Wendershausen (Witzenhausen)
Wendershausen ist ein Stadtteil von Witzenhausen im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.
Wendershausen Stadt Witzenhausen | ||
---|---|---|
Höhe: | 138 m ü. NHN | |
Fläche: | 4,83 km²[1] | |
Einwohner: | 675 (Dez. 2015)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 140 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Oktober 1971 | |
Postleitzahl: | 37215 | |
Vorwahl: | 05542 | |
Lage von Wendershausen in Hessen | ||
Wendershausen |
Geschichte
Wendershausen kann zu den ältesten Siedlungen im unteren Werratal gezählt werden. Siedlungsplätze an fischreichen Gewässern oder Bachläufen sind von Siedlern bevorzugt worden.
Die erstmalige schriftliche Erwähnung des Ortes datierte aus dem Jahre 1271. Dieses Schriftstück, ein zufälliges Dokument, ist ein Beleg dafür, dass der Ort damals schon existierte. Inhalt der Urkunde war ein Verkauf dreier Hufen Landes in Welbach von den Herren von Rieden an das Kloster Mariengarten.[1]
Orte mit der Endung -hausen können bezüglich Namensgebung der frühkarolingischen Zeit zugeordnet werden, etwa dem achten Jahrhundert. Der Siedlungsbeginn liegt vermutlich viel weiter zurück. Es spricht einiges dafür, dass die Bewohner ihre Behausung im näheren Umkreis der Kirche errichteten. Wendershausen war oft Handelsobjekt zwischen adeligen und geistlichen Grundherren. Der Ortsname wurde in der Vergangenheit oft geändert. Er wechselte von Wengenhusenn über Wengershusen, Wengirshusen, Wendershusen und Wengershausen zu Wendershausen. Wovon der Ortsname abgeleitet wurde, ist nicht zweifelsfrei zu erklären.
Die Wendershäuser werden regional auch als Kniephörner (Hirschkäfer) bezeichnet. Zur Herkunft dieser Bezeichnung gibt es eine Legende: Am süd-östlichen Ortsrand von Wendershausen gibt es die Flurbezeichnung "Der Eichhof". Aus alten Dokumenten geht hervor, dass hier einmal ein Eichenhain gestanden hat. Wenn man sich in längst vergangenen Zeiten auf der alten Handelsstraße zwischen Wendershausen und dem Ludwigstein fortbewegte, kam man durch diesen Eichenhain. In den Sommermonaten bevölkerten Hirschkäfer, als es noch viele davon gab, die Eichenbäume, um den austretenden Saft auf den Blättern aufzunehmen. Durch die vielen Hirschkäfer auf den Eichenbäumen sahen diese Bäume eher dunkel als grün aus. Es ist also naheliegend, dass man infolge dieses Anblickes den Ort Kniephornshusen nannte und die Bewohner Kniephörner. Die Hirschkäfer fügen den Bäumen keinen Schaden zu, sie gelten als nützliche Tiere.
Am 1. Oktober 1971 wurde Wendershausen in die Stadt Witzenhausen eingegliedert.[3]
Burg Ludwigstein
Auf einem vorspringenden Bergkopf über dem Ort befindet sich die 1415 erbaute Burg Ludwigstein, die heute als Jugendherberge genutzt wird. Die Burg war ursprünglich als Amtssitz des Amtes Witzenhausen und daneben als Grenzbefestigung zum im Besitz des Bistums Mainz befindlichen Eichsfeld mit der Burg Hanstein von Landgraf Ludwig I. von Hessen erbaut worden. Am 28. April 1416 wurde Hans von Dörnberg zum ersten Amtsmann auf der Burg Ludwigstein ernannt. Damit begann das Amt Ludwigstein. 1627 wurde das Amt Ludwigstein als Teil der "Rotenburger Quart" durch Moritz von Hessen-Kassel dessen zweiter Ehefrau Juliane von Nassau-Dillenburg und ihren Nachkommen im Rahmen der Teilung der hessischen Besitzungen überlassen. Als 1664 das Amt Ludwigsburg mit dem Schultheißenamt Witzenhausen vereinigt wurde verlor die Burg den Status als Amtssitz und Sitz von Verwaltung und Gericht. Die Burg wurde nun von landwirtschaftlichen Pächtern bewohnt, bis auch diese 1830 ihren nun als Domänenverwaltung bezeichneten Sitz nach Wendershausen verlegten. Nach dem Erlöschen der Nebenlinie fielen die Besitzungen 1834 zurück an das Haupthaus Hessen-Kassel. 1882 wurde die Burg nach diversen Nutzungsänderungen als entbehrlich aus der Unterhaltsverpflichtung entlassen.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
- 1466: 8 Hausgesesse
- 1543: 17 Hausgesesse
- 1575/85: 25 Hausgesesse
- 1681: 18 Hausgesesse
- 1747: 35 Mannschaften mit 33 Feuerstellen = 201 Einwohner
Wendershausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1834 | 454 | |||
1840 | 473 | |||
1846 | 463 | |||
1852 | 487 | |||
1858 | 406 | |||
1864 | 422 | |||
1871 | 476 | |||
1875 | 500 | |||
1885 | 434 | |||
1895 | 455 | |||
1905 | 510 | |||
1910 | 530 | |||
1925 | 580 | |||
1939 | 556 | |||
1946 | 850 | |||
1950 | 850 | |||
1956 | 753 | |||
1961 | 741 | |||
1967 | 762 | |||
1970 | 763 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1] |
Religionszugehörigkeit
• 1961: | 680 evangelische (= 91,77 %), 52 katholische (= 7,02 %)[1] |
Sehenswürdigkeiten
Burg Ludwigstein
Westlich des Ortes liegt die spätmittelalterliche Burg Ludwigstein, die seit 1920 als Jugendburg genutzt wird.
Kirche
Eine Kirche ist für Wendershausen spätestens im Jahr 1295 anzunehmen, als ein plebanus (Priester) urkundlich erwähnt ist. Ein halbes Jahrhundert später finden auch die Kirche selbst und der Kirchhof eine schriftliche Erwähnung. Im Dreißigjährigen Krieg brannte die Kirche bis auf die Grundmauern ab, das heutige Kirchengebäude wurde 1739/40 neu errichtet.[1]
Zweiburgenblick
Nahe dem westlichen Ortsausgang sind am Zweiburgenblick im Werratal der Ludwigstein und die Ruine der Burg Hanstein zu sehen.
Einzelnachweise
- Wendershausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 2. Juli 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Stadtteil Wendershausen im Internetauftritt der Stadt Witzenhausen, abgerufen im Oktober 2018.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 410.
Weblinks
- Stadtteil Wendershausen im Internetauftritt der Stadt Witzenhausen.
- Wendershausen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Wendershausen In: Hessische Bibliographie[1]
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!