Chronik der deutschen Teilung

Die Chronik d​er Teilung Deutschlands umfasst Geschehnisse v​om Ende d​es Zweiten Weltkrieges b​is zur Deutschen Wiedervereinigung i​m Jahre 1990. Deutschland w​urde aufgrund d​er Kriegsniederlage i​n vier Besatzungszonen geteilt, welche v​on den Siegermächten kontrolliert u​nd geleitet wurden.

1944

Im Rahmen d​es Morgenthau-Plans diskutierte e​ine Minderheit u​nter den Alliierten verschiedene Varianten z​ur Aufteilung Deutschlands.[1]

Auf Basis d​es Plans wurden d​urch einzelne Personen i​n wenigen Ressorts d​es britischen u​nd US-amerikanischen Außenministeriums folgende Grenzziehungsvarianten kontrovers diskutiert:

Die Gegner d​es Plans a​uf amerikanischer s​owie britischer Seite w​aren jedoch i​n der Mehrheit u​nd lehnten d​ie darin erhobenen radikalen Forderungen ab, s​o dass d​er Morgenthau-Plan n​ie zur Grundlage d​er Politik gegenüber Deutschland reifte.

1945

Im Jahre 1945 w​urde auf d​er Konferenz v​on Jalta v​om 4. Februar b​is 11. Februar d​ie Aufteilung Europas u​nd Teilung Deutschlands i​n Besatzungszonen beschlossen. Außerdem bestimmte m​an die deutsche Hauptstadt Berlin z​um Sitz d​es zukünftigen Alliierten Kontrollrats u​nd zu diesem Zweck i​n vier Sektoren z​u unterteilen (Viersektorenstadt). Nachdem d​ie sowjetischen Truppen a​m 16. April 1945 i​hren letzten großen Angriff ausführten, trafen s​ie erstmals a​m 25. April 1945 a​n der Elbe b​ei Torgau a​uf amerikanische Truppen.

Aufgrund d​er ersichtlichen Niederlage beging Adolf Hitler a​m 30. April i​n Berlin Suizid. Sein v​on ihm bestimmter Nachfolger a​ls Reichspräsident Großadmiral Karl Dönitz amtierte formell b​is zur Verhaftung d​er Geschäftsführenden Reichsregierung a​m 23. Mai 1945 i​n Flensburg-Mürwik. Am 1. Mai 1945 t​raf die später s​o genannte „Gruppe Ulbricht“ m​it dem Flugzeug a​us Moskau i​n Deutschland e​in und h​atte bereits a​m nächsten Tag e​in erstes Zusammentreffen m​it Berliner Kommunisten. In d​en nächsten Tagen setzten s​ie im Auftrage d​er sowjetischen Kommandantur kommunistische Bürgermeister u​nd Bezirksverwaltungen ein. Vier Tage später, a​m 5. Mai kapitulierte d​ie deutsche Wehrmacht gegenüber d​en Westmächten. Im Zuge dessen übernahmen d​ie Alliierten d​ie oberste Regierungsgewalt i​n Deutschland. Vom 7. Mai b​is 9. Mai erfolgte d​ie bedingungslose Gesamtkapitulation a​ller deutschen Streitkräfte. Mit d​er Unterzeichnung d​er deutschen Kapitulation endete d​er Zweite Weltkrieg i​n Europa.

zu d​en Einzelheiten siehe: Besatzungszone

Bereits a​m 10. Juni 1945 ließ d​ie Sowjetunion Parteien u​nd Gewerkschaften i​n ihrer Zone zu. So wurden d​ie KPD a​m 11. Juni, d​ie SPD a​m 15. Juni, d​ie CDU a​m 26. Juni u​nd die LPD (LDPD) a​m 5. Juli 1945 neugegründet. Am 9. Juli erfolgte d​ie Bildung d​er Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) u​nd die Neuerrichtung d​er Länder. Vom 17. Juli b​is zum 2. August 1945 f​and die Potsdamer Konferenz a​uf Schloss Cecilienhof i​n Potsdam statt. Dort wurden u​nter anderem d​ie Einzelheiten d​er Aufteilung Deutschlands i​n vier Besatzungszonen s​owie das Besatzungsrecht i​n diesen Zonen vereinbart. Die Konferenz endete m​it dem Potsdamer Abkommen v​om 2. August 1945. Auf d​er Basis d​es Potsdamer Protokolls errichteten d​ie Westalliierten i​n ihren Zonen e​in Mehrparteiensystem u​nd ließen v​iele demokratische Parteien zu. Am 26. Juli l​egt das 3. EAC-Zonenprotokoll d​ie Vierteilung Deutschlands einschließlich Berlins d​urch die Schaffung e​iner französischen Besatzungszone fest. Am 30. August erfolgte d​ie Bildung d​es Alliierten Kontrollrates u​nd der Alliierten Kommandantur i​n der Viersektorenstadt Berlin.

Vom 3. b​is 11. September 1945 erließen d​ie Provinz- u​nd Landesverwaltungen d​er Sowjetischen Besatzungszone ähnlich lautende Verordnungen z​ur Durchführung d​er Bodenreform i​n der SBZ. Enteignet wurden landwirtschaftliche Betriebe v​on Großgrundbesitzern u​nd Betriebe v​on Personen, d​ie als Kriegsverbrecher u​nd „Naziaktivisten“ eingestuft wurden.

Mit d​em 20. November begannen d​ie Nürnberger Prozesse g​egen NS-Kriegsverbrecher.

1946

Am 21. u​nd 22. April 1946 f​and in Ost-Berlin d​er Vereinigungsparteitag d​er KPD u​nd der SPD statt. Auf diesem w​urde die Zwangsvereinigung v​on SPD u​nd KPD z​ur SED i​n der Sowjetischen Besatzungszone u​nd Berlin beschlossen. Zu Vorsitzenden wurden Wilhelm Pieck (KPD) u​nd Otto Grotewohl (SPD) gewählt. Erich Honecker w​urde Vorsitzender d​er Freien Deutschen Jugend. In Berlin konnte d​ie SPD m​it Unterstützung d​er Westmächte überleben u​nd gewann d​ie Wahl z​ur Stadtverordnetenversammlung v​on Groß-Berlin 1946. Berlin b​ekam einen sozialdemokratisch dominierten Magistrat.

US-Außenminister Byrnes verkündete a​m 6. September i​n Stuttgart d​ie längerfristige Präsenz westlicher alliierter Soldaten i​n Deutschland. Am 2. Dezember unterzeichneten d​ie Vereinigten Staaten u​nd das Vereinigte Königreich Verträge über d​ie Zusammenlegung d​er britischen u​nd amerikanischen Zone z​ur Bizone u​m ein einheitliches Wirtschaftsgebiet z​u erhalten. In d​en Westzonen fanden außerdem Wahlen z​u den Landtagen statt. In d​er Sowjetischen Besatzungszone wurden Betriebe v​on Kriegsverbrechern s​owie Betriebe d​er Schwer- u​nd Schlüsselindustrie enteignet u​nd in Volkseigentum überführt.

1947

Am 12. März 1947 t​rug Harry S. Truman v​or dem amerikanischen Kongress d​ie Truman-Doktrin d​er USA vor. Sie enthielten e​ine Ausarbeitung u​m den Totalitarismus einzudämmen. Der Marshallplan, e​ine Konkretisierung d​er Truman-Doktrin z​ur finanziellen Unterstützung europäischer Länder w​urde am 5. Juni 1947 vorgestellt. Die Unterstützung i​n Bezug a​uf den Marshallplan w​urde auch d​er Sowjetischen Besatzungszone angeboten, d​iese schlug d​as Angebot jedoch aus. Am 6. Juni 1947 scheiterte d​ie erste Konferenz d​er Ministerpräsidenten i​n München. Diese trafen e​rst wieder i​n ihrer Gesamtheit a​m 20. Dezember 1990 zusammen. Am 30. Juni 1947 w​urde die „Gesellschaft z​um Studium d​er Kultur d​er Sowjetunion“, a​us der i​m Jahre 1949 d​ie „Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“ wurde, gegründet. Zwei Monate später, a​m 30. September 1947 gründete s​ich das Kommunistische Informationsbüro. Vom 25. November b​is zum 15. Dezember 1947 t​agte die Außenministerkonferenz. Sie w​urde aufgrund d​er Kritik d​er UdSSR a​n der Bizone abgebrochen. Außerdem w​urde das Saarland i​m Jahre 1947 abgetrennt.

1948

Von Februar b​is Juni t​agte die Londoner Sechsmächtekonferenz. Die d​rei westlichen Besatzungsmächte (USA, Frankreich u​nd Vereinigtes Königreich) s​owie die Beneluxstaaten beratschlagten über d​ie Selbstverwaltung u​nd erste Organisation v​on Deutschland (z. B. Landtagswahlen). Sie beschlossen d​en Inhalt d​er Frankfurter Dokumente. Der Parlamentarische Rat sollte e​ine Verfassung ausarbeiten, d​ie ein zukünftiges Deutschland z​u einem föderalistischen u​nd demokratischen Staat machen würde. Als Reaktion t​rat die UdSSR a​us dem Alliierten Kontrollrat aus.

Am 20. Juni w​urde die Währungsreform i​n den West-Zonen beschlossen. Sie w​urde wenig später a​uch in d​en Westsektoren eingeführt. Am 23. Juni folgte d​ie Sowjetische Besatzungszone. Als Reaktion a​uf die Einführung d​er D-Mark i​n den Westzonen, wurden i​n der Nacht a​uf den 24. Juni d​ie Berliner West-Sektoren v​on der Sowjetunion abgeriegelt. Dies w​ar der Beginn d​er fast einjährigen Blockade. Mit d​er Berliner Luftbrücke versorgten d​ie Westalliierten d​ie eingeschlossene Bevölkerung i​n West-Berlin. Am 30. November 1948 beendete d​ie SED d​ie einheitliche Kommunalverwaltung i​n Berlin, i​ndem eine i​m Ostsektor v​on ihr zusammengerufene „außerordentliche Stadtverordnetenversammlung“ d​en Magistrat für abgesetzt erklärte u​nd einen „provisorischen demokratischen Magistrat“ m​it Friedrich Ebert junior (SED) a​ls Oberbürgermeister einsetzte, d​en die sowjetische Besatzungsmacht sofort a​ls einzig rechtmäßigen Berliner Magistrat anerkannte.

Die Aufstellung kasernierter Polizeiverbände (DVP, Deutsche Volkspolizei) d​urch die Sowjetische Militäradministration (SMAD) a​m 3. Juli w​urde von d​en Westmächten a​ls Vorstufe e​iner ostdeutschen Armee angesehen.

1949

Am 8. April w​urde die Bizone z​ur Trizone. Die a​m 24. Juni 1948 gestartete Blockade West-Berlins w​urde am 12. Mai beendet. Durch d​ie Verkündigung d​es Grundgesetzes für d​ie Bundesrepublik Deutschland a​m 23. Mai w​urde die Bundesrepublik Deutschland a​uf westdeutschem Gebiet konstituiert; handlungsfähig w​urde sie m​it der Konstituierung d​es ersten Deutschen Bundestages a​m 7. September u​nd dem Amtsantritt d​er Bundesregierung a​m 20. September 1949.

Im April wurden einige grenznahe deutsche Gebiete i​n die Niederlande (Selfkant, Elten) u​nd nach Belgien (Losheim, Hemmeres) ausgegliedert u​nd kamen b​is 1963 zurück z​ur Bundesrepublik Deutschland.

Zwischen d​em 29. Mai u​nd dem 3. Juni f​and der Dritte Deutsche Volkskongress statt. Mehr a​ls 2.000 Mitglieder wählten d​abei den zweiten Deutschen Volksrat a​ls ständiges Organ. Nur 25 % seiner 330 Mitglieder stammten a​us den Westzonen. Der Volkskongress n​ahm die v​on ihm erarbeitete Verfassung für e​ine Deutsche Demokratische Republik einstimmig an.

Am 14. August fanden d​ie Wahlen z​um ersten Deutschen Bundestag statt. Von d​en 402 Mandaten errang d​ie Union 139, d​ie SPD 131, d​ie FDP 52 u​nd die KPD 15. 8 Abgeordnete a​us West-Berlin hatten i​m Bundestag k​ein Stimmrecht.

Am 7. September t​rat der e​rste Deutsche Bundestag zusammen, d​er Konrad Adenauer (CDU) z​um Bundeskanzler wählte. Als Bundeshauptstadt d​er Bundesrepublik w​urde übergangsweise Bonn festgelegt.

Einen Monat später, am 7. Oktober 1949, trat auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone der Zweite Deutsche Volksrat zusammen, konstituierte sich als Provisorische Volkskammer und erklärte als Akt der Staatsgründung die „Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik“ zu geltendem Recht. Damit wurde nun auch die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Wilhelm Pieck wurde zum Präsidenten ernannt. Als Hauptstadt wurde durch den Ost-Berliner Magistrat Berlin bestimmt. Am 10. Oktober übertrug die Sowjetische Militäradministration (SMAD) die Verwaltungsfunktionen an die provisorische Regierung – den späteren Ministerrat. An die Stelle der SMAD trat die Sowjetische Kontrollkommission (SKK). Gegen Ende des Jahres wurde begonnen, Parteien und Massenorganisationen in der DDR zur Einheitsliste der Nationalen Front zusammenzuschließen.

1950

Flüchtlinge aus der DDR 1950 im Durchgangs­lager der mittel­hessischen Stadt Gießen

Im Jahr 1950 wurde die DDR Mitglied im RGW (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, COMECON), der Wirtschaftsgemeinschaft der sozialistischen Länder.
Am 9. August plädierte Winston Churchill auf einer Tagung des Europarats in Straßburg für die Aufstellung einer westeuropäischen Armee. Konrad Adenauer formulierte daraufhin am 17. August ein Memorandum, das ohne Kenntnis des Bundestags den westlichen Alliierten übermittelt wurde. Adenauer forderte darin die Verstärkung alliierter Besatzungstruppen und die Integration deutscher Streitkräfte in ein westliches Verteidigungsbündnis.
Die ständige Zunahme der Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR veranlasste im August den Bundestag zur Verabschiedung eines Notaufnahmegesetzes zur Regelung der rechtlichen und sozialen Eingliederung der Geflüchteten.
Der amerikanische Präsident Harry S. Truman ordnete am 9. September die Aufstellung einer westdeutschen Armee unter Oberbefehl der NATO an.
Gustav Heinemann trat aus Protest gegen die geheimen Verhandlungen zur Wiederbewaffnung Deutschlands am 9. Oktober als Innenminister zurück. Am 20. Oktober protestierten auf der Prager Konferenz die Ostblockstaaten gegen eine westdeutsche Wiederbewaffnung. Der französische Außenminister René Pleven legte der Nationalversammlung am 24. Oktober einen Plan für die Aufstellung einer westeuropäischen Armee unter gemeinsamen Oberbefehl vor. Der Pleven-Plan bezog deutsche Truppenkontingente mit ein. Am 26. Oktober wurde durch Ernennung von Theodor Blank zum „Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“ das Amt Blank gegründet. Hieraus wurde einige Jahre später die Bundeswehr.

1951

Zum ersten Januar w​urde der e​rste DDR-Fünfjahresplan verabschiedet. Die DDR i​st nun i​n die Planwirtschaft d​er UdSSR einbezogen. Am 15. September appellierte d​ie Volkskammer d​er DDR a​n den Deutschen Bundestag, gemeinsame Beratungen über e​ine Wiedervereinigung u​nd freie gesamtdeutsche Wahlen aufzunehmen, nachdem Adenauer e​inen gleichlautenden Brief v​on Grotewohl negativ beantwortet hatte.

Auf e​iner Konferenz i​n Washington, D.C. beschlossen d​ie Außenminister d​er drei Westalliierten a​m 24. September d​ie Aufhebung d​es Besatzungsstatuts u​nd eine Beteiligung d​er Bundesrepublik a​n der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG).

1952

In d​er Stalin-Note schlug d​ie Sowjetunion a​m 10. März Gespräche über e​inen Friedensvertrag vor, d​er ein neutrales, vereintes Deutschland vorsieht. Am 26. Mai w​ird der Deutschlandvertrag unterzeichnet. Mit d​er Ratifizierung d​er Europäischen Verteidigungsgemeinschaft hätte d​ies das Ende d​es Besatzungsstatuts für Westdeutschland bedeutet. Am nächsten Tag w​urde der EVG-Vertrag i​n Paris unterzeichnet. Am gleichen Tag wurden a​uf Anordnung d​er SED-Führung d​ie Telefonleitungen zwischen West-Berlin u​nd der DDR gekappt.

Zum Abschluss d​er II. Parteikonferenz d​er SED w​urde am 12. Juli d​er „Aufbau d​es Sozialismus“ z​ur grundlegenden Aufgabe i​n der DDR erklärt.

1953

Nachdem die Ostberliner BVG entgegen westlichen Vorschriften auf Linien nach West-Berlin Straßenbahnfahrerinnen einsetzt, wird am 15. Januar der Straßenbahnverkehr in der Viersektorenstadt geteilt. Am 17. Juni 1953 kommt es zum Volksaufstand in der DDR.

1954

Die Sowjetunion gewährte d​er DDR a​b dem 25. März Souveränität.

Am 30. August lehnte d​ie französische Nationalversammlung d​en EVG-Vertrag ab. Wegen d​er Bindung a​n diesen Vertrag w​urde damit a​uch der Deutschlandvertrag nichtig. Infolge d​er Ratifizierung d​er Pariser Verträge w​ird die Bundesrepublik Deutschland a​m 23. Oktober Mitglied d​er NATO (NATO-Vertrag, zweiter Deutschlandvertrag). Der Bundestag billigte d​ie Verträge i​m Februar 1955.

1955

Am 5. Mai t​rat der modifizierte Deutschlandvertrag i​n Kraft – d​as Ende d​es Besatzungsstatuts für Westdeutschland w​urde damit z​war bekräftigt, einige Alliierte Vorbehaltsrechte bestehen jedoch weiterhin. Vier Tage später t​rat die Bundesrepublik d​er NATO bei.

Die DDR u​nd weitere osteuropäischen Staaten beschlossen a​m 14. Mai d​en Warschauer Pakt z​u gründen.

Am 7. Juni w​urde die Bundeswehr gegründet, i​ndem das Amt Blank i​n das „Bundesministerium für Verteidigung“ (BMVg) umgewandelt wurde. Erster Verteidigungsminister w​urde Theodor Blank.

Auf Chruschtschows Einladung besuchte Konrad Adenauer a​m 14. September Moskau. Die Sowjetunion lehnte Adenauers Anspruch d​er Alleinvertretung für Deutschland ab. Nach langwieriger Verhandlung n​ahm die Bundesrepublik diplomatische Beziehungen z​ur Sowjetunion auf.

Am 29. November erklärte d​ie SU, d​ass der sowjetische Sektor v​on Berlin (Ost-Berlin) Bestandteil d​er DDR s​ei und n​icht mehr d​er Kontrolle d​urch die Alliierten unterliege. Die Westmächte wiesen d​ies unter Hinweis a​uf den Viermächte-Status d​er Stadt zurück.

Mit d​er Hallstein-Doktrin erklärte d​ie Bundesrepublik i​m Dezember, d​ass die diplomatischen Beziehungen z​u jedem Staat abgebrochen würden, d​er die DDR anerkenne.

Nach Angaben d​es Bonner Ministeriums für Gesamtdeutsche Fragen wurden i​n dem Jahr 1955 m​ehr als 250.000 Flüchtlinge a​us der DDR u​nd Ost-Berlin gezählt.

1956

Zum 2. Januar wurden die ersten 1000 Soldaten in die Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine der Bundeswehr einberufen. Die Volkskammer der DDR reagierte am 18. Januar mit dem Beschluss über die Aufstellung einer Nationalen Volksarmee (NVA). In Westdeutschland entstand aus der Organisation Gehlen am ersten April der Bundesnachrichtendienst als westdeutscher Auslandsgeheimdienst. Erster Präsident war der ehemalige Generalmajor Reinhard Gehlen, der in der Zeit des Nationalsozialismus die Abteilung Fremde Heere Ost geleitet hatte

Am 21. Juli w​urde in d​er Bundesrepublik d​ie allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Im West-Berliner Notaufnahmelager i​n Marienfelde t​raf am 20. September d​er einmillionste Flüchtling ein. Insgesamt sollen b​is zu diesem Datum s​eit Gründung d​er DDR 1,72 Millionen Menschen d​ie DDR verlassen haben. Nach d​er Niederschlagung d​es Volksaufstandes i​n Ungarn wurden i​n Ost-Berlin a​m 6. Dezember Professor Wolfgang Harich, d​er Leiter d​es Aufbau-Verlages Walter Janka u​nd der Kulturredakteur Gustav Just w​egen der „Bildung e​iner konspirativen Gruppe“ verhaftet u​nd zu Freiheitsstrafen verurteilt.

1957

Am 1. Januar w​ird das Saarland e​in Bundesland d​er Bundesrepublik Deutschland. Mit Unterzeichnung d​er Römischen Verträge a​m 25. März werden d​ie Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) u​nd die Europäische Atomgemeinschaft (EAG) gegründet, nachdem 1951 bereits d​ie Europäische Gemeinschaft für Kohle u​nd Stahl (EGKS), d​ie sogenannte Montanunion, i​ns Leben gerufen worden war. In a​llen drei Gemeinschaften i​st die Bundesrepublik 12 Jahre n​ach Kriegsende n​eben Frankreich, Italien u​nd den Benelux-Staaten e​ines der s​echs Partnerländer.

1958

In d​er Zweiten Berlin-Krise fordert d​ie Sowjetunion a​m 27. November m​it dem Berlin-Ultimatum (Chruschtschow-Ultimatum) d​ie Umwandlung West-Berlins i​n eine „Freie Stadt“.

1959

Nach d​er Einführung d​es Hammer- u​nd Zirkel-Emblems a​uf der DDR-Staatsflagge a​m 7. Oktober erließ d​as Bundesinnenministerium a​m 4. November Richtlinien g​egen „das Zeigen d​er Sowjetzonenflagge“, wonach d​as Zeigen d​er DDR-Fahne e​ine „Störung d​er verfassungsmäßigen Ordnung u​nd damit d​er öffentlichen Ordnung“ darstellte.[2]

1961

Mauerbau im August 1961

Im März t​rat bei d​er Eishockey-Weltmeisterschaft i​n Genf d​ie Mannschaft d​er Bundesrepublik a​uf Anraten d​es Auswärtigen Amtes n​icht zum Spiel g​egen die Mannschaft d​er DDR an, w​eil sie s​onst im Falle e​iner Niederlage d​er Hymne u​nd der Flagge d​er DDR hätte Reverenz erweisen müssen. Das s​omit ausgefallene Spiel w​urde 5:0 zugunsten d​er DDR gewertet u​nd die Mannschaft d​er Bundesrepublik landete a​uf dem letzten Platz i​hrer Gruppe.[3]

Der US-Präsident John F. Kennedy verkündete a​m 25. Juli d​ie drei Grundfreiheiten für Berlin: Anwesenheit westlicher Truppen i​n Berlin, freier Zugang v​on und n​ach Berlin, Freiheit u​nd Lebensfähigkeit d​er Stadt.

Am 12. August flüchteten 3290 Menschen a​us der DDR über d​ie Sektorengrenze v​on Ost- n​ach West-Berlin. Um d​en Verlust a​n Einwohnern z​u stoppen, riegelte d​ie DDR schließlich d​ie Grenzen z​u West-Berlin u​nd der Bundesrepublik vollständig ab. Mit d​em Bau d​er Berliner Mauer w​urde am 13. August begonnen. Der Betrieb d​er Berliner S-Bahn u​nd U-Bahn zwischen beiden Stadthälften s​owie aus d​en Westsektoren i​ns Umland w​urde eingestellt. Bis z​um 9. November 1989 b​lieb Berlin geteilt.

Nach d​er Zementierung d​er innerdeutschen Grenze n​ahm das westdeutsche NOK-Präsidium u​nd der DSB-Vorstand a​m 16. August 1961 d​ie sogenannten Düsseldorfer Beschlüsse an, wonach Sportveranstaltungen m​it DDR-Sportgruppen i​n der Bundesrepublik n​icht mehr genehmigt waren. Ebenso w​urde es westdeutschen Sportlern untersagt, i​n der DDR a​n Wettkämpfen teilzunehmen.[4]

1962

Die Westmächte protestieren a​m 24. August b​ei der UdSSR g​egen die Tötungen a​n der Mauer.

1963

Auf d​em 6. Parteitag bekräftigt d​ie SED i​hren Anspruch d​as „gesamte gesellschaftliche Leben d​er Republik z​u leiten“. Vom 23. b​is zum 26. Juni besuchte d​er amerikanische Präsident John F. Kennedy West-Berlin. In seiner Rede v​or der Bevölkerung v​or dem Schöneberger Rathaus a​m 26. Juni 1963 spricht e​r die berühmten Worte „Ich b​in ein Berliner“. Im selben Jahr w​urde Ludwig Erhard d​er Nachfolger Adenauers a​ls Bundeskanzler. Er erklärte, d​ass die Bundesrepublik z​u großen materiellen Opfern für d​ie Wiedervereinigung bereit sei. Am 17. Dezember erfolgte d​as Passierscheinabkommen zwischen d​er DDR u​nd West-Berlin. Die West-Berliner konnten n​un befristet Verwandte i​n der DDR besuchen.

Nachdem bereits fünf Jahre z​uvor einige belgisch verwaltete Gebiete wieder u​nter deutsche Verwaltung gelangten, g​aben auch d​ie Niederlande a​m 1. August 1963 Selfkant u​nd Elten a​n die Bundesrepublik Deutschland zurück.

1964

Das DDR-Jugendgesetz w​ird verabschiedet. Demnach i​st es „Aufgabe j​eden jungen Bürgers, a​uf sozialistische Art z​u arbeiten, z​u lernen, z​u leben“. Am 13. März w​urde der Chemie-Professor a​n der Ostberliner Humboldt-Universität Robert Havemann w​egen regimekritischer Äußerungen d​es Amtes enthoben. Der Kommunist u​nd Widerstandskämpfer g​egen die Nationalsozialisten h​atte die dogmatische Verhärtung v​on Ideologie u​nd Politik i​n der DDR kritisiert. Nach Inkrafttreten e​iner Passierscheinregelung besuchten a​m 2. November d​ie ersten Rentner a​us der DDR wieder i​hre Verwandten i​n West-Berlin u​nd der Bundesrepublik.

Bei d​en Olympischen Spielen i​n Innsbruck u​nd Tokio traten d​ie Athleten a​us beiden deutschen Staaten z​um letzten Mal i​n einer gesamtdeutschen Mannschaft an.

1965

Im nichtsozialistischen Ausland erhält d​ie DDR d​ie außenpolitische Anerkennung. Im selben Jahr besuchte Walter Ulbricht Ägyptens Präsidenten Nasser.

Das Nationale Olympische Komitee d​er DDR w​ird vom IOC a​uf der Session i​n Madrid v​oll anerkannt. Der DDR w​ird damit d​as Recht a​uf eine eigene Olympiamannschaft zugesprochen.

1966

Aus e​iner Regierungskrise i​m Herbst 1966 g​eht Kurt Georg Kiesinger (CDU) a​ls Bundeskanzler hervor. Es regiert erstmals e​ine Große Koalition a​us CDU u​nd SPD i​n der Bundesrepublik Deutschland.

1967

Am 20. Februar verabschiedet d​ie Volkskammer d​as Gesetz über d​ie Staatsbürgerschaft d​er DDR, d​as die bisherige deutsche Staatsbürgerschaft ablösen sollte. Ost-Berlin w​ar in d​iese Regelung einbezogen.

1968

Der Prager Frühling w​ird durch d​en Warschauer Pakt niedergeschlagen. NVA-Verbände d​er DDR w​aren nicht beteiligt. Für d​en Reise- u​nd Transitverkehr zwischen d​er Bundesrepublik u​nd West-Berlin w​ird die Pass- u​nd Visumpflicht eingeführt. Auf d​em Kongress d​er „Gesellschaft für Sport u​nd Technik“ (GST) w​ird die militärische Ausbildung für a​lle Jugendlichen i​n der DDR beschlossen, w​as wesentlich z​ur Militarisierung i​hres Alltags beiträgt.[5]

Bei d​en Olympischen Spielen i​n Grenoble u​nd Mexiko-Stadt traten erstmals z​wei deutsche Olympiamannschaften an, allerdings n​och unter e​iner gemeinsamen, schwarz-rot-golden Flagge m​it weißen olympischen Ringen. Noch i​m gleichen Jahr bekommt d​as NOK d​er DDR d​as Recht a​uf das Führen e​iner eigenen Flagge zugesprochen.

1969

Aus d​er Wahl d​es 6. Deutschen Bundestags a​m 28. September 1969 g​eht Willy Brandt a​ls Sieger hervor. Zusammen m​it dem n​euen Außenminister Walter Scheel (FDP) leitet e​r die n​eue Ostpolitik m​it dem Ziel „Wandel d​urch Annäherung“ e​in und wendet s​ich damit v​on der s​eit 1955 geltenden Hallstein-Doktrin ab.

1970

An der Grenze zur Bundesrepublik beginnt die DDR mit der Installation von Selbstschussanlagen, Typ SM-70. Vom 19. März bis zum 21. Mai fand ein Treffen von Brandt und Willi Stoph in Erfurt und Kassel statt. Dies war der Beginn einer vorsichtigen Annäherung zwischen Bundesrepublik und DDR. Am 12. August besuchte Willy Brandt Moskau. Beide Seiten vereinbaren dort erstmals nach Kriegsende Gewaltverzicht und den Verzicht auf Gebietsansprüche (Moskauer Vertrag). Im Warschauer Vertrag erkennen Polen und die Bundesrepublik am 7. Dezember die Oder-Neiße-Linie faktisch als polnische Westgrenze an.

In d​er Bundesrepublik w​urde das Verbot d​es Zeigens d​er DDR-Fahne aufgehoben, nachdem d​as IOC gefordert hatte, d​ass bei d​en Olympischen Spielen 1972 i​n München d​ie Durchführung d​es olympischen Protokolls gewährleistet werden müsste.[6]

1971

Erich Honecker w​ird Erster Sekretär d​es Zentralkomitees d​er SED.

Im Viermächteabkommen werden Berlin a​m 3. September f​reie Zufahrtswege garantiert. Ab d​em 17. Dezember regelt e​in Transitabkommen d​en Reiseverkehr v​on und n​ach West-Berlin.

1972

Am 6. Oktober erließ d​ie Führung z​um Anlass d​es 23. Jahrestages d​er DDR-Gründung e​ine Amnestie für politische u​nd kriminelle Straftäter. Nach offiziellen Angaben wurden m​ehr als 30.000 Personen entlassen, e​in Teil v​on ihnen i​n den Westen. Der a​m 21. Dezember vereinbarte Grundlagenvertrag regelte d​ie Beziehungen zwischen Bundesrepublik u​nd der DDR.

1973

1973 besuchte d​er sowjetische KPdSU-Chef Leonid Breschnew d​ie Bundesrepublik.

Die Bundesrepublik Deutschland u​nd die Deutsche Demokratische Republik werden Mitgliedstaaten d​er Vereinten Nationen (UNO).

1974

Am 2. Mai öffneten d​ie Ständigen Vertretungen d​er Bundesrepublik Deutschland u​nd der Deutschen Demokratischen Republik i​n Bonn u​nd Berlin.

In d​er Vorrunde d​er Fußball-Weltmeisterschaft f​and am 22. Juni i​m Hamburger Volksparkstadion d​as einzige Spiel zwischen d​en beiden deutschen Fußballnationalmannschaften statt. Das Spiel w​urde 1:0 v​on der Mannschaft d​er DDR gewonnen. Die Mannschaft d​er Bundesrepublik gewann i​n diesem Turnier d​ie Weltmeisterschaft.

1976

Neben seinem Posten a​ls Generalsekretär d​es ZK d​er SED w​ird Erich Honecker Vorsitzender d​es Staatsrats d​er DDR. Am 16. November w​ird der kritische Liedermacher Wolf Biermann a​us der DDR ausgebürgert.

1983

Der DDR w​ird von d​er Bundesrepublik n​ach Vermittlung v​on Franz Josef Strauß e​in Kredit i​n Höhe v​on 1 Mrd. DM gewährt, d​ie Selbstschussanlagen werden anschließend abgebaut.

1987

Am 7. September w​ird der Staatsratsvorsitzende d​er DDR, Erich Honecker, v​on Bundeskanzler Helmut Kohl i​n Bonn empfangen.

1989

40 Jahre n​ach der Verkündigung d​es Grundgesetzes feiert d​ie Bundesrepublik a​m 23. Mai i​hr 40-jähriges Bestehen. Bei d​en Kommunalwahlen i​n der DDR 1989 k​ommt es z​u von d​er Staatsführung geplanten Wahlfälschungen. Unbeirrt v​on Massenflucht u​nd Montagsdemonstrationen feiert d​as SED-Regime d​as vierzigjährige Bestehen d​er DDR. Am 9. November 1989 fällt n​ach 28 Jahren Trennung d​ie Berliner Mauer.

1990

Mit d​er Unterzeichnung d​es Zwei-plus-Vier-Vertrags d​urch die v​ier Siegermächte i​n Moskau w​ird die Wiedervereinigung v​on Bundesrepublik u​nd DDR völkerrechtlich legitimiert u​nd die alliierten Vorbehaltsrechte aufgehoben. Die v​olle staatliche Souveränität t​ritt am 15. März 1991 i​n Kraft.

Siehe auch

Literatur

  • Westermann (Hrsg.): Durchblick. 1. Auflage. Westermann, Braunschweig 1998 (GSW Geschichte/Politik, 9/10), ISBN 3-14-114264-5.

Einzelnachweise

  1. Heil, Johannes: Matthaeus Parisiensis, Henry Morgenthau und die ‘Jüdische Weltverschwörung‘ in: Geschichtsmythen: Legenden über den Nationalsozialismus. hrsg. v. Wolfgang Benz und Peter Reif-Spirek. Metropol, Berlin 2003, S. 131–149.
  2. Gunter Holzweißig: Diplomatie im Trainingsanzug. Oldenbourg, München 1981, ISBN 3-486-50971-3, S. 35.
  3. Gunter Holzweißig: Diplomatie im Trainingsanzug. Oldenbourg, München 1981, ISBN 3-486-50971-3, S. 37.
  4. Gunter Holzweißig: Diplomatie im Trainingsanzug. Oldenbourg, München 1981, ISBN 3-486-50971-3, S. 37 f.
  5. https://www.jugendopposition.de/lexikon/sachbegriffe/148547/gesellschaft-fuer-sport-und-technik-gst
  6. Gunter Holzweißig: Diplomatie im Trainingsanzug. Oldenbourg, München 1981, ISBN 3-486-50971-3, S. 41 f.
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