Wanfried
Wanfried [ˈvanfʁiːt] ist eine Kleinstadt im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis. Sie ist bekannt für ihren historischen Stadtkern mit vielen erhaltenen denkmalgeschützten Fachwerkhäusern.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Werra-Meißner-Kreis | |
Höhe: | 190 m ü. NHN | |
Fläche: | 46,88 km2 | |
Einwohner: | 4190 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 89 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 37281 | |
Vorwahlen: | 05655, 05651 | |
Kfz-Kennzeichen: | ESW, WIZ | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 36 013 | |
Stadtgliederung: | 4 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktstr. 18 37281 Wanfried | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Wilhelm Gebhard (CDU) | |
Lage der Stadt Wanfried im Werra-Meißner-Kreis | ||
Geographie
Die Stadt liegt im Osten des nordhessischen Werra-Meißner-Kreises direkt an der Landesgrenze zu Thüringen. Sie befindet sich im Tal der Werra nordöstlich des Schlierbachswalds; nordöstlich von Wanfried schließt sich jenseits der Landesgrenze der thüringische Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal an.
Die hessische Mittelstadt Eschwege liegt etwa 11 km flussabwärts im Westen. Weitere Städte in der Nähe sind Mühlhausen/Thüringen etwa 25 km östlich und Eisenach etwa 28 km im Südosten.
Wanfried ist die östlichste Stadt Hessens. Sie liegt im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land. Nach dem Wegfall der innerdeutschen Grenze liegt Wanfried in der Mitte Deutschlands.
Nachbargemeinden
Frieda | Döringsdorf | Hildebrandshausen |
Eschwege | Katharinenberg | |
Weißenborn | Großburschla | Treffurt |
Wanfried grenzt im Norden an die Gemeinde Geismar, Ortsteil Döringsdorf (Landkreis Eichsfeld, Thüringen), im Osten an die Gemeinde Südeichsfeld im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen, im Südosten und Süden an die Stadt Treffurt (im thüringischen Wartburgkreis) sowie im Westen an die Stadt Eschwege und die Gemeinde Meinhard, Ortsteil Frieda (beide im Werra-Meißner-Kreis).
Stadtgliederung
Die Stadt besteht aus den Stadtteilen: Kernstadt Wanfried, Altenburschla, Aue, Heldra mit Siedlung Bahnhof Großburschla und Völkershausen mit dem Gut Marienhof.
Geschichte
Wanfried ist eine uralte Siedlung. Als der hl. Bonifatius in diese Gegend kam, bestand sie schon. Es gab dort auch schon Christen. Er baute die ersten Kirchen, auch auf dem Hülfensberg errichtete er eine Kirche und ein Kloster. Vom Hülfensberg blickend soll der Hl. Bonifatius einer Legende nach gesagt haben: „Wann wird endlich Frieden schweben über dieser schönen Aue“. Volksetymologisch erklärte man sich daraus die Ortsnamen Wanfried, Frieda, Schwebda, Aue.
Als Ort im Grenzgebiet war Wanfried, das schon vor 813 unter dem Namen „In wanen In Riden“ und auch als „Uuanenreodum“ erwähnt wurde,[2] häufig Versatz- und Pfandobjekt der hessischen und thüringischen Landgrafen, deren Interessensbereiche hier aneinander stießen. Der 1035 als Wenefridun erwähnte Ort wurde nach der Schlacht bei Wettin (1264) an Thüringen abgetreten. Um seine junge hessische Landgrafschaft auszuweiten, kaufte Heinrich I. im Jahr 1306 vom thüringischen Landgrafen die Orte Wanfried und Frieda und einige eichsfeldische Dörfer. Wenige Jahre später begannen mit einem Überfall Hermanns II. von Treffurt die kriegerischen Auseinandersetzungen um den Besitz Wanfrieds. Hermann konnte den Ort in einem Handstreich nehmen, sich jedoch dort nicht festsetzen, denn schon 1336 wurde Hermanns Burg Normannstein von einer Koalition hessischer, kurmainzischer und sächsischer Truppen eingenommen. Nachdem der Besitz unter den Siegern verteilt worden war, suchte der hessische Landgraf Otto I. die neuen, isolierten Besitzungen durch eine Landbrücke an sein Territorium zu binden. Zu diesem Zweck erwarb er 1365 von den benachbarten Herren zu Völkershausen deren Gericht mit den Dörfern Völkershausen, Altenburschla, Heldra, Helderbach, Rambach und Weißenborn. Zum Bezirk der Zent Wanfried gehörten seitdem außer Wanfried selbst die sechs Dörfer des benachbarten Gerichts Völkershausen und der eichsfeldische Ort Döringsdorf. Bevor Wanfried endgültig an die hessischen Landgrafen überging, kam es im Verlauf des Sternerkrieges zu Ende des 14. Jahrhunderts noch einmal zu erneuten Konflikten mit dem benachbarten Thüringen.
Wanfried wurde durch Privileg des Landgrafen Moritz von Hessen am 30. August 1608 zur Stadt erhoben und erhielt Marktgerechtigkeit.
Im Jahr 1616 wird die Stadt Wanfried im „Verzeichnis der fürnembsten Städte Europas“ als bedeutender Handelsplatz genannt.[3] Als Ausgangspunkt der Werraschifffahrt, deren Flusssystem durch Schleusen in Eschwege und Allendorf gesichert worden war, erwuchs der Ort zu einem Handelszentrum, in dem Waren aller Art umgeschlagen wurden. Nachdem die gelöschten Güter das Zollamt „Auf der Schlagd“ passiert hatten, wurden sie in die Lagerhäuser der Stadt verfrachtet und später auf dem Landweg weitertransportiert. Die Fuhrleute brachten die zumeist aus den Küstenstädten kommende Ware vor allem nach Thüringen und Bayern; wichtige Anlaufstellen waren die dortigen Handelszentren Leipzig und Nürnberg.
Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Stadt am 25. Juni 1626 von Truppen Tillys geplündert und niedergebrannt. Ab 1627 gehörte Wanfried zum Herrschaftsbereich des Rotenburger Quart und war ab 1667 Residenz der katholischen Seitenlinie Hessen-Wanfried der Hessen-Kasseler Landgrafen. 1667 zog Landgraf Karl als Begründer der Linie im dortigen Schloss ein. Die Söhne Karls, Wilhelm und Christian, regierten dort bis zum Erlöschen der Linie im Jahr 1755. Entsprechend dem Hausvertrag fiel die Landgrafschaft Hessen-Wanfried an Hessen-Rotenburg zurück. 1834 fiel auch Hessen-Rotenburg an die Hauptlinie Hessen-Kassel zurück.
Die Stadt begann 1665 mit dem Bau einer Stadtmauer, die das aus einem Erdwall mit hölzerner Palisade bestehende bisherige Verteidigungswerk ersetzte.
Die ehemalige Bedeutung Wanfrieds als Umschlagplatz belegt eine Handelsbilanz von der Wende vom 17. ins 18. Jahrhundert. Zu dieser Zeit betrug die Schiffsausfuhr ca. 80.000 Zentner, die Abfuhr bemaß sich auf 132.000 Zentner im Jahr. Bevorzugtes Handelsgut waren Kaffee, Zucker, Öl, Gewürze, Tabak, Wollwaren, Wein, Honig und Fisch. In dieser Zeit entstanden die prächtigen Handelshäuser an der Marktstraße, stattliche Bürger- und Wirtshäuser, Herbergen, eine Börse und ein Brauhaus.
Am 18. April 1813 wurde Wanfried während der Befreiungskriege durch Friedrich von Hellwig von den französischen Besatzern befreit.[4]
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Bedeutung der Werraschifffahrt mehr und mehr zurück, da sich der Gütertransport auf die Schiene verlagerte. Wanfried wurde im Jahr 1902 an die Werratalbahn angeschlossen.
Eine kuriose Geschichte um Wanfried entstammt dem Tagebucheintrag von Cosima Wagner vom 4. Mai 1874. Daraus sowie aus dem Kommentar der Herausgeber des Bandes geht deutlich hervor, dass die Benennung des neuen Wohnhauses der Familie Wagner in Bayreuth, des sogenannten Haus Wahnfried, auf den Ort Wanfried zurückgeht:[5]
„… in Hessen gäbe es einen Ort Wahnfried, es habe ihn (gemeint ist ihr Ehemann, Richard Wagner) so mystisch berührt, diese Zusammensetzung der beiden Worte, und wie das Gedicht von Goethe, was nur zu dem Weisen gesprochen sei, so würde nur der Sinnige ahnen, was wir darunter verstehen.“
Im 19. Jahrhundert verblühte der Reichtum der Handelsstadt Wanfried. Die Wälle und Türme wurden geschleift, das alte Rathaus abgerissen. Den ehemaligen Glanz der Stadt haben nur die prächtigen Fachwerkhäuser im Stadtkern überdauert, die ein nahezu ungestörtes Ensemble bilden.
Die Bevölkerung ist seit der Reformation überwiegend protestantisch. Die kleine katholische Pfarrgemeinde (gegründet 1908 als Kuratiegemeinde) wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene stark an.
1945 wurde auf dem Wanfrieder Herrensitz „Kalkhof“ das Wanfrieder Abkommen geschlossen, ein Gebietstausch zwischen der US-amerikanischen und sowjetischen Besatzungszone entlang der sogenannten „Whisky-Wodka-Linie“.
Unter dem Pseudonym „Friedheim“ trat die kleine Zonengrenzstadt in den Spielfilmen „Der Willi-Busch-Report“ und „Deutschfieber“ des Regisseurs Niklaus Schilling auf, die 1979 und im Jahr nach der Wiedervereinigung produziert wurden. Wanfried bzw. „Friedheim“ stand darin für einen äußerst ruhigen und nachrichtenarmen Ort, in den der Lokalredakteur einer Heimatzeitung durch heimlich von ihm selbst initiierte Ereignisse an der Grenze Leben bringen wollte, über das er dann in seinem Journal berichten konnte.
Die Stadt Wanfried feierte im Jahr 2008 das Jubiläum „400 Jahre Stadtrechte“ und im Jahr 2013 die 1200-jährige urkundliche Ersterwähnung.
Nach zunehmendem Leerstand in der Altstadt von Wanfried engagiert sich die 2006 gegründete lokale Initiative „Bürgergruppe für den Erhalt Wanfrieder Häuser“ zunehmend für den Erhalt und warb neue Immobilieneigentümer u. a. aus den Ballungsgebieten und den Niederlanden an. Der Leerstand konnte seitdem erheblich verringert werden, viele Altbauten und denkmalgeschützte Fachwerkhäuser wurden saniert und der Zuzug in die Gemeinde stieg an.[6]
Am 1. Oktober 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständige Gemeinde Völkershausen auf freiwilliger Basis als Stadtteil eingegliedert.[7] Am 31. Dezember 1971 kam Aue hinzu.[8] Altenburschla und Heldra folgten am 1. April 1972.[9] Für alle Stadtteile von Wanfried wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[10]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Wanfried lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][11]
- 1015: in pago Westergowi
- nach 1365: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Wanfried
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wanfried
- 1627–1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wanfried
- ab 1807: Königreich Westphalen, Departement des Harzes, Distrikt Heiligenstadt, Kanton Wanfried
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Amt Wanfried[12]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
- ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Eschwege
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (ab 1946), Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wanfried 4286 Einwohner. Darunter waren 47 (1,1 %) Ausländer, von denen 15 aus dem EU-Ausland, 22 aus anderen Europäischen Ländern und 10 aus anderen Staaten kamen.[13] Nach dem Lebensalter waren 651 Einwohner unter 18 Jahren, 1515 waren zwischen 18 und 49, 1023 zwischen 50 und 64 und 1077 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 1941 Haushalten. Davon waren 582 Singlehaushalte, 582 Paare ohne Kinder und 573 Paare mit Kindern sowie 171 Alleinerziehende und 33 Wohngemeinschaften. In 486 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 1170 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[14]
Einwohnerzahlen
Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
- 1574: 117 Haushaltungen
- 1747: 232 Haushaltungen
Wanfried: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2015 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1834 | 1.720 | |||
1840 | 2.120 | |||
1846 | 2.179 | |||
1852 | 2.021 | |||
1858 | 1.842 | |||
1864 | 2.084 | |||
1871 | 2.020 | |||
1875 | 1.896 | |||
1885 | 2.168 | |||
1895 | 2.265 | |||
1905 | 2.367 | |||
1910 | 2.368 | |||
1925 | 2.412 | |||
1939 | 2.698 | |||
1946 | 3.660 | |||
1950 | 4.013 | |||
1956 | 3.928 | |||
1961 | 3.779 | |||
1967 | 3.659 | |||
1970 | 3.579 | |||
1973 | 5.395 | |||
1975 | 5.275 | |||
1980 | 5.201 | |||
1985 | 5.041 | |||
1990 | 4.945 | |||
1995 | 4.940 | |||
2000 | 4.731 | |||
2005 | 4.390 | |||
2010 | 4.204 | |||
2011 | 4.286 | |||
2015 | 4.131 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [2]; Hessisches Statistisches Informationssystem[15]; Zensus 2011[13] Nach 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte. |
Historische Religionszugehörigkeit
• 1885: | 1912 evangelische (= 88,19 %), 168 katholische (= 7,75 %), 88 jüdische (= 4,06 %) Einwohner[2] |
• 1961: | 2860 evangelische (= 75,69 %), 847 katholische (= 22,41 %) Einwohner[2] |
• 2011: | 2835 evangelische (= 66,4 %), 527 katholische (= 13,2 %), 906 sonstige (= 21,2 %) Einwohner[16] |
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Bei den ersten Kommunalwahlen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges am 27. Januar 1946 nahmen anlässlich der Wahl der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Wanfried von 1.622 Wahlberechtigten insgesamt 1.475 Wähler ihr Wahlrecht wahr. Davon waren 1.452 Stimmen gültig und 23 ungültig. Die gültigen Stimmen verteilten sich auf die SPD (771 Stimmen), CDU (391 Stimmen), KPD (96 Stimmen) und LDP (194 Stimmen).[17]
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[18] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[19][20][21][22]
Stadtverordnetenversammlung – Kommunalwahlen 2021 | |
---|---|
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
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CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 53,0 | 10 | 55,0 | 10 | 53,0 | 12 | 44,7 | 10 | 40,8 | 9 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 28,9 | 6 | 40,1 | 8 | 43,0 | 10 | 50,0 | 12 | 59,2 | 14 |
FWG | Freie Wählergemeinschaft Wanfried | 12,6 | 2 | – | – | – | – | – | – | – | – |
Linke | Die Linke | 5,5 | 1 | – | – | – | – | – | – | – | – |
FDP | Freie Demokratische Partei | – | – | 4,9 | 1 | 4,0 | 1 | 5,3 | 1 | – | – |
Gesamt | 100,0 | 19 | 100,0 | 19 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | |
Wahlbeteiligung in % | 60,7 | 61,6 | 66,7 | 65,5 | 66,4 |
Bürgermeister
Bürgermeister ist seit Oktober 2007 Wilhelm Gebhard (CDU). Er setzte sich mit 51,7 % gegen seinen Vorgänger Otto Frank (SPD) durch, der seit 1989 amtierte. Bei der Wiederwahl im Mai 2013 war Gebhard einziger Kandidat. Er wurde mit 92,52 % im Amt bestätigt.
Die Bürgermeisterwahl 2019 wurde zusammen mit der Europawahl 2019 als Verbundwahl am 26. Mai 2019 durchgeführt. Bewerber der Bürgermeisterwahl 2019 waren der bisherige Amtsinhaber Wilhelm Gebhard (CDU) und der parteilose Matthias Philipp, dessen Kandidatur durch die SPD unterstützt wurde. Auf Gebhard entfielen 82,68 % und auf Philipp 17,32 % der gültigen Stimmen. Wilhelm Gebhard wurde zum dritten Mal zum Bürgermeister der Stadt Wanfried gewählt.[23] Die Amtszeit beträgt sechs Jahre.
Die nächste Bürgermeisterwahl findet voraussichtlich im Jahr 2025 statt.
Wappen
Blasonierung: „In Silber (Weiß) ein rotes Feld im Herzbereich des Schildes; davor das linksgedrehte Brustbild eines silbernen (weißen) geharnischten Ritters mit einem geschulterten silbernen (weißen) Schwert.“ | |
Wappenbegründung: Schon das älteste bekannte Siegel von 1578 zeigte einen Ritter. Es kann sich um eine Rolandsfigur handeln, die hier als Zeichen der Gerichtsstätte, in das Wappen kam. Es ist jedoch auch eine ortseigene Wappenbildung denkbar, demnach steht der Ritter als Friedenswahrer (Wahr’n Fried) in der ständig umkämpften grenznahen Stadt. |
Banner
[24] | Banner:„Das Banner ist blau-weiß längsgestreift mit dem aufgelegten Wappen in der Mitte.“
Städtepartnerschaften
Städtepartnerschaften bestehen mit Plouescat im Département Finistère in Frankreich und mit Schörfling in Österreich. Der Stadtteil Altenburschla ist verschwistert mit Villeneuve-les-Sablons im Département Oise in Frankreich.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Wanfrieder Heimatmuseum und Dokumentationszentrum zur deutschen Nachkriegsgeschichte, bis Ende 2019 im Keudellschen Schloss
- Heimatmuseum in Heldra
- Turmmuseum in der Wasserburg Aue seit Juni 2016[25]
- Keudellsches Schloss
- Mühle, Heimatmuseum Heldra
Bauwerke
- Neogotische evangelische Stadtkirche (1884–1888) mit reicher originaler Ausmalung und Ausstattung (Architekt Hermann Rüppel 1845–1900)
- neogotische katholische Stadtkirche (1907–1908)
- Landgrafenschloss (16. Jahrhundert)
- Wanfrieder Schlagd, alter Werrahafen mit Fachwerk-Lagerhäusern
- Bahnhof Wanfried: Eröffnung 1902, Einstellung Personenverkehr 1981, Güterverkehr 1996
- Postamt (1906–1998)
- Gut Kalkhof – am 17. Sept. 1945 wurde hier das Wanfrieder Abkommen verhandelt
- ehemalige Ölmühle
- Landgrafenschloss 16. Jahrhundert
- Schlagd Werrahafen
- Bahnhof Wanfried 1902–1996
- Postamt 1906–1998
- Gut Kalkhof
- Keudellsches Schloss
- Rathaus, erbaut im 17. Jahrhundert
- Harmsches Haus aus der Schifffahrtszeit
- Hotel „Zum Schwan“, aufwändig restauriertes Fachwerkhaus aus dem Jahr 1690
- Alte Post, ehemaliges Thurn- und Taxisches Posthaus, erbaut 1751
- Plesseturm, erbaut 1964
- „Kapelle der Einheit“ und Eichsfelder Kreuz, errichtet unmittelbar an der ehemaligen innerdeutschen Grenze bei Döringsdorf
Kulturdenkmäler
In Wanfried und Stadtteilen sind 5 Gesamtanlagen, sowie 149 Kulturdenkmäler ausgewiesen[26].
Naturdenkmäler
- Plesse (Wanfried) (479,6 m ü. NHN), Berg mit 60 m hoher Felswand aus hellem Kalkstein und Plesseturm, bei Wanfried
- Elfengrund im Gatterbachtal, Wasserfall im Naturschutzgebiet „Plesse-Konstein“
- Heldrastein (503,8 m ü. NHN; „König des Werratals“), Berg mit 62 m hoher und 2 km breiter Felswand und Turm der Einheit, bei Treffurt
- Hülfensberg (448,2 m ü. NHN), waldreicher Berg und Wallfahrtsort bei Geismar
- Pestlinde in der Nähe des Werraufers, ein von dem damaligen Pfarrer Johannes Gleim im Jahr 1683 auf das Grab seines Freundes Jakob Faber gepflanzter Baum
- Schlosslinde am Wallgraben des ehemaligen Landgrafenschlosses
Sport
- Schützenverein Wanfried 1568 e. V.
- Schützenverein Aue 1927 e. V.
- VfL Wanfried e. V.
- Angelsportverein Wanfried e. V.
- Reitverein Wanfried e. V.
Freizeit und Tourismus
- Werratal-Radweg
- Schwimmbad (Freibad)
- Bolzplatz
- Premiumwanderweg P 5 Plesse, P 6 Heldrastein und P 12 Mainzer Köpfe
- Aussichtsturm Plesse (Plesseturm)
- Aussichtsturm Heldrastein
- Grillplatz Plesse
Regelmäßige Veranstaltungen
- Wanfrieder Vogelschießen, das Volks-, Schützen- und Heimatfest jährlich am zweiten Wochenende im Juli, dabei tritt seit 1948 der Brombeermann auf
- Weihnachtsmarkt am 2. Samstag im Dezember
- Strohbärenfest in Heldra (am Aschermittwoch)
- Jazz-Matinee; Kalkhof im Frühsommer
- Wanfrieder Lesung; im Sommer
- Weinfest; jährlich am 3. Samstag im September
Trivia
Die Dreharbeiten zum Spielfilm „Der Willi-Busch-Report“ von 1979 fanden überwiegend in Wanfried statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Am 11. April 1861 wurde die Druckerei Israel & Avenarius in Wanfried gegründet. Peter Israel leitete 1872 den Buchdruck ein, Schwerpunkt der Produktion blieb jedoch bis heute die Bedruckung und Veredlung von Verpackungsmaterialien, zunächst Tüten und Beuteln. 1938 wurde das Unternehmen in eine OHG umgewandelt und änderte den Namen in Wanfried-Druck Arthur und Wilhelm Kalden OHG. Nach dem Krieg wurde die Fabrikation und Bedruckung von Verpackungskartonagen und Etiketten zum Hauptgeschäftsfeld.[27]
Am 28. Februar 1889 wurde am östlichen Stadtrand die Wanfrieder Schmiergelwerk Gottlob Gries KG gegründet. Das Werk produzierte für Großkunden der Holz- und Metallverarbeitung die durch zahlreiche Patente geschützten ELEFANT-Schmirgelpapiere.[28]
Verkehr
Durch das an der Deutschen Fachwerkstraße liegende Wanfried führen die Bundesstraßen B 249 und B 250.
Wanfried lag an der 1700 eingerichteten Fahrpostroute Leipzig–Kassel im Rahmen der Fernpostlinie Moskau–Amsterdam. Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Bedeutung der Werraschifffahrt mehr und mehr zurückging und sich der Gütertransport zunehmend auf die Schiene verlagerte, wurde Wanfried im Jahre 1902 an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Die 1902 in Betrieb genommene Bahnstrecke Schwebda–Wartha verband Wanfried mit Eschwege im Westen sowie Treffurt, Creuzburg und Eisenach im Süden. Am 3. Juli 1945 wurde wegen der Grenzziehung der Verkehr zwischen Heldra und Treffurt eingestellt. Auf der Strecke Schwebda–Wanfried wurde der Personenverkehr am 31. Mai 1981 beendet, der Güterverkehr nach Wanfried endete am 1. Oktober 1994, die kaum noch genutzte Weiterführung nach Großburschla war schon am 23. Mai 1993 eingestellt worden. Die Gleise in und um Wanfried wurden bis 1998 abgebaut, zwischen Wanfried und Altenburschla wird die Trasse heute als Radweg genutzt.
Die Werra ist im Gewässerabschnitt um Wanfried noch immer als eine sonstige Binnenwasserstraße des Bundes klassifiziert.[29]
Bildung
Die Stadt verfügt über eine Grundschule (Gerhart-Hauptmann-Schule) und eine Integrierte Gesamtschule (Elisabeth-Selbert-Schule), welche seit dem Schuljahr 2006/07 als Außenstelle der Eschweger Anne-Frank-Schule fungiert.
Söhne und Töchter der Stadt
- Hermann Dahlmann (1892–1978), Generalleutnant der Luftwaffe
- Gundolf Gries (* 1943), deutscher Politiker (CDU)
- Friedrich Hahn (1784–1858), kurhessischer Anwalt
- Charlotte Amalie von Hessen-Wanfried (1679–1722), Fürstin von Siebenbürgen
- Christian von Hessen-Wanfried (1689–1755), Landgraf von Hessen-Wanfried und von Hessen-Rheinfels
- Christina Francisca von Hessen-Wanfried (1688–1728), Fürstin von Löwenstein-Wertheim
- Maria Anna von Hessen-Wanfried (1685–1764), landgräfliche Prinzessin
- Sophia Leopoldina von Hessen-Wanfried (1681–1724), Gräfin von Hohenlohe-Bartenstein
- Karl Philipp Franz zu Hohenlohe-Bartenstein (1702–1763), Reichsfürst
- Maria Caroline Charlotte von Ingenheim (1704–1749), Freifrau und Favoritin des späteren Kurfürsten Karl Albrecht von Bayern
- Heinrich Marx (1879–1938), Jurist und Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Hessen-Nassau
- Petrus Paganus (1532–1576), deutscher neulateinischer Dichter, Humanist und Weintrinker
- Wilhelm Rexrodt (1895–1969), deutscher Politiker (DDP, LDP)
- Abraham Stein (1818–1884), deutscher Rabbiner
- Georg Gottlob Ungewitter (1820–1864), deutscher Architekt und Baumeister
- Erika Wagner (1933–2011), hessische Politikerin (SPD) und Abgeordnete des Hessischen Landtags
Literatur
- Wanfried. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 16, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 382.
- Reinhold Strauß: Chronik der Stadt Wanfried. Carl Braun, Wanfried 1908 (archive.org [abgerufen am 5. Mai 2015]).
- Wilhelm Dilich: Hessische Chronica. 1608, S. 135–136, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10804499-4.
- Literatur über Wanfried nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Wanfried, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Illustration von Daniel Meisner von 1624: Wanfridt. Fugiens Fumum Indicit In Ignem (Digitalisat)
- Wanfried, Stadtlanage, Bestandsaufnahme, Situationsplan (Kopie der Flurkarte von 1740), (Archiv)
Einzelnachweise
- Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2020 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Wanfried, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. Juli 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Der "Führer durchs Werratal und die angrenzenden Gebiete, Eschwege 2. Aufl. 1930 gibt S. 177 als Veröffentlichungsdatum dieses Verzeichnisses 1550 an.
- Wilhelm Pippart: Der Überfall von Wanfried am 18. April 1813. In: Hessenland. 27. Jahrgang, Nr. 1. Friedrich Scheel, Kassel 1913 (orka.bibliothek.uni-kassel.de).
- Cosima Wagner: Die Tagebücher. Ediert und kommentiert von Martin Gregor-Dellin und Dietrich Mack. Band 2. Piper, München/Zürich 1982, S. 814f. (Eintrag vom 4. Mai 1874). Auch Kommentar der Hg. S. 1206
- Kampf gegen den Leerstand: Wie Wanfried Niederländer und Stadtmenschen für sich gewinnt, Hessenschau.de, 19. November 2016
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 25. Oktober 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 43, S. 1603, Punkt 1425; Abs. 6. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,6 MB]).
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 29. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 48, S. 1917, Punkt 1571; Abs. 8. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 388 und 389.
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- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
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- Bevölkerung nach Staatsangehörigkeitsgruppen: Wanfried, Stadt. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Januar 2021.
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- Religionszugehörigkeit: Wanfried, Stadt. In: Zensus2011. Bayerisches Landesamt für Statistik, abgerufen im Januar 2021.
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- Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
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- Ergebnis der Gemeindewahl am 18. März 2001. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original; abgerufen im April 2001.
- Magistrat der Stadt Wanfried: Amtliche Bekanntmachung vom 04.06.2019 Bekanntmachung des endgültigen Wahlergebnisses und des Namens des gewählten Bewerbers der Wahl des Bürgermeisters in der Stadt Wanfried am 26. Mai 2019. Magistrat der Stadt Wanfried, 5. Juni 2019, abgerufen am 6. Juni 2019.
- Banner der Stadt Wanfried am Rathaus
- Tobias Stück: Der Turm der Wasserburg Aue ist das kleinste Museum Hessens. In: Werra-Rundschau. Werra Verlag Kluthe GmbH & Co. KG, 3. Juni 2016 (werra-rundschau.de).
- Peer Zietz: Kulturdenkmäler in Hessen. Werra-Meißner-Kreis I. Altkreis Eschwege – 1991. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Vieweg&Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1999, ISBN 3-528-06240-1.
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- Verzeichnis der sonstigen Binnenwasserstraßen des Bundes, veröffentlicht in Verzeichnis E, Lfd.Nr. 62 und Verz. F der Chronik (Memento vom 22. Juli 2016 im Internet Archive), Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes