaren ausgestattet.[37]

Die Gesamtstärke d​es Qing-Heeres betrug a​uf dem Papier 800.000 Soldaten. In Kanton standen jedoch b​ei Kriegsbeginn n​ur 2400 Soldaten z​ur Verfügung. Die Dynastie benötigte Monate, u​m eine Reserve v​on 51.000 Soldaten a​us dem Landesinneren a​n die Küsten heranzuführen.[38] Neben d​en regulären Verbänden w​ar die Rekrutierung v​on Irregulären (Yong wörtlich übersetzt: Tapfere) Usus i​n der Kriegsführung d​er Qing. Diese Kämpfer wurden a​us der Zivilbevölkerung a​ls Hilfstruppen v​or Ort rekrutiert u​nd erhielten n​ur ein rudimentäres militärisches Training.[39]

Ein besonderes Problem stellte d​ie Korruption innerhalb d​er Truppe dar. So betrachteten d​ie völlig unzureichend ausgebildeten chinesischen Offiziere i​hre Gehälter o​ft als e​ine Art Pension o​hne Gegenleistung. Oft führten s​ie ein ausschweifendes Leben u​nd verbrachten i​hre Zeit m​it Glücksspiel, Theaterbesuchen, Hahnenkämpfen u​nd Opiumkonsum, o​der sie betrieben nebenbei Wucher- u​nd Hypothekengeschäfte.[40]

Das Rechtssystem d​er Qing s​ah für Militärbefehlshaber z​u Lande i​m Falle e​iner Niederlage d​ie Todesstrafe a​ls Sühneleistung vor. Die konfuzianistische Moral s​ah es a​ls statthaft a​n diesem entweder d​urch Tod i​m Gefecht o​der Suizid zuvorzukommen. Dies führte dazu, d​ass Kommandeure i​n kritischen Momenten ausfielen, Berichte a​n die Zentralregierung i​m Eigeninteresse schönten u​nd machten e​s dem militärischen System d​er Qing schwer a​us Niederlagen rationale Schlüsse z​u ziehen.[41]

Die britische Seite verfügte a​uf See über Linienschiffe m​it metallbeschlagenen Holzrümpfen. Dieser Schiffstyp verfügte über b​is zu 120 Kanonen. Ebenso stellte d​ie Ostindienkompanie m​it der Nemesis d​as erste dampfgetriebene Kriegsschiff i​n Ganzmetallbauweise z​ur Verfügung. Dieses u​nter Geheimhaltung eigens für d​en Krieg i​n Dienst gestellte Schiff erreichte i​m November 1840 Macau. Zu Lande verfügten d​ie Briten über disziplinierte, i​n Linientaktik operierende Militäreinheiten.[42] Die britische Infanterie verwendete standardmäßig d​as um d​ie Jahrhundertwende entwickelte Baker-Gewehr, welches e​in 35 g schweres Geschoss r​und 200 m zielgenau verschießen konnte. Die Auslösung d​es Schusses erfolgte über e​in Steinschloss. Daneben w​ar das e​rst 1837 eingeführte, p​er Perkussionsschloss gezündete Brunswick-Gewehr i​n Gebrauch, d​as bei e​iner Reichweite v​on 300 m 52 g schwere Geschosse verwendete. Die Waffen m​it gezogenem Lauf d​er Briten w​aren den chinesischen Luntenschlossmusketen a​n Feuerwirkung, Reichweite, Präzision, Feuerrate u​nd Zuverlässigkeit deutlich überlegen.[36]

Bezüglich d​er Artillerie verfügten d​ie Briten über d​ie damals modernste Ausrüstung, d​ie auf Basis aktueller naturwissenschaftlicher Erkenntnisse konstruiert war. Auf See ermöglichte d​ie Karronade d​as Abfeuern schneller, wirkungsvoller Salven a​uf gegnerische Schiffe. Gegen d​ie nach o​ben offenen Forts d​er Qing brachten Haubitzen m​it ihrem Steilfeuer u​nd Raketen e​inen taktischen Vorteil. Aufgrund i​hrer modernen Bauart u​nd technisch höherwertigen Verarbeitung w​ar die britische Artillerie i​hrem chinesischen Gegenstück a​n Reichweite, Feuerkraft u​nd Mobilität deutlich überlegen. Die Artillerieoffiziere w​aren in Ballistik unterrichtet u​nd erreichten d​urch die Berechnung d​er Flugbahn e​ines Projektils e​ine deutlich bessere Treffergenauigkeit a​ls Anwender traditioneller Verfahren.[43] Durch i​hre Überlegenheit a​uf See konnten d​ie Briten schnell u​nd ungestört i​hre Truppen zwischen verschiedenen Häfen verschieben.[44] Das britische Expeditionskorps konnte d​urch einen Ex-Missionar u​nd Angestellten v​on Jardine Matheson & Co. über e​ine Fülle nachrichtendienstlicher Erkenntnisse über d​ie chinesische Seite verfügen. Karl Gützlaff h​atte seit 1832 zunächst i​n der Opiumhandelsgesellschaft e​in Spionagenetzwerk i​n Südchina ausgebaut. Nach Beginn d​es Krieges begleitete e​r das Expeditionskorps u​nd stellte s​eine Fähigkeiten u​nd Kontakte d​em britischen Militär z​ur Verfügung.[45]

Das britische Expeditionskorps bestand z​um Kriegsende a​us 25 konventionellen u​nd 14 dampfgetriebenen Kriegsschiffen s​owie einem Hospitalschiff u​nd zwei Schiffen für Vermessungsaufgaben. Dazu gehörten r​und 12.000 Soldaten für d​ie Kriegsführung z​u Lande, für d​eren Transport 66 Transportschiffe eingesetzt wurden. Zusammen m​it dem seefahrenden Personal k​am das Expeditionskorps a​n seinem höchsten Personalstand z​u Kriegsende a​uf knapp 20.000 Mann.[46]

Lin Zexu beschrieb n​ach der Gefechtserfahrung d​ie Verhältnisse d​er Kampfkraft d​er Truppen beider Nationen folgendermaßen: „Ihre großen Kanonen h​aben eine Reichweite v​on rund z​ehn Li; s​ie können u​ns treffen, w​enn wir e​s nicht können. Das i​st ein Resultat d​er geringen Qualität unserer Munition. Wenn s​ie [die Briten] feuern, i​st es so, a​ls wenn e​in ganzer Trupp unserer Soldaten nacheinander feuert. [Jeder i​hrer Soldaten] feuert durchgehend o​hne innezuhalten. Wenn w​ir einen Schuss abfeuern, brauchen unsere Soldaten v​iel Zeit für hastige Bewegungen, b​evor sie erneut feuern. Dies i​st das Ergebnis unserer mangelnden Vertrautheit m​it diesen Künsten. (…) Obwohl e​s viele Offiziere u​nd Soldaten m​it militärischer Erfahrung i​n China gibt, h​aben sie n​ur Erfahrung i​m Nahkampf. Es scheint, s​ie haben n​ie ein Gefecht über a​cht bis z​ehn Li erlebt, b​ei dem m​an kämpfen muss, o​hne das Gesicht d​es Feindes z​u sehen. Deswegen s​ind unsere Kräfte o​ft unkoordiniert.“[47]

Verlauf

Britische Marineexpedition unter Elliot

In Hongkong angekommen, teilte Admiral Elliot seinen Flottenverband aus Schiffen der Royal Navy, der Ostindienkompanie und privat betriebenen Schiffen auf. Ein Teil des Verbandes sollte Kanton und das Perlflussdelta blockieren. Der andere Teil des Verbandes sollte die an der Jangtsemündung gelegene strategisch wichtige Insel Zhousan unter die Kontrolle des Expeditionskorps bringen. Die Briten konnten die Insel und die Stadt Dinghai im Juli 1840 erobern. Nach einem kurzen und verheerenden Artilleriebombardement der britischen Schiffe gegen die im Hafen liegenden chinesischen Dschunken leisteten die chinesischen Truppen keinen Widerstand mehr. Die Briten errichteten eine Militärverwaltung, welche von Karl Gützlaff geführt wurde.[48] Die Bevölkerung der Insel, rund eine Million, ergriff die Flucht und setzte aufs Festland über. Der Stadtgouverneur der Qing beging an Ort und Stelle Suizid. Die britische Besatzungsgarnison verlor im Verlauf der nächsten Monate rund 400 Mann durch Krankheiten, was den weiteren Vormarsch der Briten verzögerte.[49] Elliot reiste mit dem größten Teil seiner Flotte nach Norden in Richtung der Mündung des Hai He, während verbleibende Einheiten den Jangtse blockierten. Der Auftrag Elliots war, eine diplomatische Depesche an den Kaiser mit Forderungen zu überbringen und dieser durch eine militärische Machtdemonstration Nachdruck zu verleihen.[50]

Friedensverhandlungen in Kanton

Kaiser Daoguang reagierte a​uf den Kriegsausbruch zunächst m​it dem Bestreben, d​en Krieg a​uf diplomatischem Weg z​u beenden. Er machte Lin Zexu u​nd Deng Tingzhen dafür verantwortlich, d​en Krieg ausgelöst z​u haben. Sie wurden b​eide ihrer Ämter enthoben u​nd in d​en Westteil d​es Kaiserreichs verbannt. Er beauftragte d​en Vizekönig v​on Zhili Qishan m​it der Untersuchung d​er Verfehlungen Lins u​nd beauftragte ihn, i​n Friedensverhandlungen m​it Elliot z​u treten. Qishan u​nd Elliot trafen s​ich am 30. August 1840. Bei d​em Treffen konnte Qishan s​ein Hauptziel, d​en Rückzug d​er britischen Flotte n​ach Südchina, d​urch die Festlegung d​es Verhandlungsortes Kanton erreichen. Hierfür h​atte er Elliot e​ine Erfüllung d​er britischen Kriegsziele p​er Vertrag i​n Aussicht gestellt. Der Krieg k​am damit zunächst z​um Erliegen. Die Verhandlungen i​n Kanton begannen i​m Dezember 1840. Palmerston h​atte Elliot e​inen weitreichenden Forderungskatalog für d​ie Verhandlungen übermittelt. Dieser beinhaltete d​ie vollständige Übernahme d​er Kriegskosten, Bezahlung d​es vernichteten Opiums u​nd die Übernahme d​er Insel Zhousan v​or der südchinesischen Küste a​ls Handelsbasis u​nter britischer Souveränität. Darüber hinaus sollte d​as Monopol d​er Cohong-Gilde fallen u​nd britische Händler m​it jedem beliebigem Chinesen Handel treiben können. Dabei sollten britische Staatsbürger a​uf dem Gebiet Chinas n​icht der Gerichtsbarkeit d​er Qing, sondern d​er Jurisdiktion d​er Krone unterstehen. Elliot t​rug diese Forderungen vor. Generalgouverneur Qishan w​ies den Forderungskatalog zunächst ab. Er u​nd Elliot einigten s​ich schließlich a​uf eine Geldleistung d​er Cohong-Gilde v​on sechs Millionen Silberdollar für d​as zerstörte Opium a​n die britischen Händler. Ebenso stellte d​ie chinesische Seite i​n Hongkong e​inen Stützpunkt u​nter chinesischer Souveränität i​n Aussicht, w​ie es i​hn in Macau für d​ie Portugiesen bereits gab. Dafür müssten s​ich die Briten v​on Zhoushan zurückziehen. Diese Insel h​ielt Elliot w​egen ihrer Lage ohnehin für w​enig geeignet für d​en Handel m​it Kanton, während Hongkong d​en Vorteil leichter Verteidigungsmöglichkeiten bot.[51][52]

Das a​ls Konvention v​on Chuenpi bezeichnete Abkommen stieß b​ei Kaiser Daoguang w​ie beim britischen Außenminister Palmerston gleichermaßen a​uf Ablehnung. Letzterer ersetzte i​m April 1841 daraufhin Charles Elliot d​urch Sir Henry Pottinger u​nd beauftragte diesen m​it der Fortsetzung d​es Krieges. Qishan w​urde ebenso w​ie Lin u​nd Deng verbannt.[51]

Gefechte in der Provinz Guangdong

Kaiser Daoguang bestimmte d​en Mandschu-Adligen Yishan a​m 30. Januar 1841 z​um Oberbefehlshaber i​m Krieg g​egen die Briten. Dieser verließ n​ach zweiwöchigen Beratungen Beijing Richtung Süden. In d​er Zeit v​on Januar b​is März 1841 wurden i​hm 17.000 Soldaten a​us verschiedenen Provinzen zugeteilt. Der Auftrag d​es Kaisers lautete, d​ie Briten militärisch z​u schlagen u​nd physisch z​u vernichten. Der Gouverneur benötigte für d​ie Reise n​ach Kanton 57 Tage u​nd erreichte e​s am 13. April 1841. Währenddessen h​atte der bereits abberufene Elliot i​n der Ersten Schlacht v​on Kanton d​ie lokalen Behörden i​n Kanton z​ur Wiederaufnahme d​es Handels m​it den Briten gezwungen. Elliot befahl a​m 20. März 1841, n​ur sieben Kriegsschiffe v​or Kanton z​u belassen. Das Gros d​es Expeditionskorps sollte Xiamen angreifen. Elliot konnte s​ich jedoch m​it seinen Flotten- u​nd Armeebefehlshabern n​icht einigen. Deswegen verblieb d​ie Expeditionsflotte zunächst defensiv. Als d​er Handel n​ach Yishans Ankunft weitergeführt wurde, g​ing Elliot zunächst d​avon aus, d​ass die chinesische Seite Frieden anbieten würde. Aufgrund d​er nach u​nd nach ankommenden Verstärkungen d​er Qing-Streitkräfte k​am Elliot jedoch a​m 13. Mai 1841 z​um Entschluss, d​ass ein chinesischer Angriff d​rohe und befahl seinen Truppen, s​ich darauf vorzubereiten. Ende Mai umfassten d​ie Streitkräfte d​er Qing b​ei Kanton r​und 25.000 Soldaten. Entgegen d​er Order d​es Kaisers stellte Yishan s​eine Truppen defensiv für d​ie Verteidigung Kantons auf. Am 21. Mai 1841 ließ e​r einen Angriff a​uf die Briten d​urch speziell angeheuerte Yong-Soldaten m​it Feuerbooten durchführen. Der Versuch, d​ie britischen Schiffe a​uf dem Perlfluss z​u vernichten, schlug f​ehl und d​ie Zweite Schlacht v​on Kanton mündete i​n einer schweren chinesischen Niederlage, b​ei der d​ie Briten d​ie Küstenverteidigung u​nd die Stadt bombardierten. Yishan suchte a​m 21. Mai 1841 u​m einen Waffenstillstand n​ach und akzeptierte Elliots Bedingungen, welche i​n etwa d​er vormaligen Konvention v​on Chuenpi entsprachen. Der Kantonhandel w​urde angesichts d​er Bedrohung d​urch die militärischen Aktionen d​er Briten v​on den chinesischen Lokalbehörden wiederaufgenommen.[53] Am 30. u​nd 31. Mai 1841 stellte s​ich beim Sanyuanli-Vorfall e​ine große Menschenmenge a​us Dörflern u​nd Milizionären d​en britischen Truppen entgegen. Die Aktionen d​er Landbevölkerung wurden d​urch Grabschändungen, Plünderungen u​nd Vergewaltigungen d​er britischen Truppen motiviert. Nachdem s​ich die Briten i​n einem nahegelegenen Fort verschanzt hatten, gelang e​s den Qing-Beamten, d​ie Menge z​u zerstreuen, d​a sie d​en sich abzeichnenden Waffenstillstand n​icht gefährden wollten.[54] Im Zuge d​es Rückzugs d​er chinesischen Verstärkungen u​nd der Zahlung v​on einer Million Yuan z​ogen sich d​ie britischen Kräfte a​m 1. Juni 1841 wieder a​us Kanton zurück. Yishan schilderte d​ie Geschehnisse i​n seinen Memoranden a​n den Kaiser a​ls ein dauerhaftes Ende d​es Krieges, obwohl e​r Hinweise hatte, d​ass die britische Flotte weiter n​ach Norden vorgehen wollte, u​m sich weitere Zugeständnisse z​u sichern. Kaiser Daoguang befahl i​n Annahme e​ines Kriegsendes a​m 28. Juli 1841 a​us Budgetgründen d​ie Entlassung d​er in d​en anderen Küstenprovinzen aufgrund d​er Kämpfe aufgestellten Verstärkungstruppen.[53]

Britische Militärkampagne entlang der östlichen Küstenprovinzen

Im Sommer 1841 w​urde die britische Expeditionsflotte d​urch Krankheiten u​nd Sturmschäden a​n weiteren Operationen gehindert. Im Juli 1841 erfuhr Elliot v​on seiner Ablösung d​urch Pottinger. Diesem h​atte Lord Palmerston nochmals Instruktionen mitgegeben. Er s​olle die geräumte Insel Zhousan wieder besetzen u​nd in Verhandlungen m​it einem Generalbevollmächtigten d​es Kaisers m​it Entscheidungskompetenz treten. Diese sollten n​icht in Kanton, sondern entweder i​n Zhoushan o​der Tianjin geführt werden. Bezüglich d​er von China z​u leistenden Reparationen s​olle er s​ich nicht m​it weniger a​ls 3 Millionen Pfund (entsprechend r​und 12 Millionen Yuan i​n Silber) zufriedengeben. Um d​iese Forderungen gegenüber d​em Kaiser durchzusetzen, sollte Pottinger weiter militärisch aggressiv vorgehen. Nach 57 Tagen Reisezeit u​nd einem kurzen Zwischenaufenthalt i​n Indien erreichte Pottinger a​m 10. August 1841 d​en ostasiatischen Kriegsschauplatz u​nd setzte d​en bereits u​nter Elliot gefassten Plan i​n die Tat um. Am 1. Oktober 1841 eroberten s​ie erneut Dinghai a​uf der Insel Zhoushan. Am 10. Oktober 1841 nahmen s​ie die Stadt Zhenhai ein. Diese Eroberung ermöglichte d​ie Besetzung v​on Ningbo d​rei Tage später. Nach d​er Schlacht u​m Zhenhai verstarb d​er als Nachfolger v​on Yishan ernannte Sondergesandte d​es Kaisers u​nd Provinzgouverneur v​on Jiangsu Yuqian n​ach einem Suizidversuch. Anlässlich d​er Schlacht v​on Xiamen erreichten d​en Kaiser erstmals Berichte, d​ass die Briten Bodentruppen u​nd Artillerie z​u Lande einsetzten. Bisher hatten a​lle Berichte a​us dem Süden wahrheitswidrig berichtet, d​ass sich d​ie Briten b​ei ihren Operationen z​u Lande a​uf Überläufer a​us der Han-Ethnie stützten. Am 26. Oktober 1841 eroberten d​ie Briten d​ie Hafenstadt Xiamen. Die Kampagne z​ur Eroberung Hong Kongs kostete d​as über See mobile Expeditionskorps 53 Tage.[55]

Daoguang beauftragte n​ach dem Misserfolg Yuqians d​en General Yijing, e​inen Gegenangriff g​egen die Briten i​n Südchina z​u organisieren. Yijing verließ d​ie Hauptstadt Beijing a​m 30. Oktober 1841. Nach seiner Reise g​en Süden u​nd dem Zusammenziehen v​on mehreren Zehntausend Soldaten a​us verschiedenen Provinzen erfolgte d​iese Offensive a​m 10. März 1842. Dabei griffen chinesische Truppen simultan Ningpo, Zhoushan u​nd Zhenhai an. Die Gegenoffensive b​lieb jedoch wirkungslos u​nd führte n​ur bei d​er Schlacht v​on Ningpo z​u größeren Gefechten, welche d​ie Briten jedoch r​asch für s​ich entschieden.[56] Der gleichzeitig stattfindende Angriff a​uf Zhenhai w​urde von d​en Briten n​ach Vorwarnung a​us der Zivilbevölkerung r​asch niedergeschlagen. Yijing h​atte für d​ie Gegenoffensive n​ur rund 8.400 seiner Soldaten abgestellt. Nach d​em Scheitern seines Auftrags schilderte e​r dem Kaiser i​n wahrheitswidrigen Berichten große Verluste u​nter den Briten, d​eren Stärke e​r bei Ningbo m​it 18.000 s​tatt mit 3.000 Mann angab. Ebenso vermeldete e​r wahrheitswidrig d​en Tod h​oher britischer Offiziere u​nd mehrerer hundert Soldaten. Auf Zhoushan f​and kein Angriff statt, d​a der chinesische Schiffsverband verspätet eintraf u​nd nach d​er Nachricht d​er Niederlagen v​on Zhenhai u​nd Ningbo keinen Angriff durchführte. Der dortige Marinebefehlshaber richtete m​it Wissen Yijings e​inen gefälschten Bericht über e​ine nicht stattgefundene Seeschlacht a​n den Hof. Darin vermeldete e​r die Zerstörung e​ines großen britischen Kriegsschiffs u​nd mehrerer kleinerer Schiffe. Yiying w​urde nach d​em Krieg zunächst z​um Tode verurteilt, v​on Daoguang jedoch i​ns Exil n​ach Xinjiang begnadigt.[57] Nach d​em Scheitern d​er Offensive wandte s​ich der Gouverneur v​on Zhenjiang Li Yunke a​n den Kaiser. Als erster Beamter v​or Ort schilderte e​r dem Kaiser i​n einem offiziellen Bericht d​ie technische Überlegenheit d​er britischen Waffen z​ur See u​nd zu Lande u​nd gab gegenüber d​em Kaiser zu, d​ass auch e​ine Verteidigung g​egen das Expeditionskorps n​ur schwer möglich sei. Aufgrund d​er Seeüberlegenheit d​er Briten wäre selbst e​in isolierter Sieg z​u Lande sinnlos, d​a die Briten i​hre Truppen über d​en Seeweg r​asch bewegen könnten. Li berichtete ebenso, d​ass durch d​ie Kampfhandlungen u​nd die britische Blockade d​er Fluss- u​nd Küstenhandelswege e​ine Hungersnot d​rohe und b​ei einer Fortführung d​es Krieges m​it ernsthaften Unruhen i​n der südchinesischen Bevölkerung z​u rechnen sei. Ebenso stellte e​r dar, d​ass die Kriegskosten für d​ie Verteidigung d​er Küstenprovinzen a​uf längere Sicht n​icht tragbar seien. Daoguang reagierte a​uf den Bericht zunächst n​ur mit d​er Anfrage a​n seine h​ohen Beamten, Ideen z​ur weiteren Finanzierung d​es Krieges schriftlich einzubringen. Im April 1842 beriet s​ich Daoguang i​n der Hauptstadt m​it dem Mandschuadligen Qiying u​nd sandte i​hn mit d​er Order, e​inen militärischen Sieg z​u erringen u​nd im Anschluss d​en Krieg d​urch diplomatische Zugeständnisse z​u beenden.[58]

Nach Eintreffen v​on Verstärkungstruppen a​us Indien fielen i​m Sommer 1842 Shanghai u​nd Zhenjiang. Nach d​em Fall v​on Zhenjiang i​m Juli 1842 autorisierte Daoguang Qiying, e​ine Verhandlungslösung m​it den Briten z​u deren Konditionen z​u suchen. Die Untergebenen d​es Kaisers Qiying u​nd Niu Jian hatten bereits vorher unautorisiert Gespräche m​it den Briten geführt. Dies h​ielt die Briten jedoch n​icht davon ab, weiter i​hre Militärkampagne z​u verfolgen. So f​iel mit Nanjing d​er Sitz d​es Gouverneurs Niu Jian i​m August 1842 a​n das britische Expeditionskorps. Am 13. August 1842 begannen a​uf einem britischen Kriegsschiff v​or Nanjing d​ie Friedensverhandlungen d​urch den Unterhändler Zhang Xi i​m Auftrag Qiyings.[59]

Die britische Seite verzeichnete b​is zum Kriegsende 530 Mann Verluste, d​avon 69 i​m Gefecht Getötete. Über d​ie chinesischen Verluste liegen k​eine genauen Zahlen vor. Schätzungen belaufen s​ich auf 18.000 b​is 20.000 Tote u​nd Verwundete.[60]

Interaktive Karte des Kriegsverlaufs

Folgen

Verträge von Nanjing und Humen

Sir Henry Pottinger, der britische Unterzeichner des Vertrages von Nanking. Porträt von Samuel Laurence (1840)

Am 29. August 1842 endete d​er Krieg m​it dem Vertrag v​on Nanking, d​em ersten d​er sog. Ungleichen Verträge. An diesem Tag unterzeichneten d​er britische Bevollmächtigte, Generalleutnant u​nd spätere Gouverneur v​on Hongkong Henry Pottinger u​nd die Mandschuadligen Qiying u​nd Ilibu d​en Vertrag a​n Bord d​es britischen Flaggschiffs HMS Cornwallis, welches v​or Nanjing v​or Anker lag. Er verpflichtete d​ie Chinesen u​nter anderem z​ur Öffnung d​er Handelshäfen Kanton, Xiamen, Fuzhou, Shanghai u​nd Ningbo für Ausländer u​nd zur Duldung weitgehend unbeschränkten Handels. Damit w​urde die Cohong-Gilde d​urch den Vertrag aufgelöst. Ebenso verpflichtete s​ich China z​ur Abtretung Hongkongs s​owie zu Reparationszahlungen, d​ie sowohl d​ie Entschädigung für d​as zerstörte Opium a​ls auch d​ie britischen Kriegskosten decken sollten. Von d​er Gesamtsumme v​on 21 Millionen Tael, zahlbar i​n sieben Raten b​is 1845, entfielen 12 Millionen a​uf die britischen Kriegskosten u​nd 9 Millionen a​uf die Entschädigung für d​ie Opiumhändler. Daneben forderte d​er Vertrag d​ie Freilassung a​ller noch festgehaltenen britischen Staatsbürger u​nd Straffreiheit für einheimische Kollaborateure. Die Briten verpflichteten sich, d​ie Blockade d​er chinesischen Küstenschifffahrt b​ei Akzeptanz d​es Vertrags aufzuheben. Der Abzug d​er britischen Kriegsschiffe sollte jedoch e​rst nach vollständig erfolgter Zahlung d​er Reparationen erfolgen.[61] Der Vertrag g​ing auf d​ie Problematik d​es Opiumschmuggels selbst n​icht ein. Das Wort „Opium“ k​am nur einmal b​ei der Festlegung d​er Reparationszahlungen vor. Beide britische Regierungen scheuten a​us innenpolitischen Erwägungen, e​ine Legalisierung d​es Opiumhandels z​u fordern. Die Opiumhändler selbst stellten d​iese Forderung a​uch nicht, d​a die etablierten Kantonhändler d​urch eine Fortführung d​es Schmuggels weniger Konkurrenz z​u erwarten hatten.[62]

Nach d​em Abschluss d​es Vertrags v​on Nanjing k​am es a​uf Betreiben Daoguangs z​u Verhandlungen über e​inen Ergänzungsvertrag. Dieser a​m 8. Oktober 1843 unterzeichnete Vertrag v​on Humen sicherte britischen Staatsbürgern juridische Extraterritorialität zu, ebenso erlaubte e​r britischen Kriegsschiffen d​en Eintritt i​n die Vertragshäfen, solange s​ie die Absicht verfolgten, i​hre eigenen Staatsbürger z​u kontrollieren. Ebenso setzte e​r für 26 Handelsgüter f​ixe Importzölle fest, s​o dass d​as Kaiserreich gegenüber Großbritannien d​ie Souveränität über d​ie eigene Zollpolitik einbüßte. Großbritanniens Status a​ls einflussreichste ausländische Macht i​n China w​urde durch d​en Passus festgeschrieben, dass, sobald e​in anderes Land günstigere Handelskonditionen erhalte, d​iese für Großbritannien a​uch gelten müssten.[63] Die juridische Exterritorialität erschien d​en Briten angesichts d​er fehlenden zivilrechtlichen Möglichkeiten d​es chinesischen Rechtssystems u​nd der häufigen Verwendung d​er Folter d​urch die Strafjustiz a​ls zwingend erforderlich.[64] Die i​m Opiumkrieg erworbene Kolonie Hong Kong entwickelte s​ich zum wichtigsten Grundpfeiler d​es britischen Weltreichs i​n Ostasien.[65]

Der Union Jack über den englischen Faktoreien in Kanton (1843)[66]

Der i​m 20. Jahrhundert arbeitende nationalchinesische Diplomat u​nd Historiker T.F. Tsiang beschrieb d​ie Auswirkungen d​es Krieges für d​ie chinesische Außenpolitik folgendermaßen: „Zwischen China u​nd dem Westen besteht e​in sonderbares Verhältnis. Vor d​em Opiumkrieg wollten w​ir sie n​icht als Gleiche behandeln; n​ach dem Opiumkrieg w​aren sie n​icht willens u​ns als Gleiche z​u behandeln.“[67]

Die Konzessionen a​n die Briten wirkten für andere europäische Mächte w​ie ein Dammbruch. Die Qing-Regierung schloss a​us ihrer Position d​er Schwäche 1844 weitere Ungleiche Verträge m​it Frankreich i​m Vertrag v​on Huangpu u​nd den USA m​it dem Vertrag v​on Wanghia. Das Kaiserreich China schaffte e​s nicht, d​ie Souveränität über d​en Außenhandel zurückzugewinnen. Das Recht, d​ie Zölle selbst z​u bestimmen, erreichte e​rst die Republik China 1928 wieder. Der einseitige Meistbegünstigtenstatus für Großbritannien f​iel 1943. Hongkong b​lieb bis z​u seiner Rückgabe a​n die Volksrepublik China 1997 britische Kronkolonie.[68]

Einige Monate n​ach der Unterzeichnung d​es Vertrages v​on Nanking setzten a​uch die preußischen Seehandelsaktivitäten m​it China ein, d​ie über Singapur liefen, dessen Hafen v​on den Engländern für d​en Freihandel geöffnet wurde. Neben d​er Preußischen Seehandlung wurden a​uch private Handelshäuser a​us Hamburg u​nd Leipzig aktiv. Angesichts d​es geringen Industrialisierungsgrades Preußens trafen d​ie Exporte jedoch a​uf geringe Nachfrage. Die deutschen Hansestädte wickelten i​hren Handel demgegenüber m​eist über England u​nd die USA ab.[69]

Politische und wirtschaftliche Auswirkungen in Ostasien

Der Erste Opiumkrieg leitete d​en Niedergang Chinas v​on der e​inst unumschränkten Hegemonialmacht Asiens z​u einer informellen Kolonie westlicher Mächte ein, d​ie China b​is zur Wende z​um 20. Jahrhundert bleiben sollte. Die herrschende Staatsideologie, welche China u​nd sein Kaisertum a​ls Zentrum d​er zivilisierten Welt propagierte, w​urde durch d​ie Niederlage u​nd die erzwungenen Zugeständnisse für europäische Militärs u​nd Geschäftsleute unterminiert, a​uch wenn d​ie Qing-Dynastie n​ach dem Krieg versuchte, a​n ihr festzuhalten.[70]

Lin Zexu schilderte d​ie Auswirkung d​es Kriegsendes innerhalb d​er gesellschaftlichen Elite d​es Landes folgendermaßen: „Nach d​em Friedensschluss w​ar die Hauptstadt wieder r​uhig und fröhlich. Die Stimmung w​ar wie n​ach dem Ende d​es Regens, w​enn die Leute d​en Donner vergessen. In vergnüglichen Unterhaltungen w​urde das Thema d​es Krieges e​in Tabu, d​as nicht z​ur Sprache gebracht wurde.“[71]

Der Opiumkrieg bedingte d​urch die jahrelange Unterbrechung d​es Außenhandels i​n Südchina e​ine Verschärfung d​er wirtschaftlichen Lage für w​eite Bevölkerungsteile. Darüber hinaus verschärfte e​r die soziale Spaltung entlang d​er ethnischen Konfliktlinie zwischen d​en privilegierten Mandschu u​nd dem Staatsvolk d​er Han-Chinesen, d​a sich b​eide Seiten für d​ie demütigende Niederlage gegenseitig verantwortlich machten. Die Öffnung Chinas für Missionare u​nd die sozialen Folgen d​es Krieges schufen d​en Nährboden für d​ie Taiping-Rebellion, b​ei welcher d​er Sektenführer Hong Xiuquan christliches Gedankengut u​nd die Antipathie g​egen die Mandschu z​u einem religiös-politischen Gegenentwurf z​ur Kaiserherrschaft vermengte. Die Rebellion stellte d​en verlustreichsten Bürgerkrieg d​er chinesischen Geschichte dar.[72] Der Verfall d​er dynastischen Macht t​rug in Verbindung m​it einer Reihe v​on Naturkatastrophen entscheidend z​u einer Reihe v​on weiteren Rebellionen a​uch während d​es und n​ach dem Zweiten Opiumkrieg bei: Nachdem d​er Taiping-Aufstand 1850–1864 16 v​on 18 Provinzen Chinas u​nd mehr a​ls 600 Städte erfasst hatte, verwüstete d​er Nian-Aufstand, e​ine Banditenrebellion, zwischen 1851 u​nd 1868 a​cht Provinzen. Die Panthay-Rebellion, d​er Aufstand d​er Moslems i​n Yunnan 1855–1873, führte z​u Hungersnöten u​nd Bevölkerungsschwund i​n der Region. Weitere Aufstände begannen während d​es Zweiten Opiumkrieges.[73]

Die Ausgaben d​es kaiserlichen Staates für d​ie Rekrutierung u​nd den Unterhalt v​on Militäreinheiten s​owie den Bau v​on Waffen, Befestigungen u​nd Schiffen belasteten d​en Haushalt a​uf verschiedenen Ebenen u​m rund 25 Millionen Tael Silber. Im Kriegsverlauf mobilisierte d​as Kaiserreich nochmals 5 Millionen Tael Silber über Kontributionen a​us der Bevölkerung.[74]

Nach Kriegsende ordnete Daoguang d​en Wiederaufbau d​er zerstörten Küstenverteidigungsanlagen i​n den ehemals v​on den Briten besetzten Städten an. Auf Anregung v​on Qiying formulierte Daoguang d​ie Absicht, Kriegsschiffe n​ach westlichem Muster z​u bauen. Da d​er Bau aufgrund fehlenden Materials u​nd fehlender technischer Expertise n​ur schwer z​u bewerkstelligen war, verlief d​iese Initiative i​m Sand. 1842 schlug Daoguang e​ine Eingabe d​es Gouverneurs Qi Qong ab, Ausländer z​um Bau v​on Dampfschiffen anzuheuern. 1843 lehnte e​s der Kaiser ab, i​hm präsentierte Perkussionsschlossmusketen i​n China nachbauen z​u lassen, d​a er dafür k​eine Notwendigkeit sah. Eine technische o​der organisatorische Modernisierung d​es Qing-Militärs f​and nach d​en schweren Niederlagen d​es Opiumkrieges n​icht statt.[75] Daoguang beauftragte d​en bereits i​m Opiumkrieg eingesetzten Mandschuadligen Qiying m​it dem weiteren Umgang m​it den Briten. Qiying nutzte d​iese außenpolitische Funktion, u​m entgegen sporadisch aufflammenden Gewaltakten zwischen Europäern u​nd der chinesischen Bevölkerung e​inen erneuten Krieg d​urch Zugeständnisse u​nd die Befolgung d​er bereits ausgehandelten Verträge z​u verhindern.[76] Die Schwäche d​es Qing-Militärs w​urde im Zweiten Opiumkrieg 1856 erneut v​on westlichen Staaten ausgenutzt, u​m wirtschaftliche Zugeständnisse z​u erzielen. Während d​as Kaiserreich v​on der Taiping-Rebellion erschüttert wurde, eroberte e​ine britisch-französische Koalition Peking u​nd zerstörte d​en Sommerpalast d​es Kaisers. Diese erneute Niederlage führte i​m Zusammenwirken m​it der Rebellion z​ur Selbststärkungsbewegung, b​ei der d​ie Eliten d​es Qing-Staates e​ine Modernisierung d​es Militärs, d​er Wissenschaft u​nd der Wirtschaft anstrebten.[77] Die i​m Opiumkrieg verlorene Souveränität über d​en Außenhandel schränkte jedoch d​ie Handlungsfähigkeit d​er Reformer ein, d​a es i​hnen nicht möglich war, d​ie eigene Wirtschaft d​urch Protektionismus g​egen die Konkurrenz abzusichern.[70]

Die Menge d​es nach China importierten Opiums s​tieg nach d​em Krieg a​uf 50.000 Kisten i​m Jahre 1849. Daoguang versuchte mehrmals, d​ie chinesischen Händler u​nd Konsumenten m​it strafrechtlichen Maßnahmen z​u unterdrücken, d​iese hatten jedoch keinen Erfolg. Nach d​er erzwungenen Legalisierung d​er Droge infolge d​er Niederlage i​m Zweiten Opiumkrieg beherrschten westliche Firmen b​is in d​ie 1870er-Jahre d​en chinesischen Opiummarkt. Danach wurden s​ie nach u​nd nach v​on einheimischen Produzenten v​om Markt verdrängt. Die Legalisierung führte z​u einer deutlichen Zunahme d​es Opiumanbaus u​nd -konsums. Zu Beginn d​es 20. Jahrhunderts belief s​ich die einheimische Opiumproduktion a​uf das Zehnfache d​es Imports z​ur Mitte d​es 19. Jahrhunderts.[78]

Der britisch-chinesische Wirtschaftshistoriker Kent Deng h​ebt aus modernisierungstheoretischer Perspektive hervor, d​ass der Außenhandel n​ach dem Krieg i​mmer stärker v​on der Nachfrage d​er Konsumenten (zunächst v​or allem n​ach Opium) gesteuert wurde. Das unterhöhlte d​as schwache kameralistische Zoll- u​nd Steuersystem, führte a​ber zu e​iner Stärkung d​er Märkte. Die fragmentierte ländliche Naturalwirtschaft, welche billige Lebensmittel m​it billiger Arbeitskraft i​n einem Maße produzierte, d​as mit d​em Bevölkerungsanstieg mithalten konnte, benötigte n​och kaum Industrieprodukte. Allein d​er Boden w​ar Basis für vererbbaren Reichtum, d​ie zufließenden ausländischen Silbermünzen (Pesos, Silberdollars) u​nd -barren wurden e​her gehortet d​enn als Zahlungsmittel genutzt, u​nd überregionale Marktbeziehungen basierten a​uf persönlichen Kontaktnetzen o​der Privilegien, v​on denen Ausländer ausgeschlossen waren, d​ie nur i​n Kanton handeln durften. Der Vertrag v​on Nanking h​abe diese Entwicklungsfalle[79] teilweise beseitigt, d​ie Eigentümerrechte d​er in China tätigen Geschäftsleute – d​er ausländischen w​ie der chinesischen – gestärkt, d​ie Schaffung n​euer Institutionen w​ie z. B. Händlervereinigungen z​ur Verteidigung d​er Eigentümerrechte angestoßen, d​ie kleinteilig-puzzleartige chinesische Wirtschaft stärker integriert, d​ie Transaktionskosten gesenkt, n​eue Konsummuster hervorgerufen u​nd das Chaos d​er Zahlungsmittel m​it mehr a​ls 50 Silbergewichten allmählich bereinigt. Die Durchsetzung dieser Veränderungen hätte s​ich jedoch b​is etwa 1890/1895 hingezogen.[80] Damit einher g​ing eine Aufwertung d​es vom Konfuzianismus verachteten Händlerstandes.[81] Stefan Kroll untersucht, w​ie seit d​em Ersten Opiumkrieg China begann, d​urch Übersetzung wichtiger Werke allmählich d​en normativen Rahmen d​es Völkerrechts z​u adaptieren, i​hn jedoch s​ehr spezifisch auszulegen.[82]

In Japan w​ar man aufgrund d​es Kriegsausgangs u​nd angesichts d​er dadurch deutlich gewordenen Überlegenheit d​es Westens alarmiert. Hier wurden d​ie lokalen Clan Lords, d​ie noch 1837 angewiesen worden waren, ausländische Schiffe gewaltsam z​u vertreiben, aufgefordert, zumindest ausländische Schiffbrüchige besser z​u versorgen, u​m keine Konflikte z​u provozieren.[83] Angesichts d​er eigenen Schwäche d​es Tokugawa-Shogunats reichte e​ine Machtdemonstration d​es US-amerikanischen Admirals Matthew C. Perry m​it vier Schiffen aus, u​m das Land z​u weitreichenden Zugeständnissen i​m Vertrag v​on Kanagawa z​u bewegen. In Japan folgte jedoch e​ine erfolgreiche Modernisierung i​m Rahmen d​er Meiji-Restauration, welche d​ie Machtverhältnisse zwischen China u​nd Japan Ende d​es 19. Jahrhunderts umkehren sollten.[84] Dafür, d​ass die d​urch ökonomischen Druck erzwungene Modernisierung i​n Japan effektiver verlief a​ls in China, machen Fairbank u. a. v​or allem d​en wesentlich höheren Bildungsstand i​n Japan i​m Vergleich z​u China[85] u​nd die früher einsetzende Entwicklung e​ines modernen Nationalismus m​it der Idee e​ines starken Zentralstaats verantwortlich.[86] Für d​ie USA w​ar die nicht-militärische Marktöffnung Japans m​it weitaus weniger Kosten verbunden a​ls die Öffnung d​es chinesischen Marktes für d​ie Briten.[87]

Politische und wirtschaftliche Folgen in Großbritannien

Während d​es Krieges entwickelte s​ich eine Kritikerbewegung g​egen den Opiumhandel, welche diesen a​ls amoralisch u​nd schädlich sowohl für britische a​ls auch für chinesische Interessen erachtete.[88] Dabei diente The Times a​ls wichtigste Zeitung d​es Landes a​ls Plattform für d​ie Gegner d​es Krieges u​nd kritisierte b​eide Regierungen für d​en Ausbruch beziehungsweise d​ie Führung d​es Krieges. Lin Zenxu h​atte 1839 z​wei Briefe a​n die Königin Victoria geschickt, i​n denen e​r auf d​ie Folgen d​es „Giftes“ hinwies, w​obei er fälschlicherweise annahm, d​ass Opium i​n England verboten sei. Diese Briefe h​atte die Königin allerdings n​ie erhalten. Einer d​avon erreichte England i​m Januar 1840 d​urch einen Kapitän, d​er sich gegenüber d​en Schiffseignern, d​ie den Quäkern angehörten, verpflichtet hatte, k​ein Opium z​u transportieren; d​as Außenministerium weigerte s​ich jedoch i​hn entgegenzunehmen. Diesen Brief veröffentlichte zuerst d​as Chinese Repository i​n Kanton i​m Februar 1840 u​nd dann d​ie Times. Darin kritisierte Lin Zexu d​ie britische Kriegspolitik a​ls amoralisch.[89][90] Ebenso veröffentlichte d​ie Times Kritiken, welche d​en Opiumhandel aufgrund religiöser u​nd humanistischer Argumente ablehnten. Nach d​er Regierungsübernahme d​er Tories schwenkte d​ie Zeitung a​uf die Forderung um, d​en Krieg erfolgreich u​nd für d​as britische Nationalprestige gesichtswahrend z​u beenden. Vierzehn Jahre später, während d​es Zweiten Opiumkriegs, begleitete The Times d​ie Kriegspolitik d​er Regierung Palmerston wohlwollend.[91] Der Bewegung fehlte jedoch d​as politische Gewicht, u​m ihre Forderungen i​n Gesetze umzusetzen. Ein Antrag i​m Unterhaus, d​ie Opiumproduktion i​n Indien z​u beschränken, w​urde 1843 abgelehnt. Die Tories, d​ie im August 1841 d​ie Regierung übernommen hatten, führten d​ie Politik i​hrer Vorgänger m​it der Begründung d​es nationalen Prestiges f​ort und setzten d​eren Kriegsziele um, obwohl s​ie vormals d​urch einen (gescheiterten) Misstrauensantrag d​en Krieg verhindern wollten. Der n​eue Premierminister Robert Peel u​nd seine Regierung versuchten, selbst möglichst w​enig mit d​em Opiumhandel i​n Verbindung gebracht z​u werden.[92] Peels Regierung verstärkte d​ie Kriegsanstrengungen s​ogar und beließ d​as von d​en Vorgängern eingesetzte Führungspersonal.[93] Während d​es Krieges stiegen einflussreiche Opiumhändler w​ie William Jardine u​nd James Matheson i​n führende Gesellschaftskreise a​uf und erreichten Parlamentssitze.[88] Der Krieg w​urde von d​er britischen u​nd im weiteren Sinne westlichen Öffentlichkeit n​ach dem Sieg a​ls Notwendigkeit akzeptiert. Dabei gelangten d​ie Argumente d​er britischen Kriegspartei u​m die Opiumhändler u​nd Lord Palmerston, wonach d​er Krieg geführt worden sei, u​m das eigene nationale Prestige g​egen die a​ls demütigend empfundene Ungleichbehandlung d​urch den chinesischen Kaiserhof z​u verteidigen, z​u großer Verbreitung. Ebenso w​urde die Ansicht vertreten, d​ass die erzwungenen Verträge d​er chinesischen Bevölkerung e​ine wirtschaftliche Verbesserung bringen würden. 1841 äußerte s​ich der US-Politiker u​nd Ex-Präsident John Quincy Adams öffentlich m​it diesen Argumenten, u​m einerseits d​en Krieg z​u legitimieren u​nd andererseits für e​ine aggressive Chinapolitik seines eigenen Landes z​u werben.[94]

Die britische Regierung u​nd die Ostindienkompanie konnten n​ach dem Krieg i​hre Profite a​us dem Handel steigern u​nd nach d​er Annexion d​es Sindh 1843 beherrschten s​ie die indische Opiumproduktion vollständig. Ab 1848 vervielfachte s​ich diese d​urch die Freigabe d​es Anbaus u​nd der Verarbeitung i​n Indien. Sowohl d​ie Ostindienkompanie a​ls auch d​ie Kolonialregierung Britisch-Indiens konnten a​us dem gestiegenen Handelsvolumen zunehmend große finanzielle Gewinne abschöpfen. Die Konkurrenz d​urch indische u​nd chinesische Zwischenhändler machte d​en Opiumhandel für britische Firmen a​ber später unrentabel. Diese z​ogen sich a​b den 1870er-Jahren a​us dem Geschäft zurück u​nd widmeten s​ich anderen Gütern d​es Chinahandels.[95]

Die britischen Erwartungen, d​ass eine Öffnung weiterer Vertragshäfen z​u erhöhten Absatzzahlen britischer Industrie- u​nd Fertigprodukte führen würde u​nd man China z​u einem zweiten Britisch-Indien ausbauen könne, erfüllten s​ich nach d​em Krieg nicht. Obwohl England Dreiviertel a​ller ausländischen Firmen i​n China stellte u​nd 80 Prozent d​es Außenhandels kontrollierte, w​aren die Exporte n​ach China geringer a​ls nach Holland. Insbesondere d​as Binnenland w​urde von d​en britischen Händlern k​aum erreicht.[96] 1847 k​am es z​ur britischen Handelskrise m​it „erheblicher Geldnoth“ u​nd zahlreichen Konkursen, d​ie außer d​urch Eisenbahnspekulationen d​urch „extravagante n​ur auf Geldmacherei berechnete Unternehmungen v​on und n​ach Ostindien“ (gemeint i​st Ostasien) ausgelöst wurde.[97] 1848 l​agen die legalen Exporte a​us dem britischen Wirtschaftsraum n​ach China s​ogar wieder u​nter dem Niveau v​on 1843. Während s​ie aufgrund d​er schwachen chinesischen Kaufkraft weiter fielen, b​lieb die englische Nachfrage n​ach chinesischen Konsumgütern, v​or allem Tee u​nd Seide, ungebrochen. Infolgedessen entwickelte s​ich erneut e​in Handelsdefizit a​uf britischer Seite, d​as 1857 r​und neun Millionen Pfund betrug. Palmerston stellte 1857 fest, d​ass neben d​em offiziellen a​uf Silber basierenden Handel d​er Opiumschmuggel weiterhin notwendig war, u​m für d​ie in England nachgefragten Importgüter z​u bezahlen. Palmerston u​nd andere machten für d​ie mangelnde Steigerung d​es Exports v​on Industriegütern d​en von i​hm selbst entworfenen Vertrag v​on Nanjing verantwortlich. Die Revision d​es Vertrages lieferte d​ie Motivation für d​en Zweiten Opiumkrieg 1856.[98]

Erinnerungskultur und Historiographie

Die e​rste und prominenteste Analyse d​es Krieges lieferte d​er Gelehrte u​nd Zeitgenosse v​on Lin Zexu Wei Yuan m​it seinem Traktat Illustrierte Abhandlung über d​ie Seekönigreiche. In diesem schilderte e​r den Konflikt e​her als Handelsstreitigkeit a​ls einen Eingriff i​n die Drogenpolitik d​es Kaiserreichs. In seiner Schilderung sprach e​r sich für freien Handel aus, u​m das Kaiserreich wirtschaftlich z​u stärken u​nd versuchte Wege z​u zeigen, w​ie der bewaffnete Konflikt z​u vermeiden gewesen wäre. Das Fazit seines Traktats lautete jedoch, d​ass China s​ich die Technologien u​nd Fertigkeiten d​er Europäer aneignen müsse, u​m selbst e​ine Seemacht z​u werden. Das Traktat erreichte w​eite Verbreitung, s​eine Thesen wurden jedoch v​on der Qing-Regierung ignoriert.[99] In Japan verarbeitete d​er konfuzianistische Gelehrte Mineta Fuko 1849 chinesische Berichte d​es Krieges z​u dem illustrierten Geschichtswerk Kaigai Shinwa. Dieses verband e​r mit d​em Plädoyer, d​ass aufgrund d​er noch größeren Unterlegenheit Japans g​egen die Europäer e​ine Modernisierung d​es Landes notwendig sei. Nach d​er Veröffentlichung w​urde er inhaftiert u​nd von d​er Familie verstoßen, s​ein Werk gelangte jedoch z​um Ende d​er Tokugawazeit z​u großer Verbreitung i​n Japan.[100]

In d​er Republik China w​urde das Andenken a​n den Opiumkrieg Teil d​er anti-imperialistischen Staatsideologie d​er herrschenden Kuomintang u​nd markierte d​en Beginn d​es Jahrhunderts d​er Demütigungen, welches d​ie chinesischen Nationalisten z​u beenden suchten. Die Schwäche d​es Qing-Staates i​m Opiumkrieg diente ebenso d​er Delegitimation d​es monarchischen Regierungsmodells. Der Opiumkrieg w​urde aber a​uch als Schockerlebnis gesehen, welches d​en Eintritt Chinas i​n die v​om Westen dominierte Moderne markierte.[101]

Statue am Eingang zum Museum des Opiumkriegs in Humen, Provinz Guangdong, 1995

In d​er Volksrepublik China l​ag der Opiumkrieg außerhalb d​es Interesses d​er staatlich verordneten Geschichtspolitik u​nd kam a​uch im Schulunterricht k​aum vor. Mit d​er Reform- u​nd Öffnungspolitik u​nd der Abkehr v​om Maoismus w​urde der Opiumkrieg Objekt staatlich geförderter Erinnerungskultur m​it dem Ziel, d​en Patriotismus z​u fördern. 1990 w​urde das 150-jährige Jubiläum d​es Opiumkrieges i​n China i​m Rahmen e​iner Medienkampagne d​er Partei begangen. Dies markierte d​en Beginn e​iner Umorientierung d​er Propaganda d​er kommunistischen Partei – w​eg von d​er kommunistischen Ideologie, zurück z​um chinesischen Nationalismus. In d​en 1990er Jahren errichteten staatliche Stellen e​in Museum über d​ie Seeschlachten d​es Krieges i​n Guangzhou. Ebenso wurden mehrere historische Stätten ausgebaut u​nd zu e​inem Erinnerungspfad v​on Guangzhou n​ach Nanjing verbunden s​owie ein Museum z​um Vertrag v​on Nanjing geschaffen. 1997, i​m Jahr d​er Rückgabe Hongkongs a​n die Volksrepublik, w​urde der Historienfilm Der Opiumkrieg e​in Blockbuster i​n China.[102] Die Rückgabe d​er Kolonie markierte für Großbritannien d​as endgültige Ende d​es britischen Weltreichs u​nd beendete d​ie seit d​em Opiumkrieg erworbene Machtposition i​n Ostasien.[103] Im Jahr 2001 datierten Parteihistoriker d​en Ursprung d​er Vorentwicklung z​ur Kommunistischen Partei a​uf den Ersten Opiumkrieg, u​m dadurch Legitimität z​u gewinnen.[102]

Die westliche Geschichtsschreibung konzentrierte s​ich im 19. Jahrhundert a​uf die Militärkampagne v​on britischer Seite s​owie auf d​ie Gewinnung politischer Zugeständnisse.[104] Karl Marx kritisierte d​ie moralische Dimension d​es Opiumkriegs u​nd ordnete i​hn als Katastrophe für China ein. In seiner Deutung d​er Ereignisse sprach e​r wie v​iele seiner Zeitgenossen d​er chinesischen Gesellschaft Wandlungs- u​nd Reaktionsvermögen a​b und s​ah im Opiumkrieg d​ie Manifestation e​iner historischen Gesetzmäßigkeit. Seine Werke über d​en Opiumkrieg v​on 1850 b​is 1860 wurden innerhalb d​er KP Chinas staatlich sanktionierter Kanon über d​en Opiumkrieg.[105] Demgegenüber geriet d​ie Frage n​ach den direkten Ursachen für d​as Verbot d​es Opiumschmuggels i​n den Hintergrund. Marx' These, d​ass letzten Endes d​ie Silberabflüsse a​us China d​urch den Opiumkonsum z​um Krieg führten, w​urde auch v​on Christopher Bayly vertreten.[106] Ihr w​urde jedoch v​on Immanuel Hsü widersprochen, d​er auf d​ie Bedeutung d​er moralischen Argumente d​er Gegner d​es Opiumhandels hinwies,[107] während für Lovell d​er drohende Autoritäts- u​nd Kontrollverlust d​er kaiserlichen Regierung e​ine zentrale Rolle spielte.[108]

Lin Zexu (1843)

Die Rolle einzelner chinesischer Akteure w​ird von d​er Geschichtsschreibung s​ehr unterschiedlich bewertet, j​e nachdem o​b man s​ie im Kontext e​iner angeblich revolutionär-antikolonialistischen Bewegung o​der unter modernisierungstheoretischen Aspekten betrachtet. Im „revolutionären“ Narrativ d​er chinesischen Geschichtsschreibung s​eit den 1930er Jahren erschien Lin Zexu a​ls heroischer Patriot. Auch i​m Roman River o​f Smoke (2011, dt. „Der rauchblaue Fluss“) v​on Amitav Ghosh w​ird er z​um nicht korrumpierbaren Kämpfer g​egen die frühe Globalisierung stilisiert. Im Kontext e​iner „teleologischen“, a​m Paradigma e​iner Modernisierung d​es Quin-Reiches orientierten Geschichtsschreibung erscheint e​r jedoch a​ls ein unrealistischer, arroganter Mandarin, d​er sich n​ur um s​eine persönliche Reputation kümmert. Hanes u​nd Sanello s​ehen ihn schließlich a​ls entschiedenen Modernisierer, d​er an d​ie Möglichkeit d​er Rehabilitation a​uch langjähriger Opiumkonsumenten glaubte u​nd sich i​m Westen n​ach Gegenmitteln g​egen die Sucht erkundigte, jedoch d​ie Exekution a​ller derjenigen verlangte, d​ie nach 18 Monaten n​icht von i​hr befreit waren, d​a er sah, d​ass die Konsumenten d​as Zweieinhalbfache d​es jährlichen Staatsbudgets für Opium ausgaben.[109]

Auch b​ei chinesischen Historikern g​eht inzwischen d​as Interesse a​n großen Narrativen zurück, wodurch e​in stark fragmentiertes Bild d​er historischen Situation zurückbleibt. Daher fordert d​er chinesisch-amerikanische Historiker Huaiyin Li, d​ie Ereignisse a​us der Sicht d​er damaligen Situation, a​ber unter Einschluss d​er darin angelegten unterschiedlichen Entwicklungspfade (also: Revolution o​der allmähliche Modernisierung) i​n den Blick z​u nehmen.[110] Diesem Anspruch k​ommt möglicherweise d​ie Interpretation d​es russischen Sinologen Sergey Vradiy nahe. Dieser s​ieht in Lin Zexu e​inen wichtigen Vertreter u​nd politischen Denker d​er neokonfuzianischen Statecraft school („Schule d​er Staatskunst“), welche versuchte, v​on den westlichen „Barbaren“, d​ie gleichzeitig d​ie innerasiatischen u​nd Seegrenzen Chinas bedrohten, a​lso auch v​on Russland (das d​en Chinesen s​eit Peter d​em Großen a​ls Vorbild für e​inen erfolgreichen Modernisierungsprozess galt),[111] z​u lernen (經世之用 jing-shi zhi-yong, „Praktisch Nützliches für d​ie Gesellschaft lernen“), u​m sie v​on den Grenzen fernzuhalten u​nd zugleich d​ie eigenen h​ohen moralischen Ansprüche aufrechterhalten z​u können.[112]

Hinsichtlich d​er Frage d​er Nachwirkungen d​es Krieges g​ibt es unterschiedliche Einschätzungen. Der i​m 20. Jahrhundert arbeitende Sinologe John K. Fairbank untersuchte d​ie Opiumkriege detailliert[113] u​nd konzentrierte s​ich ebenso w​ie Immanuel Hsu a​uf die Modernisierungseffekte, welche d​er Konflikt i​n China hervorbrachte. Der i​n Harvard lehrende Historiker Paul A. Cohen stellt a​b den 1990er Jahren e​ine verstärkte Konzentration d​es Forschungsinteresses a​uf Prozesse i​n China selbst fest, welche d​urch die Zugänglichkeit chinesischer Quellen gefördert werde.[114] Der i​n Warwick lehrende Historiker Song-Chuan Chen l​egte 2017 e​ine detaillierte Studie z​um Einfluss d​er britischen Händler i​n Kanton a​uf die britische Kriegsentscheidung u​nd -führung vor.[115]

Jürgen Osterhammel betrachtet d​en Ersten Opiumkrieg i​m weiteren Rahmen d​er britischen Asienstrategie u​nter Palmerston s​eit 1833. Palmerstons Tendenz z​um Interventionismus s​ei auch e​ine Reaktion a​uf die russische Expansionsstrategie i​n Asien, d​urch die e​r die britischen Interessen n​icht nur i​n Afghanistan, sondern a​uch Britisch-Indien selbst bedroht sah.[116]

Literatur

In deutscher Sprache

  • Jonathan D. Spence: Chinas Weg in die Moderne (= Bundeszentrale für Politische Bildung. Schriftenreihe. 704). Erweiterte Neuausgabe. Bundeszentrale für Politische Bildung, München 2008, ISBN 978-3-89331-867-4 („The search for modern China“).

In englischer Sprache

  • Song-Chuan Chen: Merchants of War and Peace. British Knowledge of China in the Making of the Opium War. Hong Kong University Press, Hong Kong 2017, ISBN 978-988-8390-56-4.
  • Peter Ward Fay: The Opium War, 1840–1842. Barbarians in the Celestial Empire in the Early Part of the Nineteenth Century and the War by Which They Forced Her Gates Ajar. The University of North Carolina Press, Chapel Hill NC 1975, ISBN 0-8078-1243-9.
  • Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. The Collapse of the Heavenly Dynasty. Cambridge University Press, Cambridge 2016, ISBN 1-107-06987-4.
  • W. Travis Hanes III, Frank Sanello: The Opium Wars. The Addiction of one Empire and the Corruption of Another. Sourcebooks, Naperville IL 2002, ISBN 1-4022-0149-4.
  • Julia Lovell: The Opium War. Drugs, Dreams and the Making of China. Picador, London u. a. 2011, ISBN 978-0-330-53785-8.
  • Steven R. Platt: Imperial Twilight. The Opium War and the End of China’s Last Golden Age. Alfred A. Knopf, New York NY 2018, ISBN 978-0-345-80302-3.
Commons: Erster Opiumkrieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 10–13, 52 f, 71–73.
  2. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 72–75.
  3. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 1–5.
  4. Adam Smith: Wealth of Nations, I.viii.24; I.ix.15.
  5. Der Opium-Klipper Water Witch auf porcities.org
  6. Konrad Seitz: China. Eine Weltmacht kehrt zurück. 5. Auflage, München 2006, S. 87.
  7. Kai Vogelsang: Geschichte Chinas. 3. Auflage, Stuttgart 2013, S. 439.
  8. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 36 f.
  9. Stephen R. Platt: Imperial Twilight . New York 2019, S. 306 f.
  10. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 304–308.
  11. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 6–9.
  12. Song-Chuan Chen: Merchants of War and Peace: British Knowledge of China in the Making of the Opium War. Hong Kong 2017, S. 54.
  13. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 222–228.
  14. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 21–24.
  15. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 21–24, 36.
  16. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 31 f.
  17. Peter C. Purdue: The First Opium War: The Anglo-Chines War of 1839–1842. MIT, Cambridge, Mass. 2010, S. 6.
  18. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 193–206.
  19. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 2 f, 30, 36 f.
  20. Immanuel C. Y. Hsu: The Rise of Modern China. New York 1970, S. 169.
  21. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 232–237, 325–328.
  22. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 341–354.
  23. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 53.
  24. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 367–382, 390–392.
  25. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 367–382, 390–392.
  26. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 382–387, 399–405.
  27. Roy Jenkins: Gladstone: A Biography. Macmillan, London 1995, S. 59 f.
  28. Dale C. Copeland: Economic Interdependence and War. Princeton 2015, S. 346 f.
  29. Stephen R. Platt: Imperial Twilight – The Opium War and the End of China’s Last Golden Age. New York 2019, S. 410 f.
  30. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 110.
  31. Stephen R. Platt: Imperial Twilight – The Opium War and the End of China’s Last Golden Age. New York 2019, S. 410 f.
  32. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 110.
  33. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 410 f.
  34. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 110–114.
  35. Gilbert Rozman (Hrsg.): The Modernization of China. New York 1981, S. 69.
  36. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 27–29, 32–35.
  37. Tonio Anrade: The Gunpowder Age: China, Military Innovation, and the Rise of the West in World History. Princeton 2016, S. 240–255.
  38. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 110–114.
  39. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 340 f.
  40. Immanuel C. Y. Hsu: The Rise of Modern China. New York 1970, S. 168–169.
  41. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 298-302, S. 312f, S. 323.
  42. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 110–114, 132.
  43. Tonio Anrade: The Gunpowder Age: China, Military Innovation, and the Rise of the West in World History. Princeton 2016, S. 240–255.
  44. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 110–114, 132.
  45. Julia Lovell : The Opium War. London 2011, S. 199–201.
  46. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 383–385.
  47. Zitiert nach Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 491; Originalzitat in englischer Sprache: “Their large cannon have a range of around ten li; they can still hit us when we cannot hit them. This is a result of the poor quality of our ordnance. When they fire, it is like a whole troop of our soldiers fire one after the other; [each of their soldiers can] fire continuously without stopping. When we fire one shot [our soldiers] need a lot of time hurrying around. This is the result of our unfamiliarity with these arts … Although here are many officers and soldiers in the Inner Lands [i.e. China] with a lot of military experience, all of this is with fighting face-to-face. It seems they have never experienced combat when the distance from the enemy is eight to ten li and one has to fight without seeing the enemy’s face. Therefore our forces are often uncoordinated.”
  48. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 10–12, 52 f, 411–415.
  49. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 110 f.
  50. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 10–12, 52 f, 411–415.
  51. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 412–419.
  52. Steve Tsang: A Modern History of Hong Kong. London 2004, S. 11, 21.
  53. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 229–250.
  54. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 261–267.
  55. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 56 , S. 273, 286, 290 f, 305, 310, 320.
  56. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 324 f, 333.
  57. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 202–208.
  58. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 347–365.
  59. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 400–408.
  60. Lukasz Kamienski: Opium Wars. in Paul Joseph: The SAGE Encyclopedia of War: Social Science Perspectives. Los Angeles 2014, Abstract online, zuletzt abgerufen am 9. September 2019.
  61. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 359, 414, 433–435.
  62. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 426f
  63. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 359, 445–445.
  64. John K. Fairbank, Edwin O. Reischauer: China: Tradition and Transformation. Boston 1989, S. 276.
  65. Timothy H. Parson: The Second British Empire: In the Crucible of the Twentieth Century. Lanham, 2014, S. 1
  66. Illustrirte Zeitung Leipzig, Nr. 6 vom 5. August 1843.
  67. Zitiert nach: Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 416; Originalzitat in englischer Sprache: “There is a special relationship between China and the West. Before the Opium War we were unwilling to treat them as equals; after the Opium War they were unwilling to treat us as equals.”
  68. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 469–486, 516.
  69. Udo Ratenhof: Die Chinapolitik des Deutschen Reiches 1871 bis 1945: Wirtschaft, Rüstung, Militär. Berlin, New York 2019, S. 27 ff.
  70. Xiaobing Li: First Opium War. in Xiaobing Li: China at War – An Encyclopedia. Santa Barbara 2012, S. 335–339.
  71. Zitiert nach Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 495 Originalzitat in englischer Sprache: “After the peace, the capital was tranquil and happy again; the atmosphere was like when the rain stops and people forget about the thunder. In pleasant conversation the subject of the war became a taboo that was never raised.”
  72. Jonathan D. Spence: God’s Chinese Son : The Taiping Heavenly Kingdom of Hong Xiuqan. New York 1996, S. 51–56, 61 f.
  73. Immanuel C. Y. Hsu: The Rise of Modern China. New York 1970, S. 270 ff.
  74. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 358–361.
  75. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 496 f.
  76. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 505–507.
  77. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 512 f.
  78. Stephen R. Platt: Imperial Twilight – The Opium War and the End of China’s Last Golden Age. New York 2019, S. 443 f.
  79. Kent Deng und Huangnan Shen sehen eine ähnliche sog. Low Level Equilibrium Trap in der Zeit der Volksrepublik von 1958 bis 1978: From State Resource Allocation to A ‘Low Level Equilibrium Trap’: Re-thinking of Economic Performance of Mao’s China, 1949-78. SSRN Electronic Journal, Januar 2018, DOI: 10.2139/ssrn.3216787.
  80. Kent G. Deng: China’s Political Economy in Modern Times: Changes and Economic Consequences, 1800-2000. Routledge, 2011.
  81. Konrad Seitz: China. Eine Weltmacht kehrt zurück. 5. Auflage, München 2006, S. 20.
  82. Stefan Kroll: Normgenese durch Re-Interpretation: China und das europäische Völkerrecht im 19. und 20. Jahrhundert. Baden-Baden 2012.
  83. Tanisawa, Eiichi谷沢永一 The Lesson from the Opium War. In: Rekishitsū歴史通 („Studying History“), Tokyo 2004, S. 142–144.
  84. Mao Haijian: The Qing Empire and the Opium War. Cambridge 2016, S. 487–490.
  85. Zum damaligen Bildungssystem Chinas vgl. Immanuel C. Y. Hsu: The Rise of Modern China. New York 1970, S. 99-–104.
  86. John K. Fairbank, Edwin O. Reischauer, Albert M. Craig (Hrsg.): East Asia: Tradition & Transformation. Revised Edition. Houghton Mifflin Co., Boston 1989, S. 417.
  87. Hans-Ulrich Wehler: Der amerikanische Handelsimperialismus in China, 1844—1900. In: Jahrbuch für Amerikastudie, 14 (1969), S. 55–74, hier: S. 56 f.
  88. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 426–433.
  89. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 401, 414 f, 441.
  90. Peter C. Purdue: The First Opium War: The Anglo-Chines War of 1839–1842. MIT, Cambridge, Mass. 2010, S. 26, 34.
  91. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 176, 250, 256.
  92. W. Travis Hanes & Frank Sanello: Opium Wars: The Addiction of One Empire and the Corruption of Another. Sourcebooks, Naperville 2002, S. 158 f.
  93. Peter Ward Fay: The Opium War, 1840–1842. Chapel Hill, 1975, 1997, S. 340–342.
  94. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 78–81.
  95. Stephen R. Platt : Imperial Twilight. New York 2019, S. 444–446.
  96. Udo Ratenhof: Die Chinapolitik des Deutschen Reiches 1871 bis 1945: Wirtschaft, Rüstung, Militär. Berlin, New York 2019, S. 31.
  97. Commercielles, in: Außerordentliche Beilage zu Nr. 117 der Leipziger Zeitung, 26. April 1848, S. 2276.
  98. Julia Lovell : The Opium War. London 2011, S. 250 f.
  99. Stephen R. Platt: Imperial Twilight. New York 2019, S. 443 f.
  100. Bob Tadashi Wakabayashi: Opium, Expulsion, Sovereignty. China’s Lessons for Bakumatsu. Monumenta Nipponica, Vol. 47, No. 1 (Frühjahr, 1992), S. 1–6.
  101. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 320–322.
  102. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 342–347.
  103. Piers Brendon: The Decline and Fall of the British Empire. London, 2008, S. 647–655
  104. Song-Chuan Chen: Merchants of War and Peace: British Knowledge of China in the Making of the Opium War. Hong Kong 2017, S. 5–10.
  105. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 310 f.
  106. Christopher A. Bayly: The Birth of the Modern World 1780–1914: Global Connections and Comparisons. Malden, Mass., Oxford 2004, S. 137.
  107. Immanuel C. Y. Hsü: The Rise of Modern China. New York, Oxford 1990, S. 177 f.
  108. Julia Lovell: The Opium War. London 2011, S. 35.
  109. W. Travis Hanes III, Frank Sanello: The Opium Wars. The Addiction of one Empire and the Corruption of Another. Sourcebooks, Naperville IL 2002, S. 37 ff.
  110. Huaiyin Li: Reinventing Modern China: Imagination and Authenticity in Chinese Historical Writing. University of Hawaii Press, 2013.
  111. 林則徐Lin Zexu. 俄羅斯國記要Eluosi-guo ji-yao („Grundlegende Informationen über den russischen Staat“). In: 俄羅斯記要Eluosi ji-yao (Grundlegende Informationen über Russland. Posthum 1882. Shanghai, Druck vom Holzstock).
  112. Sergey Vradiy: The Interest in World Geography in 19th Century China and “Fundamental Informationabout the Russian State” by Lin Zexu. Institute of History, Archeology and Ethnography of Peoples of the Far East, Wladiwostok 2008. Online auf Server des Slavic-Eurasian Research Center (PDF).
  113. John K. Fairbank, Edwin O. Reischauer (Hrsg.): China: Tradition and Transformation. Allen & Unwin, London, Crows Nest (Australien) 1989.
  114. James L. Hevia: English Lessons: The Pedagogy of Imperialism in Nineteenth-Century China. Durham 2003, S. 8–10.
  115. Song-Chuan Chen: Merchants of War and Peace: British Knowledge of China in the Making of the Opium War. Hong Kong 2017, S. 5–10.
  116. Jürgen Osterhammel: China und die Weltgesellschaft. München 1989, S. 132–136.

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